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Anforderungen eines Mittelstands-Ratings an das Management von kleinen und mittleren Unternehmen

©2001 Diplomarbeit 125 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Spätestens seit der Veröffentlichung des zweiten Konsultationspapiers des Baseler Ausschusses für Bankaufsicht der Kreditwirtschaft (Basel II) Anfang des Jahres 2001 hat eine intensive Diskussion in der Kreditwirtschaft und in mittelständischen Unternehmen über das Thema Rating begonnen. Die bislang vorgelegten Baseler Konzepte, die die Eigenkapitalanforderungen bei den Banken von der individuellen Zahlungsfähigkeit (Bonität) eines Kreditnehmers abhängig machen, werden die Finanzierungsformen und -konditionen des Mittelstands beeinflussen. Wie genau der Einfluss dieser neuen Richtlinie sein wird, kann man noch nicht voraussagen. Es ist aber sicher, dass eine angemessene Bewertung der Kreditrisiken anhand von Ratings erfolgen soll.
Dem Management von kleineren und mittleren Unternehmen macht die Vorstellung, dass ihr Unternehmen einem Rating unterzogen werden soll, genau so viel Angst wie eine gefürchtete Kreditknappheit, die vor dem Hintergrund der drohenden Aufhebung der staatlichen Haftungsgarantien für öffentlich-rechtliche Kreditinstitute durchaus begründet erscheint. Besonders der deutsche Mittelstand fürchtet, dass die Kreditkosten für die Unternehmen durch das Rating steigen könnten. Aber nicht nur die mögliche Belastung auf der Kostenseite, sondern auch die mit einem Rating verbundene Öffnung des Unternehmens nach außen verursacht einen gewissen Widerstand beim deutschen Mittelstand.
Das Verfahren der Rating-Bewertung, das seine Ursprünge in den USA hat, ist für viele Unternehmen neu. So sind nach einer Studie der DG Bank, die im Frühjahr 2001 durchgeführt wurde, erst die Hälfte der mittelständischen Unternehmen durch Medien oder ihre Hausbanken auf das Thema Rating aufmerksam geworden. In groben Zügen oder über Einzelheiten informiert ist lediglich ein Viertel der Unternehmen. Inzwischen kann man zwar annehmen, dass aufgrund der lebhaften Diskussion der neuen Eigenkapitalvorschriften in den Medien die Bekanntheit und das Interesse für dieses Thema gestiegen ist, aber die eigentlichen Inhalte des Rating sind vielen aufgrund ihrer Komplexität noch nicht bekannt.
Traditionell werden Ratings im angelsächsischen Raum hauptsächlich für große Unternehmen erstellt, die sich am Kapitalmarkt über handelbare Schuldverschreibungen finanzieren. Das Basel II-Abkommen sieht nun für alle Unternehmen ein Rating vor, unabhängig davon, ob sie an der Börse notiert sind oder nicht. Da sich die Unternehmen somit in der Zukunft kaum […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 4677
von Dobbeler, Andreas: Anforderungen eines Mittelstands-Ratings an das Management von
kleinen und mittleren Unternehmen / Andreas von Dobbeler -
Hamburg: Diplomica GmbH, 2001
Zugl.: Bergisch Gladbach, Diplom, 2001
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I
Inhaltsverzeichnis Seite
Abbildungsverzeichnis III
Tabellenverzeichnis III
Abkürzungsverzeichnis III
1 Einleitung
1
1.1
Bedeutung des Ratings
1
1.2
Ziel der Arbeit
2
2
Einführung zum Thema Rating
3
2.1 Definition
Rating
3
2.2
Geschichte und Entwicklung des Rating
3
2.3 Rating-Symbole
5
2.4 Rating-Varianten
7
2.4.1
Ratings für kurzfristige Schuldverschreibungen
8
2.4.2
Ratings für langfristige Schuldverschreibungen
8
2.4.3 Sonstige
Rating-Arten
8
2.5
Emissions- versus Emittentenrating
9
2.6.
Equity-Rating versus Debt-Rating
10
2.7
Internes versus externes Rating
10
2.7.1 Interne
Ratings
10
2.7.2 Externe
Ratings
11
2.8 Rating-Agenturen
12
2.8.1
International tätige Agenturen
13
2.8.2
National tätige Agenturen
13
2.9 Basel
II-Problematik
15
2.9.1
Die alte Eigenkapitalvereinbarung nach Basel I
16
2.9.2
Die neue Eigenkapitalvereinbarung nach Basel II
16
3
Mittelständische Unternehmen und Rating
19
3.1 Definition
Mittelstand
19
3.2
Qualitative Abgrenzungen zu Großunternehmen
20
3.2.1 Personenbezogene
Prägung
20
3.2.1.1 Der
Unternehmer
20
3.2.1.2 Die
Führungskräfte
23
3.2.2
Begrenzte personelle Ressourcen
24
3.2.3 Technologieorientierung
und
Innovation
24
3.2.4 Finanzielle
Ressourcen
25
3.3
Notwendige Vorbereitung des Mittelstands auf ein Rating
27

II
4 Der
Rating-Prozess
28
4.1 Internes
Rating
29
4.1.1
Ablauf eines internen Ratings
29
4.1.2
Schwächen des Verfahrens der internen Bonitätsanalyse
32
4.1.3
Zukunft des internen Ratings
32
4.2 Externes
Rating
34
4.2.1
Qualitative Auswahlkriterien für eine Rating-Agentur
34
4.2.2
Ablauf eines externen Ratings
36
4.2.3
Zukunft des externen Ratings
39
4.3
Anforderungen an das Management bei der Bereitstellung von
Informationen für das Rating
40
4.3.1
Anforderungen bei der Vorbereitung der Unternehmensorganisation auf
ein Rating
41
4.3.2
Anforderungen des Ratings an die Controllinginstrumente eines kleinen
und mittelständischen Unternehmens
43
4.3.3
Anforderungen an die Darstellung der Zukunftsorientierung des
Unternehmens
46
4.3.3.1 Bedeutung der Kundenorientierung, der Produkt- und Sortimentsstruktur
46
4.3.3.2 Anforderungen an das Personalmanagement
48
4.3.3.3 Management der Konkurrenz
49
4.3.3.4 Management der Beziehungen zu Lieferanten
49
4.4
Einfluss der Kosten auf die Entscheidung für oder gegen ein Rating
50
4.5
Einsatz von Beratern
52
5
Vor- und Nachteile für den Mittelstand
53
5.1
Nutzen eines Ratings
54
5.2
Nachteile des Ratings
59
5.3
Einfluss des Ratings auf die Finanzierung für den Mittelstand
61
6 Zusammenfassung
und
Schlussfolgerung
63
Anhang
66
Quellenverzeichnis 110

III
Abbildungsverzeichnis Seite
Abb.1:
Berechnung der Eigenkapitalanforderung einer Bank
17
Abb.2: Kennzahlen
zur
Bonitätsanalyse
30
Abb.3:
Typischer Zeitablauf bei erstmaliger Erteilung eines Ratings
36
Abb.4:
Anspruchsgruppen eines Mittelstands-Ratings
58
Tabellenverzeichnis Seite
Tab.1: Definition
klassischer
Rating-Skalen
6
Tab.2:
Bonitätsbezogene Interpretation von Rating-Klassen
7
Tab.3:
Übersicht ,,der großen Drei"
13
Tab.4:
In Deutschland tätige Rating-Agenturen
14
Tab.5:
Gewichtungsfaktoren für eine risikoabhängige Eigenkapitalunterlegung
von Banken
17
Tab.6:
Gewichtung von qualitativen und quantitativen Faktoren deutschen
Großbanken
31
Tab.7:
Umsatzgrenzen bei einer Zinsersparnis von 0,25%
52
Abkürzungsverzeichnis
AG Aktiengesellschaft
BIZ
Bank für internationalen Zahlungsausgleich
DSGV
Deutscher Sparkassen- und Giroverband
HGB Handelsgesetzbuch
KapCoRiLiG Kapitalgesellschaften-und-Co-Richtlinie-Gesetz
KG Kommanditgesellschaft
KonTraG
Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich
Moody's
Moody's Investors Service Inc.
OHG Offene
Handelsgesellschaft
PwC
PriceWaterhouseCoopers ­ PwC Deutsche Revision AG
SEC
U.S. Securities and Exchange Commission
S&P
Standard & Poor's Ratings Services Inc.
USD US-Dollar

