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Die Entwicklung des Trampolinturnens von den Anfängen bis zur Anerkennung als olympische Sportart

Eine kritische Bestandsaufnahme

©2001 Diplomarbeit 85 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Wie populär die Sportart Trampolinturnen in den wenigen Jahrzehnten ihres Bestehens geworden ist, erkennt man alleine daran, daß es zum Stichtag 31.12.1999 53226 Trampolinturner gab, die sich in 519 Vereinen und Sportgruppen in Deutschland dem Trampolinturnen sowohl im Breiten- als auch im Leistungssport widmen.
Trampolinturnen kommt dem uralten Bestreben des Menschen entgegen zu fliegen. Der Traum vom Fliegen ist so alt wie das Bewußtsein des Menschen, ein erdgebundenes Wesen zu sein. Ikarus, die „Vogelmenschen“ der Azteken und die „Todesspringer“ von Acapulco künden von diesem Traum und dessen sportlicher Verwirklichung. Das Trampolingerät erschloß insofern eine neue Dimension.
Die große Beliebtheit dieser Sportart ergibt sich zum einen aus dem natürlichen Bewegungsdrang des Menschen, der mit Hilfe des Trampolingerätes Bewegungserlebnisse vielfältigster Art erfährt – zum anderen aus dem Erlebnis, die Schwerkraft zu überwinden, frei wirbelnd durch die Luft zu fliegen, was ein gewisses Risiko verspricht. So sind es nicht nur Kinder und Jugendliche, die auch im Sport auf der Suche nach dem Besonderen sind, sondern ebenfalls die Erwachsenen, die die Federkraft des Sprungtuches nutzen, Sprunggeschicklichkeit und -gewandtheit entwickeln, um so die eigene bewußte Körperbeherrschung zu vervollkommnen, also die Feinkoordination zu stabilisieren. Die große Bedeutung des Trampolinturnens besteht darin, daß wie bei keinem anderen Gerät Bewegung und Erlebnis so dicht beieinander liegen und daß durch den Spaß an der Bewegung Freude vermittelt wird.
Da das Trampolinturnen für alle Altersstufen geeignet ist, hat es auch im Schulsport - Primarstufe bis Sekundarstufe II - einen hohen Stellenwert. Durch die Federwirkung und die damit zu erreichende Schwerelosigkeit und das Gefühl des Schwebens und Fliegens besitzt dieses Gerät einen enorm hohen Aufforderungscharakter für alle Schüler – die begabten wie die weniger begabten, die bewegungsunlustigen sowie die behinderten Schüler. Die Bewegungsfreude, die das Trampolinturnen vermittelt, erhöht die intrinsische Motivation, denn der Schüler empfindet das Üben nicht als Einsatz und Aufwand, sondern als lustbetonte Freude, die zum schnellen Erfolg führt.
Auch bei der medizinischen Therapie ist die Anwendung des Trampolingerätes von großer Bedeutung. Es wird zum einen als Physio- und Bewegungstherapie zur Rehabilitation im Gesundheitswesen eingesetzt, zum anderen als Medium zur Förderung und […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 5775
Huppertz, Heidi: Die Entwicklung des Trampolinturnens von den Anfängen bis zur Anerkennung
als olympische Sportart - Eine kritische Bestandsaufnahme
Hamburg: Diplomica GmbH, 2002
Zugl.: Köln, Sporthochschule, Diplomarbeit, 2001
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2002
Printed in Germany

Inhaltsverzeichnis
Inhalt
1.
Einleitung
S. 1
2.
Historische Entwicklung des Trampolinturnens
S. 3
2.1 Begriffsbetrachtung
S. 3
2.1.1 Zusammenfassung
S. 5
2.2 Federnde Vorformen des Trampolingerätes
S. 6
2.2.1 Vorformen vom Altertum bis zur Neuzeit
S. 6
2.2.2 Vorformen im Zirkus des 18. bis 20. Jahrhunderts
S. 8
2.2.3 Vorformen bei deutschen Leibesübungen
S.10
2.2.4 Zusammenfassung
S.10
2.3 Steigerung der Popularität durch die Entstehung des Stahlrohrgerätes
S.10
2.3.1 In den USA
S.10
2.3.2 In Europa
S.14
2.3.3 In Deutschland
S.18
3.
Gebrauch des Trampolingerätes in Deutschland
S.28
3.1 Das Trampolingerät als Trainingshilfsmittel
S.28
3.1.1
Das Trampolingerät als Trainingshilfsmittel für andere
Sportarten
S.28
3.1.2 Das Trampolingerät als Trainingshilfsmittel für Berufsgruppen
S.33
3.2 Das Trampolingerät als Mittel bei der medizinischen Therapie
S.33
4.
Leistungsentwicklung
S.36
4.1 Leistungsanstieg durch Materialverbesserung
S.36
4.1.1 Leistungsanstieg durch das veränderte Trampolingerät
S.37
4.1.2 Leistungsanstieg durch veränderte Hilfsmittel
S.39
4.2 Leistungsanstieg durch Technikverbesserung
S.43

