Vom konventionellen zum internetbasierten Ausschreibungsprozess unter Nutzung von SAP EBP und SAP BW
Zusammenfassung
Die Entwicklung der elektronischen Kommunikation schreitet rasant voran und verändert zusehends unser individuelles und geschäftliches Kommunikationsverhalten. Durch den Einsatz des Internets entstehen neue Geschäftsmodelle und -beziehungen, die vollständig elektronisch abgewickelt werden können. Wir sprechen von e-Business, e-Commerce, e-Procurement oder der e-Economy, die einen immer größeren Stellenwert in unserer Geschäftstätigkeit einnimmt.
Die enorme Bedeutung des e-Business liegt einerseits in der Rationalisierung der Geschäftsprozesse und andererseits in der Erschließung neuer Märkte und in der Anpassung an das sich verändernde Kauf- und Kommunikationsverhalten von Kundschaft und Konsumenten. Dieser Entwicklung kann sich kein Unternehmen verschließen, will es langfristig seine Attraktivität und Rentabilität bewahren.
Viele Unternehmen haben erkannt, dass der Einsatz des Internets in der Beschaffung das Potential mit sich bringt, Prozesse zu optimieren und damit nicht zuletzt die Kosten zu senken. Eine gute Beschaffung basiert auf einer effizienten Übermittlung der Produktdaten an die Versorgungskette. Doch insbesondere der herkömmliche Ausschreibungsprozess ist ein zeit- und arbeitsintensiver Vorgang.
Die vorliegende Arbeit hat daher das Ziel, einen Überblick über die Rationalisierungs- bzw. Verbesserungspotentiale des konventionellen, papierbasierten Ausschreibungsprozesses zu verschaffen.
Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
INHALTSVERZEICHNISI
ABKÜRZUNGSVERZEICHNISV
ABBILDUNGSVERZEICHNISVII
1.EINLEITUNG1
2.GRUNDLAGEN DER BESCHAFFUNG4
2.1DER EINKAUF IM WANDEL DER ZEIT4
2.1.1Traditionelle Ausrichtung des Einkaufs4
2.1.2Wandel der Rahmenbedingungen4
2.1.3Neuausrichtung des Einkaufs5
2.2DIE AUSSCHREIBUNG ALS BESCHAFFUNGSINSTRUMENT DES UNTERNEHMENS7
2.2.1Definition7
2.2.2Die Ausschreibungsobjekte8
2.2.3Bedarfsentstehung der Ausschreibungsobjekte11
3.DER KONVENTIONELLE PAPIERBASIERTE AUSSCHREIBUNGSPROZESS11
3.1BEDARFSERMITTLUNG12
3.2BIETERAUSWAHL13
3.3AUSSCHREIBUNG VERFASSEN14
3.4PUBLIKATION14
3.5MAHNEN UND ERINNERN14
3.6ANGEBOTSEINGANG15
3.7ANGEBOTSVERGLEICH15
3.8NACHVERHANDLUNG15
3.9VERGABE15
3.10SCHWÄCHEN16
3.11OPTIMIERUNGSANSÄTZE18
4.DER OPTIMIERTE AUSSCHREIBUNGSPROZESS UNTER NUTZUNG VON SAP R/319
4.1VORBEMERKUNGEN19
4.2VORAUSSETZUNGEN19
4.3ALLGEMEINE […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Grundlagen der Beschaffung
2.1 Der Einkauf im Wandel der Zeit
2.1.1 Traditionelle Ausrichtung des Einkaufs
2.1.2 Wandel der Rahmenbedingungen
2.1.3 Neuausrichtung des Einkaufs
2.2 Die Ausschreibung als Beschaffungsinstrument des Unternehmens
2.2.1 Definition
2.2.2 Die Ausschreibungsobjekte
2.2.3 Bedarfsentstehung der Ausschreibungsobjekte
3 Der konventionelle papierbasierte Ausschreibungsprozess
3.1 Bedarfsermittlung
3.2 Bieterauswahl
3.3 Ausschreibung verfassen
3.4 Publikation
3.5 Mahnen und Erinnern
3.6 Angebotseingang
3.7 Angebotsvergleich
3.8 Nachverhandlung
3.9 Vergabe
3.10 Schwächen
3.11 Optimierungsansätze
4 Der optimierte Ausschreibungsprozess unter Nutzung von SAP R/3
4.1 Vorbemerkungen
4.2 Voraussetzungen
4.3 Allgemeine Funktionen
4.4 Bedarfsermittlung
4.5 Lieferantenauswahl
4.5.1 Infosatz
4.5.2 Orderbuch
4.5.3 Lieferantenbeurteilung
4.6 Anfrage erfassen
4.7 Publikation
4.8 Mahnen und Erinnern
4.9 Angebotseingang
4.10 Angebot erfassen
4.11 Angebotsvergleich
4.11.1 Voraussetzungen Preisspiegel
4.11.2 Vergleichsmöglichkeiten
4.11.3 Weitere Informationen
4.12 Nachverhandlung
4.13 Vergabe
4.14 Stärken
4.15 Schwächen
4.16 Optimierungsansätze
5 Die optimierte, internetbasierte Ausschreibungsabwicklung mit dem EBP
5.1 Überblick EBP
5.2 Ausschreibungsszenarien
5.2.1 Offene Ausschreibung
5.2.2 Nicht offene Ausschreibung
5.3 Allgemeiner Funktionsüberblick
5.3.1 Einkäuferfunktionen
5.3.2 Bieterfunktionen
5.4 Der Ausschreibungsprozess der nicht offenen Ausschreibung
5.4.1 Voraussetzungen
5.4.2 Bedarfsermittlung
5.4.3 Bieterauswahl
5.4.4 Ausschreibung verfassen
5.4.5 Publikation
5.4.6 Mahnen und Erinnern
5.4.7 Angebotspflege durch den Bieter
5.4.8 Angebotseingang
5.4.9 Angebotsvergleich
5.4.10 Nachverhandlungen
5.4.11 Bieter überarbeitet sein Angebot
5.4.12 Vergabe
5.4.13 Stärken
5.4.14 Schwächen
5.4.15 Optimierungsansätze
6 Abwicklung der offenen Ausschreibung am Praxisbeispiel „Portum“
6.1 Profil des Unternehmens
6.1.1 Beschaffungslösungen
6.1.2 Applikationen
6.2 Integration EBP und ESS
6.3 Ausschreibungsabwicklung
6.3.1 Voraussetzungen
6.3.2 Bedarfsermittlung - Verfassen der Ausschreibung
6.3.3 Ausschreibungsteilnehmer
6.3.4 Angebotspflege durch den Bieter
6.3.5 Angebotsvergleich
6.3.6 Nachverhandlung
6.3.7 Vergabe
6.3.8 Alternative Abhandlung
7 Auswertungen mit dem BW
7.1 Überblick
7.1.1 Datenbereitstellung
7.1.2 Datenanforderung
7.1.3 Datenhaltung
7.2 Integration EBP und BW
7.3 Reporting
7.3.1 Grundaufbau eines Reports bzw. der entsprechenden Query
7.3.2 Auswertung von Ausschreibungen und Angeboten
7.3.3 Lieferantenbeurteilung
8 Schlussbetrachtung
Anhang
I Glossar Allgemein
II Glossar SAP Umfeld
III Umsetzung eines Apo-Bedarfs in eine Ausschreibung im EBP -Kurzüberblick-
IV Literaturverzeichnis
V Meldungen der SAP
VI Transaktionsschritte Ausschreibung anlegen ohne Gliederung EBP
VII Transaktionsschritte Ausschreibung anlegen mit Gliederung EBP
VIII Transaktionsschritte Angebot pflegen durch Bieter EBP
IX Transaktionsschritte Angebot offline pflegen durch Bieter EBP
X Transaktionsschritte nach Angebotseingang EBP
XI Transaktionsschritte Umwandlung in Einkaufsauktion EBP
XII Transaktionsschritte Auswertung von Aus- schreibungen BW/EBP
XIII Transaktionsschritte Formulierung einer Bedingung BW
XIV Transaktionsschritte Formulierung einer Exception BW
XV Ehrenwörtliche Erklärung
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Anteil der Materialkosten an den Gesamtkosten nach Industrien /AUS 00, S. 8/
Abbildung 2: Aufgabenverteilung des Einkaufs /DOL 00, S. 130/
Abbildung 3: Darstellung einer ABC-Klassifikation
Abbildung 4: Beziehung zwischen Kategorisierungsansätzen
Abbildung 5: Der konventionelle Ausschreibungsprozess „Investitionsgut“
