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Das Collaborative Engineering im Anlagenbau durch die Unterstützung elektronischer Marktplätze

Rahmenbedingungen, Informationsmodelle und Anwendungsbeispiele

©2001 Diplomarbeit 120 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Gang der Untersuchung:
Ziel der Arbeit ist es, aufzuzeigen wie elektronische Marktplätze im Bereich der Beschaffung von entwicklungsintensiven Gütern, der Auftragsabwicklung, speziell im Engineering entwicklungsintensiver Güter, aber auch im Vertrieb im Anlagenbau, eingesetzt werden können und welche Vorteile bzw. Nachteile sich dabei auftun. Dies wird anhand von Informationsmodellen beleuchtet.
In Kapitel 2 werden zu Beginn elektronische Marktplätze definiert und von verwandten Begriffen abgegrenzt. Des Weiteren wird eine Einteilung von über elektronische Marktplätze gehandelten Gütern vorgenommen und Ausprägungsformen elektronischer Marktplätzen beschrieben. Einen weiteren Abschnitt nimmt die Unterscheidung von möglichen Transaktionsmodellen ein. Schließlich werden Funktionen elektronischer Marktplätze aufgezeigt. In den nachfolgenden Abschnitten wird der Anlagenbau charakterisiert und eine Einordnung des Engineering in Unternehmensprozesse vorgenommen. Durch die Beschreibung bereits bestehender Konzepte – Simultaneous bzw. Concurrent Engineering - werden traditionelle Bemühungen von Unternehmen aufgezeigt, um im starken Wettbewerb im Anlagenbau bestehen zu können. Aus diesen beiden Konzepten wird ein weiteres Konzept – das Collaborative Engineering – hergeleitet und mit den beiden traditionellen Konzepten verglichen.
Auf der Basis dieser Konzepte und Informationen aus strukturierten Interviews mit verantwortlichen Prozessbeauftragten zweier Anlagenbauer und einem Marktplatzbetreiber mit Schwerpunkt im Collaborative Engineering wurden in Kapitel 3 Informationsmodelle entwickelt. Diese werden mit Hilfe der Modellierungsmethode der Ereignisgesteuerten Prozesskette (EPK) dargestellt. Das erste Modell (Modell I) bildet den Ansatz zur Unterstützung elektronischer Marktplätze im Procurement ab. Modell II konzentriert sich auf die Unterstützung elektronischer Marktplätze im Engineering und die Entwicklung von Elementen und Komponenten von Anlagen. Modell III fokussiert die Unterstützung des Vertriebs von Anlagen. Abschließend wird eine Beurteilung der entwickelten Modelle formuliert und eine kritische Würdigung dieser Ansätze vorgenommen.
In Kapitel 4 erfolgt die Betrachtung zweier Marktplatzbetreiber – ec4ec und newtron – welche bereits Funktionen des Collaborative Engineering auf den Marktplätzen realisiert haben bzw. in naher Zukunft planen. Die Funktionen werden dabei beschrieben. Des Weiteren werden Einsparpotenziale […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Ziel und Aufbau der Arbeit

2 Rahmenbedingungen
2.1 Elektronische Marktplätze
2.1.1 Definition des Begriffes
2.1.2 Abgrenzung von verwandten Begriffen
2.2 Elemente elektronischer Marktplätze
2.2.1 Über elektronische Marktplätze gehandelte Güter
2.2.2 Ausprägungsformen elektronischer Marktplätze
2.2.3 Transaktionsmodelle elektronischer Marktplätze
2.2.4 Funktionen elektronischer Marktplätze
2.3 Charakterisierung des Anlagenbaus
2.4 Einordnung des Engineering
2.5 Bestehende Konzepte des Engineering
2.5.1 Konzept des Simultaneous Engineering
2.5.2 Konzept des Concurrent Engineering
2.5.3 Konzept des Collaborative Engineering

3 Collaborative Engineering: Die Informationsmodelle
3.1 Ereignisgesteuerter Modellierungsansatz
3.2 Beschreibungsmethodik
3.3 Darstellung des Marktplatzkonzeptes im Engineering
3.4 Modell I.: Procurement-Unterstützung
3.5 Modell II: Engineering-Unterstützung
3.5.1 Asynchrones Engineering
3.5.2 Asynchrones Engineering unter Einbeziehung von Lieferanten
3.5.3 Asynchrones Engineering unter Einbeziehung von Entwicklungspartnern
3.5.4 Synchrones Engineering („Conferencing-Funktion“)
3.5.5 B-to-B User-Forum
3.6 Modell III: Sales-Unterstützung
3.7 Bewertung und kritische Würdigung der Modelle

4 Anwendungsbeispiele anhand der Marktplatzbetreiber EC4EC und NEWTRON
4.1 EC4EC
4.1.1 Das Unternehmen
4.1.2 Ziele des Unternehmens
4.1.3 Die Internetplattform – ec4ec
4.1.4 Vergangene und zukünftige Projekte von EC4EC
4.1.5 Projektablauf zur Anbindung potentieller Teilnehmer
4.1.6 Einsparungspotentiale durch EC4EC
4.1.7 Die Konkurrenzsituation von EC4EC
4.2 Newtron
4.2.1 Das Unternehmen
4.2.2 Ziele des Unternehmens
4.2.3 Collaborative Engineering-Funktionalitäten der Marktplätze
4.2.4 Einsparpotentiale durch Collaborative Engieering-Funktionen
4.2.5 Die Konkurrenzsituation von NEWTRON im Collaborative Engineering
4.3 Bewertung der Ansätze von EC4EC und NEWTRON

5 Zusammenfassung und Ausblick

Anhang

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Transaktionsbereiche des Electronic Commerce

Abbildung 2: Konzeptionelle Einordnung von Elektronischen Marktplätzen

Abbildung 3: Realisierungsformen von Elektronischen Marktplätzen

Abbildung 4: Beispiel einer detaillierten EPK

Abbildung 5: Elektronische Marktplatzfunktionen im Engineeringumfeld

Abbildung 6: Bestandteile einer Marktplatzmappe im Procurement-Engineering

Abbildung 7: Ausschreibung zur technischen Verhandlung zwischen Hersteller und Zulieferer (RFQ)

Abbildung 8: Prüfung und Konsolidierung der Ausschreibungsdaten

Abbildung 9: Bestandteile einer Marktplatzmappe im Engineering

Abbildung10: Asynchrone Bearbeitung eines CAD-Modells

Abbildung 11: Mehrwert eines elektronischen Marktplatzes im asynchronen Engineering

Abbildung 12: Prüfung und Konsolidierung der Ausschreibungsdaten im asynchronen Engineering unter Einbeziehung der Zulieferer

Abbildung 13: Synchrone Entscheidungsfindung auf dem elektronischen Marktplatz unter Einbeziehung externer Unternehmen

Abbildung 14: Funktion eines User-Forums über elektronische Marktplätze

Abbildung 15: Etappen des Engineering vor Vertragsabschluss

Abbildung 16: Prozessablauf auf der Internetplattform EC4EC

Abbildung 17: Prozessablauf (Teil 2) auf der Internetplattform EC4EC

Abbildung 18: strategische und konzeptionelle Ausrichtung von EC4EC

Abbildung 19: Das Konkurrenzumfeld von EC4EC

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Die B2B Matrix

Tabelle 2: Differenzierung der Transaktionstypen

Tabelle 3: Gegenüberstellung der Ansätze des Simultaneous, des Concurrent und des Collaborative Engineering

Tabelle 4: Abgrenzung von NEWTRON zum Wettbewerb

Tabelle 5: Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen EC4EC und NEWTRON

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Das einleitende Kapitel umfaßt die Betrachtung der Problemstellung des Einsatzes von elektronischen Marktplätzen im Anlagenbau. Es wird das Ziel der Abhandlung aufgezeigt und der Aufbau dargestellt.

1.1 Problemstellung

Der Konkurrenzkampf nimmt in allen Branchen zu. Davon ist der Anlagenbau nicht ausgenommen. Die Unternehmen belastet besonders der wachsende Kostennachteil und verschärfte Preisduck, vor allem gegenüber den südeuropäischen und asiatischen Firmen. Um so wichtiger ist es für die Anlagenhersteller vor der Konkurrenz mit innovativen Produkten auf den Markt zu gelangen. Häufig sind die Produkte im Anlagenbau aber sehr komplex und erklärungsbedürftig. Dienstleistungen rund um die Produkte müssen – wie die Produkte selbst – kundenspezifisch zugeschnitten sein. In diesem Konkurrenzkampf ist ein effektiver, effizienter und flexibler Prozess notwendig, der die Produkte im vorgegebenen Zeit-, Kosten- und Qualitätsrahmen entwickelt und herstellt (EVER95, S. 46).

Dabei wurden im Bereich der Produktentwicklung und der Auftragsabwicklung in Unternehmen bereits Methoden zur Optimierung von Prozessen, zur Qualtitätsverbesserung, zur Zeit- und Kostenreduzierung entwickelt – die Ansätze des Simultaneous und Concurrent Engineering. Dabei spielt vor allem auch die Bildung von Arbeitsgruppen und die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen, wie z.B. Lieferanten und Entwicklungspartnern eine große Rolle.

Bei der Zusammenarbeit vollzieht sich der Leistungs- und Informationsaustausch nicht nur in einer Richtung, sondern vielfach wechselseitig. Dabei sind die wirtschaftlichen Aktivitäten der Unternehmen untereinander zu koordinieren.

Über welches Medium die Zusammenarbeit koordiniert wird, hat sich in den letzten Jahrzehnten aus technologischer Sicht erheblich verändert. Zuerst dominierte Brief, Telefon, Telex oder der persönliche Kontakt. Später wurden diese Medien durch Fax und elektronische Datenübertragung wie z.B. EDI (Electronic Data Interchange) ersetzt.

