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Qualitätssicherung im Journalismus

©2001 Diplomarbeit 63 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Die Qualität im Journalismus ist theoretisch wie praktisch eine Baustelle. Durch Skandale wie „der Fall Sebnitz“, frei erfundene Interviews in der Zeitschrift „Bunte“ und im Magazin der „Süddeutschen Zeitung“ werden vermehrt Stimmen laut, die an der Glaubwürdigkeit der Medien zweifeln. Laut Faulstich wird die Medienwirklichkeit „weitestgehend inszeniert, Themen immer wieder »lanciert« und Nachrichten fortlaufend »gemacht«, so dass bei diesem Spiel die dringende Notwendigkeit besteht, eine »moralische Bewertung«„ zu festigen. Langenbucher kritisiert den Trend zum „Verlautbarungsjournalismus“, also die kontinuierliche Abnahme eigener Recherchearbeit und die häufig ungeprüfte Übernahme von pressegerecht aufbereiteten Meldungen aus den PR-Abteilungen großer Unternehmen und Ministerien. Trotz dieser beunruhigenden Tendenzen zeigte sich der Journalismus lange Zeit mit dem Verweis auf die journalistische Freiheit sowie den hohen Produktionsdruck gegenüber Initiativen zur Qualitätssicherung resistent. Diese Abwehrreaktion lässt sich unter anderem auch durch das traditionelle Spannungsverhältnis zwischen kaufmännischer Leitung und Redaktion des Medienunternehmens erklären: „Redaktionen waren lange Zeit Enklaven ohne Managementkonzepte“. Mittlerweile scheint für die Qualitätssicherung im Journalismus aber die „Sensibilisierungsphase“ erreicht - erste Anzeichen deuten auf einen Veränderungsprozess hin. Um von einem Paradigmawechsel oder einer Konjunktur sprechen zu können, ist es allerdings noch zu früh. Zumindest lässt sich vielerorts eine Aufgeschlossenheit gegenüber Qualitätsinitiativen erkennen.
Eine thematische Eingrenzung ist aufgrund der Komplexität des Themas sinnvoll und notwendig. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, einen Überblick über Qualität im Journalismus zu vermitteln sowie Möglichkeiten und Grenzen der Qualitätssicherung aufzuzeigen. Sowohl die journalistische Arbeit als auch ihre qualitative Sicherung unterscheiden sich in den einzelnen Mediengattungen Print, Radio, Fernsehen und Internet. Auf diese Differenzierung wird nur teilweise eingegangen. Eine detaillierte Untergliederung der einzelnen Medien nach journalistischer Qualität und deren Sicherungsmöglichkeiten kann im Rahmen dieser Arbeit nicht erfolgen. Neben den journalistischen Beiträgen beeinflussen Bildelemente, Layout und Tonqualität ebenfalls die Qualität des Journalismus in den einzelnen Medien. Der Einfluss der gestalterischen und technischen Seite […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 4974
Schwiering, Stephanie: Qualitätssicherung im Journalismus / Stephanie Schwiering - Hamburg:
Diplomica GmbH, 2002
Zugl.: Hamburg, Hochschule für Wirtschaft und Politik, Diplom, 2001
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I Inhaltsverzeichnis
I INHALTSVERZEICHNIS ... 1
II ABBILDUNGSVERZEICHNIS ... 2
1
EINLEITUNG ... 1
1.1
T
HEMATISCHE
E
INGRENZUNG UND
Z
IELSETZUNG DER
A
RBEIT
... 2
1.2
A
UFBAU DER
A
RBEIT
... 2
2
DER EINFLUSS DER GESELLSCHAFT UND DES MEDIEN-
MARKTES AUF DIE QUALITÄT IM JOURNALISMUS... 3
2.1
Z
UM
B
EGRIFF DES QUALITATIVEN
J
OURNALISMUS
... 3
2.2
D
AS MAGISCHE
V
IELECK
