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Die (Un-)Möglichkeit der Zertifizierung von Tageseinrichtungen für Kinder

©2001 Diplomarbeit 103 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Analyse der (Un-)Möglichkeit der Zertifizierung von Tageseinrichtungen für Kinder. Losgelöst von der Überprüfung der rein technischen Umsetzbarkeit der Zertifizierung wird es darum gehen, zu eruieren, welche Chancen und welchen Nutzen auf der einen, sowie welches Risiko und welchen Aufwand auf der anderen Seite die Zertifizierung für die Kindertageseinrichtungen mit sich bringt. Das hier zu untersuchende Instrument der Zertifizierung steht in einem direkten Zusammenhang mit dem Thema Qualitätsmanagement, welches seit geraumer Zeit auch in die Diskussion im Bereich der Kindertageseinrichtungen Einzug erhalten hat. Aus diesem Grunde werde ich zunächst allgemein darstellen, wie betriebswirtschaftliche Elemente Einzug in die Soziale Arbeit erhalten haben, um anschließend das Thema Qualitätsmanagement als ein solches Element konkret mit seinen Auswirkungen im Bereich der Kindertageseinrichtungen zu betrachten.
Ich verfasse die Arbeit in der Annahme, dass es Alternativmethoden zur Zertifizierung gibt und werde aus diesem Grunde nach der Betrachtung dieses Instruments untersuchen, ob derartige Alternativen evtl. bereits in anderen Feldern der Sozialen Arbeit existent sind und für die Kindertageseinrichtungen adaptiert werden können. Da es für die gesteuerte flächendeckende Einführung von Qualitätsmanagement in der Elementarpädagogik eine Institution geben sollte, die dieses koordiniert, werde ich untersuchen, welche Rolle die öffentliche Jugendhilfe gegenwärtig in der Qualitätsdiskussion im Feld der Kindertageinrichtungen einnimmt und in einem weiteren Schritt dann herausarbeiten, wie sich diese Rolle eingedenk der Alternativen zur Zertifizierung zukünftig aussehen könnte.
Ferner werde ich in meiner Arbeit auch die aktuelle Diskussion zum Thema Qualitätsmanagement in der Praxis der Kindertageseinrichtungen miteinbeziehen, um das formulierte Ziel dieser Arbeit mittels einer breiten Argumentationsbasis erreichen zu können.
Hauptsächlich werde ich meine Analyse auf eine Auswertung aktueller Literatur zum Thema aufbauen.
Ich werde damit beginnen, die für die Untersuchung zentralen Begrifflichkeiten zu bestimmen. Weitere aus dem Bereich der Betriebswirtschaftslehre einfließende Begriffe finden ihre Erklärung im angehängten Glossar.
Aus Gründen der Lesbarkeit werde ich an der tradierten männlichen Form der Bezeichnung […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 5566
Schwarz, Björn: Die (Un-)Möglichkeit der Zertifizierung von Tageseinrichtungen für Kinder /
Björn Schwarz - Hamburg: Diplomica GmbH, 2002
Zugl.: Kiel, Universität, Diplomarbeit, 2001
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2002
Printed in Germany

Inhaltsverzeichnis
1.
Einleitung ...1
2.
Begriffsbestimmungen ...3
2.1.
Soziale Arbeit... 3
2.2.
Jugendhilfe... 3
2.3.
Kindertageseinrichtungen ... 4
2.4.
Qualität... 5
2.5.
Qualitätsmanagement... 7
2.6.
Zertifizierung ... 7
3.
Historischer Abriss der Implementierung betriebs-
wirtschaftlicher Elemente in die Soziale Arbeit...8
4.
Qualitätsmanagement...12
4.1.
Theorie und Entwicklung von Qualitätsmanagementsystemen in der
Betriebswirtschaft ... 12
4.1.1.
DIN ISO 9000 ff... 13
4.1.2.
Total Quality Management (TQM)... 15
4.2.
Theorie und Entwicklung von Qualitätsmanagement im Bereich
von Kindertageseinrichtungen ... 16
4.3.
Anforderungen und Aufgaben für die Pädagogik im Zusammenhang mit der
Einführung von Qualitätsmanagementsystemen in Kindertageseinrichtungen. 19
4.4.
Beispiele bereits angewandter Qualitätsmanagementsysteme in
Kindertageseinrichtungen ... 22
4.4.1.
Kindergarten-Einschätz-Skala... 22
4.4.2.
CoLibri : QM
elementar
Qualitätsmanagement in Kindertageseinrichtungen nach
DIN ISO 9000 ff... 24
4.4.3.
Kronberger Kreis - Qualität im Dialog entwickeln... 26
4.4.4.
KitaManagementKonzept ... 28

5.
Zertifizierung von Qualitätsmanagementsystemen...31
5.1.
Gründe und Ziele der Zertifizierung ... 31
5.2.
Zertifizierbare Qualitätsmanagementsysteme in Kindertageseinrichtungen
am Beispiel der BMW Strolche ... 32
5.3.
Kritische Betrachtung der Zertifizierung von Qualitätsmanagementsystemen. 36
6.
Kindertageseinrichtungen - auch eine Aufgabe der
öffentlichen Jugendhilfe ...41
6.1.
Bundesebene ... 41
6.2.
Landesebene / überörtliche Träger der Jugendhilfe ... 41
6.3.
Örtliche Träger der Jugendhilfe (Jugendämter) ... 44
6.3.1.
Planung... 44
6.3.2.
Finanzierung... 44
6.3.3.
Aufsicht... 45
6.3.4.
Fachberatung / Fortbildung... 46
7.
Individualität statt Beliebigkeit - Qualitätsmanagement
auf der Basis von Vereinbarungen in allen
Kindertageseinrichtungen ...48
7.1.
Qualitätsmanagement auf der Basis von Vereinbarungen nach
§ 93 ff. BSHG ... 49
7.1.1.
Rahmenverträge zwischen Trägern der Sozialhilfe und
Trägervereinigungen auf Landesebene ... 53
7.1.2.
Vereinbarungen nach §93 BSHG und die Maßnahmen in der Praxis... 58
7.2.
Transfer des Modells der Vereinbarungen nach § 93 BSHG
auf den Bereich der Kindertageseinrichtungen ... 60
7.3.
Service-Zentrum für Leistungs- und Prüfungsvereinbarungen ­
eine weitere Aufgabe für die öffentliche Jugendhilfe ... 65