Ganz neue Möglichkeiten ergeben sich im Business-to-Business (B-to-B) Bereich durch das Internet und elektronische Marktplätze.

Im vergangenen Jahr wurden elektronische B-to-B Marktplätze in den Medien, auf Kongressen oder bei Fachtagungen geradezu mit Euphorie als die neue Wunderwaffe für die Interaktion und Transaktion zwischen Unternehmen gesehen. Es wurde prognostiziert, dass elektronische Marktplätze zu einem der wichtigsten und sich am schnellsten entwickelnden Bestandteile des E-Business in den Unternehmen wird. Die Anzahl der B-to-B Marktplätze ist seitdem stark gestiegen und wird noch weiter steigen. Laut einer Studie von Berlecon Research wird sich 2004 in Deutschland das Transaktionsvolumen in einem konservativen (optimistischen) Szenario auf 115 Mrd. DM (230 Mrd. DM) belaufen. Das sind 20 Prozent (40 Prozent) Marktanteil des gesamten B-to-B E-Commerce Handelsvolumen in Deutschland (SPILL00, S. 107).

Chancen bieten elektronische Marktplätze den Großen der Branchen, um beispielsweise auf den Markt zu drängen und Standards zu setzten. Sie bestimmen die Entwicklungsrichtung und beeinflussen somit die Struktur elektronischer Märkte. Auf der anderen Seite stellen elektronische Marktplätze eine Chance auch für kleinere Unterenhmen dar, weil die Größe eines Unternehmens eine geringere Rolle beim Eintritt in nationale und globale Märkte darstellt. Allerdings wird sich der Wettbewerb der Dienstleister im Internet-basierten, elektronischen Handel radikal verschärfen.

Beim Einsatz von elektronischen Marktplätzen in Unternehmen wird dabei immer wieder auf immense Einsparpotentiale durch bessere Produktpreise, höhere Transparenz und einfachere Abwicklung verwiesen.

Die Nutzung oder Beteiligung an einem oder mehreren elektronischen Marktplätzen hat für die Unternehmen jedoch einige Konsequenzen. Vor allem werden sich unternehmensübergreifend Prozesse in hohem Maße verändern und sich nachhaltig auf den Wandel von Unternehmensstrukturen auswirken.

1.2 Ziel und Aufbau der Arbeit

Ziel der vorliegenden Abhandlung ist es, aufzuzeigen wie elektronische Marktplätze im Bereich der Beschaffung von entwicklungsintensiven Gütern, der Auftragsabwicklung, speziell im Engineering entwicklungsintensiver Güter, aber auch im Vertrieb im Anlagenbau, eingesetzt werden können und welche Vorteile bzw. Nachteile sich dabei auftun. Dies wird anhand von Informationsmodellen beleuchtet.

Zu diesem Zweck wird wie folgt vorgegangen.

In Kapitel 2 werden zu Beginn elektronische Marktplätze definiert und von verwandten Begriffen abgegrenzt. Des Weiteren wird eine Einteilung von über elektronische Marktplätze gehandelten Gütern vorgenommen und Ausprägungsformen elektronischer Marktplätzen beschrieben. Einen weiteren Abschnitt nimmt die Unterscheidung von möglichen Transaktionsmodellen ein. Schließlich werden Funktionen elektronischer Marktplätze aufgezeigt.

In den nachfolgenden Abschnitten wird der Anlagenbau charakterisiert und eine Einordnung des Engineering in Unternehmensprozesse vorgenommen. Durch die Beschreibung bereits bestehender Konzepte – Simultaneous bzw. Concurrent Engineering - werden traditionelle Bemühungen von Unternehmen aufgezeigt, um im starken Wettbewerb im Anlagenbau bestehen zu können. Aus diesen beiden Konzepten wird ein weiteres Konzept – das Collaborative Engineering – hergeleitet und mit den beiden traditionellen Konzepten verglichen.

Auf der Basis dieser Konzepte und Informationen aus strukturierten Interviews mit verantwortlichen Prozessbeauftragten zweier Anlagenbauer und einem Marktplatzbetreiber mit Schwerpunkt im Collaborative Engineering wurden in Kapitel 3 Informationsmodelle entwickelt. Diese werden mit Hilfe der Modellierungsmethode der Ereignisgesteuerten Prozesskette (EPK) dargestellt.

Das erste Modell (Modell I) bildet den Ansatz zur Unterstützung elektronischer Marktplätze im Procurement ab. Modell II konzentriert sich auf die Unterstützung elektronischer Marktplätze im Engineering und die Entwicklung von Elementen und Komponenten von Anlagen. Modell III fokussiert die Unterstützung des Vertriebs von Anlagen.

Abschließend wird eine Beurteilung der entwickelten Modelle formuliert und eine kritische Würdigung dieser Ansätze vorgenommen.

In Kapitel 4 erfolgt die Betrachtung zweier Marktplatzbetreiber – ec4ec und newtron – welche bereits Funktionen des Collaborative Engineering auf den Marktplätzen realisiert haben bzw. in naher Zukunft planen. Die Funktionen werden dabei beschrieben. Des Weiteren werden Einsparpotenziale aufgezeigt.

Schließlich wird die Konkurrenzsituation beider Unterenhmen beschrieben und beurteilt.

2 Rahmenbedingungen

Das folgende Kapitel betrachtet elektronische Marktplätze und grenzt sie von verwandten Begriffen ab. Es werden Transaktionsmodelle unterschieden und Funktionen elektronischer Marktplätze aufgezeigt.

Des Weiteren wird der Anlagenbau betrachtet und charakterisiert. Hierbei wird das Engineering in die Unternehmensprozesse eingeordnet und die Konzepte des Simultaneous und Concurrent Engineering beschrieben. Aus beiden Konzepten wird schließlich ein weiteres Konzept – das Collaborative Engineering – abgeleitet und mit beiden Konzepten verglichen.

2.1 Elektronische Marktplätze

2.1.1 Definition des Begriffes

„Märkte sind im ökonomischen System Plätze des Austauschs, an denen sich Angebot und Nachfrage treffen.“ (PICO98, S. 316). Der zentrale Ort, an dem sich autonome Anbieter und Nachfrager treffen, wird auch als Marktplatz bezeichnet (WEIB00, S. 181). Der Marktplatz hat die Aufgabe wirtschaftliche Aktivitäten zu koordinieren und daraus folgende Transaktionen zu unterstützen (WILL85, S. 54). Klassische Markttransaktionen lassen sich in vier Phasen einteilen – die Informationsphase, die Entscheidungsphase, die Vereinbarungsphase und die Abwicklungsphase (SCHN00, S. 52f., WEIB00, S. 184).

Wenn diese vier Phasen und deren Kommunikationsprozesse ganz oder nur teilweise elektronisch und über das Internet unterstützt werden, wird auch von „elektronischen Märkten“ gesprochen (PICO98, S. 319). Picot bezeichnet den Prozess auch als Mediatisierung von Markttransaktionsprozessen (PICOT98, S. 318).

Für den Begriff „elektronische Marktplätze“ existieren in der Literatur unterschiedliche Ansätze.

So definieren Segev, Gebauer und Färber (SGF) vom Fisher Center at the University of Berkeley 1999 elektronische Marktplätze als „virtuellen Platz, wo sich Käufer und Verkäufer zum Austausch von Gütern und Dienstleistungen treffen“ (FALB00, S. 1). Das Fraunhofer Anwendungszentrum für Logistikorientierte Betriebswirtschaft (ALB) fügt dieser Definition, zusätzlich zum Austausch von Gütern und Dienstleistungen, noch den Austausch von Informationen hinzu (FALB00, S. 1).

Allgemeiner definieren Schneider und Schnetkamp elektronische Marktplätze als „virtuelle Räume, in denen mehrere Käufer, mehrere Verkäufer und deren Dienstleister ihre Geschäfte elektronisch abwickeln können“ (SCHN00, S. 98).

Diese Beiden lassen die Art von Geschäften weitgehend offen. Sie grenzen nur die Beteiligten an dem Austauschprozess ein, nämlich Verkäufer, Käufer und deren Dienstleister.

Im Gegensatz dazu definiert Goldmann Sachs elektronische Marktplätze mit einer expliziten Nennung von Einzelfunktionalitäten – „...buyers and sellers come together to communicate, change ideas, advertise, bid in auctions, conduct transactions and coordinate inventory and fulfillment“ (FALB00, S. 1). Diese Definition ist sehr eng gefaßt und für diese Arbeit als nicht ausreichend angesehen.

Wie traditionelle Märkte, müssen auch elektronische Märkte organisiert werden. Diese Organisation erfolgt durch Marktplatzbetreiber, auch Handelsmittler oder Online-Intermediäre genannt. Beides sind „... Institutionen, die den Austausch von Leistungen zwischen den Marktteilnehmern vermitteln“ (ZBOR95, o.S.). Sie realisieren die technischen und organisatorischen Rahmenbedingungen (PICO98, S. 320). Grundsätzlich kann jeder Marktteilnehmer auch Marktbetreiber sein (PICO98, S. 320).

Abschließend wird das Ergebnis erreicht, dass sich ein elektronischer Marktplatz sehr stark an die Definition eines traditionellen Marktplatzes anlehnt. Er stellt einen zentralen Ort dar, diesmal jedoch virtuell im Internet, an dem sich anonyme Anbieter und Nachfrager treffen, um Informationen auszutauschen, Geschäfte anzubahnen und abzuwickeln (in Anlehnung an WEIB00, S. 196).

Eine Besonderheit des elektronischen Marktplatzes ist jedoch, dass dieser von einer Institution organisiert wird und über die traditionellen Funktionen hinaus noch After-Sales Services und die Entstehung und Entwicklung von Gütern unterstützt werden – Collaborative Engineering (SCHN00, S. 52ff., WEIB00, S. 202f.).