1
1 Einleitung
1.1
Bedeutung des Ratings
Spätestens seit der Veröffentlichung des zweiten Konsultationspapiers des Baseler
Ausschusses für Bankaufsicht der Kreditwirtschaft (Basel II) Anfang des Jahres 2001
hat eine intensive Diskussion in der Kreditwirtschaft und in mittelständischen
Unternehmen über das Thema Rating begonnen. Die bislang vorgelegten Baseler
Konzepte, die die Eigenkapitalanforderungen bei den Banken von der individuellen
Zahlungsfähigkeit (Bonität) eines Kreditnehmers abhängig machen, werden die
Finanzierungsformen und -konditionen des Mittelstands beeinflussen. Wie genau der
Einfluss dieser neuen Richtlinie sein wird, kann man noch nicht voraussagen. Es ist
aber sicher, dass eine angemessene Bewertung der Kreditrisiken anhand von Ratings
erfolgen soll.
Dem Management von kleineren und mittleren Unternehmen macht die Vorstellung,
dass ihr Unternehmen einem Rating unterzogen werden soll, genau so viel Angst wie
eine gefürchtete Kreditknappheit, die vor dem Hintergrund der drohenden Aufhebung
der staatlichen Haftungsgarantien
1
für öffentlich-rechtliche Kreditinstitute durchaus
begründet erscheint. Besonders der deutsche Mittelstand fürchtet, dass die
Kreditkosten für die Unternehmen durch das Rating steigen könnten. Aber nicht nur die
mögliche Belastung auf der Kostenseite, sondern auch die mit einem Rating
verbundene Öffnung des Unternehmens nach außen verursacht einen gewissen
Widerstand beim deutschen Mittelstand.
Das Verfahren der Rating-Bewertung, das seine Ursprünge in den USA hat, ist für viele
Unternehmen neu. So sind nach einer Studie der DG Bank, die im Frühjahr 2001
durchgeführt wurde, erst die Hälfte der mittelständischen Unternehmen durch Medien
oder ihre Hausbanken auf das Thema Rating aufmerksam geworden. In groben Zügen
oder über Einzelheiten informiert ist lediglich ein Viertel der Unternehmen.
2
Inzwischen
kann man zwar annehmen, dass aufgrund der lebhaften Diskussion der neuen
Eigenkapitalvorschriften in den Medien die Bekanntheit und das Interesse für dieses
Thema gestiegen ist
3
, aber die eigentlichen Inhalte des Rating sind vielen aufgrund
ihrer Komplexität noch nicht bekannt.
1
Gemeint sind hier die Anstaltslast und die Gewährträgerhaftung, die als unbefristete
Staatsgarantien öffentlich-rechtlichen Kreditinstituten wie Landesbanken und Sparkassen
Refinanzierungsvorteile bringen.
2
vgl. DG-Bank (2001), Seite 11
3
erste Hinweise ergibt eine neue Untersuchung des IWK München ­ vgl. Everling, Oliver
(2001g)

2
Traditionell werden Ratings im angelsächsischen Raum hauptsächlich für große
Unternehmen erstellt, die sich am Kapitalmarkt über handelbare
Schuldverschreibungen finanzieren. Das Basel II-Abkommen sieht nun für alle
Unternehmen ein Rating vor, unabhängig davon, ob sie an der Börse notiert sind oder
nicht. Da sich die Unternehmen somit in der Zukunft kaum noch einem Rating
entziehen können, muss der traditionell publizitätsscheue Mittelstand Informationen
aufbereiten und für die Bewertung bereitstellen. Das Management muss seine Banker
von seinen Unternehmerqualitäten überzeugen und ein klares und nachvollziehbares
Bild der künftigen Unternehmensentwicklung aufzeigen können.
Die Durchführung eines Ratings kann für Unternehmen sowohl Vorteile als auch
Nachteile bringen. Vorteile liegen zum Beispiel in der Nutzung des Ratings als
Informationsinstrument für das Management zur internen Risikoidentifikation. Trotz der
Kosten für ein Rating kann eine gute Beurteilung auch dazu beitragen, die
Finanzierungskosten insgesamt zu reduzieren. Der vielleicht wichtigste Vorteil liegt
aber in der Nutzung des Ratings als Kommunikationsinstrument mit den unter-
schiedlichen Anspruchsgruppen des Unternehmens, wie zum Beispiel Lieferanten,
Mitarbeiter oder Kunden. Als Nachteil müsste man neben den entstehenden Kosten
vor allem die, für den Bewertungsprozess geforderte Öffnung des Unternehmens nach
außen, nennen. Nicht nur die Organisation, sondern auch das Bewusstsein für die
Wichtigkeit von Informationen muss sich ändern.
1.2 Ziel
der
Arbeit
Aufgrund der Vielzahl ungeklärter Fragen in Bezug auf den eigentlichen Rating-
Prozess herrscht eine große Unsicherheit im Mittelstand. Das Rating verlangt nach
einer offenen Informationspolitik in einem Unternehmen und stellt somit das
Management des traditionell informationsscheuen Mittelstands vor eine große
Herausforderung.
Auf den folgenden Seiten dieser Arbeit soll dargestellt werden, welche Anforderungen
ein Rating an das Management von kleinen und mittleren Unternehmen stellt. Nach der
Darstellung der aktuellen Rating-Problematik und den Besonderheiten des Mittelstands
wird der Prozess des internen Ratings von Kreditinstituten, sowie der Prozess des
externen Ratings der Agenturen kurz beschrieben. Die Anforderungen an das
Management sollen anhand der Beschreibung der wichtigsten Bereiche, die in einem
Rating für kleine und mittelständische Unternehmen abgeprüft werden, ersichtlich
werden. Zum Ende dieser Arbeit soll dann unter anderem diskutiert werden, welche
Vor- und Nachteile für den Mittelstand mit einem Rating verbunden sind.

3
2
Einführung zum Thema Rating
2.1 Definition
Rating
Ins Deutsche übersetzt bedeutet das englische Verb ,,to rate" soviel wie ,,bewerten"
oder ,,abschätzen". Das englische Nomen ,,rate" bedeutet ,,Verhältniszahl" oder
,,Quote". Das ,,Rating" hat also etwas mit einer Leistungsbewertung zu tun. Es gibt die
verschiedensten Möglichkeiten, ein Rating einzusetzen. Bekannt sind solche
Leistungsbeurteilungen zum Beispiel bei Dienstleistungen von Hotels oder
Restaurants, Immobilienobjekten oder Wertpapieranlagen.
4
In dieser Arbeit soll das ,,Rating" mit dem englischen ,,Credit Rating" gleichgesetzt
werden. Es soll für diese Arbeit wie folgt definiert sein: ,,Als Rating bezeichnet man eine
Aussage über die zukünftige Fähigkeit eines Unternehmens zur vollständigen und
termingerechten Tilgung und Verzinsung seiner Schulden. Aus der Sicht der Gläubiger
handelt es sich hierbei um eine Schätzung der Ausfallwahrscheinlichkeit der jeweiligen
Forderungen."
5
,,Ratings sind durch Rating-Symbole ausgedrückte Meinungen
spezialisierter Institutionen über die Fähigkeit und rechtliche Bindung von Emittenten,
die mit einem bestimmten Finanztitel verbundenen Zahlungsverpflichtungen vollständig
und rechtzeitig zu erfüllen."
6
Ein Rating ist nicht mit einer Empfehlung zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers
oder eines Unternehmens gleichzusetzen. Ratings sind in die Zukunft gerichtete
Analysen eines Unternehmens und selbst gut bewertete Unternehmen können in der
Zukunft Zahlungsschwierigkeiten bekommen. Ratings sind keine genauen
mathematischen oder statistischen Modelle, sie spiegeln lediglich die Meinungen und
Einschätzungen gut informierter Analysten wieder. Trotzdem sind Ratings wichtige
Kriterien zur Anlage- und Kreditvergabeentscheidung, sowohl für institutionelle als
auch für private Investoren.
7
2.2
Geschichte und Entwicklung des Rating
Das Rating hat seinen Ursprung in den Vereinigten Staaten von Amerika. Die enorme
wirtschaftliche Entwicklung und Industrialisierung führten in der Mitte des 19.
Jahrhunderts in den USA zu einem hohen Investitionsbedarf. Zahlreiche
Großinvestitionen, wie zum Beispiel die Erschließung des Landes mit Eisenbahnen,
wurden weitestgehend über Anleihen finanziert. Die Emission von privaten und
4
vgl. Munsch, Michael / Weiß, Bernd (2001), S.11
5
o.V. (2001d)
6
Everling, Oliver (1991a)
7
vgl. Zbinden, Ernst / Weber, Matthias (1996), S.6

