Emotionale Intelligenz als Bedingungsfaktor für die Führungskräfte-Bildung
Wie lassen sich Führungskompetenzen mit Hilfe von EQ erweitern?
©2001
Diplomarbeit
118 Seiten
Zusammenfassung
Inhaltsangabe:Einleitung:
Wie bedeutsam ist Emotionale Intelligenz für die Führungskräfte-Bildung, und wie kann dieses Konzept für eine zeitgemässe Bildungsarbeit angewendet werden, um Führungskräfte optimaler für ihre Aufgabe zu befähigen, Mitarbeiter sowohl im menschlichen, als auch im unternehmerischen Sinne erfolgreich zu führen?
In dieser Arbeit gelingt es auf originelle Weise das Konzept der Emotionalen Intelligenz nach GOLEMAN auf die menschliche Kommunikation anzuwenden, diese zu einem ganzheitlichen Bildungsbegriff zu führen und schliesslich einen Transfer zu Führungskompetenzen aufzuzeigen.
Die Leitlinien dieser klar strukturierten Arbeit ergeben sich sowohl aus der Auseinandersetzung mit den Ansätzen zeitgemäßer Bildungsarbeit im Sinne von Kompetenzentwicklung - verbunden mit dem häufig geforderten Anspruch, Lernen und Weiterbildung als lebenslange Aufgabe zu begreifen - als auch mit dem von GOLEMAN entwickelten Konzept der EQ und seiner Bedeutung für (berufliches) Handeln und Erfolg. Darüber hinaus wird eine Verbindung zwischen dem Umgang mit eigenen Emotionen und emotionaler Kompetenz sowie ein Zusammenhang von emotionaler und kommunikativer Kompetenz erläutert.
Der Kommunikation wird eine grosse Bedeutung zugesprochen, da sie eine Ausdrucksmöglichkeit des Individuums und dessen emotionaler Kompetenz ist und ebenso von ihm als Instrument zur Zielerreichung eingesetzt wird.
Für die Weiterentwicklung von Führungsarbeit in der heutigen Zeit sind die Theorien der Stellvertretenden Führung nach ARNOLD sowie die Leitgedanken für die lernende Organisation, Personal Mastery und Mentale Modelle von SENGE leitend, da sie die Selbstreflexion als unverzichtbares Instrument ansehen. Denn neben der theoretischen und geistigen Bildung leistet die Persönlichkeitsbildung, welche sich jenseits von kognitiven Lernerfahrungen abspielt, einen gewichtigen Beitrag zur Qualifikation für professionelles Handeln im Beruf ist. Hierfür kann die biographische Selbstreflexion, auch im Rahmen von Coaching anwendbar, erkenntnisleitend sein.
Bildungsarbeit nutzbar für Führungskräfte zu machen impliziert die Diskussion der intrapersönlichen Aspekte von Führung. Denn Führungskräfte sind Erwachsene mit einer individuellen biographischen Vorgeschichte, die andere Erwachsenen in beruflichen Zusammenhängen führen und dabei auch ein hohes Maß an pädagogischer Handlungskompetenz benötigen. Um dieser sozialen Führungsverantwortung gerecht zu werden, benötigen sie […]
Wie bedeutsam ist Emotionale Intelligenz für die Führungskräfte-Bildung, und wie kann dieses Konzept für eine zeitgemässe Bildungsarbeit angewendet werden, um Führungskräfte optimaler für ihre Aufgabe zu befähigen, Mitarbeiter sowohl im menschlichen, als auch im unternehmerischen Sinne erfolgreich zu führen?
In dieser Arbeit gelingt es auf originelle Weise das Konzept der Emotionalen Intelligenz nach GOLEMAN auf die menschliche Kommunikation anzuwenden, diese zu einem ganzheitlichen Bildungsbegriff zu führen und schliesslich einen Transfer zu Führungskompetenzen aufzuzeigen.
Die Leitlinien dieser klar strukturierten Arbeit ergeben sich sowohl aus der Auseinandersetzung mit den Ansätzen zeitgemäßer Bildungsarbeit im Sinne von Kompetenzentwicklung - verbunden mit dem häufig geforderten Anspruch, Lernen und Weiterbildung als lebenslange Aufgabe zu begreifen - als auch mit dem von GOLEMAN entwickelten Konzept der EQ und seiner Bedeutung für (berufliches) Handeln und Erfolg. Darüber hinaus wird eine Verbindung zwischen dem Umgang mit eigenen Emotionen und emotionaler Kompetenz sowie ein Zusammenhang von emotionaler und kommunikativer Kompetenz erläutert.
Der Kommunikation wird eine grosse Bedeutung zugesprochen, da sie eine Ausdrucksmöglichkeit des Individuums und dessen emotionaler Kompetenz ist und ebenso von ihm als Instrument zur Zielerreichung eingesetzt wird.
Für die Weiterentwicklung von Führungsarbeit in der heutigen Zeit sind die Theorien der Stellvertretenden Führung nach ARNOLD sowie die Leitgedanken für die lernende Organisation, Personal Mastery und Mentale Modelle von SENGE leitend, da sie die Selbstreflexion als unverzichtbares Instrument ansehen. Denn neben der theoretischen und geistigen Bildung leistet die Persönlichkeitsbildung, welche sich jenseits von kognitiven Lernerfahrungen abspielt, einen gewichtigen Beitrag zur Qualifikation für professionelles Handeln im Beruf ist. Hierfür kann die biographische Selbstreflexion, auch im Rahmen von Coaching anwendbar, erkenntnisleitend sein.
Bildungsarbeit nutzbar für Führungskräfte zu machen impliziert die Diskussion der intrapersönlichen Aspekte von Führung. Denn Führungskräfte sind Erwachsene mit einer individuellen biographischen Vorgeschichte, die andere Erwachsenen in beruflichen Zusammenhängen führen und dabei auch ein hohes Maß an pädagogischer Handlungskompetenz benötigen. Um dieser sozialen Führungsverantwortung gerecht zu werden, benötigen sie […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
ID 5032
Matebel, Andrea: Emotionale Intelligenz als Bedingungsfaktor für die Führungskräfte-Bildung:
Wie lassen sich Führungskompetenzen mit Hilfe von EQ erweitern? / Andrea Matebel -
Hamburg: Diplomica GmbH, 2002
Zugl.: Münster, Universität, Diplom, 2001
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INHALT
Wie bedeutsam ist Emotionale Intelligenz
für die Führungskräfte-Bildung?
