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Aufmerksamkeitsmessung mittels Eye-Tracking-per-Mouse-Verfahren

©2003 Diplomarbeit 150 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Die Messung der Aufmerksamkeit bei Konsumenten von TV-Werbespots soll grundsätzliche Erkenntnisse über die Werbewirkung der untersuchten Spots liefern. Es wird versucht, die Stärken und Schwächen einer audiovisuell umgesetzten Werbekonzeption zu ermitteln und anhand quantitativer Daten zu belegen.
Derartige Messungen haben in den letzten Jahren sowohl in der Wirtschaft als auch in der Wissenschaft zunehmend an Bedeutung gewonnen. Während sich Marketingexperten primär für die aus den Aufmerksamkeitsmessungen gewonnenen Erkenntnisse in bezug auf Werbewirksamkeiten oder Usibility-Aspekte interessieren, beschäftigt sich die theoretische und angewandte Wissenschaft in erster Linie mit den eingesetzten Verfahren und deren Weiterentwicklung.
Die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft hat bereits bemerkenswerte Ergebnisse hervorgebracht, die sowohl einen wissenschaftlichen Fortschritt als auch einen praktischen Nutzen für die Wirtschaft bedeuten. Eine dieser wissenschaftlichen Weiterentwicklungen ist das hier vorgestellte Eye-Tracking per MouseÒ-Verfahren (ETM-Verfahren). Die Testpersonen klicken bei diesem Verfahren mit der Computermaus jeweils an die Stellen auf dem Bildschirm, auf die sie während der Betrachtung z.B. eines TV-Werbespots schauen. Der detaillierte Aufbau sowie Vor- und Nachteile dieser Technologie wird in der vorliegenden Arbeit explorativ untersucht und diskutiert.

Problemstellung:
Die meisten bisher eingesetzten Verfahren zur Messung von Aufmerksamkeiten zeichnen sich im Kern durch einen Fragebogen aus, d.h. die Testpersonen werden nach der Betrachtung eines TV-Werbespots zu ihren Gefühlen und Wahrnehmungen befragt und drücken diese dann verbal aus. Der gemeinsame Nachteil dieser Verfahren besteht darin, daß die eigentliche Datenerhebung nicht wahrnehmungssimultan erfolgt. Auf die erzielte Werbewirkung kann also nur indirekt geschlossen werden, ohne daß man quantifizierte Daten besitzt, die Aufschluß über audiovisuelle Auslöser und Zusammenhänge geben.
Andere Meßmethoden, die sich nicht auf einen Fragebogen stützen, setzen computergestützte Eye-Tracking-Technologien ein. Die Augenbewegungen der Probanden werden bei diesen Verfahren mittels videobasierter Sensortechniken erfaßt und können nach der Messung ausgewertet werden. Die Datenerfassung findet hier zwar wahrnehmungssimultan statt und bietet somit einen entscheidenden Vorteil gegenüber der Fragebogentechnik, ist aber mit großem technischen […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Oliver Thienhaus
Aufmerksamkeitsmessung mittels Eye-Tracking-per-Mouse-Verfahren
ISBN-10: 3-8324-6764-5
ISBN-13: 978-3-8324-6764-7
Druck Diplomica® GmbH, Hamburg, 2006
Zugl. Fachhochschule Wedel, Wedel, Deutschland, Diplomarbeit, 2003
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© Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2006
Printed in Germany

II
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis ...II
Abbildungsverzeichnis ... IV
Tabellenverzeichnis... V
Abkürzungsverzeichnis ... VI
1.
Einleitung ...7
1.1.
Vorbemerkung...7
1.2.
Problemstellung ...7
1.3.
Einschränkungen und Abgrenzungen ...8
1.4.
Informationsbedarf der MediaAnalyzer Software & Research GmbH...10
1.4.1.
Wie kann das Verfahren auf bewegte Bilder übertragen werden? ...10
1.4.2.
Produziert das Verfahren bei bewegten Bildern sinnvolle Ergebnisse? 10
1.5.
Aufbau der Arbeit ...11
2.
Grundlagen zur Messung von Aufmerksamkeiten...13
2.1.
Neurobiologische Grundlagen ...13
2.1.1.
Aufbau der Netzhaut im menschlichen Auge ...13
2.1.2.
Fixationen und Sakkaden ...14
2.2.
Wahrnehmungspsychologische Grundlagen...16
2.2.1.
Zusammenhang zwischen Wahrnehmung und Aufmerksamkeit...17
2.2.2.
Zusammenhang zwischen Aktivierung und Aufmerksamkeit ...18
2.2.3.
Bildkommunikation im Zeitbezug ...21
2.3.
Aufmerksamkeit im werbepsychologischen Kontext ...25
2.4.
Methodische Grundlagen für die Aufmerksamkeitsmessung bei TV-
Werbespots ...26
2.4.1.
Einfluß der strategischen Werbeziele auf Bildinhalte ...27
2.4.2.
Semantische Klassifizierung von Bildinhalten ...30
2.4.3.
Schnittfrequenz und Bewegungen innerhalb einer Szene...33
2.4.4.
Kopplung von Bild und Ton...34
2.5.
Eigenschaften von Zielgruppen im Werbekontext...37
2.5.1.
Altersspezifische Eigenschaften ...38
2.5.2.
Unterschiede in der Affinität zum Fernsehmedium ...39
2.5.3.
Auswirkung von persönlichen Einstellungen und Erfahrungen...40
2.6.
Beschreibung des ETM-Verfahrens ...41
2.6.1.
Methodischer Ansatz des Meßverfahrens...42
2.6.2.
Wissenschaftliche Validität der Meßmethode ...42
2.6.3.
Positionierung des Verfahrens...45
2.7.
Testsoftware MediaAnalyzer AT...46
2.7.1.
Merkmale der Testpersonen...46
2.7.2.
Definition von Regionen ...47
2.7.3.
Visualisierung der Klicks...49
2.7.4.
Export der Meßdaten nach MS-Excel ...50

III
2.7.5.
Interpolierte Aufmerksamkeit ...51
2.7.6.
Spezielle Dateiformate ...52
3. Aufbau und Durchführung der Aufmerksamkeitsmessung...53
3.1.
Auswahl der TV-Spots ...53
3.2.
Vorbereitung der Untersuchung ...54
3.2.1.
Definition von Zielgruppen ...54
3.2.2.
Anzahl und Auswahl der Testpersonen ...56
3.2.3.
Konzeption der ergänzenden Nachbefragung...58
3.2.4.
Konfiguration der Testsoftware MediaAnalyzer AT ...60
3.3.
Erfassung der Daten mittels ETM-Verfahren...61
3.4.
Befragung der Testpersonen ...62
4.
Auswertung der Meßdaten...63
4.1.
Vorbemerkung...63
4.2.
Aufbereitung der Klickdaten ...63
4.2.1.
Separation der Testvideos...64
4.2.2.
Export der Daten nach MS-Excel...65
4.3.
Einfluß der Mausklicks auf die Aufmerksamkeit...67
4.4.
Quantitative Auswertung ...70
4.4.1.
Klickverhalten im Zeitverlauf...71
4.4.2.
Geographische Verteilung der Aufmerksamkeit...75
4.4.3.
Verhältnis zwischen Klickzahl und Szenenlänge ...78
4.4.4.
Verhältnis zwischen Klickrate, identischen Klicks und Szenenlänge...81
4.4.5.
Normierte Aufmerksamkeitsfokussierung ...84
4.5.
Qualitative Auswertung anhand eines Beispiel-Spots ...92
4.5.1.
Interpretation der Marker- und Heatmap-Videos...93
4.5.2.
Einfluß von Szenenschnitten auf die Aufmerksamkeit ...93
4.5.3.
Aufmerksamkeitsanteile semantischer Objekte ...99
4.5.4.
Zusammenhang zwischen Aufmerksamkeitsanteilen und
Erinnerungsvermögen ... 111
4.5.5.
Aufmerksamkeitsanteile im Zeitverlauf ... 116
4.6.
Problematiken bei der Auswertung ... 119
5.
Abschlußbetrachtung... 123
5.1.
Übersicht über die Ergebnisse... 123
5.2.
Abgeleitete Ergebnisse für die MediaAnalyzer Software & Research
GmbH ... 127
5.2.1.
Wie kann das Verfahren auf bewegte Bilder übertragen werden? ... 127
5.2.2.
Produziert das Verfahren bei bewegten Bildern sinnvolle
Ergebnisse? ... 129
5.3.
Ausblick und Anregungen... 130
Anhang I: Beschreibung der TV-Spots ... 132
Literaturverzeichnis... 147

