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Hedging von Credit Risk

Kreditrisiken und Absicherungsmöglichkeiten mit Hilfe von Kreditderivaten

©2001 Diplomarbeit 77 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Das Kreditgeschäft ist neben dem Einlagegeschäft die wichtigste klassische Dienstleistung eines Kreditinstitutes. Während die Einlagen in der gesamten Branche aufgrund des sinkenden Zinsniveaus in den letzten Jahren in höher verzinsliche Anlagen (u.a. Investmentfonds, Lebensversicherungen, direkte Wertpapieranlage und Immobilien) umgeschichtet wurden, erhöhte sich das vergebene Kreditvolumen kontinuierlich. Von 1990 bis 1999 erhöhten sich die Kredite an Unternehmen im Schnitt um 6,8% p.a. Der stetige Anstieg von Unternehmensinsolvenzen in Verbindung mit der eben aufgeführten Marktsituation führten zu hohen Verlusten im traditionellen Kreditgeschäft und damit zu einer Verknappung des Mindest-Eigenkapitals. Die gesamten Faktoren führten letztendlich seit Anfang der 90er Jahre zu einem Umbruch im Kreditrisikomanagement der Gesamtbankbranche.
Einen erneuten Einbruch im Geschäftserfolg lösten die Asienkrise und die Russlandkrise Ende der 90er Jahre aus, so dass ein wirksames Risk Management unerlässlich geworden ist. Für dieses ist nicht nur die Identifizierung der Risiken, sondern insbesondere die Steuerung in Form einer vom Management verfolgten institutsspezifischen Risikostrategie von zentraler Bedeutung. Während sich für Marktpreisrisiken (z.B. Zins- und Währungsrisiken) schon seit dem Zweiten Weltkrieg in den Vereinigten Staaten von Amerika und später auch in Deutschland Finanzinnovationen als adäquate Absicherungsinstrumente in Form verschiedener Derivate entwickelten, kamen zur Steuerung von Ausfallrisiken erst in den letzten Jahren in Deutschland die schon seit den 70er Jahren in den USA bekannte Verbriefung und Veräußerung von Kreditforderungen (Securitization) und später der von der Forderung getrennte Verkauf des Risikos (Kreditderivate) hinzu.
Die isolierte einzelfallbezogene Betrachtung der Kreditrisiken wird zunehmend durch die Gesamtbetrachtung eines Segmentes abgelöst, um eine Konzentration von Risiken und damit verbundene Großausfälle zu vermeiden.
Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel der vorliegenden Arbeit, ein theoretisches Fundament zur Lokalisation, Messung und den weiteren Umgang mit Risiken und Derivaten im Kreditgeschäft anhand verschiedener Beispiele zu erstellen. Weiterhin wird das aktuelle Absicherungsinstrument Kreditderivat auf eventuelle Problemfelder untersucht und analysiert, ob deren Einsatz eine positive Auswirkung auf die zukünftige Performance der Risiko-Aktiva erwarten lässt.
Die […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung und Abgrenzung

2 Risiken der Kreditinstitute
2.1 Risikoarten
2.2 Kreditrisiko

3 Kreditrisikomanagement eines Kreditinstitutes
3.1 Kreditrisikoanalyse
3.1.1 Traditionelle interne Verfahren zur Identifikation und Messung
3.1.2 Rating
3.1.3 Grundzüge der Portfoliotheorie
3.1.4 Kreditrisikomodelle
3.2 Steuerungsmöglichkeiten des Kreditportefeuilles

4 Kreditderivate als Absicherungsinstrument
4.1 Theoretisches Fundament zur Struktur einfacher Derivate
4.1.1 Grundformen
4.1.2 Exotics und Hybride Strukturen
4.2 Rechtlicher Rahmen für den Kreditderivathandel
4.3 Pricing
4.4 Formen der Absicherung
4.4.1 Limitierung des Risikos
4.4.2 Portfoliooptimierung

5 Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Internetverzeichnis

Anhang I

Ehrenwörtliche Erklärung

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Systematik der strategischen Risiken

Abbildung 2: Strategien zur Erreichung eines effizienten Portfolios

Abbildung 3: Credit Value at Risk dessen Abdeckung durch das ökonomische Eigenkapital.

Abbildung 4: Grundformen nach Derivativstruktur und Kreditereignis

Abbildung 5: Credit Default Swap

Abbildung 6: Credit Linked Notes unter Nutzung einer Zweckgesellschaft

Abbildung 7: Der Total Return Swap

Abbildung 8: Credit Spread Option

Abbildung 9: Zahlungsströme bei einer Credit Spread Option im Vergleich zu einem Total Return Swap ohne Berücksichtigung der Marktpreisrisiken und eines eventuellen Default Event.

Abbildung 10: Kreditnehmertypen

Abbildung 11: Erwartete Renditestrukturkurven von Anleihen verschiedener Bonitäten

1 Einleitung und Abgrenzung

Das Kreditgeschäft ist neben dem Einlagegeschäft die wichtigste klassische Dienstleistung eines Kreditinstitutes.[1] Während die Einlagen in der gesamten Branche aufgrund des sinkenden Zinsniveaus in den letzten Jahren in höher verzinsliche Anlagen (u.a. Investmentfonds, Lebensversicherungen, direkte Wertpapieranlage und Immobilien) umgeschichtet wurden, erhöhte sich das vergebene Kreditvolumen kontinuierlich. Von 1990 bis 1999 erhöhten sich die Kredite an Unternehmen im Schnitt um 6,8% p.a.[2] Der stetige Anstieg von Unternehmensinsolvenzen[3] in Verbindung mit der eben aufgeführten Marktsituation führten zu hohen Verlusten im traditionellen Kreditgeschäft und damit zu einer Verknappung des Mindest-Eigenkapitals[4]. Die gesamten Faktoren führten letztendlich seit Anfang der 90er Jahre zu einem Umbruch im Kreditrisikomanagement der Gesamtbankbranche.

Einen erneuten Einbruch im Geschäftserfolg lösten die Asienkrise und die Russlandkrise Ende der 90er Jahre aus, so dass ein wirksames Risk Management unerlässlich geworden ist. Für dieses ist nicht nur die Identifizierung der Risiken, sondern insbesondere die Steuerung in Form einer vom Management verfolgten institutsspezifischen Risikostrategie von zentraler Bedeutung. Während sich für Marktpreisrisiken (z.B. Zins- und Währungsrisiken) schon seit dem Zweiten Weltkrieg[5] in den Vereinigten Staaten von Amerika[6] und später auch in Deutschland Finanzinnovationen als adäquate Absicherungsinstrumente in Form verschiedener Derivate entwickelten, kamen zur Steuerung von Ausfallrisiken erst in den letzten Jahren in Deutschland die schon seit den 70er Jahren in den USA bekannte Verbriefung und Veräußerung von Kreditforderungen (Securitization) und später der von der Forderung getrennte Verkauf des Risikos (Kreditderivate) hinzu.

Die isolierte einzelfallbezogene Betrachtung der Kreditrisiken wird zunehmend durch die Gesamtbetrachtung eines Segmentes abgelöst, um eine Konzentration von Risiken und damit verbundene Großausfälle zu vermeiden.

Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel der vorliegenden Arbeit, ein theoretisches Fundament zur Lokalisation, Messung und den weiteren Umgang mit Risiken und Derivaten im Kreditgeschäft anhand verschiedener Beispiele zu erstellen. Weiterhin wird das aktuelle Absicherungsinstrument Kreditderivat auf eventuelle Problemfelder untersucht und analysiert, ob deren Einsatz eine positive Auswirkung auf die zukünftige Performance der Risiko-Aktiva erwarten lässt.

Die Arbeit widmet sich ausschließlich dem Kreditgeschäft im Firmenkundensegment, wobei grundsätzlich von mittelständigen und größeren Unternehmen und dem damit anstehenden höherem Kreditvolumen ausgegangen wird. Die bei einem Kreditgeschäft entstehenden Marktpreisrisiken werden in dieser Arbeit nicht explizit berücksichtigt, da sie in verschiedenen Publikationen umfassend behandelt wurden.[7] Die Ausführungen beziehen sich auf Kreditinstitute als Endnutzer, wobei die DG BANK Deutsche Genossenschaftsbank AG[8] als praxisnahes Beispiel dient.

Das nachfolgende Kapitel 2 befasst sich mit den begrifflichen Grundlagen des Risikos und des Kreditrisikos.

Im Kapitel 3 werden das Kreditrisikomanagement, insbesondere die Kreditanalyse mittels verschiedener traditioneller Verfahren zur Risikomessung sowie das Rating erklärt. Es werden Grundlagen der Portfolio-Selecion-Theory dargestellt und darauf basierend komplexe Kreditrisikomodelle erarbeitet.

