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Zu "Sein" und "Schein" der deutschen Arbeitslosenquote

Ein deutsch-amerikanischer Vergleich

©2002 Diplomarbeit 90 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Die vorliegende Arbeit versucht, die konzeptionellen Probleme, die bei der Ermittlung von Arbeitslosenquoten und deren Gebrauch zu Darstellungs- und Vergleichszwecken auftreten, anhand der amtlichen erwerbsstatistischen Praxis in der Bundesrepublik Deutschland und in den U.S.A. darzustellen.
Diese Arbeit befasst sich mit der offiziellen „statistischen“ Seite der Arbeitslosigkeit, also mit ihrer Definition und Messung auf amtlicher Ebene. Untersuchungsgegenstand ist die durch die Bundesanstalt für Arbeit ausgewiesene Arbeitslosenquote auf deutscher Seite; als beispielhaftes Gegenstück wird die amtliche, durch das Bureau of Labor Statistics ausgewiesene Arbeitslosenquote auf amerikanischer Seite untersucht.
Hauptaugenmerk vorliegender Arbeit ist, das „Sein“ der Arbeitslosenquote in beiden Ländern zu beschreiben. Ihre Wahrnehmung in der Öffentlichkeit („Schein“ der Arbeitslosenquote) wird anhand ausgewählter Publikation in dieser Arbeit exemplarisch skizziert.
Die in den Länderbeschreibungen dargestellten erwerbsstatistischen Verfahren werden einander gegenübergestellt und normativ verglichen.
Zudem wird ein kurzer Überblick über soziokulturelle Erklärungsansätze zu den voneinander abweichenden Systemen gegeben.

Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
1.Einleitung9
2.Die Arbeitslosenquote als Bestandteil der Arbeitsmarktstatistik: Anspruch und Modellierung11
2.1Der Arbeitsmarkt und die Statistik11
2.2Eine politische Ökonomie der Statistik14
2.3Nutzer und ihre Datenansprüche17
2.3.1Arbeitsuchende/Arbeitnehmer18
2.3.2Arbeitgeber18
2.3.3Politiker und Regierungsbeauftragte19
2.3.4Forscher/Forschungsinstitutionen21
2.4Struktur und Design eines Systems für die Arbeitsmarktstatistik22
2.4.1Welche Daten sollen gewonnen werden?22
2.4.2Wie und wann sollen die Daten erhoben werden?24
2.4.2.1Die Volkszählung24
2.4.2.2Haushaltsstichproben25
2.4.2.3Karteikartenauszählungen26
2.4.2.4Unternehmensstichprobe (Arbeitsstättenzählung)26
2.4.2.5Quintessenz27
2.4.3Wer soll die Daten sammeln?27
3.Die deutsche Arbeitslosenquote der Bundesanstalt für Arbeit30
3.1Geschichte30
3.2Juristische Grundlagen31
3.3Konzeption33
3.3.1Erhebungsart33
3.3.2Organisatorischer Aufbau der Bundesanstalt35
3.3.3Datengewinnung35
3.3.4Amtliche Methodik zur Erfassung der deutschen Arbeitslosen36
3.3.4.1Definition der Bundesanstalt für Arbeit36
3.3.4.1.1Berechnung36
3.3.4.1.2Sachliche Abgrenzung39
3.3.4.1.3Zeitliche […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 5674
Schreiber, Farina: Zu "Sein" und "Schein" der deutschen Arbeitslosenquote: Ein deutsch-
amerikanischer Vergleich / Farina Schreiber - Hamburg: Diplomica GmbH, 2002
Zugl.: Berlin, Universität, Diplomarbeit, 2002
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2002
Printed in Germany

2
Inhaltsverzeichnis
1
Einleitung
8
2
Die Arbeitslosenquote als Bestandteil der
Arbeitsmarktstatistik: Anspruch und
Modellierung
10
2.1
Der Arbeitsmarkt und die Statistik
10
2.2
Eine politische Ökonomie der Statistik
13
2.3
Nutzer und ihre Datenansprüche
16
2.3.1
Arbeitsuchende / Arbeitnehmer
17
2.3.2
Arbeitgeber
17
2.3.3
Politiker und Regierungsbeauftragte
18
2.3.4
Forscher / Forschungsinstitutionen
20
2.4
Struktur und Design eines Systems für die
Arbeitsmarktstatistik
21
2.4.1
Welche Daten sollen gewonnen werden?
21
2.4.2
Wie und wann sollen die Daten erhoben werden?
23
2.4.2.1
Die Volkszählung
23
2.4.2.2
Haushaltsstichproben
24
2.4.2.3
Karteikartenauszählungen
25
2.4.2.4
Unternehmensstichprobe (Arbeitsstättenzählung)
26
2.4.2.5
Quintessenz
26
2.4.3
Wer soll die Daten sammeln?
26
3
Die deutsche Arbeitslosenquote der Bundesanstalt
für Arbeit
29
3.1
Geschichte
29
3.2
Juristische Grundlagen
30
3.3
Konzeption
32