Als Bezeichnungen von Marktplätzen kursieren in Expertenkreisen eine Vielzahl von Varianten – virtuelle Märkte, virtuelle Vortexes, Butterfly Markets, E-Markets, eHubs, Net Market Makers -, die auch in der Theorie und Praxis wiedergefunden werden (SPIL99, S. IV).

2.1.2 Abgrenzung von verwandten Begriffen

Zunächst einmal müssen Begriffe wie „Electronic Business“ oder „Electronic Commerce“ von dem „Elektronischer Marktplatz“ abgegrenzt werden.

„Electronic Business“ wird definiert als Weg, „... auf denen Individuen und Institutionen Nutzen aus dem Netz ziehen können...“ (SCHE00, S. 37). Bei dieser Definition wird der Nutzen aus dem Internet, ganz gleich welcher Art, betont. So kann jeder Mensch Nutzen aus dem Internet ziehen - private und öffentliche Personen - ohne einen bestimmten Zweck zu verfolgen.

Unter dem Begriff „Electronic Commerce“ wird die elektronische Unterstützung des Informationsflusses innerhalb der Wertschöpfungskette eines Unternehmens und der Schnittstellen über die Unternehmensgrenzen hinaus über das Internet zusammengefaßt (RÖDE99, S. 234f). Electronic Commerce ist demnach zweckgebunden, da gezielt Unternehmensinteressen unterstützt werden.

Schlußfolgernd wird „Electronic Commerce“ als eine Form des „Electronic Business“ bezeichnet (FALB00, S. 1). Zur Beschreibung der Geschäftsbeziehungen sind drei Gruppen von Wirtschaftssubjekten entweder als Anbieter oder als Nachfrager einer Leistung relevant (vgl. Abbildung 1): der Konsument (Consumer), das Unternehmen (Business) und die öffentliche Institution (Administration) (HERM99, S. 22).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Transaktionsbereiche des Electronic Commerce

Quelle: HERM99, S. 23

Von den verschiedenen Teilnehmerszenarien, die sich daraus für den Electronic Commerce ergeben, beschränkt sich die vorliegende Arbeit ausschließlich auf Geschäftsbeziehungen zwischen Unternehmen (B-to-B).

Als eine spezielle Form des „Electronic Commerce“ können elektronische Marktplätze aufgefaßt werden (SAND01, S. 10).

Weitere Formen des Electronic Commerce werden im Folgenden unterschieden und von elektronischen Marktplätzen abgegrenzt. (vgl. Abbildung 2)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Konzeptionelle Einordnung von Elektronischen Marktplätzen

Quelle: SAND01, S. 10

Historisch gewachsen ist der Electronic Commerce im Internet über elektronische Shoplösungen (e-Shops) auf der Verkaufsseite, der Sell-Side, die heute vor allem im Business-to-Consumer- (B2C-) Bereich dominieren (FALB00, S. 1). Als ein Beispiel hierfür kann Amazon (www.amazon.com) genannt werden.

Elektronische Shops sind im Gegensatz zu elektronischen Marktplätzen, auf denen alle geschäftlichen Transaktionen unterstützt werden, reine Verkaufslösungen einzelner Unternehmen, die potenzielle und bestehende Kunden im Internet ansprechen und nur einen Anbieter repräsentieren (SAND01, S. 10).

Auf der anderen Seite der Wertschöpfungskette, auf der Beschaffungsseite, der Buy-Side, stehen einem Kunden mehrere Verkäufer gegenüber (SAND01, S. 11). Meist werden die Buy-Side-Solutions genutzt, um Einkaufsaktivitäten zu bündeln und Prozesskosten in der Beschaffung zu reduzieren (FALB00, S. 2). Der Einkauf über das Internet wird zugleich als e-Procurement bezeichnet (DOLM00, S. 46).

Die one2one- (1:1-)Solution wird als die herkömmliche Methode angesehen, Kommunikations- und Transaktionsprozesse von Unternehmen im Hinblick auf die Abwicklung deren Geschäfte durchzuführen. In der one2one-Solution implementiert jeder Geschäftspartner unabhängig vom später abzuwickelnden Transaktionsvolumen ein eigenes EDI (Electronic Data Interchange)-System und entwickelt und pflegt selbst passende Schnittstellen zu seinen Systemen (SAND01, S. 11).

Weiterhin von elektronischen Marktplätzen abzugrenzen sind Portale im Internet. Portale haben den Anspruch eine mehr oder weniger vollständige Aufstellung von Lieferanten und Handelsplattformen anzubieten (WEIB00, S. 533). Unterschieden werden muss in dem Zusammenhang zwischen Portalen, die eigenständig mehrere Warengruppen abdecken wie z.B. AtradaPro (www.atradapro.de), und reine Verzeichnisdienste wie Wer-Liefert-Was-Online (www.wlwonline.de), die eine Sammlung von Vertriebsplattformen anbieten (SAND01, S. 12).

Portale sind daher eher mit traditionellen Brachenverzeichnissen oder Messen vergleichbar (FALB00, S. 2).

2.2 Elemente elektronischer Marktplätze

2.2.1 Über elektronische Marktplätze gehandelte Güter

Die Einteilung von Gütern, die über elektronische Marktplätze gehandelt werden, erfolgt grundsätzlich in zwei Kategorien – direkte und indirekte Güter (SAND01, S. 13).

Unter direkten Gütern werden in der Literatur Güter verstanden, die unmittelbar zur Wertschöpfung eines Unternehmens verwendet werden und der primären Leistungserstellung dienen (SCHN00, S. 248). Das sind z.B. Rohstoffe, Komponenten und Handelswaren.

Indirekte Güter sind im Vergleich dazu Güter, welche zur Unterstützung des betrieblichen Leistungserstellungsprozesses dienen, jedoch nicht direkt in die Wertschöpfung eines Unternehmens einfließen (DUDE01, S. 202). Beispiele hierfür sind Büromaterialien, Werkzeuge, Hygieneartikel, Reisen und Beratungsleistungen (SCHN00, S. 103f.). Dies sind zumeist geringwertige Güter des täglichen Gebrauchs, können aber ebenso hochpreisige Bezugsgüter sein.

In der Literatur werden diese Güter häufig übereinstimmend in MRO- (Maintenance, Repair, Organisation) Güter, Güter für Instandhaltung, Reparaturen und Organisation, und C-Artikel, Güter, die einen geringen prozentualen Beschaffungswert besitzen, differenziert (MATT99, S. 59f.).

Explizit wird an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass in der Literatur und der Praxis häufig die Begriffe A, B und C-Güter als Gütereinteilung verwendet werden. Diese Begriffe stammen aus der ABC-Analyse und sind daraufhin stark an Unternehmen und Situationen der Verwendung gebunden (SCHI95, S. 198f.). Diese Begriffe sind deshalb nicht allgemeingültig und in dem Zusammenhang mit der Einteilung von gehandelten Gütern über elektronische Marktplätze nicht zu verwenden.

Neben der Differenzierung in direkte und indirekte Güter, ist sinnvoller eine Einteilung in erklärungs- bzw. entwicklungsbedürftige Güter, auch „engineered components“ genannt, und standardisierte Güter, Commodities und Dienstleistungen vorzunehmen (in Anlehnung an DUDE99, S. 203).

2.2.2 Ausprägungsformen elektronischer Marktplätze

Durch die erst kurze Zeit der Entwicklung von elektronischen Marktplätzen und der starken Dynamik des Electronic Commerce gibt es in der Literatur noch keine einheitliche Bezeichnung für bestimmte Ausprägungsformen von Marktplätzen. Es werden viele verschiedene Ansätze diskutiert (PICO98, S. 340ff.).

In der Praxis hat sich die Differenzierung nach vertikalen und horizontalen Marktplätzen durchgesetzt (SCHN00, S. 56).

Vertikale Marktplätze konzentrieren sich auf die Abdeckung branchenspezifischer Bedürfnisse entsprechender Zielgruppen (SPIL99, S. 9). Die Zielgruppen werden qualifiziert und ausgewählt und mit den entsprechenden Leistungen gezielt bedient (HEPP00S. 1516). Dafür setzen vertikale Marktplätze bei deren Betreibern eine tiefe Branchenkenntnis voraus und streben generell eine dominierende Marktposition an (FALB00S. 3).

Vertikale Marktplätze sind grundsätzlich einfache Informations- und Transaktionsplattformen für eine Gruppe von Branchenteilnehmern, z.B. im Transportwesen oder in der Telekommunikation. Des Weiteren stellen sie komplexe Branchen-Marktplätze für eine Vielzahl unterschiedlicher Teilnehmer über mehrere Wertschöpfungsstufen hinweg dar, z.B. im Bau- oder Gesundheitswesen (SPIL99, S. 9, SCHN00, S. 104). Diese Ausprägung von Marktplätzen konzentriert sich insbesondere auf direkte Güter, d.h. Güter, welche direkt in die Produktion eingehen (SAND01, S. 13). Sie existieren inzwischen in allen Industriebereichen wie Automobil, Chemie, Medizin, Telekommunikation oder Transportwesen (SCHN00, S. 104). Beispiele hierfür sind Covisint, Cheop, SciQuest, Arbinet oder CarrierPoint.

Im Gegensatz zu vertikalen Lösungen konzentrieren sich horizontale Marktplätze auf Güter und Dienstleistungen, die branchenunabhängig und -übergreifend von den Unternehmen nachgefragt werden (FALB00, S. 3). Deren Produktpalette umfaßt ein breit ausdehnendes Angebot, geht aber nicht in die Tiefe (SAND01, S. 13). Der Schwerpunkt dieser Marktplätze liegt in der Unterstützung des Vertriebs und der Beschaffung von indirekten und MRO-Gütern und einen bedeutenden Teil des Geschäfts umfassen Überschüsse und Restposten (HEPP00, S. 1517, SCHN00, S. 103). Über die Art des Geschäfts bringt der Marktplatzbetreiber Anbieter und Nachfrager zusammen, die bisher kaum eine Möglichkeit zum Aufbau von Geschäftsbeziehungen hatten (SCHN00, S. 103). Beispiele für horizontale Marktplätze sind VerticalNet, T-Mart und Surplex.

