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Die Beurteilung von jungen Technologieunternehmen aus der Sicht von Venture Capital Gesellschaften

©2001 Diplomarbeit 110 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Gang der Untersuchung:
Die Diplomarbeit ist in zwei Hauptbereiche gegliedert. Im ersten Teil werden die Grundlagen der Venture Capital Finanzierung behandelt und im zweiten Teil, welcher den Schwerpunkt der Arbeit darstellt, wird die Beurteilung von JTU (jungen Technologie Unternehmen) untersucht.
Am Anfang wird zunächst aufgezeigt, welche Finanzierungsalternativen für JTU gegeben sind und welche Voraussetzungen für die Finanzierung durch Venture Capital bestehen. Es folgt ein internationaler Vergleich des Venture Capital Marktes und eine Beurteilung der gesamt- und einzelwirtschaftlichen Bedeutung von Venture Capital. Weiters wird eine Systematisierung der Anbieter von Venture Capital vorgenommen. Am Ende dieses Abschnitts werden Maßnahmen zur Risikosteuerung, sowohl beim Portfolio Unternehmen als auch bei der VCG, vorgestellt. Obwohl sich der erste Abschnitt nicht direkt mit der Beurteilung von JTU beschäftigt, haben die darin enthaltenen Themenbereiche eine Auswirkung auf die Beteiligungsentscheidung der VCG.
Der zweite Abschnitt konzentriert sich auf die Analyse der Erfolgs- und Risikopotentiale der JTU. Es wird dargestellt, wie ein strukturierter Investitions- bzw. Beteiligungsprozess aussehen könnte und auf welche Informationsquellen dabei zurückgegriffen werden kann. Es soll auch geklärt werden, welche Rolle der Wirtschaftsprüfer in diesem Beteiligungsprozess spielt. Anschließend werden die Entscheidungskriterien dargestellt, die im Beteiligungsprozess angewendet werden. Dabei wird vor allem die Bedeutung der qualitativen Kriterien betont und erörtert, durch welche Instrumente diese Kriterien fundiert werden können. Weiters wird untersucht, ob ein quantitativer Unternehmenswert für JTU ermittelt werden kann und welche Methoden dafür geeignet sind. Dieser Abschnitt endet mit einer zusammenfassenden Darstellung, in der aufgezeigt wird, wie eine ganzheitliche Beurteilung von potentiellen Beteiligungsunternehmen aussehen könnte.
Da jedoch von Praktikern, meist keine so strukturierte Bewertungssystematik angewendet wird, erfolgt abschließend eine kritische Würdigung der Vorgehensweise von Fondmanagern bei Beurteilung von JTU in der Praxis. Die Diplomarbeit endet mit einem Ausblick auf die notwendigen zukünftigen Entwicklungen bei der Beurteilung von JTU.

Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
ABKÜRZUNGSVERZEICHNISV
ABBILDUNGSVERZEICHNISVI
TABELLENVERZEICHNISVII
1.EINLEITUNG1
1.1Begriffsklärung3
1.2Aufbau der […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 5322
Mauerhofer, Andreas: Die Beurteilung von jungen Technologieunternehmen aus der Sicht von
Venture Capital Gesellschaften / Andreas Mauerhofer - Hamburg: Diplomica GmbH, 2002
Zugl.: Innsbruck, Universität, Diplom, 2001
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2002
Printed in Germany

III
INHALTSVERZEICHNIS
III
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
V
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
VI
TABELLENVERZEICHNIS
VII
1 EINLEITUNG
1
1.1 Begriffsklärung
3
1.2 Aufbau der Arbeit
7
2 DIE VENTURE CAPITAL FINANZIERUNG
8
2.1 Finanzierung von jungen Technologieunternehmen (JTU)
8
2.1.1 Voraussetzungen für die Finanzierung durch Venture Capital
10
2.1.2 Finanzierung in den verschiedenen Unternehmensphasen
12
2.2 Venture Capital
18
2.2.1 Der Venture Capital Markt im Vergleich
18
2.2.2 Wirtschaftliche Bedeutung von Venture Capital
20
2.2.2.1 Gesamtwirtschaftliche Bedeutung
20
2.2.2.2 Einzelwirtschaftliche Bedeutung
22
2.2.3 Systematisierung der Anbieter von Venture Capital
24
2.2.3.1 Quelle des Kapitals
24
2.2.3.2 Zielsetzung der Geldgeber
25
2.3 Risikomanagement der Venture Capital Gesellschaft
26
2.3.1 Risikosteuerung beim einzelnen Portfolio Unternehmen
26
2.3.1.1 Beteiligungsvertrag
27
2.3.1.2 Dokumentation
28
2.3.1.3 Garantien
29
2.3.1.4 Rechtsform
30
2.3.2 Risikosteuerung bei der Venture Capital Gesellschaft
31
2.3.2.1 Diversifikation
31
2.3.2.2 Spezialisierung
31
2.3.2.3 Syndication
32
I N H A L T S V E R Z E I C H N I S

IV
3 DIE BEURTEILUNG VON JUNGEN TECHNOLOGIEUNTERNEHMEN
33
3.1 Analyse der Unternehmung
34
3.1.1 Der Beteiligungsprozess
34
3.1.1.1 Kontaktaufnahme
35
3.1.1.2 Vorprüfung
36
3.1.1.3 Hauptprüfung
37
3.1.1.4 Due Diligence
40
3.1.1.5 Vertragsabschluß
41
3.1.1.6 Phase der Beteiligung
42
3.1.1.7 Desinvestition
44
3.1.2 Aufgaben des Wirtschaftsprüfers
45
3.1.3 Informationsquellen
46
3.1.3.1 Interne Quellen
46
3.1.3.1.1 Geschäftsplan
46
3.1.3.1.2 Präsentationen und Befragung
50
3.1.3.1.3 Betriebsbesichtigung
50
3.1.3.2 Externe Quellen
51
3.2 Entscheidungskriterien
52
3.2.1 Qualitative Kriterien
52
3.2.1.1 Management
55
3.2.1.2 Markt
59
3.2.1.3 Technologie
64
3.2.2 Quantitative Kriterien
68
3.2.2.1 Vergangenheitsbezogene Daten
68
3.2.2.2 Unternehmenswert
68
3.2.2.2.1 Kritische Würdigung der traditionellen Methoden
69
3.2.2.2.2 Marktorientierte Vergleichsmethode
75
3.2.2.2.3 Realoptionsbasierte Methode
77
3.2.3 Ganzheitliches Bewertungsmodell
84
3.2.4 Die Beurteilung von JTU in der Praxis
90
4 RESÜMEE
92
LITERATURVERZEICHNIS
VIII
EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG
XIV

