Lade Inhalt...

Zusammenhang zwischen atmosphärischen Telekonnektionen und stratosphärischer Ozonverteilung

©2001 Diplomarbeit 92 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Zusammenfassung:
Ziel dieser Diplomarbeit ist es, die Änderungen in der stratosphärischen Ozonverteilung hoher nördlicher Breiten im Winter im Zusammenhang mit atmosphärischen Telekonnektionen zu untersuchen. Die Untersuchung schließt die erwähnte Nordatlantische Oszillation und Polar-Eurasische Telekonnektion mit ein und eine weitere Telekonnektion der Nordhemisphäre, die Ostatlantische Telekonnektion. Dazu werden statistische Verfahren der Korrelationsanalyse und der Analyse mittels Empirischer Orthogonaler Funktionen (EOF) angewendet, die durch höhenabhängige Untersuchung Einblick in die dynamisch bedingte Ozonvariabilität gewähren.
Aus der Analyse der Ergebnisse können Hypothesen möglicher Mechanismen entwickelt werden, welche die beobachtete Variabilität herbeiführen. Hierfür werden zusätzlich Untersuchungen des PV-Feldes im Zusammenhang mit den Telekonnektionen durchgeführt, welches die Dynamik der Stratosphäre maßgeblich beherrscht und auch mit der polaren Ozonverteilung eng verbunden ist. Eine höhenaufgelöste Untersuchung wird durch Verwendung von Ozondaten aus Satelliten-Okkultationsmessungen und Ozonsondenprofilen einer arktischen Station ermöglicht. Die Satellitenmessungen gewährleisten eine kontinuierliche Überdeckung hoher Breiten und erfassen einen größeren Höhenbereich als Ballonsondierungen.

Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
Einleitung1
1.Grundgrößen der Stratosphäre4
1.1Thermischer Aufbau der Atmosphäre4
1.2Potentielle Temperatur5
1.3Potentielle Vorticity6
2.Ozon und Dynamik der Stratosphäre8
2.1Messgrößen für Ozon8
2.2Ozonchemie9
2.2.1Chapman-Chemie9
2.2.2Katalytische Zyklen10
2.3Vertikale und globale Ozonverteilung12
2.4Polarwirbel und stratosphärische Zirkulation14
2.5Prozesse im polaren Sommer15
2.6Unterschiede nord- und südhemisphärischer Polarwirbel17
3.Telekonnektion19
3.1Telekonnektionskarten20
3.2Methode der rotierten Empirischen Orthogonalfunktionen20
3.3Verwendete Telekonnektionen21
3.3.1Nordatlantische Oszillation – NAO21
3.3.2Polar-Eurasisches Muster – POL23
3.3.3Ostatlantisches Muster – EA24
4.Verwendete Ozondaten26
4.1Satellitenfernerkundung von Ozonvertikalverteilungen26
4.1.1Okkultations-Beobachtung27
4.1.2Limb-Messung (Horizontsondierung)28
4.2Satelliten-Meßinstrumente29
4.2.1Polar Ozone and Aerosol Measurement (POAM-II und -III)29
4.2.2Improved Limb Atmospheric Spectrometer (ILAS)30
4.2.3Microwave Limb Sounder (MLS)31
4.3Ozonsonden32
5.Analyse des Ozonfeldes […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 5046
Hak, Claudia: Zusammenhang zwischen atmosphärischen Telekonnektionen und
stratosphärischer Ozonverteilung / Claudia Hak - Hamburg: Diplomica GmbH, 2002
Zugl.: München, Universität, Diplom, 2001
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die
der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen,
der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der
Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung,
vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im
Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der
Bundesrepublik Deutschland in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich
vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des
Urheberrechtes.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem
Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche
Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten
wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.
Die Informationen in diesem Werk wurden mit Sorgfalt erarbeitet. Dennoch können Fehler nicht
vollständig ausgeschlossen werden, und die Diplomarbeiten Agentur, die Autoren oder
Übersetzer übernehmen keine juristische Verantwortung oder irgendeine Haftung für evtl.
verbliebene fehlerhafte Angaben und deren Folgen.
Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2002
Printed in Germany

Wissensquellen gewinnbringend nutzen
Qualität, Praxisrelevanz und Aktualität zeichnen unsere Studien aus. Wir
bieten Ihnen im Auftrag unserer Autorinnen und Autoren Wirtschafts-
studien und wissenschaftliche Abschlussarbeiten ­ Dissertationen,
Diplomarbeiten, Magisterarbeiten, Staatsexamensarbeiten und Studien-
arbeiten zum Kauf. Sie wurden an deutschen Universitäten, Fachhoch-
schulen, Akademien oder vergleichbaren Institutionen der Europäischen
Union geschrieben. Der Notendurchschnitt liegt bei 1,5.
Wettbewerbsvorteile verschaffen ­ Vergleichen Sie den Preis unserer
Studien mit den Honoraren externer Berater. Um dieses Wissen selbst
zusammenzutragen, müssten Sie viel Zeit und Geld aufbringen.
http://www.diplom.de bietet Ihnen unser vollständiges Lieferprogramm
mit mehreren tausend Studien im Internet. Neben dem Online-Katalog und
der Online-Suchmaschine für Ihre Recherche steht Ihnen auch eine Online-
Bestellfunktion zur Verfügung. Inhaltliche Zusammenfassungen und
Inhaltsverzeichnisse zu jeder Studie sind im Internet einsehbar.
Individueller Service
­
Gerne senden wir Ihnen auch unseren Papier-
katalog zu. Bitte fordern Sie Ihr individuelles Exemplar bei uns an. Für
Fragen, Anregungen und individuelle Anfragen stehen wir Ihnen gerne zur
Verfügung. Wir freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit.
Ihr Team der Diplomarbeiten Agentur

i
Inhaltsverzeichnis
Einleitung... 1
1
Grundgrößen der Stratosphäre ... 4
1.1
Thermischer Aufbau der Atmosphäre ... 4
1.2
Potentielle Temperatur ... 5
1.3
Potentielle Vorticity ... 6
2
Ozon und Dynamik der Stratosphäre... 8
2.1
Meßgrößen für Ozon ... 8
2.2
Ozonchemie ... 9
2.2.1
Chapman-Chemie ... 9
2.2.2
Katalytische Zyklen ... 10
2.3
Vertikale und globale Ozonverteilung... 12
2.4
Polarwirbel und stratosphärische Zirkulation... 14
2.5
Prozesse im polaren Sommer ... 15
2.6
Unterschiede nord- und südhemisphärischer Polarwirbel... 17
3
Telekonnektionen... 19
3.1
Telekonnektionskarten ... 20
3.2
Methode der rotierten Empirischen Orthogonalfunktionen ... 20
3.3
Verwendete Telekonnektionen ... 21
3.3.1
Nordatlantische Oszillation - NAO ... 21
3.3.2
Polar-Eurasisches Muster - POL ... 23
3.3.3
Ostatlantisches Muster - EA ... 24
4
Verwendete Ozondaten ... 26
4.1
Satellitenfernerkundung von Ozonvertikalverteilungen ... 26
4.1.1
Okkultations-Beobachtung ... 27
4.1.2
Limb-Messung (Horizontsondierung) ... 28
4.2
Satelliten-Meßinstrumente ... 29
4.2.1
Polar Ozone and Aerosol Measurement (POAM-II und -III) ... 29
4.2.2
Improved Limb Atmospheric Spectrometer (ILAS) ... 30
4.2.3
Microwave Limb Sounder (MLS) ... 31
4.3
Ozonsonden ... 32
5
Analyse des Ozonfeldes mittels Empirischer Orthogonalfunktionen (EOF)... 33
5.1
Führende EOFs... 33
5.2
Zeitliche Entwicklungskoeffizienten (PCs)... 36
5.3
Physikalische Deutung ... 37

