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Die ökonomischen Auswirkungen der individualisierten Medizin auf die pharmazeutische Branche

Eine Prognose auf Basis von Experteninterviews

©2000 Diplomarbeit 152 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Die sogenannte individualisierte Arzneimitteltherapie löst nicht nur eine medizinische Revolution aus, sondern verändert auch die ökonomischen Gesetzmäßigkeiten der traditionellen, pharmazeutischen Industrie. Sie fordert und fördert ein neues Produkt- und Service-Portfolio, sie beschleunigt die Wertschöpfung, sie verlangt mehr Flexibilität, sie redefiniert Funktionen und Machtpositionen der Marktteilnehmer, sie erlaubt einen Differenzierungswettbewerb und verändert die Ressourcenzusammenstellungen und -allokationen quantitativ und qualitativ. All diese Faktoren ermöglichen den Unternehmen, die sich auf dieses junge Innovationsfeld einlassen, neue strategische Ausrichtungsmöglichkeiten und einen neuen Weg in einem von Verdrängungswettbewerb geprägten Markt. Dennoch bleiben in dieser jungen Branche erhebliche Unsicherheiten bestehen.
Anhand von Forschungsfallbeispielen und Experteninterviews mit Beratungs-, Venture Capital-, Biotechnologie- und Pharmaunternehmen sowie Forschungsinstituten werden in dieser Arbeit die Marktmechanismen der zukünftigen pharmazeutischen Branche prognostiziert. Dabei werden insbesondere die Auswirkungen der individualisierten Arzneimitteltherapie auf den spezifischen Handlungsbedarf von zwei Unternehmenstypen dargestellt:
- Internationale Pharmakonzerne und ihr Innovationsdefizit.
- Biotechnologieunternehmen und ihr Größendefizit.

Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
1.Einführung1
1.1Problemstellung und praktische Relevanz1
1.2Methodik und Gang der Arbeit2
2.Theoretische Fundierung4
2.1Die betriebswirtschaftliche Innovationsforschung4
2.2Ansätze zur Erklärung von Wettbewerbsvorteilen und Strategien5
2.2.1Die Industrieökonomie5
2.2.2Der Ressourcenansatz7
3.Die Empirische Untersuchung9
3.1Das Experteninterview als Untersuchungsmethode9
3.1.1Anforderungen an die Methode9
3.1.2Charakterisierung des Experteninterviews9
3.1.3Die Experten und ihre Unternehmen11
3.1.4Der Interview-Leitfaden12
3.2Durchführung12
3.2.1Die Expertenauswahl12
3.2.2Der Pretest und die Hauptuntersuchung16
3.3Auswertung17
3.3.1Die qualitative Auswertung der Experteninterviews17
3.3.2Quantitative Aussagen über die Untersuchung19
3.3.3Qualitätskriterien einer qualitativen Untersuchung19
4.Die Situation der forschenden Arzneimittelhersteller22
4.1Staatliche Regulierungsmaßnahmen22
4.2Der Forschungs- und Entwicklungsprozeß22
4.3Die Wettbewerbssituation25
4.4Porter's 4 P26
4.4.1Das […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

1 Einführung
1.1 Problemstellung und praktische Relevanz
1.2 Methodik und Gang der Arbeit

2 Theoretische Fundierung
2.1 Die betriebswirtschaftliche Innovationsforschung
2.2 Ansätze zur Erklärung von Wettbewerbsvorteilen und Strategien
2.2.1 Die Industrieökonomie
2.2.2 Der Ressourcenansatz

3 Die Empirische Untersuchung
3.1 Das Experteninterview als Untersuchungsmethode
3.1.1 Anforderungen an die Methode
3.1.2 Charakterisierung des Experteninterviews
3.1.3 Die Experten und ihre Unternehmen
3.1.4 Der Interview-Leitfaden
3.2 Durchführung
3.2.1 Die Expertenauswahl
3.2.2 Der Pretest und die Hauptuntersuchung
3.3 Auswertung
3.3.1 Die qualitative Auswertung der Experteninterviews
3.3.2 Quantitative Aussagen über die Untersuchung
3.3.3 Qualitätskriterien einer qualitativen Untersuchung

4 Die Situation der forschenden Arzneimittelhersteller
4.1 Staatliche Regulierungsmaßnahmen
4.2 Der Forschungs- und Entwicklungsprozeß
4.3 Die Wettbewerbssituation
4.4 Porter’s 4 P
4.4.1 Das Produkt
4.4.2 Der Preis
4.4.3 Das Marketing
4.4.4 Die Distribution

5 Die individualisierte Arzneimitteltherapie
5.1 Medizinisch-wissenschaftlicher Entwicklungsprozess
5.1.1 Medizinische Einführung
5.1.2 Ausgangspunkt der individualisierten Medizin
5.2 Individualisierte Medizin – eine Begriffsabgrenzung

6 Voraussichtliche ökonomische Auswirkungen der individualisierten Arzneimitteltherapie
6.1 Auswirkungen auf die forschenden Arzneimittelhersteller
6.1.1 Steigende Innovationskraft in Forschung und Entwicklung
6.1.2 Die Bedeutung der molekularen Analyse und ihrer Technologien
6.1.3 Prävention und Therapie als Produkte der Individualmedizin
6.1.4 Die Wettbewerbssituation der individualisierten Medizin
6.1.4.1 Das Wettbewerbsdreieck Marktvolumen–Produktnutzen- Konkurrenz
6.1.4.2 Die Chance des Nischenmarktes
6.1.5 Steigende Arzneimittelpreise und ihre Rechtfertigung
6.1.6 Das Informationsmanagement in der individualisierten Medizin
6.1.6.1 Produkt- und Prozessoptimierung durch e-R&D und Bioinformatik
6.1.6.2 Die Schwierigkeit der Patientenidentifizierung
6.1.6.3 Informationsaustausch zwischen Arzt und Pharmaunternehmen
6.1.6.4 Kommunikation im Customer Management
6.1.6.5 Werbestrategien im Zeithorizont
6.1.6.6 Verkürzung des Bestellvorgangs
6.2 Die Beteiligung anderer Unternehmen an der pharmazeutischen Wertkette
6.2.1 Motive und Probleme der Arbeitsteilung
6.2.1.1 Anforderungen der Individualmedizin an die Marktstruktur
6.2.1.2 Das Lieferanten-Abnehmer-System
6.2.2 Modifikation der Arbeitsteilung durch Integration

