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Ressourcenökonomie des Erdöls

©2001 Bachelorarbeit 78 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Gang der Untersuchung:
Inhalt der Arbeit ist eine ressourcenökonomische Betrachtung des Erdöls aus theoretischer, empirischer und politischer Sicht.
Im ersten Teil werden verschiedene theoretische ökonomische Sichtweisen der natürlichen Ressource Erdöl (Hotelling- und Adelman-Modell) vorgestellt, wobei vor dem Hintergrund der realen Situation die Marktstrukturen (vollständige Konkurrenz, Monopol, Oligopol) im Vordergrund stehen.
Im zweiten Teil wird die empirische Struktur des Erdölmarktes anhand von Angebots- und Nachfrageakteuren (Nationalstaaten, private Unternehmen und Endverbraucher) und deren Einflussfaktoren (strategische Interessen der Akteure, Kosten, Preise, politische Einflüsse und Substitutionsmöglichkeiten) betrachtet sowie ein Ausblick auf mögliche zukünftige Entwicklungstendenzen vorgestellt. Hierbei wird insbesondere der empirische Wert der theoretischen Überlegungen des ersten Teils überprüft.
Im dritten Teil werden politische Einflussmöglichkeiten auf den Erdölmarkt (Steuern, Zertifikate, Strategische Reserven und Innovationsstrategien) vorgestellt. Dabei werden anhand der Erkenntnisse des ersten und zweiten Teils politische Zielsetzungen erarbeitet und Handlungsempfehlungen vorgeschlagen. Grundsätzlich wird in diesem Zusammenhang die Sichtweise eines Importstaates eingenommen.

Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
EINLEITUNG1
I.THEORIE NICHT-ERNEUERBARER NATÜRLICHER RESSOURCEN2
1.Grundlagen
2.Reserven und Ressourcen
3.Allokation nicht-erneuerbarer Ressourcen5
a.Hotelling-Modell5
b.Parameteränderungen7
c.Adelman-Modell10
4.Allokation in Abhängigkeit von unterschiedlichen Marktstrukturen11
a.Monopol11
b.Oligopol12
ba.Spieltheoretische Grundlagen12
bb.Monopol/Kartell mit Wettbewerbsrand13
bc.Kooperative Strategien14
5.Fazit17
II.EMPIRIE19
1.Überblick über die Entwicklungstendenzen der letzten Jahre19
2.Angebot19
a.Struktur der Angebotsseite19
b.Einfluss von Kosten und Preisen21
c.(Strategische) Interessen und Verhalten der Anbieter24
ca.OPEC-Staaten24
cb.Nicht-OPEC-Staaten28
cc.Private Erdölgesellschaften31
d.Politische Einflüsse und Ölkrisen32
3.Nachfrage33
a.Struktur der Nachfrageseite33
b.Einflussfaktoren der Nachfrage34
c.Substitution des Erdöls durch alternative Energieträger36
4.Szenarien bezüglich Reserven, Produktion und Verbrauch40
5.Fazit45
III.POLITIK49
1.Ökonomische Auswirkungen der Ölpreisentwicklung49
2.Politische Konsequenzen der empirischen […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Einleitung

Erdöl ist der wichtigste Rohstoff der heutigen Zeit. Das 20. Jahrhundert wird dementsprechend auch als „das Jahrhundert des Erdöls“ bezeichnet (vgl. Yergin 1991, S. 15). In seinem Buch „The Prize“ schreibt Daniel Yergin zurecht, dass Erdöl es ermöglicht, wo und wie wir in der heutigen Zeit leben (vgl. Yergin 1991, S. 14).

Die Entwicklung des Erdölmarktes der letzten Jahrzehnte war ausgesprochen bewegt und hat die Öffentlichkeit stark beschäftigt. Seit 1973 erlebte der Markt drei Ölpreissprünge (1973/74, 1979/80 und 1990), Zusammenbrüche des Ölpreises (1986 und 1998), sogenannte „Embargos“ gegen einzelne Staaten, die mit politischen Forderungen verknüpft wurden sowie die allgemeine Angst, dass die begrenzte Ressource Erdöl bald erschöpft sein würde und der Preis somit eskalieren müsse. Nach einer zeitweiligen Beruhigung dieser Diskussion kamen in den letzten Jahren vermehrt Stimmen auf, die erneut vor einer Ressourcenknappheit warnten (so z. B. der Geologe Colin Campbell). Daneben hat sich der Ölpreis nach einer Tiefpreisphase in den Jahren 1998/99 bis September 2000 mehr als verdreifacht, was die Diskussion zusätzlich anheizte. Aus diesem Grund soll diese Arbeit nun einen näheren Blick auf den Erdölmarkt werfen.

Ziel der Arbeit ist eine ressourcenökonomische Betrachtung des Erdöls aus theoretischer, empirischer und politischer Sicht. Im ersten Teil sollen verschiedene theoretische ökonomische Sichtweisen der Ressource Erdöl vorgestellt werden, wobei vor dem Hintergrund der realen Situation die Marktstrukturen im Vordergrund stehen. Im zweiten Teil wird die empirische Struktur des Erdölmarktes anhand von Angebots- und Nachfrageakteuren und deren Einflussfaktoren betrachtet sowie ein Ausblick auf mögliche zukünftige Entwicklungstendenzen vorgestellt. Hierbei soll insbesondere der empirische Wert der theoretischen Überlegungen des ersten Teils überprüft werden. Im dritten Teil werden politische Einflussmöglichkeiten auf den Erdölmarkt vorgestellt, wobei anhand der Erkenntnisse des ersten und zweiten Teils politische Zielsetzungen erarbeitet und Handlungsempfehlungen vorgeschlagen werden. Dabei wird grundsätzlich die Sichtweise eines Importstaates eingenommen. Die klima- und umweltpolitische Problematik von Emissionen im Zusammenhang mit dem Erdölverbrauch soll trotz ihrer unbestreitbaren Bedeutung nicht näher thematisiert werden, da diese über die ressourcenökonomische Problemstellung hinaus gehen würde.

Teil I Theorie nicht-erneuerbarer natürlicher Ressourcen

I.1 Grundlagen

Natürliche Ressourcen oder Rohstoffe werden definiert als von der Natur bereitgestellte Produktionsfaktoren- und Konsumgüter (vgl. Siebert 1983, S. 2). Grundsätzlich kann man in der weitesten Definition des Begriffes vier verschiedene Formen natürlicher Ressourcen unterscheiden: regenerierbare und nicht-regenerierbare Bestandsressourcen, Stromressourcen und Boden. Hauptunterscheidungsmerkmale sind die Regenerierbarkeit innerhalb von menschlich relevanten Zeiträumen, die Rezyklierbarkeit sowie der Abhängigkeit der gegenwärtigen Verfügbarkeit von der Nutzung in der Vergangenheit (vgl. Ströbele 1995, S. 188; Endres/Querner 1993, S. 1-2). Des weiteren besteht die Möglichkeit der Untergliederung nach öffentlichen und privaten Gütern sowie nach Produktions- und Konsumgütern (vgl. Siebert 1983, S. 3). Diese Unterscheidung wird allerdings wegen der Überschneidung mit den oben genannten Kriterien als nicht zweckmäßig angesehen.

