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Einführung eines Translation Memory Systems in die PS-Redaktion der Firma cognitas, München

©2001 Diplomarbeit 114 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Die Bereitstellung und das Anfertigen von Übersetzungen (ÜS) spielen heutzutage eine wichtige Rolle in der technischen Dokumentation. Handbücher in mehreren Sprachen anzufertigen ist allerdings sehr zeitaufwändig und kostenintensiv. Um Zeit und Kosten zu sparen, wurde versucht diesen Vorgang zu automatisieren. Mit Hilfe der Maschinellen Übersetzung (MÜ) kann die Erstellung von fremdsprachigen Texten erleichtert werden. Bei einer MÜ handelt es sich um ÜS auf Wortebene unter Verwendung von zuvor festgelegten Grammatikregeln. D. h. sinngemäßes Verständnis des Textes ist nicht gegeben und Fehler auf semantischer Ebene sind vorprogrammiert. Mit der Benutzung eines Translation Memory Systems (TMS) kann dieses Problem umgangen werden. Die Idee eines TMS basiert auf der Wiederverwendung schon bestehender Übersetzungen, die ein Übersetzer oder Muttersprachler der Fremdsprache angefertigt hat. Die Software übersetzt dabei den Text nicht Wort für Wort, sondern sucht nach Übereinstimmungen der gespeicherten Textabschnitte mit denen des neuen Ausgangstexts (AT).
Dieser Diplomarbeit werden zwei Zielstellungen zu Grunde gelegt. Zum einen soll ein geeignetes TMS ausgewählt und in der PS-Redaktion der Firma cognitas eingeführt werden. Zum anderen hat diese Arbeit Handbuchcharakter und kann als Anleitung für die Einarbeitung in das TMS SDLX angesehen werden.
Gang der Untersuchung:
Bevor die Einrichtung eines TMS stattfinden kann, muss geprüft werden, inwiefern der Einsatz eines TMS sinnvoll ist, welche Voraussetzungen dafür erfüllt sein müssen und welcher Nutzen sich für die Redaktion daraus ergibt. Im Anschluss an diese Untersuchungen folgt die Auswahl eines geeigneten TMS, die Einrichtung der Arbeitsplätze in der Redaktion, sowie die Schulung der Redakteure. Die Vorgehensweise gliedert sich in zwei Hauptabschnitte. Im ersten Teil wird beschrieben, welche Schritte unternommen wurden um ein geeignetes TMS für die Redaktion auszuwählen. Der zweite Teil soll veranschaulichen, wie bei der Einrichtung des ausgewählten TMS verfahren wurde.
Aus den Aufgaben und der Zielstellung ergab sich folgende Fragestellung: Ist es in der gegebenen Arbeitsumgebung sinnvoll ein TMS einzusetzen? Um diese Frage beantworten zu können, wurde eine Analyse der aktuellen Arbeitsweise der PS-Redaktion und der erstellten Handbücher, auf struktureller und inhaltlicher Ebene, durchgeführt. Hierbei erfolgte eine gründliche Einarbeitung in das redaktionelle Arbeiten […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 6369
Brosig, Nicole: Einführung eines Translation Memory Systems in die PS-Redaktion der
Firma cognitas, München
Hamburg: Diplomica GmbH, 2003
Zugl.: Hochschule Magdeburg-Stendal (FH), Diplomarbeit, 2001
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dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei
zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.
Die Informationen in diesem Werk wurden mit Sorgfalt erarbeitet. Dennoch können
Fehler nicht vollständig ausgeschlossen werden, und die Diplomarbeiten Agentur, die
Autoren oder Übersetzer übernehmen keine juristische Verantwortung oder irgendeine
Haftung für evtl. verbliebene fehlerhafte Angaben und deren Folgen.
Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2003
Printed in Germany

Danksagung
An dieser Stelle möchte ich Herrn Prof. Schwarz für die freundliche
Unterstützung bei der Erstellung dieser Diplomarbeit, sowie Herrn
Christoph Schmolz für die Betreuung als Zweitgutachter danken. Des
Weiteren möchte ich mich bei der Firma cognitas dafür bedanken, mir
die Möglichkeit meine Diplomarbeit bei cognitas zu schreiben, gegeben
zu haben. Mein besonderer Dank gilt der gesamten PS-Redaktion, die
mir stets mit Rat und Tat zur Seite stand, sowie allen anderen Angestell-
ten von cognitas, die mir bei meinen Recherchen im Unternehmen
geholfen haben.

Einleitung
Grundlagen
Auswahl
Testphase
Einrichten der Arbeitsumgebung
Zusammenfassung und Ausblick
Anhang
Verzeichnisse

Nicole Brosig
Inhalt
1
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
1.1
Aufgaben und Zielstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
1.2
Methodisches Vorgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
1.2.1
Auswahl eines TMS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
1.2.2
Einführung des ausgewählten TMS . . . . . . . . . . . . . . . . 2
1.3
Zielgruppe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
1.4
Darstellungsmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
2
Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
2.1
Translation Memory Systeme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
2.1.1
Wie arbeitet ein TMS? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
2.1.2
Aufbau des Translation Memory
. . . . . . . . . . . . . . . . . 7
2.1.3
Unterschied Datenbank - Referenz . . . . . . . . . . . . . . . . 7
2.2
Die Firma cognitas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
2.3
Aktuelle Situation in der PS Redaktion
. . . . . . . . . . . . . . 8
2.3.1
Typischer Produktionsprozess der Handbücher ohne TMS . . . . 9
2.3.2
Produktionsprozess der Handbücher mit TMS (PC Redaktion) . 11
2.3.3
Vorteile eines TMS
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
3
Auswahl
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
3.1
Ist der Einsatz eines TMS sinnvoll? . . . . . . . . . . . . . . . 15
3.1.1
Analyse der deutschen Handbücher . . . . . . . . . . . . . . . 15
3.1.2
Analyse der englischen Handbücher
. . . . . . . . . . . . . . 16
3.2
Anforderungen an die Redaktion
. . . . . . . . . . . . . . . . 17
3.2.1
Voraussetzungen für eine TMS- Nutzung . . . . . . . . . . . . 17
3.2.2
Entschluss zum Einsatz eines TMS . . . . . . . . . . . . . . . 18
3.3
Anforderung an ein TMS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
3.3.1
Anforderungen der PS Redaktion an ein TMS
. . . . . . . . . 19
3.3.2
Auswahl geeigneter TMS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
4
Testphase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
4.1
Erste Testreihe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
4.1.1
Liste der Anforderungen erstellen . . . . . . . . . . . . . . . . 21
4.1.2
Vorgehensweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
4.1.3
Vergleich zu EAGLES . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
4.1.4
Erstauswahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
4.2
Zweite Testreihe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
4.2.1
Trados . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
4.2.2
SDLX
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
4.3
Endergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42