7 Ökonomische Chancen

8 Kritische Würdigung
8.1 Diskussion der inhaltlichen Ergebnisse anhand der Risiken
8.1.1 Die Stratifizierung
8.1.2 Begrenzung auf bestimmte Indikationen
8.1.3 Zeitliche Koordination
8.1.3.1 Das Entwicklungsstadium von Wissenschaften und Technologien
8.1.3.2 Die Akzeptanz von und der Wunsch nach Informationen
8.1.4 Mögliche Veränderungen in der staatlichen Regulierung
8.1.4.1 GXP - neue Standards zur Qualitätssicherung
8.1.4.2 Zulassung: Verschärfung versus Erleichterung
8.1.4.3 Neue Schutzmechanismen für neue Informationen
8.1.4.4 Die Anpassung des Heilmittelwerbegesetzes an den Kunden
8.1.4.5 Abschaffung der Vertriebsbindung
8.2 Bewertung der Untersuchung
8.3 Bewertung der individualisierten Medizin als Business Modell

9 Zusammenfassung

10 Anhang
10.1 Gang der Arbeit
10.2 Die Untersuchung
10.2.1 Interviewleitfaden für den Interviewer
10.2.2 Interviewleitfaden für den Experten
10.2.3 Auflistung der befragten Experten
10.2.4 Dokumentationsbogen der Erhebung
10.2.5 Der Codeplan
10.2.6 Beitrag der Branchen zu den Untersuchungsergebnissen und ihre Themenschwerpunkte
10.3 Aufstellung heterogener Merkmale verschiedener Indikationen, deren Bedeutung und Auswirkung auf ökonomische Aussagen
10.4 Forschungsfallbeispiele
10.4.1 Verbindung der Fallbeispiele mit den Untersuchungsergebnissen
10.4.2 Ein forschender Arzneimittelhersteller
10.4.3 Ein Anbieter einer neuen, patientenspezifischen Therapieart
10.4.4 Ein Orphan Drug Unternehmen
10.4.5 Ein Gesundheitsdienstleister
10.4.6 Ein Zulieferer von Analyse- und Diagnosetechnologie
10.4.7 Eine Bioinformatik-Firma

V Glossar

VI Literaturverzeichnis

II Abbildungsverzeichnis

Abb.2.1 Das Gerüst der Theorien

Abb.2.2 Zusammenhang des SCP-Paradigmas von Mason mit dem Wettbewerbsansatz von Porter

Abb. 2.2 Wechselseitige Ergänzung von Industrieökonomie und Ressourcenansatz

Abb. 3.1 Merkmale eines Experteninterviews und ihre Bedeutungen

Abb. 3.2 Prozentuale Verteilung der Untersuchungsergebnisse auf Themengebiete (a = 1574)

Abb. 4.1 Aufstellung über Dauer, Kosten, Risiko und Inhalte der Entwicklungsprozesse

Abb. 5.1 Kernaspekte der Individualarzneimitteltherapie aus medizinischer Sicht

Abb. 6.1 Wichtige Aspekte der individualisierten F&E, Zulassung und Therapie

Abb. 6.2 Produkte, Zielgruppen und Anwendungsgebiete der Analyse- und Diagnosetechnologie

Abb. 6.3 Analogien der Analyse-/Diagnosetechnologie zur Informationstechnologie

Abb. 6.4 Das Wettbewerbsdreieck der Individualmedizin

Abb. 6.5 Abhängigkeit des Patientenpotentials von der Marktgröße des jeweiligen Indikationsgebietes und dem Grad der Individualisierung der Behandlung

Abb. 6.6 Das Informationsmanagement der individualisierten Medizin

Abb. 6.7 Vergleich des Bestellvorgangs heute und in Zukunft

Abb. 6.8 Know-how-Komponenten der Innovation in der Individualmedizin

Abb. 6.9 Arbeitsteilung in der pharmazeutischen Wertschöpfungskette

Abb. 7.1 Vergleich der Produkte der traditionellen und der individualisierten Arzneimitteltherapie

Abb. 7.2 Abhängigkeit der ökonomischen Veränderungen vom Innovationsgrad

Abb. 7.3 Vergleich der Wertschöpfungskette der traditionellen und der individualisierten Arzneimitteltherapie

Abb. 7.4 Vergleich der Marktstruktur der traditionellen und der individualisierten Arzneimitteltherapie

Abb. 7.5 Die ökonomischen Veränderungen aus ressourcenbasierter Sicht (idealisiert)

Abb. 10.1 Gang der Arbeit

III Tabellenverzeichnis

Tab. 3.1 Die Expertenauswahl in Zahlen

Tab. 6.1 Die ökonomischen Auswirkungen auf Forschung und Entwicklung, gegliedert nach Ursachen

Tab. 10.1 Der Codeplan

Tab. 10.2 Beitrag der Branchen zu den Untersuchungsergebnissen und ihre Schwerpunkte

Tab. 10.3 Aufstellung heterogener Merkmale verschiedener Indikationen, deren Bedeutung und Auswirkung auf ökonomische Aussagen

Tab. 10.4 Verbindung der Forschungsfallbeispiele mit den Untersuchungsergebnissen

