Lade Inhalt...

Entwicklung eines Zuordnungsverfahrens für logistische Handlungsalternativen zu Wandlungstreibern bei produzierenden Unternehmen

©2002 Diplomarbeit 124 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Zusammenfassung:
Die Turbulenz des Unternehmensumfeldes, die sich in ständig ändernden Anforderungen und Wünsche der Kunden bezüglich des zu erbringenden Leistungsumfangs ausdrückt, bildet das Ausgangsproblem der vorliegenden Arbeit.
In einem ersten Schritt sollen die Einflussgrößen, auch Wandlungstreiber genannt, die auf ein produzierendes Unternehmen einwirken identifiziert und katalogisiert werden.
Zu diesen Einflussgrößen sollen mögliche Handlungsalternativen der Unternehmen aufgezeigt werden. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf Handlungsalternativen aus dem Bereich der Logistik, insbesondere auf Steuerungsverfahren.
Schließlich soll ein Bewertungsverfahren entwickelt werden, das am Beispiel der Produktionsplanungs- und Steuerungssysteme die Eignung der Handlungsalternativen überprüft, auf bestimmte Einflüsse reagieren zu können. Es soll eine direkte Zuordnung von Einflussgrößen und Handlungsalternativen möglich sein.
Mithilfe dieses Bewertungsverfahrens soll dann die Auswahl des am besten geeigneten Steuerungsverfahrens bei verschiedenen Einflüssen auf die Produktion vorgenommen werden.

Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
InhaltsverzeichnisI
AbbildungsverzeichnisIII
AbkürzungenV
AbstractVI
1.Einleitung1
1.1Zielsetzung und Aufbau der Arbeit1
1.2Vorgehensweise2
2.Stand der Technik4
2.1Wandlungsfähige Unternehmen und geänderte Märkte4
2.2Aktuelle und geplante Forschungsvorhaben7
2.3Einflussgrößen und ausgewählte Handlungsalternativen10
2.3.1Einflussgrößen auf die Produktion10
2.3.2Vorstellung üblicher Steuerungsverfahren15
2.4Resümee21
3.Einflussgrößen auf die Produktion und entsprechende Handlungsalternativen22
3.1Identifikation und Einteilung der Einflussgrößen22
3.1.1Auswahl der Einteilungsmethode24
3.1.2Einteilung nach Bereichen des Unternehmens26
3.2Allgemeine Handlungsalternativen34
3.2.1Bedeutung der Logistik im turbulenten Umfeld49
3.2.2Ausgewählte Handlungsalternativen im Bereich der Logistik50
4.Zuordnung von Handlungsalternativen57
4.1Vergleich ausgewählter Steuerungsverfahren als Handlungsalternative59
4.2Zuordnung der Steuerungsverfahren zu den Einflüssen61
4.2.1Das Zuordnungsverfahren61
4.2.2Zuordnung63
4.2.3Interpretation der Ergebnisse70
4.3Praxisbeispiel74
5.Zusammenfassung und Ausblick79
5.1Zusammenfassung79
5.2Ausblick81
6.Literatur83
7.Glossar88
8.Eidesstattliche Versicherung93
9.Anhang94
9.1Anhang 1: Einflussgrößen95
9.2Anhang 2: […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 6569
Riffelmacher, Martin: Entwicklung eines Zuordnungsverfahrens für logistische
Handlungsalternativen zu Wandlungstreibern bei produzierenden Unternehmen
Hamburg: Diplomica GmbH, 2003
Zugl.: Stuttgart, Universität, Diplomarbeit, 2002
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte,
insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von
Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der
Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen,
bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung
dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen
der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik
Deutschland in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich
vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des
Urheberrechtes.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in
diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme,
dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei
zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.
Die Informationen in diesem Werk wurden mit Sorgfalt erarbeitet. Dennoch können
Fehler nicht vollständig ausgeschlossen werden, und die Diplomarbeiten Agentur, die
Autoren oder Übersetzer übernehmen keine juristische Verantwortung oder irgendeine
Haftung für evtl. verbliebene fehlerhafte Angaben und deren Folgen.
Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2003
Printed in Germany

Inhaltsverzeichnis
I
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis ... I
Abbildungsverzeichnis ...III
Abkürzungen...V
Abstract ... VI
1. Einleitung ... 1
1.1 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit ... 1
1.2 Vorgehensweise ... 2
2. Stand der Technik ... 4
2.1 Wandlungsfähige Unternehmen und geänderte Märkte ... 4
2.2 Aktuelle und geplante Forschungsvorhaben... 7
2.3 Einflussgrößen und ausgewählte Handlungsalternativen... 10
2.3.1 Einflussgrößen auf die Produktion... 10
2.3.2 Vorstellung üblicher Steuerungsverfahren... 15
2.4 Resümee ... 21
3. Einflussgrößen auf die Produktion und entsprechende Handlungsalternativen... 22
3.1 Identifikation und Einteilung der Einflussgrößen... 22
3.1.1 Auswahl der Einteilungsmethode... 24
3.1.2 Einteilung nach Bereichen des Unternehmens... 26
3.2 Allgemeine Handlungsalternativen... 34
3.2.1 Bedeutung der Logistik im turbulenten Umfeld ... 49
3.2.2 Ausgewählte Handlungsalternativen im Bereich der Logistik ... 50
4. Zuordnung von Handlungsalternativen... 57
4.1 Vergleich ausgewählter Steuerungsverfahren als Handlungsalternative ... 59
4.2 Zuordnung der Steuerungsverfahren zu den Einflüssen ... 61
4.2.1 Das Zuordnungsverfahren... 61
4.2.2 Zuordnung ... 63
4.2.3 Interpretation der Ergebnisse ... 70
4.3 Praxisbeispiel ... 74
5. Zusammenfassung und Ausblick ... 79
5.1 Zusammenfassung... 79
5.2 Ausblick ... 81

Inhaltsverzeichnis
II
6. Literatur ... 83
7. Glossar... 88
8. Eidesstattliche Versicherung... 93
9. Anhang ...A
9.1 Anhang 1: Einflussgrößen...B
9.2 Anhang 2: Handlungsalternativen... F
9.3 Anhang 3: Logistische Handlungsalternativen ... L
9.4 Anhang 4: Zuordnung der Handlungsalternativen...M
9.5 Anhang 5: Zuordnungsverfahren als MS-Excel Programm ...W

Abbildungsverzeichnis
III
Abbildungsverzeichnis
Bild 1.1:
Aufbau der Arbeit... 3
Bild 2.1:
Prognostizierbarkeit und Unsicherheit in turbulenten Märkten... 6
Bild 2.2:
Struktur des Arbeitsprogramms ... 8
Bild 2.3:
Interne und Externe Einflussfaktoren... 11
Bild 2.4:
Einflussgrößen auf Logistiksysteme ... 12
Bild 2.5:
Interne und Externe Turbulenzkeime ... 14
Bild 2.7:
Steuerungskonzepte... 20
Bild 3.1:
Liste aller identifizierter Einflussfaktoren... 23
Bild 3.2:
Struktur eines Produktionsbetriebes... 25
Bild 3.3:
Grundmuster des Auftragseingangs ... 30
Bild 3.4:
Zusammenfassung der Einflussgrößen... 33
Bild 3.5:
Zusammenhang zwischen Fertigungsformen und Fertigungsarten... 36
Bild 3.6:
Lage des Kundenentkopplungspunktes ... 38
Bild 3.7:
Top 10 Einflussfaktoren und deren Handlungsalternativen... 48
Bild 3.8:
Einfluss der Logistik auf Unternehmensziele ... 49
Bild 3.9:
Einordnung verschiedener Strategien der Zusammenarbeit... 51
Bild 3.10: Gängige Netzwerktypen... 51
Bild 3.11: Organisationskonzepte und deren Ausprägungen... 52
Bild 3.12: Push- und Pull-Logistik ... 54
Bild 3.13: Verfahren für das Materialmanagement... 55
Bild 4.1:
Vorgehen bei der Zuordnung ... 57
Bild 4.2:
Einordnung bezüglich Variantenzahl und Materialflusskomplexität... 59
Bild 4.3:
Einordnung bezüglich dreier Unternehmensziele ... 60
Bild 4.4:
Einordnung nach Fertigungsprinzip und Fertigungsart... 60
Bild 4.5:
Beispiel zum Zuordnungsverfahren... 62
Bild 4.6:
1.Schritt: Charakterisierung aller betrachteter Steuerungsverfahren ... 64
Bild 4.7:
2.Schritt: Bewertung der Merkmale aller 10 Einflussgrößen... 65
Bild 4.8:
3.Schritt: Multiplikation & Addition für ,,Änderung des Produktmixes"... 66
Bild 4.9:
4.Schritt: Maximalwert ablesen und Steuerung auswählen ... 66
Bild 4.10: 3.Schritt: Multiplikation & Addition für ,,Veränderung des Bedarfstermins"... 67
Bild 4.11: 4.Schritt: Maximalwert ablesen und Steuerung auswählen ... 67

