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Die Veränderung des Business to Business (B2B) Marketing bei Automobilzulieferbetrieben durch Strategien der Hersteller und Electronic Business

©2001 Diplomarbeit 77 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Der Markt der Automobilindustrie befindet sich in einem umfassenden Umstrukturierungsprozess. Die Hersteller verfolgen Plattformstrategien und verwenden vermehrt Baukastensysteme. Sie konzentrieren sich auf ihre Kernkompetenzen, wie das Design, das Fahrwerk und den Antrieb der Fahrzeuge und binden ihr Markenimage an die Kernkompetenzen. Von den Zulieferbetrieben wird verlangt, den Hersteller weltweit an allen Produktionsstätten mit Teilen und Komponenten versorgen zu können.
Die Internationalisierung von Markt und Konkurrenz verlangt neue Marktstrategien von den Herstellern und auch von den Zulieferbetrieben. Die Ansprüche der Hersteller steigen, die Zulieferindustrie wird immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt. Insbesondere die kleinen und mittelständischen Unternehmen haben hier Probleme. Von den rund 800 Automobilzulieferunternehmen in Nordrhein-Westfalen mit bis zu 500 Mitarbeitern gehören 90% zu den Betroffenen. Die immer schneller wachsende Internet-Ökonomie ist neben den Veränderungen des Marktes ein Auslöser für diese Prozesse. Electronic Business Lösungen verstärken diesen Effekt, sollen aber unter den Gesichtspunkten Geschwindigkeit, Globalität, Wachstum und Kostensenkung zu einer Verbesserung der Geschäftsergebnisse beitragen. Aufgrund der Unternehmens- und Kapitalstruktur sind die Herstellerbetriebe in der Regel die Agierenden. Die Automobilzulieferbetriebe sind gezwungen sich im Bereich Electronic Business und dessen Implementierung in den Geschäftsprozess nach den Vorgaben der Hersteller zu richten. Vor allem die Electronic-Business-Einkaufspraktiken der Herstellerbetriebe lösen eine überdurchschnittlich hohe Unzufriedenheit bei den Zulieferbetrieben aus. Das Bestellverhalten und die Handhabbarkeit der Online-Formulare wird bemängelt. Die Entwicklung der Vertriebs- und Logistikkosten wird noch schlechter bewertet. Die Spitze der Unzufriedenheit bildet der durch Electronic-Business inszenierte Preiswettbewerb unter den Zulieferbetrieben. Über eine längerfristige Planung der Hersteller sind die Zulieferbetriebe nur selten informiert. Unsicherheit herrscht vor.
Ziel der Diplomarbeit ist es, den Zulieferbetrieben mögliche Strategien beziehungsweise Maßnahmen aufzuzeigen, den durch die Herstellerbetriebe ausgelösten Druck wirksam zu entgegnen. Der Einfluss von Electronic-Business-Lösungen auf das Marketing der Automobilzulieferbetriebe wird untersucht. Im Vorfeld wird Electronic Business und […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


1. Einleitung

Der Markt der Automobilindustrie befindet sich bereits seit einiger Zeit in einem umfassenden Umstrukturierungsprozeß. Heute sind weltweit noch 16 Hersteller auf dem Markt tätig. Durch Übernahmen und Fusionen wird für das Jahr 2005 eine weitere Reduzierung auf weltweit zehn tätige Hersteller erwartet. Beispiele hierfür sind BMW mit Rover und Daimler Benz mit Chrysler. Die Hersteller errichten Produktionsstätten in neuen Märkten und tätigen zunehmend einen weltweiten Einkauf von Komponenten und Teilen. Dies entspricht einer allgemeinen Tendenz zur Globalisierung, einer Internationalisierung der Märkte und der Produktion. Weiterhin verfolgen sie Plattformstrategien und verwenden vermehrt Baukastensysteme. Sie konzentrieren sich auf ihre Kernkompetenzen, wie das Design, das Fahrwerk und den Antrieb der Fahrzeuge und binden ihr Markenimage an die Kernkompetenzen. Von den Zulieferbetrieben wird verlangt, den Hersteller weltweit an allen Produktionsstätten mit Teilen und Komponenten versorgen zu können. Qualität zu liefern ist selbstverständlich und nicht mehr ausschlaggebend für eine Beauftragung. Die Internationalisierung von Markt und Konkurrenz verlangt neue Marktstrategien von den Herstellern und auch von den Zulieferbetrieben. Begriffe wie Kundenorientierung, Produktvielfalt, technische Komplexität, Preiswettbewerb, Vertrieb und Logistik rücken in den Mittelpunkt. Die Ansprüche der Hersteller steigen, die Zulieferindustrie wird immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt. Insbesondere die kleinen und mittelständischen Unternehmen haben hier Probleme. Von den rund 800 Automobilzulieferunternehmen in Nordrhein-Westfalen mit bis zu 500 Mitarbeitern gehören 90% zu den Betroffenen.[1]

