Lade Inhalt...

Intangible Ressourcen in der unternehmerischen Berichterstattung

Status quo und Entwicklungstendenzen

©2002 Diplomarbeit 107 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Intangible Ressourcen, d.h. nicht-monetäre, körperlose Werte, sind letztendlich nicht nur das Bedeutendste im Leben eines Menschen, sondern auch die entscheidenden Werte einer betrieblichen Existenz. Seit langer Zeit ist sich die Betriebswirtschaftslehre der Bedeutung der intangiblen neben den materiellen und finanziellen Gütern bewusst. Schon GUTENBERG erkannte etwa die Geschäfts- und Betriebsleitung, die Planung und die Organisation des Unternehmens als dispositive Faktoren an, durch die materielle Faktoren erst kombiniert werden und ohne die ein geordneter betrieblicher Prozess nicht zustande kommen kann.
Die Veränderung der Wirtschaftslandschaft von der Industrie- zur Dienstleistungs- und Hochtechnologiewirtschaft zieht heute eine verstärkte Wissens-, Technologie-, Service- und Markenorientierung sowie eine Dynamisierung des Wettbewerbs- und Kapitalumfeldes nach sich. Besonders die jungen Unternehmen des Neuen Marktes, die zusätzlich auf Wachstumsmärkten mit einer hohen Dynamik des Marktumfeldes, verstärkter Zukunftsorientierung und einem erhöhten Chancen-Risiken-Potenzial agieren, verkörpern diesen Wandel. Aber auch etablierte Unternehmen mit verstärkter Wissens- oder Markenausrichtung gründen ihren Erfolg auf die Qualität ihrer zentralen intangiblen Werttreiber, wie etwa das Wissen der Mitarbeiter, gute Kundenbeziehungen, Innovationsreichtum oder starke Marken. Untersuchungen zeigen, dass die intangiblen Ressourcen sich zu den zentralen Determinanten des Unternehmenswertes entwickelt haben und von Führungskräften als wertvoll eingestuft werden.
Nun wird traditionell von Aktiva, die in der Bilanz erscheinen, angenommen, dass diese in ihrer Gesamtheit das Wertschöpfungspotenzial des Unternehmens darstellen und Gewinne nach sich ziehen. Materielle Aktiva wie Maschinen oder Büroausstattung sind offensichtlich im Unternehmen existent und lassen sich problemlos quantitativ erfassen und damit bilanzieren. Intangible Ressourcen dagegen sind durch ihre spezielle Natur nur schwer zu definieren, zu messen und zu quantifizieren. Auf Grundlage der gesetzlichen, externen Berichterstattungspflichten, können und dürfen die Unternehmen den Kapitalmarktteilnehmern daher nur sehr eingeschränkt entscheidungsrelevante Informationen bezüglich dieser Werte im Rahmen der Bilanz bereitstellen.
Die intangiblen Ressourcen wurden aus diesem Grund schon früh als „ewige Sorgenkinder des Bilanzrechts“ bezeichnet. In sämtlichen […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 5538
Bollinger, Anika: Intangible Ressourcen in der unternehmerischen Berichterstattung: Status
quo und Entwicklungstendenzen / Anika Bollinger -
Hamburg: Diplomica GmbH, 2002
Zugl.: Bayreuth, Universität, Diplomarbeit, 2002
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die
der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen,
der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der
Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung,
vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im
Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der
Bundesrepublik Deutschland in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich
vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des
Urheberrechtes.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem
Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche
Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten
wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.
Die Informationen in diesem Werk wurden mit Sorgfalt erarbeitet. Dennoch können Fehler nicht
vollständig ausgeschlossen werden, und die Diplomarbeiten Agentur, die Autoren oder
Übersetzer übernehmen keine juristische Verantwortung oder irgendeine Haftung für evtl.
verbliebene fehlerhafte Angaben und deren Folgen.
Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2002
Printed in Germany

Intangible Ressourcen in der unternehmerischen Berichterstattung
I
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis... I
Abbildungsverzeichnis ... III
Abkürzungsverzeichnis ... V
1 Einleitung...1
1.1 Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit...1
1.2 Aufbau der Arbeit ...3
2 Theoretische Grundlegung...4
2.1 Resource-based View - Orientierung an den intangiblen Ressourcen des
Unternehmens...4
2.2 Unternehmenswandel - Marktwert-Buchwert-Spreizung ...6
2.3 Kapitalmarktorientierung - Herausforderung der externen Rechnungslegung ...7
2.3.1 Abbau der Informationsasymmetrie...9
2.3.2 Reputationsaufbau durch Signaling...11
3 Klassifikation und Bewertung intangibler Ressourcen ...13
3.1 Bilanzielle Klassifikation intangibler Ressourcen ...14
3.2 Generelle Klassifikation intangibler Ressourcen ...16
3.2.1 Mitarbeiter-Ressourcen ...18
3.2.2 Beziehungs-Ressourcen...19
3.2.3 Strukturelle Ressourcen ...21
3.3 Bewertungsmöglichkeiten intangibler Ressourcen ...23
4 Status quo und Entwicklungstendenzen der bilanziellen Erfassung intangibler
Ressourcen ...27
4.1 Intangible Ressourcen in der deutschen Rechnungslegung ...27
4.1.1 Status quo der deutschen Rechnungslegung ...27
4.1.2 Entwicklungstendenzen der deutschen Rechnungslegung ...30
4.2 Intangible Ressourcen in der Rechnungslegung nach IAS ...32
4.2.1 Status quo der Rechnungslegung nach IAS...32
4.2.2 Entwicklungstendenzen der Rechnungslegung nach IAS...34
4.3 Intangible Ressourcen in der Rechnungslegung nach US-GAAP ...35

Intangible Ressourcen in der unternehmerischen Berichterstattung
II
4.3.1 Status quo der Rechnungslegung nach US-GAAP...35
4.3.2 Entwicklungstendenzen der Rechnungslegung nach US-GAAP ...38
4.4 Internationale Harmonisierungstendenzen...39
4.5 Zwischenfazit ...41
5 Möglichkeiten wertorientierter Berichterstattung - Value Reporting...44
5.1 Berichterstattung über einzelne Kategorien intangibler Ressourcen ...46
5.1.1 Berichterstattung über Mitarbeiter-Ressourcen ...46
5.1.2 Berichterstattung über Kunden-Ressourcen ...49
5.1.3 Berichterstattung über strukturelle Ressourcen ...51
5.1.3.1 Technologiebilanz... 52
5.1.3.2 Technologie-Portfolio ... 55
5.2 Kategorieübergreifende Berichterstattung intangibler Ressourcen ...57
5.2.1 Balanced Scorecard ...57
5.2.2 Intangible Ressourcen-Berichte...60
5.2.2.1 Intangible Asset Statement ... 60
5.2.2.2 Intellectual Capital Navigator ... 62
5.2.2.3 Intellectual Asset Monitor... 64
5.2.2.4 Wissensbilanzen an Hochschulen ... 65
5.2.3. Kategorieübergreifende Ansätze der Beratungspraxis ...67
5.2.3.1 Value ReportingTM ... 67
5.2.3.2 Value Dynamics®... 69
5.2.3.3 Value Explorer®... 70
5.3 Kritische Würdigung...71
6 Schlussbetrachtung und Entwicklungsperspektive ...73
Anhang ... VII
Literaturverzeichnis... X
Ehrenwörtliche Erklärung ... XXVI

