Zur Rolle und Situation des Helfers im Rettungsdienst
©2002
Diplomarbeit
87 Seiten
Zusammenfassung
Inhaltsangabe:Einleitung:
Jeden Tag hört man es aufs neue, ein grelles und aufschreckendes Geräusch, welches uns zu verstehen gibt: Es ist etwas passiert oder jemand braucht Hilfe. Die Rede ist vom Martinshorn, das von Rettungsdiensten, Polizei und Feuerwehr benutzt wird, um sich schnell freie Bahn zu verschaffen, um Gesundheitsschäden abzuwenden und Menschenleben zu retten.
Doch oft wird nicht beachtet, dass sich hinter dem Steuer und auf dem Beifahrersitz eines solchen Fahrzeuges Menschen befinden, die es zwar gewohnt sind mit Not und Leid umzugehen, dennoch nahezu jeder Einsatz verläuft nicht ohne psychische Belastungen für die Helfer. Schwere Verkehrsunfälle Reanimationen plötzlicher Kindstod Wohnungsbrände mit eingeschlossenen Personen Kindesmisshandlung Vergewaltigung Transporte ins Hospiz Großschadenslagen mit vielen Verletzten und Toten.... All dies sind Notfälle, zu denen die Helfer im Rettungsdienst, Rettungshelfer, Rettungssanitäter, Rettungsassistenten und Notärzte, jederzeit gerufen werden können um lebensrettende Maßnahmen zu ergreifen. Die Helfer sind sehr gut ausgestattet und ausgebildet um diese Situationen in den Griff zu bekommen und den Einsatz abzuarbeiten. Oft wird vergessen, dass da nicht das stumpfe Bauchtrauma liegt, sondern ein Mensch, der Gefühle, wie Todesangst, Unsicherheit und Schmerzen hat. Das wird dem Helfer erst dann klar, wenn er sich mitten in diesem Einsatzgeschehen befindet oder wenn der Einsatz abgeschlossen ist.
Bei der Leistungsfähigkeit unserer Helfer gibt es natürliche Grenzen, denn die stete Auseinandersetzung mit Tod, Trauer, Leid und schwerer Krankheit geht an keinem Menschen spurlos vorbei. Diese Belastung und die damit verbundenen Probleme der Helfer sind kein Anzeichen dafür, dass die Helfer ihrer Aufgabe nicht gewachsen sind, sondern vielmehr, dass es sich bei den Helfern auch um Menschen handelt. Um genau diesen Stress, diese Belastungen und die Lösungsansätze, die bereits existieren, geht es in dieser Arbeit.
Ich werde die Probleme aufzeigen und bestehende Lösungskonzepte, die in der Psychologie und der Stressbearbeitung angewendet werden, vorstellen. Im Mittelpunkt der Betrachtung soll auch die Fragestellung Was kann Sozialarbeit in diesem Zusammenhang leisten? Können Sozialarbeiter/-innen mitwirken? stehen. An diesem Thema habe ich ein eigenes tiefes Interesse, da ich seit nunmehr sieben Jahren im Rettungsdienst als Rettungsassistent arbeite. Im Zivildienst habe ich […]
Jeden Tag hört man es aufs neue, ein grelles und aufschreckendes Geräusch, welches uns zu verstehen gibt: Es ist etwas passiert oder jemand braucht Hilfe. Die Rede ist vom Martinshorn, das von Rettungsdiensten, Polizei und Feuerwehr benutzt wird, um sich schnell freie Bahn zu verschaffen, um Gesundheitsschäden abzuwenden und Menschenleben zu retten.
Doch oft wird nicht beachtet, dass sich hinter dem Steuer und auf dem Beifahrersitz eines solchen Fahrzeuges Menschen befinden, die es zwar gewohnt sind mit Not und Leid umzugehen, dennoch nahezu jeder Einsatz verläuft nicht ohne psychische Belastungen für die Helfer. Schwere Verkehrsunfälle Reanimationen plötzlicher Kindstod Wohnungsbrände mit eingeschlossenen Personen Kindesmisshandlung Vergewaltigung Transporte ins Hospiz Großschadenslagen mit vielen Verletzten und Toten.... All dies sind Notfälle, zu denen die Helfer im Rettungsdienst, Rettungshelfer, Rettungssanitäter, Rettungsassistenten und Notärzte, jederzeit gerufen werden können um lebensrettende Maßnahmen zu ergreifen. Die Helfer sind sehr gut ausgestattet und ausgebildet um diese Situationen in den Griff zu bekommen und den Einsatz abzuarbeiten. Oft wird vergessen, dass da nicht das stumpfe Bauchtrauma liegt, sondern ein Mensch, der Gefühle, wie Todesangst, Unsicherheit und Schmerzen hat. Das wird dem Helfer erst dann klar, wenn er sich mitten in diesem Einsatzgeschehen befindet oder wenn der Einsatz abgeschlossen ist.
Bei der Leistungsfähigkeit unserer Helfer gibt es natürliche Grenzen, denn die stete Auseinandersetzung mit Tod, Trauer, Leid und schwerer Krankheit geht an keinem Menschen spurlos vorbei. Diese Belastung und die damit verbundenen Probleme der Helfer sind kein Anzeichen dafür, dass die Helfer ihrer Aufgabe nicht gewachsen sind, sondern vielmehr, dass es sich bei den Helfern auch um Menschen handelt. Um genau diesen Stress, diese Belastungen und die Lösungsansätze, die bereits existieren, geht es in dieser Arbeit.