Im Anschluss daran werden mehrere Möglichkeiten zur aktiven Steuerung eines Kreditportfolios erörtert.

Das 4. Kapitel befasst sich mit dem Steuerungs- und Absicherungsinstrument Kreditderivat. Es erläutert die Konstruktionen der Grundformen und einiger Kombinationen und gibt einen Überblick über den rechtlichen Rahmen und verschiedene Pricingmodelle. Die sich durch eine Absicherung von Kreditforderungen mit Kreditderivat-Instrumenten für ein Kreditinstitut ergebenden Vorteile und Problemfelder werden kontinuierlich geschildert.

Der Abschluss der Arbeit gibt ein kurzes Resümee mit einem Ausblick auf die Chance eines liquiden Kreditderivatmarktes in der Zukunft.

2 Risiken der Kreditinstitute

2.1 Risikoarten

Der Begriff Risiko wird in der Literatur nicht einheitlich definiert. In dieser Arbeit wird von der ursachenbezogenen und der wirkungsbezogenen Auffassung ausgegangen. Erstere erstreckt sich auf die entscheidungsorientierte Risikotheorie und besagt, dass Unsicherheiten in der Zukunft und unvollständige Informationen ein Risiko darstellen. Nach der zweiten Auffassung stellt die Möglichkeit der Zielverfehlung, also eine positive oder negative Abweichung von einem subjektiv gesetzten Ziel das eigentliche Risiko dar.[9]

Wenn nicht ausdrücklich auf anderes hingewiesen, wird sich auf das wirkungsbezogene Risiko als eine negative Abweichung vom Erwartungswert, also die Gefahr des Misslingens bezogen. Die Chance einer positiven Abweichung ist in dem Fall irrelevant, da sie nicht als sicheres Mittel zur Risikominimierung gilt. Die verschiedenen Risikoarten können unterschiedlich klassifiziert werden.[10] Eine erste, auf das gesamte Unternehmen bezogene Kategorisierung, findet sich in Abbildung 1 wieder.

Die Abbildung ist von der ursachenbezogenen Seite her erstellt. Die strategischen Risiken umfassen dabei den Bereich der längerfristigen strategischen Ziele und sind gesamtunternehmensbezogen. Sie stammen aus strategischen Fehlentscheidungen der Unternehmensführung. Sie sind u.a. für die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens von Bedeutung. Die in der Abbildung aufgeführten Risiken stellen eine praktische Auflistung dar, können jedoch nicht die Vollständigkeit aller strategischen Risiken für sich beanspruchen. In ihrer Wirkung gleichen die strategischen Risiken den Operativen. Beide sind in ihrem Eintreten als Verlust im Jahresabschluss sichtbar. Deshalb sind sie bei einer Betrachtung nicht zu trennen. Die operativen Risiken sind tendenziell kurzfristig und eher einzelfallbezogen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1 Systematik der strategischen Risiken

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an: Schulte, Michael (1998) S.20f.

Eine grobe Untergliederung führt zu den Finanz- und den Betriebsrisiken. In dieser Arbeit wird nur auf das für das Kreditrisiko bedeutende Feld der Finanzrisiken näher eingegangen. Sie bilden die Marktpreis-[11] und die Ausfallrisiken[12]. Getrennt von dieser Betrachtungsweise werden die Liquiditäts[13] - und Erfolgsrisiken[14] nach der wirkungsbezogenen Auffassung sowohl zu den strategischen als auch zu den operativen Risiken gerechnet.[15] Die Ausfall- und Marktpreisrisiken zählen dann zu den Erfolgsrisiken. Die Marktpreisrisiken werden laut KWG in Zinsänderungs-[16], Währung-[17], Aktienkurs[18] - und Rohstoffrisiken[19] unterteilt. Das Ausfallrisiko kann in allgemeine Ausfall- und Länderrisiken[20] differenziert werden. Die allgemeinen Ausfallrisiken umfassen gesamtgeschäftsbezogen das Branchen-[21], Großkredit[22] - oder regionale Risiko[23]. Auf das Einzelgeschäft bezogen, kann eine Aufteilung in Ausfallrisiko bei Derivaten, sonstige Risiken und ein spezielles Kreditrisiko aufgrund der Schuldnerbonität erfolgen. In ihrer Wirkung beeinflussen die Ausfallrisiken auch die Liquidität.

Liquiditätsrisiken sind durch die bestehende Unsicherheit gekennzeichnet, ob die betreffenden Vermögenswerte bei Bedarf schnell liquidierbar sind und die Rückzahlung einer Forderung im Bedarfsfall ermöglichen. Im Bankenbereich resultieren Liquiditätsrisiken[24] aus dem Refinanzierungsrisiko[25] aus positiver Fristentransformation[26], Terminrisiko[27] und Abrufrisiko[28]. Die Liquiditätsrisiken werden durch bankenaufsichtsrechtliche Vorschriften, dem Liquiditätsgrundsatz II des KWG[29] in ihrer Höhe durch die einzelgeschäftsbezogene Eigenkapitalunterlegung begrenzt. Liquidität ist heute kurzfristig am Geldmarkt beschaffbar und dadurch im Rang erst nach Bonität des Schuldners geordnet. Das aus der Liquiditätssituation resultierende Risiko findet trotzdem Beachtung, da die kurzfristige Refinanzierung zu ungünstigeren Konditionen erfolgen kann. Dennoch wurde bei Untersuchungen von Kreditinstituten[30] festgestellt, dass sich „Die Liquiditätssituation regelmäßig als nicht ausschlaggebend...“[31] für Konkurse herausstellte. Vielmehr „...werden die Ausfälle im Kreditgeschäft als Hauptindikator für den Konkurs von Kreditinstituten herangezogen.“[32]

2.2 Kreditrisiko

Die Entscheidung eines Kreditinstitutes, einem Kunden einen Geldbetrag entgeltlich zu überlassen, stellt einen Kredit[33] dar. Sie erfolgt unter der Ungewissheit, die Rückzahlung des Geldbetrages in Zukunft zu erhalten und gleichzeitig am Markt eine für sich positive Refinanzierung zu finden. Ein Wirtschaftslexikon beschreibt das Kreditrisiko als „... die Wahrscheinlichkeit des totalen oder partiellen Verlusts des Kreditkapitals sowie der vertraglich vereinbarten Zinsen...“[34]. Nach Schierenbeck[35] besteht das Kreditrisiko der Kreditinstitute im Prinzip aus dem Bonitätsrisiko[36] des Schuldners und bei internationalen Geschäften zusätzlich aus dem Länderrisiko. Das in dieser Arbeit verwendete Kreditrisiko wird jedoch nicht isoliert, sondern im Ensemble mit dem sowohl durch die Bonität des Schuldners als auch durch das Länderrisiko entstehenden Ausfall- und damit auch Liquiditätsrisiken für das Kreditinstitut betrachtet. Zusätzlich müssen für die marktgerechte Bewertung der Forderung und die Refinanzierung Zinsänderungs- und im internationalen Geschäft Währungsrisiken berücksichtigt werden. Das hier synonym verwandte Kreditrisiko bezieht sich somit auf eine Auswahl aus Bonitäts- und Marktrisiken[37]. Die daraus resultierenden Kreditausfälle schlagen sich auf das Betriebsergebnis nieder und verzehren so den Erfolg.

Wird die Ausfallwahrscheinlichkeit als ein mit dem Kreditgeschäft verbundenes normales Quantum angenommen, kann eine unerwartete Abweichung vom Standardwert auch positiv (als „Value at Chance“) erfolgen.[38] Dann ist das eigentliche Kreditrisiko „... die Ungewissheit, ob sich der erwartete Verlust tatsächlich einstellt, oder ob die effektiven Verluste höher ausfallen als die Bank im voraus erwartet hat“[39], also der unerwartete Verlust, den es zu verringern gilt. Dieses Risiko wird auch als Kredit Value at Risk ( Credit Value at Risk ) bezeichnet. Der erwartete Verlust wird mit Hilfe verschiedener interner Verfahren und teilweise zusätzlich externer Ratings quantifiziert. Das Risiko im Sinne des erwarteten Verlustes wird in die Kreditentscheidung betragsmäßig miteinbezogen und der Erfolg des Kreditinstitutes auf der Aktiva optimiert.