Intangible Ressourcen in der unternehmerischen Berichterstattung
III
Abbildungsverzeichnis
A
BBILDUNG
1:
E
NTWICKLUNGSLINIEN DER STRATEGISCHEN
U
NTERNEHMENSFÜHRUNG
A
BBILDUNG
2:
D
AS
I
NFORMATIONSANGEBOT VERÖFFENTLICHTER
A
BSCHLÜSSE UND
DIE
I
NFORMATIONSNACHFRAGE DER
K
APITALMARKTANLEGER
A
BBILDUNG
3:
Z
USAMMENSTELLUNG DER WICHTIGSTEN INTANGIBLEN
R
ESSOURCEN
AUS DREI
S
TUDIEN
A
BBILDUNG
4:
K
LASSIFIKATION INTANGIBLER
R
ESSOURCEN NACH DEM
K
RITERIUM
DER
I
DENTIFIZIERBARKEIT
A
BBILDUNG
5:
G
EGENÜBERSTELLUNG KONZEPTIONELLER
K
LASSIFIZIERUNGSSYSTEME INTANGIBLER
R
ESSOURCEN
A
BBILDUNG
6:
G
ENERELLE
K
LASSIFIKATION INTANGIBLER
R
ESSOURCEN
A
BBILDUNG
7:
B
EISPIELE FÜR
M
ITARBEITER
-R
ESSOURCEN
A
BBILDUNG
8:
B
EISPIELE FÜR
B
EZIEHUNGS
-R
ESSOURCEN
A
BBILDUNG
9:
B
EISPIELE FÜR STRUKTURELLE
R
ESSOURCEN
A
BBILDUNG
10:
Ü
BERSICHT ÜBER VERSCHIEDENE
B
EWERTUNGSMÖGLICHKEITEN
INTANGIBLER
R
ESSOURCEN
A
BBILDUNG
11:
I
NTANGIBLE
R
ESSOURCEN IN DER
B
ERICHTERSTATTUNG VON
NEMAX 50-
UND
DAX 30-U
NTERNEHMEN
/ 2000
A
BBILDUNG
12:
IAS-S
TANDARDS ZUR
B
ILANZIERUNG INTANGIBLER
R
ESSOURCEN
A
BBILDUNG
13:
US-
AMERIKANISCHE
S
TANDARDS ZUR
B
ILANZIERUNG INTANGIBLER
R
ESSOURCEN
A
BBILDUNG
14:
F
REIWILLIGE
B
ERICHTERSTATTUNG ÜBER INTANGIBLE
R
ESSOURCEN
DER
NEMAX 50-U
NTERNEHMEN NACH JEWEILIGER
R
ECHNUNGSLEGUNGSNORM
/ 1999
A
BBILDUNG
15:
I
NDIKATOREN FÜR
M
ITARBEITER
-R
ESSOURCEN
A
BBILDUNG
16:
I
NDIKATOREN FÜR
K
UNDEN
R
ESSOURCEN
A
BBILDUNG
17:
I
NDIKATOREN FÜR STRUKTURELLE
R
ESSOURCEN
A
BBILDUNG
18:
T
ECHNOLOGIEBILANZ
A
BBILDUNG
19:
T
ECHNOLOGIE
-A
TTRAKTIVITÄTS
-B
EWERTUNG
A
BBILDUNG
20:
D
IE VIER
P
ERSPEKTIVEN DER
B
ALANCED
S
CORECARD

Intangible Ressourcen in der unternehmerischen Berichterstattung
IV
A
BBILDUNG
21:
I
NTANGIBLE
A
SSETS
S
TATEMENT
A
BBILDUNG
22:
IC N
AVIGATOR NACH
S
KANDIA MIT UNTERNEHMENSEIGENEN
I
NDIKATOREN
A
BBILDUNG
23:
I
NDIKATOREN DES
I
NTANGIBLE
A
SSET
M
ONITOR
A
BBILDUNG
24:
W
ISSENSBILANZ EINER
H
OCHSCHULE
A
BBILDUNG
25:
V
ALUE
R
EPORTING
TM O
FFENLEGUNGS
-M
ODELL
A
BBILDUNG
26:
V
ALUE
D
YNAMICS
® M
ODELL
- D
IE WICHTIGSTEN
A
SSETS
/
B
EISPIELHAFTE
B
ESTANDS
-, F
LUSS
-,
UND
E
FFEKTIVITÄTSKENNZAHLEN INTANGIBLER
R
ESSOURCEN
A
BBILDUNG
27:
M
ESS
-
UND
B
ERICHTSPRAKTIKEN IN
G
EGENWART UND
Z
UKUNFT
Abbildungen im Anhang:
A
BBILDUNG
I:
R
EDEFINITION BESTIMMTER
B
EGRIFFE DES
R
ECHNUNGSWESENS UND
DER
W
IRTSCHAFTSPRÜFUNG
A
BBILDUNG
II:
D
IE
T
RENNUNG VON
F
INANCIAL
A
CCOUNTING UND
B
USINESS
R
EPORTING
A
BBILDUNG
III:
B
EVORZUGTE
B
EWERTUNGSMETHODEN VERSCHIEDENER
INTANGIBLER
R
ESSOURCEN
A
BBILDUNG
IV:
A
NGABEN ZU INTANGIBLEN
R
ESSOURCEN IN DER
B
ERICHTERSTATTUNG VON
NEMAX 50- U
NTERNEHMEN
/ 1999
A
BBILDUNG
V:
O
RT UND
H
ÄUFIGKEIT DER
B
ERICHTERSTATTUNG ÜBER INTANGIBLE
R
ESSOURCEN
B
EI DEN
DAX 30 U
NTERNEHMEN
/ 1999

Intangible Ressourcen in der unternehmerischen Berichterstattung
V
Abkürzungsverzeichnis
Abs.
Absatz
AG
Aktiengesellschaft
AICPA
American Institute of Certified Public Accountants
APB
Accounting
Principals
Board
BCG
Boston Consulting Group
BRRP
Business Reporting Research Project
BSC
Balanced
Scorecard
bspw.
beispielsweise
bzw.
beziehungsweise
CAP
Committee on Accounting Procedures
CEO
Chief Executive Officer
CRM
Customer Relationship Management
CIBC
Canadian Imperial Bank of Commerce
DAX
Deutscher Aktienindex
D.C.
District of Columbia
DIC
Direct Intellectual Capital Methods
DM
Deutsche
Mark
DNA Deoxyribonucleic
Acid
DRS
Deutscher
Rechnungslegungsstandard
DRSC
Deutsches Rechnungslegungs Standards Committee e.V.
DSR
Deutscher Standardisierungsrat
d.h.
das
heißt
E-DRS
Entwurf des Deutschen Rechnungslegungsstandards
EG
Europäische
Gemeinschaft
etc.
et
cetera
et al.
et altera
EVATM
Economic Value Added TM
evtl.
eventuell
F&E
Forschung und Entwicklung
f. folgende
ff. fortfolgende
FASB
Financial Accounting Standards Board

Intangible Ressourcen in der unternehmerischen Berichterstattung
VI
FIN
Financial Accounting Standards Board Interpretations
Fn.
Fußnote(n)
GAAP
Generally Accepted Accounting Principles
GoB
Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung
GuV
Gewinn- und Verlustrechnung
HGB
Handelsgesetzbuch
Hrsg.
Herausgeber
html
hypertext markup language
http
hypertext transfer protocol
IAS
International Accounting Standard(s)
IASB
International Accounting Standards Board
IASC
International Accounting Standards Committee
IC Intellectual
Capital
IOSCO International
Organisation of Security Commissions
IT Informationstechnologie
Jg.
Jahrgang
KonTraG Gesetz
zur
Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich
KPMG
Klynveld Peat Marwick Goerdeler
MCM
Market Capitalisation Methods
MD&A
Management Discussion & Analysis of Financial Condition and Results
of Operations
Mio.
Million(en)
Mrd.
Milliarde(n)
m.w.N.
mit weiteren Nachweisen
NASDAQ
National Association of Securities Dealers Automated Quotations
NEMAX
Neuer Markt Aktienindex
No.
Number(s)
Nr.
Nummer
OECD
Organisation for Economic Co-operation and Development
o.V.
ohne
Verfasser
PIMS
Profit Impact of Marketing Strategies
PWC
Price Waterhouse Coopers
® eingetragenes
Warenzeichen
Rn.
Randnummer(n)

