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Wie kann gesundes Altern unterstützt werden

Zur pflegerischen Prävention im häuslichen Bereich

©2001 Diplomarbeit 90 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
In der vorliegenden Arbeit wird steht die präventive pflegerische Versorgung von alternden Menschen in ihrem häuslichen Bereich im Betrachtungsmittelpunkt.
Ausgehend von den Annahmen, dass sich der größte Teil der alternden Bevölkerung wünscht, solange als möglich in den eigenen 4 Wänden zu verleiben und möglichst auch dort zu sterben, sowie der Unterstellung das dieses auch die kostenneutralste Versorgung ist, stellte sich die Frage nach einer Umsetzungsmöglichkeit.
Die Arbeit wurde aus gesundheitsförderlicher nicht krankheitstherapeutischer Perspektive verfasst. Diese ressourcenorientierten Sicht ermöglicht es, Einschränkungen die sich durch den Alterungsprozess ergeben nicht als Krankheit, welche es zu heilen gilt, sondern als einen weiteren Anpassungs- und Entwicklungsabschnitt im Lebenslauf zu bewerten und den es mit den vorhandenen, individuellen Möglichkeiten zu bewältigen gilt. Der Focus dieser Arbeit liegt, im Rahmen dieses Anpassungsabschnitts, auf der Hilfe bei der Bewältigung der häuslichen Versorgung.
Gang der Untersuchung:
In Kapitel 1 bis 5 werden typische psychophysische Veränderungen und die daraus entstehenden Adaptationserfordernisse erläutert.
In Kapitel 6 und 7 wird der Einfluss einer nicht alltagsgerechten Anpassung mit entsprechenden Folgen für die geistige und körperliche Gesundheit des alternden Menschen beschrieben. Es wird eine circulus vitiosus gezeichnet welcher sich mit vielen Daten aus der Praxis untermauern läßt.
In Kapitel 8 wird die Durchführung präventiver Hausbesuche in Anlehnung an eine in der Schweiz durchgeführte Studie erläutert und das dazu erforderliche Erhebungsinstrumentarium (CGA) im Einzelnen vorgestellt.
Die Notwendigkeit der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen den Gesundheitsberufen wird vorausgesetzt wobei die Aufgaben der Pflegekräfte differenzierter dargestellt werden.
Kapitel 9 und 10 beschäftigt sich, unter Betrachtung der derzeitigen gesetzlichen Grundlagen, mit den realen gesundheits- und sozialpolitischen Strukturen, welche die Einführung der oben beschriebenen frühzeitigen Hausbesuche und die damit verbundenen Intervention erschweren und schließt mit dem Hinweis auf konkrete Veränderungsmöglichkeiten ab.
Da es sich bei der zunehmenden Hochaltrigkeit um ein Problem handelt welches alle Industrienationen beschäftigt, werden in Kapitel 11 die Lösungsansätze aus verschiedenen europäischen und nichteuropäischen Ländern vorgestellt.
Hier ist insbesondere […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 4435
Fischer, Christine: Wie kann gesundes Altern unterstützt werden: Zur pflegerischen
Prävention im häuslichen Bereich / Christine Fischer - Hamburg: Diplomica GmbH, 2001
Zugl.: Frankfurt am Main, Fachhochschule, Diplom, 2001
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Wie kann gesundes Altern unterstützt werden
Inhalt
April 2001
C. Fischer
Seite ii
Inhalt
Inhalt... ii
1. Einleitung...1
2. Literaturanalyse ...3
2.1. Quellenangabe ...3
2.2. Ergebnisse der Analyse ...4
3. Physiologische Veränderungen des Alterns ...6
3.1. Bewegung/Kraft...6
3.2. Sinnesorgane...6
3.3. Stoffwechsel ...7
3.4. Gehirnleistung, Lang- und Kurzzeitgedächtnis ...7
4. Folgen der physiologischen Veränderungen ...10
4.1. Erkrankungen des Stütz- u. Bewegungsapparates...10
4.2. Sinnesorgane...10
4.3. Stoffwechsel- u. Ernährungsstörungen...10
4.4. Inkontinenz ...11
4.5. Demenzen ...11
5. Perspektiven zum Begriff der Multimorbidität ...13
6. Schlußfolgerungen...15
7. Einfluß der physiologischen Veränderungen auf den Alltag...17
7.1. Systematische Betrachtung und die Folgen für das alltäglichen
Leben 17
7.2. Psychische Veränderungen...21
7.3. Zusammenfassung und Schlußfolgerung...22
8. Prävention im häuslichen Bereich ...23
8.1. Was bedeutet Prävention? ...23
8.1.1. Definition des Begriffs ,,präventiv"...23
8.2. Was bedeutet comprehensive geriatric assessment (CGA)? ...24
8.3. Aussagekraft und Nutzen von umfassendem geriatrischen
Assessment ...25
8.4. Vorstellung des Assessments...26

