Lade Inhalt...

Internalisierung externer Effekte

Ein kritischer Vergleich der Ansätze von Pigou und Coase

©2001 Diplomarbeit 68 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Externe Effekte deuten gemäß der traditionellen Wohlfahrtstheorie auf ein Versagen des Marktmechanismus hin und verhindern damit eine effiziente Ressourcenallokation. Als Lösung bietet sich ein staatlicher Eingriff in den Marktprozess an, wobei als Instrumente unter anderem Verbote, Auflagen, Steuern oder Subventionen zur Verfügung stehen.
Diese Sichtweise wird jedoch nicht von allen Ökonomen geteilt. Von Interventionsgegnern wird auf die Möglichkeit verwiesen, unter bestimmten Bedingungen externe Effekte durch Verhandlungen auf freiwilliger Basis zu internalisieren. Ein Staatseingriff erscheint unter diesem Gesichtspunkt überflüssig, wenn nicht sogar schädlich.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, diese beiden wichtigsten Ansätze zur Lösung des Problems der externen Effekte darzustellen und auf ihre wirtschaftspolitische Relevanz zu prüfen. Zunächst werden externe Effekte im Konsum- und Produktionsbereich dargestellt. Anschließend werden die staatliche Interventionslösung und der dezentrale Verhandlungsansatz anhand ihrer prominentesten Vertreter Arthur Pigou und Ronald Coase analysiert und schließlich einer kritischen Betrachtung unterzogen.
Die Arbeiten beider Ökonomen zählen zu den fundamentalen Werken der ökonomischen Theorie und sind in der Literatur oft zitiert und ausgelegt worden. Aufgrund der nicht unerheblichen Anzahl von fehlgeschlagenen Interpretations-versuchen steht ein genaues Studium der Quellen im Mittelpunkt der Arbeit, um den Inhalt und die Bedeutung der Ansätze von Pigou und Coase aufzuzeigen.

Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
1.Einleitung1
2.Externe Effekte2
2.1Einführung2
2.2Pekuniäre und technologische Externalitäten4
2.3Externalitäten im Produktionsprozess5
2.3.1Formale Darstellung6
2.3.2Negative externe Effekte9
2.3.3Positive externe Effekte10
2.4Externalitäten im Konsum11
2.4.1Formale Darstellung12
2.4.2Negative externe Effekte14
2.4.3Positive externe Effekte15
2.5Externalitäten zwischen Produktions- und Konsumbereich16
2.6Internalisierung als ein Leitbild der (Umwelt-) ökonomischen Theorie17
3.Das wohlfahrtstheoretische Konzept von Pigou18
3.1Überblick über den Einfluss Pigous auf die Wirtschaftswissenschaft18
3.2Das Externalitätenkonzept bei Pigou21
3.3Internalisierung externer Effekte22
3.3.1Internalisierung im Produktionsbereich23
3.3.2Internalisierung im Konsumbereich24
3.4Eine kritische Betrachtung der Praktikabilität der Pigou-Steuer25
3.4.1Die Rolle des […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 5082
Dittrich, Marcus: Internalisierung externer Effekte: Ein kritischer Vergleich der Ansätze von
Pigou und Coase / Marcus Dittrich - Hamburg: Diplomica GmbH, 2002
Zugl.: Chemnitz, Technische Universität, Diplom, 2001
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die
der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen,
der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der
Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung,
vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im
Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der
Bundesrepublik Deutschland in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich
vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des
Urheberrechtes.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem
Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche
Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten
wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.
Die Informationen in diesem Werk wurden mit Sorgfalt erarbeitet. Dennoch können Fehler nicht
vollständig ausgeschlossen werden, und die Diplomarbeiten Agentur, die Autoren oder
Übersetzer übernehmen keine juristische Verantwortung oder irgendeine Haftung für evtl.
verbliebene fehlerhafte Angaben und deren Folgen.
Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2002
Printed in Germany