V
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
BVCA
-
British Venture Capital Association
BVK
-
Bundesverband deutsche Kapitalbeteiligungsgesellschaften­ German
Venture Capital Association e. V
DCF
- Discounted Cash Flow
EK
-
Eigenkapital
EVCA
- European Venture Capital Association,
FGG
- Finanzierungsgarantie-Gesellschaft mbH
IPO
- Initial Public Offering (Erstemissio n)
IRR
- Internal Rate of Return (Interner Zinsfuss)
JTU
- junge Technologieunternehmen
NASDAQ - National Association of Securities Dealers Automated Quotation System
VC
- Venture Capital
VCG
- Venture Capital Gesellschaften

VI
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abbildung 1: Der Verlauf des Risikos, des Kapitalbedarfs und. der
Gewinnerwartung in den verschiedenen Unternehmensphasen... 14
Abbildung 2: Verteilung der Investition auf die Unternehmungsphasen... 17
Abbildung 3: Zufluss neuer Mittel und Investitionen in Europa... 18
Abbildung 4: Investitionsvolumen von Venture Capital in den einzelnen Märkten. 18
Abbildung 5: Performance der Fonds (in Großbritannien) nach Investitionsphase
im Vergleich zu S&P World, S&P Europe und Eigentum... 19
Abbildung 6: Anteil der Venture Capital Investitionen am Brutto Sozial Produkt... 21
Abbildung 7: Gründe für die Aufnahme von Beteiligungskapital ... 23
Abbildung 8: Der Investitionszyklus ... 34
Abbildung 9: Traditioneller Bewertungsprozess neuer Produkte ... 61
Abbildung 10: Analogie von Handelsbilanz und Technologiebilanz... 66
Abbildung 11: Wert der strategischen Realoption... 81
Abbildung 12: Beurteilungsprofil... 85
Abbildung 13: Zusammenfassende Darstellung... 88

VII
TABELLENVERZEICHNIS
Tabelle 1: Innovations-Prozeß-Zyklus-Modell der Unternehmensentstehung ... 16
Tabelle 2: Durchschnittlicher Investitionsbetrag in den einzelnen Phasen... 17
Tabelle 3: Jährliche Wachstumsraten Venture Capital finanzierter Unternehmen im
Vergleich zu den europäischen Top 500 ... 22
Tabelle 4: Bewertungsaktivitäten von VCG ... 38
Tabelle 5: Unterstützung außer der reinen Finanzierung (value added) ... 43
Tabelle 6: Kriterien die Bei der Investitionsentscheidung verwendet werden... 53
Tabelle 7: Werttreiber der Realoption... 79

1
1 EINLEITUNG
Für junge Technologieunternehmen ist eine ausreichende und adäquate Finanzierung
die Grundlage für eine erfolgreiche Geschäftsentwicklung. Jedoch ist gerade die Wachs-
tumsphase durch Liquiditätsengpässe und mangelnde sachliche Sicherheiten gekenn-
zeichnet. Diese Unternehmen haben große Schwierigkeiten, Kapitalgeber zu finden, da
es sehr aufwendig und kompliziert ist, die technischen und marktseitigen Risiken zu
bewerten. Auch aufgrund asymmetrischer Informationsverhältnisse (das Management
der junger Technologieunternehmen ist stets besser informiert) verhalten sich Investo-
ren zurückhaltend. Aus diesem Grund werden Kapitalpartner gesucht, welche bereit
sind, hohe Risiken einzugehen, ausreichend Kapital zur Verfügung stellen und keine
Dividendenansprüche während der Beteiligungsperiode stellen. Venture Capital Gesell-
schaften erfüllen diese Kriterien. Sie investieren in junge Unternehmen, die ein großes,
jedoch unsicheres Wachstumspotential haben. Durch die Kombination einer eingehe n-
den Beurteilung der Unternehmung vor dem Investment und einer intensiven Kontrolle
und Unterstützung während der Beteiligungsphase erhofft sich die Venture Capital Ge-
sellschaften am Ende des Beteiligungsverhältnisses einen überdurchschnittlich hohen
Gewinn.
1999 lag die Gesamtrendite des Topviertels der europäischen Risikokapital Fonds bei
97 %.
1
In den Vereinigten Staaten kamen Venture Capital Fonds im selben Jahr sogar
auf eine durchschnittliche Rendite von 165 %. Für 2001 wird in den USA jedoch nur
mehr eine Jahresrendite von 28,2 % prognostiziert.
2
Auch ist, laut dem PriceWaterho u-
seCoopers MoneyTree
T M
Report, seit Anfang 2000 das Investitionsvolumen von Ven-
ture Capital Gesellschaften in den USA um ca. 30 % zurückgega ngen.
3
Der Venture Capital Boom hat Anfang 2000 in den USA wahrscheinlich seinen Höhe-
punkt erreicht. Die allgemeine Marktlage für Technologieunternehmen hat sich auch in
Europa verschlechtert.
4
Wachstumsbörsen wie ,Nasdaq' und ,Neuer Markt' erlitten im
Jahr 2000 Verluste. Dadurch ergeben sich für Venture Capital Gesellschaften erhebliche
Probleme. Börsengänge von Portfolio Unternehmen sind nur erschwert möglich und
1
vgl. EVCA (update 15 2000) S. 2
2
vgl. NVCA (Pressemitteilung 2001) online Dokument
3
vgl. PriceWaterhouseCoopers (2001) online Dokument
4
vgl. EVCA (Press Releases 2001) S. 2ff