Wie kann gesundes Altern unterstützt werden
Inhalt
April 2001
C. Fischer
Seite iii
8.4.1. The Stokes/Gordon Stress Scale (SGSS)...27
8.4.2. ADL, IADL, SAILS ...27
8.4.3. MMSE 28
8.4.4. Yesavage Geriatric Depression Scale...28
8.4.5. Dementia Acronym Scale...28
8.4.6. Ernährungseinschätzung...28
8.4.7. Wohnsituation und häusliche Umgebung...29
8.4.8. Soziale Einschätzung...29
8.4.9. Der Erhebungsbogen ,Geldzählen`...29
8.5. Aufgaben und Maßnahmen der Pflege ...29
8.5.1. Aufklärung und Befähigung ...30
8.5.2. Vermittlung und Koordination ...30
8.5.3. Reflektion und Beratung...31
8.5.4. Trost spenden und Ziele formulieren...32
8.5.5. Theoretischer Hintergrund zur Beratertätigkeit...33
9. Gesetzliche
Grundlage...36
10. Umsetzungsprobleme in Deutschland ...38
10.1. Sozialpolitische
Rahmenbedingungen...38
10.2. Tradition, Konvention, Struktur ...39
10.3. Schlußfolgerungen
und
Veränderungsbedarf ...44
11. Blick über die Grenzen ...47
11.1. Österreich und Japan ...47
11.2. Dänemark...48
11.3. Niederlande...49
11.4. Canada ...50
11.5. USA ...51
12. Berufsfeld Pflege und Gesundheit...53
13. Resumee und Ausblick ...55
Literaturliste
Anhang

Wie kann gesundes Altern unterstützt werden
Einleitung
April 2001
C. Fischer
Seite 1
1. Einleitung
Wie alle anderen hochindustrialisierten Länder steht auch Deutschland
vor dem Problem der zunehmenden Hochaltrigkeit bei gleichzeitigem
sinken der Geburtenziffer (vgl. Werner 1994).
Die mit dieser Überalterung einhergehende Veränderung des Bevölker-
ungsaufbaus wirkt sich auf alle gesellschaftliche Bereiche aus. Wenn
man davon ausgeht, daß alte Menschen mit zunehmendem Alter auch ei-
nen erhöhten Pflegebedarf haben, wird besonders der Bereich der pfle-
gerischen Versorgung eine immer größere Bedeutung bekommen.
Eine der Fragen die sich daraus für die vorliegende Arbeit ergeben ist, ob
ein höheres Lebensalter zwangsläufig mit erhöhtem Pflegebedarf korre-
liert. Heißt alt werden auch gleichzeitig krank werden? Umgekehrt ergibt
sich die Frage, ob es ein ,gesundes` Altern gibt. Was bedeutet gesundes
Altern und gibt es Möglichkeiten, diesen gesunden Alterungsprozeß zu
unterstützen? Wie könnten oder müßten Unterstützungsmaßnahmen im
häuslichen Bereich aussehen?
Die Erfahrungen der Autorin aus der ambulanten Pflege, die dort vielfach
defizitär erlebte Versorgungssituation, Gespräche mit alten Menschen
und mit pflegenden Angehörigen sowie private Kontakte zur Universität
des 3. Lebensalters, waren eine Motivation die vorliegende Arbeit zu
schreiben. Eine weitere Motivation bestand darin, Erkenntnisse über und
für den eigenen Alterungsprozeß zu gewinnen.
Wo und wie beginnen die Kräfte nachzulassen? Wie können Ressourcen
gefördert oder erhalten werden? Was steht einer solchen Förderung in
Deutschland im Weg?
Verschiedene Forschungsergebnisse belegen, daß ca. 70% der Menschen
über 80 Jahre unauffällig zu Hause leben (vgl. Dempwolf 1997). Erst
durch ein traumatisches Ereignis, das einen Klinikaufenthalt erforderlich
macht, werden diese Menschen hilfebedürftig. Nicht selten werden sie
durch eine mangelnde Versorgungsstruktur zum Pflegefall und, oder zum
Heimbewohner.