Bevor überhaupt eine exakte und in der Literatur übereinstimmende Abgrenzung von Marktplatzarten stattgefunden hat, wird bereits über eine Verschmelzung von den über Marktplätze gehandelten Güterarten gesprochen (SZEG00, S. 1).

Das Fraunhofer Anwendungszentrum für Logistikorientierte Betriebswirtschaftslehre beschreibt einen Trend, dass zugleich eine Reihe von Gütern, welche über einen vertikalen Marktplatz gehandelt werden, auch über horizontale Marktplätze gehandelt werden können. Dazu wird ein wichtiges Kriterium des Kunden beim elektronischen Handel über einen Marktplatz betrachtet – der Wunsch nach „One-Stop-Buying“ (SZEG00, S. 1). Das heißt, dass der Kunde zur effizienten Beschaffung von Waren und Dienstleistungen nicht mehrere unterschiedliche Marktplätze benutzt und sich mit mehreren Systemen vertraut macht, sondern seine ganzen Bedürfnisse über einen einzigen Marktplatz befriedigt (FALB00, S. 3).

Folglich stellt sich die Frage, ob in Zukunft eine strenge Trennung von vertikalen und horizontalen Marktplätzen beibehalten werden kann.

Abbildung 3 veranschaulicht die Überlappung der beiden Marktplatzformen.

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Abbildung 3: Realisierungsformen von Elektronischen Marktplätzen

Quelle: FABL00, S. 3

Ein weiterer und durchaus interessanter Ansatz zur Differenzierung von Marktplätzen wurde von Steven Kaplan und Mohanbir Sawhney vorgenommen. Speziell im Beschaffungsbereich unterscheiden sie Marktplätze nach der Art der Geschäftsabwicklung, in einen Marktplatz für die qualifizierte Beschaffung und die Beschaffung von Spot-Artikeln (KAPL00, 97ff.).

Während in der qualifizierten Beschaffung der Fokus auf dem Verhandeln von Verträgen mit qualifizierten Zulieferern besteht und die Hersteller und Zulieferer an einer langfristigen und engen Zusammenarbeit interessiert sind, beschäftigt sich die Spot-Beschaffung mit der schnellen Erfüllung von Kundenbedürfnissen, welche zu den niedrigstmöglichen Kosten erfüllt werden und beide Vertragspartner eher an einer anonymen Geschäftsbeziehung interessiert sind (KAPL00, S. 98, DUDE01, S. 203).

Beispiele für Spot-Artikel sind Öl, Stahl und Energie.

Zur Veranschaulichung, werden die Zusammenhänge zwischen den vorgestellten Business-to-Business Geschäftsbeziehungen in Tabelle 1 dargestellt und zusätzlich Beispiele für elektronische Marktplätze genannt.

Tabelle 1: Die B2B-Matrix

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: in Anlehnung an KAPL00, S. 98

Ferner können elektronische Marktplätze nach dem Kriterium „offener“ oder „geschlossener“ Marktplatz eingeordnet werden.

Grundsätzlich können auf einem offenen Markt Anbieter und Nachfrager jederzeit und aufgrund einer freien Entscheidung auftreten bzw. sich wieder zurückziehen (HILK93, Sp. 2774). Diese Definition ist auch für elektronische Marktplätze gültig. Sie sind grundsätzlich allen Wirtschaftssubjekten zugänglich, ohne dass irgendwelche besonderen Marktzutritts- oder Marktaustrittsschranken überwunden werden müssen. Obwohl dieser Zutritt manchmal mit Bedingungen verbunden sein kann wie z.B. der Zahlung einer Zugangsgebühr oder die Anerkennung der Allgemeinen Geschäftsbedingungen für die getätigten Transaktionen.

Im Gegensatz dazu liegen bei geschlossenen Märkten strenge Beschränkungen für den Zutritt vor (KOLL01, S. 43). Diese Beschränkungen können sich beispielsweise an regionale, branchenspezifische-, personen- oder institutionenbezogene Kriterien koppeln. Für geschlossene Marktplätze bestehen ebenfalls Zutrittsbeschränkungen. Beispielsweise kann ein Unternehmen an einem bestimmten Marktplatz nur teilnehmen, wenn es einer bestimmten Branche angehört und/oder vor der Teilnahme ein umfangreiches Prozess- und Organisationsredesign vornimmt. Der Grund ist, dass der Marktplatz speziell auf die Prozesse einer bestimmten Branche zugeschnitten ist, die Unternehmen sich aber einer gewissen Standardisierung der Branche unterziehen müssen, um den Marktplatz erfolgreich nutzen zu können. Andere Branchen sind aber nicht grundsätzlich ausgeschlossen. Es ist für diese Unternehmen jedoch wenig sinnvoll an diesem Marktplatz teilzunehmen, da er für sie keinen Mehrwert bietet.

Ein Beispiel sind die Marktplätze newtronCompoNet (www.newtroncomponet.com) und newtronAutomotive (newtronautomotive.com), welche einen geschlossenen Bereich für Collaborative Engineering-Funktionaliäten anbieten. Beide Marktplätze sind grundsätzlich jedoch offen.

2.2.3 Transaktionsmodelle elektronischer Marktplätze

Als mögliche, bis zum heutigen Zeitpunkt realisierte Ausprägungen konnten in der Literatur ermittelt werden:

- Schwarze Bretter
- Börsen
- Auktionen
- Kataloge

In Tabelle 2 werden die wichtigsten Unterscheidungskriterien der aufgeführten Transaktionstypen differenziert.

Tabelle 2: Differenzierung der Transaktionstypen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: in Anlehnung an SPIL00, S. 13ff., SPIL01, S. 23ff., HEPP00, S. 1517 – 1519, FALB00, S. 4f.

Schwarze Bretter, virtuelle Branchenbücher und Kataloge ermöglichen den Marktplatzteilnehmern eine systematische Suche und bieten ständig aktuelle Informationen (SCHN00, S. 99). Auf den Börsen werden nicht nur einfache Käufe und Verkäufe durchgeführt, sondern auch neue Transaktionsmodelle etabliert, wie z.B. dynamische Preisfluktuation, Verhandlungsalgorithmen, Benachrichtigungsservice per E-Mail bei Entstehung bestimmter Angebote oder Gesuche (SCHN00, S. 100).

Prinzipiell sind auch Mischformen zwischen verschiedenen Transaktionstypen denkbar, wie z.B. auf Katalogen basierende Börsen oder Auktionen (HEPP00, S. 1518, WEIB00, S. 526f.). Die beschriebenen Dienste zielen vor allem auf die Automatisierung des Beschaffungs- und Vertriebsprozesses und auf eine effektive und effiziente Kopplung des internen Warenwirtschaftssystems der Unternehmen mit dem Marktplatz ab (HEPP00, S. 1518). Dies erhöht die Attraktivität von Marktplätzen insbesondere für kleine und mittelständige Unternehmen (KMU) (FALB00, S. 4).

2.2.4 Funktionen elektronischer Marktplätze

Zusätzlich zu den klassischen ökonomischen Funktionen eines Markts, erfüllen elektronische Marktplätze noch darüber hinausgehende Funktionen.

Für einen erfolgreichen Marktplatz ist es wichtig, einen Mehrwert für die Teilnehmer zu bieten (SPIL99, S. 17ff.). Dieser ergibt sich im Wesentlichen durch die folgenden 3 Kernfunktionen (o.V.00, S. 7):

- Integrationsfunktion („connector role“)
- Dienstleistungen („value-added services“)
- Angebots- und Nachfragebündelung

Die Integrationsfunktion wird zum einen durch eine Portal-Infrastruktur realisiert. Diese erlaubt zwischen den Handelspartnern einen Informationsaustausch in Echtzeit (HEPP00, S. 1519). Jedoch soll die Integration nicht bei den Teilnehmern des jeweiligen Marktplatzes enden, sondern durch die Interoperabilität, der Anbindung von Marktplätzen untereinander zu wertschöpfungskettenübergreifenden Handelsnetzwerken – den sogenannten „Business Webs“ - die Ausweitung der Angebotspalette und somit den Nutzen für die Marktteilnehmer erhöhen (SCHN00, S. 57, BICK01, S. 48). Durch die Kontrolle der Identität der Beteiligten und durch die Verschlüsselung der übertragenen Daten wird die Sicherheit der auszutauschenden Informationen gewährleistet (o.V.00, S. 6).

Zum zweiten sichert die Integrationsfunktion die Einbindung aller geschäftlichen Transaktionsphasen – Collaborative Engineering, Information, Vereinbarung, Abwicklung und After-Sales-Service - in das Marktplatzkonzept (SCHN00, S. 52ff, WEIB00, 198ff). Mit Hilfe von einzelnen bereits beschriebenen Geschäftsmodellen (Transaktionstypen) werden diese Phasen elektronisch unterstützt.

Unter Dienstleistungen fallen alle Zusatzfunktionen und Mehrwertdienste, welche die Abwicklung von Markttransaktionen erleichtern oder verbessern (HEPP00, S. 1519). Beispiele hierfür sind Dienste im Bereich der Zahlungsabwicklung, Logistik, Zwischenlagerung, Factoring, Bonitätsprüfungen, Treuhänderfunktionen, Verzeichnisse von Handelspartnern oder automatisierte Steuer- und Zollabwicklung (o.V.00, S. 13, WEIB00, S. 605ff., SCHN00, S. 98).