Die immer schneller wachsende Internet-Ökonomie ist neben den Veränderungen des Marktes ein Auslöser für diese Prozesse. Electronic Business Lösungen verstärken diesen Effekt, sollen aber unter den Gesichtspunkten Geschwindigkeit, Globalität, Wachstum und Kostensenkung zu einer Verbesserung der Geschäftsergebnisse beitragen. Aufgrund der Unternehmens- und Kapitalstruktur sind die Herstellerbetriebe in der Regel die Agierenden. Die Automobilzulieferbetriebe sind gezwungen sich im Bereich Elec- tronic Business und dessen Implementierung in den Geschäftsprozess nach den Vor- gaben der Hersteller zu richten.

Die Ergebnisse von Electronic-Business-Strategien im Geschäftsprozess des Business to Business (B2B) Bereichs der Automobilindustrie sind nicht immer unproblematisch, wie die Untersuchung der Forschungsstelle Automobilwirtschaft Bamberg[2]anhand des Supplier Satisfaction Index 2001 zeigt. Die Zulieferbetriebe haben die tägliche Zusammenarbeit mit den Herstellerbetrieben auf einer fünfstufigen Ratingskala bewertet. Hier wird deutlich, daß vor allem die Electronic-Business-Einkaufspraktiken der Herstellerbetriebe eine überdurchschnittlich hohe Unzufriedenheit bei den Zulieferbetrieben auslösen. So wird das Bestellverhalten und die Handhabbarkeit der Online-Formulare bemängelt. Die Entwicklung der Vertriebs- und Logistikkosten wird noch schlechter bewertet. Die Spitze der Unzufriedenheit bildet der durch Electronic-Business inszenierte Preiswettbewerb unter den Zulieferbetrieben. Über eine längerfristige Planung der Hersteller sind die Zulieferbetriebe nur selten informiert. Unsicherheit herrscht vor.

Ziel der Diplomarbeit ist es, den Zulieferbetrieben mögliche Strategien beziehungsweise Maßnahmen aufzuzeigen, den durch die Herstellerbetriebe ausgelösten Druck wirksam zu entgegnen. Hierzu muß der Einfluß von Electronic-Business-Lösungen auf das Marketing der Automobilzulieferbetriebe untersucht werden. Deshalb wird im Vorfeld, in Kapitel 2, Electronic Business und Electronic Commerce sowie deren Bedeutung für die Automobilindustrie erläutert. Kapitel 3 befaßt sich mit den technischen Grundlagen und Möglichkeiten. Deren Problematik für die Automobilindustrie, insbesondere für die Zulieferunternehmen, wird untersucht. Wichtig sind in diesem Zusammenhang Electronic Data Interchange, Automotive / European Network Exchange, Business to Business Marktplätze. Daran anschließend werden in Kapitel 4 die Auswirkungen auf die Marketing-Mix Elemente der Automobilzulieferbetriebe dargestellt. Aus dem Anwendungs- bereich des Electronic Business und den Einflüssen auf das Marketing ergeben sich Problemstellungen, für die in Kapitel 5 Lösungen erörtert werden.

2. Electronic Business und Electronic Commerce

Effizientes Management von Lieferbeziehungen ist ohne Electronic Business und Elec- tronic Commerce heute kaum noch denkbar. Sie sind weltweit bedeutend für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Die Begriffe Electronic Business und Electronic Commerce sind nur schwer voneinander abzugrenzen. Sie werden in Büchern, wissenschaftlichen Abhandlungen, in Fachzeitschriften und in der Praxis oft synonym verwendet. Eine Trennung der Begriffe ist aber sinnvoll, um Verständnisschwierigkeiten und Mißverständnissen vorzubeugen.