Abbildungsverzeichnis
IV
Bild 4.12: Ergebnis des Zuordnungsverfahrens ... 68
Bild 4.13: Überprüfung der Eignung der Steuerungsverfahren ... 69
Bild 4.14: Zusammenfassung der Ergebnisse ... 71
Bild 4.15: Gesamtreihenfolge der Steuerungsverfahren bei allen 10 Einflussgrößen ... 71
Bild 4.16: Beeinflussbarkeit der einzelnen Wandlungstreiber ... 73
Bild 4.17: 2.Schritt: Bewertung der Merkmale für Unternehmen A & B... 75
Bild 4.18: 3.Schritt: Multiplikation & Addition bei Unternehmen A ... 76
Bild 4.19: Berücksichtigung der Gewichtungsfaktoren bei Unternehmen A... 76
Bild 4.20: 3. Schritt: Multiplikation & Addition bei Unternehmen B ... 77
Bild 4.21: Berücksichtigung der Gewichtungsfaktoren bei Unternehmen A... 77
Bild 5.1:
Schematische Darstellung der Integration von Handlungsalternativen ... 82
Bild 7.1:
Charakteristik der variantenreichen Serienproduktion... 91
Excel-Tabelle: Zuordnungsverfahren...W

Abkürzungen
V
Abkürzungen
AMP
Auftrags-Management-Prüfstand
AP
Arbeitspaket
BOA
Belastungsorientierte Auftragsfreigabe
BWI
Betriebswirtschaftliches Institut
CKD
Completely Knocked Down
d.h.
das heißt
DFG
Deutsche Forschungsgesellschaft
ECR
Effizient Consumer Response
evtl.
eventuell
F&E
Forschung und Entwicklung
FIFO
First in ­ First out
FMEA
Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse
FSZ
Fortschrittszahlen
Hrsg.
Herausgeber
IAT
Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement
IFF
Institut für Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb
IHK
Industrie- und Handelskammer
IPA
Institut für Produktionstechnik und Automatisierung
IPVR
Institut für Parallele und Verteilte Höchstleistungsrechner
ISW
Institut für Steuerungstechnik der Werkzeugmaschinen
IT
Information Technology
JiT
Just-in-Time
OPT
Optimized Production Control
PPS
Produktionsplanung und ­steuerung
RWTH
Rheinisch Westfälische Technische Hochschule
SADT
Structured Analysis Design Technique
SCM
Supply Chain Management
SFB
Sonderforschungsbereich
VDI
Verband Deutscher Ingenieure
VFP
Vorlaufforschungsprojekt
WZL
Laboratorium für Werkzeugmaschinen und Betriebslehre
z.B.
zum Beispiel

Abstract
VI
Abstract
Die Turbulenz des Unternehmensumfeldes, die sich in ständig ändernden Anforderungen und
Wünsche der Kunden bezüglich des zu erbringenden Leistungsumfangs ausdrückt, bildet das
Ausgangsproblem der vorliegenden Arbeit.
In einem ersten Schritt sollen die Einflussgrößen, auch Wandlungstreiber genannt, die auf ein
produzierendes Unternehmen einwirken identifiziert und katalogisiert werden.
Zu diesen Einflussgrößen sollen mögliche Handlungsalternativen der Unternehmen aufgezeigt
werden. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf Handlungsalternativen aus dem Bereich
der Logistik, insbesondere auf Steuerungsverfahren.
Schließlich soll ein Bewertungsverfahren entwickelt werden, das am Beispiel der
Produktionsplanungs- und Steuerungssysteme die Eignung der Handlungsalternativen
überprüft, auf bestimmte Einflüsse reagieren zu können. Es soll eine direkte Zuordnung von
Einflussgrößen und Handlungsalternativen möglich sein.
Mithilfe dieses Bewertungsverfahrens soll dann die Auswahl des am besten geeigneten
Steuerungsverfahrens bei verschiedenen Einflüssen auf die Produktion vorgenommen werden.
This work examines the turbulence in business associated with changing requirements and
requests of customers with respect to product performance.
In a first step, the influences on businesses are identified and catalogued, and the reactions of
the businesses to the influences are shown, with a focus on reactions in the area of logistics,
especially product planning and control systems.
Finally, an assessment procedure will be created to measure the suitability of the possible
reactions on the influences. This should link possible reactions to specific influences.
With the aid of this assessment procedure, the selection of the most suitable product planning
and steering system should be facilitated.

Kapitel 1 Einleitung
1
1. Einleitung
Die hohe Dynamik der Märkte und die sich ständig ändernden Einflüsse auf die Produktion
stellen für viele Unternehmen eine große Herausforderung dar.
Die Märkte stellen hohe Ansprüche: Hohe Serviceleistung, Einhaltung der Termine, kürzere
Lieferzeiten, große Bedarfsschwankungen, sinkende Markentreue, sowie individuelle
Produktwünsche, um nur einige Schlagworte zu nennen. Die Erfüllung dieser Wünsche ist
eine Voraussetzung um eine große Kundenzufriedenheit zu erreichen. Um diese Ziele in einer
Zeit eines erhöhten Konkurrenzdrucks aufgrund der Globalisierung zu erreichen, sind viele
Unternehmen gezwungen ihre Kosten zu senken. Weiter tritt die Kundenorientierung beim
Wechsel vom Käufer- zum Verkäufermarkt [War84 S.64] wieder in den Mittelpunkt
unternehmerischen Handelns und wird zum Wettbewerbsfaktor. Die oben beschriebene
Marktsituation wird als turbulent bezeichnet. Wegen der geänderten Umfeldbedingungen ist
die mittel- und langfristige Planung unzuverlässig geworden, woraus sich neue Forderungen
an die Eigenschaften von Produktionsbetrieben ergeben. Sie müssen in der Lage sein, sich auf
Veränderungen einzustellen. Eine schnelle Reaktionsfähigkeit auf die neuen, sich wandelnden
Bedingungen wird immer notwendiger [ Dür01; Wes00; VFP02; Wie02;].
Allerdings ist eine genaue Kenntnis der Einflussfaktoren und der Reaktionsmöglichkeiten
erforderlich, um auf Veränderungen im Umfeld flexibel reagieren zu können ist. Im Rahmen
dieser Arbeit sollen die Wandlungstreiber und mögliche Gegenmaßnahmen für diese näher
betrachtet werden.
1.1 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit
Diese Arbeit befasst sich mit der Zuordnung von Handlungsalternativen, um den
Einflussgrößen auf die Produktion entgegenzuwirken. Dabei sollen denkbare Einflussfaktoren
auf die Prozesskette aufgelistet werden. Anschließend werden geeignete Kriterien definiert,
nach denen die einzelnen Faktoren gruppiert werden können. Als Reaktion auf diese
Einwirkungen auf die Produktion sollen mögliche Handlungsalternativen aufgezeigt werden.
Jedem der Faktoren werden mehrere Handlungsalternativen zugeordnet. Diese Zuordnung
wird mittels einer Matrix, in Form eines morphologischen Kastens, dargestellt. Die zu
entwickelnde Zuordnungstabelle soll dem Fabrikplaner von morgen helfen, der jeweiligen
Situation angemessene Maßnahmen zu ergreifen und so den Fabrikplanungsprozess