2
bringen weniger Einnahmen und auch institutionelle Investoren plazieren weniger Kapi-
tal in Venture Capital Fonds. Einnahmenüberschüsse von durchschnittlich 100 % (1998)
und 40 % (1999) gehören der Vergangenheit an.
5
Durch die geringere Liquidität ihrer
Fonds müssen Venture Capital Gesellschaften nun effizienter mit ihren Ressourcen um-
gehen. Eine intensivere und systematischere Beurteilung potentieller Beteiligungsunter-
nehmen gewinnt nun wieder an Bedeutung.
Problemstellung:
Es ist erstaunlich, dass ein relativ hoher Prozentsatz (20 %) der Venture Capital finan-
zierten Unternehmen scheitern und das weitere 20 % der Portfolio Unternehmen keine
Rendite bringen.
6
Es wird davon ausgegangen, ,,dass auf zehn Engagements lediglich in
ein bis zwei Fällen mit einem größeren Erfolg gerechnet werden kann."
7
Man erhofft
sich, dass die Einnahmenüberschüsse dieser wenigen erfolgreichen Unternehmen die
Verluste der erfolglosen Investitionen decken und zu einer relativ hohen Gesamtrendite
beitragen. Vor allem junge Technologieunternehmen sind durch ihre neuartigen Produk-
te mit einem höheren Grad an Unsicherheit verbunden, dadurch ist das potentielle Ris i-
ko als auch der zu erwartende Ertrag schwer einzuschätzen. Es kann also davon ausge-
gangen werden, dass Venture Capital Gesellschaften große Probleme bei der Beurtei-
lung potentieller Beteiligungsobjekte haben.
Zielsetzung
In dieser Diplomarbeit soll nun aus der Sichtweise von Venture Capital Gesellschaften
die Beurteilung von jungen Technologieunternehmen untersucht werden. Es soll aufge-
zeigt werden, welche Methoden es in Theorie und Praxis gibt, um die zukünftigen Po-
tentiale und Risiken von möglichen Beteiligungsunterne hmen, als Grundlage für die
Investitionsentscheidung von Venture Capital Gesellschaften, zu beurteilen. Weiters
wird untersucht, mit welchen Problemen speziell bei der Beurteilung von jungen Tech-
nologieunternehmen zu rechnen ist. Der Schwerpunkt der Arbeit konzentriert sich zum
Einen auf die Darstellung des Beurteilungsprozesses, da hier die bestehenden und zu-
künftigen Risiken erkannt und analysiert werden und zum Anderen auf die verschiede-
nen Beurteilungskriterien, welche schließlich für die Finanzierungsentscheidung aus-
schlaggebend sind.
5
vgl. PriceWaterhouseCoopers (2001) S. 2
6
vgl. Zacharakis, A., L., Meyer, D., G., (2000) S. 323
7
Vokart, R., Lautenschlager, P., (1998) S. 156

3
1.1 Begriffsklärung
Venture Capital
Der Begriff ,Venture Capital' kommt aus dem angloamerikanischen Sprachraum. Es
existieren eine Fülle von deutschen Übersetzungen dieses Begriffes: Chancenkapital,
Risikokapital, Wagniskapital, Wachstumskapital und Beteiligungskapital. Bis jetzt hat
sich auch noch keine allgemein anerkannte Definition herausgebildet, dies liegt im we-
sentlichen an zwei Ursachen:
8
1. Diese Finanzierungsform ist im deutschen Sprachraum noch relative jung und wis-
senschaftlich nicht gesichert.
2. Der Begriff Venture Capital ist nicht das Ergebnis theoretischer Denkprozesse, son-
dern eine Entwicklung aus der Praxis.
Im Folgenden werden einige Definitionsversuche dargestellt:
·
Nach der Definition des ,Bundesverbandes deutscher Kapitalbeteiligungsgesell-
schaften' (BVK) sind unter Beteiligungskapital ,,Eigenkapital oder eigenkapitalähn-
liche Mittel zu verstehen, die von außerhalb des organisierten Kapitalmarktes in Un-
ternehmen eingebracht werden. Diese Kapitaleinlage ist mit Kontroll-, Informations-
und Mitentscheidungsrechten sowie zum Teil mit einer Managementunterstützung
durch den Investor verbunden."
9
·
Nach Schmidt/Willms bedeutet Venture Capital im weitesten Sinne ,,die Zurverfü-
gungstellung von Mitteln in Form von Eigenkapital oder langfristigem Fremdkapital
für kleine und mittlere Betriebe mit einem hohen Wachstumspotential, aber ohne
ausreichende Sicherheiten für einen Bankkredit. ,,Im engsten Sinne bedeutet Ven-
ture Capital Gründungs-, Start- und Wachstumsfinanzierung von jungen Unterne h-
mungen in der Hightech Branche in der Form der Eigenkapitalfinanzierung, komb i-
niert mit Managementberatung und der Zielsetzung der Maximierung des Unter-
nehmungswertes und der frühestmöglichen Veräußerung der Kapitalanteile."
10
·
Lorenz definiert Venture Capital ,,as long-term, equity-based risk finance where the
primary reward for the investor is capital gain."
11
8
vgl. Pichotta, A., (1990) S. 9
9
Frommann, H., (1992) S. 29
10
Schmidt, R. H., Willms, M., (1987) zitiert in: Pichotta, A., (1990) S.9
11
Lorenz, A., (1989) S. 5