1
I EMOTIONALE
INTELLIGENZ
1 Können Gefühle intelligent sein?
5
1.1 Genese des Konzeptes Emotionale Intelligenz
5
1.1.1 Sieben Intelligenzen nach G
ARDNER
7
1.2 Erlernbarkeit der Intelligenz
10
1.3 Was ist eine Emotion?
12
1.4 Umgang mit eigenen Emotionen
14
1.5 Emotionale Intelligenz und Kompetenz
18
1.5.1 Selbstwahrnehmung
18
1.5.2 Selbstregulierung
19
1.5.3 Motivation
20
1.5.4 Empathie
20
1.5.5 Soziale Kompetenz
21
1.5.6 Kommunikative Kompetenz
21
1.6 Erfolg durch Emotionale Intelligenz
22
1.7 Zusammenfassung
23
II KOMMUNIKATION
2 Kommunikation, Mittel für Selbstausdruck und
Zielerreichung
25
2.1 Begriffsklärung
25
2.1.1 Kommunikation als Selbstausdruck
29
2.1.2 Kommunikation zur Zielerreichung
30
2.2 Vier Aspekte einer Nachricht
30
2.2.1 Sicht des Senders
31
2.2.2 Sicht des Empfängers
31
2.3 Metakommunikation
33
2.4 Kommunikationsstile
33
2.4.1 Sich-distanzierender Stil
34
2.4.2 Helfender Stil
35
2.4.3 Selbstloser Stil
35
2.4.4 Bedürftig-abhängiger Stil
36
2.4.5 Bestimmend-kontrollierender Stil
36
2.4.6 Aggressiv-entwertender Stil
37
2.4.7 Sich-beweisender Stil
37
2.4.8 Mitteilungsfreudig-dramatisierender Stil
38
2.5 Inneres Team als Ausdruck menschlicher Pluralität
40
2.5.1 Innere Teammitglieder
41
2.5.2 Ursprung der Teammitglieder
41
2.6 Kommunikation mit dem Inneren Team
43
2.6.1 Kooperative innere Führung
43
2.6.2 Innere Teamaufstellung
44
2.6.3 Stimmigkeit
44
2.7 Klärung des Eigenanteils in der Kommunikation
45
2.8 Zusammenfassung
46
III BILDUNG
3 Bildung ist Selbst-Bildung
49
3.1 Aspekte zur Klärung eines Bildungsbegriffs
in der Erwachsenenbildung
50
3.1.1 Formale und informelle Bildung
51
3.2 Bildung vollzieht sich im Lernen
52
3.2.1 Sozialkognitive Lerntheorie nach B
ANDURA
53
3.2.2 Widerstände im Lern- und Arbeitsprozess
55
3.2.3 Metaebene des Lernens
58
3.3 Bildung dient der Kompetenzentwicklung
59
3.4 Einsicht ist lebendig gewordenes Wissen
62
3.5 Biographische Selbstreflexion
63
3.5.1 Biographische Selbstreflexion als Bildungsansatz
65
3.5.2 Hermeneutik Auslegungsprozess zum
besseren Verstehen
67
3.5.3 Spiegelung als Bildungsanlass
72
3.6 Coaching - eine professionelle Form der EQ - Förderung
74
3.6.1 Setting
74
3.6.2 Merkmale
75
3.6.3 Ziele
76
3.6.4 Grenzen
77
3.7. Zusammenfassung
77
IV FÜHRUNG
4 Führung als pädagogische Dimension
79
4.1 Begriffsklärung
79
4.2 Inter- und intrapersonale Dimension von Führung
81
4.3 Führung, beeinflusst von Selbst- und Menschenbild
82
4.3.1 Managementmodelle und Menschenbilder
83
4.4 Führungsstile
85
4.5 Gelassenheit, eine Führungskompetenz
90
4.6 Selbstreflexive Kompetenz als
Herausforderung für Führungskräfte
94
4.7 Zukünftiges Rollenverständnis für Führungskräfte
96
Resümee
100
Literatur
104
Wie bedeutsam ist Emotionale Intelligenz für die Führungskräfte-Bildung?
1
Wie bedeutsam ist Emotionale Intelligenz für die
Führungskräfte-Bildung?
Durch zahlreiche Tätigkeiten in Betrieben und Einrichtungen unterschiedlicher
Branchen und pädagogischer Arbeitsbereiche sind mir die Möglichkeiten von
theoretischer Bildung und dem damit verbundenen Anspruch des Einzelnen an seine
Wertvorstellungen, sein Denken und Handeln einerseits und den gelebten
Diskrepanzen im praktischen Tun und sozialen Umgang andererseits, deutlich
geworden.
1
Nicht selten klaffte eine Lücke zwischen dem wohlüberlegten
Gesprochenen, den formulierten Theorien bzw. den Ansprüchen und dem tatsächlich
Gelebten. In entscheidenden, lebendigen, herausfordernden, angespannten
Situationen zeigte sich deutlich, ob die Personen, ihren Ansprüchen selbst gerecht
werdend, ihre Theorien und Ideen authentisch umzusetzten vermochten.
Insbesondere die Kommunikation zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern bzw. die
Kommunikation zwischen den Mitarbeitern war häufig unklar und führte zu mehr
Missverständnissen und persönlichen Animositäten sowie Reibungsverlusten, die
nicht der sachorientierten Lösung eines Betriebsproblems dienten.
Extreme Ausprägungen dieser Tendenzen werden in der Fachwelt auch als Mobbing
auf der Mitarbeiterebene - bezeichnet. Um Bossing handelt es sich, wenn direkte
oder subtile Angriffe von seiten der Vorgesetzten zu Mitarbeitern stattfinden.
2
In
diesen Angriffen geht es letztendlich um eine Störung auf der Beziehungsebene, bei
der aber die Sachebene der ,,Tummelplatz" ist.
Diese Beobachtungen veranlassen zu dem Schluss, dass die theoretische und geistige
Bildung nur ein Teil von Qualifikation zu professionellem Handeln in pädagogischen
Arbeitsfeldern sind. Ein anderer, vielleicht viel bedeutsamerer Teil ist die
Persönlichkeitsbildung, die sich jenseits von kognitiven Lernerfahrungen abspielt
und doch häufig in der hochschulischen und betrieblichen Bildung zu kurz kommt.
1
Um die Übersichtlichkeit des Textes zu erhalten und den Lesefluss nicht zu hemmen habe ich
ausschließlich die männliche Schreibweise verwendet; selbstverständlich sind alle Aussagen ebenso
in weiblicher Form zu verstehen.
2
Vgl. K
ÖHLER
2000, S. 66 f.
Wie bedeutsam ist Emotionale Intelligenz für die Führungskräfte-Bildung?
2
Eine mögliche These, die aus den vielfältigen beruflichen Erfahrungen resultiert und
sich in der intensiven Beobachtung von Arbeitsstrukturen im Rahmen dieser Arbeit
ebenfalls bestätigt hat, lautet:
Die meisten - auch betrieblichen - Entscheidungen werden aufgrund mentaler
Modelle Einzelner oder aufgrund ungeschriebener Gesetze einer Unternehmung als
mentale Modelle des Unternehmens"geistes" gefällt. Sie basieren nicht auf
objektiver, sachorientierter Erfassung der Situation.
3
Angesichts dieser Beobachtungen im Berufsalltag gilt es Konsequenzen abzuleiten,
die sich für die berufliche Bildung und die Weiterbildung von Führungskräften
ergeben. Die zentrale Frage der vorliegenden Arbeit lautet somit:
Wie bedeutsam ist Emotionale Intelligenz für die Führungskräfte-Bildung, und wie
kann das Konzept der EQ nutzbar gemacht werden für eine zeitgemässe
Bildungsarbeit für Führungskräfte zur Befähigung ihrer Aufgabe, Mitarbeiter
sowohl im menschlichen, als auch im unternehmerischen Sinne erfolgreich zu
führen?
In Teil I wird auf das Konzept der Emotionalen Intelligenz im weiteren auch EQ
genannt - eingegangen. Die Genese dieses Konzeptes und seine Bedeutung für
(berufliches) Handeln und Erfolg werden dargestellt. Ebenso wird die Verbindung
zwischen dem Umgang mit eigenen Emotionen und emotionaler Kompetenz
verdeutlicht. Desweiteren wird der Zusammenhang zwischen emotionaler
Kompetenz und kommunikativer Kompetenz geklärt.