Kapitel 1 Einleitung
2
effizienter zu gestalten. Es sind Entscheidungskriterien zu erarbeiten, nach denen eine
Auswahl der jeweils passenden Handlungsalternative erfolgt. Mittels dieser Kriterien soll
dann die Entscheidung für die geeignetste Möglichkeit am Beispiel der Auswahl des
Steuerungsverfahrens für die Produktion gezeigt werden. Es ist die These zu bestätigen, dass
auf verschiedene Einflussgrößen mit verschiedenen Steuerungskonzepten reagiert werden
kann.
Focus
Ziel des ersten Teils der Arbeit ist, alle Einflussgrößen auf die Produktion darzustellen.
Einflussfaktoren, die nicht direkt (durch das Unternehmen) oder indirekt (z.B. durch den
Kunden) beeinflusst werden können, wie zum Beispiel Gesetze und staatliche Verordnungen,
sollen nicht näher betrachtet werden.
Der besondere Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit liegt dabei auf den
Handlungsalternativen im Bereich der Logistikplanung. Hierbei wiederum sind vor allem
neue Steuerungs- und Koordinationsmechanismen in Logistiksystemen und neuartige
Logistikstrukturen im Blickpunkt des Interesses.
1.2 Vorgehensweise
Aufbauend auf der in Kapitel 1 erläuterten Problematik und Aufgabenstellung werden
zunächst im 2. Kapitel die aktuelle Marktsituation dargestellt, Forschungsvorhaben des
Fraunhofer Institutes für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) und der Universität
Stuttgart vorgestellt sowie bestehende Einflussfaktoren (Wandlungstreiber) auf die
Produktion anhand geeigneter Fachliteratur beschrieben. Am Ende dieses Kapitels werden
noch die in der Industrie am häufigsten eingesetzten Steuerungsverfahren vorgestellt.
In Kapitel 3 sollen mithilfe aktueller und abgeschlossener Industrieprojekte am Fraunhofer
Institut für Produktionstechnik und Automatisierung, einer Einflussmöglichkeitsanalyse sowie
einer Befragung von in der Produktion tätigen Mitarbeitern mittelständischer Unternehmen
mögliche Einflussgrößen auf die Produktion identifiziert werden. Nach geeigneten Kriterien
sind diese Faktoren zu strukturieren und katalogisieren. Anschließend sollen allen
Einflussfaktoren mehrere mögliche Handlungsalternativen zugeordnet werden.
Handlungsalternativen aus dem Bereich neuer Steuerungs- und Koordinationsmechanismen in
Logistiksystemen und neuartige Logistikstrukturen stehen dabei im Mittelpunkt. In Kapitel 4
werden dann verschiedene Handlungsalternativen aus dem Bereich Steuerungssysteme näher

Kapitel 1 Einleitung
3
untersucht. So wird ein Vergleich der einzelnen Steuerungsverfahren, sowie eine Methode zur
Auswahl, des geeignetsten Steuerungsprinzips angestrebt. Eine Überprüfung ihrer Eignung
als Reaktionsmöglichkeit auf verschiedene Einflussfaktoren auf die Produktion rundet das
Kapitel ab. Eine Zusammenfassung der gewonnenen Ergebnisse und ein Ausblick auf
weiterführende Untersuchungsgebiete, die über den Umfang dieser Arbeit hinausgehen,
bilden in Kapitel 5 den Abschluss der Arbeit. Im Anschluss daran folgen noch das
Literaturverzeichnis, ein Glossar, das Begriffsdefinitionen enthält, sowie ein Anhang, der die
Einflussfaktoren auf die Produktion, die Handlungsalternativen und die Zuordnung der
Steuerungssysteme zu den Einflussfaktoren enthält. Bild 1.1 zeigt den Aufbau der Arbeit:
·Zielsetzung und Aufbau der Arbeit
·Vorgehensweise
Kapitel 1: Einleitung
·Wandlungsfähige Unternehmen und geänderte Märkte
·Forschungsvorhaben
·Einflussgrößen in der Literatur
·Aktuelle Steuerungsverfahren
Kapitel 2: Stand der Technik
·Enteilung der Einflussgrößen
·Allgemeine Handlungsalternativen
·Handlungsalternativen im Bereich Logistik
Kapitel 3: Einflussgrößen und Handlungsalternativen
·Auswahl einiger Einflussgrößen
·Auswahl einiger Handlungsalternativen
·Vergleich von Steuerungsverfahren
·Zuordnung der Steuerungsverfahren
·Praxisbeispiel
Kapitel 4: Zuordnung von Handlungsalternativen
Kapitel 5: Zusammenfassung und Ausblick
Kapitel 6: Literatur
Kapitel 8: Erklärung
·Einflussgrößen
·Handlungsalternativen
·Logistische Handlungsalternativen
·Zuordnung der Handlungsalternativen im Bereich Steuerungskonzepte
·Zuordnungsverfahren als MS-Excel Programm
Kapitel 9: Anhang
Kapitel 7: Glossar
Bild 1.1:
Aufbau der Arbeit

Kapitel 2 Stand der Technik
4
2. Stand der Technik
In Kapitel 2 werden zunächst die Grundlagen der Arbeit erörtert. Dazu wird auch auf das
7. Kapitel, das Glossar verwiesen. Dort werden wichtige Begriffe, die für das Verständnis
dieser Arbeit erforderlich sind, definiert. Darauf aufbauend wird ein Überblick über die
aktuelle Marktlage und die sich daraus für die Unternehmen ergebenden Probleme gegeben.
Zu diesen Problemen und anderen Einflüssen auf Unternehmen sollen Angaben in der
Fachliteratur zitiert werden. Des weiteren werden aktuelle Vorschungsvorhaben auf diesem
Gebiet vorgestellt. Den Abschluss dieses Kapitels bildet ein Überblick über in der Praxis
übliche Verfahren der Produktionsplanung und ­steuerung (PPS), auf die in einem späteren
Kapitel als mögliche Handlungsalternativen näher eingegangen wird.
2.1 Wandlungsfähige Unternehmen und geänderte Märkte
Eine Vielzahl von Veränderungen stellen die globale Wirtschaft vor große
Herausforderungen. Weltweite politische Veränderungen bergen Risiken, wie Unsicherheit in
den Märkten, bieten aber auch große Chancen, zum Beispiel das Erschließen neuer
Absatzmärkte. Die demographische Veränderung der Weltbevölkerung mit einem größeren
Anteil an Senioren und kaufkräftigeren Jungendlichen hat den Kundenkreis, und somit die
Kundenanforderungen in den letzten Jahren stark verändert. Auch ist eine Tendenz zu immer
weiter individualisierter Nachfrage zu erkennen. Die Nachfrage nach variantenreichen
Produkten und gestiegene Kundenwünsche hinsichtlich kürzerer Lieferzeiten, genauer
Termineinhaltung, höherer Qualität und fallender Preise, stellen - nach einer Umfrage im
Rahmen des Sonderforschungsbereiches (SFB) 467 an der Universität Stuttgart unter der
Führung von Professor Westkämper- für viele Unternehmen im Produktionssektor ein
ernsthaftes Problem dar [SFB02a]. Als Folge dieser gestiegenen Anforderungen sind kürzere
Produktlebenszeiten zu erkennen, was wiederum die Notwendigkeit immer kürzerer
Produktentwicklungszeiten nach sich zieht. So stieg der Anteil an Produkten am
Gesamtsortiment von Siemens, die jünger als fünf Jahre sind, zwischen 1980 und 1996 von
50% auf über 75% [Kun97, S.28ff; Wie02].
Tiefgreifende Probleme bereitet dem Markt außerdem die zunehmende Globalisierung. Mit
einer besseren Vergleichbarkeit von Preisen und Leistungen geht ein erhöhter
Wettbewerbsdruck für die Unternehmen einher. Eine gute Möglichkeit sich von