... 5
2.3
U
NABHÄNGIGER
J
OURNALISMUS ALS
G
RUNDPFEILER EINER
DEMOKRATISCHEN
S
TAATSFORM
... 8
2.4
W
ELCHE
F
AKTOREN BEEINFLUSSEN DIE
Q
UALITÄT IM
J
OURNALISMUS UND DEN
W
UNSCH NACH IHRER
S
ICHERUNG
?... 9
2.4.1
Rahmenbedingungen Medienmarkt... 10
2.4.2
Technisierung... 12
2.4.3
Kommerzialisierung ... 13
2.4.4
Kostenwettbewerb versus Qualitätswettbewerb... 15
3
KONTINUIERLICHE SICHERUNG DER QUALITÄT
WÄHREND DES JOURNALISTISCHEN PROZESSES ... 16
3.1
I
M
V
ORFELD DES JOURNALISTISCHEN
P
RODUKTIONSPROZESSES
... 18
3.1.1
Journalistenausbildung an der Hochschule... 19
3.1.2
Das Volontariat... 20
3.2
W
ÄHREND DES JOURNALISTISCHEN
P
RODUKTIONSPROZESSES
... 20
3.2.1
Themenwahl und Leserorientierung ... 21
3.2.2
Recherche... 22
3.2.3
Schreiben und Redigieren ... 24
3.3
R
ÜCKKOPPLUNG
/ K
ORREKTUR
... 27
3.3.1
Interredaktionelle Rückkopplung... 27
3.3.2
Zunftinterne Rückkopplung ... 28
3.3.3
Im Dialog mit Publikum... 30
3.3.4
Zwischenfazit... 32
4
KRITISCHE WÜRDIGUNG DER QUALITÄTSBEWERTUNG34
4.1
L
ESERURTEIL
... 35
4.2
E
XPERTENURTEIL
... 37
4.3
I
NDIREKTE
I
NDIKATOREN
... 38
5
INSTRUMENTE DER QUALITÄTSSICHERUNG... 39
5.1
R
EDAKTIONELLES
M
ARKETING
... 40
5.2
Q
UALITÄTSMANAGEMENT
... 42

5.3
T
OTAL
Q
UALITY
M
ANAGEMENT
... 44
5.4
M
EDIENKRITIK
... 45
6
FAZIT... 47
III LITERATURVERZEICHNIS... 1
IV ANHANG ... 6

Qualitätssicherung im Journalismus
2
II ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abbildung 1: Qualitätskriterien im Journalismus ...5
Abbildung 2: Magischer Vieleck ...7
Abbildung 3: Redaktionsfehler ...26
Abbildung 4: Theoretisches Kreislaufmodell des qualitativen Journalismus ...34

Qualitätssicherung im Journalismus
1
1 Einleitung
Die Qualität im Journalismus ist theoretisch wie praktisch eine Baustelle."
1
Durch Skandale wie ,,der Fall Sebnitz", frei erfundene Interviews in der
Zeitschrift ,,Bunte" und im Magazin der ,,Süddeutschen Zeitung" werden
vermehrt Stimmen laut, die an der Glaubwürdigkeit der Medien zweifeln.
Laut Faulstich wird die Medienwirklichkeit ,,weitestgehend inszeniert,
Themen immer wieder »lanciert« und Nachrichten fortlaufend »gemacht«,
so dass bei diesem Spiel die dringende Notwendigkeit besteht, eine
»moralische Bewertung«" zu festigen.
2
Langenbucher kritisiert den Trend
zum ,,Verlautbarungsjournalismus", also die kontinuierliche Abnahme
eigener Recherchearbeit und die häufig ungeprüfte Übernahme von presse-
gerecht aufbereiteten Meldungen aus den PR-Abteilungen großer Unter-
nehmen und Ministerien.
3
Trotz dieser beunruhigenden Tendenzen zeigte
sich der Journalismus lange Zeit mit dem Verweis auf die journalistische
Freiheit sowie den hohen Produktionsdruck gegenüber Initiativen zur
Qualitätssicherung resistent.
4
Diese Abwehrreaktion lässt sich unter
anderem auch durch das traditionelle Spannungsverhältnis zwischen kauf-
männischer Leitung und Redaktion des Medienunternehmens erklären:
,,Redaktionen waren lange Zeit Enklaven ohne Managementkonzepte"
5
.
Mittlerweile scheint für die Qualitätssicherung im Journalismus aber die
,,Sensibilisierungsphase"
6
erreicht ­ erste Anzeichen deuten auf einen
Veränderungsprozess hin. Um von einem Paradigmawechsel oder einer
Konjunktur sprechen zu können, ist es allerdings noch zu früh. Zumindest
lässt sich vielerorts eine Aufgeschlossenheit gegenüber Qualitätsinitiativen
erkennen.