3 Kreditrisikomanagement eines Kreditinstitutes

Zum Schutz vor den oben genannten Finanzrisiken betreiben Kreditinstitute Vorsorge. Sie verfolgen eine institutseigene Risikopolitik. Diese ist Teil der Geschäftspolitik jedes Kreditinstitutes und beinhaltet sämtliche Maßnahmen, um Gefahren einer Erfolgsminderung zu identifizieren und die Eintrittsgefahr zu minimieren.[40] Das für die Umsetzung zuständige Kreditrisikomanagement umfasst alle Maßnahmen zur planmäßigen und zielgerichteten Risiko-identifizierung, Bewertung, Steuerung und Kontrolle der Risikoposition.[41]

In den 70er Jahren wurde das Kreditrisiko nur von der Volumina her betrachtet. Risikomanagement wurde mit Risikovermeidung gleichgesetzt. Es wurden verschiedene Ansätze für die Zuordnung der Aktiva zur Passiva entwickelt. Aus dieser Zeit stammen die Erfahrungskurve,

die Schichtenbilanz[42], die Zinsbindungsbilanz[43], die Goldene Bankregel[44] und die Bodensatztheorie[45]. Es wurde festgestellt, dass die Strategie der Risikovermeidung keinen Ertrag bringt. Weiterhin wurden in den 80er Jahren die Marktzinsmethode[46], die Standardstück- und die Standardrisikokosten entwickelt und der Kostengrundsatz I festgelegt. Damit etablierte sich die Risikoübernahme. Das für die übernommenen Risiken zu hinterlegende Eigenkapital steht nicht in unbegrenzter Höhe zur Verfügung, so dass der zu realisierende Ertrag für das einzugehende Risiko eine immer größere Rolle spielt. Die vorhandenen Mittel konnten diese Richtung nicht unterstützen. Kapitalmarktmodelle und komplexe Systeme zur Risikomessung charakterisieren einen notwendig gewordenen Entwicklungsprozess.[47]

3.1 Kreditrisikoanalyse

3.1.1 Traditionelle interne Verfahren zur Identifikation und Messung

Vor der Vergabe eines Kredites werden der Kunde und sein Vorhaben einer Kreditwürdigkeitsprüfung[48] [49] und damit der Betrachtung des bevorstehenden Risikos unterzogen. Die hier genannten traditionellen Verfahren zur Risikoquantifizierung werden noch häufig von Kreditinstituten genutzt.[50] Sie beziehen sich auf verbale[51], kennzahlengestützte quantitative[52] oder mathematisch-statistische Analysen[53] aus den Vorjahresperioden.[54] Neuere, auf diesen Grundformen der Risikoanalyse basierende Systeme sind Expertensysteme[55] und neuronale Netze[56].

Ein bei der DG BANK verwendetes Verfahren zur Kreditwürdigkeitsprüfung ist die Kombination von einer internen qualitativen Beurteilung des Kreditnehmers und der Branche mit einer quantitativen Einschätzung. Dazu führt der Kreditbetreuer auf Grundlage der letzten drei Jahresabschlüsse eine Analyse der wirtschaftlichen Zahlen durch. Das interne „Feri-Ratingsystem“ unterstützt ihn mit Kennzahlen zur Liquiditäts- und Ertragslage, einem Vergleich zum Branchendurchschnitt (der in der DG BANK vorhandenen Daten) und Scoringwerten der letzten drei Jahre. In einer zweiten Analyse werden vom Firmenkundenbetreuer qualitative Merkmale wie Managementqualität, Kontoführung, Erfolgs- und Finanzplan, Unternehmensentwicklung nach Jahresabschluss etc. anhand eines Notensystems beurteilt. Das von einer internen Abteilung erstellte Branchenrating[57] fließt hier ein. Bei neuen Kunden wird zusätzlich Auskunft und ein externes Rating über eine Auskunftei, z.B. Creditreform, hinzugezogen. Die Ergebnisse der durchgeführten Bonitätsanalysen werden systemgestützt gewichtet, kombiniert und einer Risikoklasse zugeordnet. Eine weitere Analyse gilt den zu erbringenden Sicherheiten. Sie werden nach Gesichtspunkten der Durchsetzbarkeit bei Ausfall bewertet und bilden zusammen mit der vorher bestimmten Risikoklasse ein „Kreditrating“. Anhand der vorhergehenden Beurteilung werden die Risikoprämien[58], die in Prozent auf den zu zahlenden Zins aufgeschlagen werden, ermittelt.

Alle genannten Verfahren haben den Nachteil, dass sie aufgrund der verwendeten Datenbasis vergangenheitsorientiert und stichtagbezogen sind. Zudem erweist sich das aus dem Jahresabschluss entnommene Zahlenmaterial meist als unaktuell. Zumeist sind die Ergebnisse oft sehr subjektiv und für das Kreditinstitut stark kosten- und zeitaufwendig[59]. Infolgedessen kann eine Sortierung der Kredite nach:

- Quantifizierung nicht möglich[60],
- Quantifizierung sehr aufwendig, aber ohne direkten Nutzen[61] und
- Quantifizierung möglich und sinnvoll[62] erfolgen.[63]

Das Kreditrisiko im engeren Sinne ist die Abweichung vom ermittelten Erwartungswert des Ausfalls.[64] Werden nur quantifizierbare Risiken abgesichert, entsteht hier eine Vorsorgelücke, die letztendlich eine Ertragsminimierung und im worst case die Insolvenz des Kreditinstitutes herbeiführen könnte. Das adjustierte Risikokapital sollte demnach aus einem zuordenbaren Teil und einer Kapitalreserve bestehen.

3.1.2 Rating

Die Bewertung mittels eines Ratings findet ihre Anfänge im 19. Jahrhundert, als die Investoren die Kreditrisiken in den angebotenen Wertpapieren vergleichen wollten.[65] Das Rating bedeutet eine systematische Bonitätsbeurteilung mit der anschließenden Kategorisierung in einer Scala. Im Gegensatz zu der internen Kreditwürdigkeitsprüfung werden seine Ergebnisse in Form von Ratingkategorien frei verfügbar gestellt. Die Einschätzung der entsprechenden Unternehmen erfolgt anhand fester Kriterien. Wichtige Einflussfaktoren sind bei den anerkannten Rating-Agenturen (Standard & Poors Moody’s, Fitch) unter anderem das in dem operierenden Geschäftsfeld des Kreditnehmers vorhandene Länder- und Branchenrisiko. Direkt auf den Kreditnehmer bezogene Daten wie Cash Flow, Ertrag, Risikomanagement, Strategie, Prognosen etc. spielen dabei ebenso eine Rolle wie die Korrelation zwischen dem Unternehmen und den Gegebenheiten des Staates und der Konjunktur. Für einen Prognosezeitraum von drei bis fünf Jahren wird die Wahrscheinlichkeit, verliehenes Kapital zurückzuerhalten, eingeschätzt. Die Ergebnisse des Ratings werden in Abstufungen von Tripple-A bis D für sehr gute Bonität bis Zahlungsverzug veröffentlicht. Eine entsprechende Bonitätsstaffel befindet sich im Anhang I dieser Arbeit.

Das externe Rating ist ähnlich der internen Kreditwürdigkeitsprüfung eines Kreditinstitutes aufgebaut und kann daher für die Herausgabe und Bewertung eines Kredites herangezogen werden. Üblicherweise erfolgt das Rating für ein Unternehmen auf dessen Wunsch hin gegen ein Honorar. Es kann aber unter Umständen auch ohne dessen Order geschätzt werden. Das Rating-Überwachungssystem sorgt für die Aktualität der Bonitätsergebnisse der geschätzten Unternehmen. Für den Zeitraum der Neubewertung werden die betreffenden Unternehmen auf Beobachtungslisten[66] gesetzt. So können Marktteilnehmer erkennen, dass das vorhandene Rating nicht mehr aktuell ist und in welche Richtung die Neueinstufung wahrscheinlich erfolgt.

Das Rating stellt damit einen objektiven und dynamischen Ansatz für die Risikobeurteilung einer Kreditposition dar. Der Mangel an Transparenz in der Methode der Beurteilung wird von den Marktteilnehmern kaum als Nachteil empfunden., da sie die Kontinuität der Beobachtung schätzen und die Expertise der anerkannten Agenturen als Benchmark akzeptieren. Das bestätigt die in den letzten Jahren aufgekommene und weiterhin zunehmende Entwicklung von komplexeren, auf Ratings basierenden Verfahren zur tiefgründigen und sicheren Quantifizierung von Kreditrisiken.

