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Die Währungsunion als europäische Antwort auf die Herausforderung der Globalisierung

©2000 Diplomarbeit 104 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Gang der Untersuchung:
Es soll eine Bestätigung der Hypothese untersucht werden, dass die Schaffung einer einheitlichen Währung innerhalb eines gemeinsamen Wirtschaftsraums lediglich die logische Konsequenz der Entwicklung in einem globalen Wirtschaftsgefüge darstellt, um als Wirtschaftsraum auch weiterhin konkurrenzfähig zu bleiben.
Um die aktuellen Ereignisse bezüglich der Entwicklung der WWU besser nachvollziehen zu können, beinhaltet Kap. 2 zunächst eine geschichtliche Betrachtung. Insbesondere wird auf die Münzunionen Mitte des 19. Jahrhunderts Bezug genommen, wobei aber ebenso das internationale Währungssystem sowie diesbezügliche Abkommen und die Entwicklung bis hin zur WWU betrachtet werden. Im Bereich des internationalen Wirtschafts- und Finanztransfers, innerhalb dessen der globale Handel mit Gütern, Devisen und Dienstleistungen stattfindet, ist über die Jahrzehnte ein kompliziertes Werk von Institutionen entstanden.
Diese internationalen Organisationen, die alle letztendlich aus der Währungs- und Finanzkonferenz der Vereinten Nationen von 1944 in Bretton Woods hervorgingen, werden in Kap. 3 dargestellt. Hier wird die Funktionsweise des Internationalen Währungsfonds (IWF) umfangreich untersucht, da es die Aufgabe des Fonds ist, währungspolitisch im internationalen Bereich für Stabilität zu sorgen.
In Kap. 4 wird aufgezeigt, wie sich die weltweit veränderten Rahmenbedingungen auf die Unternehmen auswirken und wie diese wiederum auf die sich verändernden Marktbedingungen reagieren.
Welche Rolle die Europäische Union, und natürlich auch die in ihr ansässigen Unternehmen, insbesondere unter der Berücksichtigung des einheitlichen Währungsraums, innerhalb des globalen Marktgefüges spielen, wird im 5. Kapitel erörtert.
Im Hinblick auf den noch jungen Euro wird in Kap. 6 untersucht, wie er sich innerhalb der ersten 1½ Jahre seit seiner Einführung entwickelt hat, welche Entwicklungschancen er hat und wodurch eine globale Geldwertstabilität erreicht werden könnte.
Ein abschließendes Resümee und ein Ausblick sind in Kap. 7 zu finden.

Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
1.Einleitung1
2.Die Währungsunion im Rahmen der Geschichte4
2.1Münzunionen im späten Mittelalter4
2.2Der internationale Goldstandard als Leitwährungssystem5
2.2.1Der Goldstandard bis 19146
2.2.2Der Restaurationsversuch nach 19206
2.3Das System von Bretton Woods7
2.4Die EZU - Förderer des internationalen Wettbewerbs8
2.5Die „Römischen […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 5703
Heinemann, Götz: Die Währungsunion als europäische Antwort auf die Herausforderung der
Globalisierung / Götz Heinemann - Hamburg: Diplomica GmbH, 2002
Zugl.: Marburg, Universität, Diplomarbeit, 2000
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http://www.diplom.de, Hamburg 2002
Printed in Germany

I
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung ...1
2. Die Währungsunion im Rahmen der Geschichte...4
2.1 Münzunionen im späten Mittelalter ...4
2.2 Der internationale Goldstandard als Leitwährungssystem ...5
2.2.1 Der Goldstandard bis 1914...6
2.2.2 Der Restaurationsversuch nach 1920 ...6
2.3 Das System von Bretton Woods...7
2.4 Die EZU - Förderer des internationalen Wettbewerbs ...8
2.5 Die ,,Römischen Verträge" ...9
2.6 Die Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) 9
2.7 Der Werner Plan ...10
2.8 Die Entwicklung des EWS und die ,,Schlange im Tunnel" ...11
2.9 Der ,,Delors Bericht" ...14
2.10 Der Vertrag von Maastricht und seine Umsetzung ...16
2.10.1 Die erste Stufe zur EWWU ...16
2.10.2 Die zweite Stufe zur EWWU ...17
2.10.3 Die dritte Stufe zur EWWU ...17
3. Globaler Wirtschafts- und Finanztransfer ...18
3.1 Die Elementarfaktoren des internationalen
Währungsgeschehens ...18
3.1.1 Die Zahlungsbilanz ...20
3.1.2 Die Währungsreserven ...20
3.1.3 Die ,,Terms of Payment"...20
3.1.4 Die Kaufkraft des Geldes...21
3.1.5 Der Devisenkurs ...21
3.1.6 Die internationale Liquidität ...22
3.2 Theorie optimaler Währungsräume ...22
3.2.1 Der Begriff des optimalen Währungsraums ...23
3.2.1.1 Die Währungsunion...23
3.2.1.2 Der Währungsraum...23
3.2.1.3 Die ,,Optimalität" eines Währungsraumes ...24

II
3.2.2 Die Kosten-Nutzen-Analyse ...24
3.2.3. Flexibler versus fester Wechselkurs ...26
3.3 Die Rolle des IWF - gestern, heute und morgen...27
3.3.1 Die Entstehungsgeschichte des IWF ...27
3.3.2 Quoten und Stimmrechte im IWF ...29
3.3.3 Die Organisation des IWF...30
3.3.4 Der Aufgabenbereich des IWF ...31
3.3.5 Die Wechselkursregelung...31
3.3.6 ,,Überwachung" und Konsultation des IWF ...32
3.3.7 Der IWF als weltwirtschaftliche Finanzierungsquelle...34
3.3.8 Die Sonderziehungsrechte des IWF ...37
3.3.9. Sonstige Leistungen und Aufgaben des IWF...38
3.3.10 Das letzte Jahrzehnt ...38
3.4. Die Weltbank...39
3.4.1 Die Entwicklung der Weltbank ...39
3.5 Vom GATT zur WTO ...40
3.5.1 Entstehung des GATT ...40
3.5.2 Charakteristische Prinzipien des GATT ...41
3.5.3 Der Weg zur WTO ...43
3.5.4 Der Aufgabenbereich der WTO ...43
3.5.5 Die Organisationsstruktur der WTO ...44
4. Die Unternehmen im globalen System ...47
4.1 Die Grundlage wirtschaftlichen Wachstums ...47
4.2 Von der nationalen Industriewirtschaft zur globalen
Hochtechnologiewirtschaft ...48
4.3 Die neue Weltwirtschaft...49
4.4 ,,Virtuelle Unternehmen" - die Unternehmensform der globalen
Hochtechnologiewirtschaft ...50
5. Die Rolle der EU als ,,Global Player" ...53
5.1 Ein Markt, eine Währung, eine Meinung...53
5.2 Schranken und versteckter Protektionismus im Handel mit
wichtigen internationalen Märkten ...55
5.3 Wirtschaftsstandort Europa in der Triadenkonkurrenz ...56
5.4 Die Positionen der Gemeinschaftsländer bezüglich der WWU ...58
5.4.1 Die Deutsche Vorstellung ...58

