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Historische und politische Hintergründe der Quotendebatte auf dem SPD-Parteitag 1988 in Münster

©1999 Magisterarbeit 107 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Frauen, verlaßt euch nicht auf die Männer!
Mit diesem sinngemäßen Aufruf August Bebels in der letzten Hälfte des 19. Jahrhunderts sollten eigentlich die Arbeiter, für welche die Frau als Synonym stand, motiviert werden, gegen die Bourgeoisie zu kämpfen. Heute jedoch steht der Ausspruch als Synonym für den Kampf der Frauen um die Partizipation in der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands.
Warum aber sollte eine Partei, die schon seit ihrer Gründung vor mehr als 100 Jahren die Freiheit und Gleichheit auf ihre Fahnen geschrieben hatte, diese innerhalb ihrer Strukturen nur für ihre Brüder durchsetzen? Warum entwickelte sich die Gleichheit für die Frauen als besonderes Ziel? Den Frauen stand ein langer und kräftezehrender Weg bevor. Die Erkenntnis der strukturellen Ausgrenzung war der erste Schritt, den die Frauen aus dem Schatten ihrer männlichen Kollegen hinaustraten. Partizipation am politischen Prozeß war gefordert, und die Quote sollte diese endlich gewährleisten, da alle anderen politischen und gesellschaftlichen Mittel nicht gefruchtet hatten. Aus dem Kampfruf der Brüder wurde der Kampfaufruf der Frauen: „Schwestern zur Sonne zur Gleichheit!“.
In der Diskussion um die Quote während des Münsteraner Parteitages von 1988 zeigte sich, daß die Frage der gleichberechtigten Teilnahme von Männern und Frauen am innerparteilichen Willensbildungsprozeß der SPD unweigerlich mit strukturellen Problemen der Sozialdemokraten und ihrer Geschichte verbunden war. Diese Probleme, die sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Partei zogen, bestanden in der internen Auseinandersetzung um den Gleichheitsbegriff, der Entwicklung zur Volkspartei und der permanent bestehenden Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis sozialdemokratischer Politik. Die traditionelle Bindung zwischen sozialdemokratischer Partei und den Gewerkschaften spielt in diesem Zusammenhang keine wesentliche Rolle.
Gang der Untersuchung:
Da die Auseinandersetzungen um die Quote innerhalb der SPD eng mit der Frauenbewegung verknüpft waren, wird als Einführung in die Problematik die theoretische und philosophische Basis der Frauenbewegung beschrieben.
Aufbauend auf diesen Grundlagen schließt sich in einem zweiten großen Kapitel die Geschichte der Frauenbewegung in Deutschland an. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Analyse der proletarischen und sozialdemokratischen Frauenbewegung, denn die Auseinandersetzung über Mitbestimmung von Frauen im politischen Prozeß […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

I. Einführung in die Problematik: Theoretische und philosophische Grundlagen der Quotendebatte
1. Begriffsbestimmung
2. Definition des Geschlechterverhältnisses: Sind Männer und Frauen gleich?
2.1. Differenzansatz: Frauen und Männer sind verschieden
2.2. Gleichheitsansatz: Es gibt nur den einen Menschen

II. Geschichte der Frauenbewegung in Deutschland: Der lange Weg zur Anerkennung
1. Veränderung der Frauenbewegung: Von Bildungsvereinen zu Selbsthilfegruppen
1.1. Bürgerliche Frauenbewegung
1.2. Die Neue Frauenbewegung
2. Von der proletarischen Frauenbewegung zur sozialdemokratischen Frauenbewegung
2.1. Spaltung der proletarischen Frauenbewegung
2.2. Die Stellung der Frau in der SPD vor dem 2. Weltkrieg
2.3. Die sozialdemokratische Frauenbewegung in der Bundesrepublik Deutschland

III. Quotendebatte des Parteitages
1. Rahmenbedingungen des Parteitages
2. Argumente und Grundprobleme der Quotendebatte
2.1. Thematische Darstellung der entscheidenden Argumente
2.1.1. Die Quote als Ergebnis eines historischen Prozesses?
2.1.2. Quote kontra Demokratie?
2.1.3. Frauenbeteiligung als Überlebensfrage?
2.1.4. Quote als letztes Mittel?
2.2. Grundprobleme der Quotendebatte
2.2.1. Die Quotendebatte: ein Kind der siebziger Jahre
2.2.2. Die Quote als Hüterin demokratischer Prinzipien
2.2.3. Die Quote als Folge des Wandels zur Volkspartei
2.2.4. Die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis als Dilemma der Frauen
2.2.5. Die Gewerkschaften als letzte Bastion männlicher Dominanz
3. Exkurs: Wie realisiert ist die Quote heute?

IV. Fazit

Abkürzungsverzeichnis:

Literaturverzeichnis:

Anhang

„Eine Partei, welche die Gleichheit

auf ihr Banner schreibt,

schlägt sich selbst ins Gesicht,

wenn sie der Hälfte des Menschengeschlechtes die

politischen Rechte versagt.“

Karl Liebknecht

Einleitung

Frauen, verlaßt euch nicht auf die Männer!

Mit diesem sinngemäßen Aufruf August Bebels[1] in der letzten Hälfte des 19. Jahrhunderts sollten eigentlich die Arbeiter, für welche die Frau als Synonym stand, motiviert werden, gegen die Bourgeoisie zu kämpfen. Heute jedoch steht der Ausspruch als Synonym für den Kampf der Frauen um die Partizipation in der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands.

Warum aber sollte eine Partei, die schon seit ihrer Gründung vor mehr als 100 Jahren die Freiheit und Gleichheit auf ihre Fahnen geschrieben hatte, diese innerhalb ihrer Strukturen nur für ihre Brüder durchsetzen? Warum entwickelte sich die Gleichheit für die Frauen als besonderes Ziel? Den Frauen stand ein langer und kräftezehrender Weg bevor. Die Erkenntnis der strukturellen Ausgrenzung war der erste Schritt, den die Frauen aus dem Schatten ihrer männlichen Kollegen hinaustraten. Partizipation am politischen Prozeß war gefordert, und die Quote sollte diese endlich gewährleisten, da alle anderen politischen und gesellschaftlichen Mittel nicht gefruchtet hatten. Aus dem Kampfruf der Brüder wurde der Kampfaufruf der Frauen: „Schwestern zur Sonne zur Gleichheit!“[2]

In der Diskussion um die Quote während des Münsteraner Parteitages von 1988 zeigte sich, daß die Frage der gleichberechtigten Teilnahme von Männern und Frauen am innerparteilichen Willensbildungsprozeß der SPD unweigerlich mit strukturellen Problemen der Sozialdemokraten und ihrer Geschichte verbunden war. Diese Probleme, die sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Partei zogen, bestanden in der internen Auseinandersetzung um den Gleichheitsbegriff, der Entwicklung zur Volkspartei und der permanent bestehenden Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis sozialdemokratischer Politik. Die traditionelle Bindung zwischen sozialdemokratischer Partei und den Gewerkschaften spielt in diesem Zusammenhang keine wesentliche Rolle.

Da die Auseinandersetzungen um die Quote innerhalb der SPD eng mit der Frauenbewegung verknüpft waren, wird als Einführung in die Problematik die theoretische und philosophische Basis der Frauenbewegung beschrieben.

Aufbauend auf diesen Grundlagen schließt sich in einem zweiten großen Kapitel die Geschichte der Frauenbewegung in Deutschland an. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Analyse der proletarischen und sozialdemokratischen Frauenbewegung, denn die Auseinandersetzung über Mitbestimmung von Frauen im politischen Prozeß fußt auf diesen historischen Grundlagen.

Da die Diskussion um die Quote wesentlich vom Selbstverständnis und von der Stellung der Frau innerhalb der SPD abhängt, wird dargestellt, auf welche Art und Weise sich das Selbstverständnis der sozialdemokratischen Frauen im Laufe der Zeit gewandelt hat.

Danach schließt sich die Betrachtung der Quotendebatte an, wie sie auf dem Parteitag von Münster geführt wurde. Um die Debatte in ihrem zeitgeschichtlichen Kontext zu verstehen, folgt eine Darstellung der politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der achtziger Jahre. Um einen Überblick über die wichtigsten Argumente der Diskussion über die Quotierung zu geben, werden ausgewählte Argumente thematisch wiedergegeben.

