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Social Impacts im Tourismus

Am Beispiel Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel

©1999 Magisterarbeit 203 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Zahlreiche Studien befassen mit den Einstellungen, Meinungen und Haltungen der Touristen – die Bedürfnisse und Einstellungen der in der jeweiligen Region lebenden Bevölkerung werden hingegen weitaus seltener untersucht. Die vorliegende Arbeit soll diesbezüglich einem international erkennbaren Trend in der Tourismusforschung folgen, wonach die Bevölkerung immer stärker ins Licht von Tourismuskonzepten und -entwicklung gestellt wird. Bei der hier untersuchten Region handelt es sich um den burgenländischen Seewinkel – eine Tourismus- und (seit 1994) Nationalparkregion, für die Tourismus eine bedeutende Rolle spielt.
Ziel der Studie ist es, die von der Bevölkerung wahrgenommenen Auswirkungen des Tourismus (in ökonomischer, ökologischer und sozialer Hinsicht) sowie deren Einstellungen zum Tourismus, zu Touristen und zum Nationalpark zu messen. Weiters soll untersucht werden, welche Faktoren (situativer und sozio-demographischer Art) diese Einstellungen beeinflussen und wie dieser Einfluß auf die Haltungen wirkt. Durch diese Erkenntnisse sollen die Entscheidungsträger und Tourismusverantwortlichen in die Lage versetzt werden, die Menschen in der Region verstärkt in die weitere Tourismusentwicklung einzubinden und bei wichtigen Entscheidungen deren Meinungen und Einstellungen in einem größtmöglichen Ausmaß zu berücksichtigen.
Zusammenfassung:
Für die Befragung wurde ein schriftlicher Fragebogen verwendet, welcher als Beilage zur Nationalparkzeitung „Geschnatter“ an die 11.055 Haushalte der 14 Seewinkelgemeinden ausgesandt wurde und von den Adressaten selbst auszufüllen war. Davon wurden 186 gültige, per Post retournierte oder am jeweiligen Gemeindeamt abgegebene Fragebögen in die Auswertung einbezogen.
Die Untersuchung zeigt, daß die Bevölkerung des Seewinkels gegenüber dem Tourismus im überwiegenden Ausmaß positiv eingestellt ist. Dies wird insbesondere dadurch deutlich, daß ein Großteil der Bevölkerung die generelle Bedeutung des Tourismus positiv bewertet und sich für eine weitere, forcierte Tourismusentwicklung in den Gemeinden und in der gesamten Region ausspricht; vor allem die ökonomische Bedeutung des Tourismus – als Einkommensquelle und Beschäftigungsmöglichkeit – wird dabei seitens der Bevölkerung unterstrichen.
Auffallend ist weiters, daß die unterstützende Haltung zum Tourismus sowohl in tourismusintensiveren als auch in weniger tourismusintensiven Gemeinden anzutreffen ist, wobei jedoch unterstellt werden kann, […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 5763
Schittenhelm, Christoph: Social Impacts im Tourismus - Am Beispiel Nationalpark Neusiedler
See - Seewinkel
Hamburg: Diplomica GmbH, 2002
Zugl.: Wien, Wirtschaftsuniversität, Magisterarbeit, 1999
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2002
Printed in Germany

I
INHALTSVERZEICHNIS
Seite
Kurzfassung
i
1. Einleitung
1
2. Der theoretische Hintergrund
3
2.1. Mögliche Auswirkungen und Folgen des Tourismus
3
2.1.1. Ökonomische Auswirkungen
3
2.1.2. Ökologische Auswirkungen
5
2.1.3. Sozio-kulturelle Auswirkungen
6
2.2. Impact-Studien: Grundideen und Konzeptionen
10
3. Ausblick auf den empirischen Teil der Arbeit
18
4. Die Region
19
4.1. Geographische und demographische Darstellung des Seewinkels
19
4.2. Die wirtschaftliche Situation in der Region
21
5. Tourismus im Seewinkel
27
5.1. Touristische Suprastruktur
29
5.2. Wichtige Tourismusindikatoren
33
6. Der Nationalpark Neusiedler See ­ Seewinkel
38
6.1. Die Entstehung des Nationalparks
38
6.1.1. Die IUCN-Kategorisierung
40
6.2. Das Nationalparkgebiet
41
6.3. Die Bedeutung des Nationalparks für die Region
43
7. Die Untersuchung der Einstellungen der Bevölkerung
47
7.1. Die Konzeption der Untersuchung
47
7.2. Das Untersuchungsdesign
50
7.3. Der Fragebogen
52
7.4. Die Durchführung der Untersuchung
52

II
8. Das Nonresponse Problem
55
8.1. Allgemeines zum Non-Response Problem
55
8.2. Positive Einflüsse auf Responsequoten
60
8.3. Verbesserungsmöglichkeiten für Folgeuntersuchungen
62
9. Deskriptive Auswertung des Fragebogens
64
9.1. Darstellung der deskriptiven Auswertung
64
9.2. Qualitative Auswertung der Kommentare und Anmerkungen
121
10. Die Überprüfung der Hypothesen
124
10.1. Zur Vorgehensweise
124
10.1.1. Die Bestimmung von Dimensionalität und Struktur der Einstellungen
124
10.1.2. Faktoranalytische Darstellung der tourismusspezifischen Aussagen
126
10.1.3. Faktoranalytische Darstellung der nationalparkspezifischen Aussagen
130
10.1.4. Die Auswahl geeigneter Analysemethoden und Tests
132
10.2. Die Auswertung der Ergebnisse
132
10.2.1. Der Einfluß situativer Faktoren auf die Einstellungen zum Tourismus
133
10.2.1.1. Wohnort
133
10.2.1.2. Kontakthäufigkeit in Bezug auf Touristen
134
10.2.1.3. Kontaktintensität in Bezug auf Touristen
135
10.2.1.4. Gesellschaftliche Einbindung in die Gemeinde
136
10.2.1.5. Einbindung in tourismuspolitische Entscheidungsprozesse
137
10.2.2. Der Einfluß situativer Faktoren auf die Einstellung zum Nationalpark
137
10.2.2.1. Wohnort
137
10.2.2.2. Informationsverhalten der Nationalparkleitung
138
10.2.2.3. Nutzung des Nationalparks
139
10.2.2.4. Gesellschaftliche Einbindung in die Gemeinde
140
10.2.2.5. Einbindung in tourismuspolitische Entscheidungsprozesse
140
10.2.3. Der Einfluß sozio-demographischer Faktoren auf die Einstellung
zum Tourismus
141
10.2.3.1. Alter
141
10.2.3.2. Geschlecht
141
10.2.3.3. Bildungsniveau
142
10.2.3.4. Wohndauer
143

III
10.2.3.5. Geburtsort
144
10.2.3.6. Beschäftigung in der Tourismusbranche
145
10.2.3.7. Beschäftigung von Familienmitgliedern in der Tourismusbranche
146
10.2.4. Der Einfluß sozio-demographischer Faktoren auf die Einstellung
zum Nationalpark
147
10.2.4.1. Alter
147
10.2.4.2. Geschlecht
148
10.2.4.3. Bildungsniveau
148
10.2.4.4. Wohndauer
149
10.2.4.5. Geburtsort
149
10.2.4.6. Beschäftigung in der Tourismusbranche
150
10.2.4.7. Beschäftigung von Familienmitgliedern in der Tourismusbranche
150
10.2.5. Wechselwirkungen zwischen Einstellungsfaktoren und -komponenten
151
10.2.5.1. Die Auswirkung der wahrgenommenen ,,Community Benefits" auf
den ,,Tourism Support"
151
10.2.5.2. Die Auswirkung der wahrgenommenen ,,Personal Benefits" auf
den ,,Tourism Support"
152
10.2.5.3. Die Auswirkung der wahrgenommenen ,,Social Impacts" auf
den ,,Tourism Support"
153
10.3. Zusammenfassende Darstellung der Ergebnisse
154
11. Resümee
158
12. Literaturverzeichnis
163
Anhang A (Zeitungsartikel ,,Geschnatter" 3/98 und 4/98)
Anhang B (Fragebogen)
Anhang C (ausgewählte Ergebnisse verschiedener statistischer Analysen in SPSS)

IV
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Seite
Abb. 4.1.: Der Seewinkel
19
Abb. 5.1.: Überblick über die Gliederung des touristischen Angebots
28
Abb. 6.1.: Das Nationalparkgebiet
42
Abb. 8.1.: Entscheidungsprozeß nach der Rational-Choice-Theorie
57
Abb. 9.1.: Wohnort der befragten Personen
64
Abb. 9.2.: Beruf der befragten Personen
67
Abb. 9.3.: Schul- bzw. Berufsausbildung der befragten Personen
68
Abb. 9.4.: Ausmaß des Kontakts zu Touristen
71
Abb. 9.5.: ,,Ich lege keinen Wert darauf, nähere Bekanntschaft mit Touristen zu machen." 72
Abb. 9.6.: ,,Ich habe bereits Freundschaften mit Gästen geschlossen."
73
Abb. 9.7.: ,,In manchen Geschäften wird mehr Wert auf Touristen als auf Ortsbewohner
gelegt."
74
Abb. 9.8.: ,,Touristen werden gegenüber Ortsbewohnern in Restaurants und
Gasthäusern oft bevorzugt."
75
Abb. 9.9.: ,,Touristen stören das Zusammenleben in unserer Gemeinde."
76
Abb. 9.10.: ,,Es kommt häufig zu Konflikten zwischen Ortsbewohnern und Touristen."
77
Abb. 9.11.: ,,Ich bin an wichtigen Entscheidungsprozessen in unserer Gemeinde
selbst aktiv beteiligt."
78
Abb. 9.12.: ,,Durch den Tourismus verfüge ich selbst über mehr Einkommen."
79
Abb. 9.13.: ,,Tourismus hat für mich persönlich zu höherem Lebensstandard geführt."
80
Abb. 9.14.: ,,Durch den Tourismus stehen mir in der Gemeinde mehr
Freizeiteinrichtungen zur Verfügung."
81
Abb. 9.15.: ,,Arbeitsplätze im Tourismus sind sehr erstrebenswerte Jobs."
82
Abb. 9.16.: ,,Ich bin gegen neue Tourismuseinrichtungen, weil dadurch mehr Touristen
angezogen werden."
83
Abb. 9.17.: ,,Tourismus führt zur Überfüllung der Freizeiteinrichtungen."
84
Abb. 9.18.: ,,Touristen sind wichtig."
85
Abb. 9.19.: Anzahl der Nationalparkbesuche pro Jahr
87
Abb. 9.20.: Anzahl der Exkursionsteilnahmen pro Jahr
88
Abb. 9.21.: Anzahl der Vortragsbesuche pro Jahr
89
Abb. 9.22.: Besuch anderer Veranstaltungen pro Jahr
90

V
Abb. 9.23.: ,,Die Schaffung des Nationalparks Neusiedler See ­ Seewinkel habe ich
von Beginn an befürwortet."
91
Abb. 9.24.: ,,Durch den Nationalpark kommen mehr Touristen in die Region."
92
Abb. 9.25.: ,,Die Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen wird durch den
Nationalpark strak eingeschränkt."
93
Abb.9.26.: ,,Das Bestehen des Nationalparks ist für die gesamte Region von
Bedeutung und bringt Vorteile."
94
Abb. 9.27.: ,,Die Nationalparkleitung bemüht sich, die Bevölkerung in die
Entscheidungen einzubinden und zu informieren."
95
Abb. 9.28.: ,,Die Nationalparkleitung berücksichtigt bei ihrer Tätigkeit die Meinungen
und Bedürfnisse der Bevölkerung zu wenig."
96
Abb. 9.29.: ,,Tourismus hat negative Auswirkungen auf die Umwelt."
97
Abb. 9.30.: ,,Tourismus verursacht mehr Abfall in unserer Gemeinde."
98
Abb. 9.31.: ,,Die positiven Auswirkungen des Tourismus übertreffen die negativen."
99
Abb. 9.32.: ,,Langfristige Planung der Gemeinde kann negative Auswirkungen des
Tourismus reduzieren."
100
Abb. 9.33.: Beurteilung des Informationsgehalts von ,,Geschnatter"
101
Abb. 9.34.: Beurteilung der Themenauswahl von ,,Geschnatter"
102
Abb. 9.35.: Beurteilung der optischen Gestaltung von ,,Geschnatter"
103
Abb. 9.36.: Beurteilung der Aktualität von ,,Geschnatter"
104
Abb. 9.37.: ,,Die Gemeinden der Region sollten nicht versuchen, mehr Touristen
anzuziehen."
105
Abb. 9.38.: ,,Tourismus sollte in der Region stärker gefördert werden."
106
Abb. 9.39.: ,,Tourismus sollte in der Gemeinde aktiv gefördert werden."
107
Abb. 9.40.: ,,Die Gemeinde sollte zusätzliche touristische Einrichtungen schaffen."
108
Abb. 9.41.: ,,Die Verkehrsbelastung durch den Tourismus ist für die Gemeinde
bereits zu hoch."
109
Abb. 9.42.: ,,Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für unsere Gemeinde."
110
Abb. 9.43.: ,,Unsere Gemeinde sollte sich zu einem Tourismusort entwickeln."
111
Abb. 9.44.: ,,Die Ansiedlung von Zweitwohnbesitzern sollte beschränkt werden."
113
Abb. 9.45.: ,,Durch den Tourismus erhöhte sich die Kriminalität in der Gemeinde."
114
Abb. 9.46.: ,,Durch den Tourismus werden in der Gemeinde zusätzliche Arbeitsplätze
für die örtliche Bevölkerung geschaffen."
115
Abb. 9.47.: ,,Durch den Tourismus gibt es in der Gemeinde bessere Straßen."
116