8.
Befragung zum Thema Qualitätsmanagement in
Kindertageseinrichtungen...68
8.1.
Ziel der Befragung ... 68
8.2.
Methode / Ablauf der Befragung ... 68
8.3.
Analyse und Ergebnisse ... 71
9. Schlussbetrachtung ...74
9.1.
Ist die Zertifizierung von Kindertageseinrichtungen (un-)möglich ?... 74
9.2.
Ausblick ... 77
10. Glossar...79
11. Anhang ...84
11.1.
Fragebogen Einrichtung ... 84
11.2.
Fragebogen Träger ... 88
12. Literaturverzeichnis...90
13.
Schriftliche Erklärung zu § 26 (1) ADPO...98

- 1 -
1. Einleitung
Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Analyse der (Un-)Möglichkeit der Zertifizierung
von Tageseinrichtungen für Kinder. Losgelöst von der Überprüfung der rein techni-
schen Umsetzbarkeit der Zertifizierung wird es darum gehen, zu eruieren, welche
Chancen und welchen Nutzen auf der einen, sowie welches Risiko und welchen
Aufwand auf der anderen Seite die Zertifizierung für die Kindertageseinrichtungen
mit sich bringt. Das hier zu untersuchende Instrument der Zertifizierung steht in ei-
nem direkten Zusammenhang mit dem Thema Qualitätsmanagement, welches seit
geraumer Zeit auch in die Diskussion im Bereich der Kindertageseinrichtungen Ein-
zug erhalten hat. Aus diesem Grunde werde ich zunächst allgemein darstellen, wie
betriebswirtschaftliche Elemente Einzug in die Soziale Arbeit erhalten haben, um
anschließend das Thema Qualitätsmanagement als ein solches Element konkret mit
seinen Auswirkungen im Bereich der Kindertageseinrichtungen zu betrachten.
Ich verfasse die Arbeit in der Annahme, dass es Alternativmethoden zur Zertifizie-
rung gibt und werde aus diesem Grunde nach der Betrachtung dieses Instruments
untersuchen, ob derartige Alternativen evtl. bereits in anderen Feldern der Sozialen
Arbeit existent sind und für die Kindertageseinrichtungen adaptiert werden können.
Da es für die gesteuerte flächendeckende Einführung von Qualitätsmanagement in
der Elementarpädagogik eine Institution geben sollte, die dieses koordiniert, werde
ich untersuchen, welche Rolle die öffentliche Jugendhilfe gegenwärtig in der Quali-
tätsdiskussion im Feld der Kindertageinrichtungen einnimmt und in einem weiteren
Schritt dann herausarbeiten, wie sich diese Rolle eingedenk der Alternativen zur Zer-
tifizierung zukünftig aussehen könnte.
Ferner werde ich in meiner Arbeit auch die aktuelle Diskussion zum Thema Quali-
tätsmanagement in der Praxis der Kindertageseinrichtungen miteinbeziehen, um das
formulierte Ziel dieser Arbeit mittels einer breiten Argumentationsbasis erreichen zu
können.
Hauptsächlich werde ich meine Analyse auf eine Auswertung aktueller Literatur zum
Thema aufbauen.

- 2 -
Ich werde damit beginnen, die für die Untersuchung zentralen Begrifflichkeiten zu
bestimmen. Weitere aus dem Bereich der Betriebswirtschaftslehre einfließende Be-
griffe finden ihre Erklärung im angehängten Glossar.
Aus Gründen der Lesbarkeit werde ich an der tradierten männlichen Form der Be-
zeichnung festhalten.

- 3 -
2. Begriffbestimmungen
In diesem ersten Teil meiner Arbeit wird es darum gehen, zentrale Begrifflichkeiten
der folgenden Kapitel näher zu bestimmen, damit ich von einer allen Lesern einheit-
lich bekannten inhaltlichen Bedeutung diese Begriffe ausgehen kann.
2.1. Soziale Arbeit
In Anlehnung an Ansen gebrauche ich den Terminus Soziale Arbeit als eine Be-
zeichnung für ein Handlungsfeld, welches sowohl die Sozialpädagogik, als auch die
Sozialarbeit umfasst. Ansen begründet den Gebrauch des Terminus Soziale Arbeit als
feststehenden Begriff damit, dass dieser sich im Laufe der letzten 20 Jahre in der
Literatur durchgesetzt hat (vgl. Ansen 1998 : 9). Das beschriebene Handlungsfeld
erstreckt sich über die Bereiche Beratung, Erziehung, Fürsorge, Hilfe und Pflege.
Nach Müller werden in diesem alle Einrichtungen und Dienstleistungen subsum-
miert, ,,welche über die privaten, individuellen Anstrengungen zur Daseinsvorsorge
hinaus ein menschenwürdiges Leben sichern und gegen Risiken und Notlagen im
Lebenszyklus und Arbeitsprozess beschützen wollen." (Müller zit. nach Kreft 1996 :
510). Es handelt sich also hierbei im weitesten Sinne um die Felder Alten-, Gesund-
heits-, Sozial- und Jugendhilfe.
2.2. Jugendhilfe
Nach einer Definition des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
(im Folgenden kurz BMfFSFJ) hat die Jugendhilfe zur Aufgabe, Eltern bei ihrem
Erziehungsauftrag zu unterstützen und den Kindern und Jugendlichen das Hinein-
wachsen in die Gesellschaft zu erleichtern. Das Aufgabenfeld beinhaltet hierbei so-
wohl präventive Maßnahmen, als auch Maßnahmen, mittels derer in gebotenen Si-
tuationen interveniert wird (vgl. BMFSFJ 1997 : 5). Jordan fasst seine Definition
noch etwas weiter, indem er die Aufgaben der Jugendhilfe darin sieht, ,,[...]junge
Menschen in ihrer individuellen und sozialen Entwicklung zu fördern, Benachteili-
gungen zu vermeiden und abzubauen sowie Sorge zu tragen für positive Lebensbe-
dingungen und eine kinder- und familienfreundliche Umwelt." (Jordan 1996 : 315).

