Lade Inhalt...

Studien zum Thema Bovine Spongiforme Enzephalopathie (BSE)

Unter besonderer Berücksichtigung der möglichen Übertragung auf den Menschen durch Lebensmittel tierischer Herkunft

©2001 Diplomarbeit 157 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Es gibt wohl kaum drei Buchstaben, die in dieser Reihenfolge in den letzten Monaten und Jahren häufiger genannt wurden als folgende: „BSE“. Keine andere Krankheit hat in den vergangenen Jahren die Menschen mehr bewegt wie die Bovine Spongiforme Enzephalopathie. Also eine Rindererkrankung, die ein normales Gehirn in einen Schwamm verwandeln kann. Diese Krankheit befällt aber nicht mehr nur Rinder. Auch Menschen sind von ihr betroffen. Hier wird sie dann nVCJK bzw. VCJK genannt, d.h. eine neue Form bzw. eine Variante der schon seit längerem bekannten Creutzfeldt-Jakob Krankheit. Analog zu BSE bei den Rindern endet auch die nVCJK beim Menschen mit dem Tode.
Es gibt viele Gründe, warum die Menschen beim Stichwort BSE oftmals panische Reaktionen zeigen. Bei dem Krankheitsverursacher handelt es sich um eine neue bisher unbekannte Erregerart. Die hohe Resistenz, die ihn von allen anderen Krankheitserregern unterscheidet.
Ein Grund aber übertrifft alle anderen und diesem hat das Molekül, welches auch „Prion“ genannt wird, seine Berühmtheit zu verdanken. Es ist die Tatsache, daß der Erreger das Zentrale Nervensystem angreift und hier im Besonderen das Organ, das einen Menschen erst zum Menschen macht, sein leistungsfähiges Gehirn. Es bedingt seine hohe Intelligenz und unterscheidet ihn daher von allen anderen Lebewesen. Genau hier erfolgt aber das Zerstörungswerk des Erregers.
Der betroffene Mensch verliert seine intellektuellen Fähigkeiten und stirbt schließlich an den Folgen des Absterbens der Nervenzellen.
Aber wie sieht es nun in der Bevölkerung aus?
Fast jeder Mensch auf der Straße kann aufgrund der Berichterstattung in den Medien mit dem Begriff „BSE“ etwas anfangen. Die meisten denken dabei an kranke Rinder, die schwankend und orientierungslos durch die Gegend laufen und schließlich wegen eines „durchlöcherten“ Gehirns zugrunde gehen.
Weiter interessieren sie sich für diese Problematik nicht. Andere dagegen ließen sich von der aufkommenden Hysterie anstecken, nachdem bekannt wurde, daß Lebensmittel eine Gefahr darstellen könnten. Sie wurden aufgrund dieser Krankheit zum Vegetarier bzw. sogar zum Veganer, in der Hoffnung, so einem möglichen Risiko aus dem Wege zu gehen.
Die große Masse der Menschen aber kauft heute wieder so ein, nachdem das Thema fast aus den Medien verschwunden ist, wie sie es auch schon vor der Krise getan hat. In der Hoffnung, daß die Maßnahmen, die zur Eindämmung der Krankheit beschlossen wurden, […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 6214
Dresmann, Holger: Studien zum Thema Bovine Spongiforme Enzephalopathie (BSE) -
Unter besonderer Berücksichtigung der möglichen Übertragung auf den Menschen durch
Lebensmittel tierischer Herkunft
Hamburg: Diplomica GmbH, 2002
Zugl.: Bremerhaven, Fachhochschule, Diplomarbeit, 2001
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte,
insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von
Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der
Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen,
bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung
dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen
der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik
Deutschland in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich
vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des
Urheberrechtes.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in
diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme,
dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei
zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.
Die Informationen in diesem Werk wurden mit Sorgfalt erarbeitet. Dennoch können
Fehler nicht vollständig ausgeschlossen werden, und die Diplomarbeiten Agentur, die
Autoren oder Übersetzer übernehmen keine juristische Verantwortung oder irgendeine
Haftung für evtl. verbliebene fehlerhafte Angaben und deren Folgen.
Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2002
Printed in Germany

Inhaltsverzeichnis
Seite
1. Einleitung
1
2. Methodik der Datenermittlung...2
2.1 Fragenkatalog
4
2.2 Angeschriebene Institute, Forschungseinrichtungen und Ministerien ...6
2.3
Angeschriebene
Firmen
7
2.4 Ergebnis der Korrespondenz...12
2.5 Zusammenfassende Betrachtung der Korrespondenz
13
3. Einführung in das Thema...14
3.1 Allgemeines über TSE-Erkrankungen
14
3.2 Nähere Erläuterungen zu den TSE's...15
3.2.1 TSE
Erkrankungen
des
Menschen
15
3.2.2 TSE's beim Tier...17
3.2.3 Tabellarische Zusammenfassung der Krankheiten
21
4. BSE: Die Chronologie der Krise...22
5. Hypothesen zur Entstehung der bovinen spongiformen Enzephalopathie (BSE) 26
5.1 Erläuterungen zur 1. Hypothese
27
6. BSE-Fälle in Großbritannien und in ganz Europa...28
6.1
Großbritannien
28
6.2 Im übrigen Europa...29
6.3 Erläuterung
zu
den
Zahlen
30
6.3.1 Illegale Tiermehltransporte in die Schweiz...31
6.4 Die Born After Ban (BAB)-Problematik
33
6.4.1 Erklärungsmodelle für die BAB-Fälle...33
7. Zum Wesen des Erregers
34
7.1 Virus-Hypothese...36
7.2
Virino-Hypothese
37
8. Das Prion ...38
8.1 Die
pathogene
Prionform
40
8.2 Ursache der Resistenz von PrP
Sc
gegenüber Protease...41
8.3 Vergleich des physiologischen (PrP
C
) und des pathologischen
42
(PrP
Sc
) Proteins
8.4 Prion Vermehrung (Replikation)...42
8.4.1 Prion-Dimer Hypothese nach Prusiner
43
8.4.2 Polymerisationsmodell nach Lansbury...43

9. Der Weg des Erregers bei peripherer Inokulation
44
9.1 Eine Hypothese zum Übergang des BSE-Erregers in den Körper...45
10. Mechanismus des Absterbens der Nervenzellen
46
11. Modelle zur Inaktivierung der pathogenen Form im menschlichen Körper
47
12.
BSE-Diagnose
48
12.1 Wichtige klinische Symptome von BSE...48
12.2 Kennzeichen von BSE im Gehirn und Rückenmark
49
13. Diagnose von TSE-Erkrankungen
50
13.1 Am lebenden Tier...50
13.2 Histologie des krankhaft veränderten
Gehirns
52
14. Differenzierung zwischen CJK und nVCJK
54
15. Der BSE-Schnelltest...55
15.1 Maßnahmen bei Bestätigung eines BSE-Falls nach dem BSE-
56
Schnelltest
15.2 Vorgehensweise bei den BSE-Schnelltests...57
15.3 BSE-Schnelltest ,,Prionics-Check" der Schweizer Firma
58
Prionics
15.4 Anzahl der pro Bundesland durchgeführten...59
BSE-Schnelltests in Deutschland
16. Abschätzung des Gefährdungspotentials durch
60
Lebensmittel tierischer Herkunft
16.1 Zusammenhang zwischen BSE- und nVCJK...61
16.1.1 Entwicklung der BSE-Fälle und der nVCJK-Fälle im
61
Vergleich zueinander
17. Risikoanalyse von Fleisch- und Fleischprodukten...62
17.1 Gründe für die Übertragung des BSE-Erregers auf den
62
Menschen durch Fleisch- und Fleischprodukte
17.2 Spezifiziertes Risikomaterial (SRM)...64
17.3 Infektiosität
von
Rindergeweben
65
17.3.1 Zur Infektiosität von Muskelfleisch...66
17.3.1.1 Stellungnahme von BgVV bzw. der DGE zum Thema 67
Muskelfleisch und Belastung mit pathogenen Prionen
17.4 Kategorisierung von Rindergeweben unter...68
dem Gesichtspunkt der BSE-Infektiosität
17.5 Gefährdungspotential
von
Wurst
69
17.5.1 Separatorenfleisch als Risikofaktor...70
17.5.1.1 Differenzierung zwischen Weichseparation und
70
Hartseparation
17.5.1.1.1 Weichseparation...71
17.5.1.1.2 Hartseparation
71
17.5.2 Risiko von bestimmten Innereien...75
17.5.2.1 Leitsätze für Fleisch und Fleischerzeugnisse...75