IV Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einführung

1.1 Problemstellung und praktische Relevanz

Derzeit entwickelt sich eine neue Strömung der Arzneimitteltherapie – die sogenannte Individualmedizin. Sie ist gekennzeichnet durch Schlagwörter wie die „persönliche Pille“, „maßgeschneiderte Arzneimittel“ oder „a persons’s genetic make-up“.[1] Meist ist sie von neuen wissenschaftlichen Gebieten wie Genomik, Proteomik und Pharmakogenomik sowie neuen prozessunterstützenden Methoden wie High-Throughput-Screening, kombinatorische Chemie und Sequenzierung begleitet. Unter dieser „new direction for future medicines“[2] werden maßgeschneiderte und kausal ansetzende Behandlungsstrategien für die individuellen Bedürfnisse jedes einzelnen Patienten bzw. einzelner Patientengruppen verstanden. Bisher relativ standardisierte Massenmedizin wird durch eine sehr viel spezifischere Gesundheitsversorgung ersetzt. Diese orientiert sich stark an der Individualität der Krankheitsentstehung und des Krankheitsverlaufs des Patienten. Der Anspruch der Individualmedizin ist es, einen Paradigmenwechsel für die Arzneimittelentwicklung, -herstellung und –versorgung auszulösen.[3]

Dies könnte für forschende Arzneimittelunternehmen eine wünschenswerte Entwicklung darstellen, insbesondere wenn es auch zu einer Revolution aus ökonomischer Sicht kommen würde. Die Gründe liegen in den derzeitigen ökonomischen Problemen der Pharmabranche. Es müssen zwei verschiedene Unternehmenstypen unterschieden werden, die einen unterschiedlichen Handlungsbedarf vorweisen:[4]

- Die Situation der internationalen Pharmakonzerne ist durch ein Innovationsdefizit[5] gekennzeichnet, das finanziell selbst von Blockbuster-Produkten[6] nicht mehr ausgeglichen werden kann.[7]
- Für pharmazeutische Biotechnologieunternehmen stellt die Ressourcenintensität der einzelnen Stufen der Wertschöpfungskette ein Hemmnis dar.

Es ist Bedarf, frühzeitig Informationen für die Beurteilung der Individualmedizin als Chance für den zukünftigen Erfolg pharmazeutischer Unternehmen zu erhalten. Dadurch können rechtzeitig Herausforderungen erkannt und diese in Ideen und wirtschaftliche Lösungen umgesetzt werden. Gerade „diejenigen [können] die Gewinner sein, die im Wandel ganz vorne liegen, ihre Branche ständig neu definieren, neue Märkte schaffen, neue Wege bahnen, die Regeln des Wettbewerbs bestimmen ... Gewinner wird nicht sein, wer sich der Welt anpaßt, sondern wer ‘die Welt erfindet’.“[8]

1.2 Methodik und Gang der Arbeit

Anhand einer überwiegend explorativen und hypothesengenerierenden Untersuchung wird eine Prognose erstellt. Dem Entdeckungscharakter[9] wird Rechnung getragen, indem zur Informationsbeschaffung das leicht strukturierte, persönliche Experteninterview mit Vertretern aus verschiedenen relevanten Branchen verwendet wird. Somit ist Mittelpunkt der empirischen Arbeit die Konzeption, Durchführung, Auswertung und Interpretation von qualitativen Interviews. Zur Veranschaulichung dienen zusätzlich Forschungsfallbeispiele.

Die vorliegende Arbeit gliedert sich in sechs Hauptkapitel. Kapitel 1 führt in die bearbeitete Problemstellung und deren praktischen Nutzen ein. In Kapitel 2 werden die Theorien, die den Hintergrund und den Rahmen für den Aufbau der Arbeit bilden, erläutert. Die Basis ist die betriebswirtschaftliche Innovationsforschung (Kap. 2.1), die die Individualmedizin in das Gerüst des Innovationsmanagements einordnet. Der industrieökonomische und der ressourcenbasierte Ansatz liefern Theorien zur Untersuchung von Industrien und Unternehmen und erklären Unternehmenserfolg anhand von Wettbewerbsvorteilen und Strategien (Kap. 2.2). Sie bestimmen durch ihre kontroversen, aber sich ergänzenden Perspektiven den Inhalt und die Struktur dieser Arbeit. Kapitel 3 befasst sich mit den Phasen der empirischen Untersuchung. Eine Ist-Analyse der Pharmabranche erfolgt in Kapitel 4 und mit der genaueren Begriffsdefinition der individualisierten Arzneimitteltherapie beschäftigt sich Kapitel 5. In Kapitel 6 werden die Untersuchungsergebnisse dargestellt. Es werden die ökonomischen Auswirkungen der Individualmedizin auf forschende Arzneimittelhersteller (Kap. 6.1) und andere Unternehmen (Kap. 6.2) dargestellt. Im Rahmen von Kapitel 7 werden die ökonomischen Chancen dargestellt. Kapitel 8 beschäftigt sich mit der kritischen Würdigung, gefolgt von der Zusammenfassung in Kapitel 9.

Der Gang der Arbeit ist in der Grafik in Anhang 10.1 dargestellt.

2 Theoretische Fundierung

Betriebswirtschaftliche Theorien müssen herangezogen werden, um die wirtschaftlichen Auswirkungen der Individualmedizin systematisch untersuchen und beurteilen zu können. Dabei ist in den unterschiedlichen Phasen der Analyse mit verschiedenen theoretischen Modellen zu arbeiten:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2.1 Das Gerüst der Theorien[10]

2.1 Die betriebswirtschaftliche Innovationsforschung

Die ökonomische Welt ist ein System des ständigen Wandels, der entweder durch externe Faktoren (Gesellschaft, Technologien, Ökonomie, Politik, Recht,) oder durch Aktionen einzelner Marktteilnehmer ausgelöst wird. Dabei kann der Wandel verschiedene Grade erreichen: Es kann sich um kleine, nur wenige Unternehmen betreffende Veränderungen oder die Revolution einer gesamten Industrie handeln. In dieser Arbeit stellt sich die Frage, wie groß die durch die Individualmedizin ausgelöste Revolution sein wird.

