Lade Inhalt...

Das Internet als Distributionsinstrument der Tronträgerindustrie

©2002 Diplomarbeit 51 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Das Internet erfährt seit Mitte der neunziger Jahre eine fast explosionsartige Verbreitung. Es stellt nicht nur ein neues Massenmedium dar, das die Kommunikation zwischen Menschen ermöglicht, sondern zugleich auch einen virtuellen Marktplatz, auf dem sich Anbieter und Nachfrager treffen, untereinander Beziehungen aufbauen und pflegen sowie Transaktionen abwickeln.
In der vorliegenden Arbeit wird das Internet als Distributionsinstrument der Tonträgerindustrie untersucht. Die Verbreitung von Musik über das weltweite Computernetzwerk Internet und vorhandene digitale Speicherkapazitäten eröffnen zahlreiche neue Verwendungsmöglichkeiten für Distribution, Produktion, Präsentation und den Konsum von Musik. Die Erfassung und Darstellung dieser neuen Erscheinungen im Internet und ihre kritische Betrachtung hinsichtlich der sich ergebenden Konsequenzen für die bestehenden Strukturen der Musikwirtschaft stehen im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit, die sich als Bestandsaufnahme einer relativ neuen, erst wenige Jahre andauernden Entwicklung versteht.
Die Tonträgerindustrie zählt zu jenen Branchen, die von dieser Art „digitalen Revolution“ und vom Entstehen eines virtuellen Marktes im Internet im besonderen Maße betroffen ist und sein wird, da sich nur wenige Produkte so gut für eine Vermarktung im Internet eignen wie Musik. Deshalb stellt das Internet eine neue Entwicklungsstufe in der Geschichte der Musikindustrie dar.
Der Ansatz dieser Arbeit soll aus Sicht einer Plattenfirma erfolgen und den Unterschied zwischen den Distributionswegen im bisher bestehenden traditionellen Musikmarkt und dem für die Tonträgerindustrie immer mehr an Bedeutung gewinnenden virtuellen Musikmarkt aufzeigen. Die Untersuchung orientiert sich an der organisatorischen Ausrichtung der Plattenfirmen am nationalen Markt.
Eine qualitative Bewertungsgrundlage soll die Transaktionskostentheorie liefern, die im nächsten Punkt näher erläutert wird.
Diese Arbeit beschäftigt sich zunächst mit den bisher bestehenden Formen der Distribution im traditionellen Musikmarkt, führt dann über das Internet zum virtuellen Musikmarkt und deren Distributionswege und zeigt zum Schluss Problemkomplexe für das Marketing von Musik im Internet auf.
Durch das Internet und die damit verbundene Möglichkeit vieler Marktteilnehmer, den Konsumenten direkt zu erreichen, werden sich die Distributionswege und Wertschöpfungsketten in vielen Bereichen verändern.
Zu besonders drastischen […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

Gliederung

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Problemstellung

3. Marketing
3.1. Begriff des Marketings
3.2. Marketingstrategien

4. Produkt Pop-Musik
4.1. Begriffsexplikation : Pop-Musik
4.2. Funktionen der Pop-Musik
4.2.1. Unterhaltungsfunktion
4.2.2. Symbolfunktion
4.3. Musiktonträger und Tonträgerformate

5. Die Tonträgerindustrie und deren Distributionsinstrumente im traditionellen Musikmarkt
5.1. Begriff des Musikmarktes
5.2. Begriff und Funktionen der musikproduzierenden Unternehmungen
5.2.1. Major Record Companies
5.2.2. Independent Record Companies
5.3. Distribution über den Musiktonträgerhandel
5.4. Nachfrager nach Musiktonträgern
5.4.1. Käuferschaft von Musiktonträgern
5.4.2. Kaufverhalten der Musiktonträgerkäuferschaft
5.5. Marketingstrategien im traditionellen Musikmarkt
5.5.1. Kommunikationsmodelle
5.5.2. Marktkommunikation der Pop-Musik
5.5.3. System der Charts

