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Orthodoxes Christentum, Bioethik und die Krise der modernen wissenschaftlichen Erkenntnis

©2002 Magisterarbeit 130 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Zusammenfassung:
Das Thema „Bioethik“ wird immer öfter aus verschiedenen konfessionellen Perspektiven behandelt. Vom orthodoxen Christentum gibt es dazu jedoch kaum relevante Beträge. Mit den historischen und theologischen Gründen dieses Phänomens beschäftigt sich die vorliegende Arbeit.
Nach grundsätzlicher Erläuterung der Begriffe „Ethik“ und „Bioethik“ wird auf das überraschend hohe Niveau des Gesundheitswesen im Byzantinischen Reich eingegangen. Dieses sollte nicht nur als Erbe der antiken Medizin, sondern vielmehr als eine Folge der autentischen christlichen Lehre insbesondere der Kirchenväter gesehen werden.
Nach dem „Großen Schisma“ 1054 kommt es zur Entfremdung zwischen christlichem Osten und Westen. Neben historisch-politischen Gründen sind es auch dogmatische Unterschiede, die - verstärkt durch die westliche „Scholastik“ zu zwei unterschiedlichen christlichen Mentalitäten führen. So entwickelt sich die Römische Kirche zur politisch-relevanten Machtinstitution, die sich letztlich in Opposition zu neuen Konzeptionen der wissenschaftlicher Erkenntnis wiederfindet, derer Anfang in der Person von Galileo Galilei gesehen werden kann. Die Orthodoxe Kirche bleibt von dieser Entwicklung weitgehend unbeeinflußt und kennt somit das Dilemma aus dem sich die heutige Bioethik entwickelt hat nicht.
Es wird nun auf aktuelle philosophische Aspekten der Bioethik, sowie auf Positionen der vier wichtigsten monotheistischen Religionen eingegangen. Demgegenüber werden Lösungsansätze zu aktuellen Fragen der Bioethik aus orthodoxer Sicht entgegengesetzt. Diese ergeben sich vor allem aus orthodoxer Theologie, patristischer Tradition und gelebter Spiritualität.

Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
Zusammenfassung5
Abstract in English6
Vorwort zu deutscher Übersetzung7
EINFÜHRUNG8
1.ETHIK - "BIOETHIK"11
1.1"Ethik" - was ist es ?11
1.2.und was ist dann die "Bioethik"?15
1.3Grundbereiche der Bioethik16
a.Theoretische Grundlagen der Ethik16
b.Reproduktionsethik17
c.Ethische Aspekte der Genetik17
d.Ethik und das Ende des Lebens18
e.Ethische Aspekte bei Verteilung von Ressourcen19
f.Ethik der Organspende und Transplantation20
g.Ethik bei Organisation und Leitung des Gesundheitswesens 20
h.Ethik der wissenschaftlichen Forschung20
i.Ärztliche Ethik (traditionelle ärztliche Ethik) 21
1.4Sinn und die Bestimmung der heutigen Bioethik 21
2.ETHIK DER WISSENSCHSAFT UND MEDIZIN AUS HISTORISCHER SICHT23
2.1Die empirische Erkenntnis in […]

Themenübersicht

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsangabe

Zusammenfassung

Abstract in English

Vorwort zu deutscher Übersetzung

EINFÜHRUNG

1. ETHIK - `BIOETHIK´
1.1 `Ethik´-was ist es ?
1.2 ...und was ist dann die `Bioethik´ ?
1.3 Grundbereiche der Bioethik
a. Theoretische Grundlagen der Ethik
b. Reproduktionsethik
c. Ethische Aspekte der Genetik
d. Ethik und das Ende des Lebens
e. Ethische Aspekte bei Verteilung von Ressourcen
f. Ethik der Organspende und Transplantation
g. Ethik bei Organisation und Leitung des Gesundheitswesens
h. Ethik der wissenschaftlichen Forschung
i. Ärztliche Ethik (traditionelle ärztliche Ethik)
1.4 Sinn und die Bestimmung der heutigen Bioethik

2. ETHIK DER WISSENSCHSAFT UND MEDIZIN AUS HISTORISCHER SICHT
2.1 Die empirische Erkenntnis in der Antike
2.2 Ethik in der hellenistischen Zeit (aus der Sicht der klassischen Philosophie)
2.3 Medizinische Ethik in der antiken Zeit
2.4 Unterschied zwischen hellenistischer und jüdischer Auffassung von medizinischen Grundbegriffen
2.5 Frühchristliche Ethik
2.6 Frühchristentum und die wissenschaftliche Erkenntnis
2.7 Medizin im Byzantinischen Reich
2.8 Soziale Fürsorge im Byzantinischen Reich
2.9 Medizin im antiken Hellenismus und die frühchristliche Medizin
a. Grundbegriffe
b. Krankheit
c. Heidnische Ärzte vs. christliche Ärzte
2.10 Paradoxon der byzantinischen Medizin: Patienten werden von ihren Ärzten in der terminalen Phase ihrer Erkrankung verlassen
2.11 Der Begriff der `Symphonie´ im Byzantinischen Reich

3.THEOLOGIsche ENTFReMDUNG DES WESTENS
3.1 Das große Schisma
3.2 Unterschiedliches Verständnis der Gnade Gottes
3.3 Unterschiedliche Auffassung des Begriffs `Kirche´ (`Ekklesiologie´)
3.4 Unterschiedliches Verständnis von Gott und der `Triadologie´ Gottes
3.5 Karl der Große und die "Drei-Sprachen Häresie"
3.6 Die Scholastik
a. Erkenntnis in der Scholastik - Anselm von Canterbury
b. Höhepunkt der Scholastik - Thomas von Aquin
c. Mystiker der Spät-Scholastik
3.7 Sand der Wüste - verstaubte Bibliothek: Zwei christliche Kulturen
a. Unterschiedliche Mentalitäten der östlichen und westlichen Theologie
b. Erlösung-Theosis- Satisfaktion: Unterschiedliche Anthropologie und Soteriologie

4. BEGINN DER MODERNEN WISSENSCHAFT UND IHR HEUTIGES DILEMMA
4.1 Historischer Hintergrund des Hochmittelalters
4.2 Galileos Sünde
4.3 Entwicklung der wissenschaftlichen Erkenntnis nach Galileo: `atheistische´ Naturwissenschaft - `klerikale´ Kirche
a. Haltung der westlichen Kirche
b. Methode der modernen Wissenschaft
c. Veränderungen in der Gesellschaft und ihre ideelle Sicht der Welt
d. Zum Gipfel der wissenschaftlichen Erkenntnis
4.4 Verlorener Sinn der modernen Wissenschaft

5. DILEMMA DER MODERNEN MEDIZN
5.1 Ist die Gesundheit ein `Geschenk´ oder besteht auf sie ein Anspruch ?
5.2. Geburtsstunde der modernen Medizin und ihre Ethik

6.PHILOSOPHISCHE GRUNDLAGEN DER HEUTIGEN BIOETHIK (UMRISS)
6.1 Immanuel Kant und die heutige Bioethik
6.2 Der Utilitarismus
6.3 Sonstige theoretische Aspekte der Bioethik
6.4 `Conflict of interests´

7. BIOETHIK UND MONOTHEISTISCHE RELIGIONEN VON HEUTE
7.1 Jüdische Bioethik ?
7.2 Ärztliche Ethik des Islam
7.3 Katholische Bioethik
7.4 Protestantische Perspektiven in Fragen des Gesundheitswesen

8. ORTHODOXES CHRISTENTUM UND BIOETHIK
8.1 Voraussetzungen der christlich-orthodoxen Bioethik
a. Allgemeine Bedeutung der christlich-orthodoxen Theologie
b. Liturgische Quellen
c. Glaubensausdruck und seine Anwendung
8.2. Theologische Aspekte der christlich-orthodoxen Ethik
a. Die Heiligen Kirchenväter und Galileo Galilei
b. Der apophatische und der kataphatische Weg
c. Die Heilige Dreifaltigkeit
d. Der Mensch als Abbild Gottes
e. Der Sündenfall des Menschen
f. Die Gemeinsamkeit von Körper und Seele
g. `Incarnatio Logi´
h. Die Kirche als Leib Christi
i. Wort - Leben - Licht
j. `Mysterien´ (Sakramente) der Orthodoxen Kirche
k. Eschatologische Vision
8.3. Methodische Aspekte der orthodoxen Bioethik
a. Christliche Orthodoxie darf sich der wissenschaftlichen
Erkenntnis nicht verschließen
b. Rolle der Experten für Bioethik aus der orthodoxen Sicht

EPILOG

Verwendete Literatur

`Curriculum vitae´

Zusammenfassung

Die Bioethik entstand aus wachsender Notwendigkeit nach Anwendung von ethischen Kriterien in verschiedenen Bereichen der Wissenschaft und Medizin. Auf diesem Gebiet engagieren sich in zunehmendem Maße verschiedene religiöse Gemeinschaften, während das orthodoxe Christentum hier unverhältnismäßig wenig vertreten ist. Mit den historischen und theologischen Gründen für dieses Phänomen beschäftigt sich nun die vorliegende Arbeit.