Nicole Brosig
Inhalt
5
Einrichten der Arbeitsumgebung . . . . . . . . . . . . . . . . 47
5.1
Aufbau der Datenbanken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
5.1.1
Aufbau des TM durch Alignment . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
5.1.2
Aufbau des TM durch Import . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
5.1.3
Aufbau der Terminologie-Datenbank . . . . . . . . . . . . . . . 50
5.2
Installation
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
5.2.1
Vorbereitung der Installation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
5.2.2
Durchführung der Installation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
5.3
Schulung der Redakteure . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
5.3.1
Vortrag
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
5.3.2
Einzelplatzbetreuung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
5.3.3
Schnittstelle zum Sprachendienst
. . . . . . . . . . . . . . . . 57
6
Zusammenfassung und Ausblick
. . . . . . . . . . . . . . . 59
7
Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
7.1
Analyse der deutschen Handbücher . . . . . . . . . . . . . . . 61
7.2
Analyse der Handbücher deutsch/englisch . . . . . . . . . . . . 67
7.3
Matrix: Auswahl TMS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
7.4
Matrix: Endrunde TMS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
7.5
Schulungsunterlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79
Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101
Bilder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103
Tabellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107
Lebenslauf
Eidesstattliche Erklärung

Nicole Brosig
1
1
Einleitung
Die Bereitstellung und das Anfertigen von Übersetzungen (ÜS) spielen heutzu-
tage eine wichtige Rolle in der technischen Dokumentation. Handbücher in
mehreren Sprachen anzufertigen ist allerdings sehr zeitaufwändig und kosten-
intensiv. Um Zeit und Kosten zu sparen, wurde versucht diesen Vorgang zu
automatisieren. Mit Hilfe der Maschinellen Übersetzung (MÜ) kann die Erstel-
lung von fremdsprachigen Texten erleichtert werden. Bei einer MÜ handelt es
sich um ÜS auf Wortebene unter Verwendung von zuvor festgelegten Gramma-
tikregeln. D. h. sinngemäßes Verständnis des Textes ist nicht gegeben und
Fehler auf semantischer Ebene sind vorprogrammiert.
Mit der Benutzung eines Translation Memory Systems (TMS) kann dieses Pro-
blem umgangen werden. Die Idee eines TMS basiert auf der Wiederverwen-
dung schon bestehender Übersetzungen, die ein Übersetzer oder Mutter-
sprachler der Fremdsprache angefertigt hat. Die Software übersetzt dabei den
Text nicht Wort für Wort, sondern sucht nach Übereinstimmungen der gespei-
cherten Textabschnitte mit denen des neuen Ausgangstexts (AT).
I
Diese Diplomarbeit wurde unter Verwendung der in der Primergy-Server
(PS)-Redaktion der Firma cognitas üblichen Werkzeugen und Schablo-
nen verfasst. D. h. sie wurde nach den Gestaltungsrichtlinien für techni-
sche Dokumentationen in der PS-Redaktion erstellt.
Für Erläuterungen der Abkürzungen und Fachausdrücke siehe Kapitel ,,Abkür-
zungen" auf Seite 101.
1.1
Aufgaben und Zielstellung
I
Dieser Diplomarbeit werden zwei Zielstellungen zu Grunde gelegt. Zum
einen soll ein geeignetes TMS ausgewählt und in der PS-Redaktion der
Firma cognitas eingeführt werden. Zum anderen hat diese Arbeit
Handbuchcharakter und kann als Anleitung für die Einarbeitung in das
TMS SDLX angesehen werden.
Bevor die Einrichtung eines TMS stattfinden kann, muss geprüft werden, inwie-
fern der Einsatz eines TMS sinnvoll ist, welche Voraussetzungen dafür erfüllt
sein müssen und welcher Nutzen sich für die Redaktion daraus ergibt. Im
Anschluss an diese Untersuchungen folgt die Auswahl eines geeigneten TMS,
die Einrichtung der Arbeitsplätze in der Redaktion, sowie die Schulung der
Redakteure.

2
Nicole Brosig
Methodisches Vorgehen
Einleitung
1.2
Methodisches Vorgehen
Die Vorgehensweise gliedert sich in zwei Hauptabschnitte. Im ersten Teil wird
beschrieben, welche Schritte unternommen wurden um ein geeignetes TMS für
die Redaktion auszuwählen. Der zweite Teil soll veranschaulichen, wie bei der
Einrichtung des ausgewählten TMS verfahren wurde.
1.2.1
Auswahl eines TMS
Aus der Aufgaben und Zielstellung ergab sich folgende Fragestellung: Ist es in
der gegebenen Arbeitsumgebung sinnvoll ein TMS einzusetzen? Um diese
Frage beantworten zu können, wurde eine Analyse der aktuellen Arbeitsweise
der PS-Redaktion (siehe Abschnitt ,,Aktuelle Situation in der PS-Redaktion" auf
Seite 8) und der erstellten Handbücher, auf struktureller und inhaltlicher Ebene
(siehe Abschnitt ,,Analyse der deutschen Handbücher" auf Seite 15), durchge-
führt. Hierbei erfolgte eine gründliche Einarbeitung in das redaktionelle Arbeiten
und in die verwendeten Werkzeuge, insbesondere die Textverarbeitung Adobe
FrameMaker. Die Beschreibung des Dokumentationsprozesses der Nachbar-
redaktion (PC Redaktion), die schon seit 1996 erfolgreich mit dem TMS Trados
arbeitet, soll die Vorteile des Datenbank-unterstützten ÜS verdeutlichen.
Im Anschluss wird erläutert, welche Voraussetzungen die Redaktion vor dem
sinnvollen Einsatz eines TMS erfüllen muss, und welche Leistungsmerkmale
das TMS aufweisen muss, um in der Redaktion eingesetzt werden zu können.
Aus den Anforderungen der Redaktion an das TMS leiten sich verbindliche Aus-
wahlkriterien ab. Besondere Aufmerksamkeit galt dabei der problemlosen Ver-
arbeitung von FrameMaker-Dokumenten. Gemäß den redaktionellen Anforder-
nungen wurde ein Testfeld von vier geeigneten TMS ermittelt. Im Anschluss an
die erste Testphase wurden zwei TMS in die engere Wahl genommen und
nochmals mit unterschiedlichen Inhalten und Zielsetzungen eingehender unter-
sucht.
1.2.2
Einführung des ausgewählten TMS
Nachdem der Testsieger feststand, wurde mit der Einrichtung des TMS in der
PS-Redaktion begonnen. Bereits bestehende mehrsprachige Handbücher
dienten als Quelle für die Erstellung des Translation Memory (TM). Mit jedem
künftigen Handbuchprojekt wird das TM mit neuen Übersetzungen ergänzt.
Von einem Import des bereits stark angewachsenen TM der PC-Redaktion
wurde abgesehen. Aufgrund unterschiedlicher Produktgruppen und Handbuch-