III
5.4.2 Die französische Vorstellung ...60
5.4.3 Die englische Vorstellung ...60
5.5 Das ESZB (Europäische System der Zentralbanken) ...61
5.5.1 Der institutionelle Aufbau des ESZB...62
5.5.2 Die einheitliche Geldpolitik...64
5.5.3 Die Funktionsweise des neuen Wechselkursmechanismus ...66
5.5.4 Die Nach-Maastricht-Debatte zur EWWU...67
6. Perspektiven der WWU in der globalen Konkurrenz: Eine Prognose 69
6.1 Die Euro Klage...69
6.2 Der Geburtsfehler...71
6.3 WWU ohne eine ,,Politische Union" ...72
6.4 Konvergenzkriterien und Stabilitätspakt...73
6.5 Das erste Jahr mit dem Euro...74
6.6 Das Öl und die importierte Inflation ...78
6.7 WWU; ein zeitliches Muß im globalen tripolaren Handelsbereich 79
6.8 Die Weltwährung ...80
7. Schlussbetrachtung und Ausblick...83
Literaturverzeichnis...87
Monographien ...87
Bibliographien ...89
Zeitung/Zeitschriften...91
Internetquellen ... 93
Reden ...94

IV
Abkürzungsverzeichnis
a.a.O.
- an angegebenem Ort
Abb.
-
Abbildung
AG
- Aktiengesellschaft
BB
-
Bundesbank
BIP
- Brutto Inlands Produkt
BRD
-
Bundesrepublik
Deutschland
ca.
-
cirka
d.h.
-
das
heißt
EcoFin-Rat
- Ecenomic Financeministary
ECU
- European Currency Unit
EEA
- Einheitliche Europäische Akte
EG
- Europäische Gemeinschaft
EGV
- Europäische Gemeinschaft- Vertrag
ESZB
- Europäisches System der Zentralbanken
Etc.
-
Etcetera
ETSI
- European Telecommunications Standards Institute
EURATOM
- Europäische Atom Gemeinschaft
EU
- Europäische Union
EUV
- Europäische Union- Vertrag
EWG
- Europäische Wirtschaftsgemeinschaft
EWS I / II
- Europäisches Währungssystem I und II
EWU
- Europäische Währungsunion
EWWU
- Europäische Wirtschafts- und Währungsunion
EZB
- Europäische Zentralbank
EZU
- Europäische Zahlungsunion
FDI
- Federal Direct Investigation
GASP
- Gemeinsame Außen und Sicherheitspolitik
GATT
- General Agreement on Tarifs and Trade
GATS
- General Agreement on Trade in Services
ggf.
- gegebenen falls
IBRD
- International Bank for Reconstruction and
Development

V
ICSID
- International Center for Settlement of Investment
Disputs
IDA
- International Development Assosiation
IFC
- International Finance Corperation
ISO
- International Organisation for Standardization
IT
- Information Tecnologie
ITO
- International Trade Organisation
ITU
- International Telecommunication Union
IWF
- Internationaler Währungsfonds
LTMU
- Lateinische Münzunion
MIGA
- Multilateral Investment Guarantee Agency
Mrd.
-
Milliarden
NKV
- Neue Kredit Vereinbarung
OECD
- Organisation for Ecenomic Corperation and
Development
OEEC
- Organisation for European Economic Cooperation
S
-
Seite
SRF
- Suppllemental Reserve Facility
SZR
-
Sonderziehungsrechte
TRIPs
- Trade- Related Intellectual Property Rights
USA
- United Staates of America
u.a.
- und andere
usw.
- und so weiter
vgl.
-
vergleiche
VU
- Virtuelle Unternehmen
WCU
- World Currency Unit
WTO
- World Trade Organisation
WWU
- Wirtschafts- und Währungsunion
ZB
-
Zentralbank
z.B.
- zum Beispiel

1
Wenn es staatswissenschaftliche Wahrheit ist, daß Zölle nur die Folge politi-
scher Trennung verschiedener Staaten sind, so muß es auch Wahrheit sein,
daß Einigung dieser Staaten zu einem Zoll- und Handelsverbande zugleich
auch Einigung zu einem und demselben politischen System mit sich führt.
Friedrich von Motz Denkschrift an den König von Preußen (Juni 1829)
1
1. Einleitung
In den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts ist ein Begriff groß in Mode ge-
kommen: ,,Globalisierung". Globalisierung wird in den häufigsten Fällen im
Zusammenhang mit weltumspannenden wirtschaftlichen Interaktionen ver-
wendet. Globalisierung bedeutet in dieser Hinsicht aber auch, daß die Märkte
dieser Erde immer näher zusammenrücken, wobei immer größere wirtschaft-
liche Verflechtungen entstehen. Dies gilt für den Gütermarkt ebenso wie für
den immer größer werdenden weltumspannenden Finanztransfer. Diese
Entwicklung wird zusätzlich unterstützt durch einen stetigen Abbau von Han-
delshemmnissen und einem konstanten Voranschreiten der Marktliberalisie-
rungen innerhalb der Handelstriaden
2
ebenso wie im Bereich der Schwellen-
und Entwicklungsländer
3
. Europa stellt innerhalb dieser Triade nach den
USA den zweitgrößten Wirtschaftsraum dar.
Mit dem Vertrag von Maastricht wurde ein neuer ,,Meilenstein" in der europäi-
schen Geschichte gesetzt. In der Europäischen Gemeinschaft (EG) gab es
schon früher Ansätze zur Errichtung einer Wirtschafts- und Währungsunion
(WWU), aber erst die einjährige Regierungskonferenz von Maastricht
1991 schuf den Vertrag über die Europäische Union (EUV), welcher eine auf
den drei Säulen, WWU, Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP)
1
Motz, F.v.(1829): Denkschrift an den König von Preußen
2
Als Handelstriade werden im allgemeinen und auch im folgenden in dieser Arbeit die drei
weltweit größten Wirtschaftsräume Japan, USA und Europa bezeichnet.
3
Vgl. Theuringer, T.(1999): Perspektiven nach dem vorhersehbaren Scheitern der WTO-
Runde. S.27

