Lade Inhalt...

Die Leitungsorganisation von jungen Unternehmungen

Eine kritische Disskussion des aktuellen Forschungsstandes

©2002 Diplomarbeit 77 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Die Thematik der Unternehmungsgründung ist zur Zeit ein viel diskutiertes Thema. Die Politik ist sich sowohl der Beschäftigungswirkung von Neugründungen als auch deren Bedeutung für den Erneuerungsprozess innerhalb der Wirtschaft bewusst geworden. Im Bereich der Biotechnologie bzw. High- Tech Unternehmungen, zeigt sich eine besondere Beschäftigungsdynamik. Die Statistik zeigt hier, dass diese Unternehmungen im vierten Jahr ihrer Existenz bereits über 23 Personen beschäftigen.
Die Funktionsfähigkeit eines Marktes kann nur garantiert werden, wenn Anbieter die nicht mehr konkurrenzfähig sind, gezwungen werden, den Markt zu verlassen.
Gleichzeitig müssen innovative und wirtschaftlich leistungsfähige Unternehmungen auf den Märkten in Erscheinung treten. Es wird durch die neuen Unternehmungen eine zusätzliche Konkurrenz geschaffen. Nur so ist eine kontinuierliche Regeneration des Wettbewerbs möglich. Ein Weiterer positiver Nebeneffekt einer zunehmenden Gründungstätigkeit ist, dass der Entstehung von Angebotsmonopolen entgegengewirkt wird.
Junge Unternehmungen erfüllen aus volkswirtschaftlicher Sicht zudem auch eine Versorgungsfunktion. Das Angebotsspektrum wird durch neue, innovative Produkte erweitert. Durch die Investitionstätigkeit der jungen Unternehmungen kommt es zu Nachfragestimulierungen, die wiederum Beschäftigungs- und Wachstumsimpulse der gesamten Wirtschaft nach sich ziehen.
Gleichzeitig ist es nicht zu leugnen, dass junge Unternehmungen in über 60% der Fälle, dass fünfte Unternehmensjahr nicht erleben4. Es kommt zur zwangsweisen Aufgabe der Geschäftstätigkeit. Aus diesem Grunde erscheint es angebracht, zu hinterfragen, welche Faktoren für diese ausserordentlich hohe Quote verantwortlich sind. Konkurse stellen zudem einen Bezug zur Leitung einer Unternehmung her. Die Qualität der Leitungsorganisation wird im Konkursfall immer in Frage gestellt. Zu prüfen ist, inwiefern die Leitungsorganisation von jungen Unternehmungen für diese Misere verantwortlich ist. Das Ziel dieser Arbeit ist es, den aktuellen Stand der Leitungsorganisation von jungen Unternehmungen in der betriebswirtschaftlichen Forschung darzustellen. Der State-of-the-Art soll dargestellt werden. Es soll ein Beitrag zum Erkenntnisfortschritt innerhalb einer Theorie der Gründungsforschung geleistet werden.
Es bestehen, wie es sich im Weiteren Verlauf der Arbeit noch zeigen wird, erhebliche Defizite im Bereich der theoretischen Gründungsforschung. Dazu […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 5695
Nitsche, Dirk: Die Leitungsorganisation von jungen Unternehmungen: Eine kritische
Disskussion des aktuellen Forschungsstandes / Dirk Nitsche -
Hamburg: Diplomica GmbH, 2002
Zugl.: Bielefeld, Universität, Diplomarbeit, 2002
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die
der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen,
der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der
Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung,
vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im
Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der
Bundesrepublik Deutschland in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich
vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des
Urheberrechtes.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem
Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche
Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten
wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.
Die Informationen in diesem Werk wurden mit Sorgfalt erarbeitet. Dennoch können Fehler nicht
vollständig ausgeschlossen werden, und die Diplomarbeiten Agentur, die Autoren oder
Übersetzer übernehmen keine juristische Verantwortung oder irgendeine Haftung für evtl.
verbliebene fehlerhafte Angaben und deren Folgen.
Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2002
Printed in Germany

INHALTSVERZEICHNIS
I
Inhaltsverzeichnis
Abk¨
urzungsverzeichnis
II
Abbildungsverzeichnis
III
1 Gegenstand der Arbeit
1
1.1
Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit . . . . . . . . . . . . . .
1
1.2
Methodik und Vorgehensweise der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . .
2
2 Definitionen und thematische Abgrenzungen
3
2.1
Die junge Unternehmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3
2.2
Gr¨undungsformen i.S.d. Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5
2.3
Leitungsorganisation und Organisation . . . . . . . . . . . . . . . . .
6
2.4
Venture Capital- Gesellschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
8
3 Lebenszyklen des Systems Unternehmung
9
3.1
Lebensphasen einer Unternehmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9
3.2
Kritisches zur Theorie der Lebensphasen . . . . . . . . . . . . . . . . 21
4 Zur Leitungsorganisation in der Literatur
23
4.1
Die Leitungsorganisation als Forschungsobjekt . . . . . . . . . . . . . 23
4.2
Rechtliche Ausgestaltung der Leitungsorganisation . . . . . . . . . . . 28
4.3
Die Person des Gr¨unders als Leitungsorgan . . . . . . . . . . . . . . . 30
4.4
Aufbau- und Ablauforganisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
4.5
Vergleich von jungen vs. etablierte Unternehmungen . . . . . . . . . . 41
4.6
Kritische Betrachtung der Leitungsorganisation . . . . . . . . . . . . 43
4.7
Zur empirischen Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
4.7.1
Stand und Ergebnisse bisheriger empirischer Arbeiten . . . . . 49
4.7.2
Zum wissenschaftlichen Dilemma und der Methodenkritik . . . 51
5 Einflussnahme Dritter auf die Leitungsorganisation
54
5.1
Die M¨oglichkeiten von Venture Capital Gesellschaften . . . . . . . . . 54
5.2
Kriterien bei der Vergabe von Risiko- Kapital . . . . . . . . . . . . . 57
6 Zusammenfassung und Ausblick
58
Literaturverzeichnis
IV