3
3.3.1
Erhebungsart
32
3.3.2
Organisatorischer Aufbau der Bundesanstalt
34
3.3.3
Datengewinnung
34
3.3.4
Amtliche Methodik zur Erfassung der deutschen Arbeitslosen
35
3.3.4.1
Definition der Bundesanstalt für Arbeit
35
3.3.4.1.1
Berechnung
35
3.3.4.1.2
Sachliche Abgrenzung
38
3.3.4.1.3
Zeitliche Abgrenzung
41
3.3.4.1.4
Geographische Abgrenzung
41
3.3.4.2
Merkmalskatalog
41
3.3.4.3
Datenaufbereitung
42
3.3.5
,,Insider" und ,,Outsider" der Arbeitslosenquote
43
3.4
Publikation und öffentliche Wahrnehmung der
Arbeitslosenquote
46
3.4.1
Publikation
46
3.4.2
Wahrnehmung der Zahlen zum Arbeitsmarkt in der
Öffentlichkeit
48
3.5
Überblick über die aktuelle Lage am deutschen
Arbeitsmarkt
49
4
Die amerikanische Arbeitslosenquote des Bureau
of Labor Statistics
56
4.1
Geschichte
56
4.2
Juristische Grundlagen
57
4.3
Das ,,Mission Statement" des Bureau of Labor Statistics
57
4.4
Organisatorischer Aufbau
58
4.5
Konzeption
59
4.5.1
Erhebungsart
59
4.5.2
Datengewinnung
60

4
4.5.3
Amtliche Methodik zur Erfassung der amerikanischen
Arbeitslosen
62
4.5.3.1
Definition des Bureau of Labor Statistics
62
4.5.3.1.1
Berechnung
62
4.5.3.1.2
Sachliche Abgrenzung
62
4.5.3.1.3
Zeitliche Abgrenzung
64
4.5.3.1.4
Geographische Abgrenzung
64
4.5.3.2
Merkmalskatalog
65
4.5.3.3
Datenaufbereitung
67
4.5.4
,,Insider" und ,,Outsider" der amerikanischen
Arbeitslosenquote
67
4.6
Publikation und öffentliche Wahrnehmung der
Arbeitslosenquote
68
4.6.1
Publikation
68
4.6.2
Wahrnehmung in der Öffentlichkeit
69
4.7
Überblick über die aktuelle Lage am amerikanischen
Arbeitsmarkt
69
5
Schlussbemerkungen
72
5.1
Vergleichende Betrachtungen
72
5.1.1
Soziokulturelle Aspekte
72
5.1.2
Der erwerbsstatistische Vergleich
74
5.1.2.1
Vergleich der Methodik
74
5.1.2.2
Vergleich der Definitionen
76
5.2
Fazit
78
6
Literaturverzeichnis
82

5
Tabellenverzeichnis
Tabelle 3.1: Ermittlung der Nennergröße der Arbeitslosenquote
38
Tabelle 3.2: Eckwerte des Arbeitsmarktes für März 2002
50
Tabelle 3.3: Struktur der Arbeitslosigkeit in Deutschland, zeitlicher Vergleich 1991-
2001
52
Tabelle 4.1: Definition und Umfang der alternativen Messmethoden der Arbeitslosigkeit
und andere Formen der Unterbeschäftigung
66
Tabelle 4.2: Wichtige Indikatoren des Arbeitsmarktes, saisonal bereinigt
70
Tabelle 5.1: Übersicht über definitorische Abgrenzungen des Tatbestandes ,,Arbeitslos"
in der amtlichen Statistik in Deutschland und den U.S.A.
77
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Vertikale Dimension des Modells der Statistischen Adäquation
14
Abbildung 2: Die horizontalen Dimensionen im Modell der Statistischen Adäquation
15
Abbildung 3: Die Rolle staatlicher und privater Institutionen im Modell der
Statistischen Adäquation
16
Abbildung 4: Ausgewählte Arbeitslosenquoten 1992 ­ 2002
53
Abbildung 5: Motivstruktur und Intensität der Arbeitsuche, Frühjahr 2000
54
Abbildung 6: Arbeitslose in absoluten Zahlen und Arbeitslosenquote in den U.S.A.
1992 ­ 2002
71
Abbildung 7: Idealposition der Arbeitslosenquote im Modell der Statistischen
Adäquation
78

6
Abkürzungsverzeichnis
Abs.
Absatz
AC
Acting Commissioner
BLS
Bureau of Labor Statistics
BSM
Beschäftigungs-schaffende-Maßnahme
BZ
Berliner Zeitung
ca.
Circa
CLF
Civilian Labor Force (nichtinstitutionalisierte Bevölkerung)
CPS
Current Population Survey
DIW
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung
ebd.
Ebenda
EU
Europäische Union
FAZ
Frankfurter Allgemeine Zeitung
FR
Frankfurter Rundschau
FTD
Financial Times Deutschland
GB
Großbritannien
HB
Handelsblatt
IAB
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
ILO
International Labor Organization
Mio.
Millionen
NZ
Neue Zürcher Zeitung
rd.
Rund
SD
Süddeutsche Zeitung
SGB
Sozialgesetzbuch