VI
Abb. 9.48.: ,,Durch den Tourismus hat sich die Qualität der öffentlichen Einrichtungen
in der Gemeinde verbessert."
117
Abb. 9.49.: ,,Durch den Tourismus haben sich in der Gemeinde die
Einkaufsmöglichkeiten verbessert."
118
Abb. 9.50.: ,,Tourismus sollte in der Gemeinde eine wichtigere Rolle spielen."
119
Abb. 10.1.: Überblick über den Einfluß diverser Faktoren auf die Einstellung zum
Tourismus
155
Abb. 10.2.: Überblick über den Einfluß diverser Faktoren auf die Einstellung zum
Nationalpark
156

VII
TABELLENVERZEICHNIS
Seite
Tab. 4.1.: Einwohnerzahlen der 14 Seewinkelgemeinden
20
Tab. 4.2.: Wohnbevölkerung im Seewinkel nach Lebensunterhalt und Geschlecht
22
Tab. 4.3.: Berufstätige im Seewinkel nach Wirtschaftsabteilung und Geschlecht
23
Tab. 4.4.: Beschäftigte nach Arbeitsort
25
Tab. 5.1.: Anzahl der Beherberungsbetriebe in den Gemeinden
30
Tab. 5.2.: Anzahl der Betten in den Gemeinden
31
Tab. 5.3.: Durchschnittliche Bettenanzahl pro Betrieb
32
Tab. 5.4.: Anzahl der Ankünfte und Nächtigungen im Jahr 1998
33
Tab. 5.5.: Anzahl der Nächtigungen pro Einwohner
35
Tab. 5.6.: Nächtigungen nach Herkunftsländern im Jahre 1998
36
Tab. 7.1.: Mögliche Einflußfaktoren und deren Auswirkung auf die Einstellungen
49
Tab. 7.2.: Rücklaufquoten in den 14 Gemeinden
53
Tab. 9.1.: Kreuztabelle ,,Selbst im Tourismus beschäftigt" vs. ,,Im Tourismus beschäftigte
Familienmitglieder"
70
Tab. 10.1.: Die erklärte Gesamtvarianz (Analyse 1)
126
Tab. 10.2.: Faktorenanalyse der tourismusspezifischen Items
127
Tab. 10.3.: Die erklärte Gesamtvarianz (Analyse 2)
130
Tab. 10.4.: Faktorenanalyse der nationalparkspezifischen Items
131

Kurzfassung
i
Einleitung
Zahlreiche Studien befassen mit den Einstellungen, Meinungen und Haltungen der Touristen
­ die Bedürfnisse und Einstellungen der in der jeweiligen Region lebenden Bevölkerung
werden hingegen weitaus seltener untersucht. Die vorliegende Arbeit soll diesbezüglich
einem international erkennbaren Trend in der Tourismusforschung folgen, wonach die
Bevölkerung immer stärker ins Licht von Tourismuskonzepten und -entwicklung gestellt wird.
Bei der hier untersuchten Region handelt es sich um den burgenländischen Seewinkel ­ eine
Tourismus- und (seit 1994) Nationalparkregion, für die Tourismus eine bedeutende Rolle
spielt.
Ziel der Studie ist es, die von der Bevölkerung wahrgenommenen Auswirkungen des
Tourismus (in ökonomischer, ökologischer und sozialer Hinsicht) sowie deren Einstellungen
zum Tourismus, zu Touristen und zum Nationalpark zu messen. Weiters soll untersucht
werden, welche Faktoren (situativer und sozio-demographischer Art) diese Einstellungen
beeinflussen und wie dieser Einfluß auf die Haltungen wirkt. Durch diese Erkenntnisse sollen
die Entscheidungsträger und Tourismusverantwortlichen in die Lage versetzt werden, die
Menschen in der Region verstärkt in die weitere Tourismusentwicklung einzubinden und bei
wichtigen Entscheidungen deren Meinungen und Einstellungen in einem größtmöglichen
Ausmaß zu berücksichtigen.
Die Untersuchung
Für die Befragung wurde ein schriftlicher Fragebogen verwendet, welcher als Beilage zur
Nationalparkzeitung ,,Geschnatter" an die 11.055 Haushalte der 14 Seewinkelgemeinden
ausgesandt wurde und von den Adressaten selbst auszufüllen war. Davon wurden 186
gültige, per Post retournierte oder am jeweiligen Gemeindeamt abgegebene Fragebögen in
die Auswertung einbezogen.

Kurzfassung
ii
Die Ergebnisse
Die Untersuchung zeigt, daß die Bevölkerung des Seewinkels gegenüber dem Tourismus im
überwiegenden Ausmaß positiv eingestellt ist. Dies wird insbesondere dadurch deutlich, daß
ein Großteil der Bevölkerung die generelle Bedeutung des Tourismus positiv bewertet und
sich für eine weitere, forcierte Tourismusentwicklung in den Gemeinden und in der gesamten
Region ausspricht; vor allem die ökonomische Bedeutung des Tourismus ­ als
Einkommensquelle und Beschäftigungsmöglichkeit ­ wird dabei seitens der Bevölkerung
unterstrichen.
Auffallend ist weiters, daß die unterstützende Haltung zum Tourismus sowohl in
tourismusintensiveren als auch in weniger tourismusintensiven Gemeinden anzutreffen ist,
wobei jedoch unterstellt werden kann, daß es bei der Tourismusentwicklung um eine
maßvolle, die Bedürfnisse der Menschen berücksichtigende Entwicklung handeln muß, damit
die notwendige Tourismusakzeptanz erhalten oder gesteigert wird.
Gleichzeitig tritt jedoch bei der Befragung auch die ambivalente Haltung zum Tourismus zum
Vorschein: Tourismus ­ oder vielmehr die Auswirkungen desselben ­ erscheint mitunter als
,,zweischneidiges Schwert". Die diversen Auswirkungen des Tourismus und deren
unterschiedliche Intensität werden beim Vergleich tourismusintensiver und weniger
tourismusintensiver Gemeinden dahingehend augenscheinlich, daß sowohl positive wie auch
negative Auswirkungen in tourismusintensiveren Gemeinden stärker auftreten bzw.
wahrgenommen werden. Die in diesen Gemeinden lebenden Personen verfügen oftmals
(durch die Beschäftigung in der Tourismusbranche) über mehr Einkommen und einen
höheren Lebensstandard; zugleich haben sich nach Ansicht der befragten Personen in
diesen Gemeinden die Straßen, Einkaufsmöglichkeiten sowie die öffentlichen Einrichtungen
verbessert; auch sind in diesen Gemeinden zusätzliche Freizeiteinrichtungen geschaffen
worden, welche sowohl der örtlichen wie auch der regionalen Bevölkerung zur Verfügung
stehen.
Dies sind aber auch jene Gemeinden, in denen die negativen Auswirkungen des Tourismus
signifikant stärker wahrgenommen werden: So empfinden die Menschen in diesen
Gemeinden eine durch den Tourismus ansteigende Abfallmenge, zusätzliches
(tourismusinduziertes) Verkehrsaufkommen und einen Anstieg der Kriminalität. Trotz dieser

Kurzfassung
iii
negativen Folgeerscheinungen herrscht beim Großteil der befragten Personen doch die
Meinung vor, daß Tourismus überwiegend positive Auswirkungen für die Gemeinden und für
die Region zeigt.
Die in der Bevölkerung vorherrschende Einstellung zum Tourismus wird nun von
verschiedenen situativen (z.B. Wohnort, Kontakt mit Touristen, Einbindung in die Gemeinde
und in Entscheidungsprozesse) sowie sozio-demographischen Faktoren (z.B. Alter,
Geschlecht, Bildungsniveau) beeinflußt und bestimmt (siehe unten Abbildung 1). Die
Identifikation dieser Faktoren ist wiederum eine grundlegende Bedingung für das
Verständnis der und das Wissen um die Einstellungen der Menschen; nur wenn diese die
Einstellungen steuernden Einflußvariablen bekannt sind, kann durch entsprechende
Maßnahmen auf eine Verbesserung der Einstellungen eingewirkt werden. Die nachstehende
Abbildung zeigt die entdeckten Einflußfaktoren und deren Wirkung auf die Einstellungen.
Abbildung 1: Der Einfluß diverser Faktoren auf die Einstellung zum Tourismus
Tourism
Support
Community
Benefits
Tourismus
als Umwelt-
belastung
Bevorzu-
gung von
Touristen
Personal
Benefits
Störfaktor
Tourist
Alter
Geschlecht
Beschäftigung
Bildung
Wohndauer
Geburtsort
Beschäftigung
d. Familie
tourismuspol.
Einbindung
Wohnort
Kontakthäufigkeit
(Touristen)
Gesellsch.
Einbindung
Kontaktintensität
(Touristen)

Kurzfassung
iv
Wie in Abbildung 1 zu sehen ist, üben situative und sozio-demographische Faktoren
hauptsächlich auf die Einstellung zur weiteren Tourismusentwicklung (,,Tourism Support")
und die Wahrnehmung individueller Vorteile (,,Personal Benefits") Einfluß aus. Von
besonderem Interesse für Entscheidungsträger sind nun jene Variablen, auf die ,,von außen"
eingewirkt werden kann ­ dies sind in der Regel situative Faktoren wie etwa gesellschaftliche
Einbindung (in die Gemeinde) und das Ausmaß der Einbindung in tourismuspolitische
Entscheidungsprozesse. Sozio-demographische Faktoren liefern zwar ebenfalls interessante
Erkenntnisse, können jedoch nicht direkt beeinflußt werden (z.B. Alter, Geschlecht).
Der Nutzen einer derartigen Identifikation liegt für die Tourismusverantwortlichen darin,
beispielsweise durch die verstärkte Einbindung der Bevölkerung in tourismuspolitische
Entscheidungen eine Verbesserung der Tourismusakzeptanz zu erzielen; die Menschen
erkennen in der Berücksichtigung ihrer Meinungen und Bedürfnisse ein positives Signal und
sehen sich durch die Mitsprache imstande, die ­ grundsätzlich befürwortete ­
Tourismusentwicklung mitzubestimmen, wodurch es insgesamt zu einer positiveren Haltung
zum Tourismus kommt.
Den zweiten Untersuchungsschwerpunkt dieser Arbeit bildet die Messung der Einstellungen
zum Nationalpark. Die Auswertung der entsprechenden Ergebnisse zeigt, daß die
Bevölkerung des Seewinkels ,,ihrem" Nationalpark gegenüber äußerst positiv eingestellt ist.
Von Beginn an war die Zustimmung zum Projekt ,,Nationalpark Neusiedler See ­ Seewinkel"
sehr hoch, was nicht zuletzt durch die umfassende Einbindung der Bevölkerung in die
Planung und die Entscheidungen erreicht wurde. Rund neun von zehn befragten Personen
sind demnach der Meinung, daß das Bestehen des Nationalparks für die gesamte Region
von Bedeutung ist und Vorteile bringt; zudem wird dem Nationalpark eine große Bedeutung
für den Tourismus in der Region eingeräumt. Diese positive Haltung der Bevölkerung zum
Nationalpark zeigt sich auch darin, daß viele Seewinkler selbst mehrmals pro Jahr den
Nationalpark, Exkursionen, Vorträge und andere Veranstaltungen besuchen.
Im Zuge der Befragung wurde auch die Einstellung der Bevölkerung zur Nationalparkleitung
und die Zufriedenheit mit deren Arbeit und Informationsverhalten gemessen, wobei auch in
dieser Hinsicht eine überwiegend positive Haltung der Befragten festzustellen ist. Die
Menschen haben das Gefühl, von der Nationalparkleitung informiert und in die
Entscheidungen eingebunden zu werden; weiters billigen sie den Verantwortlichen zu, bei

