Auswirkungen von Globalisierung und Electronic Commerce auf deutsche Investitionen in Schwellenländern am Beispiel Perú
Zusammenfassung
Der Handel über das Internet wächst rasant in der letzten Zeit: Bei weltweiten Transaktionen über dieses Medium wurde im Jahr 2000 ein Umsatz von 285,9 Mrd. US$ erwirtschaftet, 10 Mio. US$ entfielen dabei auf Perú; im Jahr 2005 sollen bereits 164 Mio. US$ mit Electronic Commerce in Perú verdient werden, 30.5.2001, S.7; [8], Electronic Commerce. 1997 wickelte der deutsche Otto-Versand 6% seines Gesamtumsatzes über das Internet ab. Nach Prognosen für das Jahr 2001 werden 7% der europäischen Haushalte im Wert von 3,5 Mrd. US$ online einkaufen, S.V.
Inwieweit auch ein Entwicklungsland wie Perú von diesem Fortschritt profitieren kann, wird in dieser Arbeit untersucht, speziell welche Möglichkeiten sich dadurch für Investitionen deutscher Unternehmer eröffnen. Nicht nur durch den Online-Handel, sondern die sich allgemein durch die Globalisierung ergebenden Investitionsmöglichkeiten für Ausländer in Perú werden erörtert.
Die Internet-Nutzung ist einerseits Voraussetzung für elektronischen Handel, d.h. nur wer einen Internet-Zugang besitzt, ist für Electronic Commerce (elektronischer Handel), erreichbar. Andererseits ist der Ausbau des Internet-Zugangs mit dem der Telekommunikationsinfrastruktur verbunden und bietet auf diesem Gebiet Investitionsmöglichkeiten; seit 1994 sind die Investitionen im Telekommunikationsbereich rapide angestiegen. Deshalb fällt ein Schwerpunkt auf die Untersuchung der Internet- und Telekommunikationsinfrastruktur.
Problemstellung:
Zwei Probleme stehen im Vordergrund: Zum einen sind die deutschen Auslandsinvestitionen in Perú im Vergleich zu den Direktinvestitionen aus anderen Ländern relativ niedrig. Auch im Vergleich zu Kapitalanlagen aus der Bundesrepublik Deutschland in anderen Anlageländern haben deutsche Investitionen in Perú eine eher abnehmende als steigende Bedeutung gehabt. Auf der anderen Seite interessieren Chancen für Unternehmen, die durch Investitionen in neuen Märkten wie Electronic Commerce entstehen.
Es wird untersucht, ob Voraussetzungen wie beispielsweise die Infrastruktur für Investitionen im Bereich des elektronischen Handels gegeben sind.
Auf der dritten UN-Konferenz zur Bekämpfung der Armut in den ärmsten Entwicklungsländern werden mehr ausländische Direktinvestitionen gefordert [10], 19.5.01. Ziel dieser Arbeit ist es, aufzuzeigen, dass es auch in einem eher unbekannten Land wie Perú genügend Investitionsmöglichkeiten gibt. Unternehmen aus Industrieländern, und hier […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Problemstellung der Arbeit
1.2 Zielsetzung
1.3 Aufbau der Arbeit
2 Ausgangssituation
2.1 Deutschland
2.1.1 Wirtschaftslage
2.1.2 Investitionen
2.2 Lateinamerika
2.2.1 Wirtschaft
2.2.2 Ausländische Investitionen
2.2.3 Deutsche Direktinvestitionen in Lateinamerika
2.3 Perú
2.3.1 Politische Stabilität
2.3.2 Wirtschaft
2.3.3 Wirtschaftspolitik
3 Motive für deutsche Investitionen in Perú
3.1 Standort Lateinamerika
3.2 Ausbau eines bisher durch den Export belieferten Absatzmarktes
3.3 Handelsabkommen
3.4 Komparative Kostenvorteile des Landes
3.5 Staatliche peruanische Förderungsmaßnahmen
3.5.1 System zur Garantie stabiler Gesetze
3.5.2 Bilaterale und Multilaterale Abkommen
3.5.3 Telekommunikations-Entwicklungsfonds
3.5.4 Innovationszentren
3.6 Deutsche und internationale Förderungsmaßnahmen
3.6.1 Investitionsgarantien
3.6.2 Exportkreditversicherung
3.6.3 Ausschreibungen nationaler und internationaler Organisationen
3.7 Wettbewerbsfähigkeit deutscher Produkte
3.8 Erwartungen von peruanischer Seite
4 Vorbereitungen von Investorseite
5 Investitionen in Perú
5.1 Investitionen: Herkunft
5.2 Die wichtigsten Investitionen nach Branchen
5.2.1 Telekommunikation
5.2.2 Bergbau
5.2.3 Energie
5.2.4 Industrie
5.2.5 Finanzen
5.3 Deutsche Investitionen – zwei Beispiele
6 Electronic Commerce in Perú
6.1 Voraussetzungen für E-Commerce
6.1.1 Infrastruktur
6.1.1.1 Geografische Besonderheiten, Verkehrswege und Distribution
6.1.1.2 Telekommunikationsinfrastruktur
6.1.1.3 Internet-Anbindung
6.1.1.3.1 Internet-Service-Provider
6.1.1.3.2 Zugangskosten
6.1.1.3.3 Internet-Kabinen
6.1.1.3.4 Verfügbarkeit von Internet-Zugängen
6.1.1.3.5 Staatliche Zensur
6.1.2 IT-Fachkräfte in Perú
6.1.3 Technische Verfahren
6.1.3.1 Bezahlung
6.1.3.2 Sicherheit
6.1.3.2.1 Verschlüsselung
6.1.3.2.2 Gesetzliche Regularien
6.1.3.3 Besteuerung
6.1.4 Internet-Nutzung in Perú
6.2 Die aktuelle Situation des E-Commerce
6.3 Chancen und Herausforderungen für E-Commerce
6.3.1 Neue Möglichkeiten mit E-Commerce
6.3.2 Kriterien für ein E-Business
6.3.3 Bildungsstand
6.3.4 Teilnehmer am E-Commerce
6.4 Geschäftsmodelle des E-Commerce anhand von Beispielen
7 Investitionsmöglichkeiten aufgrund von E-Commerce
7.1 Investitionen in neue Produkte
7.2 Investitionen in neue Märkte
7.3 Investitionen in neue Technologie
7.4 Investitionen in neue Geschäfte
7.4.1 Werbung
7.4.2 Industrie
7.4.3 Distribution
7.4.4 Waliki
8 Ergebnis
Anhang
Anhang A : Geographische Daten
Anhang B : Bevölkerungsstruktur
Anhang C : Sozioökonomische Daten
C.1 : Sozioökonomische Niveaus in Perú 1999
C.2 : Soziale Indikatoren
Anhang D : Politische Daten
Anhang E : Wirtschaftsdaten
E.1 : Wirtschaftsindikatoren
E.2 : Investitionen
Anhang F : Infrastruktur
F.1 : Telekommunikation
F.2 : Internet
F.3 : E-Commerce
Anhang G : Studie Perú 2021
Anhang H : Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Der Handel über das Internet wächst rasant in der letzten Zeit: Bei weltweiten Transaktionen über dieses Medium wurde im Jahr 2000 ein Umsatz von 285,9 Mrd. US$ erwirtschaftet, 10 Mio. US$ entfielen dabei auf Perú; im Jahr 2005 sollen bereits 164 Mio. US$ mit „Electronic Commerce“ in Perú verdient werden [27], 30.5.2001, S.7; [8], Electronic Commerce. 1997 wickelte der deutsche Otto-Versand 6% seines Gesamtumsatzes über das Internet ab. Nach Prognosen für das Jahr 2001 werden 7% der europäischen Haushalte im Wert von 3,5 Mrd. US$ online einkaufen [14], S.V.
Inwieweit auch ein Entwicklungsland wie Perú von diesem Fortschritt profitieren kann, wird in dieser Arbeit untersucht, speziell welche Möglichkeiten sich dadurch für Investitionen deutscher Unternehmer eröffnen. Nicht nur durch den Online-Handel, sondern die sich allgemein durch die Globalisierung ergebenden Investitionsmöglichkeiten für Ausländer in Perú werden erörtert.
Die Internet-Nutzung ist einerseits Voraussetzung für elektronischen Handel, d.h. nur wer einen Internet-Zugang besitzt, ist für „Electronic Commerce“ (elektronischer Handel), erreichbar. Andererseits ist der Ausbau des Internet-Zugangs mit dem der Telekommunikationsinfrastruktur verbunden und bietet auf diesem Gebiet Investitionsmöglichkeiten; seit 1994 sind die Investitionen im Telekommunikationsbereich rapide angestiegen. Deshalb fällt ein Schwerpunkt auf die Untersuchung der Internet- und Telekommunikationsinfrastruktur.