Intangible Ressourcen in der unternehmerischen Berichterstattung
VII
ROA
Return on Assets Methods
S. Seite(n)
SC
Scorecard
Methods
SEC
Security and Exchange Commission
SFAS
Statement of Financial Accounting Standard
SMAX
Small Cap Exchange
sog.
sogenannt(e, er, es)
TM Trademark
u.a.
unter anderem, und andere
US
United
States
US-GAAP
United States Generally Accepted Accounting Principles
u.U.
unter
Umständen
v.a.
vor
allem
vgl.
vergleiche
Vol.
Volume
WpHG
Wertpapierhandelsgesetz
www
world wide web
z.B.
zum
Beispiel

Intangible Ressourcen in der unternehmerischen Berichterstattu
ng
1
1 Einleitung
1.1 Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit
Intangible Ressourcen, d.h. nicht-monetäre, körperlose Werte, sind letztendlich nicht
nur das Bedeutendste im Leben eines Menschen, sondern auch die entscheidenden
Werte einer betrieblichen Existenz.
1
Seit langer Zeit ist sich die Betriebswirtschaftslehre
der Bedeutung der intangiblen neben den materiellen und finanziellen Gütern bewusst.
Schon G
UTENBERG
erkannte etwa die Geschäfts- und Betriebsleitung, die Planung und
die Organisation des Unternehmens als dispositive Faktoren an, durch die materielle
Faktoren erst kombiniert werden und ohne die ein geordneter betrieblicher Prozess nicht
zustande kommen kann.
2
Die Veränderung der Wirtschaftslandschaft von der Industrie- zur Dienstleistungs- und
Hochtechnologiewirtschaft zieht heute eine verstärkte Wissens-, Technologie-, Service-
und Markenorientierung sowie eine Dynamisierung des Wettbewerbs- und
Kapitalumfeldes nach sich.
3
Besonders die jungen Unternehmen des Neuen Marktes,
4
die zusätzlich auf Wachstumsmärkten mit einer hohen Dynamik des Marktumfeldes,
verstärkter Zukunftsorientierung und einem erhöhten Chancen-Risiken-Potenzial
agieren,
5
verkörpern diesen Wandel. Aber auch etablierte Unternehmen mit verstärkter
Wissens- oder Markenausrichtung gründen ihren Erfolg auf die Qualität ihrer zentralen
intangiblen Werttreiber, wie etwa das Wissen der Mitarbeiter, gute Kundenbeziehungen,
Innovationsreichtum oder starke Marken.
6
Untersuchungen zeigen, dass die intangiblen
Ressourcen sich zu den zentralen Determinanten des Unternehmenswertes entwickelt
haben
7
und von Führungskräften als wertvoll eingestuft werden.
8
1
Vgl. Groh, M. (1989), S. 188; Ausführliche Definition und Begriffserläuterung erfolgt in Kapitel 3.
2
Vgl. Gutenberg, E. (1958), S. 28.
3
Vgl. Pellens, B./ Fülbier, R.U. (2000a), S. 40.
4
Der Neue Markt umfasst v.a. Unternehmen der Branchen: Biotechnologie, Informationstechnologie,
Telekommunikation und Neue Medien. Insbesondere hier ist der Faktor Wissen der entscheidende
Produktionsfaktor. Vgl. Küting, K. (2001a), S. 19.
5
Vgl. Zwirner, C./ Ranker, D./ Wohlgemuth, F. (2001), S. 475.
6
Vgl. Küting, K. (2001a), S. 14; Blair, M.M./ Wallman, S.M.H. (2001), S. 1f.
7
Vgl. Fülbier, R.U./ Honold, D./ Klar, A. (2000), S. 834; Küting, K./ Weber, C.-P./ Wirth, J. (2002), S.
57.
8
88% der befragten CEOs erkennen die große Bedeutung des Managements wissensbasierter Ressourcen
an. Vgl. Louis Harris & Associates (1998), http://www.baldrige.gov/ceo_rpt.htm (07.05.2002)

Intangible Ressourcen in der unternehmerischen Berichterstattu
ng
2
Nun wird traditionell von Aktiva, die in der Bilanz erscheinen, angenommen, dass diese
in ihrer Gesamtheit das Wertschöpfungspotenzial des Unternehmens darstellen und
Gewinne nach sich ziehen. Materielle Aktiva wie Maschinen oder Büroausstattung sind
offensichtlich im Unternehmen existent und lassen sich problemlos quantitativ erfassen
und damit bilanzieren. Intangible Ressourcen dagegen sind durch ihre spezielle Natur
nur schwer zu definieren, zu messen und zu quantifizieren.
9
Auf Grundlage der
gesetzlichen, externen Berichterstattungspflichten, können und dürfen die Unternehmen
den Kapitalmarktteilnehmern daher nur sehr eingeschränkt entscheidungsrelevante
Informationen bezüglich dieser Werte im Rahmen der Bilanz bereitstellen.
10
Die intangiblen Ressourcen wurden aus diesem Grund schon früh als ,,ewige
Sorgenkinder des Bilanzrechts"
11
bezeichnet. In sämtlichen Bilanzrechtskreisen stellt
die Rechnungslegung dieser Werte - als Sonderproblem mit klärungsbedürftigen Fragen
- ein kontrovers diskutiertes Gebiet dar. Eine international einheitliche Regelung, ob
und inwieweit die fraglichen Werte abzubilden sind, existiert nicht. Jedes
Rechnungslegungssystem gibt hierzu anderslautende Antworten.
12
Eine Berichterstattung, die der zunehmenden Wichtigkeit der intangiblen Ressourcen
gerecht wird und damit über die gesetzlichen Rechenschaftspflichten hinausgeht,
gewinnt in der externen Unternehmenskommunikation daher zunehmend an
Bedeutung.
13
Rechnungslegungsinstitutionen, Wissenschaft und Praxis arbeiten
diesbezüglich bereits an Konzepten einer erweiterten Unternehmenspublizität. Mit
diesen sollen v.a. die zunehmenden Informationsbedürfnisse der
Kapitalmarktteilnehmer befriedigt und die internen und externen
Berichterstattungslücken minimiert werden.
14
Dem Widerspruch zwischen dem
Bedeutungsgewinn der intangiblen Ressourcen für die Unternehmen einerseits und
deren nachlässiger Behandlung durch die Bilanzierungspraxis andererseits, sowie der
sich entwickelnden Lösungsmöglichkeiten, will sich diese Arbeit annehmen.
9
Vgl. Blair, M.M./ Wallman, S.M.H. (2001), S. 2.
10
Vgl. Küting, K. (2001a), S. 149; Vgl. zu gesamt- und einzelwirtschaftlich negativen Konsequenzen
einer ungenügenden Unternehmensinformation, Blair, M.M./ Wallman, S.M.H. (2001), S. 23ff.
11
Moxter, A. (1979), S. 1102.
12
Vgl. Küting, K. (2001a), S. 18f.
13
Vgl. Küting, K./ Weber, C.-P./ Wirth, J. (2002), S. 57.
14
Vgl. Dawo, S./ Heiden, M. (2001), S. 1716.

