Shareholder Value und Fremdfinanzierung
					
	
		©2001
		Magisterarbeit
		
			
				95 Seiten
			
		
	
				
				
					
						
					
				
				
				
				
			Zusammenfassung
			
				Inhaltsangabe:Gang der Untersuchung:	
Franco Modigliani und Merton Miller (1958) haben den ersten Meilenstein auf dem Gebiet der Finanzierungstheorie gelegt, indem sie in ihrem klassischen Aufsatz gezeigt haben, dass unter bestimmten Annahmen der Wert des Unternehmens unabhängig von der Kapitalstruktur ist, und nur von den Beständen und Prozessen auf der Aktivseite des Unternehmens abhängt.
Unabhängig davon, dass die Annahmen, die sie getroffen haben, sehr restriktiv waren, und die MM-Welt, die dadurch erschaffen wurde, sehr künstlich war, war das Ergebnis für den Großteil der damaligen Finanzierungstheoretiker schockierend und wurde stark angezweifelt. Nachdem das Ergebnis schließlich allgemein akzeptiert wurde, erfolgte die weitere Entwicklung des Modells, wobei versucht wurde, die Annahmen realitätsnäher zu gestalten.
In dieser Arbeit wird ähnlich vorgegangen, indem, von der MM-Theorie ausgehend, die Annahmen schrittweise gelockert werden. Im Abschnitt 2 wird das Shareholder-Value-Konzept vorgestellt und die Beziehung der Ziele Unternehmenswertmaximierung und Shareholder-Value-Maximierung untersucht. Im darauffolgenden Abschnitt 3 wird zuerst das Modigliani-Miller-Theorem in seiner klassischen Form unter Originalannahmen bewiesen, und es werden auch einige alternative Beweise vorgestellt, die mit einer geringeren Anzahl von Annahmen auskommen.
Die anschließenden Abschnitte beschäftigen sich mit den essentiellen Annahmen bzw. mit den treibenden Kräften der eventuellen Relevanz der Kapitalstruktur. Es sind dies jeweils die Existenz von Steuern, asymmetrischer Information und Agency-Problemen. Am Ende diskutiert
Abschnitt 8 potenzielle Begründungen für die optimale Kapitalstruktur, die der neueren Literatur entstammen und nicht so direkt in Verhältnis mit den MM-Annahmen gesetzt werden können. Es geht um die Modelle, die auf Produktmarktinteraktionen basieren.
Jeder Abschnitt beginnt mit einer kurzen Beschreibung des Modells  entweder anhand eines kurzen Beispiels oder aufbauend auf dem Modell, dass im klassischen Aufsatz dieses Forschungszweiges vorgestellt wurde. Die Teilaspekte eines Modells werden in getrennten Unterkapiteln vorgestellt und danach in einem eigenen Kapitel zusammengefasst. Jedes Modell wird einer Kritik unterworfen, und es werden die Ergebnisse empirischer Studien bezüglich seiner Relevanz vorgestellt. Da sich die Literatur hauptsächlich mit der optimalen Kapitalstruktur im Sinne von Unternehmenswertmaximierung […]
	Franco Modigliani und Merton Miller (1958) haben den ersten Meilenstein auf dem Gebiet der Finanzierungstheorie gelegt, indem sie in ihrem klassischen Aufsatz gezeigt haben, dass unter bestimmten Annahmen der Wert des Unternehmens unabhängig von der Kapitalstruktur ist, und nur von den Beständen und Prozessen auf der Aktivseite des Unternehmens abhängt.
Unabhängig davon, dass die Annahmen, die sie getroffen haben, sehr restriktiv waren, und die MM-Welt, die dadurch erschaffen wurde, sehr künstlich war, war das Ergebnis für den Großteil der damaligen Finanzierungstheoretiker schockierend und wurde stark angezweifelt. Nachdem das Ergebnis schließlich allgemein akzeptiert wurde, erfolgte die weitere Entwicklung des Modells, wobei versucht wurde, die Annahmen realitätsnäher zu gestalten.
In dieser Arbeit wird ähnlich vorgegangen, indem, von der MM-Theorie ausgehend, die Annahmen schrittweise gelockert werden. Im Abschnitt 2 wird das Shareholder-Value-Konzept vorgestellt und die Beziehung der Ziele Unternehmenswertmaximierung und Shareholder-Value-Maximierung untersucht. Im darauffolgenden Abschnitt 3 wird zuerst das Modigliani-Miller-Theorem in seiner klassischen Form unter Originalannahmen bewiesen, und es werden auch einige alternative Beweise vorgestellt, die mit einer geringeren Anzahl von Annahmen auskommen.
Die anschließenden Abschnitte beschäftigen sich mit den essentiellen Annahmen bzw. mit den treibenden Kräften der eventuellen Relevanz der Kapitalstruktur. Es sind dies jeweils die Existenz von Steuern, asymmetrischer Information und Agency-Problemen. Am Ende diskutiert
Abschnitt 8 potenzielle Begründungen für die optimale Kapitalstruktur, die der neueren Literatur entstammen und nicht so direkt in Verhältnis mit den MM-Annahmen gesetzt werden können. Es geht um die Modelle, die auf Produktmarktinteraktionen basieren.