4
Die Definition von Venture Capital variiert von Land zu Land. Die Begriffe Venture
Capital und Private Equity werden oft als austauschbar angesehen, dies ist jedoch sehr
problematisch. Denn Private Equity beinhaltet die Finanzierung privater Unternehmen
in der Form von ,nicht börslichem' Kapital, dies inkludiert Venture Capital und die Fi-
nanzierung von Management buyouts und Management buyins (MBO/MBIs). Somit ist
Venture Capital nur eine spezielle Form des Private Equity, welche sich typische rweise
nur auf die Eigenkapitalfinanzierung von jungen Unternehmen in der Vorgründungs-,
Gründungs-, Entwicklungs- und Wachstumsphase bezieht. Diese strikte Unterscheidung
wird vor allem in den USA vorgenommen. In Europa wird regelmäßig die Finanzierung
von MBO/MBIs auch als Venture Capital Finanzierung verstanden.
12
Zusammenfassend kann man sagen, dass Venture-Capital durch folgenden Merkmale
charakterisiert werden kann:
·
Zeitlich beschränkte Eigenkapitalbeteiligung (3 bis 7 Jahre)
·
an noch nicht emissionsfähigen Unternehmen,
·
in der frühen Wachstumsphase,
·
mit innovativen Produkten
·
Eingehende Beurteilung der Beteiligungsunternehmung
·
Kaum sachliche Sic herheiten
·
Hohe Rendite- und Risikoerwartung
·
Keine laufende Verzinsung
·
Realisierung der Wertsteigerung durch Verkauf der Anteile
·
Meist mit aktiver Managementunterstützung
Aufgrund der Begriffsvielfalt wird in dieser Arbeit der englische Begriff ,Venture-
Capital' verwendet werden, wobei Venture Capital durch die oben dargestellten Merk-
male definiert sein soll.
12
vgl. Baygan, G., Freudenberg, M., (2000) S. 12 ff; sowie Europäische Kommission (1999), S. 4

5
Venture Capital Gesellschaften (VCG)
Venture Capital Gesellschaften (im folgenden mit VCG abgekürzt) sind Intermediäre,
welche eine Vermittlerrolle zwischen risikobereiten Investoren und Unternehmen mit
hohem Wachstumspotential inne haben. In den Guidelines der Interessensvertretung al-
ler europäischen VCG (EVCA - European Venture Capital Association) werden VCG
folgendermaßen definiert: ,,A Venture Capital Company is the corporate entity which
advises and/or is responsible for managing the investment capital supplied to it by the
Funders. It undertakes or makes recommendations about the selection and monitoring of
investments and the divestment process."
13
Ihre Aufgabe besteht aus der Gewinnung
von Investoren, der Beurteilung und Selektierung von Beteiligungsunternehmen, der
Kontrolle dieser Unternehmen während der Investmentphase und der Unterstützung im
Desinvestmentprozess.
Junge Technologieunterne hmen (JTU)
Junge Technologieunternehmen (im folgenden mit JTU abgekürzt) sind kleine, gegebe-
nenfalls noch zu gründende Firmen mit innovativen Produkten, die in der Technologie-
branche tätig sind. Es handelt sich dabei meist um Unternehmen aus dem Sektor der In-
formations-, Kommunikations-, Biotechnologie und aus dem Elektroniksektor.
14
Ple-
schak und Wupperfeld definieren JTU folgendermaßen: ,,Junge Technologieunterneh-
men sind neugegründete oder am Anfang ihres Lebenszyklus befindliche Unterne hmen,
deren Geschäftsfelder vor allem durch neue Produkte, neue Verfahren oder innovative
Dienstleistungen gekennzeichnet sind."
15
McNally betont neben der technologischen
Perspektive auch noch den volkswirtschaftlichen Nutzen von JTU: "Techno logy-based
firms (TBFs), defined as firms whose activities embrace a significant technology com-
ponent as a major source of competitive advantage, are usually seen as an important
source of product and process innovations, new employment creation and export sales
growth."
16
Es geht also um Unternehmen, deren Hauptgeschäftsbereich eine signifikan-
te Technologiekomponente beinhaltet und dadurch einen Wettbewerbsvorsprung haben.
JTU bringen Produkt- und Prozessinnovationen hervor, wobei das konstituierende
Merkmal der Innovation ihr Neuigkeitsgrad ist.
17
13
EVCA (Guidelines 1999) S. 46
14
vgl. BVCA (1999) S. 7
15
Pleschak, F., Wupperfeld, U., (1995) S. 4
16
McNally, K., (1997) S. 45
17
vgl. Pichotta, A., (1990) S.15

6
In dieser Arbeit werden JTU als
·
neugegründete oder am Anfang ihres Lebenszyklus befindliche Unternehmen,
·
welche Produkt- und/oder Prozessinnovationen hervorbringen,
·
die von der Unternehmung selbst entwickelt wurden und
·
rechtlich geschützt sind
definiert.
Portfolio Unternehmen
Unternehmen, welche von der VCG finanziert und in deren Fonds aufgenommen wur-
den, werden als Portfolio Unternehmen bezeichnet. Portfolio Unternehmen verfügen
über ein Erfolgspotential, welches durch eigene Mittel des Unternehmensgründers nicht
in ein marktfähiges Produkt umgesetzt hätten werden können. Neben der notwendigen
finanziellen Unterstützung erhalten Portfolio Unternehmen von den VCG auch eine Un-
terstützung im Management. Portfolio Unternehmen können nur über eine gewisse Zeit-
spanne im Fonds verbleiben, Ziel ist ein gewinnbringender Verkauf.
Venture Capital Manager/Fondsmanager
"A Venture Capital Manager is a person (a venture capitalist) or team responsible for
managing the investment capital which has been supplied to the Venture Capital Com-
pany by the Founders."
18
Der Venture Capital Manager oder auch Fondsmanager ist für
das Management des von den Kapitalgebern zur Verfügung gestellten Kapitals verant-
wortlich. Er ist das ausführende Organ der VCG.
18
EVCA (Guidelines 1999) S. 47