Im folgenden werden die Argumente, wie sie auf dem Parteitag ausgesprochen wurden, auf ihre historischen und politischen Hintergründe hin untersucht. Folgende Thesen werden erörtert: Bis in die siebziger Jahre war die Quotierung als Mittel zum Zweck für die SPD kein bedeutendes Thema, die Quotendebatte selber kann also nicht auf einen durchgängigen historischen Entwicklungsprozeß zurückblicken.

Die Frage, ob die Quote mit den Gleichheitsprinzipien der SPD in Einklang zu bringen sei, wurde nach einer langen und kontrovers geführten Diskussion mehrheitlich bejaht.

Mit dem Wandel der SPD von einer Arbeiterpartei zu einer Volkspartei fand auch eine Veränderung der weiblichen Mitgliederstrukturen innerhalb der Partei statt, die wesentlichen Einfluß auf die Entstehung der Quote hatte.

Das Grundproblem der Partei – das Auseinanderklaffen zwischen theoretischem Anspruch und praktischer Politik – offenbarte sich auch im Verhältnis der Partei zu ihren weiblichen Mitgliedern. Die Quote sollte hier Abhilfe schaffen.

Im anschließenden Exkurs wird dargestellt, inwieweit sich die Quote bis heute durchgesetzt hat und ob der Gleichstellungsprozeß innerhalb der Partei abgeschlossen ist.

In einem Fazit werden zuletzt die wichtigsten Ergebnisse dieser Analyse über die historischen und politischen Hintergründe der Quotendebatte auf dem SPD-Parteitag 1988 in Münster zusammengefaßt.

In Wissenschaft und Forschung findet die Quotendebatte der SPD nur wenig Beachtung. Die entscheidenden Werke über die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) sind die Dissertationen von Wolfgang Pausch von 1985 über „Die Entwicklung der sozialdemokratischen Frauenorganisationen“, von Ulrike Honnen mit dem Titel „Vom Frauenwahlrecht bis zur Quotierung“ aus dem Jahr 1988 und von Gaby Brüssow zum Thema „Frauenpolitik: zum Verhältnis von Frauen und Politik am Beispiel von Frauenorganisationen der Parteien SPD und die Grünen“ von 1996. Zur Darstellung der proletarischen Frauenbewegung ist es unverzichtbar, die Schriften von Clara Zetkin und Lily Braun sowie anderer bedeutender sozialdemokratischer Frauen dieser Zeit zu lesen. Des weiteren wurden vor allem Artikel aus politischen Zeitschriften und der Tagespresse sowie die Jahrbücher der SPD zur Recherche herangezogen.

I. Einführung in die Problematik : Theoretische und philosophische Grundlagen der Quotendebatte

1. Begriffsbestimmung

Den Begriff des Feminismus sieht man in der Regel mit der Neuen Frauenbewegung der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts verbunden, er ist der Begriff für Theorie und Lehre der sich wandelnden Neuen Frauenbewegung.[3] Das Wort Feminismus wird jedoch in der Literatur sehr unterschiedlich gebraucht, zum Teil negieren die verschiedenen Autoren, die sich mit diesem Thema beschäftigt haben, sogar die Möglichkeit, ihn einheitlich definieren zu können.[4]

Alice Schwarzer, die wohl prominenteste Vertreterin der zeitgenössischen Frauenbewegung, sieht den Feminismus schon dann als gegeben, wenn sich zwei Frauen miteinander unterhalten; für sie stellt also der Feminismus ein Lebensgefühl dar.[5]

Die vielfältigen Definitionen von Feminismus lassen die Bestimmung einiger übergreifender Grundelemente zu. Als wichtiges Element kann festgehalten werden, daß die Vertreterinnen des Feminismus den Kampf gegen die gesellschaftlich definierte Rolle der Frau aufgenommen haben. Ihre VertreterInnen sind sensibilisiert für die ökonomisch politisch-rechtliche und sozial-kulturelle Diskriminierung der Frau und fordern eine strukturelle Veränderung der Gesellschaft.[6]

Allgemein werden Aktionen von Frauen, ob sie nun organisiert ihre Ziele artikulieren oder in losen Gruppen für dieselben aktiv werden, unter dem Begriff der Frauenbewegung zusammengefaßt.

Ohne die historische Entwicklung der Quotenforderung vorwegzunehmen, ist es sicherlich sinnvoll, an dieser Stelle eine deutliche Trennung der verschiedenen Frauenbewegungen des 19. und 20. Jahrhunderts in vier verschiedene Bewegungen vorzunehmen.

In den neunziger Jahren des vorangegangenen Jahrhunderts entstand die sogenannte bürgerliche Frauenbewegung, die der Bewegung von Frauen aus dem Arbeitermilieu zeitlich vorangestellt war. Nach dem 1. Weltkrieg im Zuge der Teilung der SPD in eine kommunistische und eine sozialdemokratische Bewegung teilte sich auch die Bewegung der Arbeiterfrauen und Arbeiterinnen. Der Begriff der proletarischen Frauenbewegung umfaßt somit sowohl die sozialdemokratische als auch die kommunistische Gruppierung von Frauen.

Dritte Gruppe ist die politisch unabhängige autonome Frauenbewegung, die Strömungen der bürgerlichen aber auch der proletarischen Frauenbewegung aufgegriffen hat.

Die vierte Gruppe – eigentlich fünfte, trennt man die proletarische Frauenbewegung konsequent – ist die nationalsozialistische Frauenbewegung, die, obwohl sie doch sehr stark in die Partei eingebunden war und nicht nach einer Emanzipation der Frau strebte, viele Frauen vor und während des Dritten Reichs auf ihre Seite zog.

In der Bundesrepublik modifizierten sich diese vier Gruppen zum Teil oder traten mit der Entstehung der sogenannten Neuen Frauenbewegung in den sechziger Jahren in eine neue Phase über. Die autonome Frauenbewegung, die im 19. und frühen 20. Jahrhundert kaum eine Rolle gespielt hatte, verstärkte sich in der Neuen Frauenbewegung.

Philosophisch baut die gesamte Frauenbewegung auf der Frage auf, ob Frau und Mann gleich sind oder ungleich. Gleichheit wird dabei zunächst als rechtliche bzw. juristische Gleichheit gesehen, wird aber auch als von den jeweiligen Machtverhältnissen einer Gesellschaft abhängig beschrieben.[7] Da in dem Geschlechterverhältnis aber die Machtverhältnisse nicht gleich waren, modifizierte sich bei den Frauen der Begriff der Gleichheit von der rein rechtlichen Bestimmung zu einer gesellschaftlich sozial durchsetzbaren Bestimmung, da der rein rechtliche Begriff die Gleichheit nicht gewährt hatte.

Die Sozialdemokraten des Kaiserreiches aber auch der BRD sehen die Festlegung der Frau auf den Reproduktionsbereich als Grund für die ungleiche gesellschaftliche Stellung des weiblichen Geschlechtes. Reproduktion wird dabei in dreierlei Hinsicht definiert: „als gesellschaftliche Reproduktion, Reproduktion der Arbeitskraft und biologische Reproduktion der Gattung“[8].

2. Definition des Geschlechterverhältnisses: Sind Männer und Frauen gleich?

Mit der zunehmenden Intensivierung der wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Geschlechterverhältnis kann man eine Differenzierung zwischen zwei dominanten Erklärungsmustern beobachten, und zwar dem Gleichheitsansatz und dem Differenzansatz.[9]

Zunächst sollen die beiden Ansätze definiert werden und dargelegt werden, auf welche philosophischen Denkweisen sie zurückzuführen sind. Dabei soll nicht anhand einer semantischen und ethnologischen Untersuchung analysiert werden, wie es zu einer rechtlichen, sozialen und wirtschaftlichen Unterlegenheit der Frauen kam.

Die beiden Ansätze unterscheiden sich vor allem in der Vorstellung der Ungleichheit der Geschlechter; während der Gleichheitsansatz davon ausgeht, daß die Geschlechter gleich sind und nur aufgrund gesellschaftlicher Veränderungen als ungleich angesehen werden, geht der Differenzansatz davon aus, daß es eine natürliche Ungleichheit zwischen den Geschlechtern gibt.

