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Musikvertrieb über das Internet

Eine Analyse der Nutzenpotenziale aus Sicht der Endkunden

©2001 Diplomarbeit 162 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Zahlreiche Autoren und Unternehmensberatungen haben sich mittlerweile mit dem Musikvertrieb über das Internet auseinandergesetzt und die Folgen dieser Entwicklungen für die Musikindustrie dargestellt. Wenig Beachtung fanden dabei meist die letztendlich entscheidenden Konsumenten. So resultierten die hohen Nutzerzahlen von Napster nicht zuletzt aus dem großen kostenlosen Angebot von Musiktiteln, eine nicht zu unterschätzende Hürde bei den Bemühungen der Musikindustrie ein eigenes kommerzielles Angebot aufzustellen und zu etablieren.
Ziel der vorliegenden Diplomarbeit ist es das Nachfrageverhalten der Endkunden eines internetbasierten Musikvertriebs näher zu analysieren. Insbesondere interessieren dabei, welche Vor- und Nachteile die Konsumenten dem Kauf von Musik über das Internet beimessen und welche Faktoren u.U. entscheidend für die Akzeptanz neuer Vertriebswege sind.
Gang der Untersuchung:
In den theoretischen Überlegungen werden dafür zunächst die zentralen Akteure des klassischen Musikmarkts näher charakterisiert. Insbesondere die Tonträgerindustrie, in Gestalt von Herstellern und Handel, steht dabei im Mittelpunkt der Betrachtungen, da sie nicht nur umsatzmäßig eine zentrale Stellung bei der wirtschaftlichen Verwertung des Produkts „Musik“ einnimmt. Vielmehr droht der Branche durch die Virtualisierung der Geschäftstätigkeit der Wegfall ihrer Existenzgrundlage, wenn es nicht gelingt sich auf die neuen Rahmenbedingungen einzustellen.
Anschließend wird der Einfluss des Internet auf den Musikvertrieb dargestellt. Ausgehend von relevanten Entwicklungen der weiteren Umwelt, wie z.B. technologische Entwicklungen in den Bereichen der Datenübertragung, Peer-to-Peer-Netzwerke oder Endgeräte, aber auch rechtliche Neuordnungen und die Ausweitung der Internet-Ökonomie, werden dabei zunächst die klassischen Vertriebsstrukturen und -wege beschrieben. Im Anschluss daran werden die neuen Möglichkeiten, die sich im Zusammenhang mit dem Internet ergeben, wie Online-Handel mit Tonträgern, Digitale Distribution (auch mobil) und Kiosksysteme, sowie die daraus resultierenden Strukturveränderungen beim Vertrieb von Musik dargestellt.
Darauf folgend schließt sich die Analyse eines internetbasierten Musikvertriebs aus der Perspektive der Endkunden an. Dafür werden zunächst grundlegende Überlegungen zur Musiknachfrage und zur Nachfrage im B2C-E-Commerce vorangestellt. Auf der Grundlage dieser Betrachtungen werden dann die für die […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 5294
Rudloff, Michael: Musikvertrieb über das Internet: Eine Analyse der Nutzenpotenziale aus Sicht
der Endkunden / Michael Rudloff - Hamburg: Diplomica GmbH, 2002
Zugl.: Braunschweig, Technische Universität, Diplom, 2001
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2002
Printed in Germany

Inhaltsverzeichnis
I
I
NHALTSVERZEICHNIS
I
NHALTSVERZEICHNIS
I
A
BBILDUNGSVERZEICHNIS
III
A
BKÜRZUNGSVERZEICHNIS
V
1. E
INLEITUNG
1
2. G
RUNDLAGEN
2
2.1 Das Produkt Musik
3
2.2 Der Musikmarkt
4
2.2.1 Kernbereiche des Musikmarktes
5
2.2.2 Nebenbereiche des Musikmarktes
10
3. D
ER
E
INFLUSS DES
I
NTERNET AUF DEN
M
USIKVERTRIEB
11
3.1 Veränderte Rahmenbedingungen für den Vertrieb von Musik
12
3.1.1 Sozio-kulturelle Faktoren
12
3.1.2 Gesamtwirtschaftliche
Faktoren
14
3.1.3 Technologische Faktoren
17
3.1.4 Politisch-rechtliche Faktoren
22
3.2 Klassische Vertriebswege und -formen
26
3.2.1 Stationärer Tonträgerhandel
28
3.2.2 Direct Mail
30
3.3 Neue Vertriebswege und -formen über das Internet
32
3.3.1 Online-Handel mit Tonträgern
33
3.3.2 Digitale Distribution
35
3.3.3 Kiosksysteme
38
3.4 Strukturveränderungen durch den Musikvertrieb über das Internet
40
4. D
ER
M
USIKVERTRIEB ÜBER DAS
I
NTERNET AUS
E
NDKUNDENSICHT
45
4.1 Grundlegende Überlegungen zur Nachfrageseite
45
4.1.1 Die Musiknachfrage
45
4.1.1.1 Tonträgerkaufverhalten
45

Inhaltsverzeichnis
II
4.1.1.2 Struktur der Tonträgerkäufer
50
4.1.2 Die Nachfrage im B2C-E-Commerce
54
4.1.2.1 Internet-Nutzerstrukturen
55
4.1.2.2 Aspekte des Kaufverhaltens im B2C-E-Commerce
57
4.2 Nutzenpotenziale durch den Musikvertrieb über das Internet
60
4.2.1 Neue Qualität der Beschaffung
61
4.2.2 Neue Produkteigenschaften und Produkte
64
4.2.3 Veränderte Preisbereitschaft und neue Preismodelle
66
4.2.4 Erhöhung der Käuferreichweite
69
4.3 Bisherige empirische Untersuchungen
71
4.3.1 Ausgewählte WWW-Umfragen
71
4.3.2 Die MORI-Studie ,,Rockin' all over the WWW"
76
4.3.3 Die GfK-Studie ,,Digitale Aufnahmen 2001"
78
4.3.4 Erkenntnisse aus den beschriebenen Untersuchungen
82
4.4 Eigene Erhebung
84
4.4.1 Motivation und Ziel
84
4.4.2 Untersuchungsmethodik
85
4.4.3 Hypothesen
89
4.4.4 Ergebnisse
90
4.4.4.1 Demografie und Internet-Nutzung
91
4.4.4.2 Allgemeiner Musikkonsum
93
4.4.4.3 Nutzung und Akzeptanz eines internetbasierten Musikvertriebs
98
4.4.4.4 Nutzerspezifische Analysen
106
4.4.5 Diskussion der Ergebnisse
109
5. H
ANDLUNGSEMPFEHLUNGEN AN DIE
A
NBIETER VON
M
USIK
113
6. Z
USAMMENFASSUNG
117
L
ITERATUR
-
UND
Q
UELLENVERZEICHNIS
120
A
NHANG
131

Abbildungsverzeichnis
III
A
BBILDUNGSVERZEICHNIS
Abbildung 1: Kern- und Nebenbereiche des Musikmarktes
5
Abbildung 2: Klassische Wertschöpfungskette der Tonträgerindustrie
7
Abbildung 3: Anteile der Tonträgerarten und Produktkonfigurationen am
Tonträgerabsatz in Deutschland 1991 ­ 2000
8
Abbildung 4: Preisgruppen des Tonträgermarktes
9
Abbildung 5: Umsatzentwicklung des deutschen Tonträgermarktes von 1991 ­ 2000 16
Abbildung 6: Übertragungszeiten einer Single und eines Albums bei unterschied-
lichen Übertragungstechnologien
21
Abbildung 7: Piraterie und private Vervielfältigung in der Musikbranche
25
Abbildung 8: Distributionsfunktionen beim klassischen Vertrieb von Tonträgern
27
Abbildung 9: Umsatzanteile der einzelnen Tonträgereinkaufsstätten am deutschen
Gesamtmarkt 2000
29
Abbildung 10: Mögliche Distributionswege über das Internet beim Vertrieb
von Musik
42
Abbildung 11: Einflussfaktoren auf das Tonträgerkaufverhalten
46
Abbildung 12: Rangfolge der Informationsquellen über neue Musik
48
Abbildung 13: Alterstruktur der deutschen Tonträgerkäufer
51
Abbildung 14: Käuferreichweite und Kaufintensität
52
Abbildung 15: Hörertypologie nach Schulze
54
Abbildung 16: Eigene Einteilung der Musiknachfrager
54
Abbildung 17: Alterstruktur der Internet-Nutzer im Vergleich zu Bevölkerung
und Tonträgerkäufern
55
Abbildung 18: Entwicklungsphasen eines Internet-Nutzers 56
Abbildung 19: Barrieren des Online-Shoppings
60
Abbildung 20: Vor- und Nachteile des Musikvertriebs über das Internet
63
Abbildung 21: Vor- und Nachteile virtueller Musikprodukte
66
Abbildung 22: Zahlungsbereitschaft für ein unbegrenztes Musikabonnement
68
Abbildung 23: ,,Blitzumfragen" im WWW am Beispiel der Süddeutschen Zeitung
und der Computerzeitschrift Internet World
72
Abbildung 24: Umfrageergebnisse zur Zahlungs- und Preisbereitschaft für Napster
74
Abbildung 25: Umfrageergebnisse zur Zahlungs- und Preisbereitschaft für einzelne
Musik-Downloads und zur MP3-Nutzung
75

Abbildungsverzeichnis
IV
Abbildung 26: MORI-Umfrageergebnisse: Gründe für das Downloaden von Musik
und bevorzugte Produktkonfigurationen virtueller Musik
77
Abbildung 27: MORI-Umfrageergebnisse: Substitution von CD-Käufen und
gewünschte MP3-Nutzung
78
Abbildung 28: GfK-Umfrageergebnisse: ,,Downloader"-Reichweite und Nutzungs-
häufigkeit verschiedener Download-Angebote
80
Abbildung 29: GfK-Umfrageergebnis: Gründe für das Herunterladen von Musik
aus dem Internet
81
Abbildung 30: GfK-Umfrageergebnisse: Veränderung des Tonträgerkaufverhaltens
und aktuelle MP3-Nutzung
82
Abbildung 31: Altersstruktur der Befragten
91
Abbildung 32: Zugangsmöglichkeiten zum Internet
92
Abbildung 33: Zugangsgeschwindigkeit und Abrechnung der Online-Kosten
92
Abbildung 34: Nutzungshäufigkeit unterschiedlicher Internet-Nutzungsarten
93
Abbildung 35: Häufigkeit der Nutzung unterschiedlicher Musikkanäle
94
Abbildung 36: Arten und Gründe des Musikhörens
95
Abbildung 37: Anzahl gekaufter Tonträger im letzten Jahr
96
Abbildung 38: Häufigste Einkaufsorte für Tonträger
97
Abbildung 39: Anzahl kopierter Tonträger im Vergleich zu gekauften
Tonträgern im letzten Jahr
98
Abbildung 40: Der Kauf von Tonträger im Geschäft im Vergleich zum
Online-Einkauf
99
Abbildung 41: Anzahl erworbener digitaler Musikdateien und deren Quellen
100
Abbildung 42: Nutzung von MP3-Dateien
101
Abbildung 43: Vergleich einzelner Eigenschaften von Tonträgern und MP3-Dateien 101
Abbildung 44: Wichtige Aspekte beim Herunterladen von Musik aus dem Internet
102
Abbildung 45: Akzeptanz und Preisbereitschaft für unterschiedliche Angebots-
modelle virtueller Musik
104
Abbildung 46: Akzeptanz mobiler Musikanwendungen
105
Abbildung 47: Musik-Downloads aus dem Internet differenziert nach der Über-
tragungsgeschwindigkeit
106
Abbildung 48: Musik-Downloads aus dem Internet differenziert nach Musiknach-
fragertyp
108

