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Geld als Anreizinstrument

Problematisierung einer Beziehung

©2002 Diplomarbeit 42 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts befasste sich Taylor in seinen Grundsätzen zur wissenschaftlichen Betriebsführung mit der Wirkung des Anreizsystems Geld. Dabei war seine Grundannahme, dass der „Durchschnittsmensch“ hauptsächlich durch monetäre Anreize motivierbar sei. Seitdem sind in der Organisationstheorie zahlreiche neue Ansätze entwickelt worden, die für einen Großteil der in den westlichen Industrienationen beschäftigten Arbeitnehmern zu deutlich veränderten Arbeitsbedingungen geführt haben. Neben materiellen sind immaterielle Anreize wie soziale Beziehungen, Handlungsspielräume, Fortbildungsmöglichkeiten, Karrierechancen u. v. m. für moderne Unternehmen Mittel zur Leistungsmaximierung ihrer Mitarbeiter.
Der Einfluss der Vergütung auf die Motivation der Mitarbeiter steht aber weiterhin im Mittelpunkt wissenschaftlicher Betrachtungen und der Unternehmenspraxis. Der rein ökonomische Standpunkt ist dabei eindeutig. Das ökonomische Verhaltensmodell unterstellt, dass Menschen mehr und härter arbeiten, je höher die entsprechende Belohnung ist.
Die leistungssteigernde Wirkung von Belohnungen und Leistungslöhnen wird in jüngster Vergangenheit jedoch auch von Ökonomen vielfach in Frage gestellt. Auf der Grundlage von ökonomischen und psychologischen Untersuchungen hat Frey festgestellt, dass die intrinsische Motivation von Mitarbeitern für die Arbeitsleistung von wesentlicher Bedeutung ist und durch externe Anreize verdrängt werden kann. Externe Anreize in Form von Geld können also unter bestimmten Umständen schädlich für den Leistungserstellungsprozess eines Unternehmens sein.
In dieser Arbeit wird deswegen die Wirkung des Anreizsystems Geld auf die menschliche Motivation untersucht. Aufbauend auf ökonomischen und motivationstheoretischen Grundlagen wird gezeigt, unter welchen Bedingungen der Einsatz materieller Anreizsysteme kontraproduktiv ist und wo solche die Produktivität der Mitarbeiter steigern.

Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
1.Einleitung1
2.Das ökonomische Verhaltensmodell2
2.1Der Homo oeconomicus2
2.1.1Präferenzen und Restriktionen3
2.1.2Die Motivation des homo oeconomicus4
2.1.3Rationales Verhalten5
2.2Die Prinzipal-Agenten-Theorie6
3.Motivationstheoretische Grundlagen7
3.1Der Motivationsbegriff7
3.2Extrinsische und intrinsische Motivation8
3.3Exemplarische Motivationstheorien8
3.3.1Die Bedürfnistheorie von Maslow8
3.3.2Die Zwei-Faktoren-Theorie von […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 6276
Sander, Christian: Geld als Anreizinstrument - Problematisierung einer Beziehung
Hamburg: Diplomica GmbH, 2003
Zugl.: Hagen, Universität - Gesamthochschule, Diplomarbeit, 2002
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2003
Printed in Germany

Kapitel 1: Einleitung
Seite I
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung... 1
2 Das ökonomische Verhaltensmodell ... 2
2.1
Der Homo oeconomicus... 2
2.1.1
Präferenzen und Restriktionen... 3
2.1.2
Die Motivation des homo oeconomicus... 4
2.1.3
Rationales Verhalten... 5
2.2
Die Prinzipal-Agenten-Theorie... 6
3 Motivationstheoretische Grundlagen... 7
3.1
Der Motivationsbegriff ... 7
3.2
Extrinsische und intrinsische Motivation ... 8
3.3
Exemplarische Motivationstheorien... 8
3.3.1
Die Bedürfnistheorie von Maslow... 8
3.3.2
Die Zwei-Faktoren-Theorie von Herzberg ... 10
3.4
Verhaltensbeeinflussung durch Anreize ... 11
3.4.1
Die Vertragsbeziehungen in Unternehmen ... 12
3.4.2
Anreize und Motivation... 13
3.4.3
Anreizsysteme... 13
4 Motivation durch materielle Anreizsysteme... 15
4.1
Funktionen, Bedeutung und Formen der Entlohnung... 15
4.1.1
Funktionen der Entlohnung ... 15
4.1.2
Der ,,faire" Lohn ... 16
4.1.3
Zeit- und leistungsabhängige Entlohnung ... 17
4.2
Der Verdrängungseffekt ... 18
4.2.1
Erkenntnisse der Psychologie... 18
4.2.2
Ein ,,vollständiges" Verhaltensmodell ... 20
4.3
Auswirkungen extrinsischer Anreize auf die Motivation ... 21
4.3.1
Bedingungen für das Auftreten des Verdrängungseffektes... 21
4.3.2
Persönlichkeitseigenschaften und Motivation ... 23
4.3.3
Die Bedeutung der intrinsischen Motivation ... 24
4.4
Leistungslöhne in der Unternehmenspraxis ... 25
4.4.1
Leistungslöhne im engeren Sinne... 26
4.4.2
Leistungslöhne im weiteren Sinne... 28