Zunächst werden Grundbereiche der Bioethik nach Lehrplänen von amerikanischen Universitäten präsentiert und danach die historischen Aspekte der antiken und früh-christlichen Ethik erläutert. Überraschend und bisher wenig anerkannt erscheint dabei die Tatsache des hohen Niveaus der byzantinischen Medizin und Sozialpflege zu sein. Dies kann nicht nur durch direkte Nachfolge der antiken Medizin erklärt werden, sondern auch durch christliche Lehre, Autentizität der Kirchenväter-Tradition sowie die `Symphonie´ von Staat und Kirche im Byzantinischen Reich. Es wird ferner unterschiedliche Entwicklung des westlichen Christentums nach dem `Großen Schisma´ im Jahre 1054 diskutiert. Neben dogmatischen Veränderungen und dem Einfluß der Scholastik kommt es in der westlichen Theologie zur Betonung ihres juridischen Charakters. Die römische Kirche verwandelt sich in eine politisch-relevante Machtinstitution und findet sich in Opposition zu neuen Konzeptionen der wissenschaftlichen Erkenntnis wieder, derer Anfang in der Person von Galileo Galilei gesehen werden kann. Schließlich gipfelt die Entwicklung der Wissenschaft, Technik und Medizin in der heutigen Zeit, mit all ihren Dilemmata, aus denen sich die Notwendigkeit der heutigen Bioethik begründet. Es werden diesbezüglich die wichtigsten philosophischen Aspekte sowie Positionen von den vier wichtigsten monotheistischen Religionen - Judaismus, Katholizismus, Protestantismus und des Islam zu Fragen der Bioethik wieder geben . Aus der historisch-politischen Entwicklung und vor allem aus theologischen Gründen blieb in der orthodoxen Kirche die christliche Theologie des ersten Jahrtausends erhalten, die heute u.a. in der reichen kirchlichen Tradition fortlebt. So kann sowohl die christliche orthodoxe Theologie als auch ihre Tradition für verschiedenste Aspekte der Bioethik oft tiefgreifende Perspektiven bieten.

Abstract in English

ORTHODOX CHRISTIANITY, BIOETHICS AND THE CRISIS OF MODERN SCIENTIFIC KNOWLEDGE , by Alexander Lapin

Bioethics is arisen from the growing need for the application of ethical criteria on various problems of today’s science and medicine. While different religions are actively engaged in this matter, Orthodox Christianity remains still under-represented. The aim of this work was to elucidate this phenomenon from the historical and theological point of view and to draw possible contributions to bioethics from the Christian Orthodox perspective.

First, `core areas´ of bioethics were presented on the back-ground of educational programs of American universities. Then, historical aspects of ethics of the classical Antiquity and of Early Christianity have been discussed. In this context, a surprising and still less appreciated fact is the high level of medical and social care in Byzantine Empire. It can be explained like a continuation of antique medicine, but also as a consequence of the Christian doctrine of that time: Of the teaching of Holy Fathers and of `symphony´ between church and Byzantine state. Thus, the way of Western Christianity after the "Great schism" in 1054 was discussed. Due to dogmatic changes and scholastic influences, the jurisdictional aspect of the Western ecclesiastical doctrine became more and more emphasized. The Roman Church became a powerful, politically relevant institution and find itself in opposition against the new concepts of scientific knowledge, whose origin can be seen in the person of Galileo Galilee. The progress of science, technology and medicine culminated in the present time, with all dilemmas, which provide the base for today's bioethics. In this context, the most important philosophical notions, as well as positions of main monotheistic religions - Judaism, Islam, Catholicism and Protestantism were presented

Because of historical, political and especially of theological reasons, the Orthodox Christianity conserved the Christian theology of the first millenium, which lives until our days in its rich ecclesiastic tradition. Nevertheless, for many actual aspects of today's bioethics, the theology as well as tradition of Orthodox Church can be considered as a valuable profound source of inspiration.

Keywords: bioethics, orthodox Christianity, Byzantine, theology, ethics, dilemma, science

Vorwort zu deutscher Übersetzung

Diese Arbeit entstand als eine Diplomarbeit am Ende eines Theologiestudiums. Als solche sollte sie Zeugnis über eine entsprechende Auseinandersetzung mit dem Thema und dem Fach geben. Zudem wurde das Thema interdisziplinär gewählt, so daß neben Theologie auch Aspekte aus Geschichte, Philosophie, Medizin, Naturwissenschaft und Politik erwähnt wurden. Aus diesem Grunde kann es vorkommen, daß manche Stellen dieses Werkes dem einschlägig vorgebildeten Leser als trivial oder wiederholt erscheinen können.

En anderer Aspekt ergibt sich aus der grundsätzlichen Ausrichtung einer orthodoxen theologischen Fakultät. So können manche Darstellung überzogen oder gar als tendenziös erscheinen. Mag sein, daß dies sogar im bestimmten Zusammenhang beabsichtigt wurde. Etwa dann, wenn ein bestimmtes historisches Ereignis, das folglich zu unterschiedlichen Ansichten oder gar Mentalitäten geführt hat, besonders anschaulich verdeutlicht werden soll. Keineswegs war es beabsichtigt irgend eine Denkrichtung oder gar eine Religion zu brüskieren oder diese respektlos zu berühren. Diesbezüglich ersucht der Autor um Nachsicht.

Wien, Herbst 2002

EINFÜHRUNG

Wenn man heute einen medizinischen Kongreß besucht oder an einer der zahlreichen wissenschaftlichen Symposien teilnimmt, so findet man nicht selten im Programm dieser Veranstaltung einen Vortrag, ja eine ganze Programmsektion, die den Fragen der `Bioethik´ oder Philosophie gewidmet ist. Meist ist zu einer solchen Tagung ein Philosoph oder ein Theologe eingeladen, obwohl der andere schon nur als ein Teilnehmer an einer Podiumsdiskussion die gemeinsam mit anderen Experten der Veranstaltung abgehalten wird.

Spätestens jetzt überraschen gleich mehrere Tatsachen. Erstens ist bereits die Tatsache selbst, daß man den Fragen der Philosophie und Ethik ein so großes Interesse zumißt und dies, seitens der Disziplinen, in derer man bis vor kurzem darauf so bedacht war, sich als exakt und rationell zu präsentieren und alle von „oben auferlegten Tabus“ abzulehnen.

Weiters ist es nicht ohne Interesse, sich die Frage zu stellen, `um welche Art der Philosophie es sich hier eigentlich handelt´...Vorrangig wird aus den Positionen von `anthropozentrischen´ und `humanitären´ Konzepte diskutiert und nur zögerlich werden auch andere, etwa konfessionelle Ansichten berücksichtigt.

Und schließlich - und dies ist eigentlich recht bemerkenswert - überrascht auch das Niveau der Diskutierenden. Bemerkenswert ist es, wie limitiert die Kenntnisse des breiten wissenschaftlichen Publikums über die Fragen der Philosophie und Theologie sind und umgekehrt, können wir kaum übersehen mit welcher Vorsicht und Respekt die Vertreter der Geisteswissenschaften sich den Fragen der exakten Wissenschaften nähern.

Und so, das was vor kurzem als ein `Paradoxon´ erschienen ist, beginnt nun eine `modische Erscheinung´ zu werden. Praktisch in allen renommierten wissenschaftlichen Zeitschriften finden wir „Editorials“ zum Thema `Bioethik´. Fragen der Euthanasie, des Verhältnisses der Gesellschaft zum materiellen Wert des Lebens, Fragen der Verantwortung für die Folgen des `Gen-Engeneering´ sowie eine Unzahl von weiteren ähnlichen Fragen - das alles hat längst den Rahmen eines rein wissenschaftlichen Disputs überschritten und beherrscht immer öfter die Seiten der täglichen Presse und die Massenmedien.

Heute ist es mehr als selbstverständlich, daß die Genehmigung jedes größeren wissenschaftlichen Projektes von einer Ethikkommission approbiert werden muß. Auf der anderen Seite werden Industriekonzerne verleitet ihre Forschungs- und Entwicklungszentren in sog. `Dritte-Welt-Ländern´ zu errichten um gerade solchen, oft strengen ethischen Kriterien auszuweichen, die in diesen Ländern noch nicht zur gesetzlicher Norm gehören.

Und schließlich - existierten vor kurzem nur wenige internationale Zeitschriften, die sich mit Fragen der Philosophie, Wissenschaft und Ethik befaßten, so ist heute deren Anzahl auf das vielfache angewachsen. Immer mehr neue Internet-Seiten entstehen, die sich mit dem Thema `Bioethik´ befassen und immer mehr Universitäten errichten Institute die Bioethik als eine selbständige Studienrichtung oder Lehrgang anbieten.

Es ist verständlich, daß sich auch religiöse Gemeinschaften - ob christlich oder anders konfessionell zu solchen Fragen in zunehmendem Maße äußern. Zu den engagiertesten gehört die Römisch-katholische Kirche. Man erinnere sich an mehrere diesbezügliche päpstlichen Enzykliken. Obwohl in etwas vermindertem Maße sehen wir ein ähnliches Engagement bei Evangelischen und Anglikanern. Große Autorität hauptsächlich in intellektuellen Kreisen genießen die Beiträge von judaistischen Theologen und Philosophen und immer öfter, obgleich vielfach unter dem Titel `exotischen Bemerkenswertigkeit´ werden auch Meinungen von islamischen und buddhistischen Autoren zitiert, was im übrigen der wachsenden Bedeutung dieser Religionen in der Welt entspricht.