Abkürzungsverzeichnis
V
A
BKÜRZUNGSVERZEICHNIS
AAC
Advanced Audio Coding
B2C Business-to-Consumer
B2B Business-to-Business
BPW
Bundesverband der phonografischen Wirtschaft
CD Compact
Disc
CD-R
Compact Disc Recordable
CD-RW
Compact Disc Re-Writable
CGI
Common Gateway Interface
DAB
Digital Audio Broadcasting
DAT
Digital Audio Tape
DRM
Digital Rights Management
DRTV
Direct Response Television
DSL
(Asynchrone) Digital Subscriber Line
DVB-T
Digital Video Broadcasting - Terrestial
DVB-C
Digital Video Broadcasting - Cable
EU Europäische
Union
FTP
File Transfer Protocol
GfK
Gesellschaft für Konsumentenforschung
GSM
Global System for Mobile Communications
GPRS
General Packet Radio Service
HTML
Hypertext Markup Language
IEEE
Institute of Electronic and Electrical Engineers
IFPI
International Federation of Phonographic Industry
IIS
Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen
ISDN
Integrated Services Digital Network
IT Information
Technology
k.A. Keine
Angaben
kB Kilobyte
Kbps
Kilobits per second
LP Langspielplatte
MB Megabyte

Abkürzungsverzeichnis
VI
Mbps
Megabit per second
MC Musikkassette
MD Mini
Disc
MOR
"Middle of the Road", Nachfragegruppe
MORI
Market & Opinion Research International
MP3
MPEG Audio Layer 3
MPEG
Moving Pictures Experts Group
P2P Peer-to-Peer-Netzwerk
PC Personal
Computer
PDA
Personal Digital Assistent
PDF
Portable Document Format
PoI
Point of Interest
PoS
Point of Sale
RIAA
Recording Industry Association of America
SDMI
Secure Digital Music Initiative
UE Unterhaltungselektronik
UMTS
Universal Mobile Telecommunications Standard
U-Musik Unterhaltungsmusik
UrhG Urheberrechtsgesetz
USB
Universal Serial Bus
WAP
Wireless Application Protocol
WIPO
World Intellectual Property Organization
WMA
Windows Media Audio
WWW
World Wide Web

Einleitung
1
1. E
INLEITUNG
,,Musikwirtschaft in Bewegung"
1
lautet die Einleitung des Jahrbuchs 2001 der deutschen
phonographischen Wirtschaft. ,,Brennende Probleme: Die Phonoindustrie in der Techno-
logiefalle"
2
titelte vor kurzem ein bekanntes Wirtschaftsmagazin. Beide Aussagen stehen
für eine Entwicklung in der Musikbranche, wie sie dieselbige seit der Einführung der CD
vor knapp 20 Jahren nicht mehr erlebt hat.
Es ist kein Geheimnis, dass sich das Herunterladen von Musik aus dem Internet immer
größerer Beliebtheit erfreut. Das komprimierte Audioformat MP3 hat es möglich ge-
macht, dass Musik innerhalb kurzer Zeit über das Internet auf den eigenen PC geladen
werden kann, und das zudem heute noch meist kostenlos. Denn neben MP3 hat sich in-
nerhalb des letzten Jahres ein weiterer Begriff bei den Anbietern und Nachfragern von
Musik eingeprägt: ,,Napster". Kaum ein Thema beschäftigte die Branche wie der aufse-
henerregende Aufstieg der berüchtigten Musik-Tauschbörse und die anschließende ge-
richtliche Auseinandersetzung zwischen dem ,,Online-Anarchisten"
3
und der Musikin-
dustrie.
Der Musikerwerb über das Internet ist damit längst zur Realität geworden und die Mu-
sikindustrie hat den Start verpasst, wenngleich die Auswirkungen für die Anbieter bereits
hinlänglich bekannt waren. Mit der Virtualisierung des Produktes Musik müssen die bis-
herigen Strategien und Strukturen der Branche neu überdacht werden. Zahlreiche neue
Anbieter drängen auf den Online-Musikmarkt und das Internet bietet den Akteuren weit-
aus mehr Gestaltungsmöglichkeiten, an dem Geschäft mit der Musik zu partizipieren. Für
die traditionelle Musikindustrie heißt es nun, den Anschluss an diese Entwicklung zu-
rückzugewinnen und auf Basis der neuen Möglichkeiten konkurrenzfähige Produkte zu
entwickeln. Entscheidend dafür sind allerdings genaue Kenntnisse über die potenziellen
Nachfrager.
Die Sicht der Endkunden zu diesem Thema, v.a. ihre Beweggründe, die zur Nutzung
virtueller Musik führen, wurden allerdings bisher kaum wissenschaftlich behandelt, ge-
schweige denn ausreichend empirisch untersucht. Ziel dieser Arbeit ist es daher, das
Nachfrageverhalten der Endkunden eines internetbasierten Musikvertriebs näher zu ana-
1
BPW 2001d
2
Kroker/Range 2001, S. 42
3
Schröter 2000, S. 4

Einleitung
2
lysieren. Insbesondere interessieren dabei, welche Vor- und Nachteile die Konsumenten
dem Kauf von Musik über das Internet beimessen und welche Faktoren u.U. entschei-
dend für die Akzeptanz neuer Vertriebswege sind. Dafür werden in Kap. 2 zunächst
grundlegende Erläuterungen über das Produkt Musik und die Akteure des Musikmarktes
gegeben. Dies soll v.a. dazu dienen, aus dem Gesamtkontext der Musikwirtschaft den für
die nachfolgenden Untersuchung relevanten Gegenstandsbereich einzugrenzen. Im An-
schluss daran wird in Kap. 3 der Einfluss des Internet auf den Musikvertrieb dargestellt.
Ausgehend von allgemeinen Entwicklungen der weiteren Umwelt werden dabei zunächst
die klassischen Vertriebsstrukturen und -wege beschrieben. Im Anschluss daran werden
die neuen Möglichkeiten, die sich im Zusammenhang mit dem Internet ergeben, sowie
die daraus resultierenden Strukturveränderungen beim Vertrieb von Musik dargestellt.
In Kap. 4 schließt sich die Analyse eines internetbasierten Musikvertriebs aus der Per-
spektive der Endkunden an. Dafür werden zunächst grundlegende Überlegungen zur
Musiknachfrage und zur Nachfrage im Business-to-Consumer-E-Commerce vorange-
stellt. Darauffolgend werden in Kap. 4.2 auf der Grundlage der vorherigen Betrachtun-
gen die für die Konsumenten möglichen Nutzenpotenziale theoretisch erarbeitet. Sie bil-
den damit die Grundlage für die sich anschließende empirische Evaluation. Diese beginnt
zunächst mit der Darstellung einzelner Ergebnisse bisheriger empirischer Untersuchun-
gen. Den thematischen Schwerpunkt der Arbeit bildet die sich anschließende eigene Er-
hebung, die wesentliche Nutzenmerkmale aus Sicht der potenziellen Nachfrager und ihre
Akzeptanz für den internetbasierten Musikvertrieb zum Gegenstand hat.
Abschließend werden in Kap. 5 auf Basis dieser Erkenntnisse erste Handlungsempfeh-
lungen an die Anbieter von Musik gegeben.
2. G
RUNDLAGEN
Für ein besseres Verständnis der nachfolgenden Auseinandersetzung mit dem Musikver-
trieb über das Internet soll in diesem Kapitel zunächst einleitend und in komprimierter
Form eine allgemeine Erläuterung zur kommerziellen Verwertung von Musik und der
Struktur des daraus resultierenden Musikmarktes gegeben werden.

Grundlagen
3
2.1 D
AS
P
RODUKT
M
USIK
Unter einem Produkt wird im Marketing allgemein das Leistungsangebot eines Unter-
nehmens verstanden, welches sowohl materieller als auch immaterieller Art sein kann.
4
Ein Produkt ist darüber hinaus, ,,was einem Markt angeboten werden kann, um es zu
betrachten und zu beachten, zu erwerben, zu gebrauchen oder zu verbrauchen und somit
einen Wunsch oder ein Bedürfnis zu erfüllen."
5
In erster Linie handelt es sich bei Musik um ein (Freizeit-)Konsumgut, das niemand wirk-
lich zum Leben benötigt.
6
Insbesondere die heute allgegenwärtige Popmusik dient primär
der Unterhaltung (sogenannte ,,U-Musik"). Darüber hinaus wird Musik nicht mehr nur
bewusst bzw. konzentriert wahrgenommen.
7
Man erlebt sie im Radio und im Fernsehen,
auf Live-Veranstaltungen und in Diskotheken, in Kinofilmen und der Werbung, in Ge-
schäften und sogar in Fahrstühlen und Telefonwarteschleifen. Es gibt heute kaum einen
Ort, an dem man keine Musik hören kann. ,,Musik ist [...] zu einem ,Alltagsartikel' ge-
worden."
8
Exakt ausgedrückt ist Musik aber zunächst eine persönliche, geistige Schöpfung, mit
Tönen als Ausdrucksmittel und damit in ihrem Ursprung ein immaterielles und nicht-
kommerzielles Kulturgut.
9
War Musik in ihren Anfängen v.a. ein Ausdruck von Spiritua-
lität oder Religiosität, so bekam sie im Laufe der Zeit immer mehr unterhaltenden Cha-
rakter. Als an königlichen Höfen eigene Musiker angestellt wurden, nahm die Kommer-
zialisierung von Musik ihren Lauf. Die Berufsbilder der Komponisten und Musiker ent-
standen, die gegen Bezahlung ihre musikalischen Dienste anboten. Der Letterndruck
ermöglichte es, Noten massenhaft zu vervielfältigen und die gleichen Musikwerke wie-
derholend und an anderer Stelle erneut aufzuführen. Wer nicht im königlichen Dienst
stand, verdiente auf Konzertreisen sein Geld. Dabei war diese sogenannte konzertante
Musik immer an ihre Erschaffer, die Musiker, gebunden und blieb damit bis zum Ende
des 19. Jh. ein reines ,,Live-Erlebnis".
10
4
vgl. Fritz/v.d. Oelsnitz 2001, S. 118
5
Kotler/Bliemel 1995, S. 659
6
in Anlehnung an Lencher/Bochnig 1999, S. 241; Schaber 2000, S. 5
7
vgl. Behne 2001, S. 144f.; Schmidig 1992, S. 7
8
Schmidig 1992, S. 7
9
vgl. Schulze 1996, S. 69; Hummel 1999, S. 38
10
vgl. Kulle 1998, S. 5f.

