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Entwicklungsländer auf dem Weg zur E-Country

Methode zur Potentialanalyse der Internetanwendung in Entwicklungsländern

©2001 Diplomarbeit 97 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Zusammenfassung:
Das Ziel dieser Arbeit ist die Entwicklung eines Methodenmodells, mit dem eine Aussage über das Potential der Internetanwendung in einem beliebigen Entwicklungsland gemacht werden kann. Für diese Arbeit wurde, wie in der New Economy Gang und Gebe, dieses Thema mit der Wortkreirung „e-country“ („e“ aus „E“ntwicklungsland und „E“-Commerce).
Es ergeben sich vier Arbeitsebenen zur Entwicklung des Modells. Die Probleme der Entwicklungsländer müssen bekannt sein und in Kategorien eingeteilt werden können (Kapitel drei). Die Chancen, die das Internet bietet, müssen in diesen gleichen Kategorien klassifizierbar sein (Kapitel zwei). Das Internet kann erst dann seine Chancen freigeben, wenn gewisse Voraussetzungen erfüllt sind (Kapitel vier). Es ist davon auszugehen, dass sich manche Voraussetzungen noch in einem nicht ausreichenden Erfüllungsstadium befinden. Die Frage mit welchen Instrumenten und wer diese Voraussetzungen erfüllen kann, ist ebenfalls für das Modell erforderlich (Kapitel vier). Nach der theoretischen Herleitung dieses Modells, muss es in einem Praxisfall validiert werden (Kapitel fünf). Für das Modell ergibt sich die Grundstruktur:
Das Modell besteht aus vier Ebenen: Entwicklungsländer mit Problemfeldern, Internet mit Chancenfeldern, Internet mit Voraussetzungsfeldern und Voraussetzungsinstrumente mit Instrumenten der jeweiligen Teilnehmer. Die Schnittmenge, die sich aus Ebene eins (Entwicklungsland) und Ebene zwei (Internet) bildet, ist das „e-country Potential“. Die Schnittmenge zwischen Ebene zwei (Internet) und Ebene drei (Voraussetzungen) beschreibt die aktuelle „e-country Situation“. Die Schnittmenge aus Ebene drei und Ebene vier sind die „e-country Handlungsempfehlungen“. In den folgenden Kapiteln müssen die einzelnen Ebenen mit Elementen gefüllt werden.

Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
1.Einführung1
1.1Ausgangslage, Problematik und Zielsetzung1
1.2Struktur/Vorgehensweise4
1.2.1Anmerkung zur Vorgehensweise5
1.2.2Das Konzept „Internet“6
2.Internet7
2.1Einleitung7
2.2Generelle Voraussetzungen der Internetanwendung7
2.3Chancenfelder des Internets9
2.3.1Grundeigenschaften des Internets9
2.3.2Chancenfeld: ökonomische Elemente10
2.3.3Chancenfeld: ökologische Elemente12
2.3.4Chancenfeld: politische Elemente13
2.3.5Chancenfeld: soziokulturelle Elemente15
2.3.6Chancenfeld: demographische Elemente17
2.4Modellgestaltung: Chancenfelder […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

1 Einführung
1.1 Ausgangslage, Problematik & Zielsetzung
1.2 Struktur/Vorgehensweise
1.2.1 Anmerkung zur Vorgehensweise
1.2.2 Das Konzept „Internet“

2 Internet
2.1 Einleitung
2.2 Generelle Voraussetzungen der Internetanwendung
2.3 Chancenfelder des Internets
2.3.1 Grundeigenschaften des Internets
2.3.2 Chancenfeld: ökonomische Elemente
2.3.3 Chancenfeld: ökologische Elemente
2.3.4 Chancenfeld: politische Elemente
2.3.5 Chancenfeld: soziokulturelle Elemente
2.3.6 Chancenfeld: demographische Elemente
2.4 Modellgestaltung: Chancenfelder Internet

3 Entwicklungsländer
3.1 Einleitung
3.2 Definition Entwicklungsländer
3.2.1 Problematik und gängige Definitionen
3.2.2 Einstufung von Entwicklungsländern
3.2.3 Aktuelle Situation der Entwicklungsländer
3.3 Problemfelder
3.3.1 Problemfeld: ökonomische Elemente
3.3.2 Problemfeld: ökologische Elemente
3.3.3 Problemfeld: politische Elemente
3.3.4 Problemfeld: soziokulturelle Elemente
3.3.5 Problemfeld: demographische Elemente
3.4 Ursachen für Entwicklungsprobleme
3.4.1 Interne Ursachen
3.4.2 Externe Ursachen
3.5 Modellentwicklung: Problemfelder Entwicklungsländer

4 Methodenmodell
4.1 Einleitung
4.2 Internetanwendung generell und in Entwicklungsländern
4.2.1 Voraussetzungen der Internetanwendung
4.2.1.1 Voraussetzungsfeld: Zugang
4.2.1.2 Voraussetzungsfeld: Menschen
4.2.1.3 Voraussetzungsfeld: Andere
4.2.2 Barrieren bei der Internetanwendung in Entwicklungsländern
4.2.2.1 „Digital Divide“
4.2.2.2 Spezielle Barrieren in Entwicklungsländern
4.2.3 Risiken der Internetanwendung
4.3 Handlungsbedarf relevanter Akteure
4.3.1 Definition relevanter Akteure
4.3.2 Handlungsempfehlungen für die Regierung
4.3.3 Handlungsempfehlungen für das Bildungssystem
4.3.4 Handlungsempfehlungen für Unternehmen
4.3.5 Handlungsempfehlungen für Privatpersonen
4.3.6 Handlungsempfehlungen für sonstige Akteure
4.4 Methodenmodell Zusammenfügung
4.4.1 Zusammensetzung der einzelnen Ebenen
4.4.2 Limitationen des Modells

5 Überprüfung des Methodenmodells
5.1 Einleitung
5.2 Datenblatt mit verschiedenen Kennziffern zu Uganda
5.3 Ermittlung der relevanten Daten für Ebene Eins: Problemfelder Ugandas
5.3.1 Problemfeld: ökonomische Elemente
5.3.2 Problemfeld: ökologische Elemente
5.3.3 Problemfeld: politische Elemente
5.3.4 Problemfeld: sozio-kulturelle Elemente
5.3.5 Problemfeld: demographische Elemente
5.4 E-Country: Potential
5.5 Ermittlung der relevanten Daten für Ebene Drei: Voraussetzungen der Internetanwendung in Uganda
5.5.1 Voraussetzungsfeld: Zugang
5.5.2 Voraussetzungsfeld: Menschen
5.5.3 Voraussetzungsfeld: Sonstige, Barrieren/Digital Divide
5.6 E-Country: Situation
5.7 E-Country: Handlungsempfehlungen
5.8 Modellbewertung nach den Erfahrungen aus dem Praxistest
5.8.1 Problematik: Informationsbeschaffung
5.8.2 Modellstruktur

6 Zusammenfassung & Schlussbemerkung

Anhang

Anhang A: Zusätzliche Abbildungen/Informationen

Anhang B: Quellenverzeichnis

Anhang C: Glossar

Anhang D: Eidesstattliche Erklärung

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Die New Economy und ihre Auswirkungen

Abbildung 2: Modell-Struktur

Abbildung 3: Pyramid Research Internet-Modell

Abbildung 4: Zweite Modellebene: Chancenfelder

Abbildung 5: Entwicklungsparameter von Entwicklungsländer

Abbildung 6: HDI - regionale Unterschiede

Abbildung 7: Lebenserwartungen

Abbildung 8: Kriterien der deutschen Entwicklungszusammenarbeit

Abbildung 9: Entwicklung und Verteilung der Weltbevölkerung

Abbildung 10: Subsidies to the poor or the rich?