Um so mehr ist es verwunderlich, daß sich die orthodoxen Christen an dieser Diskussion ja so gut wie gar nicht beteiligen. Elektronische Suchprogramme für medizinische Fachliteratur - wie etwa MEDLINE®, die imstande ist viele Hundertetausend wissenschaftliche Journalartikel `durchzukämmen´ und das noch rückwirkend auf 10-15 Jahre - melden nur eine Handvoll von Beiträge die das Thema "Bioethik" in Zusammenhang mit dem "östlichen oder orthodoxen Christentum" behandeln. Dabei handelt es sich meist um medizinisch - historische Beiträge und das wiederum meist mit Bezug auf den griechisch-byzantinischen Kulturkreis.

Wie kann man eine solche Passivität erklären? Man kann ja nicht behaupten, daß es bei den Orthodoxen keine theologisch gebildeten und engagierten Fachleute geben würde. Man brauche nur die relativ zahlreiche Vertretung von orthodoxen Theologen bei diversen internationalen Gremien und Veranstaltungen betrachten, sei es bei diversen ökumenischen Foren, ökologischen Tagungen ja sogar bei politischen Aktivitäten, etwa in den Ländern wie Palestina, Griechenland, UdSSR/Rußland etc

Aber Vorsicht! Bevor wir weitere Analyse dieses Themas beginnen, wollen wir darauf hinweisen, daß es nicht die Absicht dieser Arbeit ist, voreilige Schlüsse, geschweige - wie immer auch geartete tendenziöse Bewertungen aufzustellen. Im Gegenteil!

Das Ziel hier ist es, möglichst nahe und objektiv der Frage zu zukommen, warum es bisher kaum eine breitere Stellungnahme der Orthodoxen Kirche zu den betreffenden Fragen gibt und wo wäre die Position der orthodoxen Theologie im Vergleich mit anderen theologischen Betrachtungen zu suchen...

Schon allein aus der Fragestellung läßt sich eine Vermutung erahnen, daß die Gründe für das „orthodoxe Nicht-Engagement“ vermutlich tiefer liegen würden, und daß man sie zumindest in drei Ebenen suchen muß:

(i) in der geschichtlichen Entwicklung,
(ii) in aktuell-politischen Kontexten
(iii) in eigentlicher theologischer Perspektive - bzw. in der Spezifität der orthodoxen Theologie als solchen.

Aus diesem Grunde wollen wir die historische Betrachtung des Verhältnisses des Christentums zur Wissenschaft und zur wissenschaftlichen Erkenntnis gründlich analysieren. Zu diesem Zwecke interessiert uns das Verhältnis des frühen Christentums zu der Wissenschaft bzw. zur Medizin. Weiters ist die Frage zu stellen, warum es im Mittelalter zu solch gravierenden Konflikten zwischen der (westlichen) Kirche und der Wissenschaft - etwa in Person von Galileo Galilei kam und wie sich dieses Verhältnis weiter entwickelt hat.

Zur Bewertung der heutigen Situation, bezüglich der Theologie und Bioethik, wollen wir schließlich eine kurze Bewertung von Positionen der wichtigsten monotheistischen Religionen in Sachen Bioethik, näher bringen. Und schließlich wollen wir auf einige wenige Beiträge, die sich mit dem Thema Bioethik direkt aus der Sicht des christlich orthodoxen Christentums beschäftigen, auseinandersetzen.

1. ETHIK - BIOETHIK

1.1 `Ethik´ - was ist es ?

Etymologisch ist das Wort Ethik vom griechischen ‘eqoς´ - Brauch, Eigenschaft abgeleitet und ist dem lateinischen ‘ mos, moris´ gleichzusetzen. Ethik und Moral hängen also irgendwie zusammen. Es sind Normen, gewisse ungeschriebene Regeln, nach denen die Menschen miteinander auskommen, ob sie sich gegenseitig kennen oder nicht, ob sie die gleiche Weltanschauung vertreten oder nicht usw.. Es sind also Normen die gelten (..und dies um so mehr) auch in der pluralistischen Gesellschaft, die vielfältig und multi-kulturell ist...

Aus der Sicht der Philopsophie sprechen wir hier von ` normativer, bzw. deskriptiver Ethik´, die als ein Bestandteil der ` praktischen Philosophie´ betrachtet werden kann. Gleichzeitig dürfen wir in diesem Kontext die Aspekte der ` Verantwortung´ und der ` moralischen Werte´ nicht außer Acht lassen.[1].

Ethik hat also eine sehr breite und allgemeine Gültigkeit und sie spricht gleichzeitig jeden Einzelnen - persönlich und intim an. Doch ehe wir uns in die weitere Betrachtung vertiefen, wollen wir einige allgemein akzeptierte - gewissermaßen fixe Ausgangspunkte erwähnen...

Beginnen wir mit der These, daß sich `...der Mensch durch seine Fähigkeit abstrakt zu denken sich von den übrigen Lebewesen unterscheidet´. Es ist vermutlich der kleinste gemeinsame Nenner, mit dem heute, alle ob konfessionelle, materialistische oder atheistische Weltanschauungen einverstanden wären. Bei Betrachtung des Menschen als solchen - aus der Sicht der Anthropologie, sind wir heute Zeugen eines unerbittlichen Kampfes zwischen Kreationisten und Evolutionisten. Also zwischen jenen, die den Mensaechen als eine ausschließliche Schöpfung (Gottes) und jenen, die generell auch im Falle des Menschen - das Produkt der Evolution im Sinne der darwinistischen Evolutionstheorie sehen.

Gerade die Letzteren vertreten die These der ‘Evolutionsethik´, wonach nicht nur die biologische Spezies ‘homo sapiens´ eine Folge von Naturphenomänen ist, sondern auch ihre `Gesellschaftlichkeit´ und Moral. Diese Frage beschäftigte bereits Darwin selbst und er nahm auch hier die evolutionäre Exklusivität des Menschen an, in dem Sinne, daß sein moralisches Bewußtsein am weitesten entwickelt ist.[2]. Gleichzeitig jedoch ging er davon aus, daß auch die menschliche Moral sich aus „sozialen Instinkten“ entwickelt hat, die in angedeuteter Form auch bei Tieren zu beobachten ist, wie der mütterliche Instinkt, Gesetz der Herde, lebenslange ‘Ehen´ bei bestimmten Vogelarten usw.. Diese These vertrat auch der österreichische Forscher Konrad Lorenz, der aufgrund seiner Beobachtungen von sozialen Beziehungen bei bestimmten Tierarten ein sog. „Moral-analoges Verhalten“ postulierte. Demnach läßt sich auch beim Menschen nur sehr schwierig zwischen dem Verhalten das auf natürliche Instinkte zurück geht und jenem, das sich ausschließlich auf höchster Vernunft begründet. Auch wenn wir versuchen die Moral ausschließlich als ein Resultat der Evolution zu erklären (z.B. nach O.Wilson2 ), trotzdem bleiben einige Fragezeichen übrig. Es ist zunächst ein gewisser Konflikt jedes Menschen in jeder Kultur zwischen dem ‘was ist´ und ‘was sein sollte´. Anderseits auch die Evolutionstheorie als solche steht im gewissen Widerspruch mit der Moral, wie wir sie aus dem täglichen Leben kennen.

Um Gutes zu tun und um sich für den Nächsten aufzuopfern bedarf eines gewissen Maßes an Altruismus und Selbstverleugnung. Aus der Sicht des biologischen Selektionsprozesses ist eine solche Verhaltensweise eher kontraproduktiv. Egoismus und möglicherweise auch eine gewisse Feigheit ist eher ein sichereres Rezept für das Überleben und letzt endlichen Lebenserfolg. Dieses Dilemma beschäftigte bereits Darwin selbst, der allerdings dafür keine vernünftige Erklärung fand.[3] Aber auch nach heutiger Auffassung innerhalb der Evolutionstheorie kam es beim Menschen - als der biologischen Spezies ‘homo sapiens´ - spätestens vor zwei Millionen Jahren zum rasanten Zuwachs des Hirnvolumens, was zeitlich betrachtet - zudem geführt hat, weshalb wir heute den Menschen als solchen nennen dürfen. Es war die Entstehung des Kommunikations-Idioms (der Sprache), allgemeine Erweiterung der Fähigkeit des abstrakten Denkens und schließlich auch der Wegfall von Hemmnissen die Angehörigen der gleichen biologischen Gattung zu töten. Dies alles ermöglicht dem Menschen sich seiner eigenen Persönlichkeit bewußt zu werden, was infolge aus ihm ein Exklusiv-Wesen des Planets `Erde´ macht.

Nun, ohne daß wir uns den kreationistisch-evolutionistischen Disputanten in ihren Streit einmischen, sollten wir - trotz allen ihren ‘pros´ und ‘contras´, die Evolutionstheorie richtig bewerten: Nur sehr ungenau und nur in einigen Andeutungen können wir heute vom ‘Begreifen´ der Funktionsweise des Zentralnervensystems sprechen. Zwar wissen wir hier über bestimmte funktionelle Aspekte relativ gut beschied, doch ein ‘rationelles Begreifen´ von großer Menge simultan verlaufenden z.T. höchst komplizierten kybernetischen Vorgängen - die man bestenfalls Näherungsweise mit komplexen mathematischen Systemen charakterisieren kann - ist gänzlich eine andere Sache...

Ein wirkliches Begreifen dessen, was eine Grundlage für eine ‘rationelle Erklärung´ der menschlichen Moral bzw. des „menschlichen Moral-analogen Verhaltens“ durch den - ebenfalls rationell denkenden und moralisch handelndem ‘ homo sapiens´ ist eine Sache, die der menschlichen Rationalität entgeht.

