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Finanzierung kleiner und mittelständischer Unternehmen in Deutschland unter Berücksichtigung der Probleme der Neuen Baseler Eigenkapitalvereinbarung (Basel II)

©2002 Diplomarbeit 139 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Zusammenfassung:
Die vorliegende Arbeit mit dem Thema „Finanzierung kleiner und mittelständischer Unternehmen in Deutschland unter Berücksichtigung der Neuen Basler Eigenkapitalvereinbarung (Basel II)“ erörtert den Status quo der Anforderungen an und die Ausgestaltung der Finanzierung kleiner und mittelständischer Unternehmen in Deutschland, die grundlegenden Inhalten der Basler Eigenkapitalvereinbarung und ihren Auswirkungen auf die künftige Banken-Fremdfinanzierung dieser Unternehmen in Deutschland. Thema ist, ob und wie der deutsche Mittelstand betroffen sein wird und wie sich durch Basel II Risiken und Chancen ergeben können. Die schließlich zentralen Fragen dieser Arbeit lassen sich wie folgt formulieren:
-„Welche Inhalte stehen hinter der ab 2006 geltenden Baseler Eigenkapitalvereinbarungen?“
-„Welche Auswirkungen auf die Fremdkapitalfinanzierung haben kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland zu erwarten?“
-„Wie können sich Unternehmen auf die Auswirkungen von Basel II einstellen?“
Mit der vorliegenden Arbeit ist das Ziel verbunden, kleine und mittelständische Unternehmen über die Ursachen, Inhalten und mögliche Folgen der neuen Basler Eigenkapitalvereinbarung für sie zu informieren und „Befürchtungen“ bezüglich der Verschlechterung der Situation der Unternehmensfinanzierung durch „Wissen“ zu ersetzen.
Neben der Vermittlung der grundlegenden Inhalte von Basel II sowie der damit zusammenhängenden Veränderungen im Kreditgeschäft der Banken soll mit der Zielsetzung aufgeklärt werden, wie sich Unternehmen, die sich vom Basel II betroffen sehen, auf den kommenden intensiven Ratingdialog mit einem Kreditinstitut als Fremdkapitalgeber vorbereiten können. Dazu werden einerseits in allgemeiner Form die sensiblen Punkte der Unternehmensanalyse eines Ratingprozesses beschriebenen und andererseits mehr pragmatisch Handlungsempfehlungen zur Vorbereitung auf das Rating gegeben.
Diese Arbeit soll also dem auf Basel II noch unvorbereiteten Unternehmen einen Handlungsrahmen aufzeigen, innerhalb dessen es „Rating-Fit“ gemacht werden kann. Es soll letztendlich ein kritisches Bewusstsein für die Risikoorientierung der Kreditinstitute als Kapitalgeber schaffen und es soll aufgezeigt werden, in welchen Analysefeldern sich dies im künftigen Kreditvergabeprozess äussern wird.

Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
InhaltsverzeichnisII
AbbildungsverzeichnisV
TabellenverzeichnisVI
1.Einleitung1
1.1Überblick und […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 6224
Maerz, André: Finanzierung kleiner und mittelständischer Unternehmen in Deutschland un-
ter Berücksichtigung der Probleme der Neuen Baseler Eigenkapitalvereinbarung (Basel II)
Hamburg: Diplomica GmbH, 2002
Zugl.: Bremen, Universität, Diplomarbeit, 2002
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2002
Printed in Germany

Inhaltsverzeichnis
II
Inhaltsverzeichnis
II
Abbildungsverzeichnis V
Tabellenverzeichnis
VI
1. Einleitung
1
1.1
Überblick
und
Problemstellung
1
1.2
Zielsetzung
der
Arbeit
3
2. Kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland
4
2.1
Wirtschaftliche
Bedeutung
4
2.2
Abgrenzung
4
2.2.1
Merkmale
und
Nominaldefinition 4
2.2.2
Qualitative
Abgrenzungsmerkmale
5
2.2.3
Quantitative
Abgrenzungsmerkmale
8
2.2.4
Nominaldefinition 10
2.3
Typische
Finanzierungsstrukturen 12
2.3.1
Finanzielle
Charakterisierung
12
2.3.1.1
Eigenkapital
12
2.3.1.2
Verschuldung 13
2.3.1.3
Rückstellungen
14
2.3.2
Finanzieller
Charakter
des
Mittelstands
14

Inhaltsverzeichnis
III
3.
Die
Baseler
Eigenkapitalvereinbarungen
17
3.1 Risiken im internationalen Bankensystem
17
3.2 Die Baseler Eigenkapitalvereinbarung von 1988
18
3.3 Die Neue Baseler Eigenkapitalvereinbarung
19
3.3.1
Motive
für
Basel
II
19
3.3.2
Aufbau
und
Inhalte
20
3.3.2.1
Mindestkapitalanforderungen
22
3.3.2.2
Aufsichtliches
Überprüfungsverfahren
26
3.3.2.3
Marktdisziplin
und
Offenlegungspflichten
26
3.3.3
Chronologie
27
3.4
Stand
August
2002
28
4.
Das
Spannungsfeld
der
Mittelstandsfinanzierung
29
4.1
Erfordernisse
der
Mittelstandsfinanzierung
29
4.1.1
Erfolgs-
und
Ertragsdeterminanten
29
4.1.2
Finanzierungsbedürfnisse 33
4.1.3
Anforderungen
35
4.2
Sphären
der
Fremdkapitalfinanzierung
35
4.2.1
Kostenaspekte
35
4.2.2
Kapitalmarktfinanzierung 37
4.2.3
Bankenfinanzierung
38
5.
Mittelstandsfinanzierung
unter
Basel
II
41
5.1 Auswirkungen von Basel II im Bankensektor
41
5.2
Konsequenzen
im
Kreditvergabeprozess
45
5.2.1
Traditionelle
Bonitätsprüfung
45
5.2.2
Trends
im
Kreditrating
47
5.3 Folgen für den Mittelstand in Deutschland
50
5.3.1
Kreditrationierung 50
5.3.2
Kreditverteuerung 52
5.4
Chancen
und
Risiken 53

Inhaltsverzeichnis
IV
6.
Neue
Paradigmen
der
Kreditfinanzierung
55
6.1 Schwerpunkte und Anforderungen im Kreditrating
55
6.2 Bestandteile zukunftsorientierter Bonitätsprüfungen
57
6.3 Elemente im bankinternen Ratingprozess
61
6.3.1
Einschätzung
des
Finanzprofils
62
6.3.1.1
Qualität
des
Rechnungswesens
62
6.3.1.2
Finanzpolitik 63
6.3.1.3
Rentabilität
63
6.3.1.4
Kapitalstruktur
64
6.3.1.5
Cash-Flow-Absicherung
65
6.3.1.6
Finanzielle
Flexibilität
66
6.3.1.7
Finanzkennzahlen
67
6.3.2
Einschätzung
des
Geschäftsprofils
76
6.3.2.1
Wirtschaftliche
Rahmenbedingungen
76
6.3.2.2
Wettbewerbsposition 76
6.3.2.3
Managementkompetenz
77
6.4
Vorbereitung
des
Kreditratings
77
6.4.1
Verbesserung
der
Transparenz
78
6.4.2 Systematische Reduzierung unternehmerischer Risiken
80
6.4.3
Steigerung
des
Unternehmenswertes
81
6.4.4
Intensivierung
der
Finanzplanung 82
6.5
Perspektiven
84
7.
Schlussfolgerungen
85
7.1
Zusammenfassung
der
Arbeit
85
7.2
Ausblick:
,,Better
be
prepared!"
87
Anhänge
89
Literaturverzeichnis
126
Erklärung
132
Curriculum Vitae
133

Abbildungsverzeichnis
V
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Qualitative Merkmale mittelständischer Unternehmen
6
Abbildung 2: Aufbau der Baseler Eigenkapitalvereinbarung Basel II
21
Abbildung 3: Allgemeine Formel für das regulatorische Eigenkapital
22
Abbildung 4: Risikogewichte im Standardansatz von Basel II
23
Abbildung 5: Berechnungsschema im IRB-Ansatz von Basel II
24
Abbildung 6: Risikogewichte in den Ansätzen von Basel II
25
Abbildung 7: Mindestanforderungen für die IRB-Verwendung
43
Abbildung 8: Bildung der Grösse ,,Return of Investment"
60

