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Strategien zur Bewertung von Beteiligungsportfolios deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften

©2002 Diplomarbeit 108 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Zusammenfassung:
Die Private Equity/Venture Capital-Branche hat eine große volkswirtschaftliche Bedeutung. Sie kann in einer Volkswirtschaft entscheidende Entwicklungsschübe generieren und den technischen Fortschritt vorantreiben. Gemessen an der Größe der Private Equity-Branche in den USA, gibt es gerade in Deutschland einen nicht zu unterschätzenden Wachstumsbedarf. Allerdings wurde die Branche 2000-2002 arg gebeutelt und der Markt für Beteiligungskapital hat weltweit herbe Rückschläge erlitten. Experten erwarten, dass auch im Jahr 2003 weitere Kapitalbeteiligungsgesellschaften ausscheiden werden. Wer durchhalten kann und die Strukturveränderungen bewältigt, dem winken in der Zukunft gute Renditen.
In der Finanzierungstheorie entwickelte Verfahren und Techniken werden für die Steuerung der Beteiligungsprozesse angewendet. Wie jedoch aus der jüngsten Entwicklung der börsennahen Private Equity-Branche in Deutschland zu sehen ist, können die benutzten Steuerungs- und Kontrollmodelle nur begrenzt die Komplexität der Branche erfassen und vor einem negativen Trend schützen.
In der vorliegenden Diplomarbeit werden innovative Strategien zur Bewertung von Beteiligungsportfolios entwickelt, die dem Topmanagement als Basis für eine optimale Ressourcenallokation bzw. Investitionsentscheidungen dienen. Eine aussagefähige und zugleich zeitnahe Bewertung eines aktuellen Bestandes an Beteiligungsunternehmen (Ist-Portfolio) steht dabei im Fordergrund.
Um eine systematische Gedankenführung zu gewährleisten, werden zu Beginn grundlegende Aspekte der Private Equity/Venture Capital-Branche geklärt. Darauf folgend werden die in der Branche verwendeten Ansätze zur Portfoliobewertung vorgestellt und die Problematik der Anwendung beschrieben. Im Mittelpunkt steht der Aussagegehalt klassische Bewertungstechniken sowie deren Stärken und Schwächen. Als Resultat wird die Rolle alternativer Bewertungsmethoden zur Ergänzung der klassischen Bewertungstechniken abgeleitet und darauf aufbauend zwei innovative Bewertungsmethoden vorgestellt.
Bei der ersten Bewertungsstrategie stehen die Berechnungen eines Ideal-Portfolios unter Beachtung verschiedener Portfoliostrategien (Diversifikation - Spezialisierung) im Mittelpunkt. Für diesen Zweck werden 2 verschiede mathematische Modelle detailliert erörtert und auf die Problemstellung eines Beteiligungsportfolios angepasst.
Die zweite Strategie basiert auf einem Trendportfolio der deutschen PE/VC-Branche, welches in […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 6761
Walter, Jan: Strategien zur Bewertung von Beteiligungsportfolios deutscher
Kapitalbeteiligungsgesellschaften
Hamburg: Diplomica GmbH, 2003
Zugl.: Leipzig, Universität, Diplomarbeit, 2002
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Haftung für evtl. verbliebene fehlerhafte Angaben und deren Folgen.
Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2003
Printed in Germany

VERZEICHNISSE
III
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis ... III
Abkürzungsverzeichnis ...VI
Symbolverzeichnis...VIII
Abbildungsverzeichnis... X
Tabellenverzeichnis...XI
Anlagenverzeichnis ... XII
1. Einführung... 1
1.1 Problemstellung... 1
1.2 Zielsetzung und Vorgehensweise ... 2
2. Private Equity-Branche... 4
2.1 Hintergrund der Private Equity-Branche... 4
2.2 Begriffsbestimmung Private Equity ... 5
2.3 Funktionen der Private Equity-Branche ... 8
2.4 Finanzierungsformen des Private Equity... 9
2.4.1 Venture Capital ... 10
2.4.1.1 Begriffsbestimmung Venture Capital... 10
2.4.1.2 Finanzierungsformen des Venture Capital ... 12
2.4.2 Impulse Capital ... 14
2.4.2.1 Begriffsbestimmung Impulse Capital... 14
2.4.2.2 Finanzierungsformen des Impulse Capital ... 16
2.4.3 Desinvestitionsmöglichkeiten ... 18
2.5 Branchengliederung... 19
2.6 Zusammenfassende Bemerkungen ... 20
3. Bewertungsproblematik ... 21
3.1 Hintergrund der Bewertungsproblematik ... 21
3.2 Bewertung durch klassische Konzepte... 23
3.2.1 Portfoliobewertung durch Kennzahlen ... 23
3.2.2 Portfoliobewertung durch Kumulierung der Einzelwerte... 25
3.3 Alternative Portfoliobewertungen ... 26

VERZEICHNISSE
IV
3.4 Zusammenfassende Bemerkungen und Thesenbildung ... 27
4. Bewertung anhand eines Ideal-Portfolios... 29
4.1 Theoretische Herleitung des optimalen Portfolios ... 29
4.2 ,finance theory' versus ,resource-based theory' ... 29
4.3 Diversifikation... 31
4.3.1 Berechnung der idealen Portfoliostruktur... 31
4.3.2 Anwendung des Diversifikationsmodells auf die PE-Branche... 35
4.3.2.1 Wertpapierportfolios versus Beteiligungsportfolios... 35
4.3.2.2 Probleme der Inputdaten... 36
4.3.3 Probleme der operativen Anwendung... 38
4.4 Spezialisierung... 40
4.4.1 Berechnung der idealen Portfoliogröße ... 40
4.4.2 Anwendung des Spezialisierungsmodells auf die PE-Branche ... 47
4.4.3 Probleme der operativen Anwendung der Modellergebnisse ... 47
4.5 Zusammenfassung der Ergebnisse... 49
5. Bewertung anhand eines Trend-Portfolios... 50
5.1 Problemstellung... 50
5.2 Rahmenbedingungen und Grundannahmen... 50
5.3 Methodik der Datengewinnung ... 54
5.3.1 Internetauftritte ... 54
5.3.2 Datenbanken ... 55
5.3.2.1 German HOT100 ... 55
5.3.2.2 VentureSource ... 55
5.3.3 Dachverbände ... 56
5.3.3.1 BVK... 56
5.3.3.2 DSGV ... 57
5.3.4 Schriftliche Befragung ... 57
5.3.4.1 Formelle Gestaltung der Studie ... 57
5.3.4.2 Stichprobenmerkmale... 58
5.3.4.3 Stichprobe I ... 59
5.3.4.4 Stichprobe II ... 60
5.4 Darstellung und Auswertung der Ergebnisse ... 61
5.4.1 Qualitätsproblematik (Clusterung)... 61