Kapitel 1: Einleitung
Seite II
4.4.3
Mitarbeitermotivation bei der SAP AG... 29
5 Zusammenfassung und Fazit... 31
6 Literatur... 34

Kapitel 1: Einleitung
Seite 1
1
Einleitung
Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts befaßte sich Taylor in seinen
Grundsätzen zur wissenschaftlichen Betriebsführung mit der Wirkung des
Anreizsystems Geld. Dabei war seine Grundannahme, dass der ,,Durch-
schnittsmensch" hauptsächlich durch monetäre Anreize motivierbar sei
(vgl. Ulich 1998, S. 7). Seitdem sind in der Organisationstheorie zahlreiche
neue Ansätze entwickelt worden, die für einen Großteil der in den westli-
chen Industrienationen beschäftigten Arbeitnehmern zu deutlich veränder-
ten Arbeitsbedingungen geführt haben. Neben materiellen sind immaterielle
Anreize wie soziale Beziehungen, Handlungspielräume, Fortbildungsmög-
lichkeiten, Karrierechancen u. v. m. für moderne Unternehmen Mittel zur
Leistungsmaximierung ihrer Mitarbeiter.
Der Einfluß der Vergütung auf die Motivation der Mitarbeiter steht aber wei-
terhin im Mittelpunkt wissenschaftlicher Betrachtungen und der Unterneh-
menspraxis. Der rein ökonomische Standpunkt ist dabei eindeutig. Das
ökonomische Verhaltensmodell unterstellt, dass Menschen mehr und härter
arbeiten, je höher die entsprechende Belohnung ist.
Die leistungssteigernde Wirkung von Belohnungen und Leistungslöhnen
wird in jüngster Vergangenheit jedoch auch von Ökonomen vielfach in Fra-
ge gestellt (vgl. u. a. Kohn 1994). Auf der Grundlage von ökonomischen
und psychologischen Untersuchungen hat Frey (1997) festgestellt, dass
die intrinsische Motivation von Mitarbeitern für die Arbeitsleistung von we-
sentlicher Bedeutung ist und durch externe Anreize verdrängt werden kann.
Externe Anreize in Form von Geld können also unter bestimmten Umstän-
den schädlich für den Leistungserstellungsprozeß eines Unternehmens
sein.
In dieser Arbeit wird deswegen die Wirkung des Anreizsystemes Geld auf
die menschliche Motivation untersucht. Aufbauend auf ökonomischen und
motivationstheoretischen Grundlagen wird gezeigt, unter welchen Bedin-
gungen der Einsatz materieller Anreizsysteme kontraproduktiv ist und wo
solche die Produktivität der Mitarbeiter steigern.

