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Akteurbezogene Analyse der aktuellen Situation im Markt für regenerativ erzeugte Elektrizität in Deutschland

©2001 Diplomarbeit 106 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Nach dem deutschen Ausstieg aus der Kernenergie-Nutzung und in Anbetracht drohender Klimakatastophen sowie der bevorstehenden Rohstoffknappheit gewinnen erneuerbare Energien an Bedeutung. Der junge Öko-Strommarkt wurde bisher vor allem durch die staatlichen Förderungsinstrumente bestimmt. Für eine künftige nachfrageinduzierte Entwicklung des Grünen Strommarktes gibt es eine große Menge weiterer Einflußfaktoren. Zum Zweck einer ganzheitlichen Analyse werden in dieser Arbeit Ziele und Maßnahmen aller beteiligten Akteure untersucht. Dies sind der Staat, die traditionellen Energieversorger, neuen Grünen Stromanbieter, die Umweltorganisationen und natürlich die Stromkunden.
Für die staatlichen Instanzen gerät der Klimaschutz zu einem Drahtseilakt zwischen Regulierung und dem Vertrauen auf die Marktkräfte. Im Markt für regenerativ erzeugten Strom wurde die Einspeisung gesetzlich geregelt, andere Themen wie die Netznutzung und Qualitätskontrolle werden aber bisher nicht staatlich reglementiert. Hier kommt es zu einer Verunsicherung der Grünen Stromkunden, die auch durch die normative Arbeit der Umweltorganisationen nicht aufgehoben wird. Die einzigen jenseits staatlicher Förderung gelegenen Chancen eines Grünen Strommarktes bestehen in einer breitangelegten Marketingstrategie und in einer konkurrenzfähigen Preisgestaltung.

Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
Executive SummaryII
DanksagungenIII
InhaltsverzeichnisIV
TabellenverzeichnisVII
AbbildungsverzeichnisVIII
AbkürzungsverzeichnisIX
1.Einleitung1
1.1Ziel dieser Arbeit1
1.2Einführung in das Thema1
1.3Potentiale fossiler und regenerativer Energieträger4
1.4Methodik6
1.5Multidisziplinarität der Aufgabe8
2.Der Staat11
2.1Akteursbeschreibung: Die staatlichen Instanzen11
2.2Energiepolitische Ziele des Staates11
2.3Staatliche Maßnahmen zum Klimaschutz14
2.3.1Maßnahmenkatalog der Studie "Klimaschutz durch Nutzung erneuerbarer Energien"15
2.3.1.1Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)17
2.3.1.2Vermarktung von Grünem Strom19
2.3.1.3Flankierende Maßnahmen20
2.3.1.4Deutsche Energie-Agentur22
2.3.2Staatliche Förderung und Marktwirtschaft23
2.3.3Quotenregelung24
2.3.4Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung25
2.3.5Handel mit Emissionsrechten26
2.3.6Harmonisierung des Grünen Strommarktes auf europäischer Ebene27
2.3.7Schutz vor Importen29
2.3.8Vorläufiger Verzicht auf Einrichtung einer Regulierungsbehörde30
3.EVU31
3.1Akteursbeschreibung: Die […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 4600
Otto, Wolfgang: Akteurbezogene Analyse der aktuellen Situation im Markt für regenerativ
erzeugte Elektrizität in Deutschland / Wolfgang Otto - Hamburg: Diplomica GmbH, 2001
Zugl.: Berlin, Technische Universität, Diplom, 2001
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Ihr Team der Diplomarbeiten Agentur

II
Executive Summary
Nach dem deutschen Ausstieg aus der Kernenergie-Nutzung und in Anbetracht drohender
Klimakatastrophen sowie der bevorstehenden Rohstoffknappheit gewinnen erneuerbare E-
nergien an Bedeutung. Der junge Öko-Strommarkt wurde bisher vor allem durch die staatli-
chen Förderungsinstrumente bestimmt. Für eine künftige nachfrageinduzierte Entwicklung
des Grünen Strommarktes gibt es eine große Menge weiterer Einflußfaktoren. Zum Zweck
einer ganzheitlichen Analyse werden in dieser Arbeit Ziele und Maßnahmen aller beteiligten
Akteure untersucht. Dies sind der Staat, die traditionellen Energieversorger, neuen Grünen
Stromanbieter, die Umweltorganisationen und natürlich die Stromkunden.
Für die staatlichen Instanzen gerät der Klimaschutz zu einem Drahtseilakt zwischen Regulie-
rung und dem Vertrauen auf die Marktkräfte. Im Markt für regenerativ erzeugten Strom wurde
die Einspeisung gesetzlich geregelt, andere Themen wie die Netznutzung und Qualitätskon-
trolle werden aber bisher nicht staatlich reglementiert. Hier kommt es zu einer Verunsiche-
rung der Grünen Stromkunden, die auch durch die normative Arbeit der Umweltorganisatio-
nen nicht aufgehoben wird. Die einzigen jenseits staatlicher Förderung gelegenen Chancen
eines Grünen Strommarktes bestehen in einer breitangelegten Marketingstrategie und in
einer konkurrenzfähigen Preisgestaltung.