Kurzfassung
v
ihrer Tätigkeit die Meinungen und Bedürfnisse der Menschen nach Maßgabe zu
berücksichtigen. Eine derart positive Einstellung, wie sie die Bevölkerung des Seewinkels
dem Nationalpark gegenüber aufweist, ist für eine glaubhafte Positionierung der Region als
Nationalparkregion unbedingt erforderlich, denn eine starke Identifikation mit der
Nationalparkidee und dem Nationalpark ist eine wesentliche Voraussetzung für dessen
erfolgversprechenden Bestand.
Auch bezüglich der Einstellungen zu Nationalpark und Nationalparkleitung ist es für die
Entscheidungsträger wichtig zu wissen, wovon diese Einstellungen abhängen und wie diese
Faktoren ihrerseits beeinflußt werden können. Abbildung 2 zeigt diese Zusammenhänge:
Abbildung 2: Der Einfluß diverser Faktoren auf die Einstellung zum Nationalpark
Alter
Bildung
Wohndauer
Nutzung des
Nationalparks
Gesellsch.
Einbindung
Informationsverhalten
der Nationalparkleitung
Einstellung zum
Nationalpark
Einstellung zur
Nationalparkleitung

Kurzfassung
vi
Dabei wird deutlich, daß auch hier sozio-demographische und situative Variablen die
zugrundeliegenden Einstellungen beeinflussen und bestimmen, wobei vor allem auf letztere
durch entsprechendes Verhalten seitens der Verantwortlichen der Nationalparkleitung
eingewirkt werden kann. So kann etwa durch die Beibehaltung (oder weitere Verbesserung)
des von den Seewinklern überwiegend positiv bewerteten Informationsverhaltens und einer
primär an der regionalen Bevölkerung orientierten Kommunikationspolitik sowohl die
Einstellung zum Nationalpark als auch zur Nationalparkleitung verbessert werden.
Resümee
Wie durch die bisherigen Ausführungen sichtbar wurde, steht die Bevölkerung des
Seewinkels sowohl dem Tourismus als auch dem Nationalpark in der überwiegenden Zahl
der Fälle sehr positiv gegenüber. Die Tourismusakzeptanz und die starke Identifikation mit
dem Nationalpark stellt eine vielversprechende Basis für eine sanfte, nachhaltige
Entwicklung des (Nationalpark-) Tourismus im Seewinkel dar ­ eine Basis, auf die im
Hinblick auf eine stärkere Akzentuierung des Qualitätstourismus in der Region aufgebaut
werden kann.
Die Untersuchung zeigt, daß für die Erhaltung dieser positiven Einstellungen vor allem die
entsprechende Einbindung der Bevölkerung und die Berücksichtigung deren Bedürfnisse,
Meinungen und Wünsche unerläßlich sind. Die künftige Entwicklung des Tourismus und des
Nationalparks sollte daher unbedingt unter weitestgehender Einbeziehung der Bevölkerung
erfolgen.

1
1. Einleitung
Die vorliegende Arbeit behandelt den Themenkomplex ,,Social Impacts im Tourismus".
Darunter sind all jene Einflußfaktoren zu verstehen, die auf die Einstellungen der Menschen
dem Tourismus und den Touristen gegenüber einwirken. Zahlreiche ­ weiter unten
angeführte ­ internationale Untersuchungen zu diesem Thema sind richtungsweisend und
zeigen, daß es sinnvoll ist, die Bevölkerung einer Region stärker ins Licht von
Tourismuskonzepten und Studien zu stellen. Auch in Österreich wurden und werden
diesbezüglich vom Institut für Tourismus und Freizeitwirtschaft der Wirtschaftsuniversität
Wien Untersuchungen durchgeführt.
1
Primäres Ziel dieser Studie ist daher, die Haltungen, Einstellungen und Meinungen der
Bevölkerung einer Tourismus- und Nationalparkregion (nämlich des burgenländischen
Seewinkels) genau zu untersuchen. Diesbezüglich soll sowohl auf den für diese Region
wichtigen Wirtschaftszweig ,,Tourismus" als auch auf den Faktor ,,Nationalpark Neusiedler
See ­ Seewinkel" näher eingegangen und deren Bedeutung für die Bevölkerung beleuchtet
werden.
Schematisch kann die Arbeit in drei Teile gegliedert werden: Zu Beginn folgt die theoretische
Fundierung des Themenbereichs ,,Impacts im Tourismus", wobei vor allem ein Überblick
über mögliche Auswirkungen des Tourismus (ökonomischer, ökologischer und sozialer Art)
sowie über internationale Impact-Studien gegeben wird. Anschließend erfolgt in einem
zweiten Teil die Vorstellung der Region Neusiedler See ­ Seewinkel und des Nationalparks.
Der dritte Teil der Arbeit behandelt schließlich den empirischen Teil der Untersuchung und ist
vorwiegend der Darstellung der Untersuchungsergebnisse gewidmet. Dabei sollen aber auch
die wichtigsten Erkenntnisse auf ihre Umsetzungsmöglichkeiten im Bereich der regionalen
Tourismusentwicklung und -planung hin überprüft werden.
1
Beispielsweise: Rath, M.: Der Einfluß des Fremdenverkehrs auf den Naturpark Pöllauer Tal unter besonderer
Berücksichtigung der Landesausstellung 1994, Diplomarbeit, WU Wien, 1995

2
An dieser Stelle möchte ich all jene Personen und Einrichtungen erwähnen, die mich bei der
Untersuchung unterstützt und somit das Entstehen dieser Arbeit erst ermöglicht haben. Mein
besonderer Dank gilt daher:
·
meinem Diplomarbeitsbetreuer, Dr. Andreas Zins, der mich im Zuge der gesamten Arbeit
mit wichtigen Ratschlägen und seiner Hilfestellung unterstützt hat;
·
der Nationalparkgesellschaft Neusiedler See ­ Seewinkel und hier insbesondere dem
Verantwortlichen für Informations- und PR-Angelegenheiten, Herrn Alois Lang, dessen
Unterstützung vor allem bei der logistischen Abwicklung der Untersuchung von
maßgeblicher Bedeutung war;
·
der Neusiedler See Tourismus GmbH und ihrem Geschäftsführer Mag. Robert Jeller
sowie dem Amt der Burgenländischen Landesregierung (Abteilung 7 - Kultur,
Wissenschaft und Archiv) für die entscheidende finanzielle Unterstützung;
·
den Bürgermeistern und GemeindesekretärInnen aller vierzehn Seewinkel-Gemeinden,
die durch ihre bereitwillige Unterstützung eine entsprechende Abwicklung der Feldphase
ermöglicht haben;
·
Frau Dr. Golub von ,,Baschnegger & Golub" für die Adaption des Fragebogen-Layouts;
·
sowie Petra Simanek für die Motivation, mentale Unterstützung und ihre Geduld ­ vor
allem beim Einsammeln der Fragebögen.

3
2. Der theoretische Hintergrund
2.1. Mögliche Auswirkungen und Folgen des Tourismus
Die Produktion und der Konsum touristischer Dienstleistungen kann ­ wie dies grundsätzlich
bei jedem Produkt bzw. bei jeder Dienstleistung der Fall ist ­ sowohl positive als auch
negative Auswirkungen nach sich ziehen. Dabei handelt es sich zumeist um ,,externe
Effekte", das heißt die Auswirkungen betreffen auch Personen, die nicht unmittelbar an der
Erstellung und am Konsum der Dienstleistung beteiligt sind. Diese Auswirkungen können in
der Regel verschiedenen Kategorien zugeordnet werden; eine weit verbreitete Einteilung
basiert auf einer Arbeit von Mathieson/Wall:
2
Demnach können ökonomische, ökologische
und sozio-kulturelle Auswirkungen des Tourismus unterschieden werden. Dieser Gliederung
folgend sollen nun kurz die möglichen Auswirkungen des Tourismus dargestellt werden.
3
2.1.1. Ökonomische Auswirkungen
Zu den wichtigsten ökonomischen Funktionen des Tourismus zählen die Einkommens-, die
Beschäftigungs-, die Produktions- und die Ausgleichsfunktion.
4
Letztere besteht darin, daß
sich Tourismus vorwiegend ,,in wirtschaftlich `unterentwickelten' Gebieten, das heißt in
Zonen, die von der zumeist auch immissionsträchtigen industriellen Produktion gemieden
wurden, ansiedelt", wodurch ein wirtschaftlicher Ausgleich zustande kommt.
5
Die
Tourismuswirtschaft bietet in diesen Regionen der lokalen Bevölkerung
Beschäftigungsmöglichkeiten und stellt somit eine bedeutende Einkommensquelle dar. In
weiterer Folge kann dieser Beschäftigungseffekt dazu führen, daß die Abwanderung
arbeitsuchender Personen aus vorwiegend ländlichen Gebieten verlangsamt wird. Die
Konsequenz daraus ist, daß Tourismus den Lebensstandard der lokalen Bevölkerung zu
steigern vermag.
2
Mathieson, A., Wall, G.: Tourism. Economic, Physical and Social Impacts, London: Longman 1982
3
Vgl. Ap, J., Crompton, J.L.: Developing and Testing a Tourism Impact Scale, in: Journal of Travel Research, 37,
November 1998, S. 121f
4
Vgl. Kaspar, C.: Die Tourismuslehre im Grundriß, Bern, Stuttgart, Wien: Paul Haupt 1996, S. 126
5
Kaspar 1996, S. 129

4
Diese positiven ökonomischen Auswirkungen treten nicht nur auf individueller sondern auch
auf kollektiver Ebene auf: Eine Verbesserung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage einer
Gemeinde bzw. Region kann durch verstärkte Investitionstätigkeit, verbesserte
Einkaufsmöglichkeiten und Verkehrseinrichtungen sowie durch erhöhtes Steueraufkommen
zu einer Verbesserung der Infrastruktur und somit zu einer Erhöhung des Lebensstandards
der gesamten Bevölkerung führen.
Aus volkswirtschaftlicher Sicht betrachtet sind vor allem die Deviseneinnahmen des
Incoming-Tourismus und deren Auswirkungen auf die Zahlungsbilanz eines Landes von
großer Bedeutung. Dies trifft, wie Wirtschaftsstatistiken zeigen, besonders deutlich auf
Österreich zu. So betrugen etwa die Deviseneinnahmen aus dem Tourismus im Jahre 1998
gemessen am Bruttoinlandsprodukt 6%, gemessen an den Gesamtexporterlösen im selben
Jahr 20,6%.
6
Betrachtet man zusätzlich die Reiseverkehrseinnahmen pro Kopf der
Wohnbevölkerung im Jahre 1996 auf internationaler Ebene, so weist Österreich in diesem
Vergleich mit 18.296 öS die höchsten pro-Kopf-Einnahmen ­ gefolgt von der Schweiz mit
umgerechnet 13.038 öS ­ auf.
7
Zu negativen ökonomische Auswirkungen des Tourismus kann es dann kommen, wenn die
vermehrte Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen allgemeine Preissteigerungen nach
sich zieht. Diese Verteuerung reduziert die Kaufkraft der Bevölkerung und erhöht zugleich
die Lebenshaltungskosten. Derartige inflationäre Tendenzen betreffen aber nicht nur
Konsumgüter und Dienstleistungen: Eine ­ durch touristische Bauprojekte (z.B. Hotels,
Ferienwohnungen, Appartements etc.) oder Ansiedlung von Zweitwohnbesitzern
hervorgerufene ­ verstärkte Bautätigkeit in Tourismusregionen führt zu erhöhter Nachfrage
nach Bauland und in weiterer Folge zu einer Steigerung der regionalen Grundstücks- und
Wohnungspreise.
Die oben dargestellten positiven ökonomischen Auswirkungen können jedoch nur dann in
vollem Umfang eintreten, wenn auch die nicht direkt im Tourismus beschäftigte Bevölkerung
davon profitiert, es also zu entsprechend nachhaltigen Multiplikatoreffekten für die regionale
Wirtschaft kommt.
6
Vgl. Wirtschaftskammer Österreich: Tourismus in Zahlen, 35. Ausgabe, Wien 1999, S. 44
7
Vgl. Wirtschaftskammer Österreich: Tourismus in Zahlen, 35. Ausgabe, Wien 1999, S. 61

