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Existenzgründungen aus Hochschulen im regionalen Innovationsnetzwerk

Unter besonderer Berücksichtigung des Exist-Wettbewerbs

©2000 Diplomarbeit 113 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Seit mehreren Jahren ist die Verringerung der hohen Arbeitslosigkeit eines der brennendsten Themen in der deutschen Gesellschaft. Verschiedenste Maßnahmen wurden ergriffen, um für die Betroffenen und die Gesellschaft die damit verbundenen Probleme zu bekämpfen oder wenigstens abzumildern. Ziel der meisten Bemühungen ist es, in Deutschland Arbeitsplätze zu schaffen, die auch langfristig Bestand haben können. In diesem Zusammenhang wird immer wieder auf die relativ geringe Selbständigenquote in Deutschland hingewiesen. Diese liegt mit knapp 10 % noch unterhalb des OECD-Durchschnitts, bzw. unterhalb des Durchschnitts der meisten europäischen Nachbarländer. In der Diskussion wird betont, dass in Deutschland zwischen 570.000 und 800.000 Unternehmen fehlen, was u.a. darauf zurückgeführt wird, dass hier kein gründerfreundliches Klima vorherrscht, sowie das Image des Unternehmers in der Öffentlichkeit relativ negativ belastet ist. Bei näherer Betrachtung der Zusammensetzung dieser Selbständigenquote stellt man zudem fest, dass nur ca. 15 % der Unternehmensgründer in Deutschland einen Hochschulabschluss besitzen. „Noch deutlicher wird das vorhandene Defizit, wenn die Grün-dungen direkt aus der Hochschule betrachtet werden, wo der Anteil bei verschwindend geringen 0,3 % (in den USA 17 %) liegt.“.
Dies wird allgemein als ein Manko des deutschen Hochschulsystems, bzw. der Hochschulausbildung angesehen. Fachlich hochqualifizierte Menschen, mit einem hohen Stand an technischem Wissen und Know-how ziehen es vor, ein (scheinbar) sicheres Beschäftigungsverhältnis in der privaten Wirtschaft oder dem öffentlichen Dienst anzutreten, als den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Zwar zeigen verschiedene Untersuchungen, dass viele der Hochschulmitarbeiter und Absolventen zeitweise mit dem Gedanken spielten sich selbständig zu machen, dies jedoch aufgrund verschiedener Aspekte meist nicht gewagt haben. Es herrscht also ein Defizit im Bereich der Unternehmensgründungen aus dem Hochschulbereich. Von diesen Gründungen wird erwartet, dass der Löwenanteil aus dem innovativen, technologieorientierten Bereich kommt. Dies ist umso schwerwiegender, da gerade diesen Gründungen eine große Bedeutung sowohl für die Regionalentwicklung als auch für die wirtschaftliche Entwicklung einer Nation beigemessen wird. Man erhofft, dass sie eine Stimulierung des Wettbewerbs bewirken, die Innovationspotentiale der Wirtschaft verbessern, neue innovative Produkte […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 4688
Rumkorf, Lutz: Existenzgründungen aus Hochschulen im regionalen Innovationsnetzwerk:
Unter besonderer Berücksichtigung des Exist-Wettbewerbs / Lutz Rumkorf -
Hamburg: Diplomica GmbH, 2001
Zugl.: Hannover, Universität, Diplom, 2000
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http://www.diplom.de, Hamburg 2001
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Ihr Team der Diplomarbeiten Agentur

Lutz Rumkorf
Vorwort
Im Rahmen meines Praktikums am Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovati-
onsforschung (FhG-ISI), Abteilung ,,Innovationsdienstleistungen und Regionalentwick-
lung", in Karlsruhe, habe ich mich erstmals vertiefender mit der Thematik des Exis-
tenzgründungsgeschehens aus Hochschulen beschäftigt. Angeregt durch die wissen-
schaftliche Begleitarbeit des EXIST-Wettbewerbs durch das ISI, entstand für mich die
Motivation zur weiteren Bearbeitung dieser Thematik in Form einer Diplomarbeit.
Die Arbeit beschäftigt sich zunächst mit dem Netzwerkgedanken, da besonders regiona-
le Netzwerkstrukturen einen positiven Einfluss auf das Gründungsgeschehen haben. Im
weiteren Verlauf wird auf das Gründungsgeschehen aus deutschen Hochschulen und
den damit zusammenhängenden Aspekten eingegangen. Letztlich wird der EXIST-
Wettbewerb eingehender beschrieben und die fünf Siegerregionen unter verschiedenen
Gesichtspunkten betrachtet. Hierbei soll nicht der Versuch unternommen werden, eine
Wirkungsanalyse zu erarbeiten, sondern vielmehr eine Darstellung der einzelnen Kon-
zepte und eine Bewertung einzelner Maßnahmen innerhalb dieser erreicht werden.
Mein besonderer Dank gilt zunächst Herrn Dr. K. Koschatzky und den weiteren Mitar-
beitern der Abteilung für ,,Innovationsdienstleistungen und Regionalentwicklung" für
die hervorragende Betreuung während meines Praktikums am ISI und die hilfreichen
Tipps und Ratschläge. Gleiches gilt für meinen Betreuer in der Abteilung für Wirt-
schaftsgeographie, Herrn Dr. J. Revilla Diez, der in der Zeit meiner Diplomarbeit stets
in vorbildlicher weise als Ansprechpartner für mich da war. Danken möchte ich des
Weiteren Herrn Prof. Dr. L. Schätzl sowie Herrn Dr. M. Schrader für die Übernahme
dieses Diplomarbeitsthemas als Erst- und Zweitprüfer.
Weiterhin bedanke ich mich besonders bei meiner Familie, die mich jederzeit unter-
stützt und mir mein Studium ermöglicht hat. Abschließend möchte ich mich noch bei
Helge Düker, Ina Marten und Ersy Rumkorf für deren Unterstützung bei den Korrektur-
arbeiten danken.

Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
III
Tabellenverzeichnis
III
Abkürzungsverzeichnis
IV
1. Einleitung
1
1.1 Problemstellung und Abgrenzung des Themas
1
1.2 Zielsetzung und methodisches Vorgehen
4
2. Theoretische Einordnung der Netzwerk-Ansätze - Entstehung,
Entwicklung und Modifikation
7
2.1 Ursprünge des Netzwerk-Ansatzes
7
2.2 Merkmale, Bestandteile und Bildung von regionalen Netzwerken
9
2.3 Erfolgsfaktoren und Hemmnisse für regionale Netzwerke
17
2.4 Akteure in regionalen Netzwerken
22
2.4.1 Kleine und mittlere Unternehmen in regionalen Netzwerken
22
2.4.2 Großunternehmen in regionalen Netzwerken
23
2.4.3 Existenzgründer in regionalen Netzwerken
24
2.4.4 Kapitalgeber in regionalen Netzwerken
25
2.4.5 Öffentliche Forschungseinrichtungen in regionalen Netzwerken
26
2.4.6 Beratungs- und Dienstleistungsanbieter in regionalen Netzwerken
28
2.5 Darstellung verschiedener regionaler Netzwerk-Ansätze
28
2.5.1 Industrielle
Distrikte
29
2.5.2 Ökonomische
Cluster
31
2.5.3 Innovative
Milieus
33
2.5.4 Regionale
Innovationsnetzwerke
34
2.6 Zusammenfassung und Bewertung
37
3. Das Gründungsgeschehen aus deutschen Hochschulen
40
3.1 Rolle der Hochschulen im deutschen Innovationssystem
40
3.2 Der Einfluss hochschulinterner und ­externer Rahmenbedingungen auf
das Gründungsgeschehen aus Hochschulen
41
3.3 Gründungspotentiale an Hochschulen
44
3.4 Existenzgründungen aus deutschen Hochschulen
46
3.4.1 Quantität des Gründungsgeschehens aus Hochschulen
47
3.4.2 Merkmale von Existenzgründern
50
3.4.3 Finanzierung von Existenzgründungen
54

F:\daten\Dipla-Hamburg\offen\4688\03 Inhaltsverzeichnis.doc 18.01.2002 10:41 KW
II
3.4.4 Wachstum technologieorientierter Unternehmensgründungen
56
3.4.5 Qualifizierung und Sensibilisierung potentieller Gründer
58
3.5 Zusammenfassung und Bewertung
59
4. Der EXIST-Wettbewerb - Ein Instrument zur Stimulierung des Grün-
dungsgeschehens?
61
4.1 Ausgangslage und Rahmenbedingungen des EXIST-Wettbewerbs und
der fünf Siegerregionen
61
4.2 Charakteristika der einzelnen Netzwerke - Konzeptionen, Aufbau und
Pflege
64
4.3 Exemplarischer Vergleich gründungsstimulierender / -fördernder Maß-
nahmen und Aktivitäten der einzelnen Initiativen
70
4.3.1 Hochschulinterne Maßnahmen und Aktivitäten
70
4.3.2 Hochschulexterne Maßnahmen und Aktivitäten
73
4.4 Mögliche Reichweite und Wirksamkeit der Maßnahmen
77
4.5 ,,Gründungshilfe" durch Netzwerkstrukturen?
80
4.6 Hochschulen als Inkubator innovativer Existenzgründungen ­ Motor für
eine verbesserte Regionalentwicklung?
82
5. Zusammenfassende Bewertung - Regionalpolitisch relevante Ergebnisse
86
6. Literaturverzeichnis
90
7. Anhang
96

III
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Stark vereinfachte Darstellung exemplarischer Kooperations-
beziehungen innerhalb eines Netzwerks
10
Abb. 2:
Verteilung des Gründungsaufkommens aus Hochschulen
48
Abb. 3: Ausrichtung potentieller Unternehmensgründer auf Zukunfts-
technologien 50
Abb. 4: Durchschnittliche Umsatzentwicklung junger technologieori-
entierter Unternehmen
57
Abb. 5:
Erwerbstätigkeit und Selbständigkeit nach Fächergruppen aus
Universitäten 1996
96
Abb. 6:
Erwerbstätigkeit und Selbständigkeit nach Fächergruppen aus
Fachhochschulen 1996
96
Abb. 7:
Technologische Leistungsfähigkeit und Nutzungsgrad vor-
handener regionaler Potentiale in Deutschland
100
Tabellenverzeichnis
Tab. 1:
Vergleich der Gründungsmotive zwischen Unternehmern und
potentiellen Existenzgründern
52
Tab. 2:
Besonderheiten und Merkmale der einzelnen Initiativen hin-
sichtlich der Gestaltung gründungerqualifizierender Angebote
72
Tab. 3:
Regionale Abgrenzung und Gegenüberstellung wesentlicher
Parameter der 5 Siegerregionen der EXIST-Initiative
97
Tab. 4:
Thematische Inhalte der Qualifizierungsangebote /
-maßnahmen in den 5 Siegerregionen der EXIST-Initiative
98
Tab. 5:
Beispiele institutioneller Veränderungen zur Gründerqualifi-
zierung in den 5 Siegerregionen der EXIST-Initiative
99

IV
Abkürzungsverzeichnis
Abb. Abbildung
ADT
Arbeitsgemeinschaft Deutscher Technologie- und Gründerzentren
bizeps
Bergisch-Märkische Initiative zur Förderung von Existenzgründun-
gen, Projekten und Strukturen
FES Friedrich-Ebert-Stiftung
FuE
Forschung und Entwicklung
GET UP
Generierung technologieorientierter/innovativer Unternehmensgrün-
dungen mit hohem Potential
GREMI
Groupe de Recherche Europ en sur les Milieux Innovateurs
IHK
Industrie- und Handelskammer
KEIM Karlsruher
ExistenzgründungsImpuls
KfW
Kreditanstalt für Wiederaufbau
KMU
Kleine und mittlere Unternehmen
PUSH!
Partnernetz für Unternehmensgründungen aus Stuttgarter Hochschu-
len
RuR
Raumforschung und Raumordnung
Tab. Tabelle
TGF
Technologie- Gründer- und Förderzentrum
TU Technische
Universität
Uni Universität
VC Venture
Capital