Als regenerierbare oder erneuerbare Ressourcen bezeichnet man Rohstoffe, die in biologischen Prozessen entstehen. Weil diese Ressourcen innerhalb von menschlich relevanten Zeiträumen nachwachsen, werden sie als regenerierbar betrachtet (vgl. Ströbele 1987, S. 4). Deswegen ist eine dauerhafte Nutzung des Bestandes möglich. Diese Kategorie umfasst lebendige Ressourcen aus Flora und Fauna wie Fische oder Holz (vgl. Endres/Querner 1993, S. 4).

Nicht-regenerierbare Ressourcen entstehen innerhalb geologischer Zeiträume, die zu lang sind, um für menschliche Entscheidungstatbestände relevant zu sein (vgl. Endres/Querner 1993, S. 3). Untergliedern lässt sich diese Kategorie in rezyklierbare (mineralische) Ressourcen wie Metalle und Erze sowie nicht-rezyklierbare Energieressourcen wie Erdöl, Erdgas oder Kohle. Erstere sind prinzipiell nach ihrer Verwendung in Produktions- und Konsumprozessen wiederverwertbar, wobei für die Rezyklierung der erneute Einsatz von Produktionsfaktoren notwendig wird (vgl. Ströbele 1987, S. 8). Energieressourcen werden hingegen bei ihrer Verwendung in Wärme umgewandelt und gehen dadurch als Abstrahlung für die weitere ökonomische Nutzung verloren (Ströbele 1995, S. 188).

Im Gegensatz zu den oben genannten Bestandsressourcen ist die gegenwärtige Verfügbarkeit von Stromressourcen unabhängig von der Nutzung in der Vergangenheit (Endres/Querner 1993, S. 3). In diese Kategorie fallen Energieflüsse wie Sonnen-, Gezeiten- und Windenergie sowie Erdwärme, die nicht rezyklierbar sind (vgl. Ströbele 1995, S. 188). Diese Nicht-Rezyklierbarkeit ist allerdings irrelevant aufgrund der Unabhängigkeit der heutigen Verfügbarkeit vom Gebrauch in der Vergangenheit.

Als separate Kategorie wird die Ressource Boden aufgeführt. Diese ist als die Erdoberfläche mit ihren natürlichen Eigenschaften zu definieren (vgl. Ströbele 1987, S. 5). Der Boden nimmt einen Sonderstatus ein, da er Charakteristika sowohl von Stromressourcen (gegenwärtige Verfügbarkeit ist unabhängig von der Nutzung in der Vergangenheit) als auch von Kapital (Veränderbarkeit der Bodenqualität durch Investition) aufweist (vgl. Endres/Querner 1993, S. 2; Ströbele 1987, S. 5).

Erdöl ist den nicht-regenerierbaren und nicht-rezyklierbaren Energieressourcen zuzurechnen (vgl. Ströbele 1995, S. 188). Zum einen ist es nicht in menschlich relevanten Zeiträumen erneuerbar und wird deswegen auch als gespeicherte Sonnenenergie vieler Millionen Jahre bezeichnet (vgl. Rempel 2000). Zum anderen ist Erdöl nach seiner Verwendung in Produktionsprozessen als Energieträger nicht mehr rezyklierbar (vgl. Ströbele 1995, S. 188)

Eine Besonderheit von natürlichen Ressourcen ist das intertemporale Allokationsproblem. In den Wirtschaftswissenschaften wird das Allokationsproblem für knappe wirtschaftliche Güter zumeist als statisches, einperiodiges Problem behandelt (Siebert 1983, S. 4). Im Gegensatz dazu stellt sich das Allokationsproblem bei natürlichen Ressourcen zusätzlich zwischen konkurrierenden Verwendungen über mehrere Perioden, da die gegenwärtige Nutzung einer natürlichen Ressource deren Verfügbarkeit in der Zukunft beeinflusst (vgl. Siebert 1983, S. 4-5). Das zentrale Problem der Ressourcenökonomie ist demnach die optimale Allokation des Bestandes einer Ressource über mehrere Perioden (vgl. Ströbele 1987, S. 14). Normativ stehen sich diesbezüglich zwei Grundhaltungen gegenüber: die neoklassische Ressourcenökonomie und die Ökologische Ökonomie. Vertreter der Ökologischen Ökonomie argumentieren, dass aus Gründen der intergenerationellen Gerechtigkeit eine Abdiskontierung von zukünftigem Nutzen unterbleiben sollte. Ein solches Vorgehen würde die gegenwärtige Generation gegenüber späteren bevorzugen. Die Möglichkeit der Substitution einer natürlichen Ressource durch Kapital wird skeptisch beurteilt (vgl. Bartmann 1994, S. 67). Demgegenüber argumentiert die neoklassische Ressourcenökonomie, dass auch bei einer Ungleichverteilung der natürlichen Ressource über die Zeit spätere Generationen nicht benachteiligt sind. Diese würden in Form eines durch frühere Generationen aufgebauten Kapitalstocks entschädigt. Außerdem hätte eine Gleichverteilung einer nicht-regenerierbaren Ressource auf alle Generationen einen Periodenkonsum von Null zur Folge (vgl. Feess 1998, S. 327). Das wäre ineffizient, da jede Generation besser gestellt werden könnte, ohne eine andere schlechter zu stellen. Im Folgendem soll, ohne die Diskussion zu vertiefen, aufgrund vorstehender Argumente normativ der neoklassischen Ressourcenökonomie gefolgt werden.

I.2 Reserven und Ressourcen

Grundsätzlich stellt sich das Problem, wie der Bestand eines Rohstoffes zu definieren ist. Dabei sind in Abhängigkeit des Grades an Gewissheit über die Vorkommen und deren ökonomischen Förderbarkeit die Begriffe Reserven und Ressourcen zu unterscheiden. Als Reserven werden die Rohstoffvorräte bezeichnet, die zum heutigen Zeitpunkt identifiziert (d. h. nachgewiesen oder durch Analogieschlüsse abgeleitet) und wirtschaftlich abbaubar sind, d. h. dass deren Marktpreise die Produktionskosten übersteigen (Wacker/Blank 1999, S. 3-4). Ressourcen bezeichnen hingegen die gesamte Menge der Rohstoffvorkommen auf der Erde (Wacker/Blank 1999, S. 4). Die Abgrenzung zwischen Reserven und Ressourcen und deren Größe ist jedoch nicht statisch, sondern unterliegt Veränderungen im Laufe der Zeit durch neue Exploration, Veränderungen der Marktpreise und Abbaukosten (vgl. Wacker/Blank 1999, S. 5).

Für den Rohstoff Erdöl ist insbesondere durch starke Marktpreisschwankungen eine Abgrenzung zwischen Reserven und Ressourcen besonders problematisch. Ein großer Teil der Offshore-Vorkommen ist beispielsweise erst ab ca. $12/barrel (b) wirtschaftlich förderbar (vgl. CGES 2000, S. 92). Somit wäre dieser Teil der Offshore-Reserven im Jahre 1999 bei einem Ölpreis von 10$/b zu den Ressourcen, im darauffolgenden Jahr bei einem Preis von bis zu $37/b zu den Reserven zu rechnen (Zahlen nach o. V. 2001h, S. 1). Daneben ist zwischen konventionellem und nicht-konventionellem Erdöl (Erdölvorkommen von Schweröl, Schwerstöl, Ölsanden und Ölschiefer etc.) zu unterscheiden (vgl. Campbell 1997, S. 121). Die Vorkommen des nicht-konventionellem Erdöl übersteigen nach Schätzungen der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) die Menge an konventionellem Erdöl, sind aber zumeist nur mit höheren Kosten zu fördern (vgl. o. V. 1998, S. 19). Daneben ist das Abbauprofil langsamer und die Förderung umweltschädlicher (vgl. Campbell 1997, S. 121-124). Aus diesen Gründen wird es in vielen Reservenschätzungen des Erdöls nicht aufgeführt. Im weiteren Verlauf der Arbeit beziehen sich alle Angaben auf das konventionelle Erdöl, soweit nicht explizit etwas anderes angegeben ist. Aber auch konventionelles Erdöl ist im strengen Sinne kein homogenes Gut, sondern unterscheidet sich bezüglich Qualität und Förderkosten. Bei Berücksichtigung dieser Differenzen lässt sich die Einstufung von Erdöl als homogenes Gut rechtfertigen (vgl. Blank 1994, S. 66). Im weiteren Verlauf beziehen sich alle Preisangaben auf die weltweit führende Nordseesorte Brent, sofern nicht eine andere Sorte genannt wird.