Inhaltsverzeichnis
4.2.1 Technik der Streckphase
S.43
4.2.2 Technik der Kopfhaltung
S.43
4.2.3 Technik der Armhaltung
S.44
4.3 Leistungsanstieg durch neue Sprünge und Übungen
S.45
4.3.1 Leistungsanstieg durch veränderte Übungsteile
S.46
4.3.2
Leistungsanstieg durch ein verändertes Pflicht- und
Kürprogramm
S.47
4.4 Leistungsanstieg durch erhöhte Anforderungen
S.51
4.4.1 Leistungsanstieg durch Kaderzusatzkriterien
S.51
4.4.2
Leistungsanstieg durch die Aufnahme in das olympische
Programm
S.54
5.
Geänderte Wettkampfbestimmungen - Code of Points Trampoline 2001 S.57
5.1 Sinn des neuen Wertungssystems
S.57
5.2 Die wesentlichen Regeländerungen
S.58
5.2.1 Allgemeines Wertungssystem
S.58
5.2.2 Schwierigkeitsgrade
S.58
5.2.3 Haltungsabzüge
S.59
5.2.4 Übungsende
S.60
5.2.5 Finale
S.61
5.2.6 Finale - Plazierung bei Punktgleichheit
S.62
5.2.7 Wettkampfkarten
S.63
5.2.8 Sprungwiederholungen
S.64
5.2.9 Schiedsgerichte / Proteste
S.64
5.2.10 Synchronkampfgerichte
S.64
5.2.11 Wettkampfklassen
S.65
5.2.12 Gesundheitszeugnisse
S.65

Inhaltsverzeichnis
5.2.13 Wettkampfkleidung
S.66
5.2.14 Startrecht
S.66
6.
Abschlußbetrachtung
S.67
7.
Verzeichnisse
S.70
7.1 Literaturverzeichnis
S.70
7.2 Abbildungsverzeichnis
S.77
7.3 Abkürzungsverzeichnis
S.78
Lebenslauf

Seite 1
1. Einleitung
Wie populär die Sportart Trampolinturnen in den wenigen Jahrzehnten ihres
Bestehens geworden ist, erkennt man alleine daran, daß es zum Stichtag
31.12.1999 53226 Trampolinturner gab, die sich in 519 Vereinen und
Sportgruppen in Deutschland dem Trampolinturnen sowohl im Breiten- als auch
im Leistungssport widmen.
Trampolinturnen kommt dem uralten Bestreben des Menschen entgegen zu
fliegen. Der Traum vom Fliegen ist so alt wie das Bewußtsein des Menschen, ein
erdgebundenes Wesen zu sein. Ikarus, die ,,Vogelmenschen" der Azteken und die
,,Todesspringer" von Acapulco künden von diesem Traum und dessen sportlicher
Verwirklichung. Das Trampolingerät erschloß insofern eine neue Dimension.
Die große Beliebtheit dieser Sportart ergibt sich zum einen aus dem natürlichen
Bewegungsdrang des Menschen, der mit Hilfe des Trampolingerätes
Bewegungserlebnisse vielfältigster Art erfährt ­ zum anderen aus dem Erlebnis,
die Schwerkraft zu überwinden, frei wirbelnd durch die Luft zu fliegen, was ein
gewisses Risiko verspricht. So sind es nicht nur Kinder und Jugendliche, die auch
im Sport auf der Suche nach dem Besonderen sind, sondern ebenfalls die
Erwachsenen, die die Federkraft des Sprungtuches nutzen, Sprunggeschicklichkeit
und -gewandtheit entwickeln, um so die eigene bewußte Körperbeherrschung zu
vervollkommnen, also die Feinkoordination zu stabilisieren. Die große Bedeutung
des Trampolinturnens besteht darin, daß wie bei keinem anderen Gerät Bewegung
und Erlebnis so dicht beieinander liegen und daß durch den Spaß an der
Bewegung Freude vermittelt wird.
Da das Trampolinturnen für alle Altersstufen geeignet ist, hat es auch im
Schulsport - Primarstufe bis Sekundarstufe II - einen hohen Stellenwert. Durch die
Federwirkung und die damit zu erreichende Schwerelosigkeit und das Gefühl des
Schwebens und Fliegens besitzt dieses Gerät einen enorm hohen
Aufforderungscharakter für alle Schüler ­ die begabten wie die weniger begabten,