Aus den gewonnenen Erkenntnissen resultiert ein Blick hinter die Kommunikation
als einer Ausdrucksmöglichkeit des Individuums und seiner emotionalen
Kompetenz, welcher Gegenstand von Teil II der Arbeit ist. Aspekte dieses Blickes
sind die verschiedenen Gesichtspunkten von Sach-, Beziehungs-, Selbstkundgabe-
und Appellebene in der Kommunikation. S
CHULZ
VON
T
HUNS
Erkenntnisse über
Kommunikationsstile werden in diesem Teil näher beschrieben, sowie verschiedene
kommunikative Fertigkeiten, als Entwicklungsaufgaben für die verschiedenen
Kommunikationsstile, erläutert. Da für S
CHULZ
VON
T
HUNS
das erfolgreiche
Erlernen einer kommunikativen Fertigkeit nur einher gehen kann mit einer
3
Vgl. K
ÄLIN
/ M
ÜRI
1993, S. 84 ff.
Wie bedeutsam ist Emotionale Intelligenz für die Führungskräfte-Bildung?
3
Integration in die gesamte Persönlichkeit, nennt er diese Entwicklungsaufgaben
,,Richtungen der Persönlichkeitsentwicklung".
Teil III befasst sich mit der Bildung. Es werden Elemente eines zeitgemäßen
Bildungsbegriffs im Sinne der Selbststeuerung und Selbstorganisierung diskutiert,
die wiederum auf emotionaler Kompetenz basieren. Weitere Kennzeichen für den
Wandel in der Bildungsarbeit ist die Tendenz, Lernen und Weiterbildung als
lebenslange Aufgabe zu begreifen. Bedingungen als Voraussetzungen für Bildung
sowie die Ausrichtung von Bildung, gilt es im Hinblick auf das Konzept der EQ zu
klären. Hierfür ist die biographische Selbstreflexion erkenntnisleitend.
Wie diese Bildungsarbeit nutzbar für Führungskräfte wird, ist Gegenstand von Teil
IV.
4
In diesem Kapitel geht es mir insbesondere um die Diskussion der
intrapersönlichen Aspekte von Führung. Denn Führungskräfte sind Erwachsene mit
einer individuellen biographischen Vorgeschichte, die andere Erwachsenen in
beruflichen Zusammenhängen führen und dabei ein hohes Maß an pädagogischer
Handlungskompetenz benötigen.
Denn
,,Man führt sowieso zu mindestens 95 Prozent so, wie man ist, auf jeden Fall in
Belastungssituationen oder unter Streß. Daher beginnt die Menschenführung bei
jedem selbst. Die Führungskraft muß sich selber auch führen, muß dieses
Instrument der Führung, sich selbst also kennenlernen, pfleglich behandeln und
auch in seinen Fähigkeiten erweitern. Alles folgt dem Prinzip `Willst du eine gute
Führungskraft sein, so schau erst in dich selbst hinein` (S
CHULZ VON
T
HUN
1989)."
5
Diese Erkenntnis gibt Anlass zu einer tieferen Auseinandersetzung mit der
Zusammenführung der Themen Emotionale Intelligenz und Führungskräfte-Bildung.
Die Leitlinien dieser Arbeit ergeben sich sowohl aus der gedanklichen
Auseinandersetzung mit den Ansätzen zeitgemäßer Bildungsarbeit, als auch mit dem
4
In dieser Arbeit soll der Begriff der Führungskraft wie folgt definiert sein: Diejenigen Personen sind
Führungskräfte, die in Unternehmen sowie in nicht auf Gewinn ausgerichteten Organisationen und
Verbänden Entscheidungs- und Dispositionsbefugnisse, insbesondere über Personal, aber auch in
Sachangelegenheiten innehaben. Im Rahmen dieser Definition ist somit jeder Mitarbeiter, der
anderen Mitarbeitern mit Berechtigung Arbeitsanweisungen gibt, ebenso eine Führungskraft wie ein
Unternehmer oder Leiter einer Einrichtung selbst.
5
T
HOMANN
1998, S. 242 f.
Wie bedeutsam ist Emotionale Intelligenz für die Führungskräfte-Bildung?
4
von G
OLEMAN
entwickelten Konzept der EQ. Darüber hinaus lieferten mir die
umfassenden Forschungsergebnisse über die menschliche Kommunikation von
S
CHULZ
VON
T
HUN
und seinen Mitarbeitern sowie die darauf aufbauenden Konzepte
zur Entwicklung einer gelingenden Kommunikation für den Einzelnen, mit seinem
persönlich bevorzugtem Kommunikationsstil, wertvolle Hinweise für diese Arbeit.
Für die Weiterentwicklung von Führungsarbeit in der heutigen Zeit, mit der Prämisse
Emotionale Intelligenz zu fördern, sind die Theorien der Stellvertretenden Führung
nach A
RNOLD
und die Leitgedanken für die lernende Organisation, Personal Mastery
sowie Mentale Modelle von S
ENGE
sehr aufschlussreich.
I EMOTIONALE INTELLIGENZ
5
1
Können Gefühle intelligent sein?
1.1
Genese des Konzeptes Emotionale Intelligenz
Intelligenz, als mentale Fähigkeit, Probleme zu lösen, ist nicht einheitlich definiert.
Bestimmte Aspekte gelten jedoch in der Forschung als Konsens. Diese Aspekte von
Intelligenz, übergreifend für alle Ansätze gültig, sind:
1
· die Fähigkeit besser mit Abstraktionen umzugehen (Ideen, Symbole, Beziehungen,
Konzepte, Prinzipien) als mit konkreten Dingen,
· die Fähigkeit Probleme zu lösen, Transfer zu leisten und neue Situationen zu
bewältigen und
· die Fähigkeit zu lernen und gelerntes Wissen anzuwenden.
Unter dem IQ, dem mit entsprechenden Tests gemessenen Intelligenzquotienten,
versteht V
ESTER
mehr als den Grad der Intelligenz als Fähigkeit Probleme zu lösen,
bei denen es um Abstraktionen und Symbole (vor allem verbaler Art) geht. Er
beschreibt Intelligenz als die Fähigkeit Informationen zu speichern, zu kombinieren
und Zusammenhänge zwischen ihnen zu erkennen.
2
E
STES
spricht bei Intelligenz von einem adaptiven Verhalten des Individuums,
welches von kognitiven Prozessen und Operationen gesteuert und zur Problemlösung
genutzt wird.
3
A
NASTASI
zielt ebenfalls auf Intelligenz als Verhaltensqualität ab, die
nicht in der Person vorgegeben ist.
4
Und H
OLLER
spricht von einer Fähigkeit ,,aus
früheren Erfahrungen zu lernen und sich an eine veränderte Umwelt anzupassen".
5
H
OLLER
hebt die Zukunftsorientierung hervor, indem er Intelligenz als Ausdruck des
menschlichen Bedürfnisses nach Fortschritt und Weiterentwicklung sowie schwierige
Situationen zu bewältigen und voran zu bringen artikuliert.
G
ARDNER
betont darüber hinaus auch den kulturellen Aspekt von Intelligenz als der
Fähigkeit,
1
Vgl. G
AGE
/ B
ERLINER
1996, S. 51 ff.