Grundsätzlich führt schon allein die Präsenz vieler Anbieter und/oder Nachfrager auf einem elektronischen Marktplatz zur Bündelung und damit ggf. zu Größendegres- sionseffekten (DUDE99, S. 204). Zur vollständigen Ausschöpfung der sich daraus ergebenden Potenziale sind einheitliche Produktkataloge bzw. –klassen erforderlich (o.V.00, S. 5). Nur so lassen sich beispielsweise Bedarfe von zueinander substitutiven Gütern bündeln.

Ferner ist auch eine Migrationsunterstützung durch den Marktplatz erforderlich, damit bereits bestehende Marktbeziehungen in den Marktplatz übernommen werden können (HEPP00, S. 1519). So sollten beispielsweise bestehende Rabattvereinbarungen zwischen Unternehmen auch bei der Nutzung des Marktplatzes verfügbar sein (o.V.00, S. 5).

Über die drei Kernfunktionen hinaus erfüllt ein elektronischer Markt auch eine Community-Funktion (HERM99, S. 300). Unter einer „virtuellen Community“ sind in diesem Zusammenhang Zusatzfunktionen auf den Marktplätzen wie z.B. Diskussionsforen, Experten-Chats, Karriere-Center, Bewertungssysteme zur Rezension von Produkten und Beurteilung von Geschäftspartnern durch teilnehmende Unternehmen zu verstehen (SCHN00, S. 100, WEIB00, S. 281ff.). Virtuelle Communities sind gleichzeitig auch die Basis, um personalisierte Serviceleistungen anzubieten ( HEPP00, S. 1520) und diese in einem speziell für den Teilnehmer zugeschnittenen Benutzerprofil zu hinterlegen (WEIB00, S. 792). Dadurch kann die Kundenbindung an einen bestimmten Marktplatz gefestigt werden (HEPP00, S. 1520).

2.3 Charakterisierung des Anlagenbaus

Der Anlagenbau wird von Lüning[1] definiert als „... die Ingenieurtätigkeit, die sich mit der Entwicklung, Planung, Herstellung (inkl. Verkauf) und Inbetriebsetzung von Anlagen beschäftigt.“ (LÜLI97, S. 49). Demzufolge beschäftigt sich der Anlagenbau grundsätzlich mit dem ganzen Produktentstehungsprozess.

Die Anlage ist das Endprodukt (Output) des Produktentstehungsprozesses im Anlagenbau. Eine Anlage ist definiert als „Kombination von einzelnen, in ihrer Funktion meist selbständigen Bauelementen...und verbindenden Elementen..., die zusammen einen bestimmten Produktions- oder Arbeitsprozess (Herstellung eines Endproduktes, Erzeugung von Energie oder Transport von Gütern) bewirken.“ (o.V.76, S. 38).

Sie können nach dem Merkmal des Outputs (Produktes) unterteilt werden in Anlagen der Verfahrenstechnik, welche die Formänderung erzielen, Anlagen der Energietechnik, welche eine Energieumwandlung erzielen und Anlagen der Fertigungstechnik, welche überwiegend eine Stoffänderung erreichen (LÜLI97, S. 7). Typische Beispiele für Anlagen sind: Meerwasserentsalzungsanlagen, Erdgasbohranlagen, Wasserkraftwerke, Erdölraffinerien, Stahlwerke, Mühlen, Autofabriken, Brauereien, Papierfabriken oder Müllverbrennungsanlagen (BACH86, S. 41).

Wesentliche Merkmale des Anlagenbaus werden im Folgenden aufgezählt:

- Anlagen haben meist eine lange Planungs- und Realisationszeit. Die Auftragsabwicklung, vom Bestelleingang bis zur Anlagenabnahme, kann sich über mehrere Jahre (ca. ½ - 10 Jahre) erstrecken (MEFF00, S. 1204).
- Kaufprozesse in dieser Branche enthalten oft hochkomplexe Problemlösungen. Leistungs- und Gegenleistungsparameter werden oft in mehrjährigen Interaktionsprozessen mit dem Kunden und Lieferanten ausgehandelt (MEFF00, S. 1205).
- Anlagen werden überwiegend in Einzelfertigung oder Kleinserien produziert. Aufgrund der Anforderung zur kundenspezifischen Ausführung haben Anlagen einen hohen Individualisierungsgrad.
- Aus diesem Grund hat vor allem der persönliche Verkauf eine sehr große Bedeutung. Daraus wird die Notwendigkeit der Branche abgeleitet, eine direkte Beziehung zum Kunden zu unterhalten (TAYL96, S. 8f.).
- Der Kunde verfügt oft über langjährige Erfahrungen aus dem Betrieb von Anlagen. Ein starkes Vertrauensverhältnis zwischen Kunde und Hersteller ist die Folge, da beide Seiten ein enormes Wissen in den Prozess der Anlagenherstellung einbringen.
- Durch die typisch geringe Fertigungstiefe kommt ebenfalls der Beziehung mit den Lieferanten eine große Bedeutung zu, insbesondere durch das vorhandene Expertenwissen der Lieferanten über die Entwicklung einzelner Komponenten. Daraus folgt, dass der Entwicklungsprozess einer Anlage und der Beschaffungsprozess sehr eng miteinander verknüpft sind. Sie laufen meist übergangslos ineinander.
- Grundsätzlich sind Anlagenbauer an einer engen und dauerhaften Geschäftsbeziehung interessiert, wobei jedoch projektabhängig von Kunden oder der Internationalität des Geschäftes Einschränkungen möglich sind.
- Des Weiteren ist eine enge Zusammenarbeit zwischen den Entwicklungs- und den Engineering-Ingenieuren, welche für die eigentliche Konstruktion und den Bau der Anlage verantwortlich sind, typisch für den Anlagenbau. Dies resultiert aus der Tatsache, dass es nicht üblich ist, Prototypen einer Anlage anzufertigen. Vor allem bei neuen Anlagen, die innovative Lösungsansätze enthalten, ist vielfach die Technologie am Anfang des Engineeringprozesses noch nicht vollständig entwickelt (WILD82, S. 9).
- Ein weiteres Kennzeichen des Anlagenbaus ist die Entwicklung der Unternehmen zu virtuellen Fabriken[2] und die erhebliche Verkleinerung der schon charakteristisch geringen Fertigungstiefe[3] (HUIS95, S. 21).

Angesichts einer zunehmenden Globalisierung steigt der Wettbewerbsdruck im Anlagenbau beträchtlich. Dabei wird ein steigender Komplexitätsgrad und eine sich daraus ergebende Standardisierung der herzustellenden Produkte identifiziert (BENE99, S. 17).

Die hohen Investitionen eines Maschinenparks und die (fixen) Kosten im Personalbereich zwingen die Anlagenbauer im harten Konkurrenzkampf mit den damit verbundenen schlechten Preisen zu ausgelasteten Produktionsanlagen (HAY91, S. 11). So wird versucht, nur noch die Know-how-Teile und Schlüsselkomponenten in den eigenen Fabriken herzustellen, den großen Teil der Maschinen, Apparate und Komponenten jedoch auf dem Markt zu beschaffen. In dem Zusammenhang wird auch immer öfter mit Joint-Venture-Firmen in den Absatzmärkten gearbeitet. Damit wird einerseits noch genügend Fertigungs-Know-how für die Entwicklungstätigkeit bereitgehalten und andererseits kann die eigene Fabrikationskapazität bei schwacher Auftragslage leichter ausgelastet bleiben.

So hat sich beispielsweise Veba Oel, als erster Auftraggeber in Deutschland, für ein Allianz-Konzept im Bau einer Produktionsanlage zur Erfüllung der Gesetzesauflage zur Reduzierung des Schwefelgehaltes im Otto- und Dieselkraftstoff bis zum 1.11.2001 bzw. in einem zweiten Schritt bis Anfang 2003, entschlossen (PHIL01, S. 30ff.). Der Allianzvertrag ist hierbei eine Weiterentwicklung des partnerschaftlichen Ingenieurvertrages, bei dem eine Task-Force („Unternehmen auf Zeit“) aus AG (Auftraggeber), Ingenieurgesellschaft, Lieferanten der Ausrüstungsteile, Baufirma und Montagefirmen gebildet wird.

Zusätzlich veranlasst der Wettbewerb im Maschinen- und Anlagenbau die Unternehmen, die Produktion auszulagern und zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit die Produktionsleistungen im Ausland einzukaufen. Verstärkt wird die Tendenz zur virtuellen Fabrik durch Auflagen der Abnehmer- oder Finanzierungsländer, die verlangen, einen gewissen Prozentsatz der Ausgaben in diesen Ländern zu tätigen –„local content“. Aus logistischen und vertraglichen Gründen sind hier die Herstellerunternehmen gezwungen, Teile vor Ort oder in der Region zu beschaffen und zu fertigen (LÜLI97, S. 86).

2.4 Einordnung des Engineering

Zum Begriff „Engineering“ existieren in Theorie und Praxis unterschiedliche Definitionen. Das Engineering ist einerseits eine Funktion innerhalb der Organisation eines Anlagenbauunternehmens, andererseits darunter die Planungstätigkeit verstanden (LÜLI97, S. 111).

Bevor das Engineering durchgeführt werden kann, findet eine Grundlagenentwicklung im Hinblick auf Prozesse (Verfahren)[4] und Komponenten einer Anlage statt. Die Grundlagenentwicklung umfasst die Prozessentwicklung – Grundlagenentwicklung Prozess und Prozessdesign – und die Komponentenentwicklung – Entwicklung von Komponentenstandards und Komponentenanpassung. Diese Entwicklungen stellen die Basis für das Engineering dar. Außerdem bildet sie die wesentlichen Innovationselemente einer Produktentwicklung im Anlagenbau (LÜLI97, S. 102).

Das Engineering, auch als Anpassungsentwicklung, findet im Auftragsabwicklungsprozess statt.