Häufig sind Innovationen Auslöser für solche Umwälzungsprozesse.[11] Mit der Thematik von Innovationen und ihren Auswirkungen beschäftigt sich die betriebswirtschaftliche Innovationsforschung. Sie versucht, Veränderungen zu prognostizieren und diese bewusst zu gestalten, umzusetzen und zu kontrollieren. Da die individualisierte Arzneimitteltherapie eine Innovation ist, bietet diese Theorie ein ideales Grundgerüst für diese Arbeit.

2.2 Ansätze zur Erklärung von Wettbewerbsvorteilen und Strategien

Zur Fragestellungen, welche wirtschaftlichen Elemente sich verändern werden, liefern die Industrieökonomie und der ressourcenbasierte Ansatz Anworten. Sie beschäftigen sich mit wettbewerbsrelevanten Faktoren. In diesem Sinne bieten sie Anhaltspunkte dafür, welche Faktoren für diese Untersuchung bedeutsam sind und damit analysiert werden müssen.

Die Industrieökonomie widmet sich diesen Gebieten aus unternehmensexterner Sicht, wogegen der ressourcenbasierte Ansatz von unternehmensinternen Kräften ausgeht.

2.2.1 Die Industrieökonomie

Die Industrieökonomie im allgemeinen beschäftigt sich mit der (Wechsel-) Wirkung von Marktstruktur und Unternehmenserfolg.

Sie ist durch das von Mason, E.S. initiierte und von Bain, J.S.[12] und Scherer, F.M. weiterentwickelte einseitige structure-conduct-performance- (SCP) Paradigma geprägt.[13] Schumpeter, J.A., einer der jüngsten und bedeutendsten Vertreter der Industrieökonomie, befasste sich in seinem Werk mit dem Prozess der schöpferischen Zerstörung und dem Potential von Innovationen, Veränderungen in der Marktstruktur zu bewirken.

Auch Porter vertritt die Auffassung, daß sich die Initialstruktur einer Branche durch evolutorische Prozesse (z.B. Innovationen) verändern kann.[14] Dabei ist sein Ansatz wettbewerbsorientiert. Die bisherigen industrieökonomischen Parameter Marktstruktur, Marktverhalten und Marktergebnis werden bei ihm von Branchenstruktur, Wettbewerbsstrategie und relative Wettbewerbsposition ersetzt.[15] Er geht von einer wechselseitigen Beeinflussung dieser Komponenten aus (vgl. Abb. 2.2).[16] Dabei konzentriert er sich auf die unternehmensexternen und homogenen Branchenfaktoren. Sein Werk trägt sowohl zur Erweiterung der industrieökonomischen Theorie bei, liefert Konzepte zur Erklärung von Wettbewerbsstrategien und -vorteilen sowie Instrumente für deren Untersuchung.[17]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2.2 Zusammenhang des SCP-Paradigmas von Mason mit dem Wettbewerbsansatz von Porter[18]

Die Analyse der Branchenstruktur fokussiert die Marktstruktur, deren Wettbewerbskräfte und die Positionierung des jeweiligen Unternehmens in diesem System. Die Analyse der Wertschöpfungskette [19] konzentriert sich auf die Unternehmensaktivitäten. Eine Diagnose kann die strategisch relevanten Aspekte der beiden Bereiche identifizieren und ihre Entwicklung prognostizieren.[20] Ziel ist es, auf dieser systematisch aufgebauten Basis mögliche Wettbewerbsstrategien[21] und Wettbewerbsvorteile[22] aufzuzeigen.

2.2.2 Der Ressourcenansatz

In jüngerer Zeit hat sich zur Industrieökonomie ein Gegenpol entwickelt, der Ressourcenansatz.[23] Dieser stellt die unternehmenseigenen, heterogenen Faktoren in den Vordergrund und erklärt dadurch Wettbewerbsvorteile, Strategien und Unternehmenserfolg.[24]

Der Ressourcenbegriff kann weit definiert werden.[25] Es werden „interne materielle und immaterielle Güter, Systeme und Prozesse“[26] verstanden. Sie umfassen auch (Kern) Kompetenzen und (Kern) Fähigkeiten.[27] In einem unvollkommenen, strategischen Faktormarkt[28] ist für die Erreichung von (langfristigen) Wettbewerbsvorteilen[29] sowohl die Ausstattung, d.h. die Art und der Umfang, als auch die Allokation [30] der unternehmensspezifischen Ressourcen maßgebend. Allerdings muss eine Ressource hierfür heterogen verteilt, wertvoll und knapp sowie unvollständig mobil, imitierbar und substituierbar sein.[31]

Der Resource-based View Ansatz liefert theoretische Kriterien für die Identifikation der relevanten Ressourcen und gibt Richtlinien für deren Entwicklung, Schutz und Verwertung.[32]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2.3 Wechselseitige Ergänzung von Industrieökonomie und Ressourcenansatz[33]

Beide Theorien eignen sich zur Untersuchung von derzeitigen und zukünftigen Industrie- und Unternehmensstrukturen. Auf dieser Basis können Wettbewerbsvorteile und Strategien erklärt und entwickelt werden.[34] Die konträren Perspektiven (unternehmensintern und –extern) können ideal miteinander verbunden werden.[35] Die Komponenten der komplementären Theorien beeinflussen sich gegenseitig ohne in weiten Teilen zu überlappen (vgl. hierzu Abb 2.3) und erlauben so ein ganzheitliches Untersuchungsbild.

Zur Untersuchung der Ausprägungen der Revolution (Wie?) anhand von Experteninterviews und Forschungsfallbeispielen wird an dieser Stelle auf das nachfolgende Kapitel verwiesen.