Wissensquellen gewinnbringend nutzen
Qualität, Praxisrelevanz und Aktualität zeichnen unsere Studien aus. Wir
bieten Ihnen im Auftrag unserer Autorinnen und Autoren Wirtschafts-
studien und wissenschaftliche Abschlussarbeiten ­ Dissertationen,
Diplomarbeiten, Magisterarbeiten, Staatsexamensarbeiten und Studien-
arbeiten zum Kauf. Sie wurden an deutschen Universitäten, Fachhoch-
schulen, Akademien oder vergleichbaren Institutionen der Europäischen
Union geschrieben. Der Notendurchschnitt liegt bei 1,5.
Wettbewerbsvorteile verschaffen ­ Vergleichen Sie den Preis unserer
Studien mit den Honoraren externer Berater. Um dieses Wissen selbst
zusammenzutragen, müssten Sie viel Zeit und Geld aufbringen.
http://www.diplom.de bietet Ihnen unser vollständiges Lieferprogramm
mit mehreren tausend Studien im Internet. Neben dem Online-Katalog und
der Online-Suchmaschine für Ihre Recherche steht Ihnen auch eine Online-
Bestellfunktion zur Verfügung. Inhaltliche Zusammenfassungen und
Inhaltsverzeichnisse zu jeder Studie sind im Internet einsehbar.
Individueller Service
­
Gerne senden wir Ihnen auch unseren Papier-
katalog zu. Bitte fordern Sie Ihr individuelles Exemplar bei uns an. Für
Fragen, Anregungen und individuelle Anfragen stehen wir Ihnen gerne zur
Verfügung. Wir freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit.
Ihr Team der Diplomarbeiten Agentur

- I -
Inhaltsverzeichnis
1
Einleitung ... 1
2
Externe Effekte ... 2
2.1
Einführung ... 2
2.2
Pekuniäre und technologische Externalitäten ... 4
2.3
Externalitäten im Produktionsprozess... 5
2.3.1
Formale Darstellung ... 6
2.3.2
Negative externe Effekte ... 9
2.3.3
Positive externe Effekte ...10
2.4
Externalitäten im Konsum ...11
2.4.1
Formale Darstellung ...12
2.4.2
Negative externe Effekte ...14
2.4.3
Positive externe Effekte ...15
2.5
Externalitäten zwischen Produktions- und Konsumbereich ...16
2.6
Internalisierung als ein Leitbild der (Umwelt-) ökonomischen
Theorie ...17
3
Das wohlfahrtstheoretische Konzept von Pigou...18
3.1
Überblick über den Einfluss Pigous auf die
Wirtschaftswissenschaft...18
3.2
Das Externalitätenkonzept bei Pigou ...21
3.3
Internalisierung externer Effekte ...22
3.3.1
Internalisierung im Produktionsbereich...23
3.3.2
Internalisierung im Konsumbereich ...24
3.4
Eine kritische Betrachtung der Praktikabilität der Pigou-Steuer.25
3.4.1
Die Rolle des Staates ...26
3.4.2
Unvollständige Informationen...27
3.4.3
Kosten der Internalisierung ...28
3.4.4
Ökologische Aspekte ...29
4
Die Coasesche Verhandlungslösung ...30
4.1
Einleitung ...30
4.2
Coase und seine Bedeutung für die ökonomische Theorie...31
4.3
Eine Neubetrachtung des Externalitätenproblems ...33