2
und der Zusammenarbeit in der Innen- und Rechtspolitik, stehende Europäi-
sche Union (EU) als Dach tragen soll. Der für die WWU relevante Vertrag
wird durch den EG- Vertrag (EGV) repräsentiert. Im EGV ist der organisatori-
sche Aufbau der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU) im
einzelnen geregelt. Der EGV sieht einen Drei-Stufen-Plan vor, innerhalb des-
sen die WWU vollendet werden soll. Vor gut 1 ½ Jahren wurde die dritte und
letzte Stufe eingeleitet, in welcher 11 der 15 Mitgliedsstaaten die neue ge-
meinsame Währung, den Euro, eingeführt haben. Sowohl diese Entwicklung
als auch die Aktualität und die Größe eines solchen Schrittes gaben den An-
laß für diese Arbeit.
Es soll eine Bestätigung der Hypothese untersucht werden, daß die Schaf-
fung einer einheitlichen Währung innerhalb eines gemeinsamen Wirtschafts-
raums lediglich die logische Konsequenz der Entwicklung in einem globalen
Wirtschaftsgefüge darstellt, um als Wirtschaftsraum auch weiterhin konkur-
renzfähig zu bleiben.
Um die aktuellen Ereignisse bezüglich der Entwicklung der WWU besser
nachvollziehen zu können, beinhaltet Kap. 2 zunächst eine geschichtliche
Betrachtung. Insbesondere wird auf die Münzunionen Mitte des 19. Jahrhun-
derts bezug genommen, wobei aber ebenso das internationale Währungs-
system sowie diesbezügliche Abkommen und die Entwicklung bis hin zur
WWU betrachtet werden. Im Bereich des internationalen Wirtschafts- und
Finanztransfers, innerhalb dessen der globale Handel mit Gütern, Devisen
und Dienstleistungen stattfindet, ist über die Jahrzehnte ein kompliziertes
Werk von Institutionen entstanden. Diese internationalen Organisationen, die
alle letztendlich aus der Währungs- und Finanzkonferenz der Vereinten Nati-
onen von 1944 in Bretton Woods hervorgingen, werden in Kap. 3 dargestellt.
Hier wird die Funktionsweise des Internationalen Währungsfonds (IWF) um-
fangreich untersucht, da es die Aufgabe des Fonds ist, währungspolitisch im
internationalen Bereich für Stabilität zu sorgen. In Kap. 4 wird aufgezeigt, wie
sich die weltweit veränderten Rahmenbedingungen auf die Unternehmen
auswirken und wie diese wiederum auf die sich verändernden Marktbedin-
gungen reagieren. Welche Rolle die Europäische Union, und natürlich auch

3
die in ihr ansässigen Unternehmen, insbesondere unter der Berücksichtigung
des einheitlichen Währungsraums, innerhalb des globalen Marktgefüges
spielen, wird im 5. Kapitel erörtert. Im Hinblick auf den noch jungen Euro wird
in Kap. 6 untersucht, wie er sich innerhalb der ersten 1½ Jahre seit seiner
Einführung entwickelt hat, welche Entwicklungschancen er hat und wodurch
eine globale Geldwertstabilität erreicht werden könnte. Ein abschließendes
Resümee und ein Ausblick sind in Kap. 6 zu finden.
Die Anzahl an Literaturquellen zur EWWU ist unüberschaubar groß und
wächst aus Gründen ihrer Aktualität täglich weiter. Für die geschichtliche Be-
handlungen von Währungsunionen und Münzbünden ist wohl Theurl
4
hervor-
zuheben, die in dieser Hinsicht eine sehr umfangreiche und abschließende
Arbeit verfaßt hat. Als wichtiger Wegbegleiter bezüglich der Schaffung eines
gemeinsamen Währungsraums hat sich der Wissenschaftler und Wirt-
schaftsnobelpreisträger Mundell
5
herauskristallisiert. Zum Verständnis des
IWF und seiner Funktionsweisen leistet Driscoll
6
einen erwähnenswerten
Beitrag. Für das fünfte und sechste Kapitel wurden fast ausschließlich aktuel-
le Zeitschriften und Zeitungsartikel wie auch Quellen aus dem Internet ver-
wendet. Die übrige Literatur, die für die anderen Kapitel herangezogen wur-
de, ist im einzelnen den Fußnoten und der vollständigen Literaturliste am
Schluß dieser Arbeit zu entnehmen.
4
Theurl, T.(1992): Eine gemeinsame Währung für Europa.
5
Mundell, R.A.(1961): A Theory of Optimum Currency Areas.
6
Driscoll, D. D.(1998):Was ist der Internationale Währungsfonds.

4
2. Die Währungsunion im Rahmen der Geschichte
Mit dem 1. Januar 1999 ist die Europäische Währungsunion (EWU) in ihre
dritte Stufe eingetreten; das bedeutet, die Wechselkurse der ersten 11 Teil-
nehmerstaaten wurden fixiert, und die Geldpolitik wurde auf die Europäische
Zentralbank (EZB) übertragen. Dies ist aber nur die ,,Krönung" etlicher Ver-
suche von Königen, Grafen, Städten und Staaten über die Jahrhunderte hin-
weg einheitliche Zahlungsmittel innerhalb gemeinsamer Wirtschaftsräume zu
schaffen.
2.1 Münzunionen im späten Mittelalter
Um die Europäische Währungsunion in ihrem Nutzen und ihrer Zielsetzung
besser verstehen zu können, sollten die geschichtlichen Vorläufer der Wäh-
rungsunion nicht außer acht gelassen werden.
In der geschichtlichen Betrachtung von Zusammenschlüssen verschiedener
Währungsräume findet man in der Chronologie meist zuerst die im Mittelalter
gegründeten Münzvereine
7
. Danach folgte in der Mitte des 19. Jahrhunderts
die Deutsch-Österreichische Münzunion (Wiener Münzvertrag). Dieser Ver-
trag bestand von 1857-1867 zwischen den Staaten des Deutschen Zollver-
eins, dem Kaiserreich Österreich und Liechtenstein. Er stellt aber eine eher
bedeutungslose Episode dar. Für Preußen erfüllte er seinen Zweck alleine
schon dadurch, daß Österreich nicht weiterhin dem Deutschen Zollverein
beitreten wollte. Der Krieg zwischen Preußen und Österreich von 1866 führte
auch schon wieder das Ende der Münzunion zwischen Österreich und dem
Deutschen Zollverein herbei
8
.
Ein weiterer und wichtiger Vorläufer der Währungszusammenschlüsse im
europäischen Raum ist dagegen die Lateinische Münzunion (LTMU). Ge-
gründet wurde sie - auch bekannt als Lateinischer Münzbund - 1868. Die
7
Durch das Fehlen einer zentralen Ordnungsmacht und einer immer weiter fortschreitenden
Regionalisierung des deutschen Geldumlaufs im späten Mittelalter entschlossen sich Fürs-
ten, Grafen und Städte zur Gründung von Münzvereinen, die durch einen freiwilligen Zu-
sammenschluß von Währungsgebieten mit genormten Geldsorten zustande kamen.
8
Vgl. Theurl, a.a.O. S. 173 und Hartig (1999):Währungsunion im 19. Jahrhundert. S.169f.