In der Grundlagenentwicklung der Prozesse wird das Verfahrenskonzept und damit die Gesamtfunktion einer Anlage festgelegt (BLASS89, S. 18).

Für die Entwicklung von neuen und die Auswahl von bestehenden Komponenten werden hier die Anforderungen an die Prozesse erstellt, welche die wichtigsten Informationen wie z.B. Abmessungen, Geometrie, Stoffe, Medien, Druck und Temperaturen enthalten (LÜLI97, S. 104).

Die Erkenntnisse aus der Grundlagenentwicklung werden für die Anwendung in Kundenaufträgen (Anpassungsentwicklung) aufbereitet und für einen größeren Mitarbeiterkreis zugänglich gemacht. Dies geschieht mit sogenannten Planungsunterlagen[5], welche die Basis für das Engineering in der Anpassungsentwicklung bilden. Dabei wird auch die Prozessdokumentation erstellt, welche Informationen über den Prozess sowie Hinweise zu z.B. Theorie, Prozessbeschreibung und Anleitung zur Prozessauslegung enthält.

Das Prozessdesign koppelt die Grundlagenentwicklung mit dem Abwicklungsprozess, d.h. es werden die technischen Informationen für die Angebotserstellung erarbeitet. In dieser Phase ist die Zusammenarbeit mit dem Kunden in der Regel sehr intensiv. Die Kundenbedürfnisse definieren hierbei die Aufgabenstellung.

In der Komponentenentwicklung werden auf der Basis der Anforderungen der Prozessentwicklung die Komponentenstandards‘[6] entwickelt (LÜLI97, S. 108). Diese stellen die geeignete Hardware, z.B. Apparate, Maschinen und Verbindungselemente für die entsprechenden Prozesse von Anlagen bereit.

In der Entwicklung von Komponentenstandards werden für einzelne Elemente Entwürfe angefertigt, detaillierte Zeichnungen und Fertigungsunterlagen erstellt sowie erste Tests durchgeführt. In dieser Phase werden nach Bedarf alle geplanten Produkttypen und –varianten ausgearbeitet und die komponentenspezifischen Teile der Planungsunterlagen erstellt. Diese enthalten unter anderem Informationen über z.B. Anschlusswerte, Produktoptionen und Steuerungsspezifikationen.

Die Analysearbeit endet mit der Erstellung eines Pflichtenheftes, welches Anforderungen in konkrete Vorgaben für die weitere Entwicklung umsetzt.

In dieser Phase werden auch entsprechend des Feedbacks aus Montage und Betrieb der Anlagen bereits bestehende Komponenten weiterentwickelt.

Zusätzlich zur Komponentenentwicklung sind in dieser Phase die generellen Konzepte für z.B. Beschaffung, Produktion und Ersatzteilwesen zu erarbeiten.

Die physikalischen Anforderungen aus der Prozessentwicklung werden zusätzlich in dieser Entwicklungsphase mit Informationen aus dem Markt ergänzt. Dazu sind beispielsweise Abklärungen über Kundenbedürfnisse, Konkurrenzprodukte, Marktpreise und Zeitverhältnisse wichtig.

Es besteht an dieser Stelle auch die Möglichkeit, die Komponentenentwicklung durch Dritte wie z.B. Ingenieurbüros durchführen zu lassen. Diese Zusammenarbeit wird entsprechend dem Simultaneous Engineering Ansatzes (vgl. Kapitel 2.5.1) gestaltet.

Der Auftragsabwicklungsprozess beginnt mit der Unterzeichnung des Vertrages zwischen dem Kunden und dem Anlagenbauer. Inhalt und Bedingungen eines Auftrages werden aber erst mit den darauf folgenden Auftragsverhandlungen festgelegt. In den Auftragsverhandlungen werden z.B. das Lastenheft seitens des Kunden und das Pflichtenheft seitens des Herstellers festgelegt. Aus diesen Verhandlungen resultiert eine Lösungsvariante einer Anlage. Diese Verhandlungen finden meist parallel zum Auftragsabwicklungsprozess bzw. dem Engineering statt.

Reichert unterteilt das Engineering von verfahrenstechnischen Anlagen in zwei Hauptphasen (REIC79, S. 3):

- Basic-Engineering
- Detail-Engineering

Basic-Engineering:

Im Basic-Engineering wird die optimale Auslegung des Anlagenprozesses mit den nötigen detaillierten Informationen für die weitere Bearbeitung der Auftragsabwicklung erzeugt (LÜLI97, S. 112).

Zuerst müssen die im Prozess-Design und in der Auftragsverhandlung erarbeiteten Informationen nochmals geprüft und auf den neuesten Stand gebracht werden. Das Ergebnis ist das endgültige Prozess-Design der bestellten Anlage. Dem nachfolgend, werden das Fundament und eventuelle Bauten geplant, wobei die Ergebnisse erst für die Montage ausschlaggebend sind.

Ein Teil dieser Aktivitäten finden parallel zur Angebotsverhandlung statt und bilden die Grundlage für die Auftragsverhandlung mit dem Kunden. Durch eine Parallelisierung dieser Prozesse ergibt sich zwar das Risiko starker Änderungen in Design und technischen Anforderungen, jedoch kann dadurch auch ein zeitlicher Planungsvorsprung, der durch einen frühen Start der Projektplanung erreicht wird, realisiert werden.

Mit den bereinigten Daten werden dann unter Einbeziehung der erstellten Planungsunterlagen die endgültige Auslegung des Prozesses vorgenommen und technische Spezifikationsblätter, auch als Datasheets bezeichnet, erstellt (LÜLI97, S. 112). Bei der Erarbeitung der Spezifikationsblätter, der Hauptaufgabe des Basic-Engineering, werden alle verfahrensmäßigen Daten wie z.B. Durchflussmengen, Druck, Temperaturen, Wärme, Stoffwerte, Hauptabmessungen, Werkstoffe festgelegt und dort dokumentiert (HERB74, S. 132).

Da für die Erstellung der Datenblätter oft Informationen von Experten notwendig sind, ist es zum jetzigen Zeitpunkt bereits notwendig mit potentiellen Zulieferern zu kommunizieren. Diese liefern hierbei Know-how über technische Anforderungen von entwicklungsbedürftigen Komponenten. Traditionell findet diese Kommunikation über Telefon, Telefax, Briefwechsel oder E-Mail statt.

Das Ergebnis des Basic-Engineering ist vor allem in einem Rohrleitungs- und Instrumenten-Fließbild (R&I-Fließbild) und in den Spezifikationsblättern zu finden (LÜLI97, S.112).

Detail-Engineering:

Das Detail-Engineering baut auf dem Basic-Engineering auf. Dabei werden alle für die Realisierung notwenigen Pläne, Angaben und Dokumente nochmals, aber detaillierter ausgearbeitet. Insbesondere werden die Aufstellungspläne des Standortes gezeichnet, die Planung der elektrischen Anlagen und der Mess- und Regeltechnik vorgenommen, die Rohrleitungen und Traggerüste berechnet und, je nach Umfang des Auftrages, das Fundament und die Bauten geplant (LÜLI97, S. 112).

In dieser Phase werden auch die Unterlagen für die interne und externe Beschaffung der Elemente anhand der Angaben aus dem Basic-Engineering und der Komponentenanpassung erstellt. Bei der externen Beschaffung werden Elemente die größtenteils so standardisiert sind, dass ein geringer Anpassungsbedarf besteht, direkt beim Lieferanten bestellt. Bei der internen Beschaffung werden Elemente noch speziell an die Kundenwünsche angepasst. Die zu beschaffenden Güter werden als entwicklungsintensive Güter oder engineered components bezeichnet. Diese bedürfen zuvor einem hohen internen Entwicklungsaufwand.

Zur Beschaffung dieser entwicklungsbedürftigen Elemente werden qualifizierte Zulieferer ausgewählt (vom Kunden vorgegeben oder vom Ingenieur vorgeschlagen), die den Hersteller-Ingenieuren oft auch als Entwicklungspartner dienen. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, ganze Komponenten von externen Entwicklungspartnern wie z.B. Ingenieurbüros entwickeln zu lassen und somit das Engineering zu outsourcen. Während der Entwicklung findet eine rege Kommunikation zwischen den Partnern statt, die überwiegend über Telefon, Telefax, E-Mail und den Postweg erfolgt.

Die zeitlichen Grenzen zwischen dem Basic- und dem Detail-Engineering und zwischen dem Detail-Engineering und der gesamten Auftragsabwicklung sind überwiegend fließend.

Der Einsatz virtueller Marktplätze in der Beschaffung entwicklungsintensiver Güter (engineered components) im Anlagenbau unterstützt die Verschmelzung der Grenzen speziell zwischen dem Engineering und dem Beschaffungsprozess. Grund für die Verschmelzung in diesem Bereich ist die Notwendigkeit einer oft starken Spezifizierung von Zeichnungen und technischen Dokumenten durch die Zulieferer. Dabei wird von einem Prozess des Procurement-Engineering gesprochen.

Die starke Verschmelzung der Prozesse wird in Kapitel 3 durch die Darstellung der Prozessmodelle mit elektronischen Marktplätzen sichtbar.

2.5 Bestehende Konzepte des Engineering

2.5.1 Konzept des Simultaneous Engineering

Das „Simultaneous Engineering“ (SE) dient dem Unternehmen in seinem Grundlagenentwicklungs- und Auftragsabwicklungsprozess zur Optimierung des Magischen Dreiecks (Zeit, Kosten, Qualität) (BULL97, S. 15).