4
staatlichen Anleihen förderte die Entstehung eines anonymen Kapitalmarktes. Eine
Risikoeinschätzung war aufgrund der sehr schwierigen Informationsbeschaffung nur
schwer möglich. Die Folge war, dass es zu einer Vielzahl von Betrügereien und
Insolvenzen kam. Um sich vor derartigen Verlusten zu schützen, wurden
Bewertungsspezialisten zu Rate gezogen, die zunächst die Zahlungsfähigkeit der
Emittenten von Eisenbahnanleihen untersuchten. In den folgenden Jahren entstanden
zahlreiche unabhängige Agenturen, die ihre Bewertungen auch auf andere
Industriezweige und öffentliche Institutionen ausbauten. Unter den neu entstandenen
Agenturen befanden sich zwei Agenturen, die noch heute Marktführer im Bereich des
Ratings sind: Standard & Poor's Ratings Services Inc. und Moody's Investors Service
Inc. (beide New York City, USA).
8
Die Weltwirtschaftskrise von 1929 kann als wichtiger Schritt in der Entwicklung des
Rating-Systems angesehen werden, da in ihrer Folge der Anlegerschutz an Bedeutung
gewann. So wurde 1933 in den USA der Securities Act erlassen. Ein Jahr später, 1934,
folgte der Securities Exchange Act. Durch diese Gesetze wurde der Publizitätsgedanke
zum Eckpfeiler der Wertpapiergesetzgebung.
9
Weiterhin sollte durch diese Gesetze
eine Regulierung der Wertpapiermärkte und die Vermeidung von Betrug und
Manipulation erreicht werden. Zur Überwachung dieser Vorschriften wurde 1934 die
amerikanische Börsen- und Wertpapieraufsichtsbehörde Securities and Exchange
Commission (SEC) gegründet.
In den folgenden Jahrzehnten erfolgte ein starker Aufschwung des Rating-Geschäfts.
Das Rating entwickelte sich zu einem festen, nicht mehr wegzudenkenden Teil des
amerikanischen Finanzmarktes. Infolge der zunehmenden Globalisierung setzt sich
das amerikanische Konzept des Ratings auch außerhalb der USA immer stärker durch.
Um etwa 1950 wurden die ersten internationalen Anleihen durch Moody's und
Standard & Poor's bewertet. Seit den 70er Jahren des abgelaufenen Jahrhunderts
lassen sich auch deutsche Unternehmen bewerten, um Anleihen an internationalen
Märkten platzieren zu können. Durch ständig neue, und zum Teil hochspekulative
Finanzierungsformen entsteht weltweit ein immer höherer Bedarf an aktuellen
Informationen über die jeweilige Bonität eines Schuldners.
10
Anders als in den angelsächsischen Ländern spielt noch heute für viele Unternehmen
in Deutschland der börsenorientierte Kapitalmarkt nur eine untergeordnete Rolle.
Fremdkapital wird aufgrund des bei uns vorherrschenden Hausbankprinzips
8
vgl. Kniese, Wolfgang (1996), S.11 f.
9
vgl. Täubert, Anne (1998), S. 7 ff.
10
vgl. Kniese, Wolfgang (1996), S.12 f.

5
vorwiegend nicht über die Börse aufgenommen. Die Banken ziehen sich aber
zunehmend aus der Finanzierung des Mittelstands zurück
11
und die neue
Eigenkapitalhinterlegung bei den Banken (Basel II) wird die Vergabe von Krediten
weiter verschärfen. Somit werden neue Wege der Finanzierung gesucht und der Eigen-
und Fremdkapitalmarkt gewinnt für kleinere und mittlere Unternehmen immer mehr an
Bedeutung. Vor diesem Hintergrund entstanden in den letzten Jahren mehrere Rating-
Agenturen in Deutschland, die sich auf den Mittelstand spezialisiert haben. Im
Unterschied zu den angelsächsischen Ländern konzentrieren sich diese Agenturen
jedoch nicht auf das Emissions-Rating von Eigen- und Fremdkapitaltiteln (z.B. Aktien
oder Anleihen), sondern auf das Credit-Rating, also der Bewertung der Kreditfähigkeit
des Schuldners im Sinne eines Unternehmens-Ratings.
12
2.3 Rating-Symbole
Das Rating-Ergebnis wird in Form von Rating-Symbolen vermittelt. Jede Agentur
verwendet dabei ihre eigenen Symbole. Die einzelnen Rating-Klassen werden durch
Buchstabenkombinationen beschrieben, die durch ihre klare Gliederung eine schnelle
Verständlichkeit ermöglichen.
13
Kapitalgeber und Anleger sind in der Regel an
schnellen Informationen über die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens interessiert und
weniger an der Nachvollziehbarkeit der angewendeten Bewertungsmethoden. Die
Rating-Symbolik ist somit für den Anleger leicht verständlich.
14
Sie ist über
Sprachbarrieren hinweg transportierbar und ist somit ,,zum Esperanto der
Kapitalmärkte geworden"
15
, einer ,,Weltsprache der Finanzmärkte"
16
. Sie hilft außerdem
die analytischen Schwierigkeiten zu überwinden, die aus den unterschiedlich
ausgestalteten Vorschriften der Rechnungslegung in den einzelnen Ländern
resultieren.
17
Alle denkbaren Risikobeurteilungen, von praktisch nicht vorhandener
Bestandsgefährdung bis hin zur Insolvenz, werden mit den weltweit akzeptierten
Rating-Skalen abgedeckt. Sie reflektieren damit das gesamte mögliche
Risikospektrum, das die Beurteilung der Chancen, beziehungsweise der
Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens erlaubt.
18
11
vgl. Claussen, Rainer / Klein, Joachim (2001), S.5 sowie DSGV (2001). S.1ff.
12
vgl. Munsch, Michael / Weiß, Bernd (2001), S.22
13
vgl. Munsch, Michael / Weiß, Bernd (2001), S.15
14
vgl. Büschgen, Hans E. / Everling, Oliver (Hrsg.) (1996), S.648
15
Zeller, Maria (2000), S.4
16
Frien, Bastian (2001)
17
vgl. Büschgen, Hans E. / Everling, Oliver (Hrsg.) (1996), S. 5
18
vgl. Zeller, Maria (2000), S. 5

6
Innerhalb der Rating-Klassen, die das Risikospektrum einteilen, werden einzelne
Abstufungen mit Hilfe von Zahlen oder Symbolen (+/-) ausgedrückt. Die Rating-
Klassen werden außerdem in ,,investment grade" und ,,speculative grade" eingeteilt.
Diese Einteilung resultiert aus der ursprünglichen Ausrichtung des Ratings am
Investor, der Anleihen oder andere Finanztitel erwerben möchte.
19
Schon allein diese
grobe Unterteilung ermöglicht es dem Investor anlagewürdige und spekulative
Finanztitel zu unterscheiden.
20
In Tabelle 1 werden die Rating-Skalen der zwei
marktführenden Agenturen Moody's und Standard & Poor's vorgestellt und erläutert.
Tabelle 1: Definition klassischer Rating-Skalen
Moody's
Erläuterungen
Standard & Poor's
investment grade
Aaa
"Exeptional", höchste Qualität der Anleihen
AAA
Prime 1
Aa1
Aa2
Aa3
,,Excellent", hohe Qualität der Anleihen
AA+
AA
AA-
A ­ 1
Prime 2
A1
A2
A3
"Good", viele günstige Anlageeigenschaften,
Wertpapiere der oberen Mittelklasse,
langfristig können sich negative Faktoren
bemerkbar machen
A+
A
A-
A ­ 2
Prime 3
Baa1
Baa2
Baa3
"Adequate", Anleihen mittlerer Qualität
spekulative Elemente werden deutlich
BBB+
BBB
BBB-
A ­ 3
speculative grade
Ba1
Ba2
Ba3
"Questionable", Anleihen mit spekulativen
Elementen, aber noch im guten
wirtschaftlichen Umfeld
BB+
BB
BB-
B
B1
B2
B3
,,Poor", Sicherung langfristiger Zins- und
Tilgungszahlungen erscheint als gering
B+
B
B-
C
Not Prime
Caa
,,Very poor", Akute Gefährdung und
geringster Anlegerschutz, erste Anzeichen
von Zahlungsverzug
CCC+
CCC
CCC-
D
CC
,,Extrem poor", hochspekulative Titel,
Vertragsverletzung offenkundig
CC
C
,,Lowest" bei Moody's niedrigste Klasse und
bereits im Zahlungsverzug
C
,,Default",
Zahlungsverzug
D
Fristigkeit
Fristigkeit
kurz
lang
lang
kurz
Quelle: Munsch, Michael / Weiß, Bernd (2001), S.15 sowie Büschgen, Hans E. /
Everling, Oliver (Hrsg.) (1996), S. 640
Ratings werden sowohl für langfristige, als auch für kurzfristige Zeiträume vergeben.
Diese Ratings werden unabhängig voneinander erstellt.
21
Als langfristig sind dabei
Zeiträume von über einem Jahr anzusehen. Bei diesen Ratings sind die Skalen der
Agenturen detaillierter aufgegliedert als bei kurzfristigen Ratings.
22
19
vgl. Munsch, Michael / Weiß, Bernd (2001), S.16
20
vgl. Kniese, Wolfgang (1996), S.15
21
vgl. Kniese, Wolfgang (1996), S.15
22
vgl. Büschgen, Hans E. / Everling, Oliver (Hrsg.) (1996), S. 32 f.