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die bewegungsunlustigen sowie die behinderten Schüler. Die Bewegungsfreude,
die das Trampolinturnen vermittelt, erhöht die intrinsische Motivation, denn der
Schüler empfindet das Üben nicht als Einsatz und Aufwand, sondern als
lustbetonte Freude, die zum schnellen Erfolg führt.
Auch bei der medizinischen Therapie ist die Anwendung des Trampolingerätes
von großer Bedeutung. Es wird zum einen als Physio- und Bewegungstherapie zur
Rehabilitation im Gesundheitswesen eingesetzt, zum anderen als Medium zur
Förderung und Therapie im Bereich der Heilpädagogik.
Als methodisches Trainingshilfsmittel wird das Trampolingerät insbesondere bei
Sportarten, die sich durch Flugphasen und -elemente auszeichnen, wie
beispielsweise das Kunstturnen, Wasser- und Skispringen, zum Training
verwendet. Aber auch bei Sportarten wie alpiner Skisport oder Eiskunstlauf wird
dieses Gerät zur Leistungssteigerung genutzt. Neben dem Einsatz als Hilfsmittel
in anderen Sportdisziplinen hat das Trampolingerät auch in der
Astronautenausbildung eine zentrale Stellung inne.
Obwohl das Trampolinturnen stetig an Attraktivität und Popularität gewonnen hat,
gibt es bedauerlicherweise nur einige - meist veraltete - Zeitschriftenartikel,
Lehrbücher oder Skripte und wenig aktuelle Veröffentlichungen in deutscher
Sprache. Die meisten Werke beziehen sich überwiegend bzw. ausschließlich auf
die Methodik des Trampolinturnens; das Literaturangebot zum Minitrampolin ist
weitaus größer.
Ziel dieser Arbeit ist es, die Entwicklung des Trampolinturnens aufzuzeigen.
Nach einer kurzen Darstellung der federnden Vorformen des Trampolingerätes,
wird der historische Verlauf des Trampolinturnens durch die Entstehung des
Stahlrohrgerätes in den USA und Europa beleuchtet. Die Steigerung der
allgemeinen Popularität sowie die Leistungssteigerung werden aufgezeigt, bevor
abschließend die internationalen Wettkampfbestimmungen in ihrer
Weiterentwicklung bis hin zu den neuesten Wettkampfstrukturen analysiert
werden. Dabei erfolgt eine kritische Bestandsaufnahme bezüglich der

Seite 3
Leistungsentwicklung sowie der neuesten Wettkampfregeln nach Anerkennung
als olympische Sportart.
2. Historische Entwicklung des Trampolinturnens
2.1 Begriffsbetrachtung
Die eigentlichen Ursprünge des Begriffs Trampolin sind nur schwer
zurückzuverfolgen und konnten auch im Rahmen der Diplomarbeit ,,Die
Entwicklung des Trampolinturnens" (DOELLE: 1982) nicht konkret gelöst
werden. Es wird aber nach DOELLE davon ausgegangen, daß der Begriff
Trampolin auf die galloromanische Wortfamilie `tramp, tremp`, was soviel wie
,,schwerfällig treten" bedeutet, und die germanische Wortfamilie `trap, trep`, was
der Bedeutung ,,auf den man tritt", entspricht, zurückgeführt werden kann.
Die Frage, ob im Mittelalter ein französischer Luftakrobat namens DU
TRAMPOLIN als erster mit und auf Federsprungbrettern Vorführungen gezeigt
hat und ob dieser als erster das Trapezfangnetz zu einer kleinen Matte veränderte
und darauf herumturnte, ob also der Terminus Trampolin von ihm stammt, wie
Griswold annimmt (BRAECKLEIN 1962: 9), ist unbeantwortet (LOKEN 1948:
1). Auch DOELLE (1982: 43) und FEIGE (1959: 12 - 11) fanden im Rahmen
ihrer Diplomarbeiten über das Trampolinturnen keine konkreten Nachweise über
die Legende dieses Springers. ,,Very little has been written about the beginning
and the progress of the sport of trampolining", bestätigt LOKEN (1948: 1)
bezüglich DU TRAMPOLIN und der französischen Herkunft des Terminus
Trampolin in der Einleitung seines Werkes. Auch der schweizerische
Turnverband geht von dem französischen Ursprung des Begriffes Trampolin aus:
,,Ein französischer Artist namens du Trampoline baute in Spanien für
Zirkusvorführungen aus Tierhäuten ein Sprunggerät, dessen unzählige
Nachahmungen forthin seinen Namen trugen" (Swiss Gymnastics Federation,
6/2000). BERTENBURG (In: Rheinische Post, 31. Januar 2001) bestätigt dies:
,,Einst baute sich ein französischer Artist namens du Trampoline in Spanien ein