VERZEICHNISSE
V
5.4.2 Empirische Signifikanz des Trend-Portfolios... 65
5.5 Zusammenfassung und Anwendung des Trend-Portfolios... 67
6. Schlussbetrachtung ... 72
Anlagen ...XIII
Literaturverzeichnis... XXVI

VERZEICHNISSE
VI
Abkürzungsverzeichnis
Abb... Abbildung
b... bei
BVK ... Bundesverband Deutscher
Kapitalbeteiligungsgesellschaften
bzw... beziehungsweise
CEO... chief executive officer
CFH... Corporate Finance Holding
d.h... das heißt
DSGV... Deutscher Sparkassen- und Giroverband
ECU... European Currency Unit
Einzelh. ... Einzelhandel
EK-Quote ... Eigenkapitalquote
e.V... eingetragener Verein
EVCA... European Venture Capital Association
f ... und folgende Seite
ff ... und folgende Seiten
F&F ... Family and Friends
ggf. ... gegebenenfalls
GmbH... Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Hrsg... Herausgeber
IPO ... Initial Public Offering
IRR... Internal Rate of Return
KBG ... Kapitalbeteiligungsgesellschaften
KMU ... Kapitalmarktunternehmen
Kommunikationstech. ... Kommunikationstechnologie
LBO... Leveraged Buy-Out
LB ... Landesbank
MBG ... Mittelstandsbeteiligungsgesellschaften
MBO ... Management Buy-Out
MBI ... Management Buy-In
Mio... Millionen
Nr. ... Nummer
No... number

VERZEICHNISSE
VII
NVCA ... National Venture Capital Association
o.V... ohne Verfasser
p.a... pro Jahr
PE... Private Equity
PU ... Portfoliounternehmen
ROI... Return on Investment
S. ... Seite
Tab. ... Tabelle
tbg ... Technologie-Beteiligungs Gesellschaft der deutschen
Ausgleichsbank
u.a... unter anderem
u.d.N... unter der Nebenbedingung
UN... Unternehmen, Unternehmung
USA... United States of America
VC ... Venture Capital
Vol... Volume
vgl. ... vergleiche
z.B. ... zum Beispiel

VERZEICHNISSE
VIII
Symbolverzeichnis
i
w ... Anteil des Wertpapiers bzw. der Beteiligung i am
Gesamtwert des Portfolios
j
w ... Anteil des Wertpapiers bzw. der Beteiligung j am
Gesamtwert des Portfolios
p
µ ... Erwartungswert der Rendite des Wertpapier- bzw.
Beteiligungsportfolios
i
µ ... Erwartungswert der Rendite des Wertpapiers bzw. der
Beteiligung i
j
µ ... Erwartungswert der Rendite des Wertpapiers bzw. der
Beteiligung j
i
... Standardabweichung der Rendite des Wertpapiers bzw. der
Beteiligung i
j
... Standardabweichung der Rendite des Wertpapiers bzw. der
Beteiligung j
p
... Standardabweichung der Rendite des Wertpapier bzw.
Beteiligungsportfolios
2
p
... Varianz der Rendite des Wertpapier bzw.
Beteiligungsportfolios
ij
cov ... Kovarianz der Rendite der Wertpapiere bzw. der
Beteiligungen i und j
p
µ
... Korellationskoeffizient der Rendite zweier Wertpapiere
bzw. Beteiligungen i und j
ij
k ... Korellationskoeffizient der Rendite der Wertpapiere bzw.
Beteiligungen i und j
R... Beteiligungsspezifischer Ertrag einer Beteiligung
n... Anzahl der Wertpapiere bzw. Beteiligungen in einem
Portfolio
i ... Index für Wertpapiere bzw. Beteiligungen in einem
Portfolio(i = 1,...,n)
j ... Index für Wertpapiere bzw. Beteiligungen in einem
Portfolio(j = 1,...,n)

VERZEICHNISSE
IX
I ... Startkosten eines Beteiligungsunternehmens
i
s ... Anteil des Unternehmers an der Beteiligung i
i
b ... Betreuungsaufwand für die Beteiligung i
B... Betreuungsaufwand für alle Beteiligungen im
Portfolio
)
(B
c
... Kosten für die Betreuung des ganzen Portfolios
i
e ... Einsatz des Unternehmers der Beteiligung i
*
i
e ... optimaler Einsatz des Unternehmers der Beteiligung i
g ... Opportunitätsgehalt der Industrie
( )
i
e
l
... Kosten für den Einsatz des Unternehmers der
Beteiligung i
ß ... tatsächliche unüberprüfbare Kosten für den Einsatz
des Unternehmers
(
)
i
i
b
e
P ,
... Erfolgswahrscheinlichkeit der Beteiligung i in
Abhängigkeit von
i
e und
i
b
p ... Wahrscheinlichkeit
i
o ... erste operative Kosten
... Gesamtportfolioertrag
U
i
... Portfolioertrag in Abhängigkeit vom Einsatz des
Unternehmers der Beteiligung i
n
... Portfolioertrag in Abhängigkeit von allen Beteiligungen
U
i
PC ... Teilnahmebedingung des Unternehmer der Beteiligung i
U
i
IC ... Anreizbedingung des Unternehmers der Beteiligung i
F
IC ... Anreizbedingung des der PE-Gesellschaft