7
1.2 Aufbau der Arbeit
Die Diplomarbeit ist in zwei Hauptbereiche gegliedert. Im ersten Teil werden die
Grundlagen der Venture Capital Finanzierung behandelt und im zweiten Teil, welcher
den Schwerpunkt der Arbeit darstellt, wird die Beurteilung von JTU untersucht.
Am Anfang soll zunächst aufgezeigt werden, welche Finanzierungsalternativen für JTU
gegeben sind und welche Voraussetzungen für die Finanzierung durch Venture Capital
bestehen. Es folgt ein internationaler Vergleich des Venture Capital Marktes und eine
Beurteilung der gesamt- und einzelwirtschaftlichen Bedeutung von Venture Capital.
Weiters wird eine Systematisierung der Anbieter von Venture Capital vorgenommen.
Am Ende dieses Abschnitts werden Maßnahmen zur Risikosteuerung, sowohl beim
Portfolio Unternehmen als auch bei der VCG, vorgestellt. Obwohl sich der erste Ab-
schnitt nicht direkt mit der Beurteilung von JTU beschäftigt, haben die darin enthalte-
nen Themenbereiche eine Auswirkung auf die Beteiligungsentscheidung der VCG.
Der zweite Abschnitt konzentriert sich auf die Analyse der Erfolgs- und Risikopotentia-
le der JTU. Es wird dargestellt, wie ein strukturierter Investitions- bzw. Beteiligungs-
prozess aussehen könnte und auf welche Informationsquellen dabei zurückgegriffen
werden kann. Es soll auch geklärt werden, welche Rolle der Wirtschaftsprüfer in diesem
Beteiligungsprozess spielt. Anschließend werden die Entscheidungskriterien dargestellt,
die im Beteiligungsprozess angewendet werden. Dabei wird vor allem die Bedeutung
der qualitativen Kriterien betont und erörtert, durch welche Instrumente diese Kriterien
fundiert werden können. Weiters wird untersucht, ob ein quantitativer Unternehmens-
wert für JTU ermittelt werden kann und welche Methoden dafür geeignet sind. Dieser
Abschnitt endet mit einer zusammenfassenden Darstellung, in der aufgezeigt wird, wie
eine ganzheitliche Beurteilung von potentiellen Beteiligungsunternehmen aussehen
könnte.
Da jedoch von Praktikern, meist keine so strukturierte Bewertungssystematik angewen-
det wird, erfolgt abschließend eine kritische Würdigung der Vorgehensweise von
Fondmanagern bei Beurteilung von JTU in der Praxis. Die Diplomarbeit endet mit ei-
nem Ausblick auf die notwendigen zukünftigen Entwicklungen bei der Beurteilung von
JTU.

8
2 DIE VENTURE CAPITAL FINANZIERUNG
2.1 Finanzie rung von jungen Technologieunternehmen (JTU)
Wachstumsorientierte JTU haben einen enormen Kapitalbedarf. Um das hohe Innovati-
onsniveau zu erreichen sind die Ausgaben für Forschung und Entwicklung relativ hoch.
Des weiteren sind Marktforschungsaktivitäten notwendig, um die Bedürfnisse der Kun-
den zu evaluieren. Dies führt dann zu umfangreichen Marketingaktivitäten, damit das
innovative Produkt auch einen gewissen Bekanntheitsgrad bei seiner potentiellen Käu-
ferschicht bekommt. JTU müssen zumindest genau so schnell wachsen wie ihr Markt-
segment um wenigstens den Marktanteil zu halten. Meist ist auch der Aufbau bestimm-
ter Fertigungsanlagen notwendig, um das Produkt auch in größeren Serien produzieren
zu können. Dies alles erfordert Kapital, welches dem Unternehmen langfristig zur Ver-
fügung stehen muss. Grundsätzlich wird ein JTU ihren Finanzbedarf nicht durch Inne n-
finanzierung decken können, denn die Gewinne, wenn überhaupt welche vorhanden
sind, können kaum den hohen Kapitalbedarf in der Wachstumsphase decken. Es ist des-
halb eine Außenfinanzierung durch Eigen- oder Fremdkapital nötig.
Für den Kapitalgeber ergeben sich bei der Finanzierung von JTU folgende Probleme:
19
·
Unsichere zukünftige Entwicklung
·
Geringe Stabilität der finanziellen Ergebnisse
·
Geringe Selbstfinanzierungskraft
·
Gefahr eines Totalverlustes
·
Kaum sachliche Sicherheiten
·
Principal/Agentprobleme
·
Assymetrische Information
·
Mangel an geeigneten Bewertungsverfahren
19
vgl. Spremann, K., (1998) S. 132

9
Die klassische Fremdkapitalfinanzierung scheint bei stark wachstumsorientierten Un-
ternehmen nicht geeignet. Eine wichtige Aufgabe der Banken ist es, die Einlagen ihrer
Kunden zu schützen. Deshalb sind sie bestrebt, vorwiegend sichere Kredite (Risikover-
meidungshypothese) zu vergeben und auch die Bonität der Kreditwerber sollte mit mög-
lichst geringem Aufwand (Aufwandvermeidungshypothese) geprüft werden können.
20
Bei der klassischen Kreditgewährung geht es um die Finanzierung von Vermögensteilen
und nicht um die Abdeckung des unternehmerischen Risikos. Die Kosten des Fremdka-
pitals stellen die vereinbarten Zinsen dar.
JTU weisen jedoch ein asymmetrisches Risikoprofil auf. Falls das finanzierte Unter-
nehmen scheitert, erleidet die Bank einen mehr oder weniger großen Vermögensverlust,
jedoch beim Erfolg des Unternehmens erhält der Kreditgeber lediglich die festgesetzten
Zinsen und den Rückzahlungsbetrag.
21
Aus finanzwirtschaftlicher Sicht weist dieser
Payoff zwischen Ertrag und Risiko einen optionsähnlichen Charakter auf. Durch die
Kreditgewährung wird somit auch gleichzeitig das Verlustpotential limitiert. Weiters
spielt die erschwerte Bonitätsprüfung von JTU bei der Kreditvergabe und Konditions-
gestaltung eine wichtige Rolle.
22
Auf Grund der hohen Volatilität der Gesamtkapital-
rendite (ROI) muss der Fremdkapitalzinssatz höher angesetzt werden, um dem Risiko-
gehalt in marktgerechter Art zu entsprechen, dadurch steigen die finanzierungsseitigen
Fixkosten. Dieser hohe Fremdkapitalzinsanteil führt zu einer, für JTU unangenehmen,
Definanzierungswirkung, was gerade in der Wachstumsphase unerwünscht ist.
Nach diesen Überlegungen wird klar, dass der klassischen Fremdkapitalfinanzierung bei
JTU Grenzen gesetzt sind. Es sind also innovative Finanzierungsinstrumente notwendig,
um diesen Kapitalengpass zu decken.
20
vgl. Spremann, K., (1998) S. 31 ff
21
vgl. Vokart, R., Lautenschlager, P., (1998) S. 152
22
vgl. Vokart, R., Lautenschlager, P., (1998), S. 153