5
LTMU war ein Zusammenschluß zwischen Frankreich, Schweiz, Belgien,
Italien, und (später) Griechenland. Ziel dieser Union war es, eine Erleichte-
rung des Zahlungsverkehrs sowie den Rückgang der herrschenden Wech-
selkursschwankungen zu erreichen. Die Union, welche in ihrem Vertrag auch
einen einheitlichen Prägestandard vorsah, bestand von 1865 ­ 1927; sie
konnte aber ihre Hauptziele niemals dauerhaft erreichen
9
.
Schließlich gab es im auslaufenden 19. Jahrhundert noch die Bestrebungen
der drei nordischen Staaten Schweden, Norwegen und Dänemark, der Latei-
nischen Münzunion beizutreten. Doch zerschlugen sich diese Bemühungen
nach der Teilnahme der drei Staaten an der Pariser Weltwährungskonferenz
von 1867 schnell wieder. Auslöser hierfür war einerseits der deutsch-
französische Krieg, der die Schaffung einer Weltwährung in weite Ferne rü-
cken ließ, und andererseits der bestehende Bimetallismus
10
. Dies führte zur
Errichtung der Skandinavischen Münzunion, die zwischen 1872 und 1931
bestand
11
.
Zieht man einen Vergleich zwischen den Münzverträgen aus dem 19. Jahr-
hundert und den monetären Integrationsbestrebungen der EU, so läßt sich
feststellen, daß in beiden Fällen eine Zollunion der monetären Union voran-
ging. Auch im Bereich der Münzprägung bestehen die einzelnen Mitglieds-
staaten, sowohl damals wie auch heute, auf einem nationalen Symbol auf
einer Seite der Münzen.
2.2 Der internationale Goldstandard als Leitwährungssystem
Das Modell des Goldstandards interessiert in diesem Zusammenhang inso-
fern, als es das klassische Modell eines Leitwährungssystems darstellt
12
. Der
9
Vgl. Theurl, a.a.O. S.175ff. und Zellfelder, M. (1995): Lateinische Münzunion.
10
Den skandinavischen Experten erschien es als eine unnötige Verkomplizierung, bei der
Schaffung einer Münzunion die verschiedenen Standards miteinander zu vereinen. Die
skandinavischen Länder besaßen zu dieser Zeit den Silberstandard und im Bereich der
LTMU galt der Goldstandard.
11
Vgl. Theurl, a.a.O. S. 214ff. und Hartig, a.a.O. S.176f.
12
Thomasberger, C.(1993):Europäische Währungsintegration und globale Währungskonkur-
renz. S.65ff.

6
Goldstandard ist geschichtlich in zwei Epochen einzuteilen, nämlich in die
Zeitspannen vor und nach dem Ersten Weltkrieg.
2.2.1 Der Goldstandard bis 1914
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts setzte sich immer mehr der Goldstandard
durch. In dieser Zeit haben Wirtschaftswissenschaftler sowie Politiker davon
geträumt, mit Hilfe eines Goldstandards eine Weltwährung zu schaffen, wel-
che den grenzüberschreitenden Handel und Warenaustausch fördern würde.
Von einem Goldstandard, der für mehrere Länder seine Gültigkeit hat, spricht
man, wenn die am Goldstandard teilnehmenden Länder verschiedene Krite-
rien erfüllen, d.h., sie müssen:
eine ungehinderte Konvertibilität zwischen Geld und Gold in beide Rich-
tungen ermöglichen;
eine ungehinderte Ein- und Ausfuhr von Gold erlauben;
ein festes Regelwerk besitzen, welches die umlaufende Geldmenge eines
Landes an die Goldreserven bindet.
Der Erste Weltkrieg führte dann zum Zusammenbruch des Goldwährungs-
systems, welches seit Mitte des 19. Jahrhunderts durchaus eine lange Phase
geldwerter Stabilität geschaffen hatte
13
.
2.2.2 Der Restaurationsversuch nach 1920
In der Nachkriegszeit des Ersten Weltkrieges kam es im Verlauf der Zwanzi-
ger Jahre zu einer Wiederbelebung des Goldstandards, der bis zur Weltwirt-
schaftskrise von 1929 anhielt
14
. In dieser Zeit wurde der globale Geld- und
Kreditmarkt aus seinen Angeln gehoben. Der Zusammenbruch des Goldwäh-
rungssystems manifestierte sich erst 1931 in Großbritannien und schließlich
auch 1933 in den USA durch die Abschaffung der Goldwährung. Diese
13
Vgl. Sarazin, T.(1998): Der Euro. S.49 und North (1995).
14
Als Auslöser der Weltwirtschaftskrise wird der ,,Schwarze Freitag" von 1929 angesehen,
an dem die Börse an der New Yorker Wall- Street zusammengebrochen ist.