7
Am Beispiel der Rating-Skala der Creditreform Rating AG (Tabelle 2) wird eine
Übertragung der Aussagen von Rating-Klassen langfristiger Ratings für
Anlageempfehlungen auf Aussagen der Bonität und Kreditwürdigkeit eines
Unternehmens dargestellt. Mit Hilfe dieser oder einer ähnlichen Rating-Klassifikation
soll die Bonität der Unternehmen dokumentiert und vergleichbar gemacht werden.
23
Tabelle 2: Bonitätsbezogene Interpretation von Rating-Klassen
Ratingklasse
Ausprägung
Erläuterungen
AAA
AAA
beste Bonität, geringstes Insolvenzrisiko
AA AA+
AA
AA-
sehr gute Bonität, sehr geringes Insolvenzrisiko
A A+
A
A-
gute Bonität, geringes Insolvenzrisiko
BBB BBB+
BBB
BBB-
befriedigende Bonität, mittleres Insolvenzrisiko
BB BB+
BB
BB-
befriedigende bis ausreichende Bonität, höheres
Insolvenzrisiko
B B+
B
B-
ausreichende Bonität, hohes Insolvenzrisiko
C CCC
CC
C
kaum ausreichende Bonität, sehr hohes Insolvenzrisiko
D
D
ungenügende Bonität (Insolvenz)
Quelle: Munsch, Michael / Weiß, Bernd (2001), S.18
Anhand von Untersuchungen von Zahlungsstörungen und -ausfällen bei
Unternehmensanleihen in den einzelnen Rating-Klassen von Standard & Poor's
zwischen 1981 und 1999 hat man festgestellt, dass in den Rating-Klassen ,,investment-
grade" kaum Störungen vorkamen. Ab der Rating-Klasse B, also ,,speculative grade",
nehmen diese Werte stark zu,
24
so dass sich ein exponentieller Anstieg der Zahlungs-
störungen und -ausfälle in den Rating-Klassen der unteren Kategorie ergibt. Die
Ratings spiegeln letztlich aber nur Wahrscheinlichkeitsaussagen wieder und sind keine
Garantie dafür, dass zum Beispiel bei einem sehr guten Rating eine zweifelsfreie
Bonität während der untersuchten Dauer gewährleistet werden kann. Es muss lediglich
sichergestellt sein, das in der besten Rating-Klasse die Wahrscheinlichkeit für eine
Störung oder einen Ausfall geringer ist als in einer schlechteren Klasse.
2.4 Rating-Varianten
Die dynamische Entwicklung der Finanzmärkte in den letzten Jahrzehnten wurde durch
die Entwicklung neuer Wertpapierformen und Finanzinstrumente sowie durch die
23
vgl. Munsch, Michael / Weiß, Bernd (2001), S.17
24
Die genauen Ergebnisse sind im Anhang 1 aufgeführt.

8
Globalisierung der Kapitalmärkte geprägt. Dadurch erweiterte sich das Rating-
Spektrum der Agenturen erheblich. Neben den klassischen Ratings für Emittenten von
Wertpapieren (vgl. Kapitel 2.4.1 und 2.4.2) haben sich eine Reihe von Varianten
entwickelt (Kapitel 2.4.3).
2.4.1 Ratings für kurzfristige Schuldverschreibungen
In der Regel beziehen sich kurzfristige Ratings auf eine ganze Klasse von
Finanzierungsinstrumenten oder die kurzfristige Zahlungsfähigkeit rechtlich
selbständiger Unternehmenseinheiten und nicht auf einzelne Emission.
25
Aus anders gelagerten Bonitätsrisiken in diesem Bereich und den daraus
resultierenden Informationsbedürfnissen der Investoren ergibt sich die Notwendigkeit
eines solchen Systems für kurzfristige Schuldverschreibungen. Diese
Finanzierungsinstrumente werden wesentlich häufiger fällig als langfristige
Instrumente. Die wenigsten Emittenten können diese laufenden Zahlungen dauerhaft
aus dem Cash-flow leisten. Die Investoren in diesem kurzfristigen Bereich sind sehr
risikoscheu und interessieren sich daher nur für die Fähigkeit eines Unternehmens die
Zahlungen leisten zu können. Die Schwere des möglichen Zahlungsausfalls wird bei
dem Rating für kurzfristige Schuldverschreibungen nicht berücksichtigt.
26
2.4.2 Ratings für langfristige Schuldverschreibungen
Bei Ratings für langfristige Schuldverschreibungen wird die Anlagequalität für einzelne
Schuldverschreibungen mit einer Ursprungslaufzeit von mehr als einem Jahr
bewertet.
27
Alle Arten langfristiger Finanzierungsinstrumente können bei diesem Rating
bewertet werden. Zu den langfristigen Finanzierungsinstrumenten gehören zum
Beispiel Anleihen, Wandelschuldverschreibungen oder Pfandbriefe. Bei den
langfristigen Ratings werden die Eintrittswahrscheinlichkeiten von Zahlungsstörungen
und die Schwere eines möglichen Ausfalls prognostiziert.
28
Da die Kreditlaufzeit in Deutschland üblicherweise über einem Jahr liegt, kommt diese
Rating-Variante dem Credit-Rating am nächsten.
2.4.3 Sonstige
Rating-Arten
Die Entwicklung von neuen Rating-Arten wird im Wesentlichen vom gestiegenen
Informationsbedarf institutioneller Investoren geprägt.
29
Diese speziellen Rating-
Formen sind meist durch den eindeutigen Bezug zu einer bestimmten Branche
25
vgl. Büschgen, Hans E. / Everling, Oliver (Hrsg.) (1996), S. 32 f.
26
vgl. Büschgen, Hans E. / Everling, Oliver (Hrsg.) (1996), S. 36
27
vgl. Moody's Deutschland GmbH (o.J.), S.6
28
vgl. Büschgen, Hans E. / Everling, Oliver (Hrsg.) (1996), S. 35 f.
29
vgl. Büschgen, Hans E. / Everling, Oliver (Hrsg.) (1996), S. 33 f.

9
gekennzeichnet. Als Beispiel hierfür sollen einige der von Moody's entwickelten
Formen in diesem Abschnitt kurz genannt werden.
30
Auf eine genaue Erläuterung soll
aber in dieser Arbeit verzichtet werden.
a) Ratings für Bankdepositen
= Bewertung der Fähigkeit einer Bank, ihre Zahlungsverpflichtungen aus Fremd- und
/oder Binnenwährungseinlagen pünktlich zu erfüllen
b) Financial-Strength-Ratings für Banken
= Bewertung der fundamentalen Finanzkraft einer Bank als selbständige Einheit,
losgelöst von externer Unterstützung durch Anteilseigner oder die öffentliche Hand
c) Financial-Strength-Ratings für Versicherungen
= Bewertung der Fähigkeit einer Versicherungsgesellschaft zur vollständigen und
fristgerechten Erfüllung der Verpflichtungen aus Versicherungsschäden und -verträgen
d) Ratings für Investmentfonds
= Bewertung der Anlagequalität (Fondsverwaltung, Anlageziele, Güte der vom Fonds
gehaltenen Vermögenswerte) von Anteilsscheinen an Investmentfonds oder ähnlichen
Anlageformen
2.5
Emissions- versus Emittentenrating
Neben diesen einzelnen Rating-Varianten ist eine Unterscheidung in Emissions- und
Emittenten-Ratings wichtig.
Emissions-Ratings bewerten die Fähigkeit und die rechtliche Bindung eines
Schuldners, Zins- und Tilgungsleistungen einer einzelnen Schuldverschreibung
nachzukommen.
31
Die Finanztitel eines einzigen Unternehmens/Emittenten können
sogar unterschiedliche Ratings erhalten. Die Gründe liegen hierfür zum Beispiel in der
unterschiedlichen Besicherung dieser Anleihen oder in einer abweichenden Laufzeit
der Anleihen.
32
,,Emittenten-Ratings sind Meinungen über die generelle Bonität eines Emittenten ohne
Berücksichtigung einzelner Verpflichtungen aus Schuldverschreibungen oder
bestimmten anderen Wertpapieren."
33
Sie stellen somit eine wichtige Grundlage für die
Emissions-Ratings dar.
34
Das Credit-Rating gleicht somit eher einem Emittenten-Rating
als einem Emissions-Rating.
30
vgl. Moody's Deutschland GmbH (o.J.), S.6 sowie vgl. Büschgen, Hans E. / Everling, Oliver
(Hrsg.) (1996), S. 34
31
vgl. Büschgen, Hans E. / Everling, Oliver (Hrsg.) (1996), S. 34
32
vgl. Munsch, Michael / Weiß, Bernd (2001), S.25 f.
33
Moody's Deutschland GmbH (o.J.), S.6
34
vgl. Munsch, Michael / Weiß, Bernd (2001), S.25 f.