Wie kann gesundes Altern unterstützt werden
Einleitung
April 2001
C. Fischer
Seite 2
Inspiriert durch ein Präventionsprojekt in der Schweiz, bei dem vor allem
auch Pflegefachkräfte, die Gesundheitsberatung ausüben können, be-
trachtet sich die Verfasserin dieser Arbeit den deutschen Pflegealltag.
Durch frühzeitige präventive Maßnahmen kann eine höhere Lebens-
qualität für den Einzelnen und eine gleichzeitige Senkung der Kosten
durch Vermeidung bzw. Verkürzung von stationären Aufenthalten er-
reicht werden (vgl. Brandenburg 1996, Oswald et al. 1998).

Wie kann gesundes Altern unterstützt werden
Literaturanalyse
April 2001
C. Fischer
Seite 3
2. Literaturanalyse
Die Literatur wurde zunächst unter folgender Fragestellung gesichtet:
Gibt es Präventionsprojekte für ältere Menschen in Deutschland und wie
sind sie konzipiert?
Wie wird gesundes von krankem Altern abgegrenzt?
Wie ist es jeweils definiert?
Was sind typische Alterskrankheiten?
Wieviele Menschen und welche Altersgruppen sind betroffen?
Wie sieht die Gesetzeslage zur Prävention im häuslichen Bereich aus?
Woran scheitert die Umsetzung?
2.1. Quellenangabe
Die Datensammlung erfolgte unter den Stichworten: Prävention, Präven-
tion im Alter, Gesundheit, Gesundheit im Alter, Präventions - und Ge-
sundheitspolitik, Wohnformen, Selbstständigkeit im Alter, Wohnformen
im Alter, Ernährung im Alter, physiologische Veränderungen im Alter,
psychische Veränderungen, geriatrisches Assessment, Alterskrankheiten,
Alterungsprozeß, Sturzprophylaxe.
Aus der Literatur, die in der Frankfurter Fachhochschulbibliothek, in der
Deutschen Bibliothek und der Stadt - und Universitätsbibliothek Frank-
furt/M. gesucht wurde, ergab sich über die Literaturangaben der jeweili-
gen Bücher, eine Fülle von weiterführendem Material, in Form von Zeit-
schriftenartikeln, Literatur und Studien.
Es wurde persönlich Kontakt aufgenommen zu Instituten im In- und Aus-
land sowie zu Pflegewissenschaftler/Innen an anderen Universitäten.
Die Datenbanken Gerolit vom Deutschen Zentrum für Altersfragen und
Clever wurden benutzt.
Außerdem wurde eine Stichwortsuche im Internet durchgeführt.
Leider war es aus Zeitgründen oft nicht möglich die Originalliteratur zu
erhalten.