Intangible Ressourcen in der unternehmerischen Berichterstattu
ng
3
1.2 Aufbau der Arbeit
Um die Reformnotwendigkeit der externen Berichterstattung in Richtung einer
verstärkten Berücksichtigung intangibler Ressourcen zu begründen, werden in der
theoretischen Grundlegung des zweiten Kapitels, Entwicklungen erläutert, die eine
Neuorientierung bedingen und fordern. Ausgegangen wird von dem Bedeutungsgewinn
intangibler Ressourcen für den Unternehmenserfolg, den der ressourcenbasierte Ansatz
theoretisch feststellt. Anschließend wird anhand der ansteigenden Marktwert-
Buchwertlücken der Unternehmen der zunehmende Einfluss der intangiblen Ressourcen
auf den Unternehmenswert aufgezeigt. Abschließend werden die
informationstechnischen Herausforderungen an die externe Berichterstattung
dargestellt, die aus der verstärkten Kapitalmarktorientierung und den steigenden
Informationswünschen der Berichterstattungsadressaten resultieren.
Das dritte Kapitel befasst sich daraufhin mit dem wesentlichen Problem der
begrifflichen Definition, der Klassifikation und den Bewertungsmöglichkeiten
intangibler Ressourcen, dem sich dieses Themengebiet gegenübersieht. In einem ersten
Unterpunkt - der bilanziellen Klassifikation - wird eine Grundlage für die anschließende
Diskussion der bilanziellen Erfassbarkeit im vierten Kapitel gelegt. Die sich daran
anschließende generelle Klassifikation untergliedert die intangiblen Ressourcen, um der
Erfassung durch die neuartigen Instrumente der wertorientierten Berichterstattung im
fünften Kapitel eine definitorische Basis zu geben.
Im vierten Kapitel wird erörtert, inwieweit die drei ausgewählten
Rechnungslegungssysteme überhaupt in der Lage sind, intangible Ressourcen
abzubilden. Neben der Erfassungspraxis des deutschen Bilanzrechts, werden die
länderübergreifend bedeutsamsten
15
International Accounting Standards (IAS) und die
United States Generally Accepted Accounting Principles (US-GAAP) auf deren
Regelungen zu intangiblen Ressourcen untersucht. Dabei werden zuerst der jeweilige
Status quo des Regelwerks, sowie die daraus resultierende Bilanzierungspraxis
beleuchtet. Daran schließt sich die Darstellung der bisherigen Reformbestrebungen und
Entwicklungstendenzen der Rechnungslegungssysteme in Bezug auf die
Berichterstattung intangibler Ressourcen an. Die Erörterung der Frage, welches
Rechnungslegungssystem in Zukunft international verbindlich sein könnte, sowie ein
hieran anschließendes Zwischenfazit beenden das vierte Kapitel.
15
Vgl. Gentz, M. (2001), S. 13.

Intangible Ressourcen in der unternehmerischen Berichterstattu
ng
4
Schließlich werden im fünften Kapitel bereits existierende Lösungsansätze für die
Berichterstattung intangibler Ressourcen aus Wissenschaft und Praxis vorgestellt.
Einleitend werden Indikatoren dargestellt, durch die einzelne Teilbereiche der
intangiblen Ressourcen abgebildet werden können. Daraufhin finden
Berichterstattungsinstrumente Beachtung deren Ziel es ist, das gesamte Spektrum der
intangiblen Ressourcen eines Unternehmens abzubilden.
Das letzte Kapitel betrachtet die Thematik abschließend und will sowohl mögliche
Hemmnisse und weiterführende Problematiken als auch Triebfedern der zukünftigen
Entwicklung aufzeigen.
2 Theoretische Grundlegung
2.1 Resource-based View - Orientierung an den intangiblen Ressourcen des
Unternehmens
Grundsätzlich definiert W
ERNERFELT
den Begriff der Ressource in dieser Theorie: "By
a resource is meant everything which could be thought of as a strength or weakness of a
given firm."
16
Schon spezifischer beschreibt B
ARNEY
: ,,Unternehmensressourcen
umfassen sämtliche Anlagegegenstände, Fähigkeiten, organisatorische Prozesse,
Unternehmensattribute, Informationen, Wissen etc., die von einem Unternehmen
kontrolliert werden, um Strategien zu konzipieren und zu implementieren, die die
Effektivität und Effizienz erhöhen."
17
Der ressourcenorientierte Ansatz geht auf
P
ENROSE
zurück und umfasst Ansätze und Modelle, durch die versucht wird, den
individuellen Wettbewerbserfolg einer Unternehmung nicht durch seine Stellung am
Produktmarkt, sondern über den Erwerb, den Besitz und den Einsatz
18
einzigartiger
Ressourcen zu erklären.
19
Die theoretisch-strategische Managementforschung erkannte
damit nicht zuletzt die Bedeutung der intangiblen
Ressourcen als entscheidende Basis
zur Differenzierung von Unternehmen im Zeitalter expandierender Güter- und
Faktormärkte an.
20
Diese Orientierung resultiert aus dem Wandel der
Unternehmensparadigmen von der marktorientierten Strategie (Market Based View of
16
Wernerfelt, B. (1984), S. 172.
17
,,Firm resources include all assets, capabilities, organisational process, firm attributes, information,
knowledge etc. controlled by a firm to conceive of and implement strategies that improve its efficiency
and effectiveness." Barney, J.B. (1991), S. 101.
18
Vgl. Böhler, H. (2001), S. 295.
19
Vgl. Penrose, E.T. (1959); Barney, J.B. (1991); zu Knyphausen-Aufsess, D. (1995), S. 82.
20
Vgl. Teece, D.J. (2000), S. 30f.

Intangible Ressourcen in der unternehmerischen Berichterstattu
ng
5
Strategy) hin zu der ressourcenorientierten Strategie (Ressource Based View of
Strategy).
Inhaltlicher Schwerpunkt
Werte/ Nutzen
Rappaport
Gomez; Weber
Wertorientierte
Strategie
Potenziale/ Ressourcen
Barney
Wernerfelt
Ressourcen-
orientierte
Strategie
Kompetenzen/ KKVs
Porter
Marktorientierte
Strategie
Produkt-Markt Kombination
Mc Kinsey/ BCG Group;
Ansoff
Produktorientierte
Unternehmens-
führung
Zeit
seit 1965
seit 1980
seit 1985
seit 1990
A
BBILDUNG
1:
E
NTWICKLUNGSLINIEN DER STRATEGISCHEN
U
NTERNEHMENSFÜHRUNG
,
Quelle übersetzt in Anlehnung an: Eberhardt, S. (1998), S. 72.
Während im Rahmen der Erfolgsfaktorenforschung der Einfluss intangibler Ressourcen
auf den Unternehmenserfolg noch negiert wurde, unterzieht die Forschungsrichtung der
Ressourcenorientierung neben den tangiblen Ressourcen nun auch die
unternehmensspezifischen, intangiblen Ressourcen einer detaillierteren Analyse.
21
Potenzial zum Aufbau dauerhafter Wettbewerbsvorteile bergen Ressourcen jedoch nur,
wenn sie bestimmte Bedingungen erfüllen. Die Faktormärkte, auf denen diese
Ressourcen gehandelt werden, sollten zunächst unvollkommen sein. Dies bedeutet, dass
die Ressourcen eine hohe Transaktionskostenspezifität aufweisen bzw. nicht oder kaum
transferierbar sein sollten. Die so entstehende Ressourcenheterogenität ermöglicht dem
Unternehmen eine Differenzierung gegenüber den Wettbewerbern. Eine weitere
Voraussetzung ist die Nicht-Imitierbarkeit der intangiblen Ressource. Außerdem sollten
die Ressourcen möglichst unternehmensspezifisch und nicht substituierbar sein, sowie
die Fähigkeit zur Nutzenstiftung am Markt besitzen.
22
Empirische Arbeiten, die den Zusammenhang von Unternehmenserfolg und
Unternehmensressourcen untersucht haben, kamen zu dem Ergebnis, dass Firmen, die
21
Die intangiblen Ressourcen wurden im Rahmen der PIMS-Studie, die die Erfolgsfaktoren von
Unternehmen untersuchte, als Störvariablen qualifiziert. Vgl. Rasche, C./ Wolfrum, B. (1993), S. 4.
22
Vgl. Peteraf, M.A. (1993), S. 180ff.; Hierzu führt B
ARNEY
aus, dass bleibende Wettbewerbsvorteile
durch kontrollierbare, seltene, wertvolle, nicht-imitierbare und nicht-substituierbare Ressourcen
entstehen. Diese Ressourcen können als Bündel von tangiblen und intangiblen Werten verstanden
werden. Vgl. Barney, J.B. (1991), S. 101.