- II -
4.4
Illustration der Coaseschen Annahmen...36
4.4.1
Die Problemstellung ...36
4.4.2
Ein Rechtssystem mit Schadenshaftung ­ Die
Verursacherregel...38
4.4.3
Ein Rechtssystem ohne Schadenshaftung ­ Die Laissez-
faire-Regel ...38
4.5
Das ,,Coase-Theorem" ...39
4.6
Eine modifizierte Darstellung unter Berücksichtigung der
Transaktionskosten...41
4.7
Eine kritische Würdigung der Verhandlungslösung ...43
4.7.1
Die Bedeutung der Coaseschen Argumentation...43
4.7.2
Das Distributionsproblem ...45
4.7.3
Die Verteilung der Marktmacht...46
4.7.4
Die Rolle der Transaktionskosten...47
5
Interventionismus versus Institutionalismus: Die Pigou-Coase-
Kontroverse ...48
5.1
,,Markt oder Staat?" ...48
5.2
Die Coasesche Kritik an Pigou...49
5.2.1
Die Kritik an der Steuerlösung ...49
5.2.2
Die Bedeutung der Transaktionskosten ...50
5.3
Fazit...52
6
Literaturverzeichnis ...55

- III -
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 2-1: Angebots- und Nachfragekurven für ein bestimmtes Gut...2
Abbildung 2-2: Systematisierung externer Effekte ... 5
Abbildung 2-3: Negative Externalitäten im Produktionsprozess... 9
Abbildung 2-4: Positive externe Effekte bei der Produktion ...11
Abbildung 2-5: Negative externe Effekte beim Konsum ...15
Abbildung 2-6: Positive externe Effekte beim Konsum ...16
Abbildung 4-1: Allokation bei definierten Eigentumsrechten ohne
Berücksichtigung von Transaktionskosten...37
Abbildung 4-2: Der Einfluss der Transaktionskosten auf das
Verhandlungsergebnis ...42
Abbildung 5-1: Die Coasesche Kritik an der Steuerlösung ...49

- 1 -
1 Einleitung
Gemäß der traditionellen Wohlfahrtstheorie deuten externe Effekte auf ein
Versagen des Marktmechanismus hin und verhindern damit eine effiziente
Allokation knapper Ressourcen. Als Lösung bietet sich das Eingreifen des
Staates in den Marktprozess an, um Pareto-Optimalität (wieder-)
herzustellen, wobei als Instrumente unter anderem Verbote, Auflagen,
Steuern oder Subventionen zur Verfügung stehen.
1
Diese Sichtweise wird
jedoch nicht von allen Ökonomen geteilt. Vielmehr wird von
Interventionsgegnern auf die Möglichkeit verwiesen, unter bestimmten
Bedingungen externe Effekte durch freiwillige Verhandlungen zwischen
den beteiligten Wirtschaftssubjekten zu internalisieren. Ein Staatseingriff
erscheint unter diesem Gesichtspunkt überflüssig, wenn nicht sogar
schädlich.
2
Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, diese beiden wichtigsten
Ansätze zur Lösung des Problems der externen Effekte darzustellen und
auf ihre wirtschaftspolitische Relevanz zu prüfen. Dabei werden zunächst
externe Effekte im Konsum - und Produktionsbereich dargestellt.
Anschließend werden die staatliche Interventionslösung und der
dezentrale Verhandlungsansatz anhand ihrer prominentesten Vertreter
Arthur Cecil Pigou und Ronald Harry Coase analysiert und schließlich
einer kritischen Betrachtung unterzogen.
Da die Arbeiten beider Ökonomen zu den grundlegenden Werken
der ökonomischen Theorie zählen, sind sie in der späteren Literatur oft
zitiert und ausgelegt worden. Die Zahl der Kritiker und Epigonen ist bei
beiden recht hoch, und nicht immer sind die Interpretationen ihrer Werke
gleichzusetzen mit dem, was ursprünglich formuliert wurde - ein genaues
Quellenstudium ist deshalb nötig, um den Inhalt und die Bedeutung der
Ansätze von Pigou und Coase zu demonstrieren.
1
Vgl. Herdzina, Klaus, Einführung in die Mikroökonomik, 2. Aufl., München 1991, S.
145.
2
Vgl. Haslbeck, Christian, Zentrale versus dezentrale Internalisierung externer
Effekte bei unvollständiger Information, Frankfurt am Main 1995, S. 1.