Grundlagen
4
Mit Thomas Edisons Erfindung des Phonographen im Jahr 1877 begann eine neue Ära
des Musikkonsums. Durch die Aufzeichnung und Wiedergabe von Schallwellen war es
von nun an möglich, Musik zeitlich und räumlich von ihrer Entstehung zu trennen. Die
Musik wurde durch den Tonträger, zuerst in Form einer Walze, dann als Schallplatte
und heute als CD, ,,materialisiert" und für die Massen zugänglich gemacht.
11
Heute, im digitalen Zeitalter, wird die Musik wieder ,,entmaterialisiert" bzw. virtualisiert,
denn eine wesentliche Besonderheit des Produktes Musik liegt in seinem reinen Informa-
tionscharakter.
12
So kann der Informationsgehalt eines Musikstückes z.B. bei der CD
mittels digitaler Technologien auf kleinstem Raum gespeichert und damit auch über digi-
tale Netzwerke wie das Internet verbreitet werden,
13
ohne dass ein herkömmliches Trä-
germedium notwendig ist.
14
2.2 D
ER
M
USIKMARKT
Um den zahlreichen Ausgestaltungsformen der kommerziellen Verwertung von Musik
gerecht zu werden und um zu zeigen, wie sich die nachfolgenden spezifischen Betrach-
tungen in den Gesamtkontext der Musikwirtschaft einbetten, soll an dieser Stelle ein Ü-
berblick über den Musikmarkt gegeben werden, ohne dabei detailliert auf die vielfältigen
Interdependenzen zwischen den einzelnen Akteuren eingehen zu wollen. In erster Linie
sollen die für die Problemstellung relevanten zentralen Marktteilnehmer näher charakteri-
siert werden, wobei davon auszugehen ist, dass die Veränderungen durch das Internet
auch auf andere Akteure des Musikmarktes Einfluss nehmen werden.
Wenngleich das Musikgeschäft stark international geprägt ist, beziehen sich die nachfol-
genden Betrachtungen der Branchenstruktur in erster Linie auf den deutschen Musik-
markt, auf dem aber auch internationale Anbieter vertreten sind.
15
Zur Musikwirtschaft werden alle Wirtschaftszweige gezählt, die sich der Herstellung,
dem Vertrieb oder der Verwertung von Musik und Musikalien widmen.
16
Dabei werden
11
vgl. Kulle 1998, S. 7ff.; Schulze 1996, S. 8
12
vgl. Albers/Bachem/Clement/Peters 1999, S. 269f.; Durlacher 2001b, S. 13
13
Anm.: Da auch die Musik einer CD digital ist, wird für Musikdateien, die über das Internet übertra-
gen werden im folgenden nicht der häufig verwendete aber irreführende Begriff ,,digitale Musik", son-
dern der Begriff ,,virtuelle Musik" verwendet.
14
vgl. dazu auch Kap. 3.1.3
15
vgl. Kap. 2.2.1
16
in Anlehnung an Schulze 1996, S. 42

Grundlagen
5
auf der Angebotsseite sogenannte Kern- und Nebenbereiche des Musikmarktes
unterschieden (vgl. Abb. 1).
Abbildung 1: Kern- und Nebenbereiche des Musikmarktes
17
Aus Sicht der Tonträgerhersteller, die in diesem Konstrukt eine zentrale Position ein-
nehmen, lassen sich die Nebenbereiche zudem in vor-, neben- und nachgelagerte sowie
komplementäre bzw. substituive Segmente unterteilen.
18
Der Musikkonsument i.w.S., auf den in Kap. 4 gesondert eingegangen wird, bildet letzt-
lich die Nachfrage nach den verschiedenen Musikprodukten, womit der Musikmarkt in
Abb. 1 theoretisch vollständig abgebildet ist.
2.2.1 Kernbereiche des Musikmarktes
Die Musikschaffenden bilden das kreative Grundpotenzial für die gesamte Musikwirt-
schaft und sind damit ihr elementarer Bestandteil. Den kreativen Input liefern die Kom-
ponisten, Interpreten und Produzenten. Meist entsteht erst durch das Zusammenwirken
dieser drei Akteure am Ende ein Produkt, das für die nachfolgende Vermarktung ver-
17
eigene Darstellung in Anlehnung an Kulle 1998, S. 119 und Schulze 1996, S. 100
Instrumentenhersteller,
Musikpädagogik, Musikvermittler,
Musikverlage, Unterhaltungselektronik-
industrie
Lizenzhandel/
Merchandising,
Funktionelle
Musik,
Musikfachpresse
Handel/Importeure,
Verwertungsgesellschaften
Kernbereiche:
Musikschaffende
und
Tonträgerhersteller
Kernbereiche:
Musikschaffende
und
Tonträgerhersteller
Musikveranstalter,
Rundfunk und
Fernsehen,
Film-/Videoprod.,
Diskotheken/Clubs
vorgelagerte Bereiche
vorgelagerte Bereiche
nebengelagerte Bereiche
nebengelagerte Bereiche
komplementäre/
substituive Bereiche
komplementäre/
substituive Bereiche
nachgelagerte Bereiche
nachgelagerte Bereiche
Musikkonsumenten
Musikkonsumenten
Nebenbereiche:
Nebenbereiche:
Instrumentenhersteller,
Musikpädagogik, Musikvermittler,
Musikverlage, Unterhaltungselektronik-
industrie
Lizenzhandel/
Merchandising,
Funktionelle
Musik,
Musikfachpresse
Handel/Importeure,
Verwertungsgesellschaften
Kernbereiche:
Musikschaffende
und
Tonträgerhersteller
Kernbereiche:
Musikschaffende
und
Tonträgerhersteller
Musikveranstalter,
Rundfunk und
Fernsehen,
Film-/Videoprod.,
Diskotheken/Clubs
vorgelagerte Bereiche
vorgelagerte Bereiche
nebengelagerte Bereiche
nebengelagerte Bereiche
komplementäre/
substituive Bereiche
komplementäre/
substituive Bereiche
nachgelagerte Bereiche
nachgelagerte Bereiche
Musikkonsumenten
Musikkonsumenten
Nebenbereiche:
Nebenbereiche:

Grundlagen
6
wertbar ist.
19
Dabei spielen die Interpreten in der populären Musik eine ganz wesentliche
Rolle, ,,da sie dem Publikum als ,Menschen zum Anfassen' viel näher stehen als die oft
eher im Hintergrund agierenden [Personen]."
20
Die sogenannten ,,Stars", also sehr erfolg-
reiche Musiker, sind obendrein mit einem Markenartikel vergleichbar, da sie für eine
gleichbleibend hohe Qualität im sonst sehr vielfältigen und schwer überschaubaren Ange-
bot stehen. Damit können auch musikalisch inhaltlich schwache Musikproduktionen
durch Stars erfolgreich werden. Die Musik wird ,,personifiziert" und erzeugt damit inten-
sive und langfristige Kundenbindungen. Aus Sicht der Produzenten sind sie die ,,Cash
Cows", mit denen eine gewisse Kontinuität in den von Modeerscheinungen, kurzen Pro-
duktlebenszyklen und niedrigen Erfolgswahrscheinlichkeiten geprägten Absatz gebracht
werden kann, wodurch es wiederum möglich ist, unbekanntere Künstler aufzubauen
(,,Querfinanzierung").
21
Da den meisten Künstlern, insbesondere am Anfang ihrer Karriere, das nötige Know-how
und die finanzielle Grundlage fehlt, ihre Musik öffentlichkeitswirksam bekannt zu ma-
chen, schließen die meisten von ihnen mit den Tonträgerherstellern exklusive Künstler-
oder Übernahmeverträge ab. Der Tonträgerproduzent übernimmt daraufhin Teile oder
den gesamten Prozess von der Produktion über die Aufnahme und Promotion bis zur
Distribution der Tonträger,
22
wofür dieser dann die alleinigen Rechte an ihrer Verwer-
tung erhält. Die originäre Aufgabe der Tonträgerhersteller besteht darin, kreatives Po-
tenzial aus dem Überangebot von Künstlern zu entdecken, auszuwerten und in marktfä-
hige, materielle Produkte umzusetzen sowie allgemeine Trends zu erkennen.
23
Je nach
strategischer Ausrichtung bzw. Abdeckung des genannten Spektrums und der Kapital-
kraft spricht man dann von einem Major oder einem Independent bzw. der Zwischen-
form eines Major Independent.
24
Der Tonträgermarkt ist anbieterseitig heute von einer stark oligopolistischen Struktur
geprägt. Die fünf großen Majors BMG, EMI, Sony Music, Universal Music und Warner
Music nehmen ca. 75-78% des weltweiten sowie auch des deutschen Tonträgermarktes
18
vgl. Kap. 2.2.2
19
vgl. Schulze 1996, S. 102
20
Schulze 1996, S. 103
21
vgl. Schulze 1996, S. 305ff.
22
vgl. Abb. 2
23
vgl. Schulze 1996, S. 107, 124ff.
24
vgl. Schulze 1996, S. 132ff.

Grundlagen
7
ein und decken damit den größten Teil des populären Musikrepertoires
25
ab.
26
Vier der
fünf Majors gehören dabei großen Konzernen der Medien- bzw. Elektronikbranche an.
27
Durch die Nutzung mehrerer Verwertungsmöglichkeiten ihrer Produkte und Kommuni-
kationskanäle für die begleitende Promotion (z.B. über angeschlossene Radio- und Fern-
sehsender) sowie ein stark ausgeprägtes Distributionsnetz liegen die Stärken der Majors
v.a. in der Produktion und dem Marketing. Die Independents dagegen sind Nischenan-
bieter, die sich meist auf spezielle Repertoiresegmente beschränken. Ihnen ist die künstle-
rische Freiheit häufig wichtiger als der wirtschaftliche Erfolg. Wegen ihrer Markterpro-
bungsfunktion kommt ihnen aber eine bedeutende Rolle zu, wohingegen sie bei Produk-
tion und Vertrieb häufig auf die Kapazitäten der Majors angewiesen sind.
28
Abbildung 2: Klassische Wertschöpfungskette der Tonträgerindustrie
29
Die Bezeichnung Label für einen Tonträgerproduzenten ist heute mehr als früher einer
Markenbezeichnung gleichzusetzen, die häufig eng an eine bestimmte Musikrichtung
gekoppelt ist und mit deren Hilfe unterschiedliche Märkte bearbeitet werden können.
Viele der bekannten Labels sind mittlerweile in die Major Companies integriert worden
und übernehmen dort als Tochterunternehmen v.a. Aufgaben der Entdeckung und Förde-
rung neuer Künstler.
30
25
Anm.: auf eine ausführliche Erläuterung der einzelnen Repertoiresegmente resp. Musikrichtungen
wird verzichtet, da sie für die Thematik dieser Arbeit nur geringe Aussagekraft besitzen und ihre Ein-
teilung häufig schwierig, wenn nicht sogar willkürlich ist; vgl. Schulze 1996, S. 74
26
vgl. Drummond/Vill 2001, S. 41f.; Mahlmann 1999, S. 174
27
Anm.: BMG: Bertelsmann, Sony Music: Sony, Universal Music: Vivendi Universal, Warner Music:
AOL TimeWarner; vgl. Kulle 1998, S. 141 sowie eigene Ergänzung
28
vgl. Schulze 1996, S. 138ff.
29
eigene Darstellung in Anlehnung an Hutzschenreuter 2000, S. 113 und Durlacher 2001b, S. 4
30
z.B. Arista: BMG, Virgin: EMI, Columbia: Sony, MCA: Universal, WEA: Warner, vgl. Kulle 1998,
S. 137f.; Schaber 2000, S. 8
Künstler
Künstler
Konsument
Konsument
Marketing/Promotion
Marketing/Promotion
Tonträgerhersteller
Vertrieb/
Verkauf
Distribution
Tonträger-
produktion
Vertrieb/
Verkauf
Distribution
Tonträger-
produktion
Musik-
produktion
Komposition
Musik-
produktion
Entdeckung/
Entwicklung
Vertrieb/
Verkauf
Distribution
Tonträger-
produktion
Vertrieb/
Verkauf
Distribution
Tonträger-
produktion
Musik-
produktion
Komposition
Musik-
produktion
Entdeckung/
Entwicklung
Vertrieb/
Verkauf
Distribution
Tonträger-
produktion
Vertrieb/
Verkauf
Distribution
Tonträger-
produktion
Musik-
produktion
Komposition
Musik-
produktion
Entdeckung/
Entwicklung
Vertrieb/
Verkauf
Distribution
Tonträger-
produktion
Vertrieb/
Verkauf
Distribution
Tonträger-
produktion
Musik-
produktion
Komposition
Musik-
produktion
Entdeckung/
Entwicklung
Künstler
Künstler
Konsument
Konsument
Marketing/Promotion
Marketing/Promotion
Tonträgerhersteller
Vertrieb/
Verkauf
Distribution
Tonträger-
produktion
Vertrieb/
Verkauf
Distribution
Tonträger-
produktion
Musik-
produktion
Komposition
Musik-
produktion
Entdeckung/
Entwicklung
Vertrieb/
Verkauf
Distribution
Tonträger-
produktion
Vertrieb/
Verkauf
Distribution
Tonträger-
produktion
Musik-
produktion
Komposition
Musik-
produktion
Entdeckung/
Entwicklung
Vertrieb/
Verkauf
Distribution
Tonträger-
produktion
Vertrieb/
Verkauf
Distribution
Tonträger-
produktion
Musik-
produktion
Komposition
Musik-
produktion
Entdeckung/
Entwicklung
Vertrieb/
Verkauf
Distribution
Tonträger-
produktion
Vertrieb/
Verkauf
Distribution
Tonträger-
produktion
Musik-
produktion
Komposition
Musik-
produktion
Entdeckung/
Entwicklung