Abbildung 11: Abhängigkeiten der Problemfelder

Abbildung 12: Erste Modellebene: Problemfelder Entwicklungsländer

Abbildung 13: Vergleich der fixen Voraussetzungen bei der Internetanwendung

Abbildung 14: Weltweite Internetdurchdringung

Abbildung 15: Dritte Modellebene: Voraussetzungsfelder Internet

Abbildung 16: Vierte Modellebene: Handlungsempfehlungen

Abbildung 17: Datenübersicht Uganda

Abbildung 18: Modellfunktionalität

Abbildung 19: Merkmale "Deutschland AG" und "New Economy"

Abbildung 20: Übertragungsgeschwindigkeit Afrika

Abbildung 21: Africa One: Glasfasernetz um Afrika

Abbildung 22: Weltweite Host-Rechner Verteilung

Abbildung 23: Landkarte Uganda

1 Einführung

1.1 Ausgangslage, Problematik & Zielsetzung

Der Begriff „New Economy“ mit seinen Elementen Internet, Globalisierung, E-Commerce und Informationsgesellschaft, ist zu einem Synonym des Jahrtausendwechsels geworden. Die neunziger Jahre stehen jetzt schon als Beweis für viele strukturelle Änderungen mit Auswirkungen für die gesamte Welt, die die New Economy ausgelöst hat. Das Silicon Valley wird als ein Musterbeispiel für erfolgreiche Veränderung angesehen. Erfolgreiche Veränderung, die hauptsächlich auf wirtschaftlichen Veränderungen beruht und mit diesen verbunden wird. Doch das alleinige Augenmerk auf wirtschaftliche Veränderungen zu legen reicht nicht aus bzw. beschreibt die durch die New Economy ausgelösten Prozesse unvollständig. Denn die Veränderungen – die durchaus als revolutionär bezeichnet werden können – berühren sowohl wirtschaftliche, wie auch gesellschaftliche Dimensionen.[1]

Die Information Economy und Society ist entstanden. Sie lässt auf wirtschaftlicher Ebene alte Strukturen und Muster verändern, aufbrechen und Neue entstehen. Auf sozialer Ebene entsteht eine Gesellschaft, die „...much more competitive, more democratic, less centralized, less stable, more able to address original needs and more friendly to the environment...“[2] ist. Die World Bank beschreibt damit, dass gesellschaftliche Veränderungen eintreten, die sowohl Chancen wie auch Risiken auf dem Weg in die Zukunft bieten.[3]

Dass diese wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen global und von einer Stärke sind, mit denen die Menschheit noch nie betroffen war, beschrieb der Europäische Ministerrat schon 1994: „Throughout the world, information and communication technologies are generating a new industrial revolution already as significant and far reaching as those of the past[4]. Für diesen Sprung vom Industrie- zum Informationszeitalter ist sowohl für die Wirtschaft, Nationen, Institutionen und jeden einzelnen Menschen der Zugang zu globalen Informationen überlebensnotwenig. Diese Beobachtung machte schon vor mehr als 20 Jahren Daniel Bell: „control over communications [will be] a source of power, and access to communication [will be] a condition of freedom.[5]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Die New Economy und ihre Auswirkungen

In Abbildung 1[6] sind die Auswirkungen dargestellt. Die New Economy wird mit ihren Grundelementen Globalisierung, Tertiarisierung und Informatisierung, neue Entwicklungsimpulse abgeben. Diese Impulse betreffen die Gesellschaft und die Wirtschaft. Fraglich bleibt, in wie weit sich die beiden Bereiche in die gleiche Richtung und mit der gleichen Geschwindigkeit entwickeln.

Für alle diejenigen von uns, die das Glück haben, in einer Industrienation aufgewachsen zu sein bzw. zu leben, ist Internet mittlerweile stark mit der wirtschaftlichen Zukunft unserer Welt verbunden. Die Situation in Entwicklungsländern[7] ist meistens weniger bekannt und wird auch oft unbewusst oder bewusst vergessen. Es gibt Schätzungen, dass mehr als die Hälfte aller auf dieser Welt lebenden Menschen noch nie ein Telefonat nach Entwicklungsländern geführt hat – obwohl wir durchschnittlich nur fünf Kilometer von einem Telefonanschluss entfernt wohnen. Telefonanschlüsse oder Internetzugang haben Menschen in Entwicklungsländern kaum oder gar nicht. Es stellt sich nun die Frage, wie und in welchem Masse diese Länder von den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen, die die New Economy auslöst, betroffen sind oder auch daran teilhaben können bzw. müssen.

Für viele von uns mag diese Fragestellung etwas verwirrend, vielleicht sogar schon absurd sein. Sind denn nicht z.B. Unterernährung, Armut, medizinische Versorgung, Arbeitslosigkeit oder gerechte Einkommensverteilung viel größere Probleme und viel bessere Ansatzmöglichkeiten Entwicklungsländern zu helfen, als über die Chancen der New Economy für diese Länder nachzudenken? Diese Frage ist durchaus gerechtfertigt und stellt sich den meisten Menschen, wenn sie zum ersten Mal die Begriffe New Economy/Internet und Entwicklungsländer versuchen miteinander zu verbinden.

Die meisten NGOs[8] und Regierungen stehen dem Internet allerdings die Rolle eines Katalysators für gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen in Entwicklungsländern zu. Die Weltbank z.B. beschreibt “...the implications of the Internet on developing countries are profound.. .[9] Die Weltbank stellt mit dieser Aussage eindeutig heraus, dass das Internet und die damit verbunden Veränderungen eine große Chance für Entwicklungsländer darstellen. Zugleich aber auch ein Risiko, wenn sie die Chance nicht nutzen und dann noch mehr an Boden zu den entwickelten Ländern verlieren, denn kein Land der Welt kann sich den Veränderungen der Information Society entziehen – sie werden damit konfrontiert. Die Fragen, die sich daraus nun stellen sind:

- Kann das Internet ein Instrument für eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung sein kann?
- Welche Chancen und Risiken bringt das Internet mit sich? Welche Probleme haben Entwicklungsländer?
- Welches Potential bietet das Internet für Entwicklungsländern?
- Welche Voraussetzungen müssen für diese Potentialerreichung erfüllt sein? Wie können die Voraussetzungen erfüllt werden?