- 4 -
Die Leistungen und Aufgaben der Jugendhilfe werden grundlegend im Sozialgesetz-
buch (SGB) Achtes Buch (VIII), dem Kinder- und Jugendhilfegesetz (im Folgenden
KJHG) geregelt (vgl. Stimmer 1996 : 265).
Diese gesetzlichen Regelungen sollen sowohl von freien, als auch von öffentlichen
Trägern umgesetzt werden. Das Spektrum der freien, also nicht staatlichen Träger,
reicht von Selbsthilfegruppen über Vereine bis hin zu den großen organisierten
Wohlfahrtverbänden. Die öffentlichen Träger der Jugendhilfe sind die Kreise und
Kreisfreien Städte mit ihren Jugendämtern, bzw. beispielsweise bei planenden und
koordinierenden Aufgaben auch die Landesjugendämter (vgl. BMFSFJ 1997 : 5).
Formen der Jugendhilfe sind beispielsweise sozialpädagogische Erziehungs- und
Familienberatung, Adoptionsvermittlung, Heimerziehung oder auch die Förderung
von Kindern in Tageseinrichtungen für Kinder (vgl. Müller 1994 : 109ff.).
2.3. Kindertageseinrichtungen
Kindertageseinrichtungen stellen, wie soeben beschrieben, ein Aufgabenfeld der Ju-
gendhilfe dar. Nach § 22 Abs. 1 KJHG sind Kindertageseinrichtungen solche, in de-
nen sich Kinder zwischen null und vierzehn Jahren für einen Teil des Tages oder
ganztags aufhalten (vgl. BMFSFJ 1997 : 64). Wie allgemein üblich gebrauche ich
die Begriffe Tageseinrichtung für Kinder und Kindertageseinrichtung synonym.
Hierunter fallen Kindergärten, Horte und weitere Einrichtungen. Den Kindertagesein-
richtungen kommt hierbei die Aufgabe zu, die Entwicklung der Kinder dahingehend
zu fördern, dass diese zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Per-
sönlichkeit heranreifen. Hierbei wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass dieses
Ziel durch Bildung, Erziehung und Betreuung der Kinder zu erreichen sei (vgl.
Stimmer 1994 : 280). Historisch entwickelt hat sich dieses Feld der Jugendhilfe aus
den gesellschaftlichen Notlagen des Zeitalters der Industrialisierung im 19. Jahrhun-
dert. Hier galt es Aufsichtformen für Kinder zu schaffen, deren Eltern der Erwerbstä-
tigkeit nachgehen mussten. Aus den anfangs gegründeten Kleinkinderbewahranstal-
ten entwickelte sich im Laufe der Jahre mit den Kindertageseinrichtungen eine päd-
agogisch ausdifferenzierte Form der Jugendhilfe (vgl. Grossmann 1994 : 15ff.).

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2.4. Qualität
Etymologisch betrachtet, ist der Begriff Qualität lateinischer Herkunft und bedeutet
als Übersetzung des Wortes qualitas ,,Beschaffenheit, Verhältnis, Eigenschaft" und
steht in Verbindung mit dem Adjektiv qualis, welches mit ,,wie beschaffen" zu über-
setzen ist (vgl. Wahrig 1986:1028).
Sprechen wir also von der Qualität einer Sache, geht es darum, wie diese Sache be-
schaffen ist. Diese Beschaffenheit kann im ursprünglichen Sinne sowohl negativ als
auch positiv sein.
Bezieht man den Qualitätsbegriff abgehoben von der rein sprachlichen Herkunft et-
was enger auf den Bereich des Managements, wo ja u.a. der Ursprung der Qualitäts-
diskussion für die Soziale Arbeit zu finden ist, so kommt man um eine Definition
des Begriffs Qualität nach der DIN ISO nicht vorbei. Dort heißt es : ,,Qualität ist die
Gesamtheit einer Einheit bezüglich ihrer Eignung, festgelegte oder vorausgesetzte
Erfordernisse zu erfüllen" (DIN ISO 8402).
Qualität ist jedoch keine Eigenschaft eines Produktes oder einer Dienstleistung per
se, sondern die Qualität muss immer erst definiert werden. Diese Definition erfolgt
meist in einem dialogischen Prozess, in dem verschiedene Interessenpartner aushan-
deln, wann sie die Eigenschaft einer Sache als positive Qualität ansehen. Diese Be-
schreibung ist nicht auf Dauer als gültig anzunehmen, sondern vielmehr als dyna-
misch, also stets veränderbar (vgl. Puch / Westermeyer 1999: 105 ff.).
Zusammenfassend formuliert ist Qualität die Fähigkeit einer Sache, den von Ziel-
gruppen gestellten Anforderungen gerecht zu werden.
Für die Betrachtung eben dieser Qualität in Zusammenhang mit der Arbeit in Kin-
dertageseinrichtungen sei in Anlehnung an den aus dem angloamerikanischen Raum
stammenden Autor A. Donabedian darauf hingewiesen, die Qualität auf drei Ebenen
zu beleuchten . Bei diesen drei Ebenen handelt es sich um
· Strukturqualität
· Prozessqualität
· Ergebnisqualität
Wobei sich die Strukturqualität auf die gegebenen Rahmenbedingungen, wie etwa
die Anzahl der Kinder pro pädagogischer Fachkraft, oder die zur Verfügung stehende

- 6 -
Fläche in einer Einrichtung pro Kind bezieht. Bei der Prozessqualität gilt es, die In-
teraktion der am pädagogischen Prozess beteiligten Personen zu beobachten. Hierzu
gehört z.B., mit welchen Methoden die Erzieher mit den Kindern agieren.. Auf der
Ebene der Ergebnisqualität wird nun angestrebt, die Qualität eines Prozesses anhand
des Ergebnisses zu beurteilen (vgl. BMFSFJ 1996 : 27f.).
Merchel differenziert bei seiner Betrachtung der drei Ebenen der Qualität, die Ebene
der Ergebnisqualität noch etwas weiter. Er teilt die Ergebnisqualität noch in die
Möglichkeiten a) Vorhandensein einer Leistung (Output) und b) Wirkung einer Lei-
stung (Outcome) ein. Wobei er betont, dass gerade im Feld der Jugendhilfe die Wir-
kung einer Leistung, aufgrund der vielen die Entwicklung von Kindern und Jugendli-
chen zusätzlich zu Maßnahmen der Jugendhilfe noch beeinflussenden Faktoren ( z.B.
Peer­Group, Familie), nur schwer zu bestimmen ist (vgl. Merchel 1999 : 27 ff.). Die
Ebenen der Qualität seien in der folgenden Abbildung noch einmal verdeutlicht.
Ergebnisqualität :
- Vorhandensein einer Leistung
(Output)
-Wirkung einer Leistung
(Outcome)
Abb. 1 : Dimensionen des Qualitätsbegriff
s
Qualität
Strukturqualität
Effektivität :
Relation zwischen Ziel
und Wirkung
Effizienz :
Relation zwischen Mittel
und Wirkung
Prozessqualität
Als relative Größe, beeinflußt durch :
- Werte / Normen
- Ziele
- Erwartungen
(Merchel 1999 : 30)