Reserven können grundsätzlich auf zwei Arten vergrößert werden: durch Neuentdeckungen von Ölfeldern und durch Reservenwachstum („field growth“) in bestehenden Feldern (vgl. o. V. 1998, S. 18; Kasten 2000, S. 210). Dieses field growth kann durch verbesserte Förder- und Explorationstechnologien, die eine bessere Ausbeute von bestehenden Feldern ermöglichen, durch Preiserhöhungen beim Erdöl, die die Förderung von zuvor unökonomischen Ölvorkommen attraktiv machen und durch eine Korrigierung einer zu niedrigen ursprünglichen Reservenschätzung resultieren (vgl. Kasten 2000, S. 210; Campbell 1997, S. 174). Eine zu niedrige Schätzung der Reserven resultiert häufig aus der Tatsache, dass nur solche Reserven angegeben werden, die mit einer Wahrscheinlichkeit von 90% förderbar sind („proved reserves“). Die beste Schätzung ist hingegen durch die mittlere Wahrscheinlichkeit gegeben (vgl. Campbell 1997, S. 174). Problematisch ist, dass für wenige der erdölproduzierenden Staaten zuverlässige Reservenstatistiken existieren (vgl. Adelman 1995b, S. 15). In diesem Zusammenhang wird vermutet, dass viele Staaten ihre Reserven aus politischen Gründen übertreiben. Auch private Erdölgesellschaften können Interesse an überhöhten Reservenangaben haben, um so den Börsenwert der Firma steigern zu können (vgl. o. V. 2000i, S. 46).

Die geläufigste Kennziffer für die Verfügbarkeit von Erdöl ist die statische Reichweite oder das Reserven-Produktionsverhältnis. Diese ist der Quotient aus den aktuellen Reserven und der jährlichen Produktion. Sie gibt somit an, über wie viele Jahre Erdöl bei konstantem Verbrauch verfügbar ist (vgl. Wacker/Blank 1999, S. 2-3). Diese Sichtweise ist problematisch, da sowohl Förderung als auch Reserven dynamische Größen sind (vgl. Kehrer 2000). Aufgrund der Veränderung der Größen waren die in der Vergangenheit veröffentlichten statischen Reichweiten zu kurz und als Kennziffer für die Verfügbarkeit von Erdöl unbrauchbar (vgl. Hempel 2000). Die weit verbreiteten Befürchtungen einer Ressourcenknappheit, wie etwa des Club of Rome, erwiesen sich deswegen als falsch (vgl. Wacker/Blank 1999, S. 3). Um so erstaunlicher ist es, dass auch heute noch vielfach mit dem „Argument“ der statischen Reichweite vor zukünftiger Ressourcenknappheit gewarnt wird (so z. B. bei Jung u. a. 2000, S. 124). Aus diesen Gründen sind statistische Reichweiten nur als Momentaufnahme zu betrachten, die in bezug auf den tatsächlichen Erschöpfungszeitpunkt tendenziell eine Untergrenze darstellen.

I.3 Allokation nicht-erneuerbarer Ressourcen

I.3.a) Hotelling-Modell

Das Hotelling-Modell basiert auf der neoklassischen Ressourcentheorie, die eine Erweiterung des neoklassischen Paradigmas auf das Gebiet der natürlichen Ressourcen darstellt (vgl. Junkernheinrich/Karl/Klemmer 1995, S. 90). Die Allokation von nicht-erneuerbaren Ressourcen unterscheidet sich in diesem Modell von der beliebig reproduzierbarer Güter (vgl. Wacker/Blank 1999, S. 8). Während letztere in der mikroökonomischen Theorie auf vollkommenen Wettbewerbsmärkten entsprechend der „Preis=Grenzkosten“-Regel angeboten werden, muss bei nicht-erneuerbaren Ressourcen der gegebene Bestand und dessen Nicht-Erneuerbarkeit (Ressourcenrestriktion) berücksichtigt werden (vgl. Wacker/Blank 1999, S. 8-9). Da eine heute konsumierte Einheit der Ressource für die zukünftige Nutzung nicht mehr zur Verfügung steht, sind neben den Grenzkosten der Extraktion auch die Opportunitätskosten der entgangenen zukünftigen Nutzung (auch Schattenpreis, Nutzungskosten oder Hotel-lingrente) zu berücksichtigen (vgl. Wacker/Blank 1999, S. 9, 14). Diese zusätzlichen Opportunitätskosten haben zur Folge, dass bei ansonsten gleichen Bedingungen zu einem bestimmten Zeitpunkt von einer nicht-erneuerbaren Ressource eine geringere Menge zu einem höheren Preis angeboten wird als von beliebig reproduzierbaren Gütern (vgl. Wacker/Blank 1999, S. 9-10)

Dem Hotelling-Modell liegen folgende Annahmen zugrunde: vollkommene Konkurrenz unter den Anbietern der Ressource, fixe und bekannte Reserven, konstante und für alle Anbieter identische Kosten der Förderung sowie perfekte Zukunftsmärkte, d. h. Ausgleich von Angebot und Nachfrage durch einen „walrasianischen Auktionator“ (vgl. Wacker/Blank 1999, S. 15).

In einem vereinfachten Zwei-Perioden-Fall ohne Produktionskosten steht ein Anbieter vor der Wahl, eine Einheit der Ressource heute zu einem Preis von p0 zu verkaufen und den Gewinn auf dem Kapitalmarkt zu einem Zinssatz r anzulegen oder die Ressourceneinheit in der nächsten Periode zum Preis von p1 zu verkaufen. Die Anbieter werden unter Arbitragegesichtspunkten so lange anbieten, bis die Gleichgewichtsbedingung p0(1+r)=p1 erfüllt ist (vgl. Siebert 1983, S. 21). Es lässt sich zeigen, dass der Preis der Ressource mit dem Zinssatz r ansteigt, wobei dp die Preissteigerungsrate darstellt: dp=(p1-p0/p0)=r (vgl. Siebert 1983, S. 22). Dies gilt auch für den Fall mit Produktionskosten, in dem nicht der gesamte Ressourcenpreis mit dem Zinssatz ansteigt, sondern nur der über die Grenzkosten der Produktion hinausgehende Schattenpreis. Dieser Zusammenhang zwischen Schattenpreis und Zinssatz wird als Hotelling-Regel bezeichnet (vgl. Wacker/Blank 1999, S. 20). Bei einem konstanten Nachfrageverhalten folgt aus diesem Modell, dass im Zeitablauf die Fördermengen sinken und die Preise steigen (vgl. Siebert 1983, S. 22). Im Falle einer substitutionalen Produktionsfunktion nimmt deswegen die Faktorintensität (Kapital/Ressourcen-Verhältnis) im Zeitablauf zu (vgl. Junkernheinrich/Karl/Klemmer 1995, S. 90).