2.1 Definition und wichtige Begriffe des Electronic Business

Electronic Business ist im Vergleich zu Electronic Commerce übergeordnet zu sehen. Das heißt, Electronic Commerce ist ein Teil des Electronic Business. Electronic Business, oder auch E-Business genannt, ist der Oberbegriff für die Digitalisierung sämtlicher Geschäftsprozesse durch neue, elektronische Medien. Gemeint ist jede Art von geschäftlicher Transaktion, bei der die Beteiligten auf elektronischem Wege miteinander kommunizieren und Daten austauschen. In den 70er und 80er Jahren wurden die Geschäftsabläufe durch intern vernetzte Datenverarbeitung optimiert. Die Vernetzung mit Kunden war nur in seltenen Fällen denkbar. Heute stehen mit dem Durchbruch des Internets eine Reihe von neuen, vergleichsweise günstigen und einfachen Technologien zur Verfügung, die eine durchgängige elektronische Abbildung der Geschäftsprozesse über die gesamte Wertschöpfungskette[3]innerhalb und außerhalb eines Unternehmens theoretisch auf einfache Weise ermöglichen.

Raum und Zeit spielen kaum noch eine Rolle. Schnelligkeit und globale Präsenz sind im Electronic Business Zeitalter entscheidende Wettbewerbsfaktoren. Abbildung 1 zeigt die Einbettung des Unternehmens in seine Umwelt. Electronic Business hat Einfluß auf diese und verändert sie.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1 : Die Reichweite von Electronic Business im Umfeld der Unternehmung[4]

Die elektronische Abbildung der Geschäftsprozesse betrifft die gesamte Wertschöpfungskette. Electronic Business Lösungen brauchen aus diesem Grund eine strategische Ausrichtung, da sie sowohl vom Ablauf als auch vom Aufbau nachhaltig in die Organisation eines Unternehmens eingreifen.

Im Electronic Business Bereich trifft man im Zuge der Digitalisierung von Prozessen auf eine Vielzahl neuer Begriffe. Die wichtigsten sollen hier kurz erläutert werden:

- Enterprise Resource Planning (ERP)

Enterprise Resource Planing ist ein System zur internen Unternehmensplanung, -steuerung, -abwicklung und -kontrolle, oder eine betriebswirtschaftliche Unter- nehmenssoftware, die die Planung und Steuerung betriebswirtschaftlicher Bedarfe und Kapazitäten übernimmt. Verschiedene Funktionsbereiche des Unternehmens werden integriert. Beispiel: Aus den in Fertigungsaufträgen verwendeten Stücklisten wird automatisch ein Materialbedarf generiert, der einen Beschaffungsvorgang (Bestellung) auslöst. Neben der logistischen Seite (Produktion, Beschaffung, Vertrieb, Lagerung) können auch Werteflüsse in das System integriert werden. Neben der Abbildung von Mengen wird dann auch die Finanzbuchhaltung und die Kostenrechnung widergespiegelt.[5]Firmen, die eine solche Software entwickeln sind zum Beispiel SAP, Oracle und Baan.

­ Customer Relationship Management (CRM)

Hierbei handelt es sich um Softwareprogramme, die als primäres Ziel haben, Unternehmen bei der Verwirklichung von mehr Kundenorientierung zu unterstützen. Sie integrieren Anwendungen und Funktionen aus Vertrieb, Marketing und Service, so daß für alle Mitarbeiter ein einheitlicher Blick auf die Kundenbasis entsteht.[6]In die Kundenbewertung werden auch nicht monetäre Bewertungskriterien mit einbezogen. Zum Beispiel die Marktposition und die Reputation des Kunden in der Branche. Der Langfristigkeit der Beziehung zum Kunden wird hier eine hohe Bedeutung beigemessen.

® Supply Chain Management (SCM)

Mit Supply Chain Management wird die Erweiterung der elektronischen Geschäftsbeziehungen auf die gesamte Wertschöpfungskette angestrebt, vom Zulieferer über das Lager bis hin zur Produktion und andere Beteiligte, vom Back End ("hinteres Ende", also beim Rohstofflieferanten angefangen) bis zum Front End, an dem der Kunde sich beraten läßt und kauft. Unternehmensprozesse sollen mit Supply Chain Management transparent gemacht (klassische ERP Systeme verwalten die Daten meist nur) und damit ein enorm hoch geschätztes Sparpotenzial verwirklicht werden. Voraussetzung für ein gelungenes Supply Chain Management ist die Integration der elektronischen Systeme aller Beteiligten.[7]Weitere Voraussetzung ist die Bereitschaft der Unternehmen zur Kooperation und zur Offenlegung aller notwendigen Prozesse. Bindeglied ist hier eine allgemein verfügbare und übergreifende Kommunikationsplattform. In der Automobilindustrie findet Electronic Data Interchange hier die größte und am weitesten verbreitete Anwendung. Neue Kommunikations- und Handelsplattformen sind auf dem Vormarsch. Vergleiche hierzu Kapitel 3ff.

