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Zusammenhang zwischen praktizierter Landwirtschaft und Ernährungssituation einer Bevölkerung

Am Beispiel der Dörfer Bayangam und Mamovo, Kamerun

©2000 Diplomarbeit 160 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Um der Frage nach dem Zusammenhang zwischen praktizierter Landwirtschaft und der Ernährungssituation einer Bevölkerung nachzugehen, wurden für diese Arbeit zwei Dörfer in der Provinz West Kameruns ausgewählt. Sie unterscheiden sich in Höhenlage, Klima, Boden, Ethnie und Religion.
Das eine Dorf, Bayangam, liegt auf einem Gebirgszug mit kargen Lateritböden. Die Bewohner gehören zum Volk der Bamiléké und sind größtenteils Christen. Das andere Dorf, Mamovo, liegt in den weiten ebenen eines fruchtbaren Vulkangebietes. Die Bewohner gehören zum Volk der Bamoun und sind größtenteils Muslime. Die Voraussetzungen für die Landwirtschaft waren also in Mamovo viel besser, als in Bayangam.
Mit Hilfe von Umfragen und notierten Tagesrationen und Einkaufslisten wurde die Situation der Dorfbewohner in Bezug auf Landwirtschaft, Gesundheit, Ernährung und Einkommen untersucht. Da die Verfasserin die Untersuchungen allein durchgeführt hat, musste die Anzahl der Stichproben so begrenzt bleiben, dass sie keinen statistisch gesicherten Aussagewert haben. Aufgrund der deutlichen Unterschiede zwischen beiden Dörfern und der während des insgesamt sechsmonatigen Aufenthaltes erworbenen Einsicht in die dortigen Lebensverhältnisse kann trotzdem ein eindeutiges Ergebnis gefolgert werden: Eine erfolgreiche Landwirtschaft ist unter den hier vorliegenden oder ähnlichen Verhältnissen auf Dauer ein besserer Garant für eine ausreichende Ernährung als dies durch anderweitige Arbeit erreicht werden könnte. Dies liegt nicht nur an den Möglichkeiten der Selbstversorgung, sondern auch v.a. am krisenfesten Einkommen, das die Landwirtschaft bietet. Besonders der Anbau von Gemüse ist ein lukratives Geschäft und gleichzeitig für die Ernähung von großer Wichtigkeit.
Die persönliche Motivation dieses Thema zu bearbeiten, entstand durch die Bekanntschaft mit einem an Rachitis erkrankten Kind aus Bayangam. Die Frage nach den Ursachen dieser Mangelkrankheit führte unweigerlich zu der Frage nach der Landwirtschaft und Ernährungssituation in Bayangam.

Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
1.Ziel und Methode1
1.1Allgemeines über den Zusammenhang zwischen praktizierter Landwirtschaft und Ernährungssituation einer Bevölkerung1
1.2Ziel der Arbeit1
1.3Vorgehensweise1
1.4Besondere Schwierigkeiten bei der Umfrage2
2.Kamerun - kurz vorgestellt4
2.1Geographie4
2.2Geschichte5
2.2.1Nördliche Gebiete5
2.2.2Südliche […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

1 Ziel und Methode
1.1 Allgemeines über den Zusammenhang zwischen praktizierter Landwirtschaft und Ernährungssituation einer Bevölkerung
1.2 Ziel der Arbeit
1.3 Vorgehensweise
1.4 Besondere Schwierigkeiten bei der Umfrage

2 Kamerun - kurz vorgestellt
2.1 Geographie
2.2 Geschichte
2.2.1 Nördliche Gebiete
2.2.2 Südliche Gebiete
2.2.3 Kolonialzeit
2.3 Politik
2.4 Wirtschaft
2.4.1 Allgemeine Entwicklung
2.4.2 Landwirtschaft
2.4.3 Industrie
2.4.4 Aktuelle Daten

3 Die Provinz West
3.1 Das Land der Bamiléké
3.2 Das Land der Bamoun

4 Die Ernährungssituation der Provinz West im Landesvergleich
4.1 Biologische Faktoren
4.2 Nicht-biologische Faktoren
4.2.1 Geographische Faktoren
4.2.2 Soziale und ökonomische Faktoren

5 Die Dörfer Bayangam und Mamovo
5.1 Bayangam
5.1.1 Geographische Lage
5.1.2 Klima
5.1.3 Hydrographie
5.1.4 Wasserqualität
5.1.5 Böden
5.1.6 Landwirtschaft
5.1.7 Demographie
5.1.8 Soziale Beobachtungen
5.1.9 „Les Funérailles“- eine kulturelle Besonderheit
5.1.10 Mission
5.1.11 Hygiene und Gesundheit
5.2 Mamovo
5.2.1 Geographische Lage
5.2.2 Klima
5.2.3 Hydrographie
5.2.4 Böden
5.2.5 Landwirtschaft
5.2.6 Demographie
5.2.7 Die Bororo
5.2.8 Soziale Beobachtungen
5.2.9 Religion
5.2.10 Medizinische Versorgung

6 Ergebnisse der Umfrage
6.1 Bayangam - Ergebnisse der Umfrage
6.1.1 Zusammensetzung der befragten Haushalte
6.1.2 Berufe
6.1.3 Alter und Schulbesuch
6.1.4 Anzahl der bewirtschafteten Felder
6.1.5 Erwerbsweise der Felder
6.1.6 Verwendung von Dünger
6.1.7 Angebaute und konsumierte Kulturpflanzen
6.1.8 Haustiere und Fleischverzehr
6.1.9 Fischverzehr
6.1.10 Milchprodukte
6.1.11 Öle
6.1.12 Wunsch nach anderen Lebensmitteln
6.1.13 Energiequellen
6.1.14 Trinkwasserqualität
6.1.15 Art des Wasserzugangs
6.1.16 Mahlzeiten pro Tag
6.1.17 Medizinische Versorgung
6.1.18 In der Familie häufig auftretende Krankheiten
6.2 Mamovo - Ergebnisse der Umfrage
6.2.1 Zusammensetzung der befragten Haushalte
6.2.2 Berufe
6.2.3 Alter der Schulkinder
6.2.4 Anzahl der bewirtschafteten Felder
6.2.5 Erwerbsweise der Felder
6.2.6 Verwendung von Dünger
6.2.7 Angebaute und konsumierte Kulturpflanzen
6.2.8 Haustiere und Fleischverzehr
6.2.9 Fischverzehr
6.2.10 Getreideprodukte
6.2.11 Milchprodukte
6.2.12 Öle
6.2.13 Wunsch nach anderen Lebensmitteln
6.2.14 Energiequellen
6.2.15 Art des Wasserzugangs
6.2.16 Mahlzeiten pro Tag
6.2.17 In der Familie häufig auftretende Krankheiten
6.2.18 Bayangam und Mamovo im Vergleich

7 Die am häufigsten zubereiteten Gerichte in Bayangam und Mamovo
7.1 Eine vergleichende Studie des Gesundheitsamtes Bafoussam
7.2 Häufigste Gerichte
7.3 Übergangsnahrung für Kinder von 6-10 Monaten
7.4 Häufigkeit der Mahlzeiten
7.5 Ernährungsphysiologische Analyse der typischen Gerichte
7.6 Häufigkeit des Verzehrs bestimmter Nahrungsmittel

8 Auswertung von Tagesrationen
8.1 Allgemeine Ernährungsprobleme
8.1.1 Zeitaufwendige Essenszubereitung
8.1.2 Unregelmäßige Essenszeiten
8.1.3 Keine Zwischenmahlzeiten
8.1.4 Überlastete Mütter
8.1.5 Unzureichende Bildung
8.2 Folgen
8.2.1 Verringertes Leistungspotential
8.2.2 Asthenie – Erschöpfung aus Energiemangel
8.2.3 Kinder erleiden häufig Hunger
8.2.4 Mangelnde Fürsorge für Kleinkinder
8.2.5 Einseitige Ernährung
8.3 Situation in Bayangam
8.3.1 Darstellung
8.3.2 Auswertung
8.4 Situation in Mamovo
8.4.1 Darstellung
8.4.2 Auswertung
8.5 Ergebnis

9 Auswertung der ökonomischen Situation
9.1 Situation in Bayangam
9.1.1 Darstellung der eingekauften Lebensmittel pro Woche während eines Monats in Bayangam
9.1.2 Darstellung der verkauften Lebensmittel pro Woche während eines Monats in Bayangam
9.2 Situation in Mamovo
9.2.1 Darstellung der eingekauften Lebensmittel pro Woche während eines Monats in Mamovo
9.2.2 Darstellung der verkauften Lebensmittel pro Woche während eines Monats in Mamovo
9.3 Lebensmittelpreise in der Provinz West
9.4 Kosten für den Bau eines Hauses auf dem Land in der Provinz West
9.5 Die Situation in Bayangam und Mamovo im Vergleich

10 Besondere Ernährungsproblematik der Provinz West – Kalzium/Vitamin D3-Mangel (Rachitis)
10.1 Auffälligkeit
10.2 Bekämpfungsmöglichkeiten
10.2.1 Präventive Bekämpfungsmöglichkeiten
10.2.2 Akute Bekämpfungsmöglichkeiten
10.3 Aktion für betroffene Kinder

11 Zusammenfassung der Ergebnisse und Lösungsansätze
11.1 Umfrageergebnisse
11.2 Vergleich der am häufigsten zubereiteten Gerichte
11.3 Auswertung der Tagesrationen
11.4 Auswertung der ökonomischen Situation
11.5 Lösungsansätze
11.5.1 Plädoyer für eine Verbesserung der Ernährung
11.5.2 Einsatz von Kleinkreditsystemen
11.5.3 Erweiterung der Tierhaltung
11.5.4 (Selbst-)Bewußtseinsbildung
11.5.5 Sensibilisierung der Bevölkerung
11.5.6 Verantwortung der Regierung

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Food Balance Sheet FAO, 1997; http://apps.fao.org/lim500/nph-wrap.pl?FoodBalanceSheet&Domain=FoodBalanceSheet

Tabelle 2: Wachstumsrückstand, Untergewicht und Auszehrung nach biologischen Faktoren Prozentsatz von Kindern unter fünf Jahren, Kamerun Verändert nach: U.S. Agency for International Development AFR/ARTS and R&D/N, Macro International Inc., Food Security and Nutrition Monitoring Project; Nutrition en Afrique, Nutrition et Santé des Jeunes Enfants au Cameroun, Résultats de l’Enquête Démographique et de Santé au Cameroun 1991, S.

Tabelle 3: Wachstumsrückstand, Untergewicht und Auszehrung nach nicht-biologischen Faktoren

Unterernährung bei Kindern unter fünf Jahren nach Region und Wohnsitz, Kamerun Verändert nach: U.S. Agency for International Development AFR/ARTS and R&D/N, Macro International Inc., Food Security and Nutrition Monitoring Project; Nutrition en Afrique, Nutrition et Santé des Jeunes Enfants au Cameroun, Résultats de l’Enquête Démographique et de Santé au Cameroun 1991, S. 8f

Tabelle 4: Niederschlagsmenge in Bayangam 1990/91

Julienne Tchwenegne, Rapport de stage monographique, Ecole pour la formation des spécialistes de la coopération, Ebolowa 1993, S.

Tabelle 5: Niederschlagsmenge in Bayangam 1991/92

Julienne Tchwenegne, Rapport de stage monographique, Ecole pour la formation des spécialistes de la coopération, Ebolowa 1993, S.

Tabelle 6: Niederschlagsmenge in Bayangam 1992/93

Julienne Tchwenegne, Rapport de stage monographique, Ecole pour la formation des spécialistes de la coopération, Ebolowa 1993, S.

Tabelle 7: Temperaturverlauf in Bayangam 1992/93

Julienne Tchwenegne, Rapport de stage monographique, Ecole pour la formation des spécialistes de la coopération, Ebolowa 1993, S.