VERZEICHNISSE
X
Abbildungsverzeichnis
Abb. 2.1: Mögliche Finanzierungsarten im Zeitablauf ... 6
Abb. 2.2: Grafische Darstellung der Geldströme... 8
Abb. 2.3: Die Funktionen einer Private Equity-Gesellschaft... 9
Abb. 2.4: Darstellung der Teilformen des Private Equity... 10
Abb. 2.5: Darstellung der Exitvarianten im Zeitablauf... 18
Abb. 2.6: Darstellung des Branchenschlüssels des BVKs ... 19
Abb. 3: Hierarchie der Matchingkriterien... 22
Abb. 4.1: Gegensätzliche Lösungen des Optimierungsproblems ... 30
Abb. 4.2: Minimierung des Portfoliorisikos ... 34
Abb. 4.3: Optimale Beratung und optimale Anteilsübernahme... 44
Abb. 4.4: Verschiebung der Anreizfunktion des Investors... 45
Abb. 4.5: Grafische Darstellung der optimalen Portfoliogröße ... 47
Abb. 5.1: Investitionsmatrix nach Schween... 51
Abb. 5.2: Darstellung der Investitionsmatrix... 52
Abb. 5.3: Datenblatt der CFH ... 62
Abb. 5.4: Die vier Investitionsschwerpunkte der CFH... 63
Abb. 5.5: Investitionsmatrix der deutschen PE-Branche ... 65
Abb. 5.6: Bewertung des gesamten CFH-Portfolios... 67
Abb. 5.7: Bewertung der vier Schwerpunkte der CFH ... 69
Abb. 5.8: Bewertung der ,verpassten Chancen' ... 70

VERZEICHNISSE
XI
Tabellenverzeichnis
Tab. 4.1: Voraussetzungen für die Anwendbarkeit des Modells ... 32
Tab. 4.2: Darstellung der Ergebnisse der internen CFH-Studie ... 39
Tab. 5.1: Ergebnisse der Stichprobe I ... 60
Tab. 5.2: Ergebnisse der Stichprobe II... 60

VERZEICHNISSE
XII
Anlagenverzeichnis
Anlage A: Herleitung der Abgrenzung der weiteren Finanzierungsformen ... XIII
Anlage B: Erläuterung der Desinvestitionsmöglichkeiten... XV
Anlage C: Die Brancheneinteilung der MoneyTree-Studie... XVIII
Anlage D: Aktuelle BVK-Zahlen ... XX
Anlage E: Anschreiben und Ausfüllhinweise der empirischen Studie ...XXII
Anlage F: Ergebnisse der internen Studie der CFH... XXIV

EINFÜHRUNG
1
1. Einführung
1.1 Problemstellung
Die Private Equity-Branche
1
hat eine große volkswirtschaftliche Bedeutung. Sie kann in
einer Volkswirtschaft entscheidende Entwicklungsschübe generieren und den
technischen Fortschritt vorantreiben.
2
Gerade in Deutschland hat die Branche eine noch relative junge
Entwicklungsgeschichte.
3
Gemessen an der Größe der Private Equity-Branche in den
USA, gibt es in Deutschland einen nicht zu unterschätzenden Wachstumsbedarf.
4
Beim
Studium der wissenschaftlichen Literatur zu diesem Thema wird schnell deutlich, dass
die theoretische Beschreibung der Prozesse und Prinzipien in den USA weiter voran
geschritten ist.
5
Private Equity ist eine Entwicklung der Praxis, die ex post von der wissenschaftlichen
Literatur zu erklären versucht wird. Die bisher veröffentlichten Erklärungsversuche
können nur begrenzt die Dynamik und Komplexität der Branche erfassen.
Trotzdem werden in der Theorie entwickelte Verfahren und Techniken für die
Steuerung der Prozesse angewendet. Wie jedoch aus der jüngsten Entwicklung der
börsennahen Private Equity-Branche in Deutschland zu sehen ist, können die benutzten
Steuerungs- und Kontrollmodelle nur begrenzt vor einem negativen Trend schützen.
6
Zu großen Teilen mussten Private Equity-Gesellschaften ihre Investitionen
7
abschreiben
und ihre Beteiligungsportfolios
8
verringern.
9
1
Private Equity ist der englische und in der Branche akzeptierte Begriff für Kapitalbeteiligungen. Im
Laufe der vorliegenden Arbeit werden die Begriffe deshalb synonym verwendet.
2
Vgl. Apax Partners (2002), S. 4.
3
Vgl. Franke (2001), S. 664.
4
Der Verfasser unterstellt bei dieser Aussage, dass eine größere Private Equity-Branche positiv zu
bewerten ist, weil dadurch mehrere Jungunternehmen bei ihrer Entwicklung unterstützt werden.
5
Vgl. EVCA (2002), S.1.
6
Vgl. Uhlmann (2002), S. 60f.
7
Unter Investitionen der Private Equity-Branche versteht man Kapitalvergaben an Unternehmen unter
Absicherung durch Unternehmensbeteiligung. (Siehe dazu auch Kapitel 2).
8
Ein Portfolio ist eine Kumulierung von Vermögensanlagen (Vgl. Ketterer (1993), S. 72). Im Sinne
der Diplomarbeit bezieht sich der Begriff Portfolio auf eine Ansammlung von Beteiligungen an
jungen Unternehmern. Die Möglichkeit der Investition in einen Private Equity-Fond wird im Rahmen
der Arbeit nicht betrachtet.
9
Vgl. Dezes, Kosche (2002) oder auch Dezes (2002).

EINFÜHRUNG
2
Vor diesem Hintergrund gewinnen Bewertungs- und Kontrollmethoden, die in der
Branche Anwendung finden, eine besondere Bedeutung.
10
Grundsätzlich kann man
Methoden auf Unternehmensebene und Methoden auf Portfolioebene unterscheiden.
Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung werden ausschließlich die Bewertungs-
methoden auf Portfolioebene untersucht. Die Arbeit beschäftigt sich mit der
Problematik der zeitnahen Bewertung eines aktuellen Bestandes an Beteiligungs-
unternehmen, die in einem Ist-Portfolio zusammengefasst sind.
1.2 Zielsetzung und Vorgehensweise
Für eine Privat Equity-Gesellschaft ist es von Bedeutung, ihr eigenes Beteiligungs-
portfolio exakt zu bewerten sowie Prognosen über Ertragshöhen und Ertrags-Timing
geben zu können. Nur so ist eine langfristig erfolgreiche Steuerung des Gesamt-
portfolios möglich.
11
Ziel dieser Arbeit ist es daher, zwei Bewertungsstrategien vorzustellen, die die
Bewertung eines aktuellen Ist-Portfolios erleichtern und die bisher in der Private
Equity-Branche verwendeten Ansätze ergänzen.
Um eine systematische Gedankenführung zu gewährleisten, werden in Kapitel 2
grundlegende Aspekte der Private Equity-Branche geklärt. Dabei verfolgt das Kapitel
zwei Hauptziele. Zum einen werden die Eckpunkte der Private Equity-Branche
vorgestellt, um die Komplexität und Vielfalt der in der Branche getätigten Aktivitäten
zu verdeutlichen. Zum anderen werden in diesem Abschnitt die einzelnen
Finanzierungsformen
12
und Industriezweige
13
erläutert, in denen die deutsche
Kapitalbeteiligungsbranche aktiv ist. Dies ist für den Verlauf der Arbeit wichtig, da sich
die in Kapitel 4 und 5 vorgestellten Bewertungsstrategien auf diese Finanzierungs-
formen und Industriezweige beziehen.
In Kapitel 3 werden die in der Private Equity-Branche verwendeten Ansätze zur
Portfoliobewertung vorgestellt und die Problematik der Anwendung beschrieben. Im
Mittelpunkt steht der Aussagegehalt klassische Bewertungstechniken sowie deren
Stärken und Schwächen. Am Ende des Kapitels wird die Rolle alternativer Bewertungs-
10
Vgl. Hertz-Eichenrode (1995), S. 25f.
11
Vgl. Apax Partners (2002), S. 21.
12
Im Rahmen der Untersuchung werden die Begriffe Finanzierungsform, Finanzierungsphase und
Finanzierungsanlass synonym verwendet.
13
Die Begriffe Industriezweige, Industriebranchen und Branchen werden in dieser Untersuchung
synonym verwendet.