- 7 -
2.5. Qualitätsmanagement
Die Bedeutung, die dem Begriff des Qualitätsmanagement zukommt, ist erst in jün-
gerer Vergangenheit gestiegen. Bisher wurden gemeinhin alle Bestrebungen, die in
Zusammenhang mit der Qualität der Arbeit in Unternehmen anfielen, unter dem Be-
griff Qualitätssicherung subsummiert. Mittlerweile ist man dazu übergegangen, den
Begriff des Qualitätsmanagement als Oberbegriff für alle qualitätsbezogenen Zielset-
zungen und Tätigkeiten in einem Unternehmen zu gebrauchen (vgl. Arnold 1998 :
284).
Zum Qualitätsmanagement gehören alle Aufgaben, welche in irgendeiner Weise dazu
dienen, die Ziele der Qualitätspolitik eines Unternehmens umzusetzen. Hierzu zählen
im weitesten Sinne die Qualitätsplanung, die Qualitätsdokumentation, die Qualitäts-
sicherung und die Qualitätsentwicklung (vgl. Schubert 1997 : 239). Umgesetzt und
gelebt wird Qualitätsmanagement durch die Implementierung eines Qualitätsmana-
gementsystems (im Folgenden QMS), welches dazu dient, einen stetigen dynami-
schen Prozess der Weiterentwicklung der Qualität der Leistungen und des Angebo-
tes in der alltäglichen Arbeit zu initiieren und zu leben. Ein Qualitätsmanagementsy-
stem wird nicht von einzelnen Mitarbeitern ausgeführt, sondern bindet alle Mitarbei-
ter eines Unternehmens mit ein (vgl. Erath / Amberger 2000 : 11).
2.6. Zertifizierung
Durch eine Zertifizierung wird einem Unternehmen bescheinigt, ein Qualitätsmana-
gementsystem konform bestimmter vorgegebener Kriterien in die tägliche Arbeit
integriert zu haben und umzusetzen. Diese Konformität wird im Rahmen eines Au-
dits durch ein akkreditiertes Zertifizierungsunternehmen überprüft (vgl. Schubert
1997:244). Dies Bedeutet also, dass durch das Verfahren der Zertifizierung ein exter-
ner Prüfer untersucht, ob in dem zu zertifizierenden Unternehmen ein spezifisches
Qualitätsmanagementsystem installiert ist dieses und auch tatsächlich nach den vor-
gegeben Normen gelebt wird (Merchel 2001 : 75).

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3. Historischer Abriss der Implementierung betriebswirtschaftlicher
Elemente in die Soziale Arbeit
In diesem Kapitel werde ich nun damit beginnen, die Implementierung ökonomi-
scher Elemente in die Soziale Arbeit in Form eines kurzen historisches Abrisses dar-
zulegen. Es wird darum gehen, aufzuzeigen, welche Faktoren eine solche Entwick-
lung bedingt haben. Hierbei handelt es sich u.a. um sich verändernde politische und
somit auch gesellschaftliche Verhältnisse, die bedingen, dass sich die Anforderungen
an die Soziale Arbeit ausdifferenzieren. An dieser Stelle möchte ich vor allem auf
zwei in der Literatur zu findende Phasenunterteilungen zurückgreifen, die diese Ver-
änderungen beschreiben.
Zum einen ist dies eine Darstellung der Entwicklung ökonomischer Elemente in der
Sozialen Arbeit von Maelicke. Dieser betrachtet in groben Zügen die historische
Entwicklung im 19. und 20. Jahrhundert und unterteilt diesen Zeitraum in drei Zeit-
phasen. Die jeweiligen politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse der einzelnen
Zeitabschnitte bringen jeweils andere, bzw. erweiterte Anforderungen an die Soziale
Arbeit mit sich. Die erste dieser drei Zeitphasen umfasst das 19. Jahrhundert und
etwas mehr als ein Viertel des 20. Jahrhunderts, nämlich bis zur Weimarer Republik.
In dieser Zeit hatte die Soziale Arbeit fast ausschließlich die ehrenamtliche, freie
Liebestätigkeit bei Hilfestellung von benachteiligten Personen zum Inhalt. Geprägt
war diese Zeit durch die im Zusammenhang mit der Industrialisierung verbundenen
sozialen und ökonomischen Veränderungen in der Gesellschaft. Die Aufgabe, die
sich der Sozialen Arbeit durch die Probleme in der Gesellschaft stellte, war eine Für-
sorgeaufgabe. Es galt, diejenigen Teile der Bevölkerung, die u.a. durch unzureichen-
de Bezahlung in ihren neuen Tätigkeitsfeldern in Armut geraten waren, helfend zur
Seite zu stehen. Diese zunächst ausschließlich ehrenamtlich und privat organisierte
Armenfürsorge, bekam nur sehr zögerlich Organisationsstrukturen. Exemplarisch für
erste Strukturierungen in der offenen Armenfürsorge war das sogenannte Elberfelder
System. Hiernach wurde die Stadt Elberfeld in 252 Quartiere aufgeteilt, in denen
ehrenamtliche Pfleger je bis zu vier Familien betreuten. Mit der Strukturierung der

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öffentlichen Fürsorge entwickelte sich gleichzeitig auch die private Wohltätigkeit,
die zunächst aus der Motivation heraus entwickelte, willkürliches Betteln zu unter-
binden. Sehr schnell entwickelten sich daraus aber auch Impulse, zur Förderung ver-
wahrloster Kinder und zum Bau von Waisenhäusern. Besonders durch die Notlagen,
die durch den 1. Weltkrieg hervorgerufen waren, galt es nun, die sich herausgebilde-
ten Systeme der privaten und öffentlichen Fürsorge zu bündeln, um den neuen An-
forderungen gerecht werden zu können (vgl. Ansen 1998 : 30ff.).
In dieser Zeit wurden dann überregionale Wohlfahrtsorganisationen gebildet und
somit die zweite Phase der von Maelicke beschriebenen Zeiteinteilung der Entwick-
lung ökonomischer Tendenzen in der Sozialen Arbeit begonnen. Ferner fällt in diese
Phase die "Einführung von öffentlichen Leistungsträgern wie z.B. Jugend-, Sozial-
und Gesundheitsämtern" (Maelicke 1998 : 463). Die sich ausdifferenzierenden Or-
ganisationsformen der Fürsorge brachten auch die Notwendigkeit der adäquaten
Qualifizierung der Mitarbeiter mit sich.
Die dritte Phase, die Maelicke anspricht, ist nun die Phase, welche die größte Aus-
wirkung auf die Implementierung betriebswirtschaftlicher Kenntnisse in das Feld der
Sozialen Arbeit hatte. In dieser Phase, die bis heute andauert, setzt eine weitere Dif-
ferenzierung der sozialen Hilfen ein, die eine Vielzahl von hochspezialisierten Fach-
kräften fordert. Somit weitete sich die Soziale Arbeit sowohl qualitativ, als auch
quantitativ aus. Die stets wachsenden Organisationen bedingten nun, sowohl Metho-
den zur Bewältigung der Strukturierung der anfallenden Aufgabenfelder, als auch
Führungskräfte, die diese Methoden anwenden können (vgl. Maelicke 1998 : 464).
Brückner bezieht sich in ihren Ausführungen nur auf einen Teil des Zeitraums, der
von der dritten Phase von Maelickes Phasenunterteilung abgedeckt wird. Brückner
unterteilt die letzten 30 Jahre des 20. Jahrhunderts erneut in 3 Phasen. Dies sind im
einzelnen die politische Phase der 70er Jahre, die therapeutische Phase der 80er Jahre
und die Managementphase der 90er Jahre.
Inhaltlich geht es in der ersten Phase darum, dass der Wunsch nach Veränderung der
Gesellschaftsstruktur als Anforderung an die Soziale
Arbeit gesehen wurde. Es galt,
den Randgruppen die Möglichkeit zu geben, sich in die Gesellschaft einzugliedern.