1.1 Problemstellung der Arbeit
Zwei Probleme stehen im Vordergrund: Zum einen sind die deutschen Auslandsinvestitionen in Perú im Vergleich zu den Direktinvestitionen aus anderen Ländern relativ niedrig. Auch im Vergleich zu Kapitalanlagen aus der Bundesrepublik Deutschland in anderen Anlageländern haben deutsche Investitionen in Perú eine eher abnehmende als steigende Bedeutung gehabt. Auf der anderen Seite interessieren Chancen für Unternehmen, die durch Investitionen in neuen Märkten wie Electronic Commerce entstehen. Es wird untersucht, ob Voraussetzungen wie beispielsweise die Infrastruktur für Investitionen im Bereich des elektronischen Handels gegeben sind.
1.2 Zielsetzung
Auf der dritten UN-Konferenz zur Bekämpfung der Armut in den ärmsten Entwicklungsländern werden mehr ausländische Direktinvestitionen gefordert [10], 19.5.01. Ziel dieser Arbeit ist es, aufzuzeigen, daß es auch in einem eher unbekannten Land wie Perú genügend Investitionsmöglichkeiten gibt. Unternehmen aus Industrieländern, und hier insbesondere aus Deutschland, sollen ermutigt werden, in Perú neue Investitionen zu tätigen. Insbesondere wird untersucht, welche neuen Geschäfts- und damit Investitionsmöglichkeiten durch den elektronischen Handel entstehen. Perú kann durch eine frühzeitige Einbindung moderner Technologien wie Electronic Commerce den Sprung vom Entwicklungsland zum Cyberland schaffen.
Beispiele sollen Unternehmen die Scheu vor Investitionen nehmen.
1.3 Aufbau der Arbeit
Kapitel 2, Ausgangssituation: In diesem Kapitel wird die wirtschaftliche Situation von Deutschland, Lateinamerika und Perú dargestellt. Hier soll gezeigt werden, daß die Konjunktur in Deutschland stabil genug ist, um Kapazitäten für Investitionen in einem Entwicklungsland wie Perú bereitzustellen. Lateinamerika als Umfeld Perús wird beleuchtet bezüglich Investitionen und Konjunktur. Die Ausgangssituation Perús soll zeigen, daß die Perspektiven der Wirtschaft zusammen mit den sich stabilisierenden politischen Verhältnissen Sicherheit für deutsche Investitionen bieten.
Kapitel 3, Motive für deutsche Investitionen in Perú: Dieses Kapitel möchte deutsche Unternehmen motivieren, in Perú zu investieren, indem Beschlüsse der peruanischen Regierung und Fördermaßnahmen beschrieben werden, die ein investitionsfreundliches Klima in einem Entwicklungsland schaffen. Auf die Erwartungen aus peruanischer Sicht wird einem Abschnitt eingegangen.
Kapitel 4, Anforderungen an den Investor: Hier werden Anforderungen genannt, die vor einem Investitionsvorhaben zu bedenken sind, um dieses zum Erfolg zu führen.
Kapitel 5, Investitionen in Perú: Dieses Kapitel beschreibt eines der Hauptthemen dieser Arbeit, nämlich die aktuelle Situation der getätigten ausländischen Investitionen in Perú. Es wird analysiert, in welchen Branchen ausländische Unternehmen Erfolg hatten; die Hauptaktivität auf dem Telekommunikationssektor ist nicht zuletzt eine wichtige Voraussetzung für Electronic Commerce. Zwei Beispiele deutscher Investitionen werden skizziert.
Kapitel 6, E-Commerce in Perú: Das zweite Hauptthema untersucht die Situation des elektronischen Handels in Perú; einen Schwerpunkt bildet die Analyse der Voraussetzungen für Electronic Commerce in einem Entwicklungsland wie Perú, insbesondere die Infrastruktur. Die Anstrengungen der Regierung, den Entwicklungsprozeß zu unterstützen, werden erläutert.
Kapitel 7, Investitionsmöglichkeiten aufgrund von E-Commerce: In diesem Kapitel werden Investitionsmöglichkeiten genannt, die sich direkt oder indirekt aus dem elektronischen Handel ergeben.
Die Bezeichnung „Electronic Commerce“, die für Handelstransaktionen über das Internet steht, wird nachfolgend kurz „E-Commerce“ genannt. Beispiele von Internet-Sites (Websites) sind peruanischer Herkunft, falls nicht anders vermerkt. Wie das Literaturverzeichnis zu erkennen gibt, wurden aufgrund der Aktualität des Themas die meisten Quellen im Internet gefunden. Literaturangaben sind in eckigen Klammern angegeben. Quellen aus dem Internet sind in der folgenden Weise angegeben: [Nummer der Quelle nach dem Literaturverzeichnis], in Kursiv weitere Links, die beim Anklicken zur Quelle führen. Im Literaturverzeichnis steht nur die Home-Page der Quelle, wenn von den Websites mehrere Seiten referenziert wurden. Beispiel: Die Quelle Nummer 17 bezieht sich auf die Home-Page http://www.ipce.org.pe; dort muß man Marketing en Internet anklicken. Dies wird gekennzeichnet durch [17], Marketing en Internet.
Allgemeine Daten zu Wirtschaft und Bevölkerung Perús sind im Anhang aufgelistet.
Mit dieser Arbeit hoffe ich, deutsche Unternehmen zu Investitionen in Perú anzuregen.
2 Ausgangssituation
Die Wirtschaftslage Deutschlands und Lateinamerikas wirkt sich auch auf das Investitionsverhalten deutscher Unternehmer in Perú aus. Die konjunkturelle Situation Deutschlands beeinflußt Investitionen in Perú. Eine schwache Wirtschaft besitzt nicht die Mittel für Investitionen. Andererseits ist die Wirtschaft Perús eingebunden in die lateinamerikanische Wirtschaft; peruanische Unternehmen, in die investiert wird, treiben Handel mit anderen südamerikanischen Ländern. Perú profitiert vom Funktionieren der lateinamerikanischen Wirtschaft. Eine Investition in eine Niederlassung eines deutschen Unternehmens Perú kann auch den Zweck haben, einen Ausgangspunkt für Südamerika aufzubauen.
2.1 Deutschland
Im Folgenden sind die wesentlichen Ergebnisse einer Konjunkturumfrage für Deutschland, die der Deutsche Industrie und Handelstag (DIHT) im Februar 2001 durchgeführt hat, dargestellt:
2.1.1 Wirtschaftslage
Die Konjunktur ist zu Jahresbeginn stabil. Das Wachstumstempo bleibt auf hohem Niveau. Allerdings deutet sich ein Nachlassen der Konjunkturdynamik an: Denn erstmals seit dem Beginn des Aufschwungs hat sich die Lageeinschätzung der Unternehmen nicht weiter verbessert. Die konjunkturelle Aufwärtsbewegung gewinnt durch die leichte Zunahme des privaten Konsums und vor allem durch den Anstieg der Investitionen derzeit aber an Breite.
Erwartungen
Der Aufschwung bleibt auch im Jahresverlauf 2001 kraftvoll. Die betrieblichen Planungen zeigen Zuversicht: Investitionen und Personalstand steigen bei hoher Kapazitätsauslastung spürbar an. Die konjunkturelle Basis ist damit besser als die Stimmung im Lande. Denn der allgemeine Konjunkturoptimismus bröckelt: Die Unternehmen haben die Erwartungen an das Jahr 2001 merklich zurückgenommen. Die außenwirtschaftlichen Konjunkturrisiken nehmen zu, aber auch das wirtschaftspolitische Klima in Deutschland trübt sich ein. Als Folge verliert die Konjunktur an Schwung.
Außenwirtschaft
Die Exporterwartungen der Unternehmen bleiben im Jahr 2001 auf hohem Niveau. Der Export wird allerdings nicht mehr mit den gleichen Raten steigen wie im Rekordjahr 2000. Die Unternehmen setzen bei ihren nach wie vor positiven Exporteinschätzungen voraus, dass sich die Dynamik der Weltkonjunktur trotz mancher Unsicherheit nicht spürbar abkühlen wird.
2.1.2 Investitionen
Die Investitionsausgaben werden auch im Jahr 2001 kräftig ansteigen. Insbesondere in der Industrie sind die Investitionsaussichten freundlich. In diesem Jahr werden die Investitionen erneut einen Beitrag zum Wirtschaftswachstum leisten. Sie stabilisieren somit die konjunkturelle Aufwärtsbewegung. Eine hohe Kapazitätsauslastung einerseits und die immer noch freundlichen Geschäftserwartungen andererseits veranlassen viele Unternehmen, auch Erweiterungsinvestitionen vorzusehen [31], [44].