7
TAZ
Tageszeitung
TS
Tagesspiegel
UI
Unemployment Insurance
UN
United Nations
U.S.A.
Vereinigte Staaten von Amerika (United States of America)
Vgl.
Vergleiche
VK
Variationskoeffizient

8
1 Einleitung
Die sehr schwierige Situation auf dem deutschem Arbeitsmarkt ist zunehmend in
den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gerückt. Die mit hoher Arbeitslosigkeit
verbundenen sozialen Folgen, die kontinuierlichen Bemühungen zur Bekämpfung
von Arbeitslosigkeit sowie die aus Arbeitslosigkeit resultierenden wirtschaftlichen
Probleme sind wiederkehrende Themen im anhaltenden Diskurs von Politik, Medien
und Bevölkerung.
Die turnusmäßige Veröffentlichung der Arbeitslosenzahlen und ­quoten wird
deshalb von allen Seiten mit stärkerer Aufmerksamkeit verfolgt als jede andere
statistische Kennzahl.
Die Arbeitslosenzahlen eines Landes werden dabei in zweierlei Weise verwendet:
Einerseits fungieren sie auf nationaler Ebene als Gradmesser der Arbeitsmarktlage
und werden zudem historisch vergleichend eingeordnet, um Veränderungstendenzen
erkennen zu können. Andererseits werden sie den Arbeitsmarktzahlen anderer
Nationen gegenübergestellt, um über diese internationale Einordnung einen
Anhaltspunkt und Maßstab für die Situation im eigenen Land zu haben.
Für beide Zwecke sind die Zahlen allein nur bedingt bzw. nicht tauglich. Die
deutschen Zahlen zum Arbeitsmarkt beschreiben nicht ausschließlich die Anzahl der
Arbeitsuchenden, sondern beinhalten auch Personen, die sich aus anderen Motiven
als der Arbeitsuche arbeitslos melden. Der internationale Vergleich verliert aufgrund
unterschiedlicher Abgrenzungen der Begriffe ,,Arbeitslose", ,,Erwerbstätige" und
,,Erwerbspersonen" sowie deren ungleich gewichteter Verwendung zur Berechnung
der Quoten an Aussagekraft.
Die vorliegende Arbeit versucht, die konzeptionellen Probleme, die bei der
Ermittlung von Arbeitslosenquoten und deren Gebrauch zu Darstellungs- und
Vergleichszwecken auftreten, anhand der amtlichen erwerbsstatistischen
1
Praxis in
der Bundesrepublik Deutschland und in den U.S.A. darzustellen.
1
Die ,,Erwerbsstatistik", als Untergruppe der Arbeitsmarktstatistik, umfasst als Sammelbegriff die
Arbeitslosen- und Erwerbstätigenstatistik. Darunter versteht man sowohl Zahlen über Arbeitslosigkeit
und Erwerbstätigkeit als auch die daraus resultierenden Erwerbspersonenzahl und Arbeitslosenquote als
Zusammensetzung dieser Begriffe.

9
Dabei geht es nicht um die Frage, wie es im Einzelnen zu einer bestimmten Lage auf
dem Arbeitsmarkt ­ die unter anderem durch die ,,Arbeitslosenquote" umschrieben
wird ­ kommt oder welche Faktoren zu einem unterschiedlichen Ausmaß der
Arbeitslosigkeit beitragen, sondern darum, wie ,,Arbeitslosigkeit" definiert und
gemessen wird und welche Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern in der
statistischen Behandlung auftreten.
Diese Arbeit befasst sich mit der offiziellen ,,statistischen" Seite der
Arbeitslosigkeit, also mit ihrer Definition und Messung auf amtlicher Ebene.
Untersuchungsgegenstand ist die durch die Bundesanstalt für Arbeit ausgewiesene
Arbeitslosenquote auf deutscher Seite; als beispielhaftes Gegenstück wird die
amtliche, durch das Bureau of Labor Statistics ausgewiesene Arbeitslosenquote auf
amerikanischer Seite untersucht.
Das Auftreten verschiedener Ursachen von Arbeitslosigkeit und die sich daraus
ergebenden Unterschiede in der Höhe der Arbeitslosenquoten werden nicht behandelt.
Weiterhin werden auch die Konzepte anderer Institutionen, z.B. des Statistischen
Bundesamtes, des DIW oder EUROSTAT, zur Erfassung der Arbeitslosigkeit in dieser
Arbeit nicht diskutiert.
Hauptaugenmerk vorliegender Arbeit ist, das ,,Sein" der Arbeitslosenquote in beiden
Ländern zu beschreiben. Ihre Wahrnehmung in der Öffentlichkeit (,,Schein" der
Arbeitslosenquote) wird anhand ausgewählter Publikation in dieser Arbeit exemplarisch
skizziert. Eine unter kommunikationswissenschaftlichen und empirischen
Gesichtspunkten aussagefähige Analyse der Publikationen entspricht weder dem
Umfang noch der Absicht dieser Arbeit.
Der Zielsetzung entsprechend wird vorab im zweiten Kapitel versucht,
grundsätzliche Modellierungen erwerbsstatistischer Strukturen theoretisch
vorzustellen und zu diskutieren.
Das dritte und vierte Kapitel beschreiben jeweils die Hintergründe, die Methodik,
die Definitionen und die aktuellen Ausmaße der Arbeitslosenquote in Deutschland
und in den U.S.A.
In Kapitel fünf werden die in den Länderbeschreibungen dargestellten
erwerbsstatistischen Verfahren einander gegenübergestellt und normativ verglichen.