„Stellt man die Gleichheit der Geschlechter heraus, kann damit die Rechtsposition der Frauen gestärkt und können dadurch neue Handlungsräume für Frauen erschlossen werden, die sich vom traditionellen Frauenbild abwenden. Betont man dagegen die Differenz der Geschlechter, gelangt man zu einer Kritik an den patriarchalen Strukturen der Gesellschaft“.[10]

2.1. Differenzansatz: Frauen und Männer sind verschieden

Diese Richtung leitet eine Differenz des männlichen und des weiblichen Geschlechtes ab, ohne eine Hierarchie zwischen den Geschlechtern zu befürworten. Jedem Geschlecht werden bestimmte besondere Fähigkeiten zugeordnet.

Die Definition der Differenz der Geschlechter beruht im wesentlichen auf naturwissenschaftlichen und biologischen Erklärungsmustern. Vom Ist-Zustand aus und eingefangen in die zeitgenössischen Strömungen, entwicklelten die Vertreter und Vertreterinnen ihre Erklärungsmodelle.[11]

Diese männlichen und weiblichen Vertreter sahen sich in der Tradition des Liberalismus und verstanden Freiheit und Mündigkeit im Sinne der Aufklärung, denn obwohl die bürgerliche Revolution von 1948 der bürgerlichen Schicht mehr Rechte und Möglichkeiten eingeräumt hatte, blieben diese Verbesserungen doch zum größten Teil allein dem Mann vorbehalten.[12]

Laut einer Analyse verschiedener Philosophen des Naturrechtes kommt Gabi Brüssow, die sich umfassend mit der Entstehung der Frauenbewegung befaßte, zu dem Schluß, daß der vorherrschende Begriff der Gleichheit in dieser Zeit der moderne bürgerliche war, und daß dieser Begriff „standesspezifisch und patriarchalisch“ sei.[13] In ihrer Interpretation von Rousseau, Kant, Fichte und Hegel kommt sie zu dem Schluß, daß der Frau eher eine mystische Ur-Mutter-Rolle zugewiesen wird.[14] So sei die Frau eher dem Bereich der Natur (Rousseau, Kant) und des Gefühls (Kant) verhaftet und der Mann eher dem Verstand. Daraus entstehe eine Überlegenheit der Männer gegenüber den Frauen, die jedoch laut Fichte von den Frauen akzeptiert werde, da in der Frau die selbstaufopfernde Liebe verankert sei, durch die sich die Frau selbstlos dem Mann opfere.[15] Der Mann wird als Maßstab des Menschen gesehen, was zum automatischen Ansehen der Frau als „defizitäres Geschlecht“[16] führt.

Die Vertreterinnen des Differenzansatzes akzeptierten also die Bestimmungen als anders, wollten aber nicht einsehen, daß dies durch den Evolutionsprozeß gleichzeitig als schlechter definiert wurde. Im Gleichheitsansatz wird dieser Punkt aufgegriffen.

Vertreten findet man den Differenzansatz gekoppelt an das Ziel der Gleichberechtigung trotz Unterschiedlichkeit der Geschlechter, in der bürgerlich gemäßigten Frauenbewegung[17] und nach 1918 auch im Handeln der sozialdemokratischen Frauenbewegung.[18]

Aber auch die unabhängige autonome Neue Frauenbewegung ordnet sich mit der Schaffung einer weiblichen Subkultur diesem Differenzansatz zu. Die radikalen Gruppen propagieren, lehren und leben eine weibliche Gegenkultur zu den Männern. Radikalste Vertreterinnen sind ein Gruppe homosexueller Frauen, die glauben, „die höchste Entwicklungsstufe des Feminismus erreicht zu haben“[19].

Der Differenzansatz, der in den siebziger und achtziger Jahren in der Bundesrepublik eine neue Blütezeit erreichte, muß sich der Gefahr, „Machtmittel und Herrschaftsform gegen Frauen“[20] zu sein, entgegensetzen.

2.2. Gleichheitsansatz: Es gibt nur den einen Menschen

Die Vertreter und Vertreterinnen des Gleichheitsansatzes gehen von der grundsätzlichen Gleichheit der Geschlechter aus, die dennoch bestehende Ungleichheit versuchen sie durch verschiedene Ansätze zu erläutern.

Der Gleichheitsansatz formuliert sich in der Philosophie bei Simone de Beauvoir, eine Philosophin und Frauenrechtlerin des 20. Jahrhunderts, war jedoch schon in Ansätzen bei radikalen Vertreterinnen der bürgerlichen Frauenbewegung[21] und proletarischen Vertreterinnen zu finden. Beauvoir definiert, die Frau sei nicht in ihre spezifische gesellschaftliche Rolle geboren, sondern durch die historischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in diese bestimmte Rolle gedrängt worden.[22] In Verbindung mit der Philosophie des Existenzialismus kommt sie zu dem Schluß, daß die Frau als das Andere bestimmt wird:

„Das Drama der Frau besteht in dem Konflikt zwischen dem fundamentalen Anspruch jedes Subjektes, das sich immer als das Wesentliche setzt, und den Anforderungen einer Situation, die sie als unwesentlich konstituiert.“[23]

Antje Trosien, 1996 stellvertretende Landesvorsitzende der Jungsozialisten Bayern, sieht Beauvoir in der Frauenfrage sogar als Vertreterin sozialistischer Weltanschauung, da Beauvoir noch in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts davon ausging, daß sich die Frauenfrage im Sozialismus automatisch lösen würde. Erst in den siebziger Jahren revidierte sie ihre Meinung und maß dem Engagement für Frauenrechte eine stärkere Bedeutung zu.[24]

Die Anhänger und Anhängerinnen der Theorie Beauvoirs lehnten demnach die Festlegung der Frau auf bestimmte naturwissenschaftliche und mythologische Wesensmerkmale ab. Sie wollten als „ganzes vollständiges menschliches Wesen“[25] anerkannt werden.[26]

Die Kritik unterstellt den Anhängern Beauvoirs, daß sie den Weg zur Unabhängigkeit und Eigenständigkeit nur über das Mittel der „Ablehnung und Verweigerung der Frauenrolle, insbesondere der Mutterrolle“[27], sehen. „Devenir homme“[28]: Mann werden, sich als Frau verleugnen, sei das Ziel.[29] Diese Schlußfolgerung bestreitet jedoch Brüssow. Es gehe dem Gleichheitsansatz nicht um eine Anpassung der Frauen an die Männer, sondern um eine Einforderung gleicher Rechte und Chancen für die Frauen. Es geht um den Ausgleich der gesellschaftlich bedingten und verursachten Ungleichheiten.[30] Auch im Sinne einer Einlösung der Versprechen der Aufklärung, um eine Umgestaltung der patriarchalischen Gesellschaft zu erreichen, die zum Teil bis heute noch in vielerlei Hinsicht nicht erreicht wurde.[31]

Die nicht real existierende Gleichheit der Geschlechter wird von den Vertretern und Vertreterinnen des Gleichheitsansatzes zu Beginn der Frauenbewegung Mitte des 19. Jahrhunderts ökonomisch erklärt. Als Gründe wurden vor allem die Geschlechtertrennung und die Definition von Gleichheit beschrieben.

Die gesellschaftlichen Lebensräume waren in privat und öffentlich geteilt und der Frau war der Eintritt in die öffentliche Sphäre nicht gestattet.[32] Das gesamte Sein der Frau wurde unter die Privatsphäre des Familienvorstandes gefaßt:

„Aus diesem Grund ist aus feministischer Sicht die bürgerliche Konzeption des Privaten ... der Angelpunkt jeder Kritik einer sexistischen Geschlechterpolitik, denn sie besiegelt die Übereinkunft männlicher Bürger, Frauen alle Bürgerrechte vorzuenthalten.“[33]

Das ökonomische Erklärungsmodell sieht die Trennung in verschiedene Lebensräume aufgrund der Veränderungen der Arbeit entstanden.