Nicole Brosig
3
Einleitung
Zielgruppe
typen stimmt nur ein sehr kleiner Anteil des Datenbestandes mit den Handbü-
chern der Primergy-Redaktion überein. Ein Einsatz der PC-Übersetzungsda-
tenbank hätte deshalb erheblichen Ressourcenverbrauch durch nicht relevante
Datenmengen zur Folge. Abweichungen in Sprachgebrauch und Terminologie
zwischen beiden Redaktion hätten von vorn herein zu sachlichen Fehlern im
TM geführt.
Vor allen Redakteuren der Münchener cognitas-Niederlassung wurden Aus-
wahlprozedur und Arbeitsweise von SDLX präsentiert. Um jedem Redakteur
die Nutzung von SDLX zu ermöglichen, wurde die Software auf allen Rechnern
der Redaktion installiert. Es folgte eine nochmalige, ausführlichere Schulung
der Redakteure, die ab sofort mit dem TMS Übersetzungen anfertigen werden.
Zu Nachschlagezwecken wurde eine Schulungsunterlage im PowerPoint-For-
mat erstellt und im Firmennetzwerk zur Verfügung gestellt. Die Unterlage ent-
hält ausführliche Angaben zum Umgang mit dem TMS und der Abwicklung von
Übersetzungsaufträgen durch den Sprachendienst. Ferner werden nochmals
zusammenfassend die Ergebnisse der Testreihen begründet.
1.3
Zielgruppe
Diese Diplomarbeit wurde im Rahmen meines Studiums ,,Fachkommunikation"
an der Hochschule Magdeburg-Stendal zur Erlangung des akademischen Gra-
des ,,Dipl.-Fachübersetzerin" verfasst. Sie richtet sich deswegen vorrangig an
Professoren und Studenten der Studienrichtung ,,Übersetzen".
Desweiteren soll diese Diplomarbeit als Information und Anregung für fachlich
interessierte Laien und technische Redaktionen, die den Einsatz eines TMS
planen, gelten. Die Beschreibung der Testreihen und Auswahlkriterien kann
anderen Fachredaktionen als Anleitung für eigene Evaluationen dienen. Wei-
terhin besteht die Möglichkeit, diese Arbeit als Einführung in die Grundfunktio-
nen und Arbeitsweise von SDLX zu benutzen.
Das Studium an der Hochschule Magdeburg-Stendal beinhaltet eine Einfüh-
rung in die Arbeit mit Translation Memory Systemen. Dieses Vorwissen ermög-
lichte mir den zielgerichteten Umgang mit den verschiedenen Softwarepaketen
und den darin enthaltenen Werkzeugen. Da ich im Voraus mit keinem der
getesten TMS über einen längeren Zeitraum hinweg gearbeitet habe, konnten
die Tests neutral durchgeführt werden.

4
Nicole Brosig
Darstellungsmittel
Einleitung
1.4
Darstellungsmittel
In dieser Diplomarbeit werden folgende Darstellungsmittel verwendet:
Kursive Schrift
kennzeichnet Befehle und Menüpunkte.
[Tasten Schrift]
kennzeichnen Beschriftungen von Schaltflächen und
Tasten.
Ê
kennzeichnet Arbeitsschritte und Vorgehensweisen.
I
kennzeichnet zusätzliche Informationen und Tipps.

Nicole Brosig
5
2
Grundlagen
2.1
Translation Memory Systeme
Um die gestiegenen Anforderungen an die Übersetzungen (wie z. B. das Erstel-
len von mehrsprachiger, komplexerer Dokumentation in immer kürzeren Zeit-
räumen, vgl. Hoppe, 2001) zu erfüllen, wurde an der Vereinfachung des Über-
setzungsprozesses gearbeitet.
,,Seit Beginn der Textverarbeitung arbeiteten die Anwender an der Wiederbe-
nutzung von Textbausteinen. ... Die nachfolgende Entwicklung wurde zuneh-
men von Übersetzungsunternehmen weitergeführt, die aus mehreren Nöten
eine Tugend machten. ..." (Hoppe, 2001)
Die Wiederverwendung von Übersetzungen setzt besondere Eigenschaften der
zu übersetzenden Texte voraus. Die Gruppe der Ausgangstexte sollten grund-
sätzlich gleiche oder ähnliche Beschreibungsgegenstände behandeln, einen
ähnlichen Inhalt und gleiche Strukturen aufweisen.
2.1.1
Wie arbeitet ein TMS?
I
Beim Einsatz von TMS handelt es sich nicht um eine MÜ, sondern um
die Wiederverwendung von Übersetzungen, die ein Muttersprachler der
Fremdsprache oder ein Übersetzer geleistet hat.
In einem TM, der Übersetzungsdatenbank, werden Textabschnitte der Aus-
gangssprache (AS) und ihre Entsprechung in der Zielsprache (ZS) als soge-
nannte Segmentpaare gespeichert. Textabschnitte werden nach zuvor definier-
ten Regeln in Segmente unterteilt. Diese sind im allgemeinen Sätze, die mit
Punkt, Doppelpunkt, Ausrufezeichen oder Fragezeichen enden. Es können
aber auch Listen- oder Tabellenelemente sein. Der Benutzer des TMS kann
selbst Regeln festlegen, nach denen der Ausgangstext (AT) segmentiert wer-
den soll, wodurch die Berücksichtigung von benutzerspezifischen Ausnahmen
und Sonderfällen (wie z. B. keine Segmentierung nach d. h., max., usw.)
gewährleistet ist.
Ein neuer AT wird nach den festgelegten Regeln segmentiert. Bei der Vorüber-
setzung wird der AT mit den Segmenten der AS, die im TM abgelegt sind, ver-
glichen. Das TMS ermittelt übereinstimmende Segmente und bietet das gespei-
cherte, äquivalente Segment der ZS als neue Übersetzung an.