IV
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Aufbau des menschlichen Auges ...14
Abb. 2: Die drei optische Reizarten...19
Abb. 3: Mustervergleich mit dem inneren Schema ,,Gesicht"...23
Abb. 4: Werbepsychologischer Informationsverarbeitungsprozeß ...25
Abb. 5: Strategische Zielsetzungen eines Werbespots ...27
Abb. 6: Ebenenhierarchie der strategischen Werbeziele eines TV-Spots ...29
Abb. 7: Brand-Knowledge Modell nach Keller...32
Abb. 8: Semantisches Strukturmodell ...32
Abb. 9: Standardmerkmale der Testpersonen ...46
Abb. 10: Regionenfenster in der Testsoftware MediaAnalyzer AT ...48
Abb. 11: Darstellung der definierten Regionen eines Einzelbildes ...48
Abb. 12: Marker-Visualisierung der Aufmerksamkeitsverteilung ...49
Abb. 13: Heatmap-Visualisierung der Aufmerksamkeitsverteilung ...50
Abb. 14: Ergänzende Nachbefragung zu dem Woman-Spot...59
Abb. 15: Erinnerung der einzelnen Spots im Vergleich ...67
Abb. 16: Klickrate nach Spot-Position im Zeitverlauf...72
Abb. 17: Prozentuale Anteile identischer Klicks nach Spot-Position im Zeitverlauf .73
Abb. 18: Durchschnittliche Flächenverteilung aller Testpersonen (sechs Spots)...76
Abb. 19: Verhältnis zwischen Klickzahl und Szenenlänge ...79
Abb. 20: KSI-Dreiecksbeziehung: Klickrate, Szenenlänge und identische Klicks ...82
Abb. 21: Aufmerksamkeitsdifferenzen bei Szenenschnitten, Szene 17 und 18 ...95
Abb. 22: Aufmerksamkeitsdifferenzen bei Szenenschnitten, Szene 21 und 22 ...96
Abb. 23: Aufmerksamkeitsdifferenzen bei Szenenschnitten, Szene 3 und 4 ...97
Abb. 24: Szenenbeschreibung ,,Woman-Spot", Szene 6 bis 9...99
Abb. 25: Regionendefinition Szene 7 und Szene 9 ... 100
Abb. 26: Regionendefinition Szene 21... 104
Abb. 27: Bildinhalte der letzten Szene des Woman-Spots ... 106
Abb. 28: Aufmerksamkeitsanteile im Zeitverlauf, Szene 6 bis 9 ... 117
Abb. 29: Problematik der Vernachlässigung von Sakkaden, Fall 1 ... 120
Abb. 30: Problematik der Vernachlässigung von Sakkaden, Fall 2 ... 121

V
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Anforderungskatalog für alternative Blickmeßverfahren ...45
Tabelle 2: Zusammensetzung der Testpersonen ...58
Tabelle 3: Durchschnittswerte Klickverhalten nach Spot-Position ...71
Tabelle 4: Aufmerksamkeitsanteile für alle Testpersonen, 3x3-Regionenmatrix...76
Tabelle 5: Attributwerte KSI-Dreiecksbeziehung ...82
Tabelle 6: KSI-Korrelationen...83
Tabelle 7: Normierte Aufmerksamkeitsfokussierung NAF (nach Geschlecht) ...86
Tabelle 8: Normierte Aufmerksamkeitsfokussierung NAF (nach Alter)...87
Tabelle 9: Normierte Aufmerksamkeitsfokussierung NAF (nach TV-Nutzung) ...88
Tabelle 10: Normierte Aufmerksamkeitsfokussierung NAF (nach PC-Nutzung) ...88
Tabelle 11: Klickrate und Anzahl identischer Klicks (nach PC-Nutzung) ...89
Tabelle 12: Aufmerksamkeitsdifferenzen bei Szenenschnitten ...94
Tabelle 13: Aufmerksamkeitsanteile semantischer Objekte, alle Testpersonen ... 101
Tabelle 14: Aufmerksamkeitsanteile semantischer Objekte, weibliche
Testpersonen ... 103
Tabelle 15: Aufmerksamkeitsanteile semantischer Objekte, männliche
Testpersonen ... 103
Tabelle 16: Aufmerksamkeitsanteile semantischer Objekte in Szene 23, alle
Testpersonen ... 107
Tabelle 17: Erinnerung an Elemente des Woman-Spots... 112

Einleitung VI
Abkürzungsverzeichnis
Abb. Abbildung
AF Aufmerksamkeitsfokussierung
AT Attention
Tracking
DS Durchschnitt
ETM
Eye-Tracking per Mouse
KZ Klickzahl
MA MediaAnalyzer
MS Microsoft
NAF Normierte
Aufmerksamkeitsfokussierung
o.J. ohne
Jahr
o.V. ohne
Verfasser
Std. Standard
Tab. Tabelle

Einleitung
1. Einleitung
1.1. Vorbemerkung
Die Messung der Aufmerksamkeit bei Konsumenten von TV-Werbespots soll grund-
sätzliche Erkenntnisse über die Werbewirkung der untersuchten Spots liefern. Es
wird versucht, die Stärken und Schwächen einer audiovisuell umgesetzten Werbe-
konzeption zu ermitteln und anhand quantitativer Daten zu belegen.
Derartige Messungen haben in den letzten Jahren sowohl in der Wirtschaft als auch
in der Wissenschaft zunehmend an Bedeutung gewonnen. Während sich Marketing-
experten primär für die aus den Aufmerksamkeitsmessungen gewonnenen Erkennt-
nisse in bezug auf Werbewirksamkeiten oder Usibility-Aspekte interessieren, be-
schäftigt sich die theoretische und angewandte Wissenschaft in erster Linie mit den
eingesetzten Verfahren und deren Weiterentwicklung.
Die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft hat bereits bemerkenswerte
Ergebnisse hervorgebracht, die sowohl einen wissenschaftlichen Fortschritt als auch
einen praktischen Nutzen für die Wirtschaft bedeuten. Eine dieser wissen-
schaftlichen Weiterentwicklungen ist das hier vorgestellte Eye-Tracking per
Mouse
®
-Verfahren (ETM-Verfahren). Die Testpersonen klicken bei diesem Ver-
fahren mit der Computermaus jeweils an die Stellen auf dem Bildschirm, auf die sie
während der Betrachtung z.B. eines TV-Werbespots schauen. Der detaillierte Auf-
bau sowie Vor- und Nachteile dieser Technologie wird in der vorliegenden Arbeit ex-
plorativ untersucht und diskutiert.
1.2. Problemstellung
Die meisten bisher eingesetzten Verfahren zur Messung von Aufmerksamkeiten
zeichnen sich im Kern durch einen Fragebogen aus, d.h. die Testpersonen werden
nach der Betrachtung eines TV-Werbespots zu ihren Gefühlen und Wahr-
nehmungen befragt und drücken diese dann verbal aus. Der gemeinsame Nachteil
dieser Verfahren besteht darin, daß die eigentliche Datenerhebung nicht wahr-
nehmungssimultan erfolgt. Auf die erzielte Werbewirkung kann also nur indirekt ge-
schlossen werden, ohne daß man quantifizierte Daten besitzt, die Aufschluß über
audiovisuelle Auslöser und Zusammenhänge geben.

Einleitung 8
Andere Meßmethoden, die sich nicht auf einen Fragebogen stützen, setzen
computergestützte Eye-Tracking-Technologien ein. Die Augenbewegungen der
Probanden werden bei diesen Verfahren mittels videobasierter Sensortechniken
erfaßt und können nach der Messung ausgewertet werden. Die Datenerfassung
findet hier zwar wahrnehmungssimultan statt und bietet somit einen entscheidenden
Vorteil gegenüber der Fragebogentechnik
1
, ist aber mit großem technischen Auf-
wand verbunden und dadurch sehr kostenintensiv.
Im Vergleich zu Untersuchungsansätzen, die sich mit statischen Bildvorlagen be-
schäftigten, erweitert die Messung von Aufmerksamkeiten bei dynamischem Unter-
suchungsmaterial (Videos) das Problemfeld der unterschiedlichen Testverfahren
beträchtlich. Dynamisches Untersuchungsmaterial weist zusätzliche Eigenschaften
auf, die in das Auswertungsverfahren mit einbezogen werden müssen. Dazu gehört
insbesondere die Abfolge von Bildern in einem vorgegebenen Zeitkontext. Be-
stehende Testmethoden und Analyseverfahren können daher in der Regel nicht
unmittelbar auf Videountersuchungen übertragen werden.
Es sind eine Reihe von Anpassungen notwendig, die sowohl die technischen
Rahmenbedingungen als auch die inhaltlichen Aspekte betreffen. Die Frage nach
der technischen Realisierung, die damit verbundenen Schwierigkeiten und deren
Lösungsmöglichkeiten bildet den ersten Teil der Problemstellung dieser Arbeit. Die
Frage nach der Qualität der Ergebnisse, also die Beurteilung der gewonnenen
Erkenntnisse im Hinblick auf die Einstufung von Werbewirksamkeiten einzelner TV-
Spots bildet den zweiten Teil. Diese zweigeteilte Problemstellung soll in der vor-
liegenden Arbeit untersucht werden.
1.3. Einschränkungen und Abgrenzungen
Die vorliegende Untersuchung wurde zu einem Zeitpunkt durchgeführt, an dem der
untersuchte TV-Werbespot bereits in seiner endgültigen Fassung im Fernsehen
gesendet wurde (Posttest). Der Grund dafür besteht darin, daß es aufgrund
kategorischer Ablehnung seitens der Werbebranche nicht möglich war, an TV-Spots
zu gelangen, die zum Zeitpunkt der Untersuchung noch nicht im Fernsehen
geschaltet wurden.
1
Vgl. o.V.: Werbespot-Wirkungsanalysen, 2001, S. 2ff