5
2.1.2. Ökologische Auswirkungen
Die für die lokale bzw. regionale Bevölkerung spürbarsten Auswirkungen diesbezüglich zieht
das Auftreten der (Massen-)Tourismusströme nach sich. Dazu zählen vor allem Phänomene
wie erhöhtes Verkehrsaufkommen, Überfüllung von örtlichen Freizeit- und
Erholungseinrichtungen sowie eine daraus resultierende Lärmbelästigung und eine
entsprechende Steigerung der Abfallmenge. Diese Faktoren beeinträchtigen jedoch nicht nur
das ökologische Umfeld, sondern sie führen in der Regel auch zu einer allgemeinen
Verschlechterung der Lebensqualität der in einer betroffenen Tourismusregion lebenden
Bevölkerung.
Die zuvor bereits angesprochene Bautätigkeit muß ebenfalls unter dem Aspekt der
ökologischen Auswirkungen des Tourismus betrachtet werden. Die Errichtung
überdimensionaler, primär auf Kapazitätsmaximierung ausgerichteter Hotel- und
Ferienanlagen führt zu einer zunehmenden Verbauung der Landschaft und zur Störung des
Landschaftsbildes mit all seinen naturräumlichen Gegebenheiten. Tiefgreifende ökologische
Auswirkungen ergeben sich weiters durch den alpinen Wintersport: Die für die Errichtung
neuer Lifttrassen und Skipisten erforderliche Abholzung der Wälder führt in weiterer Folge
aufgrund der nicht mehr vorhandenen Schutzwirkung des Waldes zum verstärkten Auftreten
von Lawinen- und Murenabgängen.
Dennoch können touristische Aktivitäten auch positive ökologische Auswirkungen nach sich
ziehen. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn natürliche Gegebenheiten und bestimmte
sozio-kulturelle Merkmale wichtige Bestandteile des touristischen Angebots einer Region
darstellen. Hier sind in erster Linie Charakteristika wie das Landschaftsbild, die Vegetation,
die Tierwelt aber auch historische Gebäude zu nennen. Aufgrund der maßgeblichen
Bedeutung dieser Faktoren für den Tourismus sollte zweifellos Interesse daran bestehen,
diese Gegebenheiten vor negativen Auswirkungen zu bewahren. Tourismus kann auf diesem
Weg dazu beitragen, das natürliche Landschaftsbild weitgehend zu erhalten, bedeutsame
Bauwerke zu bewahren und somit das gesamte Erscheinungsbild einer Region
beizubehalten oder sogar zu verbessern. In diesem Zusammenhang ist auch die Rolle eines
Naturschutzgebiets bzw. eines Nationalparks zu sehen, welche zwar primär den Schutz bzw.
die Erhaltung von Fauna und Flora zum Ziel haben, deren touristische Wirkung aber nicht
außer acht gelassen werden darf.

6
Die exakte Messung der ökologischen Auswirkungen des Tourismus gestaltet sich vor allem
in mittel- und langfristiger Hinsicht mitunter schwierig. Eine klare Bestimmung und Isolation
der ökologischen Wirkungszusammenhänge sowie eine diesbezügliche Einschätzung
langfristiger Entwicklungen stellt die Wissenschaft oftmals vor Probleme.
Ähnliche methodische und erhebungsbedingte Schwierigkeiten treten bei der Messung der
durch den Tourismus hervorgerufenen sozio-kulturellen Auswirkungen auf.
2.1.3. Sozio-kulturelle Auswirkungen
Sozio-kulturelle Auswirkungen sind grundsätzlich eine Folge des Zusammentreffens von
Touristen und Bevölkerung.
8
Diese Interaktion kann dazu führen, daß es seitens der
Bevölkerung ­ sowohl auf individueller als auch auf gemeinschaftlicher Ebene ­ zu
Veränderungen des Wertesystems bzw. der Wertvorstellungen, der Einstellungen und
schließlich des Verhaltens kommt. Je größer diesbezüglich die Unterschiede zwischen den
Touristen und der Bevölkerung sind, desto spürbarer werden diese Auswirkungen.
9
Das Ausmaß der sozio-kulturellen Auswirkungen sowie deren Einfluß auf die Einstellungen
der Bevölkerung den Touristen gegenüber wird grundsätzlich von drei Faktoren bestimmt:
10
Zum einen spielt die kulturelle und ökonomische Distanz zwischen den beiden Gruppen eine
bedeutende Rolle; denn je größer diese Distanz ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit,
daß es im Zeitablauf zu Spannungen, Konflikten und anderen negativen Folgeerscheinungen
des Zusammentreffens kommt. In diesem Zusammenhang ist auch der sogenannte
,,Demonstrationseffekt" zu sehen. Damit ist gemeint, daß (wohlhabende) Touristen durch ihr
Verhalten, ihre Konsumgewohnheiten während des Aufenthalts und die Zurschaustellung
ihres Wohlstands vor allem bei der (ärmeren) Bevölkerung Bedürfnisse wecken, welche
diese mit den vorhandenen Mitteln nicht befriedigen kann. Zwar kann dieses Phänomen in
weiterer Folge auch positive Effekte nach sich ziehen ­ nämlich dann, wenn gleichsam eine
,,motivierende Vorbildwirkung" eintritt, welche zu verstärkter wirtschaftlicher Aktivität und
8
Vgl. Mathieson/Wall 1982, S. 133
9
Vgl. Rátz, T., Puczkó, L.: Social changes affected by tourism development, in: ttra-European Chapter
Conference 1997 ­ Lillehammer, Hrsg. T. Flognfeldt jr., H. Holmengen, Lillehammer College 1997, Bd.2, S. 62
10
V
gl. Mathieson/Wall 1982, S. 141f

7
weiters zu höherem Lebensstandard führt ­ doch vorwiegend bringt der
Demonstrationseffekt negative Auswirkungen wie etwa Neid, Unzufriedenheit und Mißgunst
mit sich.
Der zweite Faktor, der das Ausmaß der sozio-kulturellen Auswirkungen des Tourismus
beeinflußt ist die Fähigkeit, Touristen in einer Gemeinde oder in einer Region aufzunehmen.
Dies ist sowohl räumlich, in Bezug auf die örtlichen Gegebenheiten zu verstehen, als auch
psychologisch, die Bevölkerung betreffend. Ersteres bezieht sich darauf, daß die physische
Präsenz der Touristen für die Bevölkerung zu keiner räumlichen Einschränkung
(beispielsweise bei der Nutzung örtlicher Freizeit- und Erholungseinrichtungen) und zu keiner
Minderung des Lebensstandards führen sollte; die psychologische Komponente umfaßt
primär die subjektiv empfundene Wahrnehmung, von allzu vielen Touristen umgeben zu
sein. Dies kann bewirken, daß eine anfänglich euphorische Befürwortung des Tourismus mit
zunehmender Anzahl der Touristen in Ablehnung und Widerstand umschlägt.
11
Nicht zuletzt ist auch die Geschwindigkeit und das Ausmaß der Tourismusentwicklung in
einer Gemeinde bzw. Region von großer Bedeutung für die Akzeptanz seitens der
Bevölkerung. Eine zu rasch oder zu intensiv vorangetriebene Tourismusentwicklung kann
dazu führen, daß ­ wie zuvor ausgeführt ­ die Touristenströme sowohl die räumliche als
auch die psychologische Aufnahmefähigkeit der Bevölkerung übersteigen und deren
Toleranz entsprechend reduzieren. Diese Gefahr besteht insbesondere dort, wo im Sinne
der Ausgleichsfunktion (siehe 2.1.1. ­ Ökonomische Auswirkungen) versucht wird, fehlende
oder an Bedeutung verlierende Wirtschaftszweige und Einkommensquellen allzu rasch im
Zuge eines Strukturwandels durch Tourismus zu ,,ersetzen". Die dadurch oft
hervorgerufenen, tiefgreifenden Änderungen traditioneller Strukturen müssen von der
Bevölkerung bewältigt und mitgetragen werden, um die erforderliche Akzeptanz Tourismus
gegenüber zu erzielen.
Weitere, in diversen Untersuchungen erwähnte sozio-kulturelle Auswirkungen des Tourismus
betreffen Probleme hinsichtlich Kriminalität, Prostitution und Glücksspiel. Hierbei besteht
jedoch die Schwierigkeit, diese unerwünschten Effekte eindeutig als touristische
Folgeerscheinungen zu identifizieren, da es sich nicht um tourismusspezifische
Problemfelder handelt; das heißt, daß Kriminalität sowohl mit als auch ohne Tourismus in
11
Vgl. Mathieson/Wall 1982, S. 137ff

8
Erscheinung tritt. Die entscheidende Frage lautet daher: In welchem Ausmaß kann
Tourismus dafür verantwortlich gemacht werden, daß in einer Gemeinde bzw. in einer
Region ein Ansteigen der Kriminalität zu verzeichnen ist? Bezüglich der in Zusammenhang
mit Tourismus auftretenden Kriminalität besteht als Resultat diverser Untersuchungen
folgender Erklärungsansatz.
12
Speziell zu Zeiten von Saisonspitzen, welche durch besonders
starke Touristenströme (Massentourismus) gekennzeichnet sind, kann es als Folge vermehrt
auftretender Spannungen und Konflikte zwischen den Touristen und der Bevölkerung zu
Übergriffen und kriminellen Handlungen ­ beispielsweise Diebstahl ­ kommen. Zudem üben
stark frequentierte Tourismusdestinationen immer wieder eine besondere Anziehung auf
Kriminelle aus: Ein von den Touristen oftmals zur Schau gestellter Wohlstand
(,,Demonstrationseffekt"), eine entsprechend große Zahl potentieller Opfer sowie eine eher
geringe Wahrscheinlichkeit der Ausforschung bieten vielen Kriminellen ,,beste
Voraussetzungen" für ihre Vorhaben. Wenngleich ein eindeutiger Wirkungszusammenhang
nur schwer zu untersuchen und nachzuweisen ist, so ist die Plausibilität dieser Erklärung
nicht von der Hand zu weisen.
Neben den soeben besprochenen Problemen und negativen Auswirkungen des Tourismus
kann es andererseits sowohl für Touristen wie auch für die Bevölkerung durch die
gegenseitigen Kontakte zu interessanten Erfahrungen in sozio-kultureller Hinsicht kommen.
Es können Bekanntschaften und Freundschaften zwischen Einheimischen und Touristen
entstehen, welche wiederum das Verständnis für andere Gesellschaften und Kulturen
fördern. Ein kultureller Austausch wird dadurch erheblich begünstigt. Dies ist natürlich nur
dann der Fall, wenn tatsächlich zwei unterschiedliche Kulturen aufeinandertreffen.
Darüber hinaus kann durch die ,,Wiederentdeckung" alter Traditionen und Gepflogenheiten
bei der Bevölkerung das Bewußtsein für die eigene Kultur und Tradition geweckt bzw.
gestärkt werden, wodurch die kulturelle Identität einer Region und der dort lebenden
Menschen gefestigt wird. Dies kann etwa im Rahmen folkloristischer, musikalischer und
sonstiger kultureller Veranstaltungen erfolgen. Auf diese Weise sind nicht nur Touristen
sondern sicherlich auch manche Einheimische für in Vergessenheit geratenes Brauchtum zu
interessieren.
12
Vgl. Mathieson/Wall 1982, S. 151