Intangible Ressourcen in der unternehmerischen Berichterstattu
ng
6
ihre Strategie auf bestimmten intangiblen Ressourcen aufbauen auf
wettbewerbsintensiven, schnelllebigen und gesättigten Märkten die Unternehmen
übertreffen, die ihre Strategie auf finanzielle und materielle Werte ausrichten.
23
Dies
lässt sich damit erklären, dass die intangiblen Ressourcen charakteristischerweise
unternehmensspezifische Komponenten aufweisen, schwer zu imitieren sind, oft erst in
Verbindung mit anderen Ressourcen Wert schaffen, außerhalb der Unternehmung meist
keinen Nutzen entfalten und damit die Grundlage anhaltender Wettbewerbsvorteile
sind.
24
2.2 Unternehmenswandel - Marktwert-Buchwert-Spreizung
Als ein entscheidendes Indiz dafür, dass die Bedeutung der intangiblen Ressourcen in
den Unternehmen ansteigt, wird die besonders seit den 90er Jahren wachsende Lücke
zwischen dem Marktkapitalisierungswert bzw. dem Kaufpreis eines Unternehmens und
dem Wert des bilanziellen Eigenkapitals bzw. dem substanziellen Wert eines
erworbenen Unternehmens gesehen.
25
Es wird angenommen, dass der Wert der nicht-
bilanzierten intangiblen Ressourcen sich indirekt in der Größe des Differenzpostens
ausdrückt.
26
Allgemein wird dieser schwer analysierbare Posten als Goodwill bzw.
Geschäfts- oder Firmenwert bezeichnet.
27
Er stellt einen äußerst heterogenen Posten dar,
der sich aus verschiedenen Teilkomponenten zusammensetzt, die ein uneinheitliches
Bewertungskonglomerat bilden. In den traditionell publizierten
Rechnungslegungsinformationen tauchen diese nicht gesondert auf.
28
Bereits im Zuge des Wirtschaftsbooms der 80er Jahre führten geänderte Bilanzierungs-
und Bewertungsmethoden bezüglich erworbener immaterieller Werte (u.a. Marken und
Goodwill) zu enormen Gewinn- und Eigenkapitalveränderungen.
29
23
,,...firms that build their strategies on path dependent, causally ambiguous, socially complex, and
intangible assets outperform firms that build their strategies only on tangible assets." Barney, J.B.
m.w.N. (2001), S. 648.
24
Vgl. Peteraf, M.A. (1993), S. 182f.
25
Vgl. Sveiby, K.-E. (1997), S. 6ff.; Smith, G.V./ Parr, R.L. (2000), S. 123ff.; Im September 2000 wies
bspw. Microsoft ein Eigenkapital von 1,9 Billionen und eine Marktkapitalisierung von 328 Billionen
US-Dollar auf. Vgl. Blair, M.M./ Wallman, S.M.H. (2001), S. 1; Bei der Übernahme der Mannesmann
AG durch Vodafone entstand bspw. ein Goodwill von 300 Mrd. DM. Vgl. Küting, K. (2001a), S. 174,
zu Goodwillverhältnissen am Neuen Markt, S. 24ff., S. 190ff.
26
Vgl. Edvinsson, L. (1997), S. 366f.; Pellens, B./ Fülbier, R.U. (2000), S. 123.
27
Tobin nannte diese Größe auch den service value. Tobin, J. zitiert nach Petrash, G. (1996), S. 366.
28
Küting, K. (2001a), S. 174ff., m.w.N. zu Erklärungsansätzen der Goodwillbestandteile, S. 188ff.
29
Zur Problematik der Markenbewertung vgl. Sattler, H. (1998), S. 194; Sander, M. (1994), S. 2; Aaker,
D. (1992), S. 9f.

Intangible Ressourcen in der unternehmerischen Berichterstattu
ng
7
Unternehmensübernahmen und Fusionen werden ebenfalls vor dem Hintergrund eines
gezielten und gebündelten Erwerbs von einzeln nicht verkäuflichen, intangiblen
Ressourcen gesehen.
30
Auch der spätere Investitionsboom im Rahmen der Börsengänge
mehrerer Internet-Start-Ups
31
basierte u.a. auf dem Glauben der Kapitalmarktteilnehmer
an das Wachstumspotenzial der unsichtbaren Werte, deren Wertschätzung sich in
immensen Goodwillpositionen niederschlug.
32
Eine Studie des Instituts der Wirtschaftsprüfung stellte bei der Analyse von 200
deutschen Konzernabschlüssen fest, dass sich der Bilanzierungspraxis durch die
Behandlung des Goodwill nach den anerkannten US-Standards massive Spielräume der
Bilanzkosmetik eröffnen. Mehr als die Hälfte der untersuchten Unternehmen nutzten
diese aus, um ihre Jahresabschlüsse ,,schön zu rechnen".
33
Der Bedeutungsgewinn der intangiblen Ressourcen, der mit dem wirtschaftlichen und
technologischen Strukturwandel einhergeht, stellt nun die etablierten Bewertungs- und
Rechnungslegungsverfahren auf die Probe.
34
Eine Rechnungslegung, die den Anspruch
hat, entscheidungsrelevante und verlässliche Aussagen zu machen, muss sich daher
auch verstärkt mit der Identifizierung und Abbildung der Bestandteile des Goodwill
auseinandersetzen, damit sie sich im Hinblick auf die Darstellung des
Unternehmenswertes nicht selbst disqualifiziert.
2.3 Kapitalmarktorientierung - Herausforderung der externen Rechnungslegung
Neben der anerkannten Wichtigkeit der intangiblen Ressourcen und den zunehmenden
Marktwert-Buchwert-Lücken übt zusätzlich der Kapitalmarkt durch seine
Informationsforderungen Druck auf die Entwicklung einer Berichterstattung intangibler
Ressourcen aus.
35
30
,,Mergers and acquisitions provide an opportunity to trade otherwise non-marketable resources and to
buy or sell resources in bundles." Wernerfelt, B. (1984), S. 175.
31
Vgl. Smith, G.V./ Parr, R.L. (2000), S. ix.
32
Vgl. Roos, J./ Roos, G. (1997), S. 413.
33
Vgl. o.V. (2000), www.welt.de (07.05.2002); Der deutsche Gesetzgeber lässt neben den verschiedenen
Abschreibungsmethoden des erworbenen Goodwill, bei der der Jahreserfolg durch Abschreibungen auf
den Geschäfts- oder Firmenwert vermindert wird, durch die Akzeptanz der US-amerikanischen
Standards, auch eine Vorgehensweise zu, bei dem der einmal aktivierten Goodwillbetrag nicht pauschal
abgeschrieben, sondern jährlich neu bewertet wird. Vgl. Küting, K. m.w.N. (2001a), S. 176ff.; siehe zur
Akzeptanz internationaler Abschlüsse auch Kapitel 4.1.1.
34
Vgl. Küting, K./ Ulrich, A. (2001), S. 953.
35
Vgl. Aboody, D./ Lev, B. (1998), S. 161.