6
Nicole Brosig
Translation Memory Systeme
Grundlagen
Bild 1: Arbeitsweise des TMS
Ermittelte Übereinstimmungen werden vom TMS als Treffer ausgezeichnet.
Diese sind unterteilt in:
100%ige Übereinstimmung, d. h. neues und gespeichertes Segment sind
völlig identisch und somit auch ihre Übersetzung.
Fuzzy Matches, d. h. Segmente des AT stimmen nur teilweise mit den Seg-
menten in der Übersetzungsdatenbank überein.
Wiederholungen, d. h. ein im aktuellen Dokument übersetztes Segment ist
mehrmals vorhanden. Dieses Segment muss nur einmal übersetzt werden
und wird bei einer Wiederholung des gleichen Segments automatisch vom
TM ergänzt.
Der Benutzer kann bei der Vorübersetzung einen Mindestwert an prozentualer
Übereinstimmung festlegen. Das TMS übernimmt die entsprechende Überset-
zung in den neuen ZT und kennzeichnet sie mit der Angabe des Wertes der
Übereinstimmung prozentual und/oder farblich. Der Benutzer hat die Wahl, den
Vorschlag zu akzeptieren, anzupassen oder zu verwerfen und seine eigene
Übersetzung anzugeben oder eine Neuübersetzung zu veranlassen. Jede neue
Übersetzung wird wiederum im TM gespeichert und steht für die nächsten Pro-
jekte zur Verfügung.
Satz A
Satz B
Satz C
Sentence A
Sentence B
Sentence C
TM
Alter AT
Alte ÜS
Satz A
Satz B
Satz D
Vergleich neuer AT
mit altem AT
Neuer AT
Sentence A
Sentence B
Satz D
Neue ÜS mit TMS
Einfügen gefundener
Übereinstimmungen

Nicole Brosig
7
Grundlagen
Translation Memory Systeme
2.1.2
Aufbau des Translation Memory
Der Benutzer hat folgende Möglichkeiten das TM mit Daten zu füllen:
Der Benutzer segmentiert den zu übersetzenden Text und erstellt ein
neues, zunächst noch leeres TM. Da das TM noch keine Einträge beinhaltet,
werden dem Nutzer auch keine Übersetzungsvorschläge angeboten. Er
übersetzt den Text völlig neu. Die neuen Einträge werden in das TM aufge-
nommen und stehen für die nächste ÜS bereit. Der Datenbestand wächst
mit jeder neuen ÜS noch nicht gespeicherter Segmentpaare.
Das TM kann jedoch ebenso mit bereits bestehenden Übersetzungen gefüllt
werden. Unter Benutzung des sogenannten Alignment-Tools können den
Segmenten der AS ihre Entsprechungen in der ZS zugeordnet werden.
Nach der Zuordnung werden diese Segmentpaare in das TM übernommen.
Besteht aus vorherigen Projekten schon ein TM, so kann dieser Datenbe-
stand in die neue Übersetzungsdatenbank importiert werden. Um den pro-
blemlosen Austausch der Daten auch zwischen TM-Systemen verschiede-
ner Hersteller zu gewährleisten, wurde das tmx-Format (Translation Memory
Exchange) entwickelt.
2.1.3
Unterschied Datenbank - Referenz
Grundsätzlich sind zwei Arten von TMS zu unterscheiden. Einige arbeiten auf
der Grundlage einer Datenbank. D. h. bei einer neuen ÜS sucht das TMS in der
Datenbank nach übereinstimmenden Segmenten.
Andere TMS benutzen Referenzdateien. Hierbei wird keine eigenständige
Datenbank angelegt, sondern Dateien aus vorhergehenden Übersetzungen
werden als Referenzen angegeben. Entsprechend der Datenbank-Strategie
werden die Referenzdateien segmentiert und das TMS durchsucht diese nach
übereinstimmenden Segmenten. Hierdurch wird das Anlegen und die Pflege
einer Datenbank vermieden. Die Referenzdateien können projektbezogen aus-
gewählt werden (z. B. wird bei einem Update eines Handbuches die Vorgänger-
datei als Referenz genutzt). Bei der Arbeit auf Datenbankbasis können aber
ebenso kunden- oder projektspezifische Einträge herausgefiltert werden.

8
Nicole Brosig
Die Firma cognitas
Grundlagen
2.2
Die Firma cognitas
Die cognitas GmbH ist einer der größten Dienstleister für Technik Dokumen-
tation in den Bereichen Informations- und Kommunikationstechnik, Luft- und
Raumfahrt, Wehrtechnik und Automobilbau.
Das Unternehmen hat seine Wurzeln im Siemens-Konzern und beschäftigt
über 70 Mitarbeiter in München und Paderborn. Im April 1998 unterzog sich
cognitas einem unabhängigen Audit vom TÜV Süddeutschland, ,,in dem nicht
nur die einzelnen technischen Dokumentationen geprüft wurden, sondern auch
die ganze Redaktion und ist der erste Dokumentations-Dienstleister, der durch
den TÜV Product Service autorisiert ist, das Prüfzeichen ,,DOCcert - Anwender-
freundliche Dokumentationen" für die geprüften Bereiche zu vergeben." (vgl.
TÜV Süd) Die Kriterien wurden in Zusammenarbeit mit der TÜV PRODUCT
SERVICE GmbH und der tekom, Gesellschaft für technische Kommunikation,
entwickelt.
cognitas bietet seinen Kunden ein breites Angebot über die Erstellung und Pro-
duktion von Handbüchern in bis zu 21 Sprachen, hin zur Entwicklung von Doku-
mentschablonen im Corporate Design des Kunden, Schulungen und Beratun-
gen in modernsten Redaktionstechnologien, wie SGML/XML an.
Der Dokumentationsprozess beginnt beim Gespräch mit den Entwicklern. Ziel-
gruppengerecht werden Betriebsanleitungen, Servicehandbücher, Technische
Handbücher, Montageanleitungen und Product Facts erstellt. Handbuch-
projekte für den Hauptkunden Fujitsu Siemens folgen bestehenden, in der
Redaktion entwickelten Gestaltungsrichtlinien. Für neue Handbuchprojekte
anderer Kunden werden entsprechende Stilvorlagen entwickelt.
Die Redaktion Primergy-Server (PS) der cognitas GmbH erstellt für Fujitsu Sie-
mens Computers Dokumentationen im Bereich Hardware und Software und
bearbeitet Updates. Die Dokumentationen werden in bis zu sieben Sprachen
(Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Schwedisch und Nie-
derländisch) übersetzt.
2.3
Aktuelle Situation in der PS-Redaktion
Im folgenden Kapitel wird die aktuelle Situation in der PS-Redaktion beschrie-
ben. Es wird geklärt, inwieweit der Einsatz eines TMS lohnenswert ist und ob
die Redaktion die Voraussetzungen dafür erfüllt. Des Weiteren wird die Arbeits-
weise der Nachbarredaktion PC, die seit 1996 mit dem TMS Trados arbeitet,
dargestellt.