Insgesamt stellt sich die Konjunktur positiv dar; dies sollte den Unternehmen finanziellen Spielraum für Investitionen geben. Die Aussage, daß Investitionen kräftig ansteigen werden in Zusammenhang mit den hohen Exporterwartungen, geben Anlaß, auch Investitionen im Ausland anzunehmen, trotz der außenwirtschaftlichen Konjunkturrisiken. Diese müssen im Einzelfall betrachtet werden, daß die Risiken in Zusammenhang mit Perú eher zurückgehen, wird im Abschnitt 2.3 dargestellt.
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und Perú haben eine Vereinbarung zur Umwandlung von Schulden aus der finanziellen Zusammenarbeit geschlossen. Die Vereinbarung sieht vor, daß die Regierung Perús in den kommenden vier Jahren Mittel für 24 Mio. DM für die Armutsbekämpfung bereitstellt. Deutschland wird Perú im Gegenzug 60 Mio. DM erlassen [30]. Dieser Erlaß gibt Perú weiteren finanziellen Handlungsraum.
2.2 Lateinamerika
Dieses Kapitel soll zeigen, daß die Wirtschaft sich in Lateinamerika im Aufbruch befindet, was ausländische und deutsche Investoren bereits erkannt haben. Dieses wiederum ermutigt, in Perú zu investieren, da sich Investitionen dann auszahlen werden; wie schon erwähnt bildet ein südamerikanisches Land oft den Stützpunkt ausländischer Unternehmen für den gesamten Kontinent.
2.2.1 Wirtschaft
Neben den neuen wirtschaftspolitischen Weichenstellungen wird auch die zunehmende Regionalisierung auf dem amerikanischen Kontinent den Wachstumsprozess weiter verstärken. Die Öffnung der Märkte erfordert die Umstrukturierung der Produktion unter Beachtung internationaler Wettbewerbsbedingungen und entzieht Monopolisten ihre Ruhepolster. Der Rückzug des Staates aus der Wirtschaft schafft für die Unternehmen insgesamt effizientere Bedingungen. Schließlich reduzieren niedrige Inflationsraten die Unsicherheit für Investoren. Die Stabilisierungserfolge geben auch den internationalen Kapitalgebern wieder Vertrauen. [21], S.7f.
2.2.2 Ausländische Investitionen
Ausländische Direktinvestitionen (Foreign Direct Investment, FDI) durch transnationale Unternehmungen (Transnational Corporations, TNC’s) erreichten einen Rekord 1999 in Südamerika [6]. TNC’s sind Unternehmen, die Teile eines ausländischen Unternehmens kontrollieren, meistens, indem sie Kapitalanteile halten. Ein Minimum von 10% wird als Schwelle angesehen. Insgesamt zogen Lateinamerika und die Karibik 1999 90 Billionen US$ an, 1998 73,8 Billionen US$. 80% davon ist auf die vier größten Empfänger verteilt: Brasilien, Argentinien, Mexiko und Chile. Diese Länder gehören dem MERCOSUR-Verbund an, Chile ist nur assoziiert. Argentinien, Chile und die Dominikanische Republik haben die größten Steigerungsraten 1999 im Vergleich zu 1998. Perú wird gesondert in Kapitel 5 behandelt. Der Anstieg der ausländischen Direktinvestitionen wird durch langfristige Wachstumsaussichten und zunehmende Privatisierung begründet. Vor allem US-amerikanische, spanische, niederländische, britische und französische Unternehmen haben sich engagiert. Besonders spanische Unternehmen haben in der jüngsten Zeit in starkem Maße in Lateinamerika investiert. Durch umfangreiche Neuinvestitionen im Energie-, Telekommunikations- und Finanzsektor konnte Spanien Deutschland vom traditionellen zweiten Platz in Lateinamerika verdrängen. Diese spanischen Neuinvestitionen werden nach ihrer endgültigen Realisierung einen Gesamtwert von 30 Mrd. US$ haben. Während der letzten zwei Jahre haben sich ausländische Investoren an der Privatisierung der Telekommunikation in El Salvador und Guatemala beteiligt. Nordamerikanische und europäische Unternehmen haben sich in Lateinamerika engagiert, aber Spanische TNC’s waren besonders aktiv in Südamerika: Telefónica (Telekommunikation), Endesa España (Elektrizität), Iberdrola (Öl und Gas), die Fluggesellschaft Iberia, Banco Santander Central Hispano (Bank).
Im nördlichen Teil der Region spielt NAFTA eine Schlüsselrolle für ausländische Investitionen.
TNC’s, die in Lateinamerika beheimatet sind, haben Investitionen in Ländern außerhalb Südamerikas angekurbelt, traditionelle Investoren sind Mexiko und Brasilien. 1999 belief sich dies auf 27,3 Billionen US$ im Vergleich zu 9,4 Billionen US$ 1998. Es gibt auch Investitionstätigkeiten innerhalb der Region, d.h. ein südamerikanisches Land investiert in Südamerika. 1999 fanden 80% der grenzüberschreitenden Mergers & Akquisitionen innerhalb der Region statt.
2.2.3 Deutsche Direktinvestitionen in Lateinamerika
Insgesamt sind etwa 2.000 deutsche Unternehmen mit Direktinvestitionen in Lateinamerika vertreten. Die Bedeutung des deutschen Lateinamerika-Engagements wird auch daraus ersichtlich, daß das Produktionsvolumen der deutschen Tochterunternehmen in Lateinamerika mit mehr als 65 Mrd. US$ den gesamten deutschen Export in die Region im Jahr 2000 um ca. das vierfache überstieg.
Lateinamerika ist von strategischer Wichtigkeit für die deutsche Wirtschaft. Außerhalb Westeuropas ist Lateinamerika die einzige Weltregion, in der deutsche Unternehmen Schlüsselpositionen in bestimmten Branchen innehaben. Beispiele dafür sind die Sektoren Kfz, Chemie, Pharmazie, Elektrotechnik und Maschinenbau. Beim Ausbau dieses Engagements spielt der Zufluß neuer Mittel aus Deutschland nur noch eine relativ geringe Rolle. Viele Lateinamerika-Töchter deutscher Unternehmen finanzieren die als notwendig erachteten Ersatz- oder Neuinvestitionen weitgehend aus dem eigenen Cash-flow. In Brasilien und Mexiko ist der Gesamtwert der Reinvestitionen inzwischen deutlich höher, als der kumulierte Direktinvestitionszufluß aus Deutschland.
Noch bis weit in die neunziger Jahre waren deutsche Unternehmen nach den US-Firmen zweitwichtigster Investitionspartner Lateinamerikas. Seitdem nutzten andere Länder die Chancen von Wirtschaftsliberalisierung und Privatisierung in dieser Region, um ihr Engagement kräftig auszubauen. Dagegen setzten die deutschen Unternehmen in den letzten zehn Jahren andere regionale Schwerpunkte. Prioritäre Investitionsziele waren für sie die EU, die USA und Osteuropa. Lateinamerika kam dagegen kurz hinter Asien nur noch auf den 5. Platz.
Die Tabelle 1 zeigt die wichtigsten Ziele deutscher Direktinvestitionen von 1989 bis 1998:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Deutsche Direktinvestitionen 1989 – 1998
Die großen Chancen Lateinamerikas wurden von den deutschen Unternehmen offensichtlich nicht ausreichend wahrgenommen. Dies ist wenig verständlich, denn Ende der achtziger und Anfang der neunziger Jahre hat in Lateinamerika ein tiefgreifender Umstrukturierungsprozeß eingesetzt. Jahrzehntelang war diese Region von außenwirtschaftlicher Abschottung und staatsdirigistischen Eingriffen in die Wirtschaft geprägt gewesen. Diese Politik wurde in den meisten Ländern durch eine Neuorientierung auf Liberalisierung der Wirtschaft, Privatisierung des Staatssektors, regionale Integration und außenwirtschaftliche Öffnung ersetzt. Geradezu beeindruckend ist die Privatisierungsbilanz Lateinamerikas: In den letzten zehn Jahren brachte der Verkauf von über 1.000 Staatsunternehmen Erlöse von insgesamt ca. 150 Mrd. US$.