Einleitung 9
Eine Untersuchung in Form eines Pretests, also vor der Ausstrahlung des TV-Spots,
bietet insofern einen entscheidenden Vorteil, als daß die gewonnenen Erkenntnisse
bei der Herstellung der endgültigen Version eines TV-Spots hilfreich sein können.
Dazu gehört insbesondere die Beurteilung der Werbewirksamkeit eines Spots. Es ist
denkbar, daß die Ergebnisse einer solchen Untersuchung u.a. darüber Aufschluß
geben, bei welcher Bildkomposition, bei welchen Szenen oder bei welchen Schnitt-
folgen des Spots Optimierungen im Hinblick auf die Vermittlung der Werbebotschaft
und das Erreichen der Zielgruppe möglich sind.
Die Effizienz des Werbespots im Hinblick auf diese beiden aus der Marketingsicht
entscheidenden Kriterien könnte somit gesteigert werden und wäre aufgrund der
hohen Kostenintensität für die Herstellung und Schaltung von TV-Werbung auch
aus wirtschaftlicher Sicht interessant. Das hier untersuchte Meßverfahren kann aber
ohne Anpassungen auf Pretests übertragen werden, so daß diese Einschränkung
lediglich einen formalen Charakter hat.
Eine weitere Abgrenzung wird in dieser Arbeit in bezug auf die Untersuchung des
bildsynchronen Audiosignals gemacht. TV-Werbung hat im Gegensatz zu statischer
Print- oder Anzeigenwerbung neben der Eigenschaft, daß sie aus bewegten Bildern
besteht, zudem noch das Merkmal, daß die Übermittlung von Informationen auf zwei
Kanälen abläuft. Das ist zum einen der visuelle und zum anderen der auditive
Kanal. Die Reizwahrnehmung erfolgt also nicht nur über das menschliche Auge,
sondern auch über das Ohr.
Da das hier vorgestellte Meßverfahren keine quantitativen Ergebnisse über die
Reizverarbeitung von Audiosignalen während der Betrachtung eines Werbespots
liefert, könnten bestehende Zusammenhänge und Schlußfolgerungen nur indirekt
gefunden werden und führen somit zu einem Analyseaufwand, der für sich
genommen bereits zum Thema einer weiteren Arbeit werden könnte. Aus Gründen
der Vollständigkeit wird in einem späteren Abschnitt
2
jedoch ein kurzer Überblick
über den Einfluß des Audiosignals auf den Betrachter gegeben, sowie aktuelle
Forschungsansätze zu diesem Thema vorgestellt.
2
siehe 2.4.4

Einleitung 10
1.4. Informationsbedarf der MediaAnalyzer Software &
Research GmbH
Das bei dieser Arbeit eingesetzte ETM-Verfahren wurde von der MediaAnalyzer
Software & Research GmbH entwickelt und patentiert. Die Durchführung einer Auf-
merksamkeitsmessung basiert auf der ebenfalls von der MediaAnalyzer Software &
Research GmbH entwickelten Testsoftware MediaAnalyzer AT. Bisherige Feldver-
suche und Studien beschäftigten sich primär mit statischem Untersuchungsmaterial
wie z.B. Printanzeigen oder Internetseiten. Eine Ausweitung des Einsatzgebietes
auf die Untersuchung von TV-Werbespots wird daher angestrebt. In dieser Arbeit
werden die folgenden zwei Fragestellungen in einen ganzheitlichen Kontext gestellt
und anhand der Untersuchungsergebnisse in einer abschließenden Betrachtung
beantwortet.
1.4.1. Wie kann das Verfahren auf bewegte Bilder übertragen werden?
Wie bereits unter 1.2 erwähnt ergeben sich bei der Analyse von bewegten Bildern
zusätzliche Schwierigkeiten im Vergleich zu statischem Untersuchungsmaterial.
Diese Schwierigkeiten müssen erkannt werden, damit sinnvolle Lösungsansätze
erarbeitet werden können. Der Informationsbedarf der MediaAnalyzer Software &
Research GmbH erstreckt sich demnach im ersten Schritt auf einige Frage-
stellungen, die der Testauswertung vorgelagert sind.
Wo müssen technische Anpassungen, insbesondere bei der Konfiguration der
Analyse-Software gemacht werden? Wie muß der Testablauf verändert werden?
Welche Anforderungen müssen an das Format des Untersuchungsmaterial gestellt
werden? Werden die erfaßten Daten sinnvoll aufbereitet? Ist das Verfahren
operationalisierbar?
1.4.2. Produziert das Verfahren bei bewegten Bildern sinnvolle
Ergebnisse?
Im Anschluß an die Überlegungen und Anpassungen in bezug auf den technischen
und inhaltlichen Aufbau einer Aufmerksamkeitsmessung von bewegten Bildern mit
dem ETM-Verfahren ist es für die MediaAnalyzer Software & Research GmbH von
Interesse, ob das erarbeitete Testdesign Erkenntnisse über das untersuchte Video-
material liefert, die mit den Ergebnissen der bereits anerkannten Verfahren zur
Untersuchung von statischem Material qualitativ vergleichbar sind.

Einleitung 11
Läßt sich die Wirkung von TV-Werbespots belegen? Welcher Anteil der Werbe-
wirkung kann über die Wahrnehmungsmessung erfaßt werden? Wie unterscheidet
man gute von schlechten TV-Werbespots mit Hilfe des ETM-Verfahrens? Gibt es
gravierende Einschränkungen bei der Auswahl von zu untersuchenden TV-Spots?
1.5. Aufbau der Arbeit
Das Kapitel 1 beinhaltet neben der Einleitung zu dieser Arbeit die grundlegende
Problemstellung, die auf der Grundlage des spezifischen Informationsbedarfes der
MediaAnalyzer Software & Research GmbH anhand zweier grundsätzlicher Frage-
stellungen weiter konkretisiert wird.
Die theoretischen Grundlagen zu dieser Arbeit werden in Kapitel 2 erläutert. Der
Fokus liegt dabei auf den wahrnehmungspsychologischen Grundlagen, die für das
grundsätzliche Verständnis des untersuchten Meßverfahrens notwendig sind. Es
werden zunächst die neurobiologischen und psychologischen Grundlagen der
menschlichen Wahrnehmung erläutert. Im Anschluß daran wird ein bezug zu den
marketing- und werbepsychologischen Erkenntnissen hergestellt, die für die Be-
arbeitung der in Kapitel 1 konkretisierten Problemstellung nötig sind. Nach dieser
allgemeinen Betrachtung wird das zuvor erarbeitete Grundverständnis der mensch-
lichen Wahrnehmung im werbepsychologischen Kontext auf das in dieser Arbeit
verwendete ETM-Verfahren projiziert. An dieser Stelle werden erste methodische
Ansätze angedeutet, die auf den theoretischen Vorüberlegungen aufbauen. Am
Ende des zweiten Kapitels wird eine grundlegende Einführung in die Testsoftware
MediaAnalyzer AT und das Meßverfahren gegeben.
In Kapitel 3 wird zunächst die Vorbereitung und der Aufbau der Untersuchung
beschrieben, die dieser Arbeit zugrunde liegt. Neben der Auswahl und Zusammen-
setzung der Testpersonen wird die Zusammenstellung und die Aufbereitung des
Untersuchungsmaterials erörtert, die Konzeption des ergänzenden Nachbefragung
dargestellt sowie die grundsätzliche Konfiguration der Testumgebung erläutert. Im
Anschluß daran wird der konkrete Ablauf der durchgeführten Untersuchung
beschrieben.
Die Ergebnisse der quantitativen und qualitativen Untersuchungsansätze, die im
Laufe dieser Arbeit explorativ erarbeitet wurden, sind in Kapitel 4 dargestellt. Nach
einer kurzen Vorbemerkung, die den Leser erneut für das grundsätzliche Problem-

Einleitung 12
verständnis dieser Untersuchung sensibilisieren soll, wird zunächst die Aufbereitung
der gewonnenen Meßdaten vorgestellt, die für eine weitere Datenverdichtung not-
wendig ist. Im Anschluß daran wird eine Reihe von quantitativen Ansätzen vor-
gestellt und mit den aus der Untersuchung hervorgegangenen Ergebnissen belegt.
Die quantitativen Ansätze beschäftigen sich primär mit den grundsätzlichen Erkennt-
nissen über die Anwendbarkeit des ETM-Verfahrens bei TV-Spots. Dabei wird auch
auf die Ergebnisse des ergänzenden Nachbefragung eingegangen. Nach der quan-
titativen Auswertung werden mehrere qualitative Ansätze vorgestellt und an einem
ausgewählten Spot exemplarisch angewendet und ausgewertet. Es folgt eine
abschließende Erörterung und Beurteilung der grundsätzlichen Probleme, die sich
bei der Messung von Aufmerksamkeiten im Zusammenhang mit dem ETM-Ver-
fahren bei TV-Spots ergeben.
In Kapitel 5 wird zunächst ein umfassender Überblick über die Ergebnisse dieser
Arbeit und der zugrundeliegenden Untersuchung gegeben. Diese Ergebnisse
werden anschließend auf die konkretisierte Problemstellung des ersten Kapitels
bezogen und entsprechend beurteilt. Die Arbeit wird schließlich mit einigen Aus-
blicken und Anregungen bezüglich weiterer Untersuchungsansätze abgeschlossen,
die inhaltlich an diese Arbeit anknüpfen und die wissenschaftliche Auseinander-
setzung mit dem ETM-Verfahren weiter vertiefen könnten.

