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Optimierung des Umweltmanagementsystems durch Integration von Umweltinformationen in das System SAP R/3 in einem Betrieb der metallverabeitenden Industrie

©1999 Diplomarbeit 130 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Die Diplomarbeit „Optimierung des Umweltmanagementsystems durch Integration von Umweltinformationen in das System SAP R/3 in einem Betrieb der metallverarbeitenden Industrie“ ist eingebunden in ein Pilotprojekt zur Integration von Umweltbelangen in SAP R/3 bei einem Großunternehmen, durchgeführt von einer Beratungsgesellschaft (Auftragnehmer), unterstützt vom Unternehmensreferat für Betrieblichen Umweltschutz und dem Referat für Umweltschutz und Arbeitssicherheit des betreffenden Werks.
Untersucht werden für den Beispielbetrieb die Möglichkeiten
der Integration der unterstützenden Prozesse der Bereiche betrieblicher Umweltschutz und Arbeitssicherheit (Umweltgeschäftsprozesse) in die betriebswirtschaftliche Standardsoftware SAP R/3 sowie der Stoff- und Energiestrom- sowie Prozeßkostenbilanzierung aufbauend insbesondere auf den Daten des Systems SAP R/3 mit einer Bilanzierungssoftware (AUDIT).
Die Integration von Umweltinformationen in SAP R/3 verfolgt die Zielsetzung, die Abläufe im bestehenden Umweltmanagementsystem zu optimieren, ein verbessertes Umweltcontrolling zu ermöglichen und die Grundlagen für eine Umweltkostenrechnung zu schaffen.
Zur Erarbeitung eines Konzepts werden die Umweltgeschäftsprozesse im Betrieb und die im Einsatz befindlichen EDV-gestützten Umweltinformationssysteme beschrieben, analysiert und Schwachstellen aufgezeigt. Die Kostenrechnung am Standort wird hinsichtlich der Eignung für eine Umweltkostenrechnung untersucht. Als Grundlage für die Stoff- und Energiestrombilanzierung werden das System SAP R/3 sowie weitere am Standort eingesetzte EDV-Programme hinsichtlich vorhandener Umweltdaten – Roh-, Hilfs - und Betriebsstoffe, Wasser, Abwasser, Abfälle und Emissionen – analysiert und Datenlücken aufgezeigt. Für eine Anlagenkomponente wird beispielhaft eine Prozeßbilanz mit der Software AUDIT durchgeführt und die Abbildbarkeit der in SAP R/3 hinterlegten Strukturen mit AUDIT demonstriert.
Konzeptioniert wird die Integration der Umweltgeschäftsprozesse in SAP R/3 für die Bereiche anlagenbezogener Umweltschutz, Gefahrstoff- und Gefahrgutmanagement, Energieversorgung und Emissionsüberwachung, Wasserver- und Abwasserentsorgung, Abfallwirtschaft und Arbeitssicherheit. Des weiteren fließen in das Konzept die Erfahrungen aus der exemplarischen Stoff- und Energiestrombilanzierung hinsichtlich einer künftigen automatisierten Prozeßbilanzierung auf der Ebene einzelner Arbeitsplätze ein. Das Konzept stellt […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 6101
Schischke, Karsten: Optimierung des Umweltmanagementsystems durch Integration von
Umweltinformationen in das System SAP R/3 in einem Betrieb der metallverabeitenden
Industrie
Hamburg: Diplomica GmbH, 2002
Zugl.: Berlin, Technische Universität, Diplomarbeit, 1999
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2002
Printed in Germany

Seite I
Optimierung des Umweltmanagementsystems durch Integration von Umweltinformationen in SAP R/3
Inhaltsverzeichnis
1
VORWORT...1
2
EINLEITUNG...2
2.1
Z
IELSETZUNG
...2
2.2
A
UFGABENSTELLUNG
...3
3
GRUNDLAGEN ...4
3.1
U
MWELTMANAGEMENT
...4
3.1.1
Umweltgeschäftsprozesse...5
3.1.2
Anforderungen an ein Umweltmanagementsystem ...6
3.2
U
MWELTKOSTENRECHNUNG
...7
3.2.1
Grundbegriffe der Kostenrechnung...7
3.2.2
Betriebliche Umweltkosten...9
3.2.3
Anforderungen an eine Umweltkostenrechnung ...11
3.2.4
Vorgehensweise...12
3.3
U
MWELTCONTROLLING
...13
3.3.1
Aufgaben und Ziele ...14
3.3.2
Anforderungen an ein Umweltcontrollingsystem ...15
3.3.3
Vorgehensweise...15
3.4
S
TOFF
-
UND
E
NERGIESTROMBILANZIERUNG
...18
3.4.1
Aufgaben und Ziele ...18
3.4.2
Vorgehensweise...19
3.5
I
NFORMATIONSTECHNIK IM
U
MWELTMANAGEMENT
...21
3.5.1
SAP R/3 ...22
3.5.2
Spezialsoftware für das Umweltmanagement...25
3.5.3
Anbindung von Umweltschutzsoftware an SAP R/3 ...25
4
BESCHREIBUNG DES BETRACHTETEN METALLVERARBEITENDEN BETRIEBS ...27
4.1
T
ÄTIGKEIT AM
S
TANDORT
...27
4.2
U
MWELTAUSWIRKUNGEN DES
W
ERKS
...27
4.3
U
MWELTMANAGEMENTSYSTEM
...28
4.4
B
ETRIEBSSPEZIFISCHES
SAP R/3-S
YSTEM
...29
4.5
Z
USAMMENFASSUNG
R
AHMENBEDINGUNGEN
...29
5
PROJEKTDURCHFÜHRUNG: INTEGRATION VON UMWELTBELANGEN IN SAP R/3...30
5.1
A
BLAUFPLANUNG
...30
5.2
I
ST
-A
NALYSE DER
U
MWELTGESCHÄFTSPROZESSE
...31
5.2.1
Vorgehensweise...31
5.2.1.1
Geschäftsprozeßanalyse...31
5.2.1.2
Analyse der Umweltinformationssysteme und des SAP R/3-Systems...32
5.2.1.3
Schwachstellenanalyse ...32
5.2.2
Ergebnisse der Ist-Analyse...33
5.2.2.1
Anlagenbezogener Umweltschutz ...33
5.2.2.2
Gefahrstoffmanagement...35
5.2.2.3
Gefahrgutmanagement...38
5.2.2.4
Wasserversorgung und Abwasserentsorgung ...39
5.2.2.5
Energiewirtschaft und Immissionsschutz ...40
5.2.2.6
Abfallwirtschaft...42
5.2.2.7
Arbeitssicherheit...47
5.2.2.8
Kostenrechnung...49
5.3
D
ATENLAGE UND
M
ETHODIK FÜR EINE
S
TOFF
-
UND
E
NERGIESTROMBILANZIERUNG
...52
5.3.1
Zielsetzung...52
5.3.2
Vorgehensweise...53
5.3.3
Analyse der Datenlage ...53
5.3.3.1
Rohstoffe und Halbfabrikate ...53
5.3.3.2
Betriebs- und Hilfsstoffe ...61
5.3.3.3
Wasser und Abwasser...64
5.3.3.4
Energie und Abluftemissionen ...64
5.3.3.5
Abfälle...67
5.3.3.6
Prozeßparameter...70

Seite II
K. Schischke: Diplomarbeit
5.3.3.7
Schwachstellen ... 70
5.3.3.8
Zusammenfassung der Datenlage auf Arbeitsplatzebene ... 71
5.3.4
Durchführung der exemplarischen Stoff- und Energiestrombilanzierung ...74
5.3.4.1
Untersuchungsrahmen ... 74
5.3.4.2
Prozeßbeschreibung... 75
5.3.4.3
Datenherkunft und ­qualität ... 76
5.3.4.4
Methodik... 77
5.3.5
Darstellung der Bilanzergebnisse und Identifizierung von Optimierungspotentialen ...79
5.4
S
OLL
-K
ONZEPT
...82
5.4.1
Vorgehensweise bei der Konzepterstellung...82
5.4.2
Konzept zur Integration von Umweltgeschäftsprozessen ...84
5.4.2.1
Anlagenbezogener Umweltschutz... 85
5.4.2.2
Gefahrstoffmanagement ... 88
5.4.2.3
Gefahrgutmanagement ... 90
5.4.2.4
Wasserversorgung und Abwasserentsorgung... 91
5.4.2.5
Energiewirtschaft und Immissionsschutz... 91
5.4.2.6
Abfallwirtschaft ... 92
5.4.2.7
Arbeitssicherheit ... 97
5.4.3
Konzept für die automatisierte Stoff- und Energiestrombilanzierung...99
5.4.3.1
Bilanzraum und Detaillisierungsgrad... 100
5.4.3.2
Schnittstelle SAP R/3 ­ AUDIT ... 100
5.4.3.3
Integration von bilanzrelevanten Umweltinformationen in SAP R/3... 100
6
BEWERTUNG DES PROJEKTES ...103
6.1
P
ROJEKTMANAGEMENT
...103
6.1.1
Kernteam...103
6.1.2
Einzubindende Mitarbeiter ...103
6.1.3
Zeitlicher Aufwand...104
6.1.4
Zeitpunkt der Projektdurchführung ...105
6.2
I
NTEGRATION DER
U
MWELTGESCHÄFTSPROZESSE IN
SAP R/3...105
6.2.1
Eignung von SAP R/3 für die Abbildung von Umweltgeschäftsprozessen ...105
6.2.2
Übertragbarkeit des Konzepts auf andere Betriebe...106
6.2.3
Resultierende Optimierungen der Abläufe im Umweltmanagement ...107
6.3
E
INFÜHRUNG DER
S
TOFF
-
UND
E
NERGIESTROMBILANZIERUNG
...108
6.3.1
Methodik ...108
6.3.2
Eignung von SAP R/3 für die Prozeßbilanzierung...109
6.3.3
Potentieller Anwenderkreis...109
6.4
Z
USAMMENFASSENDE
N
UTZENBEWERTUNG
...109
7
PERSPEKTIVEN DES UMWELTMANAGEMENTS...111
7.1
U
MWELTKOSTENRECHNUNG
...111
7.1.1
Stand der Umsetzung ...111
7.1.2
Prozeßkostenrechnung mit SAP R/3 und AUDIT...113
7.2
U
MWELTCONTROLLING
...113
7.2.1
Einbindung von SAP R/3 und AUDIT in den Controllingkreislauf...114
7.2.2
Anwendungsbeispiel: Prozeßsimulation ...115
7.2.3
Anwendungsbeispiel: Produkt-Ökobilanz...115
8
KURZFASSUNG...116
9
LITERATURVERZEICHNIS...118

Seite III
Optimierung des Umweltmanagementsystems durch Integration von Umweltinformationen in SAP R/3
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Aufgaben des Umweltinformationsmanagements ... 4
Abbildung 2: Umweltgeschäftsprozesse im Rahmen des Pilotprojektes ... 5
Abbildung 3: Zusammenhang von Kostenarten-, Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung (nach [D
IMITROFF
:
U
MWELTKOSTEN
1997, S. 24]) ... 8
Abbildung 4: Beispielhafte Darstellung des Informationsbedarfs für ein effektives Umweltkostenmanagement . 11
Abbildung 5: Vorgehensweise im Rahmen eines Umweltcontrollingsystems (in Anlehnung an
[B
UNDESUMWELTMINISTERIUM
: U
MWELTCONTROLLING
1995, S. 33; H
UMMEL
:
U
MWELTSCHUTZRELEVANTE
I
NFORMATIONEN
1995, S. 113]) ... 16
Abbildung 6: Verfügbarkeit von SAP R/3 EH&S-Komponenten [vgl. S
CHUH
: EH&S S
OLUTION
1998; vgl.
G
ANDERT
: EH&S 1999] ... 25
Abbildung 7: Überblick über die Strukturen von SAP R/3, Umweltaspekte in SAP R/3 und die beispielhafte
Anbindung von Desktop-Anwendungen... 26
Abbildung 8: Organisation der Pflichtenübertragung im Werk (nach [A
NONYMISIERTER
B
ETRIEB
:
U
MWELTERKLÄRUNG
1998, S. 17]) ... 28
Abbildung 9: Ablaufplanung... 30
Abbildung 10: Grundstruktur einer ereignisgesteuerten Prozeßkette (nach [K
ELLER
: P
ROZEß
-P
ROTOTYPING
1997,
S. 159])... 32
Abbildung 11: Ablaufschema der innerbetrieblichen Entsorgungslogistik für besonders überwachungsbedürftige
Abfälle... 43
Abbildung 12: Ereignisgesteuerte Prozeßkette der innerbetrieblichen Entsorgungslogistik (vergleiche Abbildung
11) ... 44
Abbildung 13: Schema der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung (Beispiel für ein Segment) ... 51
Abbildung 14: Bildschirmansicht Materialstammdaten (Beispiel für ein Blech, Sichten Grunddaten und
Buchhaltung sowie Umrechnungstabelle für Mengeneinheiten)... 54
Abbildung 15: Bilanzrelevante Daten in Materialstücklisten... 55
Abbildung 16: Bilanzrelevante Daten in Arbeitsplänen ... 58
Abbildung 17: Schematische Darstellung der Zuordnung von Materialströmen zu Arbeitsplätzen ... 59
Abbildung 18: Blechverrechnung in SAP R/3 (Bildschirmansicht für die Verrechnung eines Blechs auf vier
Aufträge) ... 60
Abbildung 19: Schematische Darstellung des Bilanzraums und der Bilanzierungstiefe für die exemplarische
Stoff- und Energiestrombilanzierung mit AUDIT ... 75
Abbildung 20: Abbildung der Arbeitsplätze und Stoffströme für Rohstoffe und Halbfabrikate in AUDIT
(Arbeitsplan 47089)... 77
Abbildung 21: Zu erhebende Datenkategorien für die Input-/Output-Ströme einzelner Arbeitsplätze ... 78
Abbildung 22: Abbildung der Material- und Energieströme - Hilfs- und Betriebsstoffe, Energie, Abfall - als
Sankeydiagramm in AUDIT (Arbeitsplan 47089)... 80
Abbildung 23: Abbildung der Kostenströme für Hilfs- und Betriebsstoffe, Energie, Abfall als Sankeydiagramm in
AUDIT (Arbeitsplan 47089) ... 80
Abbildung 24: Abgleich der werksspezifischen Geschäftsprozesse mit den Standard-Geschäftsprozessen ... 82
Abbildung 25: Konzept der Anbindung von SIGEM an SAP R/3 ... 88
Abbildung 26: Der Arbeitsbereich als Grundlage für die Abwicklung von Geschäftsprozessen in SAP R/3
(überarbeitet nach [SAP: A
RBEITSSCHUTZ
1998])... 97
Abbildung 27: Zusammenführung von Informationen im EH&S-Bereich Arbeitsmedizin (nach [SAP:
A
RBEITSMEDIZIN
1998]) ... 99
Abbildung 28: Verknüpfungsmöglichkeiten von Umweltdaten mit der Auftragsbearbeitung (Phasen eines
Fertigungsauftrags nach [M
ÖHRLEN
: SAP R/3 1998, S. 385]) ... 102
Abbildung 29: Optimierung des Umweltcontrolling durch den Einsatz von SAP R/3 und AUDIT... 114
Abbildung 30: Vergleich verschiedener Arbeitsgangfolgen (ergänzt und überarbeitet nach [E
VERSHEIM
:
P
RODUKTIONSTECHNIK
1989, S. 35])... 115