10
2.6
Equity-Rating versus Debt-Rating
Das Equity-Rating (Stock-Rating / Wert-Rating) ist auf alle Eigenkapitalinstrumente
ausgerichtet und zielt somit auf die Bewertung von Eigenkapitaltiteln, z.B.
Aktienemissionen, ab. Hier werden Wachstumsoptionen und strategische
Wertschaffungspotenziale bewertet
35
, wobei die Kurs- und Gewinnchancen für einen
Aktionär im Vordergrund stehen.
Das Debt-Rating (Credit-Rating / Bonitäts-Rating) hat hingegen die Aufgabe, die
Bonität eines Unternehmens zu beurteilen und ist somit auf Fremdkapitalinstrumente,
wie z.B. Anleiheemissionen, ausgerichtet.
36
In dieser Arbeit wird ausschließlich das Debt-Rating betrachtet. Obwohl zwischen dem
Aktienkurs und der Verzinsung von Fremdkapitaltiteln eine Wechselbeziehung besteht
und das Rating für Gläubiger und Investoren gleichermaßen eine wichtige
Informationsquelle darstellt, ist nach der Rating-Definition dieser Arbeit nur das Debt-
Rating gemeint, da das Bonitäts-Rating ein Indikator für die Fähigkeit des Schuldners
ist, seine Anleger zu bedienen, und nicht dafür, wie sich der Shareholder-Value
entwickelt.
37
2.7
Internes versus externes Rating
In der Praxis unterscheidet man zwischen zwei Arten von Bonitäts-Ratings. Auf der
einen Seite gibt es sogenannte interne Ratings, die von Kreditinstituten über ihre
Kunden angefertigt werden. Diese internen Verfahren basieren auf hausintern
entwickelten, meist computergestützten Systemen, die helfen, Aussagen über die
Kreditwürdigkeit bzw. die Ausfallwahrscheinlichkeit von Krediten zu treffen. Das interne
Rating geht aber weiter, als die reine Kreditwürdigkeitsprüfung, da auch verstärkt
zukunftsgerichtete Aspekte in die Bewertung mit einfließen. Auf der anderen Seite
werden von (bank-)unabhängigen Rating-Agenturen sogenannte externe Ratings
angefertigt. Sie sind unabhängig von den geschäftspolitischen Interessen der
Kreditinstitute und können aus diesem Grund für die unterschiedlichsten Zwecke
eingesetzt werden.
38
2.7.1 Interne
Ratings
Wie oben erwähnt werden interne Ratings von Kreditinstituten eingesetzt. Die dabei
angewendeten Verfahren sind für Außenstehende allerdings so gut wie nicht
35
vgl. Universität Hohenheim (2001)
36
vgl. Munsch, Michael / Weiß, Bernd (2001), S.25
37
vgl. Claussen, Rainer / Klein, Joachim (2001), S.2
38
vgl. Munsch, Michael / Weiß, Bernd (2001), S.60

11
transparent. Veröffentlicht sind, wenn überhaupt, nur Übersichten der zu prüfenden
Kriterien. Eine genaue Beschreibung der inneren Zusammenhänge und
Verknüpfungen der Kriterien untereinander in den einzelnen Verfahren ist bislang nicht
publiziert worden.
Seit etwa zehn Jahren messen die großen deutschen Banken bereits die Bonität ihrer
Kunden.
39
Jedes Kreditinstitut setzt dabei ein eigenes System ein, da es auf die
Aufgabe der Bank, deren Größe und Komplexität, auf die Marktaktivitäten und somit
auch auf die Kundenstrukturen abgestimmt sein muss.
40
Das interne Rating bei der
Dresdner Bank ist zum Beispiel seit Jahren ein fester Bestandteil bei
Kreditentscheidungen.
41
Die von den Kreditinstituten eingesetzten Verfahren haben zum einen den Zweck, die
zukünftige Bonität des Kunden einzuschätzen. Zum anderen dienen sie der internen
Kalkulation der Risikokosten, mit deren Hilfe die individuelle Risikoprämie für die
Firmenkunden ermittelt werden.
42
Doch diese Ratings führen bisher kaum zu einer
sichtbaren Zinsdifferenzierung, die den unterschiedlichen Risikosituationen der
Unternehmen Rechnung tragen.
43
Interne Ratings sind von einer großen Standardisierung geprägt. Besonders für
Banken ist es kaum möglich, Experten für die Beurteilung aller mittelständischen
Unternehmen im Hause zu haben.
44
Zu diesem Spezialisierungsproblem kommt zudem
ein Zeitproblem, da die Vertreter der Kreditinstitute nicht die zeitlichen Kapazitäten
haben, individuelle, qualitative Tiefeninterviews durchzuführen.
45
Somit beziehen sich
die Bewertungen fast ausschließlich auf Bilanzkennziffern. Weiche Faktoren, wie die
Qualität des Managements, fließen bisher im Durchschnitt mit höchstens 20 Prozent
ein.
46
2.7.2 Externe
Ratings
Externe Ratings werden von sogenannten Rating-Agenturen (Kapitel 2.8) durchgeführt.
Wie auch bei den internen Ratings sind keine Einzelheiten zu den betrachteten
Kriterien und deren innere Verknüpfung bekannt. Die Offenlegung der Beziehungen
der einzelnen Kriterien würde der Bekanntgabe eines Geschäftsgeheimnisses
39
vgl. Wittrock, Olaf (2001)
40
vgl. Krämer-Eis, Dr. H. (2000) S. 23 f.
41
vgl. Everling, Oliver (2001e)
42
vgl. Munsch, Michael / Weiß, Bernd (2001), S.60 f.
43
vgl. Everling, Oliver (2001c)
44
vgl. Universität Hohenheim (2001)
45
vgl. Munsch, Michael / Weiß, Bernd (2001), S.31
46
vgl. Wittrock, Olaf (2001)

12
gleichkommen. Dieses Hauptproblem trifft vor allem auf rein quantitative Rating-
Verfahren zu. Eine völlige Bekanntgabe des Rating-Systems könnte sogar den Nutzen
von Ratings ins Gegenteil verkehren, wenn nämlich die Unternehmen zur Erreichung
eines besseren Ratings gezielt ihre Bilanz- und Unternehmenspolitik an die jeweiligen
Anforderungen anpassen. Ein offengelegtes Rating-Verfahren hätte zudem den
Nachteil, dass die vertrauliche Behandlung der Informationen von der Agentur nicht
mehr gewährleistet werden kann, weil man Rückschlüsse auf einzelne
Unternehmensdaten aus dem Rating-Ergebnis ziehen könnte.
47
Die Spezialisierung und Konzentration auf das Rating als gesamten Prozess erlauben
es den externen Agenturen, mehr Gewicht auf die individuelle Analyse eines
Unternehmen zu legen.
48
Der Nutzen dieser Ratings übersteigt den der internen Bank-
Ratings. Sie gelten zum Beispiel zunehmend als eine internationale Visitenkarte, mit
deren Hilfe eine Vielzahl von Zielgruppen (z.B. Lieferanten, Kunden, andere
Kreditinstitute) erreicht werden können.
49
Externe Ratings können aber auch in Form von Bonitätsurteilen von Auskunfteien,
Kreditversicherern und Wirtschaftsinformations-Unternehmen erstellt werden. Diese
Unternehmen bilden eine neue Gruppe von Agenturen, die Rating-Leistungen auf der
Grundlage bereits vorhandener Datenbestände anbieten, indem sie nur rein
quantitative Daten analysieren und zu einem Rating-Ergebnis zusammenfassen, wobei
auf eine qualitative Prüfung im Rahmen eines Management-Meetings verzichtet wird.
Das Basel Komitee der Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) zählt z.B.
Dun & Bradstreet , den weltweit führenden Anbieter für Wirtschaftinformationen
50
,
ebenfalls zu den Rating-Agenturen.
51
Diese Bonitätsurteile (Auskunfts-Ratings) weisen
aber eher einen kurzfristigen Zeitraum auf, während die übrigen Ratings tendenziell
langfristig orientiert sind.
52
Außerdem haben sie den Nachteil, dass es aufgrund der
extremen Verdichtung von Daten zur Falschdarstellung von Ergebnissen kommen
kann.
53
2.8 Rating-Agenturen
Rating-Agenturen sind Institutionen, die dazu beitragen, die Transparenz an den
Finanzmärkten zu erhöhen. Durch ihre Tätigkeit der Analyse von Unternehmen und
47
vgl. Büschgen, Hans E. / Everling, Oliver (Hrsg.) (1996), S. 648 f.
48
vgl. Munsch, Michael / Weiß, Bernd (2001), S.31
49
vgl. Everling, Oliver (2001d)
50
vgl. Dun & Bradstreet (2001)
51
vgl. Claussen, Rainer / Klein, Joachim (2001), S.16
52
vgl. Munsch, Michael / Weiß, Bernd (2001), S.32
53
vgl. Wittrock, Olaf (2001)