III
Danksagungen
Ich bedanke mich bei meinen Eltern, die mir das Studium und diese Diplomarbeit großzügig
ermöglicht haben. Außerdem gilt mein Dank Frau Dipl.-Ing. Kerstin Klagge für die motivatori-
sche und fachliche Unterstützung.

IV
Inhaltsverzeichnis
Executive Summary
II
Danksagungen
III
Inhaltsverzeichnis IV
Tabellenverzeichnis VII
Abbildungsverzeichnis
VIII
Abkürzungsverzeichnis IX
1 Einleitung
1
1.1 Ziel dieser Arbeit
1
1.2 Einführung in das Thema
1
1.3 Potentiale fossiler und regenerativer Energieträger
3
1.4 Methodik
6
1.5 Multidisziplinarität der Aufgabe
8
2 Der Staat
10
2.1 Akteursbeschreibung: Die staatlichen Instanzen
10
2.2 Energiepolitische Ziele des Staates
10
2.3 Staatliche Maßnahmen zum Klimaschutz
13
2.3.1 Maßnahmenkatalog der Studie ,Klimaschutz durch
Nutzung erneuerbarer Energien`
14
2.3.1.1 Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)
16
2.3.1.2 Vermarktung von Grünem Strom
18
2.3.1.3 Flankierende Maßnahmen
19
2.3.1.4 Deutsche Energie-Agentur
21
2.3.2 Staatliche Förderung und Marktwirtschaft
22
2.3.3 Quotenregelung
23
2.3.4 Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung
24
2.3.5 Handel mit Emissionsrechten
25
2.3.6 Harmonisierung des Grünen Strommarktes auf europäischer Ebene
26
2.3.7 Schutz vor Importen
28
2.3.8 Vorläufiger Verzicht auf Einrichtung einer Regulierungsbehörde
28

V
3 EVU
30
3.1 Akteursbeschreibung: Die Versorgungsstruktur
30
3.2 Strategische Ziele der EVU
30
3.2.1 Unternehmenswert sichern
31
3.2.2 Marktposition halten und ausbauen
32
3.2.3 Klimaschutz
33
3.3 Operative Maßnahmen der EVU
33
3.3.1 Kostensenkung
33
3.3.2 Politische Einflußnahme: Lobbyismus
34
3.3.3 Stromhandel
35
3.3.3.1 Strombörsen
36
3.3.3.2 Trading Floors 36
3.3.4 Konzentrationsprozeß
37
3.3.5 Netznutzung und Versorgerwechsel
38
3.3.6 Marketing
42
3.3.7 Produktpolitik: added values 44
4 Grüne Stromanbieter
46
4.1 Definition Grüner Strom
46
4.1.1 Erzeugungstechnologien
46
4.1.2 Zubauverpflichtung der Grünen Stromanbieter
47
4.1.3 Produktkategorien bei Grünem Strom
47
4.1.3.1 Händlermodelle
48
4.1.3.2 Fonds- oder Zuschußmodelle
49
4.2 Akteursbeschreibung: Grüne Stromanbieter
50
4.3 Ziele Grüner Anbieter
50
4.3.1 Glaubwürdigkeit
51
4.3.2 Vereinheitlichung der Umweltstandards
51
4.3.3 Qualitäts- statt Preiswettbewerb
52
4.3.4 Grüne Tarife als Internalisierungsstrategie
54
4.4 Maßnahmen Grüner Stromanbieter
54
4.4.1 Marketing für Grünen Strom
55
4.4.1.1 Primärziel-orientiertes Marketing
56
4.4.1.2 Markenbildung: ,,Strom ist...grün?" (branding) 57
4.4.2 Sekundäre Dienstleistungsangebote
59
4.4.3 Grüne Trader 60

VI
5 Umweltorganisationen
63
5.1 Akteursbeschreibung: Die Umweltorganisationen in Deutschland
63
5.2 Strategische Ziele der Umweltorganisationen
63
5.3 Maßnahmen der Umweltorganisationen
64
5.3.1 Umweltzertifikate
65
5.3.2 Lobbyarbeit
70
6 Grüne Stromkunden
72
6.1 Akteursbeschreibung: Der Grüne Stromkunde
72
6.2 Individuelle Ziele: Grüne Kundenbedürfnisse
73
6.2.1 Verbesserung der Umweltqualität
73
6.2.2 Ausstieg aus der Atomkraft
74
6.2.3 Intergenerationelle Gerechtigkeit
74
6.2.4 Preiswürdigkeit
75
6.3 Private Maßnahmen: Bedürfnisorientiertes Handeln
75
6.3.1 Zahlungsbereitschaft für Grünen Strom
76
6.3.1.1 Gründe mangelnder Beteiligung an Grünen Tarifen
78
6.3.1.2 Lösungsstrategien für das Gefangenen-Dilemma
81
6.3.2 Selbstversorgung mit regenerativ erzeugtem Strom
83
6.3.3 Stromeinsparung und Effizienzerhöhung
83
7 Zusammenfassung
85
Literaturverzeichnis 91
Eidesstattliche Erklärung 96