ABK ¨
URZUNGSVERZEICHNIS
II
Abk¨
urzungsverzeichnis
Abs.
Absatz
AG
Aktiengesellschaft
Aufl.
Auflage
BMWi
Bundesministerium f¨ur Forschung und Technologie
DTA
Deutsche Ausgleichsbank
erw.
erweiterte
FuE
Forschung und Entwicklung
GmbH
Gesellschaft mit beschr¨ankter Haftung
IHK
Industrie- und Handelskammer
i.d.R.
in der Regel
i.e.S.
im engeren Sinne
i.w.S.
im weiteren Sinne
JU
junge Unternehmung
KG
Kommanditgesellschaft
KMU
kleine und mittlere Unternehmung
MIT
Massachusetts Institute for Technology
OHG
offene Handelsgesellschaft
Sp.
Spalte
¨
uberarb.
¨
uberarbeitete
VC
Venture Capital
WiSt
Wirtschaftswissenschaftliches Studium
ZfB
Zeitschrift f¨ur Betriebswirtschaft
ZfbF
Zeitschrift f¨ur betriebswirtschaftliche Forschung

ABBILDUNGSVERZEICHNIS
III
Abbildungsverzeichnis
1
Formen der Unternehmungsgr¨undung. Quelle: Szyperski/Nathusius
(1999), S. 27. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
6
2
Managementaufgaben w¨ahrend des Wachstums. Quelle: Greiner (1972),
S. 45. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
3
Phasen des Wachstums. Quelle: Staehle (1999), S. 585, in Anlehnung
an Greiner (1972), dort S. 41. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
4
Zum Vergleich des Erfolgs von Einzel- vs. Teamgr¨undungen. Quelle:
Kulicke (1993), S. 33. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
5
Qualit¨at der Vorbereitung und Unternehmungserfolg. Quelle: Jungbauer-
Gans/ Preisend¨orfer (1991), S. 992. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39

1. Gegenstand der Arbeit
1
1
Gegenstand der Arbeit
1.1
Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit
Die Thematik der Unternehmungsgr¨undung ist zur Zeit ein viel diskutiertes Thema.
Die Politik ist sich sowohl der Besch¨aftigungswirkung von Neugr¨undungen als auch
deren Bedeutung f¨ur den Erneuerungsprozess innerhalb der Wirtschaft bewusst ge-
worden
1
. Im Bereich der Biotechnologie bzw. High- Tech Unternehmungen, zeigt
sich eine besondere Besch¨aftigungsdynamik. Die Statistik zeigt hier, dass diese Un-
ternehmungen im vierten Jahr ihrer Existenz bereits ¨uber 23 Personen besch¨aftigen
2
.
Die Funktionsf¨ahigkeit eines Marktes kann nur garantiert werden, wenn Anbieter
die nicht mehr konkurrenzf¨ahig sind, gezwungen werden, den Markt zu verlassen.
Gleichzeitig m¨ussen innovative und wirtschaftlich leistungsf¨ahige Unternehmungen
auf den M¨arkten in Erscheinung treten. Es wird durch die neuen Unternehmungen
eine zus¨atzliche Konkurrenz geschaffen. Nur so ist eine kontinuierliche Regeneration
des Wettbewerbs m¨oglich
3
. Ein Weiterer positiver Nebeneffekt einer zunehmenden
Gr¨undungst¨atigkeit ist, dass der Entstehung von Angebotsmonopolen entgegenge-
wirkt wird.
Junge Unternehmungen erf¨ullen aus volkswirtschaftlicher Sicht zudem auch eine
Versorgungsfunktion. Das Angebotsspektrum wird durch neue, innovative Produkte
erweitert. Durch die Investitionst¨atigkeit der jungen Unternehmungen kommt es zu
Nachfragestimulierungen, die wiederum Besch¨aftigungs- und Wachstumsimpulse der
gesamten Wirtschaft nach sich ziehen.
Gleichzeitig ist es nicht zu leugnen, dass junge Unternehmungen in ¨uber 60% der
F¨alle, dass f¨unfte Unternehmensjahr nicht erleben
4
. Es kommt zur zwangsweisen
Aufgabe der Gesch¨aftst¨atigkeit. Aus diesem Grunde erscheint es angebracht, zu
hinterfragen, welche Faktoren f¨ur diese außerordentlich hohe Quote verantwortlich
sind. Konkurse stellen zudem einen Bezug zur Leitung einer Unternehmung her. Die
Qualit¨at der Leitungsorganisation wird im Konkursfall immer in Frage gestellt
5
. Zu
pr¨ufen ist, inwiefern die Leitungsorganisation von jungen Unternehmungen f¨ur die-
se Misere verantwortlich ist. Das Ziel dieser Arbeit ist es, den aktuellen Stand der
Leitungsorganisation von jungen Unternehmungen in der betriebswirtschaftlichen
1
Zur Diskussion ob, und inwieweit von Existenzgr¨
undungen tats¨achlich positive Besch¨aftigungs-
effekte ausgel¨ost werden, siehe Kistner/S¨
udfeld (1987), S. 113ff.
2
Vgl. Contact (2002), S. 1, auch BMWi (2001), S. 4.
3
Vgl. Unterkofler (1989), S. 19.
4
Vgl. Storey (1994), S. 1.
5
Die Begrifflichkeiten Leitungs- und F¨
uhrungsorganisation werden hier synonym verwandt wer-
den.