7
1
Weischenberg, S., http://www.djv-nrw.de/seiten/doku01.htm
2
Faulstich, W., Grundwissen Medien, 3. Auflage, Wilhelm Fink Verlag, München, 1998, S. 87.
3
Vgl. Langenbucher, W. R., Qualitätssicherung im Journalismus, in: Selbmann, H-K. (Hrsg.),
Beiträge zur Gesundheitsökonomie, Qualitätssicherung ärztlichen Handelns, Band 16, Bleicher
Verlag, 1984, S. 25.
4
Vgl. Ruß-Mohl, S., Journalistische Qualitätssicherung; Das Unmögliche wird langsam wahr,
Almanach Redaktion der Initiative Tageszeitung (ITZ), 2001, S. 48.
5
Ebenda, S. 46.
6
Ebenda, S.49
7
Ebenda, S. 48.

Qualitätssicherung im Journalismus
2
1.1 Thematische Eingrenzung und Zielsetzung der Arbeit
Eine thematische Eingrenzung ist aufgrund der Komplexität des Themas
sinnvoll und notwendig. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, einen Überblick
über Qualität im Journalismus zu vermitteln sowie Möglichkeiten und
Grenzen der Qualitätssicherung aufzuzeigen. Sowohl die journalistische
Arbeit als auch ihre qualitative Sicherung unterscheiden sich in den
einzelnen Mediengattungen Print, Radio, Fernsehen und Internet. Auf diese
Differenzierung wird nur teilweise eingegangen. Eine detaillierte Unter-
gliederung der einzelnen Medien nach journalistischer Qualität und deren
Sicherungsmöglichkeiten kann im Rahmen dieser Arbeit nicht erfolgen.
Neben den journalistischen Beiträgen beeinflussen Bildelemente, Layout
und Tonqualität ebenfalls die Qualität des Journalismus in den einzelnen
Medien. Der Einfluss der gestalterischen und technischen Seite soll der
Vollständigkeit halber erwähnt werden, wird allerdings nicht weiter ausge-
führt. Dies gilt auch für die zunehmende Vermischung von Public Relations
(PR) und Journalismus, die die glaubwürdige Berichterstattung der Medien
negativ beeinflussen kann. Ebenso findet die Problematik der Ethik im Jour-
nalismus nur am Rande Erwähnung. Zu Grunde gelegte Untersuchungen
und Befragungen haben ihren Ursprung in der Regel in Österreich, der
Schweiz und in den USA, da sich diese Länder verstärkt und länger mit dem
Thema auseinander setzen und die Bundesrepublik kaum empirische
Analysen und Forschungsergebnisse vorweisen kann. Obwohl sich Unter-
suchungen von Medienmärkten verschiedener Länder grundsätzlich schwer
miteinander vergleichen lassen, wird davon ausgegangen, dass die Qualität
im Journalismus als immaterielles Gut in anderen Ländern ähnliche
Strukturen aufweist und die Forschungsergebnisse auch auf den Journalis-
mus in Deutschland übertragen werden können.
1.2 Aufbau der Arbeit
Nach einer kurzen Einleitung wird in Kapitel 2 ausführlich der Begriff der
Qualität im Journalismus definiert. Dabei wird mit Hilfe des magischen
Vielecks verdeutlicht, warum die Definition dieses Begriffes schwierig ist

Qualitätssicherung im Journalismus
3
oder in anderen Worten ,,dem Versuch gleicht, einen Pudding an die Wand
zu nageln"
8
. Den Schwerpunkt stellen in Kapitel 2 die Faktoren dar, die die
Qualität beeinflussen und deren Sicherung unterstützen. Die Möglichkeiten
der Qualitätssicherung sind Bestandteil des dritten Kapitels. Eine kritische
Würdigung der Qualitätsbewertung folgt in Kapitel 4. Die Chancen und
Risiken, die Instrumente der Qualitätssicherung bieten, werden in Kapitel 5
erläutert. Abgeschlossen wird das Thema mit einer thesenartigen
Zusammenfassung der Ergebnisse sowie Lösungsvorschlägen zur weiter-
führenden Qualitätssicherung in der journalistischen Praxis.
2 Der Einfluss der Gesellschaft und des Medienmarktes auf
die Qualität im Journalismus
Zur Einführung in das Thema werden die Veränderungen der Gesellschaft
und des Medienmarktes skizziert, da diese die Qualität im Journalismus
maßgeblich beeinflussen. Das Interesse am Qualitätsjournalismus unterliegt
dabei offensichtlich bestimmten Zyklen, da das Thema nach einer gewissen
Vernachlässigung in den letzten Jahren jetzt wieder verstärkt in den
Mittelpunkt gerückt ist.