Kapitel 2: Das ökonomische Verhaltensmodell
Seite 2
2
Das ökonomische Verhaltensmodell
Die Beantwortung der Frage, welche Auswirkungen Geld als Anreizsystem
auf die Arbeitsleistung von Individuen hat, hängt eng mit der grundsätzli-
chen Vorstellung vom Menschen und seinem Verhalten zusammen.
Das ökonomische Verhaltensmodell erklärt, wie sich das Individuum in be-
stimmten Entscheidungssituationen verhält. Der Gegenstandsbereich be-
schränkt sich dabei nicht nur auf die Ökonomie als Wissenschaft im eigent-
lichen Sinne, sondern ist auch für die Sozialwissenschaften Methode zur
Erklärung menschlichen Verhaltens.
Im folgenden sollen zunächst die grundsätzlichen Wesensmerkmale des
homo oeconomicus vorgestellt werden. Im Anschluß daran wird mit der
Prinzipal-Agenten-Theorie ein Beispiel für die Anwendung des ökonomi-
schen Verhaltensmodells zur Erklärung betriebswirtschaftlicher Fragestel-
lungen aufgeführt.
2.1
Der Homo oeconomicus
Für die Beurteilung des menschlichen Entscheidungsverhaltens geht das
ökonomische Verhaltensmodell davon aus, dass den unbegrenzten Be-
dürfnissen des Menschen die Begrenztheit der zur Verfügung stehenden
Möglichkeiten gegenüber steht. Damit befindet sich der Mensch grundsätz-
lich in einer Situation der Knappheit (vgl. Alchian/Allen 1964, S. 12). Er
muß Entscheidungen zwischen mehreren Handlungsmöglichkeiten treffen.
Dabei sind ihm die Handlungsmöglichkeiten und die Konsequenzen der
Entscheidungen nur unvollständig bekannt. Er muß sich zusätzliche Infor-
mationen besorgen, Prognosen über die Folgen seiner Entscheidungen
treffen oder Entscheidungen aufschieben und zu einem späteren Zeitpunkt
treffen. Dies alles tut er mit dem Ziel, seinen persönlichen Nutzen zu maxi-
mieren. Ökonomen sprechen deswegen auch von einer ,,Nutzenmaximie-
rung unter Nebenbedingungen bei Unsicherheit" (vgl. Kirchgässner 1991,
Seite 14).
Das ökonomische Verhaltensmodell will das Verhalten größerer Gruppen,
sogenannter ,,Aggregate", erklären. Abweichendes Verhalten einzelner
Gruppenmitglieder kann nicht ausgeschlossen werden, wird aber nicht wei-
ter untersucht, da ausschließlich Regelmäßigkeiten im Verhalten einer gro-
ßen Gruppe von Interesse sind.

Kapitel 2: Das ökonomische Verhaltensmodell
Seite 3
Maßgebend für das Entscheidungsverhalten sind die individuellen Präfe-
renzen und die Restriktionen, unter denen die Entscheidung getroffen wird.
Die Annahmen, die das ökonomische Verhaltensmodell hier trifft, werden in
Kapitel 2.1.1 beschrieben. Darauf aufbauend wird die Frage nach dem
Charakter des homo oeconomicus gestellt. Die erste zentrale Annahme
des ökonomischen Verhaltensmodells unterstellt ihm ein eigennütziges und
egoistisches Verhalten. Handelt er aber ausschließlich egoistisch oder
doch gelegentlich altruistisch? Welche Rolle spielen gesellschaftliche Nor-
men und Regeln? Im Hinblick auf das Thema dieser Arbeit wird in Kapitel
2.1.2 letztlich der Frage nach der Motivation individuellen Handelns nach-
gegangen.
Die zweite Annahme des ökonomischen Verhaltensmodells ist, dass das
Entscheidungsverhalten des homo oeconomicus stets rational ist. In Kapitel
2.1.3 wird das im ökonomischen Verhaltensmodell zu Grunde gelegte Rati-
onalitätsverständnis näher erläutert.
2.1.1 Präferenzen und Restriktionen
Im Sozialisiationsprozeß des Individuums entwickeln sich Wertvorstellun-
gen, die zu Präferenzen im Entscheidungsprozeß führen. Zwei Personen
beispielsweise, die eine Summe von je 100.000 Euro zur Verfügung gestellt
bekommen, kaufen sich von dem Geld entweder ein Auto oder nutzen es
als Eigenkapital für eine Immobilie. Die individuelle Nutzenfunktion der Per-
sonen führt unter gleichen Restriktionen zu einem unterschiedlichen Ver-
halten. Entsprechend ihrer Präferenzen treffen die Personen eine eigene
Entscheidung.
Die Präferenzen sind unabhängig von den aktuellen Handlungsmöglichkei-
ten und werden für die Analyse des menschlichen Verhaltens üblicherweise
als konstant unterstellt. Die Annahme der Konstanz bringt insofern Proble-
me mit sich, als dass sich Präferenzen im Zeitablauf ändern können. Für
die modelltheoretische Analyse menschlichen Verhaltens wird die Annah-
me der Konstanz damit gerechtfertigt, dass sich die Präferenzen sehr lang-
sam verändern (vgl. Kirchgässner 1991, S. 38f).
Kritiker werfen dem ökonomischen Verhaltensmodell vor, dass sich die
Präferenzen erst im Vollzug des Handelns ändern und damit nicht unab-
hängig von den Handlungsmöglichkeiten gesehen werden können (vgl.
Kirzner 1973, zitiert nach Kirchgässner 1991, S. 39). Dem wird entgegen
gehalten, dass gleiche Handlungsalternativen nur aufgrund neuer Informa-