- 2 -
2 Externe Effekte
2.1 Einführung
Die am neoklassischen Paradigma orientierte allgemeine
Gleichgewichtstheorie geht von der Möglichkeit einer effizienten
Ressourcenallokation aus. Falls bestimmte Voraussetzungen bezüglich
Technologien, individuellen Präferenzen und Faktorausstattungen
zutreffen, führen die auf Eigennutz basierenden Optimierungs-
entscheidungen der Wirtschaftssubjekte über die ,,invisible hand" des
Preismechanismus zu einem (fiktiven) pareto-optimalen Marktgleich-
gewicht.
3
Eine solche Allokation liegt dann vor, wenn innerhalb einer
Gesellschaft kein Wirtschaftssubjekt besser gestellt werden kann, ohne
dass gleichzeitig die Situation eines anderen ve rschlechtert wird.
x
GK
priv
GN
priv
GK
priv
GN
priv
x
M
p
M
p
Abbildung 2-1: Angebots- und Nachfragekurven für ein bestimmtes Gut.
4
Die Nachfragekurve wird charakterisiert durch den Grenznutzen des
Konsumenten bzw. seine marginale Zahlungsbereitschaft bei bestimmten
3
Vgl. Wiese, Harald / Casajus, Andre, Pigou, Coase und das Externalitätenproblem,
in: Das Wirtschaftsstudium (WISU), 24. Jg. (1995), Heft 8-9, S. 717-723, S. 718.
4
Vgl. Stiglitz, Joseph E., Economics of the public sector, 2. Aufl., New York / London
1988, S. 215.

- 3 -
Preisen (GN
priv
).
5
Die Angebotskurve stellt die Grenzkosten des
Produzenten dar (GK
priv
). Im Gleichgewicht sind dabei die Grenzkosten
jeder produzierten Einheit gleich ihrem jeweiligen Grenznutzen.
6
Eine wichtige Voraussetzung zum Erreichen dieses theoretischen,
sozialen Optimums ist die Nichtexistenz externer Effekte.
7
Die allgemeine
Gleichgewichtstheorie geht davon aus, dass Individuen ihre
Optimierungsentscheidungen unbeeinflusst und unabhängig voneinander
treffen und dies zu einer optimalen Allokation führen würde. In der Realität
treten jedoch häufig Interdependenzen auf. Entscheidungsprozesse mit
Auswirkungen auf andere Wirtschaftssubjekte sind also nicht als zu
vernachlässigende Ausnahme, sondern als Regelfall anzusehen.
8
Aufgrund ihrer großen Bedeutung für die Ökonomie soll im Folgenden
näher auf den Begriff der externen Effekte und ihrer relevanten
Erscheinungsformen eingegangen werden.
Unter externen Effekten versteht man die direkten Auswirkungen
der Handlungen eines Individuums auf andere Individuen, ohne dass
diese Aktivitäten über einen Preismechanismus gesteuert werden.
Als wichtige Merkmale lassen sich festhalten:
-
direkte Abhängigkeit zwischen den betroffenen Wirtschafts-
subjekten
-
keine Entschädigung über den Markt
Darüber hinaus handelt es sich nur dann um externe Effekte im
ökonomischen Sinne, wenn eine Beeinflussung des Wohlfahrtsniveaus
vorliegt. Die Einschätzung, ab wann zum Beispiel ein gewisser Lärmpegel
5
Vgl. Mankiw, Nicholas Gregory, Einführung in die Volkswirtschaftslehre, Stuttgart
1999, S. 221.
6
Vgl. Feess, Eberhard, Umweltökonomie und Umweltpolitik, 2. Aufl., München 1998
S. 37.
7
Vgl. Fürst, Urs Christoph, Umweltökonomik und deutsche Umweltpolitik,
Wirtschaftswissenschaftliche und politische Vorschläge zur Lösung von
Umweltproblemen, Freiburg 1996, S. 30.
8
Vgl. Brümmerhoff, Dieter, Finanzwissenschaft, 7. Aufl., München / Wien 1996, S.
58.