Grundlagen
8
Die Tonträgerhersteller nehmen auch durch ihre umsatzmäßige Bedeutung (weltweit ca.
38 Mrd. $ jährlich, Deutschland in 2000: ca. 5,12 Mrd. DM)
31
und den vielfältigen Ver-
bindungen zu den anderen Akteuren des Musikmarktes eine vorherrschende Position
ein.
32
Ihre Vormachtstellung im Musikmarkt resultiert darüber hinaus aus der Tatsache,
dass die Tonträgerprodukte bis heute noch das zentrale Medium zur Vermarktung von
Musik sind.
Abbildung 3: Anteile der Tonträgerarten und Produktkonfigurationen am Tonträgerab-
satz in Deutschland 1991 - 2000
33
Die Compact Disc (CD) ist mit derzeit 91,7% am gesamten deutschen Tonträgerabsatz
das wohl wichtigste Trägermedium, während die Musik-Kassette (MC), die Mini Disc
(MD) und die Vinyl-Schallplatte nur noch eine untergeordnete Rolle spielen.
34
Der Bun-
desverband der Phonografischen Wirtschaft (BPW) unterscheidet des weiteren zwei we-
sentliche Produktkonfigurationen: Singles und Longplayer. Unter Singles werden sowohl
CD-Singles, Maxi-CDs sowie Vinyl-Singles und Vinyl-Maxis verstanden, also Tonträger
mit kurzer Spielzeit (i.d.R. zwei bis vier Musikstücke).
35
Sie dienen in erster Linie dazu,
nachfolgende oder parallel veröffentlichte Alben des gleichen Künstlers zu bewerben.
36
Die Longplayer, also Tonträger mit mehr als vier Titeln, haben - gemessen am Gesamt-
31
vgl. BPW 2001a; dazu auch Kap. 3.1.2
32
vgl. Schulze 1996, S. 122; Kap. 2.2.2
33
eigene Darstellung und teilw. eigene Berechnung, vgl. BPW 2001a
34
vgl. Abb. 3
35
vgl. Conen 1995, S. 18f.
36
vgl. Kulle 1998, S. 168
0%
20%
40%
60%
80%
100%
'91 '92 '93 '94 '95 '96 '97 '98 '99 '00
Jahr
A
n
te
il
am
G
es
a
m
tabs
a
tz
Longplay
Single
0%
20%
40%
60%
80%
100%
'91 '92 '93 '94 '95 '96 '97 '98 '99 '00
Jahr
A
n
te
il
am
G
es
a
m
tabs
a
tz
CD
MC/MD
Vinyl
80,5%
19,5%
11%
89%
91,7%
7,5%
0,8%
51,4%
33,8%
14,8%
Anteile nach Produktkonfiguration
Anteile nach Tonträgerart

Grundlagen
9
absatz - bisher allerdings eine deutlich größere Bedeutung (80,5%) für den Tonträger-
markt.
37
Des weiteren wird noch eine Unterteilung der Tonträgerprodukte nach Preisgruppen
vorgenommen.
38
Aufgrund der weitgehenden Substitution der MC und Vinyl-
Schallplatten durch die qualitativ hochwertigere CD werden die meisten dieser ,,alten"
Trägermedien im Lowprice-Segment abgesetzt (z.B. 72% der MCs), während die CD
v.a. bei Neuveröffentlichungen immer noch ein Normal- bzw. Hochpreisprodukt dar-
stellt.
39
CD
MC/Vinyl
CD-Single
Lowprice
5-15 DM
8-9 DM
Midprice
15-25 DM
um 15 DM
Fullprice
25-40 DM
20-25 DM
9-15 DM
Abbildung 4: Preisgruppen des Tonträgermarktes
40
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Produktpolitik der Tonträgerhersteller
von einer hohen Produktvielfalt, kurzen Produktlebenszyklen und laufenden Produktin-
novationen gekennzeichnet ist. Jeder neuveröffentlichte Tonträger
41
stellt genau genom-
men immer eine zuvor noch nicht existente Leistung dar. Als ,,Quasi- oder Pseudoinno-
vationen" treten darüber hinaus veränderte Versionen (Remixes oder Cover-Versionen)
und Neuzusammenstellungen (Compilations oder Sampler
42
) sowie die erneute Verwer-
tung bereits veröffentlichter Musiktitel aus dem sogenannten ,,Backkatalog" auf.
43
Nicht
übersehen werden darf dabei die Tatsache, dass die beschriebenen Produkte lediglich das
physische Trägermedium des eigentlich nachgefragten Produktes Musik sind, die darüber
hinaus mit anderen ,,Transportwegen" konkurrieren.
44
37
vgl. Abb. 3
38
vgl. Abb. 4
39
Anm.: nur 18% werden im Lowprice-Segment abgesetzt; vgl. Schulze 1996, S. 78f.; Mahlmann 1999,
S. 171; BPW 2001a
40
eigene Darstellung und teilw. eigene Ergänzungen, in Anlehnung an Schulze 1996, S. 78 und Mahl-
mann 1999, S. 171
41
Anm.: ca. 65% bis 80% des Umsatzes entfallen auf Neuerscheinungen; vgl. Kulle 1998, S. 154
42
Anm.: Deutschland 2000: 29,4% der gesamten LP-Produktionen, vgl. BPW 2001a
43
vgl. Schulze 1996, S. 73; Kulle 1998, S. 166ff.
44
vgl. Kap. 2.1, 2.2.2; Schulze 1996, S. 69; Kulle 1998, S. 166

Grundlagen
10
2.2.2 Nebenbereiche des Musikmarktes
Zu den dem Tonträgermarkt vorgelagerten Bereichen zählen die Instrumentenherstel-
ler, welche die nötige Hardware zur Erzeugung von Musik liefern,
45
sowie die Musikpä-
dagogik, z.B. in Form von Musikschulen. Des weiteren können auch die Musikvermittler
in Gestalt von Künstleragenturen und -managern diesem Segment zugeordnet werden, da
sie darauf spezialisiert sind, die nachfolgenden Stufen resp. die Tonträgerhersteller mit
den nötigen kreativen Ressourcen zu versorgen.
46
Ähnliche Funktionen des Künstlermanagements nehmen heutzutage verstärkt auch die
Musikverlage ein, wobei jedoch ihr ursprüngliches Kerngeschäft in der Vermarktung von
Noten und Texten liegt (sogenanntes ,,Papiergeschäft").
47
Ein enge Verbindung besteht zudem zwischen den Tonträgerherstellern und der Unter-
haltungselektronikindustrie (UE-Industrie), welche die (Leer-)Tonträger und insbesonde-
re die zum Abspielen der Tonträger notwendigen Geräte entwickelt und produziert.
Neue technologische Entwicklungen im Hardwarebereich bedingen dadurch immer auch
entsprechende Anpassungen der Tonträger und umgekehrt. Aufgrund von Zeit- und
Budgetrestriktionen in der Freizeitgestaltung der Konsumenten bestehen neben dieser
komplementären Beziehung außerdem substituive Wirkungen mit anderen Produkten der
UE-Industrie, z.B. Videofilmen oder Computerspielen.
48
Weitere komplementäre bzw.
substituive Bereiche sind die Massenmedien Hörfunk und Fernsehen, Musikveranstal-
tungen und Diskotheken. Diese Bereiche stellen einerseits andere Kanäle des Musikkon-
sums dar, andererseits nehmen sie bei der Vermarktung der Tonträgerprodukte eine ent-
scheidende verstärkende Funktion wahr (indirekte Werbung).
49
In diesem Zusammen-
hang sind auch noch Film- und Videoproduktionen zu nennen, die ebenfalls starke kom-
plementäre Wirkung zeigen, sofern sie in enger Verbindung mit der Musikverwertung
stehen, z.B. in Form von Musikvideos oder Filmmusik.
50
Zu den nebengelagerten Bereichen des Musikmarktes (Sekundärmärkte) werden alle
weiteren Bereiche gezählt, die nicht unmittelbar mit der Herstellung, sondern vielmehr
45
vgl. Schulze 1996, S. 80
46
vgl. Schulze 1996, S. 112f.
47
vgl. Schulze 1996, S. 114; Hummel 1999, S. 41
48
vgl. Conen 1995, S. 62; Schulze 1996, S. 79, 84
49
vgl. Conen 1995, S. 58ff.; Schulze 1996, S. 120f., 150; dazu auch Kap. 4.1.1.1
50
vgl. Schulze 1996, S. 219f., 227ff.

Grundlagen
11
mit Zweitverwertungen von Musik zu tun haben wie der Lizenzhandel bzw. das Mer-
chandising, die funktionelle (Werbe- und Hintergrund-)Musik und die Musikpresse.
51
Wesentliche Akteure der nachgelagerten Bereiche sind zum einen der Handel, auf den
noch detailliert in Kap. 3 eingegangen wird, sowie die Verwertungsgesellschaften. Deren
treuhänderische Funktion besteht in erster Linie in der Implementierung des Urheber-
rechts, d.h. insbesondere in der Verwaltung der durch die Fremdnutzung geschützter
Werke anfallenden Vergütungen und in der übergreifenden Vertretung rechtlicher Inte-
ressen der Musikschaffenden und Tonträgerhersteller.
52
3. D
ER
E
INFLUSS DES
I
NTERNET AUF DEN
M
USIKVERTRIEB
Die Distribution oder der Vertrieb eines Produktes beschreibt die Art und Weise der Gü-
terübertragung vom Hersteller zum Endkunden. Insbesondere die Wahl und das Mana-
gement der Absatzwege spielen in der Distributionspolitik eine wichtige Rolle. Dabei
geht es in erster Linie um Entscheidungen über die Wahl eines direkten oder indirekten
Vertriebs, die Anzahl der gewählten Absatzstufen und die Auswahl der Absatzmittler.
53
Nachdem im vorherigen Kapitel die zentralen, in erster Linie angebotsseitigen Akteure
des Musikmarktes kurz beschrieben worden sind, wird nun der Vertrieb von Musik ge-
nauer betrachtet. Im Mittelpunkt der weiteren Ausführungen stehen dabei insbesondere
die Vertriebsstrukturen der Tonträgerindustrie, da diese Form der wirtschaftlichen Ver-
wertung von Musik neben den Medien und dem Konzertsystem den wichtigsten Kanal
darstellt, auf dem die Musik zum Konsumenten gelangt. Damit nimmt bis heute der Han-
del mit Tonträgern eine wichtige Mittlerrolle zwischen Musikangebot und -nachfrage
ein.
54
Durch das Internet und das damit verbundene Virtualisierungspotenzial des Musikver-
triebs ergeben sich nun eine Reihe neuer Gestaltungsmöglichkeiten, von denen zu erwar-
ten ist, dass sie zum Teil erheblichen Einfluss auf die etablierten Strukturen haben wer-
den. Aus diesem Grund werden nachfolgend zunächst relevante Einflüsse der weiteren
51
vgl. Schulze 1996, S. 92ff., 159ff.
52
Anm.: Die bekanntesten dt. Verwertungsgesellschaften sind die GEMA und die GVL, vgl. Krei-
le/Becker 1999, S. 622; näheres zur rechtlichen Grundlage s. Kap. 3.1.4
53
vgl. Fritz/v.d. Oelsnitz 2001, S. 164f.
54
vgl. Schulze 1996, S. 165