Kapitel 2 Stand der Technik
5
Wettbewerbern abzusetzen ist die Marktführerschaft in mindestens einem der folgenden
Bereiche: Qualität, Kosten, Service, Technologie oder Zeit [Mus01].
Durch neue Technologien und die Variantenvielfalt bei Produkten sind die Prozesse und
Organisationsformen im produzierenden Gewerbe durch immer größere Komplexität
gekennzeichnet. Komplexität setzt sich nach Röpke aus Kompliziertheit und Dynamik
zusammen. Komplexität bedeutet eine Vielzahl von Elementen und deren Wechselwirkungen
untereinander. Unter Dynamik versteht man die Häufigkeit, mit der sich ein System und seine
Umweltfaktoren im Zeitablauf ändern [Röp77].
Die über Jahrzehnte gewachsenen Strukturen in Produktionsbetrieben sind den neuen
Anforderungen der Märkte hinsichtlich einer flexiblen und schnellen Reaktion auf die
Kundenwünsche nicht mehr gewachsen.
Aber nicht nur die Prozesse sondern auch die Produkte selbst sind in den letzten Jahrzehnten
immer komplexer geworden. Dies führt zu einem höheren Grad der Arbeitsteilung und somit
wieder zu komplexeren Abläufen in der Entstehung und Produktion des Produktes.
Diesen organisatorischen Problemen kann nur durch neue, prozessorientierte, modulare
Strukturen begegnet werden. Ein weiterer Nachteil der alten Strukturen ist eine fehlende
Transparenz bezüglich der Kosten, der Qualität und der Zeit zur Ausfertigung eines
Kundenauftrages. Ohne diese Transparenz ist aber eine Planung, Steuerung oder gar eine
Optimierung der Produktionsprozesse nicht möglich [Rip99].
Im Bereich der industriellen Produktion war das letzte Jahrzehnt geprägt durch Maßnahmen,
die auf eine Produktivitätssteigerung, Kostensenkung und Qualitätsverbesserung abzielten.
Das Potential dieser Maßnahmen ist inzwischen größtenteils ausgeschöpft, deshalb sind neue
Umstrukturierungsmaßnahmen der Produktion nötig, um in der aktuellen Marktlage weiterhin
konkurrenzfähig zu sein. In einer von turbulenten Märkten geprägten Zeit sind produzierende
Unternehmen mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert. Sinkende Markentreue,
individuellere Kundenwünsche und der Wunsch nach höherer Serviceleistung, sind nur
einige. Diese geänderten Umstände verlangen von Produktionsbetrieben neue Eigenschaften.
Da sich in den letzten Jahren die Konkurrenzsituation verschärft hat, rückt die an
Kundenwünschen orientierte Leistung wieder weiter in den Vordergrund, das heißt ein
Wandel vom Verkäufer- zum Käufermarkt. Am Weltmarkt werden langfristig nur
Unternehmen erfolgreich sein, die in der Lage sind individuell wie die Kleinserie, aber
produktiv wie die Großserie zu fertigen. Die Erfüllung individueller Kundenwünsche ist zum
entscheidenden Wettbewerbsfaktor geworden [Col98; Rip01].

Kapitel 2 Stand der Technik
6
Da sich ähnliche Produkte in Preis und Qualität immer mehr angleichen, bieten sich den
Herstellern nur wenige Chancen, sich von Wettbewerbern abzusetzen. Eine Möglichkeit bietet
die Steigerung der logistischen Leistungsfähigkeit, da von den Kunden Leistungen wie
beispielsweise die Termintreue, oder die Lieferqualität direkt wahrgenommen werden.
Ein hohes Innovationstempo bei der Einführung neuer Produkte sowie anpassbare
Produktionssysteme helfen den Unternehmen neue Leistungspotentiale zu erschleißen. Laut
einer Umfrage unter deutschen Unternehmen im Jahre 1983, deren Ergebnisse noch immer
gültig sind, stuften 80% der Befragten die Termintreue und 70% die Lieferzeit als die
wichtigsten Leistungen für den Kunden ein[Dür01]. Diese Kriterien, die eng mit der
Logistikleistung eines Unternehmens verknüpft sind, bestimmen die Kundenzufriedenheit, die
für die Produktionsbetriebe an Bedeutung immer weiter zugenommen hat. Daraus lässt sich
schließen, dass die Logistikleistung eine entscheidende Rolle für die Zufriedenheit der
Kunden spielt. Es reicht also nicht aus, nur von wandlungsfähigen Unternehmen zu sprechen,
sondern es muss auch Logistik- oder Steuerungssysteme geben, die diese Wandlung
unterstützen [Dür01, Luc00].
Bild 2.1 zeigt in Anlehnung an Dürrschmidt die schlechten langfristigen
Planungsmöglichkeiten von Unternehmen in turbulenten Märkten. Hieraus ist die
Notwendigkeit der Wandlungs- und Reaktionsfähigkeit abzuleiten. Wiendahl begründet diese
folgendermaßen: ,,Im klassischen PPS-Verständnis dominiert die Ansicht, Marktturbulenzen
[...] von der Produktion fernzuhalten. Demge-genüber führt das neue Verständnis dazu,
Marktturbulenzen zu beherrschen." [Wie02, S.24].
Planungshorizont [ Tage / Monate]
Prognostizierbarkeit
Des Umfeldes [%]
100
Planungshorizont [ Tage / Monate]
Prognostizierbarkeit
Des Umfeldes [%]
100
Bild 2.1:
Prognostizierbarkeit und Unsicherheit in turbulenten Märkten

Kapitel 2 Stand der Technik
7
2.2 Aktuelle und geplante Forschungsvorhaben
Für ein besseres Verständnis der vorliegenden Arbeit soll ein kurzer Überblick über aktuelle
und geplante Forschungsprojekte am Fraunhofer IPA und an der Universität Stuttgart in
diesem Umfeld gegeben werden.
Sonderforschungsbereich SFB 467
Der Sonderforschungsbereich SFB 467 ,,Wandlungsfähige Unternehmensstrukturen für die
variantenreiche Serienproduktion" wurde 1997 in Stuttgart gestartet. Seitens der Universität
Stuttgart sind unter anderem das Betriebswirtschaftliche Institut (BWI), das Institut für
Steuerungstechnik der Werkzeugmaschinen und Industrieroboter (ISW), das Institut für
Parallele und Verteilte Höchstleistungsrechner (IPVR), die Institute für Arbeitswissenschaft
& Technologiemanagement und Industrielle Fertigung & Fabrikbetrieb (IAT und IFF), sowie
die Fraunhofer Institute für Arbeitswissenschaft & Organisation und Produktionstechnik &
Automatisierung (IAO und IPA) beteiligt. Weitere Institute der RWTH Aachen sowie der
Universität Mannheim sind in das Projekt eingebunden.
Ziel der Forschungsarbeiten im SFB 467 ist die Entwicklung von Modellen, Methoden und
Verfahren zur Erhöhung der Reaktionsfähigkeit,
-geschwindigkeit und der
Wandlungsfähigkeit in produzierenden Unternehmen. Im Brennpunkt stehen dabei die
Produktionsprozesse der variantenreichen Serienproduktion, sowie die zur Unterstützung
notwendige Prozesse wie Planung und Steuerung [Wes00; SFB02a; Wes02c].
Sonderforschungsbereiche werden durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
finanziell unterstützt. Daher soll im folgenden Kapitel der jüngste Neuantrag im DFG-
Normalverfahren durch Institute der Universitäten Stuttgart und Aachen kurz erläutert
werden.
Neuantrag im DFG-Normalverfahren
Der Neuantrag im DFG-Normalverfahren ,,Entwicklung einer Methodik zur
anwendungsspezifischen Gestaltung von Fabrikationsprozessen" wurde im Jahre 2002 vom
IFF der Universität Stuttgart und dem Laboratorium für Werkzeugmaschinen und
Betriebslehre (WZL) der RWTH Aachen eingereicht. Zweck der zu erarbeitenden Methodik
ist, dem Planer für das jeweilige Fabrikplanungsvorhaben eine optimale Vorgehensweise
bereitzustellen. Die Methodik soll die Planung, Strukturierung und Terminierung der Projekte
umfassen. Das Arbeitsprogramm umfasst 4 Arbeitspakete (AP).

