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Alternative Attraktionen

Eine empirische Untersuchung zum Einfluss der Gelegenheitsstrukturen auf das Ehescheidungsrisiko

©2001 Magisterarbeit 97 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Problemstellung:
Die steigenden Scheidungszahlen einerseits und die Tatsache, dass Ehe und Familie den Menschen immer wichtiger werden andererseits, geben der Frage, warum Beziehungen scheitern, eine besondere Relevanz. Diese Studie versucht auf der Grundlage aktueller und informativer Daten mittels neuester statistischer Verfahren Faktoren ausfindig zu machen, die das Ehescheidungsrisiko beeinflussen. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht dabei die Frage, inwieweit außereheliche Beziehungen sowie Chancen der Ehepartner, andere Partnerschaften eingehen zu können, Einfluss auf die Stabilität von Ehen haben. Macht Gelegenheit also Liebe?
Es wird sich beispielsweise zeigen, dass Frauen, die in Berufen tätig sind, die einen hohen Kundenkontakt aufweisen (z.B. Kellnerinnen), einem besonders hohen Scheidungsrisiko unterliegen. Im einzelnen geht diese Studie u.a. diesen Fragestellungen nach:
Wie wichtig sind den Menschen Beziehungen heute?
Wie verlaufen die Ehescheidungszahlen in Deutschland seit Anfang des 20. Jahrhunderts?
Wie versuchen aktuelle soziologische Theorien Ehescheidungen zu erklären?
Welche Bedeutung haben außereheliche Beziehungen in diesem Zusammenhang?
Warum ist der Arbeitsplatz ein günstiger „Partnermarkt?”
Lassen sich Menschen, die nach einer Scheidung erneut heiraten, genauso oft scheiden wie Menschen, die nur einmal geheiratet haben?
Hängt die Scheidungswahrscheinlichkeit auch mit dem eigenen Bildungsniveau und dem des Elternhauses zusammen?
Hat der Erwerb von Hauseigentum einen Einfluss auf das Scheidungsrisiko?
Werden Ehen eher geschieden, wenn sich die Eltern der Ehepartner bereits haben scheiden lassen?
Sind Ehen, die in relativ jungen Jahren geschlossen werden, stabiler als „späte Ehen”.
Spielt die Konfessionszugehörigkeit heute noch eine Rolle im Hinblick auf die Scheidungszahlen?
Welche Bedeutung haben Kinder bezogen auf die Ehestabilität ihrer Eltern?
Kommen Ehescheidungen in Großstädten häufiger vor als in ländlichen Regionen?
Hat ein Überschuss von unverheirateten Frauen (im Vergleich zu unverheirateten Männern) auf gesellschaftlicher Ebene einen Effekt auf Ehen?
Haben Frauen in Frauenberufen ein höheres Scheidungsrisiko als Frauen in Männerberufen?
Sind Ehen von Menschen, die in größeren Betrieben arbeiten, scheidungsanfälliger als Ehen von Menschen, die in Kleinbetrieben beschäftigt sind?
Welche Berufe sind am scheidungsanfälligsten bei Männern und Frauen?
Wie unterscheiden sich Männer und […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 4969
Schmitz, Oliver: Alternative Attraktionen: Eine empirische Untersuchung zum Einfluss der
Gelegenheitsstrukturen auf das Ehescheidungsrisiko / Oliver Schmitz - Hamburg: Diplomica
GmbH, 2002
Zugl.: Köln, Universität, Magister, 2001
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Alternative Attraktionen: Eine empirische Analyse zum Einfluss von Gelegenheitsstrukturen auf das Ehescheidungsrisiko
2
,,Meistens weiß man nicht, wann man erwählt
noch wann man verlassen wurde, nicht nur, weil
dies immer hinter unserem Rücken geschieht,
sondern auch weil es unmöglich ist, den Moment
zu bestimmen, in dem die Situation umkippt,
ebenso wie man nie weiß, ob die Tatsache selbst,
erwählt zu werden, durch die eigenen Verdienste,
die eigene, unwiederholbare Existenz, das
entscheidende, erfolgreiche Eingreifen oder
vielmehr schlicht und einfach dadurch bedingt
ist, dass man zufällig in ein fremdes Leben
eintritt."
(Javier Marías)

Alternative Attraktionen: Eine empirische Analyse zum Einfluss von Gelegenheitsstrukturen auf das Ehescheidungsrisiko
3
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung ... 1
2 Ehescheidung aus soziologischer Perspektive ... 7
2.1
Die Lebensrelevanz von Paarbeziehungen... 7
2.2
Ehescheidungen in Deutschland ... 9
2.3
Aktuelle soziologische Theorien ehelicher Instabilität ... 11
2.3.1
Strukturell- funktionale Theorie ... 11
2.3.2
Die Austauschtheorie ... 13
2.3.3
Der ökonomische Ansatz zur Erklärung von Ehescheidungen ... 15
2.3.4
Diskussion ... 18
3 Alternative Attraktionen... 19
3.1
Die Bedeutung von alternativen Partnern im Hinblick auf die Ehestabilität ... 19
3.1.1
Außereheliche Beziehungen... 19
3.1.2
Chancen auf dem Heiratsmarkt ... 24
3.1.3
Diskussion ... 30
3.2
Der Arbeitsplatz als lokaler (Wieder-)Heiratsmarkt ... 31
3.2.1
Charakteristika des Arbeitsplatzes als lokaler (Wieder-)Heiratsmarkt ... 31
3.2.2
Das Geschlechterverhältnis im Betrieb ... 36
3.2.3
Diskussion ... 40
4 Ehestabilität und sozialstrukturelle Einflussfaktoren... 41
4.1
Ehestabilität ... 42
4.2
Sozialstrukturelle Faktoren... 43
4.2.1
Alternative Attraktionen... 43
4.2.2
Barrieren... 44
4.2.3
Voreheliche Faktoren ... 45
4.2.4
Weitere Kontrollvariablen... 47
5 Empirische Analyse ... 48
5.1
Ereignisdatenanalyse ... 48
5.2
Datenbasis ... 49
5.3
Ehescheidungsraten... 49