Tabelle 8: Bodenproben aus Bayangam

Eigene Darstellung

Tabelle 9: Statistik der Krankheiten 1994 in Bayangam

Eigene Darstellung

Tabelle 10: Statistik der Krankheiten 1995 in Bayangam

Eigene Darstellung

Tabelle 11: Statistik der Krankheiten 1996 in Bayangam

Eigene Darstellung

Tabelle 12: Statistik der Krankheiten 1997 in Bayangam

Eigene Darstellung

Tabelle 13: Statistik der Krankheiten 1998 in Bayangam

Eigene Darstellung

Tabelle 14: Durchschnittliche Niederschlagsmenge in Mamovo 1990-1998

Angaben des poste agricole, Koutaba - Mataba

Tabelle 15: Niederschlagsmenge im Verlauf des Jahres 1998

Angaben des poste agricole, Koutaba - Mataba

Tabelle 16: Bodenproben aus Mamovo

Angaben des poste agricole, Koutaba - Mataba

Tabelle 17: Produktion einiger wichtiger Kulturpflanzen im Arrondissement Koutaba

Angaben des poste agricole, Koutaba - Mataba

Tabelle 18: Zubereitung von Brei in Bayangam

Ministère de la Santé, Direction de la Santé communautaire, Sous-Direction de la santé familiale, Programme pilote d’éducation nutritionelle, Enquête alimentaire quantitative, Ouest-Cameroun, Juni 1995, S

Tabelle 19: Zubereitung von Brei in Njimon

Ministère de la Santé, Direction de la Santé communautaire, Sous-Direction de la santé familiale, Programme pilote d’éducation nutritionelle, Enquête alimentaire quantitative, Ouest-Cameroun, Juni 1995, S

Tabelle 20: Häufigkeit der Mahlzeiten in Bayangam

Ministère de la Santé, Direction de la Santé communautaire, Sous-Direction de la santé familiale, Programme pilote d’éducation nutritionelle, Enquête alimentaire quantitative, Ouest-Cameroun, Juni 1995, S

Tabelle 21: Häufigkeit der Mahlzeiten in Njimon

Ministère de la Santé, Direction de la Santé communautaire, Sous-Direction de la santé familiale, Programme pilote d’éducation nutritionelle, Enquête alimentaire quantitative, Ouest-Cameroun, Juni 1995, S

Tabelle 22: Ernährungsphysiologische Analyse des „Pilés

Verändert nach: Ministère de la Santé, Direction de la Santé communautaire, Sous-Direction de la santé familiale, Programme pilote d’éducation nutritionelle, Enquête alimentaire quantitative, Ouest-Cameroun, Juni 1995, S

Tabelle 23: Ernährungsphysiologische Analyse von Couscous

Verändert nach: Ministère de la Santé, Direction de la Santé communautaire, Sous-Direction de la santé familiale, Programme pilote d’éducation nutritionelle, Enquête alimentaire quantitative, Ouest-Cameroun, Juni 1995, S.18f

Tabelle 24: Häufigkeit des Verzehrs bestimmter Nahrungsmittel in Prozent

Ministère de la Santé, Direction de la Santé communautaire, Sous-Direction de la santé familiale, Programme pilote d’éducation nutritionelle, Enquête alimentaire quantitative, Ouest-Cameroun, Juni 1995, S

Tabelle 25: Verzehrte Nahrungsmittel Bayangam Haushalt 1

Eigene Darstellung

Tabelle 26: Verzehrte Nahrungsmittel Bayangam Haushalt 2

Eigene Darstellung

Tabelle 27: Verzehrte Nahrungsmittel Bayangam Haushalt 3

Eigene Darstellung

Tabelle 28: Verzehrte Nahrungsmittel Bayangam Haushalt 4

Eigene Darstellung

Tabelle 29: Verzehrte Nahrungsmittel Bayangam Haushalt 5

Eigene Darstellung

Tabelle 30: Verzehrte Nahrungsmittel Bayangam Haushalt 6

Eigene Darstellung

Tabelle 31: Berechnungsgrundlagen für Energie- und Proteinsollwerte, Frauen

Verändert nach: WHO/FAO/UNU, Energy and protein requirements, Technical Report Series, Genf 1985, S.134f

Tabelle 32: Berechnungsgrundlagen für Energie- und Proteinsollwerte, Männer Verändert nach: WHO/FAO/UNU, Energy and protein requirements, Technical Report Series, Genf 1985, S.133f

Tabelle 33: Berechnungsgrundlagen für Energie- und Proteinsollwerte, Kleinkinder Verändert nach: WHO/FAO/UNU, Energy and protein requirements, Technical Report Series, Genf 1985, S

Tabelle 34: Berechnungsgrundlagen für Energie- und Proteinsollwerte, Kinder Verändert nach: WHO/FAO/UNU, Energy and protein requirements, Technical Report Series, Genf 1985, S

Tabelle 35: Berechnungsgrundlagen für Energie- und Proteinsollwerte, Mädchen Verändert nach: WHO/FAO/UNU, Energy and protein requirements, Technical Report Series, Genf 1985, S

Tabelle 36: Berechnungsgrundlagen für Energie- und Proteinsollwerte, Jungen Verändert nach: WHO/FAO/UNU, Energy and protein requirements, Technical Report Series, Genf 1985, S

Tabelle 37: Energie- und Proteinsollwerte für Bayangam Haushalt 1

Eigene Darstellung nach Berechnungsgrundlagen für „Energie- und Proteinsollwerte“

Tabelle 38: Energie- und Proteinsollwerte für Bayangam Haushalt 2

Eigene Darstellung nach Berechnungsgrundlagen für „Energie- und Proteinsollwerte“

Tabelle 39: Energie- und Proteinsollwerte für Bayangam Haushalt 3

Eigene Darstellung nach Berechnungsgrundlagen für „Energie- und Proteinsollwerte“

Tabelle 40: Energie- und Proteinsollwerte für Bayangam Haushalt 4

Eigene Darstellung nach Berechnungsgrundlagen für „Energie- und Proteinsollwerte“

Tabelle 41: Energie- und Proteinsollwerte für Bayangam Haushalt 5

Eigene Darstellung nach Berechnungsgrundlagen für „Energie- und Proteinsollwerte“

Tabelle 42: Energie- und Proteinsollwerte für Bayangam Haushalt 6

Eigene Darstellung nach Berechnungsgrundlagen für „Energie- und Proteinsollwerte“

Tabelle 43: Empfehlungen für die Vitaminzufuhr

Heinrich Kasper, Ernährungsmedizin und Diätetik, Urban und Schwarzenberg Verlag, 7. Auflage, 1991, S

Tabelle 44: Vitaminsollwerte für Bayangam Haushalt 1

Eigene Darstellung nach Berechnungsgrundlagen „Empfehlungen für die Vitaminzufuhr“

Tabelle 45: Vitaminsollwerte für Bayangam Haushalt 2

Eigene Darstellung nach Berechnungsgrundlagen „Empfehlungen für die Vitaminzufuhr“

Tabelle 46: Vitaminsollwerte für Bayangam Haushalt 3

Eigene Darstellung nach Berechnungsgrundlagen „Empfehlungen für die Vitaminzufuhr“

Tabelle 47: Vitaminsollwerte für Bayangam Haushalt 4

Eigene Darstellung nach Berechnungsgrundlagen „Empfehlungen für die Vitaminzufuhr“

Tabelle 48: Vitaminsollwerte für Bayangam Haushalt 5

Eigene Darstellung nach Berechnungsgrundlagen „Empfehlungen für die Vitaminzufuhr“

Tabelle 49: Vitaminsollwerte für Bayangam Haushalt 6

Eigene Darstellung nach Berechnungsgrundlagen „Empfehlungen für die Vitaminzufuhr“

Tabelle 50: Empfehlungen für die Mineralstoffzufuhr

Heinrich Kasper, Ernährungsmedizin und Diätetik, Urban und Schwarzenberg Verlag, 7. Auflage, 1991, S

Tabelle 51: Mineralstoffsollwerte für Bayangam Haushalt 1

Eigene Darstellung nach Berechnungsgrundlagen „Mineralstoffsollwerte“

Tabelle 52: Mineralstoffsollwerte für Bayangam Haushalt 2

Eigene Darstellung nach Berechnungsgrundlagen „Mineralstoffsollwerte“

Tabelle 53: Mineralstoffsollwerte für Bayangam Haushalt 3

Eigene Darstellung nach Berechnungsgrundlagen „Mineralstoffsollwerte“

Tabelle 54: Mineralstoffsollwerte für Bayangam Haushalt 4

Eigene Darstellung nach Berechnungsgrundlagen „Mineralstoffsollwerte“

Tabelle 55: Mineralstoffsollwerte für Bayangam Haushalt 5

Eigene Darstellung nach Berechnungsgrundlagen „Mineralstoffsollwerte“

Tabelle 56: Mineralstoffsollwerte für Bayangam Haushalt 6

Eigene Darstellung nach Berechnungsgrundlagen „Mineralstoffsollwerte“

Tabelle 57: Verzehrte Nahrungsmittel Mamovo Haushalt 1

Eigene Darstellung

Tabelle 58: Verzehrte Nahrungsmittel Mamovo Haushalt 2

Eigene Darstellung

Tabelle 59: Verzehrte Nahrungsmittel Mamovo Haushalt 3

Eigene Darstellung

Tabelle 60: Energie- und Proteinsollwerte für Mamovo Haushalt 1

Eigene Darstellung nach Berechnungsgrundlagen für „Energie- und Proteinsollwerte“

Tabelle 61: Energie- und Proteinsollwerte für Mamovo Haushalt 2

Eigene Darstellung nach Berechnungsgrundlagen für „Energie- und Proteinsollwerte“

Tabelle 62: Energie- und Proteinsollwerte für Mamovo Haushalt 3

Eigene Darstellung nach Berechnungsgrundlagen für „Energie- und Proteinsollwerte“

Tabelle 63: Vitaminsollwerte für Mamovo Haushalt 1

Eigene Darstellung nach Berechnungsgrundlagen „Empfehlungen für die Vitaminzufuhr“

Tabelle 64: Vitaminsollwerte für Mamovo Haushalt 2

Eigene Darstellung nach Berechnungsgrundlagen „Empfehlungen für die Vitaminzufuhr“

Tabelle 65: Vitaminsollwerte für Mamovo Familie 3

Eigene Darstellung nach Berechnungsgrundlagen „Empfehlungen für die Vitaminzufuhr“

Tabelle 66: Mineralstoffzufuhr für Mamovo Haushalt 1

Eigene Darstellung nach Berechnungsgrundlagen „Mineralstoffsollwerte“

Tabelle 67: Mineralstoffzufuhr für Mamovo Haushalt 2

Eigene Darstellung nach Berechnungsgrundlagen „Mineralstoffsollwerte“

Tabelle 68: Mineralstoffzufuhr für Mamovo Haushalt 3

Eigene Darstellung nach Berechnungsgrundlagen „Mineralstoffsollwerte“

Tabelle 69: Eingekaufte stärkereiche Pflanzen in Bayangam

Eigene Darstellung

Tabelle 70: Eingekaufte Gemüse und Gewürze in Bayangam

Eigene Darstellung

Tabelle 71: Eingekaufte Lebensmittel tierischer Herkunft in Bayangam

Eigene Darstellung

Tabelle 72: Sonstige eingekaufte Lebensmittel in Bayangam

Eigene Darstellung

Tabelle 73: Verkaufte stärkereiche Pflanzen in Bayangam

Eigene Darstellung

Tabelle74: Verkaufte Gemüse in Bayangam

Eigene Darstellung

Tabelle 75: Sonstige verkaufte Lebensmittel in Bayangam

Eigene Darstellung

Tabelle 76: Eingekaufte stärkereiche Pflanzen in Mamovo

Eigene Darstellung

Tabelle 77: Eingekaufte Gemüse und Gewürze in Mamovo

Eigene Darstellung

Tabelle 78: Eingekaufte tierische Produkte in Mamovo

Eigene Darstellung

Tabelle 79: Eingekaufte sonstige Lebensmittel in Mamovo

Eigene Darstellung

Tabelle 80: Verkaufte stärkereiche Pflanzen in Mamovo

Eigene Darstellung

Tabelle 81: Verkaufte Gemüse in Mamovo

Eigene Darstellung

Tabelle 82: Verkaufte sonstige Lebensmittel in Mamovo

Eigene Darstellung

Tabelle 83: Preisliste verschiedener Nahrungsmittel

Eigene Darstellung

Tabelle 84: Kalziumreiche Nahrungsmittel

Eigene Darstellung

Tabelle 85: Cameroonian Priorities

Worldbank; Cameroon – Diversity, Growth and Poverty Reduction, Report No. 13167-CM, 1995, S.

Verzeichnis der Grafiken

Grafik 1: Afrika

verändert nach Walter Michler, Afrika, Wege in die Zukunft, Hrsg. Misereor, Horlemann Verlag, Aachen 1995, S

Grafik 2: Kamerun verändert nach Maggelan Geographix

Grafik 3: Cameroon at a glance Worldbank 1997, http://www.worldbank.org/data/countrydata/aag/cmr_aag.pdf

Grafik 4: Bruttosozialprodukt und Auslandsverschuldung World dept Tables, Vol. 2, The World Bank, Washington D.C. 1996 aus Jeune Afrique économie, Edition hors série, Cameroun, Cap sur l’an 2000, Paris 1996, S

Grafik 5: Provinz West Verändert nach: J. Criaud, Géographie du Cameroun, Les classiques africains, Paris 1992, S.