Es wäre jedoch viel zu einfach die Resultate der ‘Evolutionsethik´ minder zu bewerten. Vieles was wir aus dem Bereich der zwischenmenschlichen Beziehungen ja auch der Soziologie kennen, läßt sich gerade aus dem ‘Moral-analogen Verhalten´ ableiten, so wie wir es aus der Zoologie kennen. Aber auch aus der Sicht der Evolutionistik ist das menschliche Wesen etwas mehr. Im Vergleich mit anderen Lebewesen stellen hier die gedanklichen (intellektuellen) Fähigkeiten des Menschen einen richtigen ‘Quantensprung‘. Es ist vor allem seine Fähigkeit seine eigene Zukunft im Kontext seiner eigenen rationellen Entscheidungen zu begreifen, was man alles zusammen als ‘eigener freie Wille´ zu bezeichnen. Als eine ‘Freiheit´ die den Menschen einerseits ermöglicht - anderseits auch verpflichtet für seine eigene Entscheidungen Verantwortung zu tragen. Eine Freiheit, die gänzlich verschieden ist von jener, die uns aus dem Reich der Tiere bekannt ist...

Bleiben wir jedoch noch eine Weile beim Thema des ‘gemeinsamen Nenners der Weltanschauungen´. Der Begriff der Ethik kann auch hier eine sehr praktische und pragmatische Bedeutung haben. Versuchen wir diese Behauptung gewissermaßen ‘apophatisch´ - auf dem Wege der negativen Argumentation zu erläutern:

Die Bedeutung des Wortes „Bestialität“ ist heute - leider mehr wir sonst wann - recht geläufig. Man könnte `Bestialität´ als eine ‘verkehrte Tätigkeit gegen jeglichen "moralischen" Schranken bezeichnen, um lediglich sein eigenes vermeintliches Ziel zu erreichen´. Zu diesem Zwecke scheut derjenige, der die Bestialität ausübt, nicht - ‘über die Leichen zu gehen´. Er ist dabei bereit die subtilsten und rationellsten Mitteln anzuwenden, ja er setzt dafür sogar die höchsten Formen seines Intellektes und seiner Fähigkeiten ein, wobei seine Brutalität nicht selten grenzenlos sein kann. Und schließlich ist die ‘Bestialität´ nicht selten durch ‘höhere Ideen´ (ob ideologischen oder religiösen) begründet. Es ist merkwürdig aber wahr: Die ‘Bestialität´ hat mit dem ‘Moral-analogem Verhalten´ der Tiere (= ‘Bestien´) gar nichts gemeinsam. Manche Tiere können zwar ihre eigenen Artgenossen fressen. Ein einsames Leopardenmännchen kann eine Leoparden-Mutter mit Jungen attackieren, aber dies geschieht instinktiv, ohne Verwendung der Vernunft und des Intellekts und freilich ohne ideologischer Überzeugung.

Die „menschliche Bestialität“ ist nicht „moralisch“, ebenso wie sie den „tierischen Instinkten“ fremd ist. Die „menschliche Bestialität“ ist das Gegenteil des menschlichen Verhalten nach der Moral und Ethik. Es ist schwierig moralische Normen zu „definieren“, es ist jedoch ganz evident und eindeutig zu bestimmen, was ist in den Fällen von „Bestialität“ moralisch und ethisch unzulässig und ablehnungswürdig.

Neben allem dem Gesagten ist ebenfalls bemerkenswert, daß für einen „modern-denkenden“ Evolutionist das die Moral nur insofern ein ‘Moral-analoges Verhalten´ ist, solange es sich nicht um ihm selbst handelt. Wenn es jedoch um eine Situation geht, in der er selbst sich zu gesellschaftlichen Anliegen äußern soll - aus der Sicht seiner bürgerlichen Mündigkeit, dann nämlich pocht dieser auf seiner eigener ‘subjektiver Rationalität´, seinem unabhängigen Urteil, ja auf seiner eigenen ‘Moral´.

Moralische Vernunft und Ethik sind Dinge, die im unmittelbaren gesellschaftlichen Kontext zu sehen sind. Dies, scheint es, dürfte aus der Sicht der verschiedensten Weltanschauungen anerkannt und respektiert zu sein. Aus unserer, christlich orthodoxen Perspektive können wir nur beifügen, daß der Sachverhalt eigentlich recht eindeutig sein müßte: Der Zustand ohne Sünde (und Vergehen) dürfte ein `normaler´, allgemeiner und möglicherweise auch zu wenig spektakulärer Zustand sein. Sünde hingegen, sowie Vergehen gegenüber Verantwortlichkeit des Menschen für seinen freien Willen - ist ein Zustand der abnormal ist und damit auch auffällig ist.[4]

Die Frage ist nur - was macht die ethische Normen aus und wie soll sich der Mensch in den kritischen Situationen seines Leben verhalten ? Wie soll er aus der „Sünde“ befreien, wie kann er sie wiedergutmachen und wieweit kann ihm dabei sein Glaube bzw. seine Religion - hier konkret das orthodoxe Christentum den richtigen Weg weisen ?

Auf der anderen Seite ist es evident, daß Ethik und Moral keinen Unterschied machen. Sie machen keinen Unterschied weder zwischen Evolutionisten oder Kreationisten, noch zwischen den Religionen oder politischen Zugehörigkeiten. Sie sind ein Teil unseres bürgerlichen Lebens und betreffen jeden von uns. Wenn uns unsere Religion tatsächlich von unserem Allmächtigen gegeben wurde, dann muß es auch eine Möglichkeit geben, gerade hier die erschöpfenden Antworten zu suchen und zu finden. So gesehen dürfte die Bedeutung der Ethik allgemein ersichtlich sein.

1.2 ...und was ist dann die ‘Bioethik´?

`...unter dem Begriff der ‘Bioethik´ kann man die modernere Version einer viel älteren Disziplin - die medizinischen Ethik verstehen´. Soweit zumindest die Behauptung von Thomas May in der Zeitschrift Journal of Medicine and Philosophy [5] , in seiner Rezension zum Lehrbuch der Bioethik von Helga Khuse und Peter Singer ` A Companion to Bioethics´[6].

May bezeichnet hier die Bioethik als ein neues Fach und gleichzeitig kommentiert er die gegenwärtige Situation bezüglich deres Unterrichts in den Vereinigten Staaten.

Als erstes wird wohl überraschend sein, daß die Bioethik ein Mangelberuf sein soll. Die Bioethiker werden gesucht und dies nicht nur im Gesundheitswesen und in den wissenschaftlichen Forschungsinstituten, sondern auch in großen Versicherungen, diversen Verwaltungsinstitutionen, im Justizapparat und nicht zuletzt in großen Konzernen.

Immer mehr Schulen und Universitäten bieten für dieses Fach Lehrprogramme an, obgleich einheitliche Lehrziele bis jetzt noch nicht formuliert wurden. Im Gegenteil. Die Bioethik ist nach wie vor eine echte Zwischendisziplin. In den amerikanischen Ethik-Komissionen arbeiten Philosophen, Theologen und Naturwissenschaftler genauso, wie Mediziner oder Angehörige von anderen medizinischen Disziplinen sowie Historiker, Juristen, Soziologen und sogar auch Manager und Wirtschaftsleute.

Nicht ohne Interesse ist die Tatsache, daß ein großer Teil von Personen, die im Bereich von Bioethik tätig sind, derzeit überhaupt noch keine einschlägige Qualifikation besitzt. Man könnte zwar einwenden, daß gerade diese Vielfalt an Qualifikationen ein kreatives Potential birgt, doch sie kann auch Probleme verursachen, wenn beispielsweise eine Ethik-Kommission, die ohne ein Mitglied aus den medizinischen Berufen etwa Fragen betreffend Anwendung einer finanziell aufwendigen Therapie zu entscheiden hat...

Demnach soll nach Thomas May das Studium der Bioethik zumindest neun Grundbereiche ‘core areas´ beinhalten, die folgendermaßen charakterisiert werden können und anschließend näher beleuchtet werden:

a. Theoretische Grundlagen der Ethik
b. Reproduktionsethik
c. Ethische Aspekte der Genetik
d. Ethik und das Ende des Lebens
e. Ethische Aspekte bei Verteilung von Ressourcen
f. Ethik der Organspende und Transplantation
g. Ethik in der Organisation und Leitung des Gesundheitswesen
h. Ethik der wissenschaftlichen Forschung
i. Ärztliche Ethik (traditionelle ärztliche Ethik)

1.3 Grundbereiche der Bioethik

a. Theoretische Grundlagen der Ethik

‘Ethik´ wie wir bereits bemerkt haben, bildet die Grundlage der Bioethik. Für die Ausbildung in diesem Fach ist es daher unerläßlich, sowohl die historischen Grundlagen, als auch die allgemeinen moralischen Normen zu kennen und verstehen. Ebenso ist es wichtig über die einschlägigen religiösen Ansichten, sowie entsprechenden sozialen und rechtlichen Aspekte Bescheid zu wissen. Weiter ist es wichtig sich in entsprechenden philosophischen Grundlagen zu orientieren. Hier wären Begriffe zu nennen wie ‘Ablsolutheits-Regel´ (absolute rule approach), `Konzept des Utilitarismus´ (utilitarian approach), Begriff der ‘Tugend´ und ‘Tugendethik´ (virtue ethics), Begriff der ‘Verantwortung´ (the ethics of care), ‘deontologisches´ bzw. ‘konsequentalistisches´ Prinzip sowie die Auseinandersetzung mit konkreter Kasuistik.

b Reproduktionsethik

Hier handelt es sich um ein der heißesten Themen der Bioethik. Man braucht nur auf die Debatten rund um die Problematik der Schwangerschaftsunterbrechung hinweisen. Es sind jedoch auch andere, weniger spektakulärere Themen die nicht minder für die Gesellschaft, wie für den Einzelnen von Bedeutung sind. Beispielsweise sind es die Fragen bezüglich individueller Freiheit im Zusammenhang mit der Geburtenkontrolle, assistierter Schwangerschaft oder die Fragen der globalen demographischen Explosion und der Konsequenzen einer möglichen Überbevölkerung.