Ich werde die Probleme aufzeigen und bestehende Lösungskonzepte, die in der Psychologie und der Stressbearbeitung angewendet werden, vorstellen. Im Mittelpunkt der Betrachtung soll auch die Fragestellung Was kann Sozialarbeit in diesem Zusammenhang leisten? Können Sozialarbeiter/-innen mitwirken? stehen. An diesem Thema habe ich ein eigenes tiefes Interesse, da ich seit nunmehr sieben Jahren im Rettungsdienst als Rettungsassistent arbeite. Im Zivildienst habe ich […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
ID 6445
Barkey, Götz: Zur Rolle und Situation des Helfers im Rettungsdienst
Hamburg: Diplomica GmbH, 2003
Zugl.: Düsseldorf, Fachhochschule, Diplomarbeit, 2002
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2003
Printed in Germany
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Der Rettungsdienst, Was ist das? 3
2.1 Das Rettungssystem in Deutschland 3
2.2 Stellenbeschreibung des Rettungsassistenten 5
2.3 Belastungen in der täglichen Berufsausübung 7
2.4 Rolle des Helfers im Rettungsdienst 11
3. Psychische Belastungen im Arbeitsfeld Rettungsdienst 13
3.1 Umfrage und Auswertung der absoluten Zahlen 13
3.1.1 Einsatz, bei dem ein Kind ums Leben kam 15
3.1.2 Einsatz mit einem Massenanfall von Verletzten 16
3.1.3 Einsatz bei einem Suizidversuch 18
3.1.4 Psychische Betreuung vital gefährdeter Patienten 19
3.1.5 Nach Dienstschluss geht mir ein Einsatz noch durch den Kopf 20
3.1.6 Angst bei einem Einsatz eine falsche Maßnahme zu ergreifen 21
3.1.7 Welche Angebote halten sie noch für erforderlich 23
3.2 Definition des Begriffes Stress 24
3.3 Die physiologische Stressreaktion 25
3.4 Psychische Reaktionen durch Stress 28
3.5 Stressoren im Rettungsdienst 32
3.6 Wissenschaftliche Erkenntnisse 34
4. Strategien gegen den Stress nach belastenden Ereignissen 36
4.1 Vorbeugungsmöglichkeiten 36
4.2 Stressentlastung und Traumaprophylaxe durch SBE 41
4.3 Die SBE Einsatzbegleitung 43
4.4 Die SBE Einsatznachbesprechung 47
4.5 Die SBE Kurzbesprechung 52
4.6 Zusammenfassung 56
5. Erfahrungen und praktische Einsatzmöglichkeiten 57
5.1 Erfahrungsbericht einer psychosozialen Fachkraft 58
5.2 Erfahrungsbericht eines Peers 64
6. Erkenntnisse für die Sozialarbeit 69
6.1 Praktische Umsetzung 72
6.2 Fazit 74
Literaturverzeichnis 77
Abbildungsverzeichnis 81
Abkürzungsverzeichnis 82
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1. Einleitung
Jeden Tag hört man es aufs neue, ein grelles und aufschreckendes Geräusch, welches
uns zu verstehen gibt: ,,Es ist etwas passiert" oder ,,jemand braucht Hilfe".
Die Rede ist vom Martinshorn, das von Rettungsdiensten, Polizei und Feuerwehr
benutzt wird, um sich schnell freie Bahn zu verschaffen, um Gesundheitsschäden
abzuwenden und Menschenleben zu retten.
Doch oft wird nicht beachtet, dass sich hinter dem Steuer und auf dem Beifahrersitz
eines solchen Fahrzeuges Menschen befinden, die es zwar gewohnt sind mit Not und
Leid umzugehen, dennoch nahezu jeder Einsatz verläuft nicht ohne psychische
Belastungen für die Helfer.
Schwere Verkehrsunfälle Reanimationen plötzlicher Kindstod Wohnungsbrände
mit eingeschlossenen Personen Kindesmisshandlung Vergewaltigung Transporte
ins Hospiz Großschadenslagen mit vielen Verletzten und Toten ...
All dies sind Notfälle, zu denen die Helfer im Rettungsdienst, Rettungshelfer,
Rettungssanitäter, Rettungsassistenten und Notärzte, jederzeit gerufen werden können
um lebensrettende Maßnahmen zu ergreifen. Die Helfer sind sehr gut ausgestattet und
ausgebildet um diese Situationen in den Griff zu bekommen und den Einsatz
,,abzuarbeiten".
Oft wird vergessen, dass da nicht das ,,stumpfe Bauchtrauma" liegt, sondern ein
Mensch, der Gefühle, wie Todesangst, Unsicherheit und Schmerzen hat. Das wird dem
Helfer erst dann klar, wenn er sich mitten in diesem Einsatzgeschehen befindet oder
wenn der Einsatz abgeschlossen ist.
Bei der Leistungsfähigkeit unserer Helfer gibt es natürliche Grenzen, denn die stete
Auseinandersetzung mit Tod, Trauer, Leid und schwerer Krankheit geht an keinem
Menschen spurlos vorbei.
Diese Belastung und die damit verbundenen Probleme der Helfer sind kein Anzeichen
dafür, dass die Helfer ihrer Aufgabe nicht gewachsen sind, sondern vielmehr, dass es
sich bei den Helfern auch um Menschen handelt.
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Um genau diesen Stress, diese Belastungen und die Lösungsansätze, die bereits
existieren, geht es in dieser Arbeit. Ich werde die Probleme aufzeigen und bestehende
Lösungskonzepte, die in der Psychologie und der Stressbearbeitung angewendet
werden, vorstellen.
Im Mittelpunkt der Betrachtung soll auch die Fragestellung ,,Was kann Sozialarbeit in
diesem Zusammenhang leisten? Können Sozialarbeiter/-innen mitwirken?" stehen.