7
grundlegenden Veränderungen in der Nachkriegsgeschichte führten zu ei-
nem Abbrechen der internationalen Handelsströme und zu einem fortschrei-
tenden Anstieg der Außenzölle, wodurch die innerpolitische Stabilität der Na-
tionalstaaten gestärkt wurde
15
. Eine Wiederherstellung des Goldstandards
nach dem System des 19. Jahrhunderts war somit gescheitert
16
.
2.3 Das System von Bretton Woods
Als das ,,System von Bretton Woods" ist die internationale Währungskonver-
genz der Vereinten Nationen
17
in die Geschichte eingegangen. Da der zuvor
herrschende Goldstandard erheblich erschüttert worden war, konnte er als
Grundlage der Austauschrelation des internationalen Wirtschaftsverkehrs
nicht mehr dienlich sein. Angesichts der Erfahrungen der Nachkriegszeit des
Ersten Weltkrieges ,,vereinten Franklin D. Roosevelt und Winston S. Churchill
am 14. August 1941 die ,,Atlantic Charta", die [...] hinsichtlich weltwirtschaftli-
cher Fragen vorstrukturiert wurde, um [...] Siegern und Besiegten zu gleichen
Bedingungen den Zugang zum Welthandel und zu den Weltrohstoffen [...] zu
ermöglichen"
18
. Folgt man Frühbrodt/Holtfrerich
19
, so sind die Vorläufer von
Bretton Woods schon bei dem Drei-Mächte-Währungsabkommen zwischen
Großbritannien, Frankreich und den USA aus dem Jahre 1936 zu suchen.
Dieses Abkommen bilde ,,schon den politischen ,,Embryo" für das Bretton-
Woods-System"
20
.
Bretton Woods war der Versuch, das Weltwirtschafts- und Währungssystem
in der Nachkriegszeit neu zu ordnen.
15
Deutschland ging 1931 als eines der ersten Länder dazu über, Kapitalverkehrskontrollen
aufzubauen. Dies war ein weiterer Schritt zur Nationalisierung der Währungssysteme und
führte auch umgehend zu einem Rückgang der Exporte um ein Drittel (Thomasberger,
a.a.O. S.83).
16
Vgl. Feldman (1987) S.11ff., Michi, J.; Kitson, M. (1995) S.69f. und Thomasberger, a.a.O.
S.78ff.
17
Diese Konferenz, an der 44 Staaten einschließlich der Sowjetunion teilnahmen, fand zwi-
schen dem1. und 22 Juli 1944 in Bretton Woods, New Hampshire, USA statt.(Tetzlaff, R.
1996 S.44)
18
a.a.O. S.43/44.
19
Frühbrodt, L.; Holdfrerich, C-L. (1997): Die Neugestaltung der US- Wirtschaftspolitik nach
1945. S.31.
20
Frühbrodt; Holtfrerich, ebenda.

8
Die Arbeit zur Schaffung von entsprechenden internationalen Verträgen
erfolgte auf der Grundlage von Entwürfen von zwei Nachkriegsinstituti-
onen des späteren U.S. Executiv Director des IMF, Harry Dexter White,
und des britischen Volkswirtschaftlers John Maynard Keynes
21
.
Bei den hier geschaffenen Institutionen handelt es sich zum einen um den
Internationalen Währungsfond (IWF)
22
und zum anderen, um die Internatio-
nale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, besser bekannt unter dem
Begriff Weltbank
23
. Durch die feste Bindung des Dollar an das Gold, kann
das neu geschaffene ,,Währungssystem auch als ein modifizierter Gold-
Devisen-Standard verstanden werden"
24
. In dieser Zeit garantierte die U.S.
Zentralbank eine feste Dollar-Gold-Parität von 35 US-Dollar zu 1 Feinunze
Gold
25
.
Nachdem der Dollar Ende der sechziger Jahre zunehmend unter Druck ge-
riet, wurde der Gold-Dollar-Standard 1969 faktisch aufgehoben und entwi-
ckelte sich zu einem reinen Dollar-Standard. Die völlige Auflösung des Sys-
tems fester Wechselkurse folgte schließlich im Frühjahr 1973
26
.
2.4 Die EZU - Förderer des internationalen Wettbewerbs
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges waren die ersten vernünftigen Be-
strebungen zu einer Wiederherstellung eines funktionierenden Welthandels-
systems im europäischen Raum die Bestrebungen zur Errichtung der Euro-
päischen Zahlungsunion (EZU)
27
. Ziel der EZU war es, ein multilaterales
Zahlungssystem einzurichten, um den sichtbaren wie unsichtbaren Handel
unter den Mitgliedsländern abwickeln zu können. Diese Aufgabe wurde von
21
Tetzlaff, a.a.O.
22
im Englischen IMF (International Monetary Fonds).
23
IWF und Weltbank sind ausführlich in den Kap. 3.3 und 3.4 behandelt.
24
Limbers, J.(1999): Zur Entstehung des Bretton Woods- Systems. S.29.
25
Alecke, B.(1998): Deutsche Geldpolitik in der Ära von Bretton Woods. S.53ff., Altvater, E.;
Mahnkopf, B.(1999): Grenzen der Globalisierung. S.206, Limbers, a.a.O. S.25ff.; und Tho-
masberger. a.a.O. S.115-127.
26
a.a.O.
27
Von den 16 am Marschallplan beteiligten Ländern der Organization for European Econo-
mic Cooperatio (OEEC) am 19.September 1950 vereinbartes Verrechnungs- und Kreditsys-
tem, zur Verbesserung des Zahlungsverkehrs unter den Mitgliedsländern, da diese keine
konvertierbaren Währungen besaßen.