1
18.01.02
1. Einleitung
1.1
Problemstellung und Abgrenzung des Themas
Seit mehreren Jahren ist die Verringerung der hohen Arbeitslosigkeit eines der bren-
nendsten Themen in der deutschen Gesellschaft. Verschiedenste Maßnahmen wurden
ergriffen, um für die Betroffenen und die Gesellschaft die damit verbundenen Probleme
zu bekämpfen oder wenigstens abzumildern. Ziel der meisten Bemühungen ist es, in
Deutschland Arbeitsplätze zu schaffen, die auch langfristig Bestand haben können.
In diesem Zusammenhang wird immer wieder auf die relativ geringe Selbständigenquo-
te in Deutschland hingewiesen. Diese liegt mit knapp 10 % noch unterhalb des OECD-
Durchschnitts, bzw. unterhalb des Durchschnitts der meisten europäischen Nachbarlän-
der.
1
In der Diskussion wird betont, dass in Deutschland zwischen 570.000 und 800.000
Unternehmen fehlen, was u.a. darauf zurückgeführt wird, dass hier kein gründerfreund-
liches Klima vorherrscht, sowie das Image des Unternehmers in der Öffentlichkeit rela-
tiv negativ belastet ist.
2
Bei näherer Betrachtung der Zusammensetzung dieser Selbständigenquote stellt man
zudem fest, dass nur ca. 15 % der Unternehmensgründer in Deutschland einen Hoch-
schulabschluss besitzen. ,,Noch deutlicher wird das vorhandene Defizit, wenn die Grün-
dungen direkt aus der Hochschule betrachtet werden, wo der Anteil bei verschwindend
geringen 0,3 % (in den USA 17 %) liegt." (ESSWEIN 1999: 96)
Dies wird allgemein als ein Manko des deutschen Hochschulsystems, bzw. der Hoch-
schulausbildung angesehen. Fachlich hochqualifizierte Menschen, mit einem hohen
Stand an technischem Wissen und Know-how ziehen es vor, ein (scheinbar) sicheres
1
Deutschland liegt mit seiner geringen Selbständigenquote in Europa auf dem vorletzten Platz. (Verglei-
che Friedrich-Ebert-Stiftung 1999: 9).
2
Vgl. Esswein 1999: 96, Volmerig / Knaup 1999: 72.

2
18.01.02
Beschäftigungsverhältnis in der privaten Wirtschaft oder dem öffentlichen Dienst anzu-
treten, als den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Zwar zeigen verschiedene Unter-
suchungen, dass viele der Hochschulmitarbeiter und Absolventen zeitweise mit dem
Gedanken spielten sich selbständig zu machen, dies jedoch aufgrund verschiedener As-
pekte meist nicht gewagt haben.
3
Es herrscht also ein Defizit im Bereich der Unternehmensgründungen aus dem Hoch-
schulbereich. Von diesen Gründungen wird erwartet, dass der Löwenanteil aus dem
innovativen, technologieorientierten Bereich kommt. Dies ist umso schwerwiegender,
da gerade diesen Gründungen eine große Bedeutung sowohl für die Regionalentwick-
lung als auch für die wirtschaftliche Entwicklung einer Nation beigemessen wird.
4
Man
erhofft, dass sie eine Stimulierung des Wettbewerbs bewirken, die Innovationspotentiale
der Wirtschaft verbessern, neue innovative Produkte oder Dienstleistungen auf den
Markt bringen, dadurch einen Beitrag zum Strukturwandel leisten und letztlich zur
Schaffung neuer Arbeitsplätze beitragen sowie den Schlüssel zur Erschließung der
technologischen Wirtschaftsfelder der Zukunft darstellen.
5
Gerade in Zeiten, in denen sich die Produktlebenszyklen stetig verkürzen und technolo-
gische Neuerungen und Innovationen einen wesentlichen Aspekt für die Konkurrenzfä-
higkeit von Unternehmen - und somit letztlich auch von Volkswirtschaften - darstellen,
ist es wichtig, diese technologieorientierten Unternehmensgründungen aus Hochschulen
zu ,,pushen". Denn durch diese können neueste Forschungserkenntnisse und Innovatio-
nen in neue innovative Produkte und Dienstleistungen umgesetzt werden.
6
Sie zeigen
eine hohe Wachstumsdynamik und tragen in besonderem Maße zur Schaffung neuer
Arbeitsplätze bei. ,,Die Beherrschung der Innovation als belebender Faktor der Wirt-
schaft beinhaltet vor allem die schnellere Umsetzung neuester Forschungsergebnisse in
marktfähige technologische Produkte und innovative Dienstleistungen" (ADT 1998: 1).
3
Vgl.: Volmerig / Knaup 1999: 81; Herrmann 1998; FES 1998: 14.
4
Vgl. Kulicke 1997: 127.
5
Vgl. Volmerig / Knaup 1999: 71; Pfirrmann, O. 1998: 269; Richert / Schiller 1994: 16.

3
18.01.02
Nicht selten wird als ,,goldenes" Beispiel für eine solche Entwicklung das Silicon Val-
ley Gebiet mit der Stanford Universität oder auch die Greater Boston Region mit der
Harvard Universität oder dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) angeführt.
7
Heute weltbekannte Unternehmen wie beispielsweise Hewlett Packard oder Apple wur-
den von Absolventen oder Mitarbeitern regionaler Hochschulen gegründet und entwi-
ckelten sich innerhalb kürzester Zeit zu erfolgreichen Großunternehmen. Neben diesen
Paradebeispielen gab es in diesen Regionen eine Vielzahl weiterer Existenzgründungen
aus Hochschulen, die z.B. die Regionalentwicklung des Silicon Valley vom ehemaligen
Farmenland zu einer der weltweit bedeutendsten High-Tech-Regionen führten. Wie eine
Untersuchung der Boston Bank zeigte, wurden durch MIT-Studierende oder Fakultäts-
mitglieder insgesamt ca. 4.000 Unternehmen gegründet. Diese Unternehmen beschäfti-
gen zusammen etwa 1,1 Mio. Arbeitnehmer und haben einen jährlichen Umsatz von
232 Mrd. US-$.
8
Vor diesem Hintergrund kam es in vielen Ländern zu einem Wandel hinsichtlich der
Bedeutung von Hochschulen. Es wurden Förderprogramme und Initiativen entwickelt,
deren Ziel es war, Entwicklungen ähnlich derer im Silicon Valley oder der Greater Bos-
ton Area zu stimulieren.
Eines der jüngsten deutschen Beispiele ist der vom BMBF initiierte EXIST-
Wettbewerb.
9
In diesem Regionenwettbewerb soll die Stimulierung von Existenzgrün-
dungen aus Hochschulen forciert werden, indem u.a. die allgemeinen Rahmenbedin-
gungen verbessert und regionale Netzwerkstrukturen aufgebaut werden, um ein grün-
dungsfreundliches Klima zu schaffen. Mit Hilfe dieser regionalen Netzwerke sollen
Studenten und andere Hochschulangehörige sowie Absolventen für eine Unterneh-
mensgründung interessiert, ausgebildet, unterstützt und in die Selbständigkeit begleitet
6
Vgl. Kulicke et al. 1993:4
7
Vgl. Süddeutsche Zeitung Nr. 252, Seite 3 vom 30./31. Oktober / 01. November 1999.
8
Vgl. Bank Boston 1997