An diesem Thema habe ich ein eigenes tiefes Interesse, da ich seit nunmehr sieben
Jahren im Rettungsdienst als Rettungsassistent arbeite. Im Zivildienst habe ich den
ersten Kontakt mit dem Rettungsdienst bekommen. Diese Erfahrungen haben mich
positiv beeindruckt, sodass ich nun auch die Berufsausbildung zum
Rettungsassistenten gemacht habe.
Seit einem Jahr bin ich als Ausbilder für das Personal im Rettungsdienst tätig.
Im Laufe der Jahre habe ich eigene Erfahrungen sammeln können, daher kann ich
viele Gedanken und wissenschaftliche Ansätze nachvollziehen und bestätigen.
Mein Interesse an dem Thema der posttraumatischen Belastungen hat sich weiter
verstärkt als ich vor vier Jahren begann Sozialarbeit zu studieren. Hier habe ich auch
die theoretischen und wissenschaftlichen Hintergründe, z.B. Kommunikationstheorien,
erfahren, aber auch viele Grundlagen wie Gesprächsführung kennen gelernt und
durchgeführt.
Jedoch soll es sich bei dieser Arbeit in keinem Fall um einen Erfahrungsbericht
handeln, sondern um eine wissenschaftliche Arbeit, die mit vorsichtigem partiellem
Einsatz eigener Erfahrungen etwas verfeinert werden kann.
Ferner wird hier aufgezeigt, welchen Stellenwert in der Stressbearbeitung die
Sozialarbeit einnehmen und wie diese daran mitwirken kann.
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2. Der Rettungsdienst: Was ist das?
Der Rettungsdienst ist bei uns bekannt als Krankenwagen und Notarzt. Wenn man in
der Öffentlichkeit fragt, was die Bürger unter Rettungsdienst verstehen, ist immer von
diesen Begriffen die Rede. Doch was steht hinter dem Rettungsdienst, wer sind denn
die ,,Krankenwagenfahrer" von denen immer die Rede ist? Müssen die Leute eine
Ausbildung machen? Was lernen die denn da?
Welche Einsätze fahren die? Wann darf der Bürger die Retter denn rufen?
Solche und ähnliche Fragen bleiben immer offen, wenn vom Rettungsdienst und
Feuerwehr die Rede ist.
Wenn in einer wissenschaftlichen Arbeit vom Rettungsdienst gesprochen wird und
dieser sogar im Mittelpunkt der Arbeit steht, müssen vorher einige dieser Fragen
geklärt werden und der Aufbau unseres Rettungssystems in Deutschland erklärt
werden.
2.1 Das Rettungsdienstsystem in Deutschland
Die Versorgung von Verletzten spielte bereits in den beiden Weltkriegen eine
bedeutende Rolle. Hier wurden bereits Hilfeleistungen von Helfern und Sanitätern an
den Schlachtplätzen, im Lazarett oder im heimatlichen Krankenhaus dokumentiert.
Die Ausbildung der Helfer vor Ort war eine einfache Ausbildung zum Sanitäter mit
dem Schwerpunkt der Wundversorgung, also chirurgische Tätigkeiten.
Später wurden dann die Erfahrungen, die man in den Kriegsjahren gemacht hatte, auf
das zivile Leben übertragen, mit dem Ziel möglichst schnell einen Arzt zur
Unfallstelle zu bringen. So entstand dann in den 50er Jahren der mobile OP-Wagen.
Dieser hat sich in den Jahren wegen der geringen Auslastung einerseits, und dem
veränderten Schwerpunkt der Notfälle in den internistischen Bereich andererseits nicht
bewährt. Daher entschied man sich dann Ende der 50er Jahre ein Fahrzeug zu
konstruieren, welches den Erkrankten/ Verletzten möglichst schnell ins Krankenhaus
transportieren kann. Die Qualifikation des Personals umfasste einen Führerschein und
einen Erste Hilfe Kurs, bei manchen auch ein Sanitätskurs.
In den 60er Jahren wurde dann der Ruf nach einer qualifizierten Ausbildung mit dem
Schwerpunkt Notfallmedizin vorn Seiten der Ärzteschaft aber auch von Seiten der
Hilfsorganisationen, die den Großteil des Rettungsdienstes durchführten, laut.
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Man entschied sich 1977 eine Ausbildung zum Rettungssanitäter in der
Größenordnung von 520 Stunden einzuführen. Fortan wurde es Pflicht, mindestens
einen Rettungssanitäter auf einem Rettungswagen einzusetzen. Für den anderen
Helfer, den Fahrer, reichte ein Erste Hilfe-Kurs weiterhin aus.
Ziel war es jedoch, ein Berufsbild für den Rettungsdienst zu schaffen. Dies hat
politische, rechtliche und versicherungstechnische Vorteile, weil der Rettungssanitäter
kein anerkannter Beruf ist.
So entwickelte der Gesetzgeber unter Druck der Hilfsorganisationen und der
Berufsverbände im Rettungsdienst 1989 den Beruf des Rettungsassistenten, eine zwei-
jährige Berufsausbildung. Rettungssanitäter, die bereits über große Erfahrung im
Rettungsdienst verfügen, konnten sich bis zum Jahr 2000 zum Rettungsassistenten
anerkennen lassen, da es sonst zu einem Mangel an Rettungsassistenten gekommen
wäre.
Die Ausbildung der Rettungsassistenten umfasst bei der normalen Ausbildung 2 Jahre,
die gegliedert sind in ein ¾ Jahr theoretische Ausbildung in einer staatlich anerkannten
Schule für Rettungsassistenten, einem ¼ Jahr praktische Ausbildung in einem
Lehrkrankenhaus, sowie einem Jahr praktischer Ausbildung an einer Lehrrettungs-
wache. Die Ausbildung wird mit der Prüfung zum Rettungsassistenten vor einer
staatlichen Prüfungskommission abgeschlossen.