Es lässt sich zeigen, dass die einzelwirtschaftliche Lösung des Hotelling-Modells auch gesamtwirtschaftlich optimal ist, solange vollkommene Wettbewerbsbedingungen vorliegen und der Marktzins der sozialen Diskontrate entspricht (vgl. Wacker/Blank 1999, S. 21). Somit ist bei vollständigem Wettbewerb eine zentrale Steuerung des Ressourcenangebotes überflüssig, da der Markt für eine optimale Allokation sorgt (Feess 1998, S. 335).

I.3.b) Parameteränderungen

Das Hotelling-Modell kommt zu dem Ergebnis, dass der vollkommene Wettbewerb eine optimale Allokation nicht-erneuerbarer Ressourcen unter den gegebenen Annahmen ermöglicht. Diese Annahmen sind allerdings sehr restriktiv. Deswegen soll im folgenden die Auswirkung von Abweichungen in einzelnen Annahmen diskutiert werden. Die Auswirkung von abweichenden Marktstrukturen wird aufgrund ihrer fundamentalen Bedeutung für den Erdölmarkt in einem späteren Kapitel separat behandelt.

Im bisherigen Modell werden für alle Marktteilnehmer gleiche und konstante Kosten der Produktion angenommen. Angenommen sind nun unterschiedliche, aber konstante Kosten der Extraktion und gleiche Rohstoffqualitäten für zwei Rohstofflager. In diesem Fall ist es effizient, das günstigere Rohstofflager zuerst vollständig abzubauen, bevor aus dem teureren gefördert wird. Die nominalen Kosten sind beim früheren Abbau des günstigeren Lagers zwar ebenso hoch wie beim früheren Abbau des teureren, durch die Abdiskontierung zukünftiger Gewinne und Kosten sind die realen Kosten im ersteren Fall jedoch geringer (vgl. Endres/Querner 1993, S. 45-46). Des weiteren würden bei vollständiger Konkurrenz solche Anbieter vom Markt verdrängt werden, die nur über relativ teure Rohstofflager verfügen, da sie aufgrund des Kostennachteils nicht zum Wettbewerbspreis anbieten könnten.

Im Hotelling-Modell wird eine konstante Menge von Reserven unterstellt. Dies ist problematisch, da Reserven im Laufe der Zeit ausgeweitet werden können (vgl. I.2). Durch neue Reserven entsteht ein Angebotsschock, aufgrund dessen die Marktpreise sinken und die Anbieter ihre zukünftigen Gewinnerwartungen senken müssen (vgl. Endres/Querner 1993, S. 57). Wenn die neuen Reserven im Kalkül der Anbieter berücksichtigt sind, entsteht ein neuer Hotelling-Preispfad, der wie im klassischen Modell mit dem Zinssatz steigt, allerdings wegen des gefallenen Ausgangspreises unterhalb des alten verläuft (vgl. Endres/Querner 1993, S. 57-58).

Analog verläuft die Argumentation bei technischem Fortschritt, durch den die Abbaukosten sinken. Da die Hotelling-Regel verlangt, das die abdiskontierten Gewinne in jeder Periode gleich sein müssen, dämpfen die sinkenden Abbaukosten den Preisanstieg über die einzelnen Perioden (vgl. Endres/Querner 1993, S. 59). Außerdem kann durch technischen Fortschritt auf der Nachfrageseite eine bestehende Ressourcenmenge effizienter genutzt werden, so dass die Ressourcenrestriktion verringert wird. Demgegenüber wird sich im Fall von Bevölkerungswachstum die Ressourcenrestriktion verschärfen, da die zu Verfügung stehende Ressourcenmenge auf eine höhere Anzahl von Verbrauchern zu verteilen ist (vgl. Ströbele 1987, S. 32).

Das Hotelling-Modell behandelt eine Ressource, für die keine Substitute existieren. Mit Einführung einer Backstop-Technologie wird diese Annahme aufgehoben. Diese Technologie ist ein nicht-erschöpfliches Substitut zur natürlichen Ressource, welches zu konstanten Grenz-kosten produziert werden kann (vgl. Endres/Querner 1993, S. 60-61). Eine solche Backstoptechnologie könnte die Nutzung von Stromressourcen wie Sonnen- oder Windenergie beinhalten, die als nicht-erchöpflich anzusehen sind. Unter der Annahme, dass die Backstop-Technologie bei vollkommenem Wettbewerb angeboten wird, stellen deren Grenzkosten eine Preisobergrenze für die natürliche Ressource dar, so dass die natürliche Ressource ab einem bestimmten Preisniveau nicht mehr attraktiv ist (Wacker/Blank 1999, S. 43). Um einen effizienten Preis- und Abbaupfad der natürlichen Ressource zu gewährleisten, muss diese in einer ersten Phase bis zum Erreichen der Grenzkosten der Backstop-Technologie vollständig abgebaut sein. Der Preispfad bei Existenz einer Backstoptechnologie verläuft deswegen unterhalb des ursprünglichen Preispfades. Somit ist der Ressourcenpreis bei Vorhandensein einer Backstoptechnologie in jeder Periode geringer und der Verbrauch höher als ohne Backstoptechnologie. Die natürliche Ressource ist somit früher erschöpft (vgl. Wacker/Blank 1999, S. 43-44). Die stärkere Nutzung der natürlichen Ressource in der ersten Phase ermöglicht eine höhere Kapitalakkumulation. Diese ist notwendig, um die Backstop-Technologie in der zweiten Phase zu nutzen, da diese Technologie einen zusätzlichen Kapitaleinsatz im Vergleich zur Nutzung der natürlichen Ressource benötigt (vgl. Ströbele 1987, S. 30).

Die Erhebung von Steuern wird im allgemeinen mit der Notwendigkeit staatlicher Einnahmen sowie der Internalisierung externer Effekte im Sinne von Pigou begründet (Wacker/Blank 1999, S. 87). Im Fall der Besteuerung natürlicher Ressourcen wird häufig ein weiterer Grund angeführt: die Umverteilung der Hotellingrente zugunsten des Importstaates (vgl. Wacker/Blank 1999, S. 87-88). Daneben ist mit einer Besteuerung auch eine Stabilisierung der Preise für Endprodukte zu erreichen (vgl. III.3.a).

Eine Besteuerung ist auf drei verschiedene Arten denkbar. Im Rahmen einer Rentensteuer wird der Gewinn aus dem Erdölgeschäft als Bemessungsrundlage herangezogen (vgl. Endres/Querner 1993, S. 88). Eine solche Besteuerung dient nur der Abschöpfung der Hotellingrente und hat keinen Einfluss auf das Angebotsverhalten (Wacker/Blank 1999, S. 44). Ein konstanter Steuersatz kann von dem Barwert der Gewinne abgezogen werden, so dass eine zeitliche Verlagerung des Angebotes den Gewinn nicht verändert (vgl. Endres/Querner 1993, S. 88).

Eine Beeinflussung des Angebotsverhalten ist durch die Erhebung von Mengen- oder Wertsteuern zu erreichen (vgl. Wacker/Blank 1999, S. 44). Dabei ist es unerheblich für das Angebot, ob die Besteuerung beim Export oder beim Import/Verbrauch ansetzt. Distributiv unterscheiden sich die Alternativen durch das Anfallen des Steueraufkommens im Import- oder Exportstaat. Daneben verbessern sich im Falle der Importsteuer durch den Rückgang der Nachfrage nach dem importierten Rohstoff die Terms of Trade des Importstaates (vgl. Siebert 1983, S. 309).