3 Die Empirische Untersuchung

3.1 Das Experteninterview als Untersuchungsmethode

Um dem visionären Charakter dieser Arbeit zu folgen, wurden zwei explorative Untersuchungsmethoden verwandt:

- Experteninterviews zur Erhebung von Daten
- Forschungsfallbeispiele zur Veranschaulichung einzelner Untersuchungsergebnisse

3.1.1 Anforderungen an die Methode

Die Untersuchungsmethode muss spezifischen Anforderungen einer explorativen Arbeit genügen. Die Analyse der ökonomischen Aspekte[36] beschäftigt sich mit der „Beschreibung eines bislang weitgehend unbekannten Realitätsausschnittes.“[37] Um alle möglichen relevanten Aspekte zu erfassen, sollte das Untersuchungsvorhaben breit angelegt sein und überblicksartige Ergebnisse liefern. Dabei spielen zum einen allgemein erkennbare Tendenzen und zum anderen außergewöhnliche, extreme Ansichten, die ihrem Charakter nach das „‘Wesentliche’ eines Sachverhaltes besonders eindrucksvoll [ausdrücken],“[38] eine wichtige Rolle. Da es sich um eine komplexe Prognose handelt, sind fundierte Fachkenntnisse in verschiedensten Bereichen erforderlich.

3.1.2 Charakterisierung des Experteninterviews

Eine den genannten Anforderungen genügende Untersuchungsmethode stellt das leicht strukturierte, qualitative und persönlich geführte Experteninterview dar (vgl. Abb. 3.1).[39]

Die leicht strukturierte Vorgehensweise erlaubt dem Interviewer eine individuelle und flexible Gesprächsführung. Sowohl die Anordnung und Formulierung der Fragen als auch die Wahl der einzelnen Untersuchungseinheiten können im Einzelfall modifiziert werden. Dadurch kann „in hohem Maße [auf] den Erfahrungsbereich des Befragten“[40] eingegangen und dessen Spezialgebiete vertiefend behandelt werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3.1 Merkmale eines Experteninterviews und ihre Bedeutungen

Nicht nur die Gesprächsführung durch den Interviewer, sondern auch die qualitative und offene Fragestellung [41] der nicht-standardisierten Methode[42] erlauben es, den Kenntnissen, Erfahrungen und Visionen Einzelner den nötigen Raum einzuräumen. Zusammenhänge und Argumentationsketten können dadurch logisch dargestellt und „de[r] inhaltliche[n] Reichtum der individuellen Antworten“[43] ausgeschöpft werden. Das Gespräch findet persönlich statt, so dass der Befragte eine Beziehung und Vertrauen zu dem Interviewer aufbauen kann. Dies steigert die Bereitschaft zur Informationsweitergabe, das Interesse und die Aufmerksamkeit. Bei den Befragten handelt es sich um Experten, die in hohem Maße Wissen und Erfahrung vereinen und die Fähigkeit besitzen, „zukünftige Entwicklungen ... abschätzen zu [können].“[44]

Der häufigen praktischen Anwendung der qualitativen, empirischen Methode des Experteninterviews steht ein fehlendes Aufarbeiten aus wissenschaftlicher und methodischer Sicht gegenüber.[45]

3.1.3 Die Experten und ihre Unternehmen

In dieser Arbeit wird der methodologische Expertenbegriff von Meuser/Nagel[46] verwendet. Er erlaubt dem Forscher, diejenigen Personen als Experten zu bezeichnen, die für das jeweilige konkrete Erkenntnisinteresse durch einen Wissensvorsprung geeignet sind. Für diese Untersuchung besitzt der ideale Experte fundiertes betriebswirtschaftliches und naturwissenschaftliches Wissen über die Individualmedizin und ist entweder als eigenständige Persönlichkeit oder in seiner Funktion als Repräsentant eines Unternehmens interessant.

Die Befragung findet mit Vertretern verschiedener Branchen statt., um eine einseitige Darstellung zu vermeiden. Direkt in die Individualmedizin involvierte Zielbranchen sind die pharmazeutischen Biotechnologieunternehmen wegen ihrer Initiatorrolle, die internationalen Pharmakonzerne wegen ihrer Marktführerschaft sowie die staatlichen Forschungsinstitute, die sich der relevanten Grundlagenforschung widmen. Durch Beratungs- und Finanzierungsleistungen beteiligen sich auch Venture-Capital-Gesellschaften und Unternehmensberatungen aktiv am Life Science Bereich. Sie nehmen in der Untersuchung eher den objektiven Standpunkt mit der „Sicht von oben“ ein. In dem Bereich „Sonstige“ werden Experten aus anderen Gebieten zusammengefasst.

3.1.4 Der Interview-Leitfaden

Für das Interview wurde ein Leitfaden konzipiert. Dieser beinhaltet entsprechend der zugrunde gelegten industrieökonomischen und ressourcenbasierten Theorien folgende fünf Fragenkomplexe:

(I) Individualmedizin

(II) Wertschöpfungskette

(III) Markt / Konkurrenz

(IV) Ressourcen / Arbeitsteilung / Kooperation

(V) Bewertung

Der „flexibel zu handhabender Leitfaden“[47] wurde für unterschiedliche Zielsetzungen modifiziert. Für den Interviewer diente er als Stütze für die Interviewführung, ohne dabei den Charakter des leicht strukturierten Interviews zu zerstören.[48] Dementsprechend basiert der Leitfaden hier auf einer stichwortartigen Auflistung der Themengebiete.[49] Der Expertenleitfaden [50] enthält ausformulierte Fragestellungen und wurde dem Befragten vorab zugeschickt. Dadurch konnte sich der Experte auf das Interview vorbereiten und den Eindruck eines sachkundigen Gesprächspartners erhalten. Um den offiziellen und wissenschaftlichen Charakter der Untersuchung zu betonen, wurden in der Fußzeile des Leitfadens Hintergrundinformationen der Diplomarbeit aufgenommen.

3.2 Durchführung

3.2.1 Die Expertenauswahl

Die Identifikation der Gesprächspartner bzw. deren Unternehmen erfolgte gemäß dem für Expertengespräche geeigneten Verfahren der bewussten Auswahl [51] auf drei verschiedenen Wegen:[52]

(1) Ausgewählte Biotechnologie– und Pharmaunternehmen[53] wurden anhand von Firmenprofilen und persönlichen Anfragen nach Aktivitäten speziell im Bereich der individualisierten Medizin selektiert.