10
Zudem wird ein kurzer Überblick über soziokulturelle Erklärungsansätze zu den
voneinander abweichenden Systemen gegeben. Dem Vergleich schließt sich ein
resümierendes und persönliches Fazit an.
2 Die Arbeitslosenquote als Bestandteil der
Arbeitsmarktstatistik: Anspruch und Modellierung
In diesem Kapitel wird der theoretische Hintergrund der Materie behandelt, der den
darauffolgenden Kapiteln als Maßstab dienen soll.
Dieses Kapitel über Anspruch und Modellierung der Arbeitsmarktstatistik beginnt im
ersten Abschnitt mit der Skizzierung der beiden Begriffe Arbeitsmarkt und Statistik.
Der zweite Abschnitt geht der Frage nach Form, Grad und Struktur der amtlichen
Statistik im Sinne der politischen Ökonomie der Statistik nach. Abschnitt drei stellt
verschiedene Nutzergruppen arbeitsmarktstatistischer Informationen vor. Abschnitt vier
beschreibt und diskutiert schließlich mögliche Organisationsformen eines statistischen
Systems.
2.1 Der Arbeitsmarkt und die Statistik
Auf dem Arbeitsmarkt bieten Arbeitnehmer, die ihre Arbeitsleistung verkaufen, Arbeit
an. Arbeitgeber kaufen diese Arbeitsleistungen: Sie fragen Arbeit nach. Der
Produktionsfaktor Arbeit ist besonders, da er menschlich erbrachte Leistung involviert.
Jeder Markt stellt sich als ein ,,ökonomischer Ort des Tausches, an dem sich durch
Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage Preise bilden", dar
2
. Der Arbeitsmarkt
befindet sich im Gleichgewicht, wenn sich Angebot und Nachfrage bei gleichem Preis,
dem Lohn, treffen. Die Höhe der Arbeitslosigkeit ist eine Größe, die für die
Entscheidungsfindung über die Lohnhöhe relevant ist. Arbeitgeber benötigen
Informationen über die Menge der Arbeitnehmer und die Löhne zu denen sie verfügbar
sind, um Entscheidungen über Erweiterung und Ausbildung ihrer Belegschaft zu fällen.
Arbeitnehmer benötigen Informationen um zu entscheiden, ob sie zu einem bestimmten
Marktpreis ihre Arbeitsleistung anbieten oder ob sie beispielsweise durch weitere
Ausbildung den Marktwert ihres Arbeitsangebotes steigern wollen.
2
Vgl. Gabler (2000).

11
Die Effizienz des Arbeitsmarktes hängt entscheidend davon ab, wie die Informationen
auf dem Markt zwischen Anbietern und Nachfragenden verteilt sind.
Volkswirtschaftlich optimal ist die Lösung, wenn vollkommene Informationssymmetrie,
d.h. absolut gleicher Informationstand beider Parteien sowie gleiche,
Transaktionskosten ausschließende Möglichkeiten der Informationsbeschaffung,
herrscht.
Der Arbeitsmarkt, und insbesondere die Arbeitslosenquote, sind essentielle Bestandteile
des makroökonomischen Studiums der Volkswirtschaft. Informationen, die über die
Lage am Arbeitsmarkt berichten, sind auch eng mit anderen Bereichen verflochten. In
der Konjunkturtheorie wird ein Rückgang der Arbeitslosenzahl oft als Frühindikator für
einen nahen wirtschaftlic hen Aufschwung verstanden.
3
Überdies stellt die durch die Arbeitsmarktstatistik erbrachte Information ein hoch
sensibles Politikum dar. Die Zahlen des Arbeitsmarktes sind ein Kriterium, um ex post
wirtschaftspolitische Leistung zu evaluieren. Gewöhnlich werden sie als Argument
genutzt, um die Regierung für schlechte wirtschaftliche Resultate verantwortlich zu
machen. Ex ante dienen sie als Grundlage für die Bestimmung politischen
Handlungsbedarfs. Die Informationen über den Arbeitsmarkt bieten demnach eine
Messlatte für politische Performance und schaffen Anreiz zu verstärkten Bemühungen
um den Arbeitsmarkt.
Die Statistik ist die wissenschaftliche Disziplin, die es ermöglicht, die relevanten
Realitäten des Wirtschaftslebens qualitativ und quantitativ zu erfassen und zu
beschreiben. Die statistische Beobachtung des Arbeitsmarktes gehört zur Gruppe der
speziellen Statistiken, und zwar zur Wirtschaftsstatistik. Dabei ist der ,,Gegenstand der
Wirtschaftsstatistik (...) die Anwendung statistischer Methoden und Verfahren zur
zahlenmäßigen Erfassung, Darstellung und Interpretation ökonomischer Tatsachen"
4
.
Das Wissen um die Methodik der Datenproduzenten sowie der verwendeten Termini
und Definitionen ist im obigen Kontext von hoher Relevanz für die Bewertung der
Daten. Die Statistik eignet sich als wissenschaftliches Instrument, um die Daten des
Arbeitsmarktes zu bearbeiten. In einer klaren Modellkonstruktion wird durch sie auf
objektive Befunde zurückgegriffen, die zahlenmäßig wiedergegeben werden.
3
Vgl. Barrow (1992).
4
Vgl. Rinne (1996), S. 2.