Nicole Brosig
9
Grundlagen
Aktuelle Situation in der PS-Redaktion
2.3.1
Typischer Produktionsprozess der Handbücher
ohne TMS
Die PS-Redaktion der Firma cognitas erhält den Auftrag für die Erstellung eines
Handbuchs, wenn die Entwicklung des entsprechenden Produkts schon bei-
nahe abgeschlossen ist. Spezifikationen und technische Informationen zu
einem Serverprodukt werden auf einem im Fujitsu Siemens Intranet zugäng-
lichen Informationsserver abgelegt und sind von dort für alle Redakteure abruf-
bar. Für fachliche Fragen und Terminvereinbarungen wird eine Handbuchstruk-
turbesprechung abgehalten. Weitere Rücksprachen mit Entwicklern und
Produktverantwortlichen erfolgen telefonisch oder per E-Mail.
Der Redakteur speichert die für ihn wichtigen Daten auf ein dafür vorgesehenes
Arbeitsverzeichnis der Redaktion. Nach einer ersten Sichtung des vorhandenen
Materials trifft der bearbeitende Redakteur mit den Entwicklern zusammen und
hält eine Handbuchstrukturbesprechung ab. Es wird festgelegt, wann der erste
Korrekturlauf vorgenommen wird. Auf der Besprechung haben die Redakteure
außerdem die Möglichkeit sich mit der Maschine vertraut zu machen. Umbau-
ten, Reparaturen und Hochrüstungen werden nachvollzogen und durch Digital-
fotos dokumentiert. Anhand der Fotos werden später aufbereitete Zeichnungen
für die Dokumentation angefertigt.
Danach wird von der Redaktion ein sogenannter Doku-Projektplan angelegt.
Hierin werden die wichtigsten Projektdaten und Abgabetermine festgehalten
und eine Aufwandsabschätzung wird erstellt.
Die deutschen Handbücher werden mit FrameMaker + SGML erstellt. Als Refe-
renzen für die Erstellung neuer Handbücher dienen oftmals bestehende Manu-
ale von ähnlichen Server-Produkten. Bisher galt diese Vorgehensweise für die
Erstellung von deutschen und englischen Handbüchern, zukünftig wird dies für
alle Sprachen zutreffend sein. Die fertiggestellten deutschen Handbücher wer-
den zum vereinbarten Abgabetermin den Entwicklern und Produktverantwort-
lichen zur Korrektur übergeben. Im Bedarfsfall wird nach Einarbeitung von
Ergänzungen und Änderungswünschen ein zweiter Korrekturlauf veranlasst,
anschließend erteilt der Produktverantwortliche die Druckfreigabe.
Geforderte Übersetzungen werden im Normalfall nicht in der Redaktion, son-
dern durch einen externen Übersetzungsdienstleister angefertigt. Es hat sich
folgende Methode als am effektivsten herausgestellt: FrameMaker arbeitet mit
sprachspezifischen Dokumentschablonen, in denen Format- und Element-
definitionen, Rechtschreib- und Trennregeln, sowie Querverweise und Index-
terme in der korrespondierenden Sprache festgehalten sind. Der Sprachen-
dienst bekommt vom Redakteur eine einsprachige Datei mit den

10
Nicole Brosig
Aktuelle Situation in der PS-Redaktion
Grundlagen
sprachspezifischen Dokumentschablonen (z. B. englisches FrameMaker-
Buch). Der Übersetzer hat damit die Möglichkeit den deutschen Text gleich zu
überschreiben und kann Absatzformate und Elementdefinitionen weitgehend
außer Acht lassen. Die Strukturreparaturen auf Grund falscher Dokumentvorla-
gen fallen im Nachhinein geringer für den Redakteur aus. Die Übersetzungsauf-
träge werden per E-Mail erteilt und alle zu übersetzenden Kapiteldateien des
Handbuchs werden als Anhang verschickt. Auf Grund von eingebundenen Gra-
fiken, die für das Textverständnis notwendig sind, kann die dabei anfallende
Datenmenge sehr große Ausmaße annehmen. Das Übertragen der Daten kann
dadurch sehr lange dauern. Des Weiteren wird vorausgesetzt, dass der Spra-
chendienst neben den üblichen Textverarbeitungsprogrammen wie MS Word
auch FrameMaker einsetzt.
Beim Update eines deutschen Handbuchs verläuft die ÜS ins Englische etwas
anders. Die Übersetzer erhalten eine zweisprachige Mischdatei, die neben dem
fremdsprachigen Zieltext (bisheriger Ausgabestand) Ergänzungen in der Aus-
gangssprache enthält. Neu hinzugekommene oder veränderte Textstellen wer-
den vom Redakteur durch eine Änderungsmarkierung hervorgehoben. Der
Sprachendienst wird nur mit der ÜS der deutschen, markierten Passagen
beauftragt. Durch diese Änderungsbalken lassen sich Umfang und entstehende
Kosten der ÜS leichter kalkulieren. Auch anfallende Nacharbeiten, wie Behe-
bung der Verletzung der SGML-Struktur durch den Übersetzer, bleiben so über-
schaubar. Der Übersetzer sucht nach diesen Änderungsbalken und über-
schreibt den deutschen Text mit seiner Übersetzung. Nach der Rücklieferung
prüft der Redakteur die neu übersetzten Segmente und entfernt die Änderungs-
markierungen aus dem Dokument. Die neue Zielsprachendatei wird dann für
den Druck aufbereitet und archiviert. So kann sie für neue Handbücher wieder
als Quelle herangezogen werden.
Bild 2: Arbeitsablauf ohne TMS
Vorgänger
in Ziel-
sprache
Neues
deutsches
Dokument
Mischdatei
Neues
Zieldoku-
ment
Manuelles
Erstellen
Übersetzung