Intangible Ressourcen in der unternehmerischen Berichterstattu
ng
8
Der im Zuge des Globalisierungsprozesses auftretende Abbau von Handelshemmnissen
und die Verbreitung von Informationssystemen - v.a. des Internets - führt zu einem
intensivierten, weltweiten Wettbewerb; nicht nur auf den Absatzmärkten sondern auch
auf den Kapitalmärkten.
36
Diese Entwicklung ist besonders seit Ende des Kalten
Krieges im Zuge der europäischen Integration und der Privatisierungswelle staatlicher
Unternehmen nicht mehr allein ein amerikanisches Phänomen.
37
Der vermehrte Bedarf
an Investitionskapital verstärkt die Orientierung an den Informationsbedürfnissen der
internationalen Kapitalmärkte. Die deutsche Rechnungslegung steht dabei, bedingt
durch die zu beobachtende Anpassung an den internationalen Trend der
kapitalmarktorientierten Rechnungslegung, vor einem Paradigmenwechsel.
38
Die Orientierung der Unternehmensaktivitäten an den Interessen der Kapitalgeber, die
Shareholder Value-Orientierung,
39
wurde im Laufe der 90er Jahre verstärkt in der
wirtschaftswissenschaftlichen Diskussion thematisiert.
40
Ihre Ausrichtung an den
Interessen der Anteilseigner äußert sich innerhalb dieser Arbeit in der Forderung nach
einer stärkeren Berücksichtigung der Informationsbedürfnisse des Kapitalmarktes in der
unternehmerischen Berichterstattung.
41
Kapitalmarktorientierte
42
Unternehmen sehen
den Zweck der Rechnungslegung in diesem Zusammenhang nicht mehr alleine in der
gesetzlichen Ausschüttungs- und Steuerbemessungsfunktion, sondern primär im Aufbau
von Investor Relations.
43
Die Herausforderung für die Rechnungslegung besteht dabei
darin, die Informationsasymmetrien zu den Kapitalgebern durch ein freiwilliges Value
36
Vgl. Teece, D.J. (2000), S. 3; Dawo, S./ Heiden, M. (2001), S. 1716.
37
Vgl. Kubin, K.W. (1998), S. 531.
38
Dawo, S./ Heiden, M. (2001), S. 1716.
39
Zum Begriff vgl. grundlegend Rappaport, A. (1986); Das Ziel eines wertorientierten Managements
sollte es, nach dem Shareholder Value-Prinzip sein, den Marktwert des Unternehmens zu maximieren,
an dem die Anteilseigner beteiligt sind. Sämtliche wertschaffenden Elemente, ob tangibel oder
intangibel, müssten hierzu mittels eines diskontierten cash-flow bewertet werden. Vgl. Herz, R.H.
(2000), http://valuereporting2.pwcglobal.com/pwcvr/Publications.jsp (07.05.2002), S. 1.
40
Vgl. Ballwieser, W. (1994), S. 1379ff.; Busse von Colbe, (1995), S. 713ff.; Fischer, T./ Wenzel, J./
Kühn, C. (2001), S. 1209.
41
Vgl. in diesem Zusammenhang auch Herz, R.H. (2000), http://valuereporting2.pwcglobal.com/
pwcvr/Publications.jsp (07.05.2002), S. 3; Busse von Colbe, W. (1995), S. 717.
42
Ein Unternehmen wird als kapitalmarktorientiert definiert, wenn es einen organisierten Markt im Sinne
des § 2 Abs. 5 WpHG durch die Ausgabe von Wertpapieren i.S.d. § 2 Abs. 1 S. 1 WpHG in Anspruch
nimmt. Vgl. DRSC (2001), http://www.standardsetter.de/drsc/doc/14.html (07.05.2002); Diese
Definition trifft in Deutschland allerdings auf nur ca. 1000 Unternehmen zu. Die restlichen
Unternehmen (u.a. der Mittelstand) werden kaum Veranlassung haben, ihre Rechnungslegung zu
internationalisieren. Vgl. Herzig, N. (2001), S. 46ff.
43
Vgl. Küting, K. (2000a), S. 154f.

Intangible Ressourcen in der unternehmerischen Berichterstattu
ng
9
Reporting
44
abzubauen, sowie die Wertorientierung der Unternehmensführung zu
kommunizieren.
45
Impliziert ist damit auch die Anpassung des externen
Rechnungswesens an die steigende Bedeutung der intangiblen Ressourcen.
46
2.3.1 Abbau der Informationsasymmetrie
Informationsasymmetrien bestehen nach der Principal-Agent-Theorie
47
zwischen den
Kapitalgebern, d.h. den principals, und der Unternehmensleitung, den agents. Laut
dieser Theorie nutzt das Management seinen Informationsvorsprung auf Kosten der
Kapitalgeber, um seinen eigenen Nutzen zu maximieren.
48
Im Hinblick auf die
Berichterstattung bedeutet dies, dass die interne Rechnungslegung den Berichterstattern
einen besseren Einblick in die Unternehmenslage gewähren wird als die externe
Berichterstattung den Berichtsempfängern.
49
Die verschlossenere Informationspolitik
bzw. die Nichtberichterstattung sensibler Informationen nach außen resultiert zudem
daraus, dass Unternehmen möglichst keine Schwächen offenbaren wollen, die
Investoren abschrecken bzw. der Konkurrenz eine Angriffsfläche bieten könnten.
50
Die
Informationswünsche der Kapitalmarktanleger werden ebenfalls dort enden, wo die
Schädigungen des Shareholder Values durch eine besserinformierte Konkurrenz, die
Vorteile überwiegen, die Anleger durch ein niedrigeres Informationsrisiko hätten.
51
Zu
den Verwendern der Jahresabschlussinformation zählen unterschiedlichste
Stakeholder,
52
wie Investoren, Arbeitnehmer, Kreditgeber, Lieferanten, Kunden,
staatliche Institutionen und die Öffentlichkeit, die jeweils spezifische
Informationsbedürfnisse besitzen. Da die Investoren dem Unternehmen Risikokapital
44
,,Value Reporting ist die offizielle, externe Berichterstattung eines Unternehmens, die (1) geeignet ist,
die Informationsasymmetrie zwischen interner und externer Sicht des Value Based Managements zu
reduzieren und (2) selbst Teil des Value Based Managements ist." Labhart, P.A. (1999), S. 30f.;
Weitere Definition für das Value Reporting folgt in Kapitel 5.
45
Vgl. Fischer, T./ Wenzel, J./ Kühn, C. (2001), S. 1209.
46
Vgl. Schönbächler, B. (1993), S. 94.
47
Vgl. hierzu grundlegend Jensen, M.C./ Meckling, W.H. (1976), S. 305ff.
48
Vgl. Moore, W.T. (1982), S. 1ff.; Rappaport, A. (1995), S. 6ff.
49
Vgl. Kubin, K.W. (1998), S. 526; Pellens, B./ Gassen, J. (1998), S. 635.
50
Vgl. Kubin, K.W. (1998), S. 530; Labhart, P.A. (1999), S. 199; ,, Der Wunsch, Rechenschaft zu geben,
ist bei den Beauftragten noch nie besonders ausgeprägt gewesen,..." Schneider, D. (1994), S. 296.
51
D.h., dass die Anteilseigner auf Information verzichten würden bzw. ein höheres Informationsrisiko auf
sich nehmen würden, sofern die Konkurrenz durch die publizierten Informationen Vorteile hätte, durch
die sich der Shareholder Value schmälern könnte. Vgl. Kubin, K.W. (1998), S. 530.
52
Der Stakeholder-Ansatz berücksichtigt, neben den Interessen der Shareholder, auch die Interessen der
sonstigen gesellschaftlichen Gruppen, ohne die das Unternehmen keinen Bestand hätte. Vgl. Achatz, H.
m.w.N. (1998), S. 18f.