4
18.01.02
werden. Die Umsetzung der durch EXIST geförderten fünf Konzepte hat erst 1998 be-
gonnen. Es liegen momentan noch keine empirisch gesicherten Ergebnisse über eventu-
elle Veränderungen des Gründungsgeschehens o.ä. in den jeweiligen Regionen vor.
10
Insofern soll es sich bei dieser Arbeit auch um keine Wirkungsanalyse handeln, sondern
um eine Darstellung der einzelnen Konzepte und um eine Betrachtung und Bewertung
der bereits vorhandenen Maßnahmen und Initiativen.
Da es sich im Bereich der Netzwerkökonomik um ein relativ weites Arbeitsgebiet han-
delt, können in dieser Arbeit nur einige regionale Netzwerkansätze näher erläutert wer-
den. Keine Beachtung wird z.B. globalen Netzwerken oder reinen Zulieferer ­ Abneh-
mer Kooperationen geschenkt. Des Weiteren ist es nicht möglich, die einzelnen Akteure
innerhalb der Netzwerkbeziehungen ausführlich zu analysieren. Unberücksichtigt blei-
ben müssen auch andere regionale Gründungsaktivitäten, die nicht durch das EXIST-
Projekt abgedeckt werden. Auch können Aspekte der Gründungsforschung nur randläu-
fig angeschnitten werden, auf vertiefende Literatur wird an entsprechender Stelle ver-
wiesen.
1.2
Zielsetzung und methodisches Vorgehen
Der wesentliche Fokus dieser Arbeit soll auf dem Aspekt der Existenzgründungen aus
Hochschulen und den in diesem Zusammenhang direkt damit verbundenen Fragestel-
lungen liegen. Im Laufe der Arbeit werden folgende übergeordnete Leitfragen unter-
sucht, die zum Teil eher theoretischer Natur sind, sich zum Teil jedoch auch konkret auf
die fünf Siegerregionen des EXIST-Wettbewerb beziehen:
9
Exist= Existenzgründer aus Hochschulen. An der Ausschreibung zum Exist-Wettbewerb haben sich
über 200 Hochschulen beteiligt. Fünf Regionen wurden ausgewählt, um die vorgeschlagenen Konzepte
bis zum Ende des Jahres 2001 umzusetzen.
10
Neueste Ergebnisse und Informationen zur EXIST-Initiative sind unter der Adresse
http://www.exist.de im Internet erhältlich.

5
18.01.02
Welche Bedeutung kommt regionalen Netzwerken im Gründungsgeschehen zu?
Was zeichnet ein regionales Netzwerk aus?
Wer sind die essentiellen Akteure in diesen regionalen Netzwerken und wel-
che Funktion üben sie aus?
Wie gestaltet sich das Gründungsgeschehen aus Hochschulen?
Welche Rolle nehmen die Hochschulen im deutschen Innovationssystem ein?
Welche Faktoren fördern oder hemmen das Gründungsgeschehen aus Hoch-
schulen?
Wie können potentielle Gründer sensibilisiert und qualifiziert werden?
Aus dem Hochschulbereich werden besonders viele technologieorientierte
Gründungen erhofft. Wie entwickeln sich diese Gründungen hinsichtlich Be-
schäftigtenzahl und Wachstum?
Welche Ziele verfolgt der EXIST-Wettbewerb?
Welche Maßnahmen zur Gründungsstimulierung werden in den Initiativen
ergriffen?
Kann aufgrund des EXIST-Wettbewerbs den regionalen Hochschulen in den
Initiativen die Rolle von Inkubatoren für Existenzgründungen zukommen?
Da in dieser Arbeit von der Annahme ausgegangen wird, dass die gewünschte Stimulie-
rung von Existenzgründungen wesentlich von der Existenz eines funktionierenden regi-
onalen Innovationsnetzwerks abhängt, ist es sinnvoll, zunächst in Kapitel 2 einige
grundlegende Fragen bezüglich des Netzwerkansatzes zu beantworten. Im Rahmen die-
ser Arbeit spielt der regionale Aspekt eine bedeutende Rolle, weshalb sich der theoreti-
sche Teil nahezu ausschließlich mit regionalen Netzwerkansätzen befasst. Aus diesem
Grund erhalten andere Netzwerke keine Beachtung.
In Kapitel 2 soll u. a. auf die Geschichte des Netzwerkansatzes sowie auf die wesentli-
chen Merkmale und Bestandteile von Netzwerken eingegangen werden und wie es zur
Bildung von Netzwerken kommt. Außerdem werden die Erfolgsfaktoren und Hemmnisse
für Netzwerke angesprochen.
Da Akteure als Kristallisationspunkte eines Netzwerks betrachtet werden können, soll
kurz auf einige wesentliche Akteure im regionalen Innovationsnetzwerk und deren Rolle

6
18.01.02
eingegangen werden. Anschließend werden verschiedene regionale Netzwerkansätze
dargestellt. Zum Abschluss des 2. Kapitels wird ein kurzes Fazit gezogen.
Im dritten Kapitel geht es vornehmlich um das Gründungsgeschehen an deutschen
Hochschulen. Zunächst wird jedoch auf die Stellung der Hochschulen im deutschen
Innovationssystem und das gewandelte Selbstverständnis eingegangen. Da hochschulin-
terne und -externe Rahmenbedingungen wichtige Komponenten für die Stimulierung
des Gründungsgeschehens sind, werden diese genauer beschrieben. Hieran schließt sich
eine Beschreibung der Gründungspotentiale an Hochschulen an. Bei der Betrachtung
der Quantität des Gründungsgeschehens aus Hochschulen wird neben der reinen Be-
schreibung der Gründungszahlen der letzten Jahren auch eine Differenzierung nach Art
der Hochschule und Studienrichtung vorgenommen. Anschließend wird zum Einen auf
Merkmale von Gründern sowie Aspekt der Finanzierung von Existenzgründungen aus
Hochschulen eingegangen und zum Anderen auf das Wachstum von technologieorien-
tierten Unternehmensgründungen. Einer der wesentlichen Punkte im Zusammenhang
mit der Stimulierung des Gründungsgeschehens aus Hochschulen ist sicherlich der As-
pekt der Qualifizierung und Sensibilisierung von potentiellen Gründern. Aufgeführt
werden u.a. Maßnahmen, wodurch dieses Ziel erreicht werden soll.
In Kapitel vier werden die fünf Siegerregionen des Exist-Wettbewerbs vorgestellt. Da
es sich, wie bereits erwähnt um einen sehr jungen Wettbewerb handelt, werden die
Konzepte in den Regionen zur Zeit noch umgesetzt. Erste verwertbare Ergebnisse aus
dem EXIST-Projekt liegen noch nicht vor. Dargestellt werden sollen zum einen die gro-
ben Charakteristika der einzelnen Netzwerke sowie Beispiel gründungsstimulierender /
-fördernder Maßnahmen in den Initiativen. Anschließend wird auf deren mögliche
Reichweite und Wirksamkeit eingegangen. Letztlich wird noch den Fragen nachgegan-
gen, ob Netzwerkstrukturen, wie sie in diesen Initiativen aufgebaut werden, eine Form
der ,,Gründungshilfe" leisten können und ob man die Hochschulen als eine Art Inkuba-
tor für innovative Existenzgründungen betrachten kann.
In der Zusammenfassung in Kapitel 5 werden noch einmal die wesentlichen Aspekte
dieser Arbeit in einigen Worten wiedergeben.