- 4 -
als störend empfunden wird, kann von verschiedenen Faktoren abhängig
sein und zu individuell teilweise unterschiedlichen Ergebnissen führen.
9
2.2 Pekuniäre und technologische Externalitäten
Von den nicht über einen Preismechanismus gesteuerten externen
Effekten im eigentlichen Sinne, die auch als technologisch oder nicht-
marktmäßig bezeichnet werden und im Mittelpunkt der ökonomischen
Betrachtungen stehen, sind die sogenannten pekuniären bzw.
marktmäßigen Effekte abzugrenzen.
Marktmäßige (externe) Effekte entstehen zwar ebenfalls aus
Interdependenzen in ökonomischen Entscheidungsprozessen, der
Einfluss auf Produktions- und Nutzenfunktionen anderer
Wirtschaftssubjekte erfolgt jedoch nicht direkt, sondern indirekt über eine
Veränderung der Marktpreise.
10
Beispielsweise wird der Gewinn eines
Unternehmens sinken, wenn die Preise von Rohstoffen, die als
Inputfaktoren in den Produktionsprozess eingehen, steigen.
11
Mechanismen dieser Art werden im Allgemeinen nicht als externe
Effekte bezeichnet, da sie gewöhnliche Marktprozesse sind. Sie können
zwar zu einer Änderung der Wohlfahrtsverteilung führen, beeinträchtigen
aber nicht die allokative Effizienz und können folglich einen pareto-
optimalen Zustand nicht verhindern.
12
9
Zum Versuch einer objektiven Bestimmung von Grenzwerten und der Festsetzung
von Schwellwerten im Umweltbereich (zum Beispiel Toleranzgrenzen für Lärm- oder
Schadstoffemissionsbelastungen) vgl. Kösters, Rudolf, Die Regulierung externer
Effekte, Tübingen 1979, S. 17.
10
Vgl. Schlieper, Ulrich, Externe Effekte, in: Albers, Willi u.a. (Hrsg.),
Handwörterbuch der Wirtschaftswissenschaft (HdWW), Bd. 2, Stuttgart u.a., 1980, S.
524-530, S. 524.
11
Vgl. Schumann, Jochen, Grundzüge der mikroökonomischen Theorie, 5. Aufl.,
Berlin u.a., 1987, S. 405.
12
Auch in der relevanten Literatur wird sich mehrheitlich dafür ausgesprochen,
pekuniäre Effekte nicht als Externalitäten im engeren Sinne zu betrachten. Vgl. unter
anderem Sohmen, Egon, Allokationstheorie und Wirtschaftspolitik, Tübingen 1976, S.
222, Schumann, Jochen, Grundzüge der Mikroökonomik, 5. Aufl., Berlin u.a., 1987,
S. 405 f., Feess, Eberhard, Umweltökonomie und Umweltpolitik, 2. Aufl., München
1998, S. 41 f., El-Shagi, El-Shagi, Die externen Effekte und ihre Wirkung auf das
Marktergebnis, in: Das Wirtschaftsstudium (WISU), 11. Jg. (1982), Heft 11, S. 551-
559. Eine gegenteilige Meinung vertreten unter anderem Kofner, Stefan,
Marktmäßige externe Effekte, in: Das Wirtschaftsstudium (WISU), 24. Jg. (1995),