Grafik 6: Unterernährung bei Kindern unter fünf Jahren nach Region und Wohnsitz Verändert nach: U.S. Agency for International Development, Macro International Inc., Food Security and Nutrition Monitoring Project, 1991, S

Grafik 7: Zusammensetzung der befragten Haushalte, Bayangam Eigene Darstellung

Grafik 8: Alter der Schulkinder, Bayangam Eigene Darstellung

Grafik 9: Anzahl der Felder pro Haushalt, Bayangam Eigene Darstellung

Grafik 10: Erwerbsweise der Felder, Bayangam Eigene Darstellung

Grafik 11: Verwendung von Dünger, Bayangam Eigene Darstellung

Grafik 12: Stärkereiche Pflanzen, Bayangam Eigene Darstellung

Grafik 13: Gemüse, Bayangam Eigene Darstellung

Grafik 14: Früchte, Bayangam Eigene Darstellung

Grafik 15: Haustiere und Fleischverzehr, Bayangam Eigene Darstellung

Grafik 16: Fischverzehr, Bayangam Eigene Darstellung

Grafik 17: Getreideprodukte, Bayangam Eigene Darstellung

Grafik 18: Milchprodukte, Bayangam Eigene Darstellung

Grafik 19: Öle, Bayangam Eigene Darstellung

Grafik 20: Energiequellen, Bayangam Eigene Darstellung

Grafik 21: Art des Wasserzugangs, Bayangam Eigene Darstellung

Grafik 22: Mahlzeiten pro Tag, Bayangam Eigene Darstellung

Grafik 23: In der Familie häufig auftretende Krankheiten, Bayangam Eigene Darstellung

Grafik 24: Zusammensetzung der befragten Haushalte, Mamovo Eigene Darstellung

Grafik 25: Alter der Schulkinder, Mamovo Eigene Darstellung

Grafik 26: Anzahl der Felder pro Haushalt, Mamovo Eigene Darstellung

Grafik 27: Erwerbsweise der Felder, Mamovo Eigene Darstellung

Grafik 28: Verwendung von Dünger Eigene Darstellung

Grafik 29: Stärkereiche Pflanzen, Mamovo Eigene Darstellung

Grafik 30: Gemüse, Mamovo Eigene Darstellung

Grafik 31: Früchte, Mamovo Eigene Darstellung

Grafik 32: Haustiere und Fleischverzehr, Mamovo Eigene Darstellung

Grafik 33: Milchprodukte, Mamovo Eigene Darstellung

Grafik 34: Öle, Mamovo Eigene Darstellung

Grafik 35: Von Rachitis betroffene Kinder Eigene Darstellung

Verzeichnis der Fotos

Foto 1: Gespräch mit Bauern in Bafou, Département Mifi

Foto 2: Tänzer auf dem Platz der Chefferie Bafoussam

Foto 3: traditioneller Zaun in Bayangam

Foto 4: Rindermarkt in der Nähe von Foumbot, Département Noun

Foto 5: Landschaft bei Koutaba, Département Noun

Foto 6: zwei Frauen im Sonntagsgewand in Bayangam

Foto 7: Kinder beim Spiel mit Käfern, die sie an Schnüre gebunden haben, Bayangam

Foto 8: Kinder beim Unkrautjäten auf dem Feld ihrer Mutter, Bayangam

Foto 9: Frauen machen Pause von der Feldarbeit, Bafou, Département Mifi

Foto 10: Großmutter mit Enkelin, Bayangam

Foto 11: Notable feiern 25-jähriges Jubiläum ihres Gemeindepfarrers mit traditionellen Elementen, Bayangam

Foto 12: Kinder vor dem Eingang ihres Hauses, Bayangam

Foto 13: traditionelle Tanzgruppe auf dem Weg zum Tanzplatz bei einer Trauerfeier, Bayangam

Foto 14: traditionelle Tanzgruppe beim Tanz auf einer Trauerfeier, Bayangam

Foto 15: Trauerzug vorbei am Grab der Verstorbenen. Der Platz ist mit Zweigen der Raphiapalme überdacht. Auf dem Grab liegen sog. „Friedensbäume“, sie sind heilige Pflanzen. Den Zug führt die Tochter der Toten als ihre nächststehende Verwandte an. Sie trägt einen traditionellen Hut aus Papageienfedern zum Zeichen ihres Ehestandes.

Foto 16: Ortsschild von Mamovo, von der Jugend gestiftet

Foto 17: Vater und Sohn aus der Ethnie der Bororo vor ihren Häusern. Die übrige Familie wollte nicht aufgenommen werden.

Foto 18: Bororo auf Rindermarkt in der Nähe von Foumbot, Département Noun

Foto 19: in der Region einziges übliches Arbeitsgerät im Ackerbau: die Hacke

Foto 20: Kohlfeld vor Ölpalmen, Mamovo

Foto 21: Mutter beim Abwasch. Sehr viele Arbeiten werden in gebückter Haltung ausgeführt.

Foto 22: Geschwister aus Bayangam

Foto 23: Familie aus Bayangam vor ihrem traditionell gebautem Haus

Foto 24: Markt in Bafoussam, Hauptstadt der Provinz West

Foto 25: Auf dem Markt feilgebotene Früchte: Kochbananen, Papayas, Avocados, Orangen und Zi- tronen, Bafoussam

Foto 26: Krankenhaus „Centre de Santé de Bienveillance“ in Bafoussam

Foto 27: Kind aus Bayangam

Aufnahmen: Foto 1 u. 23 : Pascal Kom; Foto 2 – 22, 24, 25 u. 27: Valerie Lehmann-Horn; Foto 26: unbekannt

Umschlagsgestaltung: Wachskreidenentwurf nach dem Motiv von Foto 0 von Valerie Lehmann-Horn

1 Ziel und Methode

1.1 Allgemeines über den Zusammenhang zwischen praktizierter Landwirtschaft und Ernährungssituation einer Bevölkerung

Die Landwirtschaft ist zum einen vom herrschenden Klima und vom kultivierten Boden abhängig. Diese determinieren die übrigen natürlichen Faktoren wie die anbaubaren Pflanzen und die Viehhaltung. Zum anderen bestimmen Kultur und Ernährungsgewohnheiten der Bevölkerung die Arbeitsweise. Der Umfang der Produktion wird aber auch entscheidend durch die ökonomischen Möglichkeiten begrenzt. Es handelt sich also insgesamt um eine ökologische, eine soziale und eine ökonomische Determinante. Diese sollen in der vorliegenden Arbeit anhand von Umfragen und Auswertungen von Ernährungsgewohnheiten nach Zusammensetzung und Menge in den Dörfern Bayangam und Mamovo untersucht werden.

1.2 Ziel der Arbeit

Anhand der Studien in den zwei genannten Dörfern soll ein Überblick über die Ernährungssituation gegeben werden. Diese soll der landwirtschaftlichen Situation gegenübergestellt werden, um Zusammenhänge herauszufinden. Hierbei müssen die oben genannten Determinanten untersucht werden. Dazu zählen die klimatischen Voraussetzungen, die Bodenqualität, die angebauten Feldfrüchte und die Nutztiere sowie die Anbauweise.

Auf der anderen Seite soll die Ernährungssituation beleuchtet werden. Hierzu gehören Kenntnisse über die Beschaffenheit und Menge der Nahrungsmittel sowie über die tatsächlich notwendige Versorgung. Außerdem spielt die Art der Essenszubereitung und die Essenszuteilung auf die Haushaltsmitglieder eine Rolle. Die ökonomische Situation der Haushalte soll auf die potentiellen Möglichkeiten bzw. die restriktiven Bedingungen Auskunft geben. Die genannten Studien sollen außerdem die Hauptproblematiken in der Ernährung aufzeigen, aus denen Verbesserungsmöglichkeiten gefolgert werden können.

1.3 Vorgehensweise

Um einen Vergleich durchführen zu können, wurden die beiden dargestellten Dörfer nach jeweils unterschiedlicher Höhenlage, Böden, Hauptanbaukulturen, Bevölkerung und Religionen ausgesucht. Aber auch die Zugänglichkeit spielte eine Rolle. Um mit den Umfragen beginnen zu können, musste erst der Dorfchef und die Unterpräfektur informiert werden. Der Zeitpunkt der Umfrage fiel in die Trockenzeit, wenn es kaum Arbeit auf den Feldern gibt. Dies war deshalb wichtig, da nur zu dieser Zeit die Leute meistens zu Hause anzutreffen sind und allgemein mehr Zeit haben und entspannter sind, um die Fragen zu beantworten.

Für Analysen des Bodens wurden Proben aus bewirtschafteten Feldern beider Dörfer entnommen. Die Statistiken der vergangenen fünf Jahre eines örtlichen Hospitals, des „Dispensaires Ad Lucem“ im Viertel Twegwebem von Bayangam wurden aus den Tagesaufzeichnungen entnommen. An den Umfragen nahmen jeweils 40 bzw. 20 Haushalte teil.

Begleitende Literatur konnte von verschiedenen Delegationen der Landwirtschaft, dem Gesundheitsamt in Bafoussam und dem Ernährungszentrum in Yaoundé erhalten werden.

Für die Auswertung der Tagesrationen wurden bestimmte Mitglieder der befragten Familien beauftragt, die täglich gekauften und gekochten Essensmengen in die dafür vorgesehenen Listen einzutragen. Auch Alter und Geschlecht der mitessenden Personen wurde berücksichtigt. Vor allem junge Mütter und ältere Schüler führten diese Arbeit verantwortungsvoll aus. Die Menge der Inhaltsstoffe sind mit Hilfe verschiedener Literatur händisch errechnet worden. Für die Inhaltsstoffe zweier einheimischer Gemüse konnten selbst vor Ort keine Angaben gefunden werden.

1.4 Besondere Schwierigkeiten bei der Umfrage

Die wichtigste Voraussetzung für eine Umfrage in einem Dorf ist das Vertrauen der Einwohner. In einer Region, in der der Glaube an Hexerei ein Bestandteil des Alltags ist, muss man sich mit diesem, den Dorfbewohnern unverständlichem Problem einer wissenschaftlichen Umfrage, besonders vorsichtig annähern. Besonders Auskünfte über die Kinder werden aus diesen Gründen nur ungern gegeben. Als Europäer muss man wissen, dass z.B. ein Name zur Durchführung eines Schadenszaubers genügt. Somit sind auch manch ablehnende Reaktionen zu erklären, die bei Befragungen ausgelöst wurden.

Zur Vertrauensgewinnung ist es hilfreich, den Dorfchef zu verständigen, der die Notabeln bei der nächsten Versammlung informiert und sein Einverständnis gibt. Des weiteren ist es von Vorteil, nicht allein, sondern in Begleitung Einheimischer, vielleicht mit Kindern, zu den verschiedenen Familien zu gehen. Dies führt allerdings zu einer Abhängigkeit von anderen in der Arbeit, die aufhalten kann.

Auch kleine Geschenke wie Vitamintabletten, Zahnpasta oder Bonbons sind nicht nur sehr willkommen, sondern verbessern auch die Beziehungen.

Ein weiteres Problem bei den Kleinbauern der Region ist die Unkenntnis der Fläche der Felder, des Ernteumfangs bzw. -gewichts und der Einkommenshöhe. Ungenaue Schätzungen müssen exakte Messungen ersetzen. Mengenangaben werden nur in Behältergrößen wie Säcken, Eimern und Körben gemacht, da in diesen gesammelt und verkauft wird. Um die Gewichte zu kennen, ist es erforderlich, diese Größen nach dem Einkauf selbst zu wiegen.

Viele Häuser im Gebirge sind nur zu Fuß erreichbar, nach stundenlangem Fußmarsch. Da eine telefonische Anmeldung nicht möglich ist, sind die Bauern oft auf dem Feld und niemand ist anzutreffen. Solche logistischen Probleme kosten Zeit.

Teilweise gibt es Verständigungsprobleme, da v.a. ältere Frauen kein Französisch sprechen, weil sie nie in der Schule waren. In diesen Fällen muss auf den Übersetzer vertraut werden, was nicht immer einfach ist, da das Gespräch nicht direkt mitverfolgt werden kann.

Natürlich ist eine Umfrage höchstens in der Lage der realen Situation nahe zu kommen. Nicht immer werden die Befragten wahrheitsgemäß geantwortet haben. Durch die Bekanntschaft mit den Familien, die über einen einmaligen Besuch hinausging, war es jedoch möglich, die Wahrscheinlichkeit der Aussagen einzuschätzen. Auch Beurteilungen durch Bekannte trugen dazu bei die Situation besser einzuschätzen. Trotzdem kann die vorliegende Umfrage selbstverständlich keinen absoluten Wahrheitsanspruch erheben.

2 Kamerun - kurz vorgestellt

2.1 Geographie

Kamerun liegt am Schnittpunkt zwischen West- und Zentralafrika. Es grenzt im Westen an Nigeria, im Norden an den Tschad, im Osten an die Zentralafrikanische Republik, im Süden an den Kongo, Gabun und Äquatorialguinea. Im Südwesten öffnet sich das Land mit einer 402 km langen Küste zum Atlantischen Ozean.

Mit einer Fläche von 475.439 km² ist es in etwa anderthalb mal so groß wie Deutschland. Die Bevölkerung wurde im Juli 1998 mit 15.029.433 Einwohnern angegeben. Das Bevölkerungswachstum betrug 1998 nach einer Schätzung der kamerunischen Regierung 2,8%[1]. Die Bevölkerungsdichte, im Mittel 27,2 Einwohner pro km², ist sehr variabel. Die Wachstumsraten der Landeshauptstadt Yaoundé und der Industriemetropole Douala begründen mit 10% die dortige höchste Bevölkerungskonzentration[2].

Aufgrund seiner vielfältigen Klima- und Vegetationszonen und zahlreichen Ethnien, wird es gerne als „Afrique en miniature“ bezeichnet. Tatsächlich vermittelt eine Reise von Norden nach Süden des Landes einen repräsentativen Eindruck des Kontinents, da fast alle Landschaften und Lebensräume Afrikas vorzufinden sind: Im Norden die wüstenhafte Sahelzone, weiter südlich weite Savannen und Steppen mit Wildtieren in Nationalparks, im Westen vulkanisches Bergland, im Osten dichte Regenwälder und im Süden Palmenstrände und Mangrovensümpfe[3].