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In der zweiten Phase setzte der Trend ein, viele Probleme der Klientel in der Sozialen
Arbeit therapeutisch zu begleiten und auf diesem Weg Lösungsansätze zu eruieren.
Dies forderte therapeutische Zusatzausbildungen der Mitarbeiter. Ferner wurde es für
diese wichtig, aus ihrer Arbeit Selbsterfahrung und Selbstverwirklichung zu erhalten.
Die Managementphase war nun eine Antwort auf die sich stark verändernden gesell-
schaftlichen Einstellungen gegenüber Randgruppen, speziell die monetären Zuwen-
dungen für diese Personen
.
Die knapper werdenden Mittel forderten einen ökonomi-
schen Einsatz des zur Verfügung stehenden Geldes. Hier wurden jetzt betriebswirt-
schaftliche Fähigkeiten von Mitarbeitern erforderlich, die bis dahin eigentlich eher
konträr zur Sozialen Arbeit gesehen wurden (vgl. Brückner 1992 : 7ff.).
Die bisherigen Ausführungen bezogen sich vornehmlich auf fachliche Veränderun-
gen innerhalb der Sozialen Arbeit. Im Folgenden werde ich nun dazu übergehen, da-
zulegen, inwiefern fiskalische Veränderungen innerhalb des Staates ökonomischen
Methoden den Weg in die Soziale Arbeit bereitet haben.
In Zeiten wirtschaftlicher Rezession ist jede Regierung eines Staates darauf bedacht,
die Kosten zum Erhalt des Staates zu minimieren. Hier ist nun der "Soziale Bereich
als stark bevorzugter Bereich des praktizierten politischen Sparwillens" (Schmidt-
Grunert 1996 :32) zu betrachten, da der Ruf der Sozialen Arbeit innerhalb einer Ge-
sellschaft meist nicht der Beste ist. Besonders in Zeiten knapper Mittel werden in
breiten Schichten der Bevölkerung Leistungsempfänger sozialer Dienstleistungen als
Belastung empfunden. In solchen Zeiten gerät die Soziale Arbeit in den Ruf "Gelder
zu verbrauchen, die an anderer Stellen nützlicher - oder auch : produktiver - zu ver-
wenden wären"(Schmidt-Grunert 1996 : 31). Die Politik hat nun konkret in den
letzten Jahren damit begonnen, das System der sozialen Sicherung umzubauen, da
sich der Sozialstaat übernommen habe und die Belastungen in dem Maße nicht mehr
leisten kann (vgl. Schmidt-Grunert 1996 : 31). Folgt man der Theorie von Gehrmann
/ Müller, so hat dieser Umbau des Sozialstaates eine Legitimationskrise innerhalb
der Sozialen Arbeit hervorgerufen. In diesem Zusammenhang gerät die Soziale Ar-
beit dann in einen Rechtfertigungsdiskurs, in Zuge dessen es dann zu belegen gilt,
dass soziale Dienstleistungen sehr wohl effektiv und auch effizient sein können. An
dieser Stelle können dann die Methoden der Betriebswirtschaftlehre als Handwerks-

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zeug dienen, auch im Bereich der Sozialen Arbeit auf einem qualitativ hochwertigen
Niveau, effizient mit den zur Verfügung stehenden Mittel umzugehen. (vgl. Schmidt-
Grunert 1996 : 33 ff.).
Vor dem Hintergrund, dass sich auch in naher Zukunft die finanzielle Lage des Staa-
tes nicht weitreichend rehabilitieren wird und auch das Ansehen der Sozialen Arbeit
nicht völlig ohne Probleme behaftet bleiben wird, ist es wichtig einzugestehen, dass
"[...]ohne die Einsichten und Erfahrungen der Wirtschaft kopieren zu wollen, die
Sozialbranche nicht umhin kann, sie zumindest zu kapieren" (Hottelet 1999 : 10). An
dieser Stelle gilt es nun zu sehen, welche der Erfahrungen aus dem Bereich der Be-
triebswirtschaft für die Soziale Arbeit adaptiert werden können. Denn, auch wenn
Soziale Arbeit nicht messbar ist, da sie keine monokausale Zuordnung von Ursache
und Wirkung, von Problemen und Lösungen kennt, lassen sich dennoch Arbeit-
schritte sozialer Dienstleistungen dokumentieren und der Aufwand für bestimmte
Leistungen berechnen (vgl. a.a.O.:10). Ziel jeder derartigen Methode sollte jedoch
stets sein, die zur Verfügung stehenden Mittel derart einzusetzen, dass für den Nutzer
der sozialen Dienstleistung ein auf hohem fachlichen Niveau effektives Ziel erreicht
wird.
Ein weiterer Faktor, der die Implementierung ökonomischer Elemente bedingt ist,
dass durch die Verknappung der Mittel und der Schaffung eines Marktes für Soziale
Dienstleistungen, auf dem auch gewerbliche Anbieter jenseits der öffentlichen Hand
und der freien Wohlfahrtspflege ihre Dienste anbieten können, eine bisher in der So-
zialen Arbeit unbekannte Konkurrenzsituation geschaffen wird. Diese steigende
Wettbewerbsintensität und die zunehmende Komplexität organisatorischer Struktu-
ren, fordert ebenfalls die Einführung aus dem Bereich der Wirtschaft bekannter Füh-
rungs- und Handlungskonzepte (vgl. Stübinger u.a. 1999 : 13).
Zu untersuchen, welche der betriebswirtschaftlichen Methoden diese Ziele erreichbar
machen können, ob es Marketing, Controlling, Kosten und Leistungsrechnung ist, ist
nicht das Ziel dieser Arbeit. Ich habe für meine Arbeit eine dieser Methoden ausge-
wählt, um diese im Zusammenhang mit dem Feld der Sozialen Arbeit genauer zu
beleuchten. Bei dieser Methode, dem Qualitätsmanagement, handelt es sich um einen
Ansatz der durch die gesetzliche Festschreibung im Bundessozialhilfegesetz (§§ 93