12
Nach der Vorstellung der Charakteristika des Arbeitsmarktes und den Eigenschaften der
Statistik wird im Folgenden auf einige Besonderheiten im Zusammenspiel der beiden
Punkte hingewiesen.
Im Kontext statistischer Abbildung von Tatbeständen auf dem Arbeitsmarkt findet die
Theorie öffentlicher Güter Anwendung. Das Angebot statistischen Datenmaterials
seitens des Staates enthält weder Merkmale der Rivalität im Konsum noch des
Ausschlussprinzips. Es wird davon ausgegangen, dass der Gebrauch der statistischen
Informationen durch ein Subjekt keine direkte Auswirkungen auf den Nutzen anderer
Wirtschaftssubjekte hat. Einigkeit besteht bisher auch in den Überlegungen, statistische
Daten per definitionem als öffentliche Güter zu handhaben und daher von der
Möglichkeit des Ausschlusses von Nutzergruppen keinen Gebrauch zu machen.
5
Neben dem Angebot an statistischen Daten durch den Staat wird zudem eine Vielzahl
der benötigten arbeitsmarktstatistischen Informationen auf privater Ebene generiert.
Dieser private Markt ist jedoch an keine Bereitstellung von Daten gebunden, die
Deckung des Informationsbedarfs daher nicht gesichert. Durch die Annahme, dass die
Arbeitslosenquote zur Grundversorgung statistischer Daten gehört und ein öffentliches
Gut darstellt, ist sie als Bestandteil der amtlichen Statistik legitimiert.
Der Aggregationslevel stellt eine weitere Hürde dar. Je wünschenswerter die möglichst
detaillierte Erfassung auf kleinstem Aggregat für gezielte Arbeitsmarktpolitik auch ist,
desto schwieriger ist es, gleiche Konzepte und Methoden für sehr kleine Märkte
flächenübergreifend anzuwenden. Ein Mangel an Konsistenz in der Methodik führt zu
einer Datenmasse, die dann nicht mehr vergleichbar, interpretierbar und auch für die
verschiedenen Nutzergruppen nicht mehr zu gebrauchen ist. Dieser Problematik wäre
bei der alleinigen Bereitstellung von Arbeitsmarktinformationen durch viele private
Anbieter nicht mehr beizukommen. Eine rein marktwirtschaftliche Lösung sorgt nicht
unbedingt für kongruentes Datenmaterial. Weiterhin schließt sie auch die Beschränkung
des Zugangs auf zahlende Benutzer nicht aus.
5
Vgl. Statistisches Bundesamt (2001), Wirtschaft und Statistik, Nr. 12, S. 980.

13
Die Bereitstellung statistischer Infrastruktur ist mit immensen Kosten verbunden, deren
Berechtigung durch den sie finanzierenden Steuerzahler in Frage gestellt wird, da dieser
ihren Wert oftmals nicht sofort erkennt. Doch der finanzielle Schaden eines
Marktversagen aufgrund unzureichender Bereitstellung und Operation dieses
,,öffentlichen Gutes" mag diese Kosten bei weitem überschreiten.
2.2 Eine politische Ökonomie der Statistik
Abstrahiert man die Problematik der Bereitstellung statistischer Daten, inklusive der
Arbeitslosenquote, auf eine theoretische und ökonomische Ebene, muss man die
Existenz der staatlichen statistischen Infrastruktur per se hinterfragen. In der
wissenschaftlichen Abhandlung dieses Themas durch Heine und Oltmanns
6
wird
deshalb die folgerichtige Frage gestellt: Woraus ergibt sich in der Ökonomie eine
theoretische Rechtfertigung für die Bereitstellung statistischer Daten durch den Staat?
Einleuchtend ist der Zweck, dass die Bevölkerung für sie nützliche statistische
Informationen abrufen kann. Mitentscheidend sind aber die Mittel und Wege, bzw. die
Gestaltung der Datenproduktion und ­behandlung sowie Fragen zur inhaltlichen
Struktur, die eine staatliche Datenproduktion rechtfertigen.
Unter Berufung auf das Prinzip der statistischen Adäquation untersucht die neue
politische Ökonomie, in welchem Maße die Bereitstellung statistischer Informationen
staatlich bzw. kompetitiv organisiert sein sollte. Dabei werden sowohl institutionelle als
auch funktionelle Gesichtspunkte beleuchtet.
Das Prinzip der statistischen Adäquation beruht auf drei Elementen:
1. dem vertikalen Aspekt der Adäquation,
2. dem horizontalen Aspekt der Adäquation im engeren Sinne und
3. dem horizontalen Aspekt der Adäquation im weiteren Sinne.
Der vertikale Aspekt der Adäquation basiert auf der Theorie von funktionell
gegliederten Strukturebenen in der Statistik. Die einfachste Ebene ohne Spezifikationen
bildet den Stock für ein Grundmodell, auf dem spezialisiertere Theorien mit ihren
komplexeren Anforderungen an die Statistik aufbauen. Die Datenproduktion wird zu
einem mehrstufigen Prozess.

