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Die Umsetzung der "Nachhaltigkeit" in ausgewählten Großunternehmen

Abgeleitet aus den Umweltberichten

©2001 Diplomarbeit 54 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
In den Industriestaaten leben zwar nur 25 Prozent der Weltbevölkerung, die aber sind für 75 Prozent des weltweiten jährlichen Energieverbrauchs verantwortlich und haben damit ein entsprechend hohen Anteil an den Emissionen des Treibhausgases CO². Der heutige Verbrauch von Rohstoffen ist auf Dauer nicht aufrechtzuerhalten, doch noch bevor wichtige Ressourcen wie fossile Energien erschöpft sein werden, droht die mit ihrem Verbrauch verbundene Umweltbelastung zum Kardinalproblem zu werden. Das eklatanteste Beispiel dafür, dass die Schadstoffemissionen die Aufnahmekapazität der Erde dramatisch übersteigen, ist der vom Menschen verursachte Treibhauseffekt.
„Die Tragekapazität der natürlichen Umwelt gibt die Grenze vor, die eine nachhaltige Entwicklung nicht überschreiten darf“, so formulierte es der Rat von Sachverständigen für Umweltfragen in seinem Umweltgutachten 1994.
„Nachhaltige Entwicklung“ (im englischen „sustainable Development“), ist seit der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung (UNCED) in Rio de Janeiro 1992 ein allgemeiner Orientierungsbegriff geworden. Geprägt hatte diesen Begriff die Brundtland-Kommission, eine von der VN-Generalversammlung 1983 eingesetzte „Weltkommission für Umwelt und Entwicklung“, benannt nach ihrer Vorsitzenden, der damaligen norwegischen Ministerpräsidentin Gro Harlem-Brundtland.
Aus der Einsicht, dass das gegenwärtige Wachstumsmuster nicht dauerhaft aufrecht erhalten werden kann, folgt jedoch keine eindeutige und allgemeingültige Umweltpolitik. Entsprechend vielfältig sind die Auslegungen des Begriffs „nachhaltige Entwicklung“ in der Fachliteratur, und es gibt sehr unterschiedliche instrumentelle Empfehlungen für die Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklung in die unternehmerische Praxis.
Zuerst werde ich auf den Begriff „nachhaltige Entwicklung“ eingehen, dann die Instrumente zu dessen Umsetzung darstellen.
Dem Management- und Kommunikationsinstrument „Umweltberichterstattung“ wird ein eigenes Kapitel gewidmet, da es das Hauptmedium darstellt, anhand dessen ich die Umsetzung der Nachhaltigkeit in den ausgewählten Unternehmen besprechen werde, was Ziel der vorliegenden Arbeit ist. Eine abschließende Zusammenfassung soll die Kernpunkte der gewonnenen Erkenntnisse präsentieren.
Die Wahl der Unternehmen Otto Versand und Heidelberger Druckmaschinen AG hat mehrere Gründe: zum einem sind beide Unternehmen in den letzten Jahren vielfach aufgrund ihrer innovativen und […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 5318
Cericola, Paola: Die Umsetzung der "Nachhaltigkeit" in ausgewählten Großunternehmen:
Abgeleitet aus den Umweltberichten / Paola Cericola - Hamburg: Diplomica GmbH, 2002
Zugl.: Hamburg, Hochschule für Wirtschaft und Politik, Diplom, 2001
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2002
Printed in Germany

INHALTSVERZEICHNIS
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
III
1.
Einleitung
1
1.1.
Problemstellung
1
1.2.
Zielsetzung
und
Vorgehensweise
2
2.
Nachhaltige
Entwicklung
3
2.1.
Grundlegungen
3
2.2. Begriffliche Grundlagen einer nachhaltigen Entwicklung
4
2.3.
Prinzipien
der
Nachhaltigkeit
6
2.4. Nachhaltige Entwicklung von Unternehmen
7
2.5. Fazit
9
3. Handlungsansätze in Unternehmen
10
3.1. Umweltschutz, Umweltpolitik, Umweltmanagement
10
3.2. Managementinstrumente zur Umsetzung einer nachhaltigen
Entwicklung
12
4.
Umweltberichterstattung
13
4.1.
Zielsetzung
der
Umweltberichterstattung 14
4.2. Anforderungen an die Umweltberichterstattung
16
4.3. Von der Umwelt- zur Nachhaltigkeitsberichterstattung
18
4.4. Der Umweltbericht der Weleda AG
19
4.5. Rankings und Preisvergaben für Umweltberichterstattung
20
4.5.1. Das Ranking der Umwelterklärungen vom Ökoinstitut
21
4.5.2. Das Ranking der Umweltberichte von IÖW und future
22
5. Umweltbericht der Heidelberger Druckmaschinen AG
23