9
der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel übernommen
28
. Die
EZU sollte in erster Linie dazu dienen, herrschende protektionistische Maß-
nahmen zu beseitigen sowie den internationalen Wettbewerb zu fördern.
,,Nachdem die wichtigsten Länder der OEEC zur Konvertierbarkeit ihrer Wäh-
rungen entsprechend den Richtlinien des IWF übergegangen waren, wurde
die EZU am 27.12.1958 wieder aufgelöst"
29
.
2.5 Die ,,Römischen Verträge"
Verfolgt man eingehender die Geschichte der (EWWU), so wird man feststel-
len, daß die allgemeingültige Fachliteratur sich auf einen Grundstein der
EWWU geeinigt hat. Als eben diesen Grundstein sind die Römischen Verträ-
ge zu betrachten
30
.
Die beiden Kernelemente der Römischen Verträge bilden der Vertrag zur
Gründung der Europäischen Atomgemeinschaft (EURATOM) und der Ver-
trag zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG). Letz-
terer ist zum Verständnis der weiteren Entwicklung zur Währungsunion der
Ausschlaggebende.
2.6 Die Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft
(EWG)
Das Ziel des 1958 in Kraft getretenen EWG-Vertrages zwischen den sechs
beteiligten Vertragsstaaten war nicht, die Regelung der Rechte und Pflichten
unter den einzelnen Staaten eines Handelsabkommen, sondern sollte viel-
28
Vgl. Dittrich, J.(1954): Die Europäische Zahlungsunion als Grundlage einer europäischen
Integration S.28f.
29
Zit. Detsch (1993-99) S.1.
30
Der Vollständigkeithalber sei hier das Scheitern der Europäischen Verteidigungs-
gemeinschaft erwähnt. Im Rahmen dieser 1954 gescheiterten Gespräche, die sich unter
anderem auch mit der Thematik einer politischen Union auseinandersetzten, ging auf Initiati-
ve des belgischen Außenministers Spaak ein Memorandum hervor. In diesem Memoran-
dum, welches ausschlaggebend war für einige noch folgende Konferenzen der Außenminis-
ter der sechs Montangemeinschaftsstaaten, ging es um die Errichtung gemeinsamer Institu-
tionen und ein Fortschreiten der Verschmelzung der nationalen Wirtschaften. Das Ende die-
ser Entwicklung war die Unterzeichnung der "Römischen Verträge" am 25.März 1957 (Mei-
bom. H. 1957, Die Verträge von Rom S.11ff.).

10
mehr ,,ein europäisches Gebilde verfassungsrechtlicher Gattung ins Leben"
31
gerufen werden.
In diesem Vertragswerk lassen sich vier Hauptmerkmale als politisch zu er-
reichende Ziele herauskristallisieren. Bei den vier im EWG-Vertrag verab-
schiedeten Punkten heißt es, daß sich Personen, Waren, Dienstleistungen
und Kapital auf dem europäischen Markt genauso frei bewegen können sol-
len wie zuvor auf den nationalen Märkten. Das hieraus resultierende Haupt-
anliegen war die Abschaffung aller wirtschaftlichen Grenzen zwischen den
Mitgliedsstaaten.
2.7 Der Werner Plan
Gemäß der gewünschten Entwicklung im Rahmen des EWG-Vertrages ver-
wirklichte die Europäische Gemeinschaft die Zollunion schon 2 Jahre vor ih-
rer eigentlichen Frist. Aufgrund dieser Tatsache waren die Mitgliedsländer
bestrebt, den wirtschaftlichen Integrationsprozeß weiter voranzutreiben. Auf
deutsche Anregung hin, beschlossen sie auf der Ministerkonferenz vom 5./6.
März 1970 den Einsatz einer Experten-Sachverständigengruppe, die einen
Stufenplan für die Errichtung einer Wirtschafts- und Währungsunion (WWU)
ausarbeiten sollte
32
. Den Vorsitz dieser Sachverständigengruppe übernahm
der damalige luxemburgische Ministerpräsident und Finanzminister Piere
Werner
33
.
Nach den damaligen Vorstellungen sollte die WWU mit Hilfe eines Drei-
Stufen-Plans bis 1980 verwirklicht werden. Welche Bedeutung in diesem Fall
das immer unseriöser wirkende System von Bretton Woods annahm, drückt
Thomasberger
34
mit den Worten aus:
Entscheidend für das Verständnis der weiteren Entwicklung ist dabei,
daß der Vorstellung der Errichtung einer europäischen Wirtschafts- und
31
Meibom, a.a.O.
32
Insbesondere der Handel übte Druck auf die Regierungen aus, da dieser der Leidtragende
bezüglich der sich ständig ändernden Wechselkurse aufgrund von Auf- und Abwertungen
war.
33
Vgl. Alecke, a.a.O. S.55.und Krägenau, H.; Wetter, W.(1993): Vom Werner-Plan zum Ver-
trag von Maastricht S.5.
34
Thomasberger, a.a.O.

11
Währungsunion keine Bedeutung zukam, solange das System von
Bretton Woods stabil war. Erst vor dem Hintergrund der offensichtlich
gewordenen Spannungen innerhalb des Leitwährungssystems wurde
die Idee einer europäischen Währung interessant. [...] Die Gefahren,
die von eventuellen Währungsturbulenzen für die Offenheit der Güter-
märkte ausgehen würden, wurden zum Antrieb der Harmonisierungs-
bemühungen
35
.
Im Bereich der ersten Stufe der WWU waren die Zielsetzungen eine Intensi-
vierung der wirtschaftspolitischen Zusammenarbeit. Insbesondere eine Ver-
ringerung der Bandbreiten, innerhalb derer die Zentralbanken bei Wechsel-
kursschwankungen intervenieren mußten, war vorgesehen. Diese Ziele soll-
ten von den Mitgliedsländern in dieser für den Zeitraum von 1970 bis 1973
festgelegten Stufe erreicht werden. Für die zweite Stufe war die Verwirkli-
chung gemeinschaftlicher Institutionen vorgesehen. Die
[...] Aufteilung der Befugnisse und der Verantwortlichkeit auf die Organe
der Gemeinschaft und der Mitgliedsstaaten, die insbesondere in den
Bereichen der Konjunkturpolitik, der Währungs- und Kreditpolitik sowie
der Haushaltspolitik [ist] für das reibungslose Funktionieren einer Wirt-
schafts- und Währungsunion notwendig
36
.
Für die Endstufe, die 1980 einsetzen sollte, war dann ein funktionierendes
Zentralbanksystem geplant. Zu diesem Zeitpunkt sollten die innergemein-
schaftlichen Bandbreiten und alle Steuergrenzen, die das Funktionieren einer
WWU behinderten, abgeschafft sein. Ein freier Kapitalmarkt mit einem har-
monisierten Rechts-, Steuer- und Finanzsystem sollte sich etabliert haben
37
.
2.8 Die Entwicklung des EWS und die ,,Schlange im Tunnel"
Mit der Bildung des europäischen Wechselkursverbundes etablierte sich
auch der Begriff der ,,Schlange im Tunnel". Das Bild einer Schlange, die sich
35
a. a. O. S.159.
36
Entschließung des Rates und der Vertreter der Regierungen der Mitgliedsstaaten vom 22.
März 1971 über die stufenweise Verwirklichung der Wirtschafts- und Währungsunion in der
Gemeinschaft. (Krägenau/Wetter, a.a.O.S.106.)
37
Vgl. ,,Der Stufenplan zur WWU auf der Grundlage der Beschlüsse des EG Ministerrats
vom 22.März 1971" (Krägenau/Wetter, a.a.O. S.9.).