6. Die Tonträgerindustrie und deren Distributionsinstrumente im virtuellen Musikmarkt
6.1. Begriffsexplikation und Grundlagen zum Internet
6.1.1. Entwicklung des Internet
6.1.2. Das Internet als Medium und Marktplatz
6.2. Das System des E-Commerce

7. Marketing von Musik im Internet
7.1. Online - Marketingmix im Internet
7.2. Kommunikationsmix
7.3. Distribution von Musik über das Internet
7.3.1. Online-Musikversandhandel
7.3.2. Digitale Distribution von Musik
7.3.3. Kostenfreie Musiktauschbörsen
7.4. Gewinnsteigerungspotential im virtuellen Musikmarkt

8. Problemkomplexe für die Distribution von Musik im Internet

9. Schlussbetrachtung und Ausblick

Literatur- und Quellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1

Marktpartner und ihre Transaktionsbeziehungen

Abbildung 2

Umsatzanteile der Tonträger

Abbildung 3

Die fünf größten Tonträgerhersteller („Majors“)

Abbildung 4

Umsatzanteile der einzelnen Tonträgereinkaufsstätten

Abbildung 5

Wertschöpfungskette des Traditionellen Musikmarktes

Abbildung 6

Die Altersstruktur der Musiktonträgerkäufer des Tonträger-

gesamtmarktes im Jahre

Abbildung 7

Tonträgerkaufverhaltens-Modell

Abbildung 8

System der direkten Marktkommunikation nach CONEN

Abbildung 9

Entwicklung der Zahl der Internet-User

Abbildung 10

Altersstruktur der Internet-User

Abkürzungsverzeichnis:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Das Internet erfährt seit Mitte der neunziger Jahre eine fast explosionsartige Verbreitung. Es stellt nicht nur ein neues Massenmedium dar, das die Kommunikation zwischen Menschen ermöglicht, sondern zugleich auch einen virtuellen Marktplatz, auf dem sich Anbieter und Nachfrager treffen, untereinander Beziehungen aufbauen und pflegen sowie Transaktionen abwickeln.

In der vorliegenden Arbeit wird das Internet als Distributionsinstrument der Tonträgerindustrie untersucht. Die Verbreitung von Musik über das weltweite Computernetzwerk Internet und vorhandene digitale Speicherkapazitäten eröffnen zahlreiche neue Verwendungsmöglichkeiten für Distribution, Produktion, Präsentation und den Konsum von Musik. Die Erfassung und Darstellung dieser neuen Erscheinungen im Internet und ihre kritische Betrachtung hinsichtlich der sich ergebenden Konsequenzen für die bestehenden Strukturen der Musikwirtschaft stehen im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit, die sich als Bestandsaufnahme einer relativ neuen, erst wenige Jahre andauernden Entwicklung versteht.

Die Tonträgerindustrie zählt zu jenen Branchen, die von dieser Art „digitalen Revolution“ und vom Entstehen eines virtuellen Marktes im Internet im besonderen Maße betroffen ist und sein wird, da sich nur wenige Produkte so gut für eine Vermarktung im Internet eignen wie Musik. Deshalb stellt das Internet eine neue Entwicklungsstufe in der Geschichte der Musikindustrie dar.

Der Ansatz dieser Arbeit soll aus Sicht einer Plattenfirma erfolgen und den Unterschied zwischen den Distributionswegen im bisher bestehenden traditionellen Musikmarkt und dem für die Tonträgerindustrie immer mehr an Bedeutung gewinnenden virtuellen Musikmarkt aufzeigen. Die Untersuchung orientiert sich an der organisatorischen Ausrichtung der Plattenfirmen am nationalen Markt.

Eine qualitative Bewertungsgrundlage soll die Transaktionskostentheorie liefern, die im nächsten Punkt näher erläutert wird.

Diese Arbeit beschäftigt sich zunächst mit den bisher bestehenden Formen der Distribution im traditionellen Musikmarkt, führt dann über das Internet zum virtuellen Musikmarkt und deren Distributionswege und zeigt zum Schluss Problemkomplexe für das Marketing von Musik im Internet auf.