Seite IV
K. Schischke: Diplomarbeit
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Übersicht über umweltbezogene Kostenarten (ergänzt nach [D
IMITROFF
: U
MWELTKOSTEN
1997, S.
46f])...10
Tabelle 2: Beispiel für einen Öko-Kontenrahmen (nach [B
UNDESUMWELTMINISTERIUM
: U
MWELTCONTROLLING
1995, S. 102])...19
Tabelle 3: SAP R/3-Module (nach [A
RNDT
: S
TANDARDSOFTWARE
1998])...23
Tabelle 4: Eignung von SAP R/3 für Umweltschutzaufgaben (nach [M
ERZ
: Ö
KOBILANZRELEVANTE
D
ATEN
1996])...24
Tabelle 5: Überblick Dokumentation der umweltrelevanten Anlagen ...33
Tabelle 6: Überblick VAwS-Anlagenkataster...34
Tabelle 7: Überblick Softwareprogramm SIGEM ...36
Tabelle 8: Überblick Softwareprogramm WAU-PC (Windows-Version)...45
Tabelle 9: Überblick Softwareprogramm WAU-PC (DOS-Version)...48
Tabelle 10: Überblick Softwareprogramm WIN-ZEBU ...48
Tabelle 11: Zusammenfassung der Datenlage für Rohstoffe und Halbfabrikate...54
Tabelle 12: Zusammenfassung der Datenlage auf Segmentsebene (Rohstoffe und Halbfabrikate) ...57
Tabelle 13: Zusammenfassung der Datenlage für Betriebs- und Hilfsstoffe...61
Tabelle 14: Zusammenfassung der Datenlage für Wasser und Abwasser ...64
Tabelle 15: Zusammenfassung der Datenlage für Energie und Abluftemissionen ...65
Tabelle 16: Zusammenfassung der Datenlage für Abfälle ...68
Tabelle 17: Herkunft und Qualität der Daten für eine Bilanzierung auf Arbeitsplatzebene...72
Tabelle 18: Abwicklung von Umweltgeschäftsprozessen im Rahmen konventioneller betriebswirtschaftlicher
Prozesse...84
Tabelle 19: Integration von Umweltgeschäftsprozessen in SAP R/3-Module ...85
Tabelle 20: Stammdaten Technischer Platz und Equipment (nach [M
ÖHRLEN
: SAP R/3 1998, S. 417ff]) ...86
Tabelle 21: Optimierungsmöglichkeiten im Bereich anlagenbezogener Umweltschutz ...88
Tabelle 22: Optimierungsmöglichkeiten im Bereich Gefahrstoffe...90
Tabelle 23: Optimierungsmöglichkeiten im Bereich Gefahrgüter...90
Tabelle 24: Stammdaten Meßpunkt (nach [M
ÖHRLEN
: SAP R/3 1998, S. 426])...91
Tabelle 25: Optimierungsmöglichkeiten im Bereich Wasser und Abwasser...91
Tabelle 26: Optimierungsmöglichkeiten im Bereich Energie und Abluftemissionen ...92
Tabelle 27: Optimierungsmöglichkeiten im Bereich Abfallwirtschaft...96
Tabelle 28: Nutzerkonzept für die EH&S-Komponenten Arbeitsmedizin und Arbeitsschutz (überarbeitet nach
[vgl. G
ANDERT
: EH&S 1999]) ...97
Tabelle 29: Optimierungsmöglichkeiten im Bereich Arbeitssicherheit...99
Tabelle 30: Maßnahmenvorschläge für die Integration bilanzrelevanter Informationen in SAP R/3...101
Tabelle 31: Zeitlicher Aufwand werksinterner Mitarbeiter im Rahmen des Projekts ...104
Tabelle 32: Aufwand-Nutzen-Bewertung des Projekts und der eingeleiteten Optimierungen des
Umweltmanagementsystems für den Betrieb...110
Tabelle 33: Vorarbeiten und Perspektiven der Umweltkostenrechnung auf Grundlage des Pilotprojektes ...112

Seite V
Optimierung des Umweltmanagementsystems durch Integration von Umweltinformationen in SAP R/3
Abkürzungsverzeichnis
a
Jahr
ABAP/4
SAP-eigene Programmiersprache
AbfKoBiV
Abfallwirtschaftskonzept- und ­bilanz-
verordnung
ADB
EDV-Programm ,,Abfalldatenbank"
AM
SAP R/3-Modul ,,Anlagenwirtschaft"
APS
Arbeitsplatzschlüssel
ASN
Abfallschlüsselnummer
AWE
EDV-Programm ,,Allgemeine Werk-
Erhaltung" insbesondere für Instand-
haltungsaufgaben
B
Breite
BANF
Bestellanforderung
BC
SAP R/3-Modul ,,Basis System"
BG
Berufsgenossenschaft
BImSchV
Bundesimmissionsschutzverordnung
BS
British Standard (Normenreihe in Groß-
britannien)
BW
Business Information Warehouse
CML
Centrum voor Milieukunde Leiden
CNC
Computerized Numerical Control (EDV-
gestützte Maschinensteuerung)
CO
SAP R/3-Modul ,,Controlling"
DIN
Deutsches Institut für Normung
DM
Deutsche Mark
dm
Dezimeter
dm²
Quadratdezimeter
DSD
Duales System Deutschland
EAK
Europäischer Abfallartenkatalog
EDV
elektronische Datenverarbeitung
EG
Europäische Gemeinschaft
EH&S
in SAP R/3 integrierte Komponente
,,Environment, Health and Safety"
EIS
Executive Information System
etc.
et cetera
EZ
Entsorgungszentrum
FI
SAP R/3-Modul ,,Finanzwesen"
FI-AA
SAP R/3-Modul ,,Anlagenbuchhaltung"
GDP
gleitender Durchschnittspreis
gesetzl.
gesetzlich(e)
ggf.
gegebenenfalls
GGVS
Gefahrgutverordnung Straße
h
Stunde
HR
SAP R/3-Modul ,,Personalwirtschaft"
i.d.R.
in der Regel
ISO
International Standardization Organisa-
tion (internationales Normungsinstitut)
ISO/DIS
Diskussionsentwurf einer ISO-Norm
kalkulat.
kalkulatorisch(e)
Kap.
Kapitel
kg
Kilogramm
KrW-/AbfG Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz
kWh
Kilowattstunde
L
Länge
LAGA
Länderarbeitsgemeinschaft Abfall
Kubikmeter
MM
SAP R/3-Modul ,,Materialwirtschaft"
MSTD
Maschinenstunde(n)
Nr.
Nummer
PC
Personal Computer
PM
SAP R/3-Modul ,,Instandhaltung"
PP
SAP R/3-Modul ,,Produktionsplanung"
PS
SAP R/3-Modul ,,Projekt-System"
PSA
Persönliche Schutzausrüstung
PSTD
Personalstunde(n)
Q
Segment Qualitätsmanagement
QM
SAP R/3-Modul ,,Qualitätsmanagement"
R-Sätze
Standardsätze, die in kurzer Form über
die Eigenschaften einer Chemikalie
informieren (Gefahrstoffrecht)
S-Sätze
Standardsätze, die Ratschläge für
Schutzmaßnahmen bei der Verwen-
dung einer Chemikalie geben (Gefahr-
stoffrecht)
s.o.
siehe oben
s.S.
siehe Seite
s.u.
siehe unten
SAP R/3
Betriebswirtschaftliche Standardsoftware
,,Systeme, Anwendungen, Produkte in
der Datenverarbeitung"
SD
SAP R/3-Modul ,,Vertrieb"
SDB
Sicherheitsdatenblatt
SIGEM
EDV-Programm ,,Siemens Gefahrstoff-
management"
t
Tonne
TDM
EDV-Programm ,,Tool-Data-Manage-
ment" zur Werkzeugverwaltung
teilw.
teilweise
TÜV
Technischer Überwachungsverein
UN
Vereinte Nationen (United Nations)
UP
,,unter Pulver" (Schweißen)
v.a.
vor allem
VAwS
Verordnung über Anlagen zum Umgang
mit wassergefährdenden Stoffen und
über Fachbetriebe
VBG
Verband der Berufsgenossenschaften
vgl.
vergleiche
WA
Werksübergreifende Aufgaben (anony-
misierte Segmentsbezeichnung)
WF
SAP R/3-Modul ,,Workflow"
z.B.
zum Beispiel
Fast alle Softwarebezeichnungen, die in dieser Diplomarbeit erwähnt werden, sind gleichzeitig auch eingetragene Warenzei-
chen oder sollten als solche betrachtet werden. SAP ist ein eingetragenenes Warenzeichen der SAP AG, Walldorf; AUDIT ist
ein eingetragenes Warenzeichen der AUDIT GmbH, Graz.


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Optimierung des Umweltmanagementsystems durch Integration von Umweltinformationen in SAP R/3
1
1
V
V
o
o
r
r
w
w
o
o
r
r
t
t
Betrieblicher Umweltschutz verursacht nach landläufiger Meinung vor allem Kosten. Zudem erfordert der Um-
weltschutz ein aufwendiges Dokumentationswesen und verlangt den Mitarbeitern umfangreiche Verwal-
tungstätigkeiten ab. Des weiteren treten Kommunikationsprobleme auf, weil der Finanzcontroller und der Um-
weltschutzbeauftragte die Fachsprache des jeweils anderen nicht verstehen. So ist es nicht verwunderlich, daß der
Umweltschutz von den Kernbereichen eines Unternehmens kaum akzeptiert und nicht als Gemeinschaftsaufgabe
verstanden wird.
Ein intelligent aufgezogenes Umweltmanagement muß sich daher neu ausrichten: Der betriebliche Umwelt-
schützer muß sich das Vokabular der Kaufleute aneignen und statt von Grenzwerten zu reden über Material- und
Kosteneinsparungen die Umweltschutzdiskussion führen. Ökonomie und Ökologie sind häufig kein Widerspruch,
doch fehlt in der betrieblichen Praxis häufig ein geeignetes Instrumentarium, um aufzuzeigen, welche Kosten
durch nicht praktizierten Umweltschutz verursacht werden. Eine gesetzeskonforme Abfallbehandlung und ­ent-
sorgung mag teuer sein, nur wird in aller Regel übersehen, daß der Einkauf, die Lagerung, der Transport und die
Bearbeitung der späteren Abfälle mit einem Vielfachen an Kosten verbunden sind. An diesem Punkt muß der
Umweltschutzbeauftragte die Diskussion ansetzen, um breite Unterstützung zu erfahren. Er benötigt jedoch dafür
eine geeignete Diskussionsgrundlage: Nur wenn er die Material- und Energieströme in seinem Betrieb durchgän-
gig kennt, kann er auch Kosteneinsparungspotentiale belegen.
Die Abwicklung der Geschäftsprozesse eines Unternehmens ist ohne den Einsatz einer ausgefeilten EDV-
Technik kaum noch denkbar. Zahlreiche Großunternehmen bedienen sich dafür der betriebswirtschaftlichen
Standardsoftware SAP R/3, die zugeschnitten ist auf die Bedürfnisse der kaufmännischen Controller, der Ar-
beitsplaner und Fertigungssteuerer, der Konstrukteure, der Personalabteilung und weiterer Bereiche eines Be-
triebes ­ nur die Abteilung Umweltschutz kann das System SAP R/3 für ihre Zwecke im Regelfall nicht nutzen
und muß zahlreiche Softwareprogramme für die unterschiedlichsten Umweltschutzaufgaben als Insel-Lösungen
parallel mit Daten versorgen. Ein funktionierendes Umweltcontrolling ist jedoch ebenso auf eine einheitliche
Datenbasis angewiesen wie eine Umweltkostenrechnung auf Daten des Rechnungswesens. Daher ist mittelfristig
eine Einbindung der Umweltschutzaufgaben in die bestehenden betriebswirtschaftlichen Organisations-, Ablauf-,
Informations- und Kommunikationsstrukturen aufbauend auf dem System SAP R/3 für ein effektives, offensives
und akzeptiertes Umweltmanagementsystem als grundlegend anzusehen. Nur dann kann auch der Umweltschutz
als Gemeinschaftsaufgabe von den anderen Abteilungen eines Unternehmens aktiv wahrgenommen werden.
Bisher standen für die Entwicklung des SAP R/3-Systems die traditionellen betriebswirtschaftlichen Geschäfts-
prozesse im Vordergrund, doch zunehmend wird auch gesehen, daß der betriebliche Umweltschutz ganz spezi-
fische Aufgaben zu erfüllen hat, an die das SAP R/3-System anzupassen ist. Die Ablauforganisation der Um-
weltgeschäftsprozesse orientiert sich einerseits an den umweltrechtlichen Vorschriften andererseits aber an den
gewachsenen innerbetrieblichen Strukturen und selbstdefinierten, über die rechtlichen Aufgaben hinausgehenden,
Zielsetzungen, z.B. dem Aufbau einer Umweltkostenrechnung. Daher kann die Integration von Umweltge-
schäftsprozessen in SAP R/3 nicht alleinige Aufgabe eines Programmentwicklers sein. Vielmehr müssen in en-
gem Zusammenspiel mit der betrieblichen Praxis die entsprechenden Strukturen analysiert und die Bedürfnisse
des Unternehmens berücksichtigt werden.
Daher wurde für die Durchführung des Pilotprojekts ,,Integration von Umweltbelangen in SAP R/3" der betrach-
tete Betrieb gewählt, da hier ausgehend von einem bereits sehr engagiert und erfolgreich betriebenen Umweltma-
nagementsystem ein weitreichender Erkenntnisgewinn zu erwarten war, der einerseits zu Lösungen führt, die auf
andere Werke des Unternehmens mit einem noch nicht so etablierten Umweltmanagement übertragen werden
können und andererseits direkt in die Entwicklung des SAP R/3-Standards durch die SAP AG, Walldorf, in Zu-
sammenarbeit mit der Beratungsgesellschaft (Auftragnehmer) einfließen können.