1. Gegenstand der Arbeit
2
Forschung darzustellen. Der `State-of-the-Art` soll dargestellt werden. Es soll ein
Beitrag zum Erkenntnisfortschritt innerhalb einer Theorie der Gr¨undungsforschung
geleistet werden.
Es bestehen, wie es sich im Weiteren Verlauf der Arbeit noch zeigen wird, erhebli-
che Defizite im Bereich der theoretischen Gr¨undungsforschung. Dazu geh¨ort sowohl
die Darstellung des theoretischen Hintergrundes, als auch eine Aufarbeitung des
entsprechenden empirischen Datenmaterials. Es soll einerseits auf etwaige L¨ucken in
der Forschung hingewiesen werden, andererseits soll auf m¨ogliche Fehlentwicklungen
im Forschungsobjekt hingewiesen werden.
1.2
Methodik und Vorgehensweise der Arbeit
Am Anfang werden die notwendigen Definitionen festgelegt. Diese bilden den Be-
zugsrahmen dieser Arbeit. Hier wird u.a. darauf eingegangen was eine junge Unter-
nehmung auszeichnet und welche Unterschiede im Vergleich zu einer etablierten Un-
ternehmung bestehen. Daran anschließend werden charakteristische Lebensphasen
einer Unternehmung vorgestellt. Diese werden alsdann einer kritischen Betrachtung
unterzogen.
Je nach Stadium in dem sich die Unternehmung befindet, ¨andern sich auch die
Leitungsanforderungen. In Kapitel drei wird dies ausf¨uhrlich ber¨ucksichtigt. Die je-
weiligen Anforderungen werden an dieser Stelle differenziert vorgestellt, beginnend
bei der Planungsphase, bis hin zur Konsolidierungsphase. Im Kapitel vier wird die
Leitungsorganisation von jungen Unternehmungen analysiert. Begonnen wird mit
einer Sichtung der aktuellen Literatur, die sich unter betriebswirtschaftlichen For-
schungskriterien mit diesem Forschungsobjekt auseinander gesetzt hat. Des Weiteren
wird auf die rechtliche Gestaltung der Spitzeninstanzen eingegangen.
W¨ahrend der sog. Gr¨undungs- und Fr¨uhentwicklungsphase einer jungen Unterneh-
mung besteht die Leitungsorganisation oftmals nur aus wenigen, am h¨aufigsten je-
doch lediglich aus einer Person
6
. Somit verk¨orpert in den meisten F¨allen die Person
des Gr¨unders allein die Leitungsorganisation einer jungen Unternehmung. Aus die-
sem Grund muss diese Arbeit diese Problematik gesondert ber¨ucksichtigen. Um zu
beschreiben, um welche speziellen Leitungsanforderungen es sich handelt, werden
die bisher ermittelten Charakteristika von Gr¨undern diskutiert.
6
ur die ersten Jahre der Existenz eines Unternehmens wird in der Regel der Begriff `Fr¨
uhent-
wicklungsphase` verwendet. Das heißt, dass die Gr¨
undungs- und Konsolidierungsphase mit Ablauf
des sechsten Jahres beendet sein sollte. Siehe Hunsdiek/May-Strobl (1986), S. 126.

2. Definitionen und thematische Abgrenzungen
3
Um die Unterschiede der Leitungsorganisation von jungen Unternehmungen im Ver-
gleich zu der von etablierten Unternehmungen zu verdeutlichen, wird ein Vergleich
von beiden erfolgen. Abschließend werden die bisherigen vorliegenden empirischen
Arbeiten in diesem Bereich diskutiert. Es wird die Frage er¨ortert, inwiefern diese
Untersuchungen im Stande sind, einen aktuellen repr¨asentativen Charakter aufzu-
weisen. Daran anschließend soll auf m¨ogliche Ursachen f¨ur das Scheitern von vielen
Neugr¨undungen eingegangen werden. Abschließend erfolgt der Versuch, selbstkri-
tisch das formulierte Ziel der Arbeit mit dem tats¨achlichen Resultat zu vergleichen.
Spiegelt diese Arbeit den aktuellen Stand der Gr¨undungsforschung ad¨aquat wieder?
2
Definitionen und thematische Abgrenzungen
2.1
Die junge Unternehmung
Unter einer Unternehmungsgr¨undung im Sinne dieser Arbeit versteht man die Schaf-
fung einer wirtschaftlich und rechtlich selbstst¨andigen, unabh¨angigen Einheit. Sie
tritt am Markt entweder als Anbieter oder Nachfrager von G¨utern oder Dienstlei-
stungen in Erscheinung
7
. Es muss sowohl die Absicht der Gewinnerzielung erkennbar
sein, als auch ein dauerhafter Charakter festzustellen sein. Diese Unternehmungen
sind wirtschaftlich unabh¨angig und dienen der Fremdbedarfsdeckung
8
.
Der Gr¨under ist derjenige, der eine Durchsetzung neuer Faktorkombinationen ver-
wirklicht. Es handelt sich hierbei immer um eine Kombination von menschlicher Ar-
beitskraft, materiellen und finanziellen Ressourcen. Diese werden auf eine bis dahin
neue Weise miteinander kombiniert
9
. Anzumerken sei, dass es bis heute ungekl¨art
ist, auf welche Art und Weise diese Kombination erfolgt. Geschweige denn, dass er-
mittelt worden ist, wie eine erfolgreiche Zusammenstellung dieser Faktoren erfolgen
k¨onnte.
Eine junge Unternehmung muss immer bem¨uht sein, eine Zusammenstellung der
ihr zur Verf¨ugung stehenden Faktoren zu finden, die in ihrer Wertsch¨opfungskette
wertm¨aßig h¨oher liegt als dies bei vorherigen Kombinationen der Fall war. Unterneh-
mungsgr¨under sind somit Personen, die eine neue Kombination produktiver Faktoren
durch die Schaffung eines gegen¨uber der Umwelt qualitativ abgegrenzten Systems
erfolgreich implementiert haben
10
.
7
Vgl. Kistner/S¨
udfeld (1987), S. 12.
8
Vgl. Szyperski/Nathusius (1999), S. 25.
9
Vgl. Pihkala (2001), S. 10, auch Cunningham/Lischeron (1991), S. 45.
10
Vgl. Minkes/Foxall (2000), S. 85.