7
2.
Theoretische Einordnung der Netzwerkansätze ­ Entstehung,
Entwicklung und Modifikation
Die Theorie der Netzwerkansätze ist im Rahmen dieser Arbeit von besonderer Bedeu-
tung, da verschiedene Untersuchungen gezeigt haben, dass die Stimulierung und das
Zustandekommen von (technologieorientierten) Unternehmensgründungen entschei-
dend vom Vorhandensein regionaler Innovationsnetzwerke abhängt.
1
Die Vernetzung
der wesentlichen Akteure, wie z.B. Unternehmen, Forschungs-, Beratungs- und Finan-
zierungseinrichtungen, soll für potentielle Existenzgründer regionale Rahmenbedingun-
gen schaffen, wodurch diesen, die für eine Gründung benötigten Informationen, Dienst-
leistungen und Ressourcen leichter zur Verfügung stehen.
2.1 Ursprünge
des
Netzwerkansatzes
Der Netzwerkansatz als solcher ist ein vergleichsweise junger Ansatz, was jedoch nicht
bedeutet, dass auch Netzwerke selbst erst in jüngerer Zeit entstanden sind. Vielmehr
weist zum Beispiel die OECD darauf hin, dass (informelle) Netzwerke zwischen einzel-
nen Unternehmen und zwischen verschiedensten institutionellen Forschungseinrichtun-
gen (Universitäten, öffentliche Forschungseinrichtungen, industrielle Forschungsein-
richtungen und Unternehmen) und/oder unterschiedlichen Ländern, so alt sind, wie die
organisierte Wissenschaft und Technologie selbst.
2
Erste gedankliche Vorläufer der heutigen Netzwerkansätze finden sich bereits Ende des
19. Jahrhunderts bei MARSHALL (1890, 1919). Dieser stellte in seinen Arbeiten u.a.
fest, dass Wissen und der Transfer von Wissen zwischen verschiedenen Wirtschaftsak-
1
Vgl. z.B. Schätzl 1998:211; Koschatzky 1997: 2.
2
OECD 1992: 70.

8
teuren eine ,,industrielle Atmosphäre" schaffen kann, die die räumliche Konzentration
von Industrien begünstigt.
3
Einen entscheidenderen Impuls für die Bedeutung des Netzwerkansatzes ging aus der
Erkenntnis hervor, dass Innovation kein eingleisiger, linearer Prozess ist, sondern als
komplexes System aus Information, Wissenserzeugung und kollektivem Lernen ange-
sehen werden muss, das durch ein hohes Maß an Unsicherheit und Risiko geprägt ist.
Innovationen können nur durch die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen (regiona-
len) Akteuren realisiert werden.
4
Der eigentliche, moderne Netzwerkansatz wurde jedoch erst in den 80er Jahren, vor
allem im skandinavischen Raum entwickelt.
5
Wichtige Vertreter dieser skandinavischen
Schule sind u.a. Håkansson
6
und Johanson
7
.
Zunächst wurden Netzwerke in den Regio-
nalwissenschaften nur aus mikroökonomischer Sicht des Betriebes und nur in Form von
Zulieferverflechtungen betrachtet.
8
In seiner ursprünglichen Form wurde der Netzwerk-
ansatz ,,... auf die gezielte Kooperation von Unternehmen zur gemeinsamen Produkt-
entwicklung, Produktion und Distribution bezogen und später um öffentliche Organisa-
tionen wie Lehr- und Forschungseinrichtungen, Wirtschaftsverbände und regionale Ge-
bietskörperschaften erweitert" (KOSCHATZKY / GUNDRUM 1997: 209-210).
In der Literatur gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Definitionen, Erklärungsansätze,
Unterscheidungen und Betrachtungsweisen von Netzwerkbeziehungen, weshalb auch
3
Koschatzky 1998a: 384.
4
Koschatzky /Muller / Zenker 1999: 23-24.
5
Neben dieser skandinavischen Schule, die sich ursprünglich auf industrielle Netzwerke bezog, bestehen
noch weitere Schulen mit unterschiedlichen Ansätzen.
6
Håkansson 1982, 1987 und 1989.
7
Håkansson / Johanson 1984.
8
Fritsch / Koschatzky / Schätzl / Sternberg 1998: 246; Sternberg 1995b: 52.

9
nicht von ,,der Netzwerktheorie" gesprochen werden kann.
9
Einige unterschiedliche
Ansätze werden unter Punkt 2.5 kurz beschrieben.
2.2
Merkmale, Bestandteile und Bildung von Netzwerken
Bevor auf die Merkmale, Bestandteile und Bildung von Netzwerken eingegangen wird,
soll im Folgenden der Begriff Netzwerk definiert werden. Dies ist sinnvoll, da innerhalb
der wissenschaftlichen Netzwerk-Literatur, je nach Fachgebiet verschiedenste Ansätze
und Definitionen existieren. Dieser Arbeit soll die Netzwerk-Definition zugrunde lie-
gen, wie sie sich bei KOSCHATZKY (1998b: 2) wiederfindet: ,,According to network
economies a network is defined by a long-term relation of different partners who coope-
rate on the same hierachical level in an environment of mutual understanding and trust,
while hierarchical transactions are characterised by temporarily, non-lasting interacti-
ons, mostly regulated by contracts".
Wesentliche Bestandteile von Netzwerken sind Akteure und die aus ihren Aktivitäten
(Entwicklung, Kombination, Tausch und Transformation von Ressourcen) und Interak-
tionen resultierenden Verflechtungsbeziehungen und Kontakte. ,,Netzwerke werden
auch als ,Ressourcenkoordinierungssysteme zwischen Markt und Hierarchie` be-
zeichnet. D.h. die Handlungen der Akteure werden nicht durch den Preismechanismus
oder hierarchische Anweisungen koordiniert, sondern durch konkrete Austauschbezie-
hungen im Rahmen eines spezifischen Netzwerks" (KOSCHATZKY / GUNDRUM
1997: 210). Im Gegensatz zu klassischen Verknüpfungen zwischen Zulieferern, Unter-
nehmen und Kunden sind Netzwerke nicht durch starre hierarchische Beziehungen ge-
prägt, sondern durch relativ große Redundanz, Flexibilität und Dynamik. ,,Die Vertei-
lung der wahrzunehmenden Aufgaben im Netzwerk erfolgt derart, dass jeder Partner die
Funktionen übernimmt, die er besser als die übrigen Beteiligten beherrscht"
(WILDEMANN 1998: 94). Bei den klassischen Verflechtungen zwischen den beteilig-
9
Koschatzky / Muller / Zenker 1999; Lessat 1998: 265; Herden 1992: 72.