Abbildung 6: Der konventionelle Ausschreibungsprozess „direkte Materialien“
Abbildung 7: Der halbautomatische Ausschreibungsprozess „Investitionsgut“
Abbildung 8: Der halbautomatische Ausschreibungsprozess „Direkte Materialien“
Abbildung 9: Aufbau einer Anfrage im R/3
Abbildung 10: Preisspiegel R/3
Abbildung 11: Preisspiegel Mittelwert R/3
Abbildung 12: Gesamtarchitektur EBP
Abbildung 13: Ausschreibungsszenarien EBP
Abbildung 14: Ausschreibungsprozess nicht offene Ausschreibung „Investitionsgut“
Abbildung 15: Ausschreibungsprozess nicht offene Ausschreibung „direktes Material“
Abbildung 16: Beispielstruktur einer Ausschreibung im EBP
Abbildung 17: Ausschreibung EBP Grunddaten
Abbildung 18: Ausschreibung veröffentlichen EBP
Abbildung 19: Angebotspflege EBP durch Bieter
Abbildung 20: Angebotseingang EBP
Abbildung 21: Ausschreibung wurde in Einkaufsauktion umgewandelt EBP
Abbildung 22: Verbindung EBP und ESS
Abbildung 23: Abwicklung der offenen Ausschreibung
Abbildung 24: Angebotsabgabe des Lieferanten
Abbildung 25: Wechsel vom EBP zur ESS
Abbildung 26: Auktionsvorgaben durch Einkäufer in der ESS
Abbildung 27: Variante der Abwicklung der offenen Ausschreibung
Abbildung 28: Datenquellen des BW
Abbildung 29: Datenanforderung durch den Scheduler
Abbildung 30: Beispiel InfoCube
Abbildung 31: Datenbereitstellung bzw. Datenhaltung mit dem BW
Abbildung 32: Aufbau eines Reports
Abbildung 33: Symbol im Navigationsblock
Abbildung 34: Auswahlmenü EBP „Analyse von Ausschreibungen und Angeboten
Abbildung 35: Analyse der Ausschreibungen
Abbildung 36: Analyse der Ausschreibungspositionen
Abbildung 37: Analyse der Bieter
Abbildung 38: Vergleich der abgegebenen Angebote
Abbildung 39: Vergleich Angebote wertmäßig
Abbildung 40: Formulierung von Bedingungen
Abbildung 41: Hervorhebung der Angebote die günstiger sind als 26.00 EUR
Abbildung 42: Prozentuale Relation Angebot zum Gesamtergebnis
1 Einleitung
Die Entwicklung der elektronischen Kommunikation schreitet rasant voran und verändert zusehends unser individuelles und geschäftliches Kommunikationsverhalten. Durch den Einsatz des Internets entstehen neue Geschäftsmodelle und -beziehungen, die vollständig elektronisch abgewickelt werden können. Wir sprechen von e‑Business, e-Commerce, e-Procurement oder der e-Economy, die einen immer größeren Stellenwert in unserer Geschäftstätigkeit einnimmt.
Die enorme Bedeutung des e-Business liegt einerseits in der Rationalisierung der Geschäftsprozesse und andererseits in der Erschließung neuer Märkte und in der Anpassung an das sich verändernde Kauf- und Kommunikationsverhalten von Kundschaft und Konsumenten. Dieser Entwicklung kann sich kein Unternehmen verschließen, will es langfristig seine Attraktivität und Rentabilität bewahren.
Viele Unternehmen haben erkannt, dass der Einsatz des Internets in der Beschaffung das Potential mit sich bringt, Prozesse zu optimieren und damit nicht zuletzt die Kosten zu senken. Eine gute Beschaffung basiert auf einer effizienten Übermittlung der Produktdaten an die Versorgungskette. Doch insbesondere der herkömmliche Ausschreibungsprozess ist ein zeit- und arbeitsintensiver Vorgang.
Die vorliegende Arbeit hat daher das Ziel, einen Überblick über die Rationalisierungs- bzw. Verbesserungspotentiale des konventionellen, papierbasierten Ausschreibungsprozesses zu verschaffen.
Um eine Basis für das Verständnis der vorliegenden Arbeit zu legen, werden im ersten Kapitel wichtige Grundlagen erörtert. Das Kapitel eins beschreibt darüber hinaus Gründe für die Notwendigkeit der Restrukturierung von Einkaufsprozessen und gibt einen Überblick über das Wesen der Ausschreibung.
In den nachfolgenden Kapiteln werden verschiedene Möglichkeiten der Ausschreibungsabwicklung aufgezeigt und erörtert. Hierbei handelt es sich um den konventionellen, den SAP R/3 Prozess und die Ausschreibungsabwicklung mit dem EBP. Die einzelnen Methoden werden kritisch hinterfragt und Vor- und Nachteile werden dargelegt.
Das Kapitel sechs beschäftigt sich mit der Ausschreibungsabwicklung über ein Ausschreibungsportal. Organisatorisch ist dieses Kapitel eigentlich dem Kapitel des EBP zuzuordnen, da es als Variante der Ausschreibung mit dem EBP zu verstehen ist. Aufgrund der Komplexität und des Umfangs wird dieser Abwicklung jedoch ein eigenes Kapitel gewidmet.
Die Auswertungsmöglichkeiten, die das BW in Bezug auf Ausschreibungen bietet, werden im Kapitel sieben dargelegt. Es gibt weiterhin einen kurzen Überblick über die Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, um eine Kopplung des BW mit dem EBP zu realisieren.
Die Arbeit ist so aufgebaut, dass die aufeinanderfolgenden Punkte, mit Ausnahme des Kapitels zum BW, den Anspruch haben eine Optimierung bzw. Variante des vorhergehenden Punktes darzustellen. Allgemeine sowie spezifische Begriffsdefinitionen sind im Glossar zu finden.
Der Ausarbeitung der verschiedenen Prozesse folgt ein abschließender Teil. Dieser beinhaltet eine zusammenfassende Schlussbetrachtung und einen kurzen Ausblick in die zukünftige Entwicklung von SAP-Systemen, die das elektronische Beschaffungswesen unterstützen.
Bei den Systemen, die in dieser Ausarbeitung zum Einsatz kommen, handelt es sich um das ERP System SAP R/3 Release 4.6c, den EBP Release 2.0c und das BW Release 3.0a.
Die hier vorgestellten Verfahren orientieren sich an der Abwicklung von Unternehmen der freien Wirtschaft. Die Ausschreibungsabwicklung der öffentlichen Hand variiert in einigen Phasen der vorgestellten Prozesse und wird im Einzelnen nicht definiert.
2 Grundlagen der Beschaffung
2.1 Der Einkauf im Wandel der Zeit
2.1.1 Traditionelle Ausrichtung des Einkaufs
Der Einkauf früherer Jahre führte ein Schattendasein innerhalb des Unternehmens. In den 60er Jahren und noch lange danach lag das Hauptaugenmerk der Unternehmensführung neben den Finanzen auf der Produktions- und Absatzfunktion. Der Einkauf war nicht mehr als ein operativer Erfüllungsgehilfe. Hauptaufgabe war die Versorgung des Unternehmens mit Materialien und Dienstleistungen. Dabei standen hauptsächlich dispositive und abwickelnde Tätigkeiten im Vordergrund. Diese Einordnung des Einkaufs war verbunden mit einer problematischen Abwicklung der Beschaffungsprozesse und enormen Prozesskosten /BLO 01, S. 73/.