2.2 Geschichte

Das Land Kamerun gibt [4]es in seinen aktuellen Grenzen und seinem Staatswesen erst seit Ende des vergangenen Jahrhunderts, bzw. seit der Unabhängigkeit 1960. Die verschiedenen Regionen des Landes haben somit keine einheitliche Geschichte. Sie muss daher differenziert betrachtet werden.

2.2.1 Nördliche Gebiete

Vor etwa 10.000 Jahren war das Klima in dem Gebiet des heutigen Kamerun sehr feucht, während die heutige Wüste Sahara eine artenreiche Savanne bildete, die von vielen Völkern bewohnt wurde. Leider ist die Frühgeschichte dieser Gegend noch weitgehend unerforscht. Doch vermutlich siedelten zu dieser Zeit schon verschiedene Völker am Südufer des Tschadsees. Archäologische Untersuchungen ergaben, dass dort um 2000 v.Chr. Bauern lebten, die Hirse anbauten und Vieh züchteten.

Die zunehmende Desertifikation der Sahara 500 n. Chr. löste eine Völkerwanderung in Richtung Süden aus. Ursprünglich aus dem Sudan stammende Völker wanderten in den Norden Kameruns ein und verdrängten die bereits dort ansässigen Völker gen Süden. Zu den bekanntesten Kulturen dieser Zeit zählt die Zivilisation der Sao. Dieses sagenumwobene Volk lebte in bewehrten Städten aus Lehm. Zahlreiche Fundstätten mit Statuen, Münzen, Bestattungsurnen und Schmuck aus gebranntem Ton und Bronze geben Zeugnis einer hohen materiellen Kultur. Schließlich nahmen die aus dem Norden einwandernden Völker die Kultur der Sao ein.

Im Norden entstand im 8. Jahrhundert ein Staatswesen, das schon bald islamisiert, unter dem Namen Kanem für eine politische Neuordnung der Gegend sorgte. Über die Sahara führte ein Handelsweg der sogar Europa mit einbezog. Bis ins 19. Jahrhundert galt dieses Reich, das später Bornou genannt wurde, als wohlhabend und mächtig und war ein wichtiger Handelsknotenpunkt zwischen Nigeria, Tschad und Kamerun. Andere Nachbarreiche waren die Kotoko-Stadtstaaten. Im 13. Jahrhundert zogen die Fulbe (Peul) von Norden kommend in das Land ein. Ursprünglich kamen sie aus dem Senegal. Sie waren nomadisierende Viehzüchter, die schließlich zum Islam konvertierten. Im 19. Jahrhundert zogen sie unter der Führung Othman dan Fodios im Namen des Heiligen Krieges gegen die Bevölkerung des Adamaoua-Gebirges. Dort herrschten sie bis zum Eindringen der Europäer.

Das koloniale Zeitalter begann in dieser Gegend mit dem Kampf der Europäer gegen den Staatengründer Rabah, der ein großes Gebiet im Norden unterworfen hatte. Da er einen Franzosen als Spion hatte hinrichten lassen, wurde im Jahre 1900 sein Kopf nach einer verlorenen Schlacht auf einer Lanze zur Schau gestellt.

2.2.2 Südliche Gebiete

Über die frühe Besiedelung südlicher Gebiete ist noch weniger bekannt. Einige Funde sollen auf Jäger und Sammler hinweisen, die damals die südliche Waldzone und die westliche Savanne bevölkerten.

Im Zeitraum von 500 v.Chr. bis 200 n.Chr. lebte das Volk der Nok im südwestlichen Hochland. Sie wurden durch ihre Töpferkunst bekannt, v.a. durch ihre Figuren und Köpfe aus gebranntem Ton.

Ab dem 15. Jahrhundert besiedelten die aus Ostafrika kommenden Bantu-Völker das Zentrum und den Süden Kameruns. Sie waren im Laufe der letzten Jahrtausende entlang der Regenwaldzone entlang gewandert und drangen in mehreren Wellen hier in den Wald ein. Auch sie wichen dem aus dem Norden bzw. Osten kommenden Bevölkerungsdruck. Im tropischen Regenwald konnten sich keine Stadtstaaten wie im Norden entwickeln. Vielmehr war hier die Bevölkerung in Dorfgemeinschaften organisiert, die häufig Auseinandersetzungen mit den Nachbarn hatten. Sie kamen erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts mit dem Rest der Welt in Kontakt, als der Sklavenhandel blühte.

Im westlichen Hochland, das Gegenstand dieser Arbeit ist, mischte sich die Bevölkerung verschiedener Herkunft, weshalb man sie als Semi-Bantus bezeichnete. Sie wurden zum Volk der Bamiléké zusammengefasst und waren in sog. „Chefferien“ organisiert. Bis heute lebt diese Tradition weiter. Nordöstlich grenzen die Bamoun an, die seit Jahrhunderten ein Sultanat bilden. Auch sie konvertierten unter König Njoya im 19. Jahrhundert zum Islam. Ihre Kultur zählt zu den berühmtesten und besterforschten im Land. Auch sie leben noch sehr traditionsbewusst.

Zu den ältesten Bewohnern Kameruns zählen die Pygmäen. Sie leben heute noch im bewaldeten Osten des Landes. Da sie ihr Leben im Laufe von Jahrtausenden dem Wald angepasst haben, sind sie ebenso wie dieser in ihrer Existenz bedroht. Trotz der Integrationsbemühungen seitens der Regierung nimmt ihre Zahl laufend ab.

2.2.3 Kolonialzeit

Im 15. Jahrhundert kamen die Portugiesen nach Kamerun. Als sie den Wourifluss hinauffuhren, bemerkten sie die vielen Krabben und nannten ihn “Rio-dos-Cameroes“, dessen Name den Wortstamm des späteren Landesnamen Kamerun bilden sollte. Sie betrieben Handel mit ganz Westafrika, verkauften den Afrikanern u.a. Salz, Schmuck, Alkohol, Kanonen und Schießpulver und erhielten dafür Gold, Elfenbein, Straußenfedern und Sklaven. So entstand ein Dreieckshandel zwischen Europa, Afrika und Amerika.

Schließlich kamen im 17. und 18. Jahrhundert einige englische und deutsche Entdecker, die das Land bereisten. Ihnen folgten Missionare und Kaufleute. Am 14. Juli 1884 wurde Kamerun zum deutschen Staatseigentum erklärt. Bismarck hatte dem Drängen der deutschen Kaufleute nachgegeben, die sich ihre Marktanteile sichern wollten. Die verschiedenen Königreiche konnten trotz vehementer Gegenwehr aus Gründen technischer Unterlegenheit auf die Dauer ihre Macht nicht länger verteidigen. Auf der Berliner Konferenz 1885 wurde die Kolonie von den übrigen europäischen Ländern anerkannt. Die Deutschen verbesserten die Infrastruktur, ohne jedoch ein Schulwesen für die einheimische Bevölkerung aufzubauen.

Nach dem Ersten Weltkrieg verlor Deutschland die Kolonie an England und Frankreich, die sie teilten. Die Engländer führten ihre Verwaltung nur indirekt, nämlich mit Hilfe der traditionellen Chefs aus. Sie selbst konzentrierten sich mehr auf den Export der Plantagenprodukte. Die Franzosen hingegen verwalteten ihren Landesteil mit Hilfe eigener Leute. Die traditionellen Autoritäten benutzten sie lediglich von Fall zu Fall, um bestimmte Vorhaben durchzusetzen. Folgten diese nicht ihren Anweisungen, wurden sie entmachtet. Willkürliche Festnahmen ohne gerichtliche Prozesse waren an der Tagesordnung. Die Bevölkerung hatte keine Möglichkeit der politischen Einflussnahme. Im Zweiten Weltkrieg kämpften auch kamerunische Soldaten an der Seite Frankreichs.

2.3 Politik

Erst mit der [5]Unabhängigkeit am 1. Januar 1960 begann auch eine eigenständige kamerunische Politik, wenngleich diese durch die koloniale Vergangenheit weiterhin stark beeinflusst wurde und bis heute wird. Immerhin sind Kameruns Grenzen das Ergebnis der Willkür der ehemaligen Kolonialmächte, die 200 Ethnien zu einem Staat zusammenfassten. Zwei unterschiedliche Verwaltungssysteme mussten zusammengeführt werden, die beiden Amtssprachen, Englisch und Französisch, wurden beibehalten. Allerdings dominiert - landesweit gesehen - Französisch.

Der erste Präsident Kameruns, Ahmadou Ahidjo, stand also zunächst vor der schwierigen Aufgabe, das Land wieder zu vereinigen. Dieses Ziel setzte er teilweise gewaltsam durch. In anderen politischen Belangen war er allerdings nur eine Marionette Frankreichs, das mit Hilfe von Wirtschaftssanktionen den Präsidenten den französischen Interessen gemäß beeinflussen konnte. Diese wirtschaftliche Abhängigkeit brachte Ahidjo den Spott der Eliten des Landes ein. Als dieser schließlich sein Amt aus angeblich gesundheitlichen Gründen niederlegte, folgte verfassungsgemäß der damalige Premierminister Paul Biya als Präsident nach. Als jedoch im Juni 1983 Paul Biya das von Ahidjo gebildete Kabinett auszutauschen begann, kam es zum politischen Machtkampf zwischen ihm und seinem Vorgänger. Hinzu kam, dass Ahidjo noch immer den Parteivorsitz innehatte. Schließlich gewann Biya das Rennen, während Ahidjo ins Exil nach Frankreich ging. Bei vorgezogenen Präsidentschaftswahlen wurde Biya schließlich als einziger Kandidat offiziell in seinem Amt bestätigt. Doch schon im April 1984 wurde ein Putschversuch, der Ahidjo und seinen Anhängern angelastet wurde, von der Armee blutig niedergeschlagen. Die Anführer kamen vor Gericht und 190 Putschisten wurden hingerichtet. Außerdem kam es in Yaoundé zu Pogromen gegen die Bamiléké und die „Nordistes“.

Mit der Umbenennung der UNC (Union Nationale Camerounaise) in RDPC (Rassemblement Démocratique du Peuple Camerounaise) versprach Biya der Bevölkerung aber nur eine Beteiligung innerhalb der Einheitspartei, d.h. eine demokratische politische Anteilnahme wurde tatsächlich nicht praktiziert.

Erst im Oktober 1992 fanden die ersten freien Präsidentschaftswahlen statt. Die stärkste Partei neben der RDPC ist nach wie vor die „Social Democratic Front“ (SDF) des anglophonen John Fru Ndi aus Bamenda. Da dieser großen Zulauf bei allen Unzufriedenen des Landes hat und ausländische Wahlbeobachter einige Unregelmäßigkeiten feststellen mussten, ist nicht anzunehmen, dass Biya tatsächlich bis heute über die große Zustimmung in der Bevölkerung verfügt, wie die Wahlergebnisse vermitteln. John Fru Ndi ist währenddessen häufig härtesten Pressionen ausgesetzt, ebenso wie seine Stadt Bamenda unter Repressalien der Regierung leidet.

Trotzdem ist Kamerun angesichts der 200 verschiedenen Ethnien und der politischen Lage im Vergleich zu anderen afrikanischen Staaten innenpolitisch erstaunlich stabil. Politische Veränderungen wurden v.a. durch friedliche Methoden erreicht. Mit Generalstreiks („villes mortes“) erwirkte die Bevölkerung die Pressefreiheit, schließlich das Mehrparteiensystem und die freien Wahlen. Eine Leistung, die ihresgleichen sucht.

2.4 Wirtschaft

2.4.1 Allgemeine Entwicklung

Die wirtschaftliche Entwicklung war nach der Unabhängigkeit bis zum Ende der 70er Jahre von einer Dominanz der Landwirtschaft mit den klassischen Exportgütern Kaffee, Kakao und Baumwolle geprägt. Erste Industrialisierungsversuche wurden v.a. mit Hilfe ausländischen Kapitals durchgeführt. Bis Mitte der 80er Jahre erfuhr die Wirtschaft durch die Förderung von Erdöl und einer Hochpreisphase für Rohstoffe einen Aufschwung. Der Staat versuchte, die Importgüter durch eine eigene Industrialisierung zu ersetzen. Schließlich erlitt die Wirtschaft 1986 einen starken Einbruch durch den Zusammenbruch des Ölbooms und den massiven Rückgang der Rohstoffpreise.[6] Als weiteren Grund hierfür gibt die Weltbank einen hohen Auslandsschuldendienst an.7

Zu diesem ökonomischen Zusammenbruch schreibt die Weltbank in ihrem Report „Cameroon – Diversity, Growth and Poverty Reduction“, dass das BSP pro Kopf zwischen 1985 und 1993 um 6,3% zurückging, was zu einem Rückgang des Pro-Kopf-Verbrauches um 6% führte. Dies bedeute einen Abfall des durchschnittlichen Pro-Kopf-Verbrauches von über 40% in acht Jahren.

