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Körper machen Leute

Zum Zusammenhang der gesellschaftlichen Wertestrukturen und des gegenwärtigen Fitness- und Körperkults

©2001 Diplomarbeit 168 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Wie schlank ist gesund? — fragt der STERN [Nr. 20/Mai 2001] in
einer Reportage über die ” Grenzen des Körperkults“, während der
SPIEGEL [reporter Nr. 3/März 2001] über den ” Kilo-Krieg“ in Deutschland
berichtet. Und auch das Fernsehen hat mit ” Abnehmen in Essen“
[WDR] bzw. ” Big Diet“ [RTL 2] zwei Formate in das Rennen um die
höchsten Einschaltquoten geschickt, die sich mit der Lust und dem Frust
am eigenen Körper befassen. Beim großen Finale des ” Arabella-Diät-Wettbewerbs“
[Pro 7] schlägt in der Talk-Show die Stunde der Wahrheit,
wenn die sechs Kandidatinnen während der Sendung auf die Waage steigen
müssen.
Diese Beispiele ließen sich fortsetzen und sie zeigen, dass der Wunsch
schlank zu sein mittlerweile nicht mehr nur die Frühjahrsausgaben diver-
ser Frauenzeitschriften bestimmt, sondern zu einer öffentlichen Angelegenheit
geworden ist.
Zur gleichen Zeit verzeichnen Fitness-Studios einen regen Zulauf auch
derer, die nicht darauf aus sind, ihr Körpergewicht zu reduzieren, sondern
den einen oder anderen subjektiv empfundenen ” Makel“ an ihrem Körper
zu bearbeiten.
Diese Veröffentlichung des Körperthemas, verbunden mit einer öffentlichen
Belohnung für den Verlust ” überflüssiger Pfunde“ hat mittlerweile
zu der Einsicht geführt, dass auch ” Körper Leute machen“. Damit tritt
das Ideal eines schlanken und sportlich durchtrainierten Körpers aus dem
Schatten persönlicher Präferenzen in den Mittelpunkt des allgemeinen
Interesses.
Die vorliegende Arbeit soll Aufschluss darüber geben, inwieweit dieses
Körperideal auf die gesellschaftlichen Wertestrukturen einwirkt und
welche Konsequenzen drohen, wenn der soziale Wert eines Menschen
tatsächlich immer deutlicher über seine Erscheinung, sein Körperbild
bestimmt wird. Eine besondere Berücksichtigung
erfährt in diesem Zusammenhang die Rolle des Sports; und zwar aus folgenden
Gründen: Zum einen gibt es durch den Bodybuilding-Sport eine
Tradition, ausschließlich unter dem Aspekt der Körperformung aktiv zu
werden, die in der heutigen Fitness-Bewegung ihre Fortsetzung findet.
Auf der anderen Seite gilt der Sport als wertevermittelnde und stabilisierende Institution, die für das Gemeinwesen unverzichtbare Leistungen
erbringt.
Der Sachlogik folgend beginnt diese Arbeit mit einem allgemeinen Überblick
über die unterschiedlichsten Dimensionen moderner Körperlichkeit
(Kapitel 2). In diesem Kapitel erfolgt neben einer einführenden Betrachtung
der Merkmale […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 4645
Steinberg, Martin: Körper machen Leute: Zum Zusammenhang der gesellschaftlichen
Wertestrukturen und des gegenwärtigen Fitness- und Körperkults / Martin Steinberg - Hamburg:
Diplomica GmbH, 2001
Zugl.: Bochum, Universität, Diplom, 2001
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Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
1
2 Dimensionen moderner K¨
orperlichkeit
5
2.1 Merkmale des K¨orperkults . . . . . . . . . . . . . . . . .
5
2.1.1
Die Fitness-Industrie . . . . . . . . . . . . . . . .
17
2.1.2
Segmentierung
. . . . . . . . . . . . . . . . . . .
31
2.2 K¨orperaufwertung versus Entk¨orperlichung . . . . . . . .
44
2.2.1
Der menschliche K¨orper in der digitalen Arbeitswelt 49
2.2.2
Sportk¨orper und sozialer K¨orper . . . . . . . . . .
54
2.2.3
Der K¨orper als Statussymbol . . . . . . . . . . .
58
i

Inhaltsverzeichnis
INHALTSVERZEICHNIS
3 Zur gesellschaftlichen Wertestruktur
63
3.1 Zu Konstitution, Funktion und Wandel von Normen und
Werten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
65
3.2 Merkmale der nachindustriellen Gesellschaft . . . . . . .
78
3.2.1
Zur Bedeutung der Leistungsethik in der
"
Spaßge-
sellschaft" . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
99
3.2.2
Der Sport als Tr¨ager gesellschaftlicher Werte . . .
105
3.3 K¨orperideale in der Imagegesellschaft . . . . . . . . . . .
109
4 Von der Idealisierung zur Ausgrenzung
119
4.1 Individuelle Folgen einer ¨ubertriebenen K¨orpermoral . .
120
4.2 Das Problem der Tabuisierung . . . . . . . . . . . . . . .
129
4.3 Zum Begriff der Verantwortungsethik nach C. Eurich . .
135
5 Schlussbetrachtung
142
6 Literaturverzeichnis
146
ii

Abbildungsverzeichnis
2.1 Pers. Motive f¨ur das Sporttreiben . . . . . . . . . . . . .
7
2.2 Pers. Motive f¨ur das Sporttreiben . . . . . . . . . . . . .
8
2.3 Zu den Bedingungen pers¨onlicher Fitness. . . . . . . . .
18
2.4 Eckdaten der Fitness-Branche . . . . . . . . . . . . . . .
24
2.5 Trainingsangebote in kommerziellen Fitness-Anlagen . .
25
2.6 Qualifikationen des Personals in kommerziellen Sportst¨atten. 28
3.1 Der Zuwachs an Freizeit seit 1950. . . . . . . . . . . . . .
83
3.2 Lebensgenuß genauso wichtig wie Leistung. . . . . . . . .
102
iii

Tabellenverzeichnis
3.1 Skizzenhafte Gegen¨uberstellung ausgew¨ahlter Merkmale
von zwei unterschiedlichen Werthaltungen . . . . . . . .
85
3.2 Hillmanns Kategorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
89
3.3 Das weibliche Sch¨onheitsideal . . . . . . . . . . . . . . .
114
3.4 Das m¨annliche Sch¨onheitsideal . . . . . . . . . . . . . . .
115
4.1 Mehrheit gegen K¨orperkult . . . . . . . . . . . . . . . . .
136
4.2 Einstellungen zum K¨orperkult im Jahr 2000 . . . . . . .
137
iv