2. Problemstellung

Durch das Internet und die damit verbundene Möglichkeit vieler Marktteilnehmer, den Konsumenten direkt zu erreichen, werden sich die Distributionswege und Wertschöpfungsketten in vielen Bereichen verändern.

Zu besonders drastischen Veränderungen kann es dabei in Branchen kommen, in denen das Endprodukt digitalisiert werden kann und somit direkt einen Zugang zum Internet findet. Dieses kann z.B. bei Musik, Zeitungen, Büchern oder Filmen geschehen. Die Distribution von Musik nimmt dabei eine Vorreiterrolle ein, denn bereits heute treten erhebliche Veränderungen in den Konzepten der Musikindustrie auf.

Das wirtschaftliche Standbein der Musikindustrie stellt gegenwärtig der Absatz von vorbespielten Musiktonträgern dar, die über den Handel an den Endverbraucher gelangen.

Da aber bereits der deutsche Markt für Tonträger, der im weiteren als traditioneller Musikmarkt bezeichnet wird, seit mehreren Jahren nur noch ein geringfügiges Wachstum verzeichnet[1], werden sich die Plattenfirmen zukünftig verstärkt auf Distributionswege mit geringeren Transaktionskosten konzentrieren. Eine qualitative Bewertungsgrundlage liefert dabei die Transaktionskostentheorie :

Eine Transaktion beschreibt den Transfer eines Gutes oder einer Dienstleistung über eine technologisch separierbare Schnittstelle.[2] Ungleiche Informationsverteilung verursacht einen hohen Koordinationsaufwand für die Durchführung von Transaktionen. Hiervon sind Kosten für die Vertragsanbahnung, Vereinbarung, Abwicklung, Kontrolle und Anpassung von Transaktionen betroffen. Es entstehen Kosten der Information und Kommunikation, die zusammenfassend als Transaktionskosten bezeichnet werden.

Transaktionen werden vertraglich geregelt und es gibt verschiedene Arten von Transaktionskosten, die sich wie folgt systematisieren lassen : a) Kosten der Vertragsanbahnung, b) Kosten des Vertragsschlusses, c) Kosten der Durchsetzung vertraglich geregelter Verfügungsrechte und d) Kosten der Anpassung an veränderte Bedingungen.

Die Hauptaufgabe für die Plattenfirma besteht in der Festlegung von Koordinationsmustern für Teilaufgaben, die unter Berücksichtigung verschiedener Bedingungen zu einer Minimierung der Transaktionskosten führen. Der Ansatz der Transaktionskostentheorie richtet sich dabei aber nicht auf eine exakte Bezifferung der Kosten, sondern stellt ein qualitatives Konzept dar. Dieses soll helfen, den effizientesten Koordinationsmechanismus zu finden. Mit diesem Optimierungs-prozess verbunden sind Organisationskosten, die den Transaktionskosten-einsparungen gegenüberstehen.[3]

Durch die immer mehr zunehmende Verbreitung von Musik über das Internet gibt es unterschiedliche Prognosen über die Zukunft der Musikindustrie.

Zum einen wird eine Ausschaltung der Musikindustrie und des Musik-tonträgerhandels erwartet, da die Produktion und Distribution physischer Datenträger[4] beim digitalen Vertrieb über das Internet nicht mehr benötigt werden.

Zum anderen wird ein drastischer Anstieg der Musikpiraterie erwartet, da das Internet die Verbreitung illegaler Musikkopien erheblich erleichtert und dieses kaum bekämpft werden kann.

Des Weiteren sehen andere die digitale Distribution als einen enormen Gewinn an. Durch den Wegfall der Produktion und des Transports physischer Datenträger würden Kosten eingespart, die Künstler wären weniger abhängig von der Musikindustrie und der Endverbraucher würde von den daraus resultierenden Preissenkungen profitieren.