Jeder Abschnitt beginnt mit einer kurzen Beschreibung des Modells  entweder anhand eines kurzen Beispiels oder aufbauend auf dem Modell, dass im klassischen Aufsatz dieses Forschungszweiges vorgestellt wurde. Die Teilaspekte eines Modells werden in getrennten Unterkapiteln vorgestellt und danach in einem eigenen Kapitel zusammengefasst. Jedes Modell wird einer Kritik unterworfen, und es werden die Ergebnisse empirischer Studien bezüglich seiner Relevanz vorgestellt. Da sich die Literatur hauptsächlich mit der optimalen Kapitalstruktur im Sinne von Unternehmenswertmaximierung […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
ID 5672 
Mandaric, Domagoj: Shareholder Value und Fremdfinanzierung / Domagoj Mandaric - 
Hamburg: Diplomica GmbH, 2002  
Zugl.: Graz, Universität, Magisterarbeit, 2001
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Diplomica GmbH 
http://www.diplom.de, Hamburg 2002 
Printed in Germany 
I
Inhaltsverzeichnis 
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS... III 
SYMBOLVERZEICHNIS... III 
ABBILDUNGSVERZEICHNIS ...V 
TABELLENVERZEICHNIS ...V 
1 
EINLEITUNG ...1 
2 
SHAREHOLDER VALUE...5 
2.1 D
AS 
S
HAREHOLDER
-V
ALUE
-K
ONZEPT VON 
R
APPAPORT
...5 
2.2 S
HAREHOLDER
-V
ALUE
-M
AXIMIERUNG VS
. 
U
NTERNEHMENSWERTMAXIMIERUNG
...9 
3 
MODIGLIANI-MILLER-THEOREM ...13 
3.1 ,,T
HE 
C
OST OF 
C
APITAL
, C
ORPORATION 
F
INANCE AND THE 
T
HEORY OF 
I
NVESTMENT
" (1958) ...15 
3.1.1 
Annahmen...16 
3.1.2 
,,Proposition I" ...18 
3.1.3 
,,Proposition II"...20 
3.2 K
RITIK
...21 
3.2.1 
Nichtnegativität der Zufallsvariable X...22 
3.2.2 
Beschränkte Haftung (für Individuen)...23 
3.2.3 
Beweis im State-Preference-Modell ...24 
3.3 Z
USAMMENFASSUNG
...27 
4 
DER EINFLUSS VON STEUERN ...28 
4.1 K
ÖRPERSCHAFTSSTEUER
...29 
4.2 I
NDIVIDUALBESTEUERUNG
...32 
4.3 Z
USAMMENFASSUNG
...37 
5 
KONKURSKOSTEN ...39 
5.1 W
IE 
,,
SCHLECHT
" 
IST EIN 
K
ONKURS
? ...39 
5.2 D
IREKTE 
K
ONKURSKOSTEN
...42 
5.3 I
NDIREKTE 
K
ONKURSKOSTEN
...43 
5.4 Z
USAMMENFASSUNG
...44 
6 
ASYMMETRISCHE INFORMATION...46 
6.1 S
IGNALLING MIT 
F
REMDKAPITAL
...47 
6.2 P
ECKING
-O
RDER
-T
HEORIE
...50 
6.3 Z
USAMMENFASSUNG
...54 
II
7 
AGENCY...56 
7.1 A
GENY
-P
ROBLEME ZWISCHEN 
M
ANAGER UND 
A
NTEILSEIGNERN
...57 
7.1.1 
Konsum am Arbeitsplatz...58 
7.1.2 
Free-Cash-Flow-These...59 
7.2 A
GENCY
-P
ROBLEME ZWISCHEN 
A
NTEILSEIGNERN UND 
G
LÄUBIGERN
...62 
7.2.1 
Risikoanreizwirkung (,,Bondholder Expropriation 
through Project Risk Changes") ...63 
7.2.2 
,,Bondholder Expropriation through Issuance of Bonds of 
Similar Priority" ...66 
7.2.3 
,,The No-Liquidation-Problem"...67 
7.2.4 
Unterinvestitions-Problem (Myers)...68 
7.3 Z
USAMMENFASSUNG
...73 
8 
MODELLE DIE AUF DEN INTERAKTIONEN ZWISCHEN 
PRODUKT- UND RESSOURCENMÄRKTEN BASIEREN 76 
8.1 S
TRATEGISCHE 
I
NTERAKTIONEN ZWISCHEN 
W
ETTBEWERBERN
...76 
8.2 F
REMDKAPITALEINFLUSS AUF DIE 
B
EZIEHUNGEN MIT 
K
UNDEN 
UND 
L
IEFERANTEN
...77 
8.2.1 
Kosten der Liquidation für Kunden (und Lieferanten)...77 
8.2.2 
Reputation für hohe Qualität...78 
8.2.3 
Verhandlungsposition gegenüber Lieferanten ...79 
8.3 Z
USAMMENFASSUNG
...79 
9 
ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK...80 
LITERATURVERZEICHNIS ...85 
III
Abkürzungsverzeichnis 
CEO... Chief executive officer 
CFO ... Chief financial officer (Finanzvorstand) 
EBIT ... Earnings before interest and taxes (Gewinn vor Steuern und 
Zinsen) 
EDF ... Estimated default frequency 
EK... Eigenkapital 
FCF... Free Cash Flow 
GE... Geldeinheit 
LBO... Leveraged buyout 
MIT... Massachusetts Institute of Technology 
MM... Modigliani und Miller 
PV... Present value (Barwert) 
Symbolverzeichnis 
B ... Versprochene Rückzahlung an die Fremdkapitalgeber 
C ... Pönale (siehe Managergehaltsfunktion bei Ross (1977)) 
CB... Marktwert der Unternehmensanleihen 
CF ... Cash Flow 
D ... Marktwert des Fremdkapitals (debt) 
e ... In Aktien eines Unternehmens investierter Betrag 
E ... Marktwert des Eigenkapitals (equity) 
E[·]... Erwartungswertoperator 