Nach Erhalt der Berufsanerkennungsurkunde darf der Auszubildende dann die
Berufsbezeichnung Rettungsassistent führen.
Neben den Rettungsassistenten werden auch weiterhin Rettungssanitäter im
Rettungsdienst eingesetzt.
Einen weiteren, aber weitaus geringeren Anteil am Personal im Rettungsdienst
machen die Rettungshelfer aus. Diese Mitarbeiter genießen eine 80-stündige
Ausbildung und müssen sich dann auch einer staatlichen Prüfung stellen. Nach
erfolgreichem Abschluss der Prüfung absolvieren die angehenden Rettungshelfer ein
Praktikum und erhalten im Anschluss daran ihre Urkunde.
Der Rettungshelfer ist der am wenigsten qualifizierte Mitarbeiter mit der geringsten
Ausbildung und wird ausschließlich im Krankentransport auf Krankenwagen und nicht
in der Notfallrettung eingesetzt.
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Der Rettungssanitäter wird als Beifahrer/ Transportführer im Krankentransport und als
Fahrer in der Notfallrettung auf Rettungswagen eingesetzt.
Das überwiegend durch Rettungsassistenten besetzte Fahrzeug ist der Rettungswagen
und die Notarztbesetzen Rettungsmittel wie Notarztwagen, Notarzteinsatzfahrzeuge
und Rettungshubschrauber.
Eine besondere Rolle spielt das ärztliche Personal im Rettungsdienst. Die Ärzte im
Rettungsdienst müssen ihre Approbation besitzen und dann an einem Kurs für
Notärzte teilnehmen, sowie ein Praktikum bei einem Notarzt absolvieren.
Hiernach bekommen die Ärzte dann den Fachkundenachweis Rettungsdienst und
dürfen sich als Notärzte bezeichnen.
Deutschland ist eines der wenigen Länder überhaupt, in dem eine solche Struktur und
eine geregelte Ausbildung des Personals vorhanden ist. Viele Länder arbeiten mit
ausgebildetem Personal, aber ohne Ärzte, in anderen Ländern ist es umgekehrt, d.h. es
sind zwar Ärzte vorhanden, aber nicht ausgebildetes Assistenzpersonal.
Die Struktur und der Aufbau des Rettungsdienstes in Deutschland unterliegt den
jeweiligen Ländergesetzen. So gibt es in Nordrhein-Westfalen zum Beispiel ein
Landesrettungsgesetz NRW. Die Gesetze sind in den meisten Bestandteilen gleich,
unterschiedlich sind nur Kleinigkeiten, sodass von einer Konformität der
Rettungsdienstgesetze gesprochen werden kann.
2.2 Stellenbeschreibung des Rettungsassistenten
Der Rettungsassistent ist der höchstqualifizierte nicht-ärztliche Mitarbeiter im
Rettungsdienst. Hieraus ergibt sich auch ein großes Aufgabenfeld mit verschiedenen
Verantwortungsbereichen.
Geregelt werden diese Aufgabenbereiche durch die Landesrettungsdienstgesetze.
Diese sehen eine Besetzung der Rettungsmittel (Krankentransportwagen,
Rettungstransportwagen, Notarztwagen und Notarzteinsatzfahrzeug) durch
Rettungsassistenten vor.
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Da die Besetzung eines Rettungswagens und der notarztbesetzten Rettungsmittel fast
immer die Qualifikation eines Rettungsassistenten verlangt, ist auch der vorwiegende
Einsatzbereich der Rettungsassistenten auf einem solchen Fahrzeug.
Neben der Besetzung der Fahrzeuge gehört auch die Pflege und Wartung des
Fahrzeuges und der Ausstattung zum Aufgabenbereich des Rettungsassistenten. Diese
umfasst tägliche Kontrollen, Funktionsüberprüfungen und andere Tests, die im
Regelfall zu Dienstbeginn durchgeführt werden. Hier wird jedes Teil der Ausstattung
in die Hand genommen und überprüft. Diese Kontrolle dient der Sicherheit des
Personals und der Patienten.
Tätigkeiten des Rettungsdienstpersonals außerhalb des Einsatzes:
Ø Tägliche Fahrzeugkontrollen und Funktionscheck,
Ø Gerätekontrollen der technischen und medizinischen Geräte und Ausrüstung,
Ø Fahrzeug- und Gerätepflege,
Ø Fahrzeugdesinfektion, täglich und wöchentlich,
Ø Auffüllen und austauschen verbrauchten und abgelaufenen Materials,
Ø Ständige Einsatzbereitschaft bewahren.
Bei der Desinfektion steht der hygienische Aspekt im Mittelpunkt, denn
krankmachende Keime könnten immer ins Fahrzeug gelangen, daher wird eine
Desinfektion turnusmäßig, d.h. täglich und wöchentlich durchgeführt. Bei Transporten
von infektiösen Patienten, z.B. Tuberkulose oder Meningitis, ist eine Desinfektion
auch außerhalb des Rhythmus notwendig.
Wird der Rettungsassistent durch die Leitstelle zu einem Notfall gerufen, so liegt sein
Verantwortungsbereich in der Versorgung und Überwachung des Patienten.
Diese eigentliche Hauptaufgabe der Rettungsassistenten ist im Rettungs-
assistentengesetz vom 01.09.1989 deutlich definiert:
Rettungsassistenten können jedoch nicht nur im Alarmdienst eingesetzt werden,
sondern auch in Leitstellen.