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K. Schischke: Diplomarbeit
2
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E
E
i
i
n
n
l
l
e
e
i
i
t
t
u
u
n
n
g
g
Die Diplomarbeit ,,Optimierung des Umweltmanagementsystems durch Integration von Umweltinformationen in
das System SAP R/3 in einem Betrieb der metallverarbeitenden Industrie" wurde begleitend zum Pilotprojekt
,,Integration von Umweltinformationen in SAP R/3" in einem metallverarbeitenden Betrieb angefertigt. Das Pi-
lotprojekt wurde in Zusammenarbeit mit dem Referat Umweltschutz und Arbeitssicherheit im Werk und dem
Unternehmensreferat Betrieblicher Umweltschutz sowie einer Beratungsgesellschaft (Auftragnehmer) durchge-
führt. Mit der vorliegenden Diplomarbeit wird ein Gesamtüberblick über das Projekt ­ Ablauf, Problembereiche,
Lösungsansätze, Umsetzung und künftige Entwicklungen ­ geliefert. Des weiteren werden einzelne Aspekte ver-
tieft und beispielhaft dargestellt.
2
2
.
.
1
1
Z
Z
i
i
e
e
l
l
s
s
e
e
t
t
z
z
u
u
n
n
g
g
Das Pilotprojekt "Integration von Umweltbelangen in SAP R/3" verfolgt das übergeordnete Ziel, das Umwelt-
management durch die Integration von Umweltinformationen in SAP R/3 zu optimieren. Die Optimierung
des Umweltmanagements zielt langfristig ab auf
§
die Einführung einer Umweltkostenrechnung und
§
die Optimierung des Umweltcontrollings.
Als ein wesentliches Instrument des Umweltcontrollings und als Grundlage für die Umweltkostenrechnung wird
insbesondere die Einführung einer Stoff- und Energiestrombilanzierung angestrebt.
Um Fortschritte in Richtung dieser visionären Zielsetzung zu erreichen, sind im Rahmen des Pilotprojekts als
Teilziele
§
die Integration von Umweltinformationen in SAP R/3 für die Bereiche betrieblicher Umweltschutz (anla-
genbezogener Gewässerschutz, Frischwasserverbrauch, Energie, Emissionen, Abfallwirtschaft etc.), Gefahr-
stoffe, Gefahrgutmanagement, Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz zu konzeptionieren,
§
die Integration von Umweltinformationen in SAP R/3 für den Bereich Abfallwirtschaft beispielhaft zu reali-
sieren und
§
aufbauend auf einer Analyse der im Betrieb vorliegenden Umweltdaten eine systematische Stoff- und Ener-
giestrombilanzierung mit Hilfe der Software AUDIT zu konzeptionieren.
Die Integration der Umweltgeschäftsprozesse soll - soweit möglich und praktikabel - erfolgen
§
durch eine vollständige Integration in SAP R/3 oder
§
durch eine Anbindung der für die Abwicklung der Geschäftsprozesse eingesetzten EDV-Programme an SAP
R/3 (Schaffung von Schnittstellen, Vermeidung von Insel-Lösungen)
um die Mehrfacheingabe von Daten und eine Inkonsistenz der Daten zu vermeiden (Schaffung einer weitge-
hend gemeinsamen Datengrundlage für alle Umweltschutzaufgaben in SAP R/3) bzw. um eine EDV-technische
Erfassung der für eine Stoff- und Energiestrombilanzierung, den Aufbau einer Umweltkostenrechnung und die
Optimierung des Umweltcontrollings erforderlichen Daten überhaupt zu ermöglichen. Durch die Integration der
Umweltinformationen in SAP R/3 sind entsprechend dieser Zielsetzung auch Kosteneinsparungen im Bereich der
EDV-gestützten Umweltinformationssysteme zu realisieren.
Die Einführung einer Stoff- und Energiestrombilanzierung ist zunächst beispielhaft für einen Teilbereich
durchzuführen, um die Anforderungen an das SAP R/3-System hinsichtlich der für die Bilanzierung erforderli-
chen Daten zu formulieren.
Für die Weiterentwicklung der Umweltkostenrechnung sind die Schwachstellen der bestehenden Kostenrech-
nung zu ermitteln. Die Bilanzierung der Stoff- und Energieströme ist mit der Kostenbilanzierung zu verknüpfen.
Eine Veränderung der bestehenden Geschäftsprozeßabläufe ist kein vorrangiges Ziel des Projektes, jedoch kann
sich aus den Ergebnissen des Projektes mittelfristig ein Bedarf für die Anpassung der Prozeßabläufe an die An-
forderungen der Stoff- und Energiestrombilanzierung, der Umweltkostenrechnung und des Umweltcontrollings
ergeben.
Im Rahmen des Pilotprojektes ist eine auf andere Geschäftsbereiche und Standorte des Unternehmens weitgehend
übertragbare Standard-Lösung für die Integration von Umweltinformationen in SAP R/3 zu erarbeiten. Dieses
weitergehende Konzept ist nicht Teil dieser Diplomarbeit, es wird aber ein Ausblick auf mögliche Weiterent-

Seite 3
Optimierung des Umweltmanagementsystems durch Integration von Umweltinformationen in SAP R/3
wicklungen des betrieblichen Umweltmanagements ­ unabhängig von den spezifischen Gegebenheiten im be-
trachteten Betrieb ­ gegeben.
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Im Rahmen der Diplomarbeit ist zu untersuchen, welche Möglichkeiten bestehen, die betrieblichen Abläufe in
den Bereichen Umweltschutz und Arbeitssicherheit durch die Integration von Umweltinformationen und Ge-
schäftsprozessen in SAP R/3 zu optimieren. Für eine praktikable Stoff-, Energie- und Kostenbilanzierung als
Voraussetzung für eine Umweltkostenrechnung und ein verbessertes Umweltcontrolling sind die Grundlagen zu
schaffen.
Folgende Teilaufgaben sind zu bearbeiten:
1.
Zu den Themengebieten SAP R/3, Betriebliche Umweltinformationssysteme, Umweltkostenrechnung, Um-
weltcontrolling sowie Stoff- und Energiestrombilanzierung ist eine Literaturrecherche hinsichtlich der für
das Projekt relevanten Aspekte durchzuführen. Der Beispielbetrieb ist zu beschreiben. (Kap. 3 Grundlagen;
Kap. 4 Beschreibung des betrachteten metallverarbeitenden Betriebs; weitere Grundlagen fließen in die Aus-
führungen der nachfolgenden Kapitel bei Bedarf ein)
2.
Die gegenwärtigen Abläufe, Informations- und Kommunikationsstrukturen sowie die vorliegenden Daten in
den Bereichen Umweltschutz und Arbeitssicherheit im Betrieb sind zu analysieren; Schwachstellen sind zu
identifizieren. In die Betrachtungen ist die Kostenrechnung sowie das SAP R/3-System am Standort einzu-
beziehen. (Kap. 5.2 Ist-Analyse der Umweltgeschäftsprozesse)
3.
Die Einführung einer Stoff- und Energiestrombilanzierung ist an einem geeigneten Beispiel auf der Grundla-
ge der bisher im Betrieb verfügbaren Daten zu demonstrieren. Aufgrund der im Rahmen der Bilanzierung
gewonnenen Erkenntnisse, insbesondere hinsichtlich des SAP R/3 als Datenquelle, ist ein systematisches
Vorgehen zur Datenübernahme aus SAP R/3 in die Bilanzierungssoftware (AUDIT) zu konzeptionieren.
(Kap. 5.3 Datenlage und Methodik für eine Stoff- und Energiestrombilanzierung; zur Konzeptionierung sie-
he Kap. 5.4.3 Konzept für die automatisierte Stoff- und Energiestrombilanzierung)
4.
Das von der Beratungsgesellschaft (Auftragnehmer) entwickelte Soll-Konzept ist kritisch zu hinterfragen
und mit den am Standort Betroffenen hinsichtlich Praktikabilität und Umsetzbarkeit zu erörtern und zu be-
werten. Das Konzept der Integration in SAP R/3 ist mit den derzeit eingesetzten Umweltinformationssyste-
men zu vergleichen. (Kap. 5.4 Soll-Konzept)
5.
Das Projektmanagement ist zu dokumentieren. Der betriebsinterne Aufwand für die Durchführung des Pilot-
projektes ist zu ermitteln. Eine Gesamtbewertung des Projektes hat zu erfolgen hinsichtlich des Nutzen-
Aufwand-Verhältnisses, der Integrierbarkeit von Umweltgeschäftsprozessen in SAP R/3 sowie der geleiste-
ten Vorarbeiten für eine Stoff- und Energiestrombilanzierung. Die Übertragbarkeit der Lösungsvorschläge
auf andere Betriebe ist zu diskutieren. (Kap. 6 Bewertung des Projektes)
6.
Aufbauend auf der Soll-Konzeption und den im Rahmen des Projektes gesammelten Erfahrungen ist ein
Ausblick auf eine Weiterentwicklung des Umweltcontrollings sowie die Realisierungsmöglichkeiten einer
Umweltkostenrechnung zu geben. (Kap. 7 Perspektiven des Umweltmanagements)

Seite 4
K. Schischke: Diplomarbeit
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Umweltmanagement, Umweltkostenrechnung und Umweltcontrolling sowie Stoff- und Energiebilanzen sind
mittlerweile weitverbreitete Schlagworte, wenn es um eine ökologische Unternehmensführung geht. Vielfach
werden die Begriffe jedoch nicht einheitlich verwendet und der Übergang zwischen den einzelnen Instrumenta-
rien des Umweltmanagements ist fließend. Nachfolgend wird daher ein Überblick über die Einbindung einer
Umweltkostenrechnung und des Umweltcontrollings in das Umweltmanagement sowie die Methodik und An-
wendung von Stoff- und Energiebilanzen gegeben sowie grundlegende Begriffe erläutert. Die Darstellung be-
schränkt sich auf die für die Optimierung des Umweltmanagements durch Integration von Umweltinformationen
in SAP R/3 relevanten Aspekte.
Ein gut funktionierendes Umweltmanagementsystem ist auf den Einsatz der EDV-Technik angewiesen. Über
Softwarelösungen für Umweltschutzaufgaben und die betriebswirtschaftliche Anwendung SAP R/3 wird in den
nachfolgenden Grundlagenkapiteln ein Abriß gegeben. Abschließend wird das Unternehmen beschrieben, in dem
das Pilotprojekt durchgeführt wurde. Die betriebsspezifischen Bedingungen vor Ort sind als entscheidend für die
individuell erarbeiteten Lösungen zur Integration von Umweltinformationen in SAP R/3 anzusehen.
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Die EG-Öko-Audit-Verordnung definiert ein Umweltmanagementsystem als denjenigen ,,Teil des gesamten übergreifenden
Managementsystems, der die Organisationsstruktur, Zuständigkeiten, Verhaltensweisen, förmlichen Verfahren, Abläufe und
Mittel für die Festlegung und Durchführung der Umweltpolitik einschließt." [EG-Ö
KO
-A
UDIT
-V
ERORDNUNG
1993, Art. 2]
Ein offensives Umweltmanagement verfolgt die Zielsetzung, in allen betrieblichen Bereichen und Funktionen die
aufgrund von rechtlichen Vorschriften vom Staat oder die vom Markt ausgehenden Umweltschutzanforderungen
in die betrieblichen Abläufe zu integrieren. Ziel sollte nicht nur die Erfüllung umweltrechtlicher Anforderungen
sondern auch die Nutzung des Umweltmanagements als betriebswirtschaftliches Instrument sein. Mit einem of-
fensiven Umweltmanagementkonzept sollen die betrieblichen ökonomischen Ziele sowie die Umweltziele ge-
meinsam erreicht werden. [vgl. W
ICKE
: B
ETRIEBLICHE
U
MWELTÖKONOMIE
1992, S. 43, 640f]
Umwelt-
Umwelt-
geschäfts
geschäfts
-
-
prozesse
prozesse
Bilanzie
Bilanzie
-
-
rungen
rungen
Umweltcontrolling
Umweltcontrolling
·
·
kontrollieren/analysieren
kontrollieren/analysieren
·
·
bewerten
bewerten
·
·
planen
planen
·
·
umsetzen
umsetzen
Umwelt-
Umwelt-
rechtliche
rechtliche
Vorgaben
Vorgaben
&
&
betrieb-
betrieb-
liche
liche
Umwelt-
Umwelt-
politik
politik
Informationsmanagement als zentrale Aufgabe des Umweltmanagements
unterstützt bei der
Einhaltung
z.B.
Abfallbilanz nach
Abfallbilanz nach
KrW
KrW
-/AbfG
-/AbfG
Emissionserklärung
Emissionserklärung
nach
nach
BImSchG
BImSchG
Anlagenkataster
Anlagenkataster
nach
nach
VAwS
VAwS
ermöglicht
reibungslose
Abwicklung
Entsorgung von
Entsorgung von
Abfällen
Abfällen
Beschaffung
Beschaffung
Gefahrstoffe
Gefahrstoffe
Erstellung
Erstellung
Arbeits
Arbeits
-
-
anweisungen
anweisungen
z.B.
beeinflußt
z.B.
Stoff- und Energie-
Stoff- und Energie-
strombilanzierung
strombilanzierung
Ökobilanz
Ökobilanz
ermöglicht
Umweltkostenrechnung
Umweltkostenrechnung
schafft
Voraussetzungen
dient als
Grundlage
Umweltinformations
Umweltinformations
-
-
management
management
schafft
Voraussetzungen
erfordert Veränderungen
dient als
Grundlage
siehe Kapitel 3.3
siehe Kapitel 3.1.1
siehe Kapitel 3.4
siehe Kapitel 3.2
siehe Kapitel 3.1.1
Umweltbericht des
Umweltbericht des
Unternehmens
Unternehmens
Abbildung 1: Aufgaben des Umweltinformationsmanagements
Bedient sich das Umweltmanagement des Instrumentariums der Umweltkostenrechnung und trägt so zur Ver-
besserung der betrieblichen Kostensituation bei, so wird zudem die Position des Umweltmanagements im Un-
ternehmen gestärkt [vgl. F
ISCHER
: U
MWELTKOSTENMANAGEMENT
1997, S. 25]. Nur so kann der Umweltschutz

Seite 5
Optimierung des Umweltmanagementsystems durch Integration von Umweltinformationen in SAP R/3
nachhaltig in die betrieblichen Abläufe integriert werden anstatt als kosten- und zeitaufwendige Sonderaufgabe
ein wenig akzeptiertes Schattendasein im Unternehmen führen zu müssen.
Grundlegend für das Umweltmanagement ist insbesondere ein effektives Informationsmanagement. Eine effek-
tive betriebsinterne Kommunikation relevanter Daten, Fakten und Informationen zwischen den Entschei-
dungsträgern und den Handelnden ist unabdingbar [vgl. S
PENGLER
: S
TOFFSTROMMANAGEMENT
1998, S. 25]. Das
Umweltmanagement hat dafür Sorge zu tragen, daß die relevanten Informationen für die Abwicklung der Ge-
schäftsprozesse in geeigneter Weise zur Verfügung gestellt werden. Die Implementierung einer Umweltkosten-
rechnung sowie eines Umweltcontrollingsystems sind auf Informationen aus den unterschiedlichsten inner- und
außerbetrieblichen Bereichen angewiesen (Abbildung 1).
Der betriebliche Umweltschutz weist Überschneidungen mit dem Bereich Arbeitssicherheit und Gesundheits-
schutz auf, insbesondere beim Gefahrstoffhandling, dem Lärmschutz und der Emissionsüberwachung. Daher ist
es sinnvoll, ein übergreifendes Umwelt- und Arbeitssicherheitsmanagement zu implementieren. Nachfolgend
werden in die Betrachtungen daher Aspekte der Arbeitssicherheit mit einbezogen.
3.1.1 Umweltgeschäftsprozesse
Ein Geschäftsprozeß beschreibt alle Aktivitäten, mit deren Durchführung eine Leistung durch Aufgabenträger erbracht wird,
die an externe (Hauptprozeß) oder interne Kunden (Serviceprozeß) übergeben wird und für diesen einen Wert darstellt [vgl.
K
ELLER
: P
ROZEß
-P
ROTOTYPING
1997, S. 153]. Ein Umweltgeschäftsprozeß ist dementsprechend eine Kette von Aktivitäten,
die durch ein oder mehrere Ereignisse - z.B. abfallrechtliche Anforderungen, Vorgaben der unternehmensinternen Umwelt-
politik - ausgelöst wird und zu einem oder mehreren Ergebnissen - z.B. einer Abfallbilanz, Entsorgung einer bestimmten
Abfallcharge - führt [vgl. R
EBSTOCK
: G
ESCHÄFTSPROZESSE
1997, S. 18]. Da mit der Fertigung von Produkten immer auch
eine Umweltauswirkung - zumindest durch den Rohstoffverbrauch - verbunden ist, sind auch Produktionsprozesse im weite-
sten Sinne den Umweltgeschäftsprozessen zuzurechnen.
Zu unterscheiden sind folglich bei den Umweltgeschäftsprozessen
§
unterstützende Prozesse (Entsorgung von Abfällen, Erstellung von Bilanzen o.ä.) und
§
Produktionsprozesse (Wertschöpfung durch die Fertigung von Produkten).
Abbildung 2 veranschaulicht die in dieser Arbeit zugrundeliegende Definition der Umweltgeschäftsprozesse und
stellt die Zielsetzung des Pilotprojektes hinsichtlich der Umweltgeschäftsprozesse dar: Unterstützende Prozesse
sind weitgehend in SAP R/3 zu integrieren, während für (umweltrelevante) Produktionsprozesse die Daten-
grundlage in SAP R/3 für ein Prozeßcontrolling zu verbessern ist.
Umweltgeschäftsprozesse
Umweltgeschäftsprozesse
Abgrenzung und Definition von Umweltgeschäftsprozessen
Unterstützende Prozesse
Unterstützende Prozesse
z.B.
§
Entsorgung von Abfällen
§
Emissionsüberwachung
§
Frischwasserversorgung
§
Katastererstellung
è
Integration der
unterstützenden Prozesse
unterstützenden Prozesse in
SAP R/3 (Schaffung einer gemeinsamen
Datengrundlage für alle Umweltschutzaufgaben)
Produktionsprozesse
Produktionsprozesse
Fertigung von Produkten
(Wertschöpfung)
Zielsetzung des Pilotprojektes:
Zielsetzung des Pilotprojektes:
è
verursachergerechtere Datenhaltung der
Stoff-, Energie- und Kostendaten für die
Produktionsprozesse
Produktionsprozesse in SAP R/3
è
Prozeßbilanzierung und Prozeßcontrolling
mit einer Bilanzierungssoftware (AUDIT) mit
Anbindung an SAP R/3
è
Nutzung von Synergieeffekten für eine optimierte Abwicklung der Umweltgeschäftsprozesse
è
Optimierung des Umweltcontrollings
è
Einführung einer Umweltkostenrechnung
Abbildung 2: Umweltgeschäftsprozesse im Rahmen des Pilotprojektes
In ihrer Struktur werden Geschäftsprozesse beeinflußt durch die betriebliche Kommunikationsinfrastruktur, d.h.
die Art, Verfügbarkeit und Qualität der genutzten Kommunikationsmedien und -netze [vgl. R
EBSTOCK
:

Seite 6
K. Schischke: Diplomarbeit
G
ESCHÄFTSPROZESSE
1997, S. 7]. Geschäftsprozesse umfassen in der Regel mehrere Aufgaben, die miteinander
zu koordinieren und zielgerichtet abzustimmen sind. Die einzelnen Aufgaben sind häufig vernetzt, werden von
mehreren Personen und auch Abteilungen bearbeitet, und am Ende eines Teilschrittes werden andere Schritte
oder gar Geschäftsprozesse angestoßen [vgl. K
ELLER
: P
ROZEß
-P
ROTOTYPING
1997, S. 154]. Aufgrund dieser
teilweise komplexen Struktur von Geschäftsprozessen ist eine Abgrenzung zwischen Umweltgeschäftsprozessen
und anderen Geschäftsprozessen nicht immer möglich. So haben z.B. Umweltschutzbestimmungen wie die Ge-
fahrstoffverordnung einen direkten Einfluß auf die Produktionsplanung und Logistikprozesse [vgl. W
ENZEL
:
G
ESCHÄFTSPROZEßOPTIMIERUNG
1997, S. 55].
Maßgeblich beeinflußt wird die Gestaltung der Umweltgeschäftsprozesse von umweltrechtlichen Vorgaben, die
z.B. neben dem Vorgang der Abfallentsorgung ein umfassendes Begleitscheinverfahren vorschreiben. Einige
Umweltgeschäftsprozesse sind auch allein aufgrund von Gesetzen und Verordnungen erforderlich, z.B. die Er-
stellung einer Emissionserklärung nach Bundesimmissionsschutzgesetz. Des weiteren werden Umweltgeschäfts-
prozesse durch Vorgaben der unternehmensinternen Umweltpolitik mitbestimmt.
Für das Umweltmanagement ist eine Optimierung der Geschäftsprozesse durch eine Koordination der innerbe-
trieblichen Informationsflüsse angeraten, da gerade die Querschnittsaufgabe Umweltschutz auf eine Zusammen-
arbeit unterschiedlichster Stellen eines Unternehmens angewiesen ist. Daher sind folgende grundlegenden
Fragestellungen zu beantworten, um eine effiziente Ablauforganisation für die einzelnen Umweltgeschäftsprozes-
se zu ermöglichen [vgl. S
TROBEL
: S
TOFF
-
UND
E
NERGIEFLÜSSE
1997, S. 46]:
§
welche Abteilungen bzw. Mitarbeiter nehmen im weitesten Sinne Aufgaben im Umweltschutz wahr?
§
welche umweltrelevanten Tätigkeiten und Prozesse werden ausgeführt und über welche Stoff- und Energie-
flüsse sind die Prozesse miteinander verknüpft?
§
welche Informationen sind an welcher Stelle der Stoffflüsse erforderlich?
3.1.2 Anforderungen an ein Umweltmanagementsystem
Anforderungen an das Umweltmanagementsystem eines Betriebes sind insbesondere in der EG-Öko-Audit-
Verordnung und der ISO
1
14.001 fixiert. Das Pilotprojekt ,,Integration von Umweltbelangen in SAP R/3" berührt
insbesondere die nachfolgend genannten Aspekte der EG-Öko-Audit-Verordnung bzw. der ISO-Norm:
Mit der Umsetzung der ISO 14.001 ist ein kontinuierlicher Verbesserungsprozeß zu implementieren, der auf die
Weiterentwicklung des Umweltmanagements abzielt, um im Ergebnis eine Verbesserung der Umweltleistung
zu erreichen [vgl. A
LIJAH
: N
ORMEN
1998, Kap. 8.2]. Die Öko-Audit-Verordnung sieht für die teilnehmenden
Betriebe eine Verpflichtung zur kontinuierlichen Verbesserung des betrieblichen Umweltschutzes vor [vgl.
EG-Ö
KO
-A
UDIT
-V
ERORDNUNG
1993, Art. 3, a]. Der kontinuierliche Verbesserungsprozeß nach ISO 14.001 ist
durch folgende Vorgehensweise zu gewährleisten [vgl. A
LIJAH
: N
ORMEN
1998, Kap. 8.2]:
(1)
Festlegung der Umweltpolitik,
(2)
Planung der Aktivitäten mit Zielvorgaben unter Berücksichtigung der Umweltaspekte der Tätigkeiten, Pro-
dukte und Dienstleistungen einer Organisation, der umweltrechtlichen Anforderungen,
(3)
Umsetzung und Durchführung eines Umweltmanagementsystems durch eine entsprechende Anpassung der
Abläufe und der Ablauflenkung, Schulungsmaßnahmen und eine Dokumentation des Umweltmanagementsy-
stems,
(4)
Überwachung aller Tätigkeiten mit signifikanten Umwelteinwirkungen sowie ggf. Durchführung von Kor-
rekturmaßnahmen,
(5)
Bewertung des Umweltmanagementsystems durch die oberste Leitung.
Die EG-Öko-Audit-Verordnung fordert eine Ermittlung und Bewertung der Umweltauswirkungen [vgl. EG-Ö
KO
-
A
UDIT
-V
ERORDNUNG
1993, Anh. I, B, Nr. 3].
Im einzelnen werden als vorsorgende Umweltschutzaktivitäten als fester Bestandteil von Umweltpolitik und ­
programmen u.a. gefordert [vgl. EG-Ö
KO
-A
UDIT
-V
ERORDNUNG
1993, Anh. 1, C]:
(1)
Beurteilung, Kontrolle und Verringerung der Auswirkungen der betreffenden Tätigkeit auf die verschiedenen
Umweltbereiche;
(2)
Energiemanagement, Energieeinsparungen und Auswahl von Energiequellen;
1
International Standardization Organisation (internationales Normungsinstitut)

Seite 7
Optimierung des Umweltmanagementsystems durch Integration von Umweltinformationen in SAP R/3
(3)
Bewirtschaftung, Einsparung, Auswahl und Transport von Rohstoffen; Wasserbewirtschaftung und
-einsparung;
(4)
Vermeidung, Recycling, Wiederverwendung, Transport und Endlagerung von Abfällen;
(5)
Auswahl neuer und Änderung bestehender Produktionsverfahren;
(6)
Verhütung und Begrenzung umweltschädigender Unfälle.
Maßnahmen in den genannten Bereichen setzen die Kenntnis der betrieblichen Stoff- und Energieflüsse voraus.
Die Einhaltung der standortspezifischen Umweltpolitik und des Umweltprogramms ist zu kontrollieren, indem
für jede Tätigkeit bzw. jeden Bereich u.a. eine Ermittlung und Dokumentation der für die Kontrolle wichtigen
Informationen vorgenommen wird [vgl. EG-Ö
KO
-A
UDIT
-V
ERORDNUNG
1993, Anh. 1, B, Nr. 4].
Im Rahmen des Umweltprogramms sind konkrete Maßnahmen und Ziele festzuschreiben. Die Identifizierung von
ökonomisch und ökologisch sinnvollen Optimierungspotentialen und eine darauf basierende Festlegung auf Um-
weltziele, die aufgrund ihrer ökonomischen Vorteile eine breite Akzeptanz im Unternehmen finden, kann syste-
matisch durch die Einführung einer Umweltkostenrechnung unterstützt werden [vgl. F
ISCHER
:
U
MWELTKOSTENMANAGEMENT
1997, S. 259].
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Umweltbelastende Stoff- und Energieströme stellen für Industriebetriebe bedeutende Kostenfaktoren dar. Wer-
den nicht ausschließlich ,,end-of-pipe"-Technologien eingesetzt, sondern vermehrt integrierte Umweltschutzmaß-
nahmen, die auf die Vermeidung und Verminderung von Stoff- und Energieverbräuchen und entsprechenden
Outputs abzielen, so können mit Umweltentlastungen gleichzeitig Kostensenkungspotentiale verbunden sein. Die
Einzelfallprüfung zeigt, ob die Kosten einer Umweltschutzmaßnahme die mit ihr erreichbare Kostensenkung
übersteigen. Häufig wird die Überprüfung zu dem Ergebnis führen, daß Umweltschutz nachhaltig Kosten senkt
[vgl. F
ISCHER
: U
MWELTKOSTENMANAGEMENT
1997, S. 11]. Voraussetzung für eine detaillierte Kostenanalyse ist
jedoch ein funktionierenden System zur Umweltkostenrechnung.
Aufgrund von Defiziten im betrieblichen Rechnungswesen und dem darauf gestützten Controlling werden in der
Regel weder die tatsächlichen Umweltkosten, die durch die Tätigkeit des Unternehmens entstehen, noch deren
genaue Ursache bestimmt. Die ,,herkömmlichen" Rechnungssysteme erfassen Umweltkosten nur zu einem klei-
nen Teil und können deswegen kaum entsprechende Kostensenkungspotentiale aufdecken. Die Umweltkosten-
rechnung ist folglich notwendiger Bestandteil eines leistungsfähigen effizienten und kostensenkenden
Umweltmanagements. Nur eine Umweltkostenrechnung kann systematisch Synergieeffekte zwischen Kostensen-
kungen und Umweltschutz aufzeigen und so auch die Akzeptanz und Einbindung eines Umweltmanagements auf
allen betrieblichen Ebenen gewährleisten. [vgl. B
UNDESUMWELTMINISTERIUM
: U
MWELTCONTROLLING
1995,
S. 439ff]
3.2.1 Grundbegriffe der Kostenrechnung
Einzelkosten sind die unmittelbar einem Kostenträger, d.h. dem Produkt, zurechenbaren Kosten (insbesondere Rohstoffe).
[vgl. B
UNDESUMWELTMINISTERIUM
: U
MWELTKOSTENRECHNUNG
1996, S. 20]
Gemeinkosten sind den Kostenträgern nicht unmittelbar zurechenbar. Sie gehen über die Kostenstellenrechnung indirekt in
die Kalkulation ein. Gemeinkosten können Kostenstellen unmittelbar als Stelleneinzelkosten zugeordnet werden oder sind
als Stellengemeinkosten auf die Kostenstellen zu verteilen. [vgl. B
UNDESUMWELTMINISTERIUM
: U
MWELTKOSTENRECHNUNG
1996, S. 20]
Die Kostenstellen sind die Orte der Kostenentstehung [vgl. B
UNDESUMWELTMINISTERIUM
: U
MWELTKOSTENRECHNUNG
1996,
S. 20]. Kostenstellen werden als betriebliche Teilbereiche kostenrechnerisch selbständig abgerechnet [vgl. F
ICHTER
:
U
MWELTKOSTENRECHNUNG
1997, S. 13ff].
In der Kostenträgerrechnung erfolgt die Zurechnung der Kostenarten auf das Produkt bzw. innerbetriebliche Leistungen,
die Kostenträger [vgl. W
ICKE
: B
ETRIEBLICHE
U
MWELTÖKONOMIE
1992, S. 252] .
Das betriebliche Rechnungswesen dient dazu, alle im Betrieb auftretenden Geld- und Leistungsströme sowohl
mengen- als auch wertmäßig zu erfassen, aufzubereiten, darzustellen und zu analysieren. Der Betriebsführung hat
das Rechnungswesen die entsprechenden Informationen zu deren Entscheidungsvorbereitung und -kontrolle zu
liefern. [vgl. W
ICKE
: B
ETRIEBLICHE
U
MWELTÖKONOMIE
1992, S. 247]

Seite 8
K. Schischke: Diplomarbeit
Kostenartenrechnung
Kostenstellenrechnung
Kostenträgerrechnung
(Kalkulation)
·
welche Kosten sind in welcher
Höhe angefallen?
·
Aufteilung der Kosten in Ein-
zel- und Gemeinkosten
·
Überleitung der Kosten aus der
Finanzbuchhaltung
·
wo sind welche Kosten in wel-
cher Höhe in der Abrechnungs-
periode angefallen?
·
innerbetriebliche Leistungsver-
rechnung und Ermittlung von
Kalkulations- bzw. Zuschlagsät-
zen
·
welche Kosten sind für eine
bestimmte Leistung (Produkt)
angefallen?
z.B.
·
Fertigungs-/Hilfslöhne
·
Gehälter
·
Gesetzl. Sozialaufwand
·
Fertigungsmaterial
·
Hilfsmaterial, Betriebsstoffe
·
Energie
·
Versicherungen
·
Miete
·
kalkulat. Abschreibung
·
kalkulat. Zinsen
·
kalkulat. Wagnisse
·
sonstige Kosten
z.B.
·
I Fertigung
·
II Lager
·
III Vertrieb
·
IV Verwaltung
z.B.
·
Produkt A
·
Produkt B
·
Produkt C
Kostenträgereinzelkosten
Abbildung 3: Zusammenhang von Kostenarten-, Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung (nach
[D
IMITROFF
: U
MWELTKOSTEN
1997, S. 24])
Die Kostenrechnung wird als ein Teil des betrieblichen Rechnungswesens vor allem zur Vorkalkulation (Kosten-
vorrechnung), zur Nachkalkulation (Kostennachrechnung) sowie zur Planung und Überwachung (Wirtschaftlich-
keitsrechnung, Budgetierung, Controlling) eingesetzt. Die Kostenrechnung sollte es ermöglichen,
nachzuvollziehen, wodurch Kosten verursacht werden und durch welche Einflußfaktoren die Kostenhöhe be-
stimmt wird. [vgl. W
ICKE
: B
ETRIEBLICHE
U
MWELTÖKONOMIE
1992, S. 225]
Die traditionelle Kostenrechnung besteht aus den Elementen [vgl. W
ICKE
: B
ETRIEBLICHE
U
MWELTÖKONOMIE
1992, S. 248]:
§
Kostenartenrechnung,
§
Kostenstellenrechnung und
§
Kostenträgerstückrechnung.
Die Kostenartenrechnung (inputorientiert [vgl. W
ICKE
: B
ETRIEBLICHE
U
MWELTÖKONOMIE
1992, S. 248]) er-
faßt den mengenmäßigen Verbrauch an Produktionsfaktoren, bewertet diesen und klassifiziert die Kosten, um die
Weiterverrechnung in der Kostenstellen- sowie Kostenträgerrechnung zu ermöglichen.
Die Erfassung und Abgrenzung der Kostenarten orientiert sich an dem für den jeweiligen Betrieb gültigen Kon-
tenrahmen. So ergibt sich beispielsweise folgende Gliederung, wenn die Kostenarten nach der Art der Produkti-
onsfaktoren eingeteilt werden [vgl. W
ICKE
: B
ETRIEBLICHE
U
MWELTÖKONOMIE
1992, S. 250]:
§
Personalkosten (Löhne, Gehälter, soziale Abgaben etc.),
§
Sachkosten (Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, Abschreibungen auf Gebäude, Maschinen, Werkzeuge etc.),
§
Kapitalkosten (kalkulatorische Zinsen etc.),
§
Kosten für Dienstleistungen Dritter (Transportkosten, Rechts- und Beratungskosten etc.),
§
Kosten für Steuern, Gebühren und Beiträge.
Während die Einzelkosten den Kostenträgern direkt zugerechnet werden können, müssen die Gemeinkosten zu-
nächst in der Kostenstellenrechnung (througputorientiert) den einzelnen Kostenstellen angelastet werden. Ko-
stenstellen sind zu unterscheiden in Hilfs- und Hauptkostenstellen. Die für den betrieblichen Umweltschutz
häufig besonders relevanten Hilfskostenstellen (Instandhaltung, Wasseraufbereitung, Schrottpresse) geben ihre
Leistung vollständig an die Hauptkostenstellen, z.B. Metallbe- und -verarbeitung, Montage, ab, in denen das
Produkt hergestellt wird [vgl. B
UNDESUMWELTMINISTERIUM
: U
MWELTKOSTENRECHNUNG
1996, S. 5]. Die Ge-
meinkosten setzen sich zusammen aus den variablen Kostenstelleneinzelkosten und den fixen Kostenstellenge-