Intangible Ressourcen in der unternehmerischen Berichterstattu
ng
10
zur Verfügung stellen, werden die Angaben, die deren Informationsbedarf erfüllen,
größtenteils auch den Informationsbedürfnissen der meisten anderen Adressaten
entsprechen.
53
Variablen des
Entscheidungsprozesses
Informationsangebot
veröffentlichter Abschlüsse
Informationsnachfrage der
Kapitalmarktanleger
1. Vollständigkeit
GoB/ IAS/ GAAP unvollständig,
hauptsächlich vergangenheitsorientierte
Ist-Daten
entscheidungsrelevante
Ansatzkriterien, auch Plandaten,
zukunftsorientierte Informationen
2. Bewertung
hauptsächlich historische Kosten
aktuelle Werte
3. Zuverlässigkeit
A) de facto
B) Risikoausweis
A) verhältnismäßig hoch durch Prüfung des
Jahresabschlusses
B) Keine Angaben über den Grad der
Ungewissheit geschätzter aktueller Werte
und Risiken
A) hoch, jedoch zu "Trade-offs"
zugunsten entscheidungsrelevanter
Informationen bereit
B) Angaben über den Grad der
Ungewissheit geschätzter aktueller Werte
und Risiken
4. Ausweis
A) Maßeinheit
B) Detail
A) hauptsächlich finanziell
B) sehr zusammengefasst
A) finanziell, nicht-finanziell quantitativ und
verbal
B) detaillierter
5. Verfügbarkeit
A) Häufigkeit
B) Personenkreis
A) jährlich geprüfter JA, vierteljährlich
ungeprüfter Zwischenabschluss
B) Öffentlichkeit
A) "in real time"
B) zum Informationsverzicht bereit, wenn die
Publizität per Saldo den
Shareholder Value reduziert
6. Medium
gedruckte Berichte
elektronische Übermittlung
A
BBILDUNG
2:
D
AS
I
NFORMATIONSANGEBOT VERÖFFENTLICHTER
A
BSCHLÜSSE UND DIE
I
NFORMATIONSNACHFRAGE DER
K
APITALMARKTANLEGER
,
Quelle: Kubin, K.W. (1998), S. 537.
Die Informationsbedürfnisse der Kapitalmarktanleger sind wiederum denen des
Managements aufgrund der heute vorherrschenden Orientierung am Shareholder Value
sehr ähnlich.
54
Die aufgelisteten Informationsbedürfnisse der Investoren werden dem
internen Management größtenteils für Steuerungs- und Kontrollzwecke zur Verfügung
gestellt.
55
Sämtliche extern publizierten Informationen, ob innerhalb oder außerhalb der
Rechenwerke, schlagen sich nach der These der halbstrengen Informationseffizienz in
den Wertpapierkursen des Unternehmens nieder.
56
Eine Information trägt allerdings nur
dann zur Entscheidungsunterstützung der Anteilseigner bei, wenn sich diese der
Validität der Angaben sicher sein können. Daher sind für den Investor bisher lediglich
die Informationen aus dem rechtlich normierten und geprüften Jahresabschluss
53
Vgl. IASB (2001), S. 45f.
54
Vgl. Kubin, K.W. (1998), S. 540; Rappaport, A. (1995), S. 2; Siehe hierzu auch Abbildung 2.
55
Vgl. Böcking, H.-J./ Benecke, B. (1998), S. 106.
56
Vgl. Fama, E.F. (1970), S. 383.

Intangible Ressourcen in der unternehmerischen Berichterstattu
ng
11
verlässlich.
57
Allerdings wurde festgestellt, dass die Wertrelevanz und das
Erklärungspotenzial der geprüften Berichterstattung in den letzten Jahren aufgrund ihres
retrospektiven Charakters und der mangelnden Berücksichtigung der intangiblen
Ressourcen zurückgegangen ist.
58
Um Informationsasymmetrien abzubauen und auch
den Kapitalmarktteilnehmern eine bessere Prognose des zukünftigen Erfolges des
Unternehmens zu ermöglichen, sollten daher interne Berichtsmaximen stärker
berücksichtigt werden.
59
Die Kommunikation bewertungsrelevanter Informationen über
das dem Erfolg zugrungeliegende Wertfundament - inklusive der wertschaffenden
intangiblen Ressourcen - könnte dann auch hilfreich sein, ein Stück weit die
zunehmende Wertlücke zwischen Börsenkapitalisierung und Bilanzwert zu begründen.
60
2.3.2 Reputationsaufbau durch Signaling
Der Signaling-Ansatz resultiert aus dem Auftreten gleichbewerteter Wertpapiere
unterschiedlicher Qualität an Märkten mit Informationsasymmetrien. Signale, wie bspw.
die Ankündigung von Dividendenzahlungen durch das Unternehmen, sollen die Märkte
zu einer besseren Bewertung der Aktie veranlassen.
61
Kapitalmarktaktive Unternehmen, die ihre Aktionäre aus einer
Konfrontationsperspektive als lästige Anteilseigentümer und die Wettbewerber als
gefährliche Kontrahenten betrachten, neigen dazu, diesen Gruppen
Unternehmensinformationen vorzuenthalten. Eine Koalitionsperspektive hingegen, die
auf die Informationsnachfrage der Investoren - ebenso wie auf die Nachfrage der
Kunden nach Waren und Dienstleistungen - eingeht,
62
steigert das Vertrauen der
Anleger in die Rechnungslegung des Unternehmens
63
und erleichtert den
Reputationsaufbau als anlegerfreundliches und investitionswürdiges Unternehmen.
Unternehmen, die sich dieser Haltung öffnen, glauben auch, dass ein Wissen über die
57
Vgl. Schneider, D. (1994), S. 269; Empirische Ergebnisse der Kapitalmarktforschung zeigten, dass
ungeprüfte Informationen nicht die gleiche Kapitalmarktrelevanz besitzen wie geprüfte Daten. Vgl.
Fey, G. (2000), S. 1097ff.
58
Vgl. AICPA (1994), www.rutgers.edu/Accounting/raw/aicpa/business/main.htm (16.03.2002); Lev, B./
Zarowin, P. (1999), S. 383.
59
Vgl. Kubin, K.W. (1998), S. 526; Böcking, H.-J. (1998), S. 45.
60
Vgl. Rappaport, A. (1995), S. 53ff.; Pellens, B./ Fülbier, R.U./ Sellhorn, T. (2001), S. 82f.
61
Vgl. Labhart, P.A. m.w.N. (1999), S. 204.
62
Vgl. AICPA (1994), www.rutgers.edu/Accounting/raw/aicpa/business/main.htm (16.03.2002); Kubin,
K.W. (1998), S. 542f.; Siehe zur Konfrontations- und Koalitionsperspektive auch Abbildung I im
Anhang.
63
Vgl. Küting, K./ Dürr, U./ Zwirner, C. (2002), S. 13.

Intangible Ressourcen in der unternehmerischen Berichterstattu
ng
12
unternehmenseigenen, intangiblen Ressourcen, sowie dessen Management und
Offenlegung, zu einem gesünderen Wettbewerb ohne Rechtsstreitigkeiten und
Missverständnissen führen kann.
64
Die steigenden Informationsansprüche der Investoren einerseits und der gleichzeitig
informationstechnisch defizitäre Jahresabschluss andererseits, lassen daher eine
wertorientierte und entscheidungsrelevante Berichterstattung zu einem positiven Signal
gegenüber den Kapitalmärkten werden. Untersuchungen zeigen auch, welche Art von
nicht-finanziellen Informationen den Kapitalmärkten zur Beurteilung des Unternehmens
am wichtigsten sind. In der folgenden Abbildung sind exemplarisch die Ergebnisse
dreier Studien dargestellt, wobei die als wichtig erachteten Informationen über
intangible Ressourcen bereits im Hinblick auf die generelle Klassifikation der
intangiblen Ressourcen in Kapitel 3.2 farblich gegliedert sind.
Rang
Ernst&Young
Coleman/Eccles
Dempsey et al. (1997)
1
Umsetzung der
Unternehmensstrategie
Marktanteil
Potenzielle Konkurrenz
2
Glaubwürdigkeit des Managements
Produktivität der Mitarbeiter
Ethische Grundsätze
3
Qualität der Unternehmensstrategie
Entwicklung neuer Produkte
% Wiederholungskäufe
4
Innovationsfähigkeit
Kundenbindung
Kundenumfragen
5
Fähigkeit talentierte Mitarbeiter
anzuziehen und zu binden
Produktqualität
Kunden-Reklamationen
6
Marktanteil
F&E-Produktivität
Umsatz aus neuen Produkten
7
Erfahrung des Managements
Geistiges Eigentum
Service-Antwortzeit
8
Gestaltung der Kompensation im
Interesse der Aktionäre
Prozessqualität
Defektrate
9
Führungsposition in der Forschung
Ausbildungsgrad der Mitarbeiter
und Ausbildungsinvestitionen
Marktanteil
10
Qualität der wesentlichen Business-
Prozesse
Kundenzufriedenheit
Mitarbeiter-Fluktuation
Mitarbeiter-Ressourcen
Beziehungs-Ressourcen
Strukturelle Ressourcen
A
BBILDUNG
3:
Z
USAMMENSTELLUNG DER WICHTIGSTEN INTANGIBLEN
R
ESSOURCEN AUS DREI
S
TUDIEN
,
Quelle in Anlehnung an: Labhart, P.A. m.w.N. (1999), S. 239ff., S. 264; Dempsey,
S.J. et al. (1997), S. 75.
64
Vgl. Petrash, G. (1996), S. 365; Durch die Offenlegung negativer Informationen kann zudem eine
übertriebene Fremddarstellung vorweg genommen bzw. den Anlegern vermittelt werden, direkt
informiert und nicht vom Unternehmen hintergangen worden zu sein. Vgl. Eccles, R.G. et al. (2001), S.
104f.