Inhaltsverzeichnis
ii
6
Korrelationsuntersuchung ... 39
6.1
Methode ... 39
6.2
Idee und Vorgehen ... 40
6.3
Grundlegende Zusammenhänge zur Interpretation der Korrelationsplots ... 41
6.3.1
Bedeutung der Lage horizontaler Gradienten ... 41
6.3.2
Chemische Lebensdauer von Ozon ... 42
6.3.3
Diabatische Lebensdauer der Temperatur ... 43
6.4
Datenübersicht ... 45
6.5
Korrelationsanalyse: Nordatlantische Oszillation ... 46
6.5.1
Beobachtung: Satelliten- und Sondendaten ... 47
6.5.2
Interpretation ... 49
6.6
Korrelationsanalyse: Polar Eurasische Telekonnektion ... 54
6.6.1
Beobachtung instantaner und zeitlich verschobener Zusammenhänge ... 54
6.6.2
Interpretation ... 58
6.7
Korrelationsanalyse: Ostatlantische Telekonnektion ... 63
6.7.1
Beobachtung: Satelliten- und Sondendaten ... 63
6.7.2
Interpretation anhand eines Modells ... 65
Zusammenfassung und Ausblick... 70
Verwendete Symbole und Abkürzungen ... 72
Anhang
73
A
Statistische Verfahren ... 73
B
Breitenvariation der Satelliten ... 78
Literaturverzeichnis... 80

1
Einleitung
Das Spurengas Ozon absorbiert einen Großteil der solaren UV-Strahlung, die daher nur abge-
schwächt zum Erdboden gelangt. Die energiereichen Photonen der UV-Strahlung können zu
Zellveränderungen bei Menschen, Tieren und Pflanzen führen, indem sie große organische
Moleküle wie die DNS oder Proteine zerstören. Eine abnehmende Ozonschichtdicke hat somit
schädigende Auswirkungen auf die Biosphäre.
Die Entdeckung des Ozonloches, also der Ausdünnung der Ozonschicht in der unteren Strato-
sphäre, über der Antarktis durch Chubachi [1984] und Farman et al. [1985] löste daher große
Besorgnis aus und die offensichtliche Bedrohung der Ozonschicht führte in den folgenden Jah-
ren zu intensiven Forschungsaktivitäten. Man erkannte, daß bei tiefen stratosphärischen Tempe-
raturen Chlor und Brom aus inaktiven Reservoirgasen (z.B. ClONO
2
, HCl) an der Oberfläche von
kondensierten Teilchen in reaktive Radikale überführt werden, die unter Sonneneinstrahlung
katalytisch Ozon abbauen. Dieser Abbau spielt sich seit den 80er Jahren des vorhergehenden
Jahrhunderts jedes Jahr im Winter bis Frühjahr über der unbesiedelten Antarktis ab. Die
Abnahme der Ozonschichtdicke über der Antarktis hat Auswirkungen bis in mittlere Breiten der
Südhalbkugel. Von der Abnahme der Ozonschichtdicke sind daher auch Australien und Neusee-
land betroffen, wo die weltweit höchste Hautkrebsrate verzeichnet wird. Im Gegensatz zur Süd-
hemisphäre ist die Nordhemisphäre bis in hohe Breiten dicht bevölkert. Die langfristige
Entwicklung der arktischen Ozonschicht ist daher von besonderem Interesse.
Auch über der Arktis findet chemischer Ozonabbau statt. Aufgrund der im Mittel höheren Tempe-
raturen auf der Nordhemisphäre fiel der arktische Ozonabbau jedoch bislang moderat aus. Der
erkennbare Trend ist nur knapp signifikant und nicht zu vergleichen mit dem starken Signal des
antarktischen Ozonlochs. Wegen der schwerwiegenden Folgen einer Ozonzerstörung in der Ark-
tis wurde die Ozonschicht in diesem Bereich - insbesondere der Aspekt des chemischen Ozon-
abbaus - seit der Entdeckung des antarktischen Ozonlochs intensiv untersucht. Die starke
natürliche Variabilität der Ozonschicht über der Arktis im Zusammenhang mit zeitlich stark variie-
renden meteorologischen Bedingungen und der größeren dynamischen Variabilität der Atmo-
sphäre der Nordhalbkugel weist auf eine große Bedeutung dynamischer Prozesse hin, die auf
die Ozonverteilung einwirken. Ein Gesamtverständnis der Ozonschicht der Nordhemisphäre
erfordert daher nicht nur Kenntnisse der Chemie, sondern auch des Einflusses dynamischer Pro-
zesse auf die Ozonverteilung in der Stratosphäre.
Studien, in denen die Bedeutung der dynamischen Veränderungen hervorgehoben wird, stam-
men von Hood et al. [1997], die einen großen Teil des zonal gemittelten Ozontrends von 1979-91
in mittleren Breiten auf eine Änderung des advektiven Transports zurückführen, und Steinbrecht
et al. [1998], die ein Viertel des Ozontrends der letzten 30 Jahre über Hohenpeißenberg mit
einem lokalen Trend in der Tropopausenhöhe erklären.
Im Zusammenhang mit der Tropopausenhöhe wird immer häufiger auf das Wirken typischer Zir-
kulationsmuster, der Telekonnektionen, auf das Gesamtozon hingewiesen. Telekonnektionsmu-
ster sind bevorzugte Muster der atmosphärischen Zirkulation und können einen großen Teil der