Seite 9
Optimierung des Umweltmanagementsystems durch Integration von Umweltinformationen in SAP R/3
meinkosten. Die Kostenstelleneinzelkosten können den Kostenstellen direkt zugerechnet werden. Die Kosten-
stellengemeinkosten müssen mit Hilfe ermittelter Gemeinkostenzuschlagssätze verrechnet werden. Die Kosten-
trägerrechnung (outputorientiert) dient der Ermittlung der Selbstkosten der produzierten Güter [vgl. F
ICHTER
:
U
MWELTKOSTENRECHNUNG
1997, S. 13ff].
3.2.2 Betriebliche Umweltkosten
Eine einheitliche Definition für Umwelt(schutz)kosten gibt es nicht; je nach Interessenlage werden darunter ver-
schiedenste Kosten subsummiert
2
, z.B. nur Entsorgungskosten oder Investitionskosten für Anlagen des nachge-
schalteten Umweltschutzes.
Unterschieden werden in der Literatur insbesondere
§
Umweltkosten als übergeordneter Begriff für sämtliche Kosten, die durch Inanspruchnahme von Ressourcen,
durch die Organisation des betrieblichen Umweltschutzes, durch Umweltschutzmaßnahmen etc. verursacht
werden (s. Tabelle 1) [vgl. D
IMITROFF
: U
MWELTKOSTEN
1997, S. 46f],
§
Umweltschutzkosten als Teil der Umweltkosten, der verursacht wird durch Anlagen und Maßnahmen des
nachsorgenden Umweltschutzes [vgl. F
ICHTER
: U
MWELTKOSTENRECHNUNG
1997, S. 38ff] sowie
§
Reststoffkosten, als variable Kosten , die in ursächlichem Zusammenhang mit den Reststoffströmen eines
Betriebes stehen [vgl. F
ICHTER
: U
MWELTKOSTENRECHNUNG
1997, S. 68f]; die vom Betrieb direkt beein-
flußbaren Reststoffströme werden als Kostenverursacher benannt [vgl. F
ISCHER
:
U
MWELTKOSTENMANAGEMENT
1997, S. 16]
Im betrieblichen Rechnungswesen werden die durch betriebliche Umweltaktivitäten verursachten Kosten zumeist
nicht gesondert ausgewiesen, sondern sind in den Gemein- oder Einzelkosten enthalten und werden über Vertei-
lungsschlüssel pauschal auf Kostenstellen und Kostenträger weiterverrechnet oder werden auch gar nicht ange-
setzt [vgl. D
IMITROFF
: U
MWELTKOSTEN
1997, S. i; vgl. H
AMM
: K
OSTEN
1997, S. 284].
Dimitroff-Regatschnig et al. [vgl. D
IMITROFF
: U
MWELTKOSTEN
1997, S. 39] sehen es als nicht zielführend an,
den Begriff der Umweltkosten auf Bereiche auszudehnen, die nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit den
Aktivitäten des Betriebes stehen. Demnach sind aus Gründen der Praktikabilität als betriebliche Umweltkosten
und -erlöse nur diejenigen Kosten in die Betrachtungen einzubeziehen, die direkt für den jeweiligen Betrieb an-
fallen. Vor- und nachgelagerte Produktions-, Nutzungs- und Entsorgungsprozesse sind folglich nicht zu berück-
sichtigen, wenn dem Betrieb dadurch keine Kosten entstehen bzw. keine Erlöse erzielt werden können.
Ebensowenig werden unter betrieblichen Umweltkosten die vom Betrieb verursachten Kosten der Umweltbean-
spruchung, die der Betrieb wirtschaftlich jedoch nicht zu tragen hat (externalisierte Kosten, z.B. Waldschäden
durch den u.a. von industriellen Abgasen verursachten sauren Regen), verstanden [vgl. W
ICKE
: B
ETRIEBLICHE
U
MWELTÖKONOMIE
1992, S. 224f]. Andererseits wird argumentiert, daß sich die Einbeziehung externer Kosten
der vom Betrieb verursachten Umweltbelastungen empfiehlt, um wichtige Aussagen über mögliche Kostensteige-
rungsraten zu gewinnen, da durch politische Vorgaben zunehmend mit einer Internalisierung dieser Kosten zu
rechnen ist und sich z.B. die Rohstoffverknappung durch hohen Verbrauch direkt in steigenden Marktpreisen
bemerkbar macht. [vgl. B
UNDESUMWELTMINISTERIUM
: U
MWELTKOSTENRECHNUNG
1996, S. 8]
Als Reststoffe im Rahmen der Reststoffkostenrechnung werden alle unerwünschten Outputs der Produktions-
prozesse - Abfall, Abluft, Abwasser, Abwärme, aber auch Ausschußteile - bezeichnet. Reststoffe sind in unter-
schiedlichem Maße umweltbelastend und mit Kosten verbunden: Alle im Produktionsablauf später zu Reststoffen
umgewandelten Materialien müssen zunächst als Roh-, Hilfs- oder Betriebsstoffe eingekauft, im Betrieb gelagert
und transportiert werden. Sie beanspruchen die Kapazität von Produktionsanlagen, verursachen Personal- und
Gemeinkosten und werden ggf. in einem separaten Arbeitsgang vom Produkt getrennt. Dieser Aufwand kann als
Produktion von Reststoffen bezeichnet werden. Sind sie einmal im Produktionsprozeß angefallen, werden sie
erfaßt, transportiert, zwischengelagert, behandelt und schließlich entweder wieder im Unternehmen eingesetzt
oder teuer extern entsorgt. Zusätzlich verursachen Reststoffe durch rechtliche Auflagen Kosten: Abluftreini-
gungs- oder Abwasserbehandlungsanlagen sind zu installieren, aufwendig ausgestattete Gefahrstofflager sind
notwendig, oder für besonders überwachungsbedürftige Abfälle sind besondere Entsorgungswege vorgeschrie-
ben. [vgl. B
UNDESUMWELTMINISTERIUM
: U
MWELTCONTROLLING
1995, S. 439ff]
2
daher kann auch für den Rahmen der vorliegenden Diplomarbeit kein fest umrissener Umweltkostenbegriff zugrundegelegt
werden, da die Einführung einer Umweltkostenrechnung einen langwierigen, dynamischen Prozeß darstellt, in dessen Ver-
lauf u.a. ein für den jeweiligen Betrieb gültiger Umweltkostenbegriff erst entwickelt werden muß

Seite 10
K. Schischke: Diplomarbeit
Tabelle 1: Übersicht über umweltbezogene Kostenarten (ergänzt nach [D
IMITROFF
: U
MWELTKOSTEN
1997, S. 46f])
1. Verwertungs- und Entsorgungskosten
§
an Entsorger zu entrichtende Entsorgungskosten inklusive Wiegegebühren
§
Verwertungskosten für betriebliche Abfälle, z.B. Altpapier, Kartonagen, Schrott etc.
§
versteckte Verwertungs- und Entsorgungskosten, die z.B. aufgrund von Rücknahmeverpflichtungen im Einkaufspreis
fremdbezogener Produkte enthalten sind
§
Transportkosten z.B. für Selbstanlieferung der Abfälle an der Deponie oder beim Verwerter
§
Mieten für Abfallsammelbehälter bzw. Trennsysteme
§
Abwassergebühren
2. Personalkosten für Umwelttätigkeiten
§
für Beauftragte im Umweltbereich (Umwelt-, Abfall-, Störfall-, Abwasser-, Chemikalienbeauftragte)
§
Instandhaltung/Betreuung der umweltrelevanten Anlagen (z.B. Abwasseraufbereitungsanlagen, Abfallsammelplatz)
§
innerbetriebliches Abfallhandling (Verpressen, interne Transporte, Selbstanlieferung zum Entsorger)
§
innerbetriebliche umweltrelevante Erhebungen, Analysen, interne Umweltaudits
§
laufende und gelegentliche Kontrollmaßnahmen
§
Durchführung betrieblicher Umweltprojekte (Öko-Audit, Umwelt-PR-Aktivitäten, Umweltbehördenverfahren)
§
Besprechungen über betriebliche Umweltaktivitäten auf Vorstands-, Abteilungsleiter- und Mitarbeiterebene
§
Erfüllung der Vorgaben aus umweltrechtlichen Vorschriften, betriebsspezifischen Auflagen, der Erstellung von Ab-
fallwirtschaftskonzepten und -bilanzen nach KrW-/AbfG, Nachweis- und Begleitscheinverfahren
§
interne und externe Aus- und Weiterbildung im Umweltbereich (inkl. Reisekosten)
§
anteilige Personalkosten für die Herstellung der Abfälle, der Abluft, des Abwassers
§
Prämien für Verbesserungsvorschläge im betrieblichen Umweltschutz
3. Fremdleistungen
§
Gutachter-, Rechtshilfe-, Beratungsleistungen, Prüf-, Kontroll- und Überwachungskosten, Analyse- und Meßkosten
§
Fremdleistungen für Aus- und Weiterbildung (Teilnahmegebühren für Umweltseminare und -veranstaltungen, Kosten
für externe Ausbilder, Literatur, Informationsmaterial etc.)
§
betriebsspezifische PR-Kosten im Umweltbereich (Anzeigekampagnen, Umweltbericht)
§
Entwicklungs-, Versuchs- und Planungskosten für umweltrelevante Anlagen
4 Umweltabgaben
§
Lizenzabgaben für das Duale System der Verpackungsentsorgung
§
Eintragungsgebühren in das Standortverzeichnis nach EG-Öko-Audit-Verordnung
§
Gebühren für Behördenverfahren, umweltbedingte Anschlußgebühren
5. Materialwert der betrieblichen Abfälle und Emissionen
§
Materialeinkaufswerte der Abfälle, Ausschuß
§
Materialwerte der gasförmigen Emissionen, der Abwärme (Kosten für anteiligen Energieträger), des Abwassers (Kosten
Frischwasser und Bestandteile der Frachten)
6. Abschreibungen
§
umweltrelevanter Teil der Abschreibungen der Produktionsanlagen
§
Abschreibungen für umweltrelevante Anlagen
7. Instandhaltung/Betriebsmittel
§
Verbrauchsgüter und Energie für selbst durchgeführte Inspektions-, Wartungs-, Reparaturarbeiten und Analysen an
umweltrelevanten Anlagen
§
durch Dritte durchgeführte Instandhaltungsarbeiten an umweltrelevanten Anlagen
§
Betriebsmittel (z.B. Schmiermittel) und Energie für umweltrelevante Anlagen
8. Finanzierungskosten
§
anteilige Fremdkapitalzinsen und Eigenkapitalzinsen für umweltrelevantes Anlagevermögen
9. kalkulatorische Wagnisse
§
Versicherungskosten im Umweltbereich
§
durch Versicherungen nicht abgedeckte Umwelthaftungs- und Störfallrisiken
§
Altlasten die in Zukunft saniert werden müssen
§
Risiken bei Abfallentsorgung insbesondere im Ausland
§
absehbare Gesetzesänderungen, z.B. Verbot von Stoffen, Grenzwertverschärfung, Rücknahmeverpflichtung
§
zukünftig anfallende Rekultivierungskosten auf dem Betriebsgelände
§
zusätzliche Kosten durch Unterlassung betrieblicher Umweltschutzaktivitäten, z.B. Umsatzrückgang durch Umwelt-
skandal, erhöhte Krankenstände durch gesundheitsschädigende Einsatzstoffe, längere Genehmigungsverfahren
Etwa 40% der Gesamtmasse des Produktionsinputs gehen im Industriedurchschnitt nicht in das Produkt ein, son-
dern verlassen die Industriebetriebe als Abfall, Abwasser und Abluft wieder [vgl. F
ISCHER
:
U
MWELTKOSTENMANAGEMENT
1997, S.
2]. Nach einer Abschätzung von Klingen [vgl. K
LINGEN
:
U
MWELTKOSTEN
1998, Anhang F] ist auch für den in dieser Arbeit betrachteten Betrieb von einem Reststoff-
aufkommen in der Größenordnung von rund 40% des Materialinputs auszugehen.
Die Produktion von Reststoffen und deren Entsorgung verursacht im Industriedurchschnitt einen finanziellen
Aufwand, der sich mit etwa 5 bis 15 % der Gesamtkosten eines Betriebes beziffern läßt [vgl. P
AULESER
: E3-

Seite 11
Optimierung des Umweltmanagementsystems durch Integration von Umweltinformationen in SAP R/3
A
UDIT
1997, S. 184]. Durch ein funktionierendes Umweltkostenmanagement lassen sich die Gesamtkosten eines
Industrieunternehmens um ein bis zwei Prozent senken [vgl. W
UCHERER
: K
UNERT
AG 1997, S. 125].
3.2.3 Anforderungen an eine Umweltkostenrechnung
Ein effektives Umweltkostenmanagement stellt vielfältige Anforderungen an die Bereitstellung von Informatio-
nen über Stoff-, Energie- und Kostenflüsse im Betrieb, um entscheidungsrelevante Aussagen treffen zu können.
Einzubeziehen sind sämtliche Medienbereiche und Abteilungen eines Unternehmens (Abbildung 4).
Welche Informationen werden für ein effektives
Umwelt(kosten)management benötigt?
Konstruktion
Gebäude-/Anlagenverwaltung
Maschinenbeschaffung
Materialbeschaffung
Arbeitspläne
Werker/Maschine
Werker/Maschine
Abfälle
Transport
Hilfs- und
Betriebsstoffe
Lager
Energie
Wasser
Rohstoffe
Abwasser
Produkt
Verpackung
Emissionen
Welche Stoffströme
durchlaufen das Werk?
Wer verbraucht
wieviel Energie?
Wer erzeugt
wieviel Abwasser?
Wer verursacht welche
Abfälle? Welche
Kosten entstehen?
Kennzahlen:
Umweltkosten je
Produkt ?
Welche Kosten
entstehen durch
die Lagerung
potentieller
Abfälle?
Reduzierung der
Gefahrstoffe
möglich?
Effektiveres Ar-
beitssicherheits-
management
möglich?
Kann die Entsorgungslogistik
optimiert werden?
Werden Umweltaspekte
berücksichtigt?
Beispiele:
Abbildung 4: Beispielhafte Darstellung des Informationsbedarfs für ein effektives Umweltkostenmanage-
ment
Die Erfassung der Umweltkosten und die Realisierung von Kostensenkungspotentialen setzt eine weitgehende
Kostentransparenz voraus [vgl. W
UCHERER
: K
UNERT
AG 1997, S. 108].
Methodisch sind an die Umweltkostenrechnung Anforderungen zu stellen hinsichtlich [vgl. F
ICHTER
:
U
MWELTKOSTENRECHNUNG
1997, S. 59]:
§
eindeutige Trennung zwischen internalisierten Umweltkosten und externen Effekten bzw. Umweltkosten
§
Unterscheidung zwischen Kosten für den betrieblichen Umweltschutz (Kosten zur Verminderung und Ver-
meidung von Umweltbelastungen) und Kosten für die Umweltbeanspruchung, soweit sie durch das Unter-
nehmen zu tragen sind (z.B. Abwasserabgabe)
§
möglichst verursachungsgerechte Zuordnung durch Erfassung abgrenzbarer Umweltschutzkosten, insbeson-
dere auch durch differenzierte Betrachtung von fixen Kosten additiver Umweltschutzmaßnahmen
§
vorteilhaft als Ansatzpunkt für die Umweltkostenrechnung sind die Stoff- und Energieströme
§
möglichst genaue Lokalisierung von Einsparungspotentialen ermöglichen
§
Formulierung eindeutiger Zuordnungskriterien für die durchgehende Aufspaltung in umweltschutzbedingte
und nicht-umweltschutzbedingte Kosten
§
Erfassung und Abgrenzung der Kosten des integrierten Umweltschutzes