17.5.2.2 Der Darm als Risikomaterial
77
17.6 Nachweisverfahren von Bestandteilen des ...78
Nervengewebes in erhitzten Fleischerzeugnissen
17.7 Fazit zum Thema Wurst ...78
17.8 Der Schlachtprozeß als Sicherheitsrisiko
79
17.9 Zusammenfassung
81
18. Risikoanalyse von Milch- und Milchprodukten
82
18.1 Grundlagen über Milch ...82
18.2 Stellungnahmen von Wissenschaftlern und wissenschaftlichen
84
Institutionen zum Thema BSE Gefahr durch Milch- und
Milchprodukte
18.2.1 Wissenschaftler
84
18.2.2 Die Meinung einiger wissenschaftlicher Institutionen ...85
18.3 Studien zur Untersuchung der Milch auf Infektiosität
85
18.3.1 Fakten, die gegen eine Übertragung ...85
von BSE durch die Milch sprechen
18.3.2 Gründe, die für eine Übertragung
86
durch die Milch sprechen
18.4 Kolostralmilch ...87
18.5 Weitere
Forschungen
89
18.6 Zusammenfassung ...89
19. Risikoanalyse von Gelatine
90
19.1 Grundlagen zur Gelatine ...90
19.2 Das Herstellungsverfahren
von
Gelatine
95
19.3 Abschätzung des Gefährdungspotentials durch Gelatine ...99
19.3.1 Stellungnahmen einiger Wissenschaftler zu dem Thema
99
Gefährdungspotential von Gelatine
19.3.2 Stellungnahme des BgVV ...100
19.3.3 Durchgeführte Studien in Bezug auf die
100
BSE-Sicherheit von Gelatine
19.3.4 Weitere Punkte, die zu einer Verminderung ...105
der Infektiosität führen
19.4 Zusammenfassung
107
20. Faktoren zum Schutz vor BSE ...107
21. Rechtliche Regelungen in Sachen BSE
108
21.1 BSE-Vorschriften des Tierseuchen ...112
und Fleischhygienerechts
22. Zusammenfassung der Ergebnisse
115
23. Wörterverzeichnis mit Erklärungen ...117
24.
Literaturverzeichnis
120
24.1 Internetquellen ...131
25.
Anhang
136

Anhang
1. Korrespondenz
(E-Mail
Antworten)
3.
Stellungnahme Zimbo
2. Stellungnahme
Nordmilch
eG
4.
Schriftliche Mitteilung des Bundesministeriums für Verbraucherschutz,
Ernährung und Landwirtschaft an den Bund für Lebensmittelrecht und
Lebensmittelkunde
5.
EU-Recht: Verordnung 2000/418/EG (Risikomaterial)
6.
EU-Recht: Verordnung 2001/2/EG (Risikomaterial)
7.
EU-Recht: Verordnung 2001/233/EG (Risikomaterial)
8.
EU-Recht: Verordung 1999/724/EG (Gelatine)
9.
EU-Recht: Verordnung 94/381/EG (Tiermehlverfütterungsverbot)
10.
Nationales Recht: Neufassung des Verfütterungsverbotsgesetzes vom 29. März 2001
11.
Nationales Recht: Verordnung zur Durchführung von BSE-Schnelltests
12.
Nationales Recht: BSE-Schnelltests (Änderung der bestehenden Verordnung)
13.
EU-Recht: Verordnung 999/2001/EG (Maßnahmen bei einem BSE-Fall)
14.
Nationales Recht: Verordnung (Maßnahmen bei einem BSE-Fall, Kohortentötung)
Abbildungsverzeichnis
Seite
Abb. 1
Kuru des Menschen
15
Abb. 2
Spongiforme Enzephalopathie der Zuchtnerze (TME)
19
Abb. 3
Illegale Tiermehltransporte in die Schweiz
31
Abb. 4
BAB-Fälle
in
der
Schweiz
33
Abb. 5
Der Weg des PrP
C
in
der
Zelle
39
Abb. 6
Tertiärstrukturen des normalen und des ,,kranken" Prionproteins
40
Abb. 7
Schema der Prion-Dimer Hypothese
nach
Prusiner
43
Abb. 8
Polymerisationsmodell
nach
Lansbury
44
Abb. 9, 10, 11 Verhaltensauffälligkeiten bei an Scrapie erkrankten Schafen
50
Abb. 12, 13, 14 Verhaltensauffälligkeiten bei an BSE erkrankten Rindern
51
Abb. 15, 16 Histologie des krankhaft veränderten Gehirns (BSE)
52
Abb. 17
Histologie des krankhaft veränderten Gehirns (FSE)
52

Abb. 18
Spongiforme Veränderungen im Rückenmark
53
eines an BSE verendeten Rindes
Abb. 19, 20 Vergleich zwischen CJK und nVCJK
53
Abb. 21
Vorgehensweise
bei
den
BSE-Schnelltests
57
Abb. 22
BSE-Schnelltest ,,Prionics-Check" der Schweizer Firma Prionics
58
Abb. 23
Anzahl der pro Bundesland durchgeführten
59
BSE-Schnelltests in Deutschland
Abb. 24
Vergleich
BSE
und
nVCJK
Fälle
61
Abb 25 Gewebe eines Rindes, die in Bezug auf BSE eine Relevanz besitzen 69
Abb. 26
Weichseparator
(Firma
Baader)
71
Abb. 27
Hartseparator (Schneckenwellenseparator)
72
Abb. 28
Gewinnung
von
Separatorenfleisch
73
Abb. 29
Manuelles
heraustrennen
des
Rückenmarks
80
Abb. 30
Nährstoffe
der
Milch
82
Abb. 31
Das Aminosäurespektrum von Kollagen
91
Abb. 32
Aufbau
von
Kollagen
92
Abb. 33, 34 Schweineschwarten, Zerkleinerte Knochen (Knochenschrot)
94
Abb. 35-40 Das Herstellungsverfahren von Gelatine
96
Abb. 41
Die
Gelita-Group
102
Abb. 42
Grafische Darstellung der Wirksamkeit der Inaktivierungsverfahren
106
Abb. 43
Etikett
112
Tabellenverzeichnis
Seite
Tabelle 1 Spongiforme
Enzephalopathien
bei Mensch und Tier... 21
Tabelle 2
BSE-Zahlen
in
Großbritannien
28
Tabelle 3
BSE-Zahlen im übrigen Europa...29,30
Tabelle 4
Inaktivierung von Prionen durch chemische Noxen
35
Tabelle 5
Inaktivierung von Prionen durch physikalische Noxen...35
Tabelle 6
Vergleich des physiologischen (PrP
C
) und des pathologischen
42
(PrP
Sc
) Proteins
Tabelle 7
Infektiosität von Rindergeweben...65
Tabelle 8
Vier Kategorien zur Belastung mit pathogenen Prionen
68
bei Rindern und an ähnlichen Krankheiten erkrankten Tieren
Tabelle 9
Wurstsorten mit Separatorenfleischzusatz ...74
Tabelle 10
Wurstsorten
mit
Innereienzusatz
76
Tabelle 11
Zusammensetzung von Milch verschiedener Tierarten und von
83
Frauenmilch in Prozent

1. Einleitung
Es gibt wohl kaum drei Buchstaben, die in dieser Reihenfolge in den letzten Monaten und
Jahren häufiger genannt wurden als folgende: ,,BSE".
Keine andere Krankheit hat in den vergangenen Jahren die Menschen mehr bewegt wie die
Bovine Spongiforme Enzephalopathie. Also eine Rindererkrankung, die ein normales Gehirn
in einen Schwamm verwandeln kann.
Diese Krankheit befällt aber nicht mehr nur Rinder. Auch Menschen sind von ihr betroffen.
Hier wird sie dann nVCJK bzw. VCJK genannt, d.h. eine neue Form bzw. eine Variante der
schon seit längerem bekannten Creutzfeldt-Jakob Krankheit. Analog zu BSE bei den Rindern
endet auch die nVCJK beim Menschen mit dem Tode.
Es gibt viele Gründe, warum die Menschen beim Stichwort BSE oftmals panische Reaktionen
zeigen.
Bei dem Krankheitsverursacher handelt es sich um eine neue bisher unbekannte Erregerart.
Die hohe Resistenz, die ihn von allen anderen Krankheitserregern unterscheidet.
Ein Grund aber übertrifft alle anderen und diesem hat das Molekül, welches auch ,,Prion"
genannt wird, seine Berühmtheit zu verdanken. Es ist die Tatsache, daß der Erreger das
Zentrale Nervensystem angreift und hier im Besonderen das Organ, das einen Menschen erst
zum Menschen macht, sein leistungsfähiges Gehirn. Es bedingt seine hohe Intelligenz und
unterscheidet ihn daher von allen anderen Lebewesen. Genau hier erfolgt aber das
Zerstörungswerk des Erregers.
Der betroffene Mensch verliert seine intellektuellen Fähigkeiten und stirbt schließlich an den
Folgen des Absterbens der Nervenzellen.
Aber wie sieht es nun in der Bevölkerung aus?
Fast jeder Mensch auf der Straße kann aufgrund der Berichterstattung in den Medien mit dem
Begriff ,,BSE" etwas anfangen. Die meisten denken dabei an kranke Rinder, die schwankend
und orientierungslos durch die Gegend laufen und schließlich wegen eines ,,durchlöcherten"
Gehirns zugrunde gehen.
Weiter interessieren sie sich für diese Problematik nicht.