EINFÜHRUNG
3
methoden zur Ergänzung der klassischen Bewertungstechniken erläutert. Darauf
aufbauend werden zwei subjektive Bewertungsmethoden vorgeschlagen, die sich zur
Vervollständigung einer ganzheitlichen Portfoliobewertung eignen und in den folgenden
Kapiteln detailliert beschrieben werden. Im Abschnitt 3.4 werden zwei Thesen über die
Aussagekraft der vorgeschlagenen subjektiven Bewertungsmethoden aufgestellt.
In Kapitel 4 wird die Möglichkeit der Berechnung eines theoretischen Ideal-Portfolios
erläutert. Ein subjektiver Vergleich des Ist-Portfolios einer Private Equity-Gesellschaft
mit einem theoretischen Ideal-Portfolio kann eine Bewertungsstrategie sein.
Dabei ist die von der Private Equity-Gesellschaft verfolgte Portfoliostrategie zu
beachten. Als Resultat werden zwei mathematische Modelle vorgestellt die zur
Optimierung eines PE-Portfolios verwendet werden können. Im Anschluss werden die
mit einer praktischen Anwendung der mathematischen Modelle verbundenen
Schwierigkeiten diskutiert.
Kapitel 5 beschreibt die Erarbeitung eines Trend-Portfolios der deutschen Private
Equity-Branche. Anhand dieses Trend-Portfolios kann ebenfalls eine subjektive
Bewertung des Ist-Portfolios erfolgen. Für die Erstellung des Trend-Portfolios wurde im
Rahmen der vorliegenden Untersuchung eine empirische Studie durchgeführt, deren
Ergebnisse in einer Matrix zusammengefasst sind.
Zunächst wird in Kapitel 5 die Idee der Trendmatrix
14
erläutert und dann die
Durchführung der Studie sowie die Qualität der Ergebnisse beschrieben. Am Ende wird
die Verwendung des Trend-Portfolios für die subjektiven Bewertung anhand des
Beteiligungsportfolios der Sachsen LB Corporate Finance Holding GmbH (CFH)
15
erläutert.
Im Rahmen der Schlussbetrachtung (Kapitel 6) werden die Ergebnisse der vorliegenden
Arbeit zusammengefasst und die im Kapitel 3 aufgestellten Thesen einer
Plausibilitätskontrolle unterzogen.
14
Die Begriffe Trendmatrix und Trend-Portfolio werden im Rahmen der Untersuchung synonym
verwendet.
15
Die CFH ist eine 100%ige Konzerntochter der Sachsen LB und führt im Auftrag der Sachsen LB
Private Equity-Transaktionen durch. Ihr Portfolio umfasst 65 Beteiligungen in einem
Gesamtvolumen von 125 Mio. Euro.

PRIVATE EQUITY-BRANCHE
4
2. Private Equity-Branche
Zweck dieses Kapitels ist es, einen Überblick über die Hintergründe und Funktionen der
Kapitalbeteiligungsbranche zu geben. Der Schwerpunkt liegt dabei in der Beschreibung
der einzelnen Finanzierungsformen und Industriezweige, die im zweiten Teil der Arbeit
benötigt werden.
2.1 Hintergrund der Private Equity-Branche
Joseph A. Schumpeter vertrat schon 1936 die Meinung, dass Innovationen und
technischer Vorschritt die wesentlichen Triebkräfte für die Weiterentwicklung des
wirtschaftlichen Systems sind.
16
Viele Wissenschaftler und Erfinder haben Ideen, welche das Potential besitzen,
erfolgreiche Produkte zu werden. Dies wiederum zieht die Gründungen von
Unternehmen nach sich. Der sequentielle
17
Entwicklungsverlauf von einer Idee zu
einem Produkterfolg am Markt bzw. zu der Gründung eines Unternehmens ist ein
Prozess mit vielen möglichen Entwicklungsbrüchen.
18
19
Zur Überwindung der Prozess-
brüche
20
haben sich in der Praxis Lösungsformen etabliert. So ermöglicht z.B. die enge
Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft das Erkennen von Produkt- und
Prozessideen.
21
Bei fehlendem betriebswirtschaftlichem Verständnis und mangelndem
Engagement kann sowohl ein zugekauftes Management als auch ein sogenannter
Business Angel
22
Abhilfe schaffen. In beiden Fällen wird informelles Kapital
23
zur
Verfügung gestellt.
16
Vgl. Harabi (1997), S. 1.
17
Der Begriff ,sequentiell' bezieht sich auf einen in der ökonomischen Evolutionstheorie bekannten
Ansatz, wonach der Entwicklungsprozess in bestimmten Stufen abläuft. Werden nacheinander (ohne
Auslassen oder Überspringen) diese Stufen vollzogen, spricht man von sequentiell. (Vgl. Fritsch
(1991), S. 197).
18
Ursachen für solche Entwicklungsbrüche können sein: unzureichende Erfahrung, Nichterkennen der
Entwicklungsmöglichkeiten, fehlendes betriebswirtschaftliches Verständnis, Nichtinteresse an der
kommerziellen Nutzung, mangelndes unternehmerisches Engagement oder nicht zu letzt fehlendes
Kapital. (Vgl. Müller (2002)).
19
Vgl. Engelmann, Heitzer (2001), S. 215.
20
Die Begriffe Entwicklungsbruch und Prozessbruch werden in diesem Zusammenhang synonym
verwendet.
21
Schon Schumpeter (1934) verwies auf die Vorteilhaftigkeit einer Zusammenarbeit zwischen Erfinder
und Unternehmer. (Vgl. Bessau, Lenk (1999), S. 4).
22
Business Angels sind vermögende Privatpersonen, die neben ihrem privaten Geld vor allem Zeit und
unternehmerische Erfahrung in ganz junge, viel versprechende Start-Ups investieren. (Vgl. Winnen
(2001), S. 79).
23
Unter informellem Kapital versteht man das zur Verfügung stellen von Erfahrung, Kontakten,
Wissen und Netzwerken. Im Fall der Business Angels ist das informelle Kapital mit formellem
Kapital (Geld) verbunden. (Vgl. Mason, Harrison (2002), S. 219).