Seite 12
K. Schischke: Diplomarbeit
Die erfolgreiche Einführung einer Umweltkostenrechnung hängt in der betrieblichen Praxis entscheidend ab von
der Mitarbeitermotivation, der Überwindung organisatorischer Widerstände und Trägheit sowie der kontinuierli-
chen Erstellung aussagekräftiger Datengrundlagen mit angemessenem Aufwand [vgl. F
ISCHER
:
U
MWELTKOSTENMANAGEMENT
1997, S. 3].
Insbesondere die innerbetrieblichen Informationssysteme sind den Erfordernissen eines effektiven Umweltko-
stenmanagements anzupassen hinsichtlich [vgl. F
ISCHER
: U
MWELTKOSTENMANAGEMENT
1997, S. 22]:
§
kontinuierliche Erfassung und Dokumentation aller betrieblichen Reststoffströme,
§
Aufbau einer für den Betrieb einheitlichen Datenbasis für Einsatzstoffe und Reststoffströme,
§
vollständige, kontinuierliche Erfassung der Reststoffmengen und ­kosten für Soll-Ist- und Periodenverglei-
che.
Diese Anforderungen an die Informationsstrukturen lassen sich nicht durch ein selbständiges System sondern nur
durch die Integration in die bestehenden Systeme für Materialwirtschaft, Produktionsplanung und -steuerung so-
wie das Kostenrechnungssystem erfüllen [vgl. F
ISCHER
: U
MWELTKOSTENMANAGEMENT
1997, S. 22f]. Die Um-
weltkostenrechnung sollte nicht neben der im Betrieb bereits praktizierten Kostenrechnung stehen, sondern durch
die Fortentwicklung der vorhandenen Kostenrechnung in diese integriert werden, indem umweltbezogene Kosten
systematisch berücksichtigt werden [vgl. B
UNDESUMWELTMINISTERIUM
: U
MWELTKOSTENRECHNUNG
1996, S.
16].
3.2.4 Vorgehensweise
Im Rahmen der Umweltkostenrechnung werden verschiedene methodische Ansätze verfolgt und in der Literatur
beschrieben, jedoch finden sich in der Unternehmenspraxis bislang kaum Beispiele für die Einführung einer um-
fassenden Umweltkostenrechnung [vgl. F
ICHTER
: U
MWELTKOSTENRECHNUNG
1997, S. 121]. Eine ausführliche
Darstellung und Würdigung der verschiedenen Ansätze findet sich bei Fichter [vgl. F
ICHTER
:
U
MWELTKOSTENRECHNUNG
1997, S. 34ff]. Nachfolgend wird insbesondere die Vorgehensweise für die Umwelt-
kostenrechnung auf Basis der Vollkostenrechnung
3
­ die Reststoffkostenrechnung (s.o.) stellt eine Ausschnitt,
fokussiert auf den unproduktiven Teil der Wertschöpfungskette, dieser Kostenrechnungsmethodik dar - sowie
die Prozeßkostenrechnung skizziert:
Identifizierung relevanter Kostenarten
Zunächst hat die Festlegung zu erfolgen, welche Kosten in die Umweltkostenrechnung einzubeziehen sind und
folglich als entscheidungsrelevant für das Umweltmanagement angesehen werden. Unter diesem Gesichtspunkt
sind einzubeziehen [vgl. F
ISCHER
: U
MWELTKOSTENMANAGEMENT
1997, S. 13ff]:
§
Kosten für die Vermeidung von Umweltbelastungen (Zusatzkosten, die dem Unternehmen über die üblichen
Produktionskosten hinaus durch Aufwendungen für integrierte Umweltschutzmaßnahmen entstehen) ­ die
Abgrenzung dieser Kosten von anderen betrieblichen Kosten ist aufwendig und zumeist nicht eindeutig; in
der Praxis kann eine Quantifizierung dieser Umweltkosten folglich nur selten erfolgen
§
Kosten für die Produktion von Reststoffen (anteilige Kosten, die von Reststoffen für Einkauf, Lagerung,
Bearbeitung etc. verursacht werden, bevor der Reststoff als solcher anfällt)
§
Kosten für ,,end-of-pipe"-Technologien und die Entsorgung der Reststoffe
Die Kostenartenrechnung mit Erfassung der Umweltauswirkungen und der Auflistung und Berechnung der Ko-
sten ist detailliert durchzuführen, da dies die Grundlage für die Aufdeckung von Kostensenkungspotentialen ist.
[vgl. B
UNDESUMWELTMINISTERIUM
: U
MWELTKOSTENRECHNUNG
1996, S. 5]
Schaffung einer Energie- und Stoffstromtransparenz
Die Erfassung und Zuordnung der Umwelt- bzw. Reststoffkosten setzt eine über den ganzen betrieblichen Ferti-
gungsablauf durchgängige Stoff- und Energiestromtransparenz voraus, da entlang der gesamten Produktionskette
Reststoffkosten verursacht werden [vgl. F
ISCHER
: U
MWELTKOSTENMANAGEMENT
1997, S. 17; vgl. S
TROBEL
:
S
TOFF
-
UND
E
NERGIEFLÜSSE
1997, S. 28]. Voraussetzung für eine effizient und regelmäßig durchgeführte Um-
weltkostenrechnung ist eine Datenerfassung mit einem geringen Aufwand und eine Anknüpfung an die bestehen-
3
die Vollkostenrechnung verteilt im Gegensatz zur Teilkostenrechnung sowohl fixe als auch variable Kosten auf Kostenträ-
ger [vgl. B
UNDESUMWELTMINISTERIUM
: U
MWELTKOSTENRECHNUNG
1996, S. 22]

Seite 13
Optimierung des Umweltmanagementsystems durch Integration von Umweltinformationen in SAP R/3
den Informationssysteme, so daß eine routinemäßige Datenabfrage gemeinsam mit den schon in anderem Zu-
sammenhang abgefragten Daten erfolgen kann [vgl. D
IMITROFF
: U
MWELTKOSTEN
1997, S. 77].
Anpassung der Kostenstellenrechnung
Umwelttechnische Anlagen und Einrichtungen sind, soweit praktikabel, als eigene Kostenstellen auszuweisen.
Anschließend sind die vorhandenen Kostenstellen in folgende Kategorien einzugruppieren [vgl.
B
UNDESUMWELTMINISTERIUM
: U
MWELTKOSTENRECHNUNG
1996, S. 55]:
§
Kostenstellen, die ausschließlich dem Umweltschutz dienen und nur umweltbezogene Kosten verursachen
(i.d.R. end-of-pipe-Techniken: z.B. Abwasseraufbereitung, Filteranlage, Abfallkonditionierung)
§
Kostenstellen, die teilweise dem Umweltschutzbereich zuzuordnen sind und dementsprechend Abgren-
zungsprobleme zwischen Umweltkosten und sonstigen Kosten auftreten (z.B. Planungsabteilung, Qualitäts-
sicherung, Fertigungsanlagen mit integrierten Umweltschutzeinrichtungen)
§
Kostenstellen, die selbst nur wenige umweltbezogene Kosten direkt verursachen, aber aufgrund innerbe-
trieblicher Leistungen von anderen Kostenstellen zugerechnet bekommen können.
Die Bildung von Umweltschutzkostenstellen als Hilfs- oder Nebenkostenstellen macht die Suche nach geeigneten
Bezugsgrößen zur Weiterverrechnung der dort auflaufenden Kosten auf die Hauptkostenstellen notwendig, so
daß eine verbesserte, verursachungsgerechtere Zuordnung der Umweltschutzkosten erreicht wird [vgl. F
ICHTER
:
U
MWELTKOSTENRECHNUNG
1997, S. 47]. Die in der Kostenartenrechnung erfaßten Kosten sind den jeweiligen
Kostenstellen möglichst vollständig zuzuordnen. Sowohl für die Verteilung der Gemeinkosten als auch für die
innerbetriebliche Leistungsverrechnung ist eine geeignete Aufschlüsselung auf die jeweiligen Kostenstellen er-
forderlich. [vgl. B
UNDESUMWELTMINISTERIUM
: U
MWELTKOSTENRECHNUNG
1996, S. 56ff]
Anpassung der Kostenträgerrechnung
Für die Produktkalkulation sind Zuschlags- und Kalkulationssätze zu ermitteln, die auf den Umweltkosten beru-
hen. Einzelne Umweltaspekte wie Abfall, Abwasser, Abluft etc. können als gesonderte Zuschlagssätze berück-
sichtigt werden. [vgl. B
UNDESUMWELTMINISTERIUM
: U
MWELTKOSTENRECHNUNG
1996, S. 56ff]
Weiterentwicklung zur Prozeßkostenrechnung
Der Nachteil der herkömmlichen Kostenrechnungssysteme sowie der darauf aufsetzenden Umweltkostenrech-
nung besteht in der kostenstellenbezogenen Kostenerfassung und ­verrechnung, so daß das Verständnis für zu-
sammenhängende Prozeßabläufe, z.B. der Ablauf von der Abfallentstehung über den innerbetrieblichen
Transport bis zur Entsorgung, verlorengeht und somit keine ganzheitliche Optimierung dieser Prozesse mehr
möglich ist. Die Prozeßkostenrechnung zielt auf die Beseitigung dieser Mängel ab, indem Gemeinkosten des in-
direkten Bereichs auf Kostenträger weiterverrechnet werden, ohne sich pauschaler Zuschlagsätze zu bedienen.
Dazu ist es erforderlich, kostenstellenübergreifende Prozesse im Gemeinkostenbereich zu definieren (z.B. Be-
schaffungsvorgänge oder die Abfallentsorgung), die als Bezugsgrößen der Kostenverrechnung dienen und in die
Kalkulation mit Verrechnungssätzen bewertet eingehen. Die Prozeßkostensätze sind für jeden Teilprozeß zu er-
mitteln, indem geeignete, die Kostenentstehung verursachungsgerecht darstellende Prozeßgrößen als Kostentrei-
ber festgelegt werden. [vgl. B
UNDESUMWELTMINISTERIUM
: U
MWELTKOSTENRECHNUNG
1996, S. 73; vgl.
S
PENGLER
: S
TOFFSTROMMANAGEMENT
1998, S. 91]
Eine Erweiterung bestehender Kostenrechnungssysteme um Elemente der Prozeßkostenrechnung ist grundsätz-
lich möglich [vgl. S
PENGLER
: S
TOFFSTROMMANAGEMENT
1998, S. 91]. Vorteil der Prozeßkostenrechnung ist
eine verbesserte Kostentransparenz, jedoch ist mit der Implementierung und Durchführung ein erheblicher Auf-
wand verbunden [vgl. F
ICHTER
: U
MWELTKOSTENRECHNUNG
1997, S. 30ff].
3
3
.
.
3
3
U
U
m
m
w
w
e
e
l
l
t
t
c
c
o
o
n
n
t
t
r
r
o
o
l
l
l
l
i
i
n
n
g
g
In Anlehnung an das klassische finanzwirtschaftliche Controlling kann das Umwelt- oder Öko-Controlling definiert werden
als Analyse, Planung, Steuerung und Kontrolle der ökologisch relevanten Aktivitäten eines Betriebs oder Unternehmens [vgl.
H
ALLAY
: Ö
KO
-C
ONTROLLING
1992, S. 8].
Vielfach werden unter dem Begriff Umweltcontrolling verschiedenste Ansätze einer ökologischen Buchhaltung,
Umweltbilanzen, Stoffstromrechnungen sowie Umweltverträglichkeitsprüfungen oder Technologiefolgenab-
schätzung subsummiert [vgl. W
AGNER
: U
MWELTÖKONOMIE
1997, S. 186f].

Seite 14
K. Schischke: Diplomarbeit
Grundsätzlich sollte für das Umweltcontrolling unter Bezugnahme auf eine vergangenheitsbezogene Datenbasis
eine Zukunftsorientierung kennzeichnend sein. Neben der Identifikation von Risiken, Schäden, Kosten, Gefähr-
dungen etc. ist mit Hilfe des Umweltcontrollings aber auch insbesondere die Identifikation von Chancen zu for-
cieren. Ökologisches Controlling ist als Planungsinstrument und in Verbindung mit der Realisierung der
Planungen als Kontrollinstrument aufzufassen und von daher kontinuierlich anzuwenden. Das Umweltcontrolling
benötigt ein spezifisches Informationssystem, sei es durch Anpassung bestehender Instrumente oder deren Neu-
entwicklung [vgl. J
ANZEN
: Ö
KOLOGISCHES
C
ONTROLLING
1996, S. 94f]. Das System der Informationsversorgung
im Rahmen des Umweltcontrollings sollte soweit wie möglich auf einen auch im Rahmen konventioneller Con-
trolling-Instrumente genutzten Datenbestand zurückgreifen und aus diesem die entscheidungsrelevanten Infor-
mationen abrufen [vgl. J
ANZEN
: Ö
KOLOGISCHES
C
ONTROLLING
1996, S. 117].
Bislang ist eine mangelnde Fundierung des Umweltcontrollings auf der Basis des allgemeinen Controllings zu
konstatieren. In der Regel wird ein von den betriebswirtschaftlichen Vorgängen im Unternehmen abgekoppeltes
Controllingsystem zur Unterstützung des Umweltmanagementsystems etabliert. Diese Vorgehensweise bewirkt,
daß ökologische Zielsetzungen, Planungen und Daten unverbunden neben die betriebswirtschaftlichen gestellt
werden. [vgl. J
ANZEN
: Ö
KOLOGISCHES
C
ONTROLLING
1996, S. 125]
Die im vorangegangenen Kapitel dargestellte Umweltkostenrechnung ist in engem Zusammenhang mit dem Um-
weltcontrolling zu sehen, da die Umweltkostenrechnung aus betriebswirtschaftlicher Sicht die Folgen um-
weltschutzorientierten Unternehmerhandelns, aber auch die Umweltwirkungen dieses Handelns transparent zu
gestalten versucht. [vgl. J
ANZEN
: Ö
KOLOGISCHES
C
ONTROLLING
1996, S. 122]
3.3.1 Aufgaben und Ziele
Die Implementierung eines Umweltcontrollings muß darauf abzielen, ökonomische und ökologische Aspekte
integrativ zu verbinden und somit eine ganzheitliche Entscheidungsgrundlage für das Management zu schaffen
[vgl. S
TEINLE
: K
ERNELEMENTE
1997, S. 77]. Ein funktionierendes Umweltcontrollingsystem erfüllt die betriebli-
chen Aufgaben [vgl. W
ICKE
: B
ETRIEBLICHE
U
MWELTÖKONOMIE
1992, S. 572;
vgl.
H
ALLAY
: Ö
KO
-C
ONTROLLING
1992, S. 13, 34; vgl. E
BINGER
: G
EPRÜFTES
U
MWELTMANAGEMENT
1997, S. 175]:
§
Informationsbeschaffung und Bereitstellung von Analyse- und Verarbeitungsverfahren für umweltrelevante
Informationen,
§
rechtzeitiges Erkennen und Vermeiden umweltbezogener Gefahren und Probleme,
§
Einhaltung aller Umweltgesetze und sonstigen umweltrechtlichen Vorschriften (größere Rechtssicherheit),
§
Untersuchung der Finanz- und Zahlungsströme des Unternehmens unter ökologischen Gesichtspunkten,
§
Schwachstellenanalyse,
§
aktive Einbindung der Mitarbeiter in den von der EG-Öko-Audit-Verordnung geforderten kontinuierlichen
Verbesserungsprozeß [vgl. EG-Ö
KO
-A
UDIT
-V
ERORDNUNG
1993, Art. 3, a],
§
Unterstützung der Planung und Steuerung der betrieblichen Abläufe,
§
Information der Unternehmensleitung über umweltbezogene staatliche, gesellschaftliche und ökonomische
Anforderungen, die Veränderungen hinsichtlich der produktions- und produktbezogenen Betriebsführung er-
forderlich machen, und somit
§
Sicherstellung der langfristigen Gewinnmaximierung und der Existenzsicherung des Unternehmens.
Das Umweltcontrolling hat sich zentral auf die Erfassung, Kontrolle und Bewertung der Energie- und Stoffströme
des Unternehmens auszurichten, da davon auszugehen ist, daß die wesentlichen ökologischen Auswirkungen auf
Stoff- und Energieaustauschbeziehungen zurückzuführen sind, die aus der Tätigkeit am Standort, aber auch wäh-
rend des übrigen Produktlebenszyklus in der Vorproduktion, der Distribution, der Produktnutzung und Entsor-
gung resultieren [vgl. H
ALLAY
: Ö
KO
-C
ONTROLLING
1992, S. 35].
Da davon auszugehen ist, daß ein Betrieb vorrangig die eigenen Produktionsprozesse beeinflussen kann und
Zugriff auf entsprechende Stoff- und Energieflußdaten hat, sind in einem ersten Schritt die innerbetrieblichen
Fertigungsprozesse in den Umweltcontrollingprozeß einzubinden und erst in einer späteren Phase auch vor- und
nachgelagerte Stufen des Produktlebenszyklus in die Betrachtungen zu integrieren.
Ein Umweltcontrollingsystem kann in Verbindung mit der Einführung einer Umweltkostenrechnung zur Kosten-
senkung beitragen. [vgl. E
BINGER
: G
EPRÜFTES
U
MWELTMANAGEMENT
1997, S. 175]