Jedoch sind noch nicht alle Kreditinstitute und Unternehmen gewertet. Die DG BANK hat vor diesem Hintergrund und in bezug auf die zunehmenden Zahl von Emittenten auf den europäischen Anleihemärkten ein eigenes Ratingsystem, den Cresta-Score zur Bonitätseinschätzung von Banken entwickelt. Im wesentlichen ist das Modell mit dem Rating für eine Bank nach einer anerkannten Rating-Agentur vergleichbar. Das Modell Cresta-Score fußt auf drei Stufen. Das Input bilden hierbei quantitative Kennzahlen aus der Jahresabschlussanalyse, Unterstützungsmechanismen, die z.B. durch den Staat oder Gewinn- und Verlustverträge gegeben sind und qualitative Faktoren wie Strategien, Diversifikationsgrad bezüglich verschiedener Geschäftsfelder, Risikoprofil, Risikomanagement etc. Die Einstufung der ermittelten Bonität erfolgt in demselben System wie die der Rating-Agenturen und ist ebenfalls im Anhang I verdeutlicht. Der wesentliche Unterschied zu den anerkannten Agenturen besteht darin, dass Preferred Shares[67], Junior[68] und Senior Subordinated[69] -Anteile bei dem DG BANK-System keine Berücksichtigung als eine Verschlechterung der Struktur der Eigenmittel, die bei den Rating-Agenturen zu einer minderen Bonitätseinstufung führen kann, finden.

3.1.3 Grundzüge der Portfoliotheorie

Die Einzelrisiken in einem Kreditbestand werden zunehmend nicht mehr isoliert, sondern in Bezug aufeinander betrachtet, da sie miteinander korrelieren, das heißt in Beziehung zueinander stehen.[70] Harry Markowitz hat für die Risikobetrachtung in den 50er Jahren die Portfolio[71] -Selection-Theory für das Asset Management entwickelt. Er geht in seiner Theorie von einem Ein-Perioden-Modell, einem Kredit mit seinem Barwert[72] und einem risikoaversen Investor[73] aus. Weil es kein optimales Portfolio mit gleichem Ertrag[74] und höherem Risiko geben kann, sind alle Positionen, die sich auf der Efficient Frontier befinden, effizient. Alle darunter befindlichen Punkte sind ineffizient.

Das Ziel des Kreditinstitutes ist es, möglichst nahe an den Punkt zu kommen, wo sich Indifferenzkurve[75] und Efficient Frontier schneiden. Der Vorstand entscheidet mit seiner in Abbildung 2 dargestellten Risk-Strategie, wo sich der für ihn optimale Punkt auf der Linie befindet, das heißt an welcher Stelle seine Risikogrenze und damit auch Ertragsgrenze erreicht ist.[76]. Hier ist das für die Bank optimale Portfolio. Das bedeutet für den Kreditbereich, dass die Portefeuilles so umgeschichtet werden müssen, dass sich ein effizientes Portfolio und damit eine Reduktion des Risikos ergibt. Neu einzugehende Risiken müssen sich auf dieser Linie befinden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Strategien zur Erreichung eines effizienten Portfolios

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an: Neuhaus, Martin (1999), S.31.

Sobald das Kreditinstitut ein neues Segment, beispielsweise eine Branche, Region etc. erschließt, verschiebt sich die Effizienzkurve. Durch Umverteilung der Kreditanteile reduziert sich das Risiko bei gleicher Rendite. Diversifikation bedeutet demnach nicht Chancenverzicht, sondern die Möglichkeit, dem effizienten Portfolio näher zu kommen.

Auf Basis der effektiven Ausfälle der Vergangenheit lässt sich der Value at Risk (unerwarteter Verlust) wie folgt berechnen. Zur Evaluation der Portfoliorisiken werden zuerst die Risiken der Einzelkredite erfasst. Zur Messung des durchschnittlich zu erwartenden Verlustes (Expected Loss) wird die erwartete Ausfallhäufigkeit (Expected Default Frequency) mit dem Kreditäquivalent (Credit Equivalent) und dem Verlust im Verzugsfall (Loss Severity) multipliziert[77].

Bei einer zweiten Methode wird der Expected Loss aus der Multiplikation von Expected Default Frequency mit der erwarteten Verlustquote (Expected Severity) und dem aktuellen und erwarteten Kreditengagement beim Ausfall (Expected Exposure at Default) errechnet. Mittels Clusteranalyse[78] werden aus den Einzelrisiken homogene Subportfolios[79] gebildet. Bei einfachen Modellen wird der erwartete Gesamtverlust aus der gewichteten Addition der erwarteten Verluste der Subportfolios errechnet. Die Standardabweichung der Verlustverteilung entspricht dann dem Value at Risk.

Die einfache Aufaddierung der gewichteten Standardabweichungen der Einzelrisiken kann kein effizientes Modell sein, da eventuelle Beziehungen, das heißt Korrelationen der Einzelpositionen, die in der Praxis das Gesamtrisiko des Portfolios gegenüber den Einzelrisiken verringern, ignoriert werden. Die Korrelation gibt an, inwieweit sich zwei Portfolios bei bestimmten Umweltschocks[80] ähnlich verhalten. Sie können dabei einen Wert zwischen –1 und +1 annehmen. Stehen zwei Portfolios mit einer Korrelation von +1 in Verbindung, heißt das, sofern ein Schuldner aus makroökonomischen Gründen Insolvenz erleidet, wird der mit +1 korrelierende Schuldner des Portfolios auch ein Insolvenzverfahren anmelden. Beide Forderungen werden aus demselben Grund ausfallen. Korrelieren zwei Werte mit „null“, so sind sie nicht voneinander abhängig. Eine 100%ig negative Abhängigkeit bedeutet, dass, wenn ein Kreditnehmer ausfällt, der korrelierende aus demselben Grund garantiert nicht ausfällt.

Um diese Ausfallkorrelationen zu errechnen, benötigt man historische Konkurswerte. Diese sind relativ selten bzw. in sogenannten Zukunftsbranchen kaum vorhanden. Außerdem werden Kredite in Deutschland und Europa kaum gehandelt und somit steht kein entsprechender Marktwert zur Verfügung. Das Kreditinstitut hat demnach die Möglichkeit, sich auf die Bestimmung der Ausfallkorrelationen auf seine internen Verfahren oder auf externe Quellen (Rating-Agenturen) zu verlassen. Ein weiteres Problemfeld bilden die Ausfallkorrelationen makroökonomischer Veränderungen wie Konjunktur, Zinsniveau, Wechselkurs usw. Sie sind bei der Expected – Loss - Ermittlung zu beachten, da sich der Kreditnehmer in einem sich verändernden Markt befindet.

Der Verlust einer Forderung ergibt sich aus dem erwarteten und dem unerwarteten Verlust (Value at Risk). Er muss quantifiziert werden, um das Risiko steuern zu können. Eine Quantifizierung kann über den Diversifikationsfaktor erfolgen. Dazu wird der erreichte unerwartete Verlust (VaRk≤1) mit dem theoretisch unerwarteten Verlust eines gleichgewichteten, das heißt effizienten Portfolios mit einer zum ersten Portfolio perfekten Korrelation (VaRk=1) in Verbindung gesetzt. Mathematisch lässt es wie folgt darstellen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten Gleichung (1)

Der sich daraus ergebende Diversifikationsfaktor nimmt einen Wert „...zwischen 0 und 1 an und gibt Auskunft, um wie viel Prozent die Summe der gewichteten unerwarteten Verluste der Einzelkredite dank des portfoliospezifischen Diversifikationseffektes reduziert worden ist. [Er ist also] ein Maß für die erreichte Risikoreduktion.“[81] Zu Beachten ist jedoch, dass das Gesamtrisiko nicht unter das kleinste Einzelrisiko sinken kann.

Eine Vereinfachung und Ergänzung erfuhr die komplexe Portfolio-Selection-Theory 1963 von William Sharpe durch das SIM[82] und 1964 durch das CAPM[83].

Der Vorteil der Portfolio-Selection-Theory gegenüber der davor üblichen einseitigen Ertragsbetrachtung von Anlagen ist, „...dass sie nicht nur die Ertragsaussichten einer Kapitalanlage bei der Portfolio-Optimierung berücksichtigt, sondern auch die mit ihr verbundenen Risiken.“[84] So wird die Portfolio-Selection-Theory heute berechtigterweise als die „Grundlage des modernen Managements von Finanzinvestitionen“[85] gesehen.

Die Portfolio-Selection-Theory kann zum großen Teil auf das Kreditgeschäft übertragen werden. Kapitalmarktmodelle zur Value at Risk Bestimmung basieren auf der Gaußschen Normalverteilung. Kreditrisiken zeigen jedoch eine Lognormalverteilung[86] auf.[87] Für das Kredit-

portfolio bedeutet das, dass es sehr viele Ausfälle mit geringen Verlustvolumina gibt, jedoch wenige Ausfälle mit hohen Verlusten. Der Credit Value at Risk wird deshalb nicht mittels der Standardabweichung vom statistischem Mittelwert, sondern als Perzentil[88] ausgedrückt.

Für den Kreditbereich wurden deshalb eigene Kreationen auf Basis von effektiven Ausfällen und des Marktwertverlustes geschaffen.