Bei einer Mengensteuer wird die angebotene Menge als Bemessungsgrundlage für die Besteuerung herangezogen (Endres/Querner 1993, S. 88). Vor der Einführung der Steuer ist der Anbieter indifferent zwischen dem Verkauf der Ressource in der heutigen oder in der nächsten Periode. Durch die Einführung der Steuer bleibt der undiskontierte Periodengewinn zwar gleich, allerdings ist der abdiskontierte Wert der Steuer in der heutigen Periode größer. Dementsprechend lohnt es sich, das Angebot in die Zukunft zu verlagern. Des weiteren verteuert sich durch die Weitergabe der Steuer an den Konsumenten die Ressource, so dass ein reduzierter Einsatz und die Verwendung von Alternativen attraktiver wird (vgl. Endres/Querner 1993, S. 89).

Eine Wertsteuer hingegen wird auf den Preis der Ressource erhoben (vgl. Endres/Querner 1993, S. 90). Wie bei der Mengensteuer wird eine Verlagerung des Angebotes in die Zukunft attraktiver. Im Hotelling-Modell steigt die Steuerlast je Mengeneinheit zwar im Laufe der Jahre proportional zum Preis an. Allerdings steigt der Preis weniger stark als der Zins und die Grenzgewinne, so dass der abdiskontierte Wert der Steuerlast über die Perioden sinkt. Die Folge ist wie bei der Mengensteuer ein höherer Preis in der ersten Periode und eine Verlagerung des Angebotes in die Zukunft (vgl. Endres/Querner 1993, S. 90-91). Allerdings gilt dieses Ergebnis nur dann, wenn keine Produktionskosten vorliegen, da ohne Produktionskosten der Preis dem Schattenpreis entspricht (vgl. Wacker/Blank 1993, S. 46).

Bisher wurde davon ausgegangen, dass eine eindeutige und exklusive Verteilung der Eigentumsrechte gegeben ist. Diese Voraussetzung ist in der Realität allerdings nicht immer gegeben, da häufig verschiedene Produzenten auf ein Vorratslager zugreifen (vgl. Ströbele 1987, S. 72-73). Bei einer solchen Konstellation spricht man von einem Common-Pool-Problem. In diesem Fall wird die Ressource meistens zu schnell erschöpft, da eine Einheit nicht wie im Falle exklusiver Eigentumsrechte für eine zukünftige Nutzung in der Erde belassen werden kann. Die in der Erde belassenen Einheiten würden von einem anderen Produzenten gefördert werden. Jeder Produzent hat dementsprechend einen Anreiz, seine Produktion auf Kosten der anderen Produzenten auszuweiten (vgl. Ströbele 1987, S. 73). Des weiteren führt die beschleunigte Förderung zu einer Steigerung der Abbaukosten. Die Kostensenkungen, die im Fall mit eindeutigen Eigentumsrechten im Laufe der Zeit durch bessere Abbautechnologien auftreten, sind aufgrund der kürzeren Abbauzeit nicht zu realisieren. Im Falle eines Common-Pool-Problems ist die intertemporale Allokation aufgrund des zu schnellen und zu teuren Abbaus der Ressource nicht mehr effizient (vgl. Ströbele 1987, S. 73).

Veränderungen der Diskontrate führen zu Abweichungen des Preispfades, da der Schattenpreis der Ressource entsprechend der Hotelling-Regel mit dem Zinssatz ansteigen muss (Wacker/Blank 1999, S. 39). Wenn die einzelwirtschaftliche Diskontrate über der gesamtwirtschaftlichen liegt, wird die Ressource aus gesamtwirtschaftlicher Sicht zu schnell und somit nicht effizient abgebaut (vgl. Endres/Querner 1993, S. 70). Eine zu hohe private Diskontrate kann zum Beispiel in einer Risikoaversion der Anbieter begründet sein (vgl. Endres/Querner 1993, S. 76-77). Des weiteren wird vielfach nicht die gesamte intertemporale Knappheit der Ressource berücksichtigt, die sich im Fall des Erdöls auf mehrere Generationen und sich somit außerhalb der Lebenserwartung eines Produzenten erstreckt (vgl. Feess 1998, S. 324-325).

I.3.c) Adelman-Modell

Eine alternative Sichtweise zu dem Hotelling-Modell formuliert M. A. Adelman. Grundsätzlich sind Rohstoffe wie Erdöl nicht erschöpflich. Deswegen sind die Ressourcenknappheit und die daraus folgende optimale intertemporale Allokation Phantomprobleme, die auf der falschen Annahme basieren, dass nur eine fixe Menge von Erdöl verfügbar ist (vgl. Adelman 1995b, S. 11). Deswegen kann man auch nicht von einem zu schnellen oder zu langsamen Ressourcenabbau sprechen. Der Preis eines Rohstoffs bestimmt sich nur durch seine Knappheit aufgrund von Angebot und Nachfrage sowie der Marktstruktur (vgl. Adelman 1995b, S. 1).

Wenn die Produktionskosten und damit die Preise eines Rohstoffes soweit steigen, dass keine Nachfrage mehr entsteht, wird der Rohstoff trotz seiner physischen Existenz nicht mehr gefördert. Deswegen ist ein Rohstoff nicht erschöpflich (vgl. Adelman 1995b, S. 11). Wenn keine Ressourcenrestriktion existiert, kann dementsprechend kein Schattenpreis und keine Notwendigkeit für langfristig steigende Rohstoffpreise bestehen (vgl. Adelman 1995b, S. 2). Die Produktionsmenge wird deswegen nur von Kosten und Preisen beeinflusst (vgl. Adelmann 1995b, S. 11). Der Preis bestimmt sich wie bei beliebig reproduzierbaren Gütern bei vollkommenem Wettbewerb aus den Grenzkosten der Produktion (vgl. Adelman 1995b, S. 13). Diese bestimmen sich insbesondere durch die Grenzkosten für das Hinzufügen von Reserven, da die operativen Förderkosten nur einen geringen Teil der Gesamtkosten der Erdölproduktion ausmachen (vgl. Adelman 1995b, S. 34). Reserven sind deswegen erneuerbar und werden nicht gefunden, sondern durch Investitionen geschaffen (vgl. Adelman 1995b, S. 13, 17). Dementsprechend hängt die Reservenentwicklung von der Attraktivität der Investition, der Kapitalrendite, ab (vgl. Adelman 1995b, S. 18). Reserven können dabei durch Neufunde, Entwicklung bestehender Felder oder durch Kauf erworben werden. Da diese drei Möglichkeiten Substitute sind, nähern sich ihre Preise an. Diese Grenzkosten dieser drei Substitute sind Indikatoren der Knappheit von Erdöl, so dass sie im Fall von steigender Knappheit der Ressource ebenfalls ansteigen müssten (vgl. Adelman 1995b, S. 20). Weil diese Kosten der Reservenvergrößerung aber im Laufe der Zeit gefallen sind, gibt es keine zunehmende Knappheit von Erdöl (vgl. Adelman 1995b, S. 27). In der Zeit nach 1945 liegen Grenzkosten des Hinzufügens von Reserven aber weit unterhalb der Marktpreise für Erdöl. Aus diesem Grund kann die Entwicklung der Grenzkosten die Preisentwicklung nach 1973 nicht erklären. Die Preisentwicklung nach 1973 ist vielmehr eine Folge der veränderten Marktstruktur (vgl. Adelman 1995b, S. 1-3).