5.1.
Ein
starker
Bericht 23
5.2. Nachhaltigkeit bei Heidelberg: Kritische Würdigung
24
6. Umweltbericht von Otto Versand
27
6.1.
,,Report
2000"
27
6.2. Nachhaltigkeit bei Otto: Kritische Würdigung
28
7. Spiegelung der wissenschaftlichen Diskussion ­ Gesamtwürdigung
30
7.1. Nachhaltige Entwicklung, Nachhaltigkeits ­ Check
30
7.2.
Managementinstrumente
31
7.3.
Umweltberichterstattung
32
ANHANG I
Heidelberger
Druckmaschinen
Allgemeine
Daten
zum
Konzern
34
ANHANG II
Otto Versand
Allgemeine
Daten
zum
Konzern
37
LITERATURVERZEICHNIS
44
EIDESSTATTLICHE
VERSICHERUNG 47

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
BUND
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
BMU
Bundesumweltministerium
BUWAL
Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (Schweiz)
CEPAA
Council on Economic Priorities Accreditation Agency
EG
Europäische
Gemeinschaft
EMAS
Environmental Management and Auditing System
EU
European Union / Europäische Union
FSC
Forest
Stewardship
Council
GRI
Global
Reporting
Initiative
KbA
kontrolliert
biologischer
Anbau
IMUG
Institut
für
Markt-Umwelt-Gesellschaft
IÖW
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung
PLA
Produktlinienanalyse
SA
Social
Accounting
sog.
sogenannt
SRU
Rat von Sachverständigen für Umweltfragen
u.a.
unter
anderem
UBA
Umwelt
Bundesamt
UMS
Umweltmanagementsystem
UNCED
United Nation Conference for Environmental Development
WCSD
World Business Council for Sustainable Development
WCED
World Commission on Environmental Development
WWF
World Wide Fond for Nature
VN
Vereinte
Nationen

Seite
1
1. Einleitung
1.1. Problemstellung
In den Industriestaaten leben zwar nur 25 Prozent der Weltbevölkerung, die aber sind
für 75 Prozent des weltweiten jährlichen Energieverbrauchs verantwortlich und haben
damit ein entsprechend hohen Anteil an den Emissionen des Treibhausgases CO²
1
. Der
heutige Verbrauch von Rohstoffen ist auf Dauer nicht aufrechtzuerhalten, doch noch
bevor wichtige Ressourcen wie fossile Energien erschöpft sein werden, droht die mit
ihrem Verbrauch verbundene Umweltbelastung zum Kardinalproblem zu werden. Das
eklatanteste Beispiel dafür, dass die Schadstoffemissionen die Aufnahmekapazität der
Erde dramatisch übersteigen, ist der vom Menschen verursachte Treibhauseffekt.
,,Die Tragekapazität der natürlichen Umwelt gibt die Grenze vor, die eine nachhaltige
Entwicklung nicht überschreiten darf", so formulierte es der Rat von Sachverständigen
für Umweltfragen in seinem Umweltgutachten 1994.
,,Nachhaltige Entwicklung" (im englischen ,,sustainable Development"), ist seit der
Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung (UNCED) in Rio de
Janeiro 1992 ein allgemeiner Orientierungsbegriff geworden. Geprägt hatte diesen Beg-
riff die Brundtland-Kommission, eine von der VN-Generalversammlung 1983 einge-
setzte ,,Weltkommission für Umwelt und Entwicklung", benannt nach ihrer Vorsitzen-
den, der damaligen norwegischen Ministerpräsidentin Gro Harlem-Brundtland
2
.
Aus der Einsicht, dass das gegenwärtige Wachstumsmuster nicht dauerhaft aufrecht
erhalten werden kann, folgt jedoch keine eindeutige und allgemeingültige Umweltpoli-
tik. Entsprechend vielfältig sind die Auslegungen des Begriffs ,,nachhaltige Entwick-
lung" in der Fachliteratur, und es gibt sehr unterschiedliche instrumentelle Empfehlun-
gen für die Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklung in die unternehmerische Praxis.
1
Vgl. BMU: ,,Aus Verantwortung für die Zukunft", Bonn- Berlin 2000, S. 9
2
Vgl. BMU: a.a.O., S. 8