(2) Auf Messen und Kongressen wurden Personen mit Bezug zur individualisierten Medizin, z.B. in Vorträgen und Podiumsdiskussionen. identifiziert.

(3) Über das Schneeballverfahren konnten weitere Experten gewonnen werden.[54] Diese stellten sich als außergewöhnlich kompetent und informativ heraus.

In einem nächsten Schritt erfolgte die direkte Kontaktaufnahme mit dem Experten in einem persönlichen Gespräch, meist einem Telefonat. Hier wurden Inhalte, Ziele und Hintergrund der Diplomarbeit dargestellt und bei Eignung für die Untersuchung ein Interviewtermin vereinbart. Es wurde ausdrücklich auf die relative lange Gesprächsdauer von mindestens 60 Minuten[55] hingewiesen.

In Zahlen (vgl. Tab. 3.1): Von insgesamt 89 identifizierten Unternehmen/Personen wurden 36 nicht angesprochen: 18 wegen den zeitlichen Beschränkung der Untersuchung, sechs wegen der geographischen Lage außerhalb Deutschlands und zwölf wegen subjektiv betrachtet geringerer Eignung für die Untersuchung. Von den 53 angesprochenen Unternehmen beschäftigen sich acht nicht mit individualisierter Medizin, so dass sich 45 potentielle Experten ergaben. Hiervon waren sieben nicht für ein Interview in der Durchführungszeit bereit.[56] Die resultierende Nonresponsequote[57] (Verhältnis von Ablehnungen zu potentiellen Experten) entspricht 16 %.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 3.1 Die Expertenauswahl in Zahlen

Wegen Zeitmangels der Forscherin konnten weitere vier Unternehmen nicht befragt werden. Insgesamt wurden 40 Experten von 34 Firmen [58] interviewt. Dies bedeutet eine Ausschöpfungsquote (Quotient der tatsächlichen Interviews und den potentiellen Experten) von 76 %.[59]

Die 40 tatsächlich interviewten Experten[60] können wie folgt charakterisiert werden. Sie stammen aus zehn Biotechnologieunternehmen, drei Pharmakonzernen, fünf Unternehmensberatungen, sieben Venture-Capital-Gesellschaften, vier Forschungsinstitutionen und fünf sonstigen Bereichen (vgl. Tab. 3.2). Dabei sind 25 Experten aus den obersten Führungsebenen.[61] In vielen Fällen handelt es sich um Personen mit naturwissenschaftlicher und betriebswirtschaftlicher Doppelqualifikation durch Zusatzstudien oder langjährige Erfahrung im Management.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 3.2 Aufschlüsselung der Interviewpartner nach Branche und Funktion im Unternehmen

Zur Veranschaulichung einzelner Untersuchungsergebnisse wurden zusätzlich sechs Unternehmenstypen für Forschungsfallbeispiele ausgewählt:

- ein forschender Arzneimittelhersteller (vgl. 10.4.2)
- ein Anbieter einer neuen Therapieart (vgl. 10.4.3)
- ein Orphan Drug Unternehmen (vgl. 10.4.4)
- ein Gesundheitsdienstleister (vgl. 10.4.5)
- ein Anbieter von Analyse-/Diagnosetechnologie (vgl. 10.4.6)
- eine Bioinformatik-Firma (vgl. 10.4.7)

Die Auswahl erfolgte hier über Empfehlung oder aufgrund des hohem Bekanntheitsgrades. Die Fallbeispiele entstanden anhand von Firmenunterlagen und Gesprächen und wurden für die Verwendung in der Diplomarbeit genehmigt.

Zusätzlich wurden mit zwei privaten Krankenversicherungen telefonische Gespräche über die Erstattungsproblematik geführt.

3.2.2 Der Pretest und die Hauptuntersuchung

Zur Beurteilung der Untersuchungsmethode wurde ein Pretest[62] durchgeführt. Innerhalb von 15 Tagen wurden hierfür zehn Experten[63] interviewt: vier aus Biotechnologieunternehmen, drei aus der medizinischen Forschung, zwei aus staatlichen Beratungsstellen und ein wissenschaftlicher Journalist.

Durch Feedbacks der Experten, subjektive Eindrücke des Interviewers und Ergebnisse einer Inhaltsanalyse konnten Erkenntnisse gewonnenen werden, die in die Methodik der Hauptuntersuchung eingearbeitet wurden. So wurde z.B. in der Hauptuntersuchung nicht mitprotokolliert, sondern ein Tonbandmitschnitt angefertigt.[64] Dadurch konnten Argumentationsketten besser nachvollzogen, medizinische und wissenschaftliche Fachbegriffe sowie Firmennamen korrekt erfasst und die Daten zusätzlich objektiv fixiert werden.[65]

Die gesamte Untersuchung in Zahlen: Insgesamt wurden 34 Interviews mit einer Gesamtdauer von über 39 Stunden geführt. Das bedeutet, dass ein Gespräch durchschnittlich 70 Minuten dauerte, wobei die minimale Gesprächsdauer zehn und die maximale 120 Minuten betrug. Alle Interviews wurden in einer Zeitspanne von 47 Tagen von der Forscherin selbst, meist vor Ort bei den jeweiligen Unternehmen, vorgenommen.

Zu Beginn des Gesprächs wurde das Untersuchungsanliegen in standardisierter Form dargestellt,[66] um den allgemeinen Bezugsrahmen darzulegen, die wesentlichen Aspekte herauszustellen und das Interesse des Experten zu wecken. Einheitliche und auf den Interviewpartner individuell zugeschnittene Einleitungsfragen über die Person und das Unternehmen bildeten den Übergang zur Befragung. Hier gewonnene Rahmendaten wurden zur Systematisierung und Beurteilung der Experten in einen formalisierten Dokumentationsbogen eingetragen.[67] Während des gesamten Interviews wurde auf eine „entspannte, aufgabenorientierte Gesprächsatmosphäre“[68] und einen diskussionsartigen Stil geachtet. Das offizielle Interview endete stets mit einem persönlichen Resümee des Experten. Zuletzt folgten in einem informellen Gespräch zusätzliche Informationen oder Empfehlungen an weitere Personen im Sinne des Schneeballverfahrens.