13
einzelner Finanztitel können Investoren und andere Interessenten (z.B.
Wertpapierhändler oder Gerichte) auf ein objektives Urteil zurückgreifen. Im Rahmen
des von den Agenturen begleiteten Rating-Prozesses werden von Analysten
sogenannte Rating-Urteile über Unternehmen im Dialog zwischen dem Analysten und
dem Unternehmer erarbeitet. Diese Urteile erlauben eine Zuordnung des
Unternehmens zu einer Risikoklasse, hinter der eine bestimmte
Ausfallwahrscheinlichkeit liegt.
54
2.8.1 International
tätige
Agenturen
International haben zwei große amerikanische Agenturen, Moody's und Standard &
Poor's, eine als fast monopolistisch zu wertende Stellung eingenommen, die auf ihrer
seit über 100 Jahren bestehenden Marktpräsenz beruht. Allerdings wird diese quasi
Monopolstellung durch die internationale Expansion der ehemaligen Londoner Agentur
Fitch Inc. angegriffen
55
, so dass man diese drei Agenturen inzwischen ,,zu den großen
Drei" zählen kann.
56
Die Zielgruppe der großen Agenturen sind überwiegend große,
internationale Unternehmen.
57
Diese drei Agenturen setzen verstärkt auf
Internationalisierung durch Akquisitionen zahlreicher nationaler Agenturen. Dadurch
bekommen sie nicht nur einen bestehenden Marktzugang, sondern erwerben vor allem
das nationale und segmentspezifische Know-how der meist auf eine Nische
spezialisierten kleinen Agenturen.
58
Tabelle 3: Übersicht ,,der großen Drei"
Agentur
Standort der
Zentrale
Jahr der
Gründung
geratete
Unternehmen
weltweit
Zahl der
Analysten
Preise
Moody's
New York
1900
9.000
1.500
ab 25.000 USD
Standard & Poor's New York
1860
6.000
1.200
ab 40.000 USD
Fitch
London / New
York
1978
6.000
1.200
ab 15.000 USD
Quelle: vgl. Claussen, Rainer / Klein, Joachim (2001), S.9 sowie vgl. Munsch, Michael /
Weiß, Bernd (2001), S.67
2.8.2 National
tätige
Agenturen
Während auf internationaler Ebene die Zahl der Rating-Agenturen sehr gering ist, gibt
es eine Vielzahl von kleinen Agenturen, die sich auf bestimmte Regionen oder
Gegenstände des Ratings (Branchen) spezialisiert haben. Diese Agenturen arbeiten
54
vgl. Füser, Karsten (2001), S.4
55
Inzwischen hat Fitch Inc. seinen Hauptsitz nach New York City, USA, verlagert.
56
vgl. Claussen, Rainer / Klein, Joachim (2001), S.9
57
vgl. Munsch, Michael / Weiß, Bernd (2001), S.67
58
vgl. Büschgen, Hans E. / Everling, Oliver (Hrsg.) (1996), S. 639

14
meist in Marktnischen oder bieten ihren Service nur auf lokalen Märkten an. Die
ökonomische Überlebensfähigkeit der kleineren Agenturen stützt sich auf
Spezialisierungsvorteile, die sowohl aus der speziellen Marktkenntnis als auch aus der
Marktnähe resultieren.
59
Ende der 90er Jahre kam es zu einer Gründungswelle bei Rating-Agenturen in
Deutschland, die vor allem den Mittelstand als Zielgruppe identifizierten. Während
1998 und 1999 vor allem noch der Kapitalmarktzugang für den Mittelstand als Motiv im
Vordergrund stand, lag das Interesse der in den letzten zwei Jahren gegründeten
Agenturen eindeutig auf den Geschäftsmöglichkeiten angesichts der zu erwartenden
Baseler Eigenkapitalbeschlüsse.
60
Obwohl alle Agenturen, national oder international, ähnliche Schwerpunkte in der
Analyse setzen
61
, haben die kleinen deutschen Agenturen einen sehr schweren Stand
gegen die großen internationalen Agenturen. Dieses liegt vor allem an zwei wichtigen
Gründen:
a) keine oder nur sehr geringe internationale Akzeptanz
Solange eine Rating-Agentur international nicht voll anerkannt ist ­ hier ist vor allem
die Anerkennung durch internationale Aufsichtsbehörden wie der einflussreichen
amerikanischen SEC von Wichtigkeit ­ werden auch Ratings einer hohen Qualität von
Gläubigern und Investoren nicht wahrgenommen oder akzeptiert.
62
b) keine repräsentative Menge gesammelter Unternehmensdaten
Besonders junge Rating-Agenturen verfügen nicht über die Erfahrung und den
Datenstamm, um zuverlässige statistisch-mathematische Vergleiche zwischen
Unternehmen mit ähnlichen Geschäftsmodellen ziehen zu können.
Tabelle 4: In Deutschland tätige Rating-Agenturen
Agentur
Standort
Anzahl bewerteter Unternehmen
(ohne Banken und Versicherungen)
in Deutschland seit
Moody's
Frankfurt
27
Anfang 90er Jahre
Standard & Poor's
Frankfurt
41
1992
Fitch Frankfurt
9
1997
Euro Ratings
Frankfurt
k.A.
1999
RS Ratings
München
<5
1999
URA AG
München
35
1998
Creditreform Neuss
1
2000
Quelle: vgl. Claussen, Rainer / Klein, Joachim (2001), S.1
59
vgl. Büschgen, Hans E. / Everling, Oliver (Hrsg.) (1996), S. 6 sowie S. 639
60
vgl. Claussen, Rainer / Klein, Joachim (2001), S.9
61
vgl. Claussen, Rainer / Klein, Joachim (2001), S.11
62
vgl. Claussen, Rainer / Klein, Joachim (2001), S.12 f.

15
2.9 Basel
II-Problematik
1975 wurde der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht der Bank für internationalen
Zahlungsausgleich (BIZ) gegründet.
63
Der unabhängige Ausschuss setzt sich aus
Vertretern der Zentralbanken und Bankenaufsichten bedeutender Industrienationen
zusammen und formuliert Rahmenbedingungen und Standards für die Beaufsichtigung
des Bankensektors. Ziel ist die Stabilisierung des internationalen Finanzsystems.
Die
Beschlüsse haben keine Gesetzeskraft, sondern bieten den nationalen
Entscheidungsinstanzen eine Basis für die Gestaltung der Bankenaufsicht.
64
1988 wurde vom Baseler Ausschuss eine Richtlinie erlassen (Basel I), die
Kreditinstitute anweist, alle vergebenen Kredite pauschal mit 8% Eigenkapital zu
unterlegen. Hintergrund dieser Regel ist die Tatsache, dass Kreditausfälle
grundsätzlich die Sicherheit von Einlagen eines Kreditinstituts gefährden können und
die Banken zur Absicherung bei der Kreditvergabe Eigenkapital vorhalten müssen.
Doch seit 1988 hat sich das Bankengeschäft stark geändert und zahlreiche
Finanzkrisen in der Welt haben gezeigt, dass diese noch gültigen Regelungen nicht
mehr zur Sicherung der Stabilität des internationalen Finanzsystems beitragen.
65
Der
Baseler Ausschuss berät zur Zeit über eine Neuregelung dieser
Eigenkapitalvereinbarung (Basel II). Die Kapitalanforderungen an Banken sollen
stärker als bisher vom ökonomischen Risiko abhängig gemacht werden. Die internen
Kontrollsysteme der Banken, ihre Überprüfung durch die Aufsicht und die
,,Marktdisziplin" erhalten somit durch Basel II einen höheren Stellenwert.
66
Der Schwerpunkt der neuen Eigenkapitalvereinbarung liegt auf international tätigen
Kreditinstituten, aber ihre Grundsätze sollen sich auch für die Anwendung bei Banken
unterschiedlicher Komplexität und unterschiedlich anspruchsvoller Tätigkeit eignen.
67
Die erlassenen Richtlinien werden über EU-Richtlinien in nationales Recht umgesetzt
und gelten dadurch für alle in der Bundesrepublik Deutschland tätigen Institute.
68
Somit
sind auch alle Kreditinstitute, die mit dem Mittelstand zusammenarbeiten, von diesen
Regelungen betroffen.
63
vgl. Munsch, Michael / Weiß, Bernd (2001), S.33
64
vgl. Steiner, Manfred / Starbatty, Nikolaus (2001)
65
vgl. Walter, Andreas (2001)
66
vgl. Ströer, Claudia (2001), S.17
67
vgl. BIZ (2001), S. 2
68
vgl. Boos, Karl-Heinz / Schulte-Mattler, Hermann (2001)