Kapitel 1
Einleitung
Wie schlank ist gesund? -- fragt der STERN [Nr. 20/Mai 2001] in
einer Reportage ¨uber die
"
Grenzen des K¨orperkults", w¨ahrend der
SPIEGEL [reporter Nr. 3/M¨arz 2001] ¨uber den
"
Kilo-Krieg" in Deutsch-
land berichtet. Und auch das Fernsehen hat mit
"
Abnehmen in Essen"
[WDR] bzw.
"
Big Diet" [RTL 2] zwei Formate in das Rennen um die
h¨ochsten Einschaltquoten geschickt, die sich mit der Lust und dem Frust
am eigenen K¨orper befassen. Beim großen Finale des
"
Arabella-Di¨at-
Wettbewerbs" [Pro 7] schl¨agt in der Talk-Show die Stunde der Wahrheit,
wenn die sechs Kandidatinnen w¨ahrend der Sendung auf die Waage stei-
gen m¨ussen.
Diese Beispiele ließen sich fortsetzen und sie zeigen, dass der Wunsch
schlank zu sein mittlerweile nicht mehr nur die Fr¨uhjahrsausgaben diver-
1

1. Kapitel
Einleitung
ser Frauenzeitschriften bestimmt, sondern zu einer ¨offentlichen Angele-
genheit geworden ist.
Zur gleichen Zeit verzeichnen Fitness-Studios einen regen Zulauf auch
derer, die nicht darauf aus sind, ihr K¨orpergewicht zu reduzieren, sondern
den einen oder anderen subjektiv empfundenen
"
Makel" an ihrem K¨orper
zu bearbeiten.
Diese Ver¨
offentlichung des K¨orperthemas, verbunden mit einer ¨offent-
lichen Belohnung f¨ur den Verlust
"
¨
uberfl¨ussiger Pfunde" hat mittlerweile
zu der Einsicht gef¨uhrt, dass auch
"
K¨orper Leute machen". Damit tritt
das Ideal eines schlanken und sportlich durchtrainierten K¨orpers aus dem
Schatten pers¨onlicher Pr¨aferenzen in den Mittelpunkt des allgemeinen
Interesses.
Die vorliegende Arbeit soll Aufschluss dar¨uber geben, inwieweit die-
ses K¨orperideal auf die gesellschaftlichen Wertestrukturen einwirkt und
welche Konsequenzen drohen, wenn der soziale Wert eines Menschen
tats¨achlich immer deutlicher ¨uber seine Erscheinung, sein K¨orperbild
bestimmt wird [vgl. Ernst 1995, 19]. Eine besondere Ber¨ucksichtigung
erf¨ahrt in diesem Zusammenhang die Rolle des Sports; und zwar aus fol-
genden Gr¨unden: Zum einen gibt es durch den Bodybuilding-Sport eine
Tradition, ausschließlich unter dem Aspekt der K¨orperformung aktiv zu
werden, die in der heutigen Fitness-Bewegung ihre Fortsetzung findet.
Auf der anderen Seite gilt der Sport als wertevermittelnde und stabili-
2

1. Kapitel
Einleitung
sierende Institution, die f¨ur das Gemeinwesen unverzichtbare Leistungen
erbringt [vgl. Bundesministerium d. Innern 1999, 9].
Der Sachlogik folgend beginnt diese Arbeit mit einem allgemeinen ¨
Uber-
blick ¨uber die unterschiedlichsten Dimensionen moderner K¨orperlichkeit
(Kapitel 2). In diesem Kapitel erfolgt neben einer einf¨uhrenden Betrach-
tung der Merkmale des K¨orperkults ein ¨
Uberblick ¨uber die Entwicklung
der Fitness-Branche, als jene Industrie, die von dem Ideal des jugend-
lich wirkenden, schlanken und durchtrainierten K¨orpers am meisten pro-
fitiert. Desweiteren beinhaltet es eine Analyse des vermeintlichen Wi-
derspruchs zwischen der kultartigen K¨orperaufwertung und dem gleich-
zeitigen Bedeutungsverlust k¨orperlicher Pr¨asenz in Alltagssituationen,
wie z.B. der modernen Arbeitswelt. Als Beispiel f¨ur seine Bedeutungs-
und Symptomf¨ulle folgt schließlich die Betrachtung des K¨orpers in seiner
Funktion als Statussymbol.
Im dritten Kapitel stehen dann die gesellschaftlichen Wertestrukturen im
Vordergrund, wobei die Konstitutions- und Ver¨anderungsfaktoren nur in
der zum allgemeinen Verst¨andnis notwendigen Quantit¨at angesprochen
und mit einigen Beispielen aus der aktuellen Werteforschung belegt wer-
den.
Dem Versuch, trotz vieler sich widersprechender Aussagen, Werte zu er-
mitteln, die den gesellschaftlichen Wandel der letzten Jahrzehnte ¨uber-
dauert haben, folgt dann eine detaillierte Untersuchung des Leistungs-
3

1. Kapitel
Einleitung
ethos`, dem in der postindustriellen Gesellschaft eine eher nachrangige
Bedeutung zugesprochen wird. Dabei wird der Versuch unternommen,
die N¨ahe des K¨orperkults zum (protestantischen) Leistungsdenken auf-
zudecken.
Im vierten Kapitel geht es um potentielle wie konkrete Gefahren des
K¨orperkults. Sie sollen zun¨achst aus der individuellen Perspektive be-
leuchtet werden, bevor m¨ogliche gesellschaftliche Konsequenzen zur Spra-
che kommen, die eine Idealisierung des schlanken und trainierten K¨orpers
nach sich ziehen k¨onnte.
Aus der Gewissheit, dass diese Entwicklung ein gesamtgesellschaftliches
Gefahrenpotential birgt, dr¨angt sich die Frage nach probaten Gegenmaß-
nahmen auf. Dazu soll unter besonderer Ber¨ucksichtigung des von Eu-
rich [vgl. 1991, 151] gepr¨agten Begriffs der
"
Verantwortungsethik" ein
m¨oglicher L¨osungsansatz zur Diskussion gestellt werden.
Im f¨unften Kapitel werden die wichtigsten Kernaussagen noch einmal
zusammengefasst und mit einem Ausblick auf die zuk¨unftige Entwicklung
des K¨orperkults verbunden.
4

Kapitel 2
Dimensionen moderner
orperlichkeit
2.1
Merkmale des K¨
orperkults
Der Kult-Begriff taucht in zahlreichen Ver¨offentlichungen zum Thema
K¨orperlichkeit und Fitness auf [Klein 1984, Grupe 1990, Ernst 1995, u.a.].
Obwohl sich m¨oglicherweise sogar Parallelen zu kultischen Umgangsfor-
men religi¨osen Ursprungs finden ließen [vgl. Schmidtke 1997, 161], soll
Kult in diesem Zusammenhang verstanden werden, als die
"
¨
ubertriebe-
ne Verehrung einer . . . Sache, eine ¨
ubertrieben sorgf¨
altige Be-
handlung" [Bertelsmann Universallexikon, 1994].
5