VII
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Kriterien zur Beurteilung von Instrumenten und Maßnahmen-
bündeln zur Unterstützung des Ausbaus erneuerbarer Energien
15
Tabelle 2: Maßnahmen des Halte- und Gewinnungsmarketing
43
Tabelle 3: Nutzenbegriffe bei Grünem Strom
56
Tabelle 4: Übersicht über die in Deutschland praktizierten
Zertifikate für Grünen Strom
66

VIII
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Beitrag der einzelnen erneuerbaren Energiequellen zum
primärenergetischen Referenzpotential
(bestimmt nach der Substiutionsmethode)
5
Abbildung 2: Interaktionen der Akteure im Markt für Grünen Strom
7
Abbildung 3: Preisbildung auf dem Grünen Strommarkt bei einer
Kumulation mit EEG-Vergütungen
22
Abbildung 4: Preisverfall nach der Liberalisierung des Strommarktes
31
Abbildung 5: Energieumwandlungskette
45
Abbildung 6: Differenzkosten erneuerbarer Energien im Jahr 2010 im Vergleich zur
herkömmlichen Energieversorgung bei unterschiedlichem Anstieg der
Energiepreise gegenüber den Differenzkosten im Jahr 1999
53
Abbildung 7: Umfrageergebnisse: Erklärte generelle Zustimmung, erklärte Zahlungs-
bereitschaft und realisierte Zahlungsbereitschaft für Grünen Strom
77

IX
Abkürzungsverzeichnis
a Jahr
AgV Arbeitsgemeinschaft
der Verbraucherverbände
ASEW
Arbeitsgemeinschaft kommunaler Versorgungsunternehmen zur Förderung rationeller,
sparsamer und umweltschonender Energieverwendung und rationeller Wasserverwen-
dung im VKU
B.KWK
Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung
BDI
Bundesverband der Deutschen Industrie
BET
Büro für Energiewirtschaft und Technische Planung GmbH
BMU
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
BMVBW
Bundesministerium für Verkehr, Bau und Wohnungswesen
BMWi
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
BSH
Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie
BUND
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
bzw. Beziehungsweise
CDM
clean developement mechanism
CO
2
Kohlendioxid
dena
Deutsche Energie-Agentur GmbH
DNR
Deutscher Naturschutz Ring
DSM
demand side management
e.V. eingetragener
Verein
EEG
Erneuerbare Energien Gesetz
EEX
European Energy Exchange
EnBW
Energie Baden-Württemberg AG
EnWG Energiewirtschaftsgesetz
EU Europäische
Union
EVU Energieversorgungsunternehmen
FEDV
Freier Energiedienstleister Verband e.V.
FuE
Forschung und Entwicklung
HEW
Hamburgische Electricitäts-Werke AG
i.d.R.
in der Regel
JI joint
implementation
KfW
Kreditanstalt für Wiederaufbau
kWh Kilowattstunden
KWK Kraft-Wärme-Kopplung
LAUBAG
Lausitzer Braunkohlen AG
LCP
Least Cost Planning
LPX
Leipzig Power Exchange
MW Megawatt
NaBu
Naturschutzbund Deutschland

X
o.ä. oder
ähnlich
REG Regenerative
Energien
RiLi Richtlinie
RWE
Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerke AG
SSM
supply side management
StromEG Stromeinspeise-Gesetz
t Tonnen
TWh Terawattstunden
u.a. unter
anderem
UBA Umweltbundesamt
UNCED
Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung
VDEW
Verband der Elektrizitätswirtschaft e.V.
VEA
Bundesverbandes der Energie-Abnehmer e.V.
VEAG
Vereinigte Energiewerke AG
vgl. Vergleiche
VIK
Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft
VKU
Verband kommunaler Unternehmen
VREW
Verband für regenerative Energiewirtschaft
VV Verbändevereinbarung
WWF
World Wide Fund of Nature
z.T. zum
Teil
ZIP Zukunfts-Investitions-Programm

1
1 Einleitung
1.1 Ziel dieser Arbeit
Die dynamische Entwicklung in der deutschen Elektrizitätsbranche eröffnet umweltgerechten
Technologien große Chancen. Seit der Marktöffnung im Jahre 1998 kann Strom aus regene-
rativen Quellen separat vermarktet werden. Fast alle Energieversorger beschäftigen sich
zurzeit mit dem Thema Grüner Strom
1
. Ziel dieser Arbeit ist die ganzheitliche Darstellung der
aktuellen Situation und der Perspektiven in diesem Marktsegment.
Auf den Erfolg ,,Grüner Tarife" haben vier Akteure Einfluß, deren Motive und Handlungsstra-
tegien in dieser Arbeit möglichst unabhängig voneinander dargestellt werden: der Staat, die
EVU (die traditionellen sowie die neuen Anbieter Grünen Stroms), die Umweltorganisationen
und die Stromkunden. Der Begriff ,,Grün" wird im Folgenden verwendet, sofern die teilweise
oder vollständige Versorgung mit regenerativ erzeugter Elektrizität gemeint ist.
Voraussetzung für ein erfolgreiches Handeln ist für jeden der genannten Akteure die inter-
disziplinäre Kenntnis über die aktuellen Bedingungen in der Branche. Nie zuvor mußten sich
Minister mit Kraftwerks-Wirkungsgraden, Energieversorger mit strategischen Marketingkon-
zepten, Stromkunden mit verschiedenen Tarifangeboten oder Umweltorganisationen mit In-
vestitionsquoten beschäftigen. Die vorliegende Arbeit beleuchtet umweltpolitische Aspekte
der Entwicklung auf dem Strommarkt aus wirtschaftswissenschaftlicher, juristischer und
technischer Sicht. Bei der Konzeption wurde vorrangig auf Multidisziplinarität geachtet. Leit-
kriterien bei der Auswahl der Informationen waren vor allem Aktualität und Zukunftsrelevanz.
1.2 Einführung in das Thema
Für den Verbraucher - sowohl für den elektrischen als auch für den wirtschaftlichen - ist das
Produkt ,Strom` seinem Wesen nach ein homogenes Gut. In einem Versorgungssystem der
staatlich geschützten Gebietsmonopole, wie es bis 1998 in Deutschland Bestand hatte, war
das Interesse der Abnehmer für die Erzeugungsart oder die Firmenphilosophie ihres Ener-
gieversorgers mangels Wahlmöglichkeit sehr gering. Strom galt als low interest product.
1
Fischedick/Langniß/Nitsch (2000), S.178