2.1.2 Wandel der Rahmenbedingungen
Durch Spezialisierung, Globalisierung und verkürzten Produktlebenszyklen sehen sich die heutigen Unternehmen einer Reihe von Veränderungen ausgesetzt. Diese Veränderungen bleiben nicht ohne Einfluss auf die internen und externen Geschäftsprozesse.
Durch die zunehmende Spezialisierung, also der Konzentration auf die Kernkompetenzen, steigt der Anteil an Materialien und Dienstleistungen, die von außerhalb zugeführt werden müssen. Die Materialkosten eines Unternehmens stellen daher einen bedeutenden Kostenblock dar. In vielen Unternehmen liegt der Anteil der zugekauften Materialien bei über 50 % der Gesamtkosten. Der Einsatz neuer Informations- und Kommunikationstechnologien bewirkt eine zunehmende Globalisierung der Märkte. Dem Unternehmen erschließen sich neue Beschaffungsmärkte, aber auch ein stärkerer Wettbewerb auf seinen Absatzmärkten /AUS 00, S. 7-8/.
Die verkürzten Produktlebenszyklen zwingen zu einer stärkeren Integration der Lieferanten und zur Ausschöpfung ihrer Potentiale /AUS 00, S. 7-8/.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Anteil der Materialkosten an den Gesamtkosten nach Industrien /AUS 00, S. 8/
2.1.3 Neuausrichtung des Einkaufs
Die veränderten Rahmenbedingungen zwingen die Unternehmen zu einer Neuausrichtung bzw. Reorganisation des Einkaufs. Neue effiziente, marktorientierte Beschaffungsstrategien werden ausgearbeitet und eingeführt. Dem Unternehmen wird die wichtige Rolle und das Potential des Einkaufs bewusst. So zeigt z.B. eine Studie bei Mercedes Benz, dass eine Senkung der Materialkosten um 0,518 % den gleichen Effekt wie eine 10 %ige Umsatzsteigerung hat, da die Materialkosten aufgrund des Hebeleffektes einen hohen Einfluss auf das Gesamtergebnis des Unternehmens haben /ARN 97, S. 15/. Der Einkauf erfährt einen Imagewandel vom Kostendrücker zum Kostengestalter. Er wird zu einer Art „Informationsbroker“. Er beschafft In-
formationen, bereitet sie auf und stellt sie zur Verfügung. Begriffe wie Wertschöpfungsorientierung, Reduktion des Lieferantenstamms oder Internationalisierung der Beschaffungsquellen stehen im Vordergrund. Die heutigen Aufgaben des Einkaufs werden daher in
- strategische,
- taktische und
- operative
Aufgaben eingeteilt /BLO 01, S. 73-74/.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Aufgabenverteilung des Einkaufs /DOL 00, S. 130/
Der strategische Einkauf trägt die Produktsegment- und gesellschaftsübergreifende Verantwortung. Aufgaben des taktischen Einkaufs sind z.B. die Analyse von Nachfrage und Marktangebot, Verhandlung von Rahmenverträgen und teilweise die Prozessführung des operativen Einkaufs. Der operative Einkauf ist für die Durchführung von Beschaffungsvorgängen, also Bestellungen oder Ausschreibungen zuständig. Um die neuen Strategien umzusetzen, rücken die strategischen Aufgaben in den Vordergrund und operative Aufgaben müssen zunehmend vereinfacht und automatisiert werden /DOL 00, S. 128-130/.
In diesem Zusammenhang treten häufig Begriffe wie
- e-Purchasing,
- e-Procurement und
- e-Sourcing
auf. Unter e-Purchasing ist die Nutzung des Internets bzw. die Nutzung von Informationstechnologien zur Beschaffung von Gütern und Dienstleistungen zu verstehen. Hauptbestandteile sind der strategische Einkauf, die Durchführung von Bestellungen und die Integration der Zulieferer.
e-Procurement nutzt das Internet zur vereinfachten Abwicklung von Bestellvorgängen. e-Procurement ist als Sammelbegriff für elektronisch unterstützte Beschaffung zu sehen. Es ermöglicht die Automation von operativen Aufgaben bzw. deren Vereinfachung.
e-Sourcing ist umfassender als der Begriff des e-Procurment. e‑Sourcing nutzt das Internet zur Umsetzung des strategischen Einkaufs. Es umfasst die Bereiche der Lieferantenrecherche, Spezifikation von Bedarfen, sowie Verhandlungen bis zum Vertragsabschluss. Im Fokus stehen vorwiegend hochwertige und strategisch wichtige Produkte /TRA 01, Glossar/.
2.2 Die Ausschreibung als Beschaffungsinstrument des Unternehmens
2.2.1 Definition
Ausschreibungen sind Marktmechanismen, die es einem Unternehmen erlauben Angebote auf eine beschriebene Leistung, Materialien oder Dienstleistungen einzuholen und für sie ein geeignetes Gebot auszuwählen. Sie ermöglichen dem Einkäufer in Erfahrung zu bringen, unter welchen Bedingungen er einen Bedarf decken kann. Der
Einkäufer legt die Art und Weise für das Zustandekommen einer möglichen Transaktion fest. Zusätzlich zur Bestellanforderung enthält die Ausschreibung Informationen über den Lieferanten sowie Bewerbungs- und Angebotsfristen /KOP 97, S. 92-94/.
2.2.2 Die Ausschreibungsobjekte
Ausschreibungen sind für verschiedene Materialien, Dienstleistungen und Investitionsgüter anwendbar. Um geeignete Ausschreibungsobjekte bzw. Produkte herauszustellen, können die Beschaffungsobjekte nach verschiedenen Kriterien klassifiziert werden. Eine Methode zur Klassifikation der Beschaffungsobjekte ist die ABC‑Analyse.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3: Darstellung einer ABC-Klassifikation
Die ABC-Analyse zeigt den Einkaufswert und die Anzahl der Bestellungen der einzelnen Produkte in Relation zum gesamten Einkaufswert bzw. zur gesamten Anzahl der Bestellungen. Die Auswertung der Analyse hat zum Ergebnis, dass etwa
- 20 % der Bestellungen einen Einkaufswert von 70 % (A‑Produkte),
- 30 % der Bestellungen einen Einkaufswert von 20 % (B‑Produkte) und
- 50 % der Bestellungen einen Einkaufswert von 10 % (C‑Produkte)
des gesamten Einkaufswertes aufweisen /KOP 97, S. 43-45/.
Bei der Verwendung der ABC-Analyse wird jedoch wenig über den Zweck der Beschaffung ausgesagt. Dolmetsch spricht in diesem Kontext vom Verwendungszusammenhang. Danach lässt sich eine zweite Klassifikation aufstellen, in der zwischen direkten und indirekten/MRO-Produkten unterschieden wird /DOL 00, S. 49-52/.
Indirekte Produkte gehen bei Produktionsbetrieben bzw. Handelsunternehmen nicht in das Kerngeschäft, also in die Produktion oder den Weiterverkauf ein. Der Zweck der Beschaffung liegt folglich im Konsum bzw. in der Nutzung im Unternehmen. In diese Kategorie fallen z.B. Büromaterialien, Büromöbel, Dienstleistungen oder MRO. MRO steht dabei für Maintenance, Repair und Operating. Damit werden insbesondere Betriebsstoffe, Wartung und Instandhaltung von beispielsweise Maschinen oder Werkstattbedarfe bezeichnet. Bei indirekten Produkten handelt es sich überwiegend um Standardprodukte verschiedener Art. Sie sind oftmals geringwertig und daher der Kategorie C zuzuordnen. Ihre strategische Bedeutung für das Unternehmen ist folglich tendenziell eher als gering einzustufen /DOL 00, S. 49-52/.