16
2.9.1 Die alte Eigenkapitalvereinbarung nach Basel I
Seit 1988 gilt die Regelung, dass bei Krediten an Kreditnehmer der öffentlichen Hand
keine Unterlegung und für Kredite an andere Kreditinstitute lediglich 1,6% Hinterlegung
(20% von der Bemessungsgrundlage 8%) erforderlich ist, während für Kredite an
Unternehmen 100% von der Bemessungsgrundlage als Eigenkapitalreserve
zurückgehalten werden müssen. So muss zum Beispiel eine Bank bei einem Kredit von
1 Mio. Euro an ein Unternehmen derzeit die komplette Bemessungsgrundlage (8%)
von 80.000 Euro Eigenkapital hinterlegen, während bei einem gleich hohen Kredit an
eine Bank nur 16.000 Euro vorgehalten werden müssen. Durch die neuen Regelungen
soll diese Risikoabhängigkeit
69
konsequent auch auf das Firmenkundengeschäft
übertragen werden, denn bislang spielte die Höhe, Laufzeit und das Risiko bei einer
Kreditvergabe an ein Unternehmen keine Rolle.
70
,,Gute Kunden" werden nach diesen
alten Regelungen tendenziell benachteiligt und ,,schlechte" eher bevorzugt.
2.9.2 Die neue Eigenkapitalvereinbarung nach Basel II
Drei sich gegenseitig verstärkende Säulen bilden die neue Eigenkapitalvereinbarung.
Die erste Säule bildet die neue Mindesteigenkapitalforderung der Banken. Die neuen
Regelungen besagen, dass bei Kreditnehmern mit hoher Bonität die Kreditsumme mit
einem Bonitätsgewicht von deutlich unter 100% in die Berechnung des vorzuhaltenden
Eigenkapitals eingehen wird. Bei Kreditnehmern mit niedriger Bonität wird diese Quote
deutlich höher ausfallen.
71
(vgl. Tabelle 5) Die Folge der neuen Regelungen wird somit
sein, dass bonitätsstarke Unternehmen bei den Kreditkosten entlastet und
Unternehmen mit geringer Bonität aufgrund der höheren Eigenkapitalunterlegung bei
der Bank belastet werden.
72
Es wird zu einer Aufteilung der Konditionen zwischen den
unterschiedlichen Kreditrisikogruppen kommen, so dass das Kreditgeschäft von der
bisherigen Quersubventionierung befreit werden kann.
73
Wahrscheinlich würden die meisten mittelständischen Unternehmen zwischen den
Ratings A+ und B- zu finden sein.
74
Eine echte Risikodifferenzierung könnte mit zwei
Klassen kaum erreicht werden. Die Regelung, die zudem für nicht bewertete
Kreditnehmer ein Risikogewicht von 100% vorsieht, während schlecht beurteilte
Schuldner ein Risikogewicht von 150% erhalten, gibt für risikobehaftete Kreditnehmer,
die Angst vor einem schlechten Rating haben, keine Anreize, sich von einer Rating-
69
Staaten, öffentliche Institutionen und Banken unterliegen nach der Definition der Basel I-
Abkommen geringeren Risiken als Unternehmen.
70
vgl. Munsch, Michael / Weiß, Bernd (2001), S.33
71
vgl. Ernst & Young (2001a)
72
vgl. Munsch, Michael / Weiß, Bernd (2001), S.33
73
vgl. o.V. (2001f)
74
vgl. o.V. (2001c)

17
Agentur einstufen zu lassen.
75
Im Gegenzug haben auch die Banken keinen Anreiz, die
Kunden mit schlechter Bonität zu bewerten.
Tabelle 5: Gewichtungsfaktoren für eine risikoabhängige
Eigenkapitalunterlegung von Banken
Rating-Klassen
AAA
bis
AA-
A+ bis A- BBB+ bis
BBB-
BB+ bis
BB-
B+ bis B-
unter B-
ohne
Rating
neuer Vorschlag
Staaten
0% 20% 50% 100% 100% 150% 100%
Banken
20% 50% 100% 100% 100% 150% 100%
Unternehmen
20% 50% 100% 100% 150% 150% 100%
alte Regelung
Staaten 0%
Banken 20%
Unternehmen 100%
Quelle: vgl. Deutsche Bundesbank (2001b), S.20
Abbildung 1: Berechnung der Eigenkapitalanforderung einer Bank
Kreditrisikobetrag * Bonitätsgewicht * 8% = Eigenkapitalanforderung
(Bank)
Unternehmen mit einem Rating
von AAA bis AA-
1.000.000 Euro
*
20%
*
8%
=
16.000 Euro
Unternehmen mit einem Rating
von BBB+ bis BB-
1.000.000 Euro
*
100%
*
8%
=
80.000 Euro
Unternehmen mit einem Rating
von B+ und schlechter
1.000.000 Euro
*
150%
*
8%
=
120.000 Euro
Quelle: eigene Zusammenstellung
Die Bonitätseinstufung per Rating des Kreditnehmers soll zukünftig das wesentliche
Kriterium sein, nach dem die Eigenkapitalunterlegung bestimmt wird.
76
Diese
Bewertung kann entweder extern oder intern durchgeführt werden. Die neuen Regeln
sehen für Banken drei Möglichkeiten vor, die Mindesteigenkapitalanforderungen zu
bestimmen:
a) die modifizierte Standardmethode
b) den IRB-Basisansatz
c) den fortgeschrittenen IRB-Ansatz
Die modifizierte Standardmethode besagt, dass es nur zu einer Reduzierung des
Satzes zur Eigenkapitalhinterlegung kommen kann, wenn ein Rating durch eine
75
vgl. Steiner, Manfred / Starbatty, Nikolaus (2001)
76
vgl. Krämer-Eis, Dr. H. (2000) S. 21

18
externe Agentur durchgeführt wurde, bei dem durch die Aufsichtsbehörde vorgegebene
Risikogewichte genutzt wurden. Wenn kein Rating vorliegt, muss das Kreditinstitut
weiterhin pauschal 8% der Kreditsumme als Eigenkapitalreserve hinterlegen.
77
Eine
vorliegende Bewertung durch eine externe Agentur ist für alle Kreditinstitute, die diesen
Ansatz anwenden wollen, rechtlich bindend ­ selbst wenn zusätzlich eine interne
Bewertung durchgeführt wird.
78
Der IRB-Basisansatz und der fortgeschrittene IRB-Ansatz (IRB-Ansatz = Internal
Ratings Based Approach) bauen im Gegensatz zur modifizierten Standardmethode auf
den bereits vorhandenen internen Ratings einer Bank auf. Sie müssen strengen
Mindestanforderungen genügen und aus diesem Grund zwingend von den
Aufsichtsbehörden genehmigt werden.
79
Experten erwarten, dass die Nutzung interner
Ansätze tendenziell zu niedrigeren Eigenkapitalanforderungen führen wird, da die
Banken die ökonomischen Risiken ihrer Kreditengagements besser abbilden können.
Somit besteht für die Kreditinstitute ein besonderer Anreiz, interne Rating-Systeme
einzuführen, beziehungsweise bestehende Lösungen zu verbessern.
80
Es gibt aber
bereits auch Kreditinstitute, wie zum Beispiel die BfG Bank, die sich aufgrund der zu
erwartenden Komplexität und der Umstellungskosten gegen die internen Rating-
Verfahren entschieden haben.
81
Die zweite Säule der Basel II-Regelungen beinhaltet Regelungen für die
Aufsichtsinstanzen der Banken, die mit ihrem Überprüfungsverfahren dafür sorgen
sollen, dass jede Bank über solide Verfahren verfügt, um die Angemessenheit ihres
Eigenkapitals mittels einer gründlichen Risikobewertung zu beurteilen.
82
Die dritte Säule der neuen Kreditregeln beinhaltet die Stärkung der Marktdisziplin durch
vermehrte Offenlegung der Banken. Die Kreditinstitute müssen somit mehr
aussagekräftige Informationen über ihre Rating-Verfahren und die Ergebnisse
veröffentlichen.
83
Dadurch gewinnen die Unternehmen einen besseren Einblick in ihr
Risikoprofil und können die Methoden der Risikobewertung des internen Ratings
leichter nachvollziehen.
77
vgl. Steiner, Manfred / Starbatty, Nikolaus (2001)
78
vgl. Everling, Oliver (2001b)
79
vgl. Ernst & Young (2001b)
80
vgl. Ernst & Young (2001c)
81
vgl. o.V. (2001b)
82
vgl. BIZ (2001), S. 5
83
vgl. Engelen, Klaus C. (2001)