„ – a collapse that has been one of the most painful that any country has suffered, particularly coming after the extended period of growth over the previous two decades.“7

Diese Beschreibung macht das unvorstellbar große Ausmaß des damaligen wirtschaftlichen Zusammenbruchs deutlich, von dem sich die Wirtschaft des Landes bis heute immer noch nicht erholt hat. Selbst besser gestellte Kameruner machten oft derart hohe Verluste, dass ihr Geschäft bankrott ging.

„As a result, the structural poverty which predated the crisis has combined with the rapid impoverishment that has accompanied the economic decline in the 1985-93 period to become a serious problem for Cameroon, one requiring urgent and sustained attention.”8

Der hoffnungsvolle, wirtschaftliche Aufschwung nach 1985 wurde abgelöst durch eine zunehmende Verarmung der Bevölkerung.

2.4.2 Landwirtschaft

Heute stellt die Landwirtschaft, trotz der Bemühungen seitens der Regierung, das Land zu indu-strialisieren, immer noch den bedeutendsten Sektor dar. Etwa 80% der Bevölkerung ist in der Landwirtschaft tätig. Aufgrund der unterschiedlichsten natürlichen Bedingungen variieren die Hauptanbaukulturen sehr stark. Im Norden gedeihen v.a. Baumwolle, Erdnüsse und Hirse. An den Schwemmgebieten um den Fluss Logone wird Reis angebaut. Im vulkanischen Hochland des Westens werden neben verschiedenen Knollen (Taro, Macabo) und stärkereichen Wurzeln (Yams, Maniok) als Grundnahrungsmittel auch Tee und Kaffee kultiviert. Im Süden wird in erster Linie Kautschuk und Palmöl gewonnen, sowie Bananen und Kakao gepflanzt. Viehzucht wird v.a. in der Savanne des Kameruner Graslandes und im Norden betrieben.

Mit einer Waldfläche von 24,7 Mio. ha ist Kamerun nach der Dem. Rep. Kongo das Land mit dem zweitgrößten Baumbestand Afrikas. Dementsprechend macht der Export von Tropenhölzern ungefähr 10% des Exportes aus.

2.4.3 Industrie

Bedeutende Industriezweige sind die Aluminiumproduktion, das Brauwesen und die Produktion von Kakaoerzeugnissen und Palmöl sowie Zucker, Tabak und Obstverarbeitung. Außerdem gibt es eine Erdölraffinerie, eine Papier- und eine Textilindustrie[9].

2.4.4 Aktuelle Daten

Weitere detaillierte Informationen über die wirtschaftliche Entwicklung des Landes sind in der folgenden Tabelle der Weltbank „Cameroon at a glance“ ersichtlich. Das Bruttosozialprodukt Kameruns ist hier für das Jahr 1998 mit 8.7 Milliarden US$ und einem Pro-Kopf-Einkommen von 610 US$ an. Damit liegt es höher als der Durchschnitt der afrikanischen Länder südlich der Sahara.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Zur inländischen Nahrungsmittelproduktion und -verfügbarkeit soll die folgende, von der FAO aufgestellte, Tabelle Aufschluss geben. Daraus geht hervor, dass den Einwohnern Kameruns im Durchschnitt nur 2111 Kalorien pro Kopf und Tag zur Verfügung stehen. Auch hier zeigt sich deutlich, dass im Bereich der landwirtschaftlichen Produktion nur der Export von Kaffee und Kakao von Bedeutung ist. Früchte und pflanzliche Öle werden nur in geringem Maß exportiert. Die Nachfrage und das Angebot an stärkereichen Wurzeln, Hülsenfrüchten, Gewürzen, Fleisch, Eiern, alkoholischen Getränken und Gemüse sind landesweit ausgeglichen. Für Getreide, tierische Fette, Milch, Fisch und Zucker besteht dagegen Einfuhrbedarf.

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Tabelle 1: Food Balance Sheet

3 Die Provinz West

Die Westprovinz liegt auf einer vulkanischen Bergkette, die eine mittlere Höhe von 1500 Metern aufweist. Das Klima ist dementsprechend verhältnismäßig kühl, mit mittleren Temperaturen um durchschnittlich 20 °C und einer Niederschlagsmenge von 2688 mm.

Die Bevölkerungsdichte ist mit bis zu 284 Einwohnern pro km² im Département Mifi mit der Hauptstadt Bafoussam am höchsten im Land und somit für zentral-afrikanische Verhältnisse insgesamt außer-gewöhnlich hoch.

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Die Provinz teilt sich in das Land der Bamiléké und in das Land der Bamoun, die durch den Fluss Noun getrennt werden.

3.1 Das Land der Bamiléké

Im südwestlichen Teil der Provinz leben die in Chefferien organisierten Bamilékévölker. Der Großteil der Bevölkerung ist in der Landwirtschaft tätig. Da für gewöhnlich jedes Haus von den dazugehörigen Feldern umgeben ist, erstrecken sich die Dörfer über weite Flächen hinweg mit jeweils etwa 10.000 Einwohnern.

Die Landschaft ist geprägt vom traditionellen Agroforstsystem der Bamiléké. Dieses savannenartige „Grasland“ ist v.a. mit Kulturpflanzen aller Art angereichert, die meistens in Mischkulturen angebaut werden. Durch ein Stockwerkssystem, das durch Kulturen verschiedener Höhe entsteht, wird der zur Verfügung stehende Platz optimal genützt. Die Bäume spenden den Knollenfrüchten Schatten, Schutz vor Regen- und Winderosion und halten den Boden fest. Niedere Pflanzen, wie die Buschbohne, dienen als Untersaat und vermindern Unkrautbewuchs und Erosion. Mittlere Stauden wie Maniok und Kaffee profitieren davon. Oft werden werden die Felder mit einem aus Ästen gewundenen Zaun geschützt. Treiben diese wieder aus, so dienen sie erneut der Holzbeschaffung.

Den Bamiléké wird ein ausgeprägter Gemeinschaftssinn, ein besonderer Arbeitseifer und Unternehmergeist nachgesagt. Der Großteil von ihnen bekennt sich zum christlichen Glauben.

Die Hauptstadt der Bamiléké ist Bafoussam, ein wichtiges Handelszentrum in der vergleichsweise wohlhabenden Region. 1992 hatte die Stadt 333.105 Einwohner. Hier wird Kaffee und Papier verarbeitet, es gibt eine Brauerei, eine Druckerei,[10] eine Seifenfabrik und verschiedene industrielle Schreinereien.

3.2 Das Land der Bamoun

Das Département Noun der Provinz West ist von der zweiten Ethnie, die hier betrachtet wird, bewohnt: den Bamoun. Schon seit Jahrhunderten besteht ihr traditionsreiches Sultanat. Die Bamoun sind bekannt für ihre Handwerkskunst. Aufgrund des Sultanats ist die Hauptstadt Foumban außerdem ein Anziehungspunkt für Touristen. Damit wären auch die beiden Haupteinnahmequellen für die Stadtbewohner genannt. Da der 17. Herrscher, Njoya, von bisher 18, zum Islam übertrat, ist der Großteil der Bevölkerung des Noun muslimisch.

Das Land der Bamoun ist nicht so dicht besiedelt, wie das der Bamiléké. Die Häuser eines Dorfes stehen häufig relativ dicht nebeneinander, und die Felder befinden sich außerhalb des Dorfes. Vor allem Großfamilien wohnen häufig in einem von mehreren Häusern gebildeten Gehöft zusammen, während es bei den Bamiléké nur einen Erben gibt, der den Hof weiterführt, und die Geschwister sich anderswo ein eigenes Haus bauen.

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Die Landschaft ist savannenartig mit hohen Grasbeständen, die ausgiebig zur Viehzucht genutzt werden. Nomaden (anderer Ethnien) halten dort Rinder und Pferde. Hohe Berge umrahmen die Weiden. In der Trockenzeit wird das bereits verholzte Gras häufig niedergebrannt, um junges Gras für das Vieh zu gewinnen. Ganze Landstriche sind dann verkohlt.

Der Markt in Foumbot ist berühmt für seine Vielfalt an kultivierten Früchten, u.a. für den besonderen Arabica-Kaffee. Die Schwarzerde der Umgebung Foumbots ist die fruchtbarste ganz Kameruns. Hier wird auch für den Export nach Gabun und Frankreich angebaut[11]. Auch viele europäische Früchte, wie Erdbeeren und Spargel, sind dort auf den Feldern zu finden.

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4 Die Ernährungssituation der Provinz West im Landesvergleich

Im Jahr 1991 wurde von drei amerikanischen Organisationen[12] für Kamerun eine demographische Umfrage über die „Ernährung und Gesundheit von kleinen Kindern“ in Auftrag gegeben. Dabei werden die verschiedenen Provinzen miteinander verglichen.

Allerdings wurden in der Umfrage immer zwei benachbarte Provinzen zusammen ausgewertet, so dass die Provinz West hier nicht selbständig betrachtet werden kann. Da sie mit der südlich gelegenen Provinz Littoral zusammengefasst worden ist, muss gegenüber den Durchschnittswerten von einer etwas schlechteren Situation in der Westprovinz ausgegangen werden. In der Provinz Littoral befindet sich nämlich Douala, die Industriemetropole des Landes, in der, den gleichen Aufzeichnungen zufolge, die Ernährungssituation am besten ist. Zudem unterscheidet sich diese Provinz von der Provinz West in der geringeren Bevölkerungsdichte und den üppigen Wäldern im Hinterland, die ausgiebig für die Jagd genutzt werden.

Für das Land insgesamt weisen[13] 25% von den Kindern unter fünf Jahren einen Wachstumsrückstand auf. Weitere 14% der Kinder haben Untergewicht und 4% leiden unter Auszehrung. Verglichen mit einer Untersuchung aus dem Jahre 1978 zeichnen sich folgende Entwicklungen ab: Der Anteil der Kinder mit Wachstumsrückstand ist um ein Drittel gesunken und der Anteil der Untergewichtigen um etwas weniger als 20%, jedoch hat sich der Anteil der Kinder mit Auszehrung verdoppelt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Zur Untersuchung der Ursachen wurden verschiedene Kriterien erfasst, die in biologische und nicht-biologische unterteilt wurden. Bei den biologischen Faktoren wurden gesundheitsbezogene und altersabhängige Größen berücksichtigt. Zu den nicht-biologischen Faktoren zählen die geographische Lage sowie soziale und ökonomische Gegebenheiten.

4.1 Biologische Faktoren

Tabelle 2: Wachstumsrückstand, Untergewicht und Auszehrung nach biologischen Faktoren

Prozentsatz von Kindern unter fünf Jahren, Kamerun 1991

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Bei den biologischen Faktoren ist folgendes zu beobachten:

Bei Zwillingen und Kindern, die schon eine sehr geringe Größe bei ihrer Geburt aufwiesen, kommt es häufiger zu einem Wachstumsrückstand sowie zu Untergewicht. Kinder, die wegen Krankheit oder Trinkunlust frühzeitig abgestillt wurden, sind öfter von Wachstumsrückstand, Untergewicht und Auszehrung betroffen. Außerdem sind Kinder, die die zwei vorangegangenen Wochen vor der Umfrage an Durchfall litten, stärker von Unterernährung betroffen. Fieber scheint hingegen mit einem erhöhten Niveau von chronischer Unterernährung einher zu gehen. Die Kinder im Besitz einer Gesundheitskarte sind weniger anfällig für akute Unterernährung, was vermutlich der mütterlichen Fürsorge und institutioneller Hilfe zu verdanken ist. Eine Masernimpfung bei Kindern im Alter von mindestens neun Monaten schützt vor akuter, nicht jedoch vor chronischer Unterernährung. Es besteht ebenso eine Relation zwischen chronischer Unterernährung und der Anzahl verstorbener Kinder einer Mutter. Geschwister verstorbener Kinder weisen mit höherer und mit der Zahl der verstorbenen Geschwister steigenden Wahrscheinlichkeit einen Wachstumsrückstand und Untergewicht auf. Die verstorbenen Kinder könnten ebenso an Unterernährung gelitten haben. Dies zeigt die Bedeutung des familiären Umfeldes für den Ernährungszustand.

Nicht-biologische Faktoren

4.2.1 Geographische Faktoren

Der klimatisch benachteiligte Norden scheint insgesamt am stärksten betroffen zu sein. Die Unterschiede zwischen Stadt und Land fallen jedoch mehr ins Gewicht als die regionalen Unterschiede.

4.2.2 Soziale und ökonomische Faktoren

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Tabelle 3: Wachstumsrückstand, Untergewicht und Auszehrung nach nicht-biologischen Faktoren

Prozentsatz von Kindern unter fünf Jahren, Kamerun 1991

Die Signifikanzwerte sind mit dem Chi-2 Test errechnet worden. NS bedeutet nicht signifikant, a: N zu klein für den Chi-2 Test .