Bei den direkten Produkten liegt der Verwendungszusammenhang im Kerngeschäft des Unternehmens. Je nachdem ob es sich um ein Handels- oder Produktionsunternehmen handelt, fließen die Produkte in das Endprodukt ein, indem sie weiterverkauft oder im Rahmen der Produktion weiterverarbeitet werden. Da diese Produkte in das Kerngeschäft des Unternehmens eingehen, sind sie besonders wichtig und nehmen eine hohe strategische Bedeutung ein. Aufgrund ihrer strategischen Bedeutung und ihres hohen finanziellen Volumens werden sie der Kategorie A zugeordnet.
Zu der Kategorie B können sowohl indirekte als auch direkte Güter gezählt werden. Hier ist im einzelnen individuell zu entscheiden /DOL 00, S. 49-52/.
Die Kategorisierung der Produkte nimmt keine Allgemeingültigkeit für sich in Anspruch. Sie ist in jedem Unternehmen individuell zu betrachten. Ausnahmen der Zuordnung der einzelnen Produkte sind in beide Richtungen durchaus möglich.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4: Beziehung zwischen Kategorisierungsansätzen
Die attraktivsten Ausschreibungsobjekte sind, abgeleitet aus dem gesagten, daher tendenziell eher Objekte des direkten Bereichs sowie Investitionsgüter. Investitionsgüter sind z.B. Maschinen oder Produktionsanlagen. Sie sind eigentlich dem indirekten Bereich zuzuordnen, da es sich aber um nicht standardisierte einmalige Entscheidungen mit einem hohem Wert handelt, wird für sie grundsätzlich ein höherer Aufwand betrieben.
Das bedeutet aber keinesfalls, dass für die Objekte des indirekten/MRO-Bereichs das Instrument der Ausschreibung nicht zum Einsatz kommt. Auch für diese Objekte können Ausschreibungen z.B. über Rahmenverträge angestoßen werden, sofern das Auftragsvolumen ausreichend groß ist /AUS OO, S. 34-35/. Die Ausschreibung dieser Objekte stellt allerdings in der Praxis oftmals ein besonderes Problem dar. Für Objekte dieses Bereiches sind häufig keine Stammdaten hinterlegt. D.h. die Objekte sind nicht ausreichend spezifiziert bzw. können nicht genauer spezifiziert werden. Die fehlende Spezifikation führt zu einer schwierigen Ausschreibungsdurchführung /DOR 01/.
2.2.3 Bedarfsentstehung der Ausschreibungsobjekte
Der Bedarf an Ausschreibungsobjekten kann im Rahmen einer Disposition entstehen. Hierbei gibt es verschiedene Dispositionsverfahren. Eine bedarfsgesteuerte Disposition liegt vor, wenn der Bedarf an benötigten Produkten durch eine dynamische Stücklistenauflösung ermittelt wird. Ausgangspunkt sind hier z.B. Kunden- oder Lageraufträge. Im Fall einer verbrauchsgesteuerten Disposition wird der aktuelle Bedarf aufgrund des Verbrauchs der Vergangenheit prognostiziert /KOP, S. 45-52/. Bedarfe werden häufig auch in Bezug zu bereits bestehenden oder abgeschlossenen Kontrakten ausgeschrieben. Die Bedarfsmenge wird infolgedessen aufgrund eines alten Kontraktes bestimmt /DOR 01/. Ein Bedarf an Investitionsgütern kann auftreten, wenn z.B. Maschinen oder Produktionsstätten nicht mehr den technischen Anforderungen entsprechen oder irreparabel beschädigt sind. Ferner werden Investitionsgüter bei der Expansion von Unternehmen beschafft.
3 Der konventionelle papierbasierte Aus- schreibungsprozess
Der nachfolgend dargestellte Ausschreibungsprozess ist abgeleitet aus Gesprächen mit den im Literaturverzeichnis angegebenen Unternehmen bzw. deren Mitarbeitern. Der Prozess beansprucht für sich keine Allgemeingültigkeit. Die Gespräche mit den Mitarbeitern haben allerdings aufgezeigt, dass diese Form der Abwicklung des Ausschreibungsprozesses die aktuelle Situation einiger Unternehmen widerspiegelt.
3.1 Bedarfsermittlung
Die Bedarfsermittlung ist der Ausgangspunkt des Ausschreibungsprozesses. Im Vorfeld wurde bereits definiert, wie die Bedarfe an Ausschreibungsobjekten entstehen bzw. welche das sind. Um eine Vergleichsmöglichkeit über alle Methoden zu ermöglichen, werden in dieser Arbeit Materialien ausgeschrieben, deren Bedarf in einer Fachabteilung aufgetreten ist, also ein Investitionsgut oder Bedarf an Produkten, die im Rahmen einer Disposition entstehen. Der Bedarf an Investitionsgütern wird genauer spezifiziert und auf einer Bestellanforderung handschriftlich eingetragen. In vielen Unternehmen unterliegt diese Bestellanforderung, ab einem bestimmten Bestellvolumen, der Genehmigungspflicht durch einen Vorgesetzten. Sofern diese Grenze erreicht ist, muss die Bestellanforderung zunächst an den Genehmigungspflichtigen weitergeleitet und durch ihn genehmigt werden. Erst anschließend kann der Beleg vom Einkauf weiterverarbeitet werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 5: Der konventionelle Ausschreibungsprozess „Investitionsgut“
Der Bedarf an direkten Produkten wird in Form einer Materialdisposition ermittelt. Eine EDV-Unterstützte Materialdisposition ist beim konventionellen Prozess i.d.R. nicht gegeben. Die Verfahren der Disposition, die in Kapitel eins dargestellt sind, sind auch hier anwendbar. Allerdings sind sie mit einem hohen Arbeitsaufwand verbunden. Soll z.B. der Verbrauchswert von Produkten ermittelt werden, müssen die Bestellmengen bzw. Wareneingangsmengen per Hand aufsummiert werden. Bei der bedarfsgesteuerten Disposition muss eine Stücklistenauflösung ebenfalls per Hand erfolgen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 6: Der konventionelle Ausschreibungsprozess „direkte Materialien“
3.2 Bieterauswahl
Vor dem Verfassen der Anfrage müssen die Empfänger festgelegt werden. Die Identifikation von Bietern fällt in den Aufgabenbereich des Einkaufs. Der Kontakt wird zumeist auf Grundlage von alten Ausschreibungen, Prospekten, Katalogen oder der Lieferantenkartei hergestellt. Die alten Ausschreibungen, Prospekte usw., werden vom Einkäufer nach geeigneten Bietern für das aktuelle Beschaffungsvorhaben durchsucht. Da teilweise weder die Bieter noch die eingegangenen Angebote elektronisch erfasst sind bzw. werden, muss der Einkäufer die Adressen der Bieter herausschreiben und für die Ausschreibung bereitlegen.
3.3 Ausschreibung verfassen
Da das Erfassen einer Anfrage in einigen Computersystemen nicht zur Verfügung steht, wird in vielen Fällen die Ausschreibungen in einem Textverarbeitungsprogramm verfasst. Da in diesen Programmen keine Materialstämme angelegt sind, müssen die zu beschaffenden Materialien bei jedem Vorgang erneut eingegeben werden. Nachdem die Anfragen verfasst wurden, vervielfältigt der Einkäufer die Anfragen entsprechend der Anzahl der Bieter und legt eine Kopie in der Einkaufsablage ab. Zum Teil wird eine Liste über die laufenden Ausschreibungen geführt. In ihr wird die Ausschreibung mit Termin usw. eingetragen.
3.4 Publikation
Das Beschaffungsorgan leitet die Ausschreibungsunterlagen an die Poststelle. Hier werden die Anfragen einkuvertiert, frankiert und an die ausgewählten Bieter versendet.