Seite
2
1.2.
Zielsetzung und Vorgehensweise
Zuerst werde ich auf den Begriff ,,nachhaltige Entwicklung" eingehen, dann die Instru-
mente zu dessen Umsetzung darstellen.
Dem Management- und Kommunikationsinstrument ,,Umweltberichterstattung" wird
ein eigenes Kapitel gewidmet, da es das Hauptmedium darstellt, anhand dessen ich die
Umsetzung der Nachhaltigkeit in den ausgewählten Unternehmen besprechen werde,
was Ziel der vorliegenden Arbeit ist. Eine abschließende Zusammenfassung soll die
Kernpunkte der gewonnenen Erkenntnisse präsentieren.
Die Wahl der Unternehmen Otto Versand und Heidelberger Druckmaschinen AG hat
mehrere Gründe: zum einem sind beide Unternehmen in den letzten Jahren vielfach
aufgrund ihrer innovativen und konsequenten Umweltpolitik ausgezeichnet worden.
Zum anderen finde ich, dass sich das Leitbild der Nachhaltigkeit am besten über kon-
krete Beispiele vermitteln lässt. Daher habe ich zwei Großunternehmen ausgewählt, die
herausragend in der Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen sind. Eine Auswahl von Un-
ternehmen, die sich nicht oder nicht so umfassend mit Umweltschutz- und Nachhaltig-
keitszielen befassen,
3
hätte nur zu einer unerquicklichen Auflistung von Mängeln ge-
führt. Die Umwelt- und Nachhaltigkeitspolitik der beiden gewählten Unternehmen je-
doch sprengt den Rahmen der ,Standardumweltpolitik' gemäss der EG-Öko-Audit-
Verordnung.
Otto Versand erweist sich z.B. als Pionier im sozialen Bereich und liefert damit konkre-
tes Anschauungsmaterial zu einem der Kernpunkte der fachlichen Diskussion über
nachhaltige Entwicklung .
Heidelberger Druck AG und Otto Versand eignen sich gut als Vorbilder, die andere
Unternehmen zur Nachahmung inspirieren könnten.
Auf den Umweltbericht der Weleda AG wird im Abschnitt 4.4. eingegangen, im Rah-
men der Thematik ,,Nachhaltigkeitsberichterstattung", ist aber nicht Gegenstand einer
3
Beispielsweise aus Hönes, H., Küppers, P.: Unternehmen Umwelt, Die Umwelterklärungen deutscher
Unternehmen im Vergleich, Freiburg 1998

Seite
3
weitergehenden Untersuchung wie die Umweltberichte der beiden anderen Unterneh-
men.
2. Nachhaltige Entwicklung
2.1. Grundlegungen
Mittlerweile ist die Idee der ,,nachhaltigen Entwicklung" zum Leitmotiv internationaler
Institutionen, Regierungskonferenzen und gesellschaftlicher Gruppen geworden. Den-
noch ergab eine Umfrage des Bundesumweltamtes zum Umweltbewusstsein in
Deutschland im Jahr 2000: Nur 13 Prozent der Deutschen geben an, von diesem Begriff
gehört zu haben.
4
Dabei hat dieser Schlüsselbegriff seine Wurzeln in Deutschland, in
der deutschen Forstwirtschaft des 18.Jahrhunderts. In dem 1713 vom sächsischen Ober-
berghauptmann Hans Carl von Carlowitz veröffentlichten Werk wird beschrieben, wie
die Konservierung und der Anbau des Holzes anzustellen sei, damit es eine beständige
und ,,nachhaltige" Nutzung ergebe. Nachhaltigkeit definiert einen jährlichen Holzein-
schlag, der in etwa der nachwachsenden Holzmenge pro Jahr entspricht, so dass der
Bestand in seiner Substanz dauerhaft erhalten bleibt. Die Knappheit der primären Res-
source Holz war eines der akuten Probleme jener Zeit, die deutsche Forstwirtschaft und
das Nachhaltigkeitskonzept von Carlowitz erlangten im Laufe des 19.Jahrhunderts
weltweite Geltung.
5
Das Ziel der Nachhaltigkeit war ursprünglich also nicht umweltpolitisch begründet,
sondern wurde aus rein betriebs- und volkswirtschaftlichen Motiven verfolgt. Die Kon-
zeption der nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung als neues Paradigma der Ökonomie
reaktiviert und erweitert diese Erkenntnis: Es wird erkannt, dass ökonomisches Wachs-
tum nur gelingen kann, wenn gleichzeitig ein ökologischer Rahmen akzeptiert wird.
Außerdem wird davon ausgegangen, dass Nachhaltigkeit nur dann erreicht werden
4
Vgl. Ökologik Ecovest AG, Kundenzeitschrift, FFM 2001, S. 3
5
Vgl. Bizer, K. et al.: a.a.O., S. 6; sowie : Ökologik Ecovest AG, a.a.O. S. 3; auch: Steger, U.: Umwelt-
management, Wiesbaden 1993, S. 42