2. Definitionen und thematische Abgrenzungen
4
Timmons beschreibt die Faktoren, die sich f¨ur eine erfolgreiche Gr¨undung verant-
wortlich zeichnen, wie folgt: Die Leitungspersonen einer erfolgreichen Unternehmung
sind in der Lage, folgende Faktoren optimal in Einklang zu bringen: Die Gelegen-
heit, den Unternehmer, sowie die Ressourcen. Das bedeutet zum einen, dass die
M¨oglichkeiten erkannt werden, die durch den Markt geboten werden, und ander-
seits auch einen Unternehmer, der ¨uber die notwendigen F¨ahigkeiten und Visionen
einer Gr¨undung verf¨ugt. Zudem muss er in der Lage sein, f¨ur die Bereitstellung
der ben¨otigten Ressourcen, sei es nun Kapital oder Human Ressourcen, zu sorgen.
Dar¨uber hinaus f¨ugt er diese Komponenten systematisch zusammen und erh¨alt einen
vollst¨andigen strategischen Plan einer Unternehmungsgr¨undung
11
.
Diese Definition, der Unternehmungsgenese durch eine Faktorkombination ist auf
Schumpeter zur¨uckzuf¨uhren. Er war der erste, der die Begrifflichkeit der unterneh-
merischen T¨atigkeit erkl¨art hat
12
.
In den meisten F¨allen wird bei jungen Unternehmungen die Leitungsaufgabe durch
den Gr¨under ausge¨ubt. Dieser muss im Rahmen des Gr¨undungsprozesses Aufgaben
der Planung, Organisation, F¨uhrung und Kontrolle nachkommen. Dieses entspricht
den klassischen Managementaufgaben. Erg¨anzt werden muss an dieser Stelle noch
die Wahrnehmung von sozialen Aufgaben, wie etwa einer systematischen Personalar-
beit sowie der Aufbau einer Unternehmungsstruktur. Dieses kann als die Grundlage
f¨ur jegliches unternehmerische Handeln im Rahmen eines professionellen Gr¨undungs-
managements angesehen werden.
Der Gr¨under muss eine effiziente aber auch zugleich flexible Organisationsstruk-
tur aufbauen. Um zu gew¨ahrleisten, dass die internen Strukturen effizient arbeiten,
muss die Einsatzm¨oglichkeit von neuen Technologien gepr¨uft werden. Hier wird be-
reits eine gewisse Problematik von jungen Unternehmungen deutlich. Nur durch eine
l¨angerfristige Nutzung der vorhandenen Produktionstechnologien k¨onnen Wissens-
vorteile gem¨aß der Lernkurventheorie erlangt werden. Einzig durch eine dauerhafte
Benutzung und das Ausprobieren von verschiedenen Vorgehensweisen bei bekann-
ten Produktionsverfahren kann die Effizienz gesteigert und Kostenvorteile realisiert
werden
13
.
Die Organisation der Gr¨undung und Aufrechterhaltung von jungen Unternehmun-
gen versteht die Schaffung eines Systems von Regelungen, mit denen der Prozess
11
Vgl. Timmons (1999), S. 38.
12
Vgl. Schumpeter (1934), S. 174.
13
Vgl. Pihkala (2001), S. 50.

2. Definitionen und thematische Abgrenzungen
5
einer Unternehmungsgenese strukturiert und zielgerichtet erfolgen kann
14
. Sp¨ater
sollen diese Regelungen als Basis f¨ur eine erfolgreiche Etablierung am Markt die-
nen. Elemente dieses Systems sind die Unternehmung als Gr¨undungsobjekt, das
zur Verf¨ugung stehende Instrumentarium, sowie die beteiligten Personen, sprich die
Gr¨undungsverantwortlichen und Mitarbeiter.
Der Aufbau der Organisationsstruktur stellt einen langwierigen Prozess dar. Hier
werden die strategischen Basisentscheidungen getroffen, welche die langfristige Ent-
wicklung der Unternehmung maßgeblich determinieren. Als Beispiele seinen hier
etwa die Wahl der Rechtsform, die Auswahl des Standortes oder etwa die Entschei-
dung f¨ur ein bestimmtes Absatzsystem zu nennen
15
.
2.2
Gr¨
undungsformen i.S.d. Arbeit
Die Gr¨undungsforschung differenziert den Begriff der Unternehmungsgr¨undung zum
einen nach origin¨aren und derivativen Gr¨undungen, bzw. nach selbst- und nicht
selbstst¨andigen Gr¨undungen.
Bei derivativen Gr¨undungen werden elementare Strukturen ver¨andert. So etwa bei
einer Unternehmens¨ubernahme durch neue Gesellschafter. Hingegen sind origin¨are
Gr¨undungen dadurch charakterisiert, dass ein Wirtschaftssubjekt, sprich die Un-
ternehmung, vollst¨andig neu geschaffen wird. Unselbstst¨andige Gr¨undungen werden
immer von Personen durchgef¨uhrt, die in einem festen Arbeitsverh¨altnis stehen.
Sollte etwa ein Prokurist im Auftrag seines Arbeitgebers eine Tochtergesellschaft
gr¨unden, unabh¨angig ob im In- oder Ausland, so w¨urde dies diesem Typus entspre-
chen.
Origin¨ar und unselbst¨andig ist beispielsweise eine Betriebsgr¨undung. Das heißt ein
Zweigbetrieb wird neu aufgebaut. Derivativ und selbstst¨andig ist eine Existenz-
gr¨undung durch eine ¨
Ubernahme. Origin¨ar und selbstst¨andig ist die Unternehmungs-
gr¨undung. Diese Form von Unternehmungsgr¨undung ist im Rahmen dieser Arbeit
einzig von Interesse. Nach erfolgter Gr¨undung steht der Gr¨under rechtlich in einem
unabh¨angigen, selbstst¨andigen Arbeitsverh¨altnis.
Es ist zwischen einer Existenzgr¨undung und Unternehmungsgr¨undung zu differenzie-
ren. Streng genommen, beschreibt die Existenzgr¨undung, dass ein Wechsel von einer
abh¨angigen Besch¨aftigung zu einer selbstst¨andigen T¨atigkeit vorgenommen worden
ist. Eine Unternehmungsgr¨undung muss nicht automatisch eine Existenzgr¨undung
darstellen. Vorstellbar w¨are es, dass ein bereits Selbstst¨andiger ein zweites Unter-
14
Vgl. M¨
uller- B¨olling (1992), S. 725.
15
Vgl. Kulicke (1987), S. 12.