2. Kapitel
Dimensionen moderner K¨orperlichkeit
In dem Bewusstsein, dass es kaum m¨oglich sein wird, Qualit¨atskriterien
zu finden, die die Grenze zwischen einer angemessenen und der ¨ubertrie-
benen Besch¨aftigung mit dem eigenen K¨orper nachvollziehbar machen,
sollen vor allem die gesellschaftlichen Ver¨anderungen in den Mittelpunkt
ger¨uckt werden, welche die Verwendung der Bezeichnung Kult rechtfer-
tigen. Es ist evident, dass Begriffe wie Gesundheit, Sch¨onheit und Fit-
ness in den vergangenen Jahren
"
kommunikative Karrieren erlebt haben"
und
"
in die Motivstruktur vieler Menschen eingesickert sind" [vgl. Bette,
1989]. Ernst [1995, 7] diagnostiziert gar
"
eine K¨orperzentriertheit, die in-
zwischen deutliche Z¨uge eines narzißtisch und hypochondrisch gepr¨agten
K¨orperkultes aufweist". Was ist geschehen? Tatsache ist, dass sich etwa
die H¨alfte der Bev¨olkerung regelm¨aßig (d.h. mindestens einmal in der
Woche) aktiv sportlich bet¨atigt [vgl. Strasdas 1994, 21].
Etwas ¨uber 5 Millionen tun dies mittlerweile in kommerziellen Fitness-
Studios [DSSV zit. n. Wiegmann 2000]. Die Angebotspalette reicht von
Aerobic, ¨uber Bodystyling, -shaping und -toning bis hin zu den alter-
nativen Bewegungsformen des fernen Ostens, wie z.B. Tai Chi und Qi
Gong. Nun l¨asst die massenhafte sportliche Bet¨atigung noch keine R¨uck-
schl¨usse auf eine Kult-Bewegung zu. Weitere Hinweise erh¨alt man jedoch,
wenn man die Motive der Sportler sowie die Art und Weise des Umgangs
mit dem K¨orper einmal genauer betrachtet. Obwohl in vielen Umfragen
und Untersuchungen zur Motivlage der Freizeit- (Fitness-)Sportler der-
art austauschbare Antwortm¨oglichkeiten vorgesehen sind [vgl. Abb. 2.1
6

2. Kapitel
Dimensionen moderner K¨orperlichkeit
Abbildung 2.1: Pers¨onliche Motive f¨ur das Sporttreiben (1987), Quelle:
Opaschowski 1987, 38
u. 2.2], dass eine differenzierte Interpretation kaum noch gelingen kann,
l¨asst sich doch eine allgemeine Tendenz feststellen: Im Zuge der Indi-
vidualisierung (auch) des Sports wird die k¨orperliche Aktivit¨at immer
h¨aufiger zum
"
Kampf eines jeden mit sich selbst" [Opaschowski 1996,
33].
Die Abbildungen belegen, dass der K¨orperformungsaspekt ein wichtiges
Motiv f¨ur die Aufnahme eines Fitnesstrainings ist, wobei es 1987 nur
7

2. Kapitel
Dimensionen moderner K¨orperlichkeit
Abbildung 2.2: Pers¨onliche Motive f¨ur das Sporttreiben (2000), Quelle:
VELTINS-Sportstudie 2000, 18
8

2. Kapitel
Dimensionen moderner K¨orperlichkeit
26% der Frauen und 6% der M¨anner waren, die
"
Schlankheit" als Grund
bzw. Ziel ihres Trainings angaben (vgl. Abb. 2.1). Eine Umfrage aus dem
letzten Jahr zeigt, dass mittlerweile schon 72% der Besucher kommer-
zieller Sportst¨atten ein ausgepr¨agtes
"
Figurbewusstsein" haben, das sie
mehr oder weniger regelm¨aßig trainieren l¨asst (vgl. Abb. 2.2). Es sind
also vor allem narzisstische und k¨orperbezogene Gr¨unde, die f¨ur das ei-
gene Sporttreiben genannt werden. Immer ¨ofter geht es dabei um die
gezielte Bek¨ampfung sogenannter
"
Problemzonen", die freilich in den sel-
tensten F¨allen ein gesundheitliches Risiko darstellen, sondern als Symbol
f¨ur die Unzul¨anglichkeiten des eigenen K¨orpers dem ¨asthetischen Ideal
im Wege stehen. H¨aufiges Zusatzangebot in den Fitness-Studios ist das
"
Sonnenbad" auf entsprechenden B¨anken, welches der weniger sportliche
Zeitgenosse aber auch in einem der zahlreichen Sonnenstudios genießen
kann. Ist der K¨orper erst einmal gestrafft und gebr¨aunt, kann sein Tr¨ager
ihm mit Hilfe unz¨ahliger Cremes, Salben, Puder, Quasten, Peelings sowie
der entsprechenden Kosmetik
"
den letzten Schliff geben". 1995 betrug
der Umsatz mit K¨orperpflegemitteln und Kosmetika in Deutschland be-
reits 15,5 Milliarden D-Mark [vgl. Industrieverband K¨orperpflege zit. n.
SPIEGEL spezial 4/1997, 88]. Die Tatsache, dass es mit etwas Training
und Make-Up doch nicht getan ist, l¨asst sich leider ebenfalls mit Zahlen
belegen: 1990 gaben die Menschen in den alten Bundesl¨andern ¨uber 270
Millionen DM f¨ur Schlankheits- und Abf¨uhrmittel aus, und das beziffert
in diesem Fall nur den Apothekenverkauf [Beyer 1995, 132]. Der (an-
9

2. Kapitel
Dimensionen moderner K¨orperlichkeit
onyme) Versandhandel von Appetitz¨uglern, Entw¨asserungstabletten und
"
Fatburnern" ist ein lukratives Gesch¨aft, das sich zunehmend der wis-
senschaftlichen Kontrolle entzieht. Diese Zahlen sind ein Hinweis auf die
unterschiedlichen Dimensionen des Kults, denn K¨orperkult, Sch¨onheits-
kult, Jugendlichkeitswahn oder Fitness-Kult k¨onnen zur Beschreibung
des aktuellen Umgangs mit dem K¨orper weitgehend synonym verwendet
werden. Sie r¨ucken nur jeweils eine andere Facette des gleichen Ph¨ano-
mens in den Mittelpunkt:
Gepflegt mit Salben, Kuren und Di¨aten, inszeniert durch
Moden -- vom kleinen Schwarzen bis zum Brandmal auf
dem Oberarm und dem hormongest¨ahlten Bizeps darunter --
ist er (der K¨orper, Anm. d. Verf.) das Objekt begehrlicher
Verpackungsspiele, unendlich wandelbare Benutzeroberfl¨ache
menschlichen Lebens, selbstverst¨andliche H¨ulle wie lustvolle
Schnittstelle zur Sinnenwelt [Saltzwedel 1997, 16].
Obwohl der
"
Zwang zur Sch¨onheit" [Guggenberger 2000, 92] eine lan-
ge gesellschaftliche Tradition hat [vgl. Meiser 1995, Guggenberger 1995,
Didou- Manent 1998], ¨außert er sich in den letzten Jahren doch in einer
neuen Qualit¨at. Zum einen waren es in der Vergangenheit vor allem die
Frauen, die durch Kosmetik, Di¨aten und Mode versuchten, den vorherr-
schenden Idealen zu entsprechen. Diese Geschlechtsspezifik ist in den ver-
gangenen Jahren zusehends abgeschw¨acht worden und so suchen auch die
M¨anner mittlerweile nach geeigneten Methoden, um ihren K¨orper (wie-
der) in Form zu bringen. Amerikanische Wissenschaftler fanden heraus,
10