IV
f
1
, f
2
... positive Konstanten (siehe Managergehaltsfunktion bei 
Ross (1977)) 
G
L
... Fremdfinanzierungsvorteil 
I... Investitionen 
M ... Manager-Gehalt 
P... Preis der pure security 
q... ,,physische" Vermögensansprüche (Hirschleifer) 
r
A
... Gesamtkapitalrendite (expected return on assets) 
r
AN
... Angebotsrendite 
r
D
... Erwartete Fremdkapitalrendite (expected return on debt) 
r
E
... Erwartete Eigenkapitalrendite (expected return on equity) 
r
F
... Zinssatz für risikolose Veranlagung 
r
NF
... Nachfragerendite 
R ... Rendite 
s ... Umweltzustand (state of nature) 
s
a
, s
b
... Break-Even-Zustände 
t... Zeitindex, Zeitpunkt 
T
C
... Körperschaftssteuersatz 
T
P
... Einkommenssteuer auf ausgeschüttete Gewinne und Zins-
zahlungen 
T
PE
... Einkommenssteuer auf Veräußerungsgewinne von Anteilen 
U ... Unternehmen 
V ... Unternehmenswert (Gesamtwert des Unternehmens) 
V
A
... Barwert des bereits existenten Unternehmensvermögens 
V
G
... Barwert der Wachstumsmöglichkeiten 
X ... Für die Auszahlung an die Kapitalgeber zur Verfügung ste-
hender Betrag (falls positiv dann gleich dem EBIT) 
Y ... Portfolioertrag (absolut) 
V 
Abbildungsverzeichnis 
Abbildung 1: Das Shareholder-Value-Netzwerk ...8 
Abbildung 2: Aggregierte Bilanzen des Unternehmens- und 
Haushaltssektors...13 
Abbildung 3: Gesamtwirtschaftliche Bilanz ...14 
Abbildung 4: Um den Anspuch des Staates erweiterte Bilanz...31 
Abbildung 5: Steuerliche Behandlung von Eigen- und 
Fremdkapitaleinkommen...33 
Abbildung 6: Gleichgewicht auf dem Markt für Unternehmensanleihen 
(Miller-Gleichgewicht)...35 
Abbildung 7: Reine Eigenfinanzierung: Bilanz zu t=0 ...69 
Abbildung 8: Reine Eigenfinanzierung: Bilanz zu t=1 ...70 
Abbildung 9: Reine Eigenfinanzierung: Zustandsabhängigkeit der 
Investitionsentscheidung ...71 
Abbildung 10: Teilweise Fremdfinanzierung: Bilanz zu t=1 nach 
Investition...72 
Abbildung 11: Teilweise Fremdfinanzierung: Zustandsabhängigkeit der 
Investitionsentscheidung ...72 
Tabellenverzeichnis 
Tabelle 1: Vergleich verschiedener Definitionen im Zusammenhang mit 
Shareholder Value ...7 
Tabelle 2: Abzugsfähigkeit der Fremdkapitalzinsen...30 
Tabelle 3: Konkurs und Kapitalstruktur...40 
Tabelle 4: "Financial distress" vs. "economical distress"...44 
Tabelle 5: Zustands- und aktionsabhängiger Unternehmenswert ...52 
Tabelle 6: Payoffs für die alten Eigenkapitalgeber ...52 
Tabelle 7: Gleichgewicht mit rationalen Erwartungen ...53 
Tabelle 8: Vergleich der Agency-Aufsätze, die Konflikte zwischen 
Manager und Anteilseignern beschreiben ...58 
Tabelle 9: Projektrisikoerhöhung ...64 
Tabelle 10: Projektrisikoerhöhung  Fortsetzung des Beispiels ...64 
Tabelle 11: ,,The No-Liquidation Problem"...67 
Tabelle 12: ,,Aggregierte Effekte" der Thesen von Jensen und Myers..75 
1
1 Einleitung 
,,Shareholder Value" ist heutzutage in der Öffentlichkeit ein allgemein 
bekannter und heiß diskutierter Begriff. Er ist das Symbol des ,,Turbo-
kapitalismus"
1
 schlechthin, und wird in den Medien fast ausschließlich 
im Zusammenhang mit der sozialen Verantwortung der Unternehmen 
diskutiert, wobei die Orientierung am ,,Shareholder Value" als Quelle 
für die Arbeitslosigkeit, Umweltverschmutzung, wirtschaftliche Ausbeu-
tung der Drittweltländer etc. dargestellt wird.  
Im Rahmen dieser Arbeit wird der Zusammenhang zwischen Sharehol-
der Value und Fremdfinanzierung in einer Modellwelt untersucht. Die 
Implikationen, von denen die populäre Diskussion geprägt wird, werden 
außer Acht gelassen. Es sei mir erlaubt anzumerken, dass ich das Fehlen 
eines Intellektuellen, der den unqualifizierten Teil der Attacken auf das 
Shareholder-Value-Konzept abwehren könnte, um die Diskussion in ei-
ne rationalere und produktivere Bahn zu lenken, wie es Paul Krugman 
auf dem Gebiet des freien Handels tut, bedauere. Ansonsten dominieren 
die Gefühle und Ängste: Argumente werden nicht nach ihrer Qualität 
beurteilt, sondern nach der Lautstärke, mit der sie vorgetragen werden. 
