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Offshore-Finanzzentren und ihre Stellung im internationalen Finanzsystem

©2002 Diplomarbeit 87 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Gang der Untersuchung:
Die Diplomarbeit beschäftigt sich zunächst mit der historischen Entwicklung von Offshore-Finanzzentren (OFCs) und stellt mögliche Definitionsansätze sowie Möglichkeiten der Abgrenzung und Kategorisierung dar. Weiterhin werden mögliche Geschäftsfelder, der Nutzen sowie die Motive für die Aufnahme von Offshore-Aktivitäten sowohl aus Unternehmenssicht als auch aus der Sicht des „gastgebenden“ Landes dargestellt.
Das nächste große Kapitel stellt die Merkmale, die Funktion und die Entwicklung einiger OFCs in ausgewählten Regionen vor:
- OFCs im Mittleren Osten (Schwerpunkt Bahrain).
- OFCs in der Pazifik-Region.
- OFCs in Asien (Schwerpunkt Singapur und Hongkong).
- OFCs in der Karibik (Schwerpunkt Bahamas, Cayman Islans, British Virgin Islands.
- OFCs in Europa (Schwerpunkt: Luxemburg und Schweiz).
Anschließend wird die Problematik von OFCs im internationalen Finanzsystem dargestellt, wobei mögliche negative Effekte des Offshore-Geschäftes, wie z.B. Steuerflucht und Geldwäsche sowie die Positionen der verschiedenen internationalen Organisationen (z.B. FSF und FATF) erläutert werden. Zu guter Letzt werden die Zukunft und die Weiterentwicklung von OFCs analysiert und mögliche Reformansätze (z.B. Devisentransaktionssteuer und Kapitalverkehrskontrollen) werden diskutiert.

Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
INHALTSVERZEICHNISV
BILDVERZEICHNISVIII
TABELLENVERZEICHNISIX
ABKÜRZUNGSVERZEICHNISX
1.EINLEITUNG1
2.ENTWICKLUNG, ABGRENZUNG UND MERKMALE VON OFFSHORE-FINANZZENTREN (OFCS)3
2.1Entwicklung im historischen Kontext3
2.2Definitionsansätze von Offshore-Finanzzentren7
2.2.1Geographischer Ansatz7
2.2.2Ansatz aus der Perspektive der Vertragspartner8
2.2.3Ansatz über gemeinsame Standortfaktoren8
2.3Möglichkeiten der Abgrenzung und Kategorisierung von OFCs10
2.3.1Mögliche Kategorisierung von OFCs10
2.3.1.1International Finance Centers/Primary OFCs10
2.3.1.2Regional Finance Centers/Secondary OFCs11
2.3.1.3Booking OFCs12
2.3.1.4Erweiterungen12
2.3.2Abgrenzung der OFCs in der Praxis durch wichtige Institutionen13
2.3.2.1Die Abgrenzung durch das Financial Stability Forum13
2.3.2.2Weitere Zuordnungsvarianten14
2.4Motive für die Aufnahme von Offshore-Aktivitäten14
2.4.1Nutzen aus Sicht der Offshore-Unternehmen15
2.4.2Erwarteter Nutzen aus Sicht der OFCs15
2.4.2.1Direkter Nutzen15
2.4.2.2Indirekter Nutzen16
2.4.3Anfallende Kosten für das OFC17
2.5Geschäftsfelder der OFCs17
3.MERKMALE, […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 6076
Stenger, Markus: Offshore-Finanzzentren und ihre Stellung im Internationalen
Finanzsystem
Hamburg: Diplomica GmbH, 2002
Zugl.: Aschaffenburg, Diplomarbeit, 2002
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2002
Printed in Germany

Inhaltsverzeichnis
INHALTSVERZEICHNIS...V
BILDVERZEICHNIS...VIII
TABELLENVERZEICHNIS ...IX
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS...X
1
EINLEITUNG ...1
2
ENTWICKLUNG, ABGRENZUNG UND MERKMALE VON
OFFSHORE-FINANZZENTREN (OFCS) ...3
2.1
Entwicklung im historischen Kontext ...3
2.2
Definitionsansätze von Offshore-Finanzzentren ...7
2.2.1
Geographischer Ansatz...7
2.2.2
Ansatz aus der Perspektive der Vertragspartner ...8
2.2.3
Ansatz über gemeinsame Standortfaktoren...8
2.3
Möglichkeiten der Abgrenzung und Kategorisierung von OFCs ..10
2.3.1
Mögliche Kategorisierung von OFCs ...10
2.3.1.1
International Finance Centers/ Primary OFCs...10
2.3.1.2
Regional Finance Centers/ Secondary OFCs...11
2.3.1.3
Booking OFCs...12
2.3.1.4
Erweiterungen ...12