2. Kapitel
Dimensionen moderner K¨orperlichkeit
dass der Wunschk¨orper vieler M¨anner im Durchschnitt 13 Kilogramm
mehr Muskelmasse besitzt, als ihr eigener [Pope et al. 2000, 4]. Diese
Diskrepanz scheint auch zur Entstehung v¨ollig neuer Krankheitsbilder
beigetragen zu haben, die unter den Bezeichnungen
"
krankhafte Muskel-
sucht" bzw.
"
muskul¨are Dysmorphie" diskutiert werden [ebd.].
Viel wichtiger aber ist der Hinweis auf die Tatsache, dass die
"
Grenzen
des Machbaren" immer weiter ausgedehnt und mit Hilfe der Sch¨onheits-
chirurgie sowie der Genforschung und -manipulation schließlich endg¨ultig
¨
uberschritten worden sind. Dies mag vor allem damit zusammenh¨angen,
dass die typischen Probleme unserer Zeit, wie Stress und Zivilisations-
krankheiten, gleichermaßen im individuellen Verhalten wie in sozialen
und ¨okologischen Verh¨altnissen begr¨undet sind und uns deswegen als be-
einflussbar erscheinen. So mutet die folgende Feststellung zum Thema
Sch¨onheit wie ein naiver Anachronismus an:
"
Eine weitere Spielregel be-
steht darin, dass es (das Sch¨one, Anm. d. Verf.) sich nicht festhalten l¨asst,
nicht k¨auflich zu erwerben ist, und, da es immer neu und anders ist, jeder
metaphorischen Darlegung widerstrebt" [Faber 1995, 12]. Bedenkt man,
dass in den USA Sch¨onheitsoperationen, wie z.B. Brustvergr¨oßerungen,
bereits zu den g¨angigen Geschenken besorgter Eltern an ihre heranwach-
senden T¨ochter geh¨oren [vgl. Barmer 2001, 6], muss man die Frage nach
der gesellschaftlichen Akzeptanz solcher Manipulationen kaum noch stel-
len.
Sch¨onheit wird auch bei uns inzwischen wesentlich durch die finanziellen
11

2. Kapitel
Dimensionen moderner K¨orperlichkeit
M¨oglichkeiten des/der Einzelnen bestimmt. Die charakteristische Grund-
haltung skizziert Guggenberger mit den Worten:
Die Sch¨onheit allerdings, die hier `erschaffen' wird, ver-
dankt sich, wie alles in der modernen Welt, zuerst der be-
harrlichen Arbeit, hier: der Arbeit am eigenen K¨orper. Die
`Industrialisierung' der Sch¨onheit bedeutet -- w¨ortlich -- ih-
re `Verfleißigung', d.h. ihre Bornierung zu einem vor allem
durch Fleiß und Leistungswillen erreichbaren kollektiven Mas-
senideal (Hervorh. im Orig.) [Guggenberger 2000, 92].
Die
"
Verfleißigung der Sch¨onheit" sowie m¨ogliche gesellschaftliche Kon-
sequenzen werden zu einem sp¨ateren Zeitpunkt noch einer detaillierteren
Betrachtung unterzogen (vgl. Kap. 4.3).
Neben dem Kult um die Sch¨onheit gibt es allerdings noch weitere Ph¨ano-
mene, die den K¨orper als Objekt und Mittel der Selbstdarstellung erschei-
nen lassen. W¨ahrend z.B. Tr¨ager eines grellbunt gef¨arbten Haarschopfes
in den siebziger und achtziger Jahren eindeutig als Anh¨anger der
"
Punk-
Bewegung" zu identifizieren waren, sind rote, gr¨une oder blaue Haare
heute nicht mehr eindeutig bestimmten Subkulturen zuzuordnen.
Eine noch massivere Aufwertung hat der K¨orperschmuck in Form von
T¨atowierungen erfahren. L¨angst vorbei sind auch hier die Zeiten, in denen
"
Irezumis" ausschließlich als Erkennungsmerkmal der japanischen Mafia
galten oder ein t¨atowierter Oberarm eindeutig auf ein bestimmtes sozia-
les Milieu schließen ließ. Tattoos sind chic und mittlerweile quer durch
12

2. Kapitel
Dimensionen moderner K¨orperlichkeit
alle Bev¨olkerungsschichten zu finden, obschon sich bei eingehenderer Be-
trachtung auch die Gruppe der T¨atowierten in mehrere Unterkategorien
aufschl¨usseln ließe [vgl. Oettermann, 1982]. Bemerkenswert ist die wie-
derum zutage tretende Dichotomie in der Motivstruktur derjenigen, die
sich die Hautbilder stechen lassen:
Mir scheint T¨atowierung Angebot und Wunsch nach ei-
ner -- offenbar nicht mehr m¨oglichen -- und daher vermiß-
ten -- zwischenmenschlichen Beziehung zu signalisieren, die
nicht abstrakt ist, . . . sondern unkomplizierter, sinnlicher, we-
niger an Konventionen ausgerichtet ist, sich zwischen den
K¨orpern. . . abspielen soll. T¨atowierung scheint mir einerseits
Angebot und Wunsch nach Ber¨uhrung zu signalisieren. . . , an-
dererseits scheint sie die Funktion einer Panzerung zu ¨uber-
nehmen, durch die man sich vor ungewollten Ber¨uhrungen zu
sch¨utzen versucht; vor Ber¨uhrungen, die keine Ber¨uhrungen,
sondern Eingriffe und Vereinnahmungen sind [ebd., 349].
So bietet auch das T¨atowieren, ¨ahnlich wie Mode und Kosmetik, M¨oglich-
keiten, den K¨orper bzw. einzelne Partien zu betonen oder zu verstecken,
seine
"
Grenzen" zu markieren und gleichzeitig Aufmerksamkeit zu erre-
gen. Es gibt neben den genannten noch eine Vielzahl weiterer Methoden
und Techniken, den eigenen K¨orper zu verzieren, ihn zu kennzeichnen
und in seiner Einzigartigkeit hervorzuheben. Dabei sind auch Verfah-
ren wie das Branding (also das absichtliche Auftragen von Brandmalen
auf die Haut) und das Piercing (das Durchstechen der Haut mit Metall-
steckern oder -ringen) keineswegs neu, sondern werden meist aus Kultur-
kreisen adaptiert, in denen sie eine jahrhundertealte Tradition besitzen.
13