Seite
4
kann, wenn die Gesellschaften stabil sind, d.h. Kapital, Arbeit und natürliche Ressour-
cen weltweit sozial relativ gerecht verteilt sind und auch künftigen Generationen noch
zur Verfügung stehen werden (intra- bzw. intergenerationelle Gerechtigkeit).
Somit enthält das generell akzeptierte Leitbild der nachhaltigen Entwicklung drei E-
lemente:
Nachhaltige Entwicklung
ökologischer Aspekt ökonomischer Aspekt sozialer Aspekt
Abb. 1: Aspekte des Leitbilds ,,nachhaltige Entwicklung"
Quelle: Bizer, K. et al.: Nachhaltige Entwicklung von Unternehmen, Darmstadt 1999, S. 7
Aber damit hört der Grundkonsens auch auf; verschieden sind Umschreibungen und
Konkretionen des Begriffs ,,nachhaltige Entwicklung" in der Literatur, vielfältig die
instrumentellen Empfehlungen für die Umsetzung in die unternehmerische Praxis. Einig
sind sich Befürworter und Kritiker des Konzeptes einer nachhaltigen Entwicklung in
einem zentralen Punkt: die derzeit vorherrschenden Produktions- und Konsummuster in
den modernren Industriegesellschaften und die Inanspruchnahme der Natur sind als
nicht-nachhaltig zu kennzeichnen
6
.
2.2. Begriffliche Grundlagen einer nachhaltigen Entwicklung
Im Sinne einer wie oben umrissenen nachhaltigen Entwicklung sollten sich Unterneh-
men in ständiger Abwägung der ökologischen, sozialen und ökonomischen Belange
fortentwickeln. Die nachfolgenden Definitionen, machen deutlich, wie unterschiedlich
6
Vgl. Dyckhoff, H.: ,,Umweltmanagement", Berlin Heidelberg New York 2000, S. 80

Seite
5
die Auffassungen von Nachhaltigkeit sein können. Allen Definitionen ist eine anthropo-
zentrische Perspektive gemein, d.h. die Natur muss nicht um ihrer selbst willen, sondern
für den Menschen und seine Nutzungsansprüche erhalten werden.
Nachhaltige Entwicklung bedeutet...
7
· ...eine Entwicklung, welche die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne die
Möglichkeiten zukünftiger Generationen zu beschneiden ihre eigenen Bedürf-
nisse zu befriedigen (WCED, ,,Our Common future", Brundtland Bericht)
· ...ein positiver sozio-ökonomischer Wandel, der die ökologischen und sozialen
Systeme, von denen die Gesellschaft und ihre Teilgruppen abhängig sind, nicht
schwächt
· ...eine nachhaltige, auf Dauer angelegte wirtschaftliche und soziale Entwick-
lung, bei der die natürliche Umwelt und der damit verbundene Kapitalstock an
natürlichen Ressourcen so weit erhalten werden müssen, dass die Lebensqualität
zukünftiger Generationen gewährleistet bleibt
· ...eine Konstanthaltung des natürlichen Kapitalstocks, indem ausschließlich die
Zinsen des Naturkapitals aufgebraucht werden dürfen (sog. ,,starke" Nachhaltig-
keit, im Gegensatz zur ,,schwachen", die eine Substitution des natürlichen durch
einen sachlichen Kapitalstock zulässt)
· ...ein Leitbild, das versucht, die gesellschaftlichen Nutzungsansprüche (Wirt-
schaftsweisen, Lebensstile) mit den natürlichen Lebensgrundlagen so in Über-
einstimmung zu bringen, dass Gerechtigkeit für alle heute und in Zukunft leben-
den Menschen erreicht wird.
Für die Bewertung der Umsetzung von Nachhaltigkeit in Unternehmen ist es von Be-
deutung, welche Definition man zugrunde legt. Bei der Besprechung der Entwicklung
im Sinne der Nachhaltigkeit in den ausgewählten Unternehmen Heidelberger Druck und
7
Vgl. Steger, U.: a.a.O., S.42; wie auch : Dyckhoff, H.: a.a.O., S. 77, und: BUND/Misereor (Hrsg.): "
Zukunftsfähiges Deutschland ­ Ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung", Studie des Wup-
pertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie, Basel 1996, S. 24 f.