„Die Grundstruktur patriarchalischer Geschlechterpolitik ... besteht darin, Frauen als kostenneutrale Ressource für die Produktion und Versorgung des gesellschaftlichen Nachwuchses und für die Gewährleistung des psychischen und physischen Wohlbefindens der Männer/Bürger zu nutzen.“[34]

Diese Grundannahme, daß die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung den Grund für die Ungleichheit der Geschlechter mit sich brachte, findet sich schon bei Friedrich Engels, Karl Marx, August Bebel und Clara Zetkin.[35]

Die Bestimmung des Tätigkeitsfeldes und nicht des Geschlechtes als entscheidenen Faktor für die Ungleichbehandlung von Frauen ermöglicht die Idee einer Abschaffung der Ungleichheit durch systematische Veränderungen in der Ungleichbewertung der Tätigkeitsfelder.

In den achtziger Jahren wurde die Konklusion von Produktionsverhältnissen und Geschlechterverhältnis zum Teil wieder umstritten.[36]

Frigga Haug, Professorin in Hamburg und Mitherausgeberin der Zeitschrift „Das Argument“, vertrat in den neunziger Jahren den Standpunkt, daß die Geschlechterverhältnisse in Zusammenhang mit den Produktionsverhältnissen stehen.

„Es handelt sich bei unseren westlichen Gesellschaften um Systeme, in denen Männerherrschaft sich spezifisch und erfolgreich verbunden hat mit einer Wirtschaftsweise, die wir kapitalistisch nennen.“[37]

Konträr zur Darstellung von Haug erklärt Horst Peter, Mitarbeiter im Arbeitsbereich Gleichstellung der Frau der SPD-Bundestagsfraktion, in den achtziger Jahren, die Überwindung der „kapitalistischen Produktionsverhältnisse“[38] löse nicht automatisch die Frage der Frauenunterdrückung. In der gesamten Diskussion, die bis heute andauert, zeigt sich, daß Kontrahenten auch innerhalb der deutschen Sozialdemokratie zu finden sind.

Als Grund der Ungleichheit der Geschlechter wird auch die staatsrechtliche Bestimmung des Begriffes Gleichheit gesehen. Basierend auf der Idee der Aufklärung und mit der französischen Revolution entstand der Begriff des Staatsbürgers. Aber schon Olympe de Gouges stellte 1791 fest, daß die mit diesem Begriff verbundenen Rechte den Frauen vorenthalten wurden.[39]

Auch Françoise Collin, eine der führenden kanadischen Philosophinnen, sieht das Recht des Staatsbürgers dem Mann vorbehalten. Da die Norm des Menschen der Mann sei, würden den Frauen nicht die gleichen Rechte zugebilligt. Sie entspreche nicht der Norm und sei demnach minderwertig.[40]

Ökonomie und Staatsverständnis verbünden sich zur Ausgrenzung der Frau: „Der Staatsbürger der frühmodernen Verfassungen ist der Familienvater als Vorstand eines ökonomischen unabhängigen Haushaltes.“[41]

Die Akzeptanz dieses Systems ließ die Behauptung begründet erscheinen, die Politik sei den Frauen kulturell fremd. Die politische Öffentlichkeit war also den Männern vorbethalten und in Verbindung mit der „gesamtgesellschaftlichen geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung ... zu einer ungleichen Verteilung von Chancen und Machtpositionen“[42].

II. Geschichte der Frauenbewegung in Deutschland: Der lange Weg zur Anerkennung

In diesem Kapitel sollen die verschiedenen Formen der Frauenbewegung in Deutschland dargestellt werden. Da sich dies Arbeit auch mit den historischen Hintergründen der Quotendebatte von Münster befaßt, kommt der Betrachtung der proletarischen Frauenbewegung der Schwerpunkt zu.

1. Veränderung der Frauenbewegung: Von Bildungsvereinen zu Selbsthilfegruppen

Die sogenannte bürgerliche Frauenbewegung und die autonomen Frauenbewegungen traten, ähnlich wie die proletarische Frauenbewegung, mit Beginn der Neuen Frauenbewegung, in eine weitergehende Phase ein. Daher werden die unterschiedlichen Phasen getrennt beschrieben.

1.1. Bürgerliche Frauenbewegung

Bei der bürgerlichen Frauenbewegung kann nicht von einer homogenen Bewegung ausgegangen werden. Sowohl der Differenz- wie auch der Gleichheitsansatz waren in der Bewegung vertreten. Während der gemäßigte Flügel dem Differenzansatz zusprach und im Laufe der Bewegung immer stärker das Mütterliche der Frau betonte, gab es auch eine kleinere „radikale“[43] Gruppe, die eher dem Gleichheitsansatz folgte, wie er später von Simone de Beauvoir formuliert wurde.

1865 begann die bürgerliche Frauenbewegung mit den ersten Bildungsinstituten, die Luise Otto-Peters und ihre Anhängerschaft in der Mitte des 19. Jahrhunderts ins Leben gerufen hatten.[44]

Die Frauen wurden jedoch zum Teil von ihren sozialistischen Zeitgenossinnen als „Romantikerinnen, die in ihrem bürgerlichen traditionellen Rollen verhaftet blieben“[45] bezeichnet. Diese Kritik von Clara Zetkin, der Vordenkerin und Führerin der proletarischen Frauenbewegung, entsprang nicht nur deren persönlicher Voreingenommenheit gegenüber allen bürgerlichen Bewegungen, sondern auch der Tatsache, daß das Ziel der bürgerlichen Bewegung nicht die Umwälzung des bestehenden Systems bedeutete, sondern nur dessen Modifizierung war.[46] Die Frauen akzeptierten die Vorstellung ihrer Differenz zum Mann, betonten dennoch ihre Gleichwertigkeit.[47]

Noch 1870 war die Agitation der Frauen eher verhalten und von individuellen Anstößen und von dem Anknüpfen an das dualistische Menschenbild der Geschlechtertheorie geprägt.[48] Sie beschränkte sich auf die Tätigkeit in Vereinen. Insgesamt konnte die bürgerliche Frauenbewegung zumindest durch die Schaffung von privaten Bildungsinstituten die Ausbildungsmöglichkeiten für Frauen und Mädchen verbessern.[49] Ihre Bemühungen gingen jedoch immer auf die Vorstellung der besonderen sozialen Talente der Frau zurück, die sie aus der Funktion der Frau als Mutter ableiteten. Daher beschränkten sie sich auch – mit Ausnahme einer radikaleren Gruppe – auf die Anerkennung ihrer Erwerbsarbeit im Bereich der „sozialen Hilfsarbeit“[50].

Obwohl diese Frauen von ihren bürgerlichen Idealvorstellungen beeinflußt waren – „Betonung des privaten Bereiches und des häuslichen Glückes“[51] – und daher nur einen Teil der Gleichheit forderten,[52] mußten sie sich Ende des 19. Jahrhunderts dem Vorwurf einer roten Beeinflussung stellen.[53]

Im Unterschied zu den proletarischen Frauen forderten sie, neben der Anerkennung ihrer Erwerbstätigkeit im sozialen Bereich, jedoch nur die Ausweitung der bürgerlichen Rechte auf die Frauen. Diese Forderung schien 1918 mit der Einführung des Frauenwahlrechts verwirklicht. Obwohl die Situation der Frauen nur durch das Wahlrecht allein nicht verbessert wurde, entwickelte sich die bürgerliche Frauenbewegung nach dem 1. Weltkrieg unpolitischer, sie konzentrierte sich ähnlich wie die etablierte sozialdemokratische Frauenbewegung auf die Rolle der Frau als Mutter der Nation.[54]

Der Erfolg und die Ausweitung der Werbekampagne Deutscher Muttertag, der vom Verband deutscher Blumengeschäftsinhaber initiiert wurde, zeigt wie groß die Bereitschaft in der Weimarer Gesellschaft war, das weibliche Geschlecht auf das Element Mutter festzulegen.[55]

Diese Definition der Frau wurde von den Nationalsozialisten in ihrer eigenen Bewegung aufgriffen.[56] Die Frauen der nationalsozialistischen Bewegung sahen sich als die andere notwendige Hälfte der kämpfenden Männer, alle einer „Elite-Gemeinschaft“[57] angehörend. Die Frau war in Hitlers Staat zuständig für das Gebären und die Aufzucht der neuen Menschenkultur. Ihre Position war ganz eindeutig dem Mann untergeordnet, die Frau war nur für bestimmte Tätigkeiten bestimmt, Tätigkeiten, die sie nicht entweiblichten.[58] Die nationalsozialistischen Frauen glaubten, diese Art der Geschlechtertrennung gäbe ihnen die Möglichkeit, abseits von den Männern eigene Hierarchien aufzubauen.[59] Dabei erkannten sie jedoch nicht, daß sie wie alle anderen Gruppierungen in der nationalsozialistischen Partei nur funktionalisiert wurden.