9
Aber gerade im Bereich der Kultur handelt es sich diesbezüglich um einen schmalen Grat,
denn der Wechsel von positiven zu negativen Auswirkungen des Tourismus ist hier fließend:
Wo endet echte, traditionelle Kultur und wo beginnt eigens für die Touristen organisiertes
und arrangiertes Brauchtum? Insbesondere im Falle eines uneingeschränkten touristischen
Vermarktungsstrebens besteht die Gefahr der sukzessiven Anpassung von Kunst und Kultur
an den Touristengeschmack was in weiterer Folge zu Identitätsverlust führen kann.
13
Dementsprechend entwickelt sich die ursprüngliche Kultur zur bloßen Touristenattraktion und
diverse Veranstaltungen geraten zu einem regelrecht inszenierten Schauspiel.
Ein weiteres Phänomen im Rahmen sozio-kultureller Auswirkungen des Tourismus betrifft
die Angleichung zweier Kulturen, die sogenannte Akkulturation: Kommt es zur Begegnung
zweier unterschiedlicher Kulturen, so führt dies zu wechselseitigen Austauschprozessen
kultureller Art und allmählich zur Angleichung der beiden Kulturen.
14
Das Ausmaß dieser
Angleichung wird wesentlich vom zugrundeliegenden Prozeß des kulturellen Austausches
bestimmt und hängt von der Art der Begegnungen, der sozio-ökonomischen Situation der an
diesen Begegnungen beteiligten Individuen und Gruppen sowie letztendlich von der Größe ­
respektive vom Größenunterschied ­ dieser Gruppen ab. Trifft beispielsweise in
unterentwickelten Ländern oder Regionen eine Vielzahl wohlhabender Touristen binnen
kurzer Zeit auf eine relativ kleinere Zahl Einheimischer, so ist anzunehmen, daß der
kulturelle Austausch und der damit verbundene Angleichungsprozeß zu einem
vergleichsweise starken Einfluß der Touristen auf die Kultur der dortigen Bevölkerung führen
wird.
Ein der Akkulturation ähnliches Konstrukt ist jenes des ,,kulturellen Drifts". Dabei geht es
ebenfalls um eine durch Tourismus hervorgerufene sozio-kulturelle Verhaltensänderung
seitens der Bevölkerung. Der grundlegende Unterschied zur Akkulturation ist jedoch der, daß
es sich beim kulturellen Drift zumeist um einen temporären, auf die Dauer des
Zusammentreffens von Touristen und Bevölkerung beschränkten Vorgang handelt.
15
Die
Einheimischen ­ vielmehr jene, die mit Touristen in Kontakt treten ­ passen ihr Verhalten
während der Präsenz der Touristen vorübergehend an deren Wünsche und Bedürfnisse an,
um diese entsprechend zufriedenzustellen und eine ,,kulturelle Distanz" zu überbrücken.
Nach dem Zusammentreffen mit den Touristen stellt sich bei der Bevölkerung wiederum
13
Vgl. Tietz, B.: Handbuch der Tourismuswirtschaft, München: Verlag Moderne Industrie 1980, S. 189
14
Vgl. Mathieson/Wall 1982, S. 160f
15
Vgl. Mathieson/Wall 1982, S. 162

10
deren ursprüngliches Verhalten ein. Diese zeitlich begrenzten Wandlungen führen somit im
Gegensatz zur Akkulturation, welche eine permanente Änderung der sozio-kulturellen
Verhaltensmuster bezeichnet, nicht zu einer nachhaltigen kulturellen Anpassung. Die Stärke
bzw. das Ausmaß des Drifts wird von der zeitlichen Dauer und der Intensität der Interaktion
zwischen Touristen und Bevölkerung sowie der Stabilität der sozio-kulturellen Identität
letzterer beeinflußt.
Ein zusammenfassender Rückblick auf die möglichen sozio-kulturellen Auswirkungen des
Tourismus zeigt, daß es hierbei vorwiegend zu negativen Folgeerscheinungen kommt. Das
Auftreten unerwünschter ­ weil negativer ­ Auswirkungen auf die Wertvorstellungen,
Einstellungen und das Verhalten der betroffenen Bevölkerung scheint wesentlich
wahrscheinlicher zu sein als positive, den kulturellen Austausch und das gegenseitige
Verständnis fördernde Folgen.
Die in diesem Abschnitt dargestellten ökonomischen, ökologischen und sozio-kulturellen
Auswirkungen des Tourismus stellen eine Reihe möglicher Folgeerscheinungen dar. Um nun
konkrete Beispiele für die in diversen Untersuchungen festgestellten Impacts, Einstellungen
und Einflußfaktoren zu geben, bietet der folgende Abschnitt eine Übersicht und eine kurze
Besprechung einiger Studien.
2.2. Impact-Studien: Grundideen und Konzeptionen
Wie bereits in der Einleitung erwähnt, zeugen zahlreiche internationale Untersuchungen zu
diesem Thema vom Stellenwert der Bevölkerung im Rahmen von Tourismusstudien. Haben
derartige Studien lange Zeit hauptsächlich die Nachfrageseite des Tourismus ­ also die
Touristen ­ untersucht, so beschäftigen sich die Forscher zunehmend mit der Rolle der
Bevölkerung und den durch Tourismus hervorgerufenen Auswirkungen. Dabei können
unterschiedliche Forschungsphasen eingeteilt werden.
16
Zu Beginn der Impact-Forschung (in
den 60er Jahren) wurden vorwiegend positive, ökonomische Auswirkungen untersucht,
wodurch eine entsprechend positive Einstellung gegenüber Tourismus zu verzeichnen war.
In der darauffolgenden Forschungsphase, welche in den 70er Jahren datiert, wurden die
negativen Folgen des Tourismus aus soziologischer und anthropologischer Sicht bereits
16
Vgl. Ap/Crompton 1998, S. 120

11
kritisch beleuchtet. Danach (seit den 80er Jahren) kann man in Bezug auf die Impact-
Forschung bis zum gegenwärtigen Stand von einer ausgewogenen und differenzierten
Beurteilung der Auswirkungen sprechen, da hier zumeist positive wie auch negative Folgen
auf ökonomischer, ökologischer und sozio-kultureller Ebene berücksichtigt werden.
Den zentralen Bestandteil der Studien stellt die Messung der Einstellungen der Bevölkerung
dar. Im wesentlichen wird dabei untersucht, ob die Menschen Tourismus gegenüber positiv
oder negativ eingestellt sind, wie sie die derzeitige Situation empfinden und auch wie die
zukünftige Entwicklung ihrer Meinung nach aussehen sollte. In einem nächsten Schritt wird
versucht, die Einflußgrößen dieser Einstellungen zu erheben. Mit anderen Worten: Wovon
werden die Einstellungen beeinflußt? Anhand welcher Merkmale können Personengruppen
mit verschiedenartigen Einstellungen voneinander unterschieden werden und wodurch
können diese Gruppen charakterisiert werden?
Eine diesbezüglich bedeutende, von Lankford und Howard stammende Untersuchung
beschäftigt sich mit der Entwicklung einer standardisierten Tourismus-Einstellungs- und
Einflußskala (TIAS) mit deren Hilfe tourismusspezifische Einstellungen und Einflüsse
gemessen werden können.
17
Dieses Meßinstrument wurde im Zuge einer Untersuchung in
ländlichen Gebieten der US-Bundesstaaten Oregon und Washington entwickelt und
eingesetzt; es umfaßt 27 Aussagen (,,Items"), die die befragten Personen mittels einer 5-
teiligen Likert-Skala als zutreffend oder nicht zutreffend bezeichnen konnten. Neben den so
gemessenen Einstellungen der Bevölkerung gegenüber Tourismus wurde in weiterer Folge
der Zusammenhang zwischen diesen Einstellungen und verschiedenen sozio-
demographischen bzw. sozio-ökonomischen Merkmalen untersucht, um deren Einfluß zu
prüfen. So konnten die beiden Wissenschafter etwa feststellen, daß die Haltung gegenüber
lokaler Tourismusentwicklung von deren Auswirkungen auf die örtlichen Erholungs- und
Freizeiteinrichtungen, dem Ausmaß der Mitbestimmung und -entscheidung in allgemeinen
Belangen, der Wohndauer in der Region, der Beschäftigung in der Tourismusbranche, dem
Wissen über die lokale Wirtschaftslage sowie der Kontakthäufigkeit mit Touristen beeinflußt
wird. Um die tatsächliche Eignung der TIAS als standardisiertes Meßinstrument zu
überprüfen, wurden seit deren Entwicklung bereits in verschiedenen Ländern Studien
17
Vgl. Lankford, S., Howard, D. R.: Developing a Tourism Impact Attitude Scale, in: Annals of Tourism Research,
Vol. 21, 1994, S. 121-139

12
durchgeführt. So beispielsweise in Kanada
18
; Japan, Indonesien, China, Jordanien
19
sowie in
Österreich
20
.
Eine Vielzahl weiterer Impact-Studien befaßt sich ebenfalls mit der Identifikation der den
Einstellungen zugrunde liegenden Einflußfaktoren. So konnte in Colorado (USA) etwa der
Einfluß der wirtschaftlichen Zukunftsaussichten einer Region festgestellt werden: Je
pessimistischer die wirtschaftliche Zukunft von den Bewohnern gesehen wurde, desto
stärker war die Unterstützung für den Tourismus.
21
Husbands wiederum unterstreicht in
seiner Studie in Sambia die Bedeutung sozio-demographischer Merkmale wie Alter und
Ausbildung sowie die Zugehörigkeit zu einer sozialen Schicht.
22
Belilse und Hoy
23
konnten in ihrer Studie zeigen, daß die räumliche Distanz zu einem
Tourismuszentrum die Einstellungen dergestalt beeinflußt, daß mit zunehmender Entfernung
die Wahrnehmung negativer Auswirkungen abnimmt. Auch Faulkner und Tideswell
24
kamen
im Zuge ihrer in Australien durchgeführten Untersuchung bezüglich der räumlichen Distanz
zu ähnlichen Ergebnissen. Demgegenüber konnte ein derartiger Zusammenhang in Wales
von Sheldon und Var nicht entdeckt werden.
25
Andere, in der Literatur häufig erwähnte Einflußfaktoren beziehen sich auf ökonomische
Aspekte ­ vorwiegend handelt es sich dabei um die Beschäftigung im sowie eine allgemeine
wirtschaftliche Abhängigkeit vom Tourismus.
26
Eine diesbezügliche Verbindung zum
Tourismus muß dabei nicht direkt in der Person des Befragten begründet liegen; sie kann
18
Vgl. Rollins, R.: Validation of the TIAS as a Tourism Tool, in: Annals of Tourism Research, Vol. 24, 1997,
S. 740-742
19
Vgl. Schneider, I.E., Lankford, S., Oguchi, T.: The Cross-Cultural Equivalence of the TIAS: Summary Results,
in: Annals of Tourism Research, Vol. 24, 1997, S. 994-998
20
Vgl. Rath 1995; vgl. Bachleitner, R., Zins, A.: Zur Akzeptanz des Ausstellungstourismus in ländlichen
Regionen, in: Tourismus Journal, 2.Jahrgang, Heft 4, 1998, S. 517-532
21
Vgl. Perdue, R., Long, P, Allen, L.: Resident Support for Tourism Development, in: Annals of Tourism
Research, Vol. 17, 1990, S. 586-599
22
Vgl. Husbands, W.: Social Status and Perception of Tourism in Zambia, in: Annals of Tourism Research,
Vol. 16, 1989, S. 237-239
23
Vgl. Belilse, F., Hoy, D.: The perceived Impact of Tourism by Residents: A Case Study in Santa Marta,
Columbia, in: Annals of Tourism Research, Vol. 7, 1980, S. 83-101
24
Vgl. Faulkner, B., Tideswell, C.: A Framework for Monitoring Community Impacts of Tourism, in: Journal of
Sustainable Tourism, Vol. 5, 1997, S. 3-28
25
Vgl. Sheldon, P., Var, T.: Resident Attitudes to Tourism in North Wales, in: Tourism Management, Vol. 5, 1984,
S. 40-47
26
Vgl. Milman, A., Pizam, A.: Social Impacts of Tourism on Central Florida, in: Annals of Tourism Research,
Vol. 15, 1988, S. 191-204; vgl. Getz, D.: Residents' Attitudes towards Tourism, in: Tourism Management, Vol.
15 (4), 1994, S. 247-258; vgl. Liu, J.C., Var, T.: Resident Attitudes toward Tourism Impacts in Hawaii, in:
Annals of Tourism Research, Vol. 13, 1986, S. 193-214