2
Andere dagegen ließen sich von der aufkommenden Hysterie anstecken, nachdem bekannt
wurde, daß Lebensmittel eine Gefahr darstellen könnten. Sie wurden aufgrund dieser
Krankheit zum Vegetarier bzw. sogar zum Veganer, in der Hoffnung, so einem möglichen
Risiko aus dem Wege zu gehen.
Die große Masse der Menschen aber kauft heute wieder so ein, nachdem das Thema fast aus
den Medien verschwunden ist, wie sie es auch schon vor der Krise getan hat. In der Hoffnung,
daß die Maßnahmen, die zur Eindämmung der Krankheit beschlossen wurden, auch
tatsächlich umgesetzt werden, um den Verbraucher zu schützen.
Wie sieht es nun tatsächlich mit dem Gefährdungspotential in Sachen Übertragung
von BSE auf den Menschen aus? Bestand und besteht immer noch ein hohes Risiko, sich
beim Verzehr von bestimmten Produkten, die Ausgangsstoffe tierischen Ursprungs enthalten,
mit der Krankheit zu infizieren?
Um dieses Problem zu erörtern, habe ich mich dazu entschlossen, im Rahmen einer
Literaturrecherche, diese und weitere Fragen so weit wie möglich zu klären.
2. Methodik der Datenermittlung
Bei der Datenermittlung wurde ein besonderer Wert auf die Aktualität gelegt. Diese war
besonders wichtig, da seit dem Bekanntwerden von BSE laufend neue Erkenntnisse
gewonnen werden.
Zur Ermittlung von Informationen zum Thema, wurden zunächst diverse Fachbücher
aktuelleren Datums gesammelt. Dabei waren die Literaturdatenbanken eine wertvolle Hilfe.
Zu ihnen zählten die deutsche agrarwissenschaftliche Literaturdatenbank des
Fachinformationssystems Ernährung, Land- und Forstwirtschaft (ELFIS). Außerdem wurde in
der Online-Fernleihe, die hochschulseitig zur Verfügung gestellt wird und die einem
Bibliotheksverbund von sieben Bundesländern angehört (GBV), nach Literaturhinweisen
gesucht. Weiterhin war das Internet eine sehr wertvolle Hilfe, gerade was die Aktualität
betrifft. Viele Publikationen von Wissenschaftlern zu dem Thema BSE sind mittlerweile auch
über das Internet verfügbar. Die Veröffentlichungen erscheinen dabei in wissenschaftlichen
Magazinen. Nach erfolgter Registrierung lassen sich dann die Zusammenfassungen der
Artikel (meistens kostenlos) oder die gesamte Publikation downloaden (kostenpflichtig).
Die wichtigsten Adressen waren die Homepages der Wissenschaftsmagazine Lancet, Science
und Nature (siehe Literaturverzeichnis
Internetadressen).

3
Diese Online verfügbaren Informationen machten den Großteil der verarbeiteten Literatur aus.
Ein weiterer wichtiger Punkt war die Korrespondenz mit verschiedenen nationalen
Institutionen. Zu diesem Zweck wurde ein Fragenkatalog zusammengestellt.
Auf diese Weise konnten wertvolle Tips für die Beschaffung von relevantem Datenmaterial
zu dem Thema von verschiedenen Verbraucherministerien eingeholt werden.
Ein wichtiger Punkt waren außerdem die Sichtweisen zur Sache von unterschiedlichen
Forschungseinrichtungen und Instituten, die sich mit der BSE-Problematik auseinandersetzen.
Zu nennen sind hier beispielsweise die Bundesanstalt für Fleischforschung in Kulmbach
(Baff) sowie das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und
Veterinärmedizin (BgVV) in Berlin.
Außerdem wurden Stellungnahmen von verschiedenen lebensmittelverarbeitenden Betrieben
eingeholt, die von der BSE-Problematik betroffen sind. Dazu zählten die
Fleischwarenindustrie, die Milchindustrie sowie Firmen, die Gelatine herstellen.
Diese Rohstoffe wurden ausgewählt, weil sie direkt vom betroffenen Individuum stammen
und weil sie in größeren Mengen vom Menschen konsumiert werden.
Die Korrespondenz erfolgte vorwiegend über das Internet via E-Mail bzw. Telefongespräche.
Dazu ist zu sagen, daß wegen der besseren Ausarbeitung der gemachten Aussagen die E-Mail
Korrespondenz bevorzugt wurde.
Nachfolgend ist der Wortlaut des Briefs aufgeführt, mit dem um eine Stellungnahme zur
BSE-Problematik gebeten wurden.
Holger
Dresmann
Bremerhaven,
...
Adolfstraße 12
27576 Bremerhaven
Tel: (0471) 4190342
E-Mail: niagara@arcormail.de
baikal4@yahoo.de
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit diesem Schreiben wende ich mich an Ihr Institut/Unternehmen und hoffe, daß Sie mir zu
dem im weiteren Verlauf des Textes erläuterten Thema weiterhelfen können.
Im Moment studiere ich an der Hochschule Bremerhaven im Fach Lebensmitteltechnologie
mit dem Schwerpunkt: Technologie der Lebensmittel tierischer Herkunft.
Für die erfolgreiche Beendigung meines Studiums habe ich mich dazu entschlossen, im
Rahmen einer Diplomarbeit mit dem Thema ,,BSE" zu beschäftigen.
Die Schwerpunkte bei der durchzuführenden Literaturrecherche sollen dabei die neuesten

4
Forschungsergebnisse in Bezug auf Möglichkeiten der Übertragung der Seuche BSE auf den
Menschen und Auslösung der neuen Variante der Creutzfeldt-Jakob Erkrankung durch die
Aufnahme von Lebensmittel sein. Weiterhin soll eine Risikobewertung von bestimmten
Nahrungsmitteln vorgenommen werden.
Um die Bedeutung der Tierseuche und die von ihr ausgehende Gefahr für den Menschen
abzuschätzen, möchte ich mich außerdem mit den bisher durchgeführten gesetzlichen bzw.
lebensmittelrechtlichen Regelungen zum Schutz der Gesundheit des Verbrauchers detaillierter
beschäftigen.
Zu weiteren Punkten, die für die Erstellung meiner Arbeit von Bedeutung sind, habe ich
einige Fragen zusammengestellt, die am Ende dieses Schreibens folgen.
Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie auf die Fragen näher eingehen würden. Auch über
weitere Informationen und Anregungen zu dieser interessanten Thematik würde ich mich
freuen. Sollte es Ihnen nicht möglich sein, konkrete Antworten zu geben, wäre ich Ihnen
überaus verbunden, wenn ich trotzdem Antwort von Ihnen erhalten würde.
Für Ihre Bemühungen möchte ich mich schon im voraus bedanken und hoffe, daß Sie Zeit
finden, mein Anliegen zu bearbeiten.
Mit freundlichen Grüßen
Holger Dresmann
Der nachfolgend aufgeführte Fragenkatalog erfolgte am Ende des Schreibens.
2.1 Fragenkatalog
Behörden
Folgende Fragen wurden den jeweiligen Firmen, Behörden und Forschungseinrichtungen via
E-Mail zugeschickt, mit der Bitte um Stellungnahme.
A. Fragenkatalog für (Verbraucherministerien, Forschungseinrichtungen)
Wie groß ist die Gefahr von mit BSE-Erregern kontaminierten Lebensmitteln
tatsächlich einzuschätzen?
Gibt es anerkannte wissenschaftliche Beweise, die die Ursache von nVCJK beim Menschen
mit der Aufnahme von mit BSE-Prionen kontaminierten Nahrungsmitteln in Zusammenhang
bringen?
Wer ist für die Verbreitung der Krankheit verantwortlich zu machen?
Wie groß ist das derzeitige Ausmaß der Tierseuche BSE bzw. der Krankheit nVCJK in
Deutschland bzw. in Europa und wie sieht die zukünftige Entwicklung aus?