I.4 Allokation in Abhängigkeit von unterschiedlichen Marktstrukturen

Weil die Erdölvorkommen über die Erde sehr ungleich verteilt sind, wird der Erdölmarkt häufig als natürliches Oligopol betrachtet (vgl. Blank 1994, S. 4). Zur Analyse der Allokation des Erdöls ist deshalb die Ressourcenökonomie um eine Betrachtung der Marktstrukturen zu ergänzen (vgl. Blank 1994, S. 5). Im Zentrum der Analyse soll dabei die Angebotsseite stehen, die als dominierende Einflussgröße der Marktentwicklung gilt (vgl. Blank 1994, S. 57). Zunächst soll auf das Monopol als Extremfall gegenüber dem vollständigen Wettbewerb eingegangen werden. Im Anschluss werden Oligopolmodelle besprochen, welche die reale Situation am besten abbilden (vgl. Blank 1994, S. 74).

I.4.a) Monopol

In den statischen Modellen der Mikroökonomie bietet der Monopolist im Vergleich zum vollständigen Wettbewerb geringere Mengen zu höheren Preisen an. Angewandt auf die Ressourcenökonomie wird daraus häufig geschlussfolgert, dass für den Fall monopolistischer Marktstrukturen ein verringertes Angebot und damit eine bessere Ressourcenschonung resultiert (vgl. Ströbele 1987, S. 66). Die Richtigkeit dieser Schlussfolgerung ist allerdings abhängig von den Annahmen bezüglich der Nachfrageelastizität. Im Falle isoelastischer Nachfrage steigt der Preis wie im Hotelling-Modell mit dem Zinssatz, so dass Preis und Angebotsmenge im Zeitablauf nicht von dem Fall vollkommener Konkurrenz abweichen (vgl. Siebert 1983, S. 246). Für den Fall der elastischen Nachfrage steigt der Preis hingegen weniger stark als der Zinssatz, so dass der Ausgangspreis im Monopol höher sein muss als bei vollständiger Konkurrenz, um ein Gleichgewicht im Zeitverlauf zu ermöglichen. Hierbei trifft die Vermutung eines langsameren Ressourcenabbaus im Monopolfall also zu, was jedoch gesamtwirtschaftlich nicht effizient ist, da das Wohlfahrtsoptimum im Wettbewerbsfall erreicht wird (vgl. Wacker/Blank 1999, S. 37). Aufgrund der im Zeitablauf auftretenden Substitutionsmöglichkeiten für eine Ressource ist aber eine elastische Nachfrage und damit eine stärkere Ressourcenschonung im Monopolfall wahrscheinlicher, was die ursprüngliche Überlegung bestätigen würde (vgl. Endres/Querner 1993, S. 82). Im folgenden wird deshalb im Monopolfall von einem langsameren Ressourcenabbau bei zugleich höheren Preisen ausgegangen.

I.4.b) Oligopol

I.4.ba) Spieltheoretische Grundlagen

Zur Modellierung der Oligopolsituation wird auf das Konzept der dynamischen Spiele zurückgegriffen (vgl. Wacker/Blank 1999, S. 48). Dabei wählen die Spieler Strategien (Entscheidungsregeln), um ihre Zielgröße (z. B. maximaler Barwert des Gewinns) zu optimieren. Entscheidend für die Wahl der Strategien sind die im Rahmen der Informationsstruktur zur Verfügung stehenden Informationen. Die Wahl der Informationsstruktur im Modell beeinflusst unmittelbar die Gleichgewichtslösung (vgl. Blank 1994, S. 62-63). Voraussetzung für eine akzeptable Gleichgewichtslösung ist, dass diese dynamisch nicht inkonsistent ist. Dies setzt zum einen die Zeitkonsistenz der Lösung voraus, dass heißt die ursprünglich gewählte Strategie bleibt auch dann optimal, wenn diese zu einem beliebigen Zeitpunkt neu festgelegt wird (vgl. Blank 1994, S. 63.) Zum anderen muss das Kriterium der Teilspielperfektheit erfüllt sein. Dieses trifft zu, wenn die Strategie optimal bleibt, obwohl der Systemzustand nicht mit der prognostizierten Entwicklung übereinstimmt oder andere Spieler von ihrer gewählten Strategie abweichen (vgl. Blank 1994, S. 64-65).

Bei einer Open-Loop-Informationsstruktur werden nur die Anfangswerte der Variablen (z. B. die Ressourcenausstattung) berücksichtigt. Dementsprechend werden die Strategien zum Zeitpunkt t0 von den Spielern festgelegt, ohne dass auf später erhältliche Informationen reagiert werden kann (vgl. Wacker/Blank 1999, S. 49). Aus diesem Grund ist die Zeitkonsistenz einer Lösung nur dann gewährleistet, wenn perfekte Zukunftsmärkte existieren oder die Strategiewahl der Spieler unveränderlich ist (vgl. Blank 1994, S. 64). Außerdem sind Open-Loop-Strategien normalerweise nicht teilspielperfekt, da die Korrektur von Fehlinformationen im Zeitpunkt t0 innerhalb des Zeitablaufes nicht mehr berücksichtigt werden kann (vgl. Blank 1994, S. 65).

Im Rahmen einer Feedback-Informationsstruktur können die Akteure auch auf den aktuellen Zustand reagieren (vgl. Wacker/Blank 1999, S. 49). Daher sind Lösungen im Rahmen dieser Struktur automatisch teilspielperfekt. Feedback-Strategien sind aber nur in Ausnahmefällen analytisch lösbar, weshalb auf eine nähere Betrachtung verzichtet wird (vgl. Blank 1994, S. 65). Wenn die Lösungen im Rahmen einer Open-Loop-Informationsstruktur zumindest zeitkonsistent sind, kann man mit Open-Loop-Strukturen jedoch ähnlich gute Ergebnisse erzielen wie mit Feedback-Strukturen (vgl. Blank 1994, S. 100).

Bei Gleichgewichtsstrategien innerhalb einer Open-Loop-Informationsstruktur sind Nash-Cournot- und Stackelberg Strategien zu unterscheiden. In ersterem Fall versuchen die Akteure ihren Gewinn bei gegebener Angebotsmenge der anderen Anbieter zu maximieren (vgl. Blank 1993, S. 83). Im Stackelberg-Fall hingegen ist sich der dominierende Anbieter seines Einflusses auf den Wettbewerbsrand bewusst und berücksichtigt somit dessen Reaktion auf seine Mengen- bzw. Preisentscheidung in t0 (Blank 1994, S. 94). Stackelberg-Strategien führen allerdings zum Teil zu nicht zeitkonsistenten Ergebnissen. Dies trifft auch für den empirisch wichtigen Fall zu, in dem das Kartell über eine große Ressourcenausstattung verfügt (vgl. Groot/Withagen/Zeeuw 2000, S. 222). Aus diesem Grund werden im folgenden nur Nash-Cournot Strategien betrachtet.