Nicole Brosig
11
Grundlagen
Aktuelle Situation in der PS-Redaktion
Bestehen zwischen einem neuen Server-Produkt und einem bereits dokumen-
tierten Vorgänger zahlreiche Übereinstimmungen, so wird das bestehende
Handbuch als Referenz herangezogen. Es findet keine komplette Neuüberset-
zung statt, sondern gleiche Textpassagen aus vorhandenen Übersetzungen
werden übernommen und vom Redakteur selbständig in das Handbuch einge-
fügt. Damit übernimmt er also die langwierige Suche nach Übereinstimmungen,
die durch Einsatz eines TMS automatisiert und erleichtert werden könnte. Dies
setzt jedoch voraus, dass der Redakteur weiß, welche Handbücher die betref-
fenden Textpassagen beinhalten könnten und wo er diese suchen müsste. Nicht
übersetzte Textabschnitte werden schließlich mit dem Änderungsbalken mar-
kiert und an den Sprachendienst übergeben.
Nach der Freigabe durch den Produktverantwortlichen, wird die Titelei erstellt,
der Druckauftrag erteilt und das Buch auf dem Redaktionsserver archiviert.
Werden für ein Handbuchprojekt Übersetzungen in mehrere Sprachen vom
Kunden angefordert, wurden die Handbücher bisher durch die Nachbarredak-
tion mit MS Word und unter Einsatz der Translator's Workbench von Trados
erstellt.
2.3.2
Produktionsprozess der Handbücher mit TMS (PC-
Redaktion)
Grundsätzlich stimmt die Produktion der deutschen Handbücher mit der PS-
Redaktion überein. Anders ist hier nur das Erstellungswerkzeug - die PC-
Redaktion arbeitet mit MS Word und erstellt ihre Handbücher im Rich Text For-
mat (rtf).
Ein Unterschied besteht in der ÜS der Handbücher mit einem TMS. Das Über-
setzungs-Management wird über Trados und dem externen Sprachendienst
abgewickelt. Für die Vorübersetzung der Handbücher wird die
Translator's Workbench verwendet. Der zu übersetzende Text wird segmentiert
und vorübersetzt, d. h. das TMS sucht nach übereinstimmenden Segmenten im
TM.
Funktionen, wie z. B. die Konkordanz-Suchfunktion und das Anzeigen von
Unterschieden des neuen AT-Segments mit dem im TM gespeicherten Seg-
ment (z. B. View Source Differences, Bild 18 auf Seite 41), unterstützen die
Redaktion bei der Vorübersetzung. Findet der Redakteur keine Übereinstim-
mungen, werden diese nichtübersetzten Textabschnitte markiert und an den
Sprachendienst übergeben.

12
Nicole Brosig
Aktuelle Situation in der PS-Redaktion
Grundlagen
Die Translator's Workbench arbeitet mit MS Word als Editor. D. h. die Handbü-
cher im rtf-Format müssen nicht in ein bestimmtes Arbeitsformat des TMS kon-
vertiert werden. Ein externer Übersetzungsdienstleister benötigt für die Bear-
beitung der zu übersetzenden Datei kein TMS, sondern kann in dem
weitverbreiteten Textverarbeitungsprogramm MS Word arbeiten.
Der Übersetzer bearbeitet eine zweisprachige Word-Datei und überschreibt
nichtübersetzte Segmente. Neue Segmente werden im Nachhinein durch die
Funktion ,,Update" in das TM aufgenommen.
Bild 3: Arbeitsablauf mit TMS
Im Anschluss an die Aktualisierung des TM und die Aufbereitung der Word-
Datei (aus der zweisprachigen Mischdatei wird ein einsprachiges Zieldokument
erstellt), wird das Handbuch an die Druckerei übergeben und archiviert.
2.3.3
Vorteile eines TMS
Durch die Arbeit mit einem TMS werden externen Übersetzungsdienstleistern
nur noch nicht-übersetzte Textstellen zur Bearbeitung übergeben und die Kos-
ten für die ÜS können reduziert werden.
Fremdsprachliche Handbücher können schneller zur Verfügung stehen, denn
mit der ÜS in die ZS kann schon begonnen werden, bevor das Handbuch der
AS ganz fertig gestellt ist. Ist die Produktion des Handbuches in der AS abge-
schlossen, wird der endgültige Text nochmals mit dem TMS bearbeitet. Neue
Neues
deutsches
Dokument
Segmen-
tierte
Mischdatei
Neues
Zieldoku-
ment
Segmentierung und
Vorübersetzung
Übersetzung
TMS
1. Neue Sätze ins TM
2. Segmentierung entfernen
Segmen-
tierte
Zieldatei

Nicole Brosig
13
Grundlagen
Aktuelle Situation in der PS-Redaktion
Passagen in dem Handbuch werden durch die Anwendung des TMS erkannt,
durch Redakteur oder Übersetzer übersetzt und später in die Datenbank aufge-
nommen.
Des Weiteren liegt mit dem angelegten TM nur noch eine Quelle vor, aus der
Textabschnitte für ein neues Handbuch übernommen werden. Dadurch wird es
leichter, die sprachliche Ausgestaltung der Handbücher konsistent zu halten
(Qualitätssicherung) und Mehrfachübersetzungen gleicher Texte werden ver-
mieden. Um inhaltliche Unklarheiten zu vermeiden, erhält der Sprachendienst
neben den Arbeitsdateien eine Umsetzung im pdf-Format (Portable Document
Format) des gesamten Handbuchs. Die Arbeitsdateien des TMS beinhalten
keine Grafiken, Tabellen und Formatierungen wie das Originaldokument
(FrameMaker) und sind dadurch erheblich kleiner. Mailanhänge können so auf
handliche Größen reduziert werden und die Übertragungsdauer für E-Mails an
den Sprachendienst verringern sich. Nach der ÜS werden die neuen Segmente
vom Redakteur in das TM aufgenommen und stehen sofort der gesamten
Redaktion zur Verfügung. Moderne TMS sehen den gleichzeitigen Zugriff meh-
rerer Benutzer auf das TM vor, so dass auch ein Team von Redakteuren zur
gleichen Zeit Vorübersetzungen anfertigen kann.