2. Kapitel
Dimensionen moderner K¨orperlichkeit
Solche Mittel und Wege den K¨orper zu verzieren sollen in diesem Zusam-
menhang jedoch nur als Beispiele der allgemeinen K¨orperthematisierung
dienen. Die Anspr¨uche an den K¨orper als Kultobjekt sind dagegen sehr
spezieller Natur:
Der K¨orper tritt als gesunder und jugendlicher K¨orper im
Alltag, als Modek¨orper, . . . als Quelle f¨ur Sch¨onheit, Erfolg,
Prestige, Lust und `Spaß', Selbsterfahrung, Meditation, Aben-
teuer und Risiko. . . in den Vordergrund [Klinge 1998, 47].
Die Gr¨unde f¨ur die Zunahme auch dieser Erscheinungsformen des K¨orper-
kults scheinen jedoch genauso vielf¨altig wie umstritten zu sein. W¨ahrend
Barley [2000, 1 ff] von dem
"
K¨orper als sozialem Schlachtfeld" spricht
und feststellt, dass
"
eine vollg¨ultige soziale Identit¨at schon seit langem
durch die Verf¨ugungsgewalt ¨uber den eigenen K¨orper definiert (wird)"
und
"
alles andere als Sklaverei gilt", behauptet Guggenberger [2000,
53], dass
"
im Zeitalter des Pers¨onlichkeitsstylings und des Treatment-
Designs. . . die beste Pers¨onlichkeit keine Pers¨onlichkeit sei"(Hervorh. im
Orig.).
Als grundlegende Voraussetzung dieser Entwicklung kann die multi-
mediale Verbreitung und die damit verbundene konstante Pr¨asenz des
"
K¨orperthemas" in unserem gesamten Lebensumfeld gewertet werden.
Dadurch ist eine regelrechte
"
K¨orper-Lobby" entstanden, zu der in die-
sem Fall jene Personen(gruppen) z¨ahlen, die an einer kommerziellen Ver-
wertung des Themas interessiert sind. Dazu geh¨oren in dem Mediensek-
14

2. Kapitel
Dimensionen moderner K¨orperlichkeit
tor vor allem Zeitschriften wie Fit for Fun, Shape, Wellness, sowie di-
verse Bodybuilding- und Frauenmagazine. Teilweise existieren auch TV-
Ableger dieser Printmedien [vgl. Fit for Fun-TV], die alle den trainierten
und gepflegten
"
Body" in den Mittelpunkt stellen. Aus dem Sommer-
wird so ein Aktivurlaub, die Mittagspause mutiert zu einem
"
5-Minuten-
Work-Out" f¨ur den geplagten R¨ucken und auch die t¨agliche K¨orperpflege
ger¨at zu einem unvergleichlichen
"
Happening".
Als weiterer Multiplikator dieser K¨orperideologie dient die Werbebran-
che, die sich nicht mehr nur auf die Darstellung erotischer (Frauen-)
K¨orper zur Verkaufsf¨orderung verl¨asst, sondern auch Markennamen und
Produkte erfindet, die sich unter dem
"
light"- und
"
fit"-Siegel verkaufen
lassen.
"
Die `Versportung' der Gesellschaft greift auf andere Lebensbereiche
¨
uber. Ob Energy-Drinks, Health-Food oder Functional-Nahrung -- auch
in der Ern¨ahrung haben Sport und Fitneß ein eigenes Marktsegment
formiert" [Schmidtke 1997, 160]. Schon seit Jahren l¨acheln uns aus den
Supermarktregalen Produkte an, die mit einem schlichten
"
Ja" die Kauf-
entscheidung erleichtern sollen. Der Zusatz
"
Du darfst" kann gleich als
Argument wider das schlechte Gewissen eingesetzt werden. Die passende
Erg¨anzung dazu gibt es in der B¨ackerei nebenan in Form von
"
Fitness-
Br¨otchen",
"
Kraftkorn" oder
"
Weltmeister-Brot". Gerade auf dem Nah-
rungsmittelsektor besteht die Gefahr, sich durch das
"
light" -Etikett blen-
den zu lassen. Es suggeriert uns im wahrsten Sinne des Wortes
"
Leich-
15

2. Kapitel
Dimensionen moderner K¨orperlichkeit
tigkeit", n¨amlich einen schlanken und leichten K¨orper, der durch Light-
Produkte besser in Form zu halten sei. Die traurige Wahrheit lautet
jedoch:
"
Light-Produkte kosten mehr als vergleichbare Normalproduk-
te, schmecken schlechter und machen weniger satt" [Posch 1999, 162].
W¨ahrend der Zusatz
"
kalorienreduziert" einen um 40% geringeren N¨ahr-
wert gegen¨uber einem vergleichbaren Normalprodukt ausweist, besagt
das Pr¨adikat
"
light" zun¨achst gar nichts oder eben das, was wir als Kon-
sumenten damit assoziieren. Denn
"
`Light' ist nicht der Schl¨ussel zu ge-
sunder, kalorienarmer Ern¨ahrung, sondern ein Werbeslogan der Herstel-
ler" [Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein, ebd., 165]
Diese Beispiele zeigen, dass die Themen
"
Gesundheit" und
"
Fitness"
heutzutage in allen Lebensbereichen pr¨asent sind, und dass sie h¨aufig
-- ungeachtet aller Definitionsprobleme -- zu
"
Markenzeichen" bzw.
"
G¨utesiegeln" erkl¨art werden. Dabei ger¨at der menschliche K¨orper im-
mer mehr zu einer identit¨atsstiftenden Instanz, zu einem Kultobjekt. An
dieser Stelle sei bereits angemerkt, dass all das Pflegen, Bearbeiten und
sogar Bek¨ampfen unserer ¨außeren H¨ulle vor allem einen riesigen Markt
bedient, der vermutlich rasch zusammenbrechen w¨urde, sobald wir uns
von dem Gedanken verabschieden k¨onnten, alle einem kollektiven Ideal zu
entsprechen. Bis zu diesem Zeitpunkt allerdings, wird das Gesch¨aft mit
der Eitelkeit fortbestehen und der K¨orper weiterhin kritiklos als Kult-
objekt gefeiert. Die Frage, ob Gesundheit und Fitness tats¨achlich als
gesellschaftliche Leitwerte tragen, wird im Verlauf dieser Arbeit noch zu
16