Inhaltsverzeichnis ­ Seite VI
2.3.2
Abgrenzung der OFCs in der Praxis durch wichtige
Institutionen ...13
2.3.2.1
Die Abgrenzung durch das Financial Stability
Forum...13
2.3.2.2
Weitere Zuordnungsvarianten...14
2.4
Motive für die Aufnahme von Offshore-Aktivitäten ...14
2.4.1
Nutzen aus Sicht der Offshore-Unternehmen ...15
2.4.2
Erwarteter Nutzen aus Sicht der OFCs...15
2.4.2.1
Direkter Nutzen ...15
2.4.2.2
Indirekter Nutzen...16
2.4.3
Anfallende Kosten für das OFC ...17
2.5
Geschäftsfelder der OFCs...17
3
MERKMALE, FUNKTION UND ENTWICKLUNG WICHTIGER OFCS
IN VERSCHIEDENEN REGIONEN ...19
3.1
OFCs im Mittleren Osten ...19
3.2
OFCs in der Pazifik-Region ...23
3.3
OFCs in Asien...25
3.3.1
Der Finanzplatz Hongkong...26
3.3.2
Der Finanzplatz Singapur...28
3.4
OFCs in der Karibik ...31
3.5
OFCs in Europa ...36
3.5.1
Der Finanzplatz Schweiz...37
3.5.2
Der Finanzplatz Luxemburg ...38
4
DIE PROBLEMATIK VON OFCS IM INTERNATIONALEN
FINANZSYSTEM ...41

Inhaltsverzeichnis ­ Seite VII
4.1
Mögliche negative Effekte von OFCs auf das Funktionieren des
internationalen Finanzsystems...41
4.1.1
Steuervermeidung und Steuerflucht...41
4.1.2
Geldwäsche...43
4.1.3
Finanzmarktkrisen ...44
4.2
Internationale Organisationen und deren Position gegenüber
OFCs ...46
4.2.1
Internationaler Währungsfonds ...47
4.2.2
United Nations Office for Drug Control and Crime
Prevention ...47
4.2.3
Organisation for Economic Co-Operation and
Development ...47
4.2.4
Financial Action Task Force on Money Laundering...48
4.2.5
Financial Stability Forum ...49
5
ZUKUNFT UND WEITERENTWICKLUNG VON OFCS...51
5.1
Zukunftspotentiale der OFCs...51
5.2
Mögliche Reformansätze und deren beabsichtigte Wirkung...53
5.2.1
Kapitalverkehrskontrollen ...53
5.2.2
Finanzmarktaufsicht und Regulierung...55
5.2.3
Devisentransaktionssteuer ...58
5.3
Kritik und Problematik möglicher Reformansätze ...60
6
SCHLUSSBEMERKUNGEN...63
LITERATUR- UND QUELLENVERZEICHNIS...65
ANLAGEN ...72

Bildverzeichnis
Bild 1:
Entwicklung des Euromarktvolumens 1959 bis 1992 in Mrd. US$ ... 6
Bild 2:
Geschäftsfelder und Kundengruppen der OFCs... 18
Bild 3:
Entwicklung der Anzahl und der Gesamteinlagen der OBUs in Bahrain ... 20
Bild 4:
Entwicklung der Bankeinlagen bei den Finanzzentren im Mittleren Osten in
Mrd. US$ ... 21
Bild 5:
Entwicklung der Bankeinlagen durch Finanzzentren im Mittleren Osten in
Mrd. US$ ... 22
Bild 6:
Einlagen pazifischer OFCs bei internationalen Banken in Mio. US$ ... 24
Bild 7:
Entwicklung der externen Positionen der Banken in Hongkong und
Singapur ... 25
Bild 8:
Wachstum des Asiendollarmarktes 1968-2002 in Mrd. US$ ... 29
Bild 9:
Entwicklung der Einlagen karibischer OFCs bei internationalen Banken von
1994-2001 in Mrd. US$ ... 32
Bild 10:
Entwicklung der externen Bankpositionen in Luxemburg und in der
Schweiz von 1994-2001 in Mrd. US$... 36
Bild 11:
Dreiteilung der Beaufsichtigung von Offshore-Finanzzentren ... 57

Tabellenverzeichnis
Tabelle 1:
Klassifizierung von OFCs nach Park... 12
Tabelle 2:
Ländergruppierung nach dem Financial Stability Forum ... 14
Tabelle 3:
Nutzen für das OFC im Überblick... 15
Tabelle 4:
Wachstum der OBUs in Bahrain von 1975-1992 ... 20
Tabelle 5:
Der Kreditmarkt in Hongkong 1982-2001 in Milliarden HK$ ... 26
Tabelle 6:
Externe Positionen von Hongkong gegenüber den wichtigsten Ländern ... 27
Tabelle 7:
Entwicklung und Zusammensetzung des Bankensektors 1993-2002 ... 28
Tabelle 8:
Aufbau des Bankensystems und der ACUs in Singapur... 30
Tabelle 9:
Größe des Offshore-Sektors in der Karibik (Stand 1999/2000) ... 33
Tabelle 10:
Entwicklung der Anzahl der Banken nach ihrer Herkunft 1970-2002 ... 39

Abkürzungsverzeichnis
ABBL
Association des Banques et
Banquiers Luxembourg
ACU
Asian Currency Unit
Anm. Anmerkung
Aufl. Auflage
außerh. außerhalb
BCL
Banque centrale du Luxembourg
BIZ
Bank für internationalen
Zahlungsausgleich
BMA
Bahrain Monetary Agency
BMZ Bundesministerium
für
Wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung
BOH
Bank of Hawaii
bzw. beziehungsweise
ca. circa
CH Schweiz
dt. deutsch
EBK Eidgenössische
Bankenkommission
EDA
Eidgenössisches Departement für
auswärtige Angelegenheiten
engl. englisch
f. folgende
FATF
Financial Action Task Force on
Money Laundering
ff. fortlaufend
folgende
FSF
Financial Stability Forum
gg.über gegenüber
Hg. Herausgeber
HK Hongkong
HK$ Hongkong-Dollar
HKMA
Hong Kong Monetary Authority
HLIs
Highly Leveraged Institutions
i.d.R.
in der Regel
IBCs
International Business Companies
IBFs
International Banking Facilities
IFC
International Finance Center
IWF
Internationaler Währungsfond
LUX Luxemburg
MAS
Monetary Authority of Singapore