Seite
6
Otto Versand orientiere ich mich an der letzteren Definition, weil sie prägnant den der-
zeitigen Diskussionsstand zusammenfasst.
2.3. Prinzipien der Nachhaltigkeit
Durch die Formulierung von Nachhaltigkeitsprinzipien - die in der Organisationsebene
verankert werden müssen - wird das generelle Leitbild der Nachhaltigkeit in den um-
weltpolitischen Grundsätzen eines Unternehmens zum Ausdruck gebracht.
Die vier Ausprägungen des Nachhaltigkeitsprinzips, die sich in der betriebswirtschaftli-
chen Diskussion als zentral herauskristallisiert haben, sind
8
:
· Kreislaufprinzip: Das Kreislaufprinzip stellt ein Kernelement auf betriebswirt-
schaftlicher Ebene dar. In Anlehnung an die Natur wird eine Wirtschaftsweise in
Wertschöpfungsverbunden bzw. ­netzen angestrebt, bei der durch stoffliche
Kreislaufführung die natürliche Ressourcenbasis erhalten bleibt.
· Verantwortungsprinzip: Dieses Prinzip spiegelt die Forderung nach inter-
bzw. intragenerationeller Gerechtigkeit wider und bringt eine ethische Kompo-
nente in der betrieblichen Umweltpolitik zum Ausdruck.
Dies fordert eine unternehmensübergreifende Produktverantwortung des Mana-
gements, eine input-, throughput-, outputbezogene Verantwortung.
· Kooperationsprinzip: Voraussetzung für dieses Prinzip ist die Erkenntnis, dass
die Lösung vieler Umweltprobleme nicht auf der Wertschöpfungsstufe möglich
ist. Eine gemeinsame Abstimmung des Verhaltens mit allen Beteiligten zur Lö-
sung der ökologischen Frage ist notwendig. In Anlehnung an die Organisations-
prinzipien der Natur bietet sich hier die Bildung von Produzenten-Konsumen-
ten-Reduzenten-Netzwerken an. (Beispiel regionale Netzwerke)
· Prinzip der Funktionsorientierung: Unternehmen sollten sich in Zukunft dar-
um bemühen, ihr Selbstverständnis in Richtung eines Nutzen- anstatt eines Pro-
duktanbieters zu definieren (z.B. Lösungen für Mobilität statt Autos anzubieten).
8
Vgl. Dyckhoff, H.:a.a.O., S. 89 ­ 90; Rötzel-Schwunk, I., Rötzel, A.: Praxiswissen Umwelttechnik
Umweltmanagement, Braunschweig/Wiesbaden, 1998, S 318