14
Abbildung 1: Vertikale Dimension des Modells der Statistischen Adäquation
Angewendet wird der Aspekt der vertikalen Adäquation auf das Ausmaß der durch den
Staat bereitgestellten Daten. Tatsächlich werden die gewählten Ausprägungen der zu
produzierenden Daten auf dem legislativen Wege anstatt auf der Basis
wissenschaftlicher Erkenntnis bestimmt. In diesem Kontext wird die Macht politischer
Akteure kritisiert. Ihre Einflussnahme würde a priori reduziert, wenn man sich gemäß
dem Aspekt der vertikalen Adäquation auf die Produktion eines Datenangebotes durch
den Staat einigt, in dem möglichst viele Nutzerwünsche vereint sind: ,,Nicht mehr die
Organisation einzelner Erhebungen steht im Vordergrund, sondern die Organisation der
statistischen Infrastruktur als ein ineinandergreifendes System von Erhebungen".
7
Zwei horizontale Aspekte der statistischen Adäquation skizzieren Problematiken der
inhaltlichen und zeitlichen sowie der absoluten Variabilität des angestrebten Idealtypus
mit dem Realtypus (s. Abbildung 2). Der horizontale Aspekt im engeren Sinne
hinterfragt die absolute Variabilität. Gegenstand der Fragestellung in diesem Kontext
bildet die a priori unüberwindbare Kluft zwischen Ideal- und Realtypus. Der horizontale
Aspekt der Adäquation im weiteren Sinne beschreibt, dass eine bestimmte Lösung eines
Adäquationsproblems zeitlich oder inhaltlich limitiert sein kann. Am Beispiel der
Preisveränderungen wird dieser Punkt deutlich. Waren im 14. Jahrhundert die
Preisveränderungen für Haushaltstiere, Getreide und Futterwaren ausreichend um die
Inflationsrate zu bestimmen, so besteht der heutzutage berechnete Indikator für die
6
Heine, Klaus und Oltmanns, Erich (2002): ,,Zur politischen Ökonomie der Statistik".
7
Vgl. Heine, Oltmanns (2002).
Basisstrukturda ten
Grad der
Differenzierung
in der Statistik
hoch differenzierte Statistiken

15
Inflation aus Preisen von über 750 Einzelpositionen. Die damals gewählte Adäquation
zwischen Ideal- und Realtyp ist durch ökonomischen und gesellschaftlichen Fortschritt
hinfällig geworden.
Abbildung 2: Die horizontalen Dimensionen im
Modell der Statistischen Adäquation
Heine und Oltmanns kommen zu dem Schluss, dass die Daseinsberechtigung
Statistischer Ämter in ihrer Funktion eines unabhängigen, klärenden Regulativs
zwischen privater und staatlicher Bereitstellung statistischer Informationen besteht.
Statistische Ämter kommen ohnehin aufgrund ihrer fachlichen Kompetenz für diese
Funktion in Betracht. Sie bilden die bisher größte Annäherung an die ideale Version
eines Regulativs, das eine amtliche Datenproduktion auf dem optimalen Level
garantiert.
Im Einvernehmen mit den Aussagen des Prinzips der statistischen Adäquation erscheint
die Bereitstellung statistischer Grundinformationen durch öffentliche Behörden sowie
Statistiken spezialisierterer Ebenen durch private Agenturen die bestmögliche Form, für
ein ausreichendes und die demokratischen Grundrechte berücksichtigendes
Informationsangebot zu sorgen. Die amtlichen Daten schaffen das notwendige
Fundament und eine robuste Rahmenordnung als Grundlage für den Wettbewerb
statistischer Daten höherer Ebenen (s. Abbildung 3).
8
8
Ebd. , S.8.
zeitlich / inhaltliche Dimension
(Adäquation im weiteren Sinne)
Realtypus
Idealtypus
Deckungsgleicheit
Grad der Deckungsgleichheit
(Adäquation im engeren Sinne)