2
Bis 1998 galt in der Bundesrepublik Deutschland das aus dem Jahr 1935 stammende Ener-
giewirtschaftsgesetz. In diesem wurden den Stromversorgern sogenannte Gebietsmonopole
zugebilligt, die durch exklusive Konzessionsverträge mit den Gemeinden, mit Demarkations-
verträgen untereinander und durch eine Ausnahmeregelung im Kartellrecht abgesichert wur-
den. Gerechtfertigt wurde diese Sonderstellung der Elektrizitätsbrache durch das Vorliegen
eines natürlichen Monopols im Netzbereich. Der fehlende Wettbewerb bescherte der Ener-
gieversorgungsbranche überdurchschnittliche Gewinne, die zum großen Teil in Beteiligungen
an branchenfremden Unternehmen investiert wurden. Auf eine Kundenorientierung im Sinne
moderner Marketingstrategien konnte verzichtet werden.
Der Auslöser für eine tiefgreifende Änderung dieser Strukturen war die Ende 1996 vom Eu-
ropäischen Parlament und vom Ministerrat der Europäischen Union verabschiedete EU-
Richtlinie über die Liberalisierung des europäischen Elektrizitäts-Binnenmarktes. Darin wird
den Mitgliedstaaten ein zeitlich gestaffelter minimaler Marktöffnungsgrad vorgeschrieben. In
Deutschland wurde die Richtlinie mit dem ,Gesetz zur Neuregelung des Energiewirtschafts-
rechts` am 29.4.98 in nationales Recht umgesetzt. Die Geschlossenheit der Versorgungsge-
biete sowie andere Wettbewerbshemmnisse wurden beseitigt, das Gesetz geht aber weit
über die EU-Minimalvorschrift einer schrittweisen Liberalisierung hinaus. Zum Wettbewerb
zugelassen waren von Anfang an alle Marktteilnehmer, der Marktöffnungsgrad betrug 100%.
Somit haben auch Haushaltskunden die freie Versorgerwahl ­ eine Situation, mit der sich die
Stromversorger aus EU-Sicht frühestens 2006 auseinandersetzten müßten
2
.
Mit 43,5 Millionen Kunden stellt Deutschland vor Italien (32,1 Mio) und Frankreich (30 Mio)
den europaweit größten Strommarkt dar. Die Beteiligung aller Kundengruppen an den ener-
gierechtlichen Neuerungen ist nicht nur von wirtschaftlicher Bedeutung. Die Energieversor-
gung rückt ins Licht der breiten Öffentlichkeit, da auch private Haushalte ihren Anbieter frei
wählen können. Der Abnehmer wird zum Kunden, der eine bewußte Kaufentscheidung trifft.
In einer ersten Phase findet ein reiner Preiswettbewerb statt. Nachdem sich die Strompreise
aber auf einem neuen ­ niedrigeren ­ Niveau stabilisieren, werden auch qualitative Argu-
mente relevant. Versorger werden zu Dienstleistern.
Der Atomausstieg sowie die hohen Öl- und die damit verbundenen Gaspreise entfachen die
Diskussion um eine umweltverträglichere Stromwirtschaft. Erstmals kann jeder Bundesbür-
ger selbst entscheiden, auf welche Weise der von ihm verbrauchte Strom erzeugt wird.
2
Dann wird der europäische Energierat über eine weitere Marktöffnung entscheiden (Art.26 RiLi).