Seite 15
Optimierung des Umweltmanagementsystems durch Integration von Umweltinformationen in SAP R/3
3.3.2 Anforderungen an ein Umweltcontrollingsystem
Ein Umweltcontrollingsystem hat folgenden Anforderungen zu genügen [vgl. H
ALLAY
: Ö
KO
-C
ONTROLLING
1992,
S. 10, 14]:
§
Kontinuität: Dauerhafte Implementierung des Umweltcontrollings,
§
Vollständigkeit: Sammlung aller ökologisch wichtigen Informationen,
§
Bewertung der Informationen unter ökologischen und ökonomischen Aspekten und ihre Verarbeitung
§
Transparenz bezüglich der ökologischen Problembereiche,
§
entscheidungsorientierte Aufbereitung der Informationen: Die Aufbereitung der Informationen muß den
spezifischen unternehmenspolitischen Entscheidungsprozessen angepaßt sein und somit die Entscheidungs-
findung in geeigneter Weise vorbereiten können;
Die Datenerhebung und Informationsaufbereitung für das Umweltcontrolling gestaltet sich äußerst komplex, da
Umweltprobleme bereichsübergreifend sind und zumeist auch nur bereichsübergreifend gelöst werden können.
Zudem stellt der interdisziplinäre Charakter umweltrelevanter Informationen hohe Anforderungen an das Con-
trolling. Dementsprechend ist der Komplexizitätsreduzierung des umfangreichen Datenmaterials besondere Be-
achtung zu schenken. Eine effektive Unterstützung durch die elektronische Datenverarbeitung ist nahezu
unumgänglich. [vgl. S
TEINLE
: K
ERNELEMENTE
1997, S. 78]
Um einen wirkungsvollen, effektiven Einsatz des Instrumentariums Umweltcontrolling zu ermöglichen, ist dieses
Controllingsystem als ein Bestandteil in das gesamte betriebliche Informations- und Kommunikationssystem zu
integrieren. Inhaltlich und formal sind Schnittstellen zwischen den klassischen betriebswirtschaftlichen und den
ökologisch orientierten Informationsinstrumentarien zu schaffen. Da die Implementierung des Umweltcontrol-
lings auf eine bestehende Produktions- und Organisationsstruktur trifft, muß sich das Controllingsystem an den
etablierten Strukturen und Strategien orientieren, andererseits aber die ökologischen Schwachstellen und Opti-
mierungspotentiale dieser Strukturen aufzeigen und die Strategie des Unternehmens kritisch beleuchten können
[vgl. H
ALLAY
: Ö
KO
-C
ONTROLLING
1992, S. 34]. Folglich trifft die Implementierung eines Umweltcontrollings
häufig auf folgende Probleme [vgl. H
ALLAY
: Ö
KO
-C
ONTROLLING
1992, S. 28f]:
§
Die bestehenden Informations- und Kommunikationsstrukturen, deren sich das Management bedient, sind
bislang nicht auf die spezifische Form umweltrelevanter Informationen ausgerichtet und somit für diesen
Bereich nur bedingt geeignet.
§
Die bestehenden Instrumentarien zur Datenverdichtung und Entscheidungsfindung sind nicht in der Lage,
Umweltaspekte in ihrer gesamten Dimension adäquat zu berücksichtigen, da Managementinstrumentarien
darauf abzielen, aus diffusen Informationen rechenbare Fakten zu generieren und somit sogenannte weiche -
nicht quantifizierbare, aber insbesondere umweltrelevante - Fakten eher vernachlässigt werden.
§
Im Management fehlen häufig die Erfahrungen und auch die erforderlichen Qualifikationen, um die ökologi-
schen Aufgaben erkennen und angehen zu können.
3.3.3 Vorgehensweise
Ein Umweltcontrollingsystem hat die Bereitstellung von Umweltinformationen zu gewährleisten, auf deren Basis
eine Ermittlung der Umweltauswirkungen durchzuführen ist. Die Identifizierung von Optimierungspotentialen
ermöglicht die Planung und Durchführung geeigneter Maßnahmen. Die zielgerichtete Umsetzung der Maßnah-
men ist zu kontrollieren sowie eine Neubestimmung der Umweltziele vorzunehmen [vgl. H
UMMEL
:
U
MWELTSCHUTZRELEVANTE
I
NFORMATIONEN
1995, S. 113].

Seite 16
K. Schischke: Diplomarbeit
Umweltcontrolling als kontinuierlicher Verbesserungsprozeß
Informationsbeschaffung
Umweltauswirkungen
bestimmen
Optimierungsmöglichkeiten
erfassen
Lenkungsmöglichkeiten
ermitteln
Maßnahmen und
Strategien planen
Maßnahmen umsetzen
Zielbestimmung
Zielerreichung
kontrollieren
Externe Ansprüche, Unternehmensleitbild,
Umweltpolitik, allgemeine Strategie
Abbildung 5: Vorgehensweise im Rahmen eines Umweltcontrollingsystems (in Anlehnung an
[B
UNDESUMWELTMINISTERIUM
: U
MWELTCONTROLLING
1995, S. 33; H
UMMEL
: U
MWELTSCHUTZRELEVANTE
I
NFORMATIONEN
1995, S. 113])
Festlegung von Controllingzielen
Grundlegend für ein funktionierendes Umweltcontrolling ist vorab eine möglichst präzise Zielbestimmung. Im
Spannungsfeld zwischen externen - z.B. umweltrechtlichen - Ansprüchen, dem Unternehmensleitbild, der be-
trieblichen Umweltpolitik und der allgemeinen Unternehmensstrategie sind Controllingziele festzulegen.
Informationsbeschaffung
Die Aufgabe der Informationsbeschaffung läßt sich untergliedern in [vgl. H
ALLAY
: Ö
KO
-C
ONTROLLING
1992,
S. 34; vgl. S
PENGLER
: S
TOFFSTROMMANAGEMENT
1998, S. 24]:
§
die Erfassung von Stoff- und Energieflußinformationen der unternehmensinternen Aktivitäten,
§
die Bereitstellung von Stoff- und Energieflußinformationen aus dem ökologischen Produkt-Lebenszyklus,
§
die Informationsbeschaffung zur ökologischen Beurteilung der Stoff- und Energieströme und
§
die Bereitstellung von Informationen zur Analyse der ökonomischen und ökologischen Restriktionen.
Als Datenquellen für die Informationsbeschaffung bieten sich das Rechnungswesen und Prozeßleitsysteme,
rechtlich geforderte Umweltschutzstatistiken (Abfallbilanzen, Emissionserklärungen etc.) sowie Sicherheitsda-
tenblätter, Arbeitsanweisungen sowie fallweise weitere Unterlagen an. Dem breiten Datenspektrum entsprechend
sind die unterschiedlichen Abteilungen eines Unternehmens in die Informationsbereitstellung einzubinden. Die
kontinuierliche Erhebung und Pflege der Rohdaten in geeigneten Informationssystemen ist vorzugsweise den
Verantwortlichen der einzelnen Abteilungen zu übertragen. [vgl. K
YTZIA
: Ö
KO
-C
ONTROLLING
1998, Kap. 3.7.2,
3.7.4]
Auch externe Informationen sind in das Umweltcontrollingsystem einzubinden. Dazu zählen z.B. gesetzliche
Auflagen und Grenzwerte, ökologische Ursachen- und Wirkungsforschung, Marktinformationen, politische
Spannungsfelder und die Medienberichterstattung. Die Erfassung von Informationen aus dem Umfeld des Unter-
nehmens hat eine Frühwarnfunktion, um mögliche künftige Anforderungen an den betrieblichen Umweltschutz
erkennen und darauf präventiv reagieren zu können [vgl. H
ALLAY
: Ö
KO
-C
ONTROLLING
1992, S. 36f].
Ermittlung der Umweltauswirkungen
Zur Darstellung und Analyse der Umweltauswirkungen können verschiedene methodische Hilfsmittel eingesetzt
werden. Diese Hilfsmittel können beispielsweise einfache Tabellen mit der Beschreibung von Stoffzusammenset-
zungen, Fließbilder, Stoff- und Energiebilanzen, Sankeydiagramme
4
oder komplexe Ökobilanzen sein [vgl.
W
ICKE
: B
ETRIEBLICHE
U
MWELTÖKONOMIE
1992, S. 191].
4
mengenproportionale Darstellung von Stoff-, Energie- und/oder Kostenströmen in einem Flußdiagramm

Seite 17
Optimierung des Umweltmanagementsystems durch Integration von Umweltinformationen in SAP R/3
Im Rahmen der Ökobilanzierung werden in einer Sachbilanz für ein Produkt die Inputs und Outputs über den gesamten Le-
bensweg zusammengestellt und quantifiziert; die Wirkungsbilanz bzw. Wirkungsabschätzung dient dem Erkennen und Be-
urteilen von potentiellen Umweltauswirkungen eines Produktes. [vgl. ISO 14040]
Die Ermittlung der Umweltauswirkungen erfolgt am umfassendsten mit Hilfe einer Wirkungsbilanz: Die Ausar-
beitung einer geeigneten Methodik für die Wirkungsbilanz ist derzeit Gegenstand intensiver Forschungsarbeiten.
Mehrere Ansätze werden vorgeschlagen [vgl. B
RUNN
: Ö
KOBILANZEN
1998, Kap. 3.6.2.3]:
§
qualitativ / verbal-argumentativ
z.B. ABC-Analyse: Stoff- und Energieflüsse werden hinsichtlich mehrerer Kriterien (z.B. Einhaltung um-
weltrechtlicher Rahmenbedingungen, Störfallrisiko) in ihrer Umweltrelevanz klassifiziert (A ­ höchste Um-
weltrelevanz, C ­ geringste/keine Umweltrelevanz)
§
quantitativ / numerisch
-
eindimensional
z.B. Methode der ökologischen Knappheit: Grundlage der Beurteilung ist die Relation zwischen dem
tatsächlichen Belastungsniveau einer Region und dem von der in der Region lebenden menschlichen
Gemeinschaft als zulässig erachteten Niveau (kritischer Fluß); die Bewertung mündet in einer Zusam-
menfassung aller Auswirkungen in einem Ökofaktor
-
auswirkungsorientiert
z.B. CML-Methode
5
: naturwissenschaftliche Erkenntnisse über die Entstehung bestimmter Umweltschä-
den werden zur Berechnung der potentiellen Umweltauswirkungen des betrachteten Systems verwandt;
für einzelne Auswirkungskategorien ergibt sich ein numerischer Wert für die potentiellen Auswirkungen
-
medienorientiert
z.B. Methode der kritischen Volumina: Emissionen von Schadstoffen in ein Umweltmedium werden in
Bezug gesetzt zu rechtlich vorgeschriebenen Immissionsgrenzwerten für Luft, Wasser oder Boden und
getrennt gewichtet und aggregiert
Die Ergebnisse der Sach- und der Wirkungsbilanz sind im Rahmen einer verbal-argumentativen Bewertung zu-
sammenzuführen.
Identifizierung von Optimierungspotentialen
Die Beschreibung der von einem Unternehmen ausgehenden Umweltauswirkungen genügt noch nicht, um den
unmittelbaren Handlungsbedarf zu bestimmen und die Entwicklung einer ökologisch orientierten Zielsetzung zu
ermöglichen. Demnach hat ein Umweltcontrollingsystem auch direkt die Zielfindungsprozesse zu unterstützen.
Handlungsspielräume und Verbesserungspotentiale müssen aufgedeckt werden können.
[
VGL
. H
ALLAY
: Ö
KO
-
C
ONTROLLING
1992, S. 38]
Die erhobenen und aufbereiteten Daten sind z.B. in Form von Kennzahlen als Entscheidungsgrundlage für die
Geschäftsleitung bereitzustellen [vgl. K
YTZIA
: Ö
KO
-C
ONTROLLING
1998, Kap. 3.7.4], da absolute Input-Output-
Daten als Controllinginstrument wenig aussagekräftig sind: Durch Produktions- und Absatzschwankungen kön-
nen absolute Zahlen erheblich schwanken und sind dann nur bedingt für eine Überprüfung und Steuerung der
Stoff- und Energieflüsse geeignet. Als internes Controlling-Instrument sind Kennzahlensysteme insbesondere auf
Werks-, Abteilungs- und Prozeßstufenebene hilfreich. [vgl. W
UCHERER
: K
UNERT
AG 1997, S. 66]
Die Einhaltung folgender Anforderungen an Umweltkennzahlen ­ und damit an die Datenerfassung und
-bereitstellung zur Kennzahlenbildung ­ ist zu gewährleisten [vgl. D
IMITROFF
: U
MWELTKOSTEN
1997, S. 93]:
§
Vergleichbarkeit: Vergleich unterschiedlicher Systeme ermöglichen
§
Zielorientierung: hinwirken auf vom Unternehmen beeinflußbare Verbesserungsziele
§
Ausgewogenheit: ausgewogene Darstellung der Problembereiche und Handlungsmöglichkeiten
§
Kontinuität: Aufstellung der Kennzahlen für jede Periode nach gleichen Erfassungsgrundsätzen
§
Aktualität: regelmäßige, aktuelle Ermittlung der Kennzahlen, um rechtzeitigen Einfluß auf Zielgrößen zu
ermöglichen
§
Verständlichkeit: übersichtliche und auf das wesentliche konzentrierte Darstellung
5
Wirkungsbilanzmethodik entwickelt vom Centrum voor Milieukunde Leiden