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ff.) und im Kinder und Jugendhilfegesetz (§§ 77 ff.) bereits Anwendung in der Praxis
der Sozialen Arbeit findet.
4. Qualitätsmanagement
In diesem Kapitel meiner Arbeit werde ich nun dazu übergehen, die Implementierung
betriebswirtschaftlicher Prozesse sowohl auf einen bestimmten Bereich der Sozialen
Arbeit, als auch auf eine bestimmte Methode engzuführen. Zunächst wird es darum
gehen zu untersuchen, welche Ursprünge die Methode Qualitätsmanagement in der
Betriebswirtschaftslehre hat, um anschließend dazu überzugehen, nachzuvollziehen,
wie und unter welchen Voraussetzungen QMS Einzug in den Bereich der Kinderta-
gesstätten erhalten haben.
4.1. Theorie und Entwicklung von Qualitätsmanagementsystemen in der Be-
triebswirtschaft
Theoretisch basieren QMS auf dem Begriff des Substitutionsprinzips der Organisati-
on von Gutenberg. Dieser schreibt, "je größer die Gleichartigkeit, Regelmäßigkeit
und Wiederholbarkeit betrieblicher Prozesse wird, um so mehr können allgemeine
Regelungen getroffen werden" (Endrös / Waltl 1996 : 1032). Nach Gutenbergs Theo-
rie geht es darum, in Unternehmen ein organisatorisches Optimum anzustreben. Die-
se Optimierung erfolgt durch strukturelle Regelung von betrieblichen Abläufen.
In den 50er und 60er Jahren beschränkten sich diese strukturellen Regelungen im
Bereich der Produktqualität auf Qualitätssicherung in Form von Endkontrolle der
Produkte, "[...]dadurch sollten Abweichungen vom angestrebten Zustand eines Pro-
duktes festgestellt werden" ( BMFSFJ 1996 a : 14). Ende der 60er Jahre wurde erst-
mals thematisiert, dass eine derart späte Entdeckung von Qualitätsmängeln zwar den
Kunden zufrieden stellt, jedoch hohe Folgekosten für das Unternehmen nach sich
zogen. Jetzt wurden in die Qualitätssicherungssysteme fehlervermeidende Maßnah-
men mit einbezogen und auch die Mitarbeiter bekamen ihre Aufgabe in der Quali-
tätssicherung.

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Mitte der 80er, Anfang der 90er Jahre erlangten Industrieunternehmen der westlichen
Welt Kenntnisse über Methoden des Umgangs mit dem Thema Qualität in Betrieben
der japanischen Wirtschaft. Es ging jetzt nicht mehr darum, nur die Qualität der Pro-
dukte zu sichern, sondern der Begriff der Qualität wurde in QMS aufgegriffen, die
zur Aufgabe der Unternehmensführung wurden. Fortan galt es, in jedem Mitarbeiter
den Anspruch zu wecken, jede Tätigkeit im Unternehmen auf die Erreichung
höchstmöglicher Qualität des Endproduktes auszurichten. Es ging nicht mehr nur
darum, im primären Produktionsgeschehen auf Einhaltung von Richtlinien zu achten,
sondern auch Sekundärprozesse im Unternehmen, wie Zufriedenheit und Motivation
der Mitarbeiter, wurden als für die Qualität des Endproduktes wichtige Prozesse er-
kannt (vgl. Puch / Westermeyer 1999 : 103).
Zusammenfassend kann man die Ziele des Qualitätsmanagements nach Hopp wie
folgt grob skizzieren : Qualitätsmanagement soll "[...]Qualität der Leistungen doku-
mentieren, Stärken und Schwächen der Leistungen erkennen, kontinuierliche Verbes-
serungsprozesse initiieren" ( Hopp 1999 : 126).
Nachdem ich nun grundlegende Annahmen zum Thema Qualitätsmanagement darge-
stellt habe, gehe ich nun dazu über, mehr oder weniger konkrete Konzepte zur Um-
setzung der Ziele des Qualitätsmanagements vorzustellen.
4.1.1. DIN ISO 9000 ff.
Ihren Ursprung haben heutige normierte QMS, wie die DIN ISO 9000ff., in den
fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. In dieser Zeit hatten viele Länder die
Bestrebung, eine Gewährleistung der Einhaltung hoher Qualitäts- und Sicherheitsan-
forderungen im Bereich militärischer Produkte sicherzustellen. Aus diesem Bestre-
ben heraus wurden die ersten Richtlinien erarbeitet, in denen die Anforderungen an
Qualitätssicherungssysteme der Zulieferer der Rüstungsindustrie festgelegt waren. Im
unmittelbaren Anschluss daran entwickelten auch Industriezweige wie Luft- und
Raumfahrt, oder Automobilbau firmenspezifische Qualitätsrichtlinien (vgl. Homburg
/ Becker 1996 : 444).
Da diese Betriebe aber teilweise mehrere Unternehmen beliefern und die Märkte der
Industrie seit geraumer Zeit durch eine starke Internationalisierung und Globalisie-