3
Stromhändler bündeln Verbräuche von Kunden aus Haushalten und Gewerbe und befreien
sie damit aus ihrer Rolle des captive consumers. Neben den sogenannten energienahen
Dienstleistungen wird künftig die Erzeugungsart ein entscheidendes Verkaufsargument sein.
So ist beispielsweise nach einer Umfrage von Mummert & Partner unter Internetnutzern eine
umweltverträgliche Stromerzeugung für 45 Prozent der Befragten wichtig. Es gilt, diese Prä-
ferenz in tatsächliche Zahlungsbereitschaft umzusetzen.
Der direkte Nutzen, den der pure Elektronenfluß in einem privaten Haushalt oder in einem
Betrieb stiftet, ist leicht erkennbar. Der diesem Elektronenfluß innewohnende ökologische
Zusatznutzen ist aber davon abhängig, wie glaubhaft der Energieversorger belegen kann,
daß die Menge verkauften Öko-Stroms gleich der Menge an produzierten regenerativen
Strom ist. Da eine technische Zuordnung von Einspeisung und Verbrauch im Verbundnetz
nicht möglich ist, kann es sich nur um eine quotenmäßige Entsprechung handeln. Hinzu
kommt das Problem der ökologischen Bewertung der verschiedenen Elektrizitätserzeu-
gungsverfahren und Energieträger. Somit wird es für Kunden äußerst schwierig, die angebo-
tenen Grünen Tarife zu beurteilen. An dieser Stelle können Umweltorganisationen als unab-
hängige Kontroll- und Zertifizierungs-Instanzen für Transparenz und Vertrauen sorgen. Für
die Anbieterseite stellt die bestehende Unsicherheit der Kunden und die schwer kalkulierbare
tatsächliche Zahlungsbereitschaft für den ökologischen Zusatznutzen ein entscheidendes
Investitionsrisiko dar.
Drei Jahre nach der Liberalisierung sind es immer noch staatliche Impulse, die die Nachfrage
nach regenerativen Stromerzeugungstechniken stimulieren. Von einem Grünen Strommarkt
kann noch keine Rede sein. Einer Nachfrage von rund einem Promill steht gegenwärtig ein
Angebot von über sechs Prozent gegenüber, d.h. nur jeder tausendste Stromkunde wählt
einen Grünen Tarif, die Erzeugungskapazitäten der erneuerbaren Energien haben aber
schon jetzt einen Anteil von sechs Prozent an der deutschen Stromerzeugung
3
.
1.3 Potentiale fossiler und regenerativer Energieträger
Die statischen Reichweiten der fossilen Energieträger sind in den letzten 30 Jahren trotz
Verbrauchs leicht gewachsen. Dies ist auf die Erschließung neuer Lagerstellen zurückzufüh-
ren. Die gegenwärtige Reichdauer ­ so der Terminus der BMWi - bei gegenwärtiger Förde-
rung beträgt bei
3
Traube (2001), S.1

4
· Erdöl
42
Jahre
· Erdgas 65 Jahre
· Kohle 169
Jahre
4
.
Vor dem Hintergrund der globalen Bevölkerungsentwicklung und des damit verbundenen
enormen Mobilitäts- und Elektrifizierungsbedarfs geben diese Zahlen keinen Anlaß zur Beru-
higung.
Im Oktober 2000 hat das Büro für Technologieabschätzung dem Forschungsausschuß des
Bundestages eine Studie
5
vorgelegt, in der Engpässe bei der Öl- und Gasversorgung spätes-
tens im Jahr 2020 prognostiziert werden. Zwischen 2005 und 2010 wird danach das Maxi-
mum der Förderung an Erdöl überschritten. Trotz des Einsatzes neuer Technologien bei der
Suche nach bislang unentdeckten Ressourcen ist die Menge der Neufunde geringer als die
Verbrauchszunahme.
Ein entscheidendes Dilemma in der Energiebranche ist die Konstanz sehr langfristiger Pla-
nungshorizonte aufgrund hoher Investitionskosten bei einem sich rapide beschleunigenden
technologischen Wandel. Spätestens nach 2002 sind in Deutschland Entscheidungen über
Kraftwerksneubauten zu treffen
6
. Dabei werden üblicherweise Laufzeiten von rund vierzig
Jahren zugrunde gelegt. Selbst mit aufwendigen Simulationsverfahren ist aber keine halb-
wegs verläßliche Aussage über den Stand er Technik im Jahr 2040 möglich. Entwicklungen
wie die Brennstoffzelle, die Kernfusion oder billig herstellbare Photovoltaikmodule könnten
die Stromerzeugung revolutionieren. Der Erfolg solcher Technologien ist aber unsicher. Der
Philosoph Karl Popper hat darauf hingewiesen, daß wir zwar viel wissen, aber systematisch
nicht wissen können, was wir wissen werden
7
. Trotzdem sprechen zumindest zwei wichtige
Argumente für die steigende Konkurrenzfähigkeit der erneuerbaren Energien. Einerseits
könnet es bei erhöhten Produktionsvolumina regenerativer Erzeugungstechniken durch Rati-
onalisierungsmöglichkeiten zu erheblichen Kostenreduktionen kommen, andererseits ist eine
4
BMWi: Energie Daten 2000, S.45-47
5
erstellt von Ludwig Bölkow Systemtechnik
6
Manfred Remmel in Berliner Zeitung 11.10.2000
7
Eisenbeiß (2000), S. 5