Abkürzungsverzeichnis ­ Seite XI
Mio. Millionen
MOFNE
Ministry of Finance and National
Economy of The State of Bahrain
Mrd. Milliarden
NZZ
Neue Zürcher Zeitung
OBUs
Offshore Banking Units
OECD
Organisation for Economic Co-
Operation and Development
OFC Offshore-Finanzzentrum
OFCs
Offshore-Finanzzentren
RFC
Regional Finance Center
S. Seite
SingStat
Singapore Department of Statistics
sog. so
genannt
STATEC
Central Service for Statistics and
Economic Studies
u. und
u. a.
unter anderem
u. U.
unter Umständen
UNODCCP
United Nations Office for Drug Control
and Crime Prevention
US$ US-Dollar
USA
United States of America
VAE
Vereinigte Arabische Emirate
vgl. vergleiche
z. B.
zum Beispiel

1 Einleitung
Die Internationalisierung des Kapitals zählt sicherlich zu den bedeutendsten
Veränderungen der letzten 30 Jahre in der Welt- und Finanzwirtschaft. Eine
wesentliche Rolle bei diesem Globalisierungsprozess ist den Offshore-
Finanzzentren zuzuschreiben, die heute ein wichtiges Element im
internationalen Finanzsystem darstellen.
1
Die Rolle und die Aktivitäten von Offshore-Finanzzentren sind daher nicht
erst seit den Ereignissen in den USA am 11. September 2001 in das
Blickfeld internationaler Aufsichtsbehörden und -gremien geraten. Bereits
vorher waren umfangreiche Aktivitäten von zahlreichen offiziellen Stellen,
die sich mit den möglichen Negativfolgen und der Problematik von Offshore-
Finanzzentren beschäftigen, zu verzeichnen. Im Mittelpunkt standen bei
diesen Beobachtungen und Maßnahmen stets die Geldwäsche, die
Finanzmarktstabilität und die Steuerflucht, während nun besonderes
Augenmerk auf die Rolle von Offshore-Finanzzentren bei der Finanzierung
des internationalen Terrorismus gerichtet wird. Schätzungen über die Höhe
des Vermögens, das in den Offshore-Finanzzentren verwaltet wird, reichen
von einer Summe von fünf bis sieben Billionen US$
2
, was die hohe
ökonomische Relevanz verdeutlicht. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich
daher mit der Bedeutung und der Problematik von Offshore-Finanzzentren
im internationalen Finanzsystem.
Das erste Hauptkapitel dieser Arbeit befasst sich mit der Entwicklung, der
Abgrenzung und den allgemeinen Merkmalen von Offshore-Finanzzentren.
Dabei wird in Besonderem auf die Problematik einer nicht vorhandenen,
allgemein akzeptierten Begriffsdefinition eingegangen. Lässt sich die
Entwicklung der Offshore-Finanzzentren noch gut anhand von
Entwicklungen im internationalen Finanzsystem aufzeigen - eine besondere
Rolle übernehmen hier die sog. Euromärkten - gestaltet sich eine eindeutige
Begriffsbestimmung schwierig. Der Begriff des Offshore-Finanzzentrums ist
oft mit der Vorstellung von exotischen Inselstaaten und dubiosen
Geschäftspraktiken verbunden und hat auch in der Literatur sehr
unterschiedliche, durchaus widersprüchliche, Interpretationen erfahren.
Daher stellt die terminologische Grundlegung zu Beginn der Arbeit eine
wichtige Grundlage für das Grundverständnis der Arbeit dar. Basierend auf
der erfolgten Begriffsbestimmung wird eine mögliche Kategorisierung
aufgezeigt und mit einer konkreten Zuordnung in Form einer Liste von
Ländern abgeschlossen. Eine Analyse der Motive für die Aufnahme von
1
Vgl. Hampton, M. (1996), S. 1
2
Vgl. Errico, L. (1999), S. 10 u. Oxfam (2000), S. 3

1 Einleitung ­ Seite 2
Offshore-Aktivitäten und eine Beschreibung möglicher Geschäftsfelder bildet
den Abschluss des ersten Kapitels.
Entsprechend dieser Kategorisierung werden im zweiten Hauptkapitel
(Kapitel III) einige der wichtigsten Offshore-Finanzzentren anhand ihrer
Funktion innerhalb der jeweiligen Region und anhand besonderer Merkmale
bzw. Standorteigenschaften vorgestellt. Auch wenn es ob der traditionellen
Verschwiegenheit seitens der Offshore-Finanzzentren nur wenig
veröffentlichtes Zahlenmaterial gibt und somit das vorhandene statistische
Zahlenmaterial überwiegend auf Schätzungen basiert, wird in diesem Kapitel
auch näher auf die in den jeweiligen Zentren abgewickelten
Geschäftsvolumina eingegangen.
Die Problematik für das internationale Finanzsystem wird im
darauffolgenden Kapitel erläutert, wobei neben möglichen negativen
Effekten auch Programme und Aktivitäten verschiedener internationaler
Organisationen im Rahmen der Offshore-Problematik aufgezeigt werden.
Im Schlusskapitel erfolgt ein Ausblick auf die mögliche zukünftige
Entwicklung von Offshore-Finanzzentren. Da diese Zukunft maßgeblich
davon abhängen wird inwieweit Reformen auf diesem Gebiet tatsächlich
umgesetzt werden können, werden abschließend einige der
Reformvorschläge erläutert und einer kritischen Prüfung unterzogen.