Bei der Betrachtung der nicht-biologischen Faktoren fällt auf, dass das Alter der Mutter keinen großen Einfluss auf den Ernährungszustand des Kindes hat. Hingegen haben Ausbildung, Beruf und Informationsmöglichkeiten der Eltern eine entscheidende Auswirkung auf die Situation der Kinder. Bei der Berufsausübung der Eltern ist bemerkenswert, dass Kinder, deren Eltern in der Landwirtschaft tätig sind am stärksten von Unterernährung betroffen sind. Hierbei handelt es sich um die ländliche Bevölkerung, die im Vergleich zur städtischen im Durchschnitt über eine wesentlich geringere Kaufkraft verfügt. Sowohl der saisonunabhängige Zugang zu verschiedenen Nahrungsmitteln als auch der Zugang zu Gesundheitsdiensten und Informationen ist eingeschränkter. Die geringere Kaufkraft der Landbevölkerung führt auch bei theoretischer Verfügbarkeit zu einer geringen Inanspruchnahme dieser Güter und Dienste.

Interessant ist auch die höhere Anzahl betroffener Kinder von Haushalten, in denen der Ehemann zu Hause wohnt im Vergleich zu Haushalten mit nicht ständig bei der Familie wohnenden Vätern. Die Leiter dieser Studie erwähnten als Begründung, dass ein nicht ständig zu Hause wohnender Vater wahrscheinlich aufgrund eines gut bezahlten Jobs Geld nach Hause schicken und so eine bessere Ernährung seiner Kinder sicherstellen könne. M. E. besteht ein weiterer Grund in der Bevorzugung des Familienvaters beim Essen. Ein ständig zu Hause wohnender Vater bekommt traditionsgemäß immer das bestmögliche Essen auf dem Teller überreicht. Auch wenn es nicht genug für alle geben sollte, wird seine Portion niemals kleiner ausfallen als gewöhnlich. Das einzige Stück Fleisch oder Fisch wird unangefochten ihm zustehen. Die Kinder sind diejenigen, die häufig als schwächstes Glied der Familie zu kurz kommen. Traditionelle Familienhierarchien sind die Ursache für die Benachteiligung der Kinder.

Ein weiterer Zusammenhang besteht zwischen den Besitzverhältnissen und der Ernährungssituation. Je besser situiert die Familie ist, desto weniger kommt es zu Unterernährungserscheinungen. Dies zeigt auch die sanitäre Lage auf: Familien mit Wasserhahn und Wasserklosett sind auch besser ernährt, bzw. weniger von Infektionskrankheiten betroffen. Die Qualität des Fußbodens im Haus zeigt auch den Haustyp auf. Häuser mit Erdboden befinden sich vor allem auf dem Land und in der Peripherie der Städte. Sie sind aus selbstgefertigten Lehmziegeln gebaut und meist mit einem Wellblechdach versehen. Dieser Haustyp ist der häufigste und wird von der ärmeren Bevölkerung bewohnt. Auch hier ist eine deutliche Relation zur mangelhaften Kinderernährung gegeben.

Kinder aus christlichen Familien scheinen weniger durch Unterernährung gefährdet zu sein als Kinder muslimischer Eltern, die wiederum besser genährt sind als Kinder von Eltern ohne Religionszugehörigkeit. Hierbei sei aber auf die Regionalität der Religionen hingewiesen.

Einzelkinder sind weniger gefährdet als Kinder mit vielen Geschwistern. Die Zahl der Geschwi-ster scheint dagegen unerheblich zu sein.

Diese sozialen und ökonomischen Verhältnisse haben offensichtlich insgesamt einen stärkeren Einfluss auf den Ernährungszustand des Kindes unter fünf Jahren als die geographischen Verhältnisse.

5 Die Dörfer Bayangam und Mamovo

5.1 Bayangam

5.1.1 Geographische Lage

Etwa 20 km nordöstlich [14]von Bafoussam, der Hauptstadt der Provinz West, zwischen 5° 14' und 5° 19' nördlicher Breite und zwischen 10° 14' und 10° 25' östlicher Länge, auf einer Höhe von durchschnittlich 1600 m NN (1400 bis 1911 m NN) liegt das Dorf Bayangam. Es erstreckt sich über ein Gebiet von 45 km² und ist in 18 Viertel eingeteilt. Die Route nationale n° 4, die Bafoussam mit Yaoundé verbindet, durchquert seit etwa 20 Jahren den Ort, was zu einer verbesserten Verkehrsanbindung der Einwohner geführt hat.

5.1.2 Klima

Das Klima Bayangams ist subäquatorial, d.h. durch Trocken- und Regenzeit charakterisiert. Die dominante Saison ist die Regenzeit, die etwa von März bis November andauert. August, September und Oktober sind die niederschlagsreichsten Monate. Von Dezember bis Februar hingegen fällt, wenn überhaupt, kein erwähnenswerter Niederschlag.

5.1.2.1 Niederschlagsmenge

Im Jahr fällt über 1000 mm Regen. Die insgesamt recht unterschiedliche Jahresmenge zeigen die Tabellen für die Jahre 1990/91, 1991/92 und 1992/93:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 4: Niederschlagsmenge in Bayangam 1990/91

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 5: Niederschlagsmenge in Bayangam 1991/92

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 6: Niederschlagsmenge in Bayangam 1992/93

5.1.2.2 Temperatur

Durch die hohe Lage beträgt die mittlere Jahrestemperatur 19,4°C mit einer Schwankungsbreite von 3,9°C. Die höchsten Temperaturen werden am Anfang der Regenzeit, von März bis Mai, erreicht. Am Kühlsten ist es in der Trockenzeit von November bis Januar. Zu dieser Zeit sind die Nächte besonders kühl und häufig von dichtem Nebel begleitet, der sich erst im Laufe des Morgens auflöst.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 7: Temperaturverlauf in Bayangam 1992/93

5.1.3 Hydrographie

Durch Bayangam fließen drei Wasserläufe, die den zum Ort gehörenden Bergen entspringen. Sie sind drei, sieben und neun Kilometer lang und führen auch während der Trockenzeit Wasser. Da sie sehr flach sind, enthalten sie keine Fische. Andere Bäche entstehen nur während der Regenzeit.

5.1.4 Wasserqualität

Die Mehrheit der Dorfbewohner nutzt das Wasser der verschiedenen Quellen als Trinkwasser, das während der Trockenzeit von bester Qualität ist. In der Regenzeit sammelt die Mehrheit der Dorfbewohner oft Regenwasser, da aufgrund der vielen Regenfälle das Wasser der Quellen durch Auswaschung des Bodens oft verschmutzt ist. Das Brunnenwasser ist von unterschiedlicher Qualität und wird in seltenen Fällen desinfiziert.

5.1.5 Böden

Nach Jean-Christophe Nemkam steht Bayangam auf einem Granit-Gneiss-Sockel aus dem Präkambium der von vulkanischem Basalt und Andesit bedeckt ist. Ab einer Höhe von 1600 m NN ist diese Schicht von einer weiteren Schicht überdeckt, die ebenfalls vulkanischen Ursprungs ist, jedoch hauptsächlich aus Trachyten und Phonoliten besteht. Aus diesen Ausgangsgesteinen haben sich drei Haupttypen von Böden entwickelt. Der weitverbreitetste ist der ferralitische und lateritische Boden, aus zerfallenem Granit und Gneiss. Dieser Bodentyp ist rötlich bis dunkelbraun und nur mäßig fruchtbar. Die Böden vulkanischen Ursprungs sind schwarz bis grau und sehr fruchtbar. Dieser Bodentyp ist allerdings kaum verbreitet in Bayangam und befindet sich in hohen Hanglagen. Der andere eher unbedeutende Bodentyp ist der aus Schlammablagerungen der Flüsse, der in den tiefsten Lagen des Ortes zu finden ist, und dort aufgrund seiner Fruchtbarkeit intensiv bewirtschaftet wird[15].

Bodenproben aus Feldern in verschiedenen Vierteln ergaben folgende Werte[16]:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 8: Bodenproben aus Bayangam

Die hier analysierten Bodenarten, sandiger Lehm und stark lehmiger Sand, sind für den Anbau landwirtschaftlicher Kulturen nur von mäßigem Wert. Die Auswertung der Nährstoffe zeigt auf allen Feldern hohe Kali- und Magnesium-Werte. Dagegen weisen die Böden hohe Defizite an Kalk und Phosphor auf. Dies dürfte für die gesamte Region typisch sein. Das gedüngte Feld zeigt dagegen bei allen Werten eine überoptimale Versorgung.

5.1.6 Landwirtschaft

Die Landwirtschaft wird durch das gebirgige Gelände erschwert. Die meisten Felder befinden sich in Hanglage. In 20 – 30 cm Tiefe wird der Boden häufig durch kleine Steine bedingt sehr hart. Trotzdem wird das ganze Gebiet intensiv genutzt. Das bereits in Kapitel 3 beschriebene Agroforstsystem mit seinen Mischkulturen ist für diese Verhältnisse ideal.

5.1.7 Demographie

Die letzte Volkszählung von 1975 erfasste 12 000 Einwohner[17]. Aufgrund der anhaltenden Landflucht ist anzunehmen, dass die Einwohnerzahl bis heute abgenommen hat. Über die Veränderung der Einwohnerzahl waren keine Angaben erhältlich. Viele Haushalte sind aus Großeltern und Enkelkindern zusammengesetzt, während die Eltern ihrer beruflichen Tätigkeit in der Stadt nachgehen. Einige kommen allerdings im Alter wieder zurück in ihr Heimatdorf. Andere reichere Familien bauen sich hier ein mehr oder weniger pompöses Ferienhaus.

Ein nicht geringer Anteil der Haushalte wird von alleinstehenden Großmüttern geführt. Doch auch sie erfahren häufig finanzielle Unterstützung von ihren Kindern aus der Stadt.

Vollständige Familien sind eher die Ausnahme als die Regel, denn selbst wenn die Eltern im Dorf einer Arbeit nachgehen, leben sie häufig aufgrund der traditionellen Polygamie nicht ständig zusammen.

5.1.8 Soziale Beobachtungen

5.1.8.1 Jugend

Durch den Bau von zwei weiterführenden Schulen wurde der Abwanderung weiterer Jugendlicher Einhalt geboten. Dadurch waren die Schüler nicht mehr gezwungen zu Verwandten in entfernten Städten zu ziehen, um dort die Schule besuchen zu können. Insgesamt ist die Zahl der Schüler allerdings erstaunlich gering:

1998 besuchten in Bayangam nur 837 Kinder die Schule. Davon gingen 120 Schüler in die private katholische Grundschule und 228 in die beiden öffentlichen Grundschulen, 131 in das protestantische Privatcollège und 358 ins öffentliche Gymnasium[18]. Nach wie vor haben die privaten Schulen einen besseren Ruf und verlangen auch etwas mehr Schulgeld. Insgesamt ist die Schulausbildung allerdings nur als mäßig zu beurteilen. Die Lehrer sind meist nur schlecht ausgebildet und autoritär. Den Schülern bleibt deshalb der Zusammenhang der von ihnen auswendig gelernten Sätze mit dem wirklichen Leben oft verborgen.

V.a. ältere Schüler ziehen häufig das Geldverdienen durch Kleinhandel oder Dienstleitungen, wie z.B. Warentransport auf Handkarren, dem Schulbesuch vor. Viele Schüler verdienen sich nebenher ein Taschengeld durch den Verkauf selbst angebauter Früchte, wie z.B. Zwiebeln. Manche fangen Wild oder Ratten, um sie am Straßenrand den vorbeifahrenden Autos zu verkaufen. Andere sammeln Holz und verkaufen die zusammengebundenen Klafter.

Von klein auf werden die Kinder zur Mitarbeit erzogen. Ab einem Alter von etwa fünf Jahren helfen v.a. die Mädchen häufig schon beim Abwasch, beim Wäsche waschen, Kochen und Wasser holen oder Holz sammeln. Hinzu kommt die Arbeit auf dem Feld, die hauptsächlich von Kindern und Frauen erledigt wird.

Kinder von Großbauern, die Tierzucht betreiben, sind im besonderen Maße belastet, weil sie häufig eine volle Arbeitskraft ersetzen, jedoch nicht den Umgang und Lohn erhalten, der einer Fremdarbeitskraft zustehen würde. Außerdem sind sie dadurch zeitlich und örtlich gebunden, was ihnen keine Freiheiten erlaubt. Doch bleibt ihre Arbeit auch nicht ohne wirtschaftlichen Erfolg, an dem sie durch ihre Familie indirekt teilhaben können.

Auch wenn die Kinder regelmäßig in die Schule gehen, behindern häufig die vielen häuslichen Pflichten das Lernen zu Hause. Dafür bleibt meist nur abends Zeit, oft bei schlechtem Licht.

Durch den für bäuerliche Gesellschaften typischen hierarchisch patriarchalischen Gesellschaftsaufbau kommt den Kindern eine benachteiligte Stellung zu. Dies manifestiert sich in verschiedenen Tatsachen. Zum einen erledigen die Kinder die Arbeiten, die Erwachsene nicht machen wollen, weil sie schmutzig, langweilig oder mühsam sind und die von Kindern durchführbar sind. Zum anderen bekommen die Kinder oft das zu essen, was die Erwachsenen übrig lassen bzw. bekommen nur wenig oder nichts von dem, was Erwachsene als besonders schmackhaft empfinden. Diese Situation hat sich mittlerweile durch die Aufklärungsarbeit der Gesundheitszentren verbessert. Früher gab man den Kindern niemals Eier oder Fleisch, da man befürchtete, das Kind würde dies so sehr schätzen, dass es davon stehlen würde. Mangelkrankheiten wie Kwashiokor waren daher keine Seltenheit. Doch bis heute fällt es auf, dass sich die Kinder auf jegliches Essen stürzen, selbst auf kalte Essensreste fremder Leute und auch dann Essen nicht zurückweisen, wenn sie satt sind. Denn sie wissen, dass sie nicht unbedingt gleich etwas bekommen, wenn sie nächstes Mal Hunger haben. Diese Strategie verhindert, dass sie abmagern.