I.4.bb) Monopol/Kartell mit Wettbewerbsrand

Zunächst soll das in a) vorgestellte Monopolmodell um einen Wettbewerbsrand ergänzt werden, wobei weiterhin der Hotelling-Logik gefolgt wird. Dabei steht einem dominierenden Anbieter (Monopolist oder homogenes Kartell) eine Gruppe von kleinen Anbietern gegenüber, die aufgrund ihrer Größe keinen Einfluss auf den Preis hat und sich somit als Mengenanpasser verhält. Subtrahiert man das Angebot des Wettbewerbsrandes von der Gesamtnachfrage, erhält man die Restnachfrage. Gegenüber diesem Teil der Nachfrage kann sich der dominierende Anbieter monopolistisch verhalten (vgl. Wacker/Blank 1999, S. 48). Für die Nachfrage wird ein linearer Verlauf angenommen (vgl. Wacker/Blank 1994, S. 50). Die Nachfrage kann sowohl durch alleinige Produktion des Kartells, durch alleinige Produktion des Wettbewerbsrandes oder parallele Produktion beider Gruppen befriedigt werden, wobei die Gruppen im Zeitablauf ihre Ressourcen vollständig abbauen müssen (vgl. Wacker/Blank 1999, S. 53).

Wacker/Blank leiten aus Ihrem Modell drei Schlussfolgerungen ab. Erstens wird nach der Aufnahme der Produktion durch eine Produzentengruppe diese bis zur Erschöpfung der Ressource fortgesetzt, weil ansonsten die Annahme der Stetigkeit der Preispfade verletzt wird (Wacker/Blank 1998, S. 56). Zweitens kann nach der alleinigen Produktion einer Gruppe nicht direkt die alleinige Produktion der anderen Gruppe folgen, sondern es muss zunächst eine Phase mit paralleler Produktion stattfinden (Wacker/Blank 1998, S. 57). Drittens müssen beide Gruppen während des gesamten Zeitraums produziert haben, wenn beide auch zum Zeitpunkt der Ressourcenerschöpfung produzieren (vgl. Wacker/Blank 1998, S. 58).

Aus diesen Schlussfolgerungen ergeben sich fünf mögliche Reihenfolgen des Angebotes im Zeitablauf:

1. Kartell Þ paralleles Angebot Þ Wettbewerbsrand
2. Wettbewerbsrand Þ paralleles Angebot Þ Kartell
3. paralleles Angebot Þ Kartell
4. paralleles Angebot Þ Wettbewerbsrand
5. paralleles Angebot

Die tatsächliche Reihenfolge bestimmt sich durch die relative Größe der Ressourcen und den Extraktionskosten von Kartell und Wettbewerbsrand (vgl. Wacker/Blank 1999, S. 58). In Abhängigkeit von diesen Größen ergeben sich neun theoretisch denkbare Fälle (vgl. Wacker/Blank 1999, S. 60). Diese Lösungen sind zwar nicht teilspielperfekt, da nur der Anfangszustand des Systems berücksichtigt ist, aber dennoch zeitkonsistent (vgl. Blank 1994, S. 94). In der Realität sind die Produktionskosten in den OPEC-Staaten meist geringer als die der Nicht-OPEC-Produzenten und die Reserven der OPEC liegen deutlich über den der Nicht-OPEC-Staaten (vgl. o. V. 2000i, S. 28-29; vgl. Anhang). Aus diesem Grund erscheint von den theoretisch denkbaren Fällen die Lösung mit einer großen Ressourcenausstattung und niedrigeren Extraktionskosten des Kartells (OPEC) gegenüber dem Wettbewerbsrand am realistischsten. In diesem Fall ergibt sich die Reihenfolge paralleles Angebot Þ Kartell (vgl. Wacker/Blank 1999, S. 60). Eine Kartellbildung ändert also die Produktionsreihenfolge gegenüber der Situation der vollkommenen Konkurrenz deutlich. Daher ist die Produktionsreihenfolge nicht mehr effizient. Bei vollständigem Wettbewerb würden zunächst die großen Anbieter aufgrund ihrer geringeren Produktionskosten anbieten, dann erst die kleineren Anbieter mit den höheren Produktionskosten, da eine parallele Produktion bei unterschiedlichen Kosten nicht effizient ist (vgl. I.3.b).

Für den angesprochenen Fall ist anzunehmen, dass vor der Kartellbildung lediglich die späteren Kartellmitglieder aufgrund ihrer Kostenvorteile am Markt vertreten waren. Durch die Kartellbildung erhöht sich der Marktpreis, so dass bei entsprechendem Umfang der Marktpreiserhöhung auch die Produktion des Wettbewerbsrandes attraktiv wird. Durch die Kartellbildung profitiert also der Wettbewerbsrand, der ohne Kartellbildung möglicherweise nicht am Markt vertreten wäre (vgl. Wacker/Blank 1999, S. 62). Allerdings profitiert ein Mitglied des Wettbewerbsrandes nicht von einem Beitritt zum Kartell (vgl. Blank 1994, S. 91).

I.4.bc) Kooperative Strategien

In obigem Modell verhalten sich die Anbieter nicht kooperativ. Zwar schließen sich verschiedene Anbieter zu einem Kartell zusammen, dieser Zusammenschluss agiert aber wie ein homogener Anbieter am Markt (vgl. I.4.bb). In diesem Abschnitt wird nun die kooperative Struktur eines Kartells betrachtet.

Grundsätzlich dient ein Kartell dazu, durch die Reduzierung der Produktion den Marktpreis über dem Wettbewerbsniveau und somit über den Grenzkosten zu halten (vgl. Adelman 1995b, S. 6). Dabei fallen einem Kartell zwei Aufgaben zu. Zum einen ist die optimale Preis-Mengen-Kombination zu finden und umzusetzen. Zum anderen sind aufgrund der Reduzierung der Produktion die Marktanteile im Kartell aktiv zu verteilen, was im Wettbewerbsfall automatisch geschieht (vgl. Adelman 1995b, S. 30). Da der Marktpreis nun aber über den Grenzkosten liegt, ist es für jedes Kartellmitglied attraktiv, mehr als seinen zugeteilten Marktanteil zu produzieren. Ein Kartell ist deswegen grundsätzlich instabil (vgl. Adelman 1995b, S. 31). Souveräne Staaten als Anbieter können ein effektiveres Kartell bilden als private Anbieter, da sie von keiner übergeordneten Autorität kontrolliert werden (vgl. Adelman 1995b, S. 31-32). Dies trifft insbesondere für Entwicklungsländer zu, da diese wenig ökonomische Verflechtungen mit den Industrieländern haben. Die ökonomischen Auswirkungen eines hohen Ölpreises in den Industrieländern sind in diesem Fall von geringer Bedeutung für die Produzenten (vgl. Adelman 1995b, S. 32).

Grundsätzlich stehen einem Kartell zwei Strategiealternativen zu Verfügung. Im Rahmen einer Preisstrategie wird ein Zielpreis festgelegt und die Angebotsmenge des Kartells in Form von Förderquoten der einzelnen Kartellmitglieder angepasst (vgl. Blank 1994, S. 17). Alternativ zu den Quoten kann auch ein einzelner Produzent oder eine Gruppe von Produzenten (Swing Produzent(en)) seine Produktion entsprechend anpassen (vgl. Blank 1994, S. 29). Der Nachteil einer Preisstrategie ist darin zu sehen, dass das Kartell kurzfristig Marktanteile verliert, da aufgrund der höheren Preise die Produzenten außerhalb des Kartells ihre Produktion ausweiten werden. Allerdings würde das Kartell langfristig Marktanteile gewinnen, da die Produzenten außerhalb des Kartells ihre Ressourcen schneller ausbeuten. Eine weitere Gefahr besteht darin, dass die Verbraucherstaaten als Reaktion auf die hohen Preise verstärkt Alternativtechnologien entwickeln und so die Erdölvorkommen entwertet würden (vgl. Blank 1994, S. 29).