Die bürgerlichen Organisationen, die sich nach 1933 entweder selbst aufgelöst hatten oder der nationalsozialistischen Bewegung angegliedert hatten,[60] gründeten sich nach dem 2. Weltkrieg zum Teil neu. Sie zählten von diesem Zeitpunkt an zu der etablierten Frauenbewegung, von der die Neue Frauenbewegung unterschieden wird. Jede für sich versuchten die Frauen der unterschiedlichen Bewegungen wieder da zu beginnen, wo sie vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten oder auch später aufgehört hatten. Nach dem 2. Weltkrieg kam es zu Neu- und Wiedergründungen der Frauenverbände, 1949 gründete sich der Deutsche Frauenrat als ihr Dachverband und der Deutsche Frauenring, der sich als Lobbyist der Frauen verstand.[61]

1.2. Die Neue Frauenbewegung

Erst mit der Entstehung der Neuen Frauenbewegung in den sechziger Jahren kam Bewegung in die bundesdeutschen Frauenorganisationen.

Während die etablierte Frauenbewegung versuchte, innerhalb der wiedergegründeten traditionellen Organisationen Frauenziele und -wünsche durchzusetzen, vertrat die Neue Frauenbewegung den Standpunkt, daß alle bestehenden Organisationen von patriarchalischen Strängen durchzogen waren, und daher die Frauen in solchen Gruppierungen keine gleichberechtigte Position einnehmen konnten.[62]

Die Neue Frauenbewegung der sechziger Jahre entwickelte sich in ihren Hauptströmungen aus der studentischen Bewegung in der Bundesrepublik und der Frauenbewegung in den USA.[63] Entgegen dieser allgemein vertretenen Annahme wird aber auch die These vertreten, die Neue Frauenbewegung führe eine alte soziale Bewegung weiter.[64] Betrachtet man die philosophischen Ideen und die angestrebten Ziele, kann diese These aufrechterhalten werden, schließlich baut die Neue Frauenbewegung mit all ihren Neuheiten auf der etablierten Frauenbewegung auf. Jedoch brachte die Kritik am Patriarchat[65] eine quantitative und qualitative Erweiterung der Frauenbewegung.

Während der Studentenrevolutionen 1968 hatten die Frauen erfahren müssen, daß sich die führenden Köpfe der revolutionierenden Bewegung zwar für gleiche Rechte für alle Menschen und gegen bestehende Konventionen einsetzten, in der Praxis jedoch den Frauen gegenüber keine Zugeständnisse machten.[66]

Im Jahre 1968 gründete sich daher der „Aktionsrat zur Befreiung der Frau“[67]. Im September 1968 kam es zu der berühmten Tomatenschlacht, die als Signalwirkung der Bewegung galt.[68]

Bis in die achtziger Jahre durchlebte die Neue Frauenbewegung verschiedene Phasen. Sie wandelte sich von einer Ansammlung loser Gruppierungen in eine institutionalisierte Bewegung, blieb dabei jedoch immer heterogen.[69] Aus verstreuten Selbsthilfe- und Selbsterfahrungsgruppen wurden zum Teil Institutionen und/oder soziale Einrichtungen sowie wissenschaftliche Institute.[70]

Innerhalb dieser Gruppen und zwischen diesen kam es jedoch häufig aufgrund der Zusammensetzung der Gruppierungen immer wieder zu Auseinandersetzungen. So wurde von linker Seite unterstellt, die Arbeit der Gruppen sei nicht genügend politisch.[71]

Die Problematik, die sich durch die gesamte Neue Frauenbewegung zieht, ist die Gratwanderung zwischen Selbstvergewisserung feministischer Identität und Wiederholung „typischer Weiblichkeitsdilemmas“[72], d.h. Abgrenzung in bestimmte Bereiche durch Betonung weiblicher Identität.

Zentrale Momente innerhalb der Bewegung waren die Sexismusdebatte der sechziger Jahre, die Diskussionen um den § 218 im Jahr 1974 und der Rückzug nach Innen der unpolitischeren Frauengruppen, der gleichzeitig zu einer Stärkung der frauenpolitischen Bewegung führte.[73] Mit dem Regierungswechsel 1983 von der sozialliberalen zur christlichliberalen Koalition kristallisierte sich die Angst zumeist sozialdemokratischer Frauen heraus, schon Gewonnenes wieder zu verlieren. Kinderfrage wurde wieder zur Frauenfrage, die Mutterrolle wurde wieder stärker von den Frauen selbst betont.[74] Aber der selbe Prozeß führte zu einer innerparteilichen Stärkung der SPD-Frauen.[75] Zeitgleich entwickelte sich ein neuer Weiblichkeitsmythos; diese Strömung kam aus den USA und wurde im wesentlichen von einer Minderheit jedoch sehr radikal vertreten.

2. Von der proletarischen Frauenbewegung zur sozialdemokratischen Frauenbewegung

Bei der Darstellung der proletarischen Frauenbewegung sollen nicht alle Entwicklungen der Bewegung nachgezeichnet werden, sondern nur die theoretischen Strömungen, die sich für die Quotendebatte im 20. Jahrhundert als relevant erwiesen. In diesem Zusammenhang wird die Beeinflussung der Frauenbewegung durch die Arbeiterbewegung aufgezeigt.

Nach dem Beginn der bürgerlichen Frauenbewegung und mit dem Anwachsen der proletarischen Arbeiterbewegung organisierten sich auch die Frauen der Arbeiter und die Arbeiterinnen. In den Anfängen der bürgerlichen Frauenbewegung suchten deren Vertreterinnen noch den Kontakt zu den „armen Schwestern“, den Arbeiterinnen, ohne allerdings die wirklichen Lebensbedingungen der arbeitenden Frauen ermessen zu können.[76] Zetkin unterstellt, diese Bewegung habe die Arbeiterinnen unter politische Vormundschaft stellen wollen und in diesem Sinne sei auch der erste deutsche Arbeiterverein 1869 unter dem Vorsitz Louise Otto-Peters gegründet worden. „Das mit wachsendem Klassenbewußtsein sich rührende Proletariat [sollte] im Pferch der bürgerlichen Demokratie“[77] festgehalten werden.

Die Motivation der Vorkämpferinnen der proletarischen Bewegung war, im Gegensatz zu ihren bürgerlichen Mitstreiterinnen, nicht durch die Forderung nach Arbeit und finanzieller Unabhängigkeit vom Mann, sondern darin begründet,

„zum Nutzen des deutschen Volkes und besonders seiner Arbeiterklasse zu wirken, sich für inneren und äußeren Frieden einzusetzen [und] zur Aufklärung der Massen und zum Fortschritt beizutragen“[78].

Die proletarische Frauenbewegung verstand sich immer als Teil der gesamten Arbeiterbewegung, nicht als Kampf gegen die Männer, sondern als Kampf mit den Männern gegen die vorherrschende Gesellschaftsstruktur wurde angestrebt.[79]

„Die Emanzipation der Frau, wie die des ganzen Menschengeschlechtes wird ausschließlich das Werk der Emanzipation der Arbeit vom Kapital sein. Nur in der sozialistischen Gesellschaft werden die Frauen wie die Arbeiter in den Vollbesitz ihrer Rechtes gelangen.“[80]

Zunächst mußten die proletarischen Frauen um die Anerkennung ihrer Erwerbstätigkeit bemüht sein, immer vor dem Hintergrund, daß die Frauen den Männern in der Erwerbstätigkeit zahlenmäßig unterlegen waren. Auf dem 3. Vereinstag Deutscher Arbeitervereine 1863, auf dem die Gründung der ersten sozialdemokratischen Partei Deutschlands beschlossen wurde, wurde die Frage der Frauenarbeit ausführlich behandelt.[81] Moritz Müller, Fabrikant und Mitglied des Deutschen Arbeitervereins, behauptete, die Frauen seien zu jeder Arbeit berechtigt, zu der sie fähig sind.[82]

Bis 1863 lassen sich jedoch nur „spärliche Zeugnisse“[83] über Frauenemanzipation in der Arbeiterbewegung finden. Erst 1890 wurde eine „satzungsmäßige Vorkehrung getroffen, um eine Mindestvertretung auf Parteitagen zu sichern“[84].