2 Entwicklung, Abgrenzung und Merkmale von
Offshore-Finanzzentren (OFCs)
2.1
Entwicklung im historischen Kontext
Die Entstehung und Entwicklung der Offshore-Finanzzentren
3
steht in
engem Zusammenhang mit der Internationalisierung der
Finanzmarktgeschäfte und der fortschreitenden Integration und
Globalisierung der Finanzmärkte.
4
Die Entstehung der OFCs sollte daher als
ein Aspekt einer Gesamtentwicklung ­ der zunehmenden Unabhängigkeit
und Flexibilität der Weltwirtschaft ­ betrachtet werden.
5
Das Aufkommen der OFCs ist insbesondere eng mit der Entwicklung des
sog. Euromarktes
6
verknüpft. Unter dem Begriff Euromarkt werden sämtliche
internationalen Geld-, Kredit-, und Kapitalmärkte zusammengefasst, auf
denen im Gegensatz zu den nationalen Finanzmärkten mit Währungen
gehandelt wird, die sich außerhalb ihres Ursprungslandes befinden.
7
Zu
Beginn etablierte sich der Handel in US-Dollar außerhalb der USA in den
europäischen Finanzzentren, allen voran London, so dass man zunächst
von dem Euro-Dollar-Markt sprach. Heute werden Euromarkt-Transaktionen
weltweit in den Finanzzentren mit Schwergewicht in Europa, Asien und den
USA getätigt und der Begriff des Euromarktes
8
hat sich durchgesetzt bzw.
eingebürgert.
9
In der Literatur hat sich eine eindeutige Begriffsdefinition jedoch nicht
vollständig durchsetzen können, so dass insbesondere das Verhältnis des
3
Anm.: Im Folgenden werden Offshore-Finanzzentren wie international üblich mit OFC
(Plural: OFCs) abgekürzt. Auf die genaue Definition eines OFC wird in den
Abschnitten 2.2 und 2.3 eingegangen.
4
Vgl. Voß, R. (1998), S. 21
5
Vgl. Hewson, J. (1994), S. 13
6
Anm.: Zur Entstehung des Euromarktes und dessen Untergliederung im Einzelnen
siehe Storck, E. (1995).
7
Vgl. Voß, R. (1998), S. 30
8
Anm.: Vereinzelt wird in der Literatur auf mögliche Missverständnisse durch die
Vorsilbe ,,Euro" hingewiesen, die sowohl fälschlicherweise eine exklusive räumliche
Zuordnung zu europäischen Finanzmärkten als auch einen falschen Bezug zur neu
eingeführten EU-Währung suggerieren könnte. Siehe Kwaw, E. (1996), S. 5 u.
Hofmann, G. (1982), S. 4 u. Palan, R. (1999), S. 21.
9
Vgl. Storck, E. (1995), S. 5

2 Entwicklung, Abgrenzung und Merkmale von Offshore-Finanzzentren (OFCs) ­ Seite 4
Euromarktes zu den OFCs bzw. zu den Offshore-Märkten nach wie vor
unterschiedlich interpretiert wird. So lässt sich sowohl die synonyme
Verwendung der Begriffe Euromarkt und Offshore-Markt zu finden
10
als auch
die Ansicht, dass es sich bei den Euromärkten um ein spezielles
Marktsegment des Offshore-Marktes handelt.
11
Unstrittig ist jedoch der enge
Zusammenhang zwischen der Entwicklung des Euromarktes und der
Entwicklung der OFCs. Daher soll im Folgenden nicht näher auf die
Schwierigkeit einer genauen Abgrenzung der Begriffe eingegangen
werden
12
, sondern die Darstellung des Umfelds und der wichtigsten
wirtschaftlichen Einflussfaktoren, die maßgeblich zur Entstehung und
Entwicklung der OFCs beigetragen haben, soll im Vordergrund stehen.
Die Entwicklung des Euromarktes begann in den 50er Jahren vor dem
Hintergrund der Anfänge des ,,Kalten Krieges", als unter sozialistischer
Kontrolle stehende Banken (insbesondere aus der früheren UDSSR) aus
Angst vor einer Blockierung ihrer Konten dazu übergingen, ihre
Dollarguthaben bei westeuropäischen, anstatt bei US-amerikanischen
Banken zu halten.
Eine weitere Grundlage für die Entstehung des Euromarktes stellte der
Bedeutungsverlust des britischen Pfund ab dem Jahre 1957 dar, als sich die
Bank von England aus währungspolitischen Gründen gezwungen sah, die
Verwendung von Krediten in der eigenen Währung durch strenge Kapital-
und Außenhandelskontrollen zu beschränken. Somit waren die britischen
Banken gezwungen einen Großteil ihrer Finanzierungen und Transaktionen
auf US-Dollar-Basis abzuwickeln um ihre Profite aufrecht zu erhalten. Die
Bereitschaft der Bank von England diese Finanzfreihandelgeschäfte, die
vollständig vom inländischen Markt abgeschirmt waren, zuzulassen führte
zur Begründung des Euromarktes in der britischen Hauptstadt London, die
heute noch als das führende Euromarktzentrum weltweit gilt.
13
Erstmalig
statistisch erfasst wurde das Volumen des Euromarktes mit rund einer
Milliarde US$ im Jahre 1959 (Siehe Bild 1 auf Seite 6).
14
Zusätzlicher ,,Schub" für den Euromarkt resultierte im Laufe der 60er
Jahre aus Reglementierungen die auf dem amerikanischen Finanzmarkt
erlassen wurden, um die dort anhaltende negative Zahlungsbilanz, bedingt
durch einen zunehmenden Kapitalabfluss, auszugleichen.
15
Diese
Restriktionen
16
hatten zur Folge, dass der Euromarkt als wesentlich
10
Vgl. Gerhardt, W. (1986), S. 205, Koch, E. (1992), S. 417, Storck, E. (1996), S. 331,
Blum, R. (1984), S. 16
11
Vgl. Palan, R. (1999), S.21, UNODCCP (1998), S. 15, Eng, M. (1995), S. 164 u.
Cassard, M. (1994), S. 2
12
Anm.: Auf die Problematik der Abgrenzung von OFCs wird näher im Abschnitt 2.3
eingegangen.
13
Vgl. Krugman, P.
(2000),
S.654, Eng, M. (1995), S. 144, Voß, R. (1998), S. 30 u.
Storck, E. (1995), S. 56
14
Vgl. Storck, E. (1995), S. 9
15
Vgl. Storck, E. (1995), S. 87f.
16
Anm.: Zu Reglementierung und Gesetzgebung in den USA im Einzelnen siehe
Hampton, M. (1996), S. 56ff. u. Storck, E. (1995), S. 87ff.