In der Praxis gibt es offenbar ganz bestimmte Vorstellungen über die op-
timale Kapitalstruktur. Es kommt zu teilweise rasanten Wertänderungen, 
nach Ankündigungen von Kapitalstrukturumschichtungen.
2
Meine Erfahrung ist, dass das Fremdkapital meistens als ,,die Schulden" 
bezeichnet wird und in der Umgangssprache in negativer Konnotation 
steht. Es ist mir sehr oft widerfahren, dass ich nach dem Erklären meines 
Diplomarbeitthemas gehört habe, dass die optimale Finanzierungsform 
1
 Der Begriff ,,Turbokapitalismus" wurde vom amerikanischen Ökonomen Edward 
Luttwak geprägt. In: Luttwak, E. (1999), Turbokapitalismus. Gewinner und Verlierer 
der Globalisierung 
2
 vgl. Miller (1988), S. 100 
2
überhaupt kein Rätsel sei, da jeder wüsste, Eigenkapital stelle eine viel 
bessere und vor allem gerechtere, anständigere etc. Finanzierungsform 
dar. Ich glaube, dass dieses Phänomen hauptsächlich historisch be-
gründbar ist: Der Zins war sehr lange Zeit von der Kirche verpönt. Die 
Ursprünge dieses Verbots können sowohl in der Heiligen Schrift als 
auch in der Geschichte der Philosophie (Aristoteles, Augustinus, Tho-
mas von Aquin) verfolgt werden. In der Neuzeit lässt das kirchliche Ge-
setzbuch die Zinsen bei Darlehen für produktive Zwecke zu  das Zins-
verbot für Konsumtivdarlehen besteht jedoch weiterhin unter der 
Bezeichnung ,,Wucherverbot".
3
 Eine ähnlich negative Sicht des Zinses 
(,,Riba") wird vom Islam vertreten, worin eine Ursache für das System 
des islamischen Bankwesens liegt.
4
 Im normalen Sprachgebrauch sind 
,,Schulden" und ,,Verlust" fast Synonyme. Vielen Menschen ist auch 
nicht bewusst, dass es einen Unterschied zwischen dem Fremdkapital 
und dem betriebswirtschaftlichen Verlust gibt. 
Das Eigen- und das Fremdkapital werden demnach als zwei sowohl 
wirtschaftlich, als auch ,,moralisch" völlig verschiedene Kategorien auf-
gefasst. Ein Teil der oben beschriebenen Phänomene dürfte mit dem 
zugrundeliegenden Finanzierungsbegriff zusammenhängen. Im deut-
schen Sprachraum herrscht nämlich noch immer der monetäre Finanzie-
rungsbegriff vor, der im wesentlichen nur den Zugang von liquiden, dis-
poniblen Mitteln umfasst. Diese Beschränkung auf das Monetäre 
schließt beispielsweise a priori Leasing und Sacheinlagen als Finanzie-
rungsformen aus. Die amerikanische ,,Theory of Finance" konzentriert 
sich dagegen auf Ansprüche auf zukünftige Cash Flows.
5
 Sie ist dadurch 
sehr breit angelegt und umfasst, um beim obigen Beispiel zu bleiben, 
sowohl Leasing als auch Sacheinlagen. Wenn man sowohl Fremd- als 
3
 vgl. Link (1994) 
4
 vgl. Perlitz (1997), S. 577ff 
5
 vgl. zum Finanzierungsbegriff: Steiner (1994) 
3
auch Eigenkapitalgeber als die Anspruchsberechtigten auf den vom Un-
ternehmen produzierten Zahlungsstrom ansieht, ist man in der Lage, ge-
nug ,,geistigen Abstand" zu nehmen, um sich vorstellen zu können, dass 
der Unterschied zwischen Eigen- und Fremdkapital nicht so groß oder 
scharf ist, wie es vielen intuitiv erscheinen mag, und dass die Kapital-
struktur, in gewissen Konstellationen, ohne Einfluss auf den Unterneh-
menswert sein könnte. Dies gilt vor allem in der Welt der Sicherheit, in 
der alle Einlagen sicher sind und dementsprechend den gleichen Ertrag 
erbringen. ,,In the world of sure returns the distinction between debt and 
equity reduces to one of terminology."
6
Franco Modigliani und Merton Miller (1958) haben den ersten Meilen-
stein auf dem Gebiet der Finanzierungstheorie gelegt, indem sie in ihrem 
klassischen Aufsatz gezeigt haben, dass unter bestimmten Annahmen 
der Wert des Unternehmens unabhängig von der Kapitalstruktur ist, und 
nur von den Beständen und Prozessen auf der Aktivseite des Unterneh-
mens abhängt. Unabhängig davon, dass die Annahmen, die sie getroffen 
haben, sehr restriktiv waren, und die MM-Welt, die dadurch erschaffen 
wurde, sehr künstlich war, war das Ergebnis für den Großteil der dama-
ligen Finanzierungstheoretiker schockierend und wurde stark angezwei-
felt. Nachdem das Ergebnis schließlich allgemein akzeptiert wurde, er-
folgte die weitere Entwicklung des Modells, wobei versucht wurde, die 
Annahmen realitätsnäher zu gestalten.  