10
ten Akteuren sind Verträge über Art und Weise der Zusammenarbeit die Regel. Die
Netzwerkbeziehungen zeichnen sich hingegen durch ein hohes Maß an Vertrauen und
Offenheit zwischen den Akteuren aus.
10
Die Kooperationen innerhalb eines Netzwerks können sowohl vertikal (Partner unter-
schiedlicher Marktstufen), horizontal (Partner der gleichen Marktstufe, z.B. Wettbewer-
ber, Unternehmen aus einem komplementären Technologiebereich) und diagonal (d.h.
zwischen Partnern unterschiedlicher und gleicher Marktstufe) ausgerichtet sein.
11
Ab-
bildung 1 zeigt in stark vereinfachter Darstellung beispielhafte Formen vertikaler, hori-
zontaler und diagonaler Kooperation.
Abbildung 1: Stark vereinfachte Darstellung exemplarischer Kooperationsbeziehungen
innerhalb eines Netzwerks
10
,,All networks, however, require reciprocity and trust" OECD 1992: 67.
11
Koschatzky / Gundrum 1997: 209.
Quelle: Eigene Darstellung
Vertikale Kooperation (Zulieferer-Unternehmen-Abnehmer)
Horizontale Kooperation (Zwischen Partnern der gleichen Markt-
stufe bzw. aus einem komplementären Technologiebereich)
Kooperationen z.B. mit Wirtschaftsverbänden
Kooperationen z.B. mit öffentl. Forschungseinrichtungen
Diagonale Kooperation (zwischen Partnern unterschiedlicher und
gleicher Marktstufen)
Beispiele weiterer Kooperationsverflechtungen
Marktstufe 2
Marktstufe 3
Marktstufe 1

11
Während der Netzwerkbegriff zunächst ausschließlich auf industrielle Kooperationsbe-
ziehungen angewendet wurde, hat er allmählich eine umfassendere Bedeutung bekom-
men. Mittlerweile wird der Netzwerkbegriff nicht mehr nur für rein industrielle Bezie-
hungen zwischen Zulieferern, Unternehmen und Kunden benutzt, sondern auf verschie-
denster Ebene verwendet. Die Betrachtung der Beziehungsverflechtungen ist vielfältiger
geworden. Außer den klassischen Akteuren werden verstärkt auch ,,neue" Akteure aus
unterschiedlichsten Bereichen mit einbezogen. Dies sind u.a. Wirtschaftsverbände, In-
dustrie- und Handelskammern, politische Akteure, Hochschulen, Forschungsinstitute
und Transferstellen. Bei diesen wissensintensiven Netzwerken wird über Kooperations-
beziehungen nicht nur codified knowledge sondern das ungleich schwerer zu übermit-
telnde tacid knowledge transferiert. Die Akteure ergänzen sich durch ihre Kooperatio-
nen, da sie somit im Verbund z.B. über größere FuE-Ressourcen verfügen.
Bei den Handlungen der Netzwerkakteure innerhalb des Netzwerks ist zu beachten, ,,...
dass es sich nicht ausschließlich um ökonomische Transaktionen im Sinne eines rationa-
len Verhaltens der Akteure handelt, sondern auch die sozialen und politischen Aspekte
bei der Zusammenarbeit von Personen eine Rolle spielen" (KOSCHATZKY /ZENKER
1999: 3).
Der Idealfall eines Netzwerks wird durch folgende Merkmale charakterisiert
(KOSCHATZKY / ZENKER 1999: 4):
12
Vertrauen zwischen den Akteuren,
meist auf eine längere Zeitperspektive ausgelegte Beziehungen,
Redundanz innerhalb des Netzwerkes, d.h. Wahlmöglichkeiten und Fehlen
von Hierarchiebeziehungen,
Offenheit, Dynamik und Flexibilität,
Wettbewerb zwischen den Netzwerkakteuren,
12
Vgl. Koschatzky 1998a; Koschatzky / Gundrum 1997; Fritsch 1992; Håkansson / Johanson 1984.

12
Selbständigkeit und Freiwilligkeit der Zusammenarbeit,
Skalenerträge durch Kooperation.
Im Folgenden sollen einige der oben genannten Merkmale näher beschrieben werden.
Vertrauen statt Verträge ­ diese überspitzte Formulierung beschreibt eines der we-
sentlichen Merkmale innerhalb von Netzwerkbeziehungen. Während in klassischen
(vertikalen) Kooperationsbeziehungen viele Aspekte der Zusammenarbeit durch Verträ-
ge abgesichert werden, sind Netzwerkbeziehungen durch wesentlich stärkere Vertrau-
ensbeziehungen
13
zwischen den einzelnen Akteuren geprägt. Dies setzt voraus, dass
sich die einzelnen Akteure innerhalb des Netzwerks nicht opportunistisch verhalten
sondern im ,,kooperativen Wettbewerb" zueinander stehen.
14
KOSCHATZKY /
GUNDRUM weisen darauf hin, dass es für die Stabilität und Handlungsfähigkeit eines
Netzwerkes entscheidend ist, dass ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis zwischen den
Partnern aufgebaut wird. Dieses bildet und verstärkt sich durch erfolgreiche Kooperati-
onen, die wiederum auf komplementäre Ressourcen, gemeinsame Zielvorstellungen und
Verhaltensweisen bzw. ­regeln beruhen.
15
Eine wichtige Rolle spielen hierbei auch en-
ge und persönliche Beziehungen zwischen den Akteuren (face-to-face Kontakte). Durch
den Aufbau solcher Beziehungen können Unsicherheiten in Form von Unwissenheit
über das Verhalten anderer Akteure reduziert werden.
16
Längerfristige Beziehungen. Netzwerkbeziehungen sind nicht auf kurze Dauer ausge-
legt sondern eher langfristiger Natur. Im Vordergrund steht nicht das unmittelbare Er-
gebnis einer kurzfristigen, zeitlich begrenzten Kooperation, sondern der Aufbau einer
langfristigen Zusammenarbeit mit dem Ziel, durch Nutzung eines gemeinsamen ,,Res-
sourcenpools" Wettbewerbsvorteile zu erlangen. Letztlich lässt sich nur durch länger-
fristige Beziehungen das für erfolgreiche Netzwerke notwendige Vertrauen zwischen
13
Vgl. Herden 1992: 76-77; Fritsch / Koschatzky / Schätzl / Sternberg 1998: 248; Balling 1998:
121(,,Vertrauen als Kooperationsbasis").
14
Lessat 1998: 266.
15
Koschatzky / Gundrum 1997: 211.