Das Argument, daß spanische und auch portugiesische Unternehmen aus kulturellen Gründen in Lateinamerika einen „Heimvorteil“ hätten, gilt nur in eingeschränktem Maße. Diese Unternehmen haben vielmehr anhand systematischer und gezielter Marktanalysen rechtzeitig erkannt, welches enorme Potential besonderes die größeren Märkte Lateinamerikas bieten. So haben sie gezielt die umfangreichen Privatisierungskampagnen genutzt, um ihr Engagement in den Bereichen Telekommunikation, Verkehrsinfrastruktur, Energieversorgung und Banken auszubauen. Das gleiche gilt im übrigen auch für die Mitbewerber aus den USA und aus EU-Ländern, wie Großbritannien, die Niederlande und Frankreich, deren Bedingungen sich von denen Deutschlands nicht wesentlich unterscheiden.
Als größte Hindernisse für deutsche Direktinvestitionen in Lateinamerika wurden bei einer Umfrage der Interamerikanischen Entwicklungsbank im Jahr 2000 an erster Stelle genannt: örtliche Bestimmungen und Vorschriften, Bürokratie, Rechtsunsicherheit, Gewalt, Korruption, Probleme bei der Kapitalrückführung und der Gewinnüberweisung, niedrig entwickelte Infrastruktur, unterentwickelte Kapitalmärkte, soziale Probleme und Armut sowie Sicherheits-, Gesundheits- und Umweltstandards. An zweiter Stelle seien außerdem die innenpolitische Instabilität, die Furcht vor starken Abwertungen, eine hohe Steuerbelastung, die Arbeitsgesetzgebung und der Mangel an Fachkräften ein Problem.
Tabelle 2 zeigt die deutschen Direktinvestitionen in Perú im Vergleich mit anderen lateinamerikanischen Ländern. Der Schwerpunkt lag nicht in Perú, sondern in Argentinien, Brasilien und Mexiko. Die Zahlen beruhen auf einer dpa-Umfrage unter den deutschen Außenhandelskammern in Lateinamerika. Dies ist wichtig hervorzuheben, denn die Außenhandelskammern haben in den größeren Ländern die deutschen Unternehmenstöchter vor Ort befragt. Dadurch werden auch indirekte Investitionen über andere Länder und Reinvestitionen berücksichtigt. Bei den folgenden Zahlen handelt es sich um kumulierte Investitionsbeträge plus indirekte Investitionen über andere Länder plus Reinvestitionen minus Kapitalrücktransfer [20].
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 2: Deutsche Direktinvestitionen 1998 in Lateinamerika
Zum Schluß sei noch ein Beispiel einer erfolgreichen Investition eines mittelständischen Unternehmens genannt, die als Ansporn für eine ähnliche deutsche Investition in Perú verstanden werden soll. Der deutsche Hersteller von Satellitentechnologie, ND SatCom, hat kürzlich eine Niederlassung in Brasilien eröffnet, diese operiert auf dem gesamten südamerikanischen Markt. In Zusammenhang mit der Erneuerung und dem Ausbau der Telekommunikationsinfrastruktur erhielt das Unternehmen zahlreiche Aufträge in Perú und Lateinamerika. ND SatCom liefert Satelliten-Terminals an Betreiber wie die Telefónica del Perú oder Impsat (siehe Abschnitt 5.2.1). Die Geschäftsaussichten im Telekommunikationsbereich in Südamerika haben das Unternehmen zu diesem Schritt bewogen. Daneben besteht schon ein weiteres Büro in Mexiko [53].
2.3 Perú
Dieses Kapitel soll zeigen, daß Perú als Standort für Investitionen gewisse Grundvoraussetzungen erfüllt. Auch soll mit eventuell falschen Vorstellungen aufgeräumt werden; Perú trägt zwar den Status „Dritte Welt“, ist aber dennoch ein ernstzunehmender Wirtschaftspartner. Perú liegt an der Westküste Südamerikas, das Klima variiert von mediterran an der Küste über kalt in den Anden bis tropisch feuchtheiß im Urwald. Das Land besteht aus 25,7 Mio. Einwohnern, wovon ein Drittel, 7,5 Mio. in der Hauptstadt Lima wohnen. Das durchschnittliche Familieneinkommen beträgt 307 US$ pro Monat; es bestehen jedoch große Unterschiede zwischen einer sehr gut verdienenden Minderheit und dem sozioökonomischen unteren Ende. 60% des nationalen Einkommens wird in Lima erwirtschaftet. Details sind aus dem Anhang zu entnehmen.
2.3.1 Politische Stabilität
Perú besitzt seit 1980 kontinuierlich eine demokratisch gewählte Regierung. Davor erlebte Perú einen Wechsel von gewählten und durch Militärputsch eingesetzten Präsidenten. Fujimori konnte 1992 die Macht der Terrorgruppe „Leuchtender Pfad“ brechen. In den letzten Jahren hat sich die Menschenrechtssituation bemerkenswert verbessert, die politische Gewalt hat abgenommen; die Zahl politisch Verschleppter und außergerichtlicher Hinrichtungen hat dramatisch abgenommen seit 1992 [34], S.284. Das Klima für den Aufbau ausländischer Investitionen wurde auch durch das erreichte Friedensabkommen mit Ecuador verbessert. Dies wird auch einen positiven Einfluß auf die Entwicklung des zugehörigen Grenzgebietes und den Integrationsprozess mit den Andenländern haben, der dazu beiträgt, Handel und Investitionen zu pflegen.
2.3.2 Wirtschaft
Dieser Abschnitt gibt einen Abriß über die jüngste wirtschaftliche Entwicklung Perús. Tabellen mit detaillierten Kennzahlen finden sich im Anhang.
Seit der Machtübernahme des Präsidenten Fujimori im Jahr 1990 wurden Handel, Investitionen und der Telekommunikationssektor liberalisiert (siehe hierzu auch Abschnitt 6.1.1.2). Die peruanische Wirtschaft wurde zunehmend marktorientiert, mit großen Privatisierungen in den Bereichen Bergbau, Elektrizität, Telekommunikation. Wegen den starken ausländischen Investitionen und der Kooperation zwischen der Fujimori-Regierung und dem Internationalen Währungsfonds und der Weltbank erfuhr Perú ein starkes Wachstum von 1994 bis 1997. Nach fast 25 Jahren negativen Pro-Kopf-Wachstums des Bruttoinlandsprodukts (siehe hierzu Abbildung 7 in Anhang E.1 :) war Perú die am schnellsten wachsende Wirtschaft in der ganzen Welt im Jahr 1994; sie wurde als die am schnellsten wachsende in ganz Lateinamerika 1995 angesehen. Die Niederschlagung der Terrorgruppe „Leuchtender Pfad“ und eine disziplinierte Wirtschaftspolitik führten dazu. Die Inflation wurde unter Kontrolle gebracht; seit Fujimoris Amtsübernahme am 10. Juni 1990 ist die Inflation von rund 7650% kontinuierlich auf 3,8% im Jahr 2000 gesunken (siehe Anhang E.1 :, Abbildung 10). Auf der anderen Seite stiegen die Lebenshaltungskosten mit dem Wegfall der Preisfestlegung, die arme und mittlerer Schicht der Bevölkerung wurde hart getroffen [34], S.280f.
1998 wurde durch die Auswirkungen der Naturkatastrophe „El Niño“ auf die Landwirtschaft, die Wirtschaftskrise in Asien und dem instabilen brasilianischen Markt das Wachstum der peruanischen Wirtschaft gebremst. 1999 waren die Nachwirkungen noch zu spüren, trotzdem war Perú weniger anfällig als andere lateinamerikanische Länder [12], Su mejor Opción para invertir. Lima konnte mit dem Internationalen Währungsfonds eine Erweiterung der Hilfen verhandeln, trotzdem mußte über die Ziele Perús neu verhandelt werden [3]. Jedoch haben gestiegene Handelspreise und die Erholung des Fischereisektors dazu beigetragen, daß sich die Wirtschaft in den ersten drei Quartalen 2000 prächtig entwickelt hat, das Bruttoinlandsprodukt stieg um 3,6% gegenüber dem Vorjahr [18], Indicatores economicos. Davon beeinflußt wurden auch die Exporte nach Deutschland, die im Jahr 2000 zunahmen, was durch Fischmehl und Kaffee beeinflußt wurde; diese sind die beiden wichtigsten Exportgüter Perús, deren Preis und Mengen entwickelten sich günstig [45].
Vor den Wahlen am 3. Juni 2001 stagnierte die Wirtschaft. Die politischen Erschütterungen haben Unsicherheit unter Konsumenten und Investoren erzeugt; diese warteten vorsichtig die Konstellation neuer politischer Kräfte ab. Die Wachstumsrate für November 2000 betrug 0,1%, nach –0,1% im September und +0,2% im Oktober. Trotzdem überraschte der November, da die meisten Marktteilnehmer einen Rückgang von 0,5% erwartet hatten. Wachstum wurde durch den Primärsektor getrieben, der um 5,3% über dem Vorjahresmonat lag, während der Nicht-Primärsektor um 1% abnahm.