Eine Mengenstrategie hat hingegen das Ziel, einen Marktanteil für das Kartell zu erreichen, der dem Kartell eine marktbeherrschende Stellung ermöglicht (vgl. Blank 1994, S. 17). Der Vorteil dieser Strategie ist darin zu sehen, dass Anbieter mit höheren Produktionskosten nicht mehr wettbewerbsfähig sind und aus dem Markt ausscheiden. Außerdem würden Explorationsaktivitäten außerhalb des Kartells aufgrund der mangelnden Attraktivität zurückgefahren, was den Marktanteil des Kartells auch mittelfristig steigern würde (vgl. Blank 1994, S. 29). Allerdings ist bei steigender Produktion aufgrund der sinkenden Preise mit deutlich fallenden Einnahmen zu rechnen.

Die Verhandlungsmacht eines Anbieters innerhalb eines Kartells ist um so größer, je höher Produktion, Reserven sowie Überkapazitäten und je geringer die Förderkosten sind (vgl. Blank 1994, S. 69). Überkapazitäten sind notwendig, um ein glaubwürdiges Drohpotential zu gewinnen (vgl. Adelman 1995b, S. 6). Falls andere Mitglieder des Kartells sich nicht an die Förderquoten halten, können Anbieter mit Überkapazitäten die Produktion zur Abschreckung ausweiten. Über die fallenden Preise wird das Kartell diszipliniert (vgl. Adelman 1995b, S. 246). Eine Möglichkeit, die strategische Orientierung einzelner Staaten zu bestimmen, ist das Ausmaß an Überkapazitäten (vgl. Adelman 1995a, S. 237). Staaten mit hohen Überkapazitäten werden strategisch als „Tauben“, solche mit wenig Überkapazität als „Falken“ bezeichnet. „Falken“ sind grundsätzlich an höheren Preisen interessiert, da sie aufgrund ihrer relativ hohen Kapazitätsauslastung nicht von steigenden Mengen profitieren. Allerdings sind sie nicht bereit, die Last in Form von einer geringeren Kapazitätsauslastung zu tragen (vgl. Adelman 1995b, S. 246).

Aus der Vielzahl der Spieltheoretischen Modelle für den Erdölmarkt in der Literatur soll im Folgenden ein Strategisches Verhandlungsspiel-Modell von Blank (1994) vorgestellt werden. Dabei wird die OPEC in drei unterschiedliche Interessengruppen von Anbietern eingeteilt, die untereinander Koalitionen eingehen können. Im Modell sind alle denkbaren Koalitionen zugelassen, wobei die Koalitionen sich zueinander nicht kooperativ verhalten (vgl. Blank 1994, S. 140). Low-Absorber verfügen über sehr große Pro-Kopf Ressourcen, geringe nationale Absorptionsfähigkeit, ein hohes Reserven/Produktionsverhältnis, Kapitalanlagen in den OECD-Staaten und eine niedrige Zeitpräferenzrate (vgl. Blank 1994, S. 33-34). Innerhalb der High-Absorber werden die Gruppen der Preis- und Outputmaximierer unterschieden. Erstere verfügen über eine relativ geringere Reservenausstattung pro Kopf, ein niedriges Reserven/Produktionsverhältnis, eine hohe Zeitpräferenzrate und wenig Kapitalanlagen in den OECD Staaten (vgl. Blank 1994, S. 32). Outputmaximierer hingegen haben einen hohen Pro-Kopf-Ressourcenbestand, ein hohes Reserven/Produktionsverhältnis, teilweise Kapitalanlagen in den OECD Staaten und eine mittlere bis hohe Zeitpräferenzrate (vgl. Blank 1994, S. 33). Für die Nachfrage wird ein linearer Verlauf angenommen (vgl. Blank 1994, S. 143).

Es lässt sich zeigen, dass der Gesamtnutzen bei einer Koalition aller Gruppen (große Koalition) am größten ist. Dabei profitieren die Low-Absorber am meisten von der Koalitionsbildung. Aus diesem Grund sollten sie auch das größte Interesse an der Kartellstabilität haben. Allerdings kann jede Gruppe ihren Gewinn zu Lasten der anderen steigern, wenn sie die Koalition verlässt, solange die restlichen Gruppen in der Koalition verbleiben. Die Preismaximierer profitieren von einem Verlassen der großen Koalition am meisten. Da bei jeder Koalition der Preismaximierer mit jeweils einer weiteren Gruppe sich beide teilnehmenden Gruppen verschlechtern würden, bildet sich nach Ausscheiden der Preismaximierer aus der großen Koalition eine Zweierkoalition zwischen Low-Absorbern und Outputmaximierern, der die Preismaximierer allein gegenüberstehen. Diese Struktur ist stabil, da sich weder die Preismaximierer durch Wiedereintreten in die Koalition noch die Low-Absorber und Outputmaximierer durch Auflösen ihrer Koalition verbessern können (vgl. Blank 1994, S. 145). Dieses Ergebnis bleibt auch dann erhalten, wenn man das Oligopol um einen Wettbewerbsrand ergänzt, dessen Anbieter als Preisnehmer agieren (vgl. Blank 1994, S. 148).

I.5 Fazit

Erdöl ist grundsätzlich den nicht-erneuerbaren und nicht-rezyklierbaren Ressourcen zuzuordnen. Beim Bestand des Rohstoffes sind die gesicherten und wirtschaftlich förderbaren Reserven von der Gesamtmenge der Vorkommen, den Ressourcen, zu unterscheiden. Beide Größen verändern sich im Laufe der Zeit aufgrund von Neuentdeckungen und Neubewertungen bestehender Vorkommen und sind aufgrund der Datenlage objektiv nur eingeschränkt bestimmbar.

Bezüglich der Allokation nicht-erneuerbare Ressourcen stehen sich zwei gegensätzliche Sichtweisen gegenüber. In der klassischen ressourcenökonomischen Sicht des Hotelling-Modells unterscheiden sich natürliche Ressourcen erheblich von der Allokation beliebig reproduzierbarer Güter. Wegen des fixen Bestandes besteht das Hauptproblem in der intertemporalen Allokation der Ressource über mehrere Perioden. Aufgrund dieser absoluten Knappheit der Ressource existiert ein Schattenpreis, der im Laufe der Zeit mit dem Zinssatz ansteigt. Auch bei Veränderung von Parametern des Modells bleibt diese Grundaussage erhalten, wobei sich die Allokation verändern kann. Technischer Fortschritt, Entwicklung von Backstoptechnologien und neue Reserven führen zu niedrigeren Preispfaden. Eine steigende Diskontrate und Common-Pool-Probleme führen zu einem schnelleren Abbau der Ressource, eine Mengen- oder Wertbesteuerung zu einem langsameren Abbau bei höheren Preisen. Im Falle unterschiedlicher Produktionskosten werden die Vorkommen mit niedrigeren Kosten zuerst ausgebeutet.

[...]

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2001
ISBN (eBook)
9783832448967
ISBN (Paperback)
9783838648965
DOI
10.3239/9783832448967
Dateigröße
632 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Trier – unbekannt
Erscheinungsdatum
2002 (Januar)
Note
1,0
Schlagworte
ressourcenökonomie reserven ressourcen erdöl rohöl
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Titel: Ressourcenökonomie des Erdöls
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