2 Entwicklung, Abgrenzung und Merkmale von Offshore-Finanzzentren (OFCs) ­ Seite 5
attraktiverer Standort im Vergleich zum amerikanischen Markt angesehen
wurde. Transaktionen konnten zum einen wesentlich billiger und zum
anderen in einem weniger reglementierten Marktumfeld abgewickelt werden.
Der Trend Geschäfte auf dem Euromarkt abzuwickeln wurde zusätzlich
durch die Tatsache verstärkt, dass im Rahmen der Globalisierung des
Kapitals amerikanische Firmen mehr und mehr Geschäfte weltweit tätigten
und somit auch auf weltweit zur Verfügung stehende Bankleistungen
angewiesen waren.
17
Um diese Bankleistungen anbieten zu können, ohne dabei gegen
bestehende Restriktionen zu verstoßen, nutzten amerikanische Banken eine
,,Lücke" in der Gesetzgebung. Da die Reglementierungen nicht für die sich
im Ausland befindlichen Filialen der US-Bankhäuser galten, gründete die
Mehrzahl der amerikanischen Banken Filialen in Offshore-Standorten.
18
So
stieg die Anzahl der Filialen amerikanischer Banken in OFCs von 184 im
Jahre 1964 auf 699 im Jahre 1973 an.
19
Der überwiegende Teil dieser OFCs
befand sich in der Karibik und im europäischen Raum. Die ersten
asiatischen OFCs entstanden im Jahre 1968 in Hongkong und Singapur,
während sich mit Bahrain Mitte der 70er Jahre das erste OFC im Mittleren
Osten etablierte.
20
21
Der Zusammenbruch des Bretton Woods Systems
22
im Jahre 1973 und
die von den USA eingeleitete weltweite Phase der Deregulierung der
Finanzmärkte trugen zur weiteren Expansion des Euromarktes bei. Weitere
Schubwirkung erhielt der Euromarkt durch die Ölpreisentwicklung in den
70er Jahren. Als die OPEC
23
im Jahre 1974 die Rohölpreise nahezu
vervierfachte, kam es zur ersten von zwei Ölkrisen (Zweite Ölkrise im Jahre
1979), die eine Strukturveränderung auf dem Finanzmarkt zur Folge hatte.
Die erdölexportierenden Länder legten ihre Geldüberschüsse, die sog.
Petrodollars, auf dem Euromarkt an, während die Eurobanken wiederum
einen großen Teil dieser Gelder an Länder verliehen, die durch die
gestiegenen Kosten für Ölimport einen erhöhten Finanzierungsbedarf
hatten. Somit bildeten die erdölexportierenden Länder aus dem Nahen und
Mittleren Osten einen Großteil der Anlegerschaft auf dem Euromarkt.
24
Die
Einlagen der OPEC-Länder auf dem Euromarkt stiegen dabei von 11,5
17
Vgl. Roberts, S. (1994), S. 93ff.
18
Anm.: Auf die genaue Definition des Begriffes ,,Offshore" wird in Abschnitt 2.2
eingegangen.
19
Vgl. Cassard, M. (1994), S. 23
20
Vgl. Storck, E. (1995), S. 72f. u. Cassard, M. (1994), S. 24
21
Anm. Auf die asiatischen OFCs und die OFCs im Mittleren Osten wird näher in
Abschnitt 3. eingegangen.
22
Anm.: Zum Aufbau und Zusammenbruch des Bretton Woods Systems im Einzelnen
siehe Krugman, P.
(2000), S. 557 ff., Eng, M. (1995), S. 34f. u. Storck, E. (1995), S.
92ff.
23
Anm.: OPEC steht für ,,Organization of Petroleum Exporting Countries".
24
Vgl. Eng, M. (1995), S. 29ff. u. Voß, R. (1998), S. 30f.