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rung geprägt sind, galt es schnellstmöglich international gültige Qualitätsnormen
festzulegen, u.a. um die Qualitätsdiskussion nicht zu einem Hemmnis des globalen
Handels werden zu lassen. Hieraus entwickelte sich im Jahre 1987 die Dachorgani-
sation nationaler Normungsinstitute, die International Standardisation Organisation
(ISO). Diese entwickelte das zentrale Normenwerk ISO 9000 ff. das als DIN ISO
9000 ff. auch vom Deutschen Institut für Normung (DIN) übernommen wurde (vgl.
a.a.O.: 444).
Was verbirgt sich nun hinter der Norm DIN ISO 9000 ff. ?
Bei der DIN ISO 9000ff. handelt es sich "[...]um sogenannte Verfahrensnormen, d.h.
die Beschreibung von Abläufen sowie von Merkmalen und Eigenschaftswerten für
Tätigkeiten, Verfahren und Prozessen[...]" (a.a.O.: 444) von QMS. Die Norm legt in
diesem Falle international gültig fest, wie die Abläufe innerhalb eines QMS geregelt
sein müssen. Es ist sozusagen die äußere Form vorgegeben. Als kleiner Vergleich
kann hier die allgemein wohl bekannteste DIN Norm herangezogen werden, nämlich
die Norm DIN A4. Diese Norm legt fest, das jedes Blatt Papier, das als DIN A4 For-
mat Papier in den Umlauf kommt, die Größe 21 cm x 29,7 cm aufweisen muss. Ein
QMS, das nun nach einer der Normen DIN ISO 9000ff. entwickelt wurde, muss
analog dazu ganz bestimmte Verfahrensabläufe beinhalten.
Im einzelnen verbergen sich hinter den Normenreihe DIN ISO 9000 ff. folgende Ein-
zelnormenreihen :
DIN ISO 9000 :
Leitfaden zur Auswahl und Anwendung
der Normen 9001 bis 9003
DIN ISO 9001 :
Normen für Design /
Angebotsentwicklung, Produktion,
Montage und Kundendienst
DIN ISO 9002 :
Normen für Produktion und Montage
DIN ISO 9003 :
Normen für Qualitätssicherung in der
Endprüfung
Die Normenreihe in DIN ISO 9001-9003 bilden die Grundlage der Zertifizierung
eines Betriebes. Worum es sich bei dieser Zertifizierung handelt, werde ich in Kapi-
tel 5 behandeln.
Die Normen nach
DIN ISO 9004 :
beschreiben Vorgaben für Betriebe, die ein

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QMS einrichten
wollen, ohne dies zertifizieren zu lassen
Um das an dieser Stelle sehr allgemein gehaltene Bild von der Normenreihe DIN ISO
9000ff. etwas mit Inhalt zu füllen, werde ich nun einige Normen aufzählen, die in der
Normenreihe DIN ISO 9001 gefordert werden.
Im DIN ISO 9001 geht es in 20 Forderungen u.a. darum, dass
a) die oberste Leitung des Unternehmens Verantwortung für die gesamte Quali-
tätspolitik übernimmt,
b) ein QMS eingerichtet wird, das im Qualitätsmanagement Handbuch doku-
mentiert ist,
c) sichergestellt ist, dass beschaffte Produkte festgelegten Qualitätsanforderun-
gen entsprechen,
d) Prozesse im voraus festegelegt und geplant sind,
e) Produkte jederzeit auffindbar und identifizierbar sind und
f) Mitarbeiter, die mit qualitätsrelevanten Tätigkeiten betraut sind, geschult
werden
(vgl BMFSFJ 1996:33 ff.).
Ein QMS bringt also für ein Unternehmen u.a. mehr Transparenz über interne Abläu-
fe und bietet somit die Möglichkeit, organisationale Schwachstellen aufzuspüren.
Problematisch an der Normenreihe DIN ISO 9000 ist nach Homburg / Becker jedoch,
dass DIN ISO 9000ff. wohl eher die Erfüllung qualitativer Mindestanforderungen
bescheinigt, als die Existenz eines umfassenden QMS belegt (vgl. Homburg / Becker
1996 : 450). Puch / Westermeyer gehen in ihrer Kritik gar so weit, dass sie sagen,
mittels der Verfahren nach DIN ISO 9000 ff. werden lediglich Verfahrensabläufe
normiert, was jedoch nichts über den qualitativen Inhalt der Leistungen aussagt (vgl.
Puch / Westermeyer 1999 : 111 f.).
4.1.2 Total Quality Management (TQM)
Ein weiteres Blickfeld als ein QMS nach den Normen der DIN ISO 9000ff. bieten
Systeme, die am Ansatz des TQM orientieren. Hier geht es nicht darum, ausschließ-
lich die Qualität eines Betriebes mittels Orientierung an vorgegebenen Verfahrens-
abläufen zu sichern, sondern ein QMS nach dem TQM ist ein "[...]strategisches in-

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tegriertes Managementsystem zur Erreichung zufriedener Kunden. Das Manage-
mentsystem bezieht alle Vorgesetzten und Mitarbeiter mit ein. Man benutzt qualitati-
ve Methoden, um die Prozesse im Unternehmen dauernd zu verbessern" (Wittig zit.
nach BMFSFJ 1996 : 42). Im TQM wird die Qualität der Produkte zum zentralen
Ziel aller Bemühungen. Theoretisch ist das TQM ist eine Variante der Systemtheorie.
Unternehmen werden hiernach als sozio-technische Systeme angesehen, die aus zwei
Subsystemen bestehen. Zum einen dem technischen und zum anderen dem sozialen
System. Das technische System beinhaltet Aufbau, Struktur und Arbeitsabläufe eines
Unternehmens und das soziale System umfasst den Bereich der Mitarbeiter und
Gruppen und deren soziale Beziehungen im Unternehmen (vgl. Puch / Westermeyer
1999 : 113). TQM Konzepte sind stark prozessorientiert, was darauf zurückzuführen
ist, dass in einem QMS nach dem TQM Ansatz Qualität in die Produkte
"hineinproduziert" und nicht "hineinkontrolliert" werden soll. Schwerpunkte werden
hier bei der Optimierung von Prozessen durch präventive Maßnahmen gesetzt. Hier
kommt zum tragen, dass in einem System nach dem TQM das soziale System eines
Unternehmens in den Mittelpunkt gestellt wird. Es wird angenommen, nur wenn es
gelingt, die sozialen Kompetenzen der Mitarbeiter, wie etwa Teamfähigkeit stetig zu
fördern und zu fordern, auch die Merkmale des technischen Systems derart verändert
werden können, dass es den Effekt der dauerhaft sich entwickelnden Produktqualität
gibt. Faktoren, die nach TQM eine Förderung der Qualität beeinflussen, sind Leitung
und Führung des gesamten Unternehmens, Unternehmenspolitik und Strategie, Mit-
arbeiterorientierung, Ressourcenverwendung, Prozesse sowie betriebliche Abläufe.
Ein QMS nach TQM weist demnach folgende Eigenschaften auf : prozesshaft, auf
Dauer angelegt, wertbezogen, strategie- und zukunftsorientiert, unter der besonderen
Verantwortung des Management stehend (vgl. Puch / Westermeyer 1998 : 112f.;
BMFSFJ 1996 : 43f.).
4.2. Entwicklung und Theorie von Qualitätsmanagement in Kindertageseinrich-
tungen
Nachdem ich nun dargelegt habe inwiefern sich die Methode Qualitätsmanagement
in ihrem Ursprungsgebiet, dem Bereich der Erwerbswirtschaft entwickelt und eta-