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Sprunggerät, um fortan im Fluge seinen Lebensunterhalt zu sichern. Und heute
noch trägt die ästhetische Kultivierung des fliegenden Körpers seinen Namen:
Trampolinspringen." Nach SCHULZE-BÄING (1961/62) lebte der französische
Zirkusartist etwa 1930:
Das Trampolin als Turngerät soll vor etwa dreißig Jahren von einem
französischen Zirkusakrobaten namens du Trampolin erfunden worden
sein. Es handelt sich dabei nur um ein Sicherheitsnetz, das du Trampolin
bei seinen Stürzen auffing. Dabei bemerkte er, daß ihn das Netz nicht nur
schützte, sondern auch ein Stück in die Höhe warf. Er verkleinerte die
Maschen und so wurde das Fangnetz zum Sprungtuch ­ zum Trampolin
(7).
Falls du Trampolin erst vor rund 70 Jahren gelebt hätte, gäbe es sicherlich eindeutige,
moderne Quellen, die dies belegten. Da dies aber nicht der Fall ist, muß davon
ausgegangen werden, daß SCHULZE-BÄINGs zeitliche Einordnung falsch ist.
Eine weitere wichtige historische Quelle über Springkünstler bezieht sich auf die
Wende des späten Mittelalters zur Neuzeit und stellt die Berichte und Illustrationen
von dem süditalienischen Archange TUCCARO (16. Jahrhundert) dar. Dieser
berühmte Turnlehrer und Bodenkunstturner präsentierte zunächst am Hofe des
deutschen Kaisers Maximilian II., danach am Hofe des Königs Karl IX. von
Frankreich (DERBOLAV 1937: 7) verschiedenste schwierige Kunststücke, die mit
Hilfe von Sprungbrettern (DOELLE 1982: 32 - 40), eines davon Trampellin genannt,
in der Luft vollzogen wurden. Bei diesem Trampellin handelt es sich jedoch nicht um
ein Federsprungbrett, sondern es glich einem alten Freisprungbrett (MEHL In:
Leibesübungen 1928: 37). SCHULZE-BÄING (1961/62) bestätigt die Angaben, läßt
jedoch offen, ob die ,,Sprünge vom Sprungtisch oder von einer Matratze" (6)
stattfanden.
Da Tuccaro in seinem Werk den Begriff ,,Trampellin" ohne jegliche Anmerkungen
und Angaben verwendet, ist davon auszugehen, daß es diesen Terminus schon zuvor
gegeben hat. Wäre er seine eigene Erfindung gewesen, gäbe es in seinem Lehrbuch
sicherlich Hinweise darauf.

Seite 5
Nach DERBOLAV (1937) tauchte in Deutschland der Begriff Tremplin zu Beginn des
17. Jahrhunderts auf. Der ,,Tremplinsprung" (DERBOLAV 1937: 9) war eine der
Hauptattraktionen der damaligen Springkünste, wie die folgende Darstellung zeigt:
Die Hauptattraktion dieser und auch der späteren Bodenkunstturner in
Deutschland war der sogenannte ,,Tremplinsprung", (...), ein Drehsprung
vorwärts von einem hohen Sprungbrett über Hindernisse hinweg, wie wir es
aus den marktschreierischen Ankündigungen und bildhaften Darstellungen auf
zahlreichen Zirkuszetteln der damaligen Zeit erfahren. Daraus wird auch die
alte Bezeichnung solcher Künstler als ,,Himmelreicher" oder
,,Himmelreichsmänner" verständlich (Leute, die im Himmelreich, in der Luft
zu Hause sind) (9).
Da der Begriff Trampellin jedoch schon ein Jahrhundert zuvor bei Tucarro bekannt
war, ist anzunehmen, daß der deutsche Terminus Tremplin von diesem abgeleitet
wurde.
Moderne Stil- und Herkunftswörterbücher beschränken sich auf den italienischen
Ursprung des Wortes Trampolin (Fremdwörterlexikon 1965,
Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache 1989 unter ,,Trampolin"). Der
Begriff stammt demnach von dem italienischen Wort trampolino - Sprungbrett,
Sprungturm oder Sprungschanze bzw. trampolo, trampoli - Stelze ab
(Langenscheidts Großwörterbuch Italienisch 1987 unter ,,trampolino"). Außer der
Angabe, daß diese Begriffe mit dem deutschen ,,trampeln" verwandt sind
(Sportbrockhaus 1989 unter ,,Trampolin") und daß weitere Anknüpfungen
unsicher sind (Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache 1989 unter
,,Trampolin"), finden sich in der Literatur keine weiterführenden Erklärungen, so
daß einerseits davon ausgegangen werden kann, daß es sich bei diesen Angaben
um Vereinfachungen handelt, andererseits, daß der eigentliche Ursprung des
Begriffes bis heute nicht nachweisbar ist.
2.1.1 Zusammenfassung
Bei der Begriffsbestimmung ist demnach festzuhalten, daß der Ursprung des
Wortes Trampolin auf Schätzungen und Annahmen beruht. Daß es bereits