5.1.8.2 Arbeitende Bevölkerung

Viele verlassene Häuser, v. a. im Gebirge, fernab der Teerstraße, geben Zeugnis der Landflucht. Die arbeitende Generation, die geblieben ist, geht folgenden Berufen nach, die im Dorf benötigt werden: Landwirt, Lehrer, Krankenpfleger, Polizist, Handwerker, traditioneller Heiler, Schneider oder Händler. Diese Berufe können den Lebensunterhalt meist einigermaßen sichern, doch viele haben mehrere Einnahmequellen, um sich abzusichern. Beispielsweise hat der Lehrer eine Kaffeeplantage, die Schneiderin eine Bar, wo sie außerdem Feldfrüchte verkauft, und die Frau des Großbauern handelt mit verschiedenen Lebensmitteln, die sie unabhängig von ihrem Mann kauft und wieder verkauft. Außerdem hat jeder Dorfbewohner sein Feld, auf dem er zumindest Subsistenzwirtschaft betreibt.

Im allgemeinen wird viel Wert auf die finanzielle Unabhängigkeit des einzelnen gelegt, so dass jedes Familienmitglied eine eigene Einkommensquelle hat, und, wie bereits oben beschrieben, sogar die Kinder ihr eigenes Feld bekommen, auf dem sie zum Verkauf anbauen können.

Angestelltenverhältnisse sind eher als unsicher zu bewerten, denn eine rechtliche Absicherung fehlt völlig. Außerdem sind die Einkommen meist unangemessen niedrig und werden im öffentlichen Bereich nicht regelmäßig zugeteilt.

Sonn- und Feiertage werden nur von reicheren Händlern beachtet, ebenso wie bestimmte Öffnungszeiten. Die meisten Händler sind rund um die Uhr im Einsatz und Urlaub ist sowieso unbekannt.

5.1.8.3 Alte Leute

Auch die alte Generation hat immer noch ihre Aufgaben. Es handelt sich in erster Linie um Großmütter, die sich häufig um die Kindererziehung kümmern und für die Essenszubereitung zuständig sind. Außerdem betreibt der Großteil der älteren Menschen in irgendeiner Form Handel, aber auch Feldarbeit und Korbflechterei sind häufig ausgeübte Tätigkeiten.

Alte Männer sind oft Familienväter mit jungen Frauen und kleinen Kindern, die nach längerem Aufenthalt in der Stadt jetzt von ihrer Rente leben. Sie gehen ihren Aufgaben als Familienoberhaupt und ihren gesellschaftlichen Pflichten als sog. Notable nach.

Die Gesellschaft ist in verschiedenen Vereinen organisiert, was einer alten Tradition entspricht. Es gibt noch alte sog. Geheimbunde, außerdem traditionelle Tanzvereine oder Zusammenschlüsse wie den Kirchenchor oder Sparklubs, sog. „Tontines“.

5.1.8.4 Wohnung

Ein großer Teil der Dorfbewohner bewohnt die traditionellen Häuser aus der lehmigen roten Erde dieser Gegend. Die Häuser werden selbst oder evtl. mit Hilfe der Nachbarn gebaut. Selbst junge Mädchen fertigen die dafür notwendigen Ziegelsteine an. In eine Erdgrube wird soviel Wasser gefüllt, dass man den Lehm mit den Füßen zu einem Brei stampfen kann, der dann in eine Form gefüllt, umgestülpt und in der Sonne getrocknet wird. Das traditionelle Dach aus Raphiablättern ist aber weitgehend durch Wellblech verdrängt, da dieses nicht wie das Raphiadach alle paar Jahre gewechselt werden muss und dichter ist. Fenster- und Türrahmen sowie Fensterläden und Türen sind aus Holz und werden meist von einem Schreiner gekauft. Manche Häuser sind verputzt und gestrichen, haben Fensterglas und sind häufig mit Eisengittern versehen.

Die Küche ist der wichtigste Ort im Haus, eine Wohnküche. An den Wänden stehen die traditionellen Bambusbetten. In der Mitte befindet sich eine Feuerstelle und darüber an der Decke eine Ablage für Körbe und Siebe. In der Ecke stehen die Mahlsteine, wo v.a. Gewürze, Salz, enthülste Bohnen und Tomaten zermahlen werden. Die Töpfe sind aus dickem Aluminium, das im Land selbst gewonnen und verarbeitet wird. Besteck, Teller und Schüsseln sind aus Blech, meist aus China. Manchmal gibt es Plastikbecher für die Kinder. Messer werden von Dorfschmieden aus Eisen angefertigt. Das Geschirr wird in einem großen aus sog. Bambus (Holz der Raphiapalme) weitmaschig geflochtenem Korb aufbewahrt. Die Töpfe stehen manchmal auf einem Wandregal. An der Wand hängt manchmal eine Tafel mit der die Kinder lernen. Da kein Abzug vorhanden ist, haben Rauch und Fett die Wände und Decke schwarz gefärbt. Der Rauch hält die Mücken auch aus dem über der Küche gelegenen Vorratsspeicher fern. Dort wird v.a. Mais gelagert, je nach angebauter Kultur auch Zwiebeln oder Bohnen usw.

Die traditionellen Schlafzimmer sind ebenfalls mit Bambusbetten bestückt, auf denen Matratzen aus Trockengras oder Schaumgummi liegen. Die Wände und die Decke sind evtl. mit Matten aus Bambus ausgekleidet, die verschieden aufwendig, mit oder ohne Farbe, gefertigt sind. An einer Nagelleiste werden Kleidungsstücke und anderes aufgehängt.

Vor dem Haus befindet sich oft eine Wäschestange, ebenfalls aus Bambus. In manchen Höfen steht ein Brunnen oder das Grab des früheren Hausbesitzers und Vorfahren.

5.1.9 „Les Funérailles“- eine kulturelle Besonderheit

Trotz der größtenteils christlichen Religionsangehörigkeit der meisten Bamiléké sind alte Glaubensvorstellungen bei ihnen nicht verloren gegangen. Ein wichtiges Element des alten Ahnenglaubens sind die Trauerfeiern –„funérailles“ (frz.) genannt. Diese finden meist nicht direkt nach einem Begräbnis statt, sondern werden meist langfristig geplant. Sie finden immer in der Trockenzeit statt, da dann wegen den ruhenden Feldern weniger Arbeit anfällt und immer mit schönem Wetter zu rechnen ist. Das ist wichtig, denn bei der hohen Anzahl der Gäste können die Feierlichkeiten nur draußen stattfinden.

Die Trauerfeiern können bis zu vielen Jahren später stattfinden, nämlich dann, wenn die Angehörigen genügend gespart haben. Diese Feiern sind von großer Bedeutung für die Ehrung der Toten, aber auch für das Ansehen der Hinterbliebenen. Sollten irgendwelche organisatorischen Probleme bei der Feier auftreten, wird es lange dauern, bis alle kritischen Stimmen versiegt sind. Vor allem die Finanzierung des Essens und der Getränke für die Trauerfeier ist nicht für jede Familie einfach. Da die Ehre für den oder die Tote mit der Anzahl der Gäste wächst, sind die Feiern immer große Veranstaltungen. Zur Erleichterung für die Veranstalter bringen allerdings auch viele Gäste etwas mit, bzw. helfen tatkräftig mit beim Kochen der verschiedenen Festtagsspeisen. Ein weiterer Ausgleich sind die vielen Gegeneinladungen. Manche besonders geachtete Leute sind während der Trockenzeit (Dezember bis Februar) jedes Wochenende bei anderen Feiern eingeladen.

Besonders reichere Familien laden gern traditionelle Tanzgruppen ein. Sie bestehen meist aus älteren Männern, zumeist Notable, die die entsprechenden Tanzkleidungen und -utensilien besitzen müssen. Sie bringen auch die traditionellen Musikinstrumente mit: große Trommeln, Xylophone und Schellen. Der Verlauf der Trauerfeiern ist komplex. Begonnen wird für gewöhnlich mit dem Marsch vom Haus des oder der Toten zum mit Palmwedeln überdachten Tanzplatz. Dort findet ein von Trommeln begleiteter Trauertanz statt, bei dem auch geweint und geklagt werden darf. Traditionelle Klagelieder werden angestimmt. Die einladenden Hinterbliebenen tragen spezielle Hüte bzw. eingefasste, mit Perlen bestickte Pferdeschweife oder einen sog. Friedensbaum. Bei verstorbenen Frauen wird oft erst an ihrem Geburtshaus getrauert, später am Haus ihrer Ehezeit. Danach stärken sich die Gäste mit Speis und Trank. Verschiedene Tänze und Gesänge folgen, manchmal von vertrauten Geheimgesellschaften oder Vereinen initiiert. Es bestehen aber immer individuelle Unterschiede im Ablauf.

Auf die Ernährung hat dieser Brauch verschiedene Auswirkungen. Zum einen wird das ganze Jahr über für die Feier gespart, was erfahrungsgemäß Sparen am Essen bedeutet, zum anderen werden während der Trauerfeiern nur beste Gerichte angeboten. Manche Gerichte wie Taro oder „Plantain“, eine besondere Art der Kochbanane, sind von besonderer Bedeutung, fast „heilige“ Nahrungsmittel. Diese sind für Festtage obligatorisch.

5.1.10 Mission

Die katholische Mission hat sehr zur Verbesserung der Lebenssituation beigetragen. Sie hat Schulen und Krankenhäuser, sog. „Dispensaires Ad Lucem“ errichtet und eine öffentliche Quelle „Source Solidarité“ eingerichtet. Bis heute gilt die Missionsschule als besser als die öffentliche Schule. Es gibt zwei Dispensaires Ad Lucem und ein staatliches Dispensaire. Sie sind zwar nicht so gut eingerichtet wie ein öffentliches Krankenhaus, dafür jedoch jederzeit leicht zu erreichen. Die Betreuung erfolgt durch Krankenpfleger. Der Arzt kommt lediglich einmal die Woche zur Visite aus dem nächstliegenden Krankenhaus.

5.1.11 Hygiene und Gesundheit

Vor allem die Kinder ignorieren völlig die Hygieneregeln. Auf den Boden gefallenes Essen und schmutzige Hände werden oft bedenkenlos in den Mund gesteckt. Die Folge ist eine hohe Rate von Wurmbefall in der Bevölkerung. Hautinfektionen und Abszesse werden ebenfalls durch die mangelnde Hygiene verursacht.

Ein weiteres Problem ist die Mundhygiene. Zahnbürsten und Zahnpasta sind Importprodukte und dementsprechend teuer. Der Preis liegt etwa ein Drittel über dem in Europa, was bedeutet, dass ein Hilfsarbeiter einen Tag arbeiten müsste, um eine Zahnpasta kaufen zu können. Deshalb geben sich viele mit einfachem Salz als Ersatz zufrieden. Da den Zähnen somit nicht genug Fluorid zugeführt wird, kommt es oft schon bei Kindern zu massiven Zahnproblemen.

Da keine Krankenversicherung existiert und viele Patienten nicht genug Geld für die Behandlung haben, bleiben sie den Krankenhäusern häufig das Geld schuldig. Werden die Schulden allerdings zu hoch und nicht abgezahlt, wird beim nächsten Krankenhausbesuch die Behandlung verweigert. Die Patienten suchen dann häufig ein anderes Krankenhaus auf, wo sie noch keine Schulden haben. Behandelt der Verantwortliche trotzdem die verschuldeten Patienten, riskiert er seine Entlassung.

Häufigste Krankheiten - registriert im Dispensaire Ad Lucem in Bayangam, Viertel Twegwembem im Zeitraum 1994 - 1998

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 9: Statistik der Krankheiten 1994 in Bayangam

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Tabelle 10: Statistik der Krankheiten 1995 in Bayangam

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Tabelle 11: Statistik der Krankheiten 1996 in Bayangam

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 12: Statistik der Krankheiten 1997 in Bayangam

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 13: Statistik der Krankheiten 1998 in Bayangam

Wie die Statistik zeigt, ist Malaria das größte Problem. Ebenso Atemwegserkrankungen, die in der Regenzeit durch Verkühlung und während der Trockenzeit durch den allgegenwärtigen Staub ausgelöst werden. Bei den Uro-Genitalerkrankungen hat nach Angaben des Krankenhauspersonals der Anteil der sog. „MST (Maladies sexuellement transmissibles)“, also Krankheiten, die durch Geschlechtsverkehr übertragen werden, an Bedeutung gewonnen. Opfer von Fehlernährung sind in erster Linie kleine Kinder. Aber auch junge Frauen und alte Leute wurden mit Anämie (Eisenmangel) und Hypocalcämie (akuter Kalziummangel) ins Krankenhaus gebracht. Die hier genannten Fälle von Fehlernährung sind freilich nur die Extremfälle, bei denen die Mangelerscheinungen bereits zum Kollaps führten. Die Patienten mussten ausnahmslos in ein besser ausgerüstetes Krankenhaus weiterverwiesen werden. Die Zahl der insgesamt von Fehlernährung betroffenen Bevölkerung kann hiervon nicht abgeleitet werden.