- 5 -
Externe Effekte können sowohl bei Produktionsprozessen, als auch beim
Konsum entstehen und können Auswirkungen auf beide Aktivitäten haben.
Falls die diese Wirkungen hervorrufenden Effekte positiv sind, spricht man
auch von externen Erträgen oder ,,external economies", bei negativen
Effekten von externen Kosten oder ,,external diseconomies".
13
Dementsprechend lassen sich acht theoretische Konstellationen
unterscheiden:
negativ
negativ
positiv
positiv
negativ
negativ
positiv
positiv
Konsum
Produktion
Konsum
Produktion
Entstehung bei:
Wirkung auf:
Abbildung 2-2: Systematisierung externer Effekte.
14
Im Folgenden wird gezeigt, wie das Auftreten externer Effekte zum
Versagen des Marktmechanismus und zur Fehlallokation von Ressourcen
führt.
2.3 Externalitäten im Produktionsprozess
Das Produktionsniveau eines Unternehmens hängt nicht nur von den
eigenen eingesetzten Faktormengen ab, sondern auch von den Aktivitäten
anderer Unternehmen. Im Fall negativer Externalitäten entstehen bei dem
von der Externalität betroffenen Wirtschaftssubjekt zusätzlich zu den
Heft 5, S. 415-418 und Tegner, Henning, Zur (Ir)Relevanz pekuniärer externer
Effekte, Volkswirtschaftliche Diskussionsbeiträge, Westfälische Wilhelms-Universität
Münster, Beitrag Nr. 237, 1996, S. 4 f.
13
Vgl. Brümmerhoff, Dieter, Finanzwissenschaft, 7. Aufl., München / Wien 1996, S.
59.
14
Vgl. Hanusch, Horst / Kuhn, Thomas, Einführung in die Volkswirtschaftslehre, 3.
Aufl., Berlin / Heidelberg 1994, S. 101.

- 6 -
einzelwirtschaftlichen Grenzkosten (Abbildung 2-1) externe Grenzkosten.
Deren Existenz führt dazu, dass die volkswirtschaftlichen Grenzkosten, die
bei der Produktion des betreffenden Gutes tatsächlich anfallen, höher sind
als die privaten Grenzkosten des Produzenten. In den individuellen
Optimierungsentscheidungen werden aber nur die einzelwirtschaftlichen
Kosten berücksichtigt.
2.3.1 Formale Darstellung
Im Folgenden sollen die Auswirkungen der Externalitäten auf die
Produktionsentscheidungen formal hergeleitet werden.
15
Dafür wird eine
Ökonomie mit zwei Unternehmen, zwei Gütern und zwei
Produktionsfaktoren betrachtet. Unternehmen A produziert Gut x,
Unternehmen B Gut y jeweils unter Einsatz der Faktoren k und l. Die
Herstellung des Gutes x hängt von den eingesetzten Mengen der
Produktionsfaktoren ab, die Produktion des Gutes y ist darüber hinaus
abhängig vom Produktionsniveau des Gutes x.
Bei der Herstellung des Gutes x entsteht ein externer Effekt, der
sich auf die Produktion von Gut y auswirkt. Diese Externalität kann auf
verschiedene Arten in die Produktionsfunktion von y eingehen: direkt
durch die Menge(n) eines oder mehrerer Einsatzfaktoren bzw. den Output
x oder indirekt durch ein Nebenprodukt s
x
, das bei der Produktion von x
entsteht. Auch dieses Nebenprodukt kann wieder entweder von
Produktionsfaktoren oder vom Output abhängen. Bei Abhängigkeit von
einem oder mehreren Produktionsfaktoren werden externe Effekte als
faktorinduziert bezeichnet, bei Abhängigkeit von der Produktionsmenge
als outputinduziert.
16
Da sowohl Vorgehensweise als auch Ergebnisse
ähnlich sind, beschränkt sich die folgende Darstellung auf den
realistischeren Fall der faktorinduzierten Abhängigkeit:
17
15
Vgl. Sohmen, Egon, Allokationstheorie und Wirtschaftspolitik, Tübingen 1976, S.
221 ff.
16
Vgl. Linde, Robert, Einführung in die Mikroökonomie, 2. Aufl., Stuttgart u.a., 1992,
S. 232.
17
Als Beispiel lässt sich die industrielle Luftverschmutzung anführen. Diese wird
weniger durch die Menge an bereitgestellter Energie als vielmehr durch die Art ihrer