Diese Fragen sollen in der vorliegenden Arbeit beantwortet werden.

1.2 Struktur/Vorgehensweise

Das Ziel dieser Arbeit ist die Entwicklung eines Methodenmodells, mit dem eine Aussage über das Potential der Internetanwendung in einem beliebigen Entwicklungsland gemacht werden kann. Für diese Arbeit wurde, wie in der New Economy Gang und Gebe, dieses Thema mit der Wortkreirung „e-country“ („e“ aus „E“ntwicklungsland und „E“-Commerce). Es ergeben sich vier Arbeitsebenen zur Entwicklung des Modells. Die Probleme der Entwicklungsländer müssen bekannt sein und in Kategorien eingeteilt werden können (Kapitel drei). Die Chancen, die das Internet bietet, müssen in diesen gleichen Kategorien klassifizierbar sein (Kapitel zwei). Das Internet kann erst dann seine Chancen freigeben, wenn gewisse Voraussetzungen erfüllt sind (Kapitel vier). Es ist davon auszugehen, dass sich manche Voraussetzungen noch in einem nicht ausreichenden Erfüllungsstadium befinden. Die Frage mit welchen Instrumenten und wer diese Voraussetzungen erfüllen kann, ist ebenfalls für das Modell erforderlich (Kapitel vier). Nach der theoretischen Herleitung dieses Modells, muss es in einem Praxisfall validiert werden (Kapitel fünf). Für das Modell ergibt sich die in Abbildung 2[10] abgebildete Grundstruktur.

Das Modell besteht aus vier Ebenen: Entwicklungsländer mit Problemfeldern, Internet mit Chancenfeldern, Internet mit Voraussetzungsfeldern und Voraussetzungsinstrumente mit Instrumenten der jeweiligen Teilnehmer. Die Schnittmenge, die sich aus Ebene eins (Entwicklungsland) und Ebene zwei (Internet) bildet, ist das „e-country Potential“. Die Schnittmenge zwischen Ebene zwei (Internet) und Ebene drei (Voraussetzungen) beschreibt die aktuelle „e-country Situation“. Die Schnittmenge aus Ebene drei und Ebene vier sind die „e-country Handlungsempfehlungen“. In den folgenden Kapiteln müssen die einzelnen Ebenen mit Elementen gefüllt werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Modell-Struktur

1.2.1 Anmerkung zur Vorgehensweise

Bei der Themengestaltung dieser Arbeit ergaben sich zwei Optionen. Die erste war, ein Teil dieses Modells zu untersuchen und innerhalb dieses Teils abhängige Beziehungen detailliert zu erarbeiten. Diese Option hat den Nachteil, dass die Entwicklung eines aussagekräftigen Modelles mit allen Elementen innerhalb dieser Arbeit nicht möglich gewesen wäre. Die zweite Option ist ein möglichst komplettes Modell dazustellen und grundlegende Abhängigkeitsbeziehungen zwischen einzelnen Elemente aufzustellen. Die vorliegende Arbeit folgt der zweiten Option. Es wird somit bewusst auf Tiefe verzichtet, um Vollständigkeit für das Modell zu gewährleisten. Ziel ist den Leser für die Thematik zu sensibilisieren und sein Interesse an den sich bietenden Chancen des Internets für Entwicklungsländer zu wecken.

Die vorliegende Arbeit erreicht durch den Titel und die Zielsetzung ein interdisziplinäres Spektrum aus volkswirtschaftlichen, betriebswirtschaftlichen, sozialwissenschaftlichen und technischen Fragestellungen. Die Gradwanderung, welcher Bereich an welcher Stelle die entscheidendendere Bedeutung und tiefere Analyse erfordert, ist nur schwer ohne „Absturz“ möglich. Ein bestimmtes Grad an Oberflächigkeit und Unvollständigkeit musste an gewissen Stellen in Kauf genommen werden, um die Vielfalt der Chancen und Potentiale darzustellen.

1.2.2 Das Konzept „Internet“

Der Titel dieser Arbeit bezieht sich auf die Internetanwendung in Entwicklungsländern. Die Definition von Internet gestaltet sich für diese Arbeit schwierig. Für diese Arbeit ist mit dem Begriff „Internet“ nicht eine Sache oder ein Gegenstand, sondern ein Konzept gemeint. Ein Konzept, welchen den Austausch von Daten zwischen verschiedenen Computern ermöglicht. Dieses Konzept ist ein Teil von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT). Jedoch bestehen IKT aus Hardware, Software, Inhalt, Speichermedien, Übertragung und der Anzeige von Informationen. Somit sind auch IKT ein Teil des Konzeptes Internet. Nach der Auffassung für diese Arbeit existieren Überschneidungen, die die Modellentwicklung jedoch nicht negativ beeinflussen.

2 Internet

2.1 Einleitung

Das zweite Kapitel stellt kurz die generellen Vorrausetzungen für einen Einsatz des Internets dar und legt anschließend den Schwerpunkt auf die Erarbeitung von Chancen, die das Internet für verschiedene Felder bietet.[11]

2.2 Generelle Voraussetzungen der Internetanwendung

Eine Beschreibung der Voraussetzungen für einen Einsatz des Internets kann in diesem Kapitel nur auf der Metaebene erfolgen. Die Mikroebene wird im dritten Kapitel behandelt, da an jener Stelle die Vorraussetzungen teilweise speziell an Entwicklungsländern abgefragt werden können.

Die Metaebene der Internetanwendung besteht aus sechs einander aufbauend und abhängigen Ebenen. Dieses Modell (siehe Abbildung 3) wurde von Pyramid Research[12] entwickelt. Die vollständige Potentialnutzung des Internets wird durch die Ebenen „Infrastructure“, „Software and Services“, „Content and Aggregation“, „B2B E-Commerce“, „C2C E-Commerce“ und „Multimedia“ möglich. Die jeweils nachfolgenden Ebenen können erst dann genutzt werden, wenn die vorherige Ebene ein gewisses Maß an Erfüllung erlangt hat. So ist die zweite Ebene „Software und Services“ erst dann nutzbar, wenn sich die erste Ebene “Infrastructure“ in einem gewissen Erfüllungsstadium befindet. Die Ebene „Infrastructure“ beschreibt die grundlegenden Voraussetzungen wie Anschluss an das Internet (z.B. per Telefonleitung) und die notwendige IT-Hardware (z.B. PC, Modem). Sobald diese erste Ebene eine „...critical mass...“[13] erreicht hat, kann durch den Einsatz und Entwicklung von Software die „...utility creation...“[14] eintreten.