Einigkeit herrscht dagegen in der Annahme, dass es in den nächsten Jahren erhebliche Veränderungen in der Distribution von Musik geben werde. Die Wertschöpfungs- und Distributionskette des digitalen Vertriebs über das Internet wird sich von der der physischen Datenträger deutlich unterscheiden.[5]

Das Ziel dieser Arbeit ist es auch, die Veränderungen in der Distributionskette darzustellen. Es soll die Distribution von Musik, deren Wege und deren mögliche Problemkomplexe in diesem Zusammenhang erläutert werden.

Die folgende Abbildung 1 zeigt die Marktpartner der Musikindustrie und ihre Transaktionsbeziehungen sowie die damit verbundenen Ansatzpunkte der vorliegenden Arbeit. Die Marktpartner befinden sich in Transaktionsbeziehungen hinsichtlich Leistungen und Informationen. Für die Tonträgerindustrie ergeben sich drei Absatzmärkte, die klassischen Medien, der Tonträgerhandel und das Internet. Der Vergleich von Handel und Internet erfordert eine Orientierung an der Distributionspolitik, der Vergleich von klassischen Medien und Internet erfolgt hauptsächlich unter Aspekten der Kommunikationspolitik.

Abbildung 1 : Marktpartner und ihre Transaktionsbeziehungen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3. Marketing

3.1. Begriff des Marketing

Der Begriff Marketing wird in Theorie und Praxis nie einheitlich interpretiert. Allen Überlegungen zum Marketing liegt aber zugrunde, dass jeglicher Unternehmenserfolg vom Absatzmarkt abhängt.[6]

In der klassischen Definition steht Marketing für Planung, Organisation, Durchführung und Kontrolle sämtlicher Unternehmensaktivitäten, die das Ziel haben, das eigene Leistungsprogramm an den Wünschen der Kunden zu orientieren.[7]

In den neunziger Jahren wurden zunehmend neue Themenfelder für das Marketing entdeckt:

Es wurden z.B. durch Fortschritte im Bereich der Informationstechnologie neue Möglichkeiten für das Direkt-Marketing geschaffen.

Ebenso entstehen durch die schnelle Ausbreitung des Internets virtuelle Marktformen, die neue Anforderungen an das Marketing mit sich bringen.

Der Unternehmenserfolg wird daher davon abhängen, inwieweit es einer Unternehmung gelingen wird, die Entwicklungen in der Umwelt, wie z.B. den technologischen Fortschritt oder gesellschaftliche Veränderungen, frühzeitig zu erkennen und schnell darauf zu reagieren.[8]

Der Aufwand der Musikindustrie für Marketing ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Musikmarketing stellt eine der Kernkompetenzen der Musikindustrie dar. Es müssen Künstler gefunden werden, es muss produziert werden und ihre Musik muss an den Endverbraucher gebracht werden. Bereits heute finanziert eine erfolgreiche CD statistisch neun andere Produktionen mit. Dabei handelt es sich um Künstler und Repertoire, deren Marktbedeutung erprobt und entwickelt werden soll. Auch der Weg in das Internet als Marketing- und Werbemedium verbraucht viel Geld, ohne dass die Marketingbudgets für andere Medien zurückgeschraubt werden können. Die Musikindustrie erbringt somit erhebliche Vorleistungen, ohne eine kurzfristige Rendite zu erhalten.[9]

3.2. Marketingstrategien

Marketingziele lassen sich durch eine Vielzahl von Kombinationen der Marketinginstrumente erreichen.

Marketingstrategien kommt die Aufgabe zu, die Komplexität dieser Vielzahl zu reduzieren und zu kanalisieren. Sie sind mittel- bis langfristig wirkende Grundsatzentscheide, die den Entscheidungsspielraum eines Unternehmens abstecken und den Mitteleinsatz am Bedarf und Wettbewerb sowie am vorhandenen Leistungspotential ausrichten. Durch eine Einengung dieser Grundsatzentscheide wird ein zielgerichteter Einsatz der Marketinginstrumente ermöglicht.[10]

Marketingstrategien stellen auch Vorgaben, Richtlinien oder Leitmaxime dar, durch welche ein Entscheidungsrahmen für konkrete Maßnahmenplanungen sowie eine bestimmte Stoßrichtung des Handelns festgelegt wird. Sie zeigen ferner auf, welche Wege und Mittel zur Zielerreichung beschritten werden und in welcher Weise finanzielle und menschliche Ressourcen eingesetzt werden.