Den beteiligten Geschäftspartnern wird im Idealfall ermöglicht gemeinsam Ziele zu verfolgen und zu realisieren. Basis sind gemeinsame Planungsaktivitäten und eine gemeinsame Wissensdatenbank (Knowledge Management). Diese Schaffung einer Prozeßtransparenz über Funktions- und Unternehmensgrenzen hinaus erhöht die Kunden- zufriedenheit und führt zu einer Verbesserung der Kostensituation. Die Unternehmen sind mit einem integrierten Supply Chain Management in der Lage, sich ändernden Marktsituationen schneller anzupassen. Rentabilität und Wachstum werden dadurch ge-sichert. Für Marktforscher stehen und fallen alle Electronic Business Ansätze mit einem funktionierenden Supply Chain Management.[8]

¯ Knowledge Management

Knowledge Management ist für ein funktionierendes Supply Chain Management und damit auch für das Electronic Business wichtig. Wissen muß über die gesamte Wertschöpfungskette einer Unternehmung jederzeit für alle Mitarbeiter transparent sein. Das heißt, innerhalb der Unternehmung müssen Informationen den Mitarbeitern ohne lange Suchprozesse zu Verfügung stehen und abrufbereit sein. Oft sind Mitarbeiter in Unternehmen unentbehrlich, weil sie ihre eigene Handschrift haben und ihr Wissen verstecken. Den Kooperationspartnern innerhalb der Wertschöpfungskette muß beispielsweise über eine Datenbank Wissen jederzeit wechselseitig zur Verfügung stehen. Verstecktes Wissen in einer Unternehmung führt zu Ineffizienz.

° Electronic Procurement

Unter Electronic Procurement versteht man die Unterstützung des Beschaffungsprozesses zwischen Unternehmen. Von der Bedarfserkennung bis zur Zahlung wird durch Informationstechnologie, insbesondere der Internettechnologie, die Beschaffung elek- tronisch geregelt. Das heißt, es bieten sich für alle Phasen der Markttransaktion Einsatzmöglichkeiten von Electronic Procurement Systemen.[9]Durch die Automati- sierung des Beschaffungsprozesses können vor allem Prozesskosten reduziert werden. Diese belaufen sich im allgemeinen je nach Branche auf rund 150 bis 250 Mark pro Transaktion. Laut Forrester Research[10]lassen sich diese Kosten durch webbasierte Handelslösungen um bis zu 90 Prozent senken. Geschätzt wird, daß ein Bestellvorgang, der vormals sieben Tage dauerte, mit Electronic Procurement nicht mehr als zwei Tage in Anspruch nehmen wird. Weitere Vorteile sind die erhöhte Effizienz durch den Wegfall von Papierkatalogen sowie die Möglichkeit von Echtzeitinformationen über Preise und Verfügbarkeit. Electronic Procurement gilt deshalb als einer der zukunftsträchtig- sten Business to Business Märkte.

Beim Bestelldatenaustausch werden schon seit Jahren die Übermittlung und der Austausch von Geschäftsdokumenten elektronisch durch den Einsatz von EDI-Systemen unterstützt. Insbesondere in der Automobilindustrie. Die Einführung von EDI-Lösungen bringt jedoch verhältnismäßig hohe Kosten mit sich (Vergleiche Kapitel 3.1).