5
Wie sehen die Testmöglichkeiten aus?
Wird es in absehbarer Zeit Heilungsmöglichkeiten geben und wie könnten die aussehen?
Unternehmen
Weiterhin war die Meinung der betroffenen Unternehmen, d.h. Firmen, die
Fleisch, Milch und Gelatine herstellen bzw. verarbeiten, von Interesse.
Das Ziel war hier den Inhalt der gemachten Aussagen zu BSE genauer zu untersuchen und ihn
mit dem tatsächlichen wissenschaftlichen Stand zu vergleichen.
So sollte schließlich eine Erkenntnis darüber erlangt werden, wie der Wissensstand bei den
betroffenen Unternehmen hinsichtlich BSE ist und mit welcher Qualität Informationen
darüber weitergegeben werden.
a) Fleischverarbeitende Industrie
Fragen
Wie groß ist das Risiko, das von Fleisch-und Fleischprodukten in Sachen BSE ausgeht?
Ist es eindeutig erwiesen, daß sich der Mensch durch den Verzehr von Fleischprodukten
infizieren kann?
Welche Fleischprodukte könnten eine Gefahr darstellen?
Wie sieht die Regelung bei Wursthüllen (Naturdärme, mögliches Risikomaterial) aus?
Welche Wurstsorten könnten auch heute noch problematisch sein?
Werden noch Innereien oder Separatorenfleisch vom Rind für die Herstellung von Wurst
verwendet?
Was hat die Fleischindustrie bzw. Ihr Unternehmen bisher unternommen, um eine Gefahr
für den Verbraucher auszuschließen?
Wie hat sich der Absatz der Fleischprodukte seit dem Bekanntwerden des ersten BSE-Falles
in Deutschland bis heute in Ihrem Unternehmen entwickelt?

6
b) Milch und Gelatine
Geht von Milch-und Milchprodukten in Bezug auf die Übertragung von BSE-Erregern auf
den Menschen, eine Gefahr aus?
Kann Milch von BSE infizierten Kühen den Erreger enthalten?
Was wurde bisher unternommen, um ein eventuell vorliegendes Risiko auszuschließen?
Verarbeiten Sie Gelatine in Ihren Produkten?
Geht eine Gefahr von Gelatine aus? Ist der Verzehr gefährlich?
Gibt es anerkannte wissenschaftliche Untersuchungen (Widerstandsfähigkeit eventuell
vorhandener Prionen beim Herstellungsprozeß)?
Welche Maßnahmen wurden seither von der Gelatine produzierenden Industrie bzw.
von ihrem Unternehmen ergriffen, um ein Risiko auszuschließen?
2.2 Angeschriebene Institute, Forschungs-
einrichtungen und Ministerien
Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft
Reaktion: Verweis auf die eigene Internetseite zum Thema
Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin
Reaktion: Beantwortung des Fragenkatalogs und Verweis auf andere Quellen (RKI,
BgVV, PEI, BfArM und UBA)
Bayerisches Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten
Reaktion: Verweis auf das eigene Internetangebot sowie auf weitere Quellen
Robert-Koch-Institut
Reaktion: Verweis auf die eigene Internetseite zum Thema
Paul-Ehrlich-Institut
Reaktion: Verweis auf andere Internetquellen
Bundesministerium für Gesundheit
Reaktion: Verweis auf die eigene Internetseite zum Thema sowie auf weitere Internetquellen
Bezirksregierung Weser-Ems
Reaktion: Verweis auf die eigene Internetseite zum Thema

7
Verbraucherzentrale-Niedersachsen
Reaktion: Beantwortung des Fragenkatalogs und Verweis auf andere Internetquellen
Bundesanstalt für Milchforschung Kiel (BAfM)
Reaktion: Zusendung von Informationsmaterial per Post
Babende-Institut für medizinisch-mikrobiologische Forschung
Reaktion: Verweis auf die eigene und weitere Internetseiten zum Thema
Bundesanstalt für Fleischforschung
Reaktion: Beantwortung des Fragenkatalog durch Herrn Prof. Dr. Dr. Manfred Gareis (Leiter
des Instituts für Mikrobiologie und Toxikologie an der BAFF)
Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere (Tübingen, Insel
Riems,
Musterhausen)
Reaktion: Verweis auf weitere Internetquellen, sowie auf die Publikationen auf der eigenen
Internetseite
Die meisten dieser Institutionen stellten im Internet umfangreiches Datenmaterial zur
Verfügung, so daß bei einer Anfrage in den meisten Fällen auch darauf verwiesen wurde.
2.3 Angeschriebene Firmen
A.
Fleischverarbeitende Industrie
Herta (Herten)
keine Reaktion
siehe Nestle
Meica
Meica GmbH, Meicastraße 6, D-26188 Edewecht
Tel. (04405) 999-0, Fax: (04405) 999-100, E-Mail: meica@meica.de
Die Korrespondenz mit der Meica GmbH ergab zum einen den Verweis auf weitere
Internetquellen zum wissenschaftlichen und rechtlichen Aspekt, sowie die Erklärung, daß
Meica auch vor dem November 2000 kein Separatorenfleisch und kein Risikomaterial mehr
verarbeitet hat.
Original: siehe Anhang

8
Zimbo
RZ-Zimmermann GmbH & Co. Holding KG,
Harpener Hellweg 41, 44805 Bochum
Reaktion: Schriftliche Stellungnahme
Zusammenfassung: Das Unternehmen hält sich an die geltende Gesetzgebung, die im
Zusammenhang mit der BSE-Krise erlassen wurde. Laut Zimbo wurde Separatorenfleisch
noch nie in die Herstellung der Fleischprodukte einbezogen. Das Rindfleisch bezieht das
Unternehmen von südamerikanischen Partnern oder es kommt aus einer französischen
Erzeugergemeinschaft.
Die BSE-Krise hat dem Unternehmen bei Rindfleisch- oder rindfleischhaltigen Produkten
einen Absatzrückgang von bis zu 90 beschert.
Kopie des Originals siehe Anhang
Reinert
Reaktion: Anruf
Das Telefongespräch mit der Firma Reinert hatte folgendes Ergebnis. Auch hier wurde
versichert, daß kein Separatorenfleisch und das kaum noch Rindfleisch verarbeitet wird. Der
Anteil des Rindfleisches beträgt laut Firmenangabe nur noch 2%.
Südfleisch
Zenettiplatz 1, 80337 München
Telefon: 089/7203-0
Telefax: 089/7203-410
E-Mail: info@suedfleisch.de
- keine Reaktion
Karl Könecke GmbH & Co. KG.
D-28309 Bremen
(Tel. Nr. 0421/4587-319).
Reaktion: Telefongespräch
Die Korrespondenz mit der Firma Könecke ergab ein ähnliches Ergebnis wie bei der Firma
Reinert. Auch hier wurde versichert, daß auf die Verarbeitung von Separatorenfleisch vom
Rind wegen des Risikofaktors schon seit geraumer Zeit freiwillig verzichtet wurde.