Letztlich zielen Marketingstrategien nicht auf eine kurzfristige Gewinn-maximierung, sondern versuchen durch gewisse Erfolgspotentiale die Erfolgs-situation der Unternehmung langfristig zu sichern.[11]

4. Produkt Pop-Musik

4.1. Begriffsexplikation : Pop-Musik

Das zentrale Objekt dieser Arbeit soll die Pop-Musik darstellen. Da Pop-Musik als Repertoiresegment mit 44,0 Prozent im Jahre 2000 den größten Anteil am Gesamtumsatz der Tonträgerindustrie der Bundesrepublik Deutschland darstellte, erscheint diese Entscheidung als sinnvoll.[12]

Der Begriff Pop-Musik stammt vom englischen Term „popular music“ ab und ist letztendlich eine Abkürzung für Popularmusik. Musik wird als ein kulturelles Kapital definiert, das einem Gebrauchs- und Tauschwert unterliegt und somit ein Wirtschaftsgut darstellt.[13]

Für die vorliegende Arbeit steht der Tauschprozess zwischen den Anbietern, der Musikindustrie, und den Nachfragern, den Musikendverbrauchern, im Vordergrund.

Pop-Musik fungiert als Oberbezeichnung für alle musikalischen Genres, die weder der klassischen Musik noch der traditionellen Volksmusik zuzurechnen sind. Es zählen z.B. sämtliche aktuelle Strömungen von Rock über Hip Hop bis Techno, aber auch Cabaret, Calypso, Country oder Gospel dazu.[14]

Eine typische Eigenschaft von Popmusik besteht darin, dass sie oft den Geschmack relativ großer Nachfragergruppen anspricht. Produktionen der Popmusik können Stückzahlen in vielfacher Millionenhöhe absetzen, was die schon erwähnten 44,0 Prozent am Gesamtumsatz im Jahre 2000 verdeutlichen.

Gleichzeitig ist die Zielgruppe popmusikalischer Produktionen von ihrer Zusammensetzung her aber eher instabil. Musikstile wie z.B. die klassische Musik verfügen dagegen zwar über relativ kleine, dafür aber sehr stabile Nachfragergruppen.

So gehörten im Jahre 2000 unter den 20-29-Jährigen 34,2 Prozent zu den Tonträgerkäufern von Pop-Musik, bei den 10-19-Jährigen waren es 18,9 Prozent.[15]

Weiterhin nehmen die Absatzchancen im Entstehungsprozess der Pop-Musik einen zentralen Stellenwert ein: Popmusik wird im wesentlichen deshalb komponiert und produziert, um sie anschließend zu vermarkten.[16]

Eine erfolgreiche Vermarktung von Pop-Musik hängt deshalb in starkem Maße von Massenmedien wie z.B. Tonträgern, Rundfunk oder Fernsehen ab.

4.2. Funktionen der Pop-Musik

Pop-Musik stiftet aus Konsumentensicht zwei zentrale Formen von Nutzen, nämlich eine Unterhaltungsfunktion und eine Symbolfunktion. Dabei lässt sich die Unterhaltungsfunktion als der Basisnutzen und die Symbolfunktion als Zusatznutzen der Pop-Musik darstellen.[17]

4.2.1. Unterhaltungsfunktion

Eine zentrale Funktion der Pop-Musik ist in der Unterhaltung zu sehen. Dabei kann man noch nach einer Hintergrundfunktion und einer Entspannungsfunktion unterscheiden.

Eine Hintergrundfunktion besitzt Musik dann, wenn sie als eine Form der Unterhaltung im Hintergrund konsumiert wird, z.B. beim Autofahren oder am Arbeitsplatz.