13
auch über im Tourismus tätige Familienmitglieder, Freunde oder Bekannte bestehen. Die
Beschäftigung im Tourismus und die sich daraus ergebende Einkommensquelle führt
zumeist zu einer positiven Tourismuseinstellung seitens der in diesem Wirtschaftszweig
beschäftigten bzw. der von diesem mittelbar abhängigen Personengruppe. Dies muß jedoch
keinesfalls immer zutreffen, denn mit zunehmender Tourismusorientierung wächst die
Gefahr einer steigenden ökonomischen Abhängigkeit, wodurch die Einstellungen mehr oder
weniger rasch ins (negative) Gegenteil umschlagen können.
27
Neben dem Beschäftigungseffekt wirken aber auch andere, von der Bevölkerung
wahrgenommene Auswirkungen in hohem Ausmaß positiv auf die Einstellungen ein.
Beispielsweise eine durch den Tourismus induzierte Steigerung des Lebensstandards und
der Lebensqualität sowie finanzielle Benefits (z.B. höhere Steuereinnahmen) für die
Gemeinde bzw. Region.
28
Im Rahmen ihrer Studie zur Entwicklung der TIAS wiesen
Lankford und Howard in dieser Hinsicht auch auf die Bedeutung eines durch den Tourismus
erforderlich gewordenen Ausbaus der örtlichen Infrastruktur hin.
29
Eine dadurch bewirkte
Verbesserung der öffentlichen Einrichtungen, der Straßen, der Einkaufsmöglichkeiten sowie
die Errichtung neuer Freizeit- und Erholungseinrichtungen spielen für die Einstellungen der
Bevölkerung zum Tourismus eine wichtige Rolle.
Die Einbindung in die Gemeinschaft (,,attachment") und damit die Zugehörigkeit zu einem
sozialen Gefüge wird in der Literatur oftmals als Einflußfaktor angeführt. In vielen Fällen wird
als Meßvariable die Wohndauer in der betreffenden Gemeinde / Region und der Geburtsort
verwendet.
30
Die dabei meist implizit zugrundegelegte Hypothese lautet, daß Personen,
welche länger in einem Gebiet leben bzw. dort geboren wurden stärker in die Gemeinde
eingebunden sind und daher dem Tourismus und seinen potentiellen negativen
Auswirkungen skeptischer gegenüberstehen. Es gibt jedoch auch Untersuchungen, die
diesen Wirkungszusammenhang nicht aufweisen und die zeigen, daß neu hinzugezogene
Personen ebenso negative Einstellungen gegenüber Tourismus besitzen wie
,,alteingesessene" Bewohner.
31
Eine plausible Erklärung hierfür ist, daß Menschen sich in ­
27
Vgl. Smith, M.D., Krannich, R.S.: Tourism Dependence and Resident Attitudes, in: Annals of Tourism
Research, Vol. 25, 1998, S. 783-802
28
Vgl. Milman/Pizam 1988, S. 195f
29
Vgl. Lankford/Howard 1994, S. 130
30
Vgl. Um, S., Crompton, J.L.: Measuring Resident's Attachment Levels in a Host Community, in: Journal of
Travel Research, Vol 26, 1987, S. 27-29
31
Vgl. Brougham, J.E., Butler, R.W.: A Segmentation Analysis of Resident Attitudes to the Social Impact of
Tourism, in: Annals of Tourism Research, Vol. 7, 1981, S. 569-590

14
vorwiegend ländlichen ­ Regionen neu ansiedeln, um Entspannung, Ruhe und mehr
Lebensqualität abseits lebhafter Großstadtgebiete zu suchen. Ihre negativen Einstellungen
Tourismus gegenüber rühren nun daher, daß sie ihr Bestreben durch die Gegenwart von
Touristen gefährdet sehen.
32
Aufgrund dieser unterschiedlichen Ergebnisse der
Meßvariablen ,,Wohndauer" bezweifeln einige Wissenschafter deren Eignung zur Messung
der Einbindung in eine Gemeinschaft.
33
Weitere, die gesellschaftliche Einbindung
reflektierende Merkmale sind etwa die Möglichkeit der Mitsprache und Mitentscheidung in
gesellschaftlich relevanten Belangen sowie die Mitwirkung in lokalen Organisationen,
Vereinen und Verbänden. Diesbezüglich konnte Lankford in seiner Untersuchung in der
Columbia River Gorge Region (USA) signifikante Unterschiede zwischen den
Bevölkerungsgruppen hinsichtlich ihrer Einstellungen zum Tourismus feststellen.
34
Die von Ap
35
zur Erklärung unterschiedlicher Einstellungen herangezogene ,,Social
Exchange Theory" betrachtet die Beziehungen zwischen Einheimischen und Touristen als
beiderseitige Kosten-Nutzen-Überlegung.
36
Abhängig davon, ob nun bei Beurteilung der
ökonomischen und sozio-kulturellen Austauschbeziehungen die daraus resultierenden,
subjektiv wahrgenommenen Kosten oder der daraus gezogene, subjektiv wahrgenommene
Nutzen größer ist, werden auch die Einstellungen der betreffenden Personen entsprechend
beeinflußt: Je mehr Benefits seitens der Bevölkerung im Zuge des Zusammentreffens mit
den Touristen wahrgenommen werden, desto positiver gestalten sich deren Einstellungen.
Auf eine bedeutende Eigenschaft der Einstellungen muß an dieser Stelle hingewiesen
werden: Einstellungen können sich im Zeitablauf ändern. Diese Änderungen können nun
durch allgemeine gesellschaftliche Entwicklungen sozialer und kultureller Natur verursacht
werden; sie können natürlich auch durch Entwicklungen im Tourismus hervorgerufen
werden.
37
So kann beispielsweise die positive, unterstützende Haltung der Bevölkerung einer
am Beginn ihrer touristischen Entwicklung stehenden Gemeinde nach mehreren Jahren
Tourismus in Verdrossenheit und Ablehnung münden; etwa weil negative
32
Vgl. Faulkner/Tideswell 1997, S. 8
33
Vgl. McCool, S.F., Martin, S.R.: Community Attachment and Attitudes Toward Tourism Development, in:
Journal of Travel Research, Vol. 32, 1994, S. 29-34
34
Vgl. Lankford, S.: Attitudes and Perceptions Toward Tourism and Rural Regional Development, in: Journal of
Travel Research, Vol. 32, 1994, S. 35-43
35
Vgl. Ap, J.: Residents' Perceptions on Tourism Impacts, in: Annals of Tourism Research, Vol. 19, 1992, S. 665-
690
36
Vgl. Getz 1994, S. 248
37
Vgl. Getz 1994, S. 247

15
Folgeerscheinungen überwiegen oder Erwartungen nicht erfüllt wurden. Jedenfalls ist es für
die Impact-Forschung von Bedeutung, derartige Veränderungen zu identifizieren und ihre
Ursachen zu erheben. Im Rahmen langfristiger Studien (sogenannter Longitudinal-Studien)
wird die Bevölkerung eines Untersuchungsgebiets nach mehreren Jahren
38
oder in kurzen,
regelmäßigen Abständen
39
erneut zu ihren Einstellungen gegenüber dem Tourismus befragt.
Aus der Untersuchung der Einstellungsänderungen wurden in der Literatur mehrere Modelle
entwickelt. Eines der bekanntesten ist das ,,Irridex"-Modell (Index of Tourist Irritation) von
Doxey:
40
Bei seinen Studien in Barbados und Niagara entwickelte Doxey die vielbeachtete
Theorie, daß die Einstellungen der Menschen in Tourismusgebieten bei zunehmender
Tourimusintensität im Laufe der Zeit einem typischen Verlauf folgen.
41
Ausgelöst wird dieser
Ablauf von Irritationen, welche ihrerseits durch eine zunehmende Anzahl von Touristen und
die damit entstehenden Probleme, Spannungen und Konflikte hervorgerufen werden. Doxey
identifizierte die folgenden vier Phasen der Akzeptanz:
1. Euphorie:
zu Beginn der Tourismusentwicklung; gekenneichnet von einer
breiten Zustimmung seitens der Bevölkerung und positiven
wirtschaftlichen Erwartungen und Hoffnungen;
2. Apathie:
mit zunehmendem Wachstum des Tourismus wird dieser
immer mehr zur Selbstverständlichkeit und zur Norm;
3. Irritation:
tritt auf, wenn bei bestehenden und begrenzten Strukturen ein
gewisser Sätigungsgrad erreicht wird, welcher von der
Bevölkerung als störend empfunden wird;
4. Antagonismus: steht am Ende des Entwicklungsverlaufes und mündet
aufgrund zunehmender Spannungen zwischen Bevölkerung
und Touristen in Ablehnung und Widerstand gegen Tourismus.
38
Vgl. Getz 1994
39
Vgl. McCool, S.F., Moisey, R.N.: Monitoring Resident Attitudes Toward Tourism, in: Tourism Analysis, Vol. 1,
1996, S. 29-37
40
Vgl. Doxey, G.V.: A Causation Theory of Visitor-Resident Irritants: Methodology and Research Inferences, in:
Proceedings of the 6th Annual Conference of the Travel Research Association, San Diego, 1975, S. 195-198
41
Vgl. Bachleitner/Zins 1998, S. 522

16
Einen Erklärungsansatz vergleichbarer Art wählte Butler für seine Darstellung der
Veränderung der Tourismusakzeptanz seitens der Bevölkerung.
42
Sein Modell des
touristischen Lebenszyklus besagt, daß jede Tourismusdestination einen ­ dem
Produktlebenszyklus sehr ähnlichen ­ Zyklus durchläuft, welcher im Grunde dem Ausmaß
der Tourismusentwicklung entspricht; das heißt von der ,,Entstehung" einer Destination, über
deren Wachstum und Reife bis hin zu Sättigung und Verfall. Im diesem Modell wird nun
angenommen, daß sich die Einstellungen der Bevölkerung zum Tourismus (somit die
Tourismusakzeptanz) zunehmend verschlechtern, bis es schließlich zu offenem Widerstand
gegenüber jeglicher weiteren Tourismusentwicklung kommt. Wenngleich durch dieses
Lebenszyklusmodell der Eindruck einer gewissen Gesetzmäßigkeit bzw. Unabänderlichkeit
entstehen mag, so wird doch auf die Möglichkeit der Einflußnahme auf den Verlauf des
Lebenszyklus hingewiesen.
43
Die mit dem Fortschreiten der Tourismusentwicklung sinkende
Tourismusakzeptanz und ein daraus resultierendes distanziertes Verhalten der Bevölkerung
kann die Attraktivität und Anziehungskraft einer Destination aus Sicht der potentiellen
Besucher derart reduzieren, daß der Verlauf der Tourismusentwicklung und damit des
touristischen Lebenszyklus im Sinne der den Tourismus ablehnenden Bevölkerung verändet
wird.
Die beiden Modelle weisen eine konzeptionelle Gemeinsamkeit auf: Sowohl Doxeys ,,Irridex"-
Modell als auch Butlers Lebenszyklusmodell betrachten die Einstellungen und Haltungen der
Menschen Tourismus gegenüber in ihrer Gesamtheit; das heißt sie berücksichtigen nicht die
Tatsache, daß innerhalb einer Gemeinschaft (Gemeinde, Region, Destination) zur gleichen
Zeit mehrere unterschiedliche Einstellungen und Verhaltensmuster bestehen können.
Weiters gehen beide davon aus, daß sich Einstellungen und Verhaltensstrategien im Zuge
der Tourismusentwicklung lediglich in eine bestimmte Richtung verändern
(,,Unidirektionalität"). Eine dem Verlauf des ,,Irridex"- oder des Lebenszyklusmodells
entgegengerichtete Änderung oder ein spontaner Wechsel unterschiedlicher Strategietypen
kann mit diesen beiden Modellen nicht erklärt werden.
Daher wurden im Rahmen weiterer Impact-Studien Modelle entwickelt, welche diese
Einschränkungen nicht aufweisen. So erarbeiteten Bjorklund und Philbrick
44
ein 4-
42
Vgl. Butler, R.W.: The Concept of a Tourist Area Cycle of Evolution: Implications for Management of
Resources, in: Canadian Geographer, Vol. 24, 1980, S. 5-12
43
Vgl. Faulkner/Tideswell 1997, S. 6
44
Vgl. Bjorklund, E., Philbrick, A.: Spatial Configurations of Mental Processes, in: Belanger, M., Janelle, D.
(Hrsg.): Building Regions for the Future, Department of Geography, Lowal University, Quebec 1972