Grundlagen zur Messung von Aufmerksamkeiten
13
2. Grundlagen zur Messung von
Aufmerksamkeiten
2.1. Neurobiologische Grundlagen
Zum Verständnis der Schritte bei der Verarbeitung von visuellen Informationen ist
ein simplifizierter Überblick über die neurobiologischen Zusammenhänge während
einer optischen Reizwahrnehmung notwendig. Diese neurobiologischen Er-
kenntnisse sind insofern wichtig, als daß sie zum Verständnis des Zusammen-
hanges von unterschiedlichen Reizabfolgen im späteren Teil der Untersuchung
beitragen.
Da sich die Untersuchung mit der Aufmerksamkeitsmessung von Videobildern
beschäftigt, kommt der zeitlichen Komponente von Reizwahrnehmungen eine
wichtige Bedeutung zu. Das Verständnis der menschlichen Reizverarbeitung bildet
die Basis für spätere Schlußfolgerungen, die insbesondere aus der Auswertung von
Meßdaten gewonnen werden, die in einen zeitlichen Kontext eingeordnet sind.
Dieser Abschnitt erhebt keinen Anspruch auf eine vollständige Erläuterung sämt-
licher Details in bezug auf den Aufbau des menschlichen Auges und der Netzhaut,
sondern beschränkt sich auf die Einführung der für die vorliegende Arbeit wesent-
lichen Begriffe und Zusammenhänge.
2.1.1. Aufbau der Netzhaut im menschlichen Auge
Die Funktionsweise des menschlichen Auges kann analog zu einer Fotokamera
verstanden werden. Das optische System mit seinen Bestandteilen Hornhaut,
Augenkammer, Linse, Iris, und Glaskörper, übernimmt dabei die Funktion des
Objektives, die Netzhaut (Retina) entspricht dem Film. Wesentlich für das Ver-
ständnis der visuellen Wahrnehmung ist der Aufbau der Retina. Sie verfügt über
zwei Arten von lichtempfindlichen Zellen (Photorezeptoren):
·
Die Stäbchen (~ 120 Millionen) sind zuständig für die Erkennung von Grau-
werten. Sie sind sehr lichtempfindlich und antworten nach ca. 300 ms auf einen
Lichtreiz.
·
Die Zäpfchen (~ 6,5 Millionen) sind zuständig für das Farbsehen und antworten
bereits nach ca. 80 ms auf einen Lichtreiz.

Grundlagen zur Messung von Aufmerksamkeiten
14
Die Verteilung dieser Photorezeptoren auf der Retina ist sehr unregelmäßig und hat
daher starken Einfluß auf die visuelle Wahrnehmung. Man unterteilt die Retina in
drei Bereiche:
·
Im Bereich der Fovea findet man fast ausschließlich Zäpfchen. Dieser foveale
Bereich ermöglicht das scharfe Sehen und erstreckt sich auf einen Bogenbereich
von zwei Grad auf der Retina.
·
In dem als Parafovea bezeichneten Bereich nimmt die Anzahl der Zäpfchen ab
und die Anzahl der Stäbchen zu. Dieser Bereich erstreckt sich auf die nächst-
gelegen drei Grad um die Fovea herum.
·
Der restliche Bereich der Retina wird als Peripherie bezeichnet. Man findet hier
fast ausschließlich Stäbchen.
Abb. 1: Aufbau des menschlichen Auges
2.1.2. Fixationen und Sakkaden
Um die neurobiologischen Prozesse in unserem Gehirn während einer optischen
Reizverarbeitung zu verstehen, werden an dieser Stelle die Begriffe Fixation und
Sakkade eingeführt. Sie dienen als Grundlage für das Verständnis der visuellen
Wahrnehmung. Fixationen und Sakkaden lassen sich schlecht isoliert betrachten.
Vielmehr ist aufgrund der Natur ihres Zusammenhanges eine gekoppelte Dar-
stellung sinnvoll. Vereinfacht gesagt bezeichnen Sakkaden die Bewegung der
Augen zwischen zwei Fixationen ­ oder andersherum: Fixationen bezeichnen die
Anfangs- und Endpunkte von Sakkaden.

Grundlagen zur Messung von Aufmerksamkeiten
15
Sakkaden sind bei der Wahrnehmung jeglicher Art von optischen Reizen notwendig,
da die Auflösung der optischen Reizwahrnehmung außerhalb des fovealen und
parafovealen Blickfeldes aufgrund der unregelmäßigen Verteilung von Zäpfchen und
Stäbchen rapide abnimmt.
Bei einer Fixation wird der optische Reiz auf das foveale Zentrum der Retina
abgebildet. So wird ein Höchstmaß an optischer Auflösung und Sehschärfe
garantiert. Sollen die im peripheren Blickfeld wahrgenommenen Reize ebenfalls in
größtmöglicher optischer Auflösung fixiert werden, so sind aufgrund der be-
schriebenen anatomischen Eigenarten der Retina sakkadische Augenbewegungen
notwendig, um diese Reize ebenfalls im fovealen Zentrum der Retina abzubilden.
In der neurobiologischen Forschung ist man mittlerweile in der Lage, die sich im
Gehirn vollziehenden Abläufe während der Steuerung von Sakkaden nachzuvoll-
ziehen. Es wird unterschieden zwischen zwei Arten von Steuerungszellen in un-
serem Gehirn, wobei die erste Art dieser Steuerungszellen als Auslöser für eine
Sakkade und die zweite Art als Zielbestimmung verstanden wird.
3
Das Gehirn
unterscheidet also bei der Verarbeitung eines optischen Reizes zwischen dem
zeitlichen Auslöser und dem örtlichen Ziel.
Wissenschaftliche Studien kommen anhand dieser Erkenntnisse zu dem Schluß,
daß die schwebende Reizwahrnehmung der objektiven vorauseilt. Dieser Effekt wird
als präsakkadische Aufmerksamkeitsverschiebung bezeichnet.
4
Unter der schwe-
benden Reizwahrnehmung wird in diesem Zusammenhang die unbewußte Wahr-
nehmung von Reizen des peripheren Blickfeldes verstanden, die potentiell zum
Endpunkt einer neuen sakkadischen Augenbewegung werden können. Der Fokus
der objektiven Wahrnehmung, räumlich bestimmt durch die aktuelle Fixation, wird
auf einen neuen Fixationspunkt verlagert und konzentriert sich nun auf diese neue
Fixation. Es besteht also stets eine zeitliche Diskrepanz zwischen schwebender und
objektiver Wahrnehmung.
Das Verständnis von Fixationen und Sakkaden ist insbesondere im Zusammenhang
mit jeglicher Art von Blickmessungsverfahren von grundlegender Bedeutung, da
Fixationen und Sakkaden die einzigen direkt meßbaren Variablen bei dieser Art von
3
Vgl. Findlay, John / Liversedge, Simon: Saccadic Eye Movements, 2000, S. 1
4
Vgl. Deubel, Heiner: Selektion von Blickbewegungszielen, 2000, S. 1

Grundlagen zur Messung von Aufmerksamkeiten
16
Verfahren sind. Aus dem Verständnis der beiden Begriffe läßt sich unmittelbar
ableiten, daß eine Aufnahme von Informationen nur während der Fixationen erfolgt.
Diese Feststellung ist unabhängig davon, ob die aufgenommene Information von
schwebendem oder objektivem Charakter ist, also peripheren oder fovealen Reizen
entstammt.
Es läßt sich außerdem feststellen, daß während einer Sakkade keine neuen In-
formationen aufgenommen werden. Dieser Effekt wird als Sakkaden-Inhibition
bezeichnet.
5
Für die Blickmessung hat diese Erkenntnis die unmittelbare Folge, daß
die einzigen relevanten Meßdaten die Fixationen sind, dargestellt in Koordinaten
des räumlichen Bezugssystems und Einheiten im zeitlichen Kontext.
2.2. Wahrnehmungspsychologische Grundlagen
Bei der Betrachtung einer visuellen Vorlage hat man subjektiv den Eindruck, als
würden unsere Augen die Vorlage auf einen Blick erfassen oder kontinuierlich
darüber hinweg gleiten. Daß diese Annahme nicht korrekt ist, läßt sich anhand
einfacher Beobachtungen und Messungen der Augenbewegungen des Betrachters
belegen. Die im vorigen Abschnitt erläuterten neurobiologischen Grundlagen der
optischen Reizwahrnehmung widerlegen diesen subjektiven Eindruck ebenfalls.
Es gilt nun zu klären, nach welchen Mechanismen diese sprunghafte Reiz-
verarbeitung bei der Betrachtung einer optischen Vorlage abläuft und welche ge-
nerellen Auswirkungen diese Mechanismen auf Blickmessungsverfahren haben,
deren Fokus auf der Messung der Aufmerksamkeiten bei den Betrachtern von TV-
Spots liegt. Verschiedene Arten der Wahrnehmung, unterschiedliche Ausprägungen
von Aufmerksamkeit sowie psychologische Einflußfaktoren spielen dabei eine
zentrale Rolle.
Im folgenden Abschnitt werden die aus der wahrnehmungspsychologischen
Forschung hervorgegangen Grundlagen erläutert, auf denen sowohl das spätere
Testdesign als auch die Ableitung der Ergebnisse aufbauen. Dabei wird neben der
isolierten Betrachtung von Wahrnehmung und Aufmerksamkeit auch ein bezug zu
den speziellen wahrnehmungspsychologischen Erkenntnissen hergestellt, die sich
aus dem heutigen Stand der Werbeforschung ergeben.
5
Vgl. Scheier, Christian / Egner, Steffen: Verhältnis von Klick- und Blickmessung, 2001, S. 2ff