2.1 Zum Begriff des qualitativen Journalismus
Die Schwierigkeit, Qualität im Journalismus zu definieren, liegt in erster
Linie in der mangelnden Möglichkeit der Operationalisierung des Begriffs
aufgrund der überwiegend subjektiven Qualitätskriterien.
Journalisten erstellen täglich Unikate. Ihre Erzeugnisse unterliegen einem
persistenten Produkt-Launch und können im Vergleich zu industriell-
gefertigten Produkten nicht standardisiert werden. Daher weisen Artikel,
Hörfunk- und Fernsehbeiträge auch jeden Tag eine andere Qualität auf.
Zudem ist die journalistische Arbeit von einem ,,multiperspektivischen
Qualitätsverständnis"
9
geprägt, das heißt, an die Redaktionen werden unter-
schiedlichste Anforderungen und Erwartungen gestellt, die zum Teil diver
8
Ruß-Mohl, S., Am eigenen Schopfe..., Qualitätssicherung im Journalismus - Grundfragen, Ansätze,
Näherungsversuche, Publizistik, 37. Jahrgang, Universitätsverlag Konstanz, Konstanz, 1992, S. 85.
9
Wyss, V., Medienmanagement als Qualitätsmanagement, in: Karmasin, M., Winter, C., (Hrsg.),
Grundlagen des Medienmanagements, Wilhelm Fink Verlag, München, 2000, S. 153.

Qualitätssicherung im Journalismus
4
gierend sind. Die Interessengruppen sind in diesem Zusammenhang die
Mitarbeiter, Mediennutzer, Informationszulieferer, Gesetz- und Kapital-
geber sowie die Werbewirtschaft.
10
Jede Gruppe verfolgt andere Ziele und
empfindet Qualität vermutlich anders als die Journalisten oder die Verlags-
leitung.
11
Auch die Qualitätsmessung mit Hilfe der Marktforschung würde sich daher
lediglich auf eine ,,subjektiv geäußerte Art von Akzeptanz oder Zufrieden-
heit"
12
stützen und darüber hinaus kostspielig und exemplarisch sein.
Fraglich ist außerdem, ob bei einer Befragung von Lesern Qualität nicht oft
mit dem jeweiligen Interesse an einer Ausgabe gleichgesetzt wird. Zudem
spielen die Lesegewohnheiten, die Umstände und der Anspruch an ein
Presseerzeugnis eine entscheidende Rolle bei einer Qualitätsbewertung
durch die Rezipienten. Die Verständlichkeit der Informationen zählt zu den
wenigen Kriterien, die durch Behaltens- oder Lückentests theoretisch
messbar ist, obgleich diese Tests ebenfalls stark von den Teilnehmern
abhängen, ,,umständlich sind und lange dauern."
13
Grundsätzlich kann also festgestellt werden, dass es einen Qualitätsstandard
im Journalismus nicht gibt. Qualität ist immer ,,individuell determiniert"
14
und abhängig von ,,historischen, politischen, wirtschaftlichen, sozialen und
kulturellen Bedingungen"
15
. Zudem unterliegt auch die Qualität des Journa-
lismus der Mode und ist als ein dynamischer Prozess der Sicherung und
Fehlervermeidung zu sehen.
Ein Ansatz zur Qualitätsmessung im Journalismus könnte nach objektiven,
subjektiven und Misch-Qualitätskriterien erfolgen. Unter objektiven
Kriterien sind ,,formale Prinzipien, Textgattung sowie sprachliche Korrekt
10
Vgl. Reschenberg, H., Unabhängig und professionell kontrollieren, in: Publizistische Qualität,
Probleme und Perspektiven ihrer Bewertung, Hrsg.: Bammé, A., Kotzmann, E., Reschenberg, H.,
Profil Verlag GmbH, München, Wien, 1993, S. 187.
11
Vgl. Ruß-Mohl, S., Infrastrukturen der Qualitätssicherung, in: Weßler, H., Matzen, C., Jarren, O.,
Hasebrink, U.(Hrsg.), Perspektiven der Medienkritik, Westdeutscher Verlag, 1997, S. 357.