Kapitel 2 Stand der Technik
8
Das 1. AP umfasst die der Methodik zugrundeliegenden Partialmodelle der Planungssituation,
der Planungsobjekte und der Planungsprozesse.
Das 2. AP beinhaltet die Methodik zur anwendungsspezifischen Gestaltung des
Planungsprozesses.
Ein IT- Prototyp zur Unterstützung der Anwendung der ersten beiden AP wird im 3. AP
entwickelt.
Das 4. AP ergänzt die Arbeit um eine Datenbank, um auf Erfahrungswissen aus vergangenen
Fabrikplanungsprozessen zurückgreifen zu können.
Bild 2.2 zeigt den Aufbau des Gesamtvorhabens [DFG02].
Lernen
AP 1: Modellierung und Aufbau einer
generischen Datenbasis
AP 2: Entwicklung einer methodischen
Unterstützung zur Vorgehensgestaltung
AP 4: Entwicklung eines
Lernmoduls
AP 3: IT-Prototyp
3
2
1
T
o
T
A
3
2
1
T
o
T
A
Projektplan
Planungsobjekte
Spezifischer
Projektplan
Projektplan
3
2
1
T
o
T
A
3
2
1
T
o
T
A
Basisprozess
Prozeßmodule
Tätigkeiten
Planungsnetzwerk
Verknüpfung der
Ausgangssituation mit dem
Planungsnetzwerk
(Linking)
Basisplan
Planungsobjektspezifische
Anpassung des
Basisprozessplans
(Customizing )
Verknüpfung des Projektplans
mit Ressourcen und Terminen
sowie Sequenzoptimierung
Stückzahl
Produkt
...
neu
modifiziert unverändert
...
...
...
reduziert
erhöht
unverändert
Merkmalsausprägung
Merkmal
Planungsanlässe
· Billige Planung
· Schnelle Planung
· Wiederholungsplanung
· Einhaltung vorg. Investitionssummen
· ...
Planungsrandbedingungen
1. Projektstufe
2. Projektstufe
Auswertung von
Projekterfahrungen
und Rückkopplung in
das Planungsnetzwerk
Konfiguration und Adaption
Projektierung
· Restriktionen
(z.B. Standards)
· existierende
Fabrikbestandteile
Planungsnetzwerk
Lessons
learned
Lessons
learned
Bild 2.2:
Struktur des Arbeitsprogramms

Kapitel 2 Stand der Technik
9
Vorlaufforschungsprojekt VFP ,,Reaktive Fabrikplanung"
Das Vorlaufforschungsprojekt VFP ,,Reaktive Fabrikplanung" ist im 1. Arbeitspaket des
DFG-Antrages angesiedelt. IPA-interne Forschungsarbeiten und Industrieprojekte haben
gezeigt, dass es im Umfeld der ganzheitlichen Fabrikplanung an neuen Methoden mangelt. Es
besteht großes Interesse an einem ,,simulationsbasierten Werkzeug, welches die Gestaltung
und Dimensionierung eines Produktionssystems im Bereich Layout, Produktionsplanung und
­steuerung für den operativen taktischen und strategischen Bereich abdeckt" [VFP02, S.4].
Für dieses Simulationswerkzeug sind die Einflussfaktoren auf die Produktion und die sich
daraus ergebenden möglichen Handlungsalternativen näher zu untersuchen. Die Initiatoren
des Projektes erhoffen sich folgende Verbesserungen für den Fabrikplanungsprozess:
??
Schnellere Problembehebungen bei Störungen in der Produktion bzw. Veränderungen in
der Auftragslage
??
Zielgerichtetes Aufzeigen von Handlungsfeldern und Lösungsalternativen für zukünftige
Produktionssituationen
??
Systematisches Vorgehen bei der Problembehebung durch entsprechende
Handlungsalternativen
??
Schnellere und somit wirtschaftliche Planung von Umstrukturierungsmaßnahmen
aufgrund von situationsbedingten Handlungsalternativen
Das Vorlaufforschungsprojekt zum Thema ,,Reaktive Fabrikplanung" gliedert sich in 3
Arbeitspakete:
Arbeitspaket 1: Zusammenstellung der Veränderungsgrößen im Produktionsprozess
Arbeitspaket 2: Zuordnung von Handlungsalternativen
Arbeitspaket 3: Softwaretechnische Umsetzung und Visualisierung der Ergebnisse
Die vorliegende Diplomarbeit erstreckt sich über das 1. und teilweise das 2. Arbeitspaket
[VFP02].

Kapitel 2 Stand der Technik
10
2.3 Einflussgrößen und ausgewählte Handlungsalternativen
Ziel dieses Kapitels ist es, bereits bekannte Einflussgrößen auf die Produktion
(Wandlungstreiber), Möglichkeiten deren Gliederung und in der Praxis eingesetzte
Steuerungskonzepte als mögliche Handlungsalternativen vorzustellen.
2.3.1 Einflussgrößen auf die Produktion
Einflussgrößen auf die Produktion finden sich an vielen Stellen der Fachliteratur. So nennt
zum Beispiel Westkämper im Rahmen des SFB 467 als Einflussfaktoren auf die
Fabrikplanung, und somit auch auf die Produktion selbst, die wiederum von der
Fabrikplanung beeinflusst wird [Wes02b]:
??
Management
??
Materialmanagement
??
Logistik (innerbetrieblich und betriebsübergreifend)
??
Architektur der Produktionsstätten
??
Maschinen und Werkzeuge
??
Gewerkschaften
??
Öffentlichkeitsarbeit
??
Qualitätsmanagement
??
Instandhaltung
??
Planungsprozess
??
Forschung und Entwicklung neuer Produkte
??
Firmeninterne Finanzpolitik
Des weiteren nennt Westkämper im Rahmen des SFB 467 als ,,Einflussfaktoren auf
Produktionssysteme" [Wes02a]:
??
Produkte
??
Personal / Arbeitsmarkt
??
Wirtschaft
??
Umwelt