Die nächste Ebene „Content & Aggregation“ ist beschrieben durch „ The next phase in utility creation is the development of content including local language content and information aggregation that organizes the vast amounts of information available over the internet .“[15] Nach Erfüllung dieser drei Ebenen sind die Grundvorrausetzungen für die Erschließung wesentlicher Eigenschaften des Internets möglich. E-Commerce kann dann zwischen Unternehmen und zu Kunden entstehen. Die letzte Stufe „Multimedia“ beschreibt Möglichkeiten, wie z.B. E-Learning (Weiterbildung per Internet) oder interaktive Kommunikationswege (z.B. visuelle Livediskussionen)[16].

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Pyramid Research Internet-Modell

Dieses Ebenenmodell stellt die Metaebene bei der Potentialerreichung des Internets dar. Doch über welche Potentiale verfügt das Internet?

2.3 Chancenfelder des Internets

Für die Entwicklung des Methodenmodells dieser Arbeit ist eine einheitliche Kategorisierung notwenig, die sowohl die Chancen des Internets, als auch die Probleme der Entwicklungsländer in vergleichbare Felder einteilt. Dies ist Voraussetzung, um im vierten Kapitel ein Methodenmodell zu entwickeln, dass Chancen des Internets und Probleme der Entwicklungsländer gegenüberstellt und daraus Potentiale erkennen lässt.

Das Internet bietet eine Vielzahl von Chancen. Für eine Berücksichtigung dieser Vielzahl ist eine interdisziplinäre Einteilung notwenig. Aus diesem Grund bietet sich die Einteilung in fünf Chancenfelder an: ökonomische, ökologische, politische, soziokulturelle und demographische. Diese Einteilung bietet sowohl die Möglichkeit, die Chancen des Internets in diesen fünf Bereichen zu untersuchen, als auch die Probleme der Entwicklungsländer in diese Problemfelder einzuteilen. Interessant ist herauszufinden, inwieweit das Internet nicht nur die uns geläufigen ökonomischen, sondern auch Chancen in den anderen vier Chancenfeldern bietet.

Doch bevor diese fünf Chancenfelder näher behandelt werden, sollen kurz die Grundeigenschaften des Internets dargestellt werden.

2.3.1 Grundeigenschaften des Internets

Die Weltbank[17] definiert drei grundlegende Eigenschaften, die das Internet kennzeichnen: „reach“, „information based products“ and „rich information flow“. „Reach“ oder auch „death of distance“ beschreiben, dass durch das Internet eine geographische Nähe nicht mehr erforderlich ist. Kommunikation, Transaktion und Prozesse sind somit jederzeit und allerorts möglich. „Information based products“ bezieht sich darauf, dass durch das Internet viele neue Produkte und Services auf Basis von Informationen entstehen. Informationen sind somit das Herz des Globalisierungsprozesses, so dass Unternehmen, Nationen und Menschen ihre eigenen Produkte, Ideen und Identitäten global verteilen können und auf andere zugreifen können. Diese globale Verteilungsmöglichkeit wird durch den „rich information flow“ beschrieben.

2.3.2 Chancenfeld: ökonomische Elemente

Das erste Chancenfeld bezieht sich auf die uns am stärksten bewussten Auswirkungen des Internets: die ökonomischen Chancen. Im folgenden werden die verschiedenen Elemente dieses Chancenfeldes erarbeitet.[18]

Mit Hilfe des Internet können Transaktionskosten gesenkt werden. Transaktionskosten sind nach Schneck[19] wie folgt definiert: “Kosten, die nicht bei der Gütererstellung, sondern bei der Übertragung von Gütern von einem Wirtschaftssubjekt zum anderen entstehen (Einsatz-, Zusatz-, Absatzgüter). Zunächst entstehen bei der Übertragung Informationskosten bei der Suche nach Transaktionspartner, der Anbahnung von Transaktionen...und der Transaktion selbst (z.B. Transportkosten)...“ Diese Reduzierung von Transaktionskosten stellt für Entwicklungsländer eine große Chance dar, da diese Länder generell dadurch gekennzeichnet sind, dass sie in der Faktorausstattung Kostenvorteile wie z.B. bei Rohstoffen oder bei Arbeitskräften haben. Diese Vorteile werden aber durch höhere Transaktionskosten aufgrund ihrer geographischen Distanz zu Industrieländern, anderen Märkten und durch uneffiziente Organisations- und Prozessstrukturen stark reduziert. Durch das Internet können die Kostenvorteile der Faktorausstattung in Entwicklungsländern zu einem Wettbewerbsvorteil ausgebaut werden, da das kontraproduktive Element der Transaktionskosten gesenkt werden kann.[20] Weitere Kosteneinsparungspotentiale sieht die Weltbank [21] : „... increase market coverage (home and abroad), facilitating the achievement of economies of scale and scope.“ Aufgrund einer wachsenden Zahl der im Internet präsenten Unternehmen (Produzenten und Lieferanten) und Kunden, sowie dem Wegfall von Markteintrittsbarrieren, werden die Absatz- und Einkaufsmärkte stark ausgedehnt werden. Durch billigeren Einkauf („global sourcing“) und Vergrößerung der Absatzmenge (Skalenvorteile) sind weitere Kosteneinsparungen möglich. Ein weiteres Beispiel ist die optimierte Steuerung und Durchführung von Logistikprozessen. Durch eine Optimierung der Transportplanung sind ebenfalls Kosteneinsparungen möglich.

Durch eine immer größere werdende Anzahl von Menschen und Unternehmen, die weltweit im Internet partizipierenden, entstehen neue Absatzmärkte. Vor allem durch die geringeren Transaktions- und Transportkosten und eine Prozessoptimierung innerhalb der Unternehmensabläufe, entstehen neue Verkaufsmöglichkeiten weltweit. Gerade für Entwicklungsländer bedeutet dies, dass durch die eingesparten Kosten die Produkte und Dienstleistungen der Unternehmen konkurrenzfähiger werden lassen und die höheren Transportkosten in Abhängigkeit von der Entfernung abfangen.

Eine weitere wirtschaftliche Möglichkeit durch den Einsatz des Internets bietet das Outsourcing – vor allem für Entwicklungsländer. Schon heute ist weitverbreitet, dass amerikanische und europäische Unternehmen Teile von ihrer Datenverarbeitung in Länder outsourcen, die mit billigeren Faktorkosten (vor allem Lohnkosten) ausgestattet sind. Das Outsourcingpotential betrifft vor allem Bereiche, in denen Information gehandelt und verarbeitet wird, da durch das schon unter Kapitel 2.3.1. erwähnte Schlagwort „reach“ oder „long distance“, eine digitale Übertragung von Informationen die physische Überbringung ersetzt. Weiterer Anreiz für Outsourcing ist, dass in einer globalen Welt die verschiedenen Zeitzonen dazu beitragen können, dass 24 Stunden am Tag, somit jederzeit, gearbeitet werden kann.