2. Definitionen und thematische Abgrenzungen
6
nehmen ins Leben ruft. Ebenso ist eine Existenzgr¨undung dann keine Neugr¨undung,
wenn eine ¨
Ubernahme erfolgt. Somit kann eine Unternehmungsgr¨undung als die Ge-
nese einer wirtschaftlichen Einheit angesehen werden. Sie zeichnet sich durch eine
rechtliche und wirtschaftliche Unabh¨angigkeit aus.
Abbildung 1: Formen der Unternehmungsgr¨undung. Quelle: Szyperski/Nathusius
(1999), S. 27.
2.3
Leitungsorganisation und Organisation
Die F¨uhrung und die F¨uhrungsorganisation sind maßgeblich f¨ur die Entwicklung
jeder Unternehmung verantwortlich. Diese unterliegt, bedingt durch die Ver¨ande-
rungen der externen oder internen Rahmenbedingungen, einem immer w¨ahrenden
Wande
16
. F¨uhrung bzw. Leitung l¨asst sich dabei entweder unter funktionalen, als
auch unter institutionalem Aspekt betrachten
17
.
Unter F¨uhrung als Funktion wird die Beschreibung der Prozesse verstanden, die in
modernen, arbeitsteiligen Unternehmungen zur Leistungserstellung notwendig sind.
Hierunter fallen Aufgaben wie Planung, Organisation und Kontrolle. Hingegen ver-
steht F¨uhrung unter institutionalen Ansatz die Beschreibung von Personen die mit
Leitungsaufgaben betreut sind. Alle Mitglieder der Organisation die mit entspre-
chenden Leitungsaufgaben beauftragt sind, geh¨oren dieser Gruppe an
18
.
Die Gestaltung der Aufgaben-, Kompetenz- und Verantwortungsbereiche dieser Wil-
lensbildungszentren, sowie die Beziehungen zwischen diesen Institutionen unterein-
ander, sind der Gegenstand der betriebswirtschaftlichen F¨uhrungsorganisation.
F¨uhrung muss daher als die Lenkung des dynamischen Systems Unternehmung,
immer unter Ber¨ucksichtigung der interdependenten Beziehungen zwischen Unter-
nehmung und Umwelt verstanden werden. Sie muss auch bei ver¨anderten Rahmen-
16
Vgl. Hahn (1988), S. 112.
17
ur eine detaillierte Differenzierung der Begrifflichkeiten siehe Schrey¨ogg (1999), S. 5.
18
Vgl. Steinmann/Schrey¨ogg (1993), S. 6.

2. Definitionen und thematische Abgrenzungen
7
bedingungen f¨ur eine Weiterentwicklung und f¨ur ein konstantes Wachstum der Un-
ternehmung sorgen. Ziel muss es sein, diese Ver¨anderungen durch geeignete Maß-
nahmen der Leitungsorganisation zu unterst¨utzen.
Ein Unternehmer, als Repr¨asentant der Leitungsorganisation, sieht die M¨oglichkeit
eines Unternehmensgewinns und schafft eine Organisation um eben diese Chance
in der Realit¨at zu verwirklichen. Der unternehmerische Prozess umfasst hierbei alle
Funktionen, Aktivit¨aten und Handlungen, die mit dem Aufbau einer Organisation
zusammenh¨angen
19
.
Unter Leitungsorganisation werden im Sinne dieser Arbeit die Mitglieder der Insti-
tution verstanden, die klassischen Managementaufgaben nachkommen. Die F¨uhrung
in Organisationen ist hierbei eine zielorientierte, soziale Einflussnahme zur Erf¨ullung
gemeinsamer Aufgaben und Ziele mit einer strukturierten Leistungserstellung
20
.
Organisationen sind soziale Gebilde, deren Mitglieder dauerhaft ein Ziel verfolgen.
Sie weisen eine formale Struktur auf, mit deren Hilfe die Aktivit¨aten der Mitglieder
auf das gemeinsame Ziel fokussiert werden soll. Die Organisation entwickelt dabei
Normen und Regeln, die immer auf eine bestimmte Art und Weise festgeschrieben
werden. Hierbei kann es sich um schriftliche oder ungeschriebene Gesetze handeln,
die f¨ur jede Unternehmung individuell gelten
21
.
Von dieser Vorstellung muss man sich bei jungen Unternehmen allerdings l¨osen.
Diese Unternehmungen sind gerade erst dabei, ihre formalen Strukturen zu ent-
wickeln. Das gilt sowohl in der Aufbau- als auch in der Ablauforganisation. Aus
diesem Grund greifen f¨ur junge Unternehmungen die klassischen Definitionen nur
bedingt.
Eine geeignete Definition f¨ur die Leitungsfunktion liefern Ulrich/Fluri. Das Mana-
gement ist die Leitung sozio- technischer Systeme in personen- und sachbezogener
Hinsicht. Die Leitung wird mit Hilfe von professionellen Methoden durchgef¨uhrt.
In der sachbezogenen Dimension des Managements geht es um die Bew¨altigung
der Aufgaben, die sich aus den obersten Zielen des Systems ableiten, in der perso-
nenbezogenen Dimension um den richtigen Umgang mit allen Menschen, auf deren
Kooperation das Management zur Aufgabenerf¨ullung angewiesen ist
22
. Diese Defi-
nition ist leicht abgewandelt auch f¨ur junge Unternehmungen anwendbar. Der Un-
19
Vgl. Bygrave (1998), S. 114.
20
Vgl. Littler/Sweeting (1984), S. 18.
21
Vgl. Steinmann/Schrey¨ogg (1993), S. 586, auch Wunderer (2001), S. 154.
22
Vgl. Ulrich/Fluri (1992), S. 13.