Der Einfluss des Internet auf den Musikvertrieb
12
Umwelt betrachtet, um anschließend auf die klassischen und die neuen Vertriebswege
und -formen einzugehen sowie mögliche Strukturveränderungen zu skizzieren.
3.1 V
ERÄNDERTE
R
AHMENBEDINGUNGEN FÜR DEN
V
ERTRIEB VON
M
USIK
Die Grundlage für ein gelungenes Marketing bildet nicht nur die Analyse der unmittelba-
ren Absatz- und Beschaffungsmärkte (Umwelt I). Für die langfristige Unternehmens- und
Marketingplanung spielen auch die Entwicklungen der weiteren Umwelt (Umwelt II) eine
entscheidende Rolle.
55
Die rasante Verbreitung des Internet hat in den Industriegesell-
schaften enorme Auswirkungen auf die unterschiedlichsten Lebensbereiche. Mitunter
wird das Internet als die ,,am schnellsten wachsende, künstliche Struktur auf Erden"
56
bezeichnet. Auch hierzulande hat das Internet die ,,kritische Masse" erreicht und sich als
Massenmedium etabliert. Laut GfK Online-Monitor nutzen bereits 46% der deutschspra-
chigen Bevölkerung zwischen 14 und 69 Jahren das neue Medium.
57
Dies hat in einem
ganz erheblichen Maß Einfluss auf die Musikwirtschaft und im besonderen auf den Ver-
trieb von Musik. Im folgenden sollen daher einige relevante Trends und Entwicklungen
der weiteren Umwelt skizziert werden, die in diesem Zusammenhang von Bedeutung
sind.
3.1.1 Sozio-kulturelle Faktoren
Entscheidende Einflüsse der sozio-kulturellen Umwelt auf den Vertrieb von Musik sind:
·
die Entfaltung der Informationsgesellschaft,
·
der Trend zur Erlebnisgesellschaft bei gleichzeitig
·
steigender Überalterung und Individualisierung der Gesellschaft.
In Wechselwirkung mit der Verbreitung neuer Informations- und Kommunikationstech-
nologien
58
wurde der bereits 1982 in den ,,Megatrends" von John Naisbitt beschriebene
Wandel von der Industriegesellschaft zur Informationsgesellschaft
59
stetig vorangetrie-
ben. Durch das Internet - v.a. aber in Verbindung mit einem seiner bekanntesten elektro-
55
vgl. Fritz/v.d.Oelsnitz 2001, S. 38
56
Bliemel/Fassott/Theobald 2000b, S. 3
57
vgl. GfK 2001a, S. 9
58
vgl. Kap. 3.1.3

Der Einfluss des Internet auf den Musikvertrieb
13
nischen Dienste: dem ,,World Wide Web (WWW)" - stehen heute zahlreiche Informati-
onsquellen nicht mehr nur ausgewählten Gruppen, sondern großen Teilen der industriell
entwickelten Bevölkerung weltweit und jederzeit zur Verfügung.
60
Es wird erwartet,
dass im Jahr 2005 insgesamt eine Milliarde Menschen das Internet nutzen.
61
Momentan
beträgt die Zahl der Internet-Nutzer ungefähr 407 Millionen
62
, in Deutschland sind es ca.
25 Millionen.
63
Außerdem macht sich ein deutlicher Trend zur Anschaffung mobiler In-
formationstechnologien bemerkbar. Beispielsweise hat sich der Ausstattungsgrad deut-
scher Haushalte mit Mobiltelefonen im Zeitraum von 1998 bis 2000 von ca. 9,5% auf
knapp 30% erhöht.
64
Des weiteren stellen Erlebniswerte eine immer wichtigere Komponente in der Gesell-
schaft und damit auch im privaten Konsum dar. Produkte und Dienstleistungen sowie
Einkaufsstätten, die beim Konsumenten eine emotionale Wirkung hinterlassen und da-
durch seine Lebensqualität erhöhen, spielen eine zunehmend wichtigere Rolle.
65
Dies
zeigt sich u.a. auch in der wachsenden Nutzung von Medienangeboten, die von Natur
aus einen hohen Erlebniswert besitzen. Während sich vor 20 Jahren jeder Bundesbürger
ab 14 Jahren 309 Minuten täglich den Medien widmete, so sind es laut einer ARD/ZDF-
Langzeitstudie heute 502 Minuten.
66
Die am häufigsten genannten Gründe für die Nut-
zung von Hörfunk, Fernsehen und des Internet, mit seinen interaktiven und multimedia-
len Eigenschaften, sind nach der Versorgung mit Information v.a. Spaß und Entspan-
nung.
67
Das gestiegenen Medienangebot scheint also bis jetzt zu einer Ausweitung der
Mediennutzung geführt zu haben. Durch begrenzte Freizeitbudgets, sowohl finanzieller
als auch zeitlicher Art, sind dieser Entwicklung langfristig aber wahrscheinlich Grenzen
gesetzt.
68
Von großer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang auch die steigende Überalterung
unserer Gesellschaft. Der Bevölkerungsanteil der über 50jährigen liegt in Deutschland
momentan bei ca. 40%, soll aber bis zum Jahr 2050 bei gleichzeitiger Abnahme der Ge-
59
vgl. Kotler/Bliemel 1995, S. 237f.
60
vgl. Fritz 2000, S. 54; Grob/Bieletzke 1998, S. 42ff.
61
vgl. IDC Studie, zit. nach eMarket 2001
62
vgl. Nua 2001a
63
vgl. Nielsen/NetRatings 2001; IDC Studie, zit. nach Internet World 2001a
64
vgl. Schnorr-Bäcker 2001, S. 166
65
vgl. Weinberg 1992, S. 3; Oldendorf 1999, S. 76; Fritz. 2000, S. 54f.
66
Anm.: inkl. paralleler Medienaktivitäten, vgl. Ridder/Engel 2001, S. 104
67
vgl. Ridder/Engel 2001, S. 108ff.
68
vgl. Oldendorf 1999, S. 69

Der Einfluss des Internet auf den Musikvertrieb
14
samtbevölkerung auf fast 51% ansteigen.
69
Zwar zählt diese Altersgruppe heute wegen
ihres größeren Freizeitbudgets zu den intensiven Mediennutzern,
70
ihr Anteil an den In-
ternet-Nutzern liegt in Deutschland aber zur Zeit bei nur 19%
71
und bei den Tonträger-
käufern sogar nur bei 15%.
72
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die zunehmende Individualisierung, bei der die persön-
lichen Wünsche und Vorstellungen und die Möglichkeit zur Selbstentfaltung vor den
Interessen der Gesellschaft stehen. Die Folge dessen ist u.a. eine individualisierte Nach-
frage, die weniger durch Massenprodukte und -kommunikation erreichbar ist als durch
personalisierte Angebote, wie sie v.a. auch über das Internet realisiert werden können
(,,One-To-One Marketing", ,,Mass Customization").
73
3.1.2 Gesamtwirtschaftliche Faktoren
Zu den relevanten gesamtwirtschaftlichen Faktoren zählen v.a. die steigende Bedeutung
der Internet-Ökonomie sowie die allgemeine Entwicklung des Tonträgermarktes.
Die Entfaltung der Informationsgesellschaft geht einher mit der Ausweitung der Internet-
Ökonomie oder ,,Network-Economy", deren wirtschaftliche Aktivitäten im wesentlichen
auf den neuen Informations- und Kommunikationstechnologien - im besonderen auf dem
Internet - basieren bzw. von diesen beeinflusst werden.
74
Dabei ergeben sich grundsätz-
lich andere ,,Spielregeln" als in der klassischen Ökonomie. Speziell die hohe Dynamik
neuer technologischer Entwicklungen, die Ausnutzung von direkten und indirekten Netz-
effekten, die Fixkostendominanz und die Verringerung von Transaktionskosten, sowie
neue Ertragsgesetze und die hohe Zahl neuer Wettbewerber auf virtuellen elektronischen
Märkten (Marketspace) prägen die Internet-Ökonomie.
75
Im Fokus der weiteren Betrachtungen steht der in letzter Zeit viel beschriebene Electro-
nic Commerce (E-Commerce), welcher auch als ,,elektronischer Handel" oder ,,markt-
orientierter E-Commerce" zu verstehen ist.
76
Als ,,die digitale Anbahnung, Aushandlung
69
teilw. eigene Berechnung, vgl. BPW 2001a und Statistisches Bundesamt 2000
70
vgl. Ridder/Engel 2001, S. 104
71
vgl. GfK 2001a, S. 20
72
vgl. BPW 2001a; näheres zur Musiknachfrage vgl. Kap. 4.1.1
73
vgl. Oldendorf 1999, S. 75; Meffert 2000b, S. 107; Fritz 2000, S. 86
74
vgl. Fritz 2000, S. 13
75
vgl. Meffert 2000a, S. 2ff.; Fritz 2000, S. 67ff.
76
vgl. Fritz 2000, S. 21

Der Einfluss des Internet auf den Musikvertrieb
15
und/oder Abwicklung von Transaktionen zwischen Wirtschaftsobjekten"
77
ist der E-
Commerce i.e.S. vom Electronic Business abzugrenzen, bei dem es sich um ,,jede Art
wirtschaftlicher Tätigkeit auf Basis elektronischer Verbindungen"
78
handelt.
79
Als Teil-
nehmer am E-Commerce können die Konsumenten (Consumer), Unternehmen (Busi-
ness) sowie öffentliche Institutionen (Administration) auftreten. Auf Basis dieser Unter-
scheidung lassen sich entsprechende Markt- und Transaktionsbereiche des E-Commerce
klassifizieren, wobei dem Business-to-Business (B2B)-Markt und im folgenden v.a. dem
Business-to-Consumer (B2C)-Markt besonderes Gewicht zukommt.
80
Obwohl derzeit allzu optimistische Umsatzprognosen für die zukünftige Entwicklung
wieder zurückgenommen werden, wird dem E-Commerce weiterhin eine deutliche Zu-
nahme seines Volumens und seiner Bedeutung für die Gesamtwirtschaft innerhalb der
nächsten Jahre vorausgesagt.
81
Im Jahr 2000 soll der Umsatz im E-Commerce weltweit
493,3 Mrd. US $ betragen haben und bis zum Jahr 2004 auf 6,43 Billionen US $ anstei-
gen. Dabei wird der Anteil des B2B-Marktes von heute fast 88% auf über 93% klettern.
Laut Forrester Research wurden im letzten Jahr in Deutschland immerhin 20,6 Mrd. US
$ im E-Commerce umgesetzt. Im Jahr 2004 soll sich das Umsatzvolumen auf 386,5 Mrd.
US $ belaufen.
82
Darüber hinaus werden durch die Virtualisierung von Teilen der Wertschöpfungskette
erhebliche Veränderungen in einzelnen Branchen erwartet. Dies gilt v.a. für Branchen mit
einer hohen Informationsintensität der Wertschöpfung und der Produkte, da das Internet
die Weitergabe und Verarbeitung von Informationen stark vereinfacht und damit höhere
Transaktionskostensenkungspotenziale ausgeschöpft werden können.
83
Insbesondere die
Computerbranche (insb. Software) und die Medienbranche, hier im speziellen die Print-
medien (Zeitungen, Zeitschriften, Buch), und die Musikindustrie zählen zu den mit am
stärksten betroffenen Wirtschaftszweigen, da ihre Produkte vollständig digitalisierbar
sind.
84
Erste Anzeichen der durch das Internet hervorgerufenen Veränderungen in der Musik-
wirtschaft zeigen sich bereits in der allgemeinen Entwicklung des Tonträgermarktes.
77
Clement/Peters/Preiß 1999, S. 50
78
Picot/Reichwald/Wigand 2001, S. 337
79
vgl. Fritz 2000, S. 21
80
vgl. Hermanns/Sauter 1999b, S. 22f.
81
vgl. u.a. Bliemel/Fassott/Theobald 2000b, S. 3ff.; Fritz 2000, S. 15ff.
82
vgl. ECIN 2001
83
vgl. Hutzschenreuter 2000, S. 72; Meffert 2000a, S. 7f.