PRIVATE EQUITY-BRANCHE
5
Die Beschaffung der Finanzierungsmittel stellt in vielen Fällen das größte und
kritischste Hindernis dar. Gerade eine ausreichende Eigenkapitaldecke erzeugt die
notwendigen Spielräume für unternehmerische Entscheidungen und dynamisches
Wachstum.
24
Das Missverhältnis zwischen Finanzierungsbedarf und Kapitalausstattung
(Kapitallücke)
25
kann durch die Aufnahme zusätzlicher Investoren abgeschafft
werden.
26
Ein dafür in Frage kommende Finanzierungsart ist das Private Equity (PE).
2.2 Begriffsbestimmung Private Equity
Im Folgenden wird der Begriff Private Equity erläutert. Ziel ist es, ein Begriffsver-
ständnis zu entwickeln, das die logische Einordnung der Unterformen des PE in den
Folgeabschnitten ermöglicht. Hierfür werden die Bestandteile der Definition detailliert
betrachtet und darauf aufbauend eine für diese Arbeit verbindliche Begriffsbildung
durchgeführt.
Wie oben bereits erwähnt, haben junge innovative Unternehmen (UN) oft einen
Kapitalbedarf, welcher nicht durch private Ersparnisse der Gründer abgedeckt werden
kann. Die Eigenmittel der Unternehmer reichen oftmals nur bis zum Ende der ersten
Entwicklungsphase, die mit der Gründung des Unternehmens abgeschlossen wird.
27
Öffentliche Förderungen sind nur begrenzt vom Staat abrufbar und/oder sind nur mit
bürokratischem Aufwand zu bekommen. Eine Fremdfinanzierung durch Banken
wiederum ist in der Regel aufgrund fehlender Sicherheiten erst ab einer späteren
Entwicklungsphase möglich.
28
Jungen Unternehmen steht damit nur eine sehr begrenzte
Anzahl von Finanzierungsmöglichkeiten zur Verfügung.
Die Abbildung 2.1 verschafft einen Überblick über die zeitliche Relevanz der oben
beschriebenen Finanzierungsarten in Abhängigkeit zum ,J-Kurven-Effekt'.
29
Der
Verlauf der Kurve ist typisch für die finanzielle Situation eines gegründeten
Unternehmens. Es wird deutlich, dass zu Beginn hohe Startinvestitionen zu tätigen sind,
die das Unternehmen zunächst nachhaltig in der Verlustzone halten. Erst nach einem
längeren Zeitraum kann der Break-Even-Point überschritten und langfristig die
Gewinnzone erreicht werden.
24
Vgl. Engelmann, Heitzer (2001), S.215.
25
Vgl. Schröder (1992), S. 12.
26
Vgl. o.V. (2001), S. 12.
27
Vgl. Heitzer (2000), S. 19.
28
Vgl. Lambrecht (2000), S. 80; Tykvová (2000), S. 1.
29
Der Verlauf der Investitionen und Erträge, betrachtet über die Lebensdauer eines UN, ergibt eine
charakteristische Kurve, die als ,Hockey Stick' oder ,J-Curve' bezeichnet wird. Der Anfang des ,J'
entspricht den getätigten Investitionen in den ersten Jahren. Dann werden allmählich zu Beginn stark,
später langsam steigende Renditen erwirtschaftet. (Vgl. Gerke (1995), S. 1887).

PRIVATE EQUITY-BRANCHE
6
100 % 100 % 66 %
50 % 33 %
Verlust
Gewinn
Ideale
EK-Quote
t
R
Kapitalmarkt
Innenfinanzierung Innenfinanzierung Innenfinanzierung
Kredite
Business Angels
Business Angels
Fördermittel
F & F
Eigenmittel
Kredite
Kredite
Kredite
PE
PE
PE
PE
PE
Fördermittel
Fördermittel
Fördermittel
Fördermittel
Kapitalmarkt
Innenfinanzierung Innenfinanzierung Innenfinanzierung
Kredite
Business Angels
Business Angels
Fördermittel
F & F
Eigenmittel
Kredite
Kredite
Kredite
PE
PE
PE
PE
PE
Fördermittel
Fördermittel
Fördermittel
Fördermittel
Quelle: Eigene Darstellung, in Anlehnung an Schefczyk (1998), S. 37.
(F&F ­ Family & Friends)
Abb. 2.1: Mögliche Finanzierungsarten im Zeitablauf
Entsprechend der Ertragssituation bei gegebenem Finanzierungsbedarf kommen im
Zeitverlauf verschiedene Finanzierungsarten in Betracht. Neben Fördermitteln steht nur,
wie in der Abbildung 2.1 ersichtlich, das PE als durchgängige Finanzierungsart zur
Verfügung und bietet sich damit zur langfristigen Lösung des Finanzierungsproblems
von jungen Unternehmen an.
30
Nachfolgend steht die Private Equity-Finanzierung von
Wachstumsunternehmen im Mittelpunkt der Untersuchung.
Laut Bader ist ,,Private Equity eine Finanzierungsart, bei welcher nicht kotierten
Unternehmen in einer entscheidenden Phase ihrer Entwicklung, ohne ausreichende
Sicherheiten, mittel- bis langfristig Kapital und, bei Bedarf, Managementunterstützung
zur Verfügung gestellt wird. Zur Realisierung eines dem Risiko entsprechenden
Gewinnes besteht von vornherein die Absicht, die Beteiligung wieder zu veräußern."
31
Diese Definition umfasst mehrere konstitutive Elemente.
32
Der Begriff ,Finanzierungs-
art' unterstreicht, dass es sich bei PE nicht nur um ein Finanzierungsinstrument handelt.
Der Term ,nicht kotierte UN' betont, dass es sich um UN handelt, die sich nicht durch
Transaktion an einer Wertpapierbörse finanzieren können. Laut Definition muss sich
30
Das PE ist als durchgängiges Finanzierungsmittel so lange erhältlich, bis sich die Unternehmen am
Kapitalmarkt auch über Public Equity (Aktien, Optionen, Anleihen) finanzieren können. Die rote
Linie in Abbildung 2.1 macht den Übergang zwischen PE und Public Equity deutlich.
31
Bader (1996), S. 10.; Kursive Hervorhebungen wurden übernommen.
32
Vgl. hierzu und im Folgenden Bader (1996), S. 10ff.