Alternative Attraktionen: Eine empirische Analyse zum Einfluss von Gelegenheitsstrukturen auf das Ehescheidungsrisiko
4
5.4
Der Einfluss von Risikofaktoren auf die Ehescheidungsrate ... 52
5.4.1
Mehrfachehen... 53
5.4.2
Voreheliche Faktoren ... 54
5.4.2.1 Bildungsniveau des Vaters ... 54
5.4.2.2 Scheidung der elterlichen Ehe ... 55
5.4.2.3 Heiratsalter ... 56
5.4.2.4 Bildung ... 57
5.4.2.5 Hauseigentum ... 58
5.4.3
Barrieren... 58
5.4.3.1 Religionszugehörigkeit ... 58
5.4.3.2 Elternschaft ... 59
5.4.4
Alternative Attraktionen... 61
5.4.4.1 Wohnortgröße ... 61
5.4.4.2 Geschlechterproportion in der Gesamtgesellschaft ... 62
5.4.4.3 Geschlechterproportion im Betrieb ... 64
5.4.4.4 Betriebsgröße... 69
5.4.5
Geschlechtsspezifische Unterschiede des Ehescheidungsrisikos ... 70
6 Zusammenfassung und Ausblick... 71
7 Anhang ... 73
8 Literatur ... 88

Alternative Attraktionen: Eine empirische Analyse zum Einfluss von Gelegenheitsstrukturen auf das Ehescheidungsrisiko
5
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Die Bedeutung neuer Partnerschaften im Trennungsprozess ... 22
Tabelle 2: Ehescheidungsrisiko von Mehrfachehen... 54
Tabelle 3: Ehescheidungsrisiko und Bildungsniveau des Vaters ... 54
Tabelle 4: Ehescheidungsrisiko und Scheidung der leiblichen Eltern ... 55
Tabelle 5: Ehescheidungsrisiko und Heiratsalter ... 57
Tabelle 6: Ehescheidungsrisiko und Bildungsniveau... 57
Tabelle 7: Ehescheidungsrisiko und Haus- und Wohnungseigentum ... 58
Tabelle 8: Ehescheidungsrisiko und Konfessionszugehörigkeit ... 58
Tabelle 9: Ehescheidungsrisiko und Elternschaft... 59
Tabelle 10: Ehescheidungsrisiko und voreheliche Kinder ... 60
Tabelle 11: Ehescheidungsrisiko und Wohnortgröße... 62
Tabelle 12: Ehescheidungsrisiko und Geschlechterproportion... 63
Tabelle 13: Ehescheidungsraten und Wiederverheiratungschancen ... 64
Tabelle 14: Ehescheidungsrisiko und Geschlechterproportion im Betrieb ... 66
Tabelle 15: Ehescheidungsrisiko, Kontaktchancen und Bildung des Partners... 69
Tabelle 16: Ehescheidungsrisiko und Betriebsgröße... 70
Tabelle 17: Datenbasis: Die westdeutschen Teilprojekte ... 73
Tabelle 18: Stichprobenbeschreibung ... 74
Tabelle 19: Verfügbare Informationen über den Eheverlauf der Eltern... 75
Tabelle 20: Gesamtmodell des Ehescheidungsrisikos nach Geschlechtszugehörigkeit ... 76
Tabelle 21: Indikatoren des (Wieder-)Heiratsmarktes ... 77
Tabelle 22: Berufsgattungen bei Heirat mit Klassifikationszuordnung und Männeranteilen78
Tabelle 23: Deskriptive Beschreibung der Variablen... 83
Tabelle 24: Berufe der Frauen nach beruflicher Stellung... 85
Tabelle 25: Frauenberufe nach Trennungsanfälligkeit ... 86
Tabelle 26: Männerberufe nach Trennungsanfälligkeit... 87

Alternative Attraktionen: Eine empirische Analyse zum Einfluss von Gelegenheitsstrukturen auf das Ehescheidungsrisiko
6
Abbildungverzeichnis
Abbildung I:
Ehescheidungen in Deutschland je 10.000 Einwohner ... 9
Abbildung II:
Heiratsmarkt - Ungleichgewichte 1950-1990 ... 25
Abbildung III:
Wo sich Paare kennenlernen (nach Beziehungstyp) ... 32
Abbildung IV:
Vereinfachtes Modell der Ehestabilität mit ausgewählten Faktoren... 42
Abbildung V:
Ehescheidungsraten nach Ehedauer und Ehejahrgang... 51
Abbildung VI:
Kumulierter Anteil geschiedener Ehen nach Ehedauer und Ehejahrgängen
(Erst- und Mehrfachehen) ... 52
Abbildung VII: Ehescheidungsraten nach Ehedauer und Heiratsalter (Erstehen) ... 56
Abbildung VIII: Ehescheidungsraten nach Wohnortgröße... 61
Abbildung IX:
Ehescheidungsraten nach berufsspezifischer Geschlechterproportion
(Frauen)
... 67

Alternative Attraktionen: Eine empirische Analyse zum Einfluss von Gelegenheitsstrukturen auf das Ehescheidungsrisiko
7
1
Einleitung
Diese Arbeit geht der Frage nach, welchen Einfluss das Vorhandensein der Möglichkeit, mit
potenziellen Heiratspartnern alternative Partnerschaften einzugehen, auf die Stabilität der
bestehenden Ehe hat. Welche Rolle spielen bei Trennungsprozessen außereheliche
Beziehungen und die Verletzung von Treuerwartungen? Wie wirken sich
Heiratsmarktungleichgewichte auf gesamtgesellschaftlicher Ebene und unausgeglichene
Geschlechterverhältnisse in lokalen Heiratsmärkten wie dem Betrieb auf die Stabilität von
Ehen aus? Werden Ehen in Großstädten und in größeren Betrieben aufgrund der größeren
Zahl verfügbarer potenzieller Partner eher geschieden? Welche anderen sozialstrukturellen
Faktoren wirken auf Ehescheidungen ein? Nach einer Darstellung der theoretischen Ansätze
zur Erklärung von Ehescheidungen und der Bedeutung von alternativen Attraktionen im
Hinblick auf die Ehestabilität werden die Hypothesen anhand von Längsschnittdaten
ereignisanalytisch untersucht.
2
Ehescheidung aus soziologischer Perspektive
2.1
Die Lebensrelevanz von Paarbeziehungen
Die Qualität einer engen Paarbeziehung ist eine maßgebliche Determinante der
Lebenszufriedenheit. Familie sowie Liebe und Zuneigung stehen in der Wichtigkeitsrangfolge
bei der deutschen Bevölkerung nach der Gesundheit an zweiter Stelle (Statistisches
Bundesamt 2000: 443). 1998 werden die Bereiche Familie (West: 80%, Ost: 85%) sowie
Liebe und Zuneigung (73% bzw. 72%) von einer deutlichen Mehrheit für ,,sehr wichtig"
gehalten. Innerhalb der letzten 19 Jahre zeigt sich sogar eine geringfügige Zunahme der
Wichtigkeit dieser Lebensbereiche für die Zufriedenheit und das Wohlbefinden der
Menschen: Während 1980 68% der erwachsenen Bevölkerung in Westdeutschland die
Familie und Paarbeziehungen als ,,sehr wichtig" einstufen, ist bis 1998 ein Anstieg um 12%
zu verzeichnen (Statistisches Bundesamt 2000: 518).
Das Leben in einer Ehe oder eheähnlichen Gemeinschaft gehört zu den
höchstwahrscheinlichen Merkmalen des Erwachsenenalters und stellt eine besondere Art einer
sozialen Beziehung dar. Die positiven Effekte von sozialen Beziehungen lassen sich aber
nicht nur im subjektiven Erleben der Menschen nachweisen, sondern auch objektiv, nämlich
als Verbesserungen seelischer und körperlicher Gesundheit, ja sogar der Lebenserwartung.
Mehrere umfangreiche statistische Untersuchungen lassen den Schluss zu, dass Personen mit