Eine Entspannungsfunktion fällt der Musik zu, wenn sie von Stress und Problemen im Alltag ablenkt und dem Hörer Freude und Entspannung verschafft.[18] Diese Funktion wird heutzutage u.a. in Sonnenstudios oder auch in modernen Zahnarztpraxen während der Zahnbehandlung eingesetzt.

4.2.2. Symbolfunktion

Pop-Musik fungiert auch als Mittel der symbolischen Kommunikation. Dabei ist diese Musik eines der von Jugendlichen am meisten verwendeten Symbole, um Identität und Gruppenwerte auszudrücken. Musik dient hierbei zur Abgrenzung der Jugendlichen gegenüber anderen sozialen Gruppen.[19]

Die Symbolfunktion der Pop-Musik lässt sich ferner noch in vier Funktionen unterscheiden, die jedoch nicht ganz überschneidungsfrei sind. Hierzu zählen die Orientierungs- und Definitionsfunktion, die Fluchtfunktion, die Loslösungs- und Abgrenzungsfunktion und die Sozialisierungsfunktion.[20]

Diese Funktionen sollen an dieser Stelle nicht weiter ausgeführt werden, um nicht den Rahmen dieser Arbeit zu überziehen.

4.3. Musiktonträger und Tonträgerformate

Gegenwärtig steht der Tonträger im Mittelpunkt jeder Nutzung von Pop-Musik. Der Absatz an bespielten Tonträgern bildet das wirtschaftliche Fundament der Musikindustrie. Nach dem Jahreswirtschaftbericht 2000 des Bundesverbandes der Phonographischen Wirtschaft betrug der Umsatz mit Musiktonträgern 4,78 Mrd. DM, was etwa 93 Prozent des gesamten Musikmarktes ausmachte.[21]

Als Tonträger werden Medien bezeichnet, auf denen Schallereignisse aufgezeichnet und für eine beliebige Zeit zu beliebig häufiger späterer Wiedergabe gespeichert werden können.[22]

Im weiteren Verlauf der Arbeit wird ausschließlich der Begriff des Musiktonträgers verwendet, womit ein mit Musik vorbespielter Tonträger gemeint ist. Tonträger können nämlich auch entweder vorbespielter oder unbespielter Art sein oder es kann sich um Tonträger mit Wortbeiträgen, sogenannte „Audio-Books“, handeln.

Zu den wichtigsten vorbespielten Musiktonträgern auf dem deutschen Markt zählen die Tonträgerformate CD und MP3.

Der am meisten verbreitete Musiktonträger ist die CD, die nach Single-CD (i.d.R. mit 2-4 Titeln) und Album-CD (mit entsprechend größerer Titelanzahl, auch als Doppel-CD) unterschieden wird. Seit dem Ende der 80er-Jahre haben Vinyl-Tonträger, wie z.B. die 7“-Single oder 12“-Maxi-Single, und die LP erheblich an Bedeutung verloren. Sie sind hauptsächlich nur noch für Sammler oder DJ´s relevant. MC, DAT und Minidisc sind keine vorbespielten Tonträger, sondern enthalten Kopien von Musikstücken, die vom Endverbraucher selbst angefertigt werden können.[23]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2 : Eigene Darstellung, in Anlehnung an : Bundesverband der Phonographischen

Wirtschaft, Jahreswirtschaftsbericht 2000, Kap. 2

Dem Tonträgerformat MP3 kommt zur Zeit eine immer größer werdende Bedeutung zu und stellt im Zeitalter des Internet eine wichtige Alternative zu den üblichen Formaten dar. In der Vergangenheit revolutionierte es den Musikmarkt, da es wenig Speicherplatz beansprucht und dennoch CD-nahe Wiedergabequalität besitzt. MP3 eignet sich daher bestens zur Archivierung von Musikdateien.[24]

Das MP3-Format komprimiert Musikdateien, indem es Informationen löscht, die nur eine belanglose Rolle spielen und nicht unbedingt notwendig sind. Musikdateien können dadurch auf ein Zehntel ihrer ursprünglichen Größe reduziert werden, ohne dass dabei die Qualität beeinflusst wird. Durch die geringe Datenrate der MP3-Dateien können diese als Streaming-Dateien aus dem Internet geladen werden. Streaming-Dateien sind Dateien, die schon während des Downloads abgespielt werden können.[25]

5. Die Tonträgerindustrie und deren Distributionsinstrumente im

traditionellen Musikmarkt

Nachdem im vorhergehenden Teil der Arbeit auf das Produkt Musik eingegangen wurde, werden nun die Tonträgerindustrie und deren Distributionsinstrumente dargestellt.