19
Ende Juni 2001 wurde aufgrund vieler bislang ungeklärter Probleme eine dritte
Konsultationsphase für den Basel II-Prozess angekündigt. In dieser Phase soll nun
verstärkt versucht werden, auf die Probleme und Bedürfnisse der Banken mit
überwiegend mittelständischer Kundschaft einzugehen. Es soll verhindert werden,
dass die neuen Eigenkapitalregelungen zu erheblichen Mehrbelastungen für die
Banken und die Kreditkunden führen.
84
Allerdings gehen Experten nicht davon aus,
dass die Aufteilung der Bonitätsgewichte (vgl. Tabelle 5) in den weiteren
Verhandlungen noch geändert wird.
85
Die neuen Regelungen sollen nun mit einem
Jahr Verschiebung im Jahr 2005 endgültig in Kraft treten.
86
3
Mittelständische Unternehmen und Rating
Wie oben erwähnt werden die neuen Eigenkapitalhinterlegungsvorschriften auch die
mittelständische Kundschaft der Banken in Deutschland betreffen. Mit dem Thema
internes und externes Rating muss sich somit auch der Mittelstand beschäftigen.
Davon ausgehend, dass das bisher übliche Unternehmens-Rating, das hauptsächlich
auf große Unternehmen aus dem angelsächsischen Raum gerichtet ist, weitestgehend
unbekannt ist, stellt sich für die Verantwortlichen in den Unternehmen die Frage, mit
welchen Verfahren und Informationen eine Bonitätsbewertung durchgeführt wird. Klar
ist, dass sich das Rating bei mittelständischen Unternehmen vom Rating bei
internationalen Großunternehmen unterscheiden muss.
Um die Frage zu beantworten, wo sich Unterschiede zum Großunternehmens-Rating
ergeben, muss man zunächst die Besonderheiten des deutschen Mittelstands
betrachten.
3.1 Definition
Mittelstand
In der Literatur haben sich zwei quantitative Größen durchgesetzt, die den Mittelstand
beschreiben. Mittelständische Unternehmen sind demnach solche, die weniger als 500
Mitarbeiter und / oder weniger als 100 Mio. DM Umsatz aufweisen.
87
Die
beschreibenden Größen für den Umsatz und die Mitarbeiterzahl im Gesetz (§267 HGB)
und der verschiedenen Institutionen der Europäischen Institutionen schwanken sehr
stark, doch keine überschreitet die Größe von 500 Arbeitnehmern.
88
84
vgl. Engelen, Klaus C. (2001)
85
vgl. o.V. (2001g)
86
vgl. Bank for International Settlement (2001)
87
vgl. IfM Bonn (2001b) und Anhang 4
88
vgl. Bussiek, Jürgen (1996), S.17

20
Für die Definition in dieser Arbeit ist eher die Zahl der Mitarbeiter als der Umsatz ein
relevantes Objekt, da dieser zum Beispiel sehr stark von der Branche abhängig ist, in
der sich das Unternehmen bewegt. So wird der Umsatz eines gleich großen
Unternehmens im produzierenden Gewerbe tendenziell niedriger sein als im Handel.
Unternehmen mit Umsätzen jenseits der Milliardengrenze können ebenfalls noch
mittelständische Strukturen aufweisen, während andere Unternehmen mit einem sehr
geringen Umsatz wie Konzerne handeln und geführt werden.
89
Die Zahl von 500
Mitarbeitern markiert somit die Maximalgröße des Unternehmens, in der traditionell
typische Probleme von kleinen und mittleren Unternehmen auftreten.
90
Nach Aussage von Peter von Windau (Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für
Mittelstandsberatung) ist aber eine qualitative Definition für den deutschen Mittelstand
weitaus besser geeignet als eine quantitative.
91
3.2 Qualitative
Abgrenzungen
zu
Großunternehmen
Typisch für klein- und mittelständische Unternehmen ist, dass sich das Eigenkapital
traditionell in den Händen privater Eigentümer befindet und nicht im Besitz von
Großunternehmen. Die oben erwähnten quantitativen Obergrenzen gelten auch für
Tochtergesellschaften großer Unternehmen, aber ihre Führung durch angestellte
Geschäftsführer oder Vorstände wird durch die Abhängigkeit vom Großunternehmen
anders geprägt. Von kleinen und mittelständischen Unternehmen kann deshalb nur die
Rede sein, wenn die Leitung durch den Eigentümer bzw. den mehrheitlich beteiligten
Kapitaleigner erfolgt und wenn die Überschaubarkeit des Unternehmens für den
Inhaber aufgrund der Größe noch gewährleistet ist.
92
3.2.1 Personenbezogene
Prägung
3.2.1.1 Der Unternehmer
Die Führung eines mittelständischen Unternehmens obliegt in den meisten Fällen der
Person des Unternehmers, die gleichzeitig einen überwiegenden Teil, wenn nicht sogar
den ganzen Teil des Kapitals in Händen hält. Durch diese Zusammenfassung von
Führungskompetenz und Kapitaleigentum ist in dieser Person ein hohes Maß an
Führungs- und Entscheidungsmacht konzentriert.
93
89
vgl. Frankfurter Finanzforum (2001)
90
vgl. Bussiek, Jürgen (1996), S.18
91
vgl. Frankfurter Finanzforums (2001)
92
vgl. Bussiek, Jürgen (1996), S.18
93
vgl. Bussiek, Jürgen (1996), S.40

21
Anders als in Großunternehmen, wo die Führungsspitze aus mehreren Personen
besteht, ist der Unternehmer eines kleinen oder mittelständischen Betriebes meistens
ein Alleinentscheider. Fast 60 Prozent dieser Unternehmen werden durch den Inhaber
oder geschäftsführenden Gesellschafter allein geleitet.
94
Er arbeitet dadurch nicht im
Kreis von Spezialisten in einem Vorstand zusammen, sondern er ist für alle Bereiche
des Unternehmens selbst verantwortlich, wodurch man sein Anforderungsprofil als
,,Generalist" beschreiben könnte. Da die Unternehmer aber je nach Ausbildung
bestimmte Schwerpunkte bevorzugen, werden nicht alle Bereiche im Unternehmen
gleich beachtet. So vernachlässigen Ingenieure oftmals den betriebswirtschaftlichen
und ausgebildete Wirtschaftswissenschaftler eher den technischen Teil. Je kleiner ein
Unternehmen ist, desto größer ist die Gefahr der Vernachlässigung einzelner,
lebenswichtiger Bereiche, weil es sich nicht lohnt, zum Ausgleich der Schwächen eine
andere Führungskraft einzustellen.
95
Dem alleinverantwortlichen Unternehmer sind Entscheidungen durch Abstimmung im
Team fremd. Zwar delegiert er Entscheidungen auf andere Führungskräfte, doch von
diesen erwartet er wiederum keine Gruppenentscheidungen, sondern persönliche
Entscheidungen und Verantwortung. Die maßgeblichen Entscheidungen werden aber
häufig immer noch vom Unternehmer direkt getroffen, was zu einer starken Einbindung
des Unternehmers in das operative Tagesgeschäft führt. So belegen Studien, dass mit
abnehmender Betriebsgröße die Zahl der dem Management zugeordneten
Funktionsbereiche wächst, das heißt: Je kleiner ein Unternehmen ist, desto mehr
Aufgaben des täglichen Geschäfts übernimmt der Unternehmer selbst.
96
Diese starke
Einbindung hat zur Folge, dass das Führungs- und Entscheidungsverhalten in kleinen
und mittleren Unternehmen mehr von kurzfristig operativen Entscheidungen geprägt ist
als von Weitsicht und strategischer Orientierung.
97
Durch die mit der Kapitalmehrheit verbundene Unabhängigkeit der
Unternehmensleitung fehlen oftmals effektive Kontrollsysteme, die die Tätigkeit der
Leitung überwachen. Während bei fremdbestimmten Unternehmen von Seiten der
Eigentümer, Investoren und Fremdkapitalgeber eine genaue Kontrolle der
Geschäftsentwicklung gefordert wird, unterziehen sich die Verantwortlichen in
eigenbestimmten Unternehmen kaum einer Selbstkontrolle und sind selten gegenüber
modernen Steuerungsinstrumenten aufgeschlossen. Das Gegensteuern bei
auftretenden Unternehmenskrisen ist nur durch entsprechende Einsicht des
94
vgl. MIND-Studie (1999), S.21
95
vgl. Bussiek, Jürgen (1996), S.42
96
vgl. von Windau, Peter / Schumacher, Michael (1996), S.26
97
vgl. Bussiek, Jürgen (1996), S.42 f.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2001
ISBN (eBook)
9783832446772
ISBN (Paperback)
9783838646770
DOI
10.3239/9783832446772
Dateigröße
2.2 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Fachhochschule der Wirtschaft Bergisch Gladbach – Betriebswirtschaft
Erscheinungsdatum
2001 (November)
Schlagworte
mittelstand basel rating
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Titel: Anforderungen eines Mittelstands-Ratings an das Management von kleinen und mittleren Unternehmen
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