Alternative Attraktionen: Eine empirische Analyse zum Einfluss von Gelegenheitsstrukturen auf das Ehescheidungsrisiko
8
Lebenspartnern, solche mit Kindern, oder aber Personen, die intensive verwandtschaftliche
oder freundschaftliche Kontakte pflegen, gesünder sind und länger leben als
Bevölkerungsgruppen mit spärlichen Sozialkontakten (vgl. hierzu Maderthaner 1989). Auch
Probleme in Paarbeziehungen beeinflussen die Lebenszufriedenheit in einem hohen Maße
1
;
sie können darüber hinaus schwerwiegende Konsequenzen für das körperliche und emotionale
Wohlbefinden sowohl der Partner
2
als auch der Kinder haben (vgl. u.a. Bloom, Asher, White
1978). Geschiedene haben unmittelbar nach einer Scheidung häufiger finanzielle und
berufliche Probleme und leiden unter Einsamkeit (Raschke 1988: 611). In einer finanziell
besonders schwierigen Lage sind nach einer Trennung alleinerziehende Mütter (Sørensen
1994). Bei Kindern können durch eine Trennung die Sozialisation und der spätere
Lebensverlauf negativ beeinflusst werden (Seltzer 1994). Von einer Scheidung ihrer Eltern
betroffen waren dabei 1998 in Deutschland insgesamt 156.740 Kinder; der Anteil der
geschiedenen Ehen mit Kindern betrug dabei über 50% (Emmerling 1999: 939).
Vor diesem Hintergrund steht das The ma Ehe und Partnerschaft im Schnittpunkt
unterschiedlicher Wissenschaftsdisziplinen. Anthropologen, Ethnologen, Mediziner,
Psychiater, Psychologen und Soziologen haben aus ihrer jeweiligen disziplinären Perspektive
eine nicht mehr zu überschauende Fülle vo n Theorien, Modellen und empirischen Befunden
zur Beschreibung und Erklärung des ,,Phänomens" Ehe und Partnerschaft produziert. Aus
soziologischer Sicht werden in diesem Zusammenhang zumeist die Ursachen von
Ehescheidungen untersucht. Soziologische Konzeptionen der Ehescheidung berücksichtigen
in starkem Maße das gesellschaftliche Umfeld, in dem sich ein Paar befindet. Die Beendigung
einer Beziehung wird nicht allein als Funktion von Partnereigenschaften oder deren
Kombination verstanden, sondern als ein vom sozialen Hintergrund und den
gesellschaftlichen Kontakten der Partner determinierter Prozess. Auch in dieser Arbeit werden
die sozialstrukturellen Bedingungen der Ehescheidung im Zentrum der Betrachtung stehen.
Doch zunächst sollen kurz die Entwicklungen in Deutschland bezüglich der Ehescheidungen
dargestellt werden.
1
Männer und Frauen, die geschieden sind oder getrennt vom Partner leben, haben 1998 eine niedrigere
allgemeine Lebenszufriedenheit als in anderen familialen Lebensformen (Statistisches Bundesamt 2000: 519).
2
Die Sterbequoten Geschiedener liegen nach einer Studie von Hu und Goldmann (1990) mehr als doppelt so
hoch wie diejenigen verheirateter Männer und eineinhalb mal so hoch wie diejenigen verheirateter Frauen. Mit
diesen Zahlen ist jedoch noch nicht belegt, ob Scheidung das eigentliche Gesundheitsrisiko ist oder nicht viel
eher die unglücklichen ehelichen Umstände, die ihr vorangegangen sind.

Alternative Attraktionen: Eine empirische Analyse zum Einfluss von Gelegenheitsstrukturen auf das Ehescheidungsrisiko
9
2.2
Ehescheidungen in Deutschland
Ehescheidungen scheinen in modernen Gesellschaften ein weit verbreitetes Phänomen
geworden zu sein. Scheidungen sind heute durchaus auch normativ als Lösungsweg aus
belasteten Ehen akzeptiert. In Deutschland sind die Scheidungsziffern seit Ende des 19.
Jahrhunderts nahezu kontinuierlich gestiegen. Im Jahr 1998 wurden in Deutschland 192.420
Ehen geschieden, 4.610 bzw. 2,5% mehr als 1997. Bundesweit ist hiermit ein neuer
Höchststand erreicht (vgl. Tabelle 1 Emmerling: 935) Die Zahl der Ehescheidungen ist im
Westen Deutschlands seit 1993 auf hohem Niveau ständig gestiegen. Mit 163.390
Ehescheidungen wurde hier im Jahr 1998 sogar der bisher höchste Stand seit 1950 registriert.
Nachdem in den neuen Bundesländern im Jahr 1991 nur 8.130 Ehescheidungen
ausgesprochen worden waren, hat sich die Zahl wieder kontinuierlich bis auf 29.030 im Jahr
1998 erhöht.
Das Scheidungsrisiko (allgemeine Scheidungsziffer) hat seit Mitte der sechziger Jahre stark
zugenommen und scheint sich nun auf hohem Niveau einzupendeln (siehe Abbildung I)
3
.
Abbildung I:
Ehescheidungen in Deutschland je 10.000 Einwohner
(Quelle: Wagner 1997: 117)
3
Im Rahmen dieser Arbeit kann die Entwicklung der Scheidungszahlen im historischen Verlauf nur grob
skizziert werden. Für eine ausführlichere Darstellung sei auf Dorbritz/Gärtner (1998) verwiesen.