17
Quadrantenmodell, bestehend aus einer kognitiven Einstellungs-Dimension mit den
Ausprägungen ,,günstig ­ ungünstig" und einer konativen Handlungs-Dimension mit den
Ausprägungen ,,aktiv ­ passiv".
45
Bei diesem Modell ist ein Wechsel zwischen den einzelnen
Quadranten und somit die Darstellung einer Einstellungs- und Verhaltensänderung nicht nur
möglich sondern vorgesehen. Auch Dogan
46
weist in seiner Untersuchung darauf hin, daß in
einer Region zur selben Zeit verschiedene Strategiekombinationen in Bezug auf die
Einstellungen und das Verhalten gegenüber Tourismus bestehen können. Ap und
Crompton
47
entwickelten bei einer Studie in Texas ein aus vier Verhaltensstrategien
bestehendes Kontinuum mit den Strategien ,,embracement" (Bejahung und Unterstützung
des Tourismus), ,,tolerance" (ambivalente Duldung des Tourismus), ,,adjustment" (Anpassung
von Verhaltensmustern und Gewohnheiten, um negative Auswirkungen des Tourismus zu
minimieren) und ,,withdrawal" (sowohl temporärer als auch permanenter physischer und/oder
psychischer Rückzug aus der Gemeinde). Auch dieses Modell berücksichtigt die Möglichkeit,
daß innerhalb einer Gemeinde unterschiedliche Einstellungen parallel zueinander
vorherrschen können, da die Individuen die Auswirkungen des Tourismus unterschiedlich
wahrnehmen und infolgedessen verschiedene Handlungs- und Verhaltenstrategien ergreifen
werden. Weiters unterstreichen Ap/Crompton, daß jede Person ihre individuell gewählte
Strategie jederzeit in beide Richtungen des Kontinuums ändern kann,
48
womit sich ihr Modell
sowohl von Doxeys ,,Irridex"- als auch von Butlers Lebenszyklusmodell unterscheidet.
Die in diesem Abschnitt besprochenen Studien sollen einen Überblick über die Impact-
Forschung, deren Entwicklung und derzeitigen Stand vermitteln. Es handelt sich dabei
lediglich um einige der auf diesem Gebiet verfaßten Arbeiten, welche jedoch für die
Konzeption der gegenständlichen Untersuchung in der Region Neusiedler See - Seewinkel
von maßgeblicher Bedeutung waren. Insbesondere die zu Beginn erwähnte Tourismus-
Einstellungs- und Einflußskala (TIAS) von Lankford und Howard diente bei der Entwicklung
des Fragebogens als Orientierung und Grundlage; doch auch zahlreiche andere hier
aufgezählte Arbeiten lieferten wichtige Inputs für die nun folgende Studie.
45
Vgl. Bachleitner/Zins 1998, S. 522; Mathieson/Wall 1982, S. 139
46
Vgl. Dogan, H.: Forms of Adjustment: Socio-cultural Impacts of Tourism, in: Annals of Tourism Research, Vol.
16, 1989, S. 216-236
47
Vgl. Ap, J., Crompton, J.L.: Residents' Strategies for Responding to Tourism Impacts, in: Journal of Travel
Research, Vol. 32, 1993, S. 47-50
48
Vgl. Ap/Crompton 1993, S. 49

18
3. Ausblick auf den empirischen Teil der Arbeit
Nach der Präsentation des notwendigen theoriebezogenen Hintergrundes der Untersuchung
folgt nun die umfassende Auseinandersetzung mit der eigentlichen Studie.
Zunächst erfolgt die allgemeine Darstellung des Untersuchungsgebietes in geographischer
und demographischer Hinsicht, um einen ersten Einblick in die Region zu geben; dabei
werden auch sozio-ökonomische Aspekte wie etwa die Situation der Pendler behandelt.
Danach wird näher auf den Tourismus im Seewinkel eingegangen, um die Bedeutung dieses
Wirtschaftszweiges für die Region zu zeigen. In diesem Zusammenhang wird ein Überblick
über die touristische Infra- und Suprastruktur
49
sowie einige grundlegende
Tourismusindikatoren gegeben. Im Anschluß daran soll dem/r LeserIn der Nationalpark
Neusiedler See ­ Seewinkel näher vorgestellt werden: seine Entstehung, die Hintergründe
und Besonderheiten werden dabei umrißhaft angesprochen.
Der verbleibende Teil der Arbeit umfaßt die Untersuchung selbst, die Auswertung und
Analyse der Ergebnisse sowie daraus resultierende Schlußfolgerungen.
49
Zur Definition und begrifflichen Abgrenzung siehe weiter unten, Abschnitt 5

19
4. Die Region
4.1. Geographische und demographische Darstellung des Seewinkels
Der Seewinkel befindet sich im Nordosten des Burgenlandes und umfaßt das Gebiet östlich
des Neusiedler Sees und südlich der Parndorfer Platte; gegen Süden und Osten grenzt die
Region an ungarisches Staatsgebiet. Aus Gründen der Vollständigkeit sei an dieser Stelle
erwähnt, daß zum politischen Bezirk Neusiedl am See zusätzlich zu den unten angeführten
Gemeinden noch die Gemeinden Bruckneudorf, Deutsch Jahrndorf, Edelstal, Gattendorf,
Jois, Kittsee, Neudorf, Nickelsdorf, Pama, Parndorf, Potzneusiedl, Winden am See und
Zurndorf zählen. Diese werden aber in die weitere Betrachtung nicht einbezogen, da sie dem
zugrundeliegenden Untersuchungsgebiet ­ dem Seewinkel ­ nicht unmittelbar angehören.
Abbildung 4.1. zeigt den Seewinkel und die 14 Gemeinden der Region.
Abbildung 4.1.: Der Seewinkel
Quelle: Internet-Homepage des Burgenland Tourismus (www.burgenland-tourism.at)
Sieben dieser 14 Seewinkelgemeinden haben Anteil an der Nationalparkfläche und tragen
daher die Bezeichnung ,,Nationalparkgemeinde". Es sind dies Neusiedl am See, Weiden am
See, Podersdorf am See, Illmitz, Apetlon, Tadten und Andau.

20
Insgesamt leben in den 14 Gemeinden rund 32.500 Menschen. Nachfolgend sind in Tabelle
4.1. die Einwohnerzahlen (nach Größe gereiht) dargestellt.
Gemeinde
Einwohner Anteil in % weiblich männlich
Neusiedl am See
4.684
14,4%
2.417
2.267
Gols
3.420
10,5%
1.721
1.699
Frauenkirchen
2.634
8,1%
1.353
1.281
Andau
2.624
8,1%
1.353
1.271
Illmitz
2.517
7,7%
1.225
1.292
Mönchhof
2.182
6,7%
1.142
1.040
Podersdorf am See
2.122
6,5%
1.067
1.055
Wallern
1.978
6,1%
1.003
975
Apetlon
1.921
6,0%
994
927
Weiden am See
1.875
5,8%
953
922
Halbturn
1.856
5,7%
947
909
Pamhagen
1.795
5,5%
876
919
Tadten
1.461
4,5%
777
684
St. Andrä am Zicksee
1.422
4,4%
740
682
32.491
100,0%
16.568
15.923
Tabelle 4.1.: Einwohnerzahlen der 14 Seewinkelgemeinden
Quelle: ÖSTAT (Volkszählung 1991)
Die beiden größten Gemeinden ­ Neusiedl und Gols ­ beheimaten zusammen etwa ein
Viertel (24,9%) der gesamten Bevölkerung des Seewinkels. Anteilsmäßig annähernd gleich
groß sind die Gemeinden Frauenkirchen, Andau und Illmitz (2.517 bis 2.634 Einwohner bzw.
7,7% bis 8,1%). Die übrigen neun Gemeinden zählen zwischen 1.422 und 2.182 Einwohner
und umfassen einen Anteil von insgesamt 51,2%.
An dieser Stelle ist eine Erläuterung des in den folgenden Abschnitten (vor allem 4.1. und
4.2.) verwendeten Datenmaterials angebracht. Die Basis der demographischen und sozio-
demographischen Darstellung bildet grundsätzlich die Volkszählung des Österreichischen
Statistischen Zentralamtes (ÖSTAT) vom 15.Mai 1991, da diese die umfassendsten und

21
genauesten Informationen liefert. Dabei werden umfangreiche Fragebögen für jeden
Haushalt (Zählungsliste) bzw. für jede Person (Personenblatt) ausgefüllt
50
und wichtige
Strukturdaten (Alter, Geschlecht, Beschäftigung, Artbeitsort, etc.) gewonnen. Auf
Gemeindeebene stellt die Volkszählung 1991 somit die aktuellste und detaillierteste
Datenquelle in sozio-demographischer Hinsicht dar. Betreffend die Einwohnerstatistik ist
anzumerken, daß die Landesstatistik seit 1.1.1996 auf Ersuchen des ÖSTAT eine jährliche
Einwohnererhebung durchführt, wobei hier die Gemeinden nach der jeweiligen
Einwohnerzahl befragt werden. Es werden dabei jedoch keine Strukturdaten erhoben (Alter,
Geschlecht, etc.) und auch die Qualität der Daten ist nicht so hoch wie bei der Volkszählung
(Diskrepanz durch Hauptwohnsitz-/Nebenwohnsitzproblematik). Aufgrund dieser Defizite und
der in der vorliegenden Arbeit benötigten Informationen wird bei der sozio-demographischen
Darstellung der Gemeinden und der Region auf die Daten der Volkszählung 1991
zurückgegriffen; etwaige andere Datenquellen werden dabei im jeweiligen Quellennachweis
angegeben.
4.2. Die wirtschaftliche Situation in der Region
Um ein Bild von der wirtschaftlichen Situation im Seewinkel zu geben, wird im folgenden
Abschnitt näher auf die Beschäftigungssituation in der Region eingegangen. Vorwiegend
wird dabei auf Kennzahlen wie Lebensunterhalt, Beschäftigung, Wirtschaftsbereiche und
Arbeitsort (,,Pendlerstatistik") Bezug genommen. Tabelle 4.2. zeigt die Verteilung der
Wohnbevölkerung nach Lebensunterhalt und nach Geschlecht.
50
V
gl. ÖSTAT: Volkszählung 1991 ­ Benützerhandbuch (Ausgabe 1994), Wien 1995, S. 12

22
Wohnbevölkerung
in %
gesamt weiblich männlich
beschäftigt
44,5% 14.464
5.529
8.935
Pensionist
21%
6.818
3.891
2.927
Kind, Schüler (<15 Jahre)
17,6%
5.702
2.794
2.908
Hausfrau, -mann
9,6%
3.128
3.110
18
Schüler, Student (> 15 Jahre)
4,3%
1.396
769
627
anderer/unbek. Lebensunterhalt
1,5%
495
221
274
arbeitslos
1,4%
456
242
214
erhaltene Person
0,1%
32
12
20
100% 32.491
16.568
15.923
Tabelle 4.2.: Wohnbevölkerung im Seewinkel nach Lebensunterhalt und Geschlecht
Quelle: Amt d. Burgenländischen Landesregierung, Landesamtsdirektion - Stabsstelle Europabüro und
Statistik (Volkszählung 1991)
Wie Tabelle 4.2. zeigt, liegt die Erwerbsquote im Seewinkel bei 44,5%; etwa 14.500
Personen gehen somit einer regelmäßigen Beschäftigung nach. Differenziert man dabei
jedoch nach Geschlecht, so erhält man folgendes Bild: Während die Erwerbsquote bei den
Männern bei 56,1% liegt, beträgt sie bei den Frauen rund 33,4%.
Nahezu gleich groß ist hingegen der Anteil jener Bevölkerungsgruppen, die noch nicht oder
nicht mehr im Erwerbsprozeß stehen: Insgesamt 21,9% Kindern bzw. in Ausbildung
befindlichen (Schüler und Studenten) stehen 21% pensionierte Personen gegenüber.
Beinahe 10% der Bevölkerung sind im Haushalt tätig, wobei hier der Anteil der weiblichen
Bevölkerung mit 99,4% erheblich überwiegt.
Eine wichtige Anmerkung zu Tabelle 4.2. ist jedoch in diesem Zusammenhang geboten: Der
Anteil der 456 arbeitslosen Personen (1,4%) bezieht sich auf die gesamte Wohnbevölkerung
(32.491) und stellt somit nicht die Arbeitslosenrate in der herkömmlichen Definition dar, bei
deren Berechnung die Anzahl der arbeitslosen Personen dem Arbeitskräftepotential ­ das ist
die Summe aus arbeitslosen und beschäftigten Personen ­ gegenübergestellt wird. Führt
man diese Berechnung mit den Daten aus Tabelle 4.2. durch, so erhält man einen Wert von
3,05%.