Ausgangspunkt hierbei ist zunächst der traditionelle Musikmarkt, auf den später noch näher eingegangen wird.

5.1. Begriff des Musikmarktes

Auf dem Musikmarkt sind neben den Nachfragern nach Musik die Personen und Unternehmungen zu nennen, die ausschließlich für Produktion, Verwertung, Darbietung und Verteilung von Musik zuständig sind. Im wesentlichen handelt es sich hierbei um folgende Akteure auf dem Musikmarkt :

Komponisten, ausübende Künstler, musikproduzierende Unternehmungen, Musikverlage, Musiktonträgerhändler, Konzertagenturen und Endverbraucher.[26]

Auf dem Musikmarkt wird zwischen zwei Teilmärkten unterschieden, nämlich zwischen dem traditionellen Musikmarkt und dem virtuellen Musikmarkt.

Der traditionelle Musikmarkt ist auf der physischen Ebene angesiedelt. In ihm wird konservierte Pop-Musik mit Hilfe von Tonträgern an den Endverbraucher vermarktet, wobei ein oder mehrere Handelsstufen dazwischengeschaltet sind.[27] Dieser Markt stellt gegenwärtig das wirtschaftliche Fundament der Musikindustrie dar. Wie schon im Kapitel 4.3. erwähnt, werden zur Zeit ca. 93 Prozent des Umsatzes mit physischen Tonträgern erzielt.

Neben dem traditionellen Musikmarkt entsteht momentan in Online-Medien wie dem Internet ein elektronischer oder virtueller Musikmarkt. Durch die weltweite Vernetzung von Computern durch das Internet, höherer Datenübertragungs-geschwindigkeiten und leistungsfähiger Datenkomprimierungstechnologien ist eine andere Form der Musikverwertung möglich geworden. Dieser Markt besitzt zwar gegenwärtig nur einen nachrangigen wirtschaftlichen Stellenwert, wird in naher Zukunft aber große Relevanz erhalten, was in den nachfolgenden Kapiteln noch ausgeführt wird. Im Jahre 2000 hatten Internet-Mail-Order-Unternehmen bereits einen Umsatzanteil von 4,7 Prozent.[28]

Beim traditionellen und virtuellen Musikmarkt handelt es sich um zwei Teilmärkte, die als zwei übereinander angesiedelte Marktebenen zu bezeichnen sind. Denn der Endverbraucher hat die Möglichkeit, im Gegensatz zu zwei parallelen nationalen Märkten, auf beide Märkte zuzugreifen. Er kann also seinen Bedarf nach Pop-Musik sowohl im traditionellen als auch im virtuellen Musikmarkt befriedigen.

Aus volkswirtschaftlicher Sicht sind Musiktonträger superiore Freizeitgüter, deren Zuwachsraten u.a. von der Erhöhung der Haushaltseinkommen abhängen.[29]

Der Umsatz der in Deutschland dem Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft zusammengeschlossenen Unternehmen stieg von 4,04 Mrd. DM im Jahre 1991 auf zwischenzeitlich 5,06 Mrd. DM 1997 und ist bis zum Jahre 2000 auf 4,78 Mrd. DM abgesunken. Ursachen für diesen Rückgang liegen in der Musikpiraterie und der privaten Vervielfältigung.