Intangible Ressourcen in der unternehmerischen Berichterstattu
ng
13
Das Unternehmen wird dabei die Investor Relations-Botschaft,
65
also das Signal
gegenüber dem Kapitalmarkt, möglichst so gestalten, dass die positiven
Ankündigungseffekte der Information deren Beschaffungskosten übersteigen.
66
Eine externe Publikation derartiger Zusatzinformationen kann dann sowohl die
Bereitschaft zu einer verbesserten Informationsversorgung des Kapitalmarktes
signalisieren, als auch die überlegene Fähigkeit des Managements darstellen, die
intangiblen Ressourcen zu erkennen und deren Wertbeitrag zu prognostizieren.
67
Die Aktionäre besitzen nach der angloamerikanischen Interpretation der Corporate
Governance u.a. durch ihre freie Verkaufs- und Kaufentscheidungen einen Einfuß auf
die Aktienkurse und damit eine Disziplinierungsmöglichkeit gegenüber den
Unternehmen.
68
Eine Berichterstattung im Sinne der Anleger stellt daher auch ein
Instrument zur positiven Beeinflussung dieses Mechanismus dar.
3 Klassifikation und Bewertung intangibler Ressourcen
Eine einheitliche, klare, positive Definition für den Begriff der intangiblen Ressourcen
konnte sich bisher weder in der deutschen noch in der internationalen Literatur
durchsetzen. Verschiedenste inhaltsähnliche, nicht einheitlich abgegrenzte Begriffe
69
wie ,,immaterieller Vermögenswert"
70
oder ,,intellektuelles Kapital"
71
werden als
Synonyme verwendet.
Da der Begriff der immateriellen Vermögenswerte vorwiegend in der bilanziellen
Fachsprache Verwendung findet, und der Begriff intellektuelles Kapital eine zu eng
gefasste Assoziation zu rein geistigen Werten entstehen lässt, wird die Bezeichnung
,,intangible Ressourcen" gewählt und in dieser Arbeit verwendet.
65
Vgl. Zur Rolle der Investor Relations bei der Kommunikation zwischen Unternehmen und Investoren
Leven, F.-J. (1998), S. 49ff.
66
Vgl. Labhart, P.A. m.w.N. (1999), S. 204f.
67
Vgl. Küting, K. (2001a), S. 464
68
Walter, I. (2000), S. 114.
69
Vgl. zur Vielfalt der Abgrenzungsmöglichkeiten: Maul, K.-H./ Menninger, J. (2000), S. 533; FASB
(2001), http://accounting.rutgers.edu (07.05.2002), S. 5ff.
70
Auch intangible asset im Englischen.; ,,Vermögenswerte" sollen im Gegensatz zu dem enger defi-
nierten Begriff ,,Vermögensgegenstand" des deutschen Rechts, sämtliche Komponenten des
immateriellen Vermögens umfassen. Vgl. Haller, A. (1998), S. 564.
71
Auch intellectual Capital im Englischen.; Das IC findet begrifflich seinen Ursprung im intellectual
Property und wird auch als der Besitz des Wissens, der angewandten Erfahrung, der professionellen
Fertigkeiten der Mitarbeiter, der Organisationsstruktur und der Kundenbeziehungen bezeichnet, die
dem Unternehmen einen Wettbewerbsvorsprung verschaffen. Vgl. Edvinsson, L. (1997), S. 368f.;
"Intellectual capital is the term given to the combined intangible assets which enable the company to
function." Brooking, A. (1997), S. 12.

Intangible Ressourcen in der unternehmerischen Berichterstattu
ng
14
Das Adjektiv ,,intangibel" soll die weder monetär noch körperlich fassbaren Werte im
weitesten Sinne abdecken. Der Begriffsteil der ,,Ressourcen" stellt dabei, in Rückblick
auf die ressourcenbasierte Theorie, das Erfolgspotenzial dieser Ressourcen deutlicher
heraus.
3.1 Bilanzielle Klassifikation intangibler Ressourcen
In der internationalen und nationalen Bilanzierungspraxis unterscheidet man drei Arten
von Gütern: materielle, finanzielle und immaterielle.
72
Im Rechnungslegungsschrifttum
allgemein üblich ist eine negative Abgrenzung immaterieller Werte. Dabei werden sie
als wirtschaftliche Vorteile im operativen Bereich des Unternehmens definiert, die keine
wesentliche gegenständliche Substanz, also keine Körperlichkeit oder Greifbarkeit
besitzen und im Gegensatz zu finanziellen Gütern nicht monetär sind.
73
In der Realität
gibt es allerdings selten rein materielle oder immaterielle Güter. Die Grenzen zwischen
diesen sind fließend und häufig weist ein Gut sowohl materielle als auch immaterielle
Bestandteile auf. Das Ergebnis einer Abgrenzung hängt also im Endeffekt von den
jeweils herangezogenen Kriterien ab, wobei keines der Kriterien die Güter eindeutig
zuordnen kann. Jede Einordnung bleibt somit künstlich. Eine Einstufung kann darüber
hinaus nie völlig objektiv erfolgen.
74
Die Aufteilung des Unternehmenswertes in materielle und immaterielle Bestandteile ist
aus zwei entgegengesetzten Richtungen möglich. Der top down-Ansatz versucht -
ausgehend von dem Gesamtunternehmenswert - einzelne Elemente von der Werteinheit
,,Unternehmen" abzugrenzen.
75
Der bottom up-Ansatz hingegen identifiziert und
bewertet die Unternehmenswerte einzeln, um diese dann zu einem Gesamtwert
aufzuaddieren.
76
Das in der Praxis vorherrschende bottom-up-Verfahren stuft die
immateriellen Werte nach der Güte ihrer jeweiligen Identifizierbarkeit in verschiedene
72
Vgl. von Keitz, I. (1997), S. 5f.
73
Güter gelten als monetär, wenn sie dem Unternehmen nicht im operativen sondern im finanziellen Be-
reich dienen. Vgl. Küting, K./ Ulrich, A. (2001), S. 954; Weite Definition der intangiblen Ressourcen:
,,Intangibles are nonphysical sources of probable furture economic benefits to an entity or alternatively
all the elements of a business enterprise that exist in addition to monetary tangible assets." Intangibles
Research Center, Definitions of Intangibles (1998), zitiert nach: Labhart, P.A. (1999), S. 189; Vgl.
Haller, A. (1998), S. 564.
74
Vgl. Kählert, J.-P. (1995), S. 7ff.
75
Siehe hierzu den abstrakten Nachweis des Anteils an intangiblen Ressourcen durch das Intangible
Assets Statement bei H
ALLER
, Kapitel 5.2.2.1.
76
Vgl. Küting, K. (2001a), S. 127f.; auch Sum-of-Asset Technique. Vgl. Smith, G.V./ Parr, R.L. (2000),
S. 64ff.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2002
ISBN (eBook)
9783832455385
ISBN (Paperback)
9783838655383
DOI
10.3239/9783832455385
Dateigröße
1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Bayreuth – Wirtschaftswissenschaften
Erscheinungsdatum
2002 (Juni)
Note
1,3
Schlagworte
berichterstattung reporting intagible ressourcen value immateriell/e
Zurück

Titel: Intangible Ressourcen  in der unternehmerischen Berichterstattung
book preview page numper 1
book preview page numper 2
book preview page numper 3
book preview page numper 4
book preview page numper 5
book preview page numper 6
book preview page numper 7
book preview page numper 8
book preview page numper 9
book preview page numper 10
book preview page numper 11
book preview page numper 12
book preview page numper 13
book preview page numper 14
book preview page numper 15
book preview page numper 16
book preview page numper 17
book preview page numper 18
book preview page numper 19
book preview page numper 20
book preview page numper 21
book preview page numper 22
book preview page numper 23
107 Seiten
Cookie-Einstellungen