2
Vgl. V
ESTER
1996, S. 49
3
Vgl. E
STES
1982 in G
AGE
/ B
ERLINER
1996, S. 52
4
Vgl. A
NASTASI
1986 in G
AGE
/ B
ERLINER
1996, S. 52
5
H
OLLER
1996, S. 361
I EMOTIONALE INTELLIGENZ
6
,,Probleme zu lösen oder Produkte zu erzeugen, denen wenigstens in einem
kulturellen Umfeld oder einer Gemeinschaft Wert beigemessen wird."
6
Er betrachtet Intelligenz in einem kulturellen Kontext
7
, welches die Vielfältigkeit von
Intelligenz an sich impliziert, da jede Kultur ihre eigenen spezifischen Prioritäten für
Wertvolles setzt. Er betont darüber hinaus Intelligenz als wertfreies Potential,
welches graduell und unterschiedlich richtungsweisend genutzt werden kann.
8
Auf die vielfältigen (multiplen) Intelligenzen, die G
ARDNER
in jahrzehntelanger
Forschungsarbeit herausgearbeitet hat, wird im nächsten Kapitel näher eingegangen.
G
OLEMAN
, Psychologe an der Harvard Universität und ehemaliger Herausgeber der
Zeitschrift ,,Psychology Today" prägte 1995 mit seinem, im deutschsprachigen Raum
erstmalig veröffentlichten, Buch Emotionale Intelligenz einen neuen Begriff.
,,... der Mandelkern ist der Spezialist für emotionale Angelegenheiten. Wird der
Mandelkern vom übrigen Gehirn abgetrennt, kommt es zu einer verblüffenden
Unfähigkeit, die emotionale Bedeutung von Ereignissen zu erfassen ..."
9
Die ,,Entdeckung" der Emotionalen Intelligenz stützt sich auf Beobachtungen der
Neurobiologie/ -physiologie, die über die Untersuchungen von Hirntraumatisierten
und -operierten herausgefunden haben, dass Stimuli, welche bei uns Emotionen
hervorrufen, nicht auf der Ebene des Kortex verarbeitet werden, sondern in einem
kleinen, mandelförmigen Organ, dem Mandelkern - auch Amygdala genannt - , das in
den Windungen des menschlichen Gehirns liegt.
10
Somit entziehen sich intensive
emotionale Reaktionen der kognitiven Kontrolle im Gehirn. Aus diesem Grund fällt
es schwer, sich bei intensiven Gefühlen wie Zorn, Eifersucht oder Angst zu
beherrschen.
11
6
G
ARDNER
1999, S. 53
7
Siehe hierzu auch G
AGE
/ B
ERLINER
1996, S. 53
8
Vgl. G
ARDNER
2001, S. 71 f.
9
Ebenda, S. 33
10
Vgl. G
OLEMAN
1999, S. 32 ff.
11
Vgl. ebenda, S. 67 f.
I EMOTIONALE INTELLIGENZ
7
1.1.1 Sieben Intelligenzen nach G
ARDNER
H
OWARD
G
ARDNER
hat 1983 mithilfe dezidierter Analysen von
· Darstellungen von Intelligenz in der belletristischen Literatur,
· neurologischem Beweismaterial aus Untersuchungen über Hirnschädigungen,
· Beschreibungen über die Genialität und Behinderung bei Wunderkindern,
Autistikern und lernbehinderten Kindern und
· anthropologischen Abhandlungen über verschiedene Völker und Praktiken in
verschiedenen Kulturen
eine Theorie der multiplen Intelligenzen aufgestellt.
12
Seiner Ansicht nach gibt es mindestens sieben unterscheidbare Arten von Intelligenz,
die nur minimal miteinander korrelieren.
Neben der
· Sprachlichen Intelligenz, als der Fähigkeit einen Wortschatz differenziert und
nuanciert verstehen, analysieren, gebrauchen und neu gestalten zu können,
· Musischen Intelligenz, als einer ausgeprägten Musikalität,
· Logisch-mathematischen Intelligenz, als der Fähigkeit mit langen logischen
Konstrukten, Theorien und symbolischer Logik umgehen zu können,
· Räumlichen Intelligenz, als der Fähigkeit zum räumlichen und perspektivischem
Denken und
· Körperlich-kinästhetischen Intelligenz, als einem ausgeprägtem
Körperbewusstsein und einer damit einhergehender fast perfekten Körperkontrolle
hat er sowohl eine
· Intrapersonale Intelligenz mit der Kernkapazität zur Selbsterkenntnis und ,, ...
Zugang zum eigenen Gefühlsleben zur persönlichen Palette der Affekte oder
Emotionen ... als Hilfsmittel zum Verstehen und Steuern des persönlichen
Verhaltens ...", als ein Wissen über eigene Gefühle
13
,
als auch die
· Interpersonale Intelligenz, häufig auch soziale Intelligenz genannt, mit der
Kernkapazität ,,Unterscheidungen zwischen anderen Individuen wahrzunehmen
12
Vgl. G
AGE
/ B
ERLINER
1996, S. 78 ff.
13
G
ARDNER
2001, S. 219
I EMOTIONALE INTELLIGENZ
8
und zu treffen; insbesondere zwischen ihren Stimmungen, Temperamenten,
Motiven und Absichten"
14
als eine Fähigkeit, subtile Hinweise und Anspielungen
in der sozialen Umwelt wahrnehmen, aufgreifen und verstehen zu können,
herausgearbeitet.
Da ,,der Normalitätsbegriff von Kultur zu Kultur schwankt" und kulturelle Prägungen
und Wertvorstellungen sehr vielgestaltig sind, existieren ,,viele Ausformungen der
personalen Intelligenz".
15
G
ARDNER
betrachtet die intra- und interpersonale
Intelligenz trotz ihrer eigenen Zuständigkeitsbereiche (der Innen- und Aussenschau)
untrennbar miteinander verknüpft, wobei sich unter normalen Bedingungen keine der
beiden Intelligenzen ohne die andere entwickeln kann.
16
Diese beiden personalen Intelligenzen spiegeln sich deutlich in G
OLEMANS
Konzept
der Emotionalen Intelligenz wider. Als knappe Formel heisst das: Emotionale
Intelligenz betrifft den gelungenen und erfolgreichen Umgang mit sich selbst und mit
anderen. Sie beschreibt also das Selbstmanagement und die Selbsterfahrung auf der
einen Seite und Kompetenzen und Fähigkeiten im Umgang mit anderen Menschen
auf der anderen Seite.
Diese Formel gilt es im weiteren noch differenzierter darzustellen.
G
ARDNER
versteht jede der o. g. Formen von Intelligenz als ein in sich geschlossenes
Modul, das aber durchaus mit anderen Modulen in einem grösserem System - dem
Individuum - verbunden ist. So können bestimmte Intelligenzen plötzlich durch
Unfall ausfallen, aber andere Intelligenzen funktionieren weiterhin.
17
Gemessen werden können diese Module mit speziell von ihm und seinen Mitarbeitern
entwickelten Testverfahren, die über schriftliche Formen hinausgehend, auch
handlungsorientierte Situationen - Umgang mit technischen Produkten, soziale
Aufgaben wie Geschichten erzählen, Bilder malen, tanzen - miteinbeziehen.
18
1990 entwickelten S
ALOVEY
und M
AYER
eine umfassende Theorie der Emotionalen
Intelligenz, als
14
Ebenda, S. 220
15
Ebenda, S. 220
16
Vgl. ebenda, S. 221
17
Vgl. ebenda, S. 61 ff.