In Ländern mit bereits hohem Internet-Erfüllungsgrad[22], hat die High-Tech Industrie, die eng mit dem Internet und der dazu notwendigen Peripherie verbunden ist, eine große Anzahl von neuen Arbeitsplätzen geschaffen In den USA (mit einem hohen Erfüllungsgrad) sind seit 1993 in der High-Tech Branche über eine Million neue Arbeitsplätze entstanden[23].[24]

Eine weiteres Element des wirtschaftlichen Chancenfeldes ist der Bereich Reise/Tourismus.[25] Dieses Element kann vor allem für Entwicklungsländer eine wichtige Quelle zur Devisenbeschaffung und zur Vermarktung der eigenen Tourismusattraktivität der Länder darstellen. Das letzte Element der ökonomischen Chancen bezieht sich auf eine generelle Entwicklung eines globalen Wettbewerbes. Alle Wirtschaftssubjekte profitieren vom verbesserten Informationsfluss. Dies kann vor allem für Entwicklungsländer eine Art Quantensprung sein. Durch diese Erhöhung des Wettbewerbs können Entwicklungsländer ihre Importe günstiger erwerben und ihre Abhängigkeit von ehemaligen Kolonisierungsländer reduzieren, ihr Produktionswesen effizienter und effektiver organisieren, und ihre internen und externen Märkte effizienter bearbeiten.[26]

Zusammenfassend beschreiben Rock und Witt: „Durch das Zusammenwirken der drei Prinzipien [Fallen der Preise für Mikroprozessoren, Nutzen des Netzes steigt mit der Anzahl der Nutzer, Senkung der Transaktionskosten] entstehen nicht nur neue Märkte, sondern es verändern sich auch die Strukturen bereits bestehender Unternehmen und Märkte.“[27] Und dies mit allen ökonomischen Auswirkungen, wie oben beschrieben. Altig und Rupert[28] bringen wirtschaftliches Wachstum mit der Durchdringung von neuen Technologien, was in dieser Arbeit einer vollkommen Ebenerreichung des in Kapitel 2.2. beschriebenen Pyramid-Modells entspricht, wie folgt in Zusammenhang: “ Focusing on the level of Internet use as an indicator for the absorption rate of emerging computer technologies, the authors [Altig and Rupert] argue for the view that faster technology absorption leads to increased economic growth .“

2.3.3 Chancenfeld: ökologische Elemente

Dieses Chancenfeld besteht aus drei Elementen: Logistikoptimierung, Prozessmonitoring und Sektorenumschichtung[29]. Sektorenumschichtung bedeutet, dass Produktionsprozesse effektiver und effizienter gestaltet werden können und bei dieser Gestaltung stärker ökologische Fragestellungen berücksichtigt werden können.

Wie unter ökonomische Chancen schon beschrieben, können Transportprozesse besser gestaltet werden. Diese bessere Gestaltung hat auch ökologische Auswirkungen, indem Ressourcenverbrauch (z.B. Kraftstoffe) und die damit verbundene Verunreinigung der Atmosphäre reduziert werden können. Auf der anderen Seite ist durch die globale Distribution ein Anstieg des Transportvolumens und somit des Ressourcenverbrauchs verbunden. Das World Watch Institue[30] geht davon aus, dass bis 2007 in den USA jährlich der Ausstoß von 35 Millionen Tonnen Treibhausgasen, alleine aufgrund der Reduzierung von Verkaufsflächen, vermeidbar ist.

Durch den Einsatz von IT können Umweltveränderungen und auch Umweltschutzmassnahmen besser überwacht werden. Beispiele sind die frühzeitige Erkennung von Naturkatastrophen (z.B. Hurrikans, Erdbeben, Überschwemmungen) und die anschließend bessere und schnellere Kommunikation an die betroffenen Gebiete. Neben dieser Früherkennung kann das Internet auch die Vermeidung von durch Menschen verursachter Naturauswirkungen positiv beeinflussen. Aufklärung und Überwachung (z.B. per Satellit über notwenige Düngekonzentrationen) kann per Internet schnell einer breiten Masse kommuniziert werden.[31]

2.3.4 Chancenfeld: politische Elemente

Das vierte Chancenfeld besteht aus politischen Chancen in den Bereichen Demokratisierung, Erweiterung der internationalen Kontakte und effizienter Gestaltung des Verwaltungsapparates.

„Anytime, anything, anywhere“ trägt elementar zu Demokratisierungsprozessen bei[32]. Durch Nutzung des Internets können alle vernetzen Menschen Informationen, die für eine Unterstützung der Demokratie notwendig sind, einsehen und sind somit über ihre eigene lokale, regionale und nationale Situation und die Situation in anderen Ländern besser informiert. Die Weltbank schreibt dazu: „...Through ICTs [IKTs=Information Communication Technologies] non-governmental organizations (NGOs) are helping to give a voice to marginalized segments of the population, raising awareness of economic, social and environmental issues, and directly influencing local, national, and multilateral decision-making“[33] Vor allem regierungsfremde Organisationen haben durch das Internet die Möglichkeit, alle vernetzten Menschen anzusprechen und in ihnen Aufmerksamkeit, Sensibilisierung und Aktivität für wirtschaftliche, soziale und ökologischen Themen zu wecken und somit den Meinungsbildungsprozess der Bevölkerung in eine neue Richtung anregen zu können. Diese Möglichkeit steht natürlich auch der Regierung selbst offen, um die Bürger aktiver in die Entwicklung des eigenen Landes einzubeziehen.[34] Weitere denkbare Möglichkeiten zur Demokratisierung ist z.B. die Durchführung von Wahlen und Volksabstimmungen per Internet (E-Voting) um eine Vielzahl von Wählern und ein objektives und nachvollziehbares Wahlergebnis zu erreichen.[35]

Ein weiteres Element dieses Chancenfeldes ist die bessere Organisation des Regierungsapparates. Die Einrichtungen der Regierung können durch IT und Internet effizienter und effektiver arbeiten. Diese Auswirkungen betreffen z.B. das Steuerwesen zur besseren Überwachung von Unternehmen und zur Automatisierung der Vorgänge innerhalb von Ministerien zur Serviceverbesserung und zu Kosteneinsparungen. Die frei gewordenen Ressourcen können in andere Bereiche investiert werden. Die Kostenvorteile aus Kapitel 2.3.2. treffen auch für den Regierungsbereich zu. Im Bestellwesen können zum Beispiel durch niedrigere Transaktionskosten, bessere Einkaufsbedingungen (Preis, Lieferung) und Zugang zu mehr Lieferanten Kosteneinsparungen erreicht werden.