Seite 6
Vorformen des Trampolingerätes im Altertum gegeben hat, ist - wie viele Quellen
belegen - unumstritten (vgl. 2.2). Ob also der Terminus Trampolin aus dem
Französischen, Italienischen oder Griechischen (vgl. 2.2) stammt, bleibt unklar.
2.2 Federnde Vorformen des Trampolingerätes
2.2.1 Vorformen vom Altertum bis zur Neuzeit
Bevor das Trampolingerät in der Mitte des vorigen Jahrhunderts in den USA
erstmals populär wurde, verwendete man bereits im Altertum Sprungkatapulte
ausschließlich zur Unterhaltung in internationalen Zirkussen und Varietés und bei
Feierlichkeiten an den europäischen Höfen.
DERBOLAV (1937) berichtet in seinem Werk von einem außergewöhnlichen und
gefährlichen Sprungkunststück mit Hilfe lebendiger Stiere, im alten Kreta, um
1500 vor Christus:
Man ließ sich von dem anstürmenden Stier, dessen Hörner man erfaßte,
hochschleudern und gelangte nach flüchtigem Stütz auf dem Rücken des
Tieres hinter demselben wieder zu Boden. Ganz ähnliche spielerische
Stierkämpfe, wo es ebenso darauf ankam, mit kunstvollen Sprüngen über
wilde Tiere hinwegzusetzen, tauchen in späterer Zeit auch in Frankreich
und Südamerika auf (4).
DOELLE (1982: 17 ff.) bezieht sich ebenfalls auf obige Stiersprünge und
veranschaulicht ihre Untersuchungen über diese Künste mit ausgewählten Bildern
aus REICHEL (1909: 89, 92) und DIEM (1971: 127). Diese lassen zwar keine
Vorform des heutigen Trampolins erkennen, dennoch zeigen sie
trampolinähnliche Rotationen in der Flugphase, so daß davon ausgegangen
werden kann, daß die Wirkung der schwunghaften Nackenbewegung der Stiere,
der plötzliche Auftrieb - ebenso wie die Federwirkung des
Trampolinsprungtuches bzw. die zusätzliche Bewegungsenergie - sehr hoch und
für variationsreiche Luftsprünge geeignet war.

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KRAUSE (1971: 325) verweist bezüglich der gymnastischen Jugendspiele der
Hellenen im Altertum in seinem Werk auf Künstler, die durch besondere
Vorrichtungen in die Höhe geschwungen wurden.
GAHEIS (1927) berichtet von einer antiken griechischen Inschrift, in der bei den
Leibesübungen von einem schwingenden Balken, also einem federnden
Sprungbrett die Rede ist, auf dem ein Junge fliegende Kunststücke vollführt:
Ein Junge, wie einer vom Ballet, schwang sich leicht empor und mit ihm
zugleich wurde ein Pfeil in die Luft geschossen. Sobald nun der Knabe weit
genug vom Boden entfernt war, machte er über das Geschoß hinweg einen
Purzelbaum. Wenn er den Moment verpaßte, mußte er getroffen werden.
Der Schütze ging ja, bevor er schoß, bei den Gästen herum, zeigte die Spitze
und ließ den Pfeil untersuchen (7).
Auch DERBOLAV beschreibt in seiner Seminararbeit (1934) dieses besondere in
der Luft stattfindende Kunststück, das von einem indischen Jungen im alten
Griechenland ausgeführt worden sein soll (36).
Die von Tucarro im späten Mittelalter beschriebenen Vorformen des Trampolins
wurden bereits in Kapitel 2.1 erwähnt. In TUCCAROs Werk Trois dialogues de
l`exercice de sauter, et voltiger en l`air (1599) wird im dritten Dialog (136 - 141)
von den sehr variationsreichen Rotationen in der Luft - mit Hilfe von
Sprungbrettern - konkret und ausführlich berichtet. Bilder dieser Künste
veranschaulichen das Geschriebene und die fliegenden Kunststücke, die auch
DOELLE (1982: 35, 41) und DERBOLAV (1934: 55 ff.) untersucht haben.
DERBOLAV setzt sich in seiner Seminararbeit ,,Die Geschichte des
Bodenkunstturnens" (1934: 49 - 68) ausführlich mit dem Inhalt dieses ersten
Lehrbuches ,,[...] des Kopfüberns in der Weltliteratur" (DERBOLAV 1937: 7)
auseinander und analysiert besonders die Sprünge von und auf den Brettern
(1934: 55 ff.). Dabei verweist er ebenfalls auf das Trampellin bei Tucarros
Vorführungen (1934: 53) und fügt in einer Fußnote dazu, daß man beim Springen
oft eine dicke Matte auf das Brett legte (53). Diese Konstruktion der schiefen
Ebene erinnert an ein heutiges Minitrampolingerät.