3.3 Auswertung

3.3.1 Die qualitative Auswertung der Experteninterviews

Die Literatur bietet kaum Ansätze über spezielle Auswertungsmöglichkeiten für Experteninterviews und die allgemein gültigen, qualitativen Methoden sind nicht unbedingt übertragbar.[69] Aus diesen Gründen wurden wesentliche Merkmale qualitativer Ansätze individuell für diese Auswertung modifiziert.[70]

Ziel ist die Erforschung der objektiven Expertenaussagen.[71] Sie folgt dem Prinzip der inhaltlichen Datenreduktion durch Zusammenfassung und Kategorisierung [72] in Anlehnung an die Themen des Interviewer-Leitfadens.[73] Daten wurden unabhängig davon, wann bzw. wie oft eine Information im Gespräch fiel, aber abhängig von Kontext und Hintergrund des Befragten in die Systematik eingeordnet.[74]

Zur Auswertung wurden zwei Methoden verwandt:

- Codeplan: enthält den Großteil der Aussagen in codierter Form
- Kommentarblätter: ausführliche Aufzeichnung.

Die Codierung verlief in mehreren Schritten, die von einer textorientierten zu einer theoretisch-abstrakten Vorgehensweise übergingen.[75] Jede aus Sicht der Forscherin relevante Aussage wurde einem Code zugewiesen und in eine der Leitfadenkategorien eingeordnet. Im Laufe der Bearbeitung aller Interviews entstand so ein vollständiger, nach Branchen und Leitfadenkategorien sortierter Codeplan (vgl. Anhang 10.2.5).[76] Die qualitativen Ergebnisse der Codeplan-Datenanalyse werden in Kapitel 4 und 5 verarbeitet und durch ein „a“ gekennzeichnet. Mit „a*“ markierte Aussagen weisen darauf hin, dass dieser Gedanke von mindestens 33 % aller Interviewten aktiv geäußert wurde und somit einem gewissen Trend entspricht.[77] Bei Einzelmeinungen wurde zur kritischen Betrachtung auf den jeweiligen Interviewpartner verwiesen und auf konträre Meinungen zu einem Aspekt stets hingewiesen.

Zur Ergänzung wurde für jeden Experten ein Kommentarblatt angelegt, in dem spezielle Formulierungen, außergewöhnliche Meinungen, neue Aspekte oder die Darstellungen eines konkreten Unternehmensbeispiels in nicht verdichteter Form aufgezeichnet wurden. Die hier festgehaltenen Einzelinformationen flossen durch Zitate in die Arbeit ein.[78]

Quantitativ zeigt sich folgendes Untersuchungsbild. Die Gliederung der neun Themengebiete nach der jeweiligen Codeanzahl (vgl. Abb. 3.2) ergibt, dass die meisten der insgesamt 1574 Aussagen den Bereich der individualisierten Medizin betreffen, gefolgt von den Komplexen Kommunikation, Produkte & Dienstleistungen, Forschung & Entwicklung und Chancen & Risiken, Ressourcen & Kooperation, Preis & Erstattung, Markt & Konkurrenz und zuletzt Vertrieb & Logistik.

3.3.2 Quantitative Aussagen über die Untersuchung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3.2 Prozentuale Verteilung der Untersuchungsergebnisse auf Themengebiete (a = 1574)

Betrachtet man die relative Codeanzahl der Branchen (Codeanzahl je Experte), zeigt sich, dass die Unternehmensberatungs-, Pharma- und Venture-Capital-Experten am meisten Informationen geliefert haben (vgl. Anhang 10.2.6).

3.3.3 Qualitätskriterien einer qualitativen Untersuchung

Die klassischen Gütekriterien[79] zur Bewertung einer Untersuchung sind nicht ohne weiteres auf qualitative Forschungsvorhaben zu übertragen, so dass „Notwendigkeit [besteht], neue Wege der Evaluation und der Bestimmung von Qualität“[80] zu finden. Eine Möglichkeit stellt die Prozessevaluation dar, bei der der Forschungsprozess als Ganzes betrachtet wird. Das Miteinander von Untersuchungskonzeption, Durchführung, Auswertung und Interpretation muss eine schlüssige und nachvollziehbare Einheit darstellen. Je besser die Offenlegung des Forschungsprozesses, je höher die Qualität der Aufzeichnung und Dokumentation der Daten, je nachvollziehbarer die Beschreibung der Vorgehensweise und je „regelgeleiteter und systematischer das Durcharbeiten“,[81] desto vertrauenswürdiger, glaubwürdiger und verlässlicher sind Daten und Ergebnisse.

Zur Qualitätssicherung wurde in einer Pretestserie die Untersuchungsmethodik als Ganzes überprüft und optimiert. Ferner dienten die Verwendung eines Leitfadens, die Tonbandaufzeichnung und die Befragung verschiedener Branchenrepräsentanten zur Standardisierung und Vergleichbarkeit der ansonsten flexiblen Untersuchungsmethode.[82] Durch Forschungsfallbeispiele konnte zusätzlich die Gültigkeit der Aussagen bekräftigt werden.[83]

Die Reliabilität qualitativer Forschung ist durch die subjektive Interpretation der Forscherin nicht völlig gewährleistet. Dies bietet bei sensiblen Untersuchungsgegenständen wie diesen aber gerade die Chance, die Interaktion zwischen Interviewer und Experten „zum expliziten Bestandteil der Erkenntnis“[84] zu machen.