2 Entwicklung, Abgrenzung und Merkmale von Offshore-Finanzzentren (OFCs) ­ Seite 6
Milliarden US$ im Jahre 1973 bis auf 128,7 Mrd. US$ im Jahre 1980, was
einer Steigerung von mehr als 1000% entspricht.
25
Die durch die USA eingeleitete Phase der weitreichenden Deregulierung
der Finanzmärkte setzte sich zu Beginn der 80er Jahre weiter fort und die
Konkurrenz zwischen nationalen Finanzmärkten und dem Euromarkt nahm
weiter zu. Im Zuge dieser Entwicklung entschlossen sich die USA, später
auch Japan, International Banking Facilities (IBFs)
26
einzurichten, um einen
Teil der an die OFCs verloren gegangenen Finanzgeschäfte wieder
zurückzuholen. Diese IBFs unterliegen zwar der US-Bankenaufsicht, sind
jedoch aufgrund bestimmter Befreiungen und Steuervorteile mit anderen
OFCs vergleichbar. Die Errichtung dieser IBFs zeigt sehr gut, wie die
Grenzen zwischen nationalen und internationalen Märkten sich allmählich
auflösen und eine klare Unterscheidung von Offshore- und Onshore-
Aktivitäten immer schwieriger wird.
27
1
7 12 65
85 160
221
375
755
1155
1285
1382
1430
1678
2076
2584
3200
3530
3350
3610
3660
0
500
1000
1500
2000
2500
3000
3500
4000
1959 1963 1964 1970 1971 1973 1974 1978 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992
Marktvolum en d es Eu ro m arktes
Bild 1:
Entwicklung des Euromarktvolumens 1959 bis 1992 in Mrd. US$
28
25
Vgl. Cassard, M. (1994), S. 25
26
Anm: Zur genauen Entwicklung und Entstehung von IBFs in den USA siehe
Ungefehr, F. (1990a), S. 464ff.
27
Vgl. Franke, G. (1993), S. 1056 u. Blue 21 (2000), S. 5
28
Quelle: Eigene Darstellung basiert auf Daten von Storck, E. (1995), S. 9, Krugman,
P. (2000), S. 650, McCarthy, I. (1979), S. 45, Eng, M. (1995), S. 145, Chown, J.
(1977), S. 14

2 Entwicklung, Abgrenzung und Merkmale von Offshore-Finanzzentren (OFCs) ­ Seite 7
Das Wachstum von OFCs setzte sich trotz veränderter
Rahmenbedingungen auch in den 90er Jahren fort, als das Aufkommen und
die zunehmende Anwendung von derivativen
29
Finanzinstrumenten den
OFCs ein neues und lukratives Betätigungsfeld bot. Neben dem
Interbankenhandel bildet heute auch das internationale
Privatkundengeschäft eine wichtige Ertragskomponente der OFCs. So
gehen Schätzungen davon aus, dass auf Offshore-Anlagen rund 27% des
weltweiten Gesamtmarktes des Private Banking entfallen.
30
Das Aufkommen der Offshore-Finanzzentren sollte also immer in enger
Verbindung mit der Entwicklung des Euromarktes und somit auch mit der
Globalisierung und dem damit verbundenen Wachstum der Finanzströme
betrachtet werden. Es war der Mangel der traditionellen Finanzplätze sich
rechtzeitig dem veränderten Marktumfeld anzupassen und entsprechend auf
die Globalisierung der internationalen Finanzmärkte zu reagieren, der zum
Aufkommen der Offshore-Finanzzentren führte. Man könnte sie daher
gewissermaßen als eine Art Ersatz- oder Notlösung betrachten.
Zusammenfassend könnte man die heutige Bedeutung der OFCs als Folge
der Internationalisierung des Bankgeschäftes und der
Strukturveränderungen auf dem ursprünglichen Euromarkt erklären.
31
2.2
Definitionsansätze von Offshore-Finanzzentren
In der Literatur und im Sprachgebrauch hat der Begriff ,,Offshore-
Finanzzentrum" im Laufe der Zeit unterschiedliche Interpretationen und
Definitionen erfahren. Es gibt daher nach wie vor keine eindeutige und
durchgängige Definition eines OFCs. Grundsätzlich lassen sich jedoch drei
unterschiedliche Definitionsansätze bzw. Ansätze zur Begriffsbestimmung
aufführen, die im Folgenden näher erläutert werden.
32
2.2.1 Geographischer
Ansatz
Dieser Ansatz verbindet das aus dem englischen stammende Präfix
,,Offshore"
33
mit der geographischen (vor der Küste) oder politischen
(außerhalb der Grenzen) Lage eines Finanzplatzes.
34
Der geographische
Aspekt dieses Ansatzes besitzt historisch durchaus eine gewisse
Berechtigung da in Phasen staatlicher Reglementierung (siehe Abschnitt
2.1) Anleger zum Schutz vor Zugriffen jeder Art versuchten, ihre Anlagen in
wirtschaftlich und politisch sichere Regionen zu verlegen. Diese Regionen
sollten somit auch geographisch günstig liegen und lagen oftmals im
29
Anm.: Zu den Derivaten zählt man u.a. Swaps, Optionen, Futures. Weitere
Informationen u.a. bei Krumnow, J. (1999), S. 318f.
30
Vgl. Storck, E. (1996), S. 332 f.
31
Vgl. Voß, R. (1998), S. 31f.
32
Vgl. Brützel, C. (1985), S. 18ff. u. Voß, R. (1998), S. 33ff.
33
Anm.: ,,Offshore" aus dem Englischen wörtlich übersetzt heißt ,,vor der Küste
liegend".
34
Vgl. Brützel, C. (1985), S. 19