10
Um in der Aufbauphase eine unerwünschte Definanzierungswirkung zu verhindern,
sollte ein Finanzierungsinstrument gewählt werden, welches das Unternehmen in der
Anlaufphase nicht mit Liquiditätsabflüssen (Zinsen, Dividenden, Tilgung) belastet. Am
besten geeignet dazu ist die Venture Capital Finanzierung. Der Kapitalgeber ist an den
Chancen und Risiken beteiligt, er spekuliert auf die zukünftige Wertsteigerung seines
Investments.
Durch die eben geschilderte Kritik an der klassischen Fremdkapitalfinanzierung soll je-
doch nicht der Eindruck erweckt werden, dass JTU nicht die Vorzüge der Kreditfinan-
zierung nützen sollten. Wichtig ist eine wachstums- und risikoadäquate Finanzierung.
Fremdkapital kann als Hebel (à Leverageeffekt) eingesetzt werden um die Gesamtka-
pitalrendite zu erhöhen. Die durch Venture Capital finanzierte Unternehmen sollten die
Chance des gestiegenen ,Bonitätsimages' nützen, denn die Banken sehen den Einstieg
einer VCG als positives Signal.
2.1.1 Voraussetzungen für die Finanzierung durch Venture Capital
Venture Capital steht nicht für alle Unternehmen zur Verfügung und ist auch nicht für
alle Unternehmen geeignet. Auf der Kapitalgeberseite hängt dies vor allem von der Art
des Kapitalgebers, vom Branchenschwerpunkt, von der Unternehmensphase und von
finanzwirtschaftlichen Überlegungen ab. Die Zielsetzungen der Unternehmer auf der
anderen Seite hingegen sind vielschichtiger. Neben den betriebswirtschaftlichen Über-
legungen (optimale Finanzierung, Gewinn, Marktanteil, usw.) spielen auch persönliche
Ziele (Eigenständigkeit, Gestaltungsfreiheit, Eitelkeit, usw.) eine Rolle.
VCG stellen meist relativ allgemein gefasste Mindestanforderungskriterien an ein po-
tentielles Beteiligungsunternehmen. Neben der Aussicht auf überdurchschnittliche Re n-
diten konnten, nach einer Analyse der Anforderungskriterien von zehn VCG
23
, folgende
Basiskriterien festgestellt werden:
23
Folgende Unternehmen wurden analysiert: 3i, http://www.3i.com/germany/tech/index.htm; Deutsch
Venture Capital GmbH, http://www.dgib.de/erwartung.html; Earlybride, http://www.earlybird-
vc.com/deutsch/home/start.htm; Technologieholding,
http://www.technologieholding.de/DEUTSCH/3Kontakt/3frame.htm; TFG Venture Capital AG,
http://www.tfg.de/index2.php3; VCF AG - Venture Capital Finance, http://www.vcf.ch/; BA-TFV,
http://www.ba-tfv.at/fopro/fopro.htm; Invision AG, http://www.invision.ch/investit.html; Amadeus Capi-
tal Partners Ltd., www.amadeuscapital.com; SME Venture Capital KG, http://www.sme-consulting.de;
INVEST EQUITY Beteiligungs-AG, http://www.investequity.at;
[Stand: 25.03.2001]

11
Marktabhängig:
·
Gute Wachstumsaussichten (internationale Skalierbarkeit) des Unternehmens
und des Marktes
·
Marktnische
·
Alleinstellungsmerkmale
·
Markteintrittsbarrieren
·
Wettbewerbsvorteil
·
Fassbarer Kundennutzen
Produktabhängig:
·
Besitz der Technologie
·
technische Machbarkeit
Managementabhängig:
·
kaufmännisches und technisches Fachwissen des Managements
·
gemeinsames Ziel, eine nachhaltig erfolgreiche, börsenreife oder anderweitig
veräußerbare Unternehmung aufzubaue n
·
Akzeptanz des Venture Capital Partners
·
Bereitschaft zur uneingeschränkten unternehmerischen Transparenz
Investorabhängig:
·
Frühe Unternehmensphase
·
Attraktive Exit Möglichkeiten
·
Fundiertes Unternehmenskonzept
·
Investitionssumme
·
Branche
Diese Kriterien werden zwar oft als Basisvoraussetzungen, welche bei einer Beteiligung
unbedingt erfüllt sein müssen, bezeichnet sie stellen jedoch so zu sagen nur die
,Wunschvorstellungen' der VCG dar, welche von den JTU meist nicht alle erfüllt wer-
den können. Deshalb werden sich VCG in der Praxis auch nicht immer strikt an diese
Kriterien halten, vor allem dann nicht, wenn das Investitionsobjekt aus finanzie llen
Gründen äußerst begehrenswert erscheint.
24
24
vgl. Fried, H., V., Hisrich, R., D., (1994) S. 32