Kapitel 2 Stand der Technik
11
??
Produktionstechnologie
??
Methoden der Organisation
??
Marktanforderungen und
??
Soziale / Politische Faktoren
In Westkämpers Vorlesung ,,Strategien der Produktion" wird auch das Thema
Einflussfaktoren auf die Produktion behandelt. Es ist die Rede von
,,Rahmenbedingungen und Einflussfaktoren". Es wird zwischen ,,internen" und
,,externen" Einflussfaktoren unterschieden. Der Unterschied zwischen internen und
externen Einflussfaktoren ist, dass die internen Faktoren vom Unternehmen direkt
gesteuert werden können, während die externen als ,,äußeres Umfeld" auf den Betrieb
einwirken.
Bild 2.3 zeigt die internen und externen Einflussfaktoren [Wes00a]:
Externe Einflussfaktoren
·Märkte, Kunden
·Technologien
·Wettbewerber
·Arbeitsmarkt
·Tarifverträge
·Kapitalmärkte
·Währungsparitäten
·Gesetze, Vorschriften
·Richtlinien, Normen
Interne Einflussfaktoren
Standort(e)
Technologien
Organisation
Forschung & Entwicklung
Kapazitäten
Personalqualifikation
Infrastruktur
Unternehmen
·Unternehmenskultur
·Ressourcen
Maschinen
Menschen
Material
·Kapital
Eigenkapital
Fremdkapital
·Unternehmensstruktur
Bild 2.3:
Interne und Externe Einflussfaktoren
Auch Warnecke geht auf Einflüsse in der Produktion näher ein. Er beschränkt sich jedoch auf
,,Störgrößen", die auf den Produktionsprozess einwirken. Die bei ihm genannten Faktoren
können daher nur ergänzend verwendet werden, sind jedoch keineswegs vollständig, da auf
die industrielle Produktion neben Störgrößen auch andere Einflüsse einwirken können. Er teilt
die Störgrößen, genau wie Westkämper in ,,interne" und ,,externe" Faktoren ein. Darüber

Kapitel 2 Stand der Technik
12
hinaus werden die einzelnen Einflussfaktoren nach ihrem Ort des Entstehens unterteilt. Die
wichtigsten Punkte sind nach Warnecke [War84]:
??
Natur- und Umwelteinflüsse
??
Politik / Gesetzgebung
??
Lieferverzögerungen
??
Marktveränderungen
??
Kundenverhalten
??
Terminverzögerungen bei der Bestellung
??
Maschinenausfälle und
??
Mangelndes Kundenbewusstsein
Die Trennung zwischen ,,internen" und ,,externen" Faktoren erfolgt auch bei Dürrschmidt.
Bei ihm wird diese Einteilung jedoch um ,,globale Faktoren" ergänzt. Er beschäftigt sich
vorrangig mit den Einflüssen auf die Logistiksysteme der Unternehmen [Dür01]. Eine
Aufstellung der Einflüsse in den drei Bereichen in Anlehnung an Dürrschmidt zeigt Bild 2.4:
Globales Umfeld
Externes Umfeld
Internes Umfeld
Ziele
Strategien
Potentiale
Branchenspezifische Technologie
Abatzmarkt
Wettbewerb
Ressourcen / Lieferanten
Allgemeine Technologie
(Makro-) Ökonomie
Ökologie
Sozio- kulturelles Umfeld
Bild 2.4:
Einflussgrößen auf Logistiksysteme

Kapitel 2 Stand der Technik
13
Luczak und Eversheim nennen als wesentliche Treiber für Veränderungen: Markteinflüsse,
produktionstechnologische Aspekte und das Produkt selbst. Als Markteinflüsse werden das
Auftragsspektrum, die Absatzmenge und die Zielkosten genannt. Als Unterpunkte zu den
produktionstechnischen Aspekten sind besonders die verwendete Technologie, neue
Technologieketten sowie die einzusetzenden Verfahrensfolgen wichtig. Dem Produkt selbst
sind eine Vielzahl von Einflussgrößen zuzuordnen: u.a. das Produktkonzept, die
Produktstruktur sowie weitere produktrelevante Attribute wie Stücklistenauflösung,
Arbeitspläne oder NC-Programme [Luc00].
Ähnlich wie Warnecke geht auch Bley nur auf störungsbedingte Einflüsse ein. Die Störgrößen
sind in drei Hauptgruppen unterteilt: systemunabhängige (von außen einwirkende),
systembedingte (vom System erzeugte) und prozessbedingte (vom Prozess erzeugt). Der
ersten Gruppe gehören zum Beispiel Rohteilefehler, Umwelteinflüsse wie Temperatur oder
Feuchte, der Ausfall von Betriebsmitteln oder Personal, ungeeignete Maschinen oder
Werkzeuge und eine ungünstige Maschinenbelegung. Als systembedingte Störgrößen sind
Werkzeugfehler, fertigungsbedingte Fehler, Steuerungsfehler, Fehler des Meßsystems oder
Spannmittelfehler genannt. Unter prozessbedingten Fehlern versteht Bley statische und
dynamische Kräfte, Prozesswärme und Verschleiß [Ble01].
In einem Teilprojektes des SFB 467 zum Thema Modellfabrik werden die Einflussgrößen auf
die Produktion als Turbulenzkeime bezeichnet. Diese sind wiederum in ,,interne" und
,,externe" unterteilt. Bei den ,,externen" Turbulenzkeimen wird nach der Herkunft der
Wandlungstreiber in die Bereiche Kunden, Absatzmärkte, Lieferanten und Zuliefermarkt
unterschieden. Bei den ,,internen" wird zwischen den Gruppen Ressourcen, Steuerung,
Management, Technologie und Produkt unterschieden. Die einzelnen Einflussgrößen sind der
rechten Spalte in Bild 2.5 zu entnehmen [SFB02b]:

Kapitel 2 Stand der Technik
14
Externe
Kunden
Turbulenzkeime
(Einzelauftragsebene)
Produktkonfiguration
Menge
Bedarfstermin
Absatzmarkt
Produktmix
(Gesamtauftragsebene)
Menge
Akzeptierte Lieferzeit
Lieferbedingungen
Preis
Qualität
Lieferanten
Materialart
(Einzelauftragsebene)
Menge
Liefertreue
Lieferterminabweichung
Qualität
Zuliefermarkt
Menge
(Gesamtauftragsebene)
Terminzusage
Qualität
Preis
Interne
Ressourcen
technische Störung
Turbulenzkeime
organisatorische Störung
Steuerung
Bedarfszusammenfassung
Steuerungssystem
Management
Unternehmensziele
Zieländerungen
Technologie
Produkttechnologie-
änderung
Prozesstechnologie-
änderung
Produkt
Neue Produktgestaltung
Varianten
Bild 2.5:
Interne und Externe Turbulenzkeime
Eine weitere Möglichkeit, außer in der Literatur Einflussgrößen zu identifizieren, ist es, den
Produktionsbetrieb nach seiner inneren Struktur in einzelne Funktionsbereiche zu zerlegen.
Jedem dieser Bereiche werden die typischen Aufgaben und Funktionen zugeordnet.
Ausgehend von diese Funktionen ist systematisch nach möglichen Abweichungen von den
vorausgeplanten Abläufen zu suchen. Dabei sind sowohl unternehmensinterne Strukturen, als
auch die Schnittstellen zu externen Interessensgruppen am Unternehmen zu untersuchen.
Eine Zerlegung des Unternehmens nach internen Struktureinheiten ergibt eine Aufteilung in
Forschung & Entwicklung, Fertigungsplanung, Fertigungssteuerung, Produktion (bestehend
aus Fertigung und Montage), Einkauf und Vertrieb. Hierbei handelt es sich um ,,interne"
Faktoren.
Als externe Interessengruppen, die Verschiedene Ansprüche an Unternehmen stellen, lassen
sich Lieferanten, Mitarbeiter, Eigen- und Fremdkapitalgeber, Konkurrenten, Kunden,
Verbände wie zum Beispiel IHK, VDI oder die Gewerkschaften und der Staat identifizieren.