16
Abbildung 3: Die Rolle staatlicher und privater Institutionen im
Modell der Statistischen Adäquation
Abschließend formuliert handelt es sich also in keinem Fall um eine Diskussion der
Daseinsberechtigung der Statistischen Ämter, sondern um den Streitpunkt, in welchem
Maße die Statistischen Ämter das Land mit statistischen Informationen versorgen
sollen. Die politökonomischen Ansatzpunkte erklären anhand des Adäquationspostulats
die Grundversorgung mit statistischer Infrastruktur durch ein staatliches Regulativ für
notwendig.
2.3 Nutzer und ihre Datenansprüche
Die Rahmenbedingungen und einzelnen Ausprägungen eines Systems von
Arbeitsmarktstatistiken und -informationen sollten gemäß dem potentiellen Nutzen der
Arbeitgeber und Arbeitnehmer, der Gewerkschaften, der Arbeitsuchenden, der Politiker
und der Wissenschaftler bestimmt werden. Aus der Vielzahl der Adressaten lässt sich
der Schwierigkeitsgrad dieser Aufgabe ableiten. Zudem wächst der Umfang der
Aufgabe mit steigender Komplexität des Arbeitsmarktes.
Grad der
Differenzierung
in der Statistik
Grad der
Deckungsgleichheit
zeitlich / inhaltliche Adäquation
idealer Handlungsraum privater Institutionen
idealer Richtungspfad staatlicher Institutionen

17
Die einzelnen Benutzergruppen besitzen bis auf Politiker und Forscher keine
Schnittmengen. Daraus lässt sich folgern, dass die Bereitstellung der gewünschten
Informationen komplexer ist, als es auf den ersten Blick augenscheinlich ist. So
unterschiedlich die ökonomischen Strukturen von Teilbereichen der Wirtschaft sind, so
sehr variieren die Anforderungen der einzelnen Gruppen an die Arbeitsmarktstatistik
und -information. Generell lässt sich feststellen, dass, je komplexer sich
Produktionstechnologien entwickeln, je diversifizierter sich die Ausbildung von
Arbeitern gestaltet, desto detaillierter und strukturierter muss ein Informationssystem
des Arbeitsmarktes funktionieren.
2.3.1 Arbeitsuchende / Arbeitnehmer
Personen, die auf der Suche nach Arbeit sind, empfinden es als nützlich, sich vor
der Suche über zu erwartende Gehälter in der jeweiligen Branche, über
Arbeitschancen und Arbeitsbedingungen zu informieren. Hier muss die
Arbeitsmarktstatistik geeignete Daten über Durchschnittslöhne und die Zahl
offener Stellen in verschiedenen Branchen oder auch die aktuelle Zahl der
Arbeitslosen bereit stellen, um dem/der Arbeitsuchenden eine Vorstellung über
seine Einstiegsmodalitäten zu vermitteln. Ein Nebeneffekt wird für die
Erwerbstätigen und Gewerkschaften erzielt, denen Informationen über Löhne und
Gehälter als Grundlage für Lohnverhandlungen dienen können.
Arbeitsmarktstatistische Informationen
zu spezialisierten Berufsgruppen können
bei der Fragestellung von Aus- und Weiterbildung hilfreich sein.
9
2.3.2 Arbeitgeber
Auf der Nachfrageseite des Arbeitsmarktes nutzen Arbeitgeber Arbeitsmarktstatistiken
für ihre Planung und ihren täglichen Betrieb. Um eine qualifizierte Belegschaft zu
rekrutieren, muss der Arbeitgeber nach geeigneten Kandidaten suchen. Deswegen sind
Statistiken, welche die Qualifikation der potentiellen Arbeitnehmer dokumentieren, von
großer Wichtigkeit. Die Entlohnungsstrategie eines Arbeitgebers, neue Arbeitnehmer
anzuwerben und Unterbrechungen durch Arbeitswechsel zu minimieren, ist angewiesen
9
Vgl. Goldfarb, Adams (1993), S. 3.