In dieser Arbeit wird ähnlich vorgegangen, indem, von der MM-Theorie 
ausgehend, die Annahmen schrittweise gelockert werden. Im Abschnitt 
2 wird das Shareholder-Value-Konzept vorgestellt und die Beziehung 
der Ziele ,,Unternehmenswertmaximierung" und ,,Shareholder-Value-
Maximierung" untersucht. Im darauffolgenden Abschnitt 3 wird zuerst 
das Modigliani-Miller-Theorem in seiner klassischen Form unter Origi-
6
 Modigliani/Miller (1958), S. 262 
4
nalannahmen bewiesen, und es werden auch einige alternative Beweise 
vorgestellt, die mit einer geringeren Anzahl von Annahmen auskommen. 
Die anschließenden Abschnitte beschäftigen sich mit den essenziellen 
Annahmen bzw. mit den treibenden Kräften der eventuellen Relevanz 
der Kapitalstruktur. Es sind dies jeweils die Existenz von Steuern, a-
symmetrischer Information und Agency-Problemen. Am Ende diskutiert 
Abschnitt 8 potenzielle Begründungen für die optimale Kapitalstruktur, 
die der neueren Literatur entstammen und nicht so direkt in Verhältnis 
mit den MM-Annahmen gesetzt werden können. Es geht um die Model-
le, die auf Produktmarktinteraktionen basieren. Jeder Abschnitt beginnt 
mit einer kurzen Beschreibung des Modells  entweder anhand eines 
kurzen Beispiels oder aufbauend auf dem Modell, dass im klassischen 
Aufsatz dieses Forschungszweiges vorgestellt wurde. Die Teilaspekte 
eines Modells werden in getrennten Unterkapiteln vorgestellt und da-
nach in einem eigenen Kapitel zusammengefasst. Jedes Modell wird ei-
ner Kritik unterworfen, und es werden die Ergebnisse empirischer Stu-
dien bezüglich seiner Relevanz vorgestellt. Da sich die Literatur 
hauptsächlich mit der optimalen Kapitalstruktur im Sinne von Unter-
nehmenswertmaximierung beschäftigt, wird bei der Diskussion auf die 
eventuellen Konflikte zwischen den Zielen Shareholder-Value-
Maximierung und Unternehmenswertmaximierung eingegangen. 
Es kann bereits an dieser Stelle gesagt werden, dass sehr viele Theoreti-
ker auf diesem Gebiet arbeiten, und dass die endgültige Lösung noch 
immer nicht in Sicht zu sein scheint. Dementsprechend kann von dieser 
Arbeit im besten Fall ein gekonntes Balancieren zwischen diversen The-
orien und das Aufzeigen von Verknüpfungen die Anzeichen für die 
Entwicklung einer ganzheitlichen Theorie sein könnten, erhofft werden. 
Die Arbeit wird mit einer Zusammenfassung und einem Ausblick been-
det. 
5
2 Shareholder Value 
Man muss nur eine Zeitung öffnen: Shareholder Value scheint in aller 
Munde zu sein. Im ersten Kapitel dieses Abschnitts wird dieses Konzept 
definiert, und im zweiten erfolgt eine kurze einleitende Diskussion der 
alternativen Unternehmensziele Shareholder-Value-Maximierung und 
Unternehmenswertmaximierung. 
2.1  Das Shareholder-Value-Konzept von Rappaport 
Der Begründer des Shareholder-Value-Konzepts war Alfred Rappaport 
mit seinem Buch ,,Creating Shareholder Value. The New Standard for 
Business Performance" (1986). Die Grundkonzeption des Buches (und 
Konzepts) wird vom folgenden Zitat gut erfasst: 
Geschäftsstrategien sollten nach Maßgabe der ökonomischen Renditen 
beurteilt werden, die sie für die Anteilseigner schaffen und die im Falle 
einer börsengehandelten Kapitalgesellschaft mittels Dividendenzahlun-
gen und Kurswertsteigerungen der Aktien gemessen werden. Wenn das 
Management Strategiealternativen beurteilt, dann sind jene Strategien, 
die dem Unternehmen den größten nachhaltigen Wettbewerbsvorteil ver-
schaffen, auch diejenigen, die den höchsten Shareholder Value schaffen. 
Im ,,Shareholder-Value-Ansatz" bestimmt sich der ökonomische Wert ei-
ner Investition (z.B. Aktien eines Unternehmens, Strategien, Zusammen-
schlüssen und Akquisitionen, Investitionen) dadurch, dass die zukünftig 
erwarteten Cash Flows mittels eines Kapitalkostensatzes diskontiert 
werden. Diese Cash Flows wiederum bilden die Grundlage für die Ei-
gentümerrendite aus Dividenden und steigenden Kurswerten.
7
Obwohl alle danach veröffentlichten Werke zumindest teilweise auf dem 
Buch von Rappaport beruhen, wird mittlerweile auch das Buch ,,Valua-
7
 Rappaport (1995), S. 12 
6
tion. Measuring and Managing the Value of Companies" von McKin-
sey-Autoren Copeland, Koller und Murrin (1998) als Klassiker auf dem 
Gebiet angesehen und beeinflusst entscheidend die Praxis. Den Aus-
gangspunkt der erwähnten Werke und vieler Bewertungs- und Strategie-
führungsansätze, die von diversen Consultingunternehmen angeboten 
werden, bildet der Dividendenbewertungs-Aufsatz von Miller und Mo-
digliani (1961). Fred Weston [1989, S. 31f] behauptete beispielsweise, 
dass man die Richtigkeit dieser Praxisbewertungsmodelle prüfen könne, 
indem man sie als MM-Dividendenbewertungsmodelle umformuliere. 