Der Einfluss des Internet auf den Musikvertrieb
16
Während der Tonträgerumsatz in Deutschland bis Mitte der neunziger Jahre v.a. wieder-
vereinigungsbedingt bis auf 5,38 Mrd. DM anstieg, so befindet er sich jetzt in einer Stag-
nationsphase. Im dritten Jahr in Folge verzeichnet der Markt Umsatzrückgänge. Unter
Berücksichtigung der Preissteigerungsrate lag der reale Rückgang im Jahr 2000 bei
4,1%.
85
Die Gründe für die negative Umsatzentwicklung sehen die Vertreter des BPW in
erster Linie in der ,,Piraterie", insbesondere über das Internet, und in der privaten Ver-
vielfältigung.
86
Der Gesamtumsatz betrug im Jahr 2000 noch ca. 5,12 Mrd. DM.
87
Damit liegt der deut-
sche Tonträgermarkt mit einem Anteil von ca. 7,4% am weltweiten Umsatzvolumen in-
ternational an vierter Stelle, hinter den USA (37,0%), Japan (16,7%) und Großbritannien
(7,6%).
88
Abbildung 5: Umsatzentwicklung des deutschen Tonträgermarktes von 1991 - 2000
89
Zudem wird der Tonträgermarkt seit den 1970er Jahren von einer stetigen Konzentrati-
onsentwicklung begleitet. Das Resultat: die fünf größten Majors beherrschen heute etwa
drei Viertel des gesamten Marktes.
90
Die letzten horizontalen Konzentrationsbemühun-
gen - die Fusion der Bertelsmann Musiksparte BMG Entertainment mit EMI - sind aller-
dings im Mai 2001 an den hohen Auflagen der Kartellbehörden gescheitert.
91
Dafür
84
vgl. Kap. 3.3; Hutzschenreuter 2000, S. 72; Meffert 2000a, S. 8; BBE 2000, S. 117
85
vgl. Abb. 5
86
vgl. BPW 2001a; dazu auch Kap. 3.1.4
87
vgl. Abb. 5
88
vgl. BPW 2001a
89
eigene Darstellung, vgl. BPW 2001a
90
vgl. Kap. 2.2.1; Kulle 1998, S. 138ff.
91
vgl. Yahoo 2001d
0
1
2
3
4
5
6
'91
'92
'93
'94
'95
'96
'97
'98
'99
'00
Jahr
Mr
d.
D
M
BPW
Sonstige
-6
-4
-2
0
2
4
6
8
10
12
Jahr
P
r
o
zen
t
n omin al
re al
Gesamtumsatz Tonträgermarkt
Veränderungen gegenüber dem jeweiligen Vorjahr
(lt. Verbandsstatistik)
4,46 4,60
5,02
5,20 5,24 5,30 5,38 5,30 5,19 5,12
'91
'92 '93 '94 '95 '96 '97
'98 '99 '00
10,
8
6,
8
2,
8
-2
,1
8,
7
4,
0
3,
2
0,
5
0,
4
-1,
3
2,
2
0,
7
1,
6
-0,
2
-1
,5
-2,
5
-2
,9
-3,
5
-2,
2
-4,
1
0
1
2
3
4
5
6
'91
'92
'93
'94
'95
'96
'97
'98
'99
'00
Jahr
Mr
d.
D
M
BPW
Sonstige
-6
-4
-2
0
2
4
6
8
10
12
Jah r
P
r
o
zen
t
n omin al
re al
Gesamtumsatz Tonträgermarkt
Veränderungen gegenüber dem jeweiligen Vorjahr
(lt. Verbandsstatistik)
4,46 4,60
5,02
5,20 5,24 5,30 5,38 5,30 5,19 5,12
'91
'92 '93 '94 '95 '96 '97
'98 '99 '00
10,
8
6,
8
2,
8
-2
,1
8,
7
4,
0
3,
2
0,
5
0,
4
-1,
3
2,
2
0,
7
1,
6
-0,
2
-1
,5
-2,
5
-2
,9
-3,
5
-2,
2
-4,
1

Der Einfluss des Internet auf den Musikvertrieb
17
machten die Majors in jüngster Zeit mit Übernahmen und Kooperationen im Internetbe-
reich auf sich aufmerksam (u.a.):
·
Im letzten Jahr übernahm Bertelsmann den Internet-CD-Händler CDNow
92
und
schloss eine strategische Allianz mit der umstrittenen Internet-Musiktauschbörse
,,Napster".
93
Mittlerweile sind auch 150 Independents als Partner bei Napster ein
gestiegen.
94
·
Im Februar 2001 kündigten Vivendi Universal und Sony die Entwicklung des
gemeinsamen Online-Musikdienstes ,,Pressplay" (vormals ,,Duet") an. Yahoo
und Microsoft Network (MSN) schlossen sich diesem Projekt an.
95
·
In Kooperation mit der Softwarefirma RealNetworks entstand kurz darauf die
gemeinsame Online-Musikplattform ,,MusicNet" der Majors AOL Time Warner,
Bertelsmann und EMI.
96
·
Außerdem wurden im Mai 2001 die Übernahmen der Internet-Musikfirmen
MP3.com durch Vivendi Universal und Myplay durch Bertelsmann bekannt ge-
geben.
97
Die genannten Beispiele stehen für einen deutlichen Wechsel in der strategischen Aus-
richtung der Tonträgerhersteller von den klassischen Vertriebsformen hin zu einem Mu-
sikvertrieb über das Internet.
98
3.1.3 Technologische Faktoren
Die wichtigsten technologischen Voraussetzungen für die Entwicklung eines Musikver-
triebs über das Internet lassen sich in Anlehnung an Dholakia in drei technologische Teil-
bereiche aufteilen:
99
·
Bei der Betrachtung der Software sind v.a. die Entwicklungen auf den Gebie-
ten der Audio-Kompression, der Kopierschutzsysteme und Suchmaschinen
von besonderem Interesse.
·
Unter Equipment sind insbesondere die Hardware-Komponenten zu verste-
hen, die es den Nutzern ermöglichen, Audio-Dateien abzuspielen, zu spei-
chern, zu verarbeiten und über Schnittstellen auf andere Geräte zu übertragen.
Hierbei spielt v.a. die Verbreitung entsprechender Endgeräte und Speicher-
medien eine entscheidende Rolle.
·
Der dritte Bereich Connectivity beinhaltet darüber hinaus die Verfügbarkeit
leistungsfähiger
Übertragungstechnologien.
92
vgl. Bertelsmann 2000, S. 67
93
vgl. o.V. 2000, S. 4
94
vgl. Yahoo 2001g
95
vgl. Reimann 2001; Yahoo 2001i
96
vgl. Reimann 2001
97
vgl. Yahoo 2001d; Yahoo 2001f
98
vgl. dazu auch Kap. 3.4

Der Einfluss des Internet auf den Musikvertrieb
18
Wie bereits erwähnt liegt die wesentliche Besonderheit des Produktes Musik in seinem
Informationscharakter. In Verbindung mit den digitalen Technologien ist es daher mög-
lich geworden, Musik auf kleinstem Raum zu speichern und losgelöst von einem Trä-
germedium über digitale Netze zu verbreiten.
100
Grundsätzlich lassen sich dabei zwei
technische Arten der Übertragung von Musik über das Internet unterscheiden: der
Download und das Streaming von Musikdateien. Beim Download wird die Musikdatei
vom Server des Anbieters auf die Festplatte des Nutzers überspielt und dort gespeichert.
Die Datei kann damit erst nach dem Ende der vollständigen Übertragung, aber auch noch
nach dem Trennen der Internetverbindung angehört werden. Beim Streaming handelt es
sich um eine Echtzeitübertragung, d.h. die Musikdatei wird noch während der Übertra-
gung vom Server abgespielt. Die Daten werden dabei i.d.R. in einem Zwischenspeicher
abgelegt, aber nicht langfristig gespeichert, weshalb zum wiederholten Anhören der Mu-
sik die Daten erneut vom Server abgerufen werden müssen.
101
In diesem Zusammenhang dürften die Audio-Kompressionsverfahren eine der bedeu-
tendsten technologischen Entwicklungen für den Musikvertrieb über das Internet darstel-
len. Durch sie ist, trotz relativ kleiner Bandbreiten, eine schnelle Übertragung von Musik
über digitale Netze möglich geworden. Am weitesten verbreitet ist heute das bereits
1991 vom Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) entwickelte Audioformat
,,MPEG Audio Layer-3" (kurz: MP3).
102
Dabei handelt es sich um ein Format, dass sich
einer verlustbehafteten Komprimierung der Audiodaten bedient.
103
Durch einen Codier-
algorithmus werden die akustischen Signale entfernt, die für das menschliche Gehör irre-
levant sind. Diese Signale können außerhalb des für den Menschen hörbaren Frequenz-
spektrums liegen oder beispielsweise von lauteren Tönen verdeckt sein (,,Maskierungsef-
fekt").
104
Damit ist es möglich, die Datenmenge eines herkömmlichen digitalen Audiosig-
nals (z.B. einer CD) bei annähernd gleicher Qualität auf ein Zwölftel ihrer ursprünglichen
Größe zu reduzieren.
105
Zu der großen Beliebtheit von MP3 hat sicherlich beigetragen, dass es sich dabei, im
Gegensatz z.B. zu Liquid Audio, um ein offenes Format ohne die sonst übliche Lizenz-
99
vgl. Dholakia 1999, S. 287ff.; Fritz 2000, S. 65
100
vgl. Kap. 2.1
101
vgl. Schaber 2000, S. 19
102
vgl. IIS 2001a
103
Anm.: Daneben gibt es auch verlustfreie Formate wie z.B. ,,Predictive Coding", die aber nur eine
Verringerung der Dateigröße um maximal 75% erreichen; vgl. Zota/Buschmann 2000, S. 156
104
vgl. Schlumbohm 2000, S. 7; Zota/Buschmann 2000, S. 153

Der Einfluss des Internet auf den Musikvertrieb
19
zahlung handelt, und damit die zum Erstellen und Abspielen der Dateien notwendige
Software (z.B. Winamp der Firma Nullsoft) größtenteils kostenlos aus dem Internet her-
untergeladen werden kann.
106
MP3 gilt zwar derzeit als Quasistandard unter den digitalen Audioformaten, allerdings
gibt es mittlerweile einige neuere Entwicklungen, wie z.B. ,,MPEG 2 Advanced Audio
Coding" (AAC), Microsofts ,,Windows Media Audio" (WMA) oder ,,Real Audio 8" von
Real Networks, die neben einer Verbesserung der Qualität bzw. Erhöhung der Kompres-
sionsraten auch die Implementierung von Kopierschutzsystemen beinhalten.
107
Bei der Umsetzung solcher Kopierschutzsysteme zeichnet sich derzeit v.a. die Verwen-
dung von wasserzeichenbasierten Verfahren ab, bei denen zusätzliche Informationen auf
eine Weise in den Audiodaten versteckt werden, dass diese zum einen nicht entfernt und
zum anderen nicht störend für den Hörer sind. Mit einer entsprechenden Erkennungs-
schaltung soll es u.a. möglich sein, Verletzungen des Urheberrechts zu identifizieren und
Nutzungsparameter festzulegen (z.B. Anzahl erlaubter Kopien oder Nutzungsdauer).
108
Erste Bemühungen der Secure Digital Music Initiative (SDMI)
109
zur Entwicklung eines
entsprechenden Standards scheiterten vorerst Ende letzten Jahres, als mehrere Teilneh-
mer des selbst ausgeschriebenen ,,Hack SDMI"-Wettbewerbs die Wasserzeichenmarkie-
rung zerstörungsfrei entfernen konnten.
110
Der SDMI Kopierschutz sieht vor, dass auf
SDMI-konformen Geräten der Phase 2 nur noch kopiergeschützte Audiodateien abge-
spielt werden können. Es werden dann pro Person bzw. personalisiertem Abspielgerät
maximal vier Kopien einer SDMI Musikdatei zugelassen, und ältere MP3-Dateien, die ja
keinen Kopierschutz beinhalten, können in das neue Format konvertiert werden.
111
Auf-
grund der hohen Beteiligung der bekanntesten Unternehmen der Computer-, UE- und
Musikbranche an SDMI ist von einer weiten Verbreitung des zukünftigen Standards aus-
zugehen. Daneben wird es aber weiterhin Internetquellen für ungeschützte Musiktitel
geben, da ein Format wie MP3 beispielsweise weiterhin existiert und bisher immer noch
jedes Kopierschutzsystem früher oder später umgangen werden konnte.
112
105
Anm.: Bei einer Bitrate von 128 kbps; vgl. IIS 2001a
106
vgl. Hutzschenreuter 2000, S. 125; http://www.winamp.com
107
vgl. Zota/Buschmann 2000, S. 153ff.
108
vgl. IIS 2001b; BPW 2001b
109
Anm.: Eine Vereinigung bestehend aus fast 150 Mitgliedern der Computer-, UE- und Musikbranche;
vgl. SDMI 2001
110
vgl. MpeX.net 2000
111
vgl. Schlumbohm 2000, S. 11
112
vgl. Schreier 2000