Einleitung
2
beobachteten Variabilität erklären. Die für den europäischen Raum wichtigste Telekonnektion ist
die Nordatlantische Oszillation (NAO), eine natürliche Schwankung des Luftdruckgradienten
über dem Nordatlantik. Die Auswirkungen des Phänomens NAO wurden bereits um 1770 von
dem Dänen H.E. Saabye erkannt [Østerman, 1942] und es gelangte in jüngster Zeit verstärkt in
den Blickpunkt des Interesses. Grund dafür war der positive Trend des NAO-Index, der die Inten-
sität der NAO angibt, von stark negativen zu stark positiven Werten in den vergangenen 40 Jah-
ren. Ein solcher Trend war in einer über 100 Jahre umfassenden Zeitreihe zuvor nicht
aufgetreten. Da die NAO den Tropopausendruck kontrolliert und deshalb ein Zusammenhang
zwischen Ozonverteilung und NAO vermutet werden kann, müßte auch im Ozon ein Trend nach-
weisbar sein. Tatsächlich konnte in einer Studie von Appenzeller et al. [2000] ein Viertel des
lokalen negativen Gesamtozontrends der letzten 30 Jahre über Arosa (Schweiz) auf den Trend
der NAO zurückgeführt werden, und andererseits für Reykjavik (Island) gezeigt werden, daß hier
erst unter Berücksichtigung der NAO ein negativer Gesamtozontrend sichtbar wird, da der Trend
in der NAO hier in Richtung höherer Ozongesamtsäulen wirkt.
Die Kopplung der Zirkulationsmoden der mittleren Atmosphäre an troposphärische Vorgänge wie
Klimaoszillationen ist bislang kaum erforscht. Erste Hinweise [Perlwitz und Graf, 1995] zeigen
eine starke Kopplung zwischen der Stabilität des stratosphärischen arktischen Polarwirbels und
der zuvor nur in der Troposphäre beschriebenen Nordatlantischen Oszillation. Es ist daher zu
vermuten, daß Zusammenhänge zwischen Telekonnektionen und Ozonverteilung nicht nur im
Gesamtozon, sondern auch höhenabhängig nachweisbar sind und somit einen Teil der dyna-
misch bedingten Ozonvariabilität erklären können. In einer Reihe von Studien wurde bisher
besonders der Zusammenhang zwischen NAO und Gesamtozon in mittleren Breiten untersucht
[z.B. Weiss et al., 1999, Steinbrecht et al., 1999, Appenzeller et al., 2000]. Steinbrecht et al.
[1999] untersuchten die interannuelle Änderung des Gesamtozons an der Station Hohenpeißen-
berg im Zeitraum zwischen Februar 1998 und Februar 1999, in dem eine starke Zunahme um 90
Dobson Units (DU) auftrat. Sie fanden heraus, daß die Polar-Eurasische Telekonnektion (POL)
zur Beschreibung der interannuellen Änderungen von Februar-Gesamtozon an der Station
wesentlich ist. Durch Einbeziehung der Indizes der troposphärischen Zirkulation in ein lineares
Regressionsmodell für die Beschreibung von Gesamtozon über dieser Station konnten 83% der
Gesamtvarianz beschrieben werden.
Besonders interessant ist die Antwort auf die Frage, in welchen Höhenbereichen Änderungen
der Ozonverteilung auftreten. Dies erleichtert nicht nur die Identifizierung möglicher Ursachen für
die Gesamtozonänderungen, sondern ist auch entscheidend bei der Beurteilung der Auswirkun-
gen von Ozonänderungen auf den globalen Strahlungshaushalt und das Klima. Als Treibhausgas
hat das Ozon eine wichtige Klimawirkung. Es beeinflußt die Temperaturverteilung in der Strato-
sphäre und damit die Dynamik der gesamten mittleren Atmosphäre. Ozon hat daher eine sehr
große Bedeutung für Wechselwirkungen zwischen Troposphäre und Stratosphäre.
Erste höhenaufgelöste Untersuchungen des NAO-Einflusses bis ca. 30 km Höhe über der
Schweiz waren anhand von Ozonsondendaten aus Payerne (Schweiz) möglich. Weiss et al.
[1999] fanden für diese Sondenstation den stärksten Einfluß in der unteren Stratosphäre und
stellten fest, daß die Trendanalyse von Ozonprofilen besonders in der unteren Stratosphäre stark
von der richtigen Berücksichtigung der NAO abhängt. Der Effekt ist im Winter und Frühjahr am

Einleitung
3
stärksten, wo bis zur Hälfte des Ozontrends in der unteren Stratosphäre der Dynamik zuge-
schrieben werden kann.
Ziel dieser Diplomarbeit ist es, die Änderungen in der stratosphärischen Ozonverteilung hoher
nördlicher Breiten im Winter im Zusammenhang mit atmosphärischen Telekonnektionen zu
untersuchen. Die Untersuchung schließt die erwähnte Nordatlantische Oszillation und Polar-
Eurasische Telekonnektion mit ein und eine weitere Telekonnektion der Nordhemisphäre, die
Ostatlantische Telekonnektion. Dazu werden statistische Verfahren der Korrelationsanalyse und
der Analyse mittels Empirischer Orthogonaler Funktionen (EOF) angewendet, die durch höhen-
abhängige Untersuchung Einblick in die dynamisch bedingte Ozonvariabilität gewähren. Aus der
Analyse der Ergebnisse können Hypothesen möglicher Mechanismen entwickelt werden, welche
die beobachtete Variabilität herbeiführen. Hierfür werden zusätzlich Untersuchungen des PV-Fel-
des im Zusammenhang mit den Telekonnektionen durchgeführt, welches die Dynamik der Stra-
tosphäre maßgeblich beherrscht und auch mit der polaren Ozonverteilung eng verbunden ist.
Eine höhenaufgelöste Untersuchung wird durch Verwendung von Ozondaten aus Satelliten-
Okkultationsmessungen und Ozonsondenprofilen einer arktischen Station ermöglicht. Die Satel-
litenmessungen gewährleisten eine kontinuierliche Überdeckung hoher Breiten und erfassen
einen größeren Höhenbereich als Ballonsondierungen.
Die vorliegende Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel. Die grundlegenden Größen zur Beschrei-
bung der Vorgänge in der Stratosphäre werden im ersten Kapitel eingeführt. Kapitel zwei enthält
einführende Abschnitte über das Spurengas Ozon, dessen Verteilung in der Stratosphäre und
die für diese Verteilung verantwortlichen dynamischen Prozesse. Anschließend wird in Kapitel
drei die Bedeutung der atmosphärischen Telekonnektion erläutert und die wichtigsten, in dieser
Arbeit verwendeten, Telekonnektionsmuster der Nordhemisphäre beschrieben. Die Beschrei-
bung der Meßinstrumente und Meßmethoden für die Bestimmung der verwendeten Ozondaten
in Kapitel vier bildet den Abschluß der Einführung. Die Muster der maximalen erklärten Varianz
des Ozonfeldes der Nordhemisphäre werden durch eine EOF-Analyse in Kapitel fünf ermittelt.
Es werden knapp Verbindungen zu möglichen dynamischen Ursachen dieser Variabilität des
stratosphärischen Ozons hergestellt. In Kapitel sechs wird anfangs die Methode der angewende-
ten Korrelationsuntersuchung vorgestellt. Es werden vorweg Zusammenhänge erläutert, die der
Interpretation der Korrelationsergebnisse dienen. Anschließend erfolgt die Untersuchung des
Zusammenhanges der Ozonverteilung mit der Nordatlantischen Oszillation, der Polar-Eurasi-
schen Telekonnektion und der Ostatlantischen Telekonnektion. Eine Zusammenfassung der
wichtigsten Ergebnisse mit Ausblick schließt diese Arbeit.

4
1 Grundgrößen der Stratosphäre
1.1
Thermischer Aufbau der Atmosphäre
Die Atmosphäre wird aufgrund ihres vertikalen Temperaturprofils in verschiedene Schichten
unterteilt (Abb. 1.1): In die Troposphäre, die Stratosphäre, die Mesosphäre und die Thermo-
sphäre. Der Temperaturverlauf ergibt sich durch Absorption solarer Strahlung durch die Moleküle
O
2
und N
2
(
<
200 nm) in der Thermosphäre bzw. O
3
in der Stratosphäre. Die absorbierte Strah-
lungsenergie wird als kinetische Energie der Dissoziationsprodukte abgeführt und in Wärme
umgewandelt. Aufgrund des unterschiedlichen Temperaturverlaufs weisen die Schichten unter-
schiedliches dynamisches Verhalten auf.
Die Troposphäre, die sich vom Erdboden bis in ca. 18 km Höhe in den Tropen bzw. 6-8 km Höhe
in den Polargebieten erstreckt, enthält etwa 90% der atmosphärischen Masse. Die Temperatur
nimmt mit der Höhe ab, wobei der feuchtadiabatische Temperaturgradient im globalen Mittel
etwa -6,5 K pro km beträgt. Da ihre primäre Wärmequelle der Erdboden ist, führen in der Tropo-
sphäre konvektive Prozesse zu einer starken vertikalen Durchmischung. Die Troposphäre wird
nach oben hin durch die Tropopause begrenzt.
Oberhalb der Tropopause nimmt die Ozonkonzentration stark zu. Das Maximum der Ozonvertei-
lung und damit etwa 90% des atmosphärischen Ozons befindet sich in der Stratosphäre. Auf-
grund der Absorption solarer Strahlung durch Ozonmoleküle nimmt die Temperatur in der
darüberliegenden Stratosphäre nach oben hin zu bis zu einem Temperaturmaximum, das in etwa
50 km Höhe liegt. Die Absorption umfaßt einen breiten Wellenlängenbereich (bis
< 1140 nm),
Abbildung 1.1: Thermischer Aufbau der Atmosphäre (aus Brasseur und Solomon
[1986])