Das Verständnis von SE in dieser Arbeit gründet sich auf den Ansatz des Instituts für Technologie Management der Hochschule St. Gallen (LÜLI97, S. 34ff.):

- Teamansatz (Interdisziplinäre Teamarbeit),
- Öffnung nach außen durch verstärktes Miteinbeziehen von Lieferanten (Einbezug Dritter),
- Intensives Management der Vorprojektphase (Intensive Vorprojektphase),
- Bewußte Parallelisierung von Entwicklungsschritten (Bewußte Parallelisierung)

Interdisziplinäre Teamarbeit

Ein interdisziplinär zusammengesetztes Team[7] wird von Honda mit Hilfe der Rugby-Methode als „...Kernmannschaft...“ beschrieben, welche „...das ganze Rugby-Spiel zusammen bestreitet, wobei sich alle Spieler in die gleiche Richtung bewegen und den Ball je nach Situation unter sich weitergeben.“ (TAKE86, S. 43). Eine kompetente Projektleitung hat jedoch nach wie vor größte Bedeutung (WOMA91, S. 113f).

Der interdisziplinäre Ansatz wird bei der Teamarbeit in Engineeringprojekten durch die Integration von verschiedenen Experten, welche benötigtes Fachwissen aufweisen, realisiert. Grund dafür ist die ständige Zunahme der zu verarbeitenden Informationsmenge (WARN93, S. 105f.). Der Trend zu interdisziplinären Teams wird durch die aufkommende Prozessorientierung in vielen Unternehmen noch verstärkt.

Die Komplexität von Anlagen verlangt des Weiteren eine Unzahl kleinerer Absprachen und Abstimmungen auf einer Mikroebene, welche die Schnelligkeit und Fehlerfreiheit einer Entwicklung entscheidend beeinflussen. Die Produktivität des Projektteams hängt also wesentlich von einer gut funktionierenden Kommunikation ab.

Bei der Entwicklung im Anlagenbau ergibt sich zusätzlich oft der Umstand, dass eine Entwicklung nicht ‚im Hause‘ abgeschlossen werden kann, d. h. dass die Planung und vor allem die Realisierung geographisch weit entfernt vom Entwicklungsteam durchgeführt wird. Für die Überbrückung der räumlichen Distanz sind Formen der Kommunikation und des Feedbacks notwendig.

Eine weitere Besonderheit des Engineering im Anlagenbau ist das Zusammenwirken des Engineering mit der Entwicklung. Da die erste Anlage zugleich der Prototyp ist, ist es speziell bei Neuentwicklungen wichtig, dass das Know-how aus der Entwicklung schnell und umfassend ins Engineering fließt, was eine frühe Einbindung des Engineering in den Entwicklungsprozess und eine gute Dokumentation der Entwicklungsergebnisse unterstützt.

Beim Auftragsabwicklungsprozess eines bereits existierenden Produktes werden auch oft Mitarbeiter aus der Entwicklungsabteilung ins Projektabwicklungsteam (Engineering) integriert, damit sie Änderungen und Erweiterungen am bestehenden Design von Verfahren und Komponenten vornehmen, um die spezifischen Kundenanforderungen zu erfüllen.

Einbezug Dritter:

So wie die Verringerung der Fertigungstiefe (vgl. Kapitel 2.3) in der Produktion eingesetzt wird, hilft auch die Reduzierung der Entwicklungstiefe im eigenen Unternehmen, die Effizienz des gesamten Engineering zu verbessern und somit Zeit und Kosten zu sparen. Damit wird die Frage des Make or Buy zu einem zentralen Thema im Entwicklungsprozess (CLAR91, S. 136ff.).

Dazu spricht die SE-Literatur bei der Einbeziehung Dritter meist von Zulieferern, die Bauteile im Engineering spezifizieren, aber auch selbst entwickeln und herstellen, die dann in das Produktsystem integriert werden (BOUT94, S. 120). Vor allem das detaillierte Wissen über die geeignete Anwendung und die Einsatzbedingungen von Komponenten bedingt eine frühe und intensive Zusammenarbeit mit dem Lieferanten.

Grundsätzlich ist im SE-Ansatz eine enge Zusammenarbeit mit wenigen Lieferanten erwünscht.

Durch die Priorität der Erfüllung von Kundenanforderungen ist es vielfach schwierig, einen Komponentenstandard durchzusetzen. Wenn es die Konkurrenzsituation erlaubt, besteht der Kunde auf seinem internen Werksstandard, um seine Reparaturprozesse und seine Ersatzteilorganisation zu optimieren. Dies führt dazu, dass es keine endgültigen Lieferanten gibt (BOUT94, S. 120).

Ein weiterer Grund für das Wechseln von Lieferanten ist der „local-content“(vgl. Kapitel 2.3).

Speziell im Anlagenbau werden oft zusätzlich der Kunde und Lieferanten von Dienstleistungen in den Entwicklungsprozess integriert. Da vor allem der verfahrenstechnische Anlagenbau den Prozess für die Herstellung eines Produktes darstellt (UTTER94, S. 79ff.), ist die Zusammenarbeit zwischen dem Kunden und dem Hersteller bzw. dem Anlagenbauer mit seinen Zulieferern von grundlegender Bedeutung.

Durch die Komplexität der Produkte und den unregelmäßigen Auftragseingang erfolgt oft die Auslagerung von Engineeringarbeiten an z.B. externe Ingenieurbüros. Dabei werden genau spezifizierte Arbeiten vergeben und weniger die gesamte Entwicklung von Produkten. Wie bei den Lieferanten werden der Kunde und Lieferanten von Dienstleistungen frühzeitig in den Entwicklungsprozess miteinbezogen.

Durch die Entwicklungskooperation mit Lieferanten besteht zusätzlich die Chance, einen rascheren Zugang zu neuen Technologien und Produkten zu erhalten (ZAHN92, S. 447).

Intensive Vorprojektphase:

Die Vorprojektphase ist kritisch für den Ausgang eines Engineeringprojektes (HAAS95, S. 13ff.). Dort werden die Entscheidungen (‚doing the right things‘) getroffen, welche die Aktivitäten (‚doing the things right‘) im Projekt wesentlich beeinflussen und die Effektivität der Entwicklung bestimmen.

Die Vorprojektphase dient hauptsächlich dazu, sich über die Perspektiven eines zukünftigen Produktes klar zu werden, die Ziele für dessen Entwicklung zu setzen und die Konzepte z.B. für Produktion, Beschaffung und Montage aufeinander abzustimmen. Frühzeitige Überlegungen erhöhen die Chancen von abgestimmten Entscheiden wesentlich. So werden beispielsweise in einem Beschaffungskonzept Fragen wie z.B. ‚Make or Buy‘, in welchem Land einkaufen oder ‚Single Sourcing‘ geklärt.

Ein sorgfältig durchgeführtes Vorprojekt und das sinnvolle Überlappen von Tätigkeiten kann die gesamte Entwicklungszeit verkürzen, da dadurch auch während der eigentlichen Entwicklungsphase weniger und unbedeutendere Änderungen grundlegender Art nötig werden. Die Trennung zwischen Vorprojekt und eigentlichem Entwicklungsprojekt soll jedoch eingehalten werden, d.h. diese zwei Phasen nicht parallel bearbeitet werden (BOUT96, S. 162). Dies vor allem, weil in der Vorprojektphase mit unklaren Vorstellungen gearbeitet wird und die Konzepte und Pläne oft geändert werden müssen, was in der Entwicklungsphase unweigerlich zu großen Verzögerungen durch häufige Spezifikationsänderungen führt.

Bewusste Parallelisierung:

Der SE-Ansatz zeichnet sich durch eine bewusste Parallelisierung bisher sequentiell abgelaufener Prozesse als Maßnahme zur Verkürzung der Entwicklungszeit aus. Die Linearität und Isolation der einzelnen Arbeitsschritte der traditionellen Produktentwicklung widerspricht der Komplexität der meisten Engineeringaufgaben und impliziert, dass spätere Aufgaben nicht in Angriff genommen werden können, bevor die vorhergehenden abgeschlossen sind (WILE94, S. 255). Zusätzlich bedingt der sequentielle Charakter der Vorgehensweise, dass eine iterative Arbeitsweise nicht möglich ist.

Um eine Beschleunigung der Produktentwicklung zu erreichen, müssen demnach gewisse Aktivitäten gleichzeitig bearbeitet werden. Das heißt, dass mit einer Tätigkeit gestartet wird, bevor die vorangehende Aufgabe abgeschlossen ist. Da hierbei benötigte Informationen nur provisorisch und unvollständig vorhanden sind, besteht die Gefahr, dass der Inhalt der Informationen sich ändert. Mit den ‚unsicheren‘ Daten werden jedoch bereits vorbereitende Arbeiten ausgeführt und damit Zeit gespart.

Im Anlagenbau findet meist eine parallele Prozess- und Komponentenentwicklung statt (WEIL80, S. 353ff.). Die Abstimmung zwischen diesen Elementen erfolgt simultan. Auch unter der simultanen Konstruktion verschiedener Komponenten einer Anlage erfolgt eine Abstimmung, damit die Kompatibilität der Elemente sichergestellt ist.

Typisch für mittlere und größere Unternehmen des Anlagenbaus ist, dass parallel mehrere Anpassungsentwicklungsprojekte abgewickelt werden. (KUHL93, S. 12). Dabei stellt sich bei neuen Technologien das Problem, dass die Erfahrungen aus einem Projekt möglichst schnell und effizient in die anderen Projekte einfliessen sollen, da ein in einer Anlage auftretender Fehler alle sich noch in Bearbeitung befindenden Projekte beeinflusst.

Für das Gelingen der Parallelisierung von Prozessen sind der Teamansatz und eine intensive Kommunikation zwischen den Gruppenmitgliedern vital (JURA88, S. 45).