2. Kapitel
Dimensionen moderner K¨orperlichkeit
kl¨aren sein (vgl. Kap. 3.2.1). Fest steht, dass die Attributionen von Ju-
gendlichkeit, Erfolg, Ausgeglichenheit und Lebensfreude in Verbindung
mit einem schlanken und durchtrainierten
"
Body" gesellschaftlich weit-
gehend akzeptiert werden.
2.1.1
Die Fitness-Industrie als Gewinner des K¨
or-
perbooms
Neben den ver¨anderten Rahmenbedingungen, die im weiteren Verlauf
noch detaillierter dargestellt werden, erfuhr vor allem der Fitness-Begriff
selbst entscheidende Umdeutungen. Die Sportwissenschaft st¨utzte sich in
erster Linie auf die Definition von Hollmann und Hettinger [1990, 128] die
ganz klar einer medizinischen Perspektive entstammte:
"
Fitness ist der
Zustand einer im psychischen und physischen Bereich guten Leistungs-
bereitschaft f¨ur eine spezifische Aufgabe". Die Abbildung 2.3 skizziert
einen Erkl¨arungsansatz von B¨os [1996, 9], der sich vor allem auf die Be-
dingungen der pers¨onlichen Fitness bezieht, also auf innere wie ¨außere
Einflussgr¨oßen:
Im Unterschied zu Hollmann/Hettinger geht B¨os nicht auf die Zielori-
entierung des Begriffs ein, sondern bezeichnet Fitness
"
als umfassenden
Ausdruck f¨ur Gesundheit, Wohlbefinden und Leistungsf¨ahigkeit" [ebd.].
Noch allgemeiner f¨allt die Definition von Kent aus:
Fitneß (ist die) globale Leistungsf¨ahigkeit oder auch die
17

2. Kapitel
Dimensionen moderner K¨orperlichkeit
Abbildung 2.3: Zu den Bedingungen pers¨onlicher Fitness Quelle: B¨os
1996, 9
18

2. Kapitel
Dimensionen moderner K¨orperlichkeit
F¨ahigkeit eines Individuums, ein gl¨uckliches und ausgewoge-
nes Leben zu f¨uhren. In den Begriff der Fitneß werden nicht
nur k¨orperliche, sondern auch intellektuelle, emotionale, so-
ziale und spirituelle Aspekte einbezogen. . . . Der Fitneßbegriff
ist somit relativ zu sehen, er besitzt jeweils einen individuellen
und einen absoluten Wert. [Kent 1996, 122].
Obwohl sich die Autoren dem Begriff aus unterschiedlichen Perspekti-
ven n¨ahern, und auch in der nichtwissenschaftlichen Literatur h¨aufig die
Bezeichnungen
"
Fitness-Kult" oder
"
Fitness-Boom" zu lesen sind, wer-
den die Probleme, die sich hinsichtlich der begrifflichen Eingrenzung des
Ph¨anomens ergeben, sehr deutlich:
W¨ahrend die Definition von Hollmann und Hettinger aufgrund der ein-
deutigen Zielorientierung f¨ur die Ann¨aherung an das vorliegende Thema
zu eng gefasst ist, lassen B¨os und Kent zuviel Raum f¨ur eigene Interpre-
tationen, was schließlich zu ¨ahnlichen Problemen f¨uhren muss, wie sie bei
der nach wie vor nicht abgeschlossene Debatte um den Gesundheitsbegriff
aufgetreten sind.
Nachfolgend sollen einige Faktoren genannt und erl¨autert werden, die die
Einordnung der Bezeichnungen
"
Fitness-Kult" und
"
Fitness-Industrie"
im Sinne des Themas der vorliegenden Arbeit erleichtern. Dabei geht es
l¨angst nicht nur um die physische Leistungs- und Regenerationsf¨ahigkeit.
Dietrich definiert den Fitness-Begriff wie folgt:
Sich fit machen und Fitsein bedeuten mehr, als sich aus
Verlangen nach k¨orperlicher Gesundheit zu bewegen. Es ist
19

2. Kapitel
Dimensionen moderner K¨orperlichkeit
zu einem Lebensstil geworden, den man vorzeigt, der Prestige
bringt, mit dem man nicht nur sich selbst, sondern auch an-
dern gesund und leistungsf¨ahig erscheinen m¨ochte. [Dietrich
1989, 107].
Vor allem die zuletzt genannten Zuschreibungen, die sich durch Begriffe
wie Jugendlichkeit, Erfolg, Kreativit¨
at und Stressresistenz nahezu
beliebig erweitern lassen, scheinen f¨ur die zunehmende Akzeptanz und
Verwendung des
"
Fitness-Siegel" verantwortlich zu sein.
Dabei handelt es sich allem Anschein nach um einen der gesamten
Fitness- Bewegung immanenten Glaubensgrundsatz, der schon im Zu-
ge der ersten Fitness-Tests
"
bewiesen" wurde:
Colonel Kobes wies in seiner Studie den Zusammenhang
zwischen sportlichen F¨ahigkeiten und der Entwicklung von
F¨uhrungseigenschaften eindeutig nach. Eine k¨urzlich von Stu-
dierenden der Stabsoffiziersschule angestellte Untersuchung
best¨atigte ebenfalls eine direkte Beziehung zwischen der Lei-
stung beim 12-Minuten-Test einerseits und akademischen Lei-
stungen und F¨uhrungseigenschaften andererseits [Cooper zit.
n. Hoffmann 1984, 46].
Diese Konnotationen haben daf¨ur gesorgt, dass Fitness mittlerweile einen
"
ausgesprochenen sozialen Darstellungswert hat" [W¨urzberg 1987, 55].
Dar¨uber hinaus wird sie in den Rang einer
"
allgemeinen Berufstugend"
erhoben und f¨ugt sich somit
"
in das Tableau der Wertmaßst¨abe" [ebd.]
ein. Ob der von W¨urzberg stammenden Einsch¨atzung in vollem Um-
fang zuzustimmen ist, soll hier nicht weiter ausgef¨uhrt werden, da diesem
20

2. Kapitel
Dimensionen moderner K¨orperlichkeit
Sachverhalt ein eigenes Kapitel gewidmet ist (vgl. Kap. 3). Festzuhalten
bleibt jedoch, dass der Fitness-Begriff im Laufe seiner Entwicklung eine
entscheidende soziale Komponente hinzugewonnen hat.
Erst durch diese Ausweitung des Begriffs wurde es m¨oglich, von der
Gestaltung eines entsprechenden Fitnesstrainings zu einer fast gren-
zenlosen Vermarktung der
"
Fitness-Philosophie" zu gelangen. Seit der
Ver¨offentlichung des Buches Aerobics durch den amerikanischen Luft-
und Raumfahrt-Mediziner Kenneth H. Cooper im Jahre 1968, der ei-
gentlich nur ein Programm entworfen hatte, mit dem Astronauten und
Piloten optimal auf bevorstehende k¨orperliche Belastungen vorbereitet
werden sollten, hat sich eine
"
K¨orperindustrie" mit Milliardenums¨atzen
entwickelt. Schon nach wenigen Jahren wurde Aerobics auch in der Zi-
vilbev¨olkerung immer popul¨arer und ¨uberschritt 1977 in der Bundesre-
publik die Auflage von 200.000 Exemplaren [vgl. Hoffmann 1984, 40].
Damit gab es auch f¨ur die Frauen eine M¨oglichkeit, sich außerhalb des
von den M¨annern dominierten Bodybuildings, gezielt der Bek¨ampfung
ihrer
"
Problemzonen" zu widmen. Eine wichtige Voraussetzung f¨ur die
massenhafte Verbreitung des neuen K¨orperbooms waren sowohl m¨ann-
liche, als auch weibliche Vorbilder, die den Erfolg des harten Trainings
im wahrsten Sinne des Wortes
"
verk¨orperten". Was f¨ur die M¨anner lange
Zeit Arnold Schwarzenegger darstellte, waren f¨ur die Frauen Sydne Rome
und Jane Fonda, die 1983 die Aerobic-Welle in Deutschland ausl¨osten.
Bereits zu diesem fr¨uhen Zeitpunkt der Entwicklung zeichnete sich die
21