18
auf statistische Angaben zur Arbeitslosigkeit, der Verfügbarkeit von qualifizierten
Arbeitnehmern und den Löhnen und Arbeitsbedingungen, die von anderen Arbeitgebern
angeboten werden.
Daten des Arbeitsmarktes spielen auch in der langfristigen Planung eines Betriebes eine
Rolle. Entscheidungen über die Firmengröße, über den Ort der Niederlassung und über
die Wahl der Produktionstechnologie werden durch Informationen über die
Verfügbarkeit von verschiedenen Arbeitnehmerqualifikationen nach Beruf, Fähigkeiten
und nach regionalen Märkten beeinflusst. Kenntnis über die vor Ort ansässigen
Institutionen für Training und Weiterbildung können einen Hinweis für potentielles
Angebot an qualifizierter Arbeit sein.
2.3.3 Politiker und Regierungsbeauftragte
Über den Stellenwert statistischer Informationen für die Politik besteht unter
Sachverständigen weitgehender Konsens: Ein Schwerpunkt seiner Vertrauensarbeit ist
für den Politiker die Berufung auf Zahlen aus der Statistik, die vom Wähler als wahr
und untrüglich angenommen werden.
Eine Differenzierung in drei unterschiedliche politische Nutzergruppen konkretisiert
deren Anforderungen an ein funktionierendes arbeitsmarktstatistisches System.
10
Der makroökonomische Arm der Politik bindet die Ergebnisse des Arbeitsmarktes in
die allgemeine Evaluierung des nationalen wirtschaftlichen Status Quo ein. Trends in
der Arbeitslosenquote wie auch andere Verhältniszahlen zur Erwerbstätigkeit tragen
nicht zuletzt deswegen einen wichtigen Teil zur Bestimmung und Bewertung
wirtschaftlicher Leistung bei, da sie den Verantwortlichen aus Geld- und Finanzpolitik
über das Wohlbefinden ihrer Wählerschaft berichten. Umgekehrt benutzen die Wähler
genau dieselben Daten, um über das politische Schaffen der von ihnen gewählten
Politiker zu urteilen.
Aus makroökonomischer Perspektive kommt der langfristigen Vergleichbarkeit
statistischer Daten eine besondere Rolle zu. Zum Beispiel ist es entscheidend, ob eine
Veränderung in der Arbeitslosenquote auf Veränderungen makroökonomischer Politik
10
Ebd. , S. 4.

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oder lediglich auf einen Wechsel in der statistischen Methodik zurückzuführen ist. Aus
diesem Grund ist Kontinuität in der Methodik von besonderer Wichtigkeit. Genau dieser
Aspekt gab den oppositionellen Parteien im 14. Bundestag Anlass dazu, dem
Bundesminister für Arbeit und Soziales, Walter Riester, ,,Schönrechnung" der
Arbeitslosenstatistik vorzuwerfen. Grund dafür lieferte das im Zuge der Reform der
Bundesanstalt für Arbeit verkündete Vorhaben von Bundesminister Riester, der
Arbeitslosenstatistik durch Veränderung in der Methodik mehr Transparenz zu
verleihen. Indem man die Arbeitslosen, die nicht ernsthaft an einer Vermittlung
interessiert sind, aus der Statistik herauslässt, sollte die Statistik den Realitäten
angepasst werden. Laut G. Andres, dem parlamentarischen Staatssekretär Riesters, wird
die Reform aus zwei Gründen verschoben. In Anbetracht der Wahlen im September des
Jahres 2002 soll der Opposition die Möglichkeit genommen werden, der Regierung
Manipulation der Arbeitslosendaten vorzuwerfen. Außerdem rechne die Regierung ab
dem Frühjahr mit besseren Arbeitsmarktdaten und wolle sich nicht dem Verdacht
aussetzen, diese Erfolge nur durch Statistikänderungen erzielt zu haben.
11
Die klare
Trennung von methodischer Handhabung und makroökonomischer Interpretation der
Arbeitsmarktstatistik erhält im Hinblick auf die anstehenden Wahlen besonderes
Gewicht.
Weiterhin muss die datenmäßige Klärung der Lage auf dem Arbeitsmarkt in gewissen
Zeitabständen kontinuierlich erfolgen, was durch jährliche, vierteljährliche und in
entwickelten Ländern sogar monatliche Veröffentlichungen gewährleistet ist.
Direkt im Arbeitsmarktgeschehen involvierte Politiker benötigen detaillierte Analysen
der Arbeitswelt, um arbeitsmarktpolitische Entscheidungen möglichst nahe an den
einzelnen betroffenen Gruppen zu orientieren. Dabei kann es sich um Themenbereiche
wie Mindestlöhne, Jobvermittlungsraten, Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz
oder gearbeitete Stunden handeln.
12
Aufschluss über die richtige Proportionalität
politischer Initiativen liefern Statistiken über die laufenden Verhältnisse am
Arbeitsmarkt, Statistiken über Trendbewegungen prüfen die Richtig- und Nachhaltigkeit
bereits implementierter politischer Entscheidungen.
11
Vgl.
www.bma.de
(2002), Pressemitteilungen März 2002.
12
In diesem Zusammenhang sei besonders auf das Job-AQtiv-Gesetz, die Kampagne ,,Arbeit für
Behinderte" als auch die gerade stattfindende Reform der Vermittlungstätigkeiten der Bundesanstalt für
Arbeit hingewiesen.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2002
ISBN (eBook)
9783832456740
ISBN (Paperback)
9783838656748
DOI
10.3239/9783832456740
Dateigröße
600 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin – Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Erscheinungsdatum
2002 (Juli)
Note
1,7
Schlagworte
statsitik bureau labor statistics arbeitslose arbeitsmarkt bundesanstalt arbeit
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Titel: Zu "Sein" und "Schein" der deutschen Arbeitslosenquote
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