12
Heinrich, J., Medienökonomie, Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen/Wiesbaden, 99, S. 40.
13
Reschenberg, H., a.a.O., S. 178.
14
Heinrich, J., a.a.O., S. 251.
15
Fabris, H. H., Hoher Standard. Qualität und Qualitätssicherung im Journalismus, in: Renger, R.,
(Hrsg.), Kommunikationswelten, Wissenschaftliche Perspektiven zur Medien- und
Informationsgesellschaft, Studienverlag, Innsbruck, Wien, 1997, S. 80.

Qualitätssicherung im Journalismus
5
heit"
16
zu verstehen, unter subjektiven Merkmalen ,,inhaltliche Prinzipien,
Funktionalität und literarischer Stil"
17
. Misch-Kriterien, wie etwa Glaub-
würdigkeit und Objektivität der Berichterstattung, sind in diesem Zu-
sammenhang nicht konkret zuzuordnen, da sie sowohl objektiv als auch
subjektiv bewertbar sind. Nach dieser Einteilung werden die von journalis-
tischen Podiumsgästen des Frankfurter Presseclubs
18
genannten Kriterien
wie folgt eingeordnet:
Objektive Qualitätskriterien
Subjektive Qualitätskriterien
Aktualität / Schnelllebigkeit der
Berichterstattung
Verständlichkeit und Vermeidung von
Langeweile
Umfassende Recherche
Qualität der Sprache
Trennung von Information und
Meinung
,,Sinnlichkeit" des journalistischen
Produkts (bewegend, aufrüttelnd)
Sauberes Informieren
Nutz- und Unterhaltungswert
Belegbare Meinung
Vielfalt der Beiträge
,,Misch"-Qualitätskriterien
Glaubwürdigkeit
Kritische Sehweise
Angemessenheit der Darstellung
Objektivität der Berichterstattung
Abbildung 1: Qualitätskriterien im Journalismus19
2.2 Das magische Vieleck
Nicht zu vernachlässigen ist außerdem, dass es sich beim Qualitäts-
journalismus um eine Größe handelt, die von diversen Variablen und einer
Vielzahl einwirkender Faktoren abhängig ist:
16
Wallisch, G., Journalistische Qualität, Definition ­ Modelle - Kritik, Verlag Ölschläger, Konstanz,
1995, S. 100.
17
Ebenda, S. 100.
18
Vgl. Schreiber, H., ,,...der unermüdliche Versuch, sehr gut zu sein. Qualitätssicherung durch
dialogische Führung, in: Reiter, S., Ruß-Mohl, S. (Hrsg.), Zukunft oder Ende des Journalismus,
Verlag Bertelsmann Stiftung, Gütersloh, 1994, S. 36, eigene Zuordnung.
19
Eigene Darstellung.

Qualitätssicherung im Journalismus
6
Selbstverständnis der Journalisten: Sehen sich Journalisten lediglich
als neutrale Informationsvermittler (,,Transportarbeiter"
20
) oder
verstehen sie sich als Anwälte, deren Aufgabe es ist, neben der
Informationsvermittlung und Meinungsbildung auch die Position der
Leser beziehungsweise des Volkes durchzusetzen? In diesem Fall
nehmen sie die Position der ,,Vierten Gewalt" ein, wie die Aufgabe
des Journalismus im politischen Gefüge häufig bezeichnet wird.
Medium: Qualitätsmaßstäbe gelten nicht oder nicht in gleichem
Maße für alle Medien (Zeitung, Zeitschrift, Fernsehen, Hörfunk,
Internet).
Aktualität/Periodizität: Das Erscheinungsintervall eines Mediums
beeinflusst die Qualität.
Funktion: Die Art des Journalismus und die dementsprechende
Funktion spielen eine wichtige Rolle; handelt es sich um einen rein
informativen Journalismus oder um eine Orientierung bietende
journalistische Arbeit oder hat der entsprechende Journalismus
lediglich einen Unterhaltungsanspruch.
Publikum/Zielgruppe: Zudem ist die Struktur der Zielgruppe und des
Publikums zu beachten (Alter, Bildung, Einkommen, soziale
Schicht, Interessen).
Genre: Einen weiteren beeinflussenden Faktor stellt das Genre da.
So werden an eine Nachricht andere Qualitätskriterien gestellt als an
einen Kommentar oder eine Glosse.