§ 3 Rettungsassistentengesetz (RettAssG):
Die Aufgabenstellung soll entsprechend der Aufgabenstellung des Berufs als Helfer des Arztes
insbesondere dazu befähigen, am Notfallort bis zur Übernahme der Behandlung durch den
Arzt lebensrettende Maßnahmen bei Notfallpatienten durchzuführen, die Transportfähigkeit
solcher Patienten herzustellen, die lebenswichtigen Körperfunktionen während des Transportes
zum Krankenhaus zu beobachten und aufrechtzuerhalten, sowie kranke, verletzte und sonstige
hilfsbedürftige Personen, auch soweit sie Nichtnotfallpatienten sind, unter sachgerechter
Betreuung zu befördern (Ausbildungsziel).
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Dort übernimmt der Rettungsassistent die Entgegennahme der Notrufe (meist
telefonisch), die Auswahl des geeigneten Rettungsmittels und die Alarmierung der
Rettungsmittel. Während des Einsatzes ,,begleitet" er das Rettungsmittel, d.h. er
unterstützt die Besatzung aus der Leitstelle, z.B. bei Bettensuchen, Anfragen an
Fachkrankenhäuser.
Ein recht neues Tätigkeitsfeld für die Rettungsassistenten hat sich durch die
Weiterbildung zum Praxisanleiter und Lehrrettungsassistenten ergeben.
Die Aufgabe der Lehrrettungsassistenten besteht in der Ausbildung von angehenden
Rettungsassistenten an Berufsfachschulen für den Rettungsdienst.
Die Lehrrettungsassistenten sind in der Ausbildung mit der Vermittlung
berufspolitischer Ausbildungsinhalte sowie den meist praktischen Lehrinhalten
betraut. Dies erscheint in der Ausbildung sehr sinnvoll, da diese Aspekte besser von
einem Praktiker unterrichtet werden können als aus der Theorie.
Verlässt ein Rettungsassistent nach Abschluss der theoretischen Ausbildung die
Schule und beginnt er sein praktisches Ausbildungsjahr, so muss dies an einer
Lehrrettungswache stattfinden. Dies bedeutet, dass mindestens ein
Lehrrettungsassistent mit der Begleitung und Ausbildung der Jahrespraktikanten
betraut ist.
Hier werden dann die Lehrrettungsassistenten in der Praxisanleitung tätig, welche
nicht nur die Vermittlung praktischer Fertigkeiten sondern vor allem die Begleitung
der Berufseinsteiger vorsieht. Auch die Belastungen, die ein Rettungsassistent in der
Ausübung seines Berufes erfährt, sollen hier aufgezeigt werden und in einem offenen
Gespräch soll darüber diskutiert werden und ein Erfahrungsaustausch stattfinden.
2.3 Belastungen in der täglichen Berufsausübung
Durch die Stellenbeschreibung eines Rettungsassistenten wird schnell deutlich, dass
diese Tätigkeiten mit physischen wie auch psychischen Belastungen einhergeht.
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Diese Belastungen sind unterschiedlicher Natur, daher möchte ich sie an dieser Stelle
genauer aufschlüsseln.
a) körperliche (physische) Belastungen,
b) seelische (psychische) Belastungen.
Zu den körperlichen Belastungen zählen in aller erster Linie die handwerklichen
Herausforderungen, denen der Helfer im Rahmen seiner Tätigkeit gegenübersteht.
Aber auch die Schichtarbeit zählt mit zu den physischen Faktoren.
Der Regeldienst des Rettungsassistenten wird in weiten Teilen Deutschlands im
sogenannten 24-Stunden-Dienst absolviert. Diese 24 Stunden sind aufgeteilt in acht
Stunden Arbeitsdienst, acht Stunden Bereitschaftszeit und acht Stunden Ruhezeit auf
der Wache. Dies bedeutet gerade im Großstadtrettungsdienst Einsatzbereitschaft und
Einsatzzeit rund um die Uhr. Auch in der Ruhezeit werden anfallende Einsätze
abgearbeitet. Aufgrund dieser Umstände ist es unerlässlich auch aus der Schlafphase
heraus geweckt zu werden und zu einem Einsatz zu fahren und dort der täglichen
Arbeit nachzugehen.
Aber auch wenn alternative Dienstplankonzepte Anwendung finden, wird der
Wechselschichtdienst von den Mitarbeitern als Belastung empfunden. Praktisch wird
der Dienst in einem solchen Fall im Acht-Stunden-Rhythmus mit Früh-, Spät- und
Nachtdienst oder im 12-Stunden-Rhythmus versehen.
Die von den Mitarbeitern beschriebenen Belastungen sind aus allen anderen Berufen,
in denen Schichtdienst angewendet wird, bekannt. Physische und psychische Probleme
bringt der ständige Wechsel zwischen Früh-, Spät- und Nachtdienst mit sich.
Hierneben ist auch der Wechsel im sozialen Umfeld eine starke Belastung, denn der
Bekannten und Freundeskreis muss sich auf den Wechseldienst einrichten, was nicht
immer funktioniert. Hierdurch kommt es zu Spannungen im sozialen Umfeld, die nicht
selten im Zusammenbruch der Beziehungen enden.
Zu der körperlichen Belastung gehört auch der Transport von Patienten und Material.
Zu einem Einsatz muss der Rettungsassistent sämtliches möglicherweise benötigte
Material mitnehmen, das Gewicht umfasst meist mehr als 25 Kilogramm. Im
Anschluss an die Basisversorgung erfolgt der Patiententransport. Hierfür muss der
Patient erst einmal aus dem Haus/ der Wohnung in den Rettungswagen verbracht
werden. Oftmals müssen mehrere Treppen überwunden werden.
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Da der Patient meist sitzend oder liegend transportiert wird, müssen Patient und
Tragestuhl oder Trage gehoben werden. Diese zusammen wiegen oftmals 70
Kilogramm und mehr.
Dies ist auch eine starke körperliche Belastung.