2. Definitionen und thematische Abgrenzungen
8
terschied besteht lediglich darin, dass in den meisten F¨allen diese Aufgaben nur von
der Gr¨underperson ausge¨ubt wird
23
.
2.4
Venture Capital- Gesellschaften
Bei Venture Capital- Gesellschaften handelt es sich um Gesellschaften, die sich mit
Kapital sowohl an der Gr¨undung als auch an Expansionsvorhaben bereits etablierter
Unternehmungen beteiligen
24
. Zus¨atzlich zur Finanzierungsfunktion beinhaltet das
Engagement in den meisten F¨allen auch eine Managementberatung. Diese Beratung
geht soweit, dass der F¨uhrung konkrete Anweisungen und Richtungen vorgegeben
werden. Deshalb erscheint eine Betrachtung im Rahmen dieser Arbeit als gerecht-
fertigt.
Die Aufgabe von Beteiligungsgesellschaften liegt in einer Intermedi¨arfunktion darin,
die f¨ur den Kapitalanbieter und risikotragendes Kapital nachfragenden Unternehmen
bestehenden Pr¨aferenzen bez¨uglich des Kapitalvolumens, Zeitraum der Kapitalbin-
dung und Einsch¨atzung der Risiken und Chancen in Einklang zu bringen
25
. Die
Mitglieder von Venture Capital- Gesellschaften k¨onnen z.B. Kreditinstitute, Versi-
cherungen, Privatanleger, Industrieunternehmen oder auch der Staat sein
26
. 1997
betrug die ausgesch¨uttete Summe an Risikokapital ungef¨ahr 13,6 Milliarden DM
27
.
Die Investitionen erfolgen in der Regel als Beteiligungsfinanzierungen
28
. Zum Inve-
stitionszeitpunkt haben die unterst¨utzten Unternehmungen noch keine B¨orsenreife.
Hierbei kann die Form, wie sich die Venture- Capitalists an den Unternehmungen
beteiligen, nach direkten oder indirekten Kriterien klassifiziert werden
29
. Typisch
f¨ur eine direkte Beteiligung ist, dass neben der reinen Kapitalbereitstellung auch
eine aktive Mitgestaltung innerhalb der F¨uhrung des unterst¨utzten Unternehmens
erfolgt.
Diese Gestaltung kann je nach Kooperationsvertrag unterschiedliche Dimensionen
annehmen. Es kann von einem reinen Informationsrecht bis hin zu einer direkten
Einflussnahme reichen
30
.
23
Vgl. Szyperski (1980), S. 312.
24
Vgl. R¨abel (1986), S. 25, auch Schefczyk (1998), S. 15.
25
Vgl. Schr¨oder (1992), S. 15.
26
So stammten beispielsweise 59% des deutschen Risikokapitals von Banken und Sparkassen. Siehe
Schefczyk (1998), S. 29.
27
Vgl. Witzleben (2000), S. 49.
28
Vgl. Schefczyk (1998), S. 16.
29
Vgl. Wrede (1984), S. 223ff, auch Schefczyk (1998), S. 21.
30
ur einen ¨
Uberblick ¨
uber die wissenschaftliche Venture-Capital Diskussion siehe Bygra-
ve/Timmons (1992), S. 1ff.

3. Lebenszyklen des Systems Unternehmung
9
Die jungen Unternehmungen die eine Unterst¨utzung durch die Venture Capital-
Gesellschaften erfahren, werden als Portfoliounternehmungen bezeichnet. Die Sum-
me der Firmen, an denen Beteiligungen gehalten werden, bilden das Portfolio der
Venture Gesellschaft. Das T¨atigkeitsfeld der Geldgeber reicht hierbei von einer rei-
nen Gr¨undungsfinanzierung bzw. Mittelzuwendung f¨ur Expansionsvorhaben bis hin
zur Vorbereitung und Durchf¨uhrung des B¨orsenganges. Die Kapitalgeber haben in
der Regel nur ein zeitlich begrenztes Engagement. Ihr Hauptinteresse gilt der Ren-
tabilit¨at, Sicherheit und Liquidit¨at der Einlagen. Am Ende steht der Verkauf der
Beteiligungen mit dem Ziel einer maximalen Kapitalrentabilit¨at. Risikokapitalgeber
versprechen sich eine Verzinsung des eingesetzten Kapitals, nach Abzug der Steu-
ern, von ca. 25% j¨ahrlich. Der Planungshorizont ber¨ucksichtigt hierbei eine Laufzeit
von 5 bis 10 Jahren
31
. Dies begr¨undet sich dadurch, dass die laufenden Ertrags-
aussch¨uttungen in den Anfangsjahren in der gew¨unschten H¨ohe nicht zu erwirt-
schaften sind
32
.
F¨ur eine junge Unternehmung, die diese Form der Finanzierung in Anspruch nimmt,
bedeutet dies die Chance einer kompetenten und erfahrenen Managementberatung,
die sonst durch externe Consulting Firmen in Anspruch genommen werden m¨usste.
Es bietet zudem die M¨oglichkeit, das Eigenkapital ohne B¨urgschafts-, Tilgungs- oder
Zinsverpflichtungen zu erh¨ohen.
Die deutschen Venture Capital- Gesellschaften bilden keine homogene Gruppe. Sie
unterscheiden sich hinsichtlich der Auswahl ihrer Portfoliounternehmen, der Ziel-
branchen und bei der Ausgestaltung ihrer Gesch¨aftsstrategien
33
.
3
Lebenszyklen des Systems Unternehmung
3.1
Lebensphasen einer Unternehmung
Bei der Betrachtung der Lebensphasen handelt es sich um eine entwicklungsorientier-
te Spezialisierungsrichtung der Betriebswirtschaftslehre. In Analogie zum bekannten
Produktlebenszyklus betrachten diese Organisationslebenszyklusmodelle das Ent-
stehen, Reifen und Vergehen von Unternehmungen
34
. Die Theorie der Lebenszy-
klushypothese steuert einen Beitrag zur Forschungsrichtung der `Industrial Organi-
zation` bei
35
. Als Vorbild dienen hier die Lebenszyklen von biologischen Systemen.
31
Vgl. Timmons/Gumpert (1982), S. 154.
32
Vgl. Schefczyk (1998), S. 19.
33
Vgl. Gr¨
uner/Bur (1990), S. 328.
34
Eine ausf¨
uhrliche Darstellung der Theorie der Lebenszyklusmodelle bietet Korallus (1988), S.
35ff.
35
Hierbei wird versucht, ¨
uber eine Klassifikation von firmenbezogenen Marktstrukturen zur Klas-
sifizierung von Verhaltensweisen zu gelangen. Siehe Korallus (1988), S. 1.