21
Weitere Variable, die die Qualität beeinflussen, werden der Einfachheit
halber mit Hilfe des magischen Vielecks verdeutlicht:
20
Noelle-Neumann, E., Publizistik, Massenkommunikation, Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt
am Main, 1997, S. 112.
21
Vgl. Ruß-Mohl, S. Am eigenen Schopfe..., a.a.O., S. 86.

Qualitätssicherung im Journalismus
7
Abbildung 2: Magisches Vieleck
22
Oder ist Qualität doch einfach, was sich verkauft, wie es Schulze äußert und
dann mit dem Wort ,,langfristig" relativiert? ,,Qualität ist, was sich
langfristig verkauft"
23
. Langfristig auflagenstark - und nach Schulzes
Definition damit erfolgreich - verkauft sich aber auch die BILD-Zeitung, die
allgemein nicht mit hohen Qualitätsstandards in Verbindung gebracht wird.
Fraglich also, warum die auflagenstärkste Zeitung Deutschlands gleichzeitig
mit einem sehr schlechten Image zu kämpfen hat. Einen Erklärungsversuch
bietet Schulze, indem er feststellt, dass ein Medium, das ganz offensichtlich
grundsätzlich gegen mehrheitlich akzeptierte, moralische und ethische
Grundwerte verstößt, von der Mehrheit nicht als Qualitätsprodukt akzeptiert
wird.
24
Schreiber resümiert journalistische Qualität in der Praxis ,,als unermüd-
lichen Versuch, sehr gut zu sein, auch wenn gut zu sein eigentlich genügen
würde."
25
22
Ebenda, S. 86.
23
Vgl. Schulze, R., Qualität ist was, sich verkauft, in: Bammé, A., Kotzmann, E., Reschenberg, H.,
(Hrsg.), Publizistische Qualität, Probleme und Perspektiven ihrer Bewertung, Profil Verlag GmbH,
München, Wien, 1993, S. 235ff.
24
Ebenda, S. 250.
25
Schreiber, H, a.a.O., S. 39.
Komplexreduktion
Faktentreue, Verständlichkeit
(Sprache und Kontext-
informationen)
Objektivität
Faktentreue, Beobachtung der
Nachrichtenwerte/
Auswahlregeln,
Trennung von Nachricht und
Meinung,
Vielfalt der Blickwinkel/
Perspektiven,
Fairness/Ausgewogenheit,
Hintergrund
Aktualität
Zeitliche Aktualität
(Neuigkeit)
,,Problem"-Aktualität
(Wichtigkeit)
Transparenz/Reflexivität
Offenlegung der Bericht-
erstattungsbedingungen,
Quellenkritik
Originalität
Leseanreiz
Eigenrecherche/
,,Gegeninformationen"

Qualitätssicherung im Journalismus
8
2.3 Unabhängiger Journalismus als Grundpfeiler einer demo-
kratischen Staatsform
Ein unabhängiger Journalismus gehört zu den Grundpfeilern einer demo-
kratischen Staatsform. ,,In den demokratischen Ordnungsvorstellungen der
Bundesrepublik Deutschland werden an den Journalismus Erwartungen
gestellt, die seine Qualitäten unmittelbar mit den Qualitäten des demokra-
tischen Systems selbst in Verbindung setzen: Ohne funktionierenden
Journalismus keine Demokratie."
26
In Deutschland wird der unabhängige
Journalismus durch das Grundgesetz, Paragraph 5 (Meinungs-,
Informations-, Pressefreiheit, Kunst und Wissenschaft) gesichert. ,,Die
Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und
Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt."
27
Mit Zensur ist
in diesem Zusammenhang explizit die ,,Vorzensur" gemeint. Das heißt, das
Redigieren oder Verhindern eines Beitrags der Presse durch eine über-
geordnete Stelle wird durch das Grundgesetz geschützt ­ erst nach Ver-
öffentlichung eines Beitrags wäre ein Eingriff von externer Seite möglich,
beispielsweise durch die Verhinderung der weiteren Verteilung einer
Zeitung mittels einstweiliger Verfügung. Damit sichert das Grundgesetz die
Autonomie des Journalismus, der durch diesen Schutz und seine
Möglichkeit, Judikative, Exekutive und Legislative zu kontrollieren, auch
als ,,Vierte Gewalt" im Staat verstanden und bezeichnet wird.