Wie kann gesundes Altern unterstützt werden
Literaturanalyse
April 2001
C. Fischer
Seite 4
2.2. Ergebnisse der Analyse
Es gibt verschiedene Definitionen zum Alter (vgl. Prahl/Schroeter 1996,
Klingenberger 1992).
Die Frage, wie gesundes Altern bzw. krankes Altern definiert ist, konnte
nicht beantwortet werden.
Grundsätzlich gibt es zwei unterschiedliche Modelle bzw. Ansätze für
physiologische Alterungsprozeße. Das eine Modell hat einen ressourcen-
orientierten/salutogenetischen Ansatz, das zweite Modell einen defizi-
tären/pathogenetischen.
Die Bevorzugung des jeweiligen Ansatzes hängt von der Fachrichtung
ab.
In der gesichteten Literatur konnte eine soziologische (vgl. Arnold
1997a) eine medizinische (vgl. Platt 1997) und eine psychologische (vgl.
Buijssen/Hirsch 1997) Sichtweise des Alterns unterschieden werden.
Einig sind sich die Autoren darin, daß Alterungsprozeße sehr individuell
und von verschiedenen internen und externen Faktoren abhängig ver-
laufen (ebd.).
Als gesichert läßt sich annehmen, daß es zu einer Abnahme der Kräfte
mit zunehmendem Alter kommt. Dieser Prozeß zeigt sich darin, daß das
Einkaufen und der Wohnungsputz, gefolgt vom sich alleine Baden kön-
nen, die Tätigkeiten sind, die als erstes fremder Hilfe bedürfen (vgl.
Brandenburg 1996).
Vor dem Hintergrund, daß die zu Hause lebenden Älteren, mit mehr als
95 % die weit überwiegende Mehrheit bilden (vgl. ebd.), stellt sich die
Frage, wie die Unterstützung im häuslichen Bereich gewährleistet wer-
den kann.
Zur Prävention lassen sich im Gesetz verschiedene, auf Verhaltensprä-
vention ausgerichtete, Paragraphen finden (vgl. SGB 5 u. 6).
Zur Bereitstellung von professioneller Hilfe, im Vorfeld von Pflegebe-
dürftigkeit wurde keine Literatur gefunden.

Wie kann gesundes Altern unterstützt werden
Literaturanalyse
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In Deutschland wird erst im Zusammenhang mit einer medizinischen Be-
handlung oder im Falle der Einstufung in eine Pflegestufe die Unterstüt-
zung bei hauswirtschaftlichen Tätigkeiten möglich (vgl. SGB 5).
Soziologen (vgl. Rosenbrock 1994, Hurrelmann 1994) weisen immer
wieder darauf hin, daß die Einbeziehung struktureller Rahmenbedin-
gungen für das Gelingen erfolgreicher Prävention unabdingbar ist.
Die zunehmend in der Wissenschaft diskutierte Frage nach dem Einfluß
psychischer Erlebnisse auf den Alterungsprozeß soll hier der Vollstän-
digkeit halber ebenfalls erwähnt, aus Gründen des Umfangs aber nicht
vertieft bearbeitet werden.
Die Frage nach typischen, mit zunehmendem Alter auftretenden Krank-
heiten, konnte nicht eindeutig geklärt werden. Die intra- und interindivi-
duellen Alterungsprozeße stellen sich als zu unterschiedlich dar.
Es gibt in Deutschland keine flächendeckenden Krankenregister, daher
fehlen zuverlässige Aussagen über die als typisch geltenden Alters-
krankheiten (vgl. Schweitzer 1996).
Nach der Durchsicht verschiedenster Quellen (vgl. Schweitzer 1996, Ro-
senmayr 1983, Arnold 1997b) ließ sich eine Liste der bekanntesten und
als gesichert, mit zunehmendem Alter auftretenden, somatischen und
psychischen Veränderungen erstellen.
Die Liste wurde unter dem Gesichtspunkt ihrer Relevanz für die Lebens-
qualität und Unabhängigkeit, im häuslichen Bereich, erstellt.