3.5 Mahnen und Erinnern
Die Termine müssen von den Einkäufern selbständig überwacht werden. Das bedeutet, die Einkäufer müssen von Zeit zu Zeit die Ordner durchgehen und die Angebotsfristen überprüfen. Sofern der Einkauf eine Ausschreibungsliste führt, kann er die Termine hier einsehen. Terminüberschreitungen sind durch den Einkauf anzumahnen und erfolgen telefonisch oder auf dem Postweg. Im Falle einer schriftliche Mahnung muss die Mahnung ebenfalls für jeden Bieter einzeln erstellt und an die Poststelle weitergeleitet werden.
3.6 Angebotseingang
Die Angebote treffen in der Poststelle ein und gelangen über die Hauspost zum Einkauf. Im Einkauf werden die Angebote daraufhin geöffnet und zur Weiterverarbeitung vorbereitet.
3.7 Angebotsvergleich
Der Angebotsvergleich hat das Ziel, die niedrigsten Einstandskosten pro Mengeneinheit zu ermitteln. Die Angebote müssen geprüft und bewertet werden, um sie vergleichbar zu machen. Ggf. sind hierfür Umrechnungen vorzunehmen, um die Angebote auf eine einheitliche Basis zu stellen. Dies kann z.B. erforderlich sein, wenn die Angebotsmengen oder Mengeneinheiten variieren. Der Einkäufer erstellt eine Aufstellung über die einzelnen Positionen und berechnet unter Berücksichtigung von Preiszuschlägen, Preisabschlägen und Beschaffungskosten die Einstandspreise der einzelnen Positionen. Je nach Komplexität der Ausschreibung kann die Berechnung mit einem Taschenrechner oder durch Eingabe in Excel erfolgen. Zum Vergleich werden die so ermittelten Einstandspreise in der Reihenfolge ihrer Höhe in ein entsprechendes Formular, handschriftlich oder in eine Arbeitsmappe von Excel, eingestellt. Bis zur eigentlichen Auftragsvergabe durchlaufen die Angebote oftmals mehrere Runden, in denen sie mehrfach präzisiert werden und der Kreis der Bieter eingeengt wird.
3.8 Nachverhandlung
Nachverhandlungen finden zum großen Teil in Form von Telefonaten statt. Zudem ist es möglich, dass Verhandlungen in einem persönlichen Treffen geführt werden.
3.9 Vergabe
Die Vergabe schließt sich dem Angebotsvergleich bzw. der Nachverhandlung an. Bei der Vergabe spielen teilweise persönliche Erfahrungen der Einkäufer eine Rolle. I.d.R. erhält aber das günstigste Angebot den Zuschlag. Den Bietern, die keinen Zuschlag erhalten, wird dies in einer Absage mitgeteilt. Die Absagen müssen ebenfalls vom Einkäufer erstellt und über die Poststelle versendet werden. Die Vergabe kann daraufhin in Form einer Bestellung oder eines Rahmenvertrages umgesetzt werden. Dieser wird dann erneut aufgesetzt und schriftlich fixiert.
3.10 Schwächen
- Die Abwicklung beinhaltet einen enormen Zeitaufwand für Kontaktaufnahme mit Zulieferern, Einholen von Angeboten, Informationsgewinnung, Kommunikation und Versand der Unterlagen /ELP 99/.
- Geringer Wettbewerb durch die begrenzte Reichweite der Ausschreibungen und damit verbundene unzureichende Beschaffungsmarkttransparenz. „Echte“ Marktpreise werden durch den Wettbewerb vieler Anbieter erreicht. Um sowohl nationale als auch internationale Zulieferer zu beteiligen, ist ein erheblicher Kommunikationsaufwand notwendig /ELP 99/.
- Hoher Erfassungsaufwand von Belegen, da bei Bestellungen die Positionen erneut eingegeben werden müssen.
- Aufgrund der langen internen und externen Kommunikationswege beinhaltet diese Vorgehensweise eine lange Entscheidungsfindung AWL 00, S. 17-18/.
- Die fehlende oder unzureichende Terminüberwachung kann zu verspätetem Angebotseingang führen.
- Komplizierter Angebotsvergleich und hohe zeitliche Bindung des Einkäufers. Die Angebote müssen manuell oder per Kalkulationssoftware ausgewertet werden. Dies bedingt wiederum einen erheblichen Erfassungsaufwand.
- Umrechnungen von verschiedenen Mengeneinheiten auf eine Basis müssen per Hand vorgenommen werden.
- Da kein Lieferantenbewertungssystem vorhanden ist, findet keine Qualitätsprüfung der am Prozess beteiligten Lieferanten statt. Wichtige Bewertungskriterien wie Liefertreue und Service werden von der Bewertung der Angebote ausgeschlossen /ONV 00/.
- Vergeudung von Betreuungskapazitäten und starke Bindung von Personalressourcen, da die am Prozess beteiligten Personen bzw. Stellen mit einer Reihe nicht-wertschöpfender Aktivitäten, z.B. kopieren, versenden, verteilen und sortieren von Ausschreibungsunterlagen beschäftigt sind /BUC 00, S.2/.
- Die Anfragen, insbesondere bei technischen Produkten mit geringen Lebenszyklen, sind teilweise nach Angebotseingang bereits überholt und daher unbrauchbar /DOR 01/.
- Ausschreibungen werden ausschließlich zentral im Einkauf erfasst und gespeichert. Dies bedingt einen hohen Kommunikationsaufwand bei Rückfragen oder fehlenden und falschen Informationen.
- Aufgrund der schlechten Bedarfsschätzung kann es zu einer Unter- oder Überdeckung mit Produkten kommen.
- Die Belege, Ausschreibung, Bestellung, Absagen usw. müssen durch den Einkäufer jeweils separat erstellt werden.
- Die Abwicklung beinhaltet einen umständlichen, langwierigen Verhandlungsprozess.
- Viele „Medienbrüche“ während der Abhandlung des Prozesses durch den Einsatz unterschiedlicher Systeme.
- Durch die papierbasierte Abwicklung kann es dazu kommen, dass wichtige Dokumente verloren gehen.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass dieser Prozess einen extrem hohen Verwaltungsaufwand beinhaltet, der seinen Ausdruck in erheblichen Prozesskosten und einer enormen Komplexität bei der Durchführung der Ausschreibungsabwicklung findet.
3.11 Optimierungsansätze
- Die Einführung eines Lieferantenbewertungssystems ermöglicht eine Qualitätsprüfung und Bewertung des Leistungsvermögens der Lieferanten. Dadurch würde von vornherein eine gewisse Anzahl von Bietern ausscheiden bzw. gar nicht angeschrieben. Das führt wiederum zu einer Reduktion des Zeitaufwands bei der Auswahl von Bietern und Bewertung von Angeboten, da eine geringere, dafür aber qualifizierte Anzahl an Angeboten eingeht. Außerdem sind die Ergebnisse eines Bewertungssystems ein wichtiges Kriterium für den Angebotszuschlag /ONV 00/.
- Der Einkauf kann die Koordination und die Kommunikation mit der Fachabteilung erleichtern, indem die Ausschreibungsdokumente elektronisch erfasst und der Fachabteilung im Firmennetzwerk zugänglich gemacht werden. So können fehlende oder falsche Informationen sofort am Bildschirm eingearbeitet werden.
- Ausschreibungen sollten im entsprechenden Dateiformat an die Bieter versendet werden. Dadurch entfällt der langwierige Erfassungsprozess der Angebote. Der Zeitaufwand für den Angebotsvergleich und die Entscheidungsfindung kann hierdurch erheblich vermindert werden.
- Ein Angebotseingang per e-Mail sollte realisiert werden, um einen schnellen Zugang der Angebote zu ermöglichen. Dies ist besonders bei technischen Produkten wichtig.
- Die Einführung einer EDV-Unterstützten Bedarfsermittlung würde zu einer genaueren Bestimmung der Bedarfsmengen führen.
- Eine Vereinfachung des Angebotsvergleichs, z.B. durch vorgefertigte Masken oder eine entsprechende Software, sollte realisiert werden.