12
durch einen Tunnel bewegt (siehe Abb.1), ergab sich, nachdem in einem
letzten Rettungsversuch die Bandbreiten des internationalen Systems von
3% auf 4,5% ausgedehnt wurden, während sich die Teilnehmer am Wech-
selkursverbund auf eine Interventionsbandbreite von 2,25% geeinigt hatten.
+
2,25 %
-2,25 %
Leitkurs zum US- $
Unterer Interventionspunkt
Oberer Interventionspunkt
2,25 %
Bandbreite der
EWG
(Schlange)
0
,,Die Schlange im
Tunnel"
Abb.1 (eigene Darstellung)
Innerhalb dieses Bereiches durften sich die Währungen zueinander bewe-
gen. Wurden diese Paritäten von einem der Teilnehmer überschritten, so
mußten die Zentralbanken intervenieren
38
. Der Tunnel kam dadurch zustan-
de, daß die dem Währungsbund angehörenden Zentralbanken nun gemein-
sam um die US-Dollarparität, die beim ,,Washingtoner Agreement"
39
mit einer
38
Während des Währungsbundes von 1972-79 verließen einige Währungen wie der franzö-
sische Franc oder die Dänische Krone die Schlange, schlossen sich aber später wieder an
(a.a.O. S.12.).
39
Tagung des sogenannten Zehnerclubs (G7+Schweden, Belgien und Niederlande)am 18.
Dezember 1971, bei der die neuen Bandbreiten von 2,25% beidseitig der Paritäten sowie
keine Wiederherstellung der Konvertibilität des Dollars in Gold beschlossen wurde (Vgl. Lutz,
F.A. 1972, Das Problem der internationalen Währungsordnung. S.27.).

13
Wechselkursmarage auf 4,5% festgelegt worden war, schwankten
40
. Nach-
dem 1973 das System von Bretton Woods aufgelöst worden war, verlor der
Dollar seine Funktion als Leitwährung; trotzdem lag es nahe, ihn weiterhin
als Ankerwährung zu betrachten, um einer währungspolitischen Stabilisie-
rungspolitik genüge zu tun
41
. Mit den Jahren entwickelte sich die D-Mark
,,zum Zentrum eines europäischen Leitwährungssystems"
42
.
Das 1979 folgende EWS lehnt sich relativ eng an den vorherigen Wechsel-
kursverband an, da es prinzipiell die Bandbreiten von +/- 2,25% beibehält.
Allerdings erlaubt es auch die Teilnahme von schwächeren Ländern, die mit
einer Bandbreite von
6%
teilnehmen dürfen. Beim Erreichen der Interventi-
onspunkte haben sowohl das Schwachwährungsland wie auch das Hartwäh-
rungsland die Fremdwährung zu kaufen oder zu verkaufen. Eine der wich-
tigsten Neuheiten des EWS war die Einrichtung der European Currency Unit
(ECU)
43
, welche als Nachfolger der 1975 eingeführten Europäischen Rech-
nungseinheit betrachtet werden kann, und zu Anfang in ihrer Zusammenset-
zung derselbigen entsprach.
Die ECU soll verwendet werden als Bezugsgröße (numeraire) für den
Wechselkursmechanismus, als Grundlage für den Abweichungsindika-
tor, als Rechengröße (denominator) für Operationen sowohl im Inter-
ventions- als auch im Kreditmechanismus [und schließlich] als Instru-
ment für den Saldenausgleich zwischen den Währungsbehörden der
europäischen Gemeinschaft
44
.
Das EWS läßt sich ohne weiteres als ein Übergangssystem betrachten, wel-
ches ,,in Europa zu einer Zone innerer und äußerer Währungsstabilität füh-
40
In der Regel hätte jede Währung allein sich mit +/- 2,25% um die Dollarparität bewegen
können. Diese Interventionslinien wurden eingeführt, um weiterhin eine währungspolitische
Stabilität zu wahren. So stellte der Dollar in dieser Zeit immer noch die Leitwährung dar. Die
Parität von +/- 1,125% sollte innerhalb Europas für mehr Stabilität sorgen und das wirtschaft-
liche Zusammenwachsen fördern.
41
Vgl.Krägenau/Wetter a.a.O. und Picker, R.(1987): Europäisches Währungssystem. S.85
42
Thomasberger, a.a.O. S.169.
43
Die ECU ist eine sogenannte Korbwährung, die sich aus den Währungen der einzelnen
Mitgliedsstaaten der EG zusammengesetzt hat. Der jeweilige Korbanteil errechnete sich aus
dem prozentualen Anteil eines Landes am Bruttosozialprodukt der EG.
44
Entschließung des Europäischen Rates über die Errichtung des Europäischen Währungs-
systems EWS und damit zusammenhängende Fragen, Brüssel, den 5. Dezember 1978 in
(Krägenau/Wetter a.a.O. S.121.)

14
ren"
45
und den Weg ebnen soll, um eine Wirtschafts- und Währungsunion in
Europa Wirklichkeit werden zu lassen. Den nächsten entscheidenden Schritt
zu einer WWU hat, folgt man Schöhnfelder/Thiel
46
, der damalige deutsche
Außenminister Genscher in einer Rede vor den EG-Botschaftern in Bonn am
24. März 1987 eingeleitet. In dieser regte er an, die institutionellen Entwick-
lungen des EWS weiter voranzutreiben, und verwies darauf, daß aus folgen-
den drei Gründen die Zeichen für eine WWU günstig stehen
47
:
gute Erfahrungen der Mitgliedstaaten mit dem Europäischen Währungs-
system,
Forderungen einiger Mitgliedsstaaten nach einer institutionellen Stär-
kung des EWS,
das Binnenmarktprogramm und die zunehmende Unterstützung aus
Kreisen der Wirtschaft für eine europäische Währung als dessen ,,logi-
sche" Ergänzung
48
.
2.9 Der ,,Delors Bericht"
,,Der Begriff der Wirtschafts- und Währungsunion fand mit der die Römischen
Verträge ergänzenden Einheitlichen Europäischen Akte (EEA) Eingang in
den EWG-Vertrag"
49
. Die EEA, die 1987 in Kraft trat, bekundete aber letztlich
nur das Bestreben der EWG nach dem Interesse, die Entwicklung zu einem
gemeinsamen Binnenmarkt weiter voranzutreiben. Sie brachte allerdings
keine institutionellen Veränderungen im Bereich der Wirtschafts- und Wäh-
rungspolitik.
Erst auf der Tagung des Europäischen Rats am 27. und 28. Juni 1987 in
Hannover wurde in Berufung auf die EEA der Delors-Ausschuß eingesetzt.
Hierbei handelte es sich um einen Ausschuß, der sich aus dem Zentralbank-
präsidenten, einem Mitglied der EG-Kommission und drei Sachverständigen
zusammensetzte. Die Aufgabe des, unter dem Vorsitz des Kommissionsprä-
45
Schlüter (1988): S. 37.
46
Schönfelder, W. ; Thiel, E.(1996): Ein Markt- Eine Währung.
47
Vgl. Schönfelder, W. ; Thiel, a.a.O. S. 22.
48
a.a.O. S.23.
49
Krägenau, a.a.O. S.33.