Die stagnierende wirtschaftliche Entwicklung haben es der Zentralbank ermöglicht, die Inflation konstant zu halten. Im Dezember 2000 wuchsen die Preise für Konsumgüter um 0,15% gegenüber November. Preisanstiege gab es in den Bereichen Wohnung, Treibstoff, Elektrizität, Transport und Kommunikation [9].
Das Bruttoinlandsprodukt für 2001 wird mit einer sehr moderaten Entwicklung angesetzt. Jedoch sehen die Perspektiven für 2002 optimistischer aus: Der Wahlausgang wurde international begrüßt, das Programm des neuen Kandidaten wurde positiv aufgenommen, was der folgende Abschnitt beschreibt.
2.3.3 Wirtschaftspolitik
Trotz aller Verfehlungen hat der frühere Präsident Fujimori eine erfolgreiche Wirtschaftspolitik betrieben. Unter Fujimori wurden fortschrittliche Gesetze erlassen: die digitale Signatur (siehe Abschnitt 6.1.3.2.2), das System zur Garantie stabiler Gesetze (siehe Abschnitt 3.5.1). Diese bilden wesentliche Voraussetzungen für die Entwicklung des E-Commerce und zur Förderung von ausländischen Investitionen allgemein. Fujimori favorisierte die Privatisierung in Perú; während seiner Amtszeit wurde z.B. das staatliche Telefonnetz an die spanische Telefónica verkauft, die die peruanische Tochter Telefónica del Perú gründete.
Der am 3.6.2001 neu gewählte Präsident Toledo gilt als Wirtschaftsexperte. In Stanford in den USA studiert, hat er als wirtschaftlicher Berater für internationale Organisationen gearbeitet, unter anderem als Berater der Weltbank. Die Bankiers und Unternehmern in Perú befürchten nicht, daß er das Land in wirtschaftliche Abenteuer stürzen werde. JP Morgan in New York erklärte, der Sieg Toledos werde die Finanzmärkte erfreuen. Die Börsen in Lima und an der Wallstreet reagierten mit Kurssprüngen nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses. Toledo favorisiert eine freie Marktwirtschaft. Sein Wunschkandidat für das Wirtschaftsministerium ist Kuczynski, ein Reformer des freien Marktes, ein früherer Energieminister und ein Funktionär des Internationalen Währungsfonds [32].
Toledo kündigte an, den Kurs des knappen Geldes beizubehalten, um die Inflation zu begrenzen und die Mehrwertsteuer zu senken, was die Kaufkraft stärken soll. Dies wird jedoch nicht leicht sein, da Perú auf eine dreijährige Wirtschaftsflaute zurückblickt; zudem muß Perú die Richtlinien des Internationalen Währungsfonds einhalten. Sein wichtigstes Ziel sei die Reaktivierung der Wirtschaft, erklärte Toledo. Ein „Notprogramm“ zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit soll 2,5 Mio. Arbeitsplätze in den nächsten fünf Jahren schaffen. Die Exporte sollen verdoppelt werden. Insgesamt soll die Wirtschaft in diesem Zeitraum um 6% wachsen. Eine leistungsfähige Wirtschaft benötigt gut ausgebildete Fachkräfte; einen Beitrag dazu ist die Erhöhung der Gehälter der Lehrer [33]. Die staatlich angestellten Lehrer waren gezwungen, weiteren Beschäftigungen nachzugehen, da ihr Gehalt den Lebensstandard im allgemeinen nicht deckte.
Über rund 20% der Auslandsschulden (19,1 Mrd. US$) möchte er neu verhandeln, um die Zinsbelastung zu reduzieren. Auf Reisen um die Welt beabsichtigt Toledo, Finanzhilfen auszuhandeln und Investoren für Perú zu überzeugen. Der Agrarsektor soll durch die Schaffung einer Agrarbank stimuliert werden, denn keine Privatbank ist mehr bereit, den unter Not leidenden Bauern Kredite zu geben [29], 5.6.2001.
Die positive Entwicklung der Wirtschaft ist nicht nur von direkten wirtschaftspolitischen Entscheidungen abhängig, sondern auch vom Vertrauen der Bevölkerung und der Investoren in den Staatsapparat und in das Justizwesen; auf diesem Gebiet hat der neu gewählte Präsident Aufgaben zu bewältigen, um das durch Korruption angeschlagene Vertrauen wiederzugewinnen.
Es wurde gezeigt: Perú hat sich politisch gefestigt und war in der Lage, mit der Situation um den gestürzten Präsidenten Fujimori umzugehen. Die Wirtschaft ist - vor allem für ein „Dritte-Welt“-Land - stabil und die wirtschaftlichen Weichenstellungen versprechen eine positive Entwicklung. Damit sind Grundvoraussetzungen für eine Investitionstätigkeit gegeben und es kann der Frage nachgegangen werden, welche Motive es für deutsche Unternehmen gibt, in Perú zu investieren.
3 Motive für deutsche Investitionen in Perú
Dieses Kapitel soll deutsche Unternehmen zu Investitionen in Perú motivieren. Es wird gezeigt, daß zahlreiche Anreize durch Gesetze, Abkommen und staatliche Fördermaßnahmen gegeben sind. Nachdem der größte Teil des Kapitels Vorteile aus deutscher Sicht geschildert hat, wird am Schluß auf Erwartungen aus peruanischem Blickwinkel eingegangen.
Welche vordergründigen Überlegungen führen dazu, daß sich ein IT-Unternehmen auf das Glatteis einer Investition in Perú – sei es eine eigene Niederlassung oder eine Kooperation mit einem lokalen Distributor - wagt? Wie kommt ein Betrieb, der bisher nur in der Bundesrepublik tätig ist, dazu, sich ohne Erfahrung und ohne Hilfe in ein solches Risiko zu stürzen? Will man der Konkurrenz zeigen, daß man einen großen Schritt voraus ist, ist es Neugier und Abenteuerlust oder ist es die berühmte unternehmerische Risikobereitschaft, ohne die ein Unternehmen immer durchschnittlich bleiben muß?
Es gibt mehrere Motive für deutsche Investitionen im Ausland allgemein:
- Dies kann die Sättigung oder ein schwacher bzw. rückläufiger Markt in Deutschland sein.
- Expansionsbestrebungen für das deutsche Unternehmen.
- Strukturwandel der Weltwirtschaft
- Protektionismus
- Produktlebenszyklen
- Kompensationsmöglichkeiten
- Komparative Kostenvorteile
- Innovationsdruck
- Eine eigene Niederlassung gibt eine größere Marktnähe, d.h. bessere Beurteilung der Konkurrenzsitutation, Kenntnis der lokalen Marktsituation, Kontakt zu örtlichen Marktforschungsinstituten usw. Außerdem besitzen lokale Mitarbeiter die benötigten Sprach- und Mentalitätskenntnisse.
- Einem Unternehmen mit einer lokalen Niederlassung im jeweiligen Land wird oft mehr Vertrauen entgegengebracht, als einer Firma, die von Übersee aus operiert. Dies gilt insbesondere für Perú; man hat es dann mit einem „peruanischen“ Partner zu tun, nicht mit einem rein „ausländischen“ [8], SoftwareDevelopment.
Ein Beispiel ist der Ulmer Bauchemie-Spezialist Uzin Utz AG. Der in Deutschland rückläufige Umsatz im Jahr 2000 wurde durch das wachsende Auslandsgeschäft aufgefangen. Dieses soll durch weitere Investitionen im Ausland gestärkt werden. In Polen wurde im Jahr 2000 ein Tochterunternehmen eröffnet, in China ist Uzin mit 45% an einem Partnerunternehmen beteiligt [11]. Dieses Beispiel wäre genauso auf Investitionen in Perú übertragbar. Die großen Software-Unternehmen besitzen aus oben genannten Gründen eine Niederlassung oder eine Verbindung zu einem lokalen Distributor in Perú: Microsoft, IBM, Novell, Oracle, 3Com, SAP [8], SoftwareDevelopment.
Tabelle 3 zeigt, warum deutsche Unternehmen im Ausland investieren. Die Investitionsmotive sind mit einer Rangordnung bewertet von „4“ wie sehr große Bedeutung, bis „0“ wie keine Bedeutung [23], S.15.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 3: Investitionsmotive deutscher Unternehmen
Grundsätzlich lassen sich zwei Aussagen über Investitionsmotive im Ausland treffen [24], S.14:
1. Es gibt mehrere Motive für eine Auslandsinvestition
2. Neben Absatz-, Kosten-, Risiko- und Sicherheitsüberlegungen ist als Hauptmotiv das Streben nach Gewinn- bzw. Rentabilitätsverbesserungen anzusehen.