4 Der optimierte Ausschreibungsprozess unter Nutzung von SAP R/3
4.1 Vorbemerkungen
Die Arbeit behandelt verschiedene Prozesse der Ausschreibungsabwicklung. Im R/3 handelt es sich grundsätzlich auch um den Prozess einer Ausschreibung. Innerhalb des Systems wird der Begriff der Anfrage verwendet. Um diese Abwicklungsform im System besser nachvollziehen zu können, wird im weiteren Verlauf des Kapitels daher der Begriff Anfrage verwendet. Die SAP definiert eine Ausschreibung als Kombination von Anfrage und Angebot /HEL 01a, Suchbegriff: Grundprozess bei der Beschaffung von Dienstleistungen/. Diese Definition wird für die Arbeit übernommen und gewährleistet den Bezug des Kapitels zu den anderen Kapiteln. Ferner wird in den anderen Kapiteln von Bietern gesprochen. Im R/3 handelt es sich ebenfalls um Bieter. Bei der Anlage von Anfragen werden jedoch Lieferanten ausgewählt. Aus diesem Grund wird in der Ausarbeitung dieses Kapitels der Begriff Lieferant verwendet.
4.2 Voraussetzungen
- Es muss eine Aufstellung der Lieferanten, die an dem Prozess teilnehmen sollen, mit Lieferantennummern vorliegen /LAR 01, S. 272/.
- Die Angebotsfrist ist festzulegen /LAR 01, S. 272/.
- Sofern mit externer Nummernvergabe gearbeitet wird, muss eine Anfragenummer gewählt werden, die im zulässigen Nummernbereich liegt /LAR 01, S. 272/.
- Es empfiehlt sich für die Anfrage eine Submissionsnummer zu vergeben /LAR 01, S. 272/.
4.3 Allgemeine Funktionen
Das System stellt dem Einkäufer einige übergeordnete Funktionen
innerhalb der Anlage einer Anfrage zu Verfügung.
Ändern:
Ermöglicht die Änderung vorhandener Anfragen. Jede Änderung wird protokolliert. Ein Protokoll gibt Aufschluss darüber:
- wann der betreffende Datensatz geändert wurde,
- von wem er geändert wurde und
- welche Änderungen erfolgt sind /HEL 01a, Suchbegriff: Anfrage ändern/.
Anzeigen:
Ist ausschließlich für das Anzeigen bereits vorhandener Anfragen. Die Anfragen können nach bestimmten Suchkriterien, z.B. der Submissionsnummer ausfindig gemacht werden. /HEL 01a, Suchbegriff: Anfrage ändern/.
Anhang pflegen:
Ermöglicht das Hinzufügen von Anlagen zu einer Anfrage /HEL 01a, Suchbegriff: Anhang/.
Freigeben:
Sofern eine Anfrage über ein Freigabeverfahren gesperrt ist, kann sie nur ausgegeben werden, wenn sie von entsprechender Stelle freigegeben wird /HEL 01a, Suchbegriff: Anfrage freigeben/.
4.4 Bedarfsermittlung
In dieser Ausarbeitung wird davon ausgegangen, dass der Bedarf eines Investitionsgutes in einer Fachabteilung entsteht. Dieser Bedarf wird in einer Bestellanforderung als Grundlage für den Beschaffungsprozess im System angelegt.
Sofern die Bestellanforderung einer Freigabe, z.B. aufgrund eines bestimmten Volumens, unterliegt, erfolgt per Workflow eine Weiterleitung an den Freigabeberechtigten. Der Freigabeberechtigte erhält in seinem Arbeitsbereich ein Workitem, das eine direkte Verarbeitung ermöglicht. Durch Anklicken des Workitems wird automatisch die Freigabetransaktion aufgerufen, die die Bestellanforderung oder einzelne Positionen, zur Freigabe oder Ablehnung anbietet /HEL 01a, Suchbegriff: Freigabe einer Bestellanforderung/.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 7: Der halbautomatische Ausschreibungsprozess „Investitionsgut“
Ein Bedarf an direkten Materialien entsteht im Rahmen eines Dispositionslaufes im R/3. Das System unterstützt dabei die plangesteuerte und die verbrauchsgesteuerte Disposition. Der so ermittelte Bedarf wird zur Anfragenbearbeitung in einer Bestellanforderung vorgemerkt /LAR 01, S. 257/.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 8: Der halbautomatische Ausschreibungsprozess „Direkte Materialien“
4.5 Lieferantenauswahl
Bei der Ausschreibung von Materialien und Dienstleistungen ist in einem der ersten Schritte zu klären, an welche Lieferanten die Anfragen gerichtet werden sollen. Teilweise kann sich die Suche nach geeigneten Lieferanten als sehr schwierig erweisen. Das System bietet daher mehrere Möglichkeiten, den Anwender bei der Auswahl von Lieferanten zu unterstützen /HEL 01a, Suchbegriff: Auswahl von Lieferanten/.
4.5.1 Infosatz
Zu dem benötigten Material kann der Anwender alle Infosätze auflisten. Hierdurch können alle Lieferanten identifiziert werden, bei denen das Material oder ein ähnliches bereits bestellt wurde /HEL 01a, Suchbegriff: Leistungsgliederung/.
4.5.2 Orderbuch
Sofern das Orderbuch gepflegt ist, liefert es Informationen über bevorzugte Lieferanten bei bestimmten Materialien und deren Lieferzeit /HEL 01a, Suchbegriff: Leistungsgliederung/.
4.5.3 Lieferantenbeurteilung
Die Lieferantenbeurteilung bietet ein Notensystem, mit dem das Leistungsvermögen von Lieferanten messbar und transparent wird.
- Es ermöglicht die Prüfung der Zuverlässigkeit von Lieferanten in Bezug auf Termintreue und Qualität.
- Es bietet Informationen über die günstigsten Preise und die Zahlungs- und Lieferbedingungen.
Die Hauptkriterien des Bewertungssystems sind:
- Preis
- Qualität
- Lieferung
- Service
- Leistung.
Die Kriterien Preis, Qualität und Service sind selbsterklärend. Das Kriterium Lieferung beinhaltet u.a. die Punkte der Termintreue und der Mengentreue. Das Kriterium Leistung dient ausschließlich der Beurteilung von Lieferanten, von denen Dienstleistungen bezogen werden. Auf Grundlage der Kriterien, die unterschiedlich gewichtet werden können, berechnet das System Noten für jeden Lieferanten. Die Noten stellen eine Entscheidungsgrundlage für die Auswahl der Lieferanten dar. Um die Lieferantenbewertung nutzen zu können, müssen Informationen zum Wareneingang, Preis, Service usw. gepflegt werden /HEL 01a, Suchbegriff: Lieferantenbeurteilung/.
4.6 Anfrage erfassen
Anfragen können grundsätzlich ohne Vorlage, mit Bezug zu einer Bestellanforderung, einer anderen Anfrage oder einem Rahmenvertrag, für Lieferanten mit Stammsatz oder für CpD-Lieferanten angelegt werden. In diesem konkreten Fall wird die Anfrage für die Bedarfe der Fachabteilung bzw. für Bedarfe, die durch eine Disposition entstanden sind, in Bezug zu der jeweiligen Bestellanforderung angelegt /LAR 01, S. 269/.
Die Anfrage ist wie andere Einkaufsbelege fest strukturiert. Sie ist in zwei Bereiche, dem Anfragekopf und der Positionssicht aufgeteilt. Der Kopf enthält allgemeine für den gesamten Beleg geltende Informationen, z.B. die Lieferantenadresse, Belegnummer und den Anfragekopftext. Der zweite Bereich führt positionsweise die Materialien und Dienstleistungen mit Bestellmenge und Liefertermin auf. Zudem besteht die Möglichkeit Vorschlagswerte anzugeben, die bei jeder Position aufgeführt werden und übernommen werden können /HEL 01a, Suchbegriff: Einkaufsbeleg/.