Dies impliziert, dass MM die eigentlichen Urbegründer des Shareholder-
Value-Ansatzes sind. 
Der Begriff Shareholder-Value ist nicht einheitlich definiert. Nach Rap-
paport [1995, S. 53] setzt sich ,,der gesamte ökonomische Wert eines 
Gebildes, wie zum Beispiel eines Unternehmens oder einer Geschäfts-
einheit, aus dem Wert seines Fremdkapitals und seines Eigenkapitals 
zusammen. Dieser Wert eines Geschäftes wird ,Unternehmenswert' ge-
nannt, und der Anteil des Eigenkapitals an diesem Unternehmenswert 
wird als ,Shareholder Value' bezeichnet". Diese Sichtweise ist weit 
verbreitet in der Praxis und wird auch von anderen Autoren wie z.B. 
Spremann (2000) und Mandl [1997, S. 40] unterstützt. Die Verwirrung 
geht von der McKinsey-Autorenschaft aus, die den ,,Unternehmens-
wert" als ,,Barwert operativer Freier Cash Flows" bezeichnet und den 
Marktwert des Eigenkapitals als ,,Unternehmenswert". Ich möchte auf 
dieses begriffliche Problem hinweisen, um Missverständnissen vorzu-
beugen. Im weiteren Text beziehe ich mich auf die Definition von Rap-
paport. Der Übersichtlichkeit halber werden die Begriffe in der folgen-
den Tabelle gegenübergestellt. 
7
Rappaport 
McKinsey 
Marktwert des Eigen-
kapitals 
Shareholder Value 
Unternehmenswert 
Marktwert des Fremd-
kapitals 
Marktwert des Fremdkapi-
tals 
Marktwert des (zu verzin-
senden) Fremdkapitals 
Marktwert aller An-
sprüche 
Unternehmenswert 
Barwert operativer Freier 
Cash Flows 
Tabelle 1: Vergleich verschiedener Definitionen im Zusammenhang mit Share-
holder Value
Der Begriff Shareholder Value wird hauptsächlich mit der Maximierung 
des Marktwertes des Eigenkapitals assoziiert, obwohl Shareholder Va-
lue ein ganzheitliches Konzept darstellt, das aus den folgenden Elemen-
ten besteht
8
: 
1.  Eine normative Aussage: die Unternehmung, vertreten durch 
das Management, soll allein den Shareholder Value steigern. 
2.  Eine Methode zur Bewertung von Unternehmen und Unter-
nehmensteilen. 
3.  Eine Methode zur Beurteilung der Vorteilhaftigkeit unter-
nehmerischer Maßnahmen. 
4.  Ein Verfahren zur Ermittlung des Periodenerfolges der Unter-
nehmung. 
Rappaport [1995, S. XV] versucht in seinem Buch nicht nur die Grund-
prinzipien des Shareholder-Value-Ansatzes vorzustellen, sondern auch 
die "Werkzeuge, um den neuen Standard für die Performance-Messung 
praktisch umsetzen zu können". Die grundlegende Logik seiner Ausfüh-
rungen und die Relevanz für die Führungsentscheidungen des Manage-
ments sind aus der folgenden Abbildung ersichtlich: 
8
 Spremann (2000) 
8
Zielsetzung des 
Unternehmens
Bewertungs-
komponenten
Werttreiber
Führungs-
Entscheidungen
geschaffener
Shareholder Value
Eigentümerrendite:
· Dividenden   
· Kursgewinne
betrieblicher
Cash flow
Diskont-
satz
Fremd-
kapital
Dauer der
Wertstei-
gerung
·Umsatzwa-
chstum
·betriebliche 
Gewinnmarge
·Gewinnsteuer-
satz
·Investitionen 
ins Umlauf-
vermögen
·Investitionen 
ins Anlage-
vermögen
·Kapital-
kosten
Operating
Investition
Finanzierung
Abbildung 1: Das Shareholder-Value-Netzwerk 
Quelle: Rappaport (1994), S. 79 
An der Methode scheint nichts Neues zu sein. Das Interesse und die 
Medienaufmerksamkeit sind insofern etwas verwunderlich. Auch Cope-
land/Koller/Murrin [1998, S. 29] selbst geben zu, dass an ihrer Methode 
,,so gut wie nichts" neu sei, und dass die Bewertungsmethodik ihre Ur-
sprünge, wie oben bereits angesprochen, in der Kapitalwertmethode der 
Investitionsrechnung und im Bewertungsansatz von Miller und Modigli-
ani (1961) habe. Der Grund für die Popularität des Shareholder-Value-
Konzepts ist wahrscheinlich die langjährige Dominanz der buchhalteri-
schen Größen in Zusammenhang mit der strategischen Unternehmens-
führung, die zu teilweise rasanten Unternehmenswertminderungen ge-
führt hat, weil die Entscheidungskriterien wie handelsrechtlicher 
Gewinn, Umsatzrendite, Eigenkapitalrendite etc. einfach falsch sind: Sie 
schließen das Risiko und Investitionserfordernisse aus, vernachlässigen 
die Dividendenpolitik sowie den Zeitwert des Geldes und sind
vom Ma-
9
nagement leicht manipulierbar.