13
den Akteuren erzielen. Enge und persönliche Beziehungen zwischen den Partnern kön-
nen nicht durch kurzfristige Beziehungen aufgebaut werden.
Netzwerkbeziehungen zeichnen sich durch ein hohes Maß an Redundanz aus. Im Ge-
gensatz zu vertikal-hierarchischen Kooperationsbeziehungen bestehen für die Akteure
im Netzwerk viele Wahlmöglichkeiten. Hierarchische Ordnungen sind weitestgehend
nicht vorhanden, die Akteure sind (relativ) gleichberechtigte Partner. Dies wird von
FRITSCH als eine wesentliche Voraussetzung für erfolgreiche Netzwerke angesehen.
17
Allerdings weisen KOSCHATZKY / GUNDRUM darauf hin, dass das Fehlen einer
formalen Hierarchie nicht bedeutet, ,,dass diese Austauschbeziehungen prinzipiell
gleichgewichtig bzw. symmetrisch angelegt sind. (...) Entscheiden ist aber, dass das
Netzwerk insgesamt für alle Beteiligten von Nutzen ist".
18
In der Literatur wird darauf hingewiesen, dass erfolgreiche Netzwerke in der Regel of-
fen für neue Akteure sind, eine hohe Dynamik besitzen und dementsprechend auch von
den beteiligten Akteuren ein hohes Maß an Flexibilität fordern.
19
Diese Punkte treffen
auf den idealtypischen Fall eines Netzwerks zu.
Kooperation zwischen den einzelnen Akteuren spielt innerhalb von Netzwerkbeziehun-
gen eine wesentliche Rolle, doch darf daraus nicht auf das Fehlen von Wettbewerb ge-
schlossen werden. Vielmehr kommt es auf eine Mischung aus Kooperation und
Wettbewerb an.
20
Nur durch die Integration in das Netzwerk und die Teilnahme am
Wettbewerb, auch innerhalb des Netzwerks, bleibt dieses flexibel, konkurrenzfähig und
kann neue Innovationen hervorbringen.
21
16
Vgl.: Herden 1992: 77.
17
Fritsch 1992.
18
Koschatzky / Gundrum 1997: 210.
19
Koschatzky / Muller / Zenker 1999: 24, 29; Koschatzky / Zenker 1999: 4
20
Vgl. Franz 1999: 121; Balling 1998: 9.
21
Koschatzky / Muller / Zenker 1999: 31; Porter 1990: 143.

14
Die Akteure integrieren sich aus freien Stücken in das Netzwerk, da sie sich aus der
Teilnahme Vorteile versprechen.
22
Die Selbständigkeit und Selbstverantwortung der
einzelnen Akteure bleibt innerhalb der Netzwerkbeziehung stets gewahrt.
Skalenerträge durch Kooperation: Durch die Einbindung ins Netzwerk können sich
für die involvierten Unternehmen ,,virtuelle Kapazitätsgrößenvorteile" ergeben, da
durch die Vernetzung ein größerer Ressourcenpool zur Verfügung steht.
Letztlich muss noch betont werden, dass Netzwerke nicht zwangsläufig durch regionale
oder nationale Grenzen abgegrenzt sind.
23
Die OECD weist darauf hin, dass Netzwerke eine wichtige Komponente im nationalen
und regionalen Innovationssystem darstellen. Innerhalb dieser regionalen Innovations-
netzwerke nehmen Hochschulen eine bedeutende Stellung ein. Aufgrund der Viel-
zahl der Fächer aus den Natur-, Geistes- und Ingenieurwissenschaften dienen sie u.a. als
eine zentrale Anlaufstelle für vielfältigste Forschungskooperationen. Nicht nur Großun-
ternehmen können von diesen Kooperationen profitieren, sondern besonders auch
KMU, die normalerweise nur über begrenzte eigene Forschungskapazitäten verfügen.
Durch Kooperationen mit Hochschulen können sie Zugang zu ungleich größeren Wis-
sensquellen erhalten.
Neben diesem Technologie- und Wissenstransfer sind Hochschulen auch ein wichtiger
Inkubator potentieller technologieorientierter Unternehmensgründungen. Die Studie-
renden, Absolventen, Dozenten und wissenschaftlichen Mitarbeiter stellen ein großes
-zur Zeit ungenutztes- Gründungspotential dar, woraus sich eine Vielzahl innovativer
technologieorientierter Unternehmen bilden könnte. Auf diese Aspekte wird jedoch ver-
tiefend in Kapitel 3 eingegangen.
Als eine wichtige Aufgabe der Wissenschafts- und Technologiepolitik wird aus diesem
Grunde auch die Stärkung existierender innovations-basierter Netzwerke angesehen. In
22
Sternberg 1995b: 53.
23
OECD 1992: 72.