3.1.4 Kreditrisikomodelle

Das Grundmuster aller internen und externen Kreditrisikomodelle[89] ist gleich. Sie dienen zur Evaluation von Kreditrisiken auf Portfolioebene, um daraus resultierend in Deutschland eine ökonomische Eigenkapitalunterlegung für die Risikoposition festzulegen. Die Modellierung kann jedoch mittels unterschiedlicher Ansätze erfolgen. Zum einen basieren Konzepte auf den effektiven Ausfällen. Zum anderen wird das Risiko als Marktwertveränderung verstanden.[90]

Bei der Risikomessung auf Basis effektiver Ausfälle wird dieses als Abweichung von dem expected loss verstanden. Dazu gibt es die Möglichkeit, das Risiko auf Basis der vorangegangenen Risikoergebnisse zu messen. Die Ist-Risikokosten werden von den Standardrisikokosten subtrahiert. Ist das Ergebnis ungleich null[91], wird es in ein bankinternes Risikomodell[92] integriert.

Actuarial Credit Risk Accounting Modell

Eine zweite Möglichkeit wäre, die Risikomessung nach dem Actuarial Credit Risk Accounting[93] Modell der Schweizer Bank UBS vorzunehmen. Das Ziel dieses Modells ist die Bildung von Rückstellungen zur Risikovorsorge, um damit Schwankungen im Betriebsergebnis, die durch Kreditausfälle erzeugt werden, zu vermeiden. Im ersten Schritt des Modells wird das, von der Bonität des Kunden abhängige, Expected Default Frequency bestimmt. Der Expected Loss wird analog der Berechnung der zweiten Variante in der Portfolio – Selection – Theory ermittelt[94] und durch ein risikoabhängiges Pricing abgedeckt. Im nächsten Schritt wird für den Credit Value at Risk ein Konfidenzniveau, das heißt ein Niveau, zu welcher Wahrscheinlichkeit der Value at Risk abgedeckt werden soll, fixiert. Anhand dieses Niveaus werden die Rückstellungen bestimmt. Der Teil der Tail Events bildet den Bereich der extremen, sehr seltenen Kreditereignisse. Er wird vernachlässigt. Abbildung 3 verdeutlicht die Vorgehensweise.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Credit Value at Risk und dessen Abdeckung durch das ökonomische Eigenkapital.

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an: Keck, Walter / Jovic, Dean (1999a), S. 39.

Diese Methode findet in Deutschland bei der Deutschen Bank AG Anwendung. Da hier wegen steuerlicher Vorschriften keine Rückstellungen gegen die Erhöhung der Volatilität des Risikoergebnisses gebildet werden dürfen, wird aus dem Ergebnis das risikoadjustierte Eigenkapital ermittelt und bereitgestellt.[95]

Der Nachteil der vorgestellten Methode besteht in der Vergangenheitsbezogenheit der Daten und der alleinigen Betrachtung von effektiven Ausfällen, die sehr gering sind.

Die Konzepte auf Basis von Wertveränderungen betrachten das Risiko als Migration der Bonität einer oder mehrerer Kreditnehmer im Portfolio. Der Ansatz, bei der Berechnung des Kreditrisikos Wertveränderungen einzubeziehen, begründet sich aus der Tatsache, dass bei einem vorzeitigen Verkauf der Forderung bereits aufgrund von einer Bonitätsverschlechterung Verluste entstehen, obwohl kein Default vorliegt. Im Extremfall wäre mit einer Bonitätsverschlechterung der effektive Ausfall der Forderung verbunden. Der Grundüberlegung zur Messung dieses Kreditrisikos sind drei Ansätze zuzuordnen:

- Optionspreistheoretisch fundierte Ansätze, z.B. das Modell PortfolioManagerTM.
- Quantifizierung mit Hilfe von Marktwertbetrachtung bei Intensitätsmodellen wie CreditMetricsTM, CreditRisk+
- Erweiterung durch makroökonomische Determinanten, z.B. durch das Modell CreditPortfolioViewTM.[96]

PortfolioManagerTM

Optionspreisbasierte Modelle, wie die Optionspreistheorie oder das Modell PortfolioManagerTM beruhen auf der Grundüberlegung von Markwertveränderungen. Der Kredit wird bei einem Verkauf des Risikos als eine risikolose Anleihe in Verbindung mit einer Option gleichgesetzt.[97] Es wird die Position des Eigenkapitalgebers als Käufer einer Calloption auf den Marktwert der Aktiva[98] und die des Fremdkapitalgebers als Verkäufer einer Putoption[99] auf die Unternehmung verstanden. Nachfolgend werden zwei Ansätze skizziert.

Kealhofer, McQuown und Vasicek[100] (PortfolioManager™) gehen in zwei Schritten vor. Im ersten wird das Risiko einzeln betrachtet, im zweiten das Gesamtportfolio. Es wird davon ausgegangen, dass das Kreditrisiko von dem Verhältnis des Marktwertes der Aktiva zu dem kurzfristigen Fremdkapital und der Volatilität der Marktwertaktiva abhängt. Zur gemeinsamen

Erfassung der Marktwertaktiva und ihrer Wertschwankungen dient der Distance from Default[101]. Aus den vorangegangenen Überlegungen lässt sich der Expected Loss ermitteln. Im zweiten Schritt werden die Ausfallkorrelationen aus den Korrelationen der Marktwertaktiva und der individuellen erwarteten Ausfallrate geschätzt. Damit werden die Diversifikationseffekte auf Portfolioebene untersucht.

Das nachfolgende Beispiel dient der Veranschaulichung.

Es wird eine Zeitperiode betrachtet, dabei besteht die Annahme, dass es 100 Unternehmungen derselben Risikoklasse gibt. Nun wird ein Distance from Default als Maßzahl genommen und ermittelt, wie viele Unternehmen von diesem Punkt abgewichen sind. Mit der Annahme, dass es 30 Unternehmen sind, wird abgebildet, wie viele von den Unternehmen, die 30 Abweichungen hatten, Insolvenz erlitten. Wären es zwölf Unternehmen, so ließe sich aussagen, dass das Kreditrisiko für diese Risikoklasse in der betrachteten Zeitperiode bei 12% der Unternehmen lag.

Das Problem dieser Methode liegt wiederum in der Betrachtung von Vergangenheitsdaten. Des weiteren ist die Marktwertaktiva nicht direkt am Markt beobachtbar. Sie wird über die Schwankungen der Aktienkurse berechnet. Es spiegeln sich jedoch außer den fundamentalen Daten noch weitere Daten in den Kursen wieder. Deshalb ist es fraglich, ob die Volatilitäten als Schätzwerte anzusetzen sind. Außerdem sind nicht alle Unternehmungen börsennotiert, so dass sich die Frage nach der Qualität und Vollständigkeit des Wissens über die restlichen Unternehmen stellt.[102]

Optionspreismodell von Black/Scholes

Ein weiterer Ansatz auf Optionspreisbasis zur Messung des Credit Value at Risk ist die Veränderung der nach dem Optionspreismodell von Black/Scholes[103] kalkulierten Risikoprämie aufgrund von Bonitätsveränderungen. Voraussetzung hierfür ist, dass die Volatilität der Aktienkurse zur Grundlage der Berechnung der Marktwertaktiva dient. Diesem Gedanken liegen nachfolgende Prämissen zugrunde. Die Wahrscheinlichkeitsverteilung der Aktienkurse ist lognominal mit einer konstanten Varianz der Wertveränderungen pro Zeitperiode, die allen Marktteilnehmern bekannt ist. Das Reference Asset hat während der Optionslaufzeit keine Ausschüttungen, Leerverkäufe sind unbeschränkt möglich und ohne Strafe zulässig, Wertpapiere in kleinste Einheiten teilbar. Des weiteren fallen keine Transaktionskosten an, und im Gegensatz zur Portfolio-Selection–Theory sind die Marktteilnehmer gewinnorientiert, das bedeutet, dass sie höheren Ertrag dem gleichen Ertrag vorziehen.[104]

Wegen der Einfachheit und der späteren Handelbarkeit wird ein sehr kurzer Zeitraum, beispielsweise zehn Tage zur Bestimmung gewählt. Da das Zinsniveau für diesen Zeitabschnitt konstant bleibt, ist das Kreditrisiko lediglich von den Veränderungen des Marktwertes abhängig. Als Basiswert seiner Errechnung dient die Risikoprämie verkürzt um die Restlaufzeit. Der Credit Value at Risk stellt die Differenz aus der heutigen Risikoprämie und der zukünftigen Risikoprämie mit ihren maximal akzeptierten Wertschwankungen dar. Der Credit Value at Risk für ein bestimmtes Konvidenzniveau lässt sich mittels der Gaußschen Normalverteilung[105] aus der erwarten Veränderung der Risikoprämie errechnen.