Damit sie langfristig zum Erfolg führen und nicht nur Kosten verursachen sind Electronic Business Ansätze / Lösungen auch eine Management Sache. Electronic Business bedarf eines genauen Supply Chain Managements sowie einer genauen Planung und Strategie. Abbildung 2 berücksichtigt zur Einbettung des Unternehmens in seine Umwelt zusätzlich die inneren Veränderungen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Der Einflußbereich von Electronic Business[11]

2.1.1 Die gegenwärtige und zukünftige Bedeutung des Electronic Business

Gegenwärtig:

Die Quantität und Qualität von Informationen nimmt in der Informationsgesellschaft neue Dimensionen an. Informationen waren nie zuvor so umfangreich und gleichzeitig so konzentriert verfügbar. Wissen und Informationen stehen nahezu kostenlos für jeden zur Verfügung und sind insbesondere durch das Internet orts- und zeitunabhängig geworden. Durch die Informationsgesellschaft werden gesellschaftspolitische, volkswirtschaftliche und betriebswirtschaftliche Bereiche nicht nur beeinflußt, sondern nachhaltig verändert. Gewohnte Strukturen und Wirkungszusammenhänge werden durch Electronic Business in Frage gestellt, da Transaktionen und Interaktionen zwischen Wirtschaftssubjekten durch Digitalität, Vernetzung und Globalität neuen Regeln und Gesetzmäßigkeiten folgen. Wirtschaftliche Strukturen ändern sich. Electronic Business verändert die Geschäftsbeziehungen und die Art und Weise, wie Leistungsaustauschprozesse angebahnt, abgewickelt und aufrechterhalten werden.[12]Unternehmen haben die Veränderungen sowohl im strategischen als auch im operativen Bereich entsprechend anzunehmen.

Etablierte Märkte geraten durch Globalisierung und geringe Markteintrittsbarrieren für andere Unternehmen in Gefahr. Strategische Allianzen auf internationaler Ebene, sowie verstärkte Übernahme- und Fusionsaktivitäten der Unternehmen sind die Folge. Dies gilt in der Automobilbranche sowohl für die Automobilhersteller als auch für die großen kapitalstarken Zulieferbetriebe, die in diesem Bereich agieren.

Die kleinen und mittelständischen Zulieferbetriebe geraten dadurch in Zugzwang. Sie fühlen sich unter Druck gesetzt und beklagen ihre Abhängigkeit von den Vorgaben der Hersteller, die durch Electronic Business verstärkt wird.

Zukünftig:

Electronic Business und dessen Implementierung in den Geschäftsprozeß steht weltweit vor einem weiterhin starken Wachstum. Nach Forrester Research[13]lagen die weltweiten Umsätze im Geschäft mit Electronic Business im Jahr 2000 bei 657 Milliarden US $. Für das Jahr 2004 wird eine Ausweitung auf 6,8 Billionen US $ prognostiziert. Davon entfallen ca. 50% auf die Region Nordamerika. An zweiter Stelle folgt der Asien-Pazifik-Raum mit einem erwarteten Umsatz von 1,6 Billionen US $. Japan soll diese Region mit einem Umsatz von 880 Milliarden US $ dominieren. In Westeuropa sollen die Umsätze im Electronic Business eine Höhe von 1,5 Billionen US $ erreichen. Deutschland ist hier die umsatzstärkste Nation, gefolgt von Großbritannien, Frankreich, Italien und den Niederlanden. Folgende Abbildung verdeutlicht dies. Die Angaben sind in Milliarden US $.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Prognostiziertes weltweites Wachstum des Electronic Business[14]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Betrachtet man den deutschen Markt einmal genauer, so ergibt sich aus einer Studie der Metagroup[15], in der 1170 Unternehmen in Deutschland über den Einsatz und die Planung einer Geschäftsstrategie für Electronic Business befragt wurden, folgendes Bild: 64% der Unternehmen haben noch keine Strategie für den Einsatz einer Electronic Business Lösung geplant.

Abbildung 4: Geplante E-Business Geschäftsstrategie in deutschen Unternehmen[16]

Das Potential für Electronic Business Strategien in Deutschland ist hoch. Unternehmen, die auch weiterhin keine Aktivitäten in diesem Bereich planen, werden ihre Wett- bewerbsfähigkeit einbüßen und Marktanteile an andere, aggressivere Unternehmen verlieren.