Die Einsammlung und Verteilung von Steuern, lokale Regierungsaktivitäten und öffentliche Dienstleistungen sind alle von einem starken Informationsfluss über weite Gebiete charakterisiert. Die Vorteile, die das Internet für diese Punkte bietet, beziehen sich hier auf die Qualität und Effizienz des öffentlichen Sektors.

Eine grenzüberschreitende Kommunikation kann individuelle und gesellschaftliche Beziehungen zu anderen Menschen und Gesellschaften erneuern und vertiefen. Die Instrumente des Internets wie z.B.: Email oder WWW können die Entwicklung von internationalen Beziehungen vor allem zwischen Einzelpersonen verstärken.

Über das Internet können des weiteren Personen und Unternehmen nationale Institutionen, die kaum oder nicht die erforderlichen Leistungen erbringen, umgehen. So können sie Alternativen in anderen Ländern nutzen. Beispiele hierfür sind Banken, Makler, rechtliche Beratungen und Informationsdienstleister. Vor allen in Entwicklungsländern sind diese grenzüberschreitenden Zugriffe auf alternative Institutionen nur denjenigen vorbehalten, die die höheren Kosten dafür aufbringen können. Durch das Internet erhält eine breitere Masse Zugang zu diesen Alternativen.

2.3.5 Chancenfeld: soziokulturelle Elemente

Das Chancenfeld soziokulturelle Chancen besteht aus vielen Einzelelementen. Ein Element ist Bildung. Das Schlagwort in diesem Bereich ist „distance education“. Dies ist als ein ergänzendes Instrument in jedem Bildungsportfolio anzusehen. Mit „distance education“ ist es möglich, dass ein breites Bildungsspektrum zu jeder Zeit und an jedem Ort verfügbar ist und nicht nur zentral und punktuell an einem Ort bereitgestellt wird. „Distance education“ bietet für Entwicklungsländer viele Chancen, da hochqualifiziertes Lehrpersonal wenig vorhanden ist, es eine geringe Bildungsinfrastruktur gibt und es nur wenige standardisierte Bildungsprodukte gibt. Weiterhin kann per „distance education“ ein globales Bildungsangebot abgerufen werden, was auch den Wettbewerb unter den Universitäten erhöhen wird. Information, kann somit als Bildungsgut, über das Internet schneller, billiger und an eine breitere Masse verteilt werden. Für den Einsatz in Entwicklungsländern ist die Bedeutung noch einmal hervorzuheben, da Bildung ein entscheidendes Element für die Dynamik von Transformationsprozessen ist. Der Präsident der Fernuniversität Hagen, Hoyer, beschreibt die Möglichkeiten für Entwicklungsländer optimistisch mit: „Das Internet wird, ganz besonders im Bildungsbereich, das globale Entwicklungshilfe-Instrumen werdent[36]. Für Ricardo Diez-Hochleitner, Präsident des Club of Rome, kann: “Durch umfassende Bildung kann beim Einzelnen ein hohes Maß an Sensibilität für globale Herausforderungen geschaffen werden. Das Internet kann viel dazu beitragen, dieses globale Gewissen zu erzeugen“[37]. Er sieht die Chance, dass durch Bildung, Menschen ihre Entscheidungen nachhaltiger treffen – dazu kann das Internet beitragen

Auch dem Bereich Gesundheitswesen eröffnet das Internet neue Chancen. Zum einen können auch in diesem Element wieder mit Prozessoptimierungen und Senkung der Transaktionskosten die vorhanden Ressourcen effektiver und effizienter genutzt werden. Des weiteren bietet sich an, eine Beratung und Diagnostik über das Internet durchzuführen[38]. Somit können auch abgelegene Gebiete auf die Erfahrung und das Wissen von erfahrenen nationalen und internationalen Spezialisten zugreifen. Verbesserte Logistikprozesse sind gerade bei wichtigen Arzneilieferungen eine lebenswichtige Optimierung. Nach der Definition von „health“ der World Health Organisation[39] ist Gesundheit: “ Health is a state of complete physical, mental and social well-being and not merely the absence of disease or infirmity “. Soziale Kontakte tragen daraus folgend auch zu „health“ bei. Auch in diesem Bereich kann das Internet unterstützend wirken[40]. Vor allem in Regionen in denen es keine Telefonverbindungen[41] gibt oder in denen Familienangehörige aufgrund politischer oder ökonomischer Notwendigkeiten getrennt leben. Über das Internet (z.B. E-Mail) können diese Kontakte aufrecht erhalten werden und auch vertieft werden, z.B. in Nord- und Südkorea.[42] Weiterhin können auch neue Kontakte außerhalb der eigenen Familie geknüpft werden, was vor allem zum Gedankenaustausch[43] und zu einer Erweiterung der internationalen Kontakte beiträgt[44].

Ein weiteres Element des soziokulturellen Chancenfeldes ist Entertainment, obwohl dieser Bereich nur schwer quantifizierbar und in nach dem in Kapitel 2.1. beschriebenen Pyramid-Modell erst die letzte Vernetzungsstufe ist. Entertainment kann durch TV, Radio und auch über Internet übertragen werden. Besonders für Regionen, die durch Armut oder andere Ursachen starken sozialen Veränderungen unterworfen sind, kann Entertainment stellenweise für Aufmunterung sorgen und der Bevölkerung Kraft geben und die Moral erhöhen.[45]

Weiterhin kann das Internet die Gleichberechtigung von Frau und Mann fördern. Frauen sind durch die Möglichkeit von Teleworking unter Einsatz des Internets nicht mehr dazu gezwungen, einen Beruf nur an einem vom Wohnort unterschiedlichen Arbeitsort auszuüben. Die geringeren Suchkosten für einen Arbeitsvertrag, flexiblere Arbeitszeiten, Bezahlung und Arbeiten zu Hause machen Teleworking für Frauen attraktiv. Per Teleworking ist arbeiten, versorgen und erziehen an einem Ort möglich.[46] Weiterhin können benachteiligte Frauen durch gleichen Zugang zu Information und Bildung (wie in den vorherigen Abschnitten beschrieben) sich dem Ziel der Gleichberechtigung weiter nähern.

2.3.6 Chancenfeld: demographische Elemente

Das letzte Chancenfeld beschreibt demographische Entwicklungspotentiale durch das Internet. Durch ein verbessertes Gesundheitswesen kann sich die Bevölkerungsstruktur natürlicher entwickeln. Die Lebenserwartung steigt durch bessere medizinische Möglichkeiten und die Aufklärung (z.B. über Verhütung oder AIDS) über das Internet kann viele Menschen erreichen und präventiv wirken. Dem hohen Urbanisierungstrend in vielen Entwicklungsländern kann durch den Einsatz von z.B. Teleworking und besserer Infrastruktur (distance education, medizinische Versorgung) entgegengewirkt werden, so dass viele Motivationsgründe zur Landflucht abgeschwächt werden.