9
Da aber der Anteil des Rindfleisches, das verarbeitet wird, im Vergleich zum Schweinefleisch
eher gering ist, hat die BSE-Krise auf die Firma weniger gravierende Auswirkungen gehabt.
B.
Milch- und Milchprodukte
Südmilch
Südmilch, Stuttgart
Tel.: 07131 / 489 - 383
Fax.: 07131 / 489 - 219
E-Mail: danne11@campina.com
Reaktion: Telefongespräch mit Frau Edelwörtmann
Die Zusammenfassung des Gesprächs mit Frau Edelwörtmann hatte folgendes Ergebnis. Laut
ihrer Aussage ist aufgrund von wissenschaftlichen Untersuchungen eindeutig erwiesen, daß
von Milch und Milchprodukten keine Gefahr für den Menschen in Sachen BSE ausgeht, d.h.
Milch enthält keine pathogenen Prionen. Weiterhin: ,,wir schauen, daß unsere Tierbestände
gesund sind."
Zum Thema Gelatine versicherte sie, daß das Unternehmen keine Gelatine in seinen
Produkten verarbeitet.
Nordmilch eG
Hauptverwaltung, Flughafenalle 17, 28199 Bremen
Mail: info@nordmilch.de
Internet: www.nordmilch.de
Die Anfrage bei der Nordmilch eG hatte zum Ergebnis, daß das Unternehmen durch die
Zusendung von Informationsmaterial im Sinne einer wissenschaftlichen Bewertung des
Gefährdungspotentials von Milch- und Milchprodukten in Bezug auf BSE durch Herrn Prof.
Dr. W. H. Heeschen reagierte.
Zum Thema Gelatine in Milchprodukten äußerte die Firma, daß es sich bei der eingesetzten
Gelatine um Schweinegelatine handelt, weil die nach ihrer Aussage besser zu verarbeiten ist.
Kopie des Originals siehe Anhang

10
C.
Gelatineproduzierende Industrie
Deutsche Gelatine-Fabriken Stoess AG, Eberbach
Tel.: 06271/84-2010 Fax.: 06271/84-2701
E-Mail: uwe.seybold@dgfstoess.com
Die Anfrage bei den Deutschen Gelatine Fabriken hatte zum einen eine umfangreiche
Stellungnahme des Herrn Dr. Uwe Seybold zur Folge und zum anderen die zur
Verfügungstellung von wissenschaftlichen Studien, die das Gefährdungspotential von
Gelatine näher untersuchten.
Original siehe Anhang
D.
Fertigproduktehersteller
Erasco GmbH Lübeck
Auch die Erasco GmbH als Hersteller von verschiedenen Suppen und Eintöpfen bekannt, gab
eine ausführliche Stellungnahme zu den gestellten Fragen ab.
Darin wurde versichert, daß zu keinem Zeitpunkt Separatorenfleisch oder Risikomaterialien
vom Rind verwendet wurden. Es würde ausschließlich Muskelfleisch vom Rind benutzt,
welches zum größten Teil aus Brasilien bezogen wird.
Original siehe Anhang
E. Die Stellungnahme der Nestle AG zur BSE-Problematik
Auf der Hompage von Nestle [67] ist die Sichtweise und die getroffenen Maßnahmen zum
Thema BSE dieser AG zu finden.
Aufgrund der großen Produktpalette dieses Unternehmens, die durch die Übernahme anderer
Unternehmen erreicht wurde, wird zu folgenden tierischen Produkten getrennt Stellung
genommen: Fleischprodukte, Milch und Milchprodukte, Gelatine und Babynahrung.
Fleisch
Das zur Verarbeitung verwendete Fleisch kommt vorwiegend von der Schwestergesellschaft
Herta in Herten, sowie aus Brasilien und von zugelassenen Lieferanten. Fleisch- und
Fleischerzeugnisse aus Hochrisikoländern wurden seit 1990 nicht mehr verarbeitet. Auch
Fleischextrakte werden aus Südamerika bezogen und die Verarbeitung von Risikomaterialien
ist im Sinne des Gesetzes ausgeschlossen.
Das Unternehmen versucht durch die gezielte Auswahl von Rohstoffen jegliches Risiko für
den Menschen zu vermeiden.

11
Gelatine
Zum Thema Gelatine wird festgestellt, daß die verwendete Gelatine ausschließlich vom
Schwein stammt und das angewendete Produktionsverfahren mögliche Risiken ausschließt.
Milchprodukte
Bei Milch und Milchprodukten beruft sich das Unternehmen auf die aktuellen
wissenschaftlichen Erkenntnisse, nach denen eine Übertragung der Rinderkrankheit BSE auf
den Menschen durch Milch- und Milchprodukte ausgeschlossen werden kann. Weiterhin wird
die Weltgesundheitsorganisation zitiert: ,,es gibt wissenschaftlich national und international
keine Hinweise für eine Übertragbarkeit von BSE auf Milch. Milch und Milchprodukte sind
sicher, unabhängig von ihrer Herkunft."
Babynahrung
Zum Thema Alete-Babynahrung wird auf die Herkunft der Rohstoffe hingewiesen, die
ausschließlich aus Deutschland in Bio-Qualität bezogen werden.
Die Rinder- und Kälber stammen nur von Bio-Höfen, in denen eine Verfütterung von
Tiermehl oder Milchaustauscher schon seit jeher ausgeschlossen ist.
Auch die Herkunft der Schlachttiere kann lückenlos zurückverfolgt werden und die
Schlachtung selbst erfolgt in Bio-zertifizierten Schlachthöfen.
Von jedem Rind wird zusätzlich ein BSE-Schnelltest gemacht.
Auch andere Nutztiere für die Babynahrungproduktion stammen von Biohöfen.
Alle Bio-Höfe werden von unabhängigen Öko-Kontrollstellen überwacht.
Die AG ist davon überzeugt, daß durch die getroffenen Vorsorgemaßnahmen eine maximale
Sicherheit der Produkte erreicht werden kann.
Original siehe Anhang
2.4 Ergebnis der Korrespondenz
A. Institute, Ämter und Forschungseinrichtungen
In fast allen Fällen war nach kurzer Zeit eine Reaktion auf die über das Internet gestellte
Anfrage hinsichtlich der BSE-Problematik zu verzeichnen. Diese viel aber sehr
unterschiedlich aus. Zum größten Teil wurde auf das auf der jeweiligen Homepage publizierte

12
Datenmaterial verwiesen und auf andere Internetquellen. Nur in wenigen Fällen war eine
Beantwortung der gestellten Fragen zu der Problematik zu verzeichnen.
Ausnahmen bildeten hier die Bundesanstalt für Fleischforschung und die Bundesanstalt für
Milchforschung. Im ersten Fall nahm der Leiter des Instituts für Mikrobiologie und
Toxikologie an der BAFF, Prof. Dr. Dr. Manfred Gareis, persönlich zu den Fragen Stellung.
Im Fall der Bundesanstalt für Milchforschung erfolgte eine Zusendung der Stellungnahme des
Direktors Prof. Paul Teufel per Post zu dem Thema.
Zu den verschiedenen Antworten der Ministerien ist anzumerken, daß in aller Regel
auf die derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnisse verwiesen wurde. Die Problematik wurde
nicht verharmlost. Es wurden aber auch keine Informationen weitergegeben, die mit einer
Panikmache in Verbindung gebracht werden können.
B. Angeschriebene Firmen
Auch bei den angeschriebenen Firmen gab es hinsichtlich Informationen zum Thema BSE
und dem Gefährdungspotential der selbst hergestellten Produkte, große Unterschiede.
Gerade die fleischverarbeitende Industrie hielt sich sehr bedeckt, soll heißen, daß nur die
Hälfte der angeschriebenen Firmen überhaupt auf die Anfrage reagierten und von denen
waren die Stellungnahmen sehr dürftig.
Die milchverarbeitende Industrie zeigte hingegen in Sachen Information über Milchprodukte
eine ganz andere Seite. Von der Nordmilch eG erfolgte die Informationsweitergabe durch die
Zusendung einer Zusammenfassung des derzeitigen Kenntnisstandes zur Sicherheit von Milch
von Prof. Dr. W. Heeschen von der Bundesanstalt für Milchforschung in Kiel.
Hinsichtlich der Südmilch AG (Campina) konnten anhand eines Telefongesprächs mit Frau
Edelwörtmann einige wichtige Fragen zum Thema geklärt werden.

13
2.5 Zusammenfassende Betrachtung der Korrespondenz
Die weitergegebenen Informationen entsprechen zum größten Teil dem aktuellen
Wissensstand. Dieses betrifft vor allem die Korrespondenz mit den verschiedenen Instituten,
Landesbehörden und Forschungseinrichtungen.
Auffällig war hinsichtlich der Reaktionen der Lebensmittel produzierenden Unternehmen die
allgemeine Sicht, daß die selbst erzeugten Produkte in keiner Weise eine Gefahr darstellen
könnten. Diese Sichtweise ist natürlich im Sinne der Unternehmen. Es sollte aber beachtet
werden, daß abschließende Forschungsergebnisse noch nicht vorliegen und das eine Nicht-
Nachweisbarkeit der Erreger von BSE, auf die sehr oft verwiesen wurde, nur auf eine geringe
Empfindlichkeit der durchgeführten Testmethoden zurückzuführen ist. Daher bedeutet eine
Nicht-Nachweisbarkeit von pathogenen Prionen in Muskelfleisch vom Rind bzw. in der
Kuhmilch nicht zwangsläufig, daß sie auch tatsächlich nicht vorhanden sind. Sie können nur
nicht nachgewiesen werden, weil ihre Menge sehr gering ist
Allgemein wird die BSE-Krankheit sehr ernst genommen. Die Unternehmen versuchen vor
allem, durch vorbeugende Maßnahmen wie der Einkauf von Rindfleisch aus garantiert BSE-
freien Ländern oder den Ausschluß von bestimmten Materialien wie das
Hartseparatorenfleisch bei den eingesetzten Rohstoffen, Risiken aus dem Wege zu gehen.