Eine 1961 in den Vereinigten Staaten durchgeführte Untersuchung zeigt bei den Auslands-Investitionsmotiven die Dominanz des Gewinnmotivs.
Für Unternehmen aus traditionell exportorientierten Ländern bietet sich durch das Zusammenwachsen der Weltmärkte die Chance, durch Auslandsinvestitionen Ressourcenengpässe, Risiken und Konjunkturschwankungen auszugleichen.
3.1 Standort Lateinamerika
Der Standort Perú dient nicht nur, um den peruanischen Markt zu erreichen, sondern kann als Ausgangspunkt für ganz Südamerika oder Teile davon dienen. Auf der anderen Seite gelten allgemein „lateinamerikanische“ Regeln im zwischenmenschlichen Verhalten, in der Mentalität auch für Perú. Lateinamerika ist reich an humanen Ressourcen, vielfältigen Bodenschätzen und fruchtbarem Agrarland. In dieser Region von der kombinierten Größe Europas und Chinas lebt eine halbe Milliarde Menschen. Sie erwirtschaften ein Bruttoinlandsprodukt, das das von China, Indien, Indonesien und Rußland zusammengenommen übersteigt.
Abgesehen vom beeindruckenden Entwicklungspotential seiner natürlichen und humanen Ressourcen bietet Lateinamerika einen zusätzlichen, nicht zu unterschätzenden Standortvorteil. Die Mentalitätsunterschiede zu Europa und damit auch mögliche Reibungsverluste sind gering im Vergleich zu anderen Kulturen, wie z.B. China: Zwischen Lateinamerikanern und Europäern gibt es viele Gemeinsamkeiten, die von den Sprachen bis zu den gesellschaftlichen Grundwerten reichen und die das Ergebnis einer massiven Einwanderung aus Europa sind. Alleine der Anteil Deutschstämmiger an der Bevölkerung Lateinamerikas wird auf etwa 7 - 8 Millionen Menschen geschätzt. Mit dem Know-how, das diese Menschen aus ihrer Heimat mitbrachten, leisteten sie einen beachtlichen Beitrag zur Wirtschaftsentwicklung zahlreicher Länder der Region. Nicht zuletzt auch deshalb stößt man in den Direktionsetagen vieler lateinamerikanischer Firmen auf zahlreiche deutsche Namen.
3.2 Ausbau eines bisher durch den Export belieferten Absatzmarktes
Für die Versorgung ausländischer Märkte gibt es grundsätzlich drei Möglichkeiten [23] S. 13:
1. Warenexport, d.h. eine direkte Lieferbeziehung zwischen Exporteur und ausländischem Käufer.
2. Indirekter Export, d.h. der Hersteller liefert an einen Zwischenhändler, der den ausländischen Markt versorgt.
3. Produktion im Ausland für den ausländischen Markt; dies bedeutet Kooperation mit ausländischen Partnern und/oder Direktinvestitionen im Ausland.
Auch für die Deutsch-Südamerikanische Bank, die mit einem umfangreichen Filialnetz in Lateinamerika vertreten ist, sind die Marktchancen offensichtlich: Bisher weicht das deutsche Exportangebot von der Nachfragestruktur Lateinamerikas vielfach ab. Die politisch stabilen Rahmenbedingungen und die wirtschaftliche Integration fördern jedoch die Modernisierung der verarbeitenden Industrie und der Infrastruktur.
Zukünftig dürfte sich der lateinamerikanische Importbedarf dem deutschen Angebot annähern. Dabei wird die Bedeutung Lateinamerikas nicht nur als Handelspartner, sondern auch als Investitionsstandort wird weiter zunehmen. In der derzeitigen Phase profitieren diejenigen Unternehmen am stärksten, die bereits entsprechende Niederlassungen etabliert haben [21], S. 10.
3.3 Handelsabkommen
Perú ist ein Mitglied des freien Handelsgebietes der Andenstaaten. Dazu gehören Bolivien, Kolumbien, Ecuador und Venezuela, dies ist ein Markt von 106 Mio. Konsumenten. Zusätzlich hat Perú ein Abkommen mit Chile getroffen, das die schnelle Einrichtung einer Freihandelszone ermöglichen soll. Es wird erwartet, daß sich in wenigen Jahren MERCOSUR und die Andenstaaten auf eine südamerikanische Freihandelszone einigen. Nach dem Treffen von 34 nord- und südamerikanischen Ländern zum „Gipfel der Amerikas“ am 20.4.2001 in Québec könnte eine Freihandelszone sogar für ganz Nord- und Südamerika Wirklichkeit werden [10], 21.4.2001. Der Andean-Trade-Preference-Act erlaubt 6300 Produkten den zollfreien Zugang zum US-amerikanischen Markt. Die Andenländer können Fischerei-, Agrar- und Textilprodukte zollfrei in die EU einführen. Perú besitzt hier Wettbewerbsvorteile wegen seiner natürlichen Ressourcen. Am 11.4.2001 haben die EU und die USA den „Bananenkrieg“ beendet. Ab 1.7.2001 hebt die EU Vergünstigungen bei der Einfuhr von Bananen aus Afrika, der Karibik und des Pazifik auf [10]. Perú ist auch Mitglied des Asia-Pacific-Economic-Coorporation-Forum, das 50% des Welthandels.ausmacht.
Lateinamerika und Europa öffnen sich füreinander: Das Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und Mexiko ist am 1. Juli 2000 in Kraft getreten. Deutsche Unternehmen haben seitdem leichteren Zugang zum rasch wachsenden mexikanischen Markt, der gleichzeitig Teil der NAFTA ist.
Das Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und dem MERCOSUR - hierüber wird zur Zeit verhandelt - wird nach Inkrafttreten ähnliche Erleichterungen für den Zugang zum „Markt des Südens“ bringen. Hier sind dann etwa 200 Millionen Verbraucher in einem Wirtschaftsraum für deutsche Unternehmen zu erreichen. Der Bundeswirtschaftsminister forderte auf der siebten Lateinamerikakonferenz, das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und den MERCOSUR -Ländern rasch abzuschließen [27], 1.6.2001.
Auch die anderen, kleineren Länder Süd- und Mittelamerikas sind dabei, sich für das Ausland zu öffnen und bieten deutschen Unternehmen interessante Chancen [30].
3.4 Komparative Kostenvorteile des Landes
Der Hauptgrund für kostengünstige ausländische Produktion liegt meist im Bereich der Lohnkosten. In vielen Sektoren - u.a. Textilien, Spielwaren, Elektrogeräte - erfolgt die internationale Güterproduktion vorrangig in Billiglohnländern, meist Entwicklungs- und Schwellenländer, wobei die Fertigprodukte anschließend in die kostenintensiveren Industrieländer importiert werden.
Wenn sich ein Unternehmen dafür entscheidet, Produktionsanlagen im Ausland zu errichten, statt im Inland produzierte Güter zu exportieren, spielen natürlich eine ganze Vielzahl von Kriterien eine Rolle. Dies läßt sich nicht verallgemeinern. Hervorzuheben sind jedoch Aspekte wie günstigere Produktionskosten (u.a. Lohnkosten), bessere Arbeitsproduktivität, Wegfall von Transportkosten; ferner Steuervorteile, das Unterlaufen von Zollschranken, die Marktnähe zum Abnehmer, Risikostreuung, u.a. Diese für viele ausländische Standorte geltenden Argumente treffen auch für Perú zu [23] S.7ff.
3.5 Staatliche peruanische Förderungsmaßnahmen
Die folgenden Abschnitte sollen die investitionsfreundliche Einstellung Perús dokumentieren. Früher wurden viele ausländische Investitionen als Ausbeutung angesehen.
In den peruanischen Universitäten wurde kommunistisches Gedankengut verbreitet; die „Gringos“ würden das Land auf Kosten der einheimischen Bevölkerung ausbeuten. Diese Einstellung hat sich grundlegend geändert. Die Regierung möchte das Vertrauen ausländischer Investoren gewinnen, wie die folgenden Abschnitte beweisen.
Internet und E-Commerce tragen zu einer ausländeroffenen und freundlichen Einstellung in der Bevölkerung bei [25], 21.12.00.