Laut Zetkin gehen die ersten Einflüsse auf die proletarische Frauenbewegung auf die Beschlüsse der I. Internationalen, die die Proletarierinnen in die „Klassenarmee“[85] einreihte, zurück. Aber auch die Gewerkschaften und Gewerksgenossenschaften, vor allem die Internationale Gewerbsgenossenschaft der Manufaktur-, Fabrik- und Handarbeiter, spielten laut Zetkin eine wichtige Rolle in der Organisation der Frauen, denn in ihnen „gewannen die Anfänge der klassenbewußten proletarischen Frauenbewegung erste organisatorische Zusammenfassung und ideologische Klärung“[86].

Als erste proletarische Organisation nahm die Gewerksgenossenschaft der Textilarbeiter Frauen als Gleichberechtigte auf und begann den gemeinsamen Klassenkampf.[87] In der Textilarbeiterschaft war ein sehr hoher prozentualer Anteil an Arbeiterinnen vertreten.[88] Teilnahme und Organisationsform der Frauen in den Gewerkschaften waren umstritten. Aber nicht nur die männlicher Arbeiterschaft war in der Frage der Frauen zerstritten, auch die Frauen selber propagierten unterschiedliche Strategien bezüglich der Lösung der Frauenfrage. Dies führte zu inhaltlichen und personellen Differenzen der Frauen.

2.1. Spaltung der proletarischen Frauenbewegung

Für die Quotendebatte spielt die Spaltung einerseits in eine Strömung, die durch die Sichtweise Clara Zetkins beeinflußt war, und andererseits in eine Strömung, die von Lily Brauns Vorstellungen geprägt war, eine entscheidende Rolle, da sie einen Wandel des Selbstverständnis der SPD-Frauen in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts geprägt hat; den Wandel von den Kämpferinnen für die Partei zur den Kämpferinnen für die Frau.

Erste Vertreterin und Vordenkerin der Strömung, die bis zu Beginn des 1. Weltkrieges vorherrschend war und eher als marxistisch zu bezeichnen ist, war Clara Zetkin, eine Frau, die nicht nur für ihr großes Engagement in der proletarischen Frauenbewegung bekannt wurde, sondern auch durch ihre theoretischen Werke über den Marxismus.[89] Sie faßt die Spaltung der proletarischen Frauenbewegung wie folgt zusammen: Die proletarische Frauenbewegung sei von

„einer tapferen, zielbaren Kämpferin für den revolutionären Marxismus in der II. Internationalen zu einer gehorsamen dienstbaren, fleißigen Magd des Reformismus geworden.“[90]

Wichtigste Elemente der Anfänge der proletarischen Frauenbewegung waren für Zetkin die Anerkennung der Notwendigkeit der gemeinsamen Organisation und des gemeinsamen Kampfes, die die Würdigung der Frau als gleichberechtigtes Mitglied einschloß, sowie der ausgesprochen proletarische, international ausgerichtete Charakter der Bewegung, mit einer festen und sicheren Zielsetzung: der sozialistischen Gesellschaft.[91] Zetkin vertrat den Standpunkt, den sie von den Ausführungen Marx, Engels und 1878 auch Bebels ableitete, die Ungleichheit der Frau sei nur Nebenwiderspruch des Kapitalismus.[92]

Während Zetkin sich 1889 aus dieser Sichtweise heraus zunächst noch gegen einen Arbeitsschutz für Frauen aussprach, da die Frauen gleich dem Manne behandelt werden sollten,[93] wendete sie sich später von dieser Forderung wieder ab. Sie erkannte, daß neben ökonomischen Veränderungen auch gesellschaftliche Veränderungen zur Erreichung der Gleichberechtigung von Mann und Frau notwendig sind. Hieraus leitet sie auch die Notwendigkeit besonderer Schutzmaßnahmen für Frauen ab.[94] Mit ihrer Zustimmung zu Schutzmaßnahmen distanzierte sich die proletarische Arbeiterinnenbewegung von der bürgerlichen Frauenbewegung, deren Vertreterinnen Zugeständnisse der Männer ablehnten.

Auch Lily Braun als Vertreterin der anderen Strömung in der proletarischen Frauenbewegung sprach sich gegen die Unterdrückung der Frau durch das Kapital aus. Braun ist jedoch eher der reformorientierten Strömung in der SPD zuzuordnen,[95] die jedoch zum Zeitpunkt ihrer Auseinandersetzung mit Zetkin nicht in der Mehrheit der Partei Rückhalt hatte. Ihr Verhältnis zu Clara Zetkin war daher „konfliktbeladen“[96]. Clara Zetkins Kritik an Braun richtete sich vor allem an deren Frauenbild und dessen Bedeutung für die Thesen der proletarischen Frauenbewegung.[97] So sah Lily Braun die Frau – verheiratet oder nicht – als verantwortlich für Heim und Kinder; „die Sehnsucht der Frau nach Mann und Kind entspricht ihrem tiefsten Wesen“[98]. Zetkin hingegen definierte Frauen und Männer – ausgehend von der marxistischen Lehre – als gleich.

In ihrer Beschreibung der Geschichte der bürgerlichen Frauenbewegung läßt Braun ihre philosophischen Vorstellungen, die vom Differenzansatz geprägt sind, einfließen. Weibliche Tugenden sind für sie Anmut und Güte. Diese implizieren nicht nur die Differenz zu den Männern, sondern beeinflussen auch die gesamte Handlungsweise von Frauen.

Bezüglich der Erwerbstätigkeit von Frauen war Braun der Ansicht, daß diese gewisse Gesellschaftsveränderungen mit sich bringen wird. Sie sieht das Dilemma der Frau nicht in deren Festlegung auf Heim und Haushalt, sondern in der Unproduktivität der Einzelwirtschaften.[99] Verbesserung könne zum Beispiel die Ersetzung der Einzelwirtschaften durch gemeinschaftliche Wohn-, Eß- und Versorgungsstätten sein, die zu einer Entlastung der Frau führen würden, damit sie sich „entspannt, frisch und freudiger ihrem Mann und den Kindern widmen“[100] könne.

Wichtigste Differenz der beiden Vertreterinnen der frühen proletarischen Frauenbewegung ist also die Verknüpfung der Erwerbstätigkeit der Frau mit der Vorstellung der Gleichheit bzw. Differenz der Geschlechter. Obwohl Clara Zetkin immer den Klassenkampf vor den Kampf der Frau um Gleichberechtigung gestellt hat,[101] hat sie doch mit ihrer Einstellung die Begründung für die Forderungen der Frauen des 20. Jahrhunderts nach gleichberechtigter Partizipation vorbereitet.

[...]