Grundlagen zur Messung von Aufmerksamkeiten
17
2.2.1. Zusammenhang zwischen Wahrnehmung und Aufmerksamkeit
Die Wahrnehmung kann generell als ein aktiver Informationsverarbeitungsprozeß
verstanden werden, bei dem die Informationen der Umwelt über die menschlichen
Sinnesorgane aufgenommen und an entsprechende Informationsspeicher im Gehirn
weitergeleitet werden. Die Wahrnehmung ist also ein kognitiver Vorgang.
6
Das
wahrnehmungspsychologische Grundproblem, mit dem alle Werbemaßnahmen kon-
frontiert werden, besteht darin, daß die menschliche Wahrnehmung immer und
zwangsläufig selektiv und subjektiv erfolgt
7
. Außerdem ist sie ein aktiver Prozeß.
Dieser Abschnitt konzentriert sich daher auf der Untersuchung der visuellen Wahr-
nehmungsvorgänge.
Bei der Betrachtung von visuellen Szenen wird eine Person typischerweise mit einer
großen Menge an optischen Reizen konfrontiert. Dabei ist die Menge der Reize in
der Regel deutlich größer als die Anzahl derer, die in einer einzelnen Moment-
aufnahme, dem sogenannten Quick-Scan, wahrgenommen werden können. Die
typische Charakteristik der Wahrnehmung, zusammengesetzt aus den Bestand-
teilen Selektivität, Subjektivität und Aktivität, soll nun anhand der einzelnen Begriffe
auf die Aufmerksamkeit übertragen werden.
Die optische Wahrnehmung ist nie auf einen ganzheitlichen Umweltkontext
gerichtet, sondern stets nur auf einen einzelnen Ausschnitt und wird deshalb als
selektiv bezeichnet. In bezug auf die Aufmerksamkeit bedeutet diese Erkenntnis,
daß nur das objektiv wahrgenommen wird, was Aufmerksamkeit erregt. So gesehen
kann Aufmerksamkeit als eine Art Wahrnehmungsfilter verstanden werden, der das
menschliche Gehirn vor Informationsüberlastung schützt. Zur Verarbeitung der
optischen Reize innerhalb der visuellen Szene wird daher ein sequentieller
Selektionsvorgang gestartet, der als visuelle Suche bezeichnet wird und durch den
die Aufmerksamkeit gesteuert wird. Diese Aufeinanderfolge von Blickbewegungen
ist also kein willkürlicher Prozeß. Vielmehr steht die Auswahl der Fixationsorte
innerhalb einer Szene in einem direktem Zusammenhang mit der Aufmerksam-
keitsverteilung.
8
6
Vgl. Fritz, Wolfgang / von der Oelsnitz, Dietrich: Marketing, 1996, S. 52
7
Vgl. Geffken, Michael et al.: Handbuch der Werbung, 1999, S. 187ff.
8
Vgl. Heidmann, Frank / Ziegler, Jürgen: Usability, 2002, S. 54ff.

Grundlagen zur Messung von Aufmerksamkeiten
18
Die Wahrnehmung und somit auch der visuelle Suchvorgang sind insofern als
subjektiv zu beurteilen, als daß die wahrgenommenen Reize von einzelnen Per-
sonen unterschiedlich interpretiert werden. Zusammenfassend formuliert ist die sub-
jektive Wahrnehmung abhängig von der individuellen Situation des Betrachters
(Bedürfnisse, Einstellungen, Erfahrungen und Erwartungen), dem sozialen Umfeld
(Werte und Normen, kulturelle Muster) sowie den Wirkungskriterien des Werbe-
mittels selbst (Wahrnehmungs- und Gestaltungskriterien).
9
An jedem Fixationsort innerhalb einer visuellen Szene werden neben dem foveal
einfallenden Stimulus auch Reize aus dem peripheren Blickfeld vorverarbeitet.
Diese Vorverarbeitung ist ein unbewußter Vorgang und somit eng an die Sub-
jektivität des Betrachters geknüpft. Die ausgelösten sakkadischen Zielsprünge zu
Fixationsorten des peripheren Blickfeldes erfolgen in Richtung derjenigen Objekte,
die für den Betrachter den subjektiv höchsten Informationsgehalt haben und deshalb
von ihm als bedeutend eingestuft werden.
Aktivität als Eigenschaft der Wahrnehmung bezeichnet den sich logisch ergebenden
Sachverhalt, daß die Aufnahme und Verarbeitung von Informationen nicht in einem
passiven Stadium des Betrachters erfolgen kann. Kognitive Vorgänge im Zu-
sammenhang mit der Wahrnehmung sind generell aktive Prozesse der Infor-
mationsaufnahme und -verarbeitung. Auch wenn diese kognitiven Vorgänge un-
bewußt ablaufen, so zeichnen sie sich doch in jedem Fall durch eine aktive
Beteiligung des menschlichen Gehirns aus. Der Grad der Aktivität beeinflußt somit
unmittelbar die Aufmerksamkeit des Betrachters.
2.2.2. Zusammenhang zwischen Aktivierung und Aufmerksamkeit
Die objektive Wahrnehmung ist direkt mit einer visuellen Fixation des aktuell
selektierten Reizes verknüpft. Die Selektion eines wahrgenommenen Reizes kann
sich auf einen Ort, ein Objekt oder Objekteigenschaften beziehen, die unter den in
Abschnitt 2.2.1 genannten Prämissen die Aufmerksamkeit des Betrachters erregen.
Die Auswahl der Fixationsorte innerhalb einer Szene steht also in einem direkten
Zusammenhang mit der Aufmerksamkeit, die durch wahrgenommene Reize erregt
wird. Dieser Einfluß bezieht sich sowohl auf räumliche Anordnungen als auch auf
semantische Bezüge zwischen den Objekten.
9
Vgl. Geffken, Michael et al.: Handbuch der Werbung, 1999, S. 189ff.

Grundlagen zur Messung von Aufmerksamkeiten
19
Die unterschiedlich starken Stimuli der subjektiven Wahrnehmung sind für die
Steuerung der visuellen Suche verantwortlich und lenken somit die Aufmerksamkeit
des Betrachters. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von unterschiedlichen
Aktivierungstechniken, die in ihren Auswirkungen auf den Informationsverarbei-
tungsprozeß innerhalb eines Werbekontextes in einem späteren Abschnitt erläutert
werden.
10
An dieser Stelle wird zunächst auf die drei in Abb. 2 dargestellten unter-
schiedlichen Reizarten
11
eingegangen:
NRJQLWLY
2SWLVFKHU 5HL]
SK\VLVFK
HPRWLRQDO
IRUPDO
LQKDOWOLFK
Abb. 2: Die drei optische Reizarten
In der Wahrnehmungspsychologie fand man bereits frühzeitig heraus, daß be-
sonders auffällige Reize, erzeugt z.B. durch hervorstechende Größen, Farbvielfalt
oder Kontrastreichtum, bessere Chancen haben, die Aufmerksamkeit des Be-
trachters zu erregen und somit eher wahrgenommen werden.
12
Man spricht in
diesem Zusammenhang von physischen Reizen. Diese Art eines optischen Reizes
ist das am einfachsten einsetzbare Mittel zur gesicherten Erregung von Aufmerk-
samkeit.
13
Ein typisches Beispiel ist die farbige Darstellung eines Elementes (z.B.
ein Firmenlogo) vor einem ansonsten farblosen Hintergrund.
Bei dem Einsatz von physischen Reizen ist allerdings Vorsicht geboten, da sie
potentiell die Eigenschaft haben, sich gegenseitig zu überdecken und einen
ablenkenden Einfluß auf die zwei weiteren Reizarten haben. Bei der späteren
Analyse der Meßdaten kann es somit aufschlußreich sein, die vorhandenen Reize
auf ihre physische Intensität zu überprüfen. Diskrepanzen zwischen dem
gewünschten Wahrnehmungsfokus und den tatsächlich gemessenen Fixationen
innerhalb einer Szene könnten auf diese Weise erklärt werden.
10
Vgl. 2.3
11
Vgl. Fritz, Wolfgang / von der Oelsnitz, Dietrich: Marketing, 1996, S. 48ff
12
Vgl. Geffken, Michael et al.: Handbuch der Werbung, 1999, S. 189ff.
13
Vgl. Kroeber-Riel, Werner: Strategie und Technik der Werbung, 1991, S. 122ff

Grundlagen zur Messung von Aufmerksamkeiten
20
Eine andere Art der Erregung von Aufmerksamkeit ist die Verwendung von
kognitiven Reizen. Dazu zählen z.B. gedankliche Konflikte, Widersprüche oder
Überraschungen, die durch die Art der Bildkomposition oder den Handlungskontext
erzeugt werden. Ungewöhnliche Reize oder neuartige Kombinationen von Objekten
oder Objekteigenschaften, die vorhandenen Erwartungen und Vorstellungen
widersprechen, können beim Betrachter emotionale Effekte wie Verblüffung, Über-
raschung oder Erschrecken hervorrufen und somit die Wahrnehmungschancen
steigern. Oft findet man in diesem Zusammenhang Abbildungen, in denen Ver-
fremdungen von Personen oder Alltagsgegenständen zu sehen sind (z.B. ein
Mensch mit einem Tierkörper). Ebenso wie die Untersuchung der physischen
Intensität kann die Beurteilung eines Reizes unter den genannten Aspekten bei der
Erklärung einer anhand der Meßdaten evtl. festgestellten Wahrnehmungsdiskrepanz
hilfreich sein.
Die dritte und wohl bedeutendste Art der Aufmerksamkeitsbeeinflussung ist die
Konfrontation des Betrachters mit emotionalen Reizen. Dazu zählen vor allem
Reize, die für ihn persönlich eine hohe Bedeutung haben.
14
In der Regel sind dies
Reize, die durch die Aktivierung von bereits gespeicherten Bedeutungsinhalten
bestimmte Gefühlsassoziationen bei dem Betrachter hervorrufen. Man spricht in
diesem Zusammenhang von emotionalen Schlüsselreizen, wie z.B. erotischen
Szenen oder dem bekannten Kindchenschema.
15
Ein gezielter Einsatz dieser Art
von Reizen setzt eine sorgfältige Analyse der Zielgruppe voraus und ist deshalb so
bedeutend, weil sie eng mit den für die qualitative Beurteilung einer Werbung
wichtigen Kriterien wie der emotionalen Einstellung und der Überzeugungskraft
verknüpft ist.
Die beschriebenen Arten der optischen Reize lassen sich demzufolge unterteilen in
die visuelle Gestaltung zum einen und die inhaltliche Bedeutung zum anderen. Man
spricht in diesem Zusammenhang von formalen und inhaltlichen Ereignissen, die
beim Betrachter inszeniert werden.
16
Visuelle Vorlagen, die bei dem Betrachter
keine dieser Ereignisarten auslösen, sind nur schwer in der Lage, Aufmerksamkeit
zu erregen oder diese sogar gezielt zu beeinflussen.
17
Bei den meisten TV-Spots
14
Vgl. Geffken, Michael et al.: Handbuch der Werbung, 1999, S. 190
15
Vgl. Kroeber-Riel, Werner: Strategie und Technik der Werbung, 1991, S. 126
16
Vgl. Abb. 2
17
Vgl. Kroeber-Riel, Werner: Bildkommunikation, 1996, S. 60