Wie kann gesundes Altern unterstützt werden
Physiologische Veränderungen des Alterns
April 2001
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Seite 6
3. Physiologische Veränderungen des Alterns
3.1. Bewegung/Kraft
Durch den verminderten Einbau von Mineralien (50%
)
sowie den Verlust
des Wassergehalts, zwischen dem 18. - 70. Lebensjahr um ca. 87%,
nimmt die Elastizität des Knochengerüstes und damit dessen Belastbar-
keit ab (vgl. Jüttner 1994a).
Die sich verringernde Beweglichkeit wird als ein kombinierter Effekt von
muskulärer Schwäche mit Verlust von Muskelmasse aufgrund histologi-
scher Alternsveränderungen beschrieben.
Es kommt zum Verlust von Körpergröße, zunehmender Steifheit und ge-
ringerer Präzision von feinen Bewegungen (vgl. Fulmer/Quinlan 1992).
3.2. Sinnesorgane
Eine der wichtigsten Veränderungen am Auge ist der zunehmende Elasti-
zitätsverlust der Linse und eine Beeinflussung des Ziliarmuskels.
Durch diesen Prozeß kommt es zu einer verminderten Lichtdurchläs-
sigkeit der Linse. Diese bedingt eine Verminderung der Reaktionsfähig-
keit des Auges, schnell aufeinanderfolgende Reize können nicht adäquat
verarbeitet werden und zu Fehlreaktionen führen (vgl. Jüttner 1994b).
Durch den Verlust von Haarzellen, Atrophie der Gehörknöchelchen so-
wie der sich verändernden Sensibilität der Hörnerven kommt es zu einer
schlechteren Aufnahme von akustischen Reizen, besonders im hochfre-
quenten Bereich.
Geschmacks- und Geruchssinn verändern sich durch die Reduzierung be-
stimmter Geschmacksknospen (vgl. ebd.).
Die sensorische Wahrnehmung von Schmerz, Berührung, Wärme und
Kälte wird durch Veränderungen in den Nervenzellen beeinträchtigt. Da-
von betroffen sind auch die Mechanismen zur Kontrolle der Körperhal-

Wie kann gesundes Altern unterstützt werden
Physiologische Veränderungen des Alterns
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Seite 7
tung, Gleichgewicht und Bewegungssicherheit (vgl. Fulmer/Quinlan
1992).
3.3. Stoffwechsel
Wie Volkert (1997) erklärt, ,,(...) kann (...) ein verringertes Verlangen
nach Nahrung durch einen verlangsamten Turnover (Umsatzrate des
Stoffwechsels) sowie durch eine Abnahme der körperlichen Aktivität im
Alter entstehen (...)"(S.2).
Eine der häufigsten Problematiken bei der Nahrungszufuhr stellt die
Aufnahme von adäquaten Mineral- und Vitaminmengen dar, bei gleich-
zeitig reduziertem Kalorienbedarf.
Ein geringeres Durstempfinden führt zu einer ungenügenden Aufnahme
von Flüssigkeit.
3.4. Gehirnleistung, Lang- und Kurzzeitgedächtnis
Hier ist eine, besonders für die Alternsfrage, plausible Theorie nach Cat-
tell (1971) und Horn (1982) über die Intelligenzstuktur entwickelt wor-
den, die sich mit anderen wissenschaftlichen Meinungen deckt.
Es werden zwei Arten von Intelligenz unterschieden. Allgemein werden
diese auch als Langzeit- bzw. Kurzzeitgedächtnis bezeichnet.
Bei Cattell und Horn werden die Begriffe flüssige, bzw. kristallisierte In-
telligenz eingeführt.
Deren Funktionen werden wie folgt beschrieben:
"Sie (die Intelligenzstruktur, Anm. d. V.), unterscheidet die fluide (flüs-
sige) von der kristallisierten Intelligenz. Die fluide I. entspricht der ele-
mentaren (...) sie läßt einen altersgebundenen Abbau infolge der (...) Ver-
längerung des Zeitfaktors der elektrochemischen Hirntätigkeit erkennen.
Die kristalline I. entspricht dem organisierten Kulturwissen. Sie läßt eine
Altersabnahme vermissen und ist sogar der Leistungssteigerung (...) fä-
hig" (Anger 1994 S. 322).

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Physiologische Veränderungen des Alterns
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Lang - und Kurzzeitgedächtnis
Die kristalline Intelligenz entspricht dem Langzeitgedächtnis. Die fluide
Intelligenz dem Kurzzeitgedächtnis.
Eine der wichtigsten Erkenntnisse verschiedener Langzeitstudien ist der
Beweis, daß sich beide Gedächtnisformen trainieren lassen.
Nachgewiesen wurde auch, daß es ohne körperliches Training keine Ver-
besserung der geistigen Aktivitäten gibt.
Geht man nun davon aus, daß viele Menschen durch dementiellen Abbau
frühzeitig unselbständig und hilfsbedürftig werden, so bietet die Kenntnis
der gezielten Trainierbarkeit neue Perspektiven für ein gesundes selb-
ständiges alt werden.
,,(...) durch das kombinierte Gedächtnis- und Psychomotoriktraining ver-
besserten sich die SIMA-Teilnehmer so stark, daß man behaupten könn-
te, sie seien kognitiv ,,jünger" geworden" (Oswald et al. 1998 S. 5).