Der Einfluss des Internet auf den Musikvertrieb
20
Im Laufe des letzten Jahres sorgten in diesem Zusammenhang v.a. die sogenannten Peer-
to-Peer-Netze (P2P) für Furore, allen voran die Internet-Musiktauschbörse ,,Napster".
Dabei handelt es sich um Programme mit äußerst leistungsfähigen Suchmaschinen, die
auf der Basis eines neuen Internetprotokolls den direkten Austausch von z.B. MP3-
Dateien zwischen zwei Nutzern ermöglichen (,,File Sharing"). Die grundlegende Idee
von P2P ist ein Netzwerk, das entgegen der bisherigen Client-Server-Struktur keine
zentralen Server mehr benötigt, sondern in dem jeder mit jedem verbunden ist. Während
bei Napster jedoch immer noch zentrale Index-Server verwendet werden, welche auf
Wunsch eine direkte Verbindung zwischen zwei Rechnern herstellen, verzichten dezent-
ralisierte P2P-Netze wie Gnutella vollständig auf zentrale Systemkomponenten, was die
Kontrollierbarkeit derartiger Netzwerke unmöglich macht.
113
Im Bereich der Hardware ist u.a. die steigende Verbreitung von leistungsfähigen PCs,
Modems und ISDN-Anschlüssen in deutschen Haushalten zu nennen,
114
die den Zugang
zum Internet und die Nutzung von neuen digitalen Audioformaten ermöglichen. In die-
sem Zusammenhang bereitet den Tonträgerherstellern v.a. die wachsende Zahl immer
schnellerer CD-Brenner, die es ermöglichen, in kurzer Zeit eigene, qualitativ hochwertige
Kopien von Musik-CDs zu erstellen, zunehmend Kopfzerbrechen.
115
Das Audioformat MP3 hat darüber hinaus eine neue Generation von Abspielgeräten her-
vorgerufen. Mittlerweile sind einige portable MP3-Player erhältlich, deren Preise aller-
dings noch deutlich über denen herkömmlicher tragbarer Geräte liegen, und deren einge-
baute Speicherkapazitäten in vielen Fällen noch nicht viel mehr als dreißig Minuten Mu-
sikkonsum zulassen. Zusätzliche mobile Speichermedien wie z.B. Flash Memory Cards
verschaffen Abhilfe, sind aber derzeit noch vergleichsweise teuer.
116
Inzwischen sind
auch einige herkömmliche Audio-Geräte wie z.B. CD-Spieler und Autoradios durch die
Integration entsprechender Decoder in der Lage, MP3-Dateien abzuspielen. Die notwen-
dige Übertragung der Daten vom PC zu einem anderen Gerät kann dabei über gebrannte
CDs, Schnittstellen wie USB (Universal Serial Bus) und IEEE 1394 (Firewire) oder zu-
künftig über lokale Funknetze wie z.B. Bluetooth erfolgen.
117
113
vgl. Möller 2001, S. 150
114
Anm.: Haushaltsausstattung lt. Stat. Bundesamt: PC: 40% (1998), 45% (2000); Modem: 8% (1998),
14% (2000); ISDN: 4% (1998), 8% (2000); vgl. Schnoor-Bäcker 2001, S. 166
115
vgl. Kap. 3.1.4
116
vgl. Pham 2001, S. 46f.; MP3.de 2001
117
vgl. Nonhoff-Arps 2001, S. 112; Ahlers 2001, S. 100; MP3.de 2001

Der Einfluss des Internet auf den Musikvertrieb
21
Langfristig wird zudem der bisher einseitige Zugang zum Internet mittels Computern
durch andere Geräte erweitert, beispielsweise durch internetfähige Set-Top-Boxen, die
an Fernsehgeräte angeschlossen werden
118
oder MP3-Player, die direkt mit einem her-
kömmlichen CD-Player verbunden werden
119
bzw. die Daten über Mobilfunknetze herun-
terladen. Zwar sind schon die ersten Mobiltelefone mit integriertem MP3-Player erhält-
lich, die Übertragung von Musikdateien über mobile Netze ist wegen mangelnder Band-
breite heute allerdings noch nicht sinnvoll. Mit der Einführung von UMTS (Universal
Mobile Telecommunications System) im Jahr 2002 kann sich dies allerdings ändern, wo-
bei erwartet wird, dass die notwendigen Übertragungsraten nicht vor 2005 erreicht wer-
den.
120
Darüber hinaus bieten neue Übertragungstechnologien aus dem Rundfunkbereich
wie DAB (Digital Audio Broadcasting) oder DVB (Digital Video Broadcasting) noch
weit höhere Übertragungsraten.
121
Es ist zu erwarten, dass die Verbreitung der Breitbandübertragungstechnologien für die
Entwicklung des Musikvertriebs über das Internet von großer Bedeutung sein wird. Laut
einer Analyse von Jupiter MMXI soll sich die Zahl der deutschen Haushalte mit Breit-
bandnutzung von 0,9% im Jahr 2000 auf 17% im Jahr 2005 erhöhen.
122
Festnetz
Modem
56 Kbps
ISDN
64 Kbps
DSL
768 Kbps
Kabel
4 Mbps
DVB-C
50 Mbps
Single
(4 MB)
9,5 Min.
8,5 Min.
40,5 Sek.
8 Sek.
0,64 Sek.
Album
(60 MB)
2,5 Std.
2 Std.
10,5 Min.
2 Min.
9,6 Sek.
Funknetz
GSM
9,6 Kbps
GPRS
115 Kbps
Bluetooth
1 Mbps
UMTS
2 Mbps
DVB-T
30 Mbps
Single
(4 MB)
55,5 Min.
4,5 Min.
32 Sek.
16 Sek.
1 Sek.
Album
(60 MB)
14 Std.
1 Std.
8 Min.
4 Min.
16 Sek.
Abbildung 6: Übertragungszeiten einer Single und eines Albums bei unterschiedlichen
Übertragungstechnologien
123
118
vgl. Merz 1999, S. 209, 212ff.
119
vgl. Heise 2001a
120
vgl. Durlacher 2001a, S. 100; Durlacher 2001b, S. 18; Abb. 6
121
vgl. Abb. 6
122
vgl. Jupiter MMXI 2001
123
eigene Darstellung und Berechnung, in Anlehnung an Schaber 2000, S. 28; Schlumbohm 2000, S. 9;
Reibold 2001, S. 64; Rauch 2001, S. 20; Freyer 1997, S. 101

Der Einfluss des Internet auf den Musikvertrieb
22
Mit einem herkömmlichen 56Kbps-Modem dauert die Übertragung einer 4 MB großen
MP3-Datei (entspricht ca. vier Minuten Musik bei nahezu CD-Qualität) im besten Fall
immer noch fast zehn Minuten, ein ganzes Album über zwei Stunden. Mittels schnellerer
Übertragungstechnologien ist es möglich, die Übertragungszeiten auf wenige Sekunden
bzw. Minuten zu reduzieren.
124
Mit Übertragungsraten im Megabit-Bereich ist dann nicht
nur das Herunterladen von Musik aus dem Internet wesentlich schneller möglich als heu-
te, sondern auch die Nutzung von Streaming-Angeboten (z.B. Pay-per-play, Internet-
Radio, Internet-Konzerte etc.) wird damit erheblich komfortabler.
125
3.1.4 Politisch-rechtliche Faktoren
Neben politischen Initiativen, welche die Verbreitung des Internet fördern sollen (z.B.
,,Masterplan für Deutschland im 21. Jh.") und der Schaffung und Vereinheitlichung neuer
rechtlicher Grundlagen für den E-Commerce (z.B. E-Commerce-Richtline der EU, Sig-
naturgesetz, Teledienstedatenschutzgesetz, Fernabsatzgesetz)
126
spielen für den Musik-
vertrieb über das Internet v.a. die Wahrung der Urheberrechte und damit die Eindäm-
mung der Musikpiraterie eine entscheidende Rolle.
Das Urheberrecht, in diesem Fall zunächst exemplarisch das deutsche Urheberrechtsge-
setz (UrhG), soll den Schutz persönlicher geistiger Schöpfungen sicherstellen, zu denen
u.a. auch die Werke der Musik zählen.
127
In erster Linie kommen damit also die Musik-
schaffenden in Person von Komponisten und Textern in den Genuss dieses Schutzrech-
tes. Des weiteren sind durch ,,verwandte" Schutzrechte des UrhG auch die Darbietungen
ausübender Künstler, die Veranstaltungen von Darbietungen ausübender Künstler sowie
die Herstellungsleistungen von Tonträgerherstellern, Filmherstellern und Sendeunter-
nehmen geschützt.
128
Dem Urheber steht das ausschließliche Recht zu, sein Werk in körperlicher und unkör-
perlicher Form zu verwerten. Der Katalog der Verwertungsrechte umfasst u.a. das Ver-
vielfältigungs- und das Verbreitungsrecht, sowie das Recht zur öffentlichen Wiedergabe
124
vgl. Abb. 6
125
vgl. dazu auch Kap. 4.2.2
126
vgl. dazu Fritz 2000, S. 56ff.
127
vgl. §2 UrhG, zit. nach Fromm/Nordemann 1987, S. 1
128
vgl. §§ 73, 81, 85, 94, 87 UrhG, zit. nach Fromm/Nordemann 1987, S. 18ff.