Tabellenverzeichnis
VI
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1:
Quantitative Abgrenzungen von KMU und Grossunternehmen
9
Tabelle
2:
Typische
quantitative
KMU-Abgrenzung
10
Tabelle 3:
Bilanzstrukturkennzahlen nach Unternehmensgrössenklassen
16
Tabelle 4:
Risikogewichte und Eigenkapitalhinterlegung nach Basel I
18
Tabelle 5:
Zeitplan bis zum Inkrafttreten von Basel II
27
Tabelle 6:
Profitabilitätsdeterminanten von KMU und Grossunternehmen
31
Tabelle 7:
Bonitätsprüfungskriterien deutscher Grossbanken
47
Tabelle
9:
Bilanzkennzahlen
zum
Rechenbeispiel
106
Tabelle 10:
Umsatz-, Kosten- und Ergebnisentwicklung
107
Tabelle
11:
Unternehmensperformance
108
Tabelle 12: Ratingkennzahlen der Beispielrechnung
109

Einleitung
1
1. Einleitung
1.1 Überblick und Problemstellung
Die weltweiten Finanzkrisen der Vergangenheit belegen die Anfälligkeiten und
Verflechtungen im internationalen Finanzsystem. Die schnelle Entwicklung der
Informationstechnologie sowie die zunehmende Deregulierung und Liberalisierung des
Internationalen Kapitalverkehrs begünstigen den Wettbewerb zwischen international tätigen
Unternehmen, Finanzinstituten und Investoren. Dabei bieten sich die Marktteilnehmern eine
Vielzahl von lukrative Chancen, die natürlich auf der anderen Seite auch entsprechende
Risiken bergen. Es kommt insbesondere der Kreditwirtschaft mit seiner Funktion als
Intermediär zwischen Kapitalnachfragern und -anbietern eine besondere Rolle zu, da mittels
Kreditschöpfung und Kapitaltransformation Geldumlauf und Güternachfrage auf nationaler
wie internationaler Ebene beeinflusst werden. Werden diese Funktionen zum Beispiel durch
Bankenkrisen gestört, werden in der Realwirtschaft Beschäftigung und Wirtschaftswachstum
gefährdet.
Eine ausreichende Kapitalausstattung der Kreditwirtschaft als Risikopuffer ist von
grundlegenden Bedeutung für ein stabiles Finanzsystem und damit letztlich für eine
wirkungsvolle Geldpolitik der einzelnen Zentralbanken. Auf Grund der real- wie
finanzwirtschaftlichen Verflechtung der nationalen Volkswirtschaften bedarf es
internationaler Standards zur Stabilisierung des Finanzsystems. Die Basler
Eigenkapitalvereinbarungen spiegeln die Bestrebungen wider, Finanz- und Bankenkrisen
einzelner Banken oder Bankensysteme zu verhindern. Insbesondere die unter der
Bezeichnung ,,Basel II" gebündelten, voraussichtlich ab 2006 geltenden Vereinbarungen zur
Erhöhung der Stabilität des Internationalen Finanzsystems haben auch auf der Ebene
bilateraler Kreditbeziehungen zwischen Banken und Unternehmen gewisse Wirkungen, die
vor allem in der stattfindenden Diskussion zur Gestaltung der Vorschriften zur
Eigenkapitalhinterlegung von Kreditauslagen seitens der Banken eine umfassende öffentliche
Resonanz verschiedenster politischer und wirtschaftlicher Interessengruppen herbeigerufen
hat. Gleichwohl scheint sich auf der Seite kreditsuchender Unternehmen lediglich ein
,,Halbwissen" über die Inhalte und Folgen von Basel II gebildet zu haben, was zielgerichtete
Massnahmen in der Kreditpolitik dieser unzureichend informierten Unternehmen erschwert.
Es erwarten so laut einer Studie des Instituts für Mittelstandsforschung aus dem Jahr 2001
30% der kleinen und mittleren Unternehmen keinerlei Auswirkungen, also auch keine Risiken

Einleitung
2
durch Basel II und ebenfalls 30% haben sich noch nicht mit diesem Thema
auseinandergesetzt.
1
Die vorliegende Arbeit mit dem Thema ,,Finanzierung kleiner und mittelständischer
Unternehmen in Deutschland unter Berücksichtigung der Neuen Basler
Eigenkapitalvereinbarung (Basel II)" erörtert den Status quo der Anforderungen an und die
Ausgestaltung der Finanzierung kleiner und mittelständischer Unternehmen in Deutschland,
die grundlegenden Inhalten der Basler Eigenkapitalvereinbarung und ihren Auswirkungen auf
die künftige Banken-Fremdfinanzierung dieser Unternehmen in Deutschland. Thema ist, ob
und wie der deutsche Mittelstand betroffen sein wird und wie sich durch Basel II Risiken und
Chancen ergeben können. Die schliesslich zentralen Fragen dieser Arbeit lassen sich wie folgt
formulieren:
1. ,,Welche Inhalte stehen hinter der ab 2006 geltenden Baseler
Eigenkapitalvereinbarungen?"
2. ,,Welche Auswirkungen auf die Fremdkapitalfinanzierung haben kleine
und mittelständische Unternehmen in Deutschland zu erwarten?"
3. ,,Wie können sich Unternehmen auf die Auswirkungen von Basel II
einstellen?"
1
Vgl. Wallau, o.S.

Einleitung
3
1.2 Zielsetzung der Arbeit
Mit der vorliegenden Arbeit ist das Ziel verbunden, kleine und mittelständische Unternehmen
über die Ursachen, Inhalten und mögliche Folgen der neuen Basler Eigenkapitalvereinbarung
für sie zu informieren und ,,Befürchtungen" bezüglich der Verschlechterung der Situation der
Unternehmensfinanzierung durch ,,Wissen" zu ersetzen.
Neben der Vermittlung der grundlegenden Inhalte von Basel II sowie der damit
zusammenhängenden Veränderungen im Kreditgeschäft der Banken soll mit der Zielsetzung
aufgeklärt werden, wie sich Unternehmen, die sich vom Basel II betroffen sehen, auf den
kommenden intensiven Ratingdialog mit einem Kreditinstitut als Fremdkapitalgeber
vorbereiten können. Dazu werden einerseits in allgemeiner Form die sensiblen Punkte der
Unternehmensanalyse eines Ratingprozesses beschriebenen und andererseits mehr
pragmatisch Handlungsempfehlungen zur Vorbereitung auf das Rating gegeben.
Diese Arbeit soll also dem auf Basel II noch unvorbereiteten Unternehmen einen
Handlungsrahmen aufzeigen, innerhalb dessen es "Rating-Fit" gemacht werden kann. Es soll
letztendlich ein kritisches Bewusstsein für die Risikoorientierung der Kreditinstitute als
Kapitalgeber schaffen und es soll aufgezeigt werden, in welchen Analysefeldern sich dies im
künftigen Kreditvergabeprozess äussern wird.

Kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland
4
2. Kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland
2.1 Wirtschaftliche
Bedeutung
Der Mittelstand in Deutschland hat eine fundamentale Bedeutung im deutschen
Wirtschaftssystem. Die Klein- und Mittelunternehmen (,,KMU") in der Bundesrepublik
stellten 1998 insgesamt 68% aller Arbeitsplätze, bilden 80% der Auszubildenden aus,
erwirtschaften 53% der Bruttowertschöpfung aller Unternehmen und leisten 44,7% der
gesamten Bruttowertschöpfung in der Bundesrepublik einschliesslich des Staatssektors.
2
In
Deutschland existierten im Jahre 2000 insgesamt rund 3,3 Millionen Unternehmen; der Anteil
der kleinen und mittelständischen Unternehmen am Unternehmensbestand betrug dabei nach
der statistischen Definition
3
99,6%. In diesen mittelständischen Unternehmen arbeiten rund
20 Millionen sozialversicherungspflichtige Beschäftigte, das sind annähernd 70% aller
Arbeitsplätze.
4
Man kann also konstatieren, dass der Mittelstand aufgrund der o.g.
Schlüsselzahlen eine ausserordentlich wichtige; die tragende Säule des marktwirtschaftlichen
Systems in Deutschland ist.
2.2 Abgrenzung
2.2.1. Merkmale und Nominaldefinition
Es hat sich die Wissenschaft bisher schwer getan, einen Begriff ,,mittelständisches
Unternehmen" als allgemein anerkannte Definition hervorzubringen. So waren zum Beispiel
1962 über 200 verschiedene Definitionen bekannt
5
und auch neuere Literatur offenbart, dass
keine Einigkeit darüber herrscht, was letztendlich unter dem Terminus ,,Mittelstand"
6
zu
verstehen sei.
7
Für diese Arbeit soll eine Abgrenzung des Erkenntnisobjekts ,,Mittelstand"
geschaffen werden, die auf der in der Literatur vorherrschenden Zweiteilung der
beschreibenden Merkmale mittelständischer Unternehmen in qualitative und quantitative
Abgrenzungsmerkmale basieren wird.
8
Es werden im folgenden daher die qualitativen und
quantitativen in der Literatur genannten Abgrenzungsmerkmale erörtert sowie eine für diese
2
Vgl. BMWI, S.15f.
3
Unternehmen mit einem Umsatz bis maximal 50 Millionen Euro und bis 499 Beschäftigten.Vgl. dazu Wallau,
S.3.
4
a.a.O., S.4.
5
Vgl. Gantzel, S.293f.
6
Gilt in dieser Arbeit als Synonym für ,,KMU".
7
Vgl. Fichtel, S.10.
8
Vgl. Kraehe, S.7.

Kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland
5
Arbeit gültige Nominaldefinition für die avisierte Zielgruppe ,,kleine und mittelständische
Unternehmen" getroffen.
2.2.2. Qualitative Abgrenzungsmerkmale
Qualitative Merkmale knüpfen an Wesensverschiedenheiten zu Unternehmen anderer
Grössenklassen an. Allerdings ist die Zuordnung der Unternehmen nicht immer eindeutig.
Zentrale Aspekte bei der qualitativen Mittelstandsdefinition sind die Begriffe ,,Inhaber" und
,,Haftung". Demnach wird der Mittelstand idealtypisch dokumentiert in der Einheit von
Eigentum und Haftung sowie durch persönliche Risikoübernahme. Das bedeutet, dass die
verantwortliche Führungsperson deckungsgleich mit dem Betriebsinhaber ist, der zudem das
volle wirtschaftliche Risiko trägt.
9
Schwiering kommt zu der Auffassung, dass ein mittelständisches Unternehmen durch die
Schnittmenge folgender drei qualitativer Merkmale definiert werden kann: Erstens durch die
wirtschaftliche Autonomie eines Unternehmers, zweitens durch die für den Unternehmer
persönliche Überschaubarkeit eines Unternehmens und drittens durch das finanziell-
persönliche Engagement zumindest eines (Unternehmer-) Eigentümers. Das finanziell
persönliche Engagement ergibt sich wiederum aus der Schnittmenge der ,,Übernahme eines
relativ hohen individuellen Kapitalrisikos und der Mitwirkung in unterschiedlicher Intensität
an der Unternehmensführung".
10
9
Diese Definition bekräftigt auch Baron Alfred von Oppenheim, Seniorchef einer der letzten grossen
Privatbanken Europas, der ,,Sal. Oppenheim jr. & Cie., Köln", wenn er auf die Frage antwortet, was Kopper
(Deutsche Bank) und ihn unterscheidet: ,,Kopper hat sehr viel mehr Macht... Aber als Angestellter ist seine
nur geborgt, während meine mir gehört... Wenn's also mal kracht, ist das nicht ,,Peanuts". Sondern dann geht
es auch um mein Geld", in: Welt am Sonntag vom 27.07.99, S.13.
10
Vgl. Schwiering, S.23.

Kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland
6
Einen Katalog von qualitativen Merkmalen für mittelständische Unternehmen findet sich bei
Fichtel, wobei jedoch zu bedenken ist, dass auch so eine exakte Zuordnung eines Betriebes
nicht möglich ist. So ist es denkbar, dass ein einzelnes, für einen Kleinbetrieb typisches
Merkmal auch bei einem Grossbetrieb auftreten kann.
11
- Der Betrieb ist durch die Persönlichkeit des Unternehmers geprägt, der oft
auch Eigentümer ist.
- Der Unternehmer verfügt über ein Netz vom persönlichen Kontakten zum
Kunden, Lieferanten und Öffentlichkeit.
- Die Kontakte zwischen der Unternehmensleitung und die Mitarbeitern sind
eng und informell.
- Die Organisation ist gering formalisiert.
Abb.1 Qualitative Merkmale mittelständischer Unternehmen
Auch Kraehe bespricht einen Katalog bestimmter qualitativer Wesensmerkmale im
Unternehmen, die zu einer Einordnung als klein- und mittelständisches Unternehmen führen.
Zu den wichtigsten Merkmalen zählen die enge Verbindung von Unternehmen und Inhaber
(wiederum: ,,Eigentumsunternehmer"), also die Verflechtung von wirtschaftlicher Existenz
des Inhabers und Existenz des Unternehmens und die Einheit aus Unternehmensleitung,
Entscheidungsautonomie und Verantwortung. Kraehe stellt eine Reihe qualitativer
Einzelkriterien zur Abgrenzung kleiner und mittelständischer Unternehmen von
Grossunternehmen dar, die sich als bedeutend erwiesen hätten.
12
So wird die Selbstständigkeit
des Eigentumsunternehmers
13
genannt, der seine persönliche Initiative in dem Unternehmen
durchsetzt und die entscheidende Führung- und Leitungsfunktionen wahrnimmt.
14
Die personengebundene Eigentumsform
15
ist Kraehe zufolge ein hinreichendes Kriterium, um
kleine und mittelständische Unternehmen von Grossunternehmen abzugrenzen. Ein
Familienunternehmen, gleich welcher Rechtsform, ist demnach typischerweise als
11
Vgl. Fichtel, S.12f.
12
Vgl. Kraehe, S.8ff.
13
D.h. Vereinigung von Unternehmer, Kapitalgeber und Leiter in einer Person., Vgl. Pleitner, S. 21.
14
Die persönliche Dominanz des Unternehmers bei den betrieblichen Entscheidungsprozessen sowie das
Vertrauensverhältnis zu Belegschaft führen zu einer besonderen, durch die Persönlichkeit des Unternehmers
geprägt ,,Mittelstandskultur". Die Geschäftsführung und die Mitarbeit im Unternehmen stellt für den
Unternehmer eine dauerhafte, hauptamtliche und oft die Lebensaufgabe dar.
15
D.h., das Unternehmen befindet sich in Besitz einer Einzelperson, einer Partnerschaft oder Familie; in Besitz
einer natürlichen Person.

Kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland
7
mittelständisches Unternehmen zu sehen.
16
Aus dem vorhergehenden Punkt ist zu
schlussfolgern, dass die Forderung der persönliche Risikoübernahme durch die Unternehmer
nicht zu halten ist, also das persönliche Schicksal des Unternehmers nicht unbedingt mit dem
Schicksal des Unternehmens zu verbinden ist. Es breitet sich allerdings hier ein Widerspruch
bei Kraehe aus, der die Schwierigkeiten einer eindeutigen qualitativen Eingrenzung des
Begriffs ,,KMU" belegt.
Bei typischen kleinen und mittelständischen Unternehmen wird weiterhin von der
,,Verpersönlichung des eingesetzten Kapitals" gesprochen. Die Grenze zum
Grossunternehmen wird n.h.M. dort gesehen, wo finanzielle Mittel am Kapitalmarkt beschafft
werden. Gantzel sagt zur Finanzierung mittelständischer Unternehmen: ,,Das Eigenkapital
zeichnet sich durch seinen persönlichen Gehalt aus: personelles und familiäres statt
anonymem Kapital."
17
Dieser Aussage ist jedoch hinzuzufügen, dass es zu hinterfragen bleibt,
wie streng dieses Kriterium u.B. bei einer ,,ansonsten als mittelständisch einzuordnenden" KG
gilt, wenn sich zum Beispiel das Feld der Kommanditisten familiär vom
Eigentümerunternehmer entfernt.
Unternehmerische Flexibilität: Ein hohes Mass an Anpassungsfähigkeit und Flexibilität als
typisches Merkmal mittelständischer Unternehmungen wird auch aus dem geringen Grad der
Arbeitsteilung und Formalisierung der Führungs- und Organisationsstrukturen abgeleitet, mit
wachsender Unternehmensgrösse jedoch dürften sich auch die Organisationsstrukturen des
Unternehmens verfeinern. Dieses Merkmal dürfte jedoch als grössenabhängiger Trend zu
sehen sein statt als hinreichendes KMU-Abgrenzungsmerkmal.
Die hier vorgestellten qualitativen idealtypische Merkmale kleiner und mittelständischer
Unternehmen sind in der Weise zu interpretieren, dass nicht alle Merkmale in vollständiger
Erfüllung gegeben sein müssen, vielmehr dienen sie als Anhaltspunkte bei einer
vorzunehmenden Abgrenzung des Begriffs ,,KMU". Alle qualitative Merkmale besitzen auch
das Problem der Operationalisierung und Praktikabilität, d.h. in den wenigsten Fällen lassen
sie sich so genau quantifizieren und definieren, dass sie die Anforderungen an ein eindeutig
unterscheidbares Merkmal kleiner und mittelständischer Unternehmen erfüllen.
18
16
Die Rechtsform einer Unternehmung erweist sich nicht als eine hinreichendes qualitatives
Abgrenzungsmerkmal für mittelständische Unternehmen, da es mittelständische Unternehmen gibt, die in der
Rechtsform einer Kapitalgesellschaft geführt werden.
17
Vgl. Gantzel, S.180.
18
Vgl. Kraehe, S.10.

Kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland
8
2.2.3. Quantitative Abgrenzungsmerkmale
Als quantitative Merkmale können betriebswirtschaftliche Kennzahlen verwandt werden, die
zum Beispiel aus dem Jahresabschluss genommen werden. Quantitative Kriterien erlauben
eine eindeutige Einordnung von Unternehmen und können teilweise zur Operationalisierung
qualitativer Kriterien eingesetzt werden, wenn sich die qualitativen Besonderheiten auch
schlüssig quantitativ darstellen lassen.
In Literatur und Gesetz finden sich viele verschiedene Definitionen von kleinen und mittleren
Unternehmen. Meistens werden dabei Umsatz- und Mitarbeiterzahlen, seltener Marktanteil
und Bilanzsumme als Schwellenwerte verwendet.
Die Tabelle 1 auf der folgenden Seite zeigt die Vielfalt der verwendeten Definitionen an.
19
Gerade der Gesetzgeber lässt mit der hier nur ansatzweise dargestellten Mannigfaltigkeit der
Definitionen eine gewisse Kohärenz vermissen - eine allgemein gültige Definition von
kleinen und mittleren Unternehmen lässt sich dort nicht ableiten. Festzuhalten bleibt aber,
dass die Obergrenze von 500 Mitarbeitern weit verbreitet ist.
19
In Euro umgerechnet (1Euro = 2 DM).

Kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland
9
Institution
beziehungsweise Gesetz
Abgrenzungsmerkmale
§ 267 Abs. 2 HGB; Grenze
für mittelgrosse
Kapitalgesellschaften
Bilanzsumme <8.000.000, Umsatz <16.000.000 pro
Jahr, <250 Arbeitnehmer im Jahresdurchschnitt (zwei
Kriterien dürfen nicht überschritten werden).
§ 1 Abs. 1 PublG;
Publizitätspflicht für grosse
Unternehmen
Bilanzsumme >65.000.000; Umsatz >125.000.000 pro
Jahr; >5.000 Arbeitnehmer im Jahresdurchschnitt (zwei
Kriterien müssen in den vergangenen drei
Geschäftsjahren überschritten worden sein).
Institut für
Mittelstandsforschung,
Bonn
Weniger als 500 Beschäftigte und Umsatz von weniger
als 50.000.000 (für Einzelhandel, Verkehr- und
Nachrichtenübermittlung, Dienstleistungen von
Unternehmen und Freie Berufe: Umsatz weniger
12.500.00).
20
Förderprogramm
,,Forschung und
Entwicklung in kleinen und
mittleren Unternehmen"
des Bundesforschungs-
ministeriums
Teilnahmeberechtigt sind Unternehmen mit weniger als
500 Beschäftigten; für Unternehmen mit weniger als 250
Beschäftigten gelten günstigere Förderungsbedingungen.
In den neuen Bundesländern liegt die Grenze für die
Förderung bei 1.000 Beschäftigten; günstigere
Konditionen gelten bei Unternehmen mit bis zu 500
Beschäftigten.
21
Mittelstandsprogramm der
Kreditanstalt für
Wiederaufbau
Kleine und mittlere Unternehmen haben weniger als
500.000.000 Jahresumsatz. Für Unternehmen mit
weniger als 50.000.000 Umsatz gelten günstigere
Konditionen.
22
Bundesverband
mittelständischer
Wirtschaft, Bonn
Grossbetriebe haben mehr als 500 Arbeitnehmer.
23
Tab.1 Quantitative Abgrenzungen von KMU und Grossunternehmen
20
Vgl. o.V.: Unternehmensgrössenstatistik 1997/98, S.15.
21
a.a.O., S.8.
22
a.a.O.
23
Vgl. Bundesverband mittelständischer Wirtschaft, S.2.

Kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland
10
Eine allgemein akzeptierte Definition ist die des Instituts für Mittelstandsforschung, Bonn.
24
Danach definiert sich der Mittelstand rein statistisch nach folgenden Kriterien, zum
Mittelstand werden gezählt Unternehmen mit weniger als 500 Beschäftigten beziehungsweise
Unternehmen mit weniger Umsatz als 50 Mio. /Jahr. Unternehmen bis zu einer
Beschäftigtenzahl von 500 Mitarbeitern oder einem Umsatz ab 50 Mio. /Jahr werden als
,,Grossunternehmen" bezeichnet. Die Begriffsbestimmung von ,,Klein-, Mittel- und
Grossunternehmen" durch die Zahl der Beschäftigten sowie durch den Umsatz pro Jahr ist als
eine ,,oder"-Abgrenzung zu verstehen und nicht als eine ,,und"-Verknüpfung, denn es besteht
in der Regel kein kausaler Zusammenhang zwischen der Beschäftigtenzahl und dem
getätigten Umsatz.
Unternehmensgrösse Zahl der Beschäftigten
Umsatz /Jahr
klein
bis 9
bis unter 0,5 Mio.
mittel
10 bis 499
0,5 bis 50 Mio.
gross
500 und mehr
50 Mio. und mehr
Tab.2 Typische quantitative KMU-Abgrenzung
2.2.4. Nominaldefinition für die vorliegende Arbeit
Vor dem Hintergrund der Schwierigkeiten einer exakte Definition und Einteilung von Klein-
und Mittelbetrieben soll für die vorliegende Arbeit eine Abgrenzung vorgenommen werden,
die auf dem bereits beschriebenen qualitativen und quantitativen Abgrenzungsmerkmale
beruht. Es muss durch die Nominaldefinition des Begriffs ,,KMU" eine für diese Arbeit
zweckmässige Schnittmenge aus den beschriebenen qualitativen und quantitativen
Indikatoren gebildet werden, um zielgerichtete Aussagen treffen zu können. Die
projektorientierte Definition des Untersuchungsgegenstandes ,,KMU" soll bewusst in einer
weiten Nominaldefinition münden, um eine robuste, von der Branche unabhängige
Betrachtung der Problemstellung zu ermöglichen. Das Ziel hier soll also sein, möglichst
allgemein gültige Aussagen zu treffen, ohne jedoch den Begriff ,,klein- und mittelständische
Unternehmen" bis zur Unkenntlichkeit zu entstellen.
24
Vgl. Jordan, S.8f.

Kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland
11
Der Zielgruppe dieser Arbeit - entsprechend ihres Titels ,,Finanzierung kleiner und
mittelständischer Unternehmen in Deutschland unter Berücksichtigung der Probleme der
Neuen Baseler Eigenkapitalvereinbarung (Basel II)" - ist in derjenigen Gruppe von
Unternehmen zu finden, die durch die Umsetzung der Neuen Baseler
Eigenkapitalvereinbarung erschwerte Bedingungen für ihre Finanzierungspolitik vorfinden
könnten. Die Basis dieser Aussage entspringt der Zielsetzung, von Basel II potentielle negativ
betroffenen Unternehmen Informationen zu vermitteln, wie sie Basel II in ihrer
Finanzierungspraxis begegnen können. Es ist also festzuhalten, dass zum
Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit umso weniger ein Unternehmen gehört, umso
weniger sich dessen Finanzierungsbedingungen mit der Neuen Baseler
Eigenkapitalvereinbarung verändern. Zum jetzigen Zeitpunkt jedoch muss dieses Kriterium in
dieser Unschärfe verbleiben, da erst im nächsten Kapitel auf die Probleme und Folgen der
Neuen Baseler Eigenkapitalvereinbarung für die gewerblichen Kapitalnachfrager eingegangen
wird.
Im Vorgriff auf die folgenden Kapitel soll jedoch bereits hier angedeutet werden, dass nach
quantitativen Kriterien besonders ,,kleine" Unternehmen von Basel II in negativer Weise
tangiert sind. So formulierte Ohoven: ,,Vor allem kleine und mittlere Unternehmen drohen, ...,
aus dem Raster mit den Eckpunkten Renditefähigkeit, Ausfallrisiko und Minderung des
bankbetrieblichen Aufwands zu fallen." Weiterhin stellte er fest: ,,Der Vorwurf vieler
Unternehmer, die Kreditbereitschaft der Banken steige proportional mit der Betriebsgrösse,
hat sich zum Schaden aller leider auch in jüngster Zeit nur allzu oft bewahrheitet.".
25
Auch
Lichtblau ist derselben Auffassung: ,,...So weit zusätzliche Belastung aus Basel II entstehen,
dürften sie einer bekannten Untersuchung zufolge bei den kleineren Unternehmen am
stärksten sein. Das Zusammentreffen von hoher Verschuldung und geringer Ertragskraft
dürfte folglich die kleinen Unternehmen stärker belasten als die grösseren Unternehmen."
26
Aus den zitierten Aussagen und dem Anliegen dieser Arbeit lässt sich also ableiten, welche
Gruppe von gewerblichen Kreditnehmern hier anvisierten wird. Unternehmen, welche die
aufgrund ihrer Grösse begrenzten Finanzierungsbedürfnisse nicht am Kapitalmarkt
befriedigen können und stattdessen stark auf Bankkrediten eingestellt sind, sollen in dieser
Arbeit als die typischen ,,KMU" gelten. Ausgeschlossen von den hier behandelten
25
Vgl. Ohoven, S.79.
26
Vgl. Lichtblau, S.331.

Kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland
12
Unternehmen sollen schliesslich so genannte ,,Startup"-Unternehmen
27
sein, die sich
typischerweise durch so genanntes Venture Capital, also in spekulativer Absicht zur
Verfügung gestelltem (Risiko-) Eigenkapital finanzieren; das Gleiche soll auf der anderen
Seite gelten für Unternehmen, die aufgrund ihrer Grösse
28
und arbeitsteiligen
Organisationsstruktur nicht mehr als Klein- oder Mittelbetrieb bezeichnet werden können.
2.3 Typische
Finanzierungsstrukturen
2.3.1. Finanzielle Charakterisierung
Die typischen Finanzierungsstrukturen von Klein- und Mittelbetrieben in Deutschland lassen
sich anhand einer Vielzahl von Kennzahlen umreissen. Durch sie können KMU von
Grossunternehmen abgegrenzt werden und für den Mittelstand typische Aussagen zu seinem
finanzwirtschaftlichen Charakter getroffen werden. Zu den hier wichtigen finanziellen
Charakteristiken für mittelständische Unternehmen, aus denen sich das typische finanzielle
Profil einem mittelständischen Unternehmens zusammensetzt, zählen die Eigenkapitalquote,
der Grad und die Art der Verschuldung sowie das Vorhandensein von Rückstellungen.
2.3.1.1. Eigenkapital
Als ein in Diskussionen oft genanntes Kennzeichen des deutschen Mittelstand ist eine
niedrige Eigenkapitalquote, diese Quote steigt mit der Unternehmensgrösse an, wie der
Bundesverband Deutscher Banken 2002 für den Durchschnitt der Jahre 1995 bis 1999
feststellt. So steigt sie stetig von 20,3% für Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 1-2,5
Mio. Euro auf 30,5% für Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 250 Mio. Euro.
Auf der Ebene der Rechtform lässt sich der Sachverhalt einer geringen Eigenkapitalquote für
mittelständische Unternehmen aus der Entwicklung der Jahre 1994 bis 1999 ablesen, in denen
sich die durchschnittliche Eigenkapitalquote aller Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe,
im Handel und Verkehr um 25,4% erhöhte, sich die Quote bei den darin enthaltenen
Personengesellschaften nur um 2,5% erhöhte und die Eigenkapitalquote bei den darin
27
In der Regel kleinste, stark innovative Unternehmungen in der Gründungsphase, bei denen das
Zurverfügungstellen von Kapital den Charakter einer spekulativen Eigenkapitalfinanzierung hat.
28
Es wird hier allerdings keine Notwendigkeit und kein Nutzen darin gesehen, explizit einen Schwellenwert
zwischen KMU und Grossunternehmen zu setzen.

Kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland
13
enthaltenen Einzelunternehmen sogar um eben 25,4% verringerte.
29
Dazu muss zum
Verständnis hinzugefügt sein, dass zum Beispiel im Jahre 1998 von allem Einzelunternehmen
und Personengesellschaften in Deutschland 99,5% nach Massgabe des IfM als
,,mittelständisch" galten.
30
Es zeigt sich, dass die (positive) Entwicklung bei der
Eigenkapitalquote aller Unternehmen vor allem von den Grossunternehmen getragen wurde,
wogegen die Eigenkapitalquote bei den KMU immer weiter zurückging.
2.3.1.2. Verschuldung
Spiegelbildlich zu Eigenkapitalquote stellen sich die Verbindlichkeiten deutscher
Unternehmen dar. Es gilt dabei, dass mit steigender Umsatzgrössenklasse der Grad der
Verschuldung des Unternehmens abnimmt. Bei der Aufstellung der Eigenmittelausstattung
der Unternehmen nach Rechtsformen Jahren 1999 zeigt sich sogar eine bilanzielle
Überschuldung der Einzelunternehmen in Höhe von 10%.
31
Alle Nichtkapitalgesellschaften
zusammen weisen eine Gesamtverschuldung in Höhe von 94,8% auf, Kapitalgesellschaften
hingegen waren 1999 mit 75,7% der Bilanzsumme verschuldet.
32
Art der Verschuldung: Der Anteil der kurzfristigen Verbindlichkeiten aller Unternehmen an
den Gesamtverbindlichkeiten bewegt sich immer leicht über 72%.
33
Unterschiede treten
jedoch zu Tage, wenn man die einzelne Rechtsformen betrachtet. Besieht man die Anteile der
kurzfristigen Verbindlichkeiten im Verhältnis zu den jeweiligen Bilanzsummen, stellt also in
dieser Weise die Abhängigkeit des Unternehmens von seinen kurzfristigen Verbindlichkeiten
dar, ergibt sich: Einzelunternehmen finanzieren ihre gesamten Aktiva zu 63,9% kurzfristig,
bei den Personengesellschaften liegt dieser Anteil bei 51,8% und die Kapitalgesellschaften
sind lediglich zu 39,5% kurzfristig verschuldet.
34
29
Vgl. Deutsche Bundesbank I, S.58.
30
Vgl. Wallau, S.6.
31
Der Befund einer bilanziellen Überschuldung der Einzelunternehmen ist allerdings auch vor dem Hintergrund
zu sehen, dass deren Jahresabschlüsse nicht alle Vermögenswerte zeigen, die als haftendes Kapital
tatsächlich verfügbar sind. Vielfach liegt es im Gestaltungsbereich der Eigentümer, ob
Vermögensgegenstände der privaten oder der betrieblichen Sphäre zugeordnet werden. Nach wie vor ist es
aus steuerlichen Gründen attraktiv, Finanzanlagen und Immobilien im Privatvermögen zu halten. Letztlich
haftet aber der Einzelunternehmer auch mit dem nichtbilanzierten Vermögen für die
Firmenverbindlichkeiten. Zudem werden Teile des Privatvermögens bei der Beschaffung von Krediten häufig
als Sicherheiten eingebracht.
32
Vgl. Deutsche Bundesbank I, S.59.
33
Längsschnittanalyse von 1994 bis 1999.
34
Vgl. Deutsche Bundesbank, Monatsbericht Dezember 2001, S.66f und eigene Berechnungen. Informativ:
Betrachtet man hingegen die kurzfristige Verschuldung pro Gesamtverschuldung, so kehrt sich die

Kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland
14
Bei einer Herausnahme des (langfristig gebundenen) Anlagevermögens aus den
Berechnungen würden die kurzfristigen Verschuldungen noch höher ausfallen; der Anstieg
wäre dann aber bei den Grossunternehmen bei einer postulierten höheren Anlagenintensität
der Leistungserstellung stärker. Trotzdem bleibt das Bild einer mit der Unternehmensgrösse
sinkenden Verschuldung und einem stark von Krediten abhängigen Mittelstand bestehen.
2.3.1.3. Rückstellungen
Rückstellungen stellen für ein Unternehmen eine Quelle der Eigenfinanzierung ohne
Kündigungs- und Zinsänderungsrisikos dar. Es zeigt sich wiederum, dass mit wachsender
Umsatzgrössenklasse ebenfalls der Anteil der Rückstellungen an der Bilanzsumme
zunimmt.
35
Auch nach Rechtsform gegliedert bestätigt sich dieses Bild, Kapitalgesellschaften
hatten 1999 Rückstellungen in Höhe von 24,7%, Personengesellschaften in Höhe von 12,7%
und Einzelunternehmen lediglich in Höhe von 4,1 Prozent gebildet.
36
Je kleiner ein
Unternehmen ist, umso weniger stark kann es statistisch gesehen auf Rückstellungen zu
Unternehmensfinanzierung zurückgreifen; es festigt sich auch hier der Eindruck eines in
höherem Masse von externer Finanzierung abhängigem Mittelstand im Vergleich zu
Grossunternehmen.
2.3.2. Finanzieller Charakter des Mittelstands
Anhand der beschriebenen Bilanzstrukturkennzahlen deutscher Unternehmen lassen sich für
den Mittelstand typische Aussagen bezüglich seiner finanziellen Charakterisierung treffen.
Kleine und mittlere Unternehmen stellen sich als relativ stark verschuldet dar, die ihre Aktiva
zu einem grossen Teil fremd finanzieren. Dabei nimmt die kurzfristige Verschuldung eine
tragende Rolle ein, was sich aber im Hinblick auf eine unterstellte stärkere Haltung von
(kurzfristig liquidierbarem) Umlaufvermögen wieder relativiert.
Es ergibt sich das Bild einer Abhängigkeit von Bankkrediten, die in Deutschland traditionell
tatsächlich eine grosse Rolle spielen. So finanzieren sich die Unternehmen mit einem Umsatz
zwischen 1 und 50 Millionen Euro (,,klassische Mittelstand") zu 27% mit Bankdarlehen und
Reihenfolge um. Die Verschuldung dieser Art von Kapitalgesellschaften (78,4%) liegt im Zeitraum 1994-
1999 immer über derjenigen der Personengesellschaften (68,6%) oder gar der Einzelunternehmen (61,8%).
35
Siehe Tabelle 3.
36
Vgl. Deutsche Bundesbank I, S.56.

Kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland
15
45% aller Verbindlichkeiten der Nicht-Kapitalgesellschaften im Jahre 1999 waren solche
gegenüber Kreditinstituten; dies ist ein deutlicher Beleg für die starke Bankorientierung in der
Finanzierung des Mittelstands.
37
Es kann dabei als gesichert gelten, dass das typische
mittelständische Unternehmen in der Regel über mehrere Bankverbindungen verfügt, von
denen eine als herausgehoben, als ,,Hausbank", gelten kann.
38
Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen haben vor allen eine Bedeutung in der
kurzen Frist. Sie ist hier sogar grösser als die der Bankfinanzierung; bei den Nicht-
Kapitalgesellschaften waren 1999 35% aller Verbindlichkeiten solche aus Lieferungen und
Leistungen anderer Unternehmen, 29% aller Verbindlichkeiten waren kurzfristige
Bankfinanzierung.
39
Da sich Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen anderer
Unternehmen typischerweise im Umlaufvermögen widerspiegelt, sollen aufgrund der
Wahrung der ,,Goldenen Finanzierungsregel"
40
die Finanzierung aus dieser Quelle nicht zum
Schaden der Unternehmensstabilität gelten.
Weiterhin charakteristisch für deutsche KMU ist der Fakt, dass dort nicht in einem grossen
Masse auf die Finanzierung aus Rückstellungen zurückgegriffen werden kann; dies scheint
nur Grossunternehmen mit ihren umfangreicheren Pensionsrückstellungen ,,vergönnt". Fazit
hier ist wieder, dass kleine und mittlere Unternehmen stärker auf Fremdfinanzierung
angewiesen sind als Grossunternehmen.
Es soll zu den betrachteten Zahlen im Hinblick auf möglicherweise falsche
Schlussfolgerungen bemerkt werden, dass bei den mit weniger Eigenkapital ausgestatteten
kleinen und mittleren Unternehmen (typischerweise die Gruppe der Nicht-
Kapitalgesellschaften) der Anteil der Personunternehmen besonders hoch ist und hier die
bereits erwähnten Schwierigkeiten bei der Trennung von Unternehmens- und Privatsphäre
besonders stark zum Tragen kommen. In der folgenden Tabelle 3 werden noch einmal
wichtige Bilanzstrukturkennzahlen deutscher Unternehmen im Durchschnitt der Jahre 1995
bis 1990 zusammengefasst, um ihren Verlauf mit ansteigender Unternehmensgrössenklasse zu
kennzeichnen.
37
Vgl. Deutsche Bundesbank I sowie eigene Berechnungen aus Deutsche Bundesbank I, S.67.
38
Vgl. Die Bank, Mai 2002, S.329.
39
Eigene Berechnungen aus Deutsche Bundesbank I, S.67.
40
Kongruenz der Laufzeiten von Finanzierung und Vermögensgegenstand.

Kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland
16
Umsatzgrössenklassen
in Mio.
Eigenkapitalquote
in %
Verbindlichkeiten in
%
Rückstellungen in
%
1 bis 2,5
20,3
73,0
6,7
2,5 bis 5
22,1
70,1
7,8
5 bis 25
27,5
63,4
9,1
25 bis 50
29,4
59,9
10,8
50 bis 125
30,5
53,8
15,7
125 bis 250
34,1
46,6
19,3
>
250 30,3 40,7 28,9
Gesamt
30,5 42,6 26,9
Tab.3 Bilanzstrukturkennzahlen nach Unternehmensgrössenklassen
41
41
Vgl. Die Bank, Mai 2002, S.327.