5
Verteuerung konventioneller Energie aus Knappheitsgründen mittel- und langfristig wahr-
scheinlich
8
.
Zur Abschätzung der Potentiale der erneuerbaren Energien seinen hier kurz die Ergebnisse
der Studie ,Klimaschutz durch Nutzung erneuerbarer Energien` wiedergegeben. Das darin
genannte Referenzpotential von 525 TWh/a entspricht in etwa der Bruttoinlandserzeugung
(1999: 552,7 TWh
9
). Dieser Wert stellt den in absehbarer Zeit maximal mobilisierbaren
Abbildung 1: Beitrag der einzelnen erneuerbaren Energiequellen zum
primärenergetischen Referenzpotential (bestimmt nach
der Substiutionsmethode)
Quelle: BMU (1999), S.6
Beitrag der erneuerbaren Energien dar. Auf die Berücksichtigung zukünftig möglicher Optio-
nen wird dabei verzichtet. Off-shore Windkraftanlagen stellen nahezu die Hälfte des so defi-
nierten Potentials. Derzeit werden 20 Anträge für die Genehmigung von Offshore-Windparks
vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) geprüft
10
. Mit einer ersten Inbe-
triebnahme ist frühestens 2004 zu rechnen
11
.
Zurecht wird darauf hingewiesen, daß die kumulierte Nennleistung von circa 250 GW zu 86%
aus den fluktuierenden Quellen Wind und Sonnenstrahlung stammt und somit nicht zeitgleich
auftritt. Voraussetzungen für eine derartige Versorgungsstruktur sind deshalb eine umfang-
8
Fischedick/Langniß/Nitsch (2000), S. 57f
9
BMWi: Energie Daten 2000, S.19
10
Berliner Zeitung vom 10.9.2001, S. 32
11
http://www.strom-magazin.de/news.phtml?action=Show&NewsID=4677
525 TWh/a Strom; 1000 TWh Wärme
2,5%
8,9%
25,0%
7,2%
1,4%
16,1%
24,4%
14,4%
Wasserkraft
Wind-Land
Wind-Offshore
Biomasse
Biogase
Geothermie
Kollektoren
Photovoltaik

6
reiche Reservehaltung und ein anspruchsvolles Lastmanagement
12
. Modernste Informations-
technologie kann diese Flexibilisierung mittels Vernetzung, Sensorik und Simulationstools
unterstützen.
Im Jahr 2000 steigerten Stromversorger und private Erzeuger die Produktion aus erneuerba-
ren Energien um 18% auf 34,3 Mrd kWh. Der Beitrag von Wasser, Wind, Biomasse, Müll und
Photovoltaik stieg damit nach Angaben des VDEW von 6 auf 7% der Netto-Erzeugung.
Wichtigste Ursache des Zuwachses sei vor allem der starke Zubau von Windkraftanlagen
gewesen. Die Wasserkraft (ohne Pumpspeicherstrom) hatte mit 20,5 Mrd kWh wieder den
größten Anteil am Öko-Strom in Deutschland. Es folgte die Windkraft mit 9,2 Mrd kWh vor
Biomasse und Müll mit 4,5 Mrd kWh und Photovoltaikanlagen mit 0,05 Mrd kWh
13
.
1.4 Methodik
Da es in dieser Arbeit um eine ganzheitliche Betrachtung des Marktsegments der Grünen
Tarife geht, wird nicht aus Sicht eines der Akteure argumentiert. Die akteursbezogene Ana-
lyse stellt nach Ansicht des Autors die zweckmäßigste Gliederung der umfassenden Aufgabe
dar. In der Politikforschung wurde theoretisch begründet, unter welchen Bedingungen eine
Konzeptualisierung kollektiver Einheiten zulässig und brauchbar ist. Im Ansatz des akteur-
zentrierten Institutionalismus werden Akteure als aggregierte Kategorien benutzt, um parallel
verlaufende Handlungen von mehreren Individuen zu beschreiben. Akteure sind dabei cha-
rakterisiert durch ihre übereinstimmenden Handlungsorientierungen und ihre Fähigkeiten,
diese in praktische Ergebnisse umzusetzen. Daraus ergibt sich zugleich die Notwendigkeit,
die Untersuchung aus zwei Perspektiven duchzuführen. Zum einen müssen auf der akteurs-
internen Ebene Wahrnehmungen und Präferenzen charakterisiert werden. Andererseits wer-
den die nach außen gerichteten Instrumente der politischen Einflußnahme untersucht
14
. Oh-
ne die spieltheoretischen Ansätze der empirischen policy-Forschung zu übernehmen, wird
deren zweischrittiges Analyseschema im folgenden auf die Akteure im Grünen Strommarkt
angewandt.
12
Fischedick/Langniß/Schmidt (2000), S.57
13
tam-news 14.2.2001
14
Scharpf (2000), S.95-98

7
In den fünf Hauptkapiteln werden jeweils zunächst die Ziele eines einzelnen Akteurs darge-
stellt. Als Ziele gelten dabei Motive auf abstrakter Ebene bzw. übergeordnete Leitlinien, die
Abbildung 2: Interaktionen der Akteure im Markt für Grünen Strom
Quelle: Eigene Darstellung
sich aus originären Interessen oder aber durch äußere Sachzwänge ergeben können. Diese
Vorgehensweise ermöglicht eine klare Charakterisierung der separaten Positionen der play-
er. In einem zweiten Schritt werden daraus konkrete Maßnahmen und Handlungsstrategien
abgeleitet, die für die Entwicklung der Grünen Strommarktes relevant sind. Abbildung 2 ver-
deutlicht die Zusammenhänge.
Zu den Akteuren: Neben den direkten Marktteilnehmern ­ Stromkunden und EVU ­ muß
auch die Rolle des Staates als ordnungspolitische Instanz untersucht werden, die den Rah-
men des liberalisierten Elektrizitätsmarktes immer noch entscheidend prägt. Als weiterer
Akteur werden die Umweltorganisationen betrachtet, deren Einfluß durch ihre moralische
Autorität im Bereich Ökologie nicht zu unterschätzen ist. Dadurch besetzen sie insbesondere