Demnach ist es ein breites Spektrum von Themen - von der Frage nach dem `was macht eine unabhängige Persönlichkeit aus´ - über das Verhältnis zwischen Mutter und ihrem Ungeborenen - bis hin zur Verantwortung jedes Einzelnen für den Wert des Lebens...

Schließlich gehören hierher auch Fragen bezüglich Rechtfertigung von Tierversuchen bis zur „Malthus‘schen Warnung“[7]. Insbesondere dann die Frage der Überbevölkerung der Erde und damit verbundenen Kritik, sei es aus der religösen oder z.B. feministischen Positionen.

Im praktischen medizinischen Kontext sind hier vor allem die pränatale Diagnostik und Screening, Beeinflussung des Geschlechtes des Kindes, assistierte Schwangerschaft und

‘in vitro´ Fertilisation zu nennen

c. Ethische Aspekte der Genetik

Dies ist der am schnellsten wachsende Zweig der Bioethik. Erinnern wir uns an die unlängst publizierte Nachricht über die vollständige Aufklärung des menschlichen Genoms. Sie hat den Ade zu zahlreichen Spekulationen gegeben, nicht nur bezüglich therapeutischer Anwendung der Gentechnik, sondern auch über die Möglichkeit des Klonens des menschlichen Individuums als solchen. Und auch wenn heute einiges noch nicht realisierbar erscheint, so hat die letzte Entwicklung auf diesem Gebiet die prinzipielle Machbarkeit von vielen Aspekten bereits angezeigt.

Probleme die dabei entstehen betreffen in erster Linie die ‘Privatsphäre´ des Einzelnen. Oder wenn wir wollen, es geht um die `ethische Integrität des Menschen´. Etwa bei der Frage `wer und wieweit hat Zugang zur genetischen Information des Betroffenen´. Denn als solcher ist es nicht nur er selbst, sondern auch seine potentiellen Nachkommen und Verwandtschaft.

Welche Bedeutung und welche Rechte soll nun die Gesellschaft bezüglich genetischer `Banken´ übernehmen und wie steht es um die genetische Information als solche? Beispielsweise, wenn wir diese Aspekte in Hinblick auf bestimmte rassische Zugehörigkeiten oder im Zusammenhang zu bestimmten Gruppen in der Gesellschaft bedenkt ?? Wie soll man mit solchen genetisch-diagnostischen Informationen umgehen, die uns Hinweise auf bestimmte Prädispositionen von Krankheiten liefern, die erst viel später, ja möglicherweise erst in der Nachkommen-Generation ausbrechen werden ??? Und schließlich, wie weit soll dem Patienten das Recht eingeräumt werden, über seine Risiken Bescheid zu wissen, bzw. Wieweit er auch das Recht hat, über die gleiche Art von Information „nicht zu wissen zu dürfen“ ???

Wie man aus diesem kurzem Abriß sieht, ist das Gebiet der Genetik und molekularen Biologie zunächst sehr unübersichtlich und derzeit nur sehr schwer voraussehbar. Für die Zukunft wird man hier viel mehr Erkenntnisse und Erfahrungen brauchen.

d. Ethik und das Ende des Lebens

Möglicherweise am konkretesten wird die Ethik im Zusammenhang mit dem Ende des Lebens appliziert. Schon aus der Geschichte der Menschheit ist es ersichtlich, daß sich in diese Problematik sehr oft auch rechtliche Aspekte projezieren. Mit anderen Worten, es geht hier um Rechte und Ansprüche des Patienten in extremen Situationen seines Lebens.

Hier ist auch die Rolle der Umgebung des Patienten zu betrachten. Es geht hier um die Angehörigen des Patienten genauso wie um seine Pfleger und Ärzte und es geht um die Begleitung des Patienten während der letzten Momente seines Lebens – Fragen die vielleicht zu den am meist kontroversiellen Aspekten der Bioethik gehören.

Aber auch hier kann man auf weniger spektakuläre Aspekte hinweisen. Es ist etwa die Frage der Finanzierung von Hospizen und geriatrischen Einrichtungen in der Situation von ständig knapper werdenden Ressourcen im Gesundheitswesen.

In diesem Zusammenhang, kann man auch gewisse Veränderungen in der Auffassung von Zielen der ärztlichen Pflege beobachten. Konkret - im Sinne der Orientierung auf die Verbesserung bzw. Erhaltung der Lebensqualität vor der kurativen Medizin[8].

Andere Themen der Bioethik können wir – in diesem Zusammenhang mit dem Schicksal von schwerst behinderten Neugeborenen sehen. Sei es nach schweren perinatalen Traumen oder infolge schwersten Mißbildungen.

Ebenso wird das Thema der Bioethik sein, die Problematik der ‘Explantation´ von Spenderorganen für die Organtransplantation und damit die Bestimmung des ‘Hirntodes´ des Spenders.

e. Ethische Aspekte bei Verteilung von Ressourcen

Auch dieses Gebiet der Bioethik hat seine Aktualität und erscheint nicht selten im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Es handelt es sich hier um bestimmte Situationen, in denen begrenzten Mitteln nur wenigen aus einer Menge von Bedürftigen zugute kommen sollen. Wir können hier auf sog. „Kommission von Seattle“ hinweisen, die den Beinamen „Göttliches Kommitte“ bekam. Ihre Aufgabe war es, über die Zuteilung von - anfangs äußerst begrenzter Anzahl von Dialyse-Plätze zu entscheiden (siehe später...).

Heute haben solche Fragen einen allgemeineren Charakter. Sie berühren die Planung von Gesundheitsbudgets – sowohl für die kurative Medizin, als auch für die medizinische Forschung. Man diskutiert hier über Modelle für die Berechnung des materiellen Wertes des menschlichen Lebens, oft aus der kühlen Perspektive der Nationalökonomie. Manchmal geht es hier um gewisses „wirtschaftliche Triage“[9], wo ähnlich wie in der Traumatologie es notwendig ist unabdingbare Entscheidungen zu treffen.

Wo man Prioritätsschritte setzten muß, wenn von vornherein begrenzte Mitteln mit möglichst hoher Effizienz eingesetzt werden sollen, um möglichst optimal die Menschen medizinisch zu versorgen.

f. Ethik der Organspende und Transplantation

Zu den am meisten beeindruckenden Erfolgen der heutigen Medizin gehört die Organtransplantation. Probleme, die sowohl mit der Indikation für eine Transplantation, als auch für die Organverpflanzung selbst, sind ohne Berücksichtigung von ethischen Kriterien kaum zu lösen. Von den konkreten Problemen können wir hier die Indikation zur `Explantation´ des Spenderorgans und damit der Bestimmung des eigentlichen Todeszeitpunktes des Spenders nennen.

Weiters sind es Probleme bei Organspenden unter den Verwandten, Wartelisten von potentiellen Empfänger, Abwägen von Kosten und Nutzen, etwa bei Knochenmarks-Transplantation[10]. Auf der anderen Seite gilt es auch Situationen zu lösen in denen eine Organspende verweigert wird. Etwa bei den Zeugen Jehowas[11].

g. Ethik bei Organisation und Leitung des Gesundheitswesens

Aus der Sicht der Ökonomie ist das Gesundheitswesen nur sehr schwierig mit den übrigen Zweigen der Volkswirtschaft zu vergleichen. Das zentrale Thema ist hier die ‘Gesundheit´ und diese – ob des Einzelnen oder einer ganzen Gesellschaft – ist nur sehr relativ und subjektiv zu verstehen. Wichtige Rolle spielen hier auch die sozialen Faktoren. Ohne daß man diese berücksichtigt läßt sich das Fürsorgesystem nicht aufbauen oder aufrechterhalten. Ethik spielt dabei eine wichtige, ja nicht selten eine entscheidende Rolle.

Das wohl spektakulärste Beispiel für diesen Fragenkomplex ist die HIV-Problematik. Nicht nur in den sog.“Industrieländer“, sondern vor allem in der sog. “Dritten-Welt“ wo diese Infizierung bereits katastrophale Ausmaße annimmt und wo jede effiziente Therapie im breiterem Rahmen an ökonomischen Realitäten scheitert.

h. Ethik der wissenschaftlichen Forschung

Experimente die ohne jegliche ethische Hindernisse durchgeführt werden, sind vor alle aus diversen totalitären Regimen bekannt. Leider bilden hier die Länder, die sonst auf ihre demokratische Ordnung so stolz sind, keine Ausnahme. Oft sind dabei Personen betroffen, die unvorteilhaft politisch oder sozial eingestuft sind und nicht immer muß es sich dabei um Menschen handeln. Genauso unethisch können auch manche Tierexperimente sein oder Experimente, bei denen man negative Folgen für die Umwelt befürchten muß.