Hierneben wird auch die tägliche Exposition mit starken Chemikalien wie
Desinfektionsmitteln und ähnlichen Stoffen als Belastung von einigen Mitarbeitern
beschrieben.
Eine weitaus größere Belastung, nach Umfragen unter den Betroffenen, empfinden die
Mitarbeiter jedoch psychisch. Psychische Faktoren belasten die Betroffenen weitaus
mehr und tiefer als die körperlichen Faktoren.
An dieser Stelle möchte ich nur eine Übersicht über verschiedene Faktoren liefern, da
sich die gesamte Arbeit schwerpunktmäßig mit dem Thema befasst und ich auf
verschiedene Teile später noch genauer eingehen werde.
Es liegt auf der Hand, dass es für jeden Helfer eine Belastung darstellt, wenn mit
Menschen in Krisensituationen gearbeitet wird. Diese Krisensituationen können
soziale, psychische aber auch gesundheitliche Krisen sein. Menschen in Stressphasen,
wie manche Patienten und Klienten, verhalten sich oft unberechenbar oder
unangemessen. Die Arbeit mit diesen Menschen stellt den Helfer vor besondere
Probleme es ist immer wieder eine Herausforderung.
Im Rettungsdienst spielt die tägliche Konfrontation mit Leid, Krankheit und Tod eine
zentrale Rolle. Es ist für jeden Menschen schwer täglich hiermit umzugehen, sowohl
mit schwerkranken Patienten als auch mit deren Angehörigen.
Auch der tägliche Kampf gegen die Zeit, denn in vielen Notfallsituationen ist die Zeit
ein wichtiger Faktor zur Bewältigung der Situation, ist ein nicht unwichtiger Stressor.
Oft bestimmt der Zeitfaktor über Leben und Tod eines Patienten.
Weitere Stressoren, die unter diesen Bereich fallen sind die Anfahrt unter Blaulicht
und das grelle ,,Schreien" des Martinshornes durch den Verkehr.
Auch die Ungewissheit über das, was das Helferteam an der Einsatzstelle erwartet
wird von vielen als Belastung beschrieben und wird noch verstärkt durch die
Ungewissheit über die Gefahren, die am Einsatzort lauern, wie z.B. bei
Wohnungsbränden, bei Verkehrsunfällen auf Autobahnen oder Unfällen mit
Gefahrstoffen.
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Die Gefährdung des eigenen Lebens ist zwar unbedingt zu vermeiden, doch oftmals ist
das wegen der Unwissenheit über die Gefahr nicht möglich und das Wissen hierüber
führt zu Ängsten bei den Helfern, die als Belastung empfunden werden.
Immerhin wird auch die Angst vor dem Ergreifen einer falschen Maßnahmen von
vielen Helfern als Belastung gewertet. Diese Belastung ist zwar um so geringer, je
höher der Wissensstand und die Berufserfahrung ist, dennoch sollte auch dies hier
angesprochen werden.
Als besonderen Einsatz wird von nahezu allen Rettungsdienstmitarbeitern
unterschiedlicher Qualifikationen der Tod eines Kindes beschrieben.
Ein solcher Einsatz wird einstimmig als starke Belastung benannt und gewertet. Auch
lebensgefährlich verletzte oder erkrankte Kinder stellen großen psychischen Stress für
die Helfer dar.
Begünstigt werden die Stressoren auch durch die Diensttätigkeit auf der
Rettungswache, besonders dann, wenn lange Wartezeiten (> 10 Stunden) zwischen
den Einsätzen liegen oder wenn die Einätze direkt hintereinander ohne Pause erfolgen.
In letztem Fall haben die Helfer keine Möglichkeit den Einsatz nach zu besprechen
und abzuschließen.
Diese Faktoren gehören in den institutionellen Rahmen, der die Auswirkungen der
Stressoren auf den Körper mitbestimmt. Hierzu gehören auch Probleme unter der
Besatzung, im Team oder mit den Vorgesetzten.
Weiterhin begünstigen auch persönliche Faktoren, wie Ärger oder Probleme in der
Beziehung/ Familie, Fehlen des Ehemanns bei Feiern im Freundes- und
Bekanntenkreis, eigene Erkrankungen, Schwierigkeiten bei der Kindererziehung etc.
die Entstehung von Stressreaktionen.
Vergleichbar ist dieser Zusammenhang mit dem berühmten Fass, welches viele
Tropfen aufnehmen kann, aber irgendwann kommt mal ein Tropfen der dieses Fass
zum Überlaufen bringt. Ähnlich verhält es sich mit der Belastbarkeit, denn der Körper
kann viele Einflüsse kompensieren, doch irgendwann sind so viele negative
Belastungen aufgetreten, dass sich tatsächliche Probleme und im schlimmsten Fall
sogar Erkrankungen ausbilden.
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All diese persönlichen Faktoren werden in der Psychologie als soziale Ressourcen
bezeichnet. Auf den Stellenwert und den Einfluss dieser Ressourcen wird im nächsten
Kapitel deutlicher eingegangen.
2.4 Rolle des Helfers im Rettungsdienst
Jeder Mensch übernimmt in soziologischer und auch in sozialer Hinsicht bestimmte
Rollen. Diese Rollen sind nicht nur vom Individuum, nämlich dadurch dass jeder
Mensch anders ist, sondern auch vom jeweiligen Stand der Person in seinem sozialen
Umfeld abhängig. Dies kann an einem Beispiel leicht bewiesen werden:
Herr X ist Arbeiter in einer kleinen Firma. In seiner Freizeit ist er Vorsitzender eines
Sportvereins. In seiner Firma erwartet man, dass er seine Arbeiten laut den
Anweisungen und Vorschriften erledigt. Seine Vereinskameraden im Sportverein
erwarten von ihm die Leitung des Vorstandes, Organisation der Wettkämpfe und die
Vertretung des Vereins nach außen.