9
 Durch die, dem breiteren Publikum zu-
gänglichere Werke von Rappaport und Copeland/Koller/Murrin erhiel-
ten die theoretisch begründeten Thesen von MM und anderen Finanzie-
rungstheoretikern, Aufmerksamkeit von Manager und Investoren. Die 
Manager haben sich aus Eigeninteresse, da fallende Aktienkurse eine 
Gefahr für das Management von der Seite aktiver Aktionäre oder feind-
licher Übernehmer darstellen, entschieden, diese Werkzeuge in der Un-
ternehmensführung zu verwenden.  
Diese ,,revolutionäre" Entwicklung ist so unumgänglich, dass es einfach 
unvorstellbar erscheint, dass es Zeiten gab, in denen das anders gehand-
habt wurde. Gibt es denn etwas Logischeres als den Unternehmenserfolg 
am ökonomischen Wert, der geschaffen wurde, zu messen? Die ur-
sprüngliche Idee des Rechnungswesens war es, die ökonomischen Vor-
gänge in einem Unternehmen zu beschreiben, aber das Rechnungswesen 
hat sich durch immer komplexer werdende Gesetzgebung stark verkom-
pliziert. Es ist somit zu einem System-des-Systems-wegen geworden, so 
dass mittlerweile mühsame Transformationen nötig sind, um wiederum 
von den buchhalterischen auf die ökonomischen Größen zu kommen.  
2.2  Shareholder-Value-Maximierung vs. Unterneh-
menswertmaximierung 
Mit dem Schlagwort ,,Debt trap" auf der Titelseite schrieb ,,The Econo-
mist" vom 27. Jänner 2001 Folgendes in der Sonderbeilage über Unter-
nehmensfinanzierung: 
,,There is always a tension between the owners of a firm and its creditors. 
Owners want to earn the best returns; creditors want their loans repaid 
9
 vgl. Rappaport (1995), S. 20ff und Copeland/Koller/Murrin (1998), S. 12ff 
10
with something extra to compensate for the risk of default. Until the 1980s, 
most companies put the interests of bondholders first. Having a top-notch 
credit rating was an article of faith. Since then corporate America has 
been downgraded, both intentionally and unintentionally, to the detriment 
of bondholders. Few companies now boast a top-notch credit rating. In 
recent years the exuberance of shareholders has been matched only by the 
pessimism of their bond counterparts." 
In der Literatur wird oft die Ansicht vertreten, dass für die optimale Ka-
pitalstruktur, die Manager den Marktwert des Eigenkapitals maximieren 
sollten.
10
 Jene Frage wird in diesem Kapitel sehr allgemein diskutiert, 
mit der Absicht auf die einzelnen Punkte hinzuweisen, die in den fol-
genden Kapiteln ausführlicher behandelt werden. 
In einer Welt mit risikoloser Verschuldung und demzufolge ohne Kon-
kurswahrscheinlichkeit, fließt jede durch Kapitalstrukturumschichtung 
verursachte Veränderung des Unternehmenswertes den Eigenkapitalge-
bern zu. Daher ist es gleichgültig, ob die Manager versuchen den Unter-
nehmenswert oder den Eigenkapitalwert zu maximieren.
11
Angenommen wir befinden uns jedoch in einer Welt der Unsicherheit 
sowie folglich mit ,,risky debt" und es gäbe eine aufgrund homogener 
Information allen bekannte Methode für Manager, den Marktwert des 
Eigenkapitals um 1 Geldeinheit (GE) zu erhöhen, indem sie gleichzeitig 
den Marktwert des Fremdkapitals um 3 GE verringerten. (Im Abschnitt 
7, der sich mit Agency-Problemen beschäftigt, wird gezeigt, dass solche 
Situationen wirklich vorkommen können.) Die Manager sind jetzt im 
Dilemma: Sie müssen entscheiden, ob sie den Unternehmenswert oder 
den Shareholder Value maximieren sollen. Da sie von Eigenkapitalge-
bern gewählt werden und deren Unterstützung brauchen, um ihre Positi-
on zu (be-)halten, würde vieles dafür sprechen, dass sich die Manager 
10
 vgl. Welch (1996), S. 2ff 
11
 vgl. Brealey/Myers (2000), S. 475 
11
für die Shareholder-Value-Maximierung entscheiden. So behauptet 
Stiglitz [1972, FN 12] beispielsweise: ,,When there is a finite probability 
of bankruptcy, the rule of firm value maximization is not equivalent to 
maximizing the value of equity, and it is clearly the latter with which 
firms are concerned." 
Die Fremdkapitalgeber werden aber diese Möglichkeit vorhersehen und 
annehmen, dass das Management im Interesse der Eigenkapitalgeber a-
gieren wird. Sie werden natürlich dafür eine Kompensation in Form ei-
nes Preisnachlasses verlangen. Der Einfachheit halber wird angenom-
men, dass der heutige Wert von 3 GE zum Zeitpunkt der 
Vermögensumschichtung 3 GE bleibt. Zu diesem Zeitpunkt haben die 
Manager als Alternativen entweder den Unternehmenswert und Eigen-
kapitalwert um 2 GE zu verringern oder die Fremdverschuldung zu um-
gehen (wodurch sie unter Umständen den Wert ,,auf der Straße liegen 
lassen"; letzteres im Abschnitt 4 über den Einfluss von Steuern erläutert 
wird). Das Management würde in dieser Situation gerne kommunizieren 
wollen, dass die für das Fremdkapital wertmindernden Aktivitäten nicht 
unternommen würden, aber Versprechen alleine sind nicht ausreichend, 
da sie nicht glaubhaft sind (siehe zu diesem Problem Abschnitt 6: 
Signalling). 