Der Einfluss des Internet auf den Musikvertrieb
23
und Aufführung.
129
Die Nutzung seiner Werke durch andere Personen bedarf demnach
grundsätzlich der Genehmigung des Urhebers, welche i.d.R. gegen die Entrichtung einer
entsprechenden Gebühr gewährt wird, z.B. für die zeitlich unbeschränkte, nicht-
öffentliche Wiedergabe musikalischer Inhalte durch den Kauf eines Tonträgers.
130
Der
Verkauf von unerlaubten Kopien oder Mitschnitten geschützter Werke ist gesetzeswidrig
und wird gemeinhin als ,,Piraterie" bezeichnet.
131
Eine Ausnahmeregelung trifft der §53
des UrhG. Danach dürfen für den privaten, nicht-gewerblichen Gebrauch einzelne
132
Kopien erstellt werden, z.B. zum Zweck der Zwischenspeicherung (sogenanntes ,,time
shifting" und ,,space shifting").
133
An dieser Stelle sieht das UrhG eine weitere Regelung
vor: die sogenannte Vergütungspflicht. Nach dieser müssen die Hersteller von kopierfä-
higen Geräten (v.a. CD-Brenner) und beschreibbaren Bild- und Tonträgern (v.a. CD-R
und CD-RW), die erkennbar zur Vornahme von Vervielfältigungen bestimmt sind, eine
Urheberrechtsgebühr an die Verwertungsgesellschaften abführen, womit Umsatz- und
Lizenzausfälle kompensiert werden sollen.
134
Durch die neuen technologischen Möglichkeiten, v.a. der Virtualisierung der Musik
135
,
und der damit möglichen Verbreitung durch digitale Netze, ergeben sich heute neue An-
forderungen an die Wahrung der Urheberrechte. Im Brennpunkt zahlreicher rechtlicher
Diskussionen stehen v.a. das Abrufen (Download) aus dem und das Einstellen (Upload)
von MP3-Dateien in das Internet sowie die rechtliche Verantwortung von Internetdiens-
ten wie z.B. Napster.
136
Realistischerweise ist davon auszugehen, dass die meisten der im Internet erhältlichen
Musikstücke im MP3-Format ohne die Genehmigung des Urhebers dorthin gelangt sind,
in dem sie von einer CD kopiert, in das MP3-Format konvertiert und anschließend auf
einer Webseite, einem FTP-Server, in einer Newsgroup, in einem P2P-Netz oder per E-
Mail anderen zur Verfügung gestellt wurden. Die Tatsache, dass die dadurch entstandene
Kopie nicht mehr nur dem eigenen privaten Gebrauch dient, und sich durch die globale
129
vgl. §15 UrhG, zit. nach Fromm/Nordemann 1987, S. 3
130
vgl. § 31 UrhG, zit. nach Fromm/Nordemann 1987, S. 6
131
vgl. Schaefer 1999, S. 797, 799ff.
132
Anm.: 7 Kopien gelten häufig als obere Grenze; vgl. Fromm/Nordemann 1987, S. 283
133
Anm.: space shifting: Kopie für das Anhören von Musik an einem anderen Ort z.B. mit einem Walk-
man; vgl. Frey 2001, S. 470f.; §53 UrhG, zit. nach Fromm/Nordemann 1987, S. 11f
134
vgl. § 54 UrhG; zit. nach Fromm/Nordemann 1987, S. 12f.
135
vgl. Kap. 3.1.3
136
vgl. Leupold/Demisch 2000, S. 381

Der Einfluss des Internet auf den Musikvertrieb
24
Präsenz des Internet auch nicht mehr im Rahmen eines ,,internen Gebrauchs"
137
bewegt,
erfüllt den Tatbestand der unerlaubten Vervielfältigung und Verbreitung und ist damit
nicht legal.
138
Strittig dagegen ist die Auslegung der rechtlichen Situation beim Downlo-
ad von illegalen MP3-Dateien aus dem Internet, da im Grunde genommen nicht der (gut-
gläubige) Erwerb, sondern die Erstellung von Raubkopien gegen das Urheberrecht ver-
stößt. Allein die rechtswidrige Grundlage entbehre aber nach Meinung anderer jeglicher
Diskussion.
139
Mit viel Interesse wurde v.a. die langwierige gerichtliche Auseinandersetzung in den
USA zwischen der Napster, Inc. und Vertretern der Recording Industry Association of
America (RIAA) mitverfolgt, bei der es darum ging, ob das Unternehmen durch seinen
Internetdienst gegen das geltende Urheberrecht verstößt. Obwohl auf den Napster-
Servern zu keiner Zeit MP3-Dateien gespeichert wurden,
140
wurde das Unternehmen
letztendlich dazu verpflichtet, durch den Einsatz von Filtern gegen den unentgeltlichen
Austausch von urheberrechtlich geschützten Musikdateien vorzugehen.
141
Auch wenn die
Zahl der registrierten Nutzer nach dem Start der Filter im März 2001 weiter leicht an-
stieg, verringerte sich die Anzahl der monatlich getauschten MP3-Dateien drastisch von
2,8 Mrd. im Februar auf nur noch etwa 110 Millionen im Juni 2001.
142
Indes soll mit der
Unterstützung von Bertelsmann Napster in einen kostenpflichtigen Service umgewandelt
werden, bei dem dann ein eigenes kopiergeschütztes Audioformat Verwendung findet.
143
Darüber hinaus halten die Vertreter der Tonträgerindustrie die rechtlichen Grundlagen
zur privaten Vervielfältigung und der Vergütungspflicht für überholt, da sie noch aus
dem analogen Zeitalter stammen. Insbesondere das private Kopieren ist dem BPW in
Anbetracht der wachsenden Zahl von CD-Brennern in privaten Haushalten ein Dorn im
Auge. Die Zahl verkaufter bespielbarer CD-Rs und CD-RWs stieg laut einer Studie der
GfK in Deutschland innerhalb eines Jahres
144
noch einmal deutlich auf 247 Mio. Stück
an, von denen 54% mit Musik bespielt wurden.
145
Die Leermedienabgabe sei, in Anbe-
137
Der ,,interne Gebrauch" meint die Nutzung privater Kopien durch Personen, zu denen ein ,,persönli-
ches Band" besteht; vgl. Fromm/Nordemann 1987, S. 284
138
vgl. Leupold/Demisch 2000, S. 381ff.
139
vgl. Harke 2000, S. 113; Leupold/Demisch 2000, S. 383ff.
140
vgl. dazu Kap. 3.1.3
141
vgl. Frey 2001, S. 467ff.
142
vgl. Abb. 7
143
vgl. Yahoo 2001e; Kap. 4.2.3
144
Anm.: Zeitraum 04/2000-03/2001
145
vgl. GfK 2001b, S. 10; Kap. 4.3.3

Der Einfluss des Internet auf den Musikvertrieb
25
tracht der hohen Qualität der Kopien und einem entgangenen Lizenzwert von 8 DM pro
CD, mit 0,12 DM pro Stunde Spielzeit deutlich zu niedrig.
146
In Zukunft wird daher auch
vermehrt der Einsatz von Kopierschutzsystemen bzw. sogenannter Digital Rights Mana-
gement (DRM) Systemen zu erwarten sein.
147
Eine entsprechende EU-Richtlinie, die in
Anlehnung an die WIPO-Verträge
148
von 1996 entstanden ist und bis Herbst 2002 in
nationales Recht umgesetzt worden sein muss, wurde Anfang diesen Jahres verabschie-
det. Sie beinhaltet neben den Bemühungen zur Vereinheitlichung des Urheberrechts auf
EU-Ebene u.a. auch den Schutz gegen die Umgehung technischer Sicherungssysteme
und Regelungen zum Umgang mit temporären Vervielfältigungen, wie sie v.a. im Rah-
men des Angebots von Internet Service Provider auftreten können.
149
Abbildung 7: Piraterie und private Vervielfältigung in der Musikbranche
150
Laut dem BPW entstanden der Branche durch die Musikpiraterie und die gesetzlich er-
laubte private Vervielfältigung im Jahr 2000 insgesamt ein Verlust von ca. 1,45 Mrd.
DM in Form von Lizenz- und Umsatzausfällen. Mit Abstand den größten Anteil hatten
die Privatkopien, danach folgten die unerlaubte Vervielfältigung über das Internet und
die Schulhofpiraterie, d.h. der Verkauf von Raubkopien durch einzelne Personen, und
erst zuletzt die organisierte ,,Traditionelle Piraterie".
151
146
vgl. BPW 2001b
147
vgl. Kap. 3.1.3; BPW 2001b
148
Anm.: WIPO: World Intellectual Property Organization, Verträge zur Anpassung des Urheberechts
an die Anforderungen der Informationsgesellschaft; vgl. BPW 2001c
149
vgl. BPW 2001c
150
vgl. BPW 2001a, sowie eigene Darstellung und teilw. eigene Berechnungen in Anlehnung an Schrö-
ter 2001, S. 4; Yahoo 2001c; Yahoo 2001h; Yahoo 2001g
151
vgl. Abb. 7
Privatkopien
1
Schulhof-
piraterie
2
Trad.Piraterie
2
Internet
2
1
Lizenzausfälle;
2
Umsatzverluste
250 Mio.
800 Mio.
300 Mio.
98
Mio.
Verluste der dt. Tonträgerindustrie durch Piraterie
(alle Angaben in DM, Jahr 2000)
Gesamt: ca. 1,45 Mrd.
6/00
12/00
2/01
3/01
4/01
5/01
6/01
Monat
Registrierte Nutzer
Anzahl getauschter MP3-Dateien
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1
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2,5
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Monat
Privatkopien
1
Schulhof-
piraterie
2
Trad.Piraterie
2
Internet
2
1
Lizenzausfälle;
2
Umsatzverluste
250 Mio.
800 Mio.
300 Mio.
98
Mio.
Verluste der dt. Tonträgerindustrie durch Piraterie
(alle Angaben in DM, Jahr 2000)
Gesamt: ca. 1,45 Mrd.
6/00
12/00
2/01
3/01
4/01
5/01
6/01
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Der Einfluss des Internet auf den Musikvertrieb
26
3.2 K
LASSISCHE
V
ERTRIEBSWEGE UND
-
FORMEN
Bevor auf die durch das Internet resultierenden neuen Vertriebsmöglichkeiten von Musik
eingegangen wird, werden in diesem Abschnitt zunächst die klassischen Vertriebsstruktu-
ren der Tonträgerindustrie dargestellt.
Grundsätzlich bedienen sich die Tonträgerhersteller zur Distribution ihrer (physischen)
Produkte des stationären Tonträgerhandels oder des Direct Mail Vertriebs, die in Form
eines direkten oder indirekten Vertriebs organisiert sein können.
152
Im Zusammenhang
mit dem indirekten Vertrieb wird des weiteren eine Unterteilung in Groß- und Einzelhan-
del vorgenommen. Durch die Einschaltung zusätzlicher Stufen in der Distributionskette
der Tonträgerhersteller kann dies, aufgrund der Bündelung von Angebot und Nachfrage
und dem besseren Know-how am Point of Sale (POS), insgesamt zu einem effizienteren
Distributionssystem führen.
153
Während der Einzelhandel aber im direkten Kontakt mit
dem Endkunden steht, übernimmt der Großhandel teilweise Distributionsfunktionen der
Hersteller, indem er die Tonträger meist unverändert an die Einzelhändler weiter veräu-
ßert.
154
Eine besondere Funktion nehmen die sogenannten Rackjobber (Regalgroßhänd-
ler) ein, die Verkaufsräume oder Regalflächen im stationären Einzelhandel anmieten, um
dort auf eigene Rechnung Tonträger anzubieten. Außerdem besteht für den Handel die
Möglichkeit v.a. spezielle Tonträger, die nicht im Inland angeboten werden, aus dem
Ausland zu importieren bzw. von einem Importhändler zu beziehen.
155
Einen Überblick über die einzelnen Funktionen bei der klassischen Distribution von Ton-
trägern gibt Abb. 8. Hier sind einzelne Punkte hervorzuheben:
156
Aufgrund seines physischen Formats sind für den Vertrieb von Tonträgern große Lager-
und Logistikkapazitäten vorzuhalten. Daher wird diese Funktion v.a. von den kapital-
stärkeren Majors wahrgenommen.
157
Dies gilt ebenso für den Handel und bedeutet für
den stationären Einzelhandel v.a. die Bereitstellung des notwendigen Regalplatzes.
Die Aufgaben der Sortimentsgestaltung werden auf Seiten der Hersteller durch die Filte-
rung des großen Angebots an musikalischen Leistungen wahrgenommen. Durch Trend-
analysen und Bedarfsermittlungen wird eine Qualitätsauswahl angestrebt, die im Endef-
152
vgl. Kap. 3.2.1 und 3.2.2
153
vgl. Kotler/Bliemel 1995, S. 803f.; Schulze 1996, S. 165f.
154
vgl. Kotler/Bliemel 1995, S. 806f.; Schulze 1996, S. 169
155
vgl. Schulze 1996, S. 169
156
vgl. Abb. 8.; Schaber 2000, S. 43ff.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2001
ISBN (eBook)
9783832452940
ISBN (Paperback)
9783838652948
DOI
10.3239/9783832452940
Dateigröße
1.3 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig – unbekannt, Wirtschaftswissenschaften
Erscheinungsdatum
2002 (April)
Note
1,0
Schlagworte
musik konsumentenverhalten e-commerce internet
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Titel: Musikvertrieb über das Internet
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