2. Kapitel
Dimensionen moderner K¨orperlichkeit
nahezu unbegrenzte kommerzielle Verwertbarkeit dieses Trends ab. Ac-
cessoires aller Art verkauften sich gl¨anzend: Das Aerobic-Buch von Sydne
Rome wanderte ca. 150.000 mal ¨uber den Ladentisch, das passende Video
mit Jane Fonda verkaufte sich bei einem St¨uckpreis von DM 149,- im-
merhin 15.000 mal. Die bis dahin als Hersteller von Bademoden bekannte
Firma TRIGEMA investierte im Fr¨uhjahr 1983 kurzfristig zwei Millio-
nen DM, um eine monatliche Fertigungskapazit¨at von 80.000 Aerobic-
Anz¨ugen aufzubauen [vgl. Wopp 1995, 211].
Sp¨atestens von diesem Zeitpunkt an bestand ein unmittel-
barer Zusammenhang zwischen Freizeitsportartikeln und Mo-
dewellen. Sportartikel m¨ussen nicht mehr allein den Erforder-
nissen freizeitsportlichen Handelns entsprechen (Gebrauchs-
wert), sondern sollen durch ihre Aufmachung Erlebnisse ver-
sprechen (Erlebniswert). Die Innenorientierung freizeitsport-
lichen Handelns ist untrennbar mit einer ¨
Asthetisierung der
Gebrauchsgegenst¨ande verkn¨upft [ebd.].
Und weiter:
"
Die Folge ist, dass durch die Werbung Moden als Ersatz-
orientierungen und als Erlebnisversprechungen angeboten werden. Wenn
diese eintreten, suchen viele Menschen weitere Erlebnisse, was wiederum
in neuen Moden versprochen wird. Es ensteht eine Spirale aus Erwartun-
gen und Versprechungen" [ebd., 210].
In den folgenden Jahren wurde es zunehmend schwerer, eine verl¨assliche
Prognose zur Entwicklung des Fitness-Booms abzugeben, was einige Be-
obachter dazu verleitete, ihn vorschnell als
"
Eintagsfliege" zu bewerten.
22

2. Kapitel
Dimensionen moderner K¨orperlichkeit
Der Kommentar des damaligen Pr¨asidenten des Deutschen Sportbundes,
Willi Weyer, der meinte
"
Wir werden kein Land der Fitneß-Center und
Sportstudios wie Amerika" [zit. n. Opaschowski 1996], ist allerdings wohl
einer geh¨origen Portion Zweckoptimismus zu verdanken. Auch Hoffmanns
Einsch¨atzung erwies sich als falsch, als er feststellte:
Da es sich. . . vielmehr um eine modisch aufgepeppte Kom-
bination keinesfalls neuer Elemente (handelt), die ihre vor-
eiligen Versprechungen selbst unter gr¨oßten Anstrengungen
nicht halten konnte, wurde es einzig durch den geballten Ein-
satz von Werbestrategien m¨oglich, das Aerobic-Feuer zu ent-
fachen. Ein Feuer freilich, dessen Erl¨oschen nach kurzer Zeit
schon vorherbestimmt war, da nicht gen¨ugend Nahrung vor-
handen war, um die Flamme ¨uber einen l¨angeren Zeitraum
hell lodern zu lassen. [Hoffmanns 1984, 10].
Diesen Fehleinsch¨atzungen stehen beeindruckende Wachstumsraten der
Fitness-Branche gegen¨uber, in der auch die Aerobic einen festen Platz ge-
funden hat: W¨ahrend es bis 1983 in der BRD etwa 220 private Sportstu-
dios gab [vgl. Wopp 1995, 163] wuchs die Zahl innerhalb von zehn Jahren
auf deutlich ¨uber 4000 (!) an (vgl. Abb. 2.4). Im Jahr 2000 wurde dann
die Grenze von 6000 privaten Sport- und Fitness-Centern ¨uberschritten,
die einen Gesamtumsatz von ¨uber 4,5 Milliarden DM erwirtschafteten.
Nach einer Erhebung aus dem Jahr 2000 rangiert der Fitness-Sport in
kommerziellen Sportst¨atten bereits auf dem 5. Rang der beliebtesten
selbstausge¨ubten Sportarten [vgl. VELTINS-Sportstudie 2000, 10]. Dabei
23

2. Kapitel
Dimensionen moderner K¨orperlichkeit
Abbildung 2.4: Eckdaten der Fitness-Branche, Quelle: [Kambero-
vic/Schwarze 1997, 14]
24

2. Kapitel
Dimensionen moderner K¨orperlichkeit
Abbildung 2.5: Trainingsangebote in kommerziellen Fitness-Anlagen,
Quelle: Kamberovic/Schwarze 1997, 143
ist zu ber¨ucksichtigen, dass die Bezeichnung
"
Fitness-Sport" nur ein recht
unscharfer Oberbegriff f¨ur zahlreiche Sportarten und Disziplinen ist, die
mittlerweile in multifunktionalen Sportanlagen angeboten werden (vgl.
Abb. 2.5).
Die Fitness-Branche hatte lange mit einem zweifelhaften Ruf zu k¨amp-
fen, der sie immer wieder mit ihren Wurzeln aus dem Bodybuilding- und
25