Alternative Attraktionen: Eine empirische Analyse zum Einfluss von Gelegenheitsstrukturen auf das Ehescheidungsrisiko
10
Um Aussagen über die ,,Scheidungsanfälligkeit" zu machen, ist die Dauer einer Ehe von
besonderer Bedeutung. Hierzu wird die ehedauerspezifische Scheidungsziffer betrachtet, die
die im Berichtsjahr geschiedenen Ehen eines bestimmten Eheschließungsjahrganges auf
10.000 geschlossene Ehen desselben Jahrgangs bezieht. Zufälligkeiten im Altersaufbau und
im Heiratsverhalten, die sich in absoluten Scheidungszahlen niederschlagen, werden dadurch
ausgeschaltet. Danach erreichte diese Ziffer im Jahr 1998 für Deutschland insgesamt nach
sechs Jahren Ehedauer den höchsten Wert. Die ehedauerspezifischen Scheidungsziffern und
ihre Kumulation zeigen für beide Teile Deutschlands, dass Ehen in den ersten Jahren nach der
Heirat einem besonders hohen Scheidungsrisiko unterliegen. In den jüngeren
Heiratsjahrgängen scheint zumindest für Westdeutschland eine allmähliche Veränderung in
den ehedauerspezifischen Scheidungsmustern stattzufinden: Die Heiratsjahrgänge der 80er
und 90er Jahre erreichten den Scheidungsgipfel im 5. Ehejahr - Jahrgang 1950: 3. Ehejahr;
Jahrgänge 1960 und 1970: 4. Ehejahr (Dobritz 1998: 381).
In den Medien und in der sonstigen Öffentlichkeit wird immer wieder die Frage nach dem
Gesamtanteil der Ehen, die mit einer Scheidung enden, thematisiert. Dazu werden
zusammengefasste ehedauerspezifische Ehescheidungsziffern (Querschnittsanalyse nach
Kalenderjahren) berechnet. Diese Ziffer ist die Summe der ehedauerspezifischen
Scheidungsziffern, die die Ehescheidung nach der Ehedauer auf je 100 in den jeweiligen
Kalenderjahren geschlossenen Ehen angeben. Bei der Betrachtung nach Heiratsjahrgängen
wird der Anteil (in %) geschiedener Ehen ermittelt, in dem die nach Heiratsjahrgängen
gegliederte Zahl der Scheidungen aus den nachfolgenden Jahren kumuliert und auf die Zahl
der ursprünglich geschlossenen Ehen bezogen wird. Dabei ist man, was das
Scheidungsverhalten junger Eheschließungsjahrgänge angeht, auf Prognosen angewiesen.
4
Im
Westen beträgt ihr Wert im Jahr 1998 3.790 Scheidungen je 10.000 geschlossener Ehen (im
Osten 2.940).
5
Demnach ergibt sich für den Westen eine ,,Scheidungsneigung" von etwa 38 %
und im Osten von etwa 30% (Emmerling 1999: 935). Die Initiative zur gerichtlichen
Beendigung der ehelichen Gemeinschaft geht dabei formell vorwiegend von den Frauen aus:
Im Jahr 1998 lag der Anteil der Frauen, die die Scheidung beantragt hatten bei 61% bezogen
auf ganz Deutschland.
4
Ehedauerspezifische Scheidungsziffern fallen zudem niedriger aus, wenn Ein - und Auswanderungen
verheirateter Paare berücksichtigt werden (Hammes 1996: 774).
5
Werte für den Zeitraum von 25 Jahren.

Alternative Attraktionen: Eine empirische Analyse zum Einfluss von Gelegenheitsstrukturen auf das Ehescheidungsrisiko
11
Scheidungen gehören jedoch noch immer nicht zur Normalität des Lebenslaufs; die Mehrzahl
der Ehen bleibt stabil. Die steigende Zahl der Ehescheidungen beweist zudem nicht den Ruin
der Institution Ehe. Sie kann im Gegenteil als Indiz für deren wachsende Bedeutung als
ideale, Glück versprechende Lebensform verstanden werden. Wer sich scheiden lässt,
bekundet damit nicht unbedingt, dass er keine Idee von Familie oder diese Idee aufgegeben
hätte sondern vielmehr, dass er sie hochhält ­ so hoch, dass die eigene Partnerschaft am
Partnerschaftsideal scheitert. Dennoch kann aus heutiger Sicht ein Rückgang der
Scheidungsneigung eher ausgeschlossen werden. Die aus den internationalen Trends
gewonnene Erfahrung, dass ein einmal erreichtes hohes Scheidungsniveau kaum wieder
absinkt, stützt diese Annahme. Dafür sprechen u.a. auch das Heranwachsen von
Heiratsjahrgängen, die häufig bereits eine Scheidung erlebt haben, und damit eher bereit sind,
den Ehekonflikt durch eine gerichtliche Trennung zu lösen, sowie der in den 90er Jahren
wieder gestiegene Anteil kinderloser Ehen, die einem besonderen Scheidungsrisiko
unterliegen.
Wie lassen sich nun die Entwicklung des Scheidungsrisikos und die Stabilität von Ehen
generell soziologisch erklären? Hierzu sollen im folgenden die wesentlichen Aspekte
aktueller Theorien der Ehescheidung skizziert werden.
2.3
Aktuelle soziologische Theorien ehelicher Instabilität
2.3.1 Strukturell-funktionale Theorie
Diese theoretische Perspektive in der Familiensoziologie betrachtet vor allem die Bedeutung
von Ehe und Familie für den Bestand und die Funktionstüchtigkeit der Gesamtgesellschaft.
Strukturell- funktionalistische Überlegungen führen die Ehescheid ung auf den
Funktionswandel der Familie in modernen Gesellschaften und auf die dadurch zunehmende
Emotionalisierung zurück. War die Kernfamilie mit ihren Leistungen ­ Reproduktion,
primäre Sozialisation und emotionale Stützung ­ die ,,Keimzelle" der moderne n Gesellschaft,
so hat sich die Bedeutung von Ehe und Familie für die Gesellschaft durch eine funktionale
Spezialisierung im Zuge der gesellschaftlichen Entwicklung verändert. Entscheidend ist in
diesem Zusammenhang, dass die Familie in ökonomischer Hinsic ht an Relevanz verloren hat.
Das gestiegene Ehescheidungsrisiko kann an der geringer werdenden Integration der Ehe in
die Gesellschaft festgemacht werden: Gesellschaftliche Rollen und Positionen werden