2.4 Modellgestaltung: Chancenfelder Internet

Sicherlich sind nicht alle Elemente der Chancenfelder mit der gleichen Wichtigkeit und Realisierbarkeit einzuschätzen. Es ist an dieser Stelle aber wichtiger, ein breites Spektrum an Möglichkeiten aufzuzeigen, um die Weite und große Chancenvielfalt darzustellen. Abbildung 4[47] zeigt die Ergebnisse dieses Kapitels in der zweiten Modellebene.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Zweite Modellebene: Chancenfelder

Bei einer Betrachtung der ersten Ebene und der Struktur der Chancenfelder, bietet das Internet die Chance, den von der Brundtland Kommission[48] geprägten Begriff „Sustainability“ (Nachhaltigkeit) mit Leben zu erfüllen. Nach der Auslegung von nachhaltigen Entscheidungen müssen immer ökonomische, soziale und ökologische Auswirkungen einer Entscheidung in die Überlegung miteinbezogen werden. Da die fünf Chancenfelder alle Bereiche berühren, könnte das Internet den Weg zu einer nachhaltigen Gesellschaft beschleunigen. Teil von dieser Gesellschaft sind auch Entwicklungsländer. Welche spezifischen Probleme haben und was sind die Ursachen für Probleme dieser Länder? Diese Fragen werden im dritten Kapitel behandelt.

3 Entwicklungsländer

3.1 Einleitung

Das dritte Kapitel gibt einen generellen Einblick in die Welt und Situation der Entwicklungsländer. Im ersten Abschnitt wird der Begriff und die damit verbundene Einstufung erläutert. Im zweiten Abschnitt werden wieder fünf Felder erarbeitet, die die Probleme der Entwicklungsländer kategorisieren. Für ein besseres Modellverständnis ist es notwenig im dritten Abschnitt auf die grundsätzlichen Ursachen der Problemfelder einzugehen. Im letzten Abschnitt wird die erste Modellebene aufgrund der Ergebnisse dieses Kapitels entwickelt und Zusammenhänge zwischen den Problemelementen veranschaulicht.

3.2 Definition Entwicklungsländer

3.2.1 Problematik und gängige Definitionen

Die Definition eines Begriffes, für diese Ländergruppe, hat schon seit langer Zeit für viel Diskussionsstoff gesorgt: Entwicklungsländer, Dritte Welt, Entwicklungshilfe, Nord-Süd-Konflikt oder Schwellenländer – mit keinem Begriff kann eine gesellschaftliche und wirtschaftliche Beschreibung treffend erfolgen. Der Nord-Süd Konflikt ist verwirrend und aus unserem Blickwinkel heraus geschrieben, denn die meisten Entwicklungsländer liegen nicht auf der südlichen, sondern auf der nördlichen Erdhalbkugel. „Entwicklungsländer“ setzt indirekt eine gewisse Ländergruppe, unter anderem unser Europa, als Maßstab für Entwicklung an, nach dessen Entwicklungsstand andere Länder streben sollten. Immel beschreibt diesen Konflikt mit: „...weil nirgends die angestrebte „Entwicklung“ definiert ist. Zudem verschleiert der Begriff, dass viele Hochkulturen in sogenannten unterentwickelten Ländern der „westlichen Zivilisation“ zumindest ebenbürtig waren.“ [49] Mit dem Begriff Dritte Welt ist nicht eine Klassifizierung gemeint, sondern er rührt von der historischen Einteilung in Erste Welt (für westliche Industrieländer) und Zweite Welt (für östliche Industrieländer) her. Mit der Dritten Welt wurde die jüngste Gruppe der Entwicklungsländer gemeint.[50] Egal welche Standardwerke der Fachliteratur betrachtet werden, es kann weder bei Nuscheler[51], Timmermann[52] oder Hemmer[53] eine eindeutige Begriffsdefinition gefunden werden. Diese Problematik streicht schon die Sensibilität im Umgang mit diesen Länder heraus. Es ist kein ausschließlich rationales und quantifizierbares Thema, sondern eine Thematik, die zudem unser Werte- und Moralsystem berührt und gleichzeitig in Frage stellt. Für diese Arbeit wurde der nicht mehr gerechte Begriff Entwicklungsländer gewählt, da er besser als Dritte Welt, dem Leser den Einstieg in diese Thematik vereinfacht und als Oberbegriff für die Einstufung unter Kapitel 3.2.2 dient.[54]

[...]


[1] Eine Gegenüberstellung der Merkmale von Deutschland und der New Economy sind im Anhang unter Punkt 2 dargestellt.

[2] vgl. World Bank: “Harnessing Information for Development“, Seite 1

[3] Rock und Witt vergleichen die Herausforderungen der New Economy mit der industriellen Revolution im 18. und 19. Jahrhundert, in der „. ..wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung auseinanderfallen.“ vgl. Rock, R. und Witt, F., Seite 4

[4] vgl. Europäischer Ministerrat, 1994

[5] vgl. Rifkin, J., Seite 219

[6] Quelle: eigene Darstellung

[7] Zu einer Definition des Begriffs “Entwicklungsländer” wird auf das dritte Kapitel verwiesen.

[8] NGO = Non-Govermental-Organization

[9] vgl. World Bank & Pyramid Research EIU, Seite 1

[10] Quelle: eigene Darstellung

[11] Auf eine Betrachtung der historischen Entwicklung und der genauen Erklärung was das Internet definiert und aus welchen Instrumente (z.B. FTP, Email, WWW) es besteht, wird an dieser Stelle verzichtet und als bekannt vorausgesetzt.

[12] vgl. World Bank & Pyramid Research EIU, Seite 2

[13] vgl. World Bank & Pyramid Research EIU, Seite 1

[14] vgl. World Bank & Pyramid Research EIU, Seite 1

[15] vgl. World Bank & Pyramid Research EIU, Seite 1

[16] Beispiele für die einzelnen Ebenen sind: Infrastructure: Deutsche Telekom /Dell, Software & Services: Microsoft/Intershop, Content & Aggregation: Yahoo/dpa, B2B E-Commerce: DaimlerChrysler/OfficeDiscount, B2C E-Commerce: amazon/Hewlett-Packard, Multimedia: Napster/ICQ

[17] vgl. World Bank: “infoDev working paper“, Seite 9

[18] Jedes einzelne Chancenfeld bietet eine Vielzahl von einzelnen Elementen. Teilweise wurde aus diesem Grund eine Vorselektion getroffen und die nach Meinung des Autors wichtigsten Elemente in der vorliegenden Arbeit behandelt.