3. Lebenszyklen des Systems Unternehmung
10
Bei diesen Lebenszyklen steht der Altersaspekt der Unternehmung im Vordergrund
und weniger die Gr¨oßendimension. Es wird angenommen, dass jede Unternehmung
immer bestimmte Entwicklungsphasen durchlebt. Unterstellt wird, dass zu der je-
weiligen Phase immer ¨ahnliche Probleme und Krisen auftreten. Anzumerken ist,
dass die verschiedenen Phasen durchaus auch in unterschiedlicher chronologischer
Reihenfolge auftreten k¨onnen
36
.
Im Rahmen eines phasenbezogenen betriebswirtschaftlichen Forschungsansatzes ist
die Gr¨undungsphase von Unternehmungen von besonderem Interesse. Eine Theorie
der Gr¨undung sollte in der Lage sein, erkl¨aren zu k¨onnen, warum es zu Unterneh-
mungsgr¨undungen kommt, insbes. welche Ereignisse im Gr¨undungsprozess bestimm-
te Konsequenzen nach sich ziehen.
Unternehmungsentwicklungsmodelle k¨onnen in f¨unf verschiedene Gruppen klassifi-
ziert werden, wobei die einzelnen Modelle sich streng genommen lediglich in Anzahl
und Typus der idealtypisch abgegrenzten Lebensphasen unterscheiden
37
.
Als erste Gruppe k¨onnen die Metamorphosemodelle genannt werden. Die Unter-
nehmungsentwicklung ist durch einen fest vorgegeben Ablauf von Entwicklungs-
zust¨anden determiniert. Somit wird die Entwicklung durch typische Zust¨ande be-
schrieben. Durch das Wachstum ver¨andern sich zwangsl¨aufig auch die Inhalte der
Unternehmungst¨atigkeit bei der Leistungserstellung. Es sind bestimmte sprunghafte
Ver¨anderungen in Bezug auf das zur Anwendung kommende F¨uhrungskonzept zu
beobachten. Sind diese Zeitpunkte erreicht, wechselt die Unternehmung in eine neue
Phase.
Daneben haben sich zur Klassifizierung von jungen Unternehmungen die Krisenmo-
delle als zweite Gruppe von Modellen entwickelt. Diese behandeln schwerpunktm¨aßig
die Existenz von Entwicklungsrisiken. Der Entwicklungsstand wird durch das Er-
reichen bzw. das ¨
Uberwinden von bestimmten Krisensituationen beschrieben. Die
¨
Uberwindung dieser kritischen Punkte markiert den anschließenden Schritt in eine
neue ¨
Ara der Unternehmungsgeschichte. Diese Risiken treten i.d.R. immer dann auf,
wenn basisver¨andernde grundlegende Strukturentscheidungen durch die F¨uhrung
veranlasst worden sind. Dieses ist bei der Erreichung von bestimmten Alters- oder
Gr¨oßendimensionen der Fall. Hier wird deutlich, dass die Krisenmodelle weniger
eine zeitliche Orientierung haben, sondern sich vielmehr an den tats¨achlich vor-
genommenen ¨
Anderungen ausrichten. Sollte die Unternehmung eine solche Schwelle
erreichen, erf¨ahrt sie einen markanten Schnitt in ihrer bis dahin kontinuierlich verlau-
36
Vgl. Nathusius (1979), S. 103.
37
Vgl. Freier (2000), S. 42.

3. Lebenszyklen des Systems Unternehmung
11
fenden Entwicklungslinie. Bei einigen Krisenmodellen charakterisieren die jeweiligen
Schwellenpunkte den ¨
Ubergang zur n¨achsten Phase. Somit ist eine starke ¨
Ahnlich-
keit zu den erst genannten Metamorphosemodellen festzustellen.
Als dritte Gruppe haben sich Marktentwicklungsmodelle herausgebildet. Hier wird
die Entwicklung in einer Abh¨angigkeit vom Markt bzw. vom Absatz der produzier-
ten G¨uter oder Dienstleistungen gesehen. Als Basis dieser Klassifizierung diente die
Theorie der Produktlebenszyklen. Hier wird ein S- f¨ormiger Verlauf f¨ur ein neu-
es Produkt angenommen. Je nach Reifephase durchl¨auft das Produkt vier Pha-
sen der Entwicklung. Dies sind die Phasen der Entwicklung, Wachstum, Reife und
Schrumpfung. Diese Entwicklung wird nun auch f¨ur junge Unternehmungen unter-
stellt, erg¨anzt um eine f¨unfte Phase. Beginnend mit der Marktentwicklung die mit
hohen Anlaufkosten verbunden ist, folgt eine Phase, die durch ein hohes Umsatz-
wachstum charakterisiert werden kann. In der dritten Phase treten Konkurrenzun-
ternehmen am Markt auf. Beim n¨achsten Punkt erreicht das Unternehmen seinen
Wendepunkt, die Ums¨atze verringern sich, und schließlich kommt es f¨unftens zur
Schrumpfung. Durch eine einfache Addition der jeweiligen Umsatzzahlen f¨ur die
einzelnen Produkte ist das Unternehmen in der Lage seinen aktuellen Entwicklungs-
stand zu ermitteln.
Als vierte Gruppe sind die Verhaltens¨anderungsmodelle anzuf¨uhren. Hierbei wird
der Entwicklungsstand eines Unternehmens durch phasentypische Verhaltensweisen
beschrieben. Bei der Analyse wird insbesondere das innovative Verhalten der Lei-
tungsorganisation und ihr F¨uhrungsverhalten als Messgr¨oßen herangezogen. Eine
Besonderheit der Verhaltens¨anderungsmodelle ist, dass immer eine Zuordnung von
bestimmten Arten von F¨uhrungsstillen zu spezifischen Entwicklungsstadien vorge-
nommen wird. Das heißt, jedes Stadium der Unternehmung hat auch immer eine
bestimmte Form der Leitungsorganisation.
Die letzte Gruppe wird von den Strukturver¨anderungsmodellen gebildet. Hier wer-
den die Entwicklungsverl¨aufe, durch die Ver¨anderungen die in der Organisations-
struktur und den Managementsystemen vorgenommen worden sind, beschrieben
38
.
Dabei erweist es sich, dass bestimmte Aufbauorganisationsmodelle, wie etwa eine
Funktional-, Divisional- oder auch Matrixstruktur, sich als bestens f¨ur bestimmte
Entwicklungsphasen eignen, sich aber wiederum als absolut unbrauchbar f¨ur vor-
oder nachgelagerte Phasen erweisen. Es ist diesen Modellen zu eigen, dass sie den
Einfluss der Organisationsstruktur auf die Unternehmungsentwicklung untersuchen.
38
Dies gilt nicht nur f¨
ur Unternehmungen, sondern auch f¨
ur Organisationen anderer Art.