Kapitel 2: Das ökonomische Verhaltensmodell
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tionen unterschiedlich beurteilt werden. Das Entscheidungsverhalten wird
letztlich auch in diesem Fall durch veränderte Restriktionen (hier neue In-
formationen) determiniert.
Restriktionen begrenzen den Handlungsspielraum des Individuums und
stellen gewissermaßen die Summe der äußeren Einflüsse dar. Im Gegen-
satz zu den Präferenzen verändern sie sich schnell. Beispiele für Restrikti-
onen sind materielle und immaterielle Anreizsysteme zur Erhöhung der
Arbeitsleistung. Diese sind, anders als die individuellen Präferenzen, unab-
hängig erfaßbar. Dies zeigt auch, warum das menschliche Verhalten im
ökonomischen Verhaltensmodell durch Veränderung der Restriktionen er-
klärt wird: Da Präferenzen nicht unabhängig von den Handlungen beobach-
tet werden können, kann jede beliebige Änderung mit der Änderung der
Präferenzen erklärt werden. Da sich solche Aussagen nicht widerlegen
lassen, ist ihr empirischer Gehalt leer (vgl. Kirchgässner 1991, S. 39).
2.1.2 Die Motivation des homo oeconomicus
Das Eigennutzaxiom unterstellt dem homo oeconomicus, dass die Motiva-
tion seines Handelns eigennützig ist, er nur seine eigenen Interessen ver-
folgt und auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist. Im Unterschied zu den
weiter unten erläuterten Motivationstheorien finden wir im ökonomischen
Verhaltensmodell damit einen sehr einfachen Motivationsbegriff vor. Er
reduziert die Motivation auf die Frage, ob der Mensch grundsätzlich egois-
tisch ist oder auch altruistisches bzw. kooperatives Verhalten aufweist. Da-
bei geht es nicht um die moralische Beurteilung des menschlichen Verhal-
tens, sondern darum, welche Grundannahme über den Charakter für die
Erklärung des Entscheidungsverhaltens vorteilhafter ist.
Doch zunächst zur Frage des Altruismus: Ein Unternehmen, dass einen
Betrag für soziale Zwecke spendet, hat davon zwar zunächst keinen mone-
tären Nutzen, es bringt ihm aber gesellschaftliche Anerkennung und damit
für den Verkauf seiner Produkte einen indirekten, monetär nicht exakt
meßbaren Nutzen. Als Altruismus soll deswegen hier nur solches Verhalten
bezeichnet werden, wenn eine Handlungsalternative für den Handelnden
keinen Nutzen bringt. Andreoni (1987) unterscheidet auch zwischen ,,rei-
nem" und ,,unreinem" Altruismus.
Trotzdem wird reiner Altruismus in der ökonomischen Theorie nicht ausge-
schlossen. So ist Altruismus insbesondere dort zu beobachten, wo persön-
liche Bindungen sehr eng sind, beispielsweise in der Familie (vgl. Becker