PRIVATE EQUITY-BRANCHE
7
das finanzierte UN in einer ,entscheidenden Phase' seiner Entwicklung befinden. Damit
wird der Zukunftsorientierung Rechnung getragen sowie implizit auf den Aspekt der
Generierung von Wachstumsschüben hingewiesen. Elementarer Bestandteil der
Begriffserläuterung ist auch der Mangel an ,Sicherheiten'. Aufgrund dessen bleiben
dem UN andere Finanzierungsarten verschlossen. Der Abschnitt ,mittel- bis
langfristiges Kapital'
33
beschreibt den zeitlichen Horizont der PE-Investition.
,Managementunterstützung' liegt im Eigeninteresse der PE-Gesellschaften, die
versuchen, das eingegangene Risiko zu minimieren. PE ist eine auf Rendite orientierte
Finanzierungsart. Darauf verweist der Term ,ein dem Risiko entsprechender Gewinn'.
Zentral ist auch das Wort ,veräußern'. Für alle PE-Aktivitäten ist von Beginn an eine
klare Beendigungsstrategie für das Beteiligungsverhältnis definiert.
34
Die von Bader vorgeschlagene Definition vernachlässigt allerdings einen zusätzlichen
Aspekt des PE. Bei vielen Firmenübernahmen und -beteiligungen in späteren
Entwicklungsphasen werden neben der reinen Wachstumsfinanzierung noch weitere
Ziele
35
verfolgt. Diese zusätzlich anvisierten Ziele sind teilweise Hauptgrund für das
Zustandekommen der Beteiligungstransaktion und sollten auch explizit in der Begriffs-
erläuterung erwähnt werden. Nach Meinung des Verfassers muss deshalb die Definition
von Bader um folgende Formulierung ergänzt werden: Darüber hinaus können
Veränderungen in der Organisationsgestaltung, der Finanzierungsstruktur und/oder der
Managementzusammensetzung unterstützt werden.
36
Die Definition des Private Equity, die dieser Arbeit zu Grunde liegt, lautet:
Private Equity ist eine Finanzierungsart, die nicht kotierten Unternehmen in einer
entscheidenden Phase ihrer Entwicklung, ohne ausreichende Sicherheiten, mittel- bis
langfristig Kapital und bei Bedarf Managementunterstützung zur Verfügung stellt.
Darüber hinaus können Veränderungen in der Organisationsgestaltung, der
Finanzierungsstruktur und/oder der Managementzusammensetzung unterstützt werden.
Zur Realisierung eines dem Risiko entsprechenden Gewinnes besteht von vornherein die
Absicht, die Beteiligung wieder zu veräußern.
37
33
Dieser Bestandteil der Definition ist interessant, weil die Spezifizierung auf Eigen- oder
Fremdkapital fehlt.
34
Die Besonderheiten des Verkaufs der Beteiligungen werden im Abschnitt 2.4.3 beschrieben.
35
Im Abschnitt 2.4.2 wird detailliert auf die zusätzlichen Ziele einiger Finanzierungsformen
eingegangen.
36
Die Ergänzung der Definition ist notwendig, damit eine klare Abgrenzung der Unterformen möglich
wird. Diese Unterformen des PE werden in den Abschnitten 2.4.1 und 2.4.2 vorgestellt.
37
Die kursive Hervorhebung wurde vom Verfasser zur Kennzeichnung der Definition vorgenommen.

PRIVATE EQUITY-BRANCHE
8
Investoren
Private Equity-Gesellschaft
Junges Unternehmen
Einlagen
Einlagen
Rückfluss
Rückfluss
Quelle: Eigene Darstellung, in Anlehnung an Schefczyk (1998), S. 28ff.
2.3 Funktionen der Private Equity-Branche
Nachdem im vorherigen Abschnitt der dieser Arbeit zu Grunde liegende PE-Begriff
erläutert wurde, soll im Abschnitt 2.3 kurz auf die verschieden Funktionen einer PE-
Gesellschaft eingegangen werden.
Die PE-Branche übernimmt die für eine Volkswirtschaft wichtige Finanzierung von
risikoträchtigen Jungunternehmen, die zur Realisierung ihres Wachstums einen hohen
Kapitalbedarf haben. Aufgrund des hohen Risikos vermeiden klassische Investoren wie
Banken und Sparkassen eine Kreditvergabe.
38
Um diese Marktungleichgewichte
abzubauen, beteiligen sich PE-Gesellschaften als Finanzintermediäre am Eigenkapital
von Wachstumsunternehmen.
39
Intermediäre
40
investieren Geld, das ihnen von Kapitalgebern und Anlegern zur
Verfügung gestellt wird.
41
Prinzipiell hat die PE-Gesellschaft Renditeanforderungen bei
ihren Engagements zu beachten, um die Rückflüsse an die Kapitalgeber zu gewähr-
leisten.
42
Abbildung 2.2 stellt diesen Zusammenhang grafisch dar:
Abb. 2.2: Grafische Darstellung der Geldströme
Eine PE-Gesellschaft übernimmt neben der oben beschriebenen Finanzierung der
Gründungs- und Wachstumsphase auch noch andere Funktionen, die das Wachstum der
Portfoliounternehmen (PU) beschleunigen sollen. Dies sind die Aufsichts-, die
Informations- sowie die Kontrollfunktion.
43
Die nachfolgende Abbildung 2.3 skizziert
diese Funktionen.
38
Vgl. Finsterer, Eizenhöfer (2001), S. 18.
39
Vgl. Schröder (1992), S. 1.
40
Im Laufe der Arbeit werden die Begriffe Finanzintermediär, Investor, PE-Gesellschaft,
Kapitalbeteiligungsgesellschaften (KBG) und Intermediär synonym verwendet.
41
Gründe für das Bereitstellen von Kapital durch Kapitalgeber können Investitionen in Private Equity-
Fonds oder Investitionen von Mutterunternehmen in eine PE-Tochter sein. Recht selten, aber
durchaus in der Praxis anzutreffen ist der Fall, dass die Person des Investors mit der Person der PE-
Gesellschaft identisch ist.
42
Vgl. Chan (1983), S. 1560.
43
Vgl. Schefczyk (1998), S. 18.