Die Baseler Eigenkapitalvereinbarungen
17
3. Die Baseler Eigenkapitalvereinbarungen
3.1 Risiken im internationalen Bankensystem
Kreditinstitute spielen eine besondere Rolle in modernen Volkswirtschaften. Sie sind nicht
nur Mittler zwischen Kreditnehmern und Einlegern, sondern stellen darüber hinaus vielfältige
nicht bilanzwirksame Finanzdienstleistungen zur Verfügung. Dabei ist der professionelle
Umgang mit Kredit-, Markt-, Liquiditäts- und anderen (vor allem operationellen) Risiken eine
der wichtigsten Leistungen dieser Finanzintermediäre. Solche Risiken dürfen jedoch nicht zu
Instabilitäten im internationalen Bankensystem führen, wenn sich lokale Bankenkrisen
aufgrund der vielfältigen Verflechtungen zwischen den Banken auch länderübergreifend
fortpflanzen. Wie die Finanzkrise in Südost-Asien von 1997 gezeigt hatte, können
umfassende Bankenkrisen aufgrund riskanter und in der Folge ausgefallener
Kreditauslegungen in einem ganzen Wirtschaftsraum verheerend wirken, wenn Kapital
mangels Vertrauen in die Solvenz der Kreditinstitute und Finanzdienstleister ,,flieht".
Währungs- und Wirtschaftskrisen mit globalen Folgen für den internationalen (Real-)
Wirtschaftsverkehr waren in diesem Fall die Folge.
Über die eigene Risikovorsorge der Institute hinaus wurden deshalb durch den Baseler
Ausschuss für Bankenaufsicht besondere Aufsichtsregeln für Kreditinstitute geschaffen
42
,
unter denen die Regeln zur Eigenkapitalhinterlegung als ,,Risikopuffer" eine herausragende
Rolle einnehmen.
43
Es soll so verhindert werden, dass einerseits Kreditinstitute in hohem
Umfang riskante Kreditengagements eingehen und andererseits trotz aller Vorsicht immer
vorkommende Kreditausfälle nicht zu einem Liquiditätsengpass der Bank führen. Im
vorliegenden Teil der Arbeit soll ein Ein- und Überblick über die Baseler
Eigenkapitalvereinbarungen gegeben werden, die ab 2006 auch für die deutsche
Kreditwirtschaft verbindlich werden sollen und in besonderer Weise die Finanzierung kleiner
und mittlerer Unternehmen in Deutschland beeinflussen könnten.
42
Mit Umsetzung in nationales Recht wie dem Kreditwesengesetz (,,KWG") für ,,Kreditinstitute,
Finanzdienstleistungsinstitute, Finanzholding-Gesellschaften und Finanzunternehmen" in Deutschland, über
welche die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht die Aufsicht nach den Vorschriften des KWG
ausübt. Vgl. KWG, §§1ff, 6.
43
Vgl. KWG §10 Abs.1 Satz 1: ,,Die Institute müssen im Interesse der Erfüllung ihrer Verpflichtungen
gegenüber ihren Gläubigern, insbesondere zur Sicherheit der ihnen anvertrauten Vermögenswerte,
angemessene Eigenmittel haben." Sowie den weiteren Vorschriften zur Eigenmittelausstattung der Institute
im KWG Zweiter Abschnitt, Unterabschnitt 1.

Die Baseler Eigenkapitalvereinbarungen
18
3.2 Die Baseler Eigenkapitalvereinbarung von 1988
Der Hauptgrund für die Einführung der Basler Eigenkapitalvereinbarung von 1988 (,,Basel I")
war die Besorgnis in den G10-Ländern, dass das Eigenkapital der wichtigsten Banken
weltweit auf einen gefährlich tiefen Stand gefallen war. Banken benötigen dieses
Eigenkapital, um Verluste abzufedern, und es stellt für die Eigentümer (Shareholder der
Bank) einen Anreiz dar, ihre Geschäfte auf umsichtige Weise zu tätigen. Die
Eigenkapitalvereinbarung von 1988 verlangt von den international tätigen Banken in den
G10-Ländern, dass sie für ihre Aktiva, die je nach Risikogehalt unterschiedlich gemessen
werden, zumindest 8 % Eigenkapital halten.
44
Bei der Risikomessung wird ein Ansatz nach einzelnen Portfolios gewählt, wobei die
Forderungen entsprechend ihrer Schuldnerkategorie vier Risikogewichten zugeteilt werden.
45
Die Gewichtungen für die verschiedenen Aktivakategorien sieht wie folgt aus:
Risikogewicht Eigenkapital-
hinterlegung
Art der Aktiva
0%
0%
Forderungen gegenüber OECD-Staaten
20% 1,6%
Forderungen gegenüber Nicht-OECD-
Staaten und Banken aus OECD-Staaten
50% 4%
Hypothekenbesicherte
Kredite
100% 8%
Forderungen gegenüber dem privaten
Nichtbankensektor
Tab.4 Risikogewichte und Eigenkapitalhinterlegung nach Basel I
44
Es gibt auch eine Reihe von Anforderungen für ausserbilanzielle Engagements mittels Garantien, Zusagen,
Terminforderungen usw. Hier handelt es sich um den einzigen komplexen Abschnitt der
Eigenkapitalvereinbarung von 1988, in dem ein Ansatz in zwei Schritten erforderlich ist: Dabei rechnen die
Banken ihre ausserbilanziellen Positionen mit Hilfe einer Skala von Konvertierungsfaktoren in einen
kreditäquivalenten Betrag um; die Positionen werden anschliessend auf der Basis der Risikogewichtung der
Gegenpartei gewichtet.
45
Vgl. Basel VI, S.11.

Die Baseler Eigenkapitalvereinbarungen
19
Die Eigenkapitalhinterlegung bezieht sich auf das gesamte Eigenkapital einer Bank, das für
die Begrenzung des Insolvenzrisikos einer Bank und der möglichen Kosten für die Einleger
beim Konkurs der Bank sowie für das Erhalten des Vertrauens der Einleger von Kapital
entscheidend ist. Die zwei Hauptziele der Eigenkapitalvereinbarung sind die Sicherung einer
angemessenen Eigenkapitalausstattung im internationalen Bankwesen und die Schaffung
einheitlicherer Wettbewerbsbedingungen, so dass Banken ihr Geschäft ohne angemessene
Eigenkapitalunterlegung nicht mehr weiter ausbauen konnten.
46
Die Regelungen von Basel I
stellen kein internationales Recht oder Gesetz dar, wurden jedoch weltweit in die nationalen
Kreditgesetzgebungen aufgenommen.
3.3 Die Neue Baseler Eigenkapitalvereinbarung
Im Jahre 1999 beschloss der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht, eine neue Regelung als
Ersatz für Basel I vorzulegen, die den offensichtlich geworden Schwächen von Basel I
begegnen sowie den gestiegenen Anforderungen der Risikovorsorge im immer dynamischer
werdenden Weltfinanzsystem gerecht werden.
3.3.1. Motive für Basel II
Als Hauptgrund für die Unzulänglichkeit von Basel I ist die zu wenig differenzierte Messung
und Hinterlegung der Forderungen im Aktivakorb der Banken zu sehen.
47
Die pauschale
Hinterlegung zum Beispiel aller Aktiva im Korb ,,Forderungen an Nichtbanken" mit 8%
Eigenkapital führt zu der suboptimalen Situation, dass Forderungen mit einen niedrigen
Ausfallrisiko ebenso stark hinterlegt werden müssen wie Forderungen mit einen höheren
Ausfallrisiko. Dies führt für Kreditnehmer zu einer Quersubventionierung schlechter
Schuldner durch gute; hohes Kreditrisiko wird nicht als solches erkannt und entsprechend
(hoch) bepreist. Auf der Bankenseite werden die Banken unter Basel I angeregt, werthaltige
Aktiva aus der Bilanz zu entfernen und so die durchschnittliche Qualität der
Bankkreditportfolios zu senken.
48
Ausserdem erkennt die Eigenkapitalvereinbarung von 1988
die Methoden zur Minderung des Kreditrisikos wie Sicherheiten und Garantien nur
46
Vgl. Basel VI, S.11.
47
Vgl. Basel VI, S.12.
48
Womit sich ein für das vorhandene Risiko zu gering mit Eigenkapital hinterlegtes Forderungsportfolio
ausbildet.