Im SAP R/3 wird zwischen Materialien und Dienstleistungen unterschieden. Die Anfrage erlaubt das Einholen von Konditionsangaben für Materialien und für Dienstleistungen. Dienstleistungen können direkt als Einzelleistungen in einer Bestellanforderung oder über ein Leistungsverzeichnis, das dann in der Bestellanforderung unterhalb einer Position abgebildet wird, erfasst werden.
Leistungsverzeichnisse dienen dazu, die Leistungen mit Beschreibung, Mengenangabe, Preis und weiteren Detailinformationen unterhalb der Belegposition aufzulisten. Um ein Leistungsverzeichnis übersichtlicher zu gestalten ist es möglich, die Leistungen in hierarchisch angeordneten Gliederungsstufen zu strukturieren. Es sind maximal vier Hierarchieebenen möglich. In der obersten Stufe wird der Kurztext der Belegposition angezeigt. Jeder Gliederungsstufe können beliebig viele Leistungszeilen zugeordnet werden /HEL 01a, Suchbegriff: Leistungsgliederung/.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 9: Aufbau einer Anfrage im R/3
Unabhängig von den Ausschreibungsobjekten ergibt sich beim einpflegen der Anfrage folgender Ablauf. Der Anwender pflegt die Angebotsfrist, die Submissionsnummer und auf Positionsebene Materialien bzw. Dienstleistungen ein. Das System erlaubt es für jede Position verschiedene Liefertermine zu erfassen. Falls die Lieferung einer Position gestaffelt zu mehreren Terminen erfolgen soll, ist dies ebenfalls im System abbildbar. Im Gegensatz zu anderen Einkaufsbelegen ist es in der Anfrage nicht möglich eine Kontierung anzugeben. Nachdem alle Positionen erfasst wurden, werden die Lieferanten ausgewählt. Pro Adressat erstellt das System daraufhin einen separaten Beleg /LAR 01 S. 272-276/.
4.7 Publikation
Die gepflegten Anfragen werden in einem Ausgabebeleg der sogenannten Nachricht im System hinterlegt und bis zur Ausgabe in eine Nachrichtenwarteschlange gestellt. Die Ausgabe kann über einen Drucker oder per Telefax erfolgen. Anschließend werden die gedruckten Anfragen über die Poststelle an die entsprechenden Lieferanten verschickt /LAR 01, S. 307/.
4.8 Mahnen und Erinnern
Sobald eine Angebotsfrist abgelaufen ist, ohne dass Angebote auf die Anfrage eingegangen sind, wird der Lieferant an die Angebotsabgabe erinnert. Der Fristablauf kann dem Anwender mit einem Workitem in seinem Arbeitsbereich angezeigt werden. Das setzt jedoch entsprechende Einstellungen im Customizing voraus. Um eine Mahnung an den Lieferanten schicken zu können, muss wiederum eine Nachricht erzeugt werden. Die Ausgabe und das Versenden entsprechen der Abwicklung bei der Anfrage.
4.9 Angebotseingang
Die Angebote treffen in der Poststelle ein und werden zur Weiterverarbeitung an den Einkauf geleitet.
4.10 Angebot erfassen
Anfrage und Angebot sind im R/3 ein und derselbe Beleg. Daher werden bei der Angebotseingabe die Daten der Anfrage automatisch übernommen. Um ein Angebot zu einer Anfrage anlegen zu können, muss die Nummer der Anfrage vorliegen. Die Nummer kann über verschiedene Suchkriterien, z.B. der Submissionsnummer gesucht werden. Zusätzlich zu den Daten der Anfrage sind die Preise und die Konditionen des Lieferanten einzupflegen. Das Angebot weist die gleiche Struktur wie die Anfrage auf. Auf Kopfebene sind Daten einzupflegen, die für das gesamte Angebot gelten, wie z.B. Referenzdaten, Angebotswährung oder Zahlungsbedingungen. In der Positionsübersicht sind die Angebotsdaten für eine spezielle Angebotsposition zu erfassen. Bei der Preiserfassung stehen dem Einkäufer verschiedene Varianten zur Verfügung:
- Der Nettopreis kann unter Berücksichtigung von Rabatten und Zuschlägen erfasst werden.
- Der Bruttopreis kann erfasst werden und wird durch das System automatisch ersetzt, sobald der Anwender die Konditionen erfasst hat.
Die Mengeneinheiten des Lieferanten können von denen des Anwenders abweichen. Um die Vergleichbarkeit sicherzustellen, bietet das System die Möglichkeit einen Umrechnungsfaktor anzugeben, mit dem die Preise auf eine einheitliche Basis gebracht werden können. Sollen Angebote bzw. die Konditionen in einem Infosatz gespeichert werden, ist dies mit einem Kennzeichen anzuzeigen. Die Speicherung in einem Infosatz empfiehlt sich, sofern bei diesem Lieferanten öfter Bestellungen laufen sollen. Das hat zum Vorteil, dass beim Anlegen einer Bestellung die Konditionen aus dem Angebot automatisch vorgeschlagen werden. Überdies besteht bei der Angebotspflege die Möglichkeit, einzelne Positionen abzusagen. In diesem Fall generiert das System automatisch eine Absage /LAR 01, S. 277-281/.
4.11 Angebotsvergleich
Der Anwender kann die eingegangenen Angebote mit Hilfe des Preisspiegels vergleichen. Im Preisspiegel sind die Angebote mit Positionen und Preisen beginnend mit dem günstigsten Angebot aufgelistet.
4.11.1 Voraussetzungen Preisspiegel
- Preise und Konditionen sollen für alle Angebote vorliegen. Nur so ist ein korrekter und objektiver Vergleich möglich /LAR 01, S. 282-283/.
- Die aktuellen Wechselkurse müssen im System hinterlegt sein, damit das System bei Angeboten in Fremdwährungen, die Fremdwährung automatisch in die Währung des Buchungskreises umrechnet /LAR 01, S. 282-
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 10: Preisspiegel R/3
4.11.2 Vergleichsmöglichkeiten
- Bezugsangebot:
Beim Bezugsangebot können die Angebote mit einem Musterangebot verglichen werden. Der Preisspiegel zeigt die prozentuale Abweichung jedes Angebotes vom Musterangebot auf /HEL 01a, Suchbegriff: Angebote vergleichen/.
- Mittelwertangebot/Minimalangebot:
Die Ausgabe kann ein fiktives Angebot enthalten. Das Angebot spiegelt die Durchschnitts- oder Mindestpreise aller Angebote wider und setzt die einzelnen Angebote in prozentualer Relation hierzu /HEL 01a, Suchbegriff: Angebote vergleichen/.
- Prozentbasis:
Zeigt die prozentualen Werte jeder Position im Verhältnis zum Maximal-, Minimal- oder Mittelwert /HEL 01a, Suchbegriff: Angebote vergleichen/.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 11: Preisspiegel Mittelwert R/3
- Preisberechnung:
Bei der Preisberechnung kann der Anwender festlegen, was bei der Ermittlung der Vergleichswerte berücksichtigt werden soll, z.B. Skonto, Bezugsnebenkosten oder der Effektivpreis /HEL 01a, Suchbegriff: Angebote vergleichen/.
4.11.3 Weitere Informationen
Der Preisspiegel bietet noch weitere Funktionen:
- Lieferantenbeurteilung aufrufen,
- Lieferantenstammsatz anzeigen,
- Bestimmtes Angebot anzeigen und
- Informationen zum Stammsatz eines Materials anzeigen /HEL 01a, Suchbegriff: Angebote vergleichen/.
4.12 Nachverhandlung
Nachverhandlungen finden i.d.R. telefonisch oder bei einem persönlichen Treffen statt.