18
Vgl. G
AGE
/ B
ERLINER
1996, S. 79
I EMOTIONALE INTELLIGENZ
9
,,einer Fähigkeit, die eigenen Gefühle und die anderer zu überwachen und zu
regulieren sowie Denken und Handeln an Gefühlen zu orientieren."
19
Im weiteren griff S
ALOVEY
G
ARDNERS
Formen der personalen Intelligenz auf und
differenzierte sie in fünf Fähigkeitsbereiche aus, die einem Individuum zu einem
gelungenen Leben helfen können:
20
1. Eigene Gefühle erkennen und wahrnehmen wird als die Grundlage Emotionaler
Intelligenz bezeichnet.
2. Eigene Gefühle so zu handhaben, dass sie angemessen sind, welches die o. g.
Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung voraussetzt, wird Selbstregulierung genannt.
3. Eigene Gefühle in die Tat umsetzten können und in den Dienst eines Zieles zu
stellen als Selbstmotivation.
4. Empathie bedeutet zu wissen, was andere fühlen und hat ebenfalls die emotionale
Selbstwahrnehmung als Voraussetzung.
5. Gekonnter Umgang mit Beziehungen, d. h. die Kunst mit den Emotionen anderer
umzugehen als soziale Kompetenz.
Beginnt man jedoch, sich näher mit dem Konzept der Emotionalen Intelligenz zu
beschäftigen so entdeckt man durchaus, Parallelen und ähnliche Gedankenrichtungen,
die schon weit früher formuliert wurden. Die Idee an sich ist gar nicht neu, denn
schon G
OETHE
sprach von Herzensbildung und meinte damit Reife als ein Produkt
der Erfahrung und der Lebensschule.
Erst G
OLEMAN
hat es erstmalig verstanden, die Forschungsergebnisse unzähliger
psychologischer Untersuchungen umfassend unter der Prämisse der Bedeutung von
Emotionalität für die unterschiedlichsten Aspekte des menschlichen Lebens
aufzugreifen, miteinander zu verknüpfen und zu bündeln, um so ein in sich
schlüssiges Konzept zu formulieren.
19
G
OLEMAN
2000, S. 388
20
Vgl. G
OLEMAN
1999, S. 65 ff.
I EMOTIONALE INTELLIGENZ
10
1.2
Erlernbarkeit der Intelligenz
S
TERNBERG
rückt bei der Betrachtung intelligenten Verhaltens jeglicher Art stärker
die Erlernbarkeit von intelligentem Verhalten - von der auch G
OLEMAN
überzeugt ist
- in den Mittelpunkt seiner Untersuchungen. Er hat eine Theorie entwickelt, die die
Trainierbarkeit intelligenten Verhaltens betont. S
TERNBERG
ist der Meinung, dass
intelligentes Verhalten eine Reihe von mentalen informationsverarbeitenden
Aktivitäten/ Komponenten beinhaltet, die im folgenden kurz aufgeführt werden:
21
1. Metakomponenten
sind grundlegende Strategien, die eingesetzt werden, um eine Aufgabe anzugehen
und um Rückmeldungen zu interpretieren, während an dieser Aufgabe gearbeitet
wird; zu diesen zählen
· entscheiden, welche Aufgabenart vorliegt, ob sie eine konvergente
(konventionelle) oder eine divergente (kreative) Antwort verlangt,
· auswählen, in welchem Ablauf die Aufgabe gelöst wird,
· überwachen, ob eine Lösung im Bereich des möglichen liegt,
· die Zeit einhalten und
· Pläne revidieren.
Zusammenfassend formuliert, alle Prozesse, die dabei helfen, über die eigenen
Denkprozesse nachzudenken.
2. Performenzkomponenten
dienen dazu, Teilelemente einer Aufgabe zu verschlüsseln. Sie erschliessen
Beziehungen und Analogien, um alle wichtigen Aspekte einer Aufgabe klar vor
Augen sehen zu können und mögliche Lösungsstrategien zu vergleichen.
3. Wissenserwerbskomponenten
verhelfen dazu, Neues zu lernen, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen und neue
Informationen auf bereits vorhandene Informationen zu beziehen.
Zwei bedeutende Implikationen für die informationsverarbeitende Intelligenztheorie
S
TERNBERGS
sind: erstens Intelligenz als eine Reihe von verschiedenen mentalen
Prozessen zu begreifen und zweitens Intelligenz als trainierbar zu definieren.
Insbesondere die Trainierbarkeit der Metakomponenten betont S
TERNBERG
.
I EMOTIONALE INTELLIGENZ
11
Auch G
OLEMAN
belegt in seinen Untersuchungen die Trainierbarkeit von
Emotionaler Intelligenz und liefert somit ein tragendes Argument für das
Implentieren des Konzeptes der Emotionalen Intelligenz in die Bildung für
Führungskräfte.
22
Bildung, als ein Begriff des Lernens zu verstehen, der aber weit
über denselben hinausgeht und die kritische sowie reflexive Komponente des ,,Sich -
Auseinander - Setzens" mit den Bildungsinhalten miteinschliesst. Für die
Trainierbarkeit der Emotionalen Intelligenz spricht die neuronale Plastizität des
menschlichen Gehirns.
23
,,Neuerdings wird immer mehr auf das kürzlich entdeckte Phänomen der neuronalen
Plastizität hingewiesen; das ist die Tatsache, daß unser Gehirn bis weit ins
Erwachsenenalter hinein durch Bildung neuer dendritischer Verbindungen zwischen
beanspruchten Nervenzellen überaus plastisch auf Umweltreize aller Art zu
reagieren vermag. Ungewohnte Reize destabilisieren gewohnte Weg- und
Assoziationsbahnen; andererseits werden solche durch häufige Wiederholung der
gleichen Art zunehmend stabilisiert."
24
H
ÜTHER
nennt diese Fähigkeit des Gehirns zur Selbstveränderung und
Selbstoptimierung auch das Zentrale Adaptionssyndrom. Es birgt die Möglichkeit,
neuronale Verschaltungen auszubauen oder diese zu reorganisieren, um neues
Denken, Fühlen, Handeln des Individuums zu ermöglichen.
25
G
OLEMAN
äussert sich dazu, was es bedeutet eine Kompetenz zu entwickeln und zu
vervollkommnen,
,,neurologisch gesehen, die alte Gewohnheit als automatische Reaktion des Gehirns
zu löschen und sie durch die neue zu ersetzen. Der Erwerb einer Kompetenz ist dann
abgeschlossen, wenn die alte Gewohnheit ihren Status als selbstverständliche
Reaktion verliert und die neue an ihre Stelle tritt."
26
Ab diesem Moment hat sich die Verhaltensänderung gefestigt und ein Rückfall in die
alte Gewohnheit wird immer seltener bis unwahrscheinlich.
21
Vgl. G
AGE
/ B
ERLINER
1996, S. 75 ff.
22
Siehe hierzu G
OLEMAN
2000, S. 329 ff.
23
Siehe auch G
ARDNER
2001, S. 61 ff.
24
H
OLLER
1996, S. 422 ff.
25
Vgl. H
ÜTHER
1998, S. 7 ff.
26
G
OLEMAN
2000, S. 399
I EMOTIONALE INTELLIGENZ
12
Zur Unterstützung dieser Reorganisierung gilt es zu berücksichtigen, dass das
Training personaler Intelligenz ,,eindeutig einen kognitiven Prozess impliziert."