Kapitel 2 Stand der Technik
15
2.3.2 Vorstellung üblicher Steuerungsverfahren
Der Begriff Produktionsplanung und Steuerung (kurz: PPS) ist definiert als ,,ein EDV-System
für die Planung, Steuerung und Überwachung der Produktionsabläufe von der
Angebotsbearbeitung bis zum Versand unter Mengen-, Termin- und Kapazitätsaspekten."
[Muc95]. Das Ziel von PPS-Systemen ist eine Minimierung der Produktionskosten, kurze
Lieferzeiten, niedrige Bestände, kurze Durchlaufzeiten und eine hohe Termintreue.
Die Kernaufgabenbereiche der PPS-Systeme sind die Produktionsprogrammplanung und die
Produktionsbedarfsplanung. Der Bedarf an Maschinen, Material und Personal muss festgelegt
und terminiert werden. Nach Zäpfel sind ,,die Teilbereiche der Programmplanung,
der
Mengenplanung sowie der Termin- und Kapazitätsplanung durchzuführen" [Zäp00].
In den 60er Jahren wurden die ersten PPS-Systeme eingeführt. Die zugrunde liegende Idee
war das MRP (Material Requirement Planning) Konzept. In den 70er Jahren wurde aufgrund
von Veränderungen im Unternehmensumfeld und Problemen wie zu hohen Lagerbeständen
und fehlender Termintreue das Konzept zu MRP II erweitert. In der Folgezeit wurden weitere
Systeme entwickelt, so die Kanban Steuerung, die belastungsorientierte Auftragsfreigabe
(BOA), das Fortschrittszahlenprinzip oder das Optimized Production Technology (OPT)
System.
Im weiteren Verlauf soll primär auf die Durchdringung und Umsetzung der Kernaufgaben in
den konkreten PPS-Systemen eingegangen werden.
MRP I
In den 60er Jahren entstand das Material Requirement Planning (MRP I)-Konzept, welches
Kapazitätsrestriktionen und Prozessunsicherheiten berücksichtigte und, ausgehend von der
Produktionsprogrammplanung über den materialwirtschaftlichen Bereich, der
Mengenplanung (MRP), schließlich auch den zeitwirtschaftlichen Teil, die
Kapazitätsterminierung, mit einbezog. Ferner wurde im MRP I-Konzept auch die
Werkstattsteuerung, die für die Steuerung der Fertigungsaufträge auf der Produktionsebene
zentral zuständig ist, implementiert. Aufbauend auf kalkulierten Arbeitsinhalten werden die
Termine für die einzelnen Arbeitssysteme sowohl im Vorwärts- als auch im
Rückwärtsterminierungsverfahren eingeplant. Kennzeichnend für das MRP I-Konzept ist,
dass es sich um ein hierarchisches Konzept handelt. Von übergeordneten Planungsstufen (z.B.
Produktionsprogrammplanung) zu untergeordneten Planungsstufen (z.B.
Produktionsbedarfsplanung) werden die Ressourcen mit zunehmendem Detaillierungsgrad
geplant. Die Planungsergebnisse einer Stufe sind Vorgaben für die nächstfolgende Stufe.

Kapitel 2 Stand der Technik
16
Mithilfe einer regelkreisähnlichen Abstimmung erfolgt die Rückführung an die nächsthöhere
Planungsstufe. Wegen dieser Planungsstufen ist eine termingerechte Produktion, wie sie im
Produktionsplan vorgesehen war, kaum zu realisieren [Muc95; Wie02].
MRP II
Das Management Resources Planning (MRP II)-System lässt sich als eine Erweiterung des
klassischen MRP-Systems auffassen und ist somit von seiner Grundstruktur noch immer
durch ein hierarchisches Sukzessivplanungskonzept bestimmt, wobei jedoch eine stärkere
Verknüpfung der verschiedenen Teilaufgabenbereiche angestrebt wurde. Ferner wurden die
strategischen Aufgabenbereiche Geschäftsplanung und Absatzplanung, die der
Produktionsprogrammplanung vorgelagert sind, in das System implementiert. Die
Kapazitätsrestriktionen, die in dem klassischem MRP-Konzept nicht ausreichend integriert
wurden, werden in dem neuen MRP II-System stärker berücksichtigt, wobei jedoch die strikte
Trennung von Mengenplanung und Kapazitätsplanung nicht gänzlich aufgehoben wurde.
Auch sind der Werkzeug-, Personal- und Maschinenbedarf einzuplanen und zu ermitteln. Als
Folge dieser Berücksichtigung der Ressourcen ist ein manueller Eingriff in die Terminierung
des PPS ­ Systems möglich [Muc95, Zäp00; Wie02]. Da das MRP I-System und das MRP II-
System sehr viel gemeinsam haben, werden sie im folgenden als MRP I/II-System betrachtet.
BOA
Das Verfahren der belastungsorientierten Auftragsfreigabe (BOA) wurde in den siebziger
Jahren am Institut für Fabrikanlagen der Universität Hannover von Kettner erstmalig
vorgestellt und von Wiendahl und anderen in den achtziger Jahren weiterentwickelt. Bei
diesem Verfahren stehen die Durchlaufzeiten in direktem Zusammenhang mit den Beständen
der Arbeitssysteme. Bei der belastungsorientierten Auftragsfreigabe wird versucht, auf den
Bestand vor den Arbeitssystemen durch eine entsprechend gesteuerte Auftragsvergabe
regulierend einzugreifen. Grundlage ist das MRP II Konzept. Jedem Arbeitssystem wird eine
Terminschranke und eine Belastungsgrenze zugewiesen. Arbeitsaufträge werden nur
freigegeben, solange die Belastungsgrenze nicht erreicht ist, und die Aufträge innerhalb der
Terminschranke liegen. Die Aufträge werden an den Arbeitsstationen bis zur
Belastungsgrenze, der Summe aus Kann-Kapazität und Sollbestand, eingelastet. Der
Zusammenhang zwischen Belastungsgrenze und Kann-Kapazität wird im
Einlastungsprozentsatz ausgedrückt, welcher im Bereich zwischen 200 und 300 % liegt. Das
heißt, der Bestand vor einer Maschine wird auf konstantem Niveau gehalten. Aus diesem

Kapitel 2 Stand der Technik
17
Grund wird auch die Durchlaufzeit in bestimmten Grenzen gehalten. Dieses Verfahren ist
auch als das ,,Trichtermodell" bekannt.
Dabei werden die Arbeitssysteme jeweils als miteinander durch Verbindungskanäle
verknüpfte Trichter aufgefasst, die die Materialflussverflechtung innerhalb des gesamten
Produktionssystems wiederspiegeln. Die Füllhöhe der Trichter kennzeichnet den
Auftragsbestand vor den Arbeitssystemen. Das Ziel besteht nun darin, durch eine
entsprechend regulierte Auftragsfreigabe die Füllhöhe der Trichter niedrig zu halten, um das
Fertigungssystem nicht zu überlasten und die Durchlaufzeit zu reduzieren. Andererseits darf
die Füllhöhe nicht zu weit absinken, da es sonst zu einem Leerlauf in der Produktion kommt.
Im Folgenden soll der prinzipielle Planungsablauf bei der belastungsorientierten
Auftragsfreigabe aufgezeigt werden. Zu Beginn greifen die bekannten Verfahren der
klassischen PPS-Konzepte, wie z.B. die Programm-, Mengen- und Terminplanung, so dass
die Start- und Endtermine der einzelnen Fertigungsaufträge in etwa feststehen. Nun wird im
Rahmen von BOA zwischen dringenden und nicht dringenden Aufträgen unterschieden,
wobei als Entscheidungsparameter die Terminschranke, ein in der Zukunft gesetzter
Zeitpunkt, dient. Alle Aufträge, die vor dieser Terminschranke, und somit im sogenannten
Vorgriffszeitraum liegen, werden als dringend eingestuft und in der weiteren Planung
berücksichtigt. Dies aber auch nur, solange die Belastungsgrenze nicht erreicht ist. Die
Belastungs- und die Terminschranke stellen somit die zentralen, bestandsregulierenden
Stellschrauben innerhalb des Systems dar [Zäp00, Kur95; Wie02].
Fortschrittszahlenprinzip
Die Entwicklung des Fortschrittszahlenkonzeptes begann bereits in den 60er Jahren im
Bereich der Automobilbauindustrie. Unter dem Begriff Fortschrittszahl wird in diesem
Zusammenhang eine kumulierte Anzahl von Teilen verstanden, die sich jeweils auf einen
bestimmten Anfangszeitpunkt bezieht. Dabei muss zwischen Soll- und Ist-Fortschrittszahlen
unterschieden werden. Soll-Fortschrittszahlen geben an, wie viele Erzeugnisse bis zu einem
bestimmten Zeitpunkt zu fertigen bzw. bereitzustellen sind, damit der entsprechende
Produktionsplan realisiert werden kann. Die Ist-Fortschrittzahlen spiegeln den
Produktionsfortschritt wieder und geben die kumulierte Menge der produzierten bzw.
bereitgestellten Teile ab einem bestimmten Zeitpunkt wieder. Durch die Gegenüberstellung
der Soll- und Ist-Fortschrittszahlen in Abhängigkeit von der Zeit lässt sich der jeweilige
zeitliche und mengenmäßige Vorlauf bzw. Rückstand erkennen. Um die gesamte Fertigung
mit dem Fortschrittszahlenprinzip zu steuern wird diese in Subsysteme, sogenannte