4.13 Vergabe
Den Zuschlag muss nicht zwangsläufig das günstigste Angebot erhalten. Etablierte Lieferanten werden ggf. unbekannten Lieferanten vorgezogen. Ein entscheidendes Kriterium können die Auswertungen und Ergebnisse der Lieferantenbeurteilung sein. Für die Lieferanten, die keinen Zuschlag erhalten, kann das System automatisch eine Absage generieren. Das Angebot des Bieters, das den Zuschlag erhält, kann in eine Bestellung oder in einen Rahmenvertrag umgesetzt werden. Das ist ohne zusätzlichen bzw. mit geringem Erfassungsaufwand möglich.
Eine Anmerkung ist an dieser Stelle noch vorzubringen. Die Recherchen haben ergeben, dass viele Unternehmen nur die Anfrage im R/3 erfassen. Lieferantenauswahl, Angebotsvergleich, Terminkontrolle usw. werden häufig wie beim konventionellen Prozess dargestellt, abgewickelt.
4.14 Stärken
- Durch den Einsatz eines Lieferantenbewertungssystems gehen bei der Vergabe, neben dem Preis auch andere Kriterien in die Bewertung der Angebote ein.
- Absagen an die Lieferanten können automatisch durch das System erstellt werden.
- Durch die Integration des Prozesses werden die internen Kommunikationswege gestrafft, was u.a. zu einer Optimierung der Entscheidungsfindung führt.
- Die Erinnerungsfunktion zeigt das Erreichen von Angebotsfristen auf und ermöglicht es dem Einkäufer den Überblick zu behalten. Terminanmahnungen brauchen nicht manuell vom Anwender, sondern können automatisch vom System erstellt werden.
- Reduktion des Erfassungsaufwandes mehrerer bzw. verschiedener Belege. Anfragen und Angebote sind ein und derselbe Beleg und Anfragen können mit Bezug zur Bestellanforderung angelegt werden.
- Komfortabler Angebotsvergleich mit verschiedenen Vergleichsmöglichkeiten des Preisspiegels.
- Hinterlegte Lieferanten- und Materialstammsätze ermöglichen ein einfacheres Erfassen der Anfragen.
- Geringerer Kommunikationsaufwand bei Rückfragen und fehlenden Informationen.
- Die Bindung von Personalressourcen bei der Anlage der Anfrage wird durch die EDV-technische Unterstützung stark entzerrt.
4.15 Schwächen
- Hohe Komplexität bei der Abwicklung des ganzen Prozesses.
- Das Pflegen der Anfrage ist umständlich und kann zu Akzeptanzproblemen bei den Mitarbeitern führen.
- Auch bei diesem Ansatz ist es weiterhin schwierig neue Bezugsquellen zu identifizieren und zu gewinnen. Das Problem der Intransparenz der Beschaffungsmärkte bleibt bestehen.
- Die Personalbindung beim Erfassen der Anfrage wird reduziert. Eine starke Bindung von Personalressourcen durch langwierige und umständliche Nachverhandlungen bleibt jedoch bestehen.
- Lange externe Kommunikationswege durch die fehlende Integration mit den Lieferanten.
- Extremer Zeitaufwand und Kosten für den Versand der Unterlagen bleiben bestehen.
- Der gesamte Prozess bedarf einer langen Bearbeitungsdauer.
Dies ist besonders bei Materialien problematisch, die kurzfristig beschafft werden sollen. Das System der Ausschreibung kommt folglich nicht zum Einsatz und Materialien werden daraufhin evtl. zu teuer geordert.
- Der hohe Zeitaufwand für die Kontaktaufnahme mit Zulieferern und dem Einholen von Angeboten bleibt bestehen.
- Die Angebote gehen weiterhin in Papierform ein. Ein elektronischer Angebotseingang ist noch nicht realisiert. Der Erfassungsaufwand ist zwar geringer, bleibt aber dennoch bestehen.
- Der Versand der Unterlagen findet weiterhin auf dem postalischen, papierbasiertem Weg statt.
4.16 Optimierungsansätze
- Der Prozess der Nachverhandlung muss vereinfacht werden, um eine geringere Personalbindung zu realisieren. Hierzu kann es evtl. sinnvoll sein, nur das Preisniveau eines Lieferanten zu bestimmen und nicht jedes Produkt einzeln auszuschreiben.
- Der Erfassungsaufwand muss noch weiter verringert werden. Evtl. ist es möglich ihn an den Bieter zu übertragen.
- Die Integration mit dem Lieferanten sollte vorangetrieben werden, um eine Verkürzung der Ausschreibungsdauer zu realisieren.
- Sowohl der Angebotseingang als auch das Verschicken der Anfrage sollte auf elektronischem Wege abgewickelt werden. Hierdurch würden z.B. Portokosten entfallen und der Zeitaufwand verringert.
- Um eine bessere Beschaffungsmarkttransparenz zu erzielen, sollten Möglichkeiten zur Identifikation potentieller neuer Lieferanten erarbeitet werden. Das kann z.B. durch Nutzung
von Informationsdiensten wie „Wer liefert was?“ realisiert werden.
- Das Verfassen der Ausschreibung ist für den Anwender weiterhin sehr umständlich und sollte vereinfacht werden.
5 Die optimierte, internetbasierte Ausschrei bungsabwiclung mit dem EBP
5.1 Überblick EBP
Der EBP ist das DPS der SAP AG. Mit dem EBP kann der komplette Beschaffungsprozess für direkte und indirekte Materialien über eine Internet-Lösung abgebildet werden. Der EBP ist in einer heterogenen Systemlandschaft einsetzbar. Zur Systemlandschaft können R/3‑Systeme, andere ERP-Systeme, das SAP APO, das SAP BW, Kataloge und Marktplätze zählen /HEL 01b, Suchbegriff: EBP edition/.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.12: Gesamtarchitektur EBP
5.2 Ausschreibungsszenarien
Mit dem EBP können die Ausschreibungsszenarien der offenen und nicht offenen Ausschreibung abgewickelt werden.
5.2.1 Offene Ausschreibung
Der Zugriff auf die Ausschreibung ist für alle Interessenten möglich. Sie wird potentiellen Bietern über das Internet, in dem die Ausschreibung oder Teile davon z.B. auf Portalen veröffentlicht wird, zugänglich gemacht /HEL 01b, Suchbegriff: Bearbeiten von Ausschreibungen/.
5.2.2 Nicht offene Ausschreibung
Die Ausschreibungen werden ausschließlich an ausgewählte, bekannte Lieferanten kommuniziert /HEL 01b, Suchbegriff: Bearbeiten von Ausschreibungen/.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.13: Ausschreibungsszenarien EBP
5.3 Allgemeiner Funktionsüberblick
Der EBP bietet innerhalb der Ausschreibungspflege eine Reihe von Funktionen für den Einkäufer und den Bieter. Einige dieser Funktionen sind übergeordnet zu finden, andere sind unterhalb von Registern angesiedelt. In den Registern werden die Daten der Ausschreibung gepflegt. Die Funktionen bzw. Registerinhalte werden nachfolgend erläutert. Ein Teil der Funktionen steht dem Anwender mehrmals im Prozessablauf zur Verfügung. Die Funktionen und Register sind nach Möglichkeit in der Reihenfolge ihrer Verwendung aufgelistet. Um eine Unterscheidung zwischen Registern und Funktionen zu ermöglichen, sind die Register kursiv dargestellt. Der detaillierte Prozessablauf ist im Anschluss an den Funktionsüberblick aufgeführt. Des Weiteren soll an dieser Stelle auf den Anhang verwiesen werden. In ihm findet der Leser die einzelnen Transaktionsschritte der Ausschreibungserfassung.
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Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Jahr
- 2002
- ISBN (eBook)
- 9783832454623
- ISBN (Paperback)
- 9783838654621
- DOI
- 10.3239/9783832454623
- Dateigröße
- 5.2 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Fachhochschule Münster – Wirtschaft
- Erscheinungsdatum
- 2002 (Mai)
- Note
- 1,3
- Schlagworte
- ausschreibungen