- 7 -
)
(
x
x
x
l
s
s
=
mit:
0
>
x
x
s
s
(2-1)
Die Produktionsfunktionen für die Güter x und y seien:
)
,
(
x
x
l
k
x
x
=
(2-2)
)
,
,
(
x
y
y
s
l
k
y
y
=
mit:
0
x
s
y
(2-3)
Die Bedingung
0
x
s
y
zeigt die Abhängigkeit des Produktionsniveaus
y von dem Nebenprodukt s
x
. Falls
0
>
x
s
y
, handelt es sich um eine
positive Externalität, bei
0
<
x
s
y
ist der externe Effekt negativ.
Weiterhin werden konstante Faktormengen angenommen:
K
k
k
y
x
=
+
(2-4)
L
l
l
y
x
=
+
(2-5)
Um die volkswirtschaftlich optimalen Produktionsmengen zu berechnen,
wird die Produktionsfunktion des Unternehmens A maximiert, unter der
Nebenbedingung des konstanten Outputs y des Unternehmens B und
konstanter Faktormengen. Die zu maximierende Lagrange-Funktion lautet
wie folgt:
(
)
(
) (
)
L
l
l
K
k
k
y
l
s
l
k
y
l
k
x
L
y
x
y
x
x
x
y
y
x
x
-
+
+
-
+
+
-
+
=
3
2
1
])
[
,
,
(
)
,
(
(2-6)
)
,
,
,
,
,
,
(
max
3
2
1
,
,
,
,
,
,
3
2
1
y
y
x
x
l
k
l
k
l
k
l
k
L
y
y
x
x
(2-7)
Herstellung bestimmt (zum Beispiel mittels Kohle, Erdöl, Atom- oder Solarenergie).
Vgl. Sohmen, Egon, Allokationstheorie und Wirtschaftspolitik, Tübingen 1976, S. 228.

- 8 -
Partielles Ableiten der Funktion und Nullsetzen ergibt:
0
2
=
+
=
x
x
k
x
k
L
(2-8)
0
3
1
=
+
+
=
x
x
x
x
x
l
s
s
y
l
x
l
L
(2-9)
0
2
1
=
+
=
y
y
k
y
k
L
(2-10)
0
3
1
=
+
=
y
y
l
y
l
L
(2-11)
0
])
[
,
,
(
1
=
-
=
y
l
s
l
k
y
L
x
x
y
y
(2-12)
0
2
=
-
+
=
K
k
k
L
y
x
(2-13)
0
3
=
-
+
=
L
l
l
L
y
x
(2-14)
Nach Umformung der partiellen Ableitungen und Eliminierung von
1
,
2
und
3
erhält man die Optimumbedingung:
y
x
x
x
y
x
x
k
y
l
s
s
y
l
y
k
x
l
x
-
=
(2-15)
Diese Gleichung zeigt die sozialen Grenzproduktivitätsverhältnisse der
Einsatzfaktoren k und l jeweils für die Güter x und y und stellt die
Bedingung für das gesamtwirtschaftlich effiziente Produktionsniveau dar.
18
Da der Term
)
(
)
(
x
x
x
l
s
s
y
annahmegemäß ungleich null ist, stimmt
das Verhältnis der Grenzproduktivitäten der eingesetzten Faktoren als
18
Die Grenzproduktivität eines Faktors gibt an, wie sich eine Veränderung der
Einsatzmenge auf den Output auswirkt, wenn alle anderen Faktoren konstant
bleiben. Vgl. Reiß, Winfried, Mikroökonomische Theorie, 4. Aufl., München / Wien
1997, S. 322.