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Physiologische Veränderungen des Alterns
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Die folgende Abbildung soll die Aussage von Oswald et al. 1998 bele-
gen.
Abb. 1 Veränderung der kognitiven Leistung
Legende
Die Kontrollgruppe sind die Teilnehmer, die an keiner Trainingsgruppe
teilgenommen haben. Der Mittelwert in z ist der auf die Ausgangswerte
aller Teilnehmer (Mittelwert = 0) bezogene Effekt. 2p global entspricht
der Bedeutsamkeit (Signifikanz) des generellen (globalen) Unterschieds
zwischen den Gruppen.
1z entspricht der Größe einer Standardabweichung oder Streuung. Bei
einem Unterschied von mehr als 0,5z zwischen den Gruppen kann man
von einem großen Effekt sprechen (Quelle: Oswald et al. 1998, S. 5).

Wie kann gesundes Altern unterstützt werden
Folgen der physiologischen Veränderungen
April 2001
C. Fischer
Seite 10
4. Folgen der physiologischen Veränderungen
4.1. Erkrankungen des Stütz- u. Bewegungsapparates.
Die WHO geht davon aus, daß die Erkrankungen des Stütz- und Beweg-
ungsapparates in den nächsten 20 Jahren zunehmen wird.
Bei der Osteoporose kommt es zum Schwund der an der Bewegung be-
teiligten knöchernen Gerüstsubstanz. Dieser Prozeß wird in den Industri-
enationen durch langjährige falsche Ernährung und mangelnde Bewe-
gung noch gefördert (vgl. Schweizer 1996).
Die Arthrose wird im Pschyrembel (1994) als
"degen. Gelenkerkrankung, die vorwiegend bei einem Mißverhältnis zw.
Beanspruchung u. Beschaffenheit bzw. Leistungsfähigkeit der einzelnen
Gelenkanteile u. Gewebe entsteht (Form- Funktions- Problem)" (S. 119),
definiert.
4.2. Sinnesorgane
Von den über 60jährigen leiden 5% und von den über 70jährigen 10% an
der Steigerung des Augeninnendrucks (grüner Star).
Mit Hörproblemen haben in der Altersgruppe der 60 - 69jährige 41% und
bei den 70-75jährigen 46% zu tun (vgl. Schweitzer 1996).
4.3. Stoffwechsel- u. Ernährungsstörungen
Die Unkenntnis über die Nährstoffdichte bei verringerter Kalorienzahl
sowie falsche Zubereitung der Nahrungsmittel können trotz häufiger Ü-
bergwichtigkeit zum Phänomen der Mangelernährung, mit den Sympt-
omen von allgemeiner Schwäche, erhöhter Infektanfälligkeit und ver-
langsamter Rekonvaleszenz führen. Außerdem begünstigt eine jahrelange
Fehlernährung die Entstehung und Manifestation von Stoffwechselstö-
rungen.
Hier ist besonders der Diabetes mellitus Typ II und seine Folgen zu er-
wähnen (vgl. Volkert 1997).