Kapitel 2: Das ökonomische Verhaltensmodell
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1981, S. 179). Dennoch wird für das durchschnittliche menschliche Verhal-
ten davon ausgegangen, dass in vielen Situationen die Annahme des Ei-
gennutzes realistisch ist und nur in Ausnahmesituationen von dieser An-
nahme abzuweichen ist (vgl. Kirchgässner 1991, S. 65).
Das Eigennutzaxiom wird gegenüber der nachfolgend erläuterten Rationali-
tätsannahme vielfach als nachrangig eingestuft. Schelling (1978) weist für
eine Vielzahl von Beispielen nach, dass die vorhandenen Restriktionen zur
Erklärung von individuellem Handeln in Aggregaten ausreichend sind und
damit die Frage der Motivation hinfällig ist. Alchian (1950) geht noch weiter,
in dem er die These aufstellt, dass es im Rahmen der Ökonomie auf die
individuelle Motivation überhaupt nicht ankommt.
2.1.3 Rationales Verhalten
Der dem homo oeconomicus zu Grunde liegende Rationalitätsbegriff hat
sich im Laufe der Zeit erheblich gewandelt. Von Kritikern des ökonomi-
schen Verhaltensmodells wird insbesondere ein früher Rationalitätsbegriff
beanstandet, der ein in jedem Augenblick optimal handelndes Individuum
beschreibt, das stets die beste aller vorhandenen Möglichkeiten ermittelt.
Ein moderneres Rationalitätsverständnis geht davon aus, dass das Indivi-
duum gemäß seinem relativen Vorteil handelt, d. h. es trifft eine subjektive
Auswahl seiner Handlungsalternativen. Seine Entscheidungen werden un-
ter unvollständiger Information getroffen, und das Beschaffen zusätzlicher
Informationen verursacht Kosten. Kirchgässner (1991) bezeichnet dieses
Verhalten als eingeschränkt rational und unterscheidet eingeschränkt ratio-
nales von irrationalem Verhalten.
Weiteres wesentliches Merkmal eines rationalen Entscheidungsverhaltens
ist, dass der homo oeconomicus auf Veränderungen der Restriktionen nicht
zufällig oder willkürlich, sondern systematisch reagiert. Dieses Annahme ist
Voraussetzung für eine sytematische Beeinflussung menschlichen Verhal-
tens durch das Setzen von Anreizen. Menschliches Verhalten wird dadurch
vorhersagbar. Kliemt (1984) spricht davon, dass alles intentionale mensch-
liche Verhalten als präferenzgeleitetes, individuelles Anpassungsverhalten
zu erklären ist. Der Mensch paßt sich zur Maximierung seines persönlichen
Nutzens entsprechend seiner internalisierten Wertvorstellungen an verän-
derte Umweltbedingungen an.

Kapitel 2: Das ökonomische Verhaltensmodell
Seite 6
Kirchgässner (1991) hebt die Bedeutung der Rationalitätsannahme hervor
indem er feststellt, dass alle Aussagen des ökonomischen Verhaltensmo-
dells unabdingbar auf der Rationalitätsannahme beruhen.
2.2
Die Prinzipal-Agenten-Theorie
Die Prinzipal-Agenten-Theorie baut auf dem ökonomischen Verhaltensmo-
dell auf und wird in vielen Teildisziplinen der Ökonomie verwendet, um Be-
ziehungen innerhalb von Unternehmen modelltheoretisch abzubilden (vgl.
u. a. Richter/Furubotn, S. 23f). Das Grundprinzip ist einfach. Ein Vertreter
(Agent) handelt für den Vertretenen (Prinzipal). Beispielsweise ist der Prin-
zipal Unternehmenseigner oder Vorgesetzter und delegiert Aufgaben an
den Agenten, der abhängig von ihm beschäftigt ist. Für den Prinzipal stellt
sich die Frage, wie er erreichen kann, dass sich sein Agent im Unterneh-
mensinteresse verhält.
Dabei existieren zwei Probleme: Zum einen ist der Agent entsprechend des
ökonomischen Verhaltensmodells egoistischer Nutzenmaximierer. Es wird
deswegen angenommen, dass er seinen Arbeitseinsatz minimiert, da dann
sein persönlicher Nutzen am höchsten ist. Zum anderen kann der Prinzipal
nicht kontrollieren, ob der Agent alle an ihn delegierten Aufgaben vollstän-
dig erfüllt. Der Prinzipal steht deswegen vor der Aufgabe, Anreize zu set-
zen, um den Agenten zur Arbeit zu bewegen bzw. Kontrollsysteme aufzu-
bauen, um die Arbeitsintensität und die Arbeitsergebnisse des Agenten zu
überwachen.
Für Ökonomen ist die Prinzipal-Agenten-Theorie damit ein Erklärungsmo-
dell, das bei der Beurteilung von Anreizsystemen in Unternehmen zugrun-
degelegt wird.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2002
ISBN (eBook)
9783832462765
ISBN (Paperback)
9783838662763
DOI
10.3239/9783832462765
Dateigröße
537 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
FernUniversität Hagen – Wirtschaftswissenschaften, BWL, insbesondere Bank- und Finanzwirtschaft
Erscheinungsdatum
2003 (Januar)
Note
2,3
Schlagworte
motivationstheorien prinzipal_agenten-theorie anreizsysteme verdrängungseffekt leistungslöhne
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