[1] Vgl. Bebel, August: Die Frau und der Sozialismus, Berlin 1973, S.28

[2] Motto des Internationalen Frauentages vom 8. März 1987

[3] Pausch, Wolfgang: Die Entwicklung der sozialdemokratischen Frauenorganisationen. Anspruch und Wirklichkeit innerparteilicher Gleichberechtigungsstrategien in der SPD, aufgezeigt am Beispiel der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen, Inauguraldissertation, Frankfurt am Main 1985, S.8 (Im folgenden zitiert als: Pausch, Frauenorganisationen)

[4] Vgl. ebd., S.8, s.a. Wieczorek-Zeul, Heidemarie: Wem dient das? Leserbrief in: Neuen Gesellschaft, 32. Jg. (1985) Heft 5, S.470

[5] Vgl. Nave-Herz, Rosemarie: Die Geschichte der Frauenbewegung in Deutschland, Bonn 1997, S.60 (Im folgenden zitiert als: Nave-Herz, Frauenbewegung)

[6] Vgl. Pausch, Frauenorganisationen, S.8

[7] Vgl. Brüssow, Gaby: Frauenpolitik: zum Verhältnis von Frauen und Politik am Beispiel von Frauenorganisationen der Parteien SPD und DIE GRÜNEN, Diss., Münster New York München Berlin 1996, S.5 (Im folgenden zitiert als: Brüssow, Frauenpolitik)

[8] Barrett, Michèle: Begriffsprobleme marxistisch-feministischer Analyse, in: Haug, Frigga/Haug, Wolfgang Fritz (Hrsg.): Das Argument, Zeitschrift für Philosophie und Sozialwissenschaften, 132/1982, S.174-185. S.178 (Im folgenden zitiert als: Barrett, Begriffsprobleme)

[9] In der Literatur finden sich verschiedene Bezeichnungen dieser Begriffe, inhaltlich kommen die verschiedenen Autoren jedoch zu der gleichen Definition. Vgl. Clemens, Bärbel: Der „männliche“ Blick auf die Frauenbewegung, in: Neue Gesellschaft, 36. Jg. (1989) Heft 3, S.249-258, S.251ff. (Im folgenden zitiert als: Clemens, Männliche Blick), Gröning, Katharina: Von der Androgynität zur Differenz, Überlegungen zur Theoriediskussion in der autonomen westdeutschen Frauenbewegung, in: Zeitschrift für sozialistische Politik und Wirtschaft (spw), 16. Jg. (1993) Heft 73, S.29-33, S.29 (Im folgenden zitiert als: Gröning, Androgynität)

[10] Brüssow, Frauenpolitik, S.58

[11] Vgl. Geisel, Beatrix: Klasse, Geschlecht und Recht: Vergleichende sozialhistorische Untersuchung der Rechtsberatungspraxis von Frauen- und Arbeiterbewegung (1894-1933), Baden-Baden 1997, S.60f. (Im folgenden zitiert als: Geisel, Klasse)

[12] Vgl. Leopold, Beate: Gleichheit und Gerechtigkeit, Zur Geschichte der Frauenbewegung, in: Jansen, Mechtild (Hrsg.): Halbe-Halbe, Der Streit um die Quotierung, Berlin 1986, S.154-165, S.155 (Im folgenden zitiert als: Leopold, Gleichheit), s.a. Clemens, Männliche Blick, S.251

[13] Vgl. Brüssow, Frauenpolitik, S.9

[14] Vgl. zu diesem Begriff auch: Röder, Brigitte/Hummel, Juliane/Kunz, Brigitta: Göttinendämmerung, München 1996, S.36 (Im folgenden zitiert als: Röder/Hummel/Kunz, Göttinendämmerung), zu Fichte s.a. List, Elisabeth: Ein Zimmer für sich allein genügt nicht. Anmerkungen zu den Perspektiven feministischer Politik, in: Neue Gesellschaft, 36. Jg. (1989) Heft 5, S.455-461, S.458 (Im folgenden zitiert als: List, Zimmer)

[15] Brüssow, Frauenpolitik, S.14

[16] Clemens, Männliche Blick, S.255

[17] Vgl. Brüssow, Frauenpolitik, S.56

[18] Vgl. Nave-Herz, Frauenbewegung, S.41

[19] Ebd., S.61

[20] Ackermann, Ulrike: Erfahrung der Ambivalenz, Geschlechtertrennung-Geschlechterdifferenz, in: Neue Gesellschaft, 36. Jg. (1989) Heft 3, S.246-249, S.248 (Im folgenden zitiert als: Ackermann, Erfahrungen)

[21] Vgl. Brüssow, Frauenpolitik, S.54

[22] Vgl. Gröning, Androgynität, S.29

[23] Beauvoir, Simone de: Das zweite Geschlecht, Sitte und Sexus der Frau, Hamburg 1951, S.21

[24] Vgl. Trosien, Antje: Sie kam und blieb – zum zehnten Todestag von Simone de Beauvoir, in: spw, 19. Jg. (1996) Heft 91, S.56-59, S.57f.

[25] Nave-Herz, Frauenbewegung, S.61

[26] Vgl. zu dieser Diskussion auch Weisshaupt, Brigitte: Selbst-loses Selbstsein, Zur Dialektik eines produktiven Mangels, in: Neue Gesellschaft, 37. Jg. (1990) Heft 5, S.450-457, S.452 (Im folgenden zitiert als: Weisshaupt, Selbstsein)

[27] Gröning, Androgynität, S.29

[28] Collin, Françoise: La construction du citoyen, Les Cahiers du GREF, 1993, S.1-24, S.22

[29] Mann und Frau werden jedoch nicht definiert. Alle Beschreibung von besonderen geschlechtsspezifischen Talenten oder Fähigkeiten bleiben ungenau.

[30] Vgl. Wettig-Danielmeier, Inge: Gesellschaftliche Gleichheit- eine Utopie? in: SPD (Hrsg.): Mitteilung für die Presse, 679/87 vom 14.08.1987

[31] Vgl. Brüssow, Frauenpolitik, S.170, s.a. Konieczka, Vera: Einladung zum Feminismus, Entgegnung auf Monika Steffens Beitrag: Was ist Feminismus in der NG 12/84, in: Neue Gesellschaft 32. Jg. (1985) Heft 5, S.460-466, S.462 (Im folgenden zitiert als: Konieczka, Einladung); Junker, Karin: Am Rande der Macht- Männerbünde kontra Quotierung, in: Wettig, Danielmeier, Inge: Greift die Quote? Köln 1997, S.21-38, S.28 (Im folgenden zitiert als: Junker, Männerbünde); Clemens, Männliche Blick, S.252

[32] Vgl. Brüssow, Frauenpolitik, S.4, s.a. Leopold, Gleichheit, S.155

[33] List, Zimmer, S.458

[34] Schaeffer-Hegel, Barbara: Über die Quote hinaus, in: Wettig-Danielmeier, Inge: Greift die Quote? Köln 1997, S.177-189, S.180 (Im folgenden zitiert als: Schaeffer-Hegel, Über die Quote)

[35] Balibar, Francois./Haug, Frigga (Übers.): Frauen, in: Haug, Wolfgang Fritz (Hrsg.): Kritisches Wörterbuch des Marxismus, Bd. 2, Berlin 1984, S.373-377, S.374; Geisel, Klasse, S.55

[36] Barrett, Begriffsprobleme, S.174

[37] Vgl. Haug, Frigga: Frauen - Politiken, in: spw, 19. Jg. (1996) Heft 91, S.45-48, S.46 (Im folgenden zitiert als: Haug, Frauen-Politiken)

[38] Horst, Peter: Quotierungen, Frauenförderung und Männerwelt, in: Jansen, Mechtild (Hrsg.): Halbe-Halbe, der Streit um die Quotierung, Berlin 1986, S.92-97, S.95

[39] Vgl. Geisel, Klasse, S.32, s.a. Pausch-Gruber, Ursula: SPD und Frauenfrage: Ein Beitrag zur Programmdiskussion, in: 8. Jg. (1985) Heft 28, S.310-316, S.311 (Im folgenden zitiert als: Pausch-Gruber, Frauenfrage)

[40] Collin, Francoise: Différence et différend, La question des femmes en philosophie, in: Histoire des Femmes tV, lexxes, Plon 1992, S.243-594, S.247

[41] List, Zimmer, S.456, s.a Geisel, Klasse, S.33

[42] Vgl. Walther, Claudia: Frauen gesucht! Zu den Schwierigkeiten des frauenorientierten Umbaus der JUSOS und der SPD, in: Möbbeck, Susi/Oertzen, Peter von: Vorwärts, rückwärts, seitwärts...: das Lesebuch zur SPD-Organisationsreform, Köln 1992², S.109-115, S.110 (Im folgenden zitiert als: Walther, Frauen gesucht), s.a. Brüssow, Frauenpolitik, S.23 und S.168

[43] Leopold, Gleichheit, S.158, s.a. Geisel, Klasse, S.45

[44] Vgl. Ebd., S.156, s.a. Thönnessen, Werner: Frauenemanzipation, Politik und Literatur der deutschen Sozialdemokratie zur Frauenbewegung 1863-1933, Frankfurt am Main 1976, S.15 (Im folgenden zitiert als: Thönnessen, Frauenemanzipation); Zetkin, Clara: Zur Geschichte der proletarischen Frauenbewegung Deutschlands, Berlin 19583, S.46 (Im folgenden zitiert als: Zetkin, Proletarische Frauenbewegung); Nave-Herz, Frauenbewegung, S11; Braun, Lily: Die Frauenfrage, ihre geschichtliche Entwicklung und wirtschaftliche Seite, Leipzig 1901, S.117 (Im folgenden zitiert als: Braun, Frauenfrage); Brüssow, Frauenpolitik, S.28

[45] Zetkin, Proletarische Frauenbewegung, S.18f.