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Folgen der physiologischen Veränderungen
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4.4. Inkontinenz
Blase- u. Darminkontinenz haben unterschiedlichste Ursachen. Sie sind
nicht als Krankheit klassifiziert, führen aber zu Pflegebedürftigkeit und
haben deshalb für die Pflege, besonders im häuslichen Bereich, große
Bedeutung.
Insgesamt wurde der Anteil der blase - oder darminkontinenten Men-
schen auf dem Geriatriepraxiskongress 1995 auf ca. 4,5 Millionen ge-
schätzt (vgl. Schweitzer 1996).
4.5. Demenzen
,, ,Demenz` ist ein spezielles Syndrom und umfaßt chronische oder fort-
schreitende Gedächtnis- und Denkstörungen, häufig in Kombination mit
einer Beeinträchtigung der emotionalen Kontrolle und Veränderungen
des Sozialverhaltens und der Motivation" (Wächtler 1997, S. III).
Da die Korrelation zwischen zunehmendem Lebensalter und abnehmen-
der Leistungsfähigkeit des Gehirns als gesichert gilt, werden immer wie-
der Hochrechnungen und Schätzungsversuche unternommen, um die tat-
sächliche Entwicklung prognostizieren zu können.
Die geschätzte Zahl der zu erwarteten Demenzkranken liegt bundesweit
zwischen 800.000 (vgl. Dempwolf 1997) und mehr als 1,3 bis 1,8 Mio.
Menschen über 65 Jahren (vgl. Hank/Glinski-Krause 1996).
,,(...) nach Schätzungen der Bundestags - Enquete - Kommission ,Demo-
graphischer Wandel` ist für das Jahr 2010 von einer Prävalenzrate zwi-
schen 1,15 bis 1,55 Mio. auszugehen. Die Berliner Altersstudie (BASE)
kommt sogar zu noch alarmierenderen Befunden. Danach leiden 2 - 3 %
der 70jährigen, 10 - 15 % der 80jährigen und fast 50 % der 90jährigen an
dementiellen Erkrankungen" (Baltes et al., 1996: zit. nach Naegele 1999,
S. 71).
,,Die Berliner Altersstudie (Helmchen et al. 1996) stellte bei 4,2 % der
70jährigen und Älteren eine schwere Ausprägung einer psychischen Er-

Wie kann gesundes Altern unterstützt werden
Folgen der physiologischen Veränderungen
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C. Fischer
Seite 12
krankung fest, bei 19,8 % eine mittelgradige Intensität und bei weiteren
16,4 % eine leichte Intensität der Erkrankung" (BMG, 1999, S.24).
Den Hauptanteil dieser Störungen bilden Depressionen (42,8 %, 1993),
gefolgt von Demenzen unterschiedlichster Ursache (27,5 %, 1993) (vgl.
Schweitzer 1996).
Auch hier können laut Oswald et al. (1998)
,,(...) die Ergebnisse der SIMA- Studie so interpretiert werden, daß das
Risiko einer dementiellen Erkrankung durch unser kombiniertes Ge-
dächtnis- Psychomotoriktraining (...) über einen Zeitraum von fünf Jah-
ren abgesenkt werden kann" (S. 7).
Zur Verdeutlichung dieser Schlußfolgerung dient nachfolgende Abb.
Abb. 2 Veränderung der leichten dementiellen Symptomatik
Quelle: Oswald et al. 1998, S. 7
Die Legende ist mit der von Abb. 1 identisch.

Wie kann gesundes Altern unterstützt werden Perspektiven zum Begriff der Multimorbidität
April 2001
C. Fischer
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5. Perspektiven zum Begriff der Multimorbidität
Multimorbidität bedeutet:
,,(...) gleichzeitiges Bestehen von mehreren Krankheiten" (Pschyrembel
1994, S. 997).
Im Zusammenhang mit dem alternden Organismus ergeben sich folgende
Fragen:
Wann ist ein natürlicher, altersbedingter Abbau als Erkrankung zu be-
zeichnen?
An welcher Altersgruppe orientieren sich klinische Normwerte?
Was bedeutet ein klinisches Abweichen von verschiedenen Normwerten
im Einzelfall, bezogen auf die Selbstständigkeit und auf die Qualität des
Lebens für den Einzelnen?
Untersuchungen zeigen, daß man bei den 70 - 90jährigen etwa von fünf
bis neun nebeneinander existierenden Diagnosen ausgehen kann (vgl.
Naegele 1999).
Zur Orientierung an den sogenannten Normwerten ist hier kritisch anzu-
merken, daß diese für Menschen über 65 Jahre bisher von Medizinern
genauso interpretiert werden wie für Jüngere. Der alternde und hochalt-
rige Mensch braucht jedoch, ebenso wie der kindliche Organismus, an-
dere Beurteilungskriterien im Vergleich zum Erwachsenenalter (vgl.
Bruder et al. 1999).
Außerdem geht, wie Brandenburg (1996) in der MUGSLA - Studie her-
ausfindet:
,,(...) eine diagnostizierte Multimorbidität (...) nicht notwendigerweise
mit vollständiger Einschränkung in der selbstständigen Lebensführung
einher" (S. 126).
Runge (1997) bildet den Begriff der ,,geriatrischen Situation" die er,
durch gezieltes Assessment, transparent gemacht und von der Akutme-
dizin und dem kurativen Anspruchsdenken der Medizin unabhängig be-
urteilt haben möchte.