2.1.2 Die Bedeutung des Electronic Business für die Automobilindustrie

Electronic Business gehört die Zukunft. Dies ist ein klares Ergebnis einer Untersuchung der Hüngsberg AG[17]. Die Automobilbranche setzt für die Zukunft vor allem in der Datenübertragung auf neueste technische Möglichkeiten. Bisher erfolgt der Daten- austausch in den Unternehmen der Automobilbranche nur zu einem Viertel komplett elektronisch. Das heißt, selbst der etablierte Standard EDI (vergleiche Kapitel 3.1) wird bei weitem noch nicht von allen genutzt, obwohl nach Hoffmann / Zilch[18]im Erstausrüstergeschäft bereits 70-80% des Umsatzes über EDI basierte Lösungen getätigt wird. Erstausrüstergeschäft bedeutet hier die Lieferung von Systemkomponenten seitens der Systemlieferanten an die Herstellerbetriebe. Systemkomponenten werden vom Hersteller unverändert und direkt eingebaut.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5 : Elektronischer Datenaustausch in der Automobilindustrie[19]

Eine Vielzahl von Unternehmen im Automobilbereich verwenden noch herkömmliche, standardisierte Übertragungswege wie ISDN[20]und ISDN-Standleitungen. Folgende Abbildung verdeutlicht dies.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6 : Genutzte Technik zur Datenübertragung[21]

Wesentlich sind ISDN und Standleitung für die Übertragung von Daten auf EDI Basis. Web-EDI ist eine preiswertere Alternative (Siehe Kapitel 3.1.2). 14% der Unternehmen in der Automobilindustrie geben an bereits Web-EDI zu nutzen.

Zukünftig werden die Kommunikationsnetzwerke European Network Exchange (ENX) und Automotive Network Exchange (ANX) (Siehe Kapitel 3.2) vermehrt für die Datenübertragung genutzt. Bei 10% der Unternehmen befindet sich ENX beziehungsweise ANX im Einsatz.

Die Implementierung an Electronic Business Tools hat noch einiges an Potential, wobei durch das abwartende Verhalten gerade der kleinen und mittelständischen Zuliefer- betriebe ein Abhängigkeitsverhältnis von den Herstellern besteht. Die Zulieferbetriebe sollten aktiver sein, um ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen.

2.2 Definition Electronic Commerce

„Electronic Commerce, meist übersetzt mit elektronischer Handel oder elektronischer Geschäftsverkehr, bezeichnet die verschiedenen Möglichkeiten, Vorgänge im Absatzbereich mittels elektronischer Kommunikationsmedien abzuwickeln.“[22]Oder anders ausgedrückt: Electronic Commerce bezeichnet jede Form von geschäftlicher Transaktion, bei der die Teilnehmer elektronisch kommunizieren und Daten austauschen.

Einer der wesentlichen Bestandteile des Electronic Commerce ist die Abbildung und Abwicklung des Geschäftsverkehrs in elektronischer Form. Sie spielt sich meist zwischen Unternehmen und Verbraucher (siehe Business to Consumer) oder zwischen verschiedenen Unternehmen ab (siehe Business to Business). Ziel ist im Idealfall eine wesentliche Kosten- und Zeiteinsparung bei den beteiligten Parteien. Die elektronische Abwicklung bietet die Möglichkeit der Integration der Absatz- und Beschaffungs- abwicklung in die Wertschöpfungskette der kooperierenden Geschäftspartner. Viele Unternehmen verfügen über leistungsfähige interne Systeme, die teilweise die komplette interne Wertschöpfungskette unterstützen oder abwickeln (Enterprise Resource Planning, siehe Kapitel 2.1). Der Ansatz des Electronic Commerce ist es, die verschiedenen Systeme miteinander zu verbinden. Die Erfassung von Bestellungen läuft dann zum Beispiel voll elektronisch ab. Eine manuelle Erfassung von Brief, Fax oder Telefongesprächen in das eigene System entfällt.

In der elektronischen Verarbeitung und der direkten elektronischen Erfassung von Daten liegt das Einsparungspotential. Sie vermindern den Zeitaufwand und sind somit kostensenkend. Raum und Zeit spielen kaum noch eine Rolle. In der Praxis sieht dies meist anders aus. Der Medienumbruch von Papier zur elektronischen Datenverarbeitung ist oft sehr aufwendig, zeitintensiv und störungsanfällig. Sowohl in der Beschaffungs- und Absatzkette als auch im ganzen Wertschöpfungsprozeß einer Unternehmung.[23]

2.2.1 Die Geschäftsbereiche des Electronic Commerce

Der Begriff Electronic Commerce beinhaltet eine ganze Anzahl von Beziehungen. Die nachstehende Abbildung zeigt diese Beziehungen auf:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 7: Die Teilnehmer (Interaktionsmatrix) des Electronic Commerce[24]

Sieht man vom Verkauf des Autos an den Endkunden einmal ab (Business to Consumer), so dreht sich in der Automobilindustrie das Geschäft hauptsächlich um die Austauschbeziehung von Gütern, Leistungen und Diensten zwischen Hersteller und Zu-lieferbetrieben (Business to Business). Diese Bereiche sollen im Folgenden kurz dargestellt werden. Mehr über die anderen Bereiche ist nachzulesen in Bernd W. Wirtz, 2000, Electronic Business, Seite 29ff..