Grundlagen zur Messung von Aufmerksamkeiten
21
werden diese drei Reizarten daher miteinander kombiniert, wobei die Auswahl und
das bewußt kreierte Zusammenspiel der jeweilige Reize stark von den strategischen
Zielsetzungen eines Spots abhängt. Dieser Zusammenhang wird in einem späteren
Abschnitt weiter erläutert.
18
Die Messung der Aktivierung, die durch den Einsatz der zuvor beschriebenen Reize
erzeugt wird, stellt durchaus kein triviales Problem dar. Die resultierende Akti-
vierungsleistung in Form von Aufmerksamkeit kann anhand unterschiedlicher
Indikatoren gemessen werden.
19
Diese Indikatoren können angesiedelt sein auf der
physiologisch-biologischen Ebene (Hirnströme, Hautwiderstand o.ä.), auf der sub-
jektiven Erlebnisebene (verbale Angabe, Emotionsbeschreibungen o.ä.) sowie auf
der motorischen Ebene (beobachtetes Verhalten, Blickmessung o.ä.).
Diese Arbeit beschäftigt sich primär mit der Messung von Indikatoren der mo-
torischen Ebene, wird aber auch durch eine unterstützende Nachbefragung die
subjektive Erlebnisebene berücksichtigen. Die physiologisch-biologische Ebene wird
an dieser Stelle vernachlässigt, weil sie in keinem direkten Zusammenhang mit dem
eingesetzten ETM-Verfahren steht.
2.2.3. Bildkommunikation im Zeitbezug
Die bisherigen Erläuterungen beschränkten sich auf das Verständnis der Wahr-
nehmungsprozesse, ohne der zeitlichen Dimension in Form der Geschwindigkeit
von Wahrnehmungsprozessen eine allzu große Beachtung zu schenken. Diese
Dimension spielt aber gerade bei der Untersuchung von TV-Spots, also einer
Kombination aus bewegten Bildern und Bildschnitten, eine wichtige Rolle.
Auf Grundlage der selektiven und subjektiven Reizverarbeitung bei der Betrachtung
einer visuellen Vorlage läßt sich das theoretische Verständnis der Bildkom-
munikation am besten anhand sog. innerer Schemata in einen zeitlichen Kontext
einordnen und erklären. Als Schemata werden in diesem Zusammenhang die im
Gedächtnis gespeicherten und verfestigten, standardisierten Vorstellungen be-
zeichnet, die sich auf die typischen visuellen Merkmale eines Sachverhaltes
beziehen.
20
Die Betrachtung einer visuellen Vorlage läuft daher in der Form eines
18
Vgl. 2.4.1
19
Vgl. Fritz, Wolfgang / von der Oelsnitz, Dietrich: Marketing, 1996, S. 51ff
20
Vgl. Kroeber-Riel, Werner: Bildkommunikation, 1996, S. 55ff

Grundlagen zur Messung von Aufmerksamkeiten
22
automatisierten Mustervergleiches ab. Dieser unbewußt ablaufende Mustervergleich
läßt sich zeitlich unterteilen in den ersten Eindruck und die darauffolgende se-
quentielle Verarbeitung einer Vorlage.
Der erste Eindruck einer Szene ist charakterisiert durch eine rein periphere Reiz-
aufnahme, also ohne explizite Fixationen von einzelnen Bildelementen. Da dieser
erste Eindruck aber direkt mit der ersten Informationsverarbeitung einer visuellen
Vorlage verknüpft ist, hat er unmittelbaren Einfluß auf die Geschwindigkeit, mit der
die optisch dargebotenen Reize inhaltlich dekodiert werden.
Es wurde bereits erläutert, daß auch die Reize des peripheren Blickfeldes wahr-
genommen werden und daß diese schwebende Wahrnehmung der objektiven zeit-
lich vorauseilt.
21
Aus diesen Erkenntnissen läßt sich nun der Bezug zu dem bei
einem ersten optischen Eindruck einer Szene ablaufenden Mustervergleich her-
stellen. Die unbewußte Wahrnehmung der peripheren Reize ermöglicht erst den
einleitenden Mustervergleich mit den inneren Schemata des Betrachters. Ein Bild
wird während dieses ersten Eindruckes bereits schnell erkannt, wenn es einem in
dem Gedächtnis des Betrachters gespeicherten Schema entspricht. Große Ab-
weichungen hingegen führen zu einer längeren gedanklichen Beschäftigung mit
diesem ersten visuellen Eindruck.
Der beschriebene erste Mustervergleich hat entscheidenden Einfluß auf den
weiteren Verlauf der sequentiellen Reizverarbeitung. Ein direkt und somit schnell
hergestellter Bezug zu einem inneren Schema steuert neben der ersten Ausrichtung
der visuellen Suche auch den Detaillierungsgrad, also die Anzahl der Fixationen und
sakkadischen Augenbewegungen. Je deutlicher der Bezug zu einem solchen in-
neren Schema hergestellt wird, desto weniger Fixationen sind bei der Erfassung
einer Bildvorlage notwendig.
Da der Mustervergleich ebenfalls während der sequentiellen Verarbeitung einer
Szene bei allen selektierten Objekten erfolgt, bezieht sich dieser Effekt nicht nur auf
die ganzheitliche Verarbeitung einer Szene, sondern auch auf einzelne Bild-
elemente innerhalb der Szene. Wird ein Bildelement durch die periphere Wahr-
nehmung und den Mustervergleich sofort als ein Gesicht erkannt, so werden in der
Regel nur die Augen zum Ziel einer Fixation. Mund und Nase werden nur peripher
21
Vgl. 2.1.2

Grundlagen zur Messung von Aufmerksamkeiten
23
wahrgenommen, jedoch gedanklich ergänzt. Das Objekt ,,Gesicht" fließt als Ganzes
in den Informationsverarbeitungsprozeß ein. Umgekehrt kann ein optisch kompl-
izierteres Bild von einem Gesicht zur Folge haben, daß dieses Objekt gar nicht oder
nur in Teilen dem inneren Schema ,,Gesicht" entspricht und somit mehr Fixationen
und Sakkaden notwendig sind, um das Element als Gesicht zu dekodieren.
22
Der für
die Dekodierung notwendige Zeitaufwand wird dadurch entscheidend verlängert.
Die Bereiche der objektiven und peripheren Wahrnehmung während eines Muster-
vergleiches mit dem inneren Schema ,,Gesicht" sind in Abb. 3 exemplarisch dar-
gestellt:
%HUHLFK GHU
REMHNWLYHQ
:DKUQHKPXQJ
%HUHLFK GHU
SHULSKHUHQ
:DKUQHKPXQJ
Abb. 3: Mustervergleich mit dem inneren Schema ,,Gesicht"
Aus der neurobiologischen Forschung geht hervor, daß eine einzelne Fixation 150
bis 300 Millisekunden dauert. Ausgehend von diesem Zeitfenster hat man in einer
Studie herausgefunden, daß die durchschnittliche Fixationsdauer bei der Be-
22
Vgl. Kroeber-Riel, Werner: Bildkommunikation, 1996, S. 56ff

Grundlagen zur Messung von Aufmerksamkeiten
24
trachtung von Werbeanzeigen bei 270 Millisekunden liegt.
23
Der am häufigsten
gemessene Wert liegt bei ca. 200 Millisekunden. In dieser Studie wurden während
der Betrachtung von Werbeanzeigen insgesamt rund 33.000 Fixationen auf-
gezeichnet und entsprechend ausgewertet.
Basierend auf den Ergebnissen dieser Studie kann man sagen, daß in einer
Sekunde ungefähr drei bis fünf Fixationen erfolgen. Diese Erkenntnis ist gleich-
bedeutend damit, daß maximal drei bis fünf Informationseinheiten eines Bildes in
einer Sekunde verarbeitet werden können. Die Studie zeigt aber auch, daß manche
Objekte während der Verarbeitung einer optischen Bildvorlagen mehrfach fixiert
werden und somit insgesamt mit einer geringeren Informationsaufnahme zu rechnen
ist, als man bei einer direkten Addition der Fixationsorte erwarten würde.
Die erste Fixation nach dem beschriebenen ersten Eindruck dient in der Regel dazu,
dem Betrachter einen kurzen Überblick über den Bildkontext zu geben. Sie ist eine
unmittelbare Folge aus der ersten peripheren Bildwahrnehmung und ist meistens
auf einen Punkt gerichtet, der inhaltlich mit dem zuvor hergestellten Bezug zu einem
inneren Schema in Verbindung steht und den ersten Eindruck der Szene verifizieren
soll. Diese erste Fixation ist fast immer deutlich kürzer als die darauffolgenden
Fixationen, die sich auf Einzelheiten des Bildes richten.
Je nach Komplexität der visuellen Vorlage ist nun unter Berücksichtigung der
erwähnten Mustervergleiche eine gewisse Anzahl von Fixationen und sakkadischen
Sprüngen notwendig, um die Vorlage inhaltlich zu verarbeiten. Aus den ermittelten
Fixationszeiten und dem Verständnis des visuellen Suchvorganges läßt sich also
ein Zusammenhang zwischen der Menge an kodierten Informationen innerhalb einer
Szene und der optimalen Betrachtungsdauer herstellen, die für eine ganzheitliche
Erfassung sämtlicher Informationseinheiten einer Bildvorlage notwendig ist.
Die optimale Betrachtungsdauer ist stark davon abhängig, ob während des be-
schriebenen Mustervergleiche direkte Bezüge zu gespeicherten Schemata herge-
stellt werden können. Ist dies nicht der Fall, so verlängert sich die Zeitspanne der
Betrachtungsdauer für die ganzheitliche Erfassung einer Szene. Diese Zeitspanne
ist demzufolge ein subjektiver Wert, der von den bei einer Testperson gespeicherten
Schemata abhängt.
23
Vgl. Leven, Wilfried: Blickverhalten, 1991, S. 94ff