12
2.1.2 Finanzierung in den verschiedenen Unternehmensphasen
Je nach Reifephase der Unternehmung wird zwischen der Finanzierung von jungen oder
in Gründung befindlichen Unternehmen und bereits etablierten Unternehmen unter-
schieden. Der Bereich, der sich mit der Finanzierung von Unternehmensgründungen
oder jungen Unternehmen befasst, wird ,Early-Stage'-Finanzierung genannt.
Den Early-Stage-Bereich kann man in drei unterschiedliche Finanzierungsphasen eintei-
len:
a) Seed Financing: Dies ist die Finanzierung der Ausreifung und Umsetzung einer Idee
in verwertbare Resultate, bis hin zum Prototyp. Auf Basis dieser Idee wird ein Ge-
schäftskonzept für ein zu gründendes Unternehmen erstellt. Diese Phase wird über-
wiegend durch Finanzmittel des Unternehmers und öffentliche Fördermittel finan-
ziert. Das Risiko ist in dieser Unternehmensphase am größten, jedoch ist das
Wachstumspotential in der Gründungsphase am stärksten ausgeprägt. Das Verhält-
nis von eingesetztem Kapital zu potentiellem Gewinn ist hier am größten.
b) Start-Up-Finanzierung: Bei der Gründungsfinanzierung wird Beteiligungskapital für
die Gründungsphase des Unternehmens zur Verfügung gestellt. Das eingesetzte Ka-
pital finanziert die Entwicklung der Innovation bis zur Produktionsreife und auch
die Produktionsvorbereitung. Den Ausgaben stehen noch keine Einnahmen gege n-
über.
c) First-Stage-Finanzierung: In dieser Phase wird Beteiligungskapital für die Produkti-
onsaufnahme und die Markteinführung der Innovation zur Verfügung gestellt. Es
muss eine Vertriebsorganisation aufgebaut werden und es müssen Marketingmaß-
nahmen eingeleitet werden. Dann stellt sich erst heraus, ob die Innovation vom
Markt angenommen wird, ob die Produktion funktioniert und ob das Produkt die
Erwartungen der Kunden erfüllt.

13
Die zweite Phase des Beteiligungsgeschäftes wird ,Expansion-Stage' genannt. Das Be-
teiligungskapital fließt hierbei in schon etablierte Unternehmen. Diesen Unternehmen
wird für unterschiedliche Anlässe Kapital zur Verfügung gestellt:
a) Second und Third stage Finanzierung: Das betreffende Unternehmen hat den break-
even-point erreicht und ist dabei Gewinne zu erwirtschaften. Die Geldmittel werden
zur Finanzierung von zusätzlichen Produktionskapazitäten, Produktdiversifikation
oder Marktausweitung und/oder für weiteres ,working capital' verwendet.
b) Bridge financing: Es handelt sich hier um eine Kapitalbeteiligung in der Vorstufe
zum Börsengang (pre IPO). Die Finanzierung von Unternehmensübernahmen (voll-
ständig oder teilweise) durch das eigene Management (Management Buy Outs),
durch externes Management (Management Buy In) oder durch Dritte ohne Beteili-
gung des Mana gements steht hier im Mittelpunkt. Hierunter fällt auch das weite
Feld der Nachfolgeregelung von Unternehmen. Eine weitere Sonderform ist der
Spin-off, bei dem Produktideen, die für Großunternehmen unrentabel erscheinen,
von den Industriemanagern in neugegründeten Unternehmen realisiert werden.
Auch die Finanzierung von Unternehmensumstrukturierungen (Turn around) fällt in
den Bridgebereich. All diese Formen haben bei der Prüfung der Beteiligungswür-
digkeit den elementaren Vorteil, dass die Geschäftsführung eine langjährige beruf-
liche Erfahrung vorweisen kann und dass das Unternehmen meist schon länger e-
xistiert.
Die dritte Phase in dieser Systematisierung ist die Diversifikationsphase, welche den
Ausstieg der VCG aus der Beteiligung beinhaltet:
Divestment: Die VCG realisiert nun den Unternehmenswert. Das Beteiligungsun-
ternehmen kauft die Anteile zurück (Buy back) oder es wird über die Börse (IPO)
oder an Dritte (Trade Sale) verkauft. Bei einer negativen Unternehmensentwicklung
kann es zur Liquidation oder Ab schreibung kommen. Die Desinvestition wird in
Kapitel 3.1.1.7 noch detaillierter bearbeitet.
Die Unternehmensphase, in der sich das JTU zum Zeitpunkt der Beurteilung befindet,
hat für die Investitionsentscheidung eine große Bedeutung, denn von ihr hängt die Fi-
nanzierungsdauer und das Finanzierungsvolumen ab. Auch das Risikopotential und die
Ertragschancen sind von der Phase der Unternehmungsentwicklung abhängig. Für VCG

14
sind vor allem die frühen Phasen der Unternehmensentstehung interessant, weil hier im
Erfolgsfall die höchsten Renditen zu erzielen sind. Jedoch unter dem Gesicht spunkt der
Unternehmensbeurteilung ist gerade der Early Stage Bereich durch die größten Risiken
gekennzeichnet, denn diese Phase ist aufgrund der hohen Datenunsicherheit am schwie-
rigsten zu bewerten. Es stehen kaum vergangenheitsbezogene Daten zur Verfügung, es
mangelt an dinglichen Sicherheiten und der Unternehmenswert besteht lediglich aus un-
sicheren, abdiskontierten, zukünftigen Erfolgserwartungen. Dies kann nur durch eine
sorgfältige Informationsbeschaffung, durch gewissenhafte Marktanalysen und durch das
,Fingerspitzengefühl' der Fond Manager reduziert werden.
Im Rahmen der Entwicklung der Unternehmung verändert sich das Risiko/Ertragsprofil,
der Kapitalbedarf und die Gewinnerwartung. Abbildung 1 zeigt einen idealtypischen
Verlauf des Risikos, des Kapitalbedarfs und der Gewinnerwartung in den verschiedenen
Unternehmensphasen.
Die aufgezeigte Entwicklungskurve des Gewinns wird in der Realität natürlich nicht
immer genau diese Form annehmen. Einerseits gibt es Unternehmen, die den Schritt in
die Gewinnzone nie erreichen oder zumindest ein geringeres Gewinnwachstum aufwei-
sen. Andererseits besteht durchaus die Möglichkeit, dass sich Unternehmen durch ein
höheres Gewinnwachstum auszeichnen. Im allgemeinen aber geht man davon aus, dass
Venture Capital finanzierte Unternehmen überdurchschnittliche Wachstums- bzw.
Marktchancen aufweisen. Auch der Verlauf der Kurve des Kapitalbedarfs ist eine ideal-
Abbildung 1: Der Verlauf des Risikos, des Kapitalbedarfs und der Gewinnerwa r-
tung in den verschiedenen Unternehmensphasen
Quelle: vgl. Pichotta, A., (1990) S. 30