Umstritten – zumindest aus ethischer Sicht, können auch die verzweifelten therapeutischen Versuche bei Patienten mit infauster Prognose bei denen neue, zum Teil hinsichtlich ihrer Wirkungen und den Nebenwirkungen unbekannte Medikamente zur Anwendung kommen.

Gemeint sind vor allem HIV-Patienten und Patienten mit malignen Tumoren.

i. Ärztliche Ethik (traditionelle ärztliche Ethik)

Die ‘traditionelle´ Medizinethik ist nicht nur bloß ein ‘historischer Aspekt´ der ‘Bioethik´. Ohne, daß man die Grundprinzipien der Ethik in der täglichen Arbeit des Arztes versteht, wird es kaum möglich sein die einzelnen Probleme der ‘Bioethik´ richtig zu bewerten. Hier können wir etwa auf das `Konfidentialitätsprinzip´ hinweisen, das die ärztlichen Schweigepflicht begründet. Es ist auch die Problematik der Wahrheitsoffenbarung dem Patienten seitens des Arztes, Respektierung der Patientenautonomie durch den Arzt, gegenseitiges Vertrauen usw.

1.4. Sinn und Bestimmung der heutigen Bioethik

Schon aus dieser kurzen Übersicht ist ersichtlich, daß die ‘Bioethik´ vor nicht allzu langer Zeit entstanden ist. Als ihren Anfang werden die ‘Nürnberger Prozesse´ betrachtet, bei denen im Jahre 1945 die Weltöffentlichkeit über das volle Ausmaß der unvorstellbaren Bestialität des Nazi-Regimes erfuhr. Es waren u.a. zweifelhafte ‘Experimente´ der Nazi-Ärzte an Menschen, die von genetischen oder seelischen Defekten betroffen waren sowie an Personen die aus der Sicht der Nazi-Ideologie – etwa auf Grund iher ‘Rasse´ - als sog. ‘rassich minderwertig´ galten.

Laut Schätzungen dürften damals mehr als 70.000 Personen ums Leben gekommen sein. Doch was nicht minder schockierte war die Tatsache der gröbsten Mißachtung jeglicher medizinischen Ethik, gerade durch die Angehörigen des ärztlichen Berufes selbst. Es handelte sich also um einen ungeheuren ‘moralischen Verrat´ , der noch dazu ‘im Namen der wissenschaftlichen Erkenntnis und des Fortschritts´ begründet wurde[12].

Doch gerade der ungeheure Fortschritt der wissenschaftlichen Erkenntnis war so typisch für die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg. Und so entstand die ‘Bioethik´ - so zusagen hinter geschlossenen Türen von Laboratorien, einfach aus spontanem Bedürfnis nach Reflexion über mögliche moralische Folgen der eigenen wissenschaftlichen Tätigkeit. Rein pragmatisch entstanden so „Rezepte und Anleitungen“ - was wäre zu tun im Falle wenn Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung, sowie hochentwickelten Technologie problematische Situationen „aus der Sicht der Allgemeinmoral“ produzieren könnten.

Und so, langsam aber sicher gewinnt die theoretische wissenschaftliche Tätigkeit auch eine gesellschaftliche Dimension. Es entsteht die ‘Bioethik´ als eine ‘moralische Strategie´ die letztendlich zu einem unabdingbaren Bestandteil der wissenschaftlichen Tätigkeit wird.

Heute, wie wir bereits ausführten, werden Ethik-Kommissionen in erster Linie von Wissenschaftlern selbst besetzt. Das bedeutet, das die moralische Grundlage dieser Kommissionen sich vor allem auf dem allgemein-bürgerlichen moralischen Bewußtsein begründet und erst in zweiter Linie auf der tieferen Kenntnis der traditionellen Weltanschauungen. Auch wenn es in solchen Kommissionen Theologen und Philosophen gibt, so kann ihr Urteil bestenfalls konsensueller Natur sein, ja nicht selten einen gewissen Kompromiß darstellen.

Wir sehen also, daß der Fortschritt der wissenschaftlichen Erkenntnis von der eigenen Bedeutung für die Gesellschaft überholt wurde: Immer schwieriger läßt sich etwa die wissenschaftliche Forschung als eine rein theoretische Tätigkeit von ihrer Bedeutung für die Gesellschaft separieren – immer schwieriger, auf der anderen Seite, verkraftet die Gesellschaft die Veränderungen die aufgrund von wissenschaftlichen Erkenntnissen sowie des technologischen Fortschritts ermöglicht wurden.

Möglicherweise ist es einer, der Gründe für den Konflikt zwischen „modernem“ und „traditionellem“ Zugang zur Erkenntnis und zu ihrer sozialen Verwendung. Möglicherweise läßt sich dieser sozio-szienziarisch-moralische Konflikt auch anders charakterisieren.

Und zwar als wachsendes Mißverhältnis zwischen modernen technischen Möglichkeiten und der gleichzeitigen Desorientierung in den spirituellen und emotionellen Belangen und Fragen. In diesem Sinne wird auch die „traditionelle“ Moral immer weniger bewußt und damit auch immer weniger gut bekannt. Sie wird als etwas archaisches, museales degradiert und was, auf der anderer Seite, nicht selten Anlaß zu extremistischen Auslegungen von verschiedenen ethischen Fragen Anlaß gibt (extremer Fundamentalismus oder eben extremer Liberalismus..). Solche Auslegungen jedoch, müssen nicht unbedingt mit der ursprünglicher „traditioneller“ Moral viel gemeinsames haben.

Außerdem führt die schnelle Entwicklung von modernen Wissenschaft und Technik dazu, daß auch die entsprechende „moralische Beurteilung“ immer mehr von immer kleiner und elitärer werdenden Gruppe von Experten überhaupt bewältigbar erscheint. Hingegen werden traditionelle moralische Begriffe, die bis vor kurzem gut allgemein verständlich und begreiffbar waren, an ihrer Bedeutung verlieren und in den Hintergrund treten. So entsteht die Situation des „moralischen Vakuums“. Es ist gekennzeichnet durch wachsende Manipulierbarkeit der Gesellschaft mit der potentiellen Gefahr einer inadäquaten Anwendung der Ethik und Moral nicht nur hinsichtlich technologischen Fragen, sondern auch im täglichen Leben.

2. ETHIK DER WISSENSCHAFT UND MEDIIZIN AUS HISTORISCHER SICHT

2.1. Die empirische Erkenntnis in der Antike

Der Abgrund zwischen der ` Erkenntnis der Welt´ und dem ` ethisch-philosophischen Verständnis von moralischen Fragen´, so wie es heute zu sein scheint, ist - zumindest aus geschichtlicher Sicht eine höchst ungewöhnliche Situation. Seit Menschengedenken standen diese beiden Teile des menschlichen Denkens eng miteinander verbunden. Schon die Heiligen Schrift beginnt mit dem ersten Kapitel des Buches Genesis, wo sowohl die Beschreibung der Welterschaffung als auch die moralische Rolle des Menschen mit seinem Konflikt zwischen dem Wille Gottes und der menschlichen Freiheit statt findet. Solange die Menschheit existiert, beschäftigt man sich mit der Frage woher man kam und wohin man geht...

Nun es ist nicht das Thema dieser Arbeit die Geschichte der Philosophie zu kommentieren. Es sollen nur bestimmte Momente die sich auf das Verhältnis zwischen der orthodoxen Theologie und der ‘Bioethik´ näher erläutern werden. Versetzten wir uns also in die Zeit Jesu Christi um zweitausend Jahre zurück, in die Region des östlichen Mittelmeeres. Es ist die Zeit des späten Hellenismus. Konkret, es ist die Zeit des langsamen Untergangs von traditionellen hellenistischen Polytheismus. Es ist die die Zeit von vielen Religionen und philosophischen Auffassungen, wobei in Summe die Kultur des traditionellen antiken Hellenismus in der allgemeinen Weltanschauung der Öffentlichkeit überwiegt. Gleichzeitig ist es auch die Zeit der relativen politischen Stabilität. Hauptsächlich dank der einigenden und allgemein dominierenden Macht des Römischen Imperiums. Trotz der Vielfalt von Ansichten und Kulturen, entsteht hier das, was man bis heute als `grundlegendes philospohisches Bewußtsein unserer Zivilisation´ charakterisieren könnten.

In der Auffassung der Wissenschaft und wissenschaftlicher Erkenntnis der Welt formieren sich zwei ontologische Grundprinzipien. Jenes des Platon und des Aristoteles[13] [14].

Nach Platon teilt sich die Welt in die „Wirklichkeit“ und „Schein“ („Eins“ und „Vieles“). Demnach lassen sich unsere Erkenntnisse als „Wissen“ und „Meinung“ charakterisieren. Jemand, der sich mit schönen Dingen beschäftigt, bildet sich eine Meinung über diese. Jemand, der sich mit der Schönheit als solcher beschäftigt, kann ein richtiges Wissen erlangen. Platon war der Meinung, daß es eine sichtbare Welt – die Welt der Meinungen gibt, ebenso wie die Welt der Vernunft – die Welt des echten Wissens. Die höchste Idee ist die Idee des Guten. In seiner „Konstitution“ erklärt Platon seine Theorie am Beispiel des „Höhlengleichnis“. Dort sitzen die Leute, gefesselt und mit dem Rücken zum Eingang in die Höhle und damit zum Sonnenlicht. Sie können die Realität nur anhand von Schatten erkennen, die das äußere Licht auf die Wand der Höhle wirft. Würden sie in das reelle Licht sehen, würden sie erblinden.