23
Um die Beschäftigungssituation und vor allem die einzelnen Wirtschaftsbereiche im Detail
darzustellen, sind die berufstätigen Personen in Tabelle 4.3. nach Wirtschaftsabteilung und
Geschlecht aufgeschlüsselt. Die Anzahl der Berufstätigen (14.920) ergibt sich dabei aus der
Summe der Beschäftigten (14.464) und der Arbeitslosen (456) aus Tabelle 4.2.
Berufstätige
in %
gesamt weiblich männlich
Persönl., soziale und öffentl. Dienste
24%
3.574
1.838
1.736
Land- und Forstwirtschaft
18%
2.678
1.105
1.573
Verabeit. Gewerbe; Industrie
17,4%
2.603
801
1.802
Handel; Lagerung
11,2%
1.679
892
787
Bauwesen
10,8%
1.617
88
1.529
Beherbergungs- und Gaststättenwesen
6,6%
990
537
453
Verkehr; Nachrichtenübermittlung
6,5%
970
143
827
Geld-, Kreditwesen, Wirtschaftsdienste
5%
743
359
384
Energie- und Wasserversorgung
0,4%
58
6
52
Bergbau; Steine- und Erdengewinnung
0,1%
8
2
6
100%
14.920
5.771
9.149
Tabelle 4.3.: Berufstätige im Seewinkel nach Wirtschaftsabteilung und Geschlecht
Quelle: Amt d. Burgenländischen Landesregierung, Landesamtsdirektion - Stabsstelle Europabüro und
Statistik (Volkszählung 1991)
Vor einer näheren Auseinandersetzung mit Tabelle 4.3. muß darauf hingewiesen werden,
daß es sich hierbei um Beruf bzw. Beschäftigung der Seewinkler handelt. Diese Tabelle zeigt
also, in welchen Wirtschaftsbereichen die Bevölkerung tätig ist; sie beinhaltet jedoch keine
Information über den Arbeitsort und somit über Auspendler. Eine entsprechende
Pendlerstatistik folgt noch in Tabelle 4.4. Wie Tabelle 4.3. zeigt ist nahezu ein Viertel der
Bevölkerung des Seewinkels im Wirtschaftsbereich der persönlichen, sozialen und
öffentlichen Dienste beschäftigt wobei der Anteil der weiblichen Berufstätigen 51,4% beträgt.
Die Land- und Forstwirtschaft weist mit einem Anteil von 18% der Berufstätigen einen hohen
Wert auf und unterstreicht damit ihre bedeutende Rolle für die Wirtschaft des Seewinkels.
Der Ackerbau weist dabei mit dem Anbau von Weizen, Roggen, Zuckerrübe und Mais ­ um

24
nur einige zu nennen ­ flächenmäßig den größten Anteil auf. Der Stellenwert des Seewinkels
als Weinbaugebiet und das über die Grenzen hinausreichende Ansehen seiner Weine
bekräftigt die Bedeutung des Weinbaus für die Region und ist hinlänglich bekannt. Aber auch
der Gemüsebau spielt in Hinsicht auf die Produktion von Salat, Radieschen, Gurken,
Tomaten, Paprika und Sellerie sowie die Versorgung Wiens eine wichtige Rolle. Trotz dieser
Bedeutung der Landwirtschaft für die wirtschaftliche Situation des Seewinkels nimmt die
Abwanderung aus den landwirtschaftlichen Betrieben ­ vor allem seitens der Jugendlichen ­
laufend zu und die Zahl der Vollerwerbsbauern in der Region verringert sich zudem merklich.
Eine ähnlich große Zahl (17,4%) an Beschäftigten ist im verarbeitenden Gewerbe und der
Industrie tätig; der Anteil der Männer beträgt in diesem Bereich 69,2%. Im Bereich Handel
und Lagerung überwiegt hingegen der Anteil der weiblichen Beschäftigten etwas (53,1%).
Die Branche des Bauwesens zeigt mit 94,5% eine ­ erwartungsgemäß ­ sehr starke
Vorherrschaft der männlichen Beschäftigten, wobei es sich hier im allgemeinen um einen
Wirtschaftsbereich mit hohem Pendleranteil handelt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird es
sich somit bei einem großen Teil der 1.617 Beschäftigten des Bauwesens um Tages- oder
Wochenpendler handeln. Das für das touristische Angebot wichtige Beherbergungs- und
Gaststättenwesen beschäftigt 6,6% der Bevölkerung. Zu 54,2% sind in diesem
Wirtschaftsbereich Frauen tätig, zu 45,8% Männer. Das Beherbergungswesen der Region
und dessen Struktur wird in Kapitel 4 noch ausführlich beleuchtet werden.
Wie bereits weiter oben erwähnt, sind bei der Analyse der wirtschaftlichen Situation einer
Region nicht nur die soeben behandelten Daten über Lebensunterhalt, Beschäftigung und
Wirtschaftsbereich von Bedeutung, auch die Frage nach dem jeweiligen Arbeitsort der
Beschäftigten ­ also die Pendlerstatistik ­ besitzt für die Darstellung der Arbeitssituation
Aussagekraft. Dementsprechend sind in Tabelle 4.4. die Beschäftigten nach Arbeitsort
gegliedert dargestellt. Weites zeigt diese Aufstellung eine Einteilung der Auspendler in
Tages- und Nichttagespendler.

25
Arbeitsort
Beschäftigte Bez. ND
a
übriges B
b
W
c
d
übrige Bdl.
e
Ausland
14.464
9.686
324 3.456
852
71
75
in %
67%
2,2% 23,9% 5,9%
0,5%
0,5%
Tagespendler
274 2.573
726
0
10
in % der Auspendler
84,6% 74,4% 85,2%
0%
13,3%
Nichttagespendler
50
883
126
71
65
in % der Auspendler
15,4% 25,6% 14,8%
100%
87,7%
Tabelle 4.4.: Beschäftigte nach Arbeitsort
a: Bezirk Neusiedl am See; b: übriges Burgenland; c: Wien; d: Niederösterreich; e: übrige Bundesländer
Quelle: Amt d. Burgenländischen Landesregierung, Landesamtsdirektion - Stabsstelle Europabüro und
Statistik (Volkszählung 1991)
Demnach arbeiten zwei Drittel der Beschäftigten im Bezirk Neusiedl am See; zu diesem
Personenkreis zählen auch die sogenannten Binnenpendler, also jene Beschäftigten, die
ihren Wohnsitz in einer der Gemeinden des Bezirks haben und in einer anderen Gemeinde
desselben Bezirks ihrer Beschäftigung nachgehen. Hingegen pendeln 2,2% der 14.464
Beschäftigten vom Bezirk Neusiedl am See in andere Bezirke des Burgenlandes aus. Der
überwiegende Teil (84,6%) dieser 324 Burgenlandpendler zählt zur Kategorie der
Tagespendler; die übrigen 15,4% können als Nichttagespendler (z.B. Wochenpendler)
bezeichnet werden.
Die zweitgrößte Personengruppe ­ nahezu ein Viertel (23,9%) ­ pendelt im Zuge der
Beschäftigungsausübung in die Bundeshauptstadt Wien. Rund drei Viertel der Wienpendler
(74,4%) tun dies täglich und immerhin ein Viertel der Pendler hält sich aus beruflichen
Gründen länger als einen Tag in Wien auf. Diese Daten zeigen offenkundig die Bedeutung
des Arbeitsmarktes ,,Wien" für einen großen Teil der im Seewinkel ansässigen, berufstätigen
Bevölkerung.
Dem Bundesland Niederösterreich kommt hinsichtlich der Beschäftigung im Vergleich zu
Wien eine etwas geringere Bedeutung zu: knapp 6% der beschäftigten Personen üben in
diesem Bundesland ihren Beruf aus, wobei auch hier der weitaus überwiegende Teil (85,2%)

26
der Kategorie der Tagespendler zuzurechnen ist. Eine relativ geringe Rolle spielen in diesem
Zusammenhang die übrigen Bundesländer bzw. das Ausland mit einem Anteil von jeweils
0,5% der Beschäftigten. Die Gruppe der Bundeslandpendler besteht dabei zur Gänze aus
Nichttagespendlern, jene der Auslandspendler zählt 13,3% Tages- und 87,7%
Nichttagespendler. Diese Zusammensetzung der Auslandspendler erklärt sich aus der
geographischen Lage des Seewinkels und somit aus der Nähe zu Ungarn.
Zusammenfassend läßt sich zur Beschäftigungssituation im Seewinkel sagen, daß es sich
hierbei um eine Grenzregion mit einem entsprechend hohen Pendleranteil handelt. In diesem
Zusammenhang und vor diesem Hintergrund muß daher auch die nun folgende Betrachtung
des Tourismus in der Region als mögliches Betätigungsfeld für die Bevölkerung gesehen
werden.

27
5. Tourismus im Seewinkel
Um die Situation und die Lage des Tourismus in einer Region darzustellen, kann man
diesbezüglich auf verschiedene Daten und Kennzahlen zurückgreifen. Da Tourismus ­ wie
jeder Markt ­ eine Angebots- und eine Nachfrageseite besitzt, ist die Darstellung dieser
beiden Seiten im Zuge einer Regionalanalyse unumgänglich. Eine kurze Begriffsbestimmung
und -abgrenzung soll die Einordnung der in weiterer Folge verwendeten Merkmale
erleichtern.
51
Beim touristischen Angebot kann grundsätzlich ursprüngliches und abgeleitetes Angebot
unterschieden werden. Ersteres beinhaltet vor allem natürliche Gegebenheiten (d.h.
geographische Lage, Klima, Landschaftsbild, Fauna und Flora), sozio-kulturelle Faktoren
(wie z.B. Kultur, Tradition, Sprache, Gastfreundschaft und Brauchtum) und allgemeine
Infrastruktur (die sog. Basisinfrastruktur), welche gleichsam als Grundausstattung für die
Entfaltung wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Aktivitäten bezeichnet werden kann. Diese
Angebotsfaktoren sind somit per se nicht tourismusspezifisch, sie üben jedoch einen starken
Einfluß auf die (touristische) Attraktivität einer Region aus. Das abgeleitete Angebot enthält
im Gegensatz dazu Einrichtungen zur Ortsveränderung, Einrichtungen des Aufenthalts ­
also Beherbergung, Verpflegung, Unterhaltung, Erholung etc. ­ und Einrichtungen der
Vermittlung wie etwa Tourismusverbände oder Reiseagenturen. Diese Einrichtungen erfüllen
so einen ganz bestimmten, spezifischen Zweck und dienen diversen Tourismusaktivitäten,
wodurch sie für die Analyse des touristischen Angebots von besonderem Interesse sind.
Das abgeleitete Angebot läßt sich wiederum in die touristische Infrastruktur und die
touristische Suprastruktur unterteilen. Kaspar definiert touristische Infrastruktur als ,,alle
gemeinschaftlich, d.h. öffentlich benutzbaren Einrichtungen, welche touristische Aktivitäten
ermöglichen und nicht zur touristischen Suprastruktur gezählt werden".
52
Dazu zählt die
touristisch bedingte engere Infrastruktur, welche primär die wegen des Fremdenverkehrs
zusätzlich benötigten Einrichtungen zur Versorgung (Transport-, Energie-,
Wasserversorgung) und Entsorgung (Abfall, Abwasser) umfaßt. Die touristische Infrastruktur
im engeren Sinne beinhaltet vor allem tourismusörtliche Einrichtungen wie Wanderwege,
Schwimmbäder, Tennis- und Golfplätze, Wassersporteinrichtungen und Parkanlagen. Aber
51
Vgl. Kaspar 1996, S. 66ff
52
Kaspar 1996, S. 67

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
1999
ISBN (eBook)
9783832457631
ISBN (Paperback)
9783838657639
DOI
10.3239/9783832457631
Dateigröße
1.3 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Wirtschaftsuniversität Wien – Betriebswirtschaft
Erscheinungsdatum
2002 (August)
Note
1,0
Schlagworte
tourismusforschung nationalpark-tourismus sozio-ökonomische auswirkungen tourismus messung einstellungen haltungen nationalpark seewinkel österreich
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