Der Kernpunkt ist, dass die Kosten der zukünftigen Maßnahmen, falls 
diese vorhersehbar sind, bereits heute von den Eigenkapitalgebern ge-
tragen werden. Die hinzutretenden Eigen- und Fremdkapitalgeber - an-
genommen ihre Ansprüche werden richtig bewertet - können nur bei un-
vorhersehbaren Aktionen des Managements Schaden erleiden. 
Die zweite Argumentationslinie stellt auf die Marktgleichgewichtsargu-
mente ab: Falls sich ein Management-Team nicht glaubhaft verpflichten 
kann, die wertmindernden 3-zu-1 Umschichtungen nicht zu unterneh-
men, könnten andere Management-Teams, die diese Verpflichtung 
12
glaubwürdiger vermitteln, die Leitung übernehmen. In diesem Sinne 
meint auch Fama [1978, S. 272], dass ,,maximizing combined stock-
holder and bondholder wealth is the only market value rule consistent 
with a stable equilibrium." 
Die große Idee ist, dass die Unternehmen, die sich glaubhaft verpflichten 
können, in der Zukunft (ex-post) das Richtige zu tun, heute (ex-ante) 
mehr wert sind. Daraus folgt, dass jene Unternehmen, die versuchen, 
den Unternehmenswert zu maximieren, mehr wert sind als jene Unter-
nehmen, die Shareholder-Value-Maximierung zum Ziel haben. 
13
3 Modigliani-Miller-Theorem 
Der Forschungsschwerpunkt vor dem MM-Aufsatz war von der Frage 
geprägt, welche Größe vom Markt kapitalisiert wird, wobei besonders 
fragwürdig war, ob die ausgezahlten Dividenden oder die Gewinne 
(welche / in welcher Weise definierten Gewinne?) kapitalisiert werden.
12
Die Tatsache, dass Modigliani und Miller einen anderen Zugang gewählt 
haben, ist wahrscheinlich ihrer makroökonomischen Perspektive zu ver-
danken.
13
 Die erste Frage, die sie sich gestellt haben, war jene nach den 
Determinanten der aggregierten Investitionen des Unternehmenssektors 
der Wirtschaft. Die Mittel kamen von den Ersparnissen der Haushalte in 
dieser Wirtschaft - ein Zusammenhang, der mit Hilfe von volkswirt-
schaftlichen Bilanzen übersichtlich dargestellt werden kann: 
Unternehmen
Fremdkapital
Eigenkapital
Produktives 
Vermögen
Haushalte
Nettovermögen 
der Haushalte
Fremdkapital
Eigenkapital
Abbildung 2: Aggregierte Bilanzen des Unternehmens- und Haushaltssektors 
In Anlehnung an: Miller (1988), S. 101 
Wenn man diese Sektorenbilanzen konsolidiert, kommt man zu einer ge-
samtwirtschaftlichen Bilanz, auf der die Eigen- und Fremdkapitaltitel 
nicht mehr vorkommen (siehe Abbildung 3). 
12
 vgl. Miller (1977), S. 261 
13
 vgl. Miller (1988), S. 101f 
14
Gesamte Volkswirtschaft
Produktives 
Vermögen
Nettovermögen 
der Haushalte
Abbildung 3: Gesamtwirtschaftliche Bilanz 
In Anlehnung an: Miller (1988), S. 101 
Die Eigen- und Fremdkapitaltitel seien demnach nur ,,Zwischenvermö-
genswerte", mit dem Zweck der Zuteilung der produktiven Gewinne an 
verschiedene Haushalte. Die Anwendung dieser makroökonomischen 
Intuition auf die Unternehmensfinanzierung führte zu einem ,,violently 
shifted paradigm"
, wie Stephen Ross [1988, S. 127] das einmal aus-
drückte. 
In der realen Welt ist der Unterschied zwischen Eigen- und Fremdkapi-
tal nicht so klar, wie man es sich vielleicht vorstellen würde. Wie zum 
Beispiel eine Anektode mit dem Junk-Bond-König Michael Milken 
zeigt, stimmt die theoretische Vorstellung, dass die Eigenkapitalgeber 
diejenigen mit der absoluten Kontrolle über das Unternehmen seien, in 
der Praxis nicht: 
Not surprisingly, the line between debt and equity, so sharply drawn in 
the mind of a Salomon bond trader, becomes blurred in the mind of a 
Drexel bond trader. Debt ownership in a shaky enterprise means control, 
for when a company fails to meet its interest payments, a bondholder can 
foreclose and liquidate the company. Michael Milken explained this more 
succinctly to Meshulam Riklis, the de facto owner of Rapid-American 
Corporation, at a breakfast meeting in the late 1970s. Milken claimed 
that Drexel and its clients, not Riklis, controlled Rapid-American. "How 
can that be when I own forty percent of the stock?" asked Riklis. 
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2001
- ISBN (eBook)
- 9783832456726
- ISBN (Paperback)
- 9783838656724
- DOI
- 10.3239/9783832456726
- Dateigröße
- 815 KB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Karl-Franzens-Universität Graz – Betriebswirtschaftslehre, Banken und Finanzierung
- Erscheinungsdatum
- 2002 (Juli)
- Note
- 1,0
- Schlagworte
- konkurskosten asymetrische information signalling agency kapitalstruktur
- Produktsicherheit
- Diplom.de
 
					