3. Lebenszyklen des Systems Unternehmung
12
An dieser Stelle soll das popul¨arste Modell innerhalb der Strukturver¨anderungs-
modelle behandelt werden. Es handelt sich um das Lebenszyklusmodell von Greiner.
Nach seiner Theorie wird der Lebensweg einer Unternehmung prim¨ar durch interne
Ereignisse determiniert. Die Unternehmung erf¨ahrt durch externe Effekte nur mar-
ginale Einfl¨usse.
Greiner beschreibt die Unternehmungsentwicklung als eine Funktion unternehmungs-
interner Faktoren. Die Unternehmung erf¨ahrt eindeutig zu identifizierende Phasen
der Evolution und der Revolution. Die evolution¨aren Phasen treten in einer Re-
gelm¨aßigkeit von vier bis acht Jahre auf
39
. Dieses evolution¨are Element bewirkt nun
immer auch eine Krise, die sich an diese anschließt. Diese auftretende Krise bewirkt
einen revolution¨aren Effekt, dem nur mit Modifikation der internen Strukturen be-
gegnet werden kann
40
. Nur wenn die F¨uhrung die Unternehmung durch geeignete
Maßnahmen an diese neue Situation anpasst, k¨onnen diese kritischen Phasen gemei-
stert werden
41
.
Nach Greiner`s Modell erlebt jede Unternehmung revolution¨are und evolution¨are
Phasen. Die Entwicklung h¨angt immer auch von den Ereignissen der vorherigen
Periode ab. Die evolution¨aren Prozesse, die einen langfristigen Charakter haben,
werden hierbei maßgeblich von der Leitungsorganisation determiniert. Die revoluti-
on¨aren Prozesse, mit einem eher kurzfristigen Charakter, sind immer gepr¨agt von
den Problemen, die von den F¨uhrungspersonen gel¨ost werden m¨ussen. Erst wenn die-
se revolution¨aren Phasen ¨uberwunden sind, kann es zu einem weiteren Wachstum
kommen. Greiner spricht in diesem Zusammenhang von typischen Managementpro-
blemen
42
. Um diese Krisen erfolgreich zu meistern, wird eine Reorganisation der
Organisationsstrukturen und Leitungsorganisation notwendig
43
. Erst dann ist der
Schritt in die n¨achste Entwicklungsphase m¨oglich.
Greiner unterscheidet f¨unf verschiedene Phasen in der Unternehmungsentwicklung.
Der ersten Phase vorgelagert ist die Gr¨undungsphase
44
. In dieser Zeit werden al-
le Planungs- und Vorbereitungsschritte get¨atigt, die zur Aufnahme der gew¨ohnli-
39
Vgl. Staehle (1999), S. 584.
40
`The critical task for management in each revolutionary period is to find a new set of organization
that will become the basis for managing the next period of evolutionary growth`. Siehe Greiner
(1972), S. 40.
41
Diese Einsch¨atzung wird durch Albach best¨atigt. Er kommt ebenfalls zu dem Ergebnis, dass der
Erfolg einer Unternehmung in erster Linie durch endogene Faktoren bestimmt wird. Siehe Albach
et al. (1985), S. 405. Hierzu auch Chandler et al. (1998), S. 158, ebenso Baron et al. (1999), S. 1.
42
Vgl. Greiner (1972), S. 40.
43
Vgl. P¨
umpin/Prange (1991), S. 48.
44
Da die Unternehmung ihre gew¨ohnliche Gesch¨aftst¨atigkeit noch nicht aufgenommen hat, z¨ahlt
diese Gr¨
undungsphase nicht zu den f¨
unf von Greiner unterschiedenen Phasen.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2002
ISBN (eBook)
9783832456955
ISBN (Paperback)
9783838656953
DOI
10.3239/9783832456955
Dateigröße
1.1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Bielefeld – Fakultät für Wirtschaftwissenschaften
Erscheinungsdatum
2002 (August)
Note
3,3
Schlagworte
führungsorganisation lebenszyklen start-up führung
Zurück

Titel: Die Leitungsorganisation von jungen Unternehmungen
book preview page numper 1
book preview page numper 2
book preview page numper 3
book preview page numper 4
book preview page numper 5
book preview page numper 6
book preview page numper 7
book preview page numper 8
book preview page numper 9
book preview page numper 10
book preview page numper 11
book preview page numper 12
book preview page numper 13
book preview page numper 14
book preview page numper 15
book preview page numper 16
book preview page numper 17
77 Seiten
Cookie-Einstellungen