- Business to Consumer (B2C)

[...]


[1]vgl. www.made-in-germany.com/nrw-auto/infogerman/gen2.htm

[2]vgl. www.faw-bamberg.de/html/meinig.htm und Arne Behlmer, Zufriedenheit der Zulieferer mit Opel 2001, in: Automobil Industrie, Mai 2001, S. 50

[3]Die Wertschöpfungskette umfasst nach Porter sämtliche unternehmerischen Tätigkeiten. Primäre Aktivitäten befassen sich mit der physischen Herstellung des Produktes, der vorgelagerten Beschaffungslogistik, den Absatz / Distribution des Produktes sowie Marketing und Kundendienst. Sekundäre Aktivitäten unterstützen diese. Unternehmensinfrastruktur, Personalwesen, Forschung und Entwicklung gehören zu ihnen. Die Wertschöpfungskette eines Unternehmens ist immer im Zusammenhang mit den Wertketten der Geschäftspartner zu sehen. (vgl. M.E. Porter, M.B. Fuller, Globaler Wettbewerb: Strategien der neuen Internationalisierung, Gabler, Wiesbaden 1989, S. 63 ff.)

[4]vgl. www.ecademy.ch/business.htm

[5]vgl. http://www.die-kanzlei.de/AKTUELL/III_00/artikel-1.htm

[6]vgl. http://www.lynx.de/interactive-communications/Glossare/GCRM.htm#5

[7]vgl. ebd.

[8]vgl. Hoffmann, Anke und Zilch, Andreas, Unternehmensstrategie nach dem E-Business-Hype, Galileo Press, Bonn 2000, S. 58

[9]vgl. Baumgartner & Partner, Electronic Commerce im Einkauf, Sindelfingen 2000, S. 16

[10]www.forrester.com

[11]vgl. http//www.gonet.de/ebusiness/

[12]vgl. Wirtz, Bernd W., Electronic Business, Gabler Verlag, Wiesbaden 2000, S. 3ff.

[13]vgl. ebd., S. 54ff.

[14]vgl. http://www.forrester.com/ER/Press/ForrFind/0,1768,0,FF.html und Wirtz, Bernd W., 2000, S. 54

[15]vgl. Hoffmann, Anke und Zilch, Andreas, 2000, S. 27ff. oder

http://www.metagroup.de/studien/ebusi99/index.htm

[16]vgl. Hoffmann, Anke und Zilch, Andreas, 2000, S. 28 oder

http://www.metagroup.de/studien/ebusi99/index.htm

[17]vgl. http://www.daxware.de/studie.htm

[18]vgl. Hoffmann, Anke und Zilch, Andreas, 2000, S. 176

[19]vgl. http://www.daxware.de/studie.htm

[20]ISDN = Integrated Services Digital Network, eine digitale Datenübertragung per Telefonleitung, die eine schnellere und qualitativ bessere Übertragung ermöglicht als herkömmliche Analogtechnik.

Siehe: Hoffmann, Anke und Zilch, Andreas, 2000, S. 196

[21]vgl. http://www.daxware.de/studie.htm

[22]M. Rebstock, Electronic Commerce, in: Die Betriebswirtschaft, 58 Jg., Nr.2, 1998, S. 265

[23]www.interactive-communications.de/glossare.htm und Hermanns, Arnold und Sauter, Michael, Mangement Handbuch Electronic Commerce, Franz Vahlen Verlag GmbH, München 1999, S. 38ff.

[24]vgl. Wirtz, Bernd W., Medien- und Internetmanagement, Gabler Verlag, Wiesbaden 2000, S. 207

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2001
ISBN (eBook)
9783832448790
ISBN (Paperback)
9783838648798
DOI
10.3239/9783832448790
Dateigröße
957 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Bergische Universität Wuppertal – Wirtschaftswissenschaft
Erscheinungsdatum
2002 (Januar)
Note
2,3
Schlagworte
simultanous engineering lieferantenparks elektronische marktplätze
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