1 Grundgrößen der Stratosphäre
5
wobei der Prozeß im UV-Bereich (um 200-320 nm) besonders stark ist und die wichtigste Ener-
giequelle für die mittlere Atmosphäre darstellt.
Der positive vertikale Temperaturgradient hat in der Stratosphäre eine im Gegensatz zur Tropo-
sphäre stabile Schichtung der Luft zur Folge, wodurch der Austausch mit der Troposphäre stark
unterdrückt wird. Ihre vertikale thermische Struktur wird in erster Näherung durch den Strah-
lungshaushalt und die Ozonverteilung bestimmt. Die Energieabgabe in der oberen Stratosphäre
erfolgt dagegen hauptsächlich durch die Infrarotabstrahlung der CO
2
-Moleküle bei 15
µ
m, aber
auch durch Ozon. Die absolute Temperaturverteilung in der Stratosphäre hängt jedoch nicht nur
von den Strahlungsprozessen ab, sondern wird auch durch adiabatische Absink- und Aufstiegs-
bewegungen und die Wechselwirkung mit planetaren Wellen beeinflußt. Die Stratosphäre zeich-
net sich außerdem durch einen im Vergleich zur Troposphäre extrem niedrigen Wasserdampf-
gehalt aus. Sie erstreckt sich bis in eine Höhe von ca. 50 km, in der sich die Stratopause befin-
det.
Man kann die Troposphäre und die Stratosphäre nicht unabhängig voneinander betrachten, denn
obwohl sie durch die Tropopause getrennt sind, bestehen Wechselwirkungen. Durch Wellen, die
in der Troposphäre angeregt werden und sich in die Stratosphäre ausbreiten können, hat die Tro-
posphäre beispielsweise entscheidenden Einfluß auf die winterliche Zirkulation der Stratosphäre
und damit auch auf die stratosphärische Ozonverteilung.
Im folgenden werden mit der potentiellen Temperatur und der potentiellen Vorticity zwei Größen
eingeführt, die bei der Beschreibung dynamischer Prozesse in der polaren Stratosphäre verwen-
det werden.
1.2
Potentielle Temperatur
Die potentielle Temperatur
einer Luftmasse ist die Temperatur, die eine Luftmasse annimmt,
wenn sie trockenadiabatisch von der Temperatur T und dem Druck p auf den Referenzdruck
1000 hPa komprimiert bzw. expandiert würde,
.
(1.1)
Für trockene Luft, die in der Stratosphäre annähernd gegeben ist, nimmt der Adiabatenexponent
= R/c
p
den Wert
= 0,286 an, wobei R die spezifische Gaskonstante ist und c
p
die spezifische
Wärmekapazität bei konstantem Druck. Während sich T und p bei adiabatischen Bewegungen
ändern, ist
eine Erhaltungsgröße.
Der vertikale Gradient von
ist ein Maß für die Stabilität der Schichtung der Atmosphäre. Ein
Luftpaket, das aus seiner Ruhelage nach oben ausgelenkt wird, paßt sich dem Umgebungsdruck
an und expandiert dabei adiabatisch, d.h. seine potentielle Temperatur bleibt konstant. Nimmt
nach oben ab, ist das Luftpaket wärmer als die umgebende Luft. Es besitzt damit eine geringere
Dichte, erfährt daher einen Auftrieb und beschleunigt weiter. Eine solche Schichtung ist instabil.
Dagegen wird ein aufsteigendes Luftpaket in einer Schichtung mit nach oben zunehmendem
eine kleinere Dichte als die Umgebung haben und eine rücktreibende Beschleunigung erfahren.
T
1000hPa
p
-------------------------
=

1 Grundgrößen der Stratosphäre
6
Da in der Stratosphäre die Temperatur generell nach oben zunimmt, nimmt auch die potentielle
Temperatur streng monoton mit der Höhe zu, so daß die Luftschichtung hier sehr stabil ist. Das
heißt, daß man jeder geometrischen Höhe in der Stratosphäre eindeutig eine potentielle Tempe-
ratur
zuordnen kann. Anstatt der geometrischen Höhe oder des Luftdrucks eignet sich also in
der Stratosphäre in häufigen Fällen die potentielle Temperatur als Höhenskala. Da sich Luftpa-
kete bei Abwesenheit diabatischer Prozesse auf Isentropen, d.h. Flächen gleicher potentieller
Temperatur, bewegen, wird in dieser Arbeit die potentielle Temperatur als Höhenkoordinate ver-
wendet. Der Vorteil dieser Skala ist, daß aufgrund der konservativen Eigenschaften von
in
einem solchen System keine vertikalen Bewegungen auftreten, solange adiabatische Prozesse
betrachtet werden.
Die Tabelle 1.1 liefert Anhaltspunkte dafür, welcher geometrischen Höhe ein Niveau potentieller
Temperatur etwa entspricht. Die Werte wurden mit Formel (1.1) aus Druck- und Temperaturwer-
ten der US-Standardatmosphäre berechnet.
1.3
Potentielle Vorticity
Für die Wirbelstärke horizontaler Strömungen wird die englische Bezeichnung
vorticity
verwen-
det, so daß man anstelle von potentieller Wirbelstärke von potentieller Vorticity spricht. Die Ertel-
sche potentielle Vorticity (PV), ein quantitatives Maß für die Zirkulation, ist ebenfalls eine
konservative Größe, solange keine diabatischen Prozesse auftreten,
.
(1.2)
Dabei bezeichnet g die Erdbeschleunigung, f den Coriolis-Parameter und
die
-Komponente
der Rotation des Windfeldes. Als Einheit der potentiellen Vorticity wird die PVU
(potential vorticity
unit)
verwendet: 1 PVU = 10
-
6
K m
2
s
-
1
kg
-
1
.
Die Zeitskala diabatischer Prozesse in der polaren Stratosphäre ist wesentlich länger als die der
Advektion. Daher kann die PV eines Luftpakets, das sich auf einer isentropen Fläche bewegt,
Tabelle 1.1: Umrechnungstabelle geometrischer Höhenniveaus auf potentielle
Temperatur nach der US-Standardatmosphäre 1976.
Höhe [km]
potentielle
Temperatur [K]
Druck [hPa]
20
497,3
54,7
25
635,8
25,1
30
808,4
11,7
35
1044,9
5,6
40
1352,0
2,8
45
1725,0
1,4
50
2111,5
0,7
PV
g
p
-------
f
+
(
)
­
=

1 Grundgrößen der Stratosphäre
7
über einen Zeitraum von wenigen Wochen in erster Näherung als konstant angenommen wer-
den. Die PV eignet sich also als dynamischer Tracer für horizontale Bewegungen. PV ist damit
dem Mischungsverhältnis einer chemischen Substanz vergleichbar, für die keine Quellen oder
Senken vorhanden sind.
Während der Polarnacht wird die polare Stratosphäre von einem Zirkulationssystem beherrscht,
dem Polarwirbel. Dieser ist durch eine charakteristische Verteilung der potentiellen Vorticity
gekennzeichnet. Mit abnehmender Distanz zum Wirbelzentrum nimmt PV auf einer Isentropen-
fläche monoton zu, bis im Zentrum des Polarwirbels das PV-Maximum erreicht wird. In der Zone,
in der die höchsten Windgeschwindigkeiten auftreten, nimmt der horizontale PV-Gradient maxi-
male Werte an. Man definiert daher den Rand des polaren Vortex als den Bereich, in dem der
horizontale Gradient der PV maximal wird. Da die PV für adiabatische Bewegungen eine Erhal-
tungsgröße darstellt, verhindert der hohe PV-Gradient am Wirbelrand einen Transport von Luft-
paketen aus dem Wirbel heraus bzw. in den Wirbel hinein. Außerhalb des Wirbels nimmt PV auf
einer Isentropenfläche nach außen monoton ab. Mit zunehmender Höhe nimmt PV zu.