Kapitel 2 Stand der Technik
18
Kontrollblöcke, unterteilt, die dann über eine Fortschrittszahlenhierarchie geplant und
überwacht werden. Ein Kontrollblock kann dabei einen Arbeitsplatz, eine Arbeitsplatzgruppe
oder eine Abteilung bis hin zu einem kompletten Bereich umfassen. Für diese Kontrollblöcke
werden dann sogenannte Eingangs- und Ausgangsfortschrittszahlen ermittelt. Die
Eingangsfortschrittszahlen (Soll und Ist) beziehen sich dabei auf den ersten Arbeitsvorgang
und die Ausgangsfortschrittszahlen auf den letzten Arbeitsvorgang des Kontrollblocks. Dabei
werden durch die bekannten Verfahren der Stücklistenauflösung und Vorlaufzeitverschiebung
die Soll-Fortschrittszahlen zentral ermittelt und festgesetzt [Cor98; Wie02].
OPT
Optimized Production Technology (OPT) wurde zum ersten Mal in den 80er Jahren in den
USA von größeren Firmen eingesetzt. Dabei wird von einer neuartigen Produktions-
Philosophie ausgegangen, die besagt, dass nicht die Kapazitätsbelastung abzugleichen ist,
sondern eher der Fertigungsfluss, und dass die entscheidenden Faktoren zur Bestimmung von
Durchlaufzeiten und Beständen die Engpasskapazitäten sind. Die Methode basiert auf der
Annahme, dass die maximale Ausbringung einer Fertigung durch die tatsächliche Leistung
and den Engpässen beschränkt ist. Daher resultiert wiederum die Forderung nach einer
maximalen Auslastung des Engpasses, da dieser den Produktionstakt vorgibt, dort also keine
Leistungsverluste auftreten dürfen. Daher ist ein Sicherheitsbestand vor diesem Engpass
aufzubauen. Es wird ein Belegungsplan mit Plan- Endterminen an dem Engpass festgelegt.
Vor diesem Engpass werden Termine im Vorwärtsverfahren terminiert, der unkritische Teil
nach dem Engpass wird dagegen rückwärts terminiert [Zäp94; Zäp00; Wie02].
Kanban
Das Kanban-System wurde bereits in den 50er Jahren bei der Firma Toyota in Japan
entwickelt. Nachdem das System bis in die 80er Jahre immer weiter verbessert wurde, hat es
in der Industrie eine breite Anwendung gefunden.
Es handelt sich hierbei um ein einfaches, visualisiertes Steuerungsverfahren, das sich am
Kundenbedarf eines Supermarktes orientiert.
Die Zielsetzung, die mit dem Einsatz eines Kanban-Systems angestrebt wird, ist nichts
anderes als eine Just-in-Time Produktion, d.h. eine Produktion auf Abruf. Die elementare
Grundidee des Kanban-Systems besteht darin, dass eine bestimmte Teileart auf einer
Fertigungsstufe erst dann produziert wird, wenn ein Bedarf für dieses Teil auf der
nachgelagerten Fertigungsstufe entsteht. Das Supermarktprinzip wird beim Kanban- System

Kapitel 2 Stand der Technik
19
realisiert, indem die Fertigung nicht zentral sondern dezentral durch verknüpfte,
hintereinandergeschaltete Regelkreise gesteuert wird.
Das wesentliche Steuerungsinstrument in diesem System stellen spezielle Karten dar, nach
denen auch das System benannt wurde (,,Kanban" ist das japanische Wort für Karte)
Hat eine Bearbeitungsstation eine definierte Menge an Teilen aus ihrem Bedarfspuffer
verbraucht oder einen definierten Meldebestand unterschritten, wird an die vorgelagerte
Station eine Kanban-Karte geschickt. Diese Karte signalisiert einen Bedarf und entspricht
einem Fertigungsauftrag.
Da der Fertigungsauftrag erst gestartet wird nachdem die Kanban-Karte vorliegt, wird eine
kurze Durchlaufzeit ohne große Materialbestände ermöglicht.
Beim Kanban-System sind die verschiedenen Produktionsstufen so miteinander verknüpft,
dass es keiner zentralen Produktionssteuerung der einzelnen Fertigungsstufen bedarf. Nur der
Anstoß des Systems erfolgt zentral beim Fertigwarenlager auf Basis des aufgestellten
Produktionsplans. Danach setzt sich die Bedarfsauslösung der untergeordneten Baugruppen
und Einzelteile innerhalb der Regelungskette des Produktionsbereiches fort.
Die Nachfrage wird somit von Fertigungszelle zu Fertigungszelle rückwärts kommuniziert
[Wie01; Wie02].
Conwip
Das Prinzip Constant Work in Progress (Conwip) geht von einem konstanten Umlaufbestand
in der Fertigung aus. Bei einer Fertigungssteuerung nach Conwip handelt es sich um eine
Steuerung nach dem Push-Prinzip, die durch Komponenten des Pull-Prinzips ergänzt ist. Im
Gegensatz zum Kanban-Prinzip erstreckt sich ein Regelkreis über mehrere Arbeitsstationen.
Zwischen diesen wird nach dem Push-Prinzip verfahren. Das bedeutet, eine Conwip Karte
geht erst dann an das Vorgängersystem, nachdem eine Reihe von Arbeitsgängen ausgeführt
wurde. Im Gegensatz zum Kanban-System reicht aber diese Karte zum Auslösen eines
Bestellvorgangs nicht aus. Ein übergeordnetes MRP System muss zusätzlich die Bestellung
autorisieren. Das MRP I/II-System sortiert die Aufträge nach terminlichen Prioritäten.
Innerhalb eines Conwip Regelkreises gilt das First in ­ First out (FIFO)- Prinzip [Wie02].
Das folgende Bild 2.7 zeigt die Prinzipien der einzelnen Steuerungskonzepte [Gün99; Wil97]
:

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2002
ISBN (eBook)
9783832465698
ISBN (Paperback)
9783838665696
DOI
10.3239/9783832465698
Dateigröße
1.3 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Stuttgart – Betriebswirtschaftslehre
Erscheinungsdatum
2003 (März)
Note
1,5
Schlagworte
fabrikplanung turbulenz logistik märkte
Zurück

Titel: Entwicklung eines Zuordnungsverfahrens für logistische Handlungsalternativen zu Wandlungstreibern bei produzierenden Unternehmen
book preview page numper 1
book preview page numper 2
book preview page numper 3
book preview page numper 4
book preview page numper 5
book preview page numper 6
book preview page numper 7
book preview page numper 8
book preview page numper 9
book preview page numper 10
book preview page numper 11
book preview page numper 12
book preview page numper 13
book preview page numper 14
book preview page numper 15
book preview page numper 16
book preview page numper 17
book preview page numper 18
book preview page numper 19
book preview page numper 20
book preview page numper 21
book preview page numper 22
book preview page numper 23
book preview page numper 24
book preview page numper 25
book preview page numper 26
124 Seiten
Cookie-Einstellungen