Seite
7
Dieses Prinzip bildet den Ausgangspunkt für eine nutzungsorientierte Dienstleis-
tungsgesellschaft.
Die eben genannten Nachhaltigkeitsprinzipien weisen zugleich Leitbildcharakter aus.
Unternehmenspolitik im Allgemeinen und betriebliche Umweltpolitik im Besonderen
müssen unternehmensindividuell festgelegt werden. Daher lassen sich für die Ableitung
unternehmenspolitischer Handlungsregeln aus den Nachhaltigkeitsprinzipien wie aus
zukunftsweisende Leitbilder eines ökologisch nachhaltigen Managements nur generelle
Gestaltungshinweise formulieren.
9
Die Maßnahmen der meisten Unternehmen sind primär der Strategie der (Öko-) Effi-
zienz zuzuordnen, d.h. dem Leitbild der Energieeffizienzsteigerung.
Interessant ist, dass die meisten schon erreichten Entlastungseffekte auf Effizienzsteige-
rungen in traditionellen Umweltschutzbereichen - Abfallaufkommen, Energieverbrauch,
Emissionen - zurückzuführen sind. Dabei beruht die Maßnahmenplanung aber nicht auf
einer systematischen Bewertung der Umweltbelastungen in den Unternehmen. Sondern
normalerweise werden zunächst einfach leicht umsetzbare, kostengünstige, effizienz-
steigernde Maßnahmen realisiert.
Viele Erfolge im betrieblichen Umweltschutz werden aber durch die Wachstumsdyna-
mik wieder aufgezehrt bzw. überkompensiert. Die Wachstumsrate der Produktion ist
noch immer größer als die Wachstumsrate der Umweltentlastung.
10
2.4. Nachhaltige Entwicklung von Unternehmen
Ansprüche an Unternehmen in Bezug auf ihr Verhalten hinsichtlich des Umweltschut-
zes, wie etwa ein Mitwirken am Konzept der nachhaltigen Entwicklung, sind ein gutes
Beispiel dafür, wie heute von verschiedenen Anspruchsgruppen, von den ,,stakehol-
ders" bis zu den ,,shareholders", Forderungen an Unternehmen gerichtet werden, die
zunächst mit dem rein betriebswirtschaftlichen Zweck eines Unternehmens wenig Be-
rührungspunkte zu haben scheinen. Dabei geht es darum, die Legalität unternehmeri-
9
Vgl. Dyckhoff, H.:a.a.O., S. 90 ­ 91
10
Vgl. Steger, U.: a.a.O., S. 44

Seite
8
schen Handelns mit der Legitimität ökologiebezogener Managemententscheidungen zu
verbinden.
11
Einige Gründe dafür, warum den Unternehmen im Leitbild der nachhaltigen Entwick-
lung eine zentrale Rolle zukommt sind:
· sie sind die treibende Kraft für wirtschaftliche Prosperität
· bedeutende Verbraucher von Umweltressourcen
· sie sind die Innovationsmotoren für umweltschonende Technologien: es wird
große Hoffnung auf einen umwelttechnischen Fortschritt gesetzt, der zu einer
Entkoppelung von wirtschaftlicher Entwicklung und Ressourcenverbrauch füh-
ren soll
12
· es findet allmählich ein Wandel der Nachfragestruktur statt, der zu ökologischen
Effekten im Strukturwandel führt; zum Beispiel schrumpft der energieintensive
Grundstoffsektor, weil die Nachfrage nach weniger ressourcenintensiven Dienst-
leistungen überproportional wächst.
13
Lange bevor sich ein Paradigmenwechsel wie Umweltorientierung in der Unterneh-
menskultur vollzieht und sich explizit in den offiziellen Unternehmenszielen nieder-
schlägt, spielt sich ein offener Prozess ab, bei dem Veränderungen im politischen und
gesellschaftlichen Umfeld sowie veränderte Marktbedingungen in das Unternehmen
diffundieren.
14
Entscheidend für einen umweltorientierten Paradigmenwechsel in einem
Unternehmen ist der Wandel der Rolle, die der Umweltschutz im Management spielt.
Eine entscheidende Rolle innerhalb des Unternehmens spielen dabei neben den ver-
änderten Werthaltungen junger Mitarbeiter insbesondere auch das Umweltbewusstsein
vieler Führungsnachwuchskräfte sowie Erfahrungen von Managern im persönlichen
Umfeld (wie z.B. Auseinandersetzungen im Familien- oder Freundschaftskreis mit den
neuen Generationen). Auch politischer Druck, Betroffenheit durch das Erleben zerstör-
ter Natur und intellektuelle Einsicht können ausschlaggebend sein.
11
Vgl. Dyckhoff, H.: a.a.O., S. 77
12
Vgl. Bizer, K. et al.: a.a.O., S. 7
13
Vgl. Steger, U.: a.a.O., S.43
14
Vgl. Steger, U.: Ebenda, S.181

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2001
ISBN (eBook)
9783832453183
ISBN (Paperback)
9783838653181
DOI
10.3239/9783832453183
Dateigröße
678 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik (ehem. Hochschule für Wirtschaft und Politik) – Betriebswirtschaftslehre
Erscheinungsdatum
2002 (April)
Note
2,0
Schlagworte
umweltmanagement ranking wirtschaften
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