Die Baseler Eigenkapitalvereinbarungen
20
ungenügend an. Vorgesehen ist nun mit Basel II, von einer pauschalisierten
Eigenkapitalunterlegung von Krediten wegzugehen und stattdessen die Bonität eines
kreditnehmenden Unternehmens zum Masstab für die Höhe des seitens der Banken
erforderlichen Eigenkapitals zu machen. Grundlage für die Einstufung sollen Ratings bilden.
3.3.2. Aufbau und Inhalte
Die neue Regelung sieht bei der Bestimmung des von der Bank zu hinterlegenden
Eigenkapitals eine Reihe von einfachen und fortgeschritteneren Ansätzen zur Messung des
Kreditrisikos und des operationellen Risikos vor. Sie gibt einen flexiblen Rahmen vor,
innerhalb dessen eine Bank, unter Vorbehalt der aufsichtlichen Überprüfung, einen Ansatz
verwenden kann, der ihrer Komplexität und ihrem Risikoprofil am besten entspricht.
Ausserdem werden die Banken in der neuen Regelung für strengere und präzisere
Risikomessung gezielt belohnt.
49
Der Ausschuss vertritt die Ansicht, dass die Vorteile eines
Systems, in dem sich das Eigenkapital stärker an die Risiken anlehnt, wesentlich grösser sind
als der Aufwand und dazu führen werden, dass das Bankensystem an Sicherheit, Solidität und
Effizienz gewinnt.
50
Basel II sie weiterhin vor, dass die bankeigenen (internen) Risikosteuerungssysteme weiter
verbessert und diese durch die zuständigen Aufsichtsinstanzen überprüft werden. Mit diesem
neuen Element wird in Deutschland und vielen anderen Ländern, in denen die
Aufsichtstätigkeit bisher vor allem durch die Analyse von Meldungen und Berichten der
Banken sowie der Prüfungsberichte der Wirtschaftsprüfer gekennzeichnet ist, ein
Paradigmenwechsel zu einer stärker qualitativ ausgerichteten Bankenaufsicht vollzogen.
Darüber hinaus ist eine Erweiterung der Offenlegungspflichten für Banken vorgesehen, um
die disziplinierenden Kräfte der Märkte
51
komplementär zu den regulatorischen
Anforderungen zu nutzen.
Der neue Baseler Eigenkapitalakkord besteht daher aus drei sich gegenseitig ergänzenden
Säulen, um die Stabilität des nationalen und des internationalen Bankensystems besser
49
Durch die optimale Ausnutzung des vorhandenen Hinterlegungskapitals, d.h. ein grösstmögliches Volumen an
Kreditauslagen pro Einheit hinterlegtem Eigenkapital als Basis für die Ertragsmaximierung (als Ziel
vorrausgesetzt) im Kreditgeschäft.
50
Vgl. Basel VI, S.2.
51
Wirtschaftliche Einschätzung der Kreditinstitute durch externes Publikum, insbesondere durch Shareholder
und potentielle Investoren.

Die Baseler Eigenkapitalvereinbarungen
21
abzusichern: Mindestkapitalanforderungen, Aufsichtliches Überprüfungsverfahren und
Publizitätsanforderungen durch erweiterte Offenlegung. Abbildung 2 fasst die grundlegenden,
unten näher erläuterten Komponenten von Basel II zusammen:
Abb.2 Aufbau der Baseler Eigenkapitalvereinbarung Basel II
52
52
Nach Grunert, J./Kleff, V./Norden, L./Weber, M., S.5.

Die Baseler Eigenkapitalvereinbarungen
22
3.3.2.1. Mindestkapitalanforderungen
Die Mindestkapitalanforderungen beruhen wie bisher auf einer durchschnittlichen
Eigenkapitalquote von 8% für das gesamte Kreditportfolio. Die risikogewichteten Aktiva
ergeben sich aus der Summe der risikogewichteten Aktiva für das Kreditrisiko, den
Eigenkapitalanforderung für das Marktrisiko und für das operationelle Risiko.
53
Diese
Komponenten lassen sich wie folgt darstellen:
%
8
llesRisiko
operatione
o
Marktrisik
ko
Kreditrisi
al
Eigenkapit
+
+
Abb.3 Allgemeine Formel für das regulatorische Eigenkapital
Die Neuerungen von Basel II betreffen vor allem die Messverfahren für die einzelnen
Risikokomponenten; für die Bestimmung des Kreditrisikos können dabei verschiedene
Verfahren benutzt werden.
54
Unter Kreditrisiken sind die Risiken zu sehen, die aus der
vorhandenen Ausfallwahrscheinlichkeit eines singulären Engagements entstehen; diese
Risiken beziehungsweise die Bewertung dessen ist von grundlegender Bedeutung für das
Wesen dieser Arbeit. In Abhängigkeit der Wahl des Verfahrens der Bestimmung der
Faktoren für die Eigenkapitalhinterlegung erfolgt die Bestimmung eines Kreditrisikos
entweder durch eine externe Stelle (Ratingagentur) oder in einem internen Ratingprozess
durch die Bank. Die einzelnen Verfahren stellen sich wie folgt dar:
Standardverfahren mit externem Rating
Der Standardansatz basiert auf der Eigenkapitalvereinbarung von Basel I; das zu hinterlegen
Eigenkapital ergibt sich wie bisher als Produkt des ausstehenden Kreditbetrages und eines
vorgegebenen Risikogewichts. Die Höhe dieses Risikogewichts ist im Standardansatz
abhängig von den Bonitätsbeurteilungen durch externe Ratingagenturen. Dabei legen die
nationalen Aufsichtsbehörden fest, welche Ratings (d.h. von welchen Ratingagenturen)
53
Vgl. Deutsche Bundesbank II, S.17.
54
Basler Ausschuss für Bankenaufsicht II, §17.

Die Baseler Eigenkapitalvereinbarungen
23
benutzt werden dürfen.
55
Auf Grundlage der erfolgten Beurteilung eines Kreditnehmers unter
Einstufung in eine Bonitätsklasse
56
sind für den Standardansatz Risikogewichte
entsprechender folgenden Tabelle vorgesehen, die zur Berechnung der
Eigenkapitalhinterlegung herangezogen werden müssen:
Abb.4 Risikogewichte im Standardansatz von Basel II
57
Zur Verringerung des zu hinterlegenden Eigenkapitals und damit tendenziell der für den
Kredit zu zahlenden Zinsen besteht die Möglichkeit, Sicherheiten zu hinterlegen. Folgende
Sicherheiten führen zu einer Reduktion der offenen Kreditposition und damit zu einer
geringeren Eigenmittelunterlegung
58
, sofern die rechtliche Durchsetzbarkeit und eine geringe
Korrelation mit dem Kredit gewährleistet sind: Bareinlagen, Staatsanleihen und Aktien, falls
gewisse Bedingungen erfüllt sind sowie Gold. Darüber hinaus erhalten Forderungen, die
vollständig durch Hypotheken auf Wohnimmobilien besichert sind, ein Risikogewicht von
50%.
59
55
Durch die Aufsichtsbehörden werden im Rahmen eines öffentlichen Anerkennungsverfahrens die
Kriterienobjektivität, Unabhängigkeit, internationaler Zugang zu den Ergebnissen, transparent und
Glaubwürdigkeit der externen Ratingagenturen geprüft.
56
Siehe dazu Anhang IV als Beispiel für international anerkannte Bonitätsklassen.
57
Vgl. Wilkens et al., S.188.
58
Vgl. Basel II, §61.
59
a.a.O., §76.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Erscheinungsjahr
2002
ISBN (eBook)
9783832462246
ISBN (Paperback)
9783838662244
DOI
10.3239/9783832462246
Dateigröße
4.9 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Bremen – Wirtschaftswissenschaft
Erscheinungsdatum
2002 (Dezember)
Note
1,0
Schlagworte
finanzierung unternehmen deutschland berücksichtigung probleme neuen baseler eigenkapitalvereinbarung basel
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Titel: Finanzierung kleiner und mittelständischer Unternehmen in Deutschland unter Berücksichtigung der Probleme der Neuen Baseler Eigenkapitalvereinbarung (Basel II)
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