2 Entwicklung, Abgrenzung und Merkmale von Offshore-Finanzzentren (OFCs) ­ Seite 8
wahrsten Sinne ,,offshore", wie z.B. die Bermudas vor der Küste der USA
oder die Großbritannien vorgelagerten Kanalinseln.
35
Dieser Ansatz stärkt auch die weitverbreitete Meinung, dass es sich bei
den OFCs um kleinere Inselstaaten handelt, die sich in der Nähe der großen
Wirtschaftszentren befinden.
36
Allerdings vermag dieser Ansatz nicht zu
erklären, warum es OFCs auf dem Festland (z.B. Luxemburg) gibt.
Auch die weiter gefasste Auslegung, die auf die Lage außerhalb der
Grenzen des Heimatstaates des Finanzunternehmens abstellt, kann einzeln
betrachtet nicht überzeugen. Diesem Ansatz liegt die Vorstellung zugrunde,
dass die Anreize eines OFCs von im Heimatland gültigen, höhere Kosten
verursachenden Aufsichtsnormen und Regulierungen ausgehen, denen
Unternehmen durch eine Standortverlegung in ein liberaleres und
kostengünstigeres ,,Aufsichtsklima" entgehen möchten. Somit erscheint
dieser Ansatzpunkt ohne weitere Differenzierung wenig sinnvoll, denn damit
wäre jeder Auslandsstandort über den ein Finanzunternehmen Geschäfte
abwickelt, unabhängig von seiner spezifischen Ausgestaltung, als OFC zu
bezeichnen.
37
2.2.2 Ansatz aus der Perspektive der Vertragspartner
Um auch Rechtssprechungen einzuschließen, die nicht buchstäblich
,,offshore" liegen, stellt der zweite Ansatz auf die Perspektive der
Kontrahenten, die bei den in den OFCs abgewickelten Geschäften beteiligt
sind, ab. Ein Offshore-Geschäft würde also nicht grundsätzlich durch den
Standort der Banken selbst, sondern durch den Standort der Vertragspartner
(Wohnlandprinzip) charakterisiert werden. Die Banken agieren als
Intermediär für Finanzströme, die den Inlandsmarkt nicht berühren und
damit ,,offshore" bleiben. Das bestimmende Kennzeichen der OFCs ist
demnach, dass es sich bei den Kunden der ansässigen Bank oder des am
Standort tätigen Finanzunternehmens überwiegend um nicht
gebietsansässige Einleger und Kreditnehmer handelt.
38
Die Problematik dieses Ansatzes offenbart sich darin, dass sich bei
unreflektierter Anwendung alle ausländischen Finanzplätze als OFC
qualifizieren, wenn Bankgeschäfte durch einen in einem anderen Land
ansässigen Investor oder Kunden initiiert werden.
39
2.2.3 Ansatz über gemeinsame Standortfaktoren
Dieser Ansatz berücksichtigt geographische und politische Indikatoren,
sowie das Wohnlandsprinzip. Die Begriffsdefinition erfolgt mittels eines
Katalogs von konstituierenden Rahmenbedingungen denen gemein ist, dass
sie sich sämtlich aus den Motiven der Anleger ableiten lassen. Die
Anlageentscheidung wird dadurch begründet, inwieweit der Anleger im
35
Vgl. Eisele, F. (2002), S. 157
36
Vgl. Oxfam (2000), S. 4
37
Vgl. Brützel, C. (1985), S. 19f. u. Voß, R. (1998), S. 33
38
Vgl. Brützel, C. (1985), S. 22f., Eisele, F. (2002), S. 157 u. Voß, R. (1998), S. 34f.
39
Vgl. Eisele, F. (2002), S. 157

2 Entwicklung, Abgrenzung und Merkmale von Offshore-Finanzzentren (OFCs) ­ Seite 9
jeweiligen OFC einen Vorteil in den dort herrschenden ökonomischen,
geographischen oder politischen Bedingungen für sich sieht.
Zwar handelt es sich bei den OFCs um eine durchaus heterogene
Gruppe, doch ergibt sich die Qualifizierung eines Finanzplatzes als OFC,
wenn es die überwiegende Anzahl der im Folgenden aufgeführten
Rahmenbedingungen bzw. Standortfaktoren erfüllt, die als charakteristisch
für ein OFC angesehen werden.
40
Je mehr der erwähnten Faktoren auf
einen Finanzplatz zutreffen, desto eindeutiger lässt er sich als OFC
bezeichnen.
Typische OFCs sind somit im Wesentlichen durch folgende Merkmale
gekennzeichnet:
­ Nähe zu den großen internationalen Finanzzentren.
­ Stabile politische und wirtschaftliche Verhältnisse.
­ Verfügbarkeit qualifizierten, mehrsprachigen Personals mit dem nötigen
Wissen zur Durchführung internationaler Bankgeschäfte.
­ Hochentwickelte Infrastruktur mit sehr guten lokalen, effizienten
Kommunikationssystemen (inklusive Anschluss an internationale
Kommunikationsnetze) und mit guter internationaler Verkehrsanbindung.
­ Kaum oder wenig Industrie, so dass der Finanzsektor oft den
Hauptwirtschaftssektor darstellt.
­
Strikte Trennung zwischen internationalem und heimischen
Bankenwesen.
­ Liberale Banken- und Devisengesetzgebung.
­ Keine Beschränkung des Devisenverkehrs.
­ Freizügige und flexible Niederlassungs- und Zulassungsvoraussetzungen
für Finanzinstitutionen.
­ Keine oder nur begrenzte, außerordentlich liberale institutionelle
Beaufsichtigung von Bankaktivitäten.
­ Mangel an effektivem Informationsaustausch und an Zusammenarbeit
zwischen Ämtern, Finanzunternehmen und Strafverfolgungsbehörden.
­ Lücken in der Gesetzgebung zur Bekämpfung der Geldwäsche.
­ Mindestreservefreiheit oder geringe Mindestreserveverpflichtung.
­ Strikte Anwendung des Bankgeheimnisses.
­ Großzügige Steuergesetzgebung, d.h. keine oder nur sehr geringe
steuerliche Belastung um bewusst ausländische Geschäfte durch
steuerliche Anreize anzuziehen.
­ Ausgeprägter Tourismus-Sektor, durch den das hohe Volumen an
Geldströmen erklärt werden kann.
­ Den einheimischen Bedürfnissen gegenüber völlig überdimensioniertes
Bankgeschäft.
­ Die Mehrzahl der Finanztransaktionen wird von Nicht-Ortsansässigen
getätigt, wobei das Volumen dieser Finanztransaktionen das Volumen der
heimischen Wirtschaft bei weitem übersteigt.
41
40
Vgl. Eisele, F. (2002), S. 158f.
41
Vgl. Blum, R. (1984), S. 6ff., Brützel, C. (1985), S. 21, Hofmann, G. (1982), S. 14,
Hewson, J. (1982), S. 11f., Khoury, S. (1989), S. 68ff., UNODCCP (1998), S. 1, FSF
(2000a), S. 9 u. EDA (2001), S. 8f.