- 9 -
Optimumbedingung nicht mit dem Ergebnis bei privatwirtschaftlicher
Maximierung überein. Solange Externalitäten nicht ihren Verursachern
angelastet werden, werden diese ihr Verhalten an ihren privaten
Produktionsfunktionen ausrichten. Damit wird das Ergebnis aus Gleichung
(2-15) verfehlt und am Markt wird folgende Bedingung realisiert, nach der
die internen Grenzproduktivitätsverhältnisse übereinstimmen:
y
y
x
x
k
y
l
y
k
x
l
x
=
(2-16)
2.3.2 Negative externe Effekte
Im Fall negativer Externalitäten, also
0
)
(
)
(
<
x
x
x
l
s
s
y
, wird von
dem Faktor l relativ zu viel in der Produktion des Gutes x und zu wenig in
der Produktion des Gutes y eingesetzt. Daraus folgt, dass von Gut x aus
gesamtwirtschaftlicher Sicht zu viel hergestellt wird, wie Abbildung 2-3
zeigt.
x
GK
priv
GK
soz
GK
priv
GK
soz
x
M
p
p
x
opt
Abbildung 2-3: Negative Externalitäten im Produktionsprozess.
19
19
Die grafische Darstellung orientiert sich an Schumann, Jochen, Grundzüge der
mikroökonomischen Theorie, 5. Aufl., Berlin u.a., 1987, S. 167.

- 10 -
Das Angebot der Produzenten wird durch seine privaten Grenzkosten
GK
priv
und den bei vollständiger Konkurrenz vorgegebenen Marktpreis p
bestimmt. Durch das Auftreten externer Grenzkosten verläuft die soziale
Grenzkostenfunktion oberhalb der privaten. Das optimale Markt-
gleichgewicht (x
opt
; p) wird nicht realisiert, stattdessen wird von dem Gut
die gesamtwirtschaftlich nicht optimale (zu große) Menge x
M
angeboten.
Beispiel: Ein stahlproduzierendes Unternehmen emittiert
Schadstoffe, durch die auch eine sich in der Nähe befindende Chipfabrik
betroffen ist. Die Chipfabrik hat durch die ,,schlechtere" Luft eine höhere
Ausschussrate und muss höhere Investitionen in Filtersysteme tätigen,
ohne dass diese durch Entschädigungszahlungen kompensiert werden.
Aufgrund der Verschmutzung sind die gesamtwirtschaftlichen Kosten der
Produktion höher als die einzelwirtschaftlichen des Stahlwerkes.
20
2.3.3 Positive externe Effekte
Im Fall positiver Externalitäten, also
0
)
(
)
(
>
x
x
x
l
s
s
y
, wird eine zu
geringe Menge des Faktors l in der Produktion des Gutes x eingesetzt.
Von Gut x wird nur eine suboptimale Menge hergestellt, obwohl unter
gesamtwirtschaftlicher Betrachtung eine größere Menge wünschenswert
wäre.
20
Vgl. Schlieper, Ulrich, Externe Effekte, in: Albers, Willi u.a. (Hrsg.),
Handwörterbuch der Wirtschaftswissenschaft (HdWW), Bd. 2, Stuttgart u.a., 1980, S.
524-530, S. 524.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2001
ISBN (eBook)
9783832450823
ISBN (Paperback)
9783838650821
DOI
10.3239/9783832450823
Dateigröße
507 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Technische Universität Chemnitz – Wirtschaftswissenschaften
Erscheinungsdatum
2002 (März)
Note
1,3
Schlagworte
umweltökonomie wirtschaftstheorie coase-theorem piguo-steuer externe effekte
Zurück

Titel: Internalisierung externer Effekte
book preview page numper 1
book preview page numper 2
book preview page numper 3
book preview page numper 4
book preview page numper 5
book preview page numper 6
book preview page numper 7
book preview page numper 8
book preview page numper 9
book preview page numper 10
book preview page numper 11
book preview page numper 12
book preview page numper 13
book preview page numper 14
book preview page numper 15
68 Seiten
Cookie-Einstellungen