8
2 Ozon und Dynamik der Stratosphäre
Die Zusammensetzung der Atmosphäre ist bis in eine Höhe von etwa 80 km homogen, darüber
tritt eine Entmischung durch gaskinetische Effekte auf. Die Hauptkomponenten von Luft bilden
Stickstoff N
2
(
78,09%), Sauerstoff O
2
(
20,95%) und Argon Ar (
0,93%). Dazu kommen diverse
Spurengase, zu denen neben Wasserdampf und Kohlendioxid auch das Ozon O
3
zählt. Ozon ist
die dreiatomige Form des Sauerstoffs, der in der Atmosphäre auch in atomarer
1
Form vorkommt.
Die Ozonkonzentration weist ein ausgeprägtes Maximum in der unteren Stratosphäre auf, das
sich in hohen Breiten in etwa 20 km Höhe befindet. Aber selbst in dieser sogenannten Ozon-
schicht, beträgt das Mischungsverhältnis nur wenige ppmv.
Brächte man die gesamte Erdatmosphäre auf Normalbedingungen (0
°
C, 1013 hPa), so ergäbe
sich eine Schicht von ungefähr 7-8 km Dicke. Davon entfallen nur etwa 3,5 mm auf das Spuren-
gas Ozon. Trotz seines geringen Anteils an der Gesamtatmosphäre hat Ozon für das Leben auf
der Erde eine besondere Bedeutung, denn es absorbiert die solare UV-Strahlung zwischen 240
und 290 nm nahezu vollständig und oberhalb von 290 nm teilweise. Kein anderes atmosphäri-
sches Spurengas hat in diesem Spektralbereich eine vergleichbare Filterwirkung. Strahlung im
UV ist energiereich genug, um Proteine und Nukleinsäuren - die Bausteine des Lebens - zu zer-
stören und somit Zellveränderungen bei Menschen, Tieren und Pflanzen zu bewirken. Die uns
bekannte Vielfalt irdischer Lebensformen konnte sich daher erst entwickeln, nachdem sich genü-
gend Ozon in der Erdatmosphäre angereichert hatte.
Die Verteilung des stratosphärischen Ozons, die in Abschnitt 2.3 behandelt wird, ergibt sich
durch das Zusammenwirken von Strahlungsprozessen und großskaliger Dynamik. Die speziellen
Verhältnisse, die sich im Winter in der polaren Stratosphäre ausbilden, werden in Abschnitt 2.4
und 2.5 beschrieben.
2.1
Meßgrößen für Ozon
Der Gehalt an Ozon in der Atmosphäre kann in verschiedenen physikalischen Größen angege-
ben werden. Die Ozonkonzentration oder -teilchenzahldichte [O
3
] gibt die Anzahl der Ozonmole-
küle pro Volumeneinheit an. Sie wird in der Einheit cm
-
3
angegeben. Der Ozonpartialdruck
gibt den Teil des Gesamtdrucks an, der von den Ozonmolekülen erzeugt wird.
Das Volumenmischungsverhältnis bezeichnet den Anteil des von den Ozonmolekülen eingenom-
menen Volumens am Gesamtvolumen. Das Mischungsverhältnis
ist eine dimensionslose
Größe, wird jedoch in der Regel in ppmv (
parts per million volume
= 10
-
6
) angegeben.
,
(2.1)
1. Oberhalb von 100 km wird atomarer Sauerstoff zum häufigsten Bestandteil der Luft.
p
O
3
µ
O
3
µ
O
3
O
3
[
]
n
------------
p
O
3
p
---------
=
=

2 Ozon und Dynamik der Stratosphäre
9
dabei ist
n
die Teilchenzahldichte der Luft. Im Gegensatz zur Konzentration und dem Partial-
druck, die Änderungen durch Druck- oder Temperaturänderungen in der Luftmasse unterliegen,
stellt das Volumenmischungsverhältnis
bei adiabatischen Zustandsänderungen eine physi-
kalische Erhaltungsgröße dar. Solange Ozon nicht an chemischen Prozessen beteiligt ist, bleibt
das Ozonmischungsverhältnis somit konstant. Daher wird für die Betrachtung dynamischer Pro-
zesse bevorzugt das Mischungsverhältnis verwendet.
Für die UV-Belastung an der Erdoberfläche ist der Gesamtgehalt an Ozon in der Luftmasse zwi-
schen Erdboden und Sonne ausschlaggebend (Gesamtozon). Die über die Höhe aufintegrierte
Ozonkonzentration bezeichnet man als Ozongesamtsäule oder Ozonschichtdicke
,
(2.2)
wobei z die vertikale geometrische Koordinate ist. Als Einheit für die Ozongesamtsäule sind die
Dobson Units (DU) gebräuchlich. Dobson Units geben die Schichtdicke in 1/100 Millimetern an,
die alle Ozonmoleküle in der Säule bilden würden, wenn man sie unter Normalbedingungen
(1013 hPa, 0
°
C) zu einer Schicht zusammenbringen würde: 100 DU entsprechen demnach
einer Schichtdicke von 1 mm. Typische Werte für Ozongesamtsäulen liegen zwischen 200 und
400 DU.
Im Rahmen dieser Arbeit werden nicht Ozongesamtsäulendaten verwendet, sondern Vertikalpro-
file. Untersuchungen zum Zusammenhang von Telekonnektionen und Gesamtozon haben z.B.
Steinbrecht et al. [1999] und Appenzeller et al. [2000] durchgeführt.
2.2
Ozonchemie
2.2.1 Chapman-Chemie
Der Brite S. Chapman beschrieb im Jahr 1930 als erster die grundlegenden vier Reaktionen für
die photochemische Bildung und Zerstörung des stratosphärischen Ozons:
(R2.1)
(R2.2)
Die wesentliche Voraussetzung für den Bildungsprozeß ist die Verfügbarkeit von Sauerstoffato-
men. Diese werden in der Stratosphäre durch Photodissoziation von Sauerstoffmolekülen
erzeugt, wobei die solare UV-Strahlung (
< 242 nm) absorbiert wird. Die O-Atome können sich
an Sauerstoffmoleküle anlagern und damit Ozon bilden. Dabei ist M ein beliebiger, zur Energie-
und Impulserhaltung benötigter, Stoßpartner. Diese Funktion übernimmt in der Regel N
2
oder
O
2
.
(R2.3)
(R2.4)
µ
O
3
N
O
3
N
O
3
O
3
[
]
z
d
0
µ
O
3
n
(
)
z
d
0
=
=
O
2
h
242nm
(
)
O
O
+
+
O
O
2
M
O
3
M
+
+
+
O
3
h
1140nm
(
)
O
O
2
+
+
O
3
O
O
2
O
2
+
+