14
3. Einführung in das Thema
3.1 Allgemeines über TSE-Erkrankungen
BSE und die im weiteren Verlauf des Textes aufgeführten Krankheiten, werden alle in die
Gruppe der transmissiblen spongiformen Enzephalopathien (TSE) eingeordnet, was übersetzt
,,übertragbare schwammartige Gehirnerkrankung bedeutet."
Diese Krankheiten sind durch folgende Symptome gekennzeichnet: zunächst Ataxien
(Bewegungsstörungen) und Desorientiertheit, zum Schluß völliger geistiger Verfall.
Ursache ist der progressive Verfall des zentralen Nervensystems. Es bilden sich Vakuolen, die
von Amyloidablagerungen umgeben sind. Die Nervenzellen sterben ab und zurück bleibt eine
völlig zerlöcherte graue Gehirnmasse, die nun im Aussehen einem Schwamm ähnelt.
Aufgrund dieser Histopathologie werden diese Krankheiten, einschließlich der bei Tieren
vorkommenden, unter dem Begriff der TSE's zusammengefaßt.
Die TSE-Erkrankungen verlaufen bislang immer tödlich.
TSE Erkrankungen des Menschen
Kuru
Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK oder CJD =engl.)
Gerstmann-Sträussler-Scheinker-Syndrom (GSS)
Fatale Familiäre Insomnie (FFI)
Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (vCJK)
TSE`s beim Tier
Scrapie (Traberkrankheit; Gnubberkrankheit)
Spongiforme Enzephalopathie der Zuchtnerze (TME)
Chronic Wasting Disease der Hirsche (CWD)
Bovine Spongiforme Enzephalopathie (BSE)
Spongiforme Enzephalopathien bei Wildwiederkäuern
Feline spongiforme Enzephalopathie (FSE)

15
3.2 Nähere Erläuterungen zu den TSE`s
3.2.1 TSE Erkrankungen des Menschen
Kuru
Diese Krankheit ist endemisch in bestimmten Gebieten auf Papua-Neuguinea [33]. Sie tritt
bei dem dort lebenden Fore-Volk auf. Das Wort Kuru kommt aus der Sprache der
Eingeborenen und bedeutet Muskelzittern, welches eines der auffälligsten
Krankheitssymptome ist [9].
Es wird angenommen, daß die Krankheit durch den von diesem Volk praktizierten
Kannibalismus ausgelöst wird. Die Frauen und Kinder verzehrten alle Gewebe der
Verstorbenen, unter denen auch Kuru-Fälle waren, während die Männer dieses Fleisch
mieden bzw. nur das Muskelfleisch aßen [33]. Deshalb gehörten hauptsächlich die Frauen und
die Kinder zu den Erkrankten. Nach dem Verbot des Kannibalismus ist die Anzahl der Fälle
stark zurückgegangen. Einzelne Fälle traten aufgrund der langen Inkubationszeit (5 bis 35
Jahre) auch in den letzten Jahren noch auf [33]. Heute ist die Krankheit praktisch
verschwunden.
Abb. 1
Das an Kuru erkrankte
Kind muß von seinem Vater
gestützt werden, um
aufrecht stehen zu können.
Es ist nicht mehr in der
Lage, den Finger zu Finger
Test auszuführen.
Quelle: [47], Seite 143

16
Symptome:
Zittern des Kopfes, des Rumpfes und der Glieder, fortschreitende Störungen der Koordination
der Bewegungsabläufe (Ataxie), Verhaltensänderungen sowie Stimmungsschwankungen und
Ausgelassenheit, d.h. lautes Lachen aus geringstem Anlaß (laughing death).
Der Tod trat zumeist durch Verhungern bzw. durch Lungenentzündung (Schwächung des
Immunsystems) auf, weil die Kranken sich selbst überlassen wurden und irgendwann keine
Nahrung mehr zu sich nehmen konnten. [1, 3]
Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK oder CJD =engl.)
Zwei deutsche Neurologen haben in den Jahren 1920 (Creutzfeldt ) und 1921 (Jakob)
unabhängig voneinander die ersten Fälle einer eigenartigen Erkrankung des
Zentralnervensystems beschrieben [22, 51].
Im Jahre 1922 wurde daraufhin der Name Creutzfeldt-Jakob-Krankheit für diese Art der
Erkrankungen eingeführt [81].
Das Krankheitsbild äußert sich vor allem durch den fortschreitenden Verlust der
intellektuellen Fähigkeiten (präseniler Demenz) und durch Muskelzucken (Myoklonie).
Außerdem treten Probleme in der Koordination der Bewegungen auf. Zudem kommt es zu
Störungen der Aussprache, Störungen der Wortfindung und des Sprachverständnisses.
Der Krankheitsverlauf ist rasch und endet normalerweise innerhalb von sechs bis zwölf
Monaten mit dem Tod.
Gerstmann-Sträussler-Scheinker-Syndrom (GSS)
Diese Variante der CJD trat zum ersten Mal in Österreich im Jahre 1936 in Erscheinung [36].
Die Krankheit tritt vor allem familiär gehäuft auf und betrifft meistens Menschen im Alter
von 35 bis 55 Jahren [37].
Erkrankte Personen weisen eine genetische Veränderung auf Chromosom 20 auf.
Diese Mutation ist im Prionprotein codierenden Gen lokalisiert. GSS gehört zu den
vererbbaren TSE's [38].
Im Gegensatz zur CJD tritt der Verlust der intellektuellen Fähigkeiten erst später ein. Sonst
zeigen sich die gleichen Symptome. Die ganze Krankheitsdauer ist mit zwei bis zehn Jahren
länger als diejenige der CJD [8].

17
Fatale Familiäre Insomnie (FFI)
1986 wurde FFI erstmals beschrieben [60]. Auch bei dieser Erkrankung handelt es sich um
eine vererbbare TSE. Es tritt dabei eine Mutation im Prionprotein Gen auf [34]. Von FFI
betroffen sind Patienten im Alter von 20 bis 71 Jahren. Sie werden von einer nicht
therapierbaren Schlaflosigkeit befallen. Es kommt zu Verhaltensänderungen sowie Störungen
der vom Stammhirn gesteuerten Bereiche und der kognitiven Fähigkeiten (Wahrnehmung).
Die Krankheit verläuft nach sieben bis 32 Monaten tödlich.
Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (vCJD)
Das Charakteristische dieser Erkrankung ist die Tatsache, daß sie im Vergleich zur
klassischen Form auch junge Menschen befällt [5].
Die anschließend durchgeführten histopathologischen Untersuchungen ergaben zudem ein
unterschiedliches Bild im Vergleich zur CJK.
Anfangssymptome sind Verhaltensstörungen, Ängstlichkeit, Depressionen, Apathie und
Schlafstörungen. Dazu kommen Bewegungs- und Sensibilitätsstörungen. Erst später setzen
Muskelzuckungen und ein fortschreitender Verlust der intellektuellen Fähigkeiten ein. Die
Patienten im Alter von 16 bis 48 Jahren sterben nach etwa 7,5 bis 22,5 Monaten [101].
3.2.2 TSE's beim Tier
Scrapie
Scrapie (eng. to scrape: kratzen)
Sie wird auch als Traberkrankheit wegen des unnatürlichen Gangs oder Gnubberkrankheit
wegen des eigenartigen Lippenspiels bezeichnet.
Scrapie, die TSE der Schafe und seltener der Ziegen, ist die am längsten bekannte
Prionenkrankheit und gilt als Prototyp für diese Art von Erkrankungen.
Die Scrapie des Schafes ist in Europa seit über 200 Jahren bekannt und über die ganze Welt
verbreitet [64]. Großbritannien ist aber ihr Hauptverbreitungsgebiet. In Deutschland treten nur