2 Entwicklung, Abgrenzung und Merkmale von Offshore-Finanzzentren (OFCs) ­ Seite 10
Durchgehend gelingt es allerdings trotz wiederholten Anpassungen der
konstituierenden Rahmenbedingungen nicht, alle Finanzplätze eindeutig
zuzuordnen bzw. auszuschließen. Die Problematik dieses Ansatzes liegt in
der mangelhaften Konkretisierbarkeit der zum Teil qualitativen Kriterien. Es
ist somit z.B. nicht objektiv bestimmbar, wann eine Bankengesetzgebung als
liberal bezeichnet werden muss. Auch birgt dieser Ansatz das Risiko einer
völligen Gleichstellung zwischen OFCs und Steueroasen. Dies wäre insofern
nicht korrekt, da das vorrangige Ziel von Finanzunternehmen in einem OFC
nicht die Steuerersparnis, sondern das Ausnutzen bestimmter günstiger
Standortfaktoren für die Durchführung von Finanztransaktionen ist. OFCs
können daher Steueroasen
42
sein, sie müssen es aber nicht.
43
Dennoch soll dieser Ansatz die Hauptgrundlage für den weiteren Verlauf
der Arbeit bilden, da er die in der Praxis übliche Vorgehensweise bei der
Zuordnung zu den OFCs unterstützt.
44
Wie bereits erwähnt existiert keine
durchgängige, allgemein gültige Definition von OFCs, so dass daher anhand
bestimmter Kriterien Listen angelegt werden, die bestimmte Länder und
Territorien als OFC klassifizieren.
45
2.3
Möglichkeiten der Abgrenzung und Kategorisierung
von OFCs
2.3.1 Mögliche Kategorisierung von OFCs
Die OFCs lassen sich untereinander nochmals in verschiedene Kategorien
aufteilen, wobei in der Literatur, ähnlich wie bei den Definitionsansätzen der
OFCs, unterschiedliche Klassifizierungsmöglichkeiten zu finden sind. Die
hier aufgezeigten Kategorien orientieren sich daher an den Klassifizierungen
im Sinne des Internationalen Währungsfonds (IWF).
2.3.1.1
International Finance Centers/ Primary OFCs
International Finance Centers
46
oder Primary OFCs verfügen über
modernste Zahlungs- und Abwicklungssysteme und sind in der Lage dem
internationalen Anleger die komplette Palette an Finanzdienstleistungen
anzubieten.
47
IFCs agieren als Vermittler bei weltweiten Finanzgeschäften, wobei sie im
Allgemeinen Gelder kurzfristig von Nicht-Ansässigen aufnehmen um sie
dann langfristig wiederum an Nicht-Ansässige zu verleihen. Dabei kann
sowohl das Angebot an Kapital als auch die Nachfrage nach Kapital direkt
42
Anm: Zur Problematik einer genauen Differenzierung zwischen OFC und
Steuerparadies/ -oase (engl.: Tax Haven) siehe Hampton, M. (1996), S. 15f.
43
Vgl. Voß, R. (1998), S. 34 u. Hofmann, G. (1982), S. 22f.
44
Vgl. Blue 21 (2000), S. 4
45
Anm.: Zum Aufbau und zur Abgrenzung möglicher Listen im Einzelnen siehe
Abschnitt 2.3.2.
46
Anm.: Im Folgenden werden ,,International Finance Centers" mit IFCs abgekürzt.
47
Vgl. Bardouille, N. (2000), S. 13

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2002
ISBN (eBook)
9783832460761
ISBN (Paperback)
9783838660769
DOI
10.3239/9783832460761
Dateigröße
844 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule Aschaffenburg – Wirtschaft und Recht
Erscheinungsdatum
2002 (November)
Note
1,7
Schlagworte
steueroasen kapitalverkehrskontrollen finazmarktkrisen ofcs offshore
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Titel: Offshore-Finanzzentren und ihre Stellung im internationalen Finanzsystem
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