2 Ozon und Dynamik der Stratosphäre
10
Gleichzeitig mit der Bildung findet aber auch ein natürlicher Abbauprozeß des Ozons statt
(R2.3), denn Strahlung bis zu Wellenlängen von 1140 nm wird durch Ozon absorbiert, wobei
durch Photolyse ein Sauerstoffatom abgespalten wird. Die Reaktion ist am effektivsten für Strah-
lung im UV-Bereich für Wellenlängen
200-320 nm. Den größten Umsatz erfährt das Ozon
durch die Photolyse. Diese bestimmt die mikroskopische Lebensdauer eines Ozonmoleküls, die
angibt, wie lange ein individuelles Molekül im Mittel existiert und die etwa eine Viertelstunde
beträgt. In den allermeisten Fällen rekombiniert das bei der Photolyse entstandene O-Atom aller-
dings wieder zu einem Ozonmolekül (R2.2). In der Summe stellen die Photolyse und anschlie-
ßende Rekombination also keinen Verlustmechanismus für das Ozon dar, obwohl die
durchdringende UV-Strahlung durch diese Reaktionssequenz maßgeblich reduziert wird. Ein
kleiner Teil des atomaren Sauerstoffs führt jedoch zu einem Ozonverlust (R2.4).
Man faßt O und O
3
zu der O
x
-Gruppe zusammen, die auch
odd oxygen
genannt wird. Die makro-
skopische Lebensdauer von O
x
ist die Zeitkonstante der langfristigen Nettoabnahme der Kon-
zentration von O
3
in einem Luftpaket. Diese wird für eine feste geographische Breite und
Jahreszeit durch die Abbaureaktion O+O
3
(R2.4) bestimmt. Diese Reaktion läuft über katalyti-
sche Zyklen ab, welche in Abschnitt 2.2.2 beschrieben werden.
Wenn ausschließlich die beschriebenen Chapman-Reaktionen stattfinden, befindet sich die
Ozonkonzentration im photochemischen Gleichgewicht. Die photochemische Ozonproduktions-
rate entsprechend (R2.1) erreicht ihr Maximum in Äquatornähe in 25-30 km Höhe: Oberhalb die-
ser Höhe ist zwar eine hohe solare Strahlungsintensität vorhanden, die Sauerstoffdichte ist
jedoch so gering, daß sich nur wenig Ozon bilden kann. Unterhalb der Ozonschicht ist zwar deut-
lich mehr Sauerstoff vorhanden, aber die solare Einstrahlung, speziell in dem für die Ozonbil-
dung relevanten Spektralbereich, ist hier bereits so gering, daß auch hier die Produktionsrate
abnimmt.
Basierend auf den Chapman-Reaktionen kann zwar qualitativ die Höhenlage der maximalen
Ozonkonzentration und damit die Existenz der Ozonschicht hergeleitet werden. Die anhand einer
reinen Sauerstoffchemie nach Chapman berechneten Ozonkonzentrationen sind jedoch gegen-
über den Beobachtungen um einen Faktor zwei zu groß. Es findet also mehr Ozonabbau statt.
Außerdem spielen stratosphärische Transportvorgänge, auf die in Abschnitt 2.3 eingegangen
wird, eine Rolle.
2.2.2 Katalytische Zyklen
Der Chapman-Mechanismus muß um katalytische Ozonabbau-Zyklen der Form
(R2.5)
Gesamt:
erweitert werden. Dabei sind X und XO Radikale, die als Katalysatoren wirken, d.h. unverändert
aus dem Zyklus hervorgehen und weiterhin Ozon zerstören können, solange sie nicht durch
andere Reaktionen gebunden werden. Für die stratosphärische Ozonchemie sind X = Cl, NO,
X
O
3
XO
O
2
+
+
O
XO
X
O
2
+
+
O
O
3
2O
2
+

2 Ozon und Dynamik der Stratosphäre
11
OH, H und Br von Bedeutung. In ihrer Nettowirkung beschleunigen die katalytischen Zyklen die
Reaktion (R2.4) des Chapman-Mechanismus und senken damit die Ozonkonzentration ab.
Bates und Nicolet [1950] schlugen den ersten dieser Zyklen mit den Radikalpaaren H/OH bzw.
OH/HO
2
vor, der wegen der beteiligten Wasserstoffverbindungen HO
x
-Zyklus genannt wird. Wei-
tere folgten in den 1970er Jahren. Crutzen [1970] erkannte die katalytische Wirkung der Stick-
oxide (X=NO, XO=NO
2
). Ihr Effekt ist wesentlich größer als der des natürlichen HO
x
-
Katalysators, der aus Wasserdampf gebildet wird, und NO
x
hat aufgrund der Emissionen aus
hochfliegenden Überschallflugzeugen auch anthropogene Komponenten. Molina und Rowland
[1974] formulierten einen entsprechenden ClO
x
-Zyklus (X=Cl, XO=ClO), da Chlor in der Strato-
sphäre als Photolyseprodukt von industriell hergestellten Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffen
(FCKW) vorhanden ist. Ein Großteil der chemisch sehr stabilen FCKW gelangt in die Strato-
sphäre und wird erst dort, besonders in der mittleren und oberen Stratosphäre, photolytisch
gespalten. Die Chlorverbindungen stellten sich als die gravierendsten anthropogenen Ozonab-
baukatalysatoren in der Stratosphäre heraus.
Die genannten Zyklen spielen vor allem in der oberen Stratosphäre eine Rolle, da die Konzentra-
tion von atomarem Sauerstoff, der zur Rückbildung des Katalysators benötigt wird, nach oben
hin zunimmt. Diese drei Zyklen sind nur die Grundtypen der möglichen Abbaureaktionen.
Zusätzlich gibt es viele weitere Variationen dieser Katalysezyklen, die auch noch untereinander
gekoppelt sind.
Die in der unteren Stratosphäre relevanten Abbauzyklen mit den Halogenen Cl und Br kommen
ohne atomaren Sauerstoff aus, da die Rückbildung der reaktiven Cl-Radikale dort über andere
Mechanismen abläuft, z.B. den ClO-Dimerzyklus oder den ClO/BrO-Zyklus. Ozonabbau in der
unteren Stratosphäre liefert den entscheidenden Beitrag zur Verminderung der Ozongesamt-
säule, da sich dort das Maximum der Ozonkonzentration befindet.
Die Bildung von Reservoirgasen wie ClONO
2
, HCl und HNO
3
durch Reaktion der Radikale unter-
einander entzieht der Stratosphäre einen Teil der ozonzerstörenden Radikale und trägt somit
erheblich zur Stabilität der Ozonschicht bei. Aus den Reservoiren werden die aktiven Katalysato-
ren in der Regel nur langsam durch chemische Reaktionen oder photochemische Prozesse frei-
gesetzt. Die Prozesse, die das Chlor aus den Reservoirgasen in ClO
x
, d.h. ClO, Cl
2
O
2
und Cl
überführen, werden allgemein als Chloraktivierung bezeichnet. Das Ausmaß des Ozonabbaus
durch die Halogene hängt maßgeblich davon ab, zu welchem Grad das Chlor aus den Reservoir-
gasen freigesetzt wird. Für diese Freisetzung waren zunächst nur Gasphasenreaktionen
bekannt. Diese mußten in den 1980er Jahren um eine Reihe von heterogenen Reaktionen
ergänzt werden, die wesentlich schneller als in der Gasphase ablaufen: Im Winter kann sich in
den Polargebieten die untere Stratosphäre so weit abkühlen, daß sich trotz des geringen Was-
serdampfgehaltes polare Stratosphärenwolken (
polar stratospheric clouds
, PSC), die aus HNO
3
,
H
2
SO
4
oder H
2
O bestehen können, bilden können. Die PSCs bilden die Oberfläche für hetero-
gene Reaktionen, d.h. Mehrphasenreaktionen, bei denen Chlor aus Reservoirgasen aktiviert und
damit katalytischer Ozonabbau initiiert wird. Die Konversion der Reservoirgase zu reaktivem
Chlor an der Oberfläche fester und flüssiger stratosphärischer Kondensate wurde zuerst von
Solomon et al. [1986] und unabhängig von Crutzen und Arnold [1986] vorgeschlagen. Sie führt
zu den massiven Ozonverlusten, die im antarktischen Frühjahr zu beobachten sind.