18
sehr selten Fälle auf. Scrapie ist eine fortschreitende, degenerative, tödliche Erkrankung des
Zentralnervensystems.
Symptome: extrem starker Juckreiz, beim Kratzen eigenartiges Lippenspiel (Gnubbern).
Weiterhin: Gewichtsabnahme, Verhaltensänderungen (Nervosität), Bewegungsstörungen,
traberartiger Gang, Kopf und die Ohren werden abnormal hoch getragen, Stolpern, Blindheit,
Erbrechen, Muskelzittern und Schluckstörungen können als weitere Symptome auftreten [9].
Die Übertragung kann vertikal durch Kontakt des Lammes mit Nachgeburtsteile oder
Fruchtwasser erfolgen [94].
Es besteht aber auch die Möglichkeit einer horizontalen Übertragung durch das Fressen von
infektiöser Plazenta bzw. von Futter, welches mit kontaminiertem Fruchtwasser in Berührung
kam [45].
Bovine Spongiforme Enzephalopathie (BSE)
Auf diese Krankheit wird in den nachfolgenden Kapiteln detaillierter eingegangen, daher soll
an dieser Stelle nur eine Kurzdarstellung erfolgen.
Diese TSE, die Rinder aller Rassen befällt, wurde erstmals im Jahre 1985 beschrieben [97].
Als Ursache wird die Verfütterung von mit Scrapie-Erregern kontaminiertem Tiermehl
vermutet, welches den Rindern vorgesetzt wurde [52].
Nach einer durchschnittlichen Inkubationszeit von 4,5 Jahren äußert sich die Krankheit durch
Störungen in den Bewegungsabläufen und Verhaltensänderungen (Nervosität) und endet für
die Tiere nach 40 bis 60 Tagen tödlich [9].
Spongiforme Enzephalopathie der Zuchtnerze (TME)
Die ,,Transmissible Mink Encephalopathy" ist eine sporadisch auftretende TSE. Sie trat 1947
erstmals in den USA auf und erst 1965 folgte die wissenschaftliche Beschreibung der
Krankheit [40].
Als Ursache wird die Aufnahme von mit Scrapie-Erregern verseuchter Nahrung und die dann

19
erfolgende direkte Übertragung des Erregers in das Gewebe durch Bisse während der
Fütterung vermutet [7].
Symptome: Verhaltensstörungen (sie werden aggressiv und überempfindlich). Außerdem
treten Koordinationsstörungen und Schläfrigkeit auf.
Abb. 2
Spongiforme Enzephalopathie der Zuchtnerze (TME
)
Ein Nerz, der an TME leidet
Das Hauptsysmptom ist in diesem Fall
Schläfrigkeit
Im Vergleich dazu ein aufmerksames,
gesundes Tier
Quelle: [47], Seite 193
Chronic Wasting Disease der Hirsche (CWD)
Diese TSE, die bei Maultierhirschen [99] und den Rocky Mountains-Elchen beobachtet wurde
[98], trat bisher nur in den USA auf. Die erste Beschreibung erfolgte Anfang der achtziger
Jahre. Sie betraf aber grundsätzlich nur die in Gefangenschaft lebenden Tiere. Der Ursprung
und die natürliche Übertragung der Krankheit sind unbekannt. Es wird vermutet, daß CWD
ähnlich wie Scrapie sowohl horizontal als auch vertikal übertragen werden kann.
Symptome: Verhaltensänderungen, Abmagern, übermäßiger Speichelfluß.

20
Spongiforme Enzephalopathien bei Wildwiederkäuern
Auch bei in Gefangenschaft lebenden Wildwiederkäuern konnte während der BSE-Epidemie
in Großbritannien eine TSE-Erkrankung festgestellt werden. Es waren hauptsächlich
verschiedene Antilopenarten (Kudu) betroffen [56]. Als Ursache dieser Erkrankungen wird
analog zu BSE die Verfütterung von Proteinzusätzen, die von anderen Wiederkäuern
stammen, vermutet.
Symptome: nach einer Inkubationszeit von 19 Monaten, erfolgt fortschreitende Abmagerung,
Verhaltensstörungen und Bewegungsstörungen.
Die Tiere zeigen einem raschen Krankheitsverlauf und sterben innerhalb einer Zeitdauer von
56 Tagen oder sie wurden aus tierschutzrechtlichen Gründen schon vorher beseitigt
Feline spongiforme Enzephalopathie (FSE)
Im Jahre 1990 wurde der erste Fall einer spongiformen Enzephalopathie, d.h. eine TSE-
Erkrankung bei Katzen, beobachtet. Sie trat bei einer Hauskatze in Großbritannien auf [100].
Bis heute wurden weitere Fälle in Nordirland, Norwegen und in Liechtenstein registriert.
Aufgrund des zeitlichen und geographischen Auftretens der FSE liegt die Ursache für diese
Erkrankungen höchstwahrscheinlich in der Verfütterung von BSE-kontaminiertem Material.
Auch bei in Zoos lebenden Wildkatzen wurde die Erkrankung festgestellt, z.B. bei einem
Gepard [22]. Die Hauskatzen erkranken im Alter von 2 bis 8 Jahren an FSE und sterben in der
Regel nach zwei bis drei Monaten.
Symptome: Verhaltensstörungen (Aggressivität oder Ängstlichkeit), später kommen
Bewegungsstörungen hinzu.

21
3.2.3 Tabellarische Zusammenfassung der Krankheiten
Tabelle 1
Spongiforme Enzephalopathien bei Mensch und Tier
Krankheit
Wirtsspezies Ursache/
Verbreitung Erstmaliger
Übertragungswege
Erregernachweis
Kuru
Mensch orale
Aufnahme
Papua-
1966
(Kannibalismus)
Neuguinea
Creutzfeldt-
Mensch
1. sporadische Form weltweit: 1:10
6
Jakob-Krankheit
2.
genetisch
bedingt ca. 100 betroffene
(CJK)
(10
­
15%)
familiär
Verwandtschafts-
kreise bekannt
3. iatrogen
mehr als 170 Fälle
bekannt
Fleisch
Neue Form der
Mensch
BSE-infizierter
86 (Stand 3/2001)
1996
CJK
(nVCJK)
Rinder
GSS
Mensch Mutation
im
ca.
50
betroffene
1981
PrP-Gen
Verwandtschafts-
kreise bekannt
FFI
Mensch Mutation
im
10
betroffene
Ver-
PrP-Gen wandtschaftskreise
bekannt
Scrapie Schaf,
weltweites
1936
Ziege
Auftreten
TME
Nerz
selten
1969
CWD
Großohrhirsch,
Colorado und
1983
Maultierhirsch,
Wyoming (USA)
Elch
BSE
Rinder
pathogenes
in
ganz
Europa 1986
Prionprotein
epidemisch
in
GB
,,Exotic-ungulate
Kudu u.a.
sporadisch in GB
1986 und
encephalopathie"
später
FSE
Katzen
sporadisch
in
GB
1990
(auch Großkatzen)
Quelle: [71], Seite 512

22
4. BSE: Die Chronologie der Krise
Ende 1986 tritt in Großbritannien der erste BSE-Fall auf. Erst zehn Jahre später, am 20. März
1996, gesteht die britische Regierung ein, daß von der Rinderseuche Gefahren für den
Menschen ausgehen können. Heute bestehen kaum noch Zweifel, daß BSE beim Menschen
eine neue Variante der tödlichen Creutzfeldt-Jakob-Krankheit auslösen kann.
1980/81
Die Verarbeitung von Kadavern zu Tiermehlen in Großbritannien wird
umgestellt: Bei dem neuen Verfahren (nach Carver-Greenfield) werden den
toten Tierkörpern die Fette erstmalig ohne Lösungsmittel und bei niedrigeren
Temperaturen (80°C) entzogen. Auch die Kadaver von an Scrapie erkrankten
Schafen werden zu Tiermehl verarbeitet und gelangen in Futtermittel. Bei
dieser neuen Methode wird der Scrapie-Krankheitserreger nicht mehr zerstört
bzw. es findet eine ungenügende Konzentrations-Verringerung des Erregers
statt.
1982/83
Laut SPIEGEL 13/1996 treten in diesen Jahren bereits die ersten BSE-
Fälle in GB auf.
1985
Bei einem Milchfarmer in Kent werden auffällige Kühe nach ihrem
Verenden untersucht, und von den Medizinern bekommt die
Krankheit aufgrund der seltsam löchrigen Hirne den Namen ,,Bovine
Spongiforme Enzephalopathie". Es dauert 18 Monate, bis sie
mit ihren Resultaten an die Öffentlichkeit gehen. Insbesondere Milchkühe
im Alter von 4-6 Jahren sind betroffen.