Alternative Attraktionen: Eine empirische Analyse zum Einfluss von Gelegenheitsstrukturen auf das Ehescheidungsrisiko
12
individuell verfügbar, und Ehen werden privatisiert, indem die Gesellschaft bisher von der
Ehe erbrachte Leistungen wie die Sozialisationsfunktion übernimmt (vgl. Roussel 1980).
Roussel entwirft vier Idealtypen, die sich durch die Zuschreibung unterschiedlicher
Bedeutungsinhalte an die Ehe seitens der Partner sowie durch verschiedene Prioritäten in
bezug auf die Erfüllung bestimmter ehelicher Funktionen unterscheiden. Im einzelnen
differenziert er zwischen der Ehe als Institution, der Ehe als Bund, der Ehe als Verschmelzung
und der Ehe als Partnerschaft. Je stärker das Institutionelle in den Hintergrund trete und
Emotionen bedeutsam würden, desto eher könnten diesbezügliche Enttäuschungen die
Auflösung der Ehe begünstigen. Gründen Ehen nicht mehr auf ökonomischen Interessen und
Zwängen, sondern in modernen Gesellschaften vor allem auf fragilen Emotionen wie Liebe,
und stellen sie eine Gefühlsgemeinschaft dar, sind sie auch anfällig für Spannungen und
Störungen.
6
Die Wiederverheiratung kann dann als ,,strukturell- funktionale Lösung" der
Scheidungsfrage angesehen werden (König 1976: 160). Auch in der aktuellen Diskussion
über die Individualisierung in der Risikogesellschaft (Beck 1986) wird betont, dass Liebe und
Partnerschaft wichtiger, aber auch schwieriger denn je würden (Beck/Beck-Gernsheim 1990:
66ff.), da die Ansprüche an den Partner deutlich anstiegen. Zweierbeziehungen würden
zunehmend idealisiert und gelten als heiliger Ort der Geborgenheit ­ als ,, noch verständliche,
vertraute, heimische Nahwelt" (Luhmann 1983: 17) ­ gegenüber der ,,rauen" Außenwelt. Je
größer die Idealisierung sei, desto größer sei auch die Gefahr des Scheiterns. Eheliche
Beziehungen könnten gerade vor dem Hintergrund sich wandelnder sozialstruktureller
Ansprüche an die Ehepartner ­ etwa bedingt durch eine erhöhte Erwerbsbeteiligung von
Frauen ­ nicht mehr den selbst gestellten Ansprüchen entsprechen (Nave-Herz et. al. 1990).
Der Anstieg der Ehescheidungen beruhe demnach auf der heute im Vergleich zu früheren
Zeiten größeren Zahl von Optionen, auf einer Zunahme der Chance ihrer Verwirklichung
sowie auf den umfassenden Revisionsmöglichkeiten von Ehescheidungen.
Um den rasanten Anstieg des Scheidungsrisikos makrotheoretisch zu erklären, wird letztlich
auch argumentiert, sozialökonomische Verschiebungen
­ z.B. die steigende
6
Auf die Frage, warum der Emotion ,,Liebe" ein fragiler Charakter anhaften soll, gehen die Autoren an dieser
Stelle der Argumentation zumeist nicht ein. Die Psychologie sieht den Grund für die besondere Gefährdung
erotischer Liebe u.a. in dem mit Erotik verbundenen Gesetz vom abnehmenden Grenzertrag, einem Gesetz, das
für ,,Mutterliebe" nicht in ähnlicher Weise zutreffen dürfte. Auch Hill (1992) versucht darzustellen, warum das
in romantischen Liebesbeziehungen typischerweise anfänglich hohe Emotionalitätsniveau sinkt und zur
Trennung führen kann. Auch Georg Simmel beschäftigte sich intensiv mit der Instabilität von auf Liebe
gründenden Zweierkonstellationen (vgl. dazu Nedelmann 1983: 180ff).

Alternative Attraktionen: Eine empirische Analyse zum Einfluss von Gelegenheitsstrukturen auf das Ehescheidungsrisiko
13
Erwerbsbeteiligung verheirateter Frauen ­ hätten ,,eine Art Scheidungsspirale in Bewegung
gesetzt, die sich über eine Reihe von Rückkopplungseffekten selbsttätig aufwärts bewegt hat"
(Diekmann 1991: 288). Mit der Aufwärtsbewegung der Scheidungsrate sorgt die ,,normative
Kraft des Faktischen" auch für einen Abbau der Diskriminierung Geschiedener. Damit
verringern sich die sozialen Scheidungskosten und der Trend steigender Scheidungsraten wird
beschleunigt. Obwohl diese Überlegungen eine gewisse Plausibilität besitzen und auch
empirische Belege gefunden haben, wird andererseits übersehen,
,,dass diese makrosoziologischen Faktoren je nach der subjektiven Lebenssituation und ­ interpretation
der Akteure ganz unterschiedliche Konsequenzen zeitigen können. So führen etwa gestiegene
Erwartungen an die Partnerschaft nicht automatisch zu mehr Konflikten, sondern nur dann, wenn diese
Erwartungen nicht erfüllbar oder nicht kompatibel sind" (Hill/ Kopp 1999: 29).
2.3.2 Die Austauschtheorie
Mit den Arbeiten von Homans, Blau sowie Thibaut und Kelley in den Fünfziger und
Sechziger Jahren entwickelten sich alternative Erklärungsansätze zu den
strukturfunktionalistischen Überlegungen. Anhand solcher austauschtheoretischer
Erklärungsansätze werden Interaktionsprozesse beschrieben. Gesucht werden Rege ln, nach
welchen Akteure Kontakte miteinander gestalten, und Gesetze, die beschreiben, warum eine
Beziehung intensiviert oder gelöst wird. Soziale Handlungen werden unter dem
Gesichtspunkt einer ökonomischen Kosten-Nutzen-Analyse betrachtet. Leitmotiv jeder
sozialen Interaktion ist demnach das egoistische Ziel, Nutzen zu maximieren, Kosten zu
minimieren und damit den höchstmöglichen Gewinn zu erzielen. Entsprechend den
Austauschtheorien ist menschliches Verhalten die Funktion der Verhaltenskonsequenzen: Je
nach Belohnungen oder Bestrafungen, Gewinn oder Verlust, verändert sich die
Auftrittswahrscheinlichkeit von bestimmten Verhaltensweisen. Soziales Handeln wird hier als
Austausch von materiellen oder immateriellen Ressourcen zwischen mindestens zwei
Akteuren verstanden. Die Akteure verfolgen dabei bestimmte Ziele und verfügen über
Ressourcen. Ein Austausch kommt dann zustande, wenn sich die Akteure von dem Tausch
wechselseitig relative Vorteile versprechen. Die Basis für die Interaktionsprozesse begründet
dabei die Norm der Reziprozität, nach der sich der Empfänger durch die Annahme einer
Ressource zu einer entsprechenden Gegenleistung verpflichtet fühlt, die auch zeitversetzt
erbracht werden kann (Blau 1964).
Zwei zentrale Konstrukte der Austauschtheorie bezogen auf eheliche Beziehungen sind
Ehequalität und Ehestabilität. Mit Stabilität ist der Fortbestand der Ehe gemeint, während mit