PRIVATE EQUITY-BRANCHE
9
a) Mitarbeit in Beiräten
und Aufsichtsräten
der Beteiligungen
b) Beanspruchung der
Kontrolle über
finanzielle Geschäfte
Ziel: Erhöhung des Unternehmenswertes der Beteiligung
Bereitstellung von
Eigenkapital über
mehrere Finanzierungs-
runden
a) Passive Strategie
(reine Kenntnisnahme
des Reportings)
b) Reaktive Strategie
(Unterstützung und Auf-
sicht nur auf Initiative
des Portfolio-UN)
c) Aktive Strategie
(aktive Beratung und
Wissenstransfer)
Aufsichtsfunktion
Finanzierungsfunktion
Informations- und
Kontrollfunktion
Abb. 2.3: Die Funktionen einer Private Equity-Gesellschaft
Alle drei Grundfunktionen dienen der Erhöhung des Unternehmenswertes
44
eines
Beteiligungsunternehmens und damit korrelierend der Erhöhung der Rendite nach
Veräußerung der Beteiligung. Eine PE-Gesellschaft versucht durch die gleichzeitige
Beteiligung an verschiedenen Unternehmen ihre Renditen zu skalieren. Es kommt zur
Bildung eines Beteiligungsportfolios.
45
2.4 Finanzierungsformen des Private Equity
Gemäß der unter 2.2 eingeführten Definition des PE lassen sich, wie oben erwähnt,
zwei Unterformen differenzieren, die inhaltlich von einander abgegrenzt werden
können.
Eine Form besteht aus Finanzierungsaktivitäten, die dem Venture Capital zugerechnet
werden. Die zweite Form beinhaltet abgeleitete Finanzierungsformen, die aus anderen
Bereichen der Unternehmensfinanzierung bekannt sind und in der PE-Branche
besondere Verwendung finden.
46
Verantwortlich für ihren Einsatz als PE-
Finanzierungen sind neben der Beteiligungsfinanzierung u. a. eine Korrektur der
Entwicklungsrichtung (Turnaround, Restrukturierung), ein geplanter Eigentümer-
44
Auf die Definition des Begriffs und die Bescheibung der Ermittlung des Unternehmenswertes soll im
Rahmen dieser Untersuchung nicht spezifisch eingegangen werden. Einen Überblick über die
Thematik des Unternehmenswertes erhält man bei Schierenbeck, Lister (2002), S. 81; Steiner, Bruns
(2000), S. 219ff.
45
Vgl. Ruhnka, Young (1991), S. 120.
46
Vgl. Bader (1996), S. 9.
Quelle: Eigene Darstellung, in Anlehnung an Schefczyk (1998), S. 18.

PRIVATE EQUITY-BRANCHE
10
Quelle: Eigene Darstellung.
100 % 100 % 66 %
50 % 33 %
Verlust
Gewinn
Ideale
EK-Quote
t
R
Venture Capital
Private Equity
Start-Up
Expansion
Bridge
Later Stage
Expansion
Seed
Early Stage
Impulse Capital
Mezzanine
MBI / MBO / LBO
Turnaround/Restrukturierung
Replacement Capital
Mezzanine
MBI / MBO / LBO
Turnaround/Restrukturierung
Replacement Capital
wechsel (Management Buy-Out (MBO) / Management Buy-In (MBI) / Leverage Buy-
Out (LBO)) oder eine Veränderung der Finanzierungsstruktur (Mezzanine,
Replacement).
47
Diese Finanzierungsformen werden im Rahmen dieser Arbeit mit
Impulse Capital bezeichnet. Die Abbildung 2.4 skizziert die Abgrenzung der
Finanzierungsformen.
Abb. 2.4: Darstellung der Teilformen des Private Equity
In den bisherigen Abschnitten (2.1-2.3) wurden die Grundlagen der PE-Branche
beschrieben, deren Funktionsweise erläutert sowie der PE-Begriff definiert. Dadurch
konnte ein einführender Überblick über die Branche gegeben werden.
Der Abschnitt 2.4 beschäftigt sich mit der Vorstellung der einzelnen Unterformen des
PE. Unter 2.4.1 wird Venture Capital beschrieben und anschließend die dazugehörigen
Finanzierungsformen erläutert. Analog dazu werden die unter Impulse Capital
zusammengefassten weiteren Finanzierungsformen in Abschnitt 2.4.2 abgegrenzt.
2.4.1 Venture Capital
2.4.1.1 Begriffsbestimmung Venture Capital
Der Begriff Venture Capital
48
(VC) hat seinen Ursprung in der nordamerikanischen
Finanzierungspraxis und wird sowohl in den USA als auch in Deutschland heterogen
47
Auf diese Begriffe wird im Rahmen der Diplomarbeit noch detailliert eingegangen.
48
Auf eine deutsche Übersetzung des Begriffes soll im Zuge dieser Untersuchung verzichtet werden.
Die oft synonym verwendeten Begriffe des Wagniskapitals und des Risikokapitals werden der eher
positiven Interpretation des Begriffes Venture Capital nicht gerecht und implizieren ein hohes
Ausfallrisiko, ohne auf die entsprechende Chancen einzugehen.