Die Risikoprämie für eine Verkaufsoption wird nach der Optionspreistheorie folgendermaßen ermittelt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten Gleichung (2)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Veränderung der Risikoprämie (dRP) setzt sich aus D dK mit dem Optionsdelta (D)[106] und der Änderung des Unternehmenswertes (dK), dem Optionsvega (u) und der Änderung der Volatilität des Unternehmenswertes (dw) zusammen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten Gleichung (5)

Wird zusätzlich zu den Optionspreissensitivitäten die Korrelation (k) berücksichtigt, kalkuliert sich die erwartete Veränderung der Optionsprämie folgendermaßen.

[...]


[1] Vgl. Kreditwesengesetz (KWG) §1 Abs. 1.

[2] Vgl. Internetquelle 1.

[3] Vgl. Dietrich, Reiner / Kremar, Helmut (1999), S. 17.

[4] Für international tätige Banken wurde mit der Eigenkapitalvereinbarung von 1988 eine Mindesthöhe für die Eigenkapitalausstattung festgelegt. Risiken, die unter anderem bei außerbilanziellen Geschäften entstehen, müssen mit spezifischen Eigenkapitalquoten hinterlegt werden.

[5] Vgl. Arentzen, Ute / Winter, Eggert (1994a), S. 1145.

[6] Im Folgenden USA.

[7] Weiterführende Literatur: Beike, Rolf / Köhler, Andreas (1997); Eller, Roland et al. (1999a), Eller, Roland / Deutsch, Hans-Preter (1998); Scharpf, Paul (1998), S. 69–87; Schierenbeck, Henner (1999), S. 78–225.

[8] Im Folgenden DG BANK.

[9] Vgl. Dietrich, Reiner (1998), S. 154; Garz, Hendrik / Günther, Stefan / Moriabadi, Cyros (1998), S. 11; Kless, Thomas (1998) S.93; Meyer, Christoph (1999), S. 38; Rodewald, B. (1996), S. 2.

[10] Vgl. Scharpf, Paul (1998), S.17 f; Schulte Michael (1998), S. 19 ff; C & L Deutsche Revision (1998) S.282 ff; Schierenbeck, Henner (1999); S. 213, Eilenberger, Guido (1996b), S. 453 ff.

[11] Marktpreisrisiken stellen die Gefahr der negativen Entwicklung des Marktes für den Preis des vom Kreditinstitut eingesetzten Finanzinstrumentes dar.

[12] Das Ausfallrisiko bedeutet, dass die Rückzahlung des Rest- oder auch Gesamtbetrages nicht oder nur teilweise erfolgt. Die Kennziffer für das Ausfallrisiko setzt sich aus dem ausfallgefährdeten Volumen subtrahiert von der Ausfallwahrscheinlichkeit zusammen.

[13] Unter Liquiditätsrisiken versteht man den potentiellen Verlust, der dadurch entsteht, dass nicht genügend Geldmittel bei Fälligkeit von Zahlungsverpflichtungen zur Verfügung stehen bzw. beschafft werden können. Liquidität ist die Summe der Kassenbestände und der von den Auszahlungen subtrahierten Einzahlungen. Als Kennzahl des daraus resultierenden Risikos dient der Liquiditätsindex, der sich aus der Summe der laufzeitgewichteten Aktiva dividiert durch die Summe der laufzeitgewichteten Passiva oder das Gesamtvolumen des Kreditbestandes dividiert durch die Rückstände des Gesamtvolumens errechnen lässt. Demzufolge gilt, je größer der Index ist, desto höher ist das Risiko.

[14] Erfolgsrisiken sind in der Höhe und Veränderung des Levels der Ertragskennzahlen zu suchen.

[15] Vgl. Schulte, Michael (1998), S.20.

[16] Das Zinsänderungsrisiko drückt sich in der negativen Abweichung des in der Zukunft liegenden erwarteten Marktzinses bzw. dem Rückgang der Zinsspanne oder des Zinsüberschusses aus. Das bedeutet die Gefahr, dass zwischen der Kreditauszahlung mit vereinbartem Festzins und der Rückzahlung der Marktzins über dem vereinbartem Zins liegt. Bei der Bewertung liegt der Kurswert des Kredites dann unter dem Nominalbetrag. Demnach besteht eine Unsicherheit über die zukünftige Zinsentwicklung in Form von einer Unsicherheit über die Veränderung des Zinsniveaus und der Zinsstruktur. Vgl. Schulte, Michael (1998), S. 123; Schierenbeck, Henner (1999), S.78.

[17] Das Währungsrisiko wirkt sich bei der Rückzahlung einer Forderung in Fremdwährung durch einen Kursanstieg der Fremdwährung zur Eigenwährung und damit in der negativen Abweichung des in der Eigenwährung erwarteten Betrages aus.

[18] Das Aktienkursrisiko besteht in den Marktschwankungen, denen Aktien unterliegen und wirkt sich in der Abwertung des Aktienportfolios aus.

[19] Rohstoffrisiken sind Edelmetallkursrisiken, ausgenommen des Goldpreisrisikos (Währungsrisiko), die analog den anderen Marktpreisrisiken sich in der negativen Abweichung vom Erwartungswert aufgrund ungünstiger Marktentwicklungen bilden.

[20] Das Länderrisiko bedeutet, dass keine Rückzahlung der Forderung stattfindet, obwohl der Kunde zahlungsfähig und –willig ist, weil der Staat Zahlungen in bestimmte Länder, Branchen zum Teil oder generell verbietet. Dabei wird unterschieden in ein wirtschaftliches Risiko, Devisenzahlungen ins Ausland werden eingeschränkt oder eingestellt (Transferrisiko, hoheitliche Zahlungsbeschränkungen bzw. Verbote aufgrund fehlender Devisen [Moratorium]) und in politische Ereignisse und Entwicklungen (Revolutionen, Krieg, Verbote, Beschlagnahmungen), die eine Erfüllung des Vertrages verhindern. Zur Feststellung der Risiken kann sich Rating-Agenturen, die Länder-Ratings erstellen, bedient werden.

[21] Das Branchenrisiko resultiert aus zu geringer oder fehlender Diversifikation im Kreditportfolio. In der Wirkung stellt sich die Frage, ob die Forderung bei Konjunkturschwäche in dieser Branche erbracht wird.

[22] Mehrere Großkreditausfälle hintereinander sind Zeichen einer fehlenden Diversifikation, und können dem Kreditinstitut schwer schaden.

[23] Das Regionale Risiko ist ähnlich wie das Branchen- und Großkreditrisiko aufgrund fehlender Diversifikation, hier in der Region vorhanden. Es betrifft vor allem Kreditinstitut mit Regionalprinzip, welche aufgrund ihrer Struktur in diesem Bereich nicht diversifizieren können.

[24] Vgl. Garz, Hendrik / Günther, Stefan / Moriabadi; Cyros (1998), S. 39 ff. / Hein, Manfred (1993) S. 172 ff.

[25] Das Refinanzierungsrisiko beinhaltet die Gefahr, liquide Geldmittel bei Zahlungsfälligkeit nur zu erhöhten Konditionen zu beschaffen.

[26] Die Kapitalbindungsfristen der Aktiva sind größer als die der Passiva, das heißt die Rückzahltermine aus den Refinanzierungen liegen in der Regel vor den Terminen für die Forderungen.

[27] Das Terminrisiko besteht in einer zeitlichen Verzögerung des im Vertrag vereinbarten Rückzahlungstermins.

[28] Das Abrufrisiko besteht in dem unerwartetem Abzug von Einlagen, den das Kreditinstitut nicht steuern kann. Als Beispiel wären Sichteinlagen zu nennen. Des weiteren besteht es in dem Risiko der unerwartete Inanspruchnahme von Kreditzusagen, das wäre z.B. die Nutzung einer Kontokorrentkreditlinie.

[29] Seit 1. Juli 2000 ist der Liquiditätsgrundsatz II gemäß § 11 KWG in Kraft getreten.

[30] Der Begriff des Kreditinstitutes wird im KWG § 1 Abs. 1 Nr. 1 – 9 geklärt.

[31] Demirgüc-Kunt (1989), Asli, S.14.

[32] Schulte Michael (1998), S. 55; Vgl. Hempel, George H. / Coleman, Alan B. / Simonson, Donald G. (1990), o. S.