Alternative Attraktionen: Eine empirische Analyse zum Einfluss von Gelegenheitsstrukturen auf das Ehescheidungsrisiko
14
Qualität ein bestimmtes subjektiv wahrgenommenes Zufriedenheitsgefühl mit der Ehe
umrissen ist. Die Entscheidung eines Akteurs zur Auflösung der Beziehung ist nun um so
wahrscheinlicher, je geringer die Ehequalität ist, je größer die nachehelichen Alternativen
und je geringer die Barrieren, also soziale und materielle Kosten, für diese Handlung sind
(vgl. Lewis/Spanier 1979: 288f; Nye 1982). Interaktionspartner vergleichen dabei ein
konkretes oder antizipiertes Interaktionsergebnis mit erwarteten Ergebnissen aus anderen
Interaktionen und bewerten das Ergebnis dann. Die Bewertung erfolgt anhand von zwei
Vergleichsstandards, die Thibaut und Kelley (1959) als Vergleichsniveau und
Vergleichsniveau für Alternativen bezeichnen. Das erste Vergleichskriterium entspricht dem
Anspruchsniveau der Person, das aufgrund vergangener Erfahrungen gebildet wurde.
Übersteigt ein konkretes Interaktionsergebnis den Erwartungswert, so wird es als
zufriedenstellend, liegt es darunter, wird es als unbefriedigend erlebt. Das zweite
Vergleichskriterium bezieht sich auf den Gewinn, der aus anderen Handlungen oder
Beziehungen als aus der gewählten Handlung oder der gerade aktuellen Beziehung
herauszuholen ist. Der Profit, der mit der besten verfügbaren Alternative erzielt werden kann,
bestimmt die Höhe des Vergleichswertes. Sinkt das Ergebnis in der gerade bestehenden
Beziehung unter den erwarteten Wert, wird die Person nicht notwendigerweise die Beziehung
auch verlassen (nämlich dann nicht, wenn keine besseren Alternativen zur Auswahl stehen);
sinkt es aber unter den Vergleichswert für Alternativen, so wird die Person die bestehende
Beziehung zugunsten einer vorteilhafteren abbrechen.
7
Zu den Vorzügen der austauschtheoretisch orientierten Erklärungsversuche gehört, dass mit
ihrer Hilfe u.a. erklärt werden kann, warum als unattraktiv erlebte bestehende Beziehungen
nicht verlassen werden (z.B. bei gewalttätigen Ehepartnern), nämlich dann, wenn keine
lohnenswerten Alternativen verfügbar sind oder hohe Alternativkosten erwartet werden. Es
kann zudem erklärt werden, warum trotz Vorliegen von entsprechenden Opportunitäten im
Handlungskontext bestimmte Alternativen nicht gewählt werden (z.B. außereheliche
Partnerbeziehungen), nämlich dann, wenn damit kein subjektiver Nutzen (bei hoher
emotionaler Bindung an den Partner) oder hohe Alternativkosten (z.B. Diskriminierung)
verknüpft werden. Fraglich bleibt, ob Liebes- und Ehebeziehungen unter der ökonomischen
7
Den besonderen Einfluss der Gelegenheitsstruktur auf das Trennungsrisiko belegt eine Studie von Udry (1981).
In einer Panelstudie mit amerikanischen Ehepaaren fand er heraus, dass vor allem die perzipierte Möglichkeit,
einen besseren Partner zu finden, einen besseren Prädiktor ehelicher Instabilität darstellt als die Ehequalität;
Alternativen gefährden unabhängig von der empfundenen Zufriedenheit mit der Ehe deren Bestand.

Alternative Attraktionen: Eine empirische Analyse zum Einfluss von Gelegenheitsstrukturen auf das Ehescheidungsrisiko
15
Perspektive von ,,Kosten" und ,,Nutzen" interpretiert werden können und ob solche
Beziehungen de facto dem Reziprozitätspostulat unterliegen. Foa und Foa (1971; 1980)
weisen nach, dass der Austausch von Ressourcen nach weniger rigiden Regeln funktioniert als
in formalen Gruppen: In der Familie werden nicht nur weit mehr verschiedenartige
Ressourcentypen ausgetauscht, sondern bestimmte erhaltene Annehmlichkeiten können durch
eine breite Palette verschiedener anderer Ressourcen vergütet werden. Des weiteren gilt in der
Familie die strikte Regel der Reziprozität nur bedingt: Je länger die Partner einander Kredit
gewähren
8
, um so mehr weicht das Austauschmodell von einem kapitalistischen
Buchführungsmodell ab. Schließlich kann bezweifelt werden, ob Ehepartner tatsächlich
darauf bedacht sind, vom Partner ebenso viele Annehmlichkeiten zu erhalten, wie sie zu
geben bereit sind. Die Verhaltensweisen variieren je nach Zufriedenheit mit der Beziehung
auf einem Kontinuum von Austauschhandlungen bis zu spontan altruistischem Verhalten:
"Je harmonischer die Beziehung, um so dichter sind die Gefühle, Gedanken und Handlungen der Partner
miteinander verstrickt, um so eher wird eine gemeinsame Nutzenmaximierung anstelle einer egoistischen
Kosten-Nutzen-Rechnung verfolgt, um so vielfältiger die Ressourcen, die einander angeboten werden, um
so großzügiger die Kreditgebarung, um so eher fühlen sich die Partner für die Befriedigung der
Bedürfnisse des anderen verantwortlich und um so weniger werden Forderungen an den anderen
beachtet" (Kirchler 1989: 82).
Die hohe intrinsische Befriedigung, die aus der selbstlosen Gefälligkeit resultiert, kann u.U.
Anreiz genug sein, um dem anderen immer wieder Annehmlichkeiten zu bereiten
9
.
2.3.3 Der ökonomische Ansatz zur Erklärung von Ehescheidungen
Neben der Austauschtheorie, die sich eher aus der sozialpsychologischen Forschung
entwickelt hat, hat in der Familienforschung ein an ökonomischen Prinzipien orientiertes
Forschungsprogramm zunehmend an Bedeutung gewonnen. Die Übertragung der Überlegung,
menschliches Verhalten mit Hilfe des in der Ökonomie zur Erklärung von wirtschaftlichem
8
Nach dem ,,Kreditprinzip" sind Partner bestrebt, einander Annehmlichkeiten zukommen zu lassen, nehmen
Rücksicht aufeinander, warten aber auf die Erwiderung ihrer Bemühungen und gewähren dem anderen
langfristig Kredit, so dass eine Rückzahlung nicht unmittelbar erfolgen muß (Kirchler 1989).
9
Dass in intimen Beziehungen Altruismus in dem Sinne eines Handelns aus reinem Selbstzweck vorliegt, muss
jedoch bezweifelt werden: "Love appears to make human beings unselfish, since they themselves enjoy giving
pleasure to those they love, but this selfless devotion generally rests on an interest in maintaining the other's
love. Even a mother's devotion to her children is rarely entirely devoid of the desire to maintain their attachment
to her. Exchange processes occur in love relations as well as in social associations of only extrinsic significance.
Their dynamics, however, are different (...)" (Blau, 1964:76).