3.5.1 System zur Garantie stabiler Gesetze
Der Staat fördert und verbürgt sich für ausländische Investitionen, die im Land in allen wirtschaftlichen Aktivitäten und in jeglicher Organisation ausgeführt wurden, mit nationalen Gesetzen. Unter diesem Prinzip und Artikel 137 der politischen Konstitution Perús, hat der Staat die „Nationale Kommission der Ausländischen Technologie“, CONITE, gegründet. Dieses nationale Kompetenzzentrum ist verantwortlich, die nationale Politik für Investitionsangelegenheiten mitzugestalten und umzusetzen [12], “Perú: Un Lugar para desarrollar nuevos negocios”.
CONITE hat die folgenden Arbeitsgebiete:
- Schaffung eines regulierendes Rahmenwerkes und von Prozessen, um Investitionen in Perú zu erleichtern.
- Werbung für Investitionen, um internationale Unternehmenskooperationen attraktiv zu machen, um das einheimische Produktionssystem zu stärken.
- Verwaltung von „stabilen Gesetzesvereinbarungen“, um die Stabilität eines Gesetzeswerkes zu garantieren für die Entwicklung neuer Investitionen.
Das gesetzliche Rahmenwerk für die Förderung und den Schutz ausländischer Investitionen hat ein positives Klima für die Entwicklung der Investitionstätigkeiten geschaffen. Es umfaßt:
- das Dekret Nr. 662, das Förderungsgesetz für ausländische Investitionen
- das Dekret Nr. 757, das Rahmenwerk für das Wachstum privater Investitionen
- die Regelungen für die Teilnahme an privaten Investitionen im Prozeß der Privatisierung
- Vergabe von öffentlichen Aufträgen
- Vergabe von Lizenzen
Die Gesetzgebung wird begleitet von einer liberalen Politik, welche private Investitionen in Perú fördert. Das Dekret Nr. 662 von 1991 basiert auf der Gleichbehandlung nationalen und ausländischen Kapitals und gewährt ausländischen Investoren folgende Rechte [12], Boletin Estadístico:
- Nicht-diskriminierende Behandlung gegenüber dem einheimischen Investor
- Unbeschränkten Zugriff auf peruanische Kredite
- Die Möglichkeit, Aktienanteile zu erwerben, die nationalen Investoren gehören
- Der Investor kann ausländische Versicherungen für Investitionen abschließen
- Freier Zugang zu Technologie
- Freier Retransfer von Gewinnen und Dividenden
Der Schutz und die Sicherheit von Investitionen wird durch sogenannte „Gesetzes-Stabilitätsgarantien“ gesichert. CONITE ist innerhalb des Rahmenwerkes des Dekrets Nr. 662 ermächtigt, mit ausländischen Investoren im Namen des Staates zu verhandeln. Diese Vereinbarungen vor der Investition tragen Vertragsstatus; im Wesentlichen wird folgendes zugesichert:
- Ausländische Investoren sollen nicht durch nationale Gesetze benachteiligt werden.
- Stabilität des Steuersystems bezüglich der Einkommensteuer mit Gültigkeit vom Tag der Vertragsunterzeichnung
- Stabilität der Arbeitsgesetze am Tag der Vertragsunterzeichnung
- Stabilität der Export-Förderungs-Gesetze zum Zeitpunkt der Ratifizierung
- Freie Verfügbarkeit ausländischer Devisen
- Das Recht, frei Gewinne, Dividenden, Kapital und andere Einnahmen zu retransferieren
Im Gegenzug verpflichtet sich der Investor zu einer von drei Alternativen:
- Kapital von mindestens 2 Mio. US$ innerhalb zweier Jahre zu investieren
- Mindestens ½ Mio. US$ investieren, verbunden mit der Auflage, 20 Arbeitsplätze zu schaffen und Güter im Gegenwert von 2 Mio. US$ zu exportieren.
- Erwerb von mehr als 50% der Aktien eines Unternehmens, das sich im Privatisierungsprozeß befindet.
Mit Stand vom Dezember 1999 waren 332 Gesetzes-Stabilitätsgarantien. Von diesen wurden 286 Garantien ausländischen Investoren zugesichert. Im Jahre 1999 selbst wurden 39 Gesetzes-Stabilitätsgarantien mit ausländischen Investoren vereinbart. Betroffen waren die Bereiche Bergbau, Finanzwesen, Handel, Energie u.a. Zu nennen sind die USA, Großbritannien, Frankreich und Spanien. Im Jahr 2000 wurden 25 dieser Vereinbarungen getroffen.
3.5.2 Bilaterale und Multilaterale Abkommen
Juristische Rahmenwerke für die Behandlung ausländischer Investitionen in Perú sind ergänzt durch bilaterale und multilaterale Mechanismen, die Garantien und Schutz bieten. Im internationalen Bereich hat Perú Vereinbarungen mit der Multilateral Investment Guarantees Agency (MIGA) der Weltbank und dem International Centre for the Settlement of Investment Disputes (ICSID) abgeschlossen. Ausländische Investoren können sich hier gegen nicht-wirtschaftliche Risiken versichern.
Von 1994 bis 1999 hat Perú 26 Abkommen mit den folgenden Ländern abgeschlossen:
Deutschland, Argentinien, Australien, Bolivien, Kolumbien, China, Dänemark, Spanien, El Salvador, Frankreich, Finnland, Italien, Malaysia, Norwegen, Niederlande, Paraguay, Portugal, Großbritannien, Tschechische Republik, Korea, Rumänien, Schweden, Schweiz, Thailand, Venezuela, Ecuador [12], Boletin Estadístico.
Die folgenden Tabellen zeigen abgeschlossene Stabilitätsabkommen nach Branchen und investierenden Ländern, Stand 2000 [12], Boletin Estadístico:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 4: Stabilitätsabkommen nach Branche
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 5: Stabilitätsabkommen nach investierendem Land
3.5.3 Telekommunikations-Entwicklungsfonds
Die Länder Perú, Chile und Mexiko haben bekräftigt, daß einfache Sprachtelefonie in ihren Ländern profitabel ist. Die meisten Länder in Lateinamerika haben Telekommunikations-Entwicklungsfonds, wie z.B. Perús FITEL[2], den die Telekommunikations-Regulierungsbehörde OSIPTEL[3] verwaltet. FITEL legt den Schwerpunkt von Investitionen in die Bereitstellung von öffentlichen Telefonen für abgelegene Gebiete; in Abschnitt 6.1.1.2 werden von FITEL geförderte Projekte beschrieben.
Die Gründung solcher Telekommunikations-Entwicklungsfonds ist in vielen lateinamerikanischen Ländern die wichtigste Methode für die Entwicklung abgelegener Gebiete geworden. Diese Fonds sind mit ökonomischen Ressourcen ausgestattet, die aus verschiedenen Einnahmequellen des Telekommunikationssektors stammen. Regulierungsbehörden und die Fonds haben eine Umgebung geschaffen, die privaten Unternehmen den Zugang zu Investitionen in abgelegenen Gebieten ermöglicht. Innerhalb dieses Rahmenwerkes sind die Netzbetreiber frei, die Technologie zu wählen und neue Dienste zu schaffen. Hierfür gelten aber feste Bedingungen für Investitionen und Anbindungen an übergeordnete Provider [8], ITfinancing.
In Perú hat FITEL Lizenzen für 213 öffentliche Telefone an ebenso vielen Orten vergeben. Zur Zeit beinhaltet das peruanische Programm 5000 Stellen, die mit Sprach- und Datenanschluß ausgestattet sind und 4 Mio. Einwohner versorgen [8], ITfinancing.
3.5.4 Innovationszentren
Die peruanische Regierung hat im Mai 2000 das Gesetz Nr.27267 erlassen, um Partnerschaften zwischen Industrie und Staat auf zahlreichen Gebieten zu verbessern. Die Intension dieser Zentren technologischer Innovation ist, den jeweiligen Sektor durch verstärkte Forschung und Entwicklung, speziell im IT-Bereich, zu stärken. Das Gesetz beinhaltet Richtlinien für den Aufbau und die Führung von Zentren Technologischer Innovation (CITE’s) – öffentliche oder private Organisationen - mit dem Ziel der Förderung industrieller Entwicklung und technologischen Fortschritts.