2 Ozon und Dynamik der Stratosphäre
12
2.3
Vertikale und globale Ozonverteilung
Die Verteilung des Ozons in der Atmosphäre wird durch das Zusammenwirken dynamischer
Effekte und einer komplexen Photochemie bestimmt. Die relative Bedeutung chemischer und
dynamischer Effekte variiert mit der Höhe, so daß die Stratosphäre vertikal in ein chemisch
beherrschtes und ein dynamisch beherrschtes Regime unterteilt werden kann. Darauf wird in
Abschnitt 6.3.2 näher eingegangen. Zudem gibt es Gebiete unterschiedlich starker vertikaler und
horizontaler Durchmischung der Luft.
Die Ozonkonzentration weist eine starke Höhenabhängigkeit auf, die auf die Verteilung der Quel-
len und Senken des Gases zurückzuführen ist. Da die Quellen photochemischer Natur sind,
befinden sich etwa 90% des atmosphärischen Ozons in der stratosphärischen Ozonschicht, die
sich zwischen etwa 15 und 40 km Höhe erstreckt. Auf die Troposphäre, die ungefähr 90% der
Gesamtmasse der Atmosphäre enthält, entfallen nur etwa 10% des Gesamtozons. Der Anteil
mesosphärischen Ozons dagegen ist sehr gering.
In der Stratosphäre wird Ozon hauptsächlich dort gebildet, wo die Sonne während des gesamten
Jahres am höchsten steht und damit ganzjährig hohe solare Einstrahlung gegeben ist, also in
den Tropen. Dort liegt das Maximum des Vertikalprofils der Ozonkonzentration in etwa 25 bis 30
km Höhe.
Die Dynamik der Stratosphäre bewirkt jedoch, daß das Ozon aus seinem Entstehungsgebiet pol-
wärts und abwärts verfrachtet wird. Dieser Transport geschieht mittels der sogenannten
Brewer-
Dobson-Zirkulation
, die schematisch in Abbildung 2.1 dargestellt ist. Diese stratosphärische Zir-
kulation ist gekennzeichnet durch aufwärtsgerichtete Bewegungen in Höhen über 25 km auf der
Sommerhemisphäre und den Tropen und Abwärtsbewegungen auf der jeweiligen Winterhemi-
sphäre. Große Zirkulationszellen transportieren ozonreiche Luftmassen aus äquatorialen Breiten
in die mittleren und hohen Breiten der jeweiligen Winterhemisphäre, aber auch vom Sommerpol
zum Winterpol. Es kommt zur Akkumulation des Spurengases Ozon in mittleren und insbeson-
dere hohen polaren Breiten. Die Höhenlage des Maximums eines Vertikalprofils der Ozonkon-
Abbildung 2.1: Stromlinien der stratosphärischen Meridionalzirkulation (aus WMO
[1985])

2 Ozon und Dynamik der Stratosphäre
13
zentration nimmt daher mit zunehmender geographischer Breite ab, während sein Maximalwert
mit der Breite zunimmt. Über den Polen liegt das Maximum der Ozonkonzentration zwischen 15
und 20 km Höhe. Das Mischungsverhältnisprofil nimmt erst etwa im Stratopausenniveau ein
Maximum an.
Die stratosphärische Meridionalzirkulation führt zu einer breiten- und jahreszeitenabhängigen
Gesamtozonverteilung, wie sie in Abbildung 2.2 gezeigt ist. Darin fällt zunächst auf, daß in hohen
Breiten viel größere Gesamtozonmengen vorliegen als in den Tropen, wo das Ozon hauptsäch-
lich gebildet wird. Diese Breitenabhängigkeit der Ozongesamtsäulen wird durch den oben
beschriebenen polwärtsgerichteten stratosphärischen Transport ozonreicher Luftmassen erklärt,
da sich das Konzentrationsmaximum in den Polarregionen durch Absinken und Akkumulation
von Ozon in unteren Höhen bildet, wo die Luftdichte größer ist als im Höhenbereich der maxima-
len Konzentration in den Tropen. Am Äquator treten daher die geringsten Gesamtozonwerte auf.
Die größten Gesamtsäulen werden in den polaren Breiten im Winter und zu Beginn des Früh-
jahrs erreicht und die niedrigsten Werte treten in den Herbstmonaten auf. Davon abweichend
sind in polaren Breiten der Südhalbkugel infolge des chemischen Ozonabbaus im Frühjahr die
Säulendichten stark verringert. Die jahreszeitliche Veränderlichkeit der Ozonschichtdicke in
höheren Breiten läßt sich auf die unterschiedliche Aktivität planetarer Wellen zurückführen, wel-
che bewirkt, daß der Meridionaltransport in der Stratosphäre im Winter und zu Beginn des Früh-
jahrs intensiver verläuft als zu anderer Zeit. Der Meridionaltransport ist außerdem auf der
Nordhalbkugel merklich größer als auf der Südhalbkugel, was in den höheren Ozonsäulen im
Frühjahr im Norden zu erkennen ist
1
. Dies ist wiederum eine Folge der unterschiedlichen Land-
Meer-Verteilung auf beiden Hemisphären, die sich maßgeblich auf die Anregung von planetaren
1. Dies ist auch für ungestörte Verhältnisse vor Auftreten des antarktischen Ozonlochs der Fall [z.B. Abb. 4.9
in Graedel und Crutzen, 1994]
Abbildung 2.2: Globaler Jahresgang der Gesamtozonverteilung in DU (aus Brasseur et
al. [1999])