Grundlagen zur Messung von Aufmerksamkeiten
25
Diese Erkenntnisse sind bei der Untersuchung von Videomaterial von besonderer
Bedeutung. Im Gegensatz zu einer Plakatwerbung hat der Betrachter eines TV-
Spots nicht die Möglichkeit, sich beliebig lange mit einer Szene auseinanderzu-
setzen. Art und Geschwindigkeit von Schnittfolgen haben entscheidenden Einfluß
auf die Aufmerksamkeit, die wiederum ein bedeutender Faktor für die Übermittlung
der Informationen und Botschaften ist, die in einer Szene kodiert sind.
2.3. Aufmerksamkeit im werbepsychologischen Kontext
Nach dem heutigen Stand der Werbeforschung geht man davon aus, daß gute
Werbung sympathisch und glaubwürdig sein muß. Konsumenten, denen ein Spot
gut gefällt, lassen sich mit einer signifikant höheren Wahrscheinlichkeit von dem
Inhalt überzeugen als Zuschauer, die sich emotional nicht angesprochen fühlen.
24
Die Sympathie für einen Werbespot steigert demzufolge die Glaubwürdigkeit der
Inhalte. Dieser Zusammenhang steht in einer direkten Beziehung mit der Über-
zeugungskraft eines Werbespots. Je glaubwürdiger die Quelle, desto stärker ihre
Überzeugungskraft und die Verankerung im Gedächtnis des Konsumenten.
Der Informationsverarbeitungsprozeß einer Werbung kann unter werbepsycho-
logischen Gesichtspunkten in fünf Stufen unterteilt werden
25
:
.RQWDNWKHUVWHOOXQJ
$XIQDKPH GHU :HUEHERWVFKDIW
9HUPLWWOXQJ YRQ (PRWLRQHQ
9HUVWlQGQLV XQG hEHU]HXJXQJ
9HUDQNHUXQJ LP *HGlFKWQLV
Abb. 4: Werbepsychologischer Informationsverarbeitungsprozeß
24
Vgl. Lewis, David / Bridger, Darren: Konsumenten, 2001, S. 184ff.
25
Vgl. Kroeber-Riel, Werner: Strategie und Technik der Werbung, 1991, S. 118ff

Grundlagen zur Messung von Aufmerksamkeiten
26
Bei der Konzeption eines TV-Werbespots ist es demnach von entscheidender
Bedeutung, daß der erste Schritt der Kontaktaufnahme überhaupt erst einmal
vollzogen werden kann. Kaum ein Fernsehzuschauer schaltet den Fernseher ein,
um Werbung zu sehen. Seine Aufmerksamkeit gilt dem eigentlichen TV-Programm,
das durch die Werbespots unterbrochen wird. Ein Werbespot muß es also schaffen,
die Aufmerksamkeit des Zuschauers auf sich zu ziehen, obgleich dieser in dem
Moment der Ausstrahlung den gesendeten Werbespots gegenüber eine emotional
eher abneigende Haltung annimmt, da sie das eigentliche TV-Programm unter-
brechen.
Bedeutend schwieriger gestaltet sich dieses Problem aus Sicht der werbetreibenden
Industrie dadurch, daß sich der eigene Spot in einem Werbeblock zwischen vielen
anderen Spots durchsetzen muß. Dies gelingt allerdings nur, wenn die Konzeption
des Werbespots derartig durchdacht ist, daß der Spot es schafft, die Aufmerk-
samkeit des Zuschauers in einer Weise zu erregen, daß die in Abb. 4 dargestellten
Stufen nach der ersten Kontaktherstellung durchlaufen werden können. Um dieses
Ziel zu erreichen, müssen natürlich auch sehr viele andere Aspekte der instrumen-
tellen Marketingplanung bedacht und umgesetzt werden, wie z.B. die Auswahl des
optimalen Programmumfeldes, die Wahl eines passenden Senders usw.
Die detaillierte Erläuterung dieser zusätzlichen Aspekte würde hier allerdings zu weit
vom Thema dieser Arbeit wegführen. Letztlich konzentrieren sich alle diesbe-
züglichen Maßnahmen stets auf das gleiche Kernproblem, nämlich die gezielte
Erregung und Steuerung der Aufmerksamkeit des Betrachters, um die Kriterien für
einen guten Werbespot zu erfüllen. Der hier vorgestellte Zusammenhang zwischen
Werbewirkung und Aufmerksamkeit wird bei der qualitativen Beurteilung der Meß-
ergebnisse stets eine wichtige Rolle spielen.
2.4. Methodische Grundlagen für die Aufmerksamkeits-
messung bei TV-Werbespots
In der Werbeindustrie ist man bestrebt, aus den jeweiligen Eigenarten des
gewählten Mediums ein Höchstmaß an Werbeeffizienz zu gewinnen. Aus der
Menge der heute eingesetzten unterschiedlichen Werbemedien grenzen sich TV-
Werbespots durch mehrere spezifische Eigenschaften ab, so daß die kreativen
Werbeplaner versuchen, diese Eigenschaften gezielt zu extrahieren und bei der
Planung eines möglichst effizienten TV-Werbespots nutzen.

Grundlagen zur Messung von Aufmerksamkeiten
27
Andersherum kann ein Meßverfahren wie das hier vorgestellte überhaupt nur
sinnvolle Ergebnisse produzieren, wenn die spezifischen Eigenschaften von TV-
Werbespots in der Konzeptionsphase eines solchen Meßverfahrens erkannt und in
das Testdesign eingearbeitet werden. Nur auf diese Weise ergibt sich im späteren
Verlauf der Untersuchung die Möglichkeit einer quantitativen Erfassung dieser
Eigenschaften mittels geeigneter Variablen sowie der qualitativen Beurteilung des
untersuchten TV-Werbespots im Hinblick auf die Ausnutzung dieser spezifischen
Eigenschaften durch die Produzenten des Spots.
Welche speziellen Merkmale bei TV-Werbespots gefunden werden können und
welche Bedeutung sie haben, wird in den folgenden Abschnitten beschrieben. Im
Anschluß daran werden die abgeleiteten Erkenntnisse in einem Ansatz gebündelt,
der dieser Untersuchung zugrunde liegt.
2.4.1. Einfluß der strategischen Werbeziele auf Bildinhalte
Man spricht im Zusammenhang der Informationsvermittlung zwischen Konsument
und Werbebotschaft von der aktivierenden Wirkung einer Werbung, welche
wiederum eng mit der Aufmerksamkeit des Betrachters verknüpft ist. Die Ausrich-
tung der aktivierenden Wirkung von Elementen innerhalb eines TV-Werbespots
steht daher in einem engen Zusammenhang mit den jeweiligen strategischen Ziel-
setzungen eines Werbespots, die sich im Kern auf drei Ausprägungen reduzieren
lassen (siehe Abb. 5).
26
(LQVWHOOXQJVYHUlQGHUXQJ
6WUDWHJLVFKH =LHOVHW]XQJ
,QIRUPDWLRQVYHUPLWWOXQJ
(ULQQHUXQJ
Abb. 5: Strategische Zielsetzungen eines Werbespots
26
Vgl. Kroeber-Riel, Werner: Strategie und Technik der Werbung, 1991, S. 128ff

Grundlagen zur Messung von Aufmerksamkeiten
28
Im Falle der Informationsvermittlung ist die aktivierende Wirkung der Werbung
primär produktbezogen, d.h. der Konsument soll die unterschiedlichen Eigen-
schaften und Attribute eines Produktes verarbeiten, sowie über den Nutzen (Benefit)
informiert werden, den er für sich persönlich aus diesem Produkt ziehen kann.
Dieser Benefit kann einen funktionalen, symbolischen oder erfahrungsbezogenen
Charakter haben.
Der Grad der Aktivierung besteht nun darin, in welchem Maße diese Informationen
in dem Gedächtnis des Konsumenten verankert werden. Bei der Neueinführung
eines Automobils stehen z.B. eher die funktionalen Eigenschaften des Fahrzeuges
im Vordergrund und sollten in dem Spot gut zu identifizieren sein, damit sie die
gewünschte aktivierende Wirkung beim Konsumenten hervorrufen.
Die zweite mögliche Zielsetzung (Einstellungsveränderung) besteht darin, daß eine
Werbung auf einer emotionaleren Ebene aktivierend wirkt, d.h. der Grad der
Aktivierung wird nicht durch die Aufnahme von Benefits oder Attributen eines
Produktes bestimmt, sondern durch die Beeinflussung der persönlichen Einstellung
des Konsumenten zu einem Produkt oder zu einer Marke. In diesem Fall besteht die
Aktivierung darin, daß bei dem Konsumenten gezielt marken- oder produkt-
bezogene Einstellungen und Emotionen generiert werden. Man spricht in diesem
Zusammenhang auch oft von Image-Werbung.
Bei der Werbung für ein etabliertes Produkt oder eine bekannte Marke werden sich
eher emotional aktivierende Elemente finden lassen, die eine positive Einstellung
des Konsumenten dem Produkt oder der Marke gegenüber hervorrufen sollen.
Dabei steht die Demonstration der eigenen Produktüberlegenheit gegenüber der
Konkurrenz im Vordergrund und soll nicht mehr anhand von produktbezogenen
Benefits, sondern durch Präferenzen auf emotionaler Ebene verdeutlicht werden.
Die dritte Kategorie bildet die erinnernde Werbung. Die aktivierenden Elemente
eines Spots mit einer solchen Zielsetzung sind primär darauf ausgerichtet, daß sich
der Verbraucher mit dem Produkt erneut gedanklich beschäftigt. Klassische
Beispiele für diese Kategorie sind Produktwerbungen im Fernsehen, bei denen
Spots eingesetzt werden, die bei wiederholter Ausstrahlung nur leicht verändert
werden, ohne daß durch die Veränderung neue Informationen über das Produkt
transportiert werden (z.B. Moncheri-Pralinen oder Merci-Schokolade).