Denn auf
,,eine bestimmte Art zu fühlen ... heißt, eine Situation auf eine bestimmte Art
auszulegen ...".
27
Das bewusste Denken über eine Situation als die Interpretation derselben kann als
Metakognition verstanden werden, wenn sie das eigene Fühlen und Denken mit
einbezieht.
28
Mit ihr ist das Erkennen der eigenen Erkenntnisstrategien verbunden,
die es ermöglicht sich der Lernbarrieren und des Lernstils bewusst zu werden und
eventuelle Umdeutungen bezüglich der Situationsinterpretation vor zu nehmen.
Erfolgreicher Transfer und somit die gelungene Integration neuer Gefühls- und
Verhaltensmuster, geschieht dennoch nicht nur über die kognitive Aneignung einer
Thematik sondern über die praktische Einübung der gewünschten Kompetenz über
einen längeren Zeitraum.
29
Handlungsorientiertes Lernen kann durch Simulationen,
Spiele, Rollenspiele, Rekonstruktion und Neukreierung bereits, als unbefriedigend,
erlebter Situationen angeregt werden.
Ein wichtiger Gesichtspunkt für die Dauer der ,,Übungsphase" und gelungene
Integration ist jedoch der ,,Abstand vom Ausgangsverhalten zu dem neuen
Verhalten."
30
1.3
Was ist eine Emotion?
Für das tiefergehende Verständnis der Bedeutung von Emotionaler Intelligenz gilt es
neben dem Begriff der Intelligenz ebenfalls zu klären, was eine Emotion ist. Diese
Frage wurde immer wieder in der Wissenschaft aufgegriffen und bis heute existiert
keine endgültige und alleingültige Definition.
Eine auf den Formaspekt fokussierte Definition nennt die Emotion als einen
,,qualitativ näher beschreibbaren Zustand, der mit Veränderungen"
27
G
ARDNER
2001, S. 400 f.
28
Vgl. S
IEBERT
1999, S. 713
29
Vgl. hierzu und im folgenden G
OLEMAN
2000, S. 329 ff.
30
Ebenda, S. 400
I EMOTIONALE INTELLIGENZ
13
· des Gefühls,
· des körperlichen Zustands und
· des Ausdrucks
einhergeht.
31
Diesem strukturalistischen Ansatz wird von L
AZARUS
die situative Komponente, der
Anlass für eine Emotion, als psychischen Zustand hinzugefügt. Die kognitive
Emotionsheorie nach L
AZARUS
betrachtet Emotionen zudem als
Bewertungsvorgänge, die einer Kognition folgen.
32
Kritik an diesem Ansatz findet seine Berechtigung, dass Emotionen, die sich nicht auf
einer der o. g. Ebenen ausdrücken, nicht als solche berücksichtigt werden.
Das funktionalistische Emotionsparadigma hebt stärker die aktive Wirkung einer
Emotion auf die nachfolgenden Handlungen der Person hervor.
33
Hier wird
,,Emotion als eine Änderung der Handlungsbereitschaft, die auf eine Transformation
der Person-Umwelt-Beziehung gerichtet ist"
34
,
gesehen.
Mit der Emotion als veränderter Handlungsbereitschaft gehen Bewertungsprozesse
einher, und aus diesen folgen Bewältigungshandlungen. Hierbei hat auch die
Wahrnehmung eines Anlasses einen Einfluss auf die Bewertung. Zudem treten die
persönlichen Motive hinzu, die die Bewältigungshandlung leiten und überwachen.
G
OLEMAN
schliesst sich diesem funktionalistischen Ansatz an, indem er Emotion als
,,ein Gefühl mit den ihm eigenen Gedanken, psychologischen und biologischen
Zuständen sowie den ihm entsprechenden Handlungsbereitschaften"
35
definiert.
Somit übernehmen Emotionen neben der Bewertungs- ebenfalls eine
Steuerungsfunktion und können dadurch indirekt Hinweise auf Motive und
angestrebte Ziele geben.
31
Vgl. S
CHMIDT
-A
TZERT
zitiert nach F
RIEDLMEIER
/ H
OLODYNSKI
1999, S. 5 f.
32
Vgl. G
IESEKE
1994 (b), S. 41
33
Vgl. F
RIEDLMEIER
/ H
OLODYNSKI
1999, S. 8 f.
34
F
RIJDA
zitiert nach F
RIEDLMEIER
/ H
OLODYNSKI
1999, S. 8
35
G
OLEMAN
1999, S. 363
I EMOTIONALE INTELLIGENZ
14
Emotionen können als inneres Erleben beschrieben werden, das mit physiologischen
Reaktionsmustern und einem gedanklichen Prozess (Kognition) verbunden ist und
auf das eine Reaktion oder Reaktionsbereitschaft folgt. Emotionen können sowohl
durch äussere Reize/ Anlässe als auch durch innere Reize/ Kognitionen ausgelöst
werden. Der unmittelbare oder verbale emotionale Ausdruck unterliegt kulturellen
Einflüssen und individuellen Bewertungprozessen.
36
Kulturübergreifend sind jedoch nach E
KMAN
die sogenannten Kernemotionen, die in
allen Kulturen als Ausdruck desselben Gefühlszustandes gedeutet und genutzt
werden:
37
· Freude
· Trauer
· Angst und
· Zorn.
1.4
Umgang mit eigenen Emotionen
M
AYER
beschreibt unterschiedliche Umgangsstile der Menschen mit ihren eigenen
Emotionen:
38
· Achtsame Menschen nehmen ihre eigenen Stimmungen wahr und sehen diese sehr
klar, was ihnen beim Umgang mit ihren Emotionen hilft, diese zum Beispiel auch
wieder loslassen zu können.
· Überwältigte neigen dazu, sich von ihren Emotionen überfluten zu lassen und sich
ihnen dadurch hilflos ausgeliefert zu fühlen. Sie sind häufig starken
Stimmungsschwankungen unterworfen, verlieren sich eher in ihren Gefühlen als
auf diese zu achten und leben mit der Einstellung, keinen Einfluss auf ihr
Gefühlsleben ausüben zu können.
· Hinnehmende Menschen haben einen klaren Zugang zu ihren Gefühlen aber nicht
das Bewusstsein, diese steuern zu können. Somit versuchen sie auch nicht Gefühle
zu verändern, auch wenn sie unter ihnen leiden. Häufig leben depressive
36
Vgl. F
RIEDLMEIER
/ H
OLODYNSKI
1999, S. 15 ff.
37
Vgl. G
OLEMAN
1999, S. 364 f.
38
Vgl. ebenda, S. 69 ff.
I EMOTIONALE INTELLIGENZ
15
Menschen dieses Muster, wenn sie sich resigniert mit ihren Verzweiflungen
abfinden.
Es liegt nahe zu vermuten, dass hinnehmende Menschen eine wenig ausgeprägte
Selbstwirksamkeit haben. B
ANDURA
fand bei seinen Forschungen die
Wirkmechanismen der Selbstwirksamkeit heraus. Sie ähnelt dem Selbstvertrauen und
ihr Kernpunkt ist die positive Einschätzung des persönlichen Leistungsvermögens.