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Auch die Eskimos bedienten sich schon der Vorformen des Trampolingerätes.
Auf ihren Frühlingsfesten turnten sie auf einem aus Fellen zusammengenähten
Sprungtuch herum, beschreibt FEIGE (1959) in ihrer Diplomarbeit. Zunächst
sollen die Eskimos das Sprungtuch selbst festgehalten haben, bevor sie das Tuch
zwischen zwei Pfähle spannten (8). Auch WALKER (1983) berichtet von diesem
federnden Sprungkatapult der Eskimos, erwähnt jedoch - ebenso wenig wie
FEIGE - weder Zeitpunkt noch Quellenangabe. Die Art der Luftsprünge ist
ebenfalls unbekannt (Walker 1983):
There is a story about the origin of trampolining which has it that the
Eskimos used to toss their men up into the air on walrus skins or blankets.
We are not told if those tossed into the air the performed somersaults and
other moves or if they just came back straight down into the blanket or
walrus skins (7).
Da FEIGE ihre Ausführungen mit Bildern untermauert, ist daraus zu schließen,
daß es sich hier nicht um eine Legende, sondern eine wahre Begebenheit handelt.
,,Wer sich früher auf dem Sprungtuch versuchte, war auf die Hilfe der rundum
stehenden und rhythmisch das Tuch schleudernden Mitakteure angewiesen",
schreiben SCHOHS/ SCHNITZLER (1998: 87) in ihrem Werk Geschichte des
Turnens am Mittelrhein 1945-1999. Aus diesem Zitat wird ebenfalls ersichtlich,
daß die Methode - das Hochgeworfenwerden mit Hilfe eines Schwungtuches,
welches andere festhielten - auch in Deutschland bekannt war und ausgeführt
wurde.
2.2.2 Vorformen im Zirkus des 18. bis 20. Jahrhunderts
Die Vorstufe des Trampolingerätes mit seinem Sprungtuch und der von ihm
erzeugten Federwirkung entstand im Zirkus: Zirkuskünstlern - meist
Trapezartisten - wurde erstmals die federnde Wirkung des Sicherheitsfangnetzes,
dessen Gebrauch nach GAHEIS (1927: 6) schon in der diocletianischen Zeit, also
zwischen 284 und 305 nach Christus bezeugt wurde, nach Stürzen bewußt. Beim
Emporschnellen konnten die Artisten Rotationen in der Luft ausführen, so daß das

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Fangnetz häufig attraktiven Abgängen diente. Das große Sicherheitsfangnetz
stellte also primär einen Schutz für die Artisten dar, wurde aber nach seiner
stufenweisen Verkleinerung im 19. Jahrhundert (LOKEN 1948: 1) eigenständiges
Zirkusgerät, war also eine Vorform des heutigen Trampolingerätes.
Das Zirkusgeschehen der heutigen Form, dessen Entstehung auf Ende des 18.
Jahrhunderts datiert wird, wie HOFMANN (1989: 11), BLUME (1994: 10) und
DOELLE (1982: 53) übereinstimmend bestätigen, beinhaltete die
Trampolinspringer als festen Bestandteil. Sie galten häufig als Attraktion und
waren der fliegende und spektakuläre Höhepunkt jeder Vorführung. Der Begriff
Trampolin hatte sich also hier schon etabliert und verbreitet. So schreibt
HALPERSON (1926) von einem im Jahre 1835 stattfindenden
Konkurrenzspringen zwischen dem englischen Springclown Prince und dem
amerikanischen Gymnastiker North auf dem Trampolingerät in einem Zirkus:
Sie hatten vom Sprungbrett über eine Anzahl von Pferde Saltomortali zu
drehen, auf einem elastischen Brett zu landen und auf diesem im Tempo
eine möglichst große Zahl von Rückwärts-Saltomortali auszuführen. Am
Eröffnungsabend drehte der Engländer zwanzig, der Amerikaner aber 33
Salti. Am zwölfen, dem Schlußtag, hatte Prince 357, North hingegen 414
Salto-mortali ausgeführt, blieb somit Sieger (62).
Von weiteren Attraktionen und Schauvorführungen mit Hilfe des
Trampolingerätes in den zwanziger und dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts
berichtet WALKER (1983):
In the 1920s and 1930s there were a number of acts in music halls and
circuses in which a`bouncing bed`was the main item of equipment. These
beds were often covered with simulated bedclothes to hide the frame and
springs, so that it looked as if the act was being performed on a real bed
(7).
LOKEN (1948: 1 - 2) gibt ergänzende, ausführliche Schilderungen über die oben
beschriebenen Künste und Künstler der berühmten ,,bounding bed acts" zu Beginn
des 20. Jahrhunderts.

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2.2.3 Vorformen bei deutschen Leibesübungen
Wie bereits in Kapitel 2.1 erwähnt, war nach DERBOLAV (1937) der
,,Tremplinsprung" (9) von einem hohen Sprungbrett schon im 17. Jahrhundert in
Deutschland bekannt. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts verwendete man bei den
Leibesübungen das Wort Trampolin als Synonym für das Schwungbrett (SAMEL,
ZEPMEISEL 1928: 158 ff.). Es wurde - mit seinen mannigfaltigen Untersätzen -
fester Bestandteil des Turnens. LION (1866: 129 ff.) beschreibt in seinem Kapitel
,,Das Tischspringen" vier unterschiedliche Sprungbretter, die im Turnunterricht
verwendet wurden. Diese Vorformen waren also seit Mitte des 19. Jahrhunderts in
deutschen Sportstätten vorzufinden.
2.2.4. Zusammenfassung
Die federnden Vorformen reichen insgesamt betrachtet weit zurück.
Die Vorformen des heutigen Trampolingerätes waren einerseits
Sicherheitsfangnetze, die insbesondere bei Trapez- und Seiltanzvorführungen im
Zirkusgeschehen verwendet wurden - andererseits Schwungtücher, die das ,,In-
die-Luft-geschleudert-werden" möglich machten. Zu den Vorformen gehörten
ferner am Boden liegende Schwungbretter in den verschiedensten Variationen, die
z.T. dem heutigen Minitrampolin ähneln.
2.3 Steigerung der Popularität durch die Entstehung des
Stahlrohrgerätes
2.3.1 In den USA
In den USA erreichte das Trampolingerät Ende der 30er Jahre des 20.
Jahrhunderts weltweite Popularität. George NISSEN, Mitglied einer in den USA
und Mexiko durch das Trampolin bekannten Artistengruppe namens ,,Leonardos"