15
sidenten Delors stehenden, Ausschusses war es, die stufenweise Einführung
einer WWU zu überprüfen und vorzuschlagen
50
.
Die wichtigsten Fragen, die von dem Delors-Ausschuß untersucht werden
mußten, waren:
Setzt eine Wirtschafts- und Währungsunion notwendigerweise eine ge-
meinsame Währung voraus und kann diese gegebenenfalls auf der ECU
aufbauen?
Soll es sich dabei um eine Parallelwährung handeln, oder muß die ge-
meinsame Währung an die Stelle der bisherigen Währungen treten?
Wer soll die Verantwortung für diese Währung tragen: der Europäische
Fonds für währungspolitische Zusammenarbeit oder eine europäische
Zentralbank?
Welche Etappen sind auf dem Weg zur Wirtschafts- und Währungsunion
zurückzulegen?
In welchem Verhältnis sollen Wirtschafts- und Währungsunion zueinander
stehen?
Welche institutionellen Folgerungen ergeben sich daraus?
51
Am 13. April 1989 reichte Delors den Bericht bei den Regierungschefs ein
und stellte ihn am 17. April dem EcoFin-Rat
52
zur Verfügung. Der Bericht ist
in drei Teile gegliedert. Der erste Teil befaßt sich hauptsächlich mit einer
Stellungnahme zum EWS und zur positiven wirtschaftlichen Entwicklung un-
ter den Mitgliedsländern und den sichtbaren stabilitätspolitischen Leistungen,
welche einen stabilen wirtschaftspolitischen Kurs bekunden. Der Schwer-
punkt des zweiten Teils des Berichts liegt auf der Schaffung ordnungspoliti-
scher Grundsätze, dem Erreichen wirtschaftspolitischer Konvergenz und der
Parallelität wirtschaftlicher Integration. Der dritte Teil beinhaltet schließlich
den Drei-Stufen-Plan zur Durchführung einer WWU. In der ersten Stufe soll
eine Stärkung und eine bessere Abstimmung der Wirtschafts- und Wäh-
50
Vgl. Krägenau a.a.O. S. 33 und Schönfelder a.a.O. S. 39.
51
Le Monde 20.7.1988 (zit. bei Schönfelder a.a.O. S. 41f.).
52
Gebräuchliche Abkürzung für den Rat der Wirtschafts- und Finanzminister.

16
rungspolitiken innerhalb des bestehenden Rahmens stattfinden. Die zweite
Stufe sieht die Errichtung grundlegender gemeinschaftlicher Organe für eine
Wirtschafts- und Währungsunion und die schrittweise Übertragung von Auf-
gaben und Kompetenzen auf dieselben vor. In der dritten Stufe sollen
schließlich die nationalen Kompetenzen im wirtschaftspolitischen und wäh-
rungspolitischen Bereich auf die Gemeinschaftsorgane vollständig übertra-
gen sowie das Europäische System der Zentralbanken (ESZB) errichtet wer-
den
53
. Die erste Stufe der Wirtschafts- und Währungsunion sollte zum 1. Juni
1990 beginnen und mit der Einleitung der dritten Stufe zwischen 1997 und
1999 enden.
2.10 Der Vertrag von Maastricht und seine Umsetzung
Seine zentrale Bedeutung in der Geschichte der Europäischen Union erlangt
der Vertrag von Maastricht zum größten Teil deshalb, weil in ihm der Zeitplan
und die Teilnahmebedingungen sowie die Regeln der Währungsunion festge-
legt wurden
54
. Die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion soll laut
diesem Vertrag innerhalb von drei Stufen verwirklicht werden.
2.10.1 Die erste Stufe zur EWWU
Die EWG wandelt sich mit dem Vertrag von Maastricht zur EU. Sowohl der
Ausbau der EWG zu einer politischen Union als auch der Ausbau der Ge-
meinschaft zur WWU stellen die relevantesten Teile des Vertrages dar. Zu
den wichtigsten hier verankerten Punkte gehören die Konvergenzkriterien,
stabiles Preisniveau, gesunde öffentliche Finanzen, gesunde monetäre
Rahmenbedingungen und eine dauerhafte finanzierbare Zahlungsbilanz.
53
Vgl. Bericht zur Wirtschafts- und Währungsunion in der EG, vorgelegt vom Ausschuß zur
Prüfung der Wirtschafts- und Währungsunion am 12. April 1989 (Delors Bericht), in Kräge-
nau a.a.O. S.146.
54
Der Vertrag von Maastricht, der die offizielle Bezeichnung ,,Vertrag über die Europäische
Union" trägt, wurde im Dezember 1991 von den Staats- und Regierungschefs der EU gebil-
ligt und im Februar 1992 unterzeichnet. Er enthält neben den wirtschafts- und währungspoli-
tischen Bestimmungen u.a. Abschnitte über eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik,
eine verbesserte Zusammenarbeit in den Bereichen Justiz- und Innenpolitik, mehr Rechte
für das europäische Parlament sowie Bestimmungen über die Unionsbürgerschaft und das
damit verbundene Kommunalwahlrecht für EU-Ausländer (Sandte, H.1996, Der Vertrag von
Maastricht und die Europäische Währungsunion. S.22).

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2000
ISBN (eBook)
9783832457037
ISBN (Paperback)
9783838657035
Dateigröße
3.2 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Philipps-Universität Marburg – Politikwissenschaft
Note
2,3
Schlagworte
weltwirtschaft währung euro europa internationaler währungsfond
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Titel: Die Währungsunion als europäische Antwort auf die Herausforderung der Globalisierung
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