[46] Vgl. Nave-Herz, Frauenbewegung, S.40, s.a. Geisel, Klasse, S.36; Leopold, Gleichheit, S.156f.

[47] Vgl. Brüssow, Frauenpolitik, S.34

[48] Vgl. Braun, Frauenfrage, S.145, s.a. Brüssow, Frauenpolitik, S.30; Grebing, Helga: Gleichstellung verwirklichen- Das alt-neue Thema in der Geschichte der Arbeiterbewegung, in: Wettig-Danielmeier, Inge: Greift die Quote? Köln 1997, S.39-61, S.40 (Im folgenden zitiert als: Grebing, Gleichstellung); Pausch-Gruber, Frauenfrage, S.311

[49] Vgl. Braun, Frauenfrage, S.148

[50] Brüssow, Frauenpolitik, S.32

[51] Ebd., S.21

[52] Vgl. Leopold, Gleichheit, S.156

[53] Vgl. Geisel, Klasse, S.44

[54] Vgl. Leopold, Gleichheit, S.160

[55] Vgl. Hausen, Karin: Muttertag, das Geschäft mit dem Mutterkult, in: Neue Gesellschaft, 36. Jg. (1989) Heft 5, S.461-465, S.462f.

[56] Röder/Hummel /Kunz, Göttinendämmerung, S.45

[57] Koonz, Claudia: Mütter im Vaterland, Reinbek 1994, S.89

[58] Als unweibliche Tätigkeiten wurden Fabrikarbeit und schwere körperliche Arbeit definiert.

[59] Vgl. Aussage von Gertrud Scholtz-Klink, in: Ebd., S.40f.

[60] Vgl. zum Verhalten der bürgerlichen Frauenbewegungen vor 1933: Kuhn, Annette/Rothe, Valentine: Frauen im deutschen Faschismus, Bd. I + II, Düsseldorf 1982, S.34

[61] Honnen, Ulrike: Vom Frauenwahlrecht zur Quotierung: 125 Jahre Kampf um Gleichberechtigung in der SPD, Münster New York 1988, S.60 (Im folgenden zitiert als: Honnen, Frauenwahlrecht), s.a. Nave-Herz, Frauenbewegung, S.56

[62] Vgl. Gröning, Androgynität, S.29

[63] Vgl. Honnen, Frauenwahlrecht, S.56

[64] Vgl. Clemens, Männliche Blick, S.252

[65] Patriarchat wird von den Frauen als ein die gesamte Gesellschaft beeinflussendes Herrschaftssystem definiert, das Frauen in allen sozialen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bereichen beeinflußt, selbst wenn rechtliche Gleichheit im bestehenden Gesellschaftssystem für beide Geschlechter gegeben ist.

[66] Vgl. Pausch, Frauenorganisationen, S.9

[67] Der Rat bestand aus sieben Frauen des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS), die den männlichen Mitgliedern repressives Verhalten vorwarfen.

[68] Die weiblichen Delegierten hatten auf der 23. Tagung des SDS in Frankfurt am Main ihre Argumentation gegenüber ihren Widersachern mit „Tomatenattacken“ durchgesetzt. Vgl. Nave-Herz, Frauenbewegung, S.56, s.a. Ackermann, Erfahrungen, S.246

[69] Vgl. Nave-Herz, Frauenbewegung, S.58ff.

[70] Zur Kritik an der wissenschaftlichen Auseinandersetzung siehe: Clemens, Männliche Blick, S.255ff., s.a. Konieczka, Einladung, S.464

[71] Nave-Herz, Frauenbewegung, S.59

[72] Gröning, Androgynität, S.31

[73] Vgl. Gröning, Androgynität, S.29, s.a. Honnen, Frauenwahlrecht, S.59; Pausch, Frauenorganisationen, S.15ff.

[74] Nave-Herz, Frauenbewegung, S.70f.

[75] Vgl. Honnen, Frauenwahlrecht, S.3

[76] Vgl. Honnen, Frauenwahlrecht, S.5, s.a. Geisel, Klasse, S.37

[77] Zetkin, Proletarische Frauenbewegung, S.56

[78] Miller, Susanne: Parlamentarierinnen, in: Huber, Antje (Hrsg.): Verdient die Nachtigall Lob, wenn sie singt? S.41-79, S.58f. (Im folgenden zitiert als: Miller, Parlamentarierinnen)

[79] Vgl. Braun, Frauenfrage, S.198, s.a. Miller, Parlamentarierinnen, S.47; Zetkin, Proletarische Frauenbewegung, S.73

[80] Clara Zetkin, zitiert in: Bauer, Karin: Clara Zetkin und die proletarische Frauenbewegung, Berlin 1978, S.57 (Im folgenden zitiert als: Bauer, Zetkin)

[81] Vgl. Thönnessen, Frauenemanzipation, S.15

[82] Vgl. Braun, Frauenfrage, S.119, s.a. Pausch-Gruber, Frauenfrage, S.311f.

[83] Thönnessen, Frauenemanzipation, S.11, s.a. Zetkin, Proletarische Frauenbewegung, S.119f., Honnen, Frauenwahlrecht, S.5

[84] Wettig-Danielmeier, Inge: Die Quotendebatte in der SPD, in: Neue Gesellschaft, 35. Jg. (1988) Heft 1, S.7-9, S.7 (Im folgenden zitiert als: Wettig-Danielmeier, Quotendebatte)

[85] Zetkin, Proletarische Frauenbewegung, S.125

[86] Ebd., S.89 s.a. Leopold, Gleichheit, S.161

[87] Vgl. Braun, Frauenfrage, S.260, s.a. Zetkin, Proletarische Frauenbewegung, S.8

[88] Vgl. Tenfelde, Klaus: Arbeiterfamilien und Geschlechterbeziehung im Deutschen Kaiserreich, in: Geschichte und Gesellschaft, Zeitschrift für Historische Sozialwissenschaft, 18. Jg. (1992) Heft 1, S.179-204, S.189 (Im folgenden zitiert als: Tenfelde, Arbeiterfamilien)

[89] Vgl. Honnen, Frauenwahlrecht, S.9

[90] Zetkin, Proletarische Frauenbewegung, S.13

[91] Ebd., S.142, s.a. Leopold, Gleichheit, S.162

[92] Vgl. Zetkin, Proletarische Frauenbewegung, S.92 und S.115-118, s.a. Pausch, Frauenorganisationen, S.24 und S.35

[93] Vgl. Honnen, Frauenwahlrecht, S.15

[94] Vgl. Zetkin, Proletarische Frauenbewegung, S.142 und S.212

[95] Vgl. Braun, Frauenfrage, S.461

[96] Trosien, Antje/Walther, Claudia: Lily Braun-Kämpferische und bekämpfte Sozialistin, in: 20. Jg. (1997) Heft 93, S.53-56, S.53 (Im folgenden zitiert als: Trosien/Walther, Lily Braun)

[97] Vgl. Zetkin, Proletarische Frauenbewegung, S.214

[98] Braun, Frauenfrage, S.199

[99] Vgl. ebd., S.196, s.a. Trosien/Walther, Lily Braun, S.54

[100] Braun, Frauenfrage, S.197

[101] Honnen kritisiert hingegen, keine Vertreterin der sozialistischen Emanzipationstheorie würde das herrschende Rollenverhältnis hinterfragen. Honnen, Frauenwahlrecht, S.17

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
1999
ISBN (eBook)
9783832447090
ISBN (Paperback)
9783838647098
Dateigröße
908 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn – Philosophische Fakultät
Note
2,0
Schlagworte
frauenbewegung deutsche geschichte quotenregelung
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Titel: Historische und politische Hintergründe der Quotendebatte auf dem SPD-Parteitag 1988 in Münster
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