5.2 Mamovo

5.2.1 Geographische Lage

Als Repräsentant des Teils der Provinz West, der vom Volk der Bamoun bewohnt wird, wurde das kleine Dorf Mamovo ausgewählt. Es gehört zum Département Noun und dem Arrondissement Koutaba, das auf 5°31' nördlicher Breite und 10° 45' östlicher Länge liegt und sich auf einer Höhe von 1024 m NN über eine Fläche von 642 km² erstreckt. Das Dorf Mamovo selbst hat eine Fläche von 112 m².

5.2.2 Klima

5.2.2.1 Niederschlagsmenge

Die Niederschlagsmenge betrug von 1990 bis 1998 durchschnittlich 1820 mm pro Jahr. Im einzelnen aufgeführt ergeben sich folgende Werte:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 14: Durchschnittliche Niederschlagsmenge in Mamovo 1990-1998

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 15: Niederschlagsmenge im Verlauf des Jahres 1998

5.2.2.2 Temperatur

Die Temperaturen sind in Mamovo aufgrund der tieferen Lage etwas höher als in Bayangam. Eine Tabellierung des Temperaturverlaufs im Jahr war leider nicht erhältlich.

5.2.3 Hydrographie

Mamovo wird von zwei Flüssen durchquert, deren Fischreichtum ausgiebig genützt wird. In ihrer Freizeit gehen die Männer häufig zum Angeln, ein wichtiger Beitrag zur Proteinversorgung der Bevölkerung.

5.2.4 Böden

Das Gebiet der Bamoun ist vor allem in der Gegend von Foumban, das berühmt ist für seine fruchtbaren Äcker, von der schwarzen Erde erodierten Lavagesteins geprägt. In Mamovo selbst findet man sowohl solche wie auch durchschnittliche Lateritböden. Beide untersuchten Felder wurden nach Angaben des Bewirtschafters seit vielen Jahren nicht gedüngt. Seinen Angaben zufolge zeichnet sich besonders das erstgenannte Feld durch besondere Fruchtbarkeit aus, eine Düngergabe sei nicht notwendig.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 16: Bodenproben aus Mamovo[19]

Wie die Analyse zeigt, bestehen jedoch auf beiden Feldern erhebliche Defizite an Kalk und v.a. Phosphat, was sich negativ auf das Pflanzenwachstum auswirken muss. Die Bodenart, schwach lehmiger Sand, ist nicht optimal für die landwirtschaftliche Nutzung.

5.2.5 Landwirtschaft

Das Arrondissement Koutaba, zu dem Mamovo zählt, besitzt eine Ackerfläche von 1205 ha, von der im Jahr 1998 3147,5 t Erntegut erwirtschaftet wurden. Dabei wurden 132 ha mit chemischen Pflanzenschutzmitteln behandelt. Die landwirtschaftliche Beratung, die der Staat im Rahmen der “postes agricoles“ zur Verfügung stellt, nahmen 1042 Bauern in Anspruch, darunter 298 Frauen. Die Erde der weiten ebenen Flächen ist auch noch in 50 cm Tiefe sehr weich. Die einzelnen Parzellen werden oft nur mit einer Kultur bebaut.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 17: Produktion einiger wichtiger Kulturpflanzen im Arrondissement Koutaba

5.2.6 Demographie

Mamovo besteht aus 102 Haushalten, die etwa 11 Personen im Durchschnitt umfassen. In diesen großen Haufhalten wohnen häufig mehrere Generationen zusammen, bzw. es sind polygame Haushalte, die einen Anteil von 44 % ausmachen.

5.2.7 Die Bororo

Etwas außerhalb des Dorfes hat die Regierung einigen Familien aus der Ethnie der Bororo Land zugewiesen, auf dem sie ihre Rinder weiden lassen und ihre Häuser bauen können. Die Bororo kommen ursprünglich aus den Provinzen Nord bzw. Adamaoua. Sie leben nomadisch, doch ihr Umherziehen ist sehr unregelmäßig geworden. Die Regierung versucht, sie sesshaft zu machen. Das geht aufgrund des unzureichenden Futterangebots für die Rinder jedoch nicht das ganze Jahr hindurch. Die Männer ziehen im Sommer für etwa drei Monate mit den Herden in nördlichere Gebiete, während Frauen und Kinder im Winterlager bleiben. Doch auch dieses wird oft nach ein paar Jahren gewechselt.

Da die Bororo Viehzüchter sind und die Bamoun Ackerbauern, ist ihr Verhältnis nicht immer ohne Konflikte. Da es keine Zäune gibt, kommt es nämlich manchmal vor, dass sich die Rinder an einem Feld gütlich tun. Glücklicherweise kommt es aber nie zu ernsthaften Auseinandersetzungen. Man versucht im Gegenteil, voneinander zu profitieren. Die Bororo verkaufen Milch und Dung, die Bamoun verkaufen alle anderen Lebensmittel und Gebrauchsgegenstände. Außerdem haben sie die Bororo mittlerweile soweit im Ackerbau unterwiesen, dass jede Familie zumindest ein kleines Stück Land für den Eigenbedarf bebaut. Die Bororo sind wie die Mehrzahl der Bamoun Muslime. Bis auf diese Gemeinsamkeit unterscheiden sie sich aufgrund ihrer unterschiedlichen Herkunft und Lebensweise jedoch sehr voneinander. Deshalb wird v.a. im nächsten Kapitel teilweise auf Besonderheiten bei den Bororo eingegangen.

5.2.8 Soziale Beobachtungen

5.2.8.1 Jugend

Da Mamovo nur über eine Grundschule verfügt, müssen ältere Schüler während der Schulzeit in benachbarte Orte wie Koutaba und Foumban zu Verwandten oder Bekannten ziehen. Dies betrifft vor allem die Jungen, denn sobald ein Mädchen die gesetzliche Schulpflicht im Alter von 16 Jahren erfüllt hat, wird sie auch während des Schuljahres aus der Klasse geholt. Dies gilt zumindest für die mehrheitlich islamische Bevölkerung des Dorfes, denn man gedenkt, durch eine anschließende Heirat vorehelichen Geschlechtsverkehr zu verhindern. Da die gesetzliche Kontrolle jedoch unzureichend ist, geht ein nicht unerheblicher Teil überhaupt nicht zur Schule. Vor allem die Kinder der Bororo besuchen nur selten die Schule.

Die Jugend Mamovos ist in einem Klub der “jungen Eliten Mamovos“ vereinigt. Sie veranstalten verschiedene Treffen und haben ein wegweisendes Ortsschild organisiert, das den Namen ihres Vereins trägt. Da die geteerte Landstraße etwa vier km vom Dorfrand entfernt ist und [20] andere Freizeitmöglichkeiten fehlen, ist das Treffen mit gleichaltrigen Freunden die einzige Zerstreuung. Dies führt zu einer guten Gemeinschaft der Jugend und des Dorfes insgesamt.

Ein weiterer Verein ist der Sparklub, deren Mitglieder jeden Samstag ihren Beitrag einzahlen. Jedes Mitglied hat einmal die Möglichkeit, über das gesammelte Geld zu verfügen. Hier sind Leute jeden Alters Mitglied. Die Sorge junger Männer ist vor allem die Finanzierung eines eigenen Hauses, ohne das sie nicht zum Familienvater aufsteigen können.

5.2.8.2 Arbeitende Bevölkerung

Die Dorfbewohner sind fast ausschließlich Bauern, zumindest im Nebenerwerb. Weitere im Dorf ausgeübte Berufe sind Iman, Priester, traditioneller Heiler und Verkäufer in der einzigen Bar bzw. in der Apotheke des Dispensaires. Andere Berufe, vor allem das Handwerk, werden nur in den Nachbarorten ausgeübt, die für die Berufstätigen schlecht erreichbar. Da nur ein Einwohner ein Auto besitzt, sind alle anderen auf das Taxi (meist Mofas, 300 F CFA = 0,95 DM[21] bis zur Teerstraße) oder evtl. auf das Fahrrad angewiesen, wenn sie nicht zu Fuß laufen möchten.

Die Feldarbeit beschränkt sich auf den Vormittag. Am Nachmittag wird normalerweise nicht gearbeitet. Während sich die Männer erholen, sind die Frauen mit der Essenszubereitung und der Kinderbetreuung beschäftigt.

5.2.8.3 Alte Leute

Der Anteil alter Leute ist in Mamovo erheblich geringer als in Bayangam. Dies liegt wahrscheinlich vor allem daran, dass ältere Kinder hier nicht in die Schule gehen können. Möglicherweise ziehen deshalb eher die Großeltern zu ihren Kindern in die Stadt. Die in Mamovo lebenden Alten sind so auf sich selbst angewiesen, von finanziellen Zuwendungen ihrer Kinder abgesehen. Soweit es ihre Kräfte erlauben, betätigen sie sich im Haushalt und auf dem Feld.

5.2.9 Religion

Der Großteil des Dorfes bekennt sich zum Islam. Zum Christentum bekennen sich lediglich 62 Gläubige, davon 29 Frauen. Obwohl die Religionszugehörigkeit großen Einfluss v. a. auf die Kindererziehung hat, sind Konflikte zwischen den Anhängern beider Religionen unbekannt.

5.2.10 Medizinische Versorgung

Bei Beginn der Umfrage war das neugebaute Dispensaire erst zwei Monate lang geöffnet.

Die Aufstellung einer Statistik war deshalb nicht möglich. Allerdings waren bereits fünf Fälle von Asthenie, also Erschöpfung durch unzureichende Nahrungsaufnahme, verzeichnet. Dieses Problem , das auch in Bayangam vorzufinden war, tritt besonders während wichtiger landwirtschaftlicher Perioden, wie Saat- und Erntezeit auf. Die Betroffenenarbeiten den ganzen Tag auf dem Feld ohne auf ihre eigene Versorgung mit Essen zu achten. Auftretende Erschöpfungssymptome werden dann oft falsch als Infektion interpretiert. Da in der Kultur der Bamoun ein Mann in der Küche nichts verloren hat, handelt es sich meist um Junggesellen, die aufgrund fehlender Fürsorge hierfür anfällig sind.

Vor der Eröffnung des neuen Dispensaires gingen die Einwohner ins Dispensaire von Mataba, das aufgrund mangelnder Ausrüstung als völlig unzureichend zu bewerten ist. Es ist vor allem auf Geburten eingestellt. In der Nähe von Mamovo liegt außerdem eine Leprastation, die Patienten aus weiten Teilen des Landes aufnimmt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[...]


[1] Homepage der Republik Kamerun, 1999

[2] FAO/SMIAR, 1999

[3] Regina Steinleitner, 1994, S. 11

[4] folgende Angaben aus: R. Fomenkry, M.B. Gwanfogbe, 1986, S. 50-54 u. 72-111 u. Regina Steinleitner, 1994, S. 125-133

[5] folgende Angaben aus: Regina Steinleitner, 1994, S. 160ff und Handbuch der Dritten Welt, Bd. 4, 1993, S. 449

[6] Handbuch der Dritten Welt, Bd. 4, 1993, S.457ff

[7] Worldbank, 1995, S. II

[8] Worldbank, 1995, S. II

[9] Regina Steinleitner, 1994, S.227

[10] Jeune Afrique économie, Edition hors série, Cameroun, Cap sur l’an 2000, 1996, S.192

[11] J. Criaud, 1992, S. 95f

[12] U.S. Agency for International Development, Macro International Inc., Food Security and Nutrition Monitoring Project, 1991, S.6-11

[13] Aussage über Besitz/Verfügbarkeit von elektr. Strom, Fernseher, Radio, Kühlschrank, Herd oder Ofen

[14] folgende Angaben (bis Punkt 5.1.2.3) aus: “Rapport monographique” von Julienne Tchwenegne, 1993, S. 2, 4, 6f

[15] Julienne Tchwenegne, 1993

[16] Bodenproben analysiert von der Bayr. Hauptversuchsanstalt für Landwirtschaft der TUM

[17] Angaben der Unterpräfektur von Bayangam

[18] Angaben der Unterpräfektur von Bayangam

[19] Bodenproben analysiert von der Bayr. Hauptversuchsanstalt für Landwirtschaft der TUM

[20] Die Anbaufläche der Avokadobäume ist unbekannt, da sie verstreut stehen

[21] alle Umrechnungen in DM sind in der gesamten Arbeit mit dem damaligem Kurs von 315 F CFA:1 DM berechnet

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2000
ISBN (eBook)
9783832453510
ISBN (Paperback)
9783838653518
DOI
10.3239/9783832453510
Dateigröße
14.8 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Technische Universität München – Agrarwissenschaften
Erscheinungsdatum
2002 (April)
Note
1,4
Schlagworte
einkommen gemüse lateritböden gesundheit
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Titel: Zusammenhang zwischen praktizierter Landwirtschaft und Ernährungssituation einer Bevölkerung
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