39
Es geht hierbei nicht so sehr um die tatsächlich vorhandenen Fähigkeiten des
Individuums, als vielmehr darum, wie das Individuum seine Fähigkeiten im Hinblick
auf eine Zielerreichung bewertet. Dieser kognitivistische Ansatz misst dem
Selbstvertrauen, welches letztendlich auf Selbsterkenntnis basiert, eine grosse
Bedeutung für das Vorankommen jedweder Art zu, denn ,,wir müssen an unsere
Fähigkeiten glauben, um sie im Höchstmaß nutzen zu können."
40
Das Spektrum der Arbeit mit Emotionaler Intelligenz erstreckt sich über das
Wahrnehmen der Emotionen, über ihre Bewertung als erwünscht oder unerwünscht,
bis hin zu Methoden ihrer Nutzung bzw. Umwandlung.
Einige Ansätze gehen in die Richtung von Kommunikations und
Konfliktlösungstraining. Diesen liegt häufig der Gedanke zu Grunde, dass der
Ausdruck von Emotionen selbst nicht emotional sein muss, sondern auch auf einer
sachlichen Ebene angesiedelt sein kann. Er entspringt dann einem distanzierterem
Verhältnis zu den eigenen Emotionen, welches eine Arbeit an diesen erst möglich
macht. A
RNOLD
trägt diesem Gedanken in seinem Santiago-Prinzip mit den
Ausführungen zur Gelassenheit Rechnung.
41
,,Dieses `Nichts-zu-Sagen-Haben` ist dabei keineswegs Ausdruck einer sozialen
Teilnahmslosigkeit ... und Indifferenz, sondern viel eher Ausdruck einer überaus
konzentrierten und gereiften Lebensform, die auch und gerade für das erfolgreiche
Handeln in komplexen Strukturen wesentlich ist."
42
Die Basis für diese gewonnene Gelassenheit sieht A
RNOLD
in der Bereitschaft zur
Reflexivität, denn ein
39
Vgl. B
ANDURA
1979
40
G
OLEMAN
2000, S. 89
41
Vgl. A
RNOLD
2000, S. 109 ff.
42
Ebenda, S. 109
I EMOTIONALE INTELLIGENZ
16
,,anderer Umgang mit sich selbst stellt die wohl grundlegendste Voraussetzung für
eine nachdrücklich gelebte Gelassenheit dar. Wer unreflektiert den eingelebten
Grundmustern seiner Biographie und seiner inneren Zwanghaftigkeit ausgeliefert ist,
kann kaum zu einer gelassenen Lebenshaltung finden."
43
Der individuelle Umgang mit den eigenen Gefühlen ist die wesentlichste Grundlage
zu mehr Gelassenheit. Dies trifft insbesondere auf Situationen zu, in denen es
unmöglich ist seine Gefühle zu artikulieren, weil der Gesprächspartner direkte
Kommunikation verweigert. Dann macht es für die betroffene Person immer noch
einen Unterschied, ob sie ihren Emotionen ausgeliefert ist und daran leidet oder diese
klar spürt, ihre Entstehungsbedingungen analysiert und sich nach relative kurzer Zeit
wieder von ihnen unabhängig macht um zum nächsten positiveren
,,Tagesordnungspunkt" überzugehen.
Die Fähigkeit, seine eigenen Gefühle klar wahrzunehmen, erwünschte und
unerwünschte Gefühle zu unterscheiden und sie zu einem konstruktiven verbalen
Ausdruck zu bringen, ist esssentiell für eine gelungene Kommunikation mit anderen.
Eine Grundvoraussetzung dafür ist es, sich seiner eigenen Gefühle bewusst zu sein.
Erst dieses eröffnet für die Person selbst und den anderen Menschen die Möglichkeit,
wirklich aufeinander einzugehen, statt sich in einem verbalen Rückzugsgefecht zu
verteidigen, wie dieses oft bei Du-Botschaften geschieht.
Schritte zu einem bewussteren Umgang mit den eigenen Gefühlen, der letztendlich
das Individuum erst befähigt auch angemessen mit den Gefühlen anderer umgehen zu
können, kann die Selbstexploration sein
(eigene Ausarbeitung)
:
1. Wahrnehmen:
In einem ersten Schritt geht es darum, sich des eigenen Gefühls bewusst zu
werden. Hierbei nimmt man das eigene Gefühl mit einem wachen Interesse wahr.
Man untersucht auch, wie dieses Gefühl auf den Körper und das Bewusstsein
wirkt. Macht das Gefühl angespannt, aufgeregt, müde oder wach? Welche
Möglichkeiten öffnet oder verschliesst es? Diese Phase ist gekennzeichnet von
43
A
RNOLD
2000, S. 117
I EMOTIONALE INTELLIGENZ
17
einer ,,urteilsfreien Sebstbeobachtung (...), die darin besteht, zu beobachten,
deutlich zu sehen, nicht aber zu beurteilen."
44
2. Untersuchen:
Nach der Phase des bewussten Wahrnehmens folgt eine Phase des Nachforschens,
die stärker auf einer intellektuellen Ebene angesiedelt ist. Man stellt sich die
Frage, welche Gefühle sonst noch eine Rolle spielen? Das Gefühl steht womöglich
mit weiteren Gefühlen im Zusammenhang. Man erkennt und benennt diese.
Welche Gedanken stehen mit dem Gefühl in Zusammenhang? Durch welche
Gedanken wird das Gefühl genährt oder gebremst? Welche weiteren Bedingungen
spielten zusammen, damit das Gefühl so entstehen konnte? Bei einem selbst? Bei
den anderen? In der Situation?
3. Gefühle akzeptieren:
Das Annehmen eines Gefühls schafft die Voraussetzung für eine weitere
Auseinandersetzung damit. Man vermeidet dadurch, gegen ein Gefühl
anzukämpfen, wodurch es sich ja in der Regel verstärkt. Auch wenn das Gefühl in
der konkreten Situation eher negativ und als hinderlich bewertet wird, so ist es
doch wichtig es in seiner Existenz gutzuheissen und seine Berechtigung in einem
grösseren Gesamtzusammenhang zu sehen und nicht auf der Ebene des
Absehbaren, der linear kurzfristig nachvollziehbaren Entwicklungen, zu
verbleiben.
S
ENGE
plädiert in seinem Buch ,,Die fünfte Disziplin" dafür, das lineare Denken
loszulassen und unternehmerische sowie soziale Entwicklungen stärker zirkulär zu
betrachten.
45
4. Sich vom Gefühl lösen:
Niemand kann jemanden dazu zwingen, bestimmte Gefühle zu haben. Die
Menschen sind geistig frei und können wählen, für welches Gefühl sie sich
entscheiden. Dieser Schritt ist die konkrete Umsetzung von Selbstverantwortung
auch auf der emotionalen Ebene.
5. Das Gefühl als Signal und Handlungsimpuls nutzen:
Welche Signale gibt einem das Gefühl? Welche Handlungsimpulse vermittelt es?
Durch welche Gedanken, Einstellungen, Handlungsweisen, Gefühle würde sich
44
J
ON
K
ABAT
-Z
INN
über die Achtsamkeit in G
OLEMAN
2000 (b), S. 151
I EMOTIONALE INTELLIGENZ
18
die Situation verändern und verbessern? Zum Beispiel kann es in einer Situation
notwendig sein, sich selbständig und unabhängig zu machen oder mehr Energie in
eine Beziehung zu investieren; am eigenen Selbstbewusstsein zu arbeiten oder
berufliche Veränderungen anzupeilen. Gerade schwierige Gefühle geben einen
entscheidenden Anstoss, sich weiter zu entwickeln.