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bei der Zertifizierungsproblematik eine Schlüsselposition.
Die Gruppe der EVU läßt sich hinsichtlich ihrer Positionen und Initiativen zur umweltgerech-
ten Energieversorgung nicht einheitlich fassen. Traditionelle EVU verfolgen schon aufgrund
des Eigentums an den Übertragungs- und Verteilungsnetzen grundsätzlich andere Strate-
gien als neu auf den Markt tretende Grünstromanbieter. Aus diesem Grunde erfolgt eine se-
parate Analyse beider Teilgruppen.
1.5 Multidisziplinarität der Aufgabe
Im wissenschaftlichen Alltag gilt es als selbstverständlich, einzelne Forschungsaufgaben
,,freizuschneiden", vereinfachende Annahmen zu treffen und detaillierte Fragen konkret zu
beantworten. In der politischen Praxis müssen die Ergebnisse vieler verschiedener For-
schungsfelder zusammengeführt werden. Dabei kommt es darauf an, eigene Fachkenntnisse
einzubringen, um Informationen kritisch beurteilen und selektieren zu können.
Die Beantwortung der Frage nach den notwendigen Rahmenbedingungen für einen ökologi-
schen Trend in der deutschen Stromwirtschaft erscheint daher eher als politische Aufgabe.
Auch in dieser Arbeit werden Erkenntnisse aus den verschiedensten wissenschaftlichen Dis-
ziplinen herangezogen und verwertet. Unter solcher Multidisziplinarität leidet das theoreti-
sche Abstraktionsniveau zwangsläufig. Doch nicht der Abstraktionsgrad definiert eine Prob-
lemlösungsstrategie als wissenschaftlich. Hauptziel der Wissenschaft ist die rationale, nach-
vollziehbare Erkenntnis der Zusammenhänge, Abläufe, Ursachen und Gesetzmäßigkeiten
der natürlichen wie historischen und kulturell geschaffenen Wirklichkeit. Diesem Ziel soll in
dieser Arbeit entsprochen werden, indem auf detaillierte Analysen zugunsten einer ganzheit-
lichen Betrachtungsweise verzichtet wird.
Langfristig geht es um nicht weniger als um die vollständige Umstrukturierung der deutschen
Energiewirtschaft. Fossile und nukleare Brennstoffe sollen ersetzt werden durch erneuerbare
Energien und effizientere Technologien. Als Planungshorizont ist von der Bundesregierung
das Jahr 2050 anvisiert
15
. Es gilt dabei vordergründig, die Marktentwicklung für neue Ener-
gieträger und weitere Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten zu stimulieren. Vorausset-
zung hierfür ist aber die Etablierung der Technologie im politischen, gesellschaftlichen und
15
Jürgen Trittin im Vorwort zu Fischedick/Langniß/Nitsch (2000), S.10

9
im Rechtssystem
16
, ein Prozeß, der sich dem methodischen Rahmen von instrumentellen
Maßnahmen und quantifizierbaren Wirkungen entzieht. Neben der Untersuchung der rechtli-
chen, politischen und technischen Situation soll deshalb in dieser Arbeit insbesondere auch
der gesellschaftliche Hintergrund beleuchtet werden. Gemeint sind spezifische Prozesse bei
der Meinungsbildung auf Seiten der Energieversorgungsunternehmen, der Politiker, der
Stromkunden und der Umweltorganisationen. Die nachfolgend genannten und bisher wenig
untersuchten Phänomene stellen ein Hemmnis für die Entfaltung neuer Energietechnologien
dar:
· Lobbyismus: Seit Jahrzehnten hat sich das Einflußsystem der Protagonisten konventio-
neller Energieträger auf Gesetzgebungsverfahren bewährt. Die junge Branche der ,Öko-
Stromer` muß sich erst noch formieren und den Erfahrungsvorsprung der etablierten EVU
aufholen.
· Behinderung beim Versorgerwechsel: Trotz Beteuerungen der Stromversorger, den
Wandel zu kundenfreundlichen Dienstleistungsunternehmen vollzogen zu haben, gibt es
zurzeit noch große Probleme beim Anbieterwechsel von Stromkunden und bei der Nut-
zung fremder Netze.
· Mangelnde Zahlungsbereitschaft: Einem ausgeprägten Präferenzpotential deutscher
Verbraucher für Öko-Strom steht eine relativ geringe tatsächliche Zahlungsbereitschaft
gegenüber.
· Konkurrenz der Umweltorganisationen: Trotz weitgehender Zielkongruenz können
sich die verschiedenen Umweltorganisationen nicht auf ein einheitliches Label für Öko-
Strom einigen. Es wird in Kauf genommen, daß der Verzicht auf eine pragmatische, aber
einheitliche Zertifizierung Grünen Stroms kontraproduktiv wirkt.
Auf den Maßnahmenkatalog der Arbeitsgemeinschaft ,Klimaschutz durch Nutzung er-
neuerbarer Energien` bezogen wird in der vorliegenden Arbeit also ein Schwerpunkt auf
die Förderung der Vermarktungsmöglichkeiten von Grünem Strom gelegt, wobei das Ak-
zeptanzproblem auf Seiten aller Akteure (Tabelle 1, C 2.) besonders betont werden soll.
16
BMU ((1)1999), S.4