Nicole Brosig
15
3
Auswahl
3.1
Ist der Einsatz eines TMS sinnvoll?
Nachdem die Aufgaben- und Zielstellung dieser Diplomarbeit feststand, sollte
nun die Frage beantwortet werden, ob die Primergy-Server-Redaktion eine
geeignete Umgebung für den sinnvollen Einsatz eines TMS vorweisen kann.
Bei einer Produktion von zu unterschiedlichen Texten, wie z. B. Werbetexten,
macht der Einsatz eines TMS keinen Sinn. Die produzierten Texte müssen sich
auf struktureller und inhaltlicher Ebene ähneln. Eine Analyse der in der Redak-
tion erstellten Handbücher sollte diese Ähnlichkeit der Texte nachweisen.
3.1.1
Analyse der deutschen Handbücher
Im ersten Schritt der Analyse wurden drei deutsche Handbücher auf ihre
Gemeinsamkeiten und Unterschiede untersucht. Benutzt wurden dazu Bedie-
nungsanleitungen zu Servern unterschiedlicher Leistungskategorien. Diese
Anleitungen wurden u. a. bei Servern mit stark ähnlichen Leistungsmerkmalen
von den Redakteuren der PS-Redaktion als Referenz für Neuproduktionen von
Handbüchern herangezogen.
Der erste Vergleich fand auf Basis der Inhaltsverzeichnisse statt. Hierfür wur-
den alle Gliederungspunkte in einer Tabelle zusammengestellt. Im zweiten
Schritt wurden Gemeinsamkeiten und Unterschiede auf inhaltlicher Basis her-
ausgearbeitet. Die tabellarische Übersicht der Analyse ist im Abschnitt ,,Analyse
der deutschen Handbücher" auf Seite 61 abgebildet.
Alle Handbücher gliedern sich in folgende Hauptkapitel:
Einleitung
Produktbeschreibung, Leistungsmerkmale, Zielgruppe
Wichtige Hinweise
Sicherheitshinweise, Umweltschutz
Installation
Installationsschritte
Inbetriebnahme und Bedienung
Beschreibung der Inbetriebnahme und der Anzeigenelemente

16
Nicole Brosig
Ist der Einsatz eines TMS sinnvoll?
Auswahl
Eigentums- und Datenschutz
Problemlösungen und Tipps
Beheben von auftretenden Fehlermeldungen
Systemkomponenten
Baugruppenbeschreibung
Stichwörter
Die Analyse der Handbücher ergab, dass der Aufbau bei allen untersuchten
Manualen ähnlich ist. Die Gliederungspunkte des Inhaltsverzeichnisses sind
nicht immer in jedem Handbuch erwähnt. Bei einheitlichen Unterpunkten gab es
jedoch keine inhaltlichen Abweichungen. Ungleichmäßigkeiten innerhalb der
Handbücher beschränkten sich eher auf Satzstellung und Schreibweisen.
Unterschiede in Struktur und Inhalt der Handbücher sind auf die unterschiedli-
chen Bauformen und Leistungsmerkmale der Server-Produkte zurückzuführen.
Hiermit sei nachgewiesen, dass die in der Redaktion produzierten Handbücher
für eine Bearbeitung mit TMS geeignet sind. Die Bedienungsanleitungen sie-
deln sich auch weiterhin um eine konstante Produktgruppe.
3.1.2
Analyse der englischen Handbücher
Die Überlegung, durch Abgleich vorhandener Manuale in AS und ZS Segment-
paare für die neue Übersetzungsdatenbank der PS-Redaktion zu gewinnen,
machte eine zweite Analyse erforderlich. Es sollte festgestellt werden, ob bei
einem Alignment Schwierigkeiten auftreten könnten. Stellvertretend für alle
übrigen Zielsprachen wurde die Analyse der deutschen Handbücher mit ihren
englischen Übersetzungen durchgeführt. Die Auflistung der Gliederungspunkte
finden Sie im Abschnitt ,,Analyse der Handbücher deutsch/englisch" auf
Seite 67.
Die Analyse ergab, dass die englischen Handbücher keine wesentlichen struk-
turellen Abweichungen zum deutschen AT aufweisen und ein Alignment daher
nicht kompliziert wäre. Der einzige wesentliche Unterschied bestand in länder-
spezifischen Ergänzungen, wie z. B. im Kapitel ,,Sicherheitshinweise" - ,,Safety".
Der Unterpunkt Funkentstörung ist im englischen Handbuch in mehrere
Abschnitte unterteilt und jeweils für den Einsatz in den USA und Canada sowie
in England geschrieben.