PRIVATE EQUITY-BRANCHE
11
definiert.
49
In beiden Ländern konnte sich weder in der Theorie noch in der Praxis eine
allgemein akzeptierte Definition durchsetzen. Die National Venture Capital Association
(NVCA)
50
beschreibt Venture Capital als: ,,... money provided by professionals who
invest alongside management in young, rapidly growing companies that have the
potential to develop into significant economic contributors. Venture Capital is an
important source of equity for start-up companies."
51
Die NVCA betont in dieser
Definition neben der Verknüpfung der Investition mit der Bereitstellung von
Management vor allem die volkswirtschaftliche Bedeutung. Die Hervorhebung der
volkswirtschaftlichen Komponente in der amerikanischen Definition spielt in der
deutschen Literatur zu dieser Thematik eine untergeordnete Rolle. Rolf-E. Breuer
definiert VC anhand von drei Elementen:
1. die Finanzierung von Wachstumsunternehmen erfolgt durch risikotragendes Kapital,
2. es handelt sich um zeitlich begrenzte Beteiligungen und
3. der Kapitalgeber ist während der Beteiligung aktiv in die unternehmerische
Betreuung eingebunden.
52
Diese Definition ist sehr allgemein gehalten und lässt insbesondere in der Abgrenzung
zum PE einige Fragen offen.
53
Die vom Bundesverband deutscher Kapitalbeteiligungs-
gesellschaften (BVK) verwendete Definition
54
unterstreicht, dass sich der VC-Begriff
stark am Lebenszyklusmodell orientiert.
55
Schefczyk unternimmt den Versuch, VC
pragmatisch zu beschreiben. So definiert er VC durch den verfolgten Zweck:
,,Gegenstand der Investition von Venture Capital sind Beteiligungsfinanzierungen in
Form von Eigenkapital bei Unternehmen, die zumindest zum Finanzierungszeitpunkt
nicht börsenreif sind."
56
Venture Capital beinhaltet demzufolge die auf Eigenkapital
beruhenden und sich am Unternehmenslebenszyklus orientierenden Finanzierungs-
anlässe. Allerdings vernachlässigt Schefczyk den Aspekt der möglichen Management-
unterstützung als Teil der Risikobeschränkung. Daraus lässt sich nicht ableiten, dass die
Managementunterstützung keine Bedeutung besitzt. Vielmehr gilt dieser Aspekt
automatisch für den VC-Begriff, da er explizit in der übergeordneten Definition des PE
49
Vgl. Heitzer (2000), S. 23.
50
Die National Venture Capital Association (NVCA) ist der Amerikanische Dachverband für VC/PE-
Gesellschaften in den USA.
51
http://www.nvca.com.
52
Vgl. Breuer (1997), S. 327.
53
Zu klären wäre der Fall, ob Eigen- oder Fremdkapital bei der Unternehmensfinanzierung verwendet
wird.
54
Vgl. Glossar des BVK auf http://www.bvk-ev.de.
55
Die Definition betont, dass VC die Finanzierungsarten Buy-Out, Mezzanine und Turnaround nicht
einschließt.
56
Schefczyk (2000), S. 7.

PRIVATE EQUITY-BRANCHE
12
genannt wird.
57
Die von Schefczyk vorgeschlagene Definition des Begriffes Venture
Capital soll für die vorliegende Arbeit maßgebend sein und lautet:
,,Gegenstand der Investition von Venture Capital sind Beteiligungsfinanzierungen in
Form von Eigenkapital bei Unternehmen, die zumindest zum Finanzierungszeitpunkt
nicht börsenreif sind."
58
2.4.1.2 Finanzierungsformen des Venture Capital
In Abhängigkeit vom Reifegrad des Unternehmens lassen sich verschiedene typische
Finanzierungsanlässe mit bestimmten Finanzvolumina ableiten. Die zeitliche
Unterscheidung verschiedener, aufeinander folgender Finanzierungsabschnitte
entspricht den idealisierten Lebenszyklusphasen
59
eines Unternehmens in einem
dynamischen Umfeld.
60
Aufgrund der fließenden Übergänge zwischen den Entwicklungsphasen ist eine exakte
Zuordnung des Entwicklungsstandes eines Unternehmens zu den Phasen nicht in jedem
Fall möglich.
61
Eine eindeutige Identifikation wird dadurch erschwert, dass sich in der
deutsch- und englischsprachigen wissenschaftlichen sowie branchenspezifischen
Literatur heterogene Definitionen für die einzelnen Zyklusphasen herausbildeten,
welche sich in ihren Abgrenzungen überschneiden.
62
Die Möglichkeit einer nicht
sequentiellen (idealtypischen)
63
Entwicklung eines Unternehmens erschwert die
Zuordnung zu den einzelnen Phasen zusätzlich. Dennoch haben sich im deutschen
Raum folgende Finanzierungsphasen etabliert: Seed, Start-Up, Expansion und Bridge
64
.
Diese Phasen sollen im folgenden Abschnitt erläutert werden.
SEED
Die Seedfinanzierung
65
stellt die erste Finanzierungsstufe dar.
66
Charakteristisch ist hier
der Wunsch der potentiellen Unternehmensgründer, die Reifung ihrer innovativen Idee
57
Siehe dazu die unter 2.2 entwickelte Definition des PE.
58
Schefczyk (2000), S. 7.; Die kursive Hervorhebung wurde vom Verfasser vorgenommen.
59
Synonym für den Begriff Lebenszyklusphase wird im Laufe dieser Arbeit der Begriff
Entwicklungsphasen verwendet.
60
Vgl. Bader (1996), S. 104.
61
Vgl. Heitzer (2000), S. 10.
62
Gompers schreibt dazu: "There is no clear division between the definitions of each stage, so divisions
should be seen as relative measures of firm development rather than absolute measure." (Gompers
(1995), S. 1475).
63
Vgl. Fußnote 17.
64
Im amerikanischen Raum werden die Phasen Early Stage, Expansion und Later Stage unterschieden.
Die Abbildung 2.4 im Kapitel 2.4 stellt dies bereits grafisch dar.
65
Der Begriff ,seed' kommt aus dem Englischen und bedeutet Samenkorn. Es steht symbolisch für das
Wachstumspotential, welches Unternehmen in dieser Phase besitzen. (Vgl. Schween (1996), S. 97).
66
Vgl. Sabadinowitsch (2001), S. 21.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2002
ISBN (eBook)
9783832467616
ISBN (Paperback)
9783838667614
DOI
10.3239/9783832467616
Dateigröße
1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Leipzig – Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Politikwissenschaft
Erscheinungsdatum
2003 (Mai)
Note
1,0
Schlagworte
private equity venture capital portfoliotheorie kapitalbeteiligungsgesellschaft bewertung
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Titel: Strategien zur Bewertung von Beteiligungsportfolios deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften
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