An diesem Beispiel ist deutlich, dass ein und die selbe Person unterschiedliche Rollen
übernehmen kann. An die verschiedenen Rollen sind auch unterschiedliche
Rollenerwartungen geknüpft, die sich aus den gesellschaftlichen Ansprüchen und
Wertvorstellungen ergeben.
In der Sozialarbeit versteht man unter sozialer Rolle nach Kreft und Mielenz:
Aus dieser Definition, die aus dem Wörterbuch ,,Soziale Arbeit" stammt ist ersichtlich,
dass eine soziale Rolle immer mit Erwartungen an den Inhaber der Rolle einhergeht.
Diese Grundannahme ist wichtig, denn der Helfer im Rettungsdienst übernimmt mit
seiner Tätigkeit auch eine Rolle. Er hat ein klar definiertes Aufgabenfeld und einen
Tätigkeitskatalog, nämlich die in den vorhergehenden Kapiteln dargestellten. Diese
Aufgaben sind ihm bewusst.
Er hat sein Handwerk gelernt und beherrscht diese Maßnahmen, so wie Arbeitgeber,
Gesetz, Kollegen, Stand der Wissenschaft etc. es von ihm fordern.
[...] allgemein ein Bündel bzw. die Summe von Erwartungen und Ansprüchen einer Gruppe oder der
Gesellschaft an das Verhalten (Rollenverhalten) und die Erscheinung (Rollenattribute) eines Inhabers
einer sozialen Position in einem Handlungssystem. Die soziale Rolle ist also unabhängig von der
Person und dem tatsächlichen Verhalten denkbar und existent.[...]
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Neben diesen offiziellen Rollenanforderungen, die jeder Mitarbeiter kennt, weil sie in
Form von Gesetzen, Vorschriften und Dienstanweisungen niedergeschrieben sind,
gibt es aber auch andere Rollenerwartungen, nämlich die, die der Laie an den Helfer
hat.
Hierunter fällt z.B. auch die Erwartung, dass der Rettungsdienst nach dem Notruf
schnell da ist und die Laienhelfer aus der Verantwortung entlässt. Die Profis sollen
dann den Notfall schnell übernehmen, ,,...die wissen ja schließlich besser als ich was
zu tun ist." Solche und ähnliche Aussagen sind immer wieder zu hören. Diese
Aussagen implizieren dem Rettungsdienstpersonal gleichzeitig, welche Ansprüche an
ihr Handeln gesetzt werden. Man erwartet von den Profis jetzt richtiges Handeln
welches gleichzeitig mit dem Ziel der Rettung des Verletzten/ Erkrankten einhergeht.
Diese Anforderung ist unabhängig vom Patienten, das heißt, der Patient muss auf
jeden Fall gerettet werden. Diese Anforderungen sind an keiner Stelle schriftlich
fixiert und von daher kann man sich darauf auch nicht vorbereiten. Nebenbei ist dem
Rettungsdienstpersonal sehr wohl bewusst, dass das Überleben des Patienten von
vielen äußeren Faktoren abhängig ist, wie z.B. dem Zeitfaktor, der durch die Helfer
nicht beeinflusst werden kann.
Durch diese Rollenerwartung entsteht auch Stress, wie bereits vorher geschildert.
Die Erwartungen an den Rettungsdienst sind um so stärker, je näher sich der Notfall in
häuslicher Umgebung mit Angehörigen abspielt. Die ältere vielleicht chronisch kranke
Ehefrau erwartet vom Rettungsdienstpersonal, dass diese ihren leblosen Ehemann
erfolgreich ins Leben zurückholen, weil sie sonst nicht weiß, was sie alleine machen
soll. Sie ist hilflos und erwartet nun vom Rettungsdienstpersonal, dass diese
erfolgreich arbeiten. Hier ist deutlich, welche Erwartungen durch die soziale Rolle des
Helfers an die Rolleninhaber gestellt werden.
Um diese Rollenerwartungen zu wissen und der Versuch diesen gerecht zu werden, ist
einer der stärksten Stressoren, denen ein Helfer ausgesetzt ist. Und je aussichtsloser
die Situation des Patienten ist, desto stärker sind die Erwartungen.
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3. Psychische Belastungen im Arbeitsfeld Rettungsdienst
Im ersten Kapitel wurde deutlich, dass das Tätigkeitsfeld für die Mitarbeiter eine
belastende Arbeit sein kann.
Viele einzelne Faktoren beeinflussen bei dem einzelnen Helfer, ob die Arbeit im
Rettungsdienst als stark oder weniger stark belastend empfunden wird. Dies ist immer
individuell zu betrachten.
An dieser Stelle ist es nötig, möglichst zu einer objektiven Aussage zur Belastung im
Rettungsdienst zu kommen.
Da jedoch Stress immer unterschiedlich empfunden wird, kann eine solche globale
Aussage nicht ohne das Erfassen mehrerer Voti möglich scheinen.
Um jedoch eine Stellungsnahme möglichst vieler Betroffener zu erhalten, wird in der
Wissenschaft sich meist des Instruments der Umfrage bedient.
Hier ist es möglich zu einer annähernd repräsentativen Aussage zu kommen, wenn
einige Regeln beachtet werden.
Ferner ist es wichtig zu bestimmen, was genau Belastung und Stress für das
Individuum bedeutet und welche möglicherweise pathologischen Auswirkungen Stress
auf den Körper hat. Wie kommt es zu Stress und welche physiologischen, hormonellen
und neurologischen Auswirkungen hat Stress auf den Körper?
Letztlich soll klar gemacht werden, welche Belastungen Rettungsdienstmitarbeiter
empfinden und was dies für die berufliche Tätigkeit bedeutet.