15
Gebieten ohne existierende Netzwerkstrukturen sollte deren Generierung forciert wer-
den.
24
Häufige Motivation der Akteure für die Bildung eines Netzwerks ist der Versuch, Un-
sicherheiten und damit verbundene Risiken zu verringern. Beispielsweise bringen neue
Entwicklungen und Technologien für Unternehmen große Unsicherheiten mit sich (z.B.
Zukunftsfähigkeit und/oder Marktchancen der Entwicklung oder Technologie, Unsi-
cherheit bezüglich zukünftiger ,,Trends" oder Standards). FÜRST und SCHUBERT
betonen, dass Netzwerke Unsicherheiten und das Risiko des Wandels durch Kommuni-
kation und Solidarität reduzieren.
25
Somit bietet die Verflechtung in ein Netzwerk da-
hingehende Vorteile für die Unternehmen, dass durch Informationsaustausch mit Netz-
werkpartnern ein Großteil der Unsicherheit abgebaut werden kann. (Siehe auch Punkt
2.3 ,,Erfolgsfaktoren und Hemmnisse für regionale Netzwerke").
Als förderlich für die Bildung von Netzwerken hat sich der Aspekt der räumlichen Nähe
erwiesen. Zwar ist räumliche Nähe nicht zwingend notwendig für das Zustandekommen
von Netzwerkbeziehungen, sie muss aber trotzdem als begünstigender Faktor gewertet
werden. FRITSCH weist in seiner Untersuchung sogar darauf hin, dass räumliche Nä-
he für das Zustandekommen von Kooperationen von erheblichem Vorteil ist.
26
Des
weiteren stellt er die besondere Bedeutung der räumlichen Nähe hinsichtlich des Trans-
fers von ,,tacit knowledge" heraus. Im Gegensatz zu codifiziertem Wissen spielt sie
beim Transfer von tacidem Wissen eine ungleich größere Rolle, da tacides Wissen nicht
oder nur mit großem Aufwand codifiziert werden kann und somit an Personen gebun-
den ist und face-to-face-Kontakte voraussetzt.
27
Der Transfer von tacidem Wissen ist
folglich mit höheren Raumüberwindungskosten verbunden, wodurch räumlicher Nähe
eine größere Bedeutung zukommt. Folglich erhalten Hochschulen in diesem Zusam-
menhang eine wichtige Rolle, da sie durch ihre Grundlagen- aber auch angewandte For-
24
OECD 1992: 67.
25
Fürst / Schubert 1998: 356.
26
Fritsch 1999: 22.

16
schungsarbeit wesentlich zur Generierung von codifiziertem aber auch tacidem Wissen
beitragen.
KOSCHATZKY / ZENKER (1999) heben hervor, dass sich Netzwerke in der Regel
unter Akteuren mit einem ähnlichen sozialen und kulturellen Hintergrund bilden, was
auch die weitere Entwicklung des Netzwerks unterstützt. Die Region wird als geeigne-
ter räumlicher Rahmen für Kooperationsbeziehungen betrachtet, besonders wenn räum-
liche Nähe zwischen den Akteuren Informations-, Kosten- und Wettbewerbsvorteile
verspricht.
28
,,Räumliche Nähe ist aber allein als kooperationsförderndes Element nicht
ausreichend. Wichtig ist, dass Akteure zusammentreffen, deren gegenseitige Interessen
in Einklang gebracht werden können, die sich für die Bedürfnisse der anderen öffnen
und die den Eindruck gewinnen, dass die Vorteile der Netzwerkteilnahme über die Ü-
berwindung einzelbetrieblicher bzw. institutionenspezifischer Wissensengpässe hinaus-
gehen" (KOSCHATZKY / ZENKER 1999: 5).
Bei STERNBERG (1995b: 55-56) findet sich folgende Auflistung von Punkten, die als
günstige Rahmenbedingungen für die Bildung und Entwicklung von Netzwerken an-
gesehen werden:
,,komplementäres Wissen (sog. ,,complementary assets") und ein breites
Kompetenzspektrum der Beteiligten als wichtige Inputs der Generierung neu-
en technischen Wissens oder neuer Technologien,
enge und persönliche Beziehungen zwischen den Akteuren (zumeist in Form
von face-to-face Kontakten),
ökonomische Instabilität, technologische Unsicherheit und schnelle Nachfra-
geänderungen, die kurzfristiges Reagieren erfordern und
,reciprocity` und Vertrauen in die potentiellen Partner, die sich zudem auf die
Sanktionierung eines opportunistischen Verhaltens verlassen können müssen."
27
Fritsch / Bröskamp / Schwirten 1998: 254.
28
Koschatzky / Zenker 1999: 5.

17
Neben diesen Punkten finden sich bei der OECD noch zwei weitere Punkte, die als
günstige Bedingungen aufgeführt werden. Zum Einen hohe FuE-Kosten, die das Mana-
gement zwingen, nach Möglichkeiten zu suchen, um mit anderen Unternehmen ,,Res-
sourcen-pooling" zu betreiben, im Extremfall sogar mit Rivalen. Weiterhin wird auf die
Wichtigkeit von ,,flexibility and the possibility of preserving the reversibility of decisi-
ons" hingewiesen.
29
Die beschriebenen Rahmenbedingungen begünstigen zwar die Entstehung von Netz-
werken, führen aber nicht zwangsläufig dazu. Auch können Erfolg bzw. Misserfolg
nicht vom Bestehen oder Nichtbestehen dieser Rahmenbedingungen abgeleitet werden.
2.3
Erfolgsfaktoren und Hemmnisse für regionale Netzwerke
Im folgenden Abschnitt soll zum einen auf Aspekte eingegangen werden, die dazu Bei-
tragen, dass Netzwerke als erfolgreich betrachtet werden können oder aber auch auf
solche, die eine negative Auswirkung auf das Netzwerk haben können. Des Weiteren
wird auf Vor- und Nachteile von Netzwerken eingegangen.
Räumliche Nähe allein kann keinesfalls das Zustandekommen von Netzwerkbeziehun-
gen garantieren. So können z.B. sozio-kulturelle Hemmnisse die Entstehung eines
Netzwerks be- oder verhindern.
30
Auch kann nicht die alleinige Existenz eines Netzwerks positive wirtschaftliche Impulse
und Innovationserfolge bewirken, wichtiger ist ein ,,kompetentes Management von
Netzwerkbeziehungen"
31
. Des Weiteren wirkt sich ein gewisses Maß an Rivalität be-
günstigend auf die Innovativität aus.
32
29
OECD 1992: 79.
30
Sternberg 1995b: 52.
31
Koschatzky / Zenker 1999: 3.
32
Baptista / Swann 1998: 537-538.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2000
ISBN (eBook)
9783832446888
ISBN (Paperback)
9783838646886
DOI
10.3239/9783832446888
Dateigröße
2.2 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover – Wirtschaftsgeographie, Geographie
Erscheinungsdatum
2001 (November)
Note
2,0
Schlagworte
innovationsnetzwerke gründungsforschung existenzgründung hochschulen exist-wettbewerb
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Titel: Existenzgründungen aus Hochschulen im regionalen Innovationsnetzwerk
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