Nicole Brosig
17
Auswahl
Anforderungen an die Redaktion
3.2
Anforderungen an die Redaktion
Nachdem nun festgestellt wurde, dass der Einsatz eines TMS in der Redaktion
sinnvoll wäre, werden in den folgenden Abschnitten die Voraussetzungen für
die Benutzung eines TMS dargestellt.
3.2.1
Voraussetzungen für eine TMS-Nutzung
Die Arbeit der Redaktion wird durch ein TMS erheblich erleichtert, jedoch gilt es,
einige Voraussetzungen zu erfüllen, um einen reibungslosen Ablauf der Hand-
buchproduktion zu gewährleisten:
Wie bereits in Abschnitt ,,Ist der Einsatz eines TMS sinnvoll?" auf Seite 15
erwähnt, müssen sich die Texte um eine konstante Produktpalette ansie-
deln.
Benutzung einer festgelegten Terminologie, die eindeutig und verständlich
ist. Hierbei kann die Terminologie-Datenbank, die als eigenständiges Modul
im TMS enthalten ist, hilfreich zur Seite stehen. In dieser Datenbank können
Informationen, wie Definition, Kontext und Verwendung von Begriffen,
gespeichert werden.
Empfehlenswert wäre auch, eine Liste mit verbindlichen, redaktionsinternen
Schreibregeln zu entwerfen und einzuhalten. Diese Schreibregeln dienen
dazu, die Anzahl der 100%igen Übereinstimmungen und die Anzahl der
inhaltlich bedeutungslosen Abweichungen (z.B. Formatierungen, andere
Schreibweisen bei Komposita - mit oder ohne Bindestrich) zu minimieren.
Als Beispiel für eine Standardformulierung kann folgender Satz gelten: ,,Drü-
cken Sie die Taste..." anstatt ,,Betätigen Sie die Taste..." oder ,,Drücken Sie
auf die Taste..." Diese Regeln könnten in der Terminologie-Datenbank unter
der Rubrik ,,Verwendung des Begriffes" festgehalten werden.
Mit gut strukturierten Dokumenten (generierte Verzeichnisse, Absatzfor-
mate statt manueller Formatierungen, ohne manuelle Zeilenschaltungen)
können unnötige Fehler bei der Arbeit mit TMS vermieden werden. Hierfür
kann der Redakteur auf speziell angefertigte Dokumentvorlagen zurückgrei-
fen. Wichtige Metainformationen (Querverweise, Indexterme) des AT wer-
den während der Konvertierung der Quelldokumente (z. B. durch Projektim-
port) in das Arbeitsformat des jeweiligen TMS aus dem Dokument extrahiert
und bei der Rückkonvertierung der Übersetzung wieder in den neuen ZT
eingebunden.

18
Nicole Brosig
Anforderungen an die Redaktion
Auswahl
Der Redakteur sollte in Sinneinheiten schreiben und Mehrdeutigkeiten
sowie Rückbezüge über Satzgrenzen hinaus vermeiden. Eine klare Syntax
führt zu zuverlässigen Ergebnissen bei der automatischen Segmentierung
und erleichtert die ÜS in andere Sprachen.
Nach Möglichkeit sollten sprachneutrale Beschriftungen innerhalb von
Grafiken verwendet werden, damit diese unübersetzt in den ZT übernom-
men werden können. Bildunterschriften werden als Fließtext segmentiert
und mit dem TMS übersetzt.
3.2.2
Entschluss zum Einsatz eines TMS
Durch Einsatz eines TMS ergeben sich eine Menge von Möglichkeiten, auch
wenn es einer gewissen Umstellung der bisher bewährten Vorgehensweisen
bedarf. Grundsätzlich wird erwartet, dass durch den Einsatz eines TMS die
Umsetzung der Handbücher in mehrere Sprachen schneller und kosten-
günstiger erfolgen kann. Durch die Wiederverwendung von Textbausteinen und
Einhaltung des Fachvokabulars soll eine höhere Konsistenz in den Dokumen-
tationen erzielt und somit zugleich die Qualität gesteigert und gesichert werden.
Die Aufträge für Übersetzungen werden abnehmen, jedoch nicht gänzlich weg-
fallen werden. Es werden immer neue Textpassagen verfasst, die noch nicht
übersetzt wurden und eine Übersetzung durch den Sprachendienst verlangen
(siehe Bild 4).
Bild 4: Kostenrückgang
Um alle Anforderungen der PS-Redaktion zu erfüllen, wurden in den nächsten
Schritten verschiedene TMS anhand bestimmter Kriterien ausgewählt und
getestet.

Nicole Brosig
19
Auswahl
Anforderung an ein TMS
3.3
Anforderung an ein TMS
3.3.1
Anforderungen der PS-Redaktion an ein TMS
Die Hauptanforderung der PS-Redaktion an ein TMS besteht in der reibungslo-
sen Bearbeitung von FrameMaker + SGML-Dateien, so dass keine zeitaufwän-
digen Nachbearbeitungen an Fehlern von der Struktur, an Formatierungen oder
Querverweisen, die während der Bearbeitung durch den Übersetzungsdienst-
leister im Dokument entstehen können, vorgenommen werden müssen.
I
Vor dem Import in das TMS müssen die FrameMaker + SGML Dateien
im mif-Format abgespeichert werden (FrameMaker Interchange
Format).
Die weiteren Anforderungen sind:
Übernahme vorhandener Datenbanken
Der Austausch von Datenbanken zwischen verschiedenen TMS wird mittels
des Translation Memory Exchange Format (tmx) durchgeführt. Bei Import
eines TM im tmx-Format wird es in das gängige Format des anderen TMS
konvertiert. Das TMS sollte also eine Funktion zum Import eines TM bein-
halten.
Gleichzeitiger Zugriff auf die Datenbank
Der gleichzeitige Zugriff mehrerer Redakteure auf das TM über ein lokales
Netzwerk muss gewährleistet sein.
ÜS in mindestens sieben Sprachen
Die Zielsprachen Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch,
Schwedisch und Niederländisch müssen vom TMS unterstützt werden.
Zusätzliche Sprachen wären von Vorteil.
Problemlose Bewältigung großer Datenbanken
Durch eine sehr große Datenbank dürfen keine wesentliche Verzögerungen
der Anwendung, keine Abstürze und keine Verringerungen der Stabilität
auftreten.
Funktion für statistische Auswertung der Übersetzung
Sollte z. B. für die Aufwandsabschätzung bei der Vergabe von Aufträgen an
externe Übersetzungsdienstleister im TMS enthalten sein.

20
Nicole Brosig
Anforderung an ein TMS
Auswahl
3.3.2
Auswahl geeigneter TMS
Den Hauptanforderungen entsprechend wurden vier geeignete TMS ausge-
wählt, die diese Kriterien erfüllen und für einen Einsatz in der PS-Redaktion in
Frage kommen.
Trados 3.0/5.0 - Firma Trados, www.trados.com
Transit 3.0 - Firma Star, www.star-ag.ch
SDLX 3.5/4.0 - Firma SDL International, www.sdlintl.com
Déjà Vu 3.0 - Firma Atril, www.atril.com

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2001
ISBN (eBook)
9783832463694
ISBN (Paperback)
9783838663692
Dateigröße
1.9 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule Magdeburg-Stendal; Standort Magdeburg – Fachübersetzen, Fachkommunikation
Note
1,3
Schlagworte
computerunterstützung übersetzung technische redaktion vergleich translation memory system übersetzungsmanagement
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Titel: Einführung eines Translation Memory Systems in die PS-Redaktion der Firma cognitas, München
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