[33] Ein Kredit ist im allgemeinen Sinn die gegen ein Entgelt „leihweise Überlassung von Kaufkraft.“ (Bertelsmann Lexikon Verlag GmbH (1992a), S. 137.) Ein Kredit ist demnach eine Forderung, die in verschiedenen Formen, beispielsweise Darlehen oder Wertpapieren vorliegt. Eine genaue Spezifizierung befindet sich im Kreditwesengesetz (KWG) § 19 Begriff des Kredites in den §§ 13 bis 14 und des Kreditnehmers Abs. 1 Nr. 1, 2 und 4 sowie § 21 Begriff des Kredites in den §§ 15 bis 18 Abs. 1 Nr. 1.

[34] Arentzen, Ute / Winter, Eggert (1994b), S. 1978.

[35] Vgl. Schierenbeck, Henner (1999), S. 227.

[36] Das Bonitätsrisiko umfasst die Rückzahlungsbereitschaft (sogenannte „soft-facts“) und die Rückzahlungsfähigkeit („hard-facts“)des Kreditnehmers. Es umfasst sowohl die Bonitätsverschlechterung während der für den Investor relevanten Zeit, als auch die falsche Bonitätsbewertung am Anfang der Finanzierung. Vgl. Büschgen, Hans. E. (1997) S.226.

[37] Vgl. Hein, Manfred (1993) S. 172; Grill, Wolfgang / Perczynski, Hans (1996), S. 355; Scharpf, Paul (1998), S. 19 f., Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht (1999), S. 1.

[38] Vgl. Wächterhäuser, Manfred (1971), S.65 ff.; Schierenbeck, Henner (1999), S.229.

[39] Schweizerischer Bankverein (1996), S. 6.

[40] Vgl. Schierenbeck, Henner (1999), S. 1 ff.

[41] Vgl. Garz, Hendrik, Günther, Stefan, Moriabadi; Cyros (1998), S. 13, Kilgus, Ernst (1994), S.64.

[42] Die Schichtenbilanz beinhaltet die Zerlegung der Bilanz in mehrere Gruppen. Jeder Gruppe der Aktiva wird unterstellt, mit einer bestimmten Gruppe der Passiva refinanziert worden zu sein. Überhänge werden festgestellt und können ausgeglichen werden. Die Schichtung kann z.B. nach Liquiditäts- oder Rentabilitätsaspekten erfolgen.

[43] Im Mittelpunkt dieses Systems stehen die offenen Festzinspositionen für Zeitperioden in der Zukunft. Diese werden ermittelt und Gegengeschäfte abgeschlossen.

[44] Die sogenannte goldene Bankregel ist der Grundsatz der Fristenkongruenz von Aktiva und Passiva. Das heißt, es würden theoretisch durch ständige Anpassung immer genügend fällige Verbindlichkeiten den Forderungen gegenüberstehen, was Ertrags- und aus Kostengründen nicht sinnvoll ist. Die dadurch entstehende Liquiditätsreserve würde das Risiko eventueller Zinsänderungen in sich bürgen.

[45] Die Bodensatztheorie besagt, dass bei den täglich verfügbaren Geldern immer ein Restbetrag, der sogenannte Bodensatz auf dem Konto verbleibt, bzw. ein Kredit vom Kunden meist nicht voll in Anspruch genommen wird. Das heißt das Abrufrisiko wäre in dem Fall kein 100%iges Risiko, sondern lediglich der Restbetrag zwischen dem Bodensatz und der verfügbaren Geldmenge.

[46] Nach der Marktzinsmethode werden die Bilanzseiten getrennt behandelt. Jedes Geschäft wird mit einem Alternativgeschäft am Markt verglichen. Den aus dem Kundengeschäft entstehende Überschuss nennt man Konditionsbeitrag. Ein weiterer Beitrag entsteht bei der Berücksichtung, dass die Refinanzierung meist unter einer anderen Laufzeit als das Grundgeschäft erfolgt.

[47] Vgl. Fiebig, Mathias (2000), o.S.; Hein, Manfred (1993), S. 136.

[48] Die Kreditwürdigkeitsprüfung ist die Prüfung des zukünftigen Kreditnehmers auf Bereitschaft und die Fähigkeit die vertragsmäßigen Kreditverpflichtungen zu erfüllen. Das heißt, es wird prognostiziert, ob der Kreditnehmer in Zukunft in der Lage ist, alle Zins- und Tilgungsleistungen zu erbringen.

[49] Vgl. Beyer, Helmut et al. (1993), S. 83 ff.; Fischer, Thomas R. (1986), S. 15; Grill, Wolfgang / Perczynski, Hans (1996), S. 239; Kreim, E. (1988), S. 100.

[50] Vgl. u.a. Hüttemann, Petra (1997), S. 8; Rolfes, Bernd (1999), S. 335; Schulte, Michael (1998); S. 98.

[51] Verbale Kreditwürdigkeitsprüfung erfolgt z.B. anhand eines Kreditberichts und/ oder Protokolls. Es nimmt die unsystematische Form der persönlichen Einschätzung des Kreditbetreuers an.

[52] Es werden quantitative Punke gemessen und gewichtet einer Skala zugeordnet. Anhand der erreichten Punkte erfolgt die Einteilung zu einer bestimmten Risikogruppe.

[53] Als Eingangsgrößen für die statistische Analyse können z.B. Jahresabschlussdaten, Finanzpläne, Kontoentwicklungen oder die Branchenperspektive erfasst werden. Die Ermittlung von Kennziffern zur Klassifizierung in risikoarme, risikoreiche oder äußerst risikoreiche Gruppen erfolgt durch statistische Verfahren wie die multivariate Diskriminanzanalyse, strukturanalytische Verfahren (z.B. Clusteranalysen, hier werden Ähnlichkeiten bei einer großen Menge vorhandener Daten herauskristallisiert und interpretiert ) und Multikriteria-Verfahren auch Prävalenzverfahren genannt. Es wird für jedes entscheidungsrelevante Kriterium die Gewichtung individuell festgelegt, dies erfolgt mittels einer Gewichtungsfunktion, die von der Merkmalsausprägung abhängig ist.

[54] Vgl. Fritz, M. G. / Wandel, T. S.620 ff.; Jaeger, Arno (1988), S.324 ff.; Hein, Manfred (1993), S. 187 f.; Schierenbeck, Henner (1994), S.231ff; Schulte, Michael (1998) S.61.

[55] Sie stellen eine computerunterstützte Kombination der drei vorgenannten Verfahren dar. Durch neue Kreditvergabe und weitere Ausfälle werden die Datenmengen der Systeme erweitert und aktualisiert

[56] Neuronale Netze arbeiten auf einer ähnlichen Grundlage, wie die Expertensysteme, jedoch sind es selbständig lernende System die fortlaufend die bestmöglichen Kennzahlen und Kennzahlenverknüpfungen ermitteln. Das System kontrolliert anhand des Zugangs an aktuellem Wissen selbständig die optimale bzw. korrekte Handlung in der Vergangenheit in Form von Überprüfung von Kriterien, Gewichtungen und Entscheidungsfunktionen.

[57] Das Branchenrating umfasst aktuelle Daten und Prognosen der entsprechenden Branche. Dadurch soll die Zukunftsbezogenheit des Gesamtgutachtens sichergestellt werden.

[58] Risikoprämien (risk spread) stellen eine Ausgleichszahlung für die Wahrscheinlichkeit des Ausfalls der Forderung an das Kreditinstitut dar.

[59] Vgl. Hüttemann, Petra (1997); S. 9.

[60] Problemfelder wären Gebiete, in denen noch keine Erfahrungswerte vorliegen, z.B. bei neuen Produkten oder neuen Märkten, und die Langfristigkeit der Prognose damit eingeschränkt bzw. nicht gewährleistet ist.

[61] Die Schwierigkeiten sind z.B. bei der Bewertung von Risiken, die dem technisch-organisatorischem Bereich entstammen, zu suchen.

[62] Z.B. Wechselkursrisiken oder Branchen, die sehr kontinuierlich sind, können einfach klassifiziert werden.

[63] Vgl. Schulte, Michael (1998), S. 15 f.

[64] Vgl. 2.2.

[65] Vgl. Everling, Oliver (1991), S. 19 ff.; Hoffmann, Peter (1991), S.25 ff. und 141 ff., Moody’s Investor Ser- vice (1991), S.47 ff., Standard & Poor’s (1992), S. 5.

[66] Credit Watch Lists von Standard & Poors, Review for possible upgrade/downgrade von Moody’s und Rating Alert von Fitch.

[67] Preferred Shares gehören zum Kernkapital (Tier 1) und sind als nachrangige Anleihen mit unendlicher Laufzeit aufgebaut. Sie sind nachrangig zu allen anderen nachrangigen Anleihen, ihre Zinszahlung ist nicht kumulativ und optional. Bei einem Verlust der Gesellschaft haften sie voll.