10
2 Der Staat
2.1 Akteursbeschreibung: Die staatlichen Instanzen
In dieser Arbeit werden unter ,Staat` alle staatlichen Organe verstanden, die in irgendeiner
Form Einfluß auf die Entwicklung des Grünen Strommarktes nehmen können. Da im folgen-
den meist angegeben wird, von welchem Amt die Rede ist, wird diese pragmatische Definiti-
on für hinreichend erachtet.
Handlungsfähiger staatlicher Akteur ist zumeist die Bundesregierung als Vertragspartner bei
internationalen und nationalen Abkommen, dabei federführend das BMWi sowie das BMU.
Es sei darauf hingewiesen, daß die hier dargestellte Politik dem Standpunkt der rot-grünen
Koalition entspricht und sich im Falle eines Regierungswechsels fundamental ändern könnte.
Beispielsweise beabsichtigen die Unionsparteien bei einer Regierungsübernahme die Rück-
nahme der Regelungen zur Beendigung der Atomkraft-Nutzung. Insofern weist der Staat mit
seinen demokratisch legitimierten Organen von allen Akteuren die geringste Zielkonstanz
auf.
2.2 Energiepolitische Ziele des Staates
Die energiepolitischen Ziele des Staates und seiner Organe ergeben aus normativen Vorga-
ben nationaler und internationaler Regelwerke, sie werden aber auch durch aktuelle Ab-
sichtserklärungen der politisch dominanten staatlichen Akteure deutlich. Zu letzteren gehört
der zwischen SPD und Bündnis 90/Die Grünen geschlossene Koalitionsvertrag. Er enthält
folgende energiepolitische Zielsetzungen:
· Vorrang erneuerbarer Energien und von Energieeinsparung
· Förderung zukunftsfähiger Energieversorgungssysteme
· Schaffung fairer Marktchancen für regenerative Energieträger sowie für KWK
· Ausstieg aus der Kernenergie

11
· Belohnung umweltfreundlichen Handelns und Beschäftigungsförderung durch eine öko-
logische Steuer- und Abgabenreform
17
.
Nach offiziellen Erklärungen von Bundeskanzler Schröder und Umweltminister Trittin sind
folgende Ausbauziele der regenerativen Energien an der Stromversorgung beabsichtigt:
· bis 2010 Verdoppelung, d.h. mindestens 10-12% an der Stromerzeugung
· bis 2050 Steigerung des Anteils auf 50%, d.h. nach 2010 Anstieg um jeweils 10%
pro Dekade
18
.
Aus Sicht des BMWi findet Energiepolitik in einem Zieldreieck zwischen Wirtschaftlichkeit,
Versorgungssicherheit und Umweltverträglichkeit statt
19
. Dabei werden marktwirtschaftliche
Strukturen als am besten geeignet betrachtet, um eine effiziente Energieversorgung zu ge-
währleisten. Durch eine konsequente Liberalisierung soll sich der nationale Wettbewerb ent-
falten um letztlich deutschen Energieversorgern im europäischen Markt Chancengleichheit
zu verschaffen.
Die Versorgungssicherheit soll durch eine Diversifizierung des Energieträgermixes sowie der
Bezugsquellen erreicht werden, aber auch durch eine sparsamere und rationellere Energie-
verwendung. Dabei sind die Rohstoffarmut Deutschlands sowie der beschlossene Atomaus-
stieg besondere Herausforderungen.
Die Umweltverträglichkeit der Energieversorgung wurde erst 1998 in den Zielkatalog des
EnWG aufgenommen. Grund hierfür sind die hohen gegenwärtigen, aber vor allem die künf-
tigen volkswirtschaftlichen Kosten durch die vom anthropogenen Treibhauseffekt verursach-
ten Schäden.
Die Leitlinien der deutschen umweltorientierten Energiepolitik werden durch Gesetze auf
nationaler sowie auf europäischer Ebene, durch internationale Abkommen sowie durch
Selbstverpflichtungserklärungen der Regierung geprägt. Im folgenden sind die wichtigsten
Normen kurz dargestellt.
17
Fischedick/Langniß/Nitsch (2000), S.90
18
Fischedick/Langniß/Nitsch (2000), S.10, S.92, S.111
19
http://www.bmwi.de/Homepage/Politikfelder/Energiepolitik/Energiepolitik1.jsp

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2001
ISBN (eBook)
9783832446000
ISBN (Paperback)
9783838646008
Dateigröße
722 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Technische Universität Berlin – 14
Schlagworte
regenerative energien ökostrom strommarkt energiepolitik grüner strom
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Titel: Akteurbezogene Analyse der aktuellen Situation im Markt für regenerativ erzeugte Elektrizität in Deutschland
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