28
Die ,,Kritik- und Kontrollfunktion" ist ein wesentlicher Bestandteil des
Journalismus. Mit Hilfe der investigativen journalistischen Arbeit ,,wird hier
enthüllt, was zugedeckt ist (oder nach den Intentionen gesellschaftlicher
Interessen bleiben soll)."
29
Der Journalist fungiert in diesem Zusammenhang
oft als Meinungsführer gegenüber Regierung und Verwaltung, er vertritt
stellvertretend die öffentliche Meinung und nimmt des öfteren eine
Anwaltsposition für einzelne Bürger gegenüber Institutionen ein. Fabris
26
Langenbucher, W. R., a.a.O., S. 23.
27
Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, Textausgabe, Bundeszentrale für politische
Bildung, Bonn, Stand: Juli 1998, S. 14.
28
Vgl. Ruß-Mohl, S., Journalistische Qualitätssicherung, Das Unmögliche wird langsam wahr, a.a.O.,
S. 50.
29
Schröter, D., Qualität und Journalismus. Theoretische und praktische Grundlagen journalistischen
Handelns, Verlag Reinhard Fischer, München, 1995, S. 214.

Qualitätssicherung im Journalismus
9
sieht die Medienöffentlichkeit in der Verantwortung, durch ihre Beiträge für
Transparenz im politischen Prozess zu sorgen. Gleichzeitig warnt er, dass
durch sinkende Qualität auch der öffentliche Diskurs abnimmt und damit
die Standards einer demokratischen Politik. Damit wachse auch die Gefahr
der Entpolitisierung sowie die Chance für Populisten.
30
Auch Ruß-Mohl weist darauf hin, dass ,,[...] die Möglichkeiten und Grenzen
eines demokratischen Regierungsprozesses, [...], in hohem Maße nicht nur
von der Verfügbarkeit und Vielfalt mitdeterminiert sind, sondern auch von
der Qualität der durch Massenmedien aufbereiteten Informationen."
31
Zu
den Grundpfeilern einer Demokratie zählt er Mehrheitsentscheidungen und
Minderheitenschutz, die nur ihre Anwendung finden, wenn ein Großteil der
Bevölkerung ,,halbwegs vernünftig entscheidet"
32
. Diese Entscheidungen
bedürfen aber einer hinreichenden Information durch die Medien und
implizieren dadurch ein ,,kollektives Interesse an politischer Information"
33
.
Journalismus kann damit zum Teil als meritorisches Gut klassifiziert werden
und erlangt durch diesen Status unter Umständen den Anspruch auf staat-
liche Förderung, wie es bei öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten der Fall
ist.
Der Soziologe Peter Graeff von der Universität Bonn hat mit einer
vergleichenden Studie von über 86 Staaten festgestellt, dass in Ländern mit
ausgeprägter Pressefreiheit und vielfältiger Medienlandschaft die
Korruption erheblich geringer ist, als in Ländern ohne unabhängigen
Journalismus.
34
2.4 Welche Faktoren beeinflussen die Qualität im Journalismus
und den Wunsch nach ihrer Sicherung?
Das Interesse an Qualitätsstandards und Sicherungsmöglichkeiten im
Journalismus hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen. Warum
30
Vgl., Fabris, H.H., Qualität und Qualitätssicherung im Journalismus, a.a.O., S. 74
31
Ruß-Mohl, S., Netzwerke ­ die freiheitliche Antwort auf die Herausforderung journalistischer
Qualitätssicherung, in: Bammé, A., Kotzmann, E., Reschenberg, H., (Hrsg.), Publizistische
Qualität, Probleme und Perspektiven ihrer Bewertung, München, 1993, S. 186ff
32
Ruß-Mohl, S., Infrastruktur und Infrastrukturfalle. Plädoyer für ein Qualitätssicherungs-Netzwerk
im Journalismus, in: Reiter, S., Ruß-Mohl, S. (Hrsg.), Zukunft oder Ende des Journalismus, Verlag
Bertelsmann Stiftung, Gütersloh, 1994, S. 249.
33
Ebenda, S. 249.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2001
ISBN (eBook)
9783832449742
ISBN (Paperback)
9783838649740
DOI
10.3239/9783832449742
Dateigröße
724 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik (ehem. Hochschule für Wirtschaft und Politik) – Betriebswirtschaftslehre
Erscheinungsdatum
2002 (Januar)
Note
1,0
Schlagworte
total quality management marketing
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Titel: Qualitätssicherung im Journalismus
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