Alternative Attraktionen: Eine empirische Analyse zum Einfluss von Gelegenheitsstrukturen auf das Ehescheidungsrisiko
16
Handeln entwickelten Instrumentariums zu verstehen, auf familiales Verhalten ist dabei eng
mit den Arbeiten von Gary S. Becker (1976; 1981) verbunden.
Wie die Austauschtheorie geht auch die ökonomische Theorie der Familie von der Annahme
subjektiv-rational, unter Restriktionen handelnder Individuen aus. Scheidungen werden als
eine rationale Wahlhandlung aufgefasst und sind dann zu erwarten, wenn der ,,nachehelich"
zu erwartende Nutzen den Nutzenstrom innerhalb einer Beziehung übertrifft. Eine Scheidung
wird dann gewählt, wenn die Summe der Nutzenströme von Frau und Mann nach einer
Scheidung größer sind als in der Ehe (vgl. Hill/Kopp 1995: 216). Während bei der
Austauschtheorie die Ehequalität als zentrale Einflussgröße erscheint, ist dies bei der
Familienökonomie der Ehegewinn. Dieser ergibt sich als Nutzenstrom aus der Produktion
sämtlicher Haushaltsgüter (commodities). Die partnerschaftliche Interaktion steht hier
weniger im Mittelpunkt als die Bildung und Auflösung von Haushalten. Haushalte
konsumieren dabei nicht nur Güter, sie produzieren sie auch, allerdings nur solche, die nicht
am Markt erhältlich sind (z.B. Kinder, emotionale Befriedigung und Gesundheit), zumindest
nicht billiger im Sinne der Familienökonomie. An der Produktion der Haushaltsgüter sind am
Markt erhältliche Güter, die zur Produktion der Haushaltsgüter erforderliche Zeit sowie
Fähigkeiten und Kenntnisse der Haushaltsmitglieder beteiligt. Bei der Organisation der Arbeit
und der Ressourcen ist das Ziel der Haushaltsmitglieder, den Wohlstand des Haushaltes zu
maximieren.
Der Ertrag des Haushaltes ist von der Zusammensetzung der einzelnen Haushalte abhängig,
also letztlich von der Paarbildung auf dem Heiratsmarkt. Der Heiratsmarkt ist nach der
Familienökonomie jedoch kein ,,reiner Markt", in dem nur optimale Paarbildungen entstehen
und die einzelnen Personen keinen Anreiz haben, ihre jetzige Position zu verlassen, da ja kein
besserer Partner zu finden ist. Dies ist darauf zurückzuführen, dass es Suchkosten und
Unsicherheiten gibt, die durch unvollständige Informationen über die eigenen und die
Eigenschaften des Partners bei der Heirat oder durch nicht vorhergesehne Veränderungen des
Eigenschaften während der Ehe bedingt sein können. Hohe Suchkosten haben beispielsweise
Personen, die relativ früh heiraten; sie kennen weder den Ehepartner noch andere potenzielle
Partner sehr gut, so dass es nach der Heirat zu Enttäuschungen und infolge dessen zu einer
Ehescheidung kommen kann. Ferner hängt die Höhe des Ehegewinns von den in der
Paarbildung erzielten Eigenschaftskombinationen ab. Die Theorie postuliert für viele
Eigenschaften Komplementarität: es gesellt sich sozusagen ,,gle ich zu gleich".

Alternative Attraktionen: Eine empirische Analyse zum Einfluss von Gelegenheitsstrukturen auf das Ehescheidungsrisiko
17
Komplementäre Beziehungen ergeben sich aufgrund der Ressourcen Vermögen, Bildung,
körperliche Attraktivität, Intelligenz, Alter (Becker 1981: 14-37). Bei anderen
Handlungspotentialen, wie dem erzielbaren Markteinkommen, nimmt Becker jedoch
Substituierbarkeit an und geht eher von negativen Zusammenhängen zwischen dem
Einkommen des mehr verdienenden Haushaltsmitglieds und dem des Mitglieds mit
geringeren Arbeitsmarktchancen bei Eheschließungen aus. Vorteile durch arbeitsteilige
Kooperation können sich dann ergeben, wenn der Partner, der auf dem Markt weniger
verdienen kann, die Hausarbeit übernimmt.
Der familienökonomische Ansatz erlaubt nun, Ehen als instabil einzustufen, die nur einen
geringen Ehegewinn aufweisen, da sie über keine Absicherung gegenüber externen
Ereignissen verfügen. Diese Ehen sind krisenanfälliger, wenn unerwartete negative
Ereignisse, wie Krankheiten oder Arbeitslosigkeit, eintreten. Bestehen hingegen Barrieren
gegen eine Auflösung der Ehe, die dazu führen können, dass alternative Nutzenströme nicht
wahrgenommen werden, dann wird die Scheidungswahrscheinlichkeit vermindert. Ein
ehestabilisierender Effekt kommt ehespezifischen Investitionen zu (z.B. Kinder,
Hauseigentum, Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau, sexuelle Kompatibilität). Zum einen
erhöhen sie den Nutzenfluss in einer Beziehung, zum anderen können sie im Fall einer
Trennung verloren gehen (Hill/Kopp 1990: 231). Ehen werden also seltener geschieden, wenn
sich viel ehespezifisches Kapital angesammelt hat. Jedoch bleibt zu bedenken, dass eine
geringere Investition der Ehepartner auch eine Folge einer Instabilität oder Unsicherheit
bezüglich der Stabilität der Ehe sein kann.
Die Familienökonomie kann zudem den bei den meisten Ehejahrgängen sichelförmigen
Verlauf des Ehescheidungsrisikos mit der Ehedauer erklären (Wagner 1997: 99). Die relativ
starke Zunahme des Ehescheidungsrisikos in den ersten Ehejahren kommt dadurch zustande,
dass zu den anfänglich unvollständigen Informationen über die Eigenschaften des Partners
neue hinzukommen. Das Wissen über den Partner nimmt allerdings nicht stetig zu; so dass es
nach den ersten Ehejahren kaum noch weitere ,,Ent-Täuschungen" geben wird, die die
Wahrscheinlichkeit einer Ehescheidung erhöhen.
Eine zentrale Problematik der Anwendung der Familienökonomie bleibt jedoch, dass ,,die
häufig zu findenden statistischen Zusammenhänge zwischen soziodemographischen Variablen
und der Scheidungsrate nicht immer eindeutig theoretisch zuzuordnen sind, da sich dahinter