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bliert hat, werde ich jetzt dazu übergehen, zu betrachten, welche Ursachen es für das
Interesse am Thema Qualität / Qualitätsmanagement im Umfeld der Kindertagesein-
richtungen als spezielles Gebiet der Sozialen Arbeit gibt und werde darlegen auf wel-
che Weise die Adaption des Themas Qualitätsmanagement in der Elementarpädago-
gik und den damit verbundenen Einrichtungen betrieben wird.
Nach Fthenakis ist die Frage nach der Qualität der Erziehung von Kindern kein The-
ma der ausschließlich jüngsten Vergangenheit. Mit der Qualität der Erziehung haben
sich die Pädagogen seit jeher beschäftigt. Die Bemühungen um die Qualität, die stets
in den jeweiligen pädagogischen Konzepten wiederzufinden sind, waren stets ein-
gebettet in die gesamtgesellschaftlichen Konstrukte der jeweiligen Zeit. So ging es
beispielsweise in den 60er Jahren darum, mittels pädagogischer Arbeit auf einem
fachlich hohen Niveau Auswirkungen sozialer Ungleichheit vorzubeugen, bzw. na-
tionale Defizite (Sputnik-Schock) auszugleichen. Dies ist in der Zeit u.a. daran zu
erkennen, dass es Schwerpunkt bei der Entwicklung kognitiver Kompetenzen in
Form von funktionsorientierten pädagogischen Konzepten gab (vgl. Fthenakis 1998 a
: 45).
In ihrer Meinung über die Ursachen der aktuell so intensiv geführten Diskussion über
Qualität der Elementarpädagogik gehen Fthenakis und Tietze konform. Beide argu-
mentieren, dass durch den starken Anstieg der außerfamiliären Erziehung, Bildung
und Betreuung von Kindern im Alter bis 6 Jahren, die Notwendigkeit gegeben ist, die
Qualität dieser Prozesse zu hinterfragen. (vgl. Tietze zit. nach Franken 1999 :24 und
Fthenakis 1998 a : 46).
Franken manifestiert die Entwicklung der aktuellen Qualitätsdiskussion im Bereich
der Kindertagesstätten auf sechs Ebenen. Die erste Ebene ist die aktuelle bildungs-
politische Diskussion, wo es vor dem Hintergrund zunehmender Globalisierungs-
prozesse darum geht, ob Kinder durch die Konzepte der Elementarpädagogik ausrei-
chend auf die Zukunft vorbereitet werden. Auf der Ebene des Rechtsanspruchs auf
einen Kindergartenplatz gilt es zu überwachen, dass die neu geschaffenen Gebote
nicht durch Herabsetzung struktureller Standards, etwa Absenkung des Betreuungs-
schlüssels, und somit durch eine potentielle Minderung der pädagogischen Qualität
umgesetzt werden. Die Ebene des Kosten-Nutzen-Denkens beinhaltet das Faktum,

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dass durch die Verknappung öffentlicher Mittel aus gesellschaftlicher Sicht der Nut-
zen pädagogischer Prozesse stärker hinterfragt wird, wie bereits in Kapitel 3 be-
schrieben. Auch die Konkurrenzsituation der Kindertageseinrichtungen bedingt,
dass sich die Einrichtungen bemühen, die hohe fachliche Qualität zu belegen, um
marktfähig zu bleiben. Nähere Einzelheiten dazu habe ich ebenfalls bereits allgemein
zum Feld der Sozialen Arbeit in Kapitel 3 dargelegt. Die vorletzte Ebene, auf der
Franken die Entwicklung der Qualitätsdiskussion beschreibt, ist die deutsche Wie-
dervereinigung. Hier betrifft die Qualitätsdiskussion vornehmlich die Einrichtungen
in den neuen Bundesländern, die durch die Abschaffung des sozialistischen Bil-
dungswesens und den damit einhergehenden pädagogischen Normen und Werten,
nach denen die Kinder sich zu einer "[...]allseits gebildeten sozialistischen Persön-
lichkeit entwickeln sollten[...]" (Franken 1999 : 27), vor dem Problem stehen, in ein
"[...]Orientierungsvakuum um pluralistische westdeutsche Kindergartensysteme[...]"
(a.a.O.: 27) gerutscht zu sein. Unter Federführung des BMFSFJ wird seither versucht,
Qualität innerhalb der Tageseinrichtungen für Kinder in den neuen Bundesländern zu
entwickeln. Im letzten Schritt wird nach Franken die Qualität im Bereich der Kin-
dertageseinrichtungen auf der Ebene der Effektivität der Kindertagesbetreuung
diskutiert. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass bis dato kaum Untersuchungen
über die Auswirkungen des Besuchs einer Kindertageseinrichtung vorliegen. Seitens
der Fachlichkeit, bzw. der Wissenschaft wird die Untersuchung dieses Zusammen-
hangs im Zuge der Qualitätsdiskussion aber für äußerst notwendig betrachtet. Beson-
ders um die Pädagogik der frühen Kindheit dahingehend zu überprüfen, ob Erkennt-
nisse der Entwicklungspsychologie in der Konzeptionierung der pädagogischen Ar-
beit berücksichtigt werden (vgl. a.a.O.: 24ff.)
Im folgenden Abschnitt werde ich dazu übergehen, zu erläutern warum es wichtig ist,
dass im Feld der Sozialen Arbeit, hier speziell im Bereich der Kindetageseinrichtun-
gen, die Chance wahrgenommen wird, in Anlehnung an den Appell von Hottelet
(siehe Kapitel 3), den nicht mehr abwendbaren Einzug betriebswirtschaftlicher Kon-
zepte selber zu gestalten und adäquat mit pädagogischen Aspekten zu unterfüttern.
Es wird im Folgenden darum gehen, was in diesem Zusammenhang die Anforderun-
gen sind, die an die Pädagogik gestellt werden.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2001
ISBN (eBook)
9783832455668
ISBN (Paperback)
9783838655666
DOI
10.3239/9783832455668
Dateigröße
808 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel – Erziehungswissenschaftliche Fakultät
Erscheinungsdatum
2002 (Juni)
Note
2,0
Schlagworte
kindergarten qualitätsmanagement qualitätsmangementsystem kitamanagementkonzept
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Titel: Die (Un-)Möglichkeit der Zertifizierung von Tageseinrichtungen für Kinder
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