Statt idealistischen Vorstellungen gab Aristoteles den „gesunden Verstand“ den Vorzug. Nach ihm ist die Welt dann „wirklich“, wenn die „Erkenntnis“ gleichzeitig die „Wahrnehmung“ ist. Wahrnehmung und die sinnesmäßige Erfahrung sind die Fundamente der wissenschaftlichen Erkenntnis. Sind es für Platon die Ideen, die durch Verstand wahrgenommen werden und damit die wirkliche Welt darstellen, so wird für Aristoteles die reelle Welt durch die Materie aus der diese besteht, dargestellt. Während Platonsches Weltverständnis aus der Vernunft und aus der mathematischen Orientierung ausging, war die Aristotelsche Auffassung an Wahrnehmung der Natur und auf der Beobachtung und Erforschung begründet.

Beide philosophische Konzeptionen, sowohl die von Platon wie auch jene von Aristoteles projezieren sich in wesentlich spätere philosophische Thesen. Sie beeinflußten, geradezu formierten auch die christliche Theologie. Allerdings wäre es allzu grobe Vereinfachung irgendeiner konkreten theologischen oder philosophischen Richtung einen eindeutigen Platonismus oder Aristotelismus zu zuschreiben. Umsomehr daß weder die platonische noch die aristotelische Philosophie keinen solchen „-ismus“ beabsichtigte.

Und dennoch, in vielen Fällen kann man z.T. recht anschaulich, gewisse Gedankengänge, ja „Mentalitäten“ mit der Denkweise von Platon oder Aristoteles recht gut charakterisieren.

Und so beschäftigte die Erkenntnis der Welt unzählige Male verschiedenste philosophische und weltanschauliche Richtungen. Gerade die hellenistische Zeit zeichnete sich durch viele verschiedene philosophische Richtungen aus, die allesamt, mit ihren moralischen und ethischen Vorstellungen das Gedankengut der heutigen Menschheit formierten. Zu dem wesentlichen Teil des Gedankenguts dieser Zeit zählt auch die antike Medizin. Besonders wertvoll sind dabei ihre ethisch-moralischen Konzeptionen, die bis in unsere Tage ihre Gültigkeit behalten haben.

2.2 Ethik in der hellenistischen Zeit (aus der Sicht der klassischen Philosophie)

Dem Begriff “Ethik” begegnen wir bei verschiedenen Philosophen der Antike: Stoiker, Epikuräer, oder Skeptikern (z.B. Zenon 340-260[15] ). Fragen der Ethik beschäftigten auch Platon und Aristoteles.

Nach Platon besteht die menschliche Seele aus drei Teilen: Aus `Vernunft´, dem `Willen´ und der `Leidenschaft´. Die Vernunft wohnt im Kopf, der Wille in der Brust und die Leidenschaft im Unterbauch. Unsterblich kann nur der vernünftiger Teil der Seele der – da er fähig ist Gedanken zu kreieren und mit anderen Teilen der Seele zu kommunizieren.

Die Seele ist somit als solche unsterblich und außerdem ist sie mit der „Seele der Welt“ vereint: Alles hat sie bereits erlebt und gesehen, an alles kann sie sich „erinnern“ und zwar durch den „Lernprozess“. Die höchste Idee ist die ist die “Idee des Guten“. Ähnlich wie die Sonne, die nicht nur die Dinge erst sichtbar macht. Sie auch ermöglicht deren Wachstum und Ernährung. Eben so wie auch das Gute ermöglicht das Dasein durch die Tugend und die Kraft.

Die Ethik des Platon leitet sich von der „höchsten Idee des Guten“. Diese ist zugleich ein Teil der Seele, die dem Menschen die Teilnahme an der Welt der Ideen ermöglicht. Tugend ist somit der Zustand der Seele, in dem diese der „Idee des Guten“ am nähsten kommt. Die Tugend besteht somit aus vier Elementen:

Weisheit – Tugend der Vernunft

Mut – Tugend des Willen

Nüchternheit - sωfrosΰnh - Gleichgewicht zwischen Genuß und Askese

Gerechtigkeit – Ausgeglichenheit der drei obigen Tugenden

Daß der Begriff „Höchstes Gut“ des Menschen dem Begriff „Glück“ nicht unbedingt gleichzusetzen ist, entspricht auch der Aristotelischen Auffassung. Für ihm ist in diesem Zusammenhang die Tugend – die höchste Vollkommenheit einer bestimmten Eigenschaft. So ist für den Menschen die „Tugend“ – mit der „höchsten Vollkommenheit der Vernunft“ gleichzusetzen. Gleichzeitig unterscheidet Aristoteles die „ethische Tugend“ als eine Macht über die Leidenschaften, zum Unterschied von der „die-noetischen Tugend“ die eine „Vollkommenheit der Vernunft“ als solche ist und höher steht als die Erstere.

Ethik, wie wir bereits angedeutet haben, ist auch eine der zentralen Themen der stoischen Philosophie. So steht die Ethik höher als die Logik und Physik. Das „natürliche Leben“ bildet für die Stoiker die Grundlage der Ethik. Die Natürlichkeit ist für den Menschen seine „Vernunft“. Der Mensch ist jedoch beeinflußt von Leidenschaften und Affekten. Diese sollten die Vernunft nicht beeinflussen und sollten dem Menschen gleichgültig sein. Die Überwindung der Affekte und Erreichen der „stoischen Ruhe der Seele“ – die Apathie άpάqεia - ist die höchste Tugend. Dieser Zustand der Seele ermöglicht den Stoikern gewisse Abstraktion von den unerwünschten negativen subjektiven Phänomenen. In diesem Sinne läßt sich als Tugend auch die „echte Freundschaft“ und damit auch die „Nächstenliebe“ verstehen. Sie ist anwendbar auch bei Sklaven und Barbaren, was vor damalige Zeit eine höchst außergewöhnliche, ja eine revolutionäre Haltung war[16].

Mit der epikureischen Philosophie verbindet man gewöhnlicherweise den Begriff des „Hedonismus“ – einen gewissen Genusses des Augenblicks. Epikureische Philosophie ist jedoch mehr als bloß eine leere Genüßlichkeit. Auch hier spielt die „Vernunft“ eine wichtige Rolle, ebenso wie das „Glück“ oder besser „friedlicher Zustand der Seele“ - άtaraxίa was wiederum vom stoischen Ideal nicht allzu weit entfernt ist. Auch hier ist die körperliche Freude über den Augenblick durch die Vernunft geleitet werden kann, während die Seele die Fähigkeit des Zeitlichen Einblicks nach vorne und nach hinten besitzt und kann somit in einem schmerzlichen Moment des Lebens – sich an den erfreulichen Moment erinnern.

Und schließlich die Neoplatoniker, allen voran Plotinos, beschäftigten sich mit der Ethik im Zusammenhang mit der göttlichen Substanz des Menschen. So ist auch Plotinos bezüglich der der Platon’schen Konzeption der vier Tugenden einverstanden, sieht da jedoch die Grundstufe der menschlichen Weges. Eines Weges in das Innere der Seele und der göttlicher Grundlage (Substanz) des Menschen..

Wie wir sehen, ist der antike philosophische Begriff der Ethik sehr nahe der vernunftmäßigen (rationellen) Eigenschaften des Menschen bestimmt. Ethische Ziele können somit als Ziele des menschlichen Bemühens verstanden werden zur Überwindung der menschlichen Bemühung „unvernünftige“ Einflüsse und Affekte zur Überwinden. Der „ethische Weg“ führt somit von Einzelnem zu allgemein anerkannten Werten und nicht umgekehrt – etwa zum persönlichem Profit oder Vergnügen.

So läßt sich zumindest dieses Thema aus der Sicht der christlich-orthodoxen Ethik verstehen. Jener Ethik, die darauf zielt – die Vereinigung mit dem „höchsten Gut“ – in diesem Sinne mit dem Schöpfer - dem Pantokrator..

2.3 Medizinische Ethik in der antiken Zeit

Soweit in jeder hochstehen Kultur stand auch in der Antike die ärztliche Kunst im Mittelpunkt des damaligen öffentlichen Interesses. Antike, griechische Medizin war maßgebend nicht nur für die gegenwärtige medizinische Ethik, sie war wichtig auch für die methodische Auffassung der gegenwärtigen medizinischen Fragestellungen.

Im antiken Griechenland gab es mehrere medizinische Schulen. Doch die berühmteste von ihnen wird mit dem Namen des Hippokrates in Verbindung gebracht. Er wurde um das Jahr 400 v.Ch. auf der Insel Kos geboren. Und nach seinem Vater sollte er Nachkommen des Asklepion – des Gottes der ärztlichen Kunst ableiten. Zu seinen Lehrern gehörten berühmtesten Persönlichkeiten seiner Zeit wie Herakleides, Heridiak von Selymbria, Georgias von Leontina, ja sogar Demokritos von Abdera... Hippokrates lebte in der Zeit der Philosophen Anaxagoros und Parmenides - der aufsteigender Bedeutung der Sophisten... So wurde er nicht nur als Arzt sondern auch als Philosoph berühmt, als er 83-jährig in Thessalien starb.