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(DOELLE 1982: 66, SCHMITT 1990: 27), konstruierte aus eigener Motivation
und privat zusammen mit seinem Studienfreund Larry Griswold ein Gestell, das
eine ähnliche Wirkung wie das Sicherheitsfangnetz hatte. Es sollte nicht nur für
Zirkuskünstler, sondern für die ganze Bevölkerung zugänglich werden
(BRAECKLEIN 1962: 9, WALKER 1985: 7). Nach CHRISTLIEB (1999: 11)
und SCHMITT (1990: 27) geschah der Bau des ersten amerikanischen
Trampolins im Jahre 1928.
Nach mehrjährigen Versuchen, Neukonstruktionen, Verbesserungen und
Veränderungen entwickelte sich das erste Nissen-Absprung-Trampolin 1936,
wurde 1937 fertiggestellt (CHRISTLIEB 1999: 11) und ist mit seiner
Konstruktion als das erste Trampolin (Stahlrohrgerät) im heutigen Sinne zu sehen.
Nissen war also der große Wegbereiter des Trampolinturnens. Durch ihn, seine
weltweiten Demonstrationen, Kurse und Publikationen - sein erstes Lehrbuch
wurde nach CHRISTLIEB (1999: 11) 1957 veröffentlicht - war das Trampolin ein
Gerät für alle und das Trampolinturnen eine eigenständige Amateursportart
geworden. ,,[O]hne George Nissen, seine Visionen, seinen finanzieller
Background, hätte es noch zig Jahre länger gedauert, bis das Trampolin (...) in der
Welt Fuß gefaßt hätte", schreibt der 80jährige KURT BÄCHLER in einem Brief
(4/2000), der selbst - von Nissen in den USA animiert - für die Verbreitung der
neuen Sportart Trampolinturnen in den 50er Jahren in ganz Europa zuständig war.
Nachdem 1939 die Patentierung erfolgte, nahm man das Gerät in die
Massenproduktion (RIEHLE 1972: 8, LOKEN 1948: 2).
Während des Zweiten Weltkrieges im Jahr 1940 wurde das Trampolingerät von
der US-Armee (Luftwaffe und Marine) als Trainingsgerät in ihr
Ausbildungsprogramm aufgenommen (RIEHLE 1972: 8). Es diente insbesondere
Piloten als Trainingshilfsmittel. LOKEN (1948) bestätigt dies und beschreibt in
der Einleitung seines Werkes die schon damals wichtigen und zum Fliegen
notwendigen koordinativen Effekte, die man mit Hilfe des Trampolintrainings
erzielten konnte (3).
1940/41 wurde das Trampolinturnen dann auch in das Ausbildungsprogramm der
körperlichen Erziehung an Universitäten und Schulen aufgenommen und

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entwickelte sich hier zu einer sehr beliebten Sportart (LOKEN 1948: 3, DOELLE
1982: 68). ,,Den Schulen und Universitäten der USA stehen heute einige Tausend
Geräte zur Verfügung. Das Trampolinturnen gehört seit zwei Jahrzehnten zum
Ausbildungsprogramm der körperlichen Erziehung", bestätigt BRAECKLEIN
bereits 1962 (10) die Entwicklung aus dieser Zeit.
Nach RIEHLE (1972: 8) fand 1947 in Dallas / Texas der erste inoffizielle
Wettkampf statt. SCHULZE-BÄING (1961/62) schreibt dagegen, daß bereits
,,1943 (...) an der staatlichen Universität von Colorado das Trampolin-Turnen
wettkampfmäßig durchgeführt [wurde]" (8). Seit 1948 sind nationale- und
Hochschul-Meisterschaften bekannt, 1953 fanden die ersten Panamerikanischen
Meisterschaften statt (BRAECKLEIN 1962: 10). SCHULZE-BÄING (1961/62)
berichtet folgendes bezüglich des Trampolinwettkampfsportes in den USA:
Das Trampolinturnen ist von der AAAU (American Athletic Association
Union) als vollwertige Meisterschaftssportart anerkannt. Jährlich wird
unter großer Beteiligung um den Titel eines amerikanischen Meisters in
zwei Klassen gekämpft. In den Städten und Bezirken werden Wettkämpfe
aller Altersstufen ­ Kinder, Jugendliche, Männer und Frauen
ausgeschrieben. Die Krönung war im letzten Jahr die internationale
Meisterschaft in Rahmen der Panamerikanischen Spiele (9).
Obwohl er den Zeitpunkt dieser Ereignisse bzw. das Jahr nicht angibt, ist davon
auszugehen, daß die beschriebenen Wettkämpfe bereits vor dem Jahr 1953
stattfanden, da er die Panamerikanischen Spiele zuletzt erwähnt.
Das Trampolingerät wurde bereits zu diesem Zeitpunkt (1953) als
Trainingshilfsmittel zur Leistungssteigerung im amerikanischen Kunstturnen und
Wasserspringen genutzt (Brief Bächler, 4/2000). CHRISTLIEB (1999: 11)
bestätigt dies für den Bereich Kunstturnen und spezifiziert diesbezüglich den
Zeitpunkt auf 1945.
BÄCHLER berichtet von dem wettkampfmäßigen Trampolinturnen in den USA
in einem Artikel der Zeitschrift Sport Aktiv (10/92):