[19] vgl. Schneck, Seiten 710-711

[20] Ein Beispiel für die generelle Senkung von Transaktionskosten durch Anwendung des Internets ist Microsoft : „One of our most successful experiments has been in using the Web to streamline ordering of office supplies, PCs and to invoice on-line. We now handle nearly all procurements in this decentralized fashion, thus reducing order costs from $60 per order to $5 per order... “ vgl. www.microsoft.com/education/vision/hed/default.asp

[21] vgl. World Bank: „infoDev working paper“, Seite 8

[22] siehe Pyramid-Model, Kapitel 2.2.

[23] vgl. Internet Indicators: „facts and figures“

[24] In Deutschland beschäftigt der Bereich IKT 974.000 Menschen (1997). vgl. OECD, Seite 32. Interessant ist, dass 2000 im gesamten Wirtschaftssektor prozentual ca. 3% der Beschäftigten im IKT angestellt waren und dieser aber für mehr als 6% der Wertschöpfung verantwortlich war. vgl. OECD, Seite 71.

[25] Der Bereich Reise/Tourismus stellt mit 334 Mio. US$ (32%) den höchsten Anteil am E-Commerce Umsatz in Deutschland dar (Schätzung für 2000). vgl. Jupiter Communications

[26] Aussagen zur Bewertung des wirtschafsichtlichen Wachstums durch das Internet sind im Anhang A unter Punkt 1 zu finden.

[27] vgl. Rock, R. und Witt, F., Seite 2

[28] vgl. Altig, R. und Rupert, P., Seite 1

[29] Mit Sektorenumschichtung ist an dieser Stelle nicht Tertiarisierung gemeint. Der Tertiarisierungstrend wird allerdings auch durch die New Economy beschleunigt. vgl. Rock, R. und Witt, F., Seite 1

[30] vgl. World Watch Institue, Seite 94

[31] vgl. World Bank: „infoDev working paper“, Seite12

[32] Bei einer in 14 europäischen Ländern für den Economist durchgeführten Studie vom Institute for Electronic Government bei 435 gewählten Volksvertretern, sprachen 74,2% der IKT eine Eigenschaft zur Förderung der Demokratisierung zu, 15% sahen kein Potential und 10,7% waren unentschlossen. vgl. The Economist, 24.06.2000

[33] vgl. World Bank: „infoDev working paper“, Seite 10-11

[34] In Deutschland verteilen sich 1.240 von der Regierung und staatlichen Organisationen verwalteten Seiten unter anderem prozentual auf folgende Bereiche: Gesellschaft & Kultur (10%), Wirtschaft (14%), Wissenschaft und Umwelt (1%) sowie Transport & Verkehr (4%). vgl. Financial Times, Dezember 2000

[35] Bei einer in 14 europäischen Ländern für den Economist durchgeführten Studie vom Institute for Electronic Government bei 435 gewählten Volksvertretern, würden 50,4% die Einführung von Online Abstimmungen unterstützen, 30,6% wären dagegen und 19% waren unentschlossen. vgl. The Economist, 24.06.2000

[36] vgl. KEY, Seite 41

[37] vgl. Die Welt: „Das Internet kann ein globales Gewissen erzeugen“, 28.11.2000

[38] Deutschsprachige Angebote im B2C Bereich sind z.B.: www.lifeline.de, www.gesundheitsscout24.de

[39] vgl. World Health Organization

[40] Ein Beispiel hierfür ist die Heidelberger ONKO-Kids Initiative (www.onko-kids.de). Krebskranke Kinder und Jugendliche können auf dieser Webseite, während und nach der Akutbehandlung, mit Eltern, Freunden, Lehrern, Ärzten und anderen betroffenen Kindern ihre Sorgen und Probleme teilen und z.B. per Web-Kamera am Unterricht ihrer Schulklasse teilhaben. vgl. Bördlein, I.

[41] Es mag der Einwand aufkommen, dass es ohne Telefonverbindungen auch kein Internet gibt. Es sei auf das vierte Kapitel verwiesen, an der andere infrastrukturelle Möglichkeiten dargestellt werden.

[42] Dies ist nur möglich, wenn die Staaten freien Meinungsaustausch zulassen und das Internet nicht einschränkend kontrollieren.

[43] Das evangelische Stadtjugendwerk Reutlingen setzt das Internet auch in Reutlingen ein, um junge Menschen, denen ein Kontakt zum traditionellen kirchlichen Erscheinungsbild schwer fällt, mit kirchlicher Jugendarbeit anzusprechen und Kontakt mit ihnen aufzubauen. vgl. Reutlinger Evangelisches Gemeindeblatt, Seite 3

[44] An vielen Stellen wird über Bedenken berichtet, dass das Internet zur sozialen Vereinsamung führt. Dies wird in einer Studie der University of Columbia wiederlegt. vgl. Spiegel Online, 25. Oktober 2000

[45] Eine für den Spiegel von EMNID durchgeführte Studie besagt zur Internutzung und Optimismus: „87 Prozent der Viel-Surfer gaben dem Bericht zufolge an, dass sie optimistisch in die Zukunft sehen. Bei Deutschen ohne Netzanschluss seien es nur 74 Prozent gewesen.“ An Indiz dafür, dass der persönliche Zukunftsoptimismus durch die Nutzung des Internets steigt. vgl. Spiegel Online, 24. Juli 2000

[46] Dieser Hinweis bedeutet nicht, dass ausschließlich Frauen diese Aufgaben (Versorgen und Erziehen) ausüben oder ausüben sollen. Die obige Formulierung wurde nur deshalb gewählt, da in Entwicklungsländern vor allem Frauen solche Aufgaben traditionell übernehmen.

[47] Quelle: eigene Darstellung

[48] vgl. The Brundtland Comission

[49] vgl. Immel, K.-A., Seite 6

[50] vgl. Andersen, U.: „Grundlegende Probleme der Entwicklungsländer“, Seite 6

[51] vgl. Nuscheler,F. Seite 68ff

[52] vgl. Timmermann, V., Seite10ff

[53] vgl. Hemmer, H.-R., Seite 4ff

[54] Auf eine volkswirtschaftliche Darstellung von verschiedenen Entwicklungstheorien wird in dieser Arbeit verzichtet. Die gängigsten seien aber genannt und können in jeder Fachliteratur nachgelesen werden: stationäre und nicht-stationäre Wirtschaftskreisläufe, neoklassische, postkeynesianische und endogene Wachstumstheorien sowie Dualismus-Modelle und das Teufelskreis-Modell.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2001
ISBN (eBook)
9783832445874
ISBN (Paperback)
9783838645872
DOI
10.3239/9783832445874
Dateigröße
1.1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule Reutlingen – unbekannt
Erscheinungsdatum
2001 (Oktober)
Note
1,5
Schlagworte
welt entwicklungsländer internet dritte e-commerce afrika
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Titel: Entwicklungsländer auf dem Weg zur E-Country
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