Seite 18
K. Schischke: Diplomarbeit
Planung und Steuerung
Wesentliche Aufgabe des Umweltcontrollings ist die Prognose zukünftiger Umweltauswirkungen und auch der
damit verbundenen Kostenentwicklung, um frühzeitig Antworten auf Fragen wie "Können verschärfte Emissi-
onsgrenzwerte noch von den derzeitig betriebenen Anlagen eingehalten werden?" oder "Welche Entwicklung ist
bei den Rohstoff- und Entsorgungskosten für eine geplante neue Fertigungslinie zu erwarten?" zu finden. Dieses
gilt um so mehr, da im Bereich der end-of-pipe-Technologien ein Stand erreicht wurde, der kaum noch mit an-
gemessenem Aufwand zu optimieren ist und andererseits die Planungsphase, in der erfahrungsgemäß etwa 80%
aller Kosten festgelegt werden, noch erheblichen Spielraum für Verbesserungen unter ökonomischen und ökolo-
gischen Aspekten bietet. [vgl. P
AULESER
: E3-A
UDIT
1997, S. 182f]
Umweltcontrolling muß folgende Bereiche steuernd beeinflussen können:
§
Produktentwicklung,
§
Beschaffung und Materialwirtschaft,
§
Produktion,
§
Qualitätssicherung,
§
Logistik,
§
Distribution und Marketing,
§
Rücknahmelogistik und Recycling,
§
Personalentwicklung
Vor erhebliche Probleme wird das Management gestellt, wenn die sehr komplexen Zusammenhänge zwischen
ökologischen und ökonomischen Notwendigkeiten als Handlungsorientierung in die Entscheidungsfindung zu
integrieren sind. Daher muß das Umweltcontrollingsystem im Rahmen der strategischen und operativen Planung
die gegenseitigen Abhängigkeiten und Wechselwirkungen einzelner ökologischer Steuerungsparameter transpa-
rent machen. [vgl. H
ALLAY
: Ö
KO
-C
ONTROLLING
1992, S. 43f]
3
3
.
.
4
4
S
S
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-
-
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z
z
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u
u
n
n
g
g
In Anlehnung an die Systematik der Betriebswirtschaftslehre gelten folgende Definitionen für die Kategorisierung von Mate-
rialien [vgl. D
IMITROFF
: U
MWELTKOSTEN
1997, S. 32; vgl. W
ICKE
: B
ETRIEBLICHE
U
MWELTÖKONOMIE
1992, S. 135]:
Rohstoffe: Materialien, die den Hauptbestandteil des Produkts ausmachen
Hilfsstoffe: Materialien, die Nebenbestandteile des Produkts sind
Betriebsstoffe: Materialien und Energieträger, die zur Herstellung notwendig sind, aber nicht in das Produkt gelangen
Halbfabrikate: Materialien, die als halbfertige Bestandteile in die Leistungserstellung eingehen, aber noch weiterverarbeitet
werden
Abfälle sind entsprechend § 3 Abs. 1 Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz (KrW-/AbfG) definiert als ,,alle beweglichen
Sachen, ... deren sich ihr Besitzer entledigt, entledigen will oder entledigen muß". Zu unterscheiden sind Abfälle zur Ver-
wertung und Abfälle zur Beseitigung [vgl. K
RW
-/A
BF
G 1994].
Arbeitsteilige Wirtschafts- und Produktionsprozesse haben in den Industriebetrieben zur Entwicklung hochkom-
plexer, oft unüberschaubarer Stoff-, Energie- und Informationsflußnetze geführt. Um diese Komplexität effizient
organisieren zu können, muß die Struktur dieser Netze zunächst der Wahrnehmung und der Diskussion zugäng-
lich gemacht werden [vgl. S
TROBEL
: S
TOFF
-
UND
E
NERGIEFLÜSSE
1997, S. 31]. In einem nachfolgenden Schritt
können die mit den Stoff- und Energieflüssen verbundenen Umweltauswirkungen abgeschätzt und bewertet wer-
den (s. S. 17).
Das Verfahren der Stoff- und Energiebilanzen stützt sich auf eine breit angelegte Datenanalyse sowie eine daraus
abgeleitete verbale, qualitative Bewertung. Die Gegenüberstellung von Input und Output für einzelne Prozesse
deckt diejenigen Stoff- und Energiemengen auf, die bislang nicht oder wenig beachtet an die Umwelt abgegeben
wurden [vgl. W
ICKE
: B
ETRIEBLICHE
U
MWELTÖKONOMIE
1992, S. 555] und ermöglicht somit eine nähere Unter-
suchung dieser Verlustströme.
3.4.1 Aufgaben und Ziele
Die Ermittlung, Verfolgung und Darstellung der betrieblichen Stoff- und Energieströme durch alle Produktions-
stufen ist erforderlich für eine umweltorientierte Gesamtoptimierung des Beschaffungswesens und der Produktion

Seite 19
Optimierung des Umweltmanagementsystems durch Integration von Umweltinformationen in SAP R/3
[vgl. W
ICKE
: B
ETRIEBLICHE
U
MWELTÖKONOMIE
1992, S. 197]. Der Produktionsprozeß wird in seine einzelnen
Verfahrensschritte zerlegt mit dem Ziel, diejenigen Stellen identifizieren zu können, die für besonders hohe Um-
weltbelastungen verantwortlich sind [vgl. S
AUR
: M
ETHODISCHE
V
ORGEHENSWEISE
1996, S. 100]. Auf der
Grundlage einer detaillierten Stoff- und Energiestrombilanzierung lassen sich im Rahmen eines kontinuierlichen
Verbesserungsprozesses somit konkrete Zielvereinbarungen zur Verringerung der Umweltbelastungen treffen
sowie geeignete Maßnahmen erarbeiten, umsetzen und deren Erfolg überprüfen [vgl. E
BINGER
: G
EPRÜFTES
U
MWELTMANAGEMENT
1997, S. 176]. Oberstes Ziel der Stoff- und Energieflußbilanzierung ist die Steigerung
der unter ökologischen wie ökonomischen Aspekten bedeutsamen Stoffflußeffizienz, d.h. einer möglichst voll-
ständigen Nutzung der eingesetzten Ressourcen bei minimiertem Reststoffaufkommen [vgl. S
TROBEL
: S
TOFF
-
UND
E
NERGIEFLÜSSE
1997, S. 45]. Werden diesen Stoff- und Energieströmen sowie den einzelnen durchlaufenen
Prozessen zusätzlich die damit verbundenen Kosten zugeordnet, so wird auch für das betriebliche Rechnungswe-
sen eine höhere Kostentransparenz und eine verursachergerechte Kostenzuordnung erreicht (s. Kap. 3.2
Umweltkostenrechnung, S. 7ff). Werden die Stoff- und Energieströme derart modelliert, daß auch eine Simulati-
on möglich ist, so können ­ indem alternativ einsetzbare Produktionsverfahren und Einsatzstoffe vergleichend
gegenübergestellt werden - integrierte Umweltschutzmaßnahmen konzeptioniert werden [vgl. W
ICKE
:
B
ETRIEBLICHE
U
MWELTÖKONOMIE
1992, S. 198].
Eine umfassende Bilanzierung erhöht die Transparenz der Energie- und Stoffströme und ermöglicht bereits in der
Planungsphase eine Abschätzung der Umweltauswirkungen und der Kostensituation. Da bereits im Rahmen der
Produktplanung ein Großteil der Fertigungsabläufe festgelegt wird [vgl. W
ICKE
: B
ETRIEBLICHE
U
MWELTÖKONOMIE
1992, S. 186], kann eine Prozeßsimulation Fehlentwicklungen frühzeitig aufdecken.
3.4.2 Vorgehensweise
Bei der Einführung von Stoff- und Energiebilanzen als Instrumentarium des Umweltcontrollings sind folgende
Kritikpunkte abzuwägen [vgl. W
ICKE
: B
ETRIEBLICHE
U
MWELTÖKONOMIE
1992, S. 557f]:
§
beträchtliche betriebliche Ressourcen werden für die Erstellung der Bilanzen benötigt,
§
die Nutzung der Stoff- und Energiebilanzen im Rahmen unternehmenspolitischer Entscheidungen ist in be-
sonderem Maße vom Einzelfall abhängig und kann vorab kaum abgeschätzt werden,
§
die Datenbeschaffung ist um so schwieriger je größer der erforderliche Detaillisierungsgrad für eine aussa-
gekräftige Bilanzierung gewählt werden muß,
§
mit Stoff- und Energieströmen verbundene Umweltauswirkungen lassen sich nach bisherigem Erkenntnis-
stand nur schwer bestimmen und kaum vergleichen.
Zwei grundsätzlich verschiedene Ansätze zur Erfassung der Stoff- und Energieströme sind zu unterscheiden [vgl.
B
UNDESUMWELTMINISTERIUM
: U
MWELTKOSTENRECHNUNG
1996, S. 28]:
§
Top-Down-Ansatz
Der Betrieb oder einzelne Betriebsteile werden als ,,Black Box" betrachtet; nur die Stoff- und Energieströ-
me, die die Betriebsgrenze überschreiten, werden erfaßt; einzelne Prozesse werden nicht betrachtet.
§
Bottom-Up-Ansatz
Die einzelnen Produktionsprozesse bzw. Anlagen werden hinsichtlich des Inputs und Outputs an Stoffen und
Energien analysiert; eine Umweltbilanz des gesamten Betriebs bzw. einzelner Betriebsteile wird durch Auf-
addieren der prozeßbezogenen Flüsse und Umweltauswirkungen sukzessiv erstellt; soll die Stoff- und Ener-
giebilanz als Grundlage für die Umweltkostenrechnung genutzt werden, so bietet sich eine Erhebung der
Einzeldaten auf der Ebene der Kostenstellen an [vgl. Z
AHN
: Ö
KONOMIE UND
Ö
KOLOGIE
1996, S. 96].
Die Durchführung einer Stoff- und Energiebilanzierung erfolgt in den Schritten [vgl. S
TROBEL
: S
TOFF
-
UND
E
NERGIEFLÜSSE
1997, S. 33ff; vgl. F
RIEDEL
: S
TOFF
-
UND
E
NERGIEFLUßANALYSEN
1998, Kap. 3.5.3]:
(1)
Festlegung der Systemgrenzen: Üblicherweise wird ausgehend von der Bilanzierung eines Standortes (Top-
Down-Ansatz) übergegangen einerseits zu einer Unternehmensbilanz und andererseits zu einer detaillierteren
Bilanzierung einzelner Betriebsteile; festzulegen sind die zu bilanzierenden Einheiten (Werk, Abteilung,
Maschine o.ä.)
Tabelle 2: Beispiel für einen Öko-Kontenrahmen (nach [B
UNDESUMWELTMINISTERIUM
:
U
MWELTCONTROLLING
1995, S. 102])

Seite 20
K. Schischke: Diplomarbeit
Öko-Kontenrahmen
Input
Output
1. Werkstoffe
3. Produkte
1.1 Rohstoffe
3.1 selbstgefertigte Produkte
1.2 Hilfsstoffe
3.2 Handelswaren
1.3 Betriebsstoffe
4. Emissionen
1.4 Halbfabrikate
4.1 Abfälle
1.5 Wasser
4.2 Abluft
1.6 Handelswaren
4.3 Abwärme
1.7 Rücknahmeprodukte
4.4 Abwasser
1.x weitere Materialien: z.B. Werkzeuge, Investitionsgüter
4.5 Lärm
2. Energien
2.x einzelne Energieträger: Strom, Gas, Öl etc.
(2)
Festlegung der Bilanzstruktur: ein- und ausgehende Materialflüsse sind aufzulisten; eine Aussage ist zu tref-
fen, ob einzelne Materialien oder Materialgruppen dargestellt werden sollen und welche Materialien und
Energien überhaupt einzubeziehen sind; zur Systematisierung der Stoff- und Energieströme ist mit Hilfe ei-
nes Öko-Kontenrahmens eine geeignete Gruppierung vorzunehmen [vgl. S
PENGLER
:
S
TOFFSTROMMANAGEMENT
1998, S. 29]; vorteilhaft ist bei der Strukturierung des Öko-Kontenrahmens eine
Orientierung an schon vorhandenen Strukturen, z.B. den Materialstammdaten der Buchhaltung [vgl.
B
UNDESUMWELTMINISTERIUM
: U
MWELTCONTROLLING
1995, S. 103]
(3)
Erstellung eines Stoff- und Energieflußmodells mit einer Darstellung der Flüsse durch die Transformations-
prozesse (Lagerung, Transporte, Produktion etc.)
(4)
Quantitative Datenerhebung und ­verdichtung: zunächst sind insbesondere bereits vorhandene und leicht
zugängliche Daten zu berücksichtigen, sukzessive sind weitere Datenquellen zu erschließen oder nicht vor-
handene Daten zu ermitteln
(5)
Aufstellung von Verteilungsfunktionen: den verschiedenen Koppel- und Nebenprodukten sind anteilig Stoff-
und Energieströme zuzurechnen [vgl. S
AUR
: M
ETHODISCHE
V
ORGEHENSWEISE
1996, S. 105]
(6)
Bilanzierung der Input- und Outputmengenströme; in der Praxis erfolgen Datenerhebung und Bilanzierung
annähernd parallel, da sich Datenerhebung und ­auswertung sehr komplex gestalten und nur über mehrere
Iterationsschritte erfolgreich durchführbar sind [vgl. S
AUR
: M
ETHODISCHE
V
ORGEHENSWEISE
1996, S. 105]
(7)
Beurteilung der Stoffe anhand festgelegter Kriterien
EDV-gestützte betriebliche Umweltinformationssysteme können gekoppelt mit geeigneten Datenerfassungssy-
stemen für die problemorientierte Erfassung, Aufbereitung, Auswertung und Darstellung der Stoff- und Energie-
ströme eingesetzt werden [vgl. W
ICKE
: B
ETRIEBLICHE
U
MWELTÖKONOMIE
1992, S. 193].
Vorab ist zu klären, welche Informationen über Stoff- und Energieströme als relevant erachtet werden. Für Um-
weltbilanzen kann derzeit keine abschließende Antwort gegeben werden, welche Informationen als umweltrele-
vant zu bewerten sind. Daher wird im Rahmen einer Stoff- und Energiestrombilanzierung eher eine umfassende
Datensammlung als eine strukturierte, methodisch begründete Datenerhebung durchgeführt [vgl. Z
AHN
:
Ö
KONOMIE UND
Ö
KOLOGIE
1996, S. 96].
Für die Datenerhebung der Stoff- und Energieströme werden folgende Angaben als relevant vorgeschlagen [vgl.
B
UNDESUMWELTMINISTERIUM
: U
MWELTKOSTENRECHNUNG
1996, S. 35]:
§
Komponenten,
§
Wert (relevant für die Umweltkostenrechnung),
§
Masse,
§
Herkunft der Daten und
§
ökologische Relevanz (für die ggf. nachfolgend durchgeführte Wirkungsbilanzierung)
Für die einzelnen Prozeßschritte bzw. Anlagen sind zu dokumentieren:
§
Kosten,
§
Verbräuche,
§
Personal und
§
Mengendurchsatz.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
1999
ISBN (eBook)
9783832461010
ISBN (Paperback)
9783838661018
DOI
10.3239/9783832461010
Dateigröße
2.1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Technische Universität Berlin – Architektur Umwelt Gesellschaft
Erscheinungsdatum
2002 (November)
Note
1,3
Schlagworte
buis
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