Die in diesem Kapitel angesprochenen Umgangsmöglichkeiten mit den eigenen
Emotionen anwenden zu können, bedarf es emotionaler Kompetenzen. Diese
emotionalen Kompetenzen werden im folgenden Kapitel näher erläutert.
1.5
Emotionale Intelligenz und Kompetenz
G
OLEMAN
benennt die Emotionale Intelligenz als Grundlage für Emotionale
Kompetenzen. Diese definiert er als erlernte Fähigkeiten, die dann die EQ in das
menschlichen Handeln übertragen können.
46
Er unterscheidet die persönlichen,
emotionalen Kompetenzen Selbstwahrnehmung, Selbstregulierung und Motivation
von den darauf aufbauenden sozialen, emotionalen Kompetenzen, die sich in
Empathie und Kommunikationsfähigkeit widerspiegeln.
Ob die Kompetenzen im beruflichen Alltag zum Tragen kommen, z. B. soziale
Kompetenz in Kooperationsbereitschaft und konstruktive Führungsfähigkeit mündet,
wird von der Motivation des Einzelnen sowie vom Umfeld, dem Betriebsklima
beeinflusst.
Emotionale Kompetenzen nach G
OLEMAN
, die Emotionale Intelligenz ausdrücken,
sollen in den nachfolgenden Kapiteln 1.5.1 bis 1.5.6 näher erläutert werden.
47
1.5.1 Selbstwahrnehmung
Gemeint ist hiermit die realistische Einschätzung der eigenen Persönlichkeit, also das
Erkennen und Verstehen der eigenen Gefühle, Bedürfnisse, Motive und Ziele sowie
45
Vgl. S
ENGE
2001, S. 90 ff.
46
Vgl. hierzu und im folgenden G
OLEMAN
2000, S. 36 ff.
47
Vgl. G
OLEMAN
2000, S. 388
I EMOTIONALE INTELLIGENZ
19
das Bewusstsein über die persönlichen Stärken und Schwächen. Sich selbst gut zu
kennen hilft einer Person, sich einschätzen zu können, wie sie selbst in bestimmten
Situationen reagiert, wo sie Prioritäten setzt und in welchen Bereichen sie noch an
sich selbst arbeiten kann. Zudem ist
,,Selbstbewußtheit ... wesentlich durch Ehrlichkeit und die Fähigkeit charakterisiert,
sich selbst realistisch wahrnehmen zu können."
48
1.5.2 Selbstregulierung
Diese Fähigkeit ermöglicht es dem Individuum, die eigenen Gefühle und
Stimmungen durch einen inneren Dialog beeinflussen und steuern zu können. Mit
dieser Fähigkeit ist es seinen Gefühlen nicht mehr nur einfach ausgeliefert, sondern
kann sie konstruktiv beeinflussen um dann z. B. in emotional geladenen Situationen
angemessen zu reagieren. Jedoch erleben
,,Menschen mit hoher Selbststeuerung ... zwar während eines Streits oder eines
schwierigen inneren Zwiegespräches genauso schlechte Stimmungen wie jeder
andere. Sie finden aber Wege und Mittel, diese zu kontrollieren oder in andere
Bahnen zu lenken."
49
A
NTONOVSKY
, ein amerikanisch - israelischer Medizinsoziologe, entwickelte den
Begriff der Salutogenese, welche sich eingehend mit den Bedingungen der
Entstehung und Erhaltung von Gesundheit auseinandersetzt.
50
Diesen Gedanken
weiterverfolgend entdeckte G
ROSSARTH
-M
ATICEK
in epidemologischen
Untersuchungen unter anderem den entscheidenden gesundheitserhaltenden/
gesundheitsfördernden Faktor Selbstregulation. Er bezeichnet Selbstregulation als
eine individuelle Fähigkeit eines Menschen, durch Eigenaktivität Bedingungen
herzustellen, die zu Wohlbefinden und innerem Gleichgewicht führen und unter
anderem durch folgende Kompetenzen gekennzeichnet sind:
·
Konfliktfähigkeit,
·
Fähigkeit aktiv gewünschte Nähe bzw. Distanz zu anderen Menschen herstellen zu
können und
· für die eigene Aktivität unabhängig von der Zustimmung oder Ablehnung anderer
zu sein.
I EMOTIONALE INTELLIGENZ
20
1.5.3 Motivation
Mit Motivation sind emotionale Tendenzen gemeint, die das Erreichen von Zielen
leiten und erleichtern; also als sich selbst motivieren zu können für erhöhte
Leistungsbereitschaft und Begeisterungsfähigkeit; trotz eventueller Schwierigkeiten
über eine starke Kraft zum Weitermachen zu verfügen und damit eine entsprechend
hohe Frustrationstoleranz zu besitzen. Daher ist hier stärker die intrinsische
(innenwirkende) Motivation in Abgrenzung zur extrinsischen (auf das äussere Lob
gerichtete) Motivation gemeint.
51
1.5.4 Empathie
Empathie wird auch Einfühlungsvermögen genannt, das die Person befähigt, sich in
die Gefühle und Sichtweisen anderer Menschen hineinversetzen zu können und
angemessen darauf zu reagieren. Insbesondere R
OGERS
hat diesen Begriff mit seiner
klientenzentrierten Psychotherapie geprägt. Sein vom humanistischen Menschenbild
geprägtes Credo war, die Mitmenschen in ihrem Sein wahrzunehmen und zu
akzeptieren. Auch B
ETTELHEIM
trat für die Sichtweise ein, dass jede Person ihre
Gründe für ihr spezielles Verhalten hat, auch wenn diese sich dem Aussenstehenden
nicht unmittelbar erschliessen.
52
,,Wir akzeptieren diese Verhaltensweisen, weil wir denken, daß sie das beste sind,
was das Kind in diesem Augenblick tun kann, und weil sie die logische Folge daraus
sind, wie das Kind die Welt sieht. Wir sagen den Kindern jedoch nicht, daß ihre Art,
die Welt zu sehen, unbedingt die beste sei."
Hierbei sei aber ausdrücklich erwähnt, dass akzeptieren oder auch verstehen nicht
gleich zu setzten ist mit gutheissen oder einverstanden sein. Andere Menschen zu
akzeptieren, heisst in erster Linie, ihnen mit Respekt entgegenzutreten und
Verständnis für ihr Tun und Denken zu haben. G
OLEMAN
betont, dass Empathie nie
bedeutet,
,,die Gefühle anderer einfach anzunehmen oder jedem gefallen zu wollen - das wäre
ein betriebswirtschaftlicher Alptraum, der jede Handlungsfähigkeit untergraben
48
G
OLEMAN
1999 (b), S. 27
49
G
OLEMAN
1999 (b), S. 28
50
Vgl. hierzu und im folgenden S
CHÜRHOLZ
2001, S. 18 f.
51
Siehe auch D
ECI
/ R
YAN
1993, S. 225 ff. und P
ÄTZOLD
1993, S. 107 f.
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2001
- ISBN (eBook)
- 9783832450328
- ISBN (Paperback)
- 9783838650326
- DOI
- 10.3239/9783832450328
- Dateigröße
- 1.3 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Universität Münster – Erziehungswissenschaften
- Erscheinungsdatum
- 2002 (Februar)
- Note
- 1,1
- Schlagworte
- emotionale intelligenz führungskräfte kompetenz kommunikation erwachsenenbildung
- Produktsicherheit
- Diplom.de