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Das damalige Trampolinspringen in den USA war eher eine wilde Sache,
galt es nämlich innerhalb einer bestimmten Zeit möglichst viele schwierige
Tricks hinzulegen, wobei die Haltung keine Rolle spielte (18).
Weder wurde zu diesem Zeitpunkt auf Haltung, Höhe noch auf die Sicherheit
Wert gelegt. Die Höchstleistungen in dieser Zeit wurden von Frank La Due, dem
damaligen US-Meister erbracht: Er war ,,ein Multitalent (...), sprang damals schon
Mehrfachsalti mit Mehrfachschrauben und war wahrscheinlich der einzige, der die
Schraubensalti auf beide Seiten drehte", schreibt BÄCHLER (In: Sport Aktiv 10/
92) über diesen Trampolinturner.
Abb. 1: Synchron-Trampolin-Demonstration beim Schweizer Turnfest
1959 in Basel
von links: Frank La Due, Kurt Bächler und George Nissen
Die Verbreitung des Trampolins und der neuen Sportart Trampolinturnen - auch
als Wettkampfsport - schritt also in den USA schnell voran: Seit 60 Jahren wird
das Trampolingerät in amerikanischen Universitäten und Schulen verwendet und

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die Anzahl der Geräte wuchs rapide - seit fast 50 Jahren finden panamerikanische
Meisterschaften statt.
2.3.2 In Europa
Bevor das erste amerikanische Trampolin nach Europa importiert wurde, bauten
bereits 1953 einige schweizerische Turner vom STV Zürich-Aussersihl unter der
Leitung von Ernst MARTY ­ von einer Zirkusvorstellung inspiriert ­ ein eigenes
Gerät, also das erste in der Schweiz (Brief Marty, 6/2001). Nach Angaben von
MARTY bestand das 1953 erbaute Gerät aus einem Gasrohrrahmen auf sechs
Füßen und einem Verstärkerrohr aus Stahl. Das Sprungtuch war ein Blache -
Segeltuch mit dreifachem Saum für die Ösen und ,,Gummistrippen" für die
Befestigung des Tuches. Zur Fixierung des Gerätes sowie zur Erhöhung der
Rahmenfestigkeit wurden Drahtseilverspannungen am Boden befestigt. Das
Trampolingerät konnte auseinandergeschraubt werden und hatte in einer Holzkiste
von ca. 60 x 40 x 200 cm Platz. Nach einem Riß des Blache - Segelsprungtuches
im Jahre 1954 wurde ein neues Netz aus Rolladen-Gurten angefertigt.
Das patentierte amerikanische Sprunggerät kam in der Mitte der 50er Jahre nach
Europa; nach SCHULZE-BÄING (1961/62: 10), BRAECKLEIN (1962: 10) und
LOKEN (1948: 2) importierte die Schweiz 1955 die ersten Geräte. DOELLE
(1982: 69) gibt bereits das Jahr 1953 an, was aufgrund des von Marty oben
geschilderten Sachverhaltes unwahrscheinlich ist.
Folgt man den Berichten des tatsächlichen Verbreiters des Trampolinturnens in
Europa, dem Schweizer Kurt BÄCHLER, wurde 1957 das erste amerikanische
Trampolin und ein Mini-Tramp nach Deutschland, Wiesbaden-Air-Base,
importiert (In: Sport Aktiv 10/92):
Mitte März 1957 flog die US-Air-Force ein Trampolin und ein Mini-
Tramp nach Wiesbaden. George [Nissen], Frank [LaDue] und ich folgten
mit der TWA nach Frankfurt. Ein Wagen mit Gepäckträger wurde
gemietet, das Trampolin daraufgeladen, und los ging`s, in einem wahren
Husarenritt durch halb Europa. Beginn an der Sporthochschule Köln-

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2001
ISBN (eBook)
9783832457754
ISBN (Paperback)
9783838657752
DOI
10.3239/9783832457754
Dateigröße
2 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Deutsche Sporthochschule Köln – Sportwissenschaften
Erscheinungsdatum
2002 (August)
Note
1,7
Schlagworte
sportgeschichte geräteturnen trampolinturnen wettkampfbestimmungen olympische spiele
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Titel: Die Entwicklung des Trampolinturnens von den Anfängen bis zur Anerkennung als olympische Sportart
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