Wie kann gesundes Altern unterstützt werden Perspektiven zum Begriff der Multimorbidität
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Seite 14
,,Parallel zum Alternsprozeß nimmt auch die Häufigkeit alternsassozi-
ierter Krankheiten zu (...) Altern begünstigt nicht nur die Entstehung,
auch können solche Erkrankungen das Altern beschleunigen. Trotz dieser
Wechselwirkungen ist das Altern nach wie vor ein natürlicher biologi-
scher, leider irreversibler Prozeß, aber keine Krankheit. Trotz der Irrever-
sibilität gibt es Möglichkeiten der Intervention" (Martin 1997, S. 78).
Bruder et al. konstatieren,
"die nebeneinander bestehenden Leiden und Krankheiten haben unter-
schiedliche Schweregrade und unterschiedliche Bedeutung für den Pati-
enten hinsichtlich Lebenserwartung, Leidensdruck und Kompetenz. Alle
therapeutischen Maßnahmen müssen dementsprechend gewichtet wer-
den" (1991, S. 11).

Wie kann gesundes Altern unterstützt werden
Schlußfolgerungen
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6. Schlußfolgerungen
Im Hinblick auf die Folgen der pysiologischen Veränderungen läßt sich
also festhalten, daß der alternde Organismus nicht primär als krank ange-
sehen werden sollte. Er ist ein alterndes System, welches mit sehr indivi-
duellen Ressourcen ausgestattet ist.
Diese Sichtweise führt zu der Schlußfolgerung, daß bei entsprechender
Ermittlung und Unterstützung dieser Ressourcen, ein weitgehend be-
schwerdefreies Altern, verbunden mit Zufriedenheit und Selbstständig-
keit, erreicht werden kann.
Umfragen bestätigen, daß sich alte Menschen trotz gewisser Defizite zu-
friedener sind als Jüngere und sich, trotz mehrerer Diagnosen nicht unbe-
dingt krank fühlen (vgl. Dempwolf 1997).
Daß, wie oben bereits erwähnt, die überwiegende Mehrheit der Älteren
zu Hause lebt, spricht ebenfalls dafür daß das alt werden nicht gleichzu-
setzen ist mit krank und hilflos sein.
Bei einer systemischen Betrachtungsweise orientiert man sich nicht aus-
schließlich an der naturwissenschaftlichen Skala der Normwerte und sei-
nem kurativen Anspruch, sondern stellt zusätzliche, sozialwissenschaft-
liche Fragen nach der Lebensqualität.
Durch diese Erweiterung des Beurteilungsspektrums werden Parameter
wie subjektives Wohlbefinden, Unabhängigkeit, individuelle Kompe-
tenzen, Möglichkeiten und Wünsche der Betroffenen, mit einbezogen.
Die Hauptanliegen der Älteren bestehen zum Einen in dem Wunsch ge-
sund zu bleiben, gefolgt von dem Wunsch, in den eigenen vier Wänden
zu bleiben (vgl. Tews 1992).
Grundsätzlich läßt sich aufgrund dieser Erkenntnisse die Bereitschaft von
älteren Menschen unterstellen, präventive Maßnahmen umzusetzen, auch
wenn diese mit gewissen Umstellungs- und Lernprozessen verbunden
sind.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2001
ISBN (eBook)
9783832444358
ISBN (Paperback)
9783838644356
DOI
10.3239/9783832444358
Dateigröße
653 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Frankfurt University of Applied Sciences, ehem. Fachhochschule Frankfurt am Main – unbekannt
Erscheinungsdatum
2001 (August)
Note
3,0
Schlagworte
ausland gesundheitspolitik häuslicher bereich prävention prävention-pflege
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Titel: Wie kann gesundes Altern unterstützt werden
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