15
typische Darstellung, es kann vor allem in der Gründungsphase zu einem erhöhten Ka-
pitalbedarf kommen.
Die folgende Tabelle zeigt, in einer kompakten Form, welche Phasen Unternehmen von
ihrer Entstehung bis zu ihrer Reife durchlaufen. Diese sind charakterisiert durch be-
stimmte Aktivitäten, Managementaufgaben, Probleme und organisatorische Verände-
rungen.

16
Innovations-
prozessphase
Interner Innovationsprozess
Externer Innovationsprozess = Produktlebenszyklus
Gründungsphase (early stage)
Wachstumsphase
(expansion stage)
Diversifi-
katonsphase
Unternehm-
ensentwick-
lungsph asen
seed stage
startup stage
first stage
second stage third stage
divestment
Kennzeichen
Gründungs-
idee
+
Entwicklungs-
konzept
+
Ideenbe-
wertung
-
Gründung
vollzogen
-
Produktent-
wicklung
(Prototyp)
-
Produktions-
vorbereitung
-
Marketing-
konzept
-
Serien-
fertigung
-
Markteintritt
-
Markter-
schließung
-
erste Expan-
sionsphase
-
Ausbau von
Vertriebs-
wegen
-
Break-Even-
Punkt über-
schritten
-
Ausnutzen
vorhandener
Markt-
potentiale
Reifephase
EK-geber
werden ausge-
löst
Struktur-
elmente
Gründer-
person/-team
keine Organi-
sation
kein Personal
kein Standort
-
Gründer-
person/-team
-
Mitarbeiter
-
Standort
-
informale
Organisati-
onsstruktur
-
Produktions-
mittel
-
Mitarbeiter-
zahl nimmt
langsam zu
-
Aufbau von
Vertriebswe-
gen
-
Mitarbeiter-
zahl nimmt
zu
-
Organisation-
sstruktur
wächst
-
Lagerbe-
stände
-
höhere Kom-
plexität
Erweiterung
von Produkti-
onsanlagen
und Marke-
ting-
bemühungen
abhängig von
Produkterfolg
Finanzierung Eigenmittel
Fördermittel
Kredite
Venture Capi-
tal
weitere För-
dermittel
Venture Capi-
tal
weitere För-
dermittel
Venture Capi-
tal
Kredite
Gewinne
-
zunehmend
Kredite
-
öffentlicher
Kapitalmarkt
-
Gewinne
abhängig von
weiterem Pro-
dukterfolg
Probleme
Ideen und
Marktab-
schätzung
Finanzierung
Zeitein-
schätzung
Finanzierung
Personalsuche
unternehmer-
ische Fähig-
keiten
hoher Kapital-
bedarf
Anschluß-
finanzierung
Komplexitäts-
bewältigung
Personalsuche
Imitatoren
Imageaufbau
Wachstums -
schwellen
Weiterent-
wicklungs-
konzepte Or-
ganisati-
onsprobleme
Tabelle 1: Innovations -Prozeß-Zyklus-Modell der Unternehmensentstehung
Quelle: Laub, U. D.,(1991) S. 28

17
In der nun folgenden Aufstellung werden die durchschnittlichen Investitionsbeträge pro
Unternehmen nach Unternehmensphasen aufgegliedert. Die Daten basieren auf den An-
gaben der Mitgliedsunternehmen der EVCA. Auffallend ist, das selbst schon in den sehr
frühen Phasen erhebliche Summen investiert werden.
1998
1999
seed
648.000
775.000
start-up
709.000
770.000
expansion
1.4 Million
1.6 Million.
buyout
4.7 Million
7.5 Million
Tabelle 2: Durchschnittlicher Investitionsbetrag in den einzelnen Phasen in
Europa
Quelle: EVCA (update 16 2000) S. 2
Über 50 % ( 13.2 Milliarden) des 1999 in Europa investierten Betrages wurde für
MBOs verwendet (s. Abbildung 2). Wenn man jedoch die Anzahl der Investitionen be-
trachtet ist die Expansionsstufe die größte Kategorie (4.632 Investitionen, das sind
41 %), die zweit größte Kategorie sind Start-ups mit 3.599 Transaktionen. Die in dieser
Arbeit vorgestellten Beurteilungsmethoden für JTU sind vor allem für diese beiden Un-
ternehmensphasen geeignet.
Österreich
1%
15%
26%
0%
58%
Europa
1%
6%
35%
8%
50%
Seed
Start-up
Expansion
Replacement
capital
Buy-out
Abbildung 2: Verteilung der Investition auf die Unternehmungsphasen
Quelle: BVK (Nachrichten 1998) S. 20
VC Investitionen in 1.000
Europa Österreich
Europa Österreich
Seed
85.137
94
Replacement capital
733.017
0
Start-up
625.953
2.896
Buy-out
4.834.879
10.847
Expansion
3.375.956
4.874
Total
9.654.942
18.711

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2001
ISBN (eBook)
9783832453220
ISBN (Paperback)
9783838653228
DOI
10.3239/9783832453220
Dateigröße
1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Leopold-Franzens-Universität Innsbruck – Sozial- und Wirtschaftswissenschaften
Erscheinungsdatum
2002 (April)
Note
1,0
Schlagworte
spitzentechnologie venture capital wagnisfinanzierung unternehmensbewertung risikomanagement
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Titel: Die Beurteilung von jungen Technologieunternehmen aus der Sicht von Venture Capital Gesellschaften
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