Alternative Attraktionen: Eine empirische Analyse zum Einfluss von Gelegenheitsstrukturen auf das Ehescheidungsrisiko
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verschiedene theoretische Mechanismen verbergen können" (Hill/Kopp 1990: 233). So erhöht
etwa die Frauenerwerbstätigkeit das verfügbare Haushaltseinkommen, verringert aber auch
die Möglichkeiten der Arbeitsteilung und verbessert die Alternativen zur Ehe für die
betreffenden Frauen. Problematisch bleibt auch der Zusammenhang des
Arbeitsteilungsargumentes (als optimal gilt eine negative Korrelation des potenziellen
Erwerbslohnes und eine vollständige Teilung der ehelichen Arbeiten) mit der Variablen
Schulbildung. Da hohe Schulbildung als komplementäre Eigenschaft gilt, wird ein positiver
Zusammenhang zwischen der Bildungshomogamie des Paares und der ehelichen Stabilität
erwartet. Jedoch hängen auch Schulbildung und die Möglichkeit des Lohnerwerbs stark
zusammen. Folglich könnte man hie r auch eine negative Korrelation zwischen
Bildungshomogamie und Ehestabilität erwarten.
2.3.4 Diskussion
Die makrotheoretischen Überlegungen, wie sie in Abschnitt 2.3.1 dargestellt worden sind,
suchen nach dem gesamtgesellschaftlichen Kontext, in dem sich Ehen befinden, und dessen
Einfluss auf die Ehestabilität. Sie allein können jedoch keine adäquate Erklärung der
Ehestabilität liefern, da zentrale Aspekte wie partnerschaftliche Interaktion und individuelle
Entscheidungshandlungen ausgeblendet werden. Sie beschreiben vielmehr die
soziostrukturellen Randbedingungen für Mikrotheorien wie die Austauschtheorie und die
Familienökonomie, die wiederum das gesellschaftliche Umfeld nur am Rande behandeln.
Den beiden Mikrotheorien ist gemein, dass sie die wesentlichen Bestimmungsgründe für die
Ehestabilität in der Attraktivität der bestehenden Ehe sowie in der Attraktivität der
Alternativen dazu sehen. Einerseits können Scheidungskosten oder Barrieren (,,push"
Faktoren) eine Trennung eher erschweren, andererseits können Alternativen zur bestehenden
Ehe (,,pull" Faktoren) - hierunter sind sowohl alternative Lebensformen (z.B. Alleinleben) als
auch das Vorhandensein von potenziellen Partnern zu verstehen - Personen von ihren Partnern
,,wegziehen". Im folgenden soll nun eben dieser Gesichtspunkt der alternativen Partner
bezüglich der rationalen Wahlhandlungen bei Partnerschaftsauflösungen sowie im Hinblick
auf den sozialstrukturellen Kontext, d.h. auf die wirksamen sozialen Strukturen, die die
Individuen in verschiedene biographische Bahnen lenken, näher betrachtet werden.

Alternative Attraktionen: Eine empirische Analyse zum Einfluss von Gelegenheitsstrukturen auf das Ehescheidungsrisiko
19
3
Alternative Attraktionen
3.1
Die Bedeutung von alternativen Partnern im Hinblick auf die Ehestabilität
3.1.1 Außereheliche Beziehungen
Der Einfluss des Vorhandenseins und der Wahrnehmung potenzieller Partner auf die Stabilität
von Partnerschaften soll zunächst im Zusammenhang mit dem Eingehen außerehelicher
Beziehungen diskutiert werden. Es soll hierbei u.a. der Frage nachgegangen werden, welche
Rolle ,,Drittpersonen" und Untreue generell bei Trennungsprozessen spielen.
Über die Häufigkeit außerehelicher Beziehungen ist wenig Verlässliches bekannt. Zwar wird
die Öffentlichkeit von Zeit zu Zeit durch Illustriertenartikel ,,geschockt", wissenschaftlich
verwertbare Ergebnisse gibt es aber nur wenige. Bei einer empirischen Analyse des
komplexen Verhaltensbereichs ,,Untreue" müssen Einschränkungen bei der Zuverlässigkeit
der Ergebnisse in Kauf genommen werden. Die empirischen Messinstrumente sind wenig
valide; repräsentative Studien über das Ausmaß partnerschaftlicher und insbesondere
ehelicher Untreue gibt es kaum. Hinzu kommt, dass in vielen Studien in den Samples eine
,,Überproportionierung von Untreuen" (Burkart 1991: 503) vorliegt; treue Eheleute sind
dagegen gewöhnlich unterrepräsentiert. Offen bleibt auch, inwieweit sich Ergebnisse über
,,lockere" Partnerschaften und nichteheliche Lebensgemeinschaften auf Eheverhältnisse
übertragen lassen. Unter diesem Blickwinkel sind auch die folgenden empirischen Ergebnisse
zu betrachten.
Kinsey (1948; 1953) gelangte Mitte des 20. Jahrhunderts zu dem Ergebnis, dass ein Viertel
der verheirateten Frauen und etwa die Hälfte der verheirateten Männer im Alter von 40 Jahren
mindestens eine außereheliche Beziehung unterhalten hätten. Seither wird für die USA
geschätzt, dass bei den Frauen eine Zunahme von etwa einem Drittel, bei den Männern ein
leichter Anstieg auf etwa 60 Prozent stattgefunden hat (Lawson/Samson 1988). Die
Wahrscheinlichkeit, dass zumindest einer der Ehepartner im Verlauf der Ehe eine
außereheliche Beziehung eingeht, wird auf 40 bis 76 Prozent geschätzt (vgl. Thompson 1983).
Schätzungen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, innerhalb eines einzelnen Ehejahres untreu
zu sein, kommen auf einen Wert von 5 Prozent (Greeley 1991). Hierzulande seien 56 Prozent
der Frauen und 55 Prozent der Männer in ihrem Leben schon einmal fremdgegangen ­ 41
Prozent der Frauen und 45 Prozent der Männer öfter als einmal (Brokmann 1992).
10
Nach
10
Diese Zahlen beziehen sich jedoch nicht explizit auf verheiratete Paare.

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Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2001
ISBN (eBook)
9783832449698
ISBN (Paperback)
9783838649696
Dateigröße
946 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität zu Köln – Philosophische Fakultät
Note
1,0
Schlagworte
partnerschaft familie trennung
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Titel: Alternative Attraktionen
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