[68] Junior Subordinated Debt ist Ergänzungskapital erster Klasse (Upper Tier 2). Sie sind gegen Preferred Shares vorrangig. Ein weiterer Unterschied besteht in der kumulativen Zinsszahlung. Sie haften bei einem Verlust der Gesellschaft.

[69] Senior Subordinated Debt umfassen Ergägnzungskapital zweiter Klasse und Drittrangmittel. sie sind gegenüber Tier 1 und Upper Tier 2 vorrangig. Ihre Laufzeit ist mindestens fünf bzw. zwei Jahre. Bei Fortbestand der Gesellschaft haften übernehmen sie keinen Verlust.

[70] Vgl. Garz Hendrik / Günther, Stefan / Moriabadi; Cyros (1998), S. 17; Beutelschieß, Reiner / Reintjes, Oliver (1999), S. 442.

[71] Das Portfolio umfasst verschiedene Anlageformen (Finanzinstrumente) mit jeweils unterschiedlichen Gewichtungen.

[72] Das heißt unsicheren Zahlungen in der Zukunft stehen einem heute sicheren Geldbetrag gegenüber.

[73] Er ist bereit, seinen Ertrag zu minimieren.

[74] Der Ertrag definiert sich als der Vermögenszuwachs während des Zeitraumes, in dem der Investor in die Anlage investiert.

[75] Indifferenzkurven sind unterschiedliche Risikobereitschaft, daraus ergeben sich unterschiedliche Strategien. Die Bank legt mit ihrer Strategie fest, wo sich ihre Indifferenzkurve und damit auch Risikobereitschaft befindet.

[76] Vgl. Neuhaus, Martin (1999), S. 13 ff.; Garz Hendrik, Günther, Stefan, Moriabadi; Cyros (1998), S. 17.

[77] Vgl. Neuhaus, Martin (1999), S. 20; Varnholt, Burkhard (1997), S. 64.

[78] Mittels der Clusteranalyse werden Risikokonzentrationen, die durch fehlende Diversifikation zustande kommen, aufgedeckt und quantifiziert.

[79] Die in einem Subportfolio zusammengefassten Elemente sind bezüglich gleicher Ausfallwahrscheinlichkeit jedoch nicht des gleichen erwarteten Verlustes einander homogen. Die Segmentierung erfolgt je nach Strategie des Managements nach Branche, Geographische Region, Kundensegmente, Produktart, Engagementgröße usw.

[80] Ein aktuelles Beispiel ist die Bonitätsverschlechterung im Agrargeschäft aufgrund der BSE-Krise.

[81] Neuhaus, Martin (1999), S. 29f.

[82] Das Single-Index-Modell hilft, auf die in der Portfolio-Theorie verwendeten Masse an Kovarianzen zu verzichten.

[83] Das Capital Asset Pricing Modell ist ein Kapitalmarktmodell zur Preisbildung von Finanzinstrumenten Es basiert auf den drei Annahmen des vollkommenden Kapitalmarktes (das heißt keine Steuern, Transaktionskosten usw.), homogenen Erwartungen der Marktteilnehmern (das heißt keine Informationsvorsprünge) und der Existenz einer risikolosen Anlage. Dieses Marktgleichgewicht ist in der Praxis nicht zu finden. Nach dem Capital Asset Pricing Modell kann das Risiko, durch Beimischung von mit -1 korrelierenden risikolosen Anlagen bei weiterer Ertragsgenerierung, minimiert und ausgeschaltet werden. Da in der Kreditpraxis genau mit –1 korrelierende Positionen nicht für alle Finanztitel gefunden werden können, ist diese Vorgehensweise nicht möglich.

[84] Garz Hendrik / Günther, Stefan / Moriabadi; Cyros (1998), S. 17.

[85] Ebenda, S. 17.

[86] Die Risikoverteilung im Kreditgeschäft ist eine linkssteile Kurve. Der große Anteil der Merkmalsträger befindet sich vor dem statistischen Mittelwert, währenddessen es nur wenige Merkmalsträger mit großer Ausprägung gibt.

[87] Vgl. Neuhaus, Martin (1999), S. 16; Schierenbeck, Henner (1999), S. 233; Keck, Walter /Jovic, Dean (1999a), S. 39; Schweizer Bankverein (1996), S. 7.

[88] Das Percentil ist ein statistischer Parameter zur Fixierung des Punktes der negativen Abweichung des von dem Kreditinstitut festgelegten erwarteten verlustdeckenden Prozentsatz.

[89] Als bekannteste Modelle für die externe Messung und Bewertung von Kreditrisiken gelten derzeit das Modell PortfolioManagerTM von Kealhofer, McQuown und Vasicek, CreditMetricsTM von J. P. Morgan, CreditRisk+ von Credit Suisse Financial Products und CreditPortfolioViewTM von McKinsey & Co. und für den europäischen Raum das Modell Actuarial Credit Risk Accounting (ACRA) der Schweizer Bank UBS. Vgl.: Keck, Walter / Jovic, Dean (1999b), S.69; Wiesmayr, Christoph (1999), S. 263ff. Repräsentativ wird in dieser Arbeit aus Platzgründen nachfolgend nur ACRA, CreditMetricsTM und PortfolioManagerTM näher erläutert. Kurze Erläuterungen zu den anderen genannten Modellen befinden sich im Anschluss.

[90] Vgl. Schierenbeck, Henner (1999) S. 228.

[91] Ein Ausgleich der Salden ist selten, da die Verluste nicht schon vorher auszuschließen sind. Ist das Ergebnis größer als Null, wurde mit einem geringeren Verlust gerechnet. In dem Fall gibt das Ergebnis die fehlende Diversifikation oder ungenügende Risikovorsorge an. Im entgegengesetzten Fall muss auf Beständigkeit des Value at Chance und damit der zugrundegelegte Erwartungswert überprüft werden, um als Konsequenz weniger Risikoreserve zu bilden.

[92] Ein solches Risikomodell kann zum Beispiel mittels einer statistischen Analyse über einen längeren Zeitraum die Standardabweichungen in der Vergangenheit ermitteln. Daraus wird die Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls einer Unternehmung und damit die Risikoprämie berechnet. Die Korrelationen und Veränderungen der Risikokosten werden stetig beobachtet und fließen in die aktuelle Risikoprämienberechnung mit ein.

[93] Im Folgenden ACRA.

[94] Vgl. Abschnitt 2.3.2.

[95] Vgl. Schierenbeck, Henner (1999) S. 231 ff.

[96] Vgl. Füser, Karsten / Gleißner, Werner (2000a), S. 26, Becker, Axel / Wolf, Martin (1999), S. 621.

[97] Vgl. Heidorn, Thomas (1999b), S. 17.

[98] Das bedeutet in dem Fall, dass der Käufer auf das Underlying Unternehmenswert, also die positive Fortführung der Unternehmung, spekuliert. Er zahlt die Prämie. Wenn bei Fälligkeit der Verbindlichkeit der Unternehmenswert höher als die Verbindlichkeiten ist, wird sie ausgeübt und die Verbindlichkeiten an die Anteilseigner zurückgezahlt.

[99] Der Verkäufer, hier das Kreditinstitut, erhält die Prämie in Form eines Kreditzins. Ein bei Fälligkeit kleinerer Unternehmenswert als die Verbindlichkeiten bedeutet die Ausübung der Option und dass sein Kapital in dem für ihn ungünstigen Fall an die Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens verkauft ist.

[100] Im Folgenden KMV.

[101] Die Anzahl der Standardabweichungen in einer Zeitperiode eines Unternehmens, wenn die Position des kurzfristigen Fremdkapitals größer als die der Marktwertaktiva ist, wird durch das Default from Distance ausgedrückt.

[102] Vgl. Schierenbeck, Henner (1999); S. 241.

[103] Die Grundidee der Theorie besteht darin, den Marktgleichgewichtspreis für eine Kaufoption einer Aktie zu ermitteln.

[104] Vgl. Eilenberger, Guido (1996a), S. 57.

[105] Für die Berechnung des Value at Risk kann aufgrund der kurzen Zeitdauer hier die Normalverteilung unterstellt werden.

[106] Das Optionsdelta gibt die Sensitivität des Optionspreises bei einer Veränderung des Marktwertes der Unternehmung an. Folglich gibt das Optionsvega die Veränderung der Volatilität an.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2001
ISBN (eBook)
9783832450557
ISBN (Paperback)
9783838650555
DOI
10.3239/9783832450557
Dateigröße
651 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Berufsakademie Berlin – Betriebswirtschaftslehre FR Bank
Erscheinungsdatum
2002 (Februar)
Note
2,0
Schlagworte
rating portfolio swap kreditderivat kreditrisiko
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Titel: Hedging von Credit Risk
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