23
Januar 1990:
In der EU wird eine Meldepflicht für BSE eingeführt. Allein 1992 meldet
Großbritannien 37 000 Fälle ­ der Höhepunkt der Seuche.
April 1996:
Großbritannien wird verpflichtet, alle Rinder, die älter als 30 Monate sind, zu
töten. Das sind schätzungsweise vier Millionen Tiere.
5. Juni 1996:
Unter Druck der britischen Regierung lockert die EU-Kommission das
Exportverbot für Rindersamen, Talg und Gelatine ­ jedoch nur unter
strengen Auflagen.
18. Februar
1997:
Im Abschlußbericht des Untersuchungsausschusses werden der EU-
Kommission, dem EU-Ministerrat und Großbritannien schwere
Versäumnisse beim Umgang mit der Rinderseuche vorgeworfen. Falls die
EU-Kommission den Gesundheits- und Verbraucherschutz nicht verbessert,
droht das Europaparlament mit einem Mißtrauensvotum und der Auflösung
der Kommission.
3. Juli 1997
Die EU-Kommission deckt den illegalen Export von 1600 Tonnen
Rindfleisch aus Großbritannien auf.
4. November
1998:
Der Vorschlag der Kommission, das Exportverbot weitgehend zu lockern,
findet im Ständigen Veterinär-Ausschuß nicht die nötige Mehrheit.
25. November
1998:
Die EU-Kommission hebt das Exportverbot im Grundsatz auf. Nur
Deutschland votiert dagegen. Bevor allerdings die Exporte wieder
aufgenommen werden, sollen Experten beurteilen, ob die Voraussetzungen
erfüllt und Verbraucher nicht gefährdet sind.
14. Juli 1999:
Da Experten grünes Licht geben, hebt die EU-Kommission das weltweite
Exportverbot für britisches Rindfleisch auf.

24
1. Oktober 1999: Frankreich auf Konfrontationskurs: Die französische Agentur für
Lebensmittelüberwachung entscheidet sich, keine Einfuhrgenehmigung für
britisches Rindfleisch zu erlassen. Deutschland schließt sich dem
Nachbarland Frankreich an.
29.Oktober
1999:
Gesundheitsexperten der EU erklären, das französische Einfuhrverbot für
britisches Rindfleisch sei wissenschaftlich unbegründet und müsse
aufgehoben werden. Auch Deutschland wird aufgefordert, den Importstopp
zu beenden.
29. März 2000:
EU-Verbraucherkommissar David Byrne schlägt eine Einführung von BSE-
Tests in allen EU-Staaten vor. Verschiedene Länder, darunter auch
Deutschland, wehren sich heftig gegen die Initiative.
September 2000: In der EU tritt eine Kennzeichnungs-Pflicht für Rindfleisch in Kraft. Seit
September muß der Schlachtungsort auf dem Etikett stehen. Die Angabe des
Herkunftslandes ist nur bei britischem Fleisch erforderlich.
1. Oktober
24. November
2000:
Ab diesem Datum muß spezifiziertes Risikomaterial (SRM) vom Rind
entfernt und vernichtet werden.
Zum SRM werden Hirn, Augen, Mandeln, Rückenmark und Teile des
Rinderdarms gezählt.
Der erste BSE-Fall in Hörsten in Schleswig-Holstein verunsichert die
deutsche Bevölkerung. Nachdem sich am 18. November ein zweiter Test
bestätigt, müssen alle Rinder auf dem betroffenen Hof getötet und verbrannt
werden. Es handelt sich um insgesamt 160 Tiere.

25
28. November
2000:
1. Dezember
2000
In Deutschland soll ein Gesetz das Verbot der Verfütterung von Tiermehl
regeln. Bis zum 30. November soll das entsprechende Gesetz beraten
werden. Der Bundesrat will am 1. Dezember zustimmen.
In Deutschland wird ein völliges Verbot in Sachen Verfütterung von
Tiermehl an Nutztiere erlassen.
Ab 1. Januar
2001:
9. Januar 2001
Auf allen europäischen Schlachthöfen müssen BSE-Schnelltests an allen
Rindern durchgeführt werden, die älter als 30 Monate sind.
Die Risikomaterialdefinition wurde auf den Darm vom Duodenum bis zum
Rektum vom Rind jeden Alters ausgedehnt
Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer und Bundesagrarminister Karl-
Heinz Funke sind wegen der BSE-Krise zurückgetreten.
In der BSE-Affäre waren ihr und dem SPD-Politiker Funke mehrmals
gravierende Managementprobleme vorgeworfen worden. Die 40-Jährige
Fischer hatte unmittelbar vor Weihnachten Pannen bei der Bewältigung der
BSE-Krise eingeräumt. Fischer hatte zugegeben, daß sie eine Warnung der
Bundesanstalt für Fleischforschung vor Fleisch mit BSE-Risiko erst eine
Woche nach Eingang in ihrem Ministerium erreicht hatte.
Funke wurden vor allem seine Meinung, Deutschland sei BSE-frei,
zum Verhängnis, die er immer wieder in der Öffentlichkeit vertrat.
Der erste BSE-Fall in Schleswig-Holstein belehrte ihn eines besseren.
Renate Künast wird Bundesverbraucherministerin und Ursula Schmidt
Bundesgesundheitsministerin.

26
25. Januar
19. Juni
16. Juli
In Deutschland gelten nun Schnelltest schon ab 24 Monate alten Rindern als
vorgeschrieben.
Laut eines Beschlusses des EU-Agrarministerrates wird das
Tiermehlverfütterungsverbot für Schweine und Geflügel, welches am 30.
Juni auslaufen sollte, bis ins kommende Jahr vorerst in Kraft gelassen.
An dem Verbot, Tiermehl an Wiederkäuer zu verfüttern, soll sich hingegen
nichts ändern.
Mit der ,,Verordnung über die Tötung von Rindern zur Vorsorge für die
menschliche und tierische Gesundheit im Hinblick auf die Bovine
Spongiforme Enzephalopathie (BSE-Verordnung)"
wird die Tötung ganzer Rinderbestände beim Auftreten eines BSE-Falls
in der Herde auf eine Kohortentötung reduziert.
Quelle: Internet, Adresse: http://www.spd-fraktion.de (modifiziert)
5. Hypothesen zur Entstehung der bovinen spongiformen
Enzephalopathie (BSE)
Die folgenden Hypothesen kommen für die Entstehung der BSE-Epidemie in Betracht.
1) Es kam zur BSE-Infektion der Rinder durch Aufnahme von mit Scrapie-Erregern
verseuchtem Tiermehl
2) Es handelt sich um einen unbekannten rinderspezifischen TSE-Erreger, der durch das
Tiermehl verbreitet wurde
[8]
3) Nach Meinung des Ernährungswissenschaftlers Udo Pollmer liegt die Hauptursache bei
Hormonspritzen für Zuchtrinder, die aus Rinderhypophysen gewonnen wurden. Eine
,,verseuchte" Hormonspritze sorgte dafür, daß der Erreger breit verteilt wurde. Dabei kam es
dann zu einer Konzentration des Erregers im Tiermehl, die bei der Fütterung infektiös
wirkt.
[17]

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2001
ISBN (eBook)
9783832462147
ISBN (Paperback)
9783838662145
Dateigröße
2.4 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule Bremerhaven – unbekannt
Note
2,3
Schlagworte
tse-erkrankungen prion schnelltests risikoanalyse
Zurück

Titel: Studien zum Thema Bovine Spongiforme Enzephalopathie (BSE)
book preview page numper 1
book preview page numper 2
book preview page numper 3
book preview page numper 4
book preview page numper 5
book preview page numper 6
book preview page numper 7
book preview page numper 8
book preview page numper 9
book preview page numper 10
book preview page numper 11
book preview page numper 12
book preview page numper 13
book preview page numper 14
book preview page numper 15
book preview page numper 16
book preview page numper 17
book preview page numper 18
book preview page numper 19
book preview page numper 20
book preview page numper 21
book preview page numper 22
book preview page numper 23
book preview page numper 24
book preview page numper 25
book preview page numper 26
book preview page numper 27
book preview page numper 28
book preview page numper 29
book preview page numper 30
book preview page numper 31
book preview page numper 32
book preview page numper 33
157 Seiten
Cookie-Einstellungen