3.1 Umfrage und Auswertung der absoluten Zahlen
Um zu einem Meinungsbild und zu einer möglichst repräsentativen Aussage zu
kommen, hat Herr Frank Bindmann im Rahmen seiner Diplomarbeit ,,Untersuchung
zur aktuellen Situation der Ausbildung des Rettungsdienstpersonals in der BRD", eine
anonyme Umfrage unter Einsatzkräften durchgeführt (Bindmann, Martin-Luther-
Universität Halle-Wittenberg Medizinische Fakultät, 2001)
Zu den Umständen der Untersuchung ist zu sagen, dass diese zum größten Teil im
Internet auf einer Seite des BVRD ,,Berufsverband für den Rettungsdienst" stattfand.
Hierdurch ist schon ersichtlich, dass die Zielgruppe direkt angesprochen worden ist.
Dennoch bleibt offen, ob unter den Teilnehmern auch solche sind, die tatsächliche
schwere Einsätze hinter sich gebracht haben und hier aus eigener Erfahrung sprechen,
oder ob die Teilnehmer nur Mutmaßungen abgegeben haben.
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Diese Frage zu klären ist nicht möglich, daher sollten diese Punkte nicht außer Acht
gelassen werden. Dennoch bewerte ich diese Umfrage als zutreffend, vor allem weil es
eine andere ähnlich umfassende Arbeit hierzu nicht gibt.
Wichtig ist bei der Auswertung der Zahlen, dass es sich um die Präsentation absoluter
Zahlen handelt, d.h. die Zahlen sind nicht aufgegliedert in Qualifikationsstufen,
Geschlecht oder Alter. Dies bedeutet, dass nicht deutlich wird, ob Rettungshelfer
beispielsweise stärker betroffen sind als Rettungsassistenten oder ob Frauen mit
bestimmten Einsatzsituationen mehr Probleme haben als Männer.
Dies spielt auch keine große Rolle, da das Ziel dieser Umfrage in dieser Arbeit
ausschließlich die Darstellung von psychischen Belastungen ist.
Im Rahmen der Internetumfrage des Berufsverbandes BVRD in Gießen wurden 1.801
Mitarbeiter befragt.
Der größte Teil der Teilnehmer an der Umfrage waren in der Alterskohorte von 20
30 Jahren (51%). Das am stärksten vertretende Geschlecht ist, wie auch bei den
Mitarbeitern auf den Rettungswachen, mit 80 % das männliche.
Bei den Schulbildungen spielen vor allem die Fachoberschulreife mit 32% und das
Abitur ebenfalls 32% die größte Rolle.
Die Länge der Mitarbeit im Rettungsdienst der Teilnehmer liegt schwerpunktmäßig in
dem Bereich von 1-10 Jahren (67%). Hier wurden jedoch noch weitere Untergruppen
gebildet, doch die spielen keine wichtige Rolle.
Auf die Frage nach dem Ausbildungsstand der Teilnehmer gaben 29% die
Qualifikation des Rettungssanitäter und 39% die des Rettungsassistenten an.
Nur 21% der befragten Rettungsdienstmitarbeiter haben eigene Kinder.
Mit diesen Fragen wurde der allgemeine Teil und die persönlichen Angaben des
Teilnehmers verlassen und in die fachbezogenen Fragen eingestiegen.
Dieser fachbezogene Bereich besteht aus zwei wichtigen Teilen, nämlich
a) Ermittlung der Belastung der Mitarbeiter bei besonderen
Einsatzsituationen,
b) Bewertung der Vorbereitung der Mitarbeiter auf solche besonderen
Einsatzsituationen.
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In dieser Arbeit ist jedoch nur der Teil a der Umfrage in Verbindung mit der letzten
Frage, nämlich der Frage nach weiteren erforderlichen Angeboten wichtig.
Für den Bereich Stressermittlung und Stressbewertung sind folgende Fragen
interessant:
1) Wie belastet Sie ein Einsatz, bei dem ein Kind ums Leben kam?
2) Wie belastet Sie ein Einsatz mit einem Massenanfall von Verletzten?
3) Wie belastet Sie ein Einsatz bei einem Suizidversuch?
4) Wie belastet Sie die psychische Betreuung eines vital gefährdeten
Patienten?
5) Wie stark empfinden Sie die Belastung, wenn Ihnen ein schwerer
Einsatz nach Dienstschluss noch durch den Kopf geht?
6) Wie belastet Sie die Angst bei einem Einsatz eine falsche Maßnahme zu
ergreifen?
7) Welche der folgenden Angebote halten Sie für erforderlich?
Bei der Auswertung der Zahlen in eine grafische Darstellung sind folgende
Diagramme entstanden.
3.1.1 Einsatz, bei dem ein Kind uns Leben gekommen ist
24
83
431
777
329
0
100
200
300
400
500
600
700
800
belastet mich nicht
belastet mich kaum
belastet mich etwas
belastet mich stark
belastet mich sehr
stark
Wie belastet Sie ein Einsatz, bei dem ein Kind ums Leben
gekommen ist?
Abbildung 1: Frage 6 der Umfrage des Berufsverbandes für den Rettungsdienst (F. Bindmann)
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2002
- ISBN (eBook)
- 9783832464455
- ISBN (Paperback)
- 9783838664453
- DOI
- 10.3239/9783832464455
- Dateigröße
- 593 KB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Fachhochschule Düsseldorf – Sozialarbeit
- Erscheinungsdatum
- 2003 (Februar)
- Note
- 2,0
- Schlagworte
- rettungsdienst katastrophenschutz feuerwehr- rettungsdienstseelsorge krisenintervention stressbearbeitung
- Produktsicherheit
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