2.5.2 Konzept des Concurrent Engineering

Ausgangspunkt für die Entstehung des Begriffes „Concurrent Engineering“ (CE) war in den USA die wachsende Bedeutung der Konkurrenten aus Asien und die damit in Zusammenhang stehenden kürzeren Entwicklungszeiten und schnellere Markteinführung von neuen Produkten (WIEN00, S. 14). Die „Time to Market“ war demnach der entscheidende Wettbewerbsfaktor, um gegen die internationale Konkurrenz bestehen zu können. Die meist zitierte Definition von Concurrent Engineering lautet gemäß dem ISA-Report von 1988 (WINN88, S. 13):

„Concurrent Engineering is a systematic approach to the integrated, concurrent design of products and their related processes, including manufacture and support. This approach is intended to cause the developers, form the outset, to consider all elements of the product life cycle from conception through disposal, including quality, cost, schedule, and user requirements.“

Die grundlegende Idee von CE ist die Bildung eines interdisziplinären Produktentwicklungsteams, in dem in kontinuierlichen Abstimmungsprozessen den zeit- und kostenintensiven Iterationszyklen der konventionellen, stark arbeitsteiligen, sequentiellen Vorgehensweise vorgebeugt werden soll (GÖTZ95, S. 23).

Der Unterschied zwischen SE und CE wird vor allem darin gesehen, dass SE überwiegend auf die Parallelisierung von Produkt- und Prozessentwicklung abzielt, während beim CE die optimale Produkterstellung durch interdisziplinäre Zusammenarbeit im Team im Vordergrund steht (WIEN00, S. 17).

Nach Bullinger sind die Unterschiede zwischen SE und CE jedoch unbedeutend und aufgrund der Ähnlichkeiten beider Methoden wird der Begriff Concurrent Simulta- neous Engineering (CSE) geprägt (BULL96, S. 36).

Für die vorliegende Arbeit ist lediglich entscheidend, dass beide Methoden die Basis für die Entwicklung der Definition des Collaborative Engineering bilden.

2.5.3 Konzept des Collaborative Engineering

Der Begriff des „Collaborative Engineering“ gründet sich in der vorliegenden Arbeit auf die Definition der in den beiden Kapiteln 2.5.1 und 2.5.2 beschriebenen Methoden des Simultaneous Engineering und des Concurrent Engineering. Diese Methoden werden im Collaborative Engineering durch das Internet unterstützt.

Des Weiteren gründet sich dieser Begriff auf eine neue Internetphilosophie – den Collaborative Commerce (C-Commerce).

Unter dem Begriff „Commerce“ wird der Handel, der Verkehr und der Umgang innerhalb des Wirtschaftslebens bezeichnet und unter dem Begriff der „Collaboration“ wird die enge Kooperation aller an Geschäftsprozessen Beteiligten auf der modernsten Basis heutiger Internet-Technologie verstanden. Der Begriff „Collaborative Commerce“ umfasst demnach alle Aktivitäten der Zusammenarbeit zwischen und innerhalb von produzierenden Unternehmen, über die Grenzen von Ländern und Zeitzonen hinweg (WESS01, S. 54)

Laut Gartner Group zielt der C-Commerce „... auf das dynamische Zusammenwirken von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Geschäftspartnern und Kunden in einer virtuellen Gemeinschaft für Wertschöpfung und Gütertausch (engl. „trading community“).“ ab (DIET01, S. 1).

Beide Definitionen betonen die Zusammenarbeit von Menschen innerhalb eines Unternehmens, mit Zulieferern und Partnerunternehmen, auch länderübergreifend, über das Internet. In welchem Bereich der Wertschöpfungskette im Unternehmen die Zusammenarbeit stattfindet wird jedoch nicht definiert. Somit kann geschlussfolgert werden, dass in den Definitionen jegliche Art der Zusammenarbeit impliziert ist.

Werden die Definitionen auf die Entwicklung von Produkten im Anlagenbau bezogen, ergibt sich eine Definition für das „Collaborative Engineering“.

Der Begriff „Collaborative Engineering“ vereint dabei die beiden Wörter „Collabo- ration“ und “Engineering“. Hierbei handelt es sich demnach um die Zusammenarbeit von Ingenieuren bei der Entwicklung von Produkten und Anpassung von Komponenten über das Internet. Die Zusammenarbeit kann erfolgen, gemäß des Teamansatzes des SE, in nationalen und internationalen Teams innerhalb eines Unternehmens, mit Zulieferern und Entwicklungspartnern.

Als Voraussetzungen für eine derartige Zusammenarbeit wird eine gute Kommunikation, kompatible Systeme und eine internet-basierende Plattform vorgesehen, die alle Partner hinsichtlich ihrer Entwicklungs- und Konstruktionsprozesse unterstützt. Diese Plattform muss beispielsweise ausgehend von einer Bereitstellung elektronischer Dokumente über automatische Generierung von CAD-Modellen bis hin zur kompletten E-Commerce Plattform sicherstellen, d.h. die Verknüpfung der Prozesse vom Ausschreibungswesen bis hin zum Projektmanagement und die Zusammenarbeit von Ingenieuren weltweit via Internet im Team. Dies sind die Grundlagen für ein effizientes Collaborative Engineering (DEMA01, S. 1).

Mögliche Vorteile durch diese Art der Zusammenarbeit ergeben sich in der Kostensenkung und Produktivitätssteigerung, welche bisher bekannte Möglichkeiten übersteigen. Denn wenn z.B. ein Zulieferer bereits in der Konzeptionsphase in den Produktentstehungsprozess eingebunden ist, kann er aufgrund seines Know-hows weit mehr zur Kostensenkung und Qualitätssteigerung beitragen als bisher. Bisher werden bereits fertige Zeichnungen vorgelegt, wobei keine Möglichkeiten zur Kostensenkung oder Einbringen von spezifischen Know-hows zur Verfügung stehen.

Des Weiteren ergeben sich durch kompatible Systeme der Vorteil der gemeinsamen Verwendung von Daten. In Verbindung mit kontrollierten Änderungsprozessen ergibt sich eine hohe Datensicherheit und definierte Zugriffsrechte.

Aus Sicht der Zulieferer ergibt sich daraus jedoch eine Notwendigkeit zum verstärkenden Outsourcing. Dabei zwingen die Unternehmen Lieferanten Systemlösungen zu erstellen. Aber nicht jedes Unternehmen kann das Investitionsrisiko tragen. Kleinere Lieferanten werden so in eine „second Tier“-Position gedrängt, d.h. sie werden Zulieferer von Systemlieferanten (HART01, S. 48).

Das Thema „Collaborative Engineering“ lässt sich weiterhin in synchrone und asynchrone Aspekte aufteilen. Synchrone Zusammenarbeit bezeichnet alle Tätigkeiten, die gleichzeitig von mehreren Beteiligten durchgeführt werden (CORB01, S. 52). Werden aber Wertschöpfungsprozesse jeder Art betrachtet, auch wenn sie mit einem hohen Maß an Teamarbeit verbunden sind, so fällt auf, dass nach einer ersten Projektbesprechung jeder Beteiligte seine Teilaufgabe für sich alleine – asynchron – erledigt. Wenn das Ergebnis vorliegt, wird es dann wieder in das Gesamtprojekt eingebracht. Dazwischen liegen eine Anzahl von synchronen Abgleichen mit den übrigen Teammitgliedern (CORB01, S. 52).

Zum Vergleich der drei beschriebenen Ansätze erstellt Tabelle 3 einen Überblick.

Tabelle 3: Gegenüberstellung der Ansätze des Simultaneous, des Concurrent und des Collaborative Engineering

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[...]


[1] In Anlehnung an die Definition der Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau des VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau), welche Großanlagenbauer folgendermaßen definieren: „Großanlagenbauer sind Firmen, die in der Lage sind, alleine auf der Basis von umfassender Kenntnis über den verfahrenstechnischen Ablauf des Prozesses ein- oder mehrmals jährlich für Produktions- und Energieerzeugungsanlagen der Industrie Großprojekte zu planen, zu konstruieren, die Ausrüstung für sie herzustellen oder weltweit einzukaufen, zu liefern, zu montieren, in Betrieb zu setzen sowie die notwendige Finanzierung bereitzustellen.“ (o.V.91).

[2] Die Firma Bühler hat beispielsweise eine Fertigungstiefe von 24% (1995). Die Fertigungstiefe wird dabei definiert als eigene Fertigungsleistung (Stunden*Stundensatz) dividiert durch die gesamten Fertigungskosten (eigene Fabrikationsleistung + eingekaufte Materialien und Komponenten).

[3] Einige der großen Anlagenbaufirmen der Welt sind sogar nur Ingenieurbüros und haben fast keine eigene Fertigung, z.B. Bechtel (USA), Flour-Daniel (USA), Lurgi (D), Linde (D) etc.

[4] Ein Prozess einer Anlage ist „...ein Vorgang, bei dem Stoffe unter Einsatz von Energie hinsichtlich Zusammensetzung, Eigenschaften oder Stoffart verändert werden.“ (HEMM86, S. 9). Dass heißt, die Funktionsweise einer fertigen Anlage.

[5] Die Planungsunterlagen enthalten das Prozess- wie auch das Komponenten-Know-how der ganzen Anlage.

[6] Unter Komponentenstandard wird die Grundausführung eines Apparates, einer Maschine, eines Verbindungselementes oder eines Antriebes verstanden, auf deren Basis eventuelle auftragsspezifische Änderungen vorgenommen werden.

[7] Ein Team ist eine kleine Gruppe von Personen, deren Fähigkeiten einander ergänzen und die sich für eine gemeinsame Sache, gemeinsame Leistungsziele und einen gemeinsamen Arbeitsansatz engagieren und gegenseitig zur Verantwortung ziehen (KATZ93, S. 70).

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2001
ISBN (eBook)
9783832446734
ISBN (Paperback)
9783838646732
DOI
10.3239/9783832446734
Dateigröße
1.1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen; Standort Nürtingen – unbekannt
Erscheinungsdatum
2001 (November)
Note
1,3
Schlagworte
marktplätze
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Titel: Das Collaborative Engineering im Anlagenbau durch die Unterstützung elektronischer Marktplätze
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