Die Funktion dieser Zentren sind:
- Ein Qualitätsimage peruanischer Produkte zu erzeugen, sowohl für den Export, als auch für den Heimatmarkt
- Transfer nationaler und ausländischer Technologie zur Industrieproduktion
- Förderung der Forschung für spezielle Industriezweige
- Verbreitung technischer und marketingorientierter Informationssysteme
- Einführung von Kontrollinstrumenten, die es Unternehmen ermöglichen, sich an globale Marktveränderungen anzupassen
- Förderung der vertikalen und horizontalen Integration zwischen Unternehmen
- Schaffung technischer Normen für die jeweiligen Industriezweige
Folgende Dienstleistungen bieten die Zentren an:
- Prüfen, Analyse, Zertifizierung nach technischen Standards und Normen
- Aufbereitung und Verteilung technischer Dokumentationen und Informationen für Unternehmen
- Informationssysteme
- Verbindung zu peruanischen und internationalen Zentren, um Wissen und Ideen auszutauschen
Die Leitung der CITE’s setzt sich aus einem Repräsentanten des Ministeriums für Industrie, Tourismus, Integration und Internationale Wirtschaft, einem Vertreter der Kommission zur Förderung des Exports und zwei Vertretern des jeweiligen Industriezweiges zusammen, d.h. hier wäre auch der ausländische Investor beteiligt [8], Government Policies.
Nachdem wichtige Maßnahmen von peruanischer Seite genannt wurden, die ausländische Investoren anziehen, werden in den nächsten Abschnitten Förderungen von deutscher und internationaler Seite gezeigt.
3.6 Deutsche und internationale Förderungsmaßnahmen
3.6.1 Investitionsgarantien
Unternehmen mit Sitz in Deutschland können gegen Entgelt Investitionsgarantien erhalten. Die Bundesregierung sichert das politische Risiko für Investitionen im Ausland ab. Voraussetzung ist, daß die Investitionen in den betreffenden Ländern einen ausreichenden Rechtsschutz genießen. Diese Bedingung ist in Perú aber erfüllt durch das „System zur Garantie stabiler Gesetze“, welches in Abschnitt 3.5.1 beschrieben wird. Folgende Investitionen können versichert werden: Beteiligungen, beteiligungsähnliche Darlehen durch Gesellschafter oder Dritte, Kapitalausstattungen von ausländischen Niederlassungen oder Betriebsstätten (Dotationskapital). Es können folgende Risiken gedeckt werden:
- Verstaatlichung, Enteignung oder sonstige Eingriffe von Hoher Hand, die in ihren Auswirkungen einer Enteignung gleichzusetzen sind
- Bruch von rechtsbeständigen Zusagen staatlicher oder staatlich gelenkter oder kontrollierter Stellen, soweit diese Zusagen das Anlageunternehmen berechtigen und in der Garantieerklärung aufgeführt sind
- Krieg, sonstige bewaffnete Auseinandersetzungen, Revolution oder Aufruhr
- Zahlungsverbote, Moratorien
- Unmöglichkeit der Konvertierung oder des Transfers
Betragsmäßige Begrenzungen bestehen nicht. Neben dem Kapital können auch Erträge aus Beteiligungen und beteiligungsähnlichen Darlehen bis zu 10 % pro Garantiejahr in die Deckung einbezogen werden. Wirtschaftliche Risiken werden nicht gedeckt. Die Laufzeit der Garantie beträgt regelmäßig 15 Jahre und in begrenzten Ausnahmefällen bis zu 20 Jahre. Bei Ablauf kann die Laufzeit jeweils um bis zu fünf Jahre verlängert werden [41], Investitionsgarantien.
3.6.2 Exportkreditversicherung
Die HERMES Kreditversicherungs AG und die PwC Deutsche Revision AG bearbeiten als vom Bund beauftragte Mandatare im Konsortium die Ausfuhrgewährleistungen der Bundesrepublik Deutschland, federführend ist HERMES. Diese sichert Banken und deutsche Exporteure gegen das Risiko des Zahlungsausfalls bei Exporten ab [43]. Bekannt ist die Exportkreditversicherung unter dem Begriff „HERMES-Bürgschaft“. Diese ermöglicht vor allem mittleren Unternehmen, größere Aufträge aus dem Ausland anzunehmen, da ein Zahlungsausfall solche Firmen in den Ruin führen kann. Die Förderung des gesamten deutschen Exportgeschäftes durch diese Exportkreditversicherung hilft auch, Investitionen – z.B. eine Niederlassung – in Ländern mit geringerer Bonität zu tätigen.
3.6.3 Ausschreibungen nationaler und internationaler Organisationen
Nicht nur die Bundesregierung, sondern auch die zahlreichen nationalen und internationalen Organisationen wie die Europäische Union mit dem Europäischen Entwicklungsfonds (EEF), Weltbank, Vereinte Nationen, regionale Entwicklungsbanken und andere vergeben i.d.R. nach einem Ausschreibungsverfahren Finanzierungen für Investitionen in Entwicklungsländern [41], Investitionsfinanzierungen in Entwicklungsländern. Die Inter-Amerikanische-Entwicklungsbank (IDB) fördert beispielsweise die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der regionalen Entwicklungsländer in Lateinamerika und in der Karibik, die Mitglieder der Bank sind; Perú zählt dazu [46], About us, Country Offices. Im Geschäftsjahr 1999 hat die Bank rund 9,5 Mrd. US$ zugesagt und ca. 8 Mrd. US$ ausgezahlt. Die Informatik-Initiative 2000 der IDB soll Investitionen in Lateinamerika anstoßen, damit in den nächsten Jahren adequate Kommunikationseinrichtungen gebaut werden. Die IDB ist bestrebt, daß Entwicklungen konform zu weltweiten Trends in der Telekommunikationsindustrie stattfinden. Dadurch soll verhindert werden, daß lateinamerikanische Märkte von der internationalen Kommunikation ausgeschlossen werden, und damit vom internationalen Handel [8], IT Financing.
3.7 Wettbewerbsfähigkeit deutscher Produkte
Die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Produkte auf dem peruanischen Markt kann aus den folgenden Gründen als gut eingestuft werden: Die inländische Konkurrenz stellt keinen wichtigen Wettbewerbsfaktor dar. Anfang 2000 verschlechterte sich zwar die Position Deutschlands gegenüber asiatischen und latinamerikanischen Lieferländern; jedoch verbessert sich die Situation zugunsten Deutschlands durch den niedrigen Euro und des nach wie vor guten Rufes deutscher Produkte, in Perú bedeutet „Made in Germany“ Qualität. Gegenüber anderen europäischen Anbietern fällt die Wettbewerbsfähigkeit unterschiedlich aus. Deutsche Unternehmen müssen jedoch auf dem peruanischen Markt flexiblere Finanzierungsmodelle anbieten [45].
3.8 Erwartungen von peruanischer Seite
Wichtig für Lateinamerika insbesondere für Perú ist die Möglichkeit, die Produktivität des bestehenden Kapitalstocks durch den ausländischen Kapitalzustrom zu erhöhen. Dies basiert auf der Verbindung ausländischen Kapitals mit technischem und kaufmännischem Know-How. Investitionen werden ermöglicht, die das Land aus eigener Kraft nicht aufbringen kann, zumindest nicht in dem notwendigen Zeitrahmen; große Privatisierungsvorhaben, wie z.B. der Verkauf des staatlichen Telefonnetzes erfordern Kapitalmengen, die sich nur im Ausland finden. Ausländische Technologie ist oft der peruanischen voraus oder in Perú nicht vorhanden.
Über die investierenden Unternehmen wird ein Zugang zu Absatzmärkten dieser Unternehmen geschaffen. Insgesamt werden durch die Erweiterung bestehender Unternehmen oder die Gründung neuer (Tochter-) Unternehmen die Wirtschaft gefördert und Arbeitsplätze geschaffen. Eine erhöhte Wirtschaftsaktivität führt dem Staat neue Steuereinnahmen zu. Ausländisches Kapital bedeutet auch den Zufluß von Devisen, was für ein Land mit einer „weichen“ Währung eine große Bedeutung hat.
4 Vorbereitungen von Investorseite
Nachdem im vorangegangenen Kapitel Argumente für Investitionen in Perú aufgezeigt wurden, soll hier ein Überblick gegeben werden, was ein Unternehmen vor einer Investition beachten sollte, um sein Vorhaben zum Erfolg zu führen. Dies beginnt zunächst mit der Analyse von Geschäftsmöglichkeiten.
[...]
[1] Einschließlich Off-Shore-Finanzzentren der Karibik
[2] Fondo de Inversión en Telecomunicaciones
[3] Organismo Supervisor de la Inversión Privada en Telecomunicaciones
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2001
- ISBN (eBook)
- 9783832445171
- ISBN (Paperback)
- 9783838645179
- DOI
- 10.3239/9783832445171
- Dateigröße
- 802 KB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Hochschule Reutlingen – Wirtschaftsinformatik
- Erscheinungsdatum
- 2001 (September)
- Note
- 1,3
- Schlagworte
- e-commerce entwicklungsländer globalisierung investitionen perú
- Produktsicherheit
- Diplom.de