2. Kapitel
Dimensionen moderner K¨orperlichkeit
Kraftsportbereich konfrontierte. Es dominierte das Bild von extrem hy-
pertrophierten
"
Muskelm¨annern", die sich
"
vor Kraft kaum noch bewe-
gen konnten" und außerdem bereit waren, zum Erreichen ihrer Ziele alle
verf¨ugbaren Mittel -- legale wie verbotene -- einzusetzen. Auch in dieser
Hinsicht war die Aerobic-Welle der achtziger Jahre ein Gl¨ucksfall f¨ur die
Betreiber kommerzieller Fitness-Anlagen. Denn sie animierte mit Hilfe
ihrer bekanntesten Protagonistinnen, Fonda und Rome,
"
. . . die bisher
auf dem Sportsektor eher unt¨atige deutsche Frau von Flensburg bis Pas-
sau, von der Directrice bis zur Putzfrau, von zwanzig bis vierzig Jahren,
zur massenhaften Nachahmung ihres rastlosen Treibens" [Hoffmann 1984,
94]. W¨ahrend also im Bereich des Sch¨onheitskults, wie bereits erw¨ahnt,
die M¨anner den Frauen nacheiferten, war es im Fitness- und Bodybuil-
dingsport genau umgekehrt. Die Tatsache, dass das Angebot kommerzi-
eller Anlagen vor allem die weiblichen Besucher anspricht, scheint einen
wichtigen Teil ihrer Attraktivit¨at im Vergleich zu gemeinn¨utzigen Sport-
vereinen auszumachen. Mit einem Anteil von 38,5% (alte Bundesl¨ander,
neue: 32,4%) sind Frauen im Vereinssport auch im Vergleich zur Gesamt-
bev¨olkerung deutlich unterrepr¨asentiert [vgl. Ulrich/Zimmermann 1995,
95], wenngleich man ber¨ucksichtigen muss, dass es sehr widerspr¨uchliche
Angaben zu den demographischen Kennwerten gibt. So taxieren die Au-
toren der VELTINS- Sportstudie, die einer Kooperation mit dem Deut-
schen Sportbund entstammt, den Anteil der weiblichen Vereinsmitglieder
auf (deutlich h¨ohere) 44% [vgl. VELTINS-Sportstudie 2000, 12].
26

2. Kapitel
Dimensionen moderner K¨orperlichkeit
Eine weitgehende ¨
Ubereinstimmung findet sich jedoch in den Angaben
zum Frauenanteil unter den Besuchern kommerzieller Sportangebote.
Hier liegt die Zahl mit ca. 60% deutlich ¨uber den Werten der Vereins-
sportlerinnen [vgl. ebd., sowie Kamberovic/Schwarze 1997, 134]. Ob die
Vereine ihre Mitglieder tats¨achlich an die Fitnessbranche verlieren, wie
h¨aufig vermutet wird, kann anhand dieser Zahlen nicht gekl¨art werden.
Bei der Durchsicht entsprechender Fachliteratur wird der Mangel dies-
bez¨uglicher Untersuchungen deutlich.
Mit der rasanten Entwicklung der Branche ging auch ein zunehmender
Organisationsgrad einher, der sich unter anderem durch bessere Qua-
lit¨atskontrollen auszeichnete.
Bereits 1984 gr¨undete sich der Deutsche Sportstudio-Verband (DSSV),
der allerdings eher als Interessenvertretung der Studiobetreiber gelten
muss. 1988 folgte dann der Deutsche Fitness & Aerobic- Verband e.V.
(DFAV). Wieder einige Jahre sp¨ater wurde die heutige G¨utegemeinschaft
Gesundheitssportzentrum e.V. aus der Taufe gehoben, die dem Verbrau-
cher mit der Vergabe des RAL-G¨utesiegels an gepr¨ufte Fitness-Studios
eine wichtige Entscheidungshilfe liefert. Eine sp¨urbare Verbesserung er-
fuhr auch die fachliche Kompetenz derjenigen, die in diesem Bereich als
Trainer bzw. Instructor arbeiten. Reichte in der Vergangenheit oft die
eigene langj¨ahrige Trainingserfahrung als Qualifikation f¨ur ein Engage-
ment aus, so sind heutzutage zumindest die Bem¨uhungen zu erkennen,
gut ausgebildetes Fachpersonal einzustellen (vgl. Abb. 2.6).
27

2. Kapitel
Dimensionen moderner K¨orperlichkeit
Abbildung 2.6: Qualifikationen des Personals in kommerziellen Sport/-
st¨at/-ten, Quelle: Kamberovic/Schwarze 1997, 121
Mit dem sogenannten Fitness-Fachwirt (IHK) gibt es mittlerweile so-
gar einen den traditionellen Lehrberufen vergleichbaren Ausbildungs-
weg speziell f¨ur die Fitnessbranche, der den
"
gestiegenen Anforderungen
an den professionellen Kundenberater der Dienstleistung Fitness" [vgl.
Schwall 1997, 5] gerecht werden soll.
Da inzwischen so unverschleiert von der
"
Dienstleistung" bzw. dem
"
Pro-
dukt" Fitness gesprochen wird, darf die Tatsache nicht verwundern, dass
"
aus den sporttreibenden Menschen. . . im Freizeitsport vielfach Sport-
konsumenten geworden (sind)" [Wopp 1995, 209].
Insofern ist es nur konsequent von einem K¨orpermarkt zu sprechen [vgl.
28

2. Kapitel
Dimensionen moderner K¨orperlichkeit
Dietrich 1989, 107], der Investitionen in den K¨orper f¨ur beide Seiten,
K¨aufer und Verk¨aufer, sinnvoll erscheinen l¨asst [ebd.]. Dass auf einem
solchen Absatzmarkt mit Milliarden-Ums¨atzen nichts mehr dem Zufall
¨
uberlassen wird, scheint kaum erw¨ahnenswert. Und so arbeiten findige
Werbestrategen permanent an einer ansprechenden Produktpr¨asentati-
on, die auch die Entwicklung neuer Wortsch¨opfungen beinhaltet. Ein
aufschlussreiches Beispiel ¨uber die Verkn¨upfung fitnessorientierter Wer-
bebotschaften mit eigens f¨ur die Zielgruppe entworfenen Sprachwendun-
gen bietet der
"
Sport & Food-Guide" der in Hamburg ans¨assigen Firma
HALEKO, die mit der Marke MULTIPOWER nach eigenem Bekunden
die
"
No. 1 in Europa" ist. Die Auswertung des auf den ersten Seiten
abgedruckten Fragebogens soll dem Betrachter bei der Einsch¨atzung be-
hilflich sein, was f¨ur
"
ein Fitness-Typ" er sei. M¨ogliche Antworten auf
die dritte Frage (Was bedeutet Dein Body f¨ur Dich?) sind u.a.:
"
Meine
k¨orperliche Erscheinung soll Bewunderung ausl¨osen" oder
"
Meine k¨orper-
liche Erscheinung soll Respekt einfl¨oßen". Die Kategorien der
"
Fitness-
Typen", denen man sich je nach Punktzahl zuordnen kann, lauten:
Bodyshaper
Ausdauer-Exerciser und
Muskel-Enthusiast
(jeweils
"
High- oder Low-Level")
[vgl. HALEKO
"
Sport & Food-Guide", 2 ff.].
Zu jedem dieser
"
Fitness-Typen" gibt es dann entsprechende Nahrungs-
erg¨anzungen, die von Proteinen, ¨uber L-Carnitin, Glutamin und Pyru-
29

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2001
ISBN (eBook)
9783832446451
ISBN (Paperback)
9783838646459
Dateigröße
7.9 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Ruhr-Universität Bochum – Sportwissenschaft
Note
1,0
Schlagworte
fitnesskult körperkult wertewandel gesundheit wert fitnessideologie
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Titel: Körper machen Leute
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