2 Ozon und Dynamik der Stratosphäre
14
Wellen auswirkt. Eine Beschreibung der Ursachen der transportwirksamen Meridionalzirkulation
und des Zusammenhanges mit vertikal propagierenden Wellen folgt in Abschnitt 2.4.
Höhere Gesamtozonwerte stehen auch in Verbindung mit einer niedrigen Tropopause, da dann
die darüberliegende Stratosphäre mit ihren hohen Ozonkonzentrationen entsprechend ausge-
dehnt ist und somit in der Luftsäule höhere Gesamtozonwerte auftreten. Das spiegelt sich in der
Abhängigkeit des Gesamtozons von der Wetterlage wider, wobei hohe Ozonwerte nach Durch-
gang einer Kaltfront gemessen werden, da die Ausdehnung der Stratosphäre durch ein Absinken
der Tropopause zunimmt. Hingegen treten bei starken Hochdrucksystemen wegen großer Aus-
dehnung der Troposphäre lokal zum Teil so niedrige Ozonwerte auf, daß man von Ozonminilö-
chern spricht.
2.4
Polarwirbel und stratosphärische Zirkulation
Infolge der nachlassenden Sonneneinstrahlung zu Beginn der Polarnacht befindet sich am Win-
terpol die atmosphärische Temperatur zunächst über der Strahlungsgleichgewichtstemperatur,
was zu einer starken strahlungsbedingten diabatischen Abkühlung der gesamten Luftsäule führt.
Durch die mit der Abkühlung verbundene Dichteerhöhung nimmt das Volumen der Luftsäule ab
und sie sinkt nach unten zusammen. Dies führt in der Stratosphäre zu der Ausbildung eines kräf-
tigen Tiefdruckgebiets. Von außerhalb des Tiefs polwärts nachströmende Luft wird durch die
Corioliskraft auf eine geostrophische Bahn senkrecht zum Druckgradienten abgelenkt und bildet
eine ausgeprägte zirkumpolare Westwindströmung, den Westwind-Jet oder
polar night jet
. Die
vom Westwind-Jet gebildete Luftmasse ist gekennzeichnet durch hohe PV-Werte und wird als
Polarwirbel oder polarer Vortex bezeichnet. Der Polarwirbel wird häufig als isolierte Luftmasse
behandelt, in der kaum Austausch über die Wirbelkante erfolgt. Außerhalb des Polarwirbels
schließt sich eine Zone mit einem sehr flachen PV-Gradienten an, die
surf zone
, in der durch bre-
chende planetare Wellen eine starke horizontale Durchmischung stattfindet. Die Wellen werden
in der Troposphäre durch thermische Gegensätze zwischen Land und Meer oder durch das
Überströmen von Gebirgsketten angeregt und können sich unter geeigneten Bedingungen in die
Stratosphäre ausbreiten. Diese Bedingungen beinhalten die im Winter gegebene westliche Strö-
mung in der Stratosphäre, die aber eine bestimmte Geschwindigkeit nicht überschreiten darf. Bei
der vertikalen Ausbreitung von planetaren Wellen und Schwerewellen nach oben nimmt ihre
Amplitude wegen der abnehmenden Luftdichte zu. Bei Schwerewellen wird ab einer bestimmten
Amplitude die Schichtung zwischen Wellenminimum und Wellenmaximum instabil, d.h. der Gra-
dient der potentiellen Temperatur kehrt sich dort lokal um. In dem Niveau, in dem diese Ampli-
tude erreicht wird, beginnt die Welle durch kleinskalige Turbulenz zu brechen. Bei planetaren
Wellen erfolgt das Brechen durch den Einfluß der horizontalen Windscherung auf die Welle.
Energie und Impuls der Welle werden an die Atmosphäre übertragen [McIntyre und Palmer,
1983].
Der Temperaturgradient zwischen den Tropen und dem Winterpol durch die differentielle Nettoer-
wärmung der Stratosphäre führt also im Winter zu einem thermischen Westwind in der Strato-

2 Ozon und Dynamik der Stratosphäre
15
sphäre. Durch die Dissipation, d.h. Brechen, von Schwerewellen und planetaren Wellen, die bis
in die Stratosphäre vordringen, wird diese Strömung jedoch abgebremst. Da das Abbremsen
einer ostwärts gerichteten Strömung einer Westwärtsbewegung gleichkommt, führt die Coriolis-
kraft zu einer Meridionalkomponente in der Strömung, und die Luftmassen werden langsam pol-
wärts transportiert. Der Druck in den darunterliegenden Schichten nimmt dadurch zu, die Luft
am Winterpol sinkt damit gegenüber den Druckkoordinaten langsam ab. Dieser zunächst adiaba-
tische Prozeß führt zu einer Temperaturerhöhung der absinkenden Luftmassen durch adiabati-
sche Kompression, deren Temperatur dadurch über dem Strahlungsgleichgewicht liegt, was
wiederum durch eine erhöhte Infrarotabstrahlung kompensiert wird. Da es sich dabei um einen
diabatischen Prozeß handelt, sinken die Luftmassen im Polarwirbel nun relativ zu den Isentropen
ab. Das Prinzip, nach dem die mittlere zonale Vertikalbewegung einer Schicht durch Dissipation
von Wellen in den darüberliegenden Schichten kontrolliert wird, wird als
downward control
bezeichnet [z.B. Haynes et al., 1991; Holton et al., 1995]. Das diabatische Absinken der Luftmas-
sen in hohen Breiten im Winter ist Teil einer langsamen globalen Meridionalzirkulation der Atmo-
sphäre [Brewer, 1949; Dobson, 1956], deren aufsteigender Ast in den Tropen liegt. Die
Umwälzzeit dieser Brewer-Dobson-Zirkulation beträgt etwa 5 Jahre. Der Antrieb der Meridional-
zirkulation, die oben beschriebene Wechselwirkung brechender planetarer Wellen mit dem zona-
len Grundstrom, wird nach Holton et al. [1995] als
extratropical pump
bezeichnet. Dieser Antrieb
ist im Winter stärker ausgeprägt als im Sommer, da die sommerliche stratosphärische Ostströ-
mung die Wellenausbreitung in die Stratosphäre verhindert. Die diabatische Zirkulation der mitt-
leren Atmosphäre stellt einen der wesentlichen Kopplungsmechanismen zwischen tropo-
sphärischen und stratosphärischen Prozessen dar.
2.5
Prozesse im polaren Sommer
Die Grundlagen der winterlichen polaren Ozonverteilung oberhalb des Niveaus einer potentiellen
Temperatur von etwa 550 K in der Stratosphäre, mit einem Minimum über dem Polargebiet und
zunehmenden Mischungsverhältnissen zu niedrigeren Breiten hin, werden bereits im Sommer
geschaffen. Die dafür verantwortlichen Zusammenhänge werden in diesem Abschnitt erläutert.
In der unteren Stratosphäre wird die Ozonverteilung durch Transporte bestimmt, so daß dort im
Sommer in hohen und mittleren Breiten etwa gleich viel Ozon vorhanden ist. In größeren Höhen
haben chemische Prozesse stärkeren Einfluß, wobei im Sommer die Stickstoff-Chemie domi-
niert. Zwischen dem Reservoirgas HNO
3
und den ozonzerstörenden NO
x
-Radikalen, d.h. NO
und NO
2
besteht ein chemisches Gleichgewicht. Es stellt sich durch folgende Reaktionen ein:
(R2.6)
(R2.7)
Da N
2
O
5
sehr leicht zu NO
x
photolysiert, kann es tagsüber nicht existieren, so daß das Gleichge-
wicht während des Polartages im Sommer durch permanente solare Einstrahlung in der polaren
Stratosphäre stark zum NO
x
verschoben ist, da keine HNO
3
-Bildung durch Hydrolyse von N
2
O
5
NO
2
NO
3
M
N
2
O
5
M
+
+
+
N
2
O
5
H
2
O
2HNO
3
+

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2001
ISBN (eBook)
9783832450465
ISBN (Paperback)
9783838650463
DOI
10.3239/9783832450465
Dateigröße
12.3 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München – Physik
Erscheinungsdatum
2002 (Februar)
Note
1,0
Schlagworte
atmosphärenphysik korrelationsanalyse telekonnektion
Zurück

Titel: Zusammenhang zwischen atmosphärischen Telekonnektionen und stratosphärischer Ozonverteilung
book preview page numper 1
book preview page numper 2
book preview page numper 3
book preview page numper 4
book preview page numper 5
book preview page numper 6
book preview page numper 7
book preview page numper 8
book preview page numper 9
book preview page numper 10
book preview page numper 11
book preview page numper 12
book preview page numper 13
book preview page numper 14
book preview page numper 15
book preview page numper 16
book preview page numper 17
book preview page numper 18
book preview page numper 19
book preview page numper 20
92 Seiten
Cookie-Einstellungen