Deutschland stellte im Jahre 1999 mit einem Weltmarktanteil von 7,4 Prozent den drittgrößten Tonträgermarkt der Welt hinter den USA mit 37,0 Prozent und Japan mit 16,7 Prozent dar.[30]

5.2. Begriff und Funktionen der musikproduzierenden Unternehmen

Als Tonträgerhersteller gilt eine Unternehmung, wenn sie alle Vorgänge für die Herstellung von Ton- oder Bildtonträgern ausführt und diese Produkte dann vertreibt oder vertreiben lässt. Diese Vorgänge beinhalten Tätigkeiten von der Aufnahme bis zur Produktion eines marktfähigen Produktes.

Ferner lassen sich Tonträgerhersteller durch den Besitz der ausschließlichen Auswertungsrechte, d.h. Rechte der Vervielfältigung und des Vertriebs, für Musikprogramme charakterisieren.[31]

Im nachfolgenden wird der Begriff „Tonträgerhersteller“ durch den Ausdruck „musikproduzierende Unternehmung“ ausgetauscht, da die zentrale Aufgabe der Musikunternehmungen die Produktion und Bereitstellung eines musikalischen Programms ist, und nicht die Aufgabe Tonträger herzustellen. Der Einfachheit halber kommt auch der Begriff „Plattenfirma“ zum Ausdruck, womit dasselbe gemeint sein soll.

[...]


[1] Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft, Jahreswirtschaftsbericht 2000, Kap. 2

[2] Arentsen, Ute (1997) : Gabler Wirtschaftslexikon, S. 3803

[3] Picot, A. / Reichwald, R. / Wigand, R. (1998), S. 19 ff.

[4] Eigene Anmerkung : Physische Datenträger sind CD´s, MC´s usw.

[5] Schaber, R. (2000), S. 2

[6] Meffert, H. (1991), S. 29

[7] Schubert, B. / Scharf, A. (2001), S. 4

[8] Bruhn, M. (1997), S. 18

[9] Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft, Jahreswirtschaftsbericht 2000, Kap. 2

[10] Nieschlag, R. / Hörschgen, H. / Dichtl, E. (1997), S. 883

[11] Krämer, Christian (1993), S. 17 f.

[12] Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft, Jahreswirtschaftsbericht 2000, Kap. 2

[13] Graf, Chr. (1998), S. 43

[14] Flender, R. / Rauhe, H. (1989), S. 11 ff.

[15] Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft, Jahreswirtschaftsbericht 2000, Kap. 2

[16] Flender, R. / Rauhe, H. (1989), S. 11 ff.

[17] von Schoenebeck, M. (1987) , S.139

[18] von Schoenebeck, M. (1987), S. 140

[19] Baacke, D. (1985), S. 154 ff.

[20] Spengler, P. (1985), S. 162 ff.

[21] Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft, Jahreswirtschaftsbericht 2000, Kap. 2

[22] Schürmann, H.G. (1982), S. 149

[23] Mahlmann, C. (1997), S. 161 ff.

[24] Dangel, David (2000), S. 11

[25] Dangel, David (2000), S. 15 ff.

[26] Brodbeck, K.-H. / Hummel, M. (1991), S. 6 ff.

[27] Thurow, N. / Zombik, P. (1994), S. 197 f.

[28] Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft, Jahreswirtschaftsbericht 2000, Kap. 2

[29] Brodbeck, K.-H., Hummel, M. (1991), S. 47

[30] Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft, Jahreswirtschaftsbericht 2000, Kap. 2

[31] Schulze, R. (1996), S. 123

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2002
ISBN (eBook)
9783832459802
ISBN (Paperback)
9783838659800
DOI
10.3239/9783832459802
Dateigröße
600 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie Göttingen – Marketing
Erscheinungsdatum
2002 (Oktober)
Note
2,0
Schlagworte
musiktauschbörsen marketing musik e-commerce musikmarkt kommunikationsmix
Zurück

Titel: Das Internet als Distributionsinstrument der Tronträgerindustrie
book preview page numper 1
book preview page numper 2
book preview page numper 3
book preview page numper 4
book preview page numper 5
book preview page numper 6
book preview page numper 7
book preview page numper 8
book preview page numper 9
book preview page numper 10
book preview page numper 11
51 Seiten
Cookie-Einstellungen