Grundlagen zur Messung von Aufmerksamkeiten
29
Die Unterteilung der strategischen Werbeziele in die drei vorgestellten Kategorien ist
hier nicht nur von theoretischer Bedeutung, sondern hat grundlegenden Einfluß auf
die praktischen Ansätze einer Untersuchung von TV-Spots. Aus den hier vorge-
stellten Grundlagen und eigenen Vorüberlegungen heraus scheint es nicht möglich
zu sein, jede Art von Werbespot in Verbindung mit einem statisch festgelegten
Testdesign zu untersuchen, da die Bildinhalte und damit die meßbaren Objekte
eines Spots von den unterschiedlichen strategischen Werbezielen zu stark beein-
flußt werden.
Um einen methodischen Ansatz zu finden, erweist es sich daher als sinnvoll, die
strategischen Werbeziele in eine Ebenenhierarchie zu transferieren und den zu
untersuchenden Spot anhand seiner spezifischen Werbeziele in diese Hierarchie
einzuordnen.
,QIRUPDWLRQVYHUPLWWOXQJ
(LQVWHOOXQJVYHUlQGHUXQJ
(ULQQHUXQJ
$QWHLO HPRWLRQDOHU 6WLPXOL
Abb. 6: Ebenenhierarchie der strategischen Werbeziele eines TV-Spots
In Abb. 6 läßt sich erkennen, daß der Anteil der emotionalen Stimuli starken Einfluß
auf die Höhe der Einordnung eines Spots innerhalb dieses Modells hat. Die Bild-
inhalte von Spots, die eine Marke oder ein Produkt primär in der Erinnerung der
Konsumenten verankern wollen, werden also in der Regel eher durch emotionale
Szenen bestimmt, als durch Detailaufnahmen von einzelnen Produkteigenschaften.
Im Gegensatz dazu wird man in Spots, bei denen die Informationsvermittlung im
Vordergrund steht, eher produktbezogene Attribute finden, dargestellt durch direkte
Abbildung von Produktdetails oder ­eigenschaften.
Für die Aufmerksamkeitsmessung hat diese Erkenntnis die unmittelbare Kon-
sequenz, daß eine qualitative Auswertung der quantitativen Blickdaten von Spots
der unteren Ebene völlig anders erfolgen muß, als bei Spots, die durch emotionale
Szenen dominiert werden. Bei Spots der unteren Ebene kann z.B. die Be-

Grundlagen zur Messung von Aufmerksamkeiten
30
trachtungsintensität von eingeblendeten Produkteigenschaften unmittelbar ge-
messen und in ihrer Effektivität beurteilt werden. Ein Rückschluß auf die emotionale
Wirkung einer Szene aus Spots der höheren Ebenen läßt sich anhand von Blick-
daten jedoch nur indirekt in Kombination mit verbal ausgedrückten Empfindungen
oder anderen Zusatzinformationen vollziehen.
Aus der Betrachtung einer Vielzahl von TV-Spots läßt sich darüber hinaus ableiten,
daß es nicht immer möglich ist, jede Art von Spot anhand des in Abb. 6 dar-
gestellten Ebenenmodells zu klassifizieren. Oftmals wird ein Spot zwar von den
typischen Elementen einer bestimmten Ebene dominiert, doch kommen in manchen
Szenen auch Elemente der anderen Ebenen vor. Insbesondere bei Werbespots, die
ein neues Produkt vorstellen und somit eher auf der Ebene der Informations-
vermittlung zu finden sind, lassen sich häufig versteckte emotionale Elemente
finden.
Man versucht auf diese Weise, bereits bei der Einführung eines Produktes eine für
den Konsumenten unbewußte Beeinflussung der emotionalen Einstellung gegen-
über dem Produkt zu erreichen. Bei späteren Werbespots innerhalb des Produkt-
lebenszyklusses treten diese Elemente dann immer stärker in den Vordergrund,
wobei im Idealfall an die Elemente angeknüpft wird, die in den ersten Spots bereits
unterschwellig eingeflochten wurden.
Der hier erläuterte Einfluß der strategischen Werbeziele auf die Bildinhalte und
damit auch auf die Anwendbarkeit eines ETM-Verfahrens ist ein erstes Indiz dafür,
daß sich ein ETM-Verfahren für die qualitative Beurteilung eines Werbespots im
Hinblick auf das Erreichen der strategischen Werbeziele als zunehmend unge-
eigneter erweist, je stärker diese Ziele auf einer emotionalen Ebene vermittelt
werden.
2.4.2. Semantische Klassifizierung von Bildinhalten
Ausgehend von dem erläuterten Einfluß der Werbeziele auf die Bildinhalte eines
Werbespots wird in diesem Abschnitt ein grundlegender Ansatz auf Basis der
semantischen Klassifizierung von Bildinhalten entwickelt. Die Notwendigkeit einer
entsprechenden Systematik ergibt sich neben der im vorigen Abschnitt erläuterten
Problematik auch bereits aus der Tatsache, daß bei einem Blickmessungsverfahren
letztlich immer die Fixationen einzelner Objekte gemessen werden.

Grundlagen zur Messung von Aufmerksamkeiten
31
Um aus diesen Daten anhand einer definierten Systematik sinnvolle Rückschlüsse
zu ziehen, muß ein entsprechendes Modell entwickelt werden. Bei dem hier
vorgestellten Ansatz werden unterschiedliche Modelle aus der Marketingtheorie
aufgegriffen und miteinander verknüpft.
Eine erste Einteilung der visuellen Elemente eines Spots wird unter Berück-
sichtigung eines dreistufigen Modells gemacht, bei dem die Elemente anhand ihrer
direkt sichtbaren Produktbezogenheit klassifiziert werden.
27
Der Begriff Produkt-
bezogenheit wird in diesem Zusammenhang als Oberbegriff verwendet und umfaßt
neben dem Produkt auch die Marke oder die Firma. Die Ausweitung dieses Ober-
begriffes richtet sich jeweils danach, welche Art von Werbespot untersucht wird (z.B.
reine Produktwerbung, Image-Werbung usw.)
In die erste Kategorie dieses Modells fallen alle Elemente eines Spots, die in einem
direkten Bezug zu dem beworbenen Produkt, der Marke oder der Firma stehen.
Diese Elemente werden als direkt produktbezogen bezeichnet. Typische Beispiele
für Elemente dieser Kategorie sind visuelle Bildelemente, bei denen es sich um das
Produkt selbst handelt, eingeblendete Schriftzüge, deren Inhalt ein direkter
Produktnutzen oder eine spezifische Eigenschaft des Produktes ist, sowie
eingeblendete Produkt-, Marken-, oder Firmennamen.
Die zweite Kategorie umfaßt alle Elemente eines Spots, die als indirekt produkt-
bezogen bezeichnet werden können. Bei dieser Art von Bildelementen handelt es
sich primär um assoziative Bildelemente, die für den Betrachter nicht direkt sichtbar
mit dem Produkt in Verbindung stehen. In einer Bierwerbung wäre das z.B. eine
Person, die ein Bier trinkt, ohne daß man direkt erkennen kann, um welches Bier es
sich handelt. Aus Sicht des Betrachters wird in diesem Fall eine assoziative Ver-
bindung mit Einstellungen und Gefühlen bei dem Konsum von Bier hergestellt, aller-
dings ohne einen direkten sichtbaren Produktbezug herzustellen.
Bei der dritten Kategorie handelt es sich um Elemente, die in keinem Bezug zu dem
beworbenen Produkt stehen. Sie werden als nicht produktbezogene Elemente
bezeichnet. Der Hintergrund einer Szene ist ein typisches Beispiel für ein nicht
produktbezogenes Element, vorausgesetzt in dem Hintergrund lassen sich keine
produktbezogenen Elemente finden.
27
Vgl. Aoki, Hirotaka / Itoh, Kenji: Cognitive Attitudes, 2000, S. 1ff

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2003
ISBN (eBook)
9783832467647
ISBN (Paperback)
9783838667645
DOI
10.3239/9783832467647
Dateigröße
6 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Fachhochschule Wedel – Medieninformatik
Erscheinungsdatum
2003 (Mai)
Note
1,0
Schlagworte
werbewirkung blickmessung wahrnehmung aufmerksamkeit werbeforschung
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Titel: Aufmerksamkeitsmessung mittels Eye-Tracking-per-Mouse-Verfahren
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