Zu seinen wichtigsten Werken gehört die Sammlung „Corpus hippocraticum“ mit seinen 58 Schriften bestehend aus 73 Bücher. Vermutlich war Hippokrates nicht der ausschließliche Autor dieser Sammlung. Dennoch sind mit seinem Namen die wichtigsten Gedanken und Momente dieses Werks in Verbindung gebracht. Es sind vor allem die „philosophischen Prinzipien“ der ärztlichen Kunst sowie der ärztlichen Ausbildung und Erziehung die bis heute zu den grundlegensten Fundamenten dieses Berufes gehört[17]

„Die Medizin ist von allen Künsten die edelste“ behauptet Hippokrates und fügt gleichzeitig hinzu, daß aus Unwissenheit und Oberflächlichkeit vieler „gibt es zwar genügend Ärzte nach dem Namen, aber nur wenig nach ihrer Tätigkeit...“ Große Bedeutung räumte Hippokrates der persönlichen Fähigkeiten des künftigen Arztes ein – „ein Arzt soll eine natürliche Beziehung zur Medizin haben, sonst ist alles unnötig..“ Zu seinen obersten Prinzipien gehörte „dem Kranken zu nützen oder ihm zumindest nicht zu schaden“ (nihil nocere). „Unerfahrenheit und Feigheit - die nicht nur ein Zeichen der Unfähigkeit ist, sondern bedeuten auch, daß man in sich selbst kein Vertrauen hat“- sind negative Eigenschaften des Arztes. Ähnlich macht Hippokrates einen Unterschied zwischen dem „Erkenntnis“ und „Vermutung“. Während „Erkenntnis“ die Kenntnisse zur Folge hat, führt die „Vermutung“ zur Ungewißheit. Ein Arzt ist nach Hippokrates auch ein „Philosoph“. Allerdings nicht Philosoph als ein Wissenschaftler, sondern Philosoph im Sinne eines „Philantropos“ – eines jenen der die Menschen liebt, selbst inspiriert ist und so dem Gott ähnelt. So besteht kein großer Unterschied zwischen Philosophie und Medizin. Beide haben sehr nahe zueinander. Auch ein Arzt besitzt alle Eigenschaften und vor allem Tugenden des Philosoph: Er muß frei von Gier sein sowie rücksichtsvoll, anständig und bescheiden... Er muß in der Lage sein die Dinge richtig einzuschätzen, er soll entscheidungsfreudig uns ausgeglichen sein. Er muß mutig sein und sich richtig ausdrücken können.. Kurzum – er muß in der Lage sein mit den Menschen auszukommen.

Ein Arzt ist ein Diener des „Körpers“ - fusίς. Er ist nicht ein Projektant oder gar Schöpfer des `fusίς´. Ein Arzt ist vielmehr ein „Steuermann“ khbernetoς, der das „Schiffchen des Lebens“ an ihrem richtigen Kurs führt und beschützt. Er kann nicht „dem Wind befehlen“ und es liegt nicht in seiner Macht die Katastrophe abzuwenden. Die Aufgabe des Arztes – Steuermannes - ist es das Gleichgewicht zu halten und richtig reagieren auf die Bewegung der Wellen wobei gleichzeitig die Richtung nach vorn nicht aus den Augen zu verlieren. Jene Richtung, die auch vom Organismus beibehalten werden soll.

Jahrhunderte lang und eigentlich bis heute berufen sich die Ärzte auf den Hippokratischen Eid (Horkός Hippokrάtιou, ‘Hippocratic Oath´) der sich durch hohe moralische Werte auszeichnet. So dankt zunächst der junge Arzt seinen Lehrern um sich dann, nach seinem besten Gewissen zu verpflichten, daß er sich um das Wohl seines Patienten einsetzen wird und niemals sich zu etwas Bösem und Schädlichem verleiten läßt[18].

2.4 Unterschied zwischen hellenistischer und jüdischer Auffassung von medizinischen Grundbegriffen

Die historische Bühne auf die bald das Christentum eintreten sollte wurde neben Hellenismus auch vom Judentum ganz entscheidend bestimmt. Die jüdische Religion war gewiß nicht die einzige in der damaligen Zeit, aber sie ist die einzige `monotheistische´. Darüber hinaus ist sie wesentlich älter als die zeitgenössischen Kulte und weist auch äußerlich, in ihren Riten eine Reihe von Besonderheiten auf. Dazu gehört auch ihre „Mentalität“ und die Art manche Dinge des Lebens auszulegen und zu erklären. Das wiederum, ist ein wichtiger Aspekt der auch für die nachfolgende Entwicklung des Christentums von Bedeutung sein dürfte. In diesem Sinne wollen wir das unterschiedliche Verständnis von medizinischen Grundbegriffen, insbesondere der "Gesundheit", aus der Sicht des Hellenismus und Judaismus näher beleuchten. Mit diesem Thema beschäftigte sich kürzlich eine Arbeit der zeitgenössischen Prager Philosophen Jan Payne[19]

Nach hellenistischer (vor allem platonistischer) Auffassung verwendete man für den Zustand der geistigen Vollkommenheit den Begriff „Tugend“ arήth. Diese setzte sich, wie wir bereits erwähnt haben aus vier Elementen: „Weisheit“ - sofίa[20], „Mut“ - άndreίa , „Nüchternheit“ - sωfrosΰnh und „Gerechtigkeit“ - dikaiosΰnh. Als Grundelement der Weisheit - sofίa verstand man die Wahrheit - alήqeia, wörtlich „Unverdecktheit“: Nur der, der ständig nach Wahrheit - alήqeia sucht, wird im Stande sein zur Weisheit - sofίa zu gelangen.

Nach Aristoteles bildet die Grundlage der Weisheit – das Wunder - θaΰma. Dieses ist überall zu sehen und in allem zu entdecken und zwar mit Hilfe der Erkenntnis - έpistήmh. Nur so läßt sich zur klarer Einsicht und Erleuchtung gelangen.

Hebräische Auffassung dieser Begriffe zeigt eine andere Akzentuierung. Idealer Zustand der Seele läßt sich nur durch דֶסֶח - ‘chesed´ - `Barmhezigkeit´ erreichen. Also mit einen Begriff, der auch eine gewisse soziale Komponente beinhaltet. Der Begriff תֶמֱא - ‘emet´ - `Wahrheit´ – hat dabei eine ähnliche Bedeutung wie άlήqeia, bei hellenistischen Philosophen. Ähnliches gilt für die `Weisheit´ - הָמְכָח - ‘chokma´, wobei הֶוְקִת - ‘tikva´ - `Erkenntnis´ weist etwas andere Dimension auf, als έpistήmh. ‘Tikva´ ist auch die `Hoffnung´, also etwas, was sich im linearen Lauf der Zeit auswirkt.

Vereinfacht gesagt ist das hellenistische Verständnis der Realität sowie jene der rationellen Fähigkeit des Menschen klar durch konkrete, ja durch deterministische Begriffe charakterisierbar. Das hebräische Verständnis hingegen, trägt eine gewisse subjektiv-emotionelle Komponente in sich, die darüber hinaus stets im zeitlichen Kontext zu verstehen ist. In diesem Sinne ist der helenistischer Begriff „Gesundheit“ eher deskriptiv und auf der Basis konkreter Kriterien zu verstehen, während diesbezüglicher hebräischer Begriff etwas relativere Bedeutung hat. ...Als würde man sagen – `..die Gesundheit ist ein `Risiko´ im Bezug auf die äußeren Bedingungen ´.

[...]


[1] Adamová L et al., 1998 XX125

[2] Störing HJ, 2000 Evolutionäre Ethik, 821

[3] ibidem

[4] Belejkanič I, 1996, Prvotný hriech ...89-97

[5] May T, 2001 J Med Philos, 101-118

[6] Kuhse H, Singer P, 2001XXX

[7] Das Berthelsman Lexikon,: 1972 Malthus XXX

[8] Stuck AE, 2000

[9] „Triage“:Situation in der Katastrophenmedizin, wo bei Massenunglück, der erst ankommende Arzt`lediglich´ die Aufgabe hat, die Verletzten in drei Gruppen aufzuteilen: (i)in jene die die erste Hilfe sofort brauchen,(ii)in jene die kurze Zeit ausharren können (iii)in jene die entweder keine Hilfe - oder gar keine Hilfe mehr brauchen...

[10] Arbeitskreis Organspende:Organtransplantationen, 1990

[11] Muramoto O, 1998

[12] Sudeot J Msgr, www

[13] Reaper W, Smithová L, 1994 16, 21

[14] Störing HJ, 2000, 2. & 3.Kap.2.und3..

[15] Reaper W, Smithová L, 1994

[16] Störing HJ, 2000,219...

[17] Bujalková M, Bratisl Lek Listy2001, 102: 117-120

[18] Bujalková M, 2001

[19] Payne J, 2000

[20] Im ähnlichen Kontext wie `Weisheit´, jedoch mit etwas anderer Bedeutung wurd auch der Begriff von "Frömigkeit" - eusebiaverwendet.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Erscheinungsjahr
2002
ISBN (eBook)
9783832463328
ISBN (Paperback)
9783838663326
Dateigröße
1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
University of Presov – Orthodox Theological Faculty
Note
1,0
Schlagworte
byzanz kirchenväter spriritualität galileo scholastik
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Titel: Orthodoxes Christentum, Bioethik und die Krise der modernen wissenschaftlichen Erkenntnis
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