Auch eine Generalisierung der Daten ist im Normalfall nicht möglich. Es handelt sich nicht um eine zufallsgesteuerte Stichprobe. Das Problem der Repräsentativität ist im Kern qualitativer Forschung begraben: Sie gewinnt ihre spezifische Aussagekraft gerade durch die Betrachtung einzelner, bewusst ausgewählter Fälle. Dieses Spezifikum müsste zum Zweck der Verallgemeinerung aufgegeben werden. Dennoch konnte in dieser Arbeit durch quantitative Elemente eine generelle Tendenz aufgezeigt werden.

4 Die Situation der forschenden Arzneimittelhersteller

Das folgende Kapitel befasst sich mit ökonomisch relevanten Aspekten[85] der traditionellen Arzneimittelhersteller.[86]

4.1 Staatliche Regulierungsmaßnahmen

Die Aufgabe der forschenden Pharmaunternehmen innerhalb des staatlichen Gesundheitssystems ist die Arzneimittelversorgung und –verteilung.[87] Sie tragen Verantwortung für die medizinische Prävention, Diagnose und Therapie der Gesellschaft.[88] Dennoch handelt es sich um gewinnorientierte Firmen. Dies führt zu einem Interessenkonflikt, dem der Staat durch Regulierungsmaßnahmen entgegenwirkt. Dadurch werden jedoch natürliche Markmechanismen, Entwicklungsmöglichkeiten und wirtschaftliche Chancen der pharmazeutischen Branche verhindert. Zusätzlich wird die Situation auch heute noch durch nationale Unterschiede, sogar innerhalb der EU-Mitgliedsstaaten, erschwert.

Neben den in den folgenden Kapiteln beschriebenen Maßnahmen, schränkt insbesondere die Teilung der Nachfrage in den Arzt als Entscheidungsträger, den Patienten als Verbraucher und die Krankenversicherung als Finanzier in die Aktivitäten der Pharmaunternehmen ein.

4.2 Der Forschungs- und Entwicklungsprozeß

Die ausschlaggebende Triebkraft der forschenden Arzneimittelindustrie ist Innovation. [89] Diese kann aus einer neuen Substanzklasse, einem verbesserten Wirkstoff, einer neuen Anwendung für bekannte Präparate, neuen Herstellungsverfahren, neuen Darreichungsformen und/oder neuen Therapieschemata bestehen.[90] Eine gute Forschungs- und Produktpipeline ist maßgeblich am Erfolg[91] eines Arzneimittelherstellers beteiligt und sichert dessen Marktposition. Derzeit sinken die Innovationsraten,[92] zumindest die der internationalen Pharmakonzerne. Mitverantwortlich sind die Erschöpfung des medizinischen Grundlagenwissens[93] und die beschränkten Möglichkeiten der „klassischen [chemischen] Wirkstoffsynthese.“[94] Deshalb kann das Innovationsdefizit auch nicht durch eine Steigerung des ohnehin hohen F&E-Budgets[95] ausgeglichen werden.

Zusätzlich drohen sinkende Arzneimittelumsätze durch das Auslaufen einer Vielzahl von Patenten.[96] Betrachtet man einige Parameter für die Entwicklung eines einzigen Arzneimittels, wird deutlich unter welchem Druck sich die Pharmabranche befindet (vgl. Abb. 4.1):

- Kosten i.H.v. ca. $230 Mio.
- Entwicklungszeiten von durchschnittlich 8,5 Jahren
- Risiko einer Nicht-Zulassung von 90%

Derzeitig stattfindende Prozessrestrukturierungen wie ein verbessertes elektronisches Dokumenten-Management-System setzen primär an diesen Faktoren an. Ihr Ziel ist es, Kosten, Entwicklungszeiten und Risiken zu verringern. Dies greift jedoch nicht an der Ursache – dem Innovationsdefizit – an. Das hohe Risiko der Arzneimittelindustrie ist auf zwei Ursachen zurückzuführen. Zum einen zwingt das unvollständige Wissen über die komplexen Krankheitsmechanismen und die Wirkung von Arzneimitteln Unternehmen zu einer empirischen und wenig gezielten Forschungsmethode - dem trial-and-error-Prinzip.[97] Zum anderen kann der Forschungs- und Entwicklungsprozess im Voraus nicht exakt programmiert werden.[98] Die Kosten- und Zeitproblematik sind dagegen hauptsächlich auf die gesetzlichen Anforderungen an eine Zulassung zurückzuführen.[99] Die Zulassung erfordert wegen staatlichen Anforderungen umfangreiche Wirksamkeits-, Sicherheits- und Qualitätsprüfungen der Arzneimittelsubstanz. In präklinischen und klinischen Studien verschiedener Größe und Komplexität werden Toxizität, Pharmakokinetik, Dosierung sowie Wirkungs- und Nebenwirkungsprofil getestet. In Phase III der Klinik müssen die statistische Effektivität oftmals an Tausenden von Patienten nachgewiesen werden. Nur bei Verbesserung der medizinischen Versorgung, d.h. bei Nachweis einer gesteigerten und signifikanten Wirkung und zugleich vertretbaren Nebenwirkungen, wird die Erlaubnis für die Vermarktung in Form der Zulassung erteilt. Diese gilt eingeschränkt für den jeweiligen Wirkungskreis der zuständigen Behörde.[100] Das bedeutet, dass die Zulassung häufig länderspezifisch und voneinander unabhängig beantragt werden und somit unterschiedlichen Anforderungen genügen muss.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4.1 Aufstellung über Dauer, Kosten, Risiko und Inhalte der Forschungs- und Entwicklungsprozesse[101]

Um die Amortisation der hohen F&E-Kosten zu ermöglichen, erhält jedes Medikament durch Patente von insgesamt 25 Jahren[102] Marktexklusivität und Schutz vor Nachahmern. Durch den Besitz von Patenten kann zusätzlich die Innovationskraft der Forschungsaktivitäten demonstriert werden und sich im Marktwert wiederspiegelt. Allerdings birgt die Patentierung ein gewisses Risiko, da die zugrundeliegenden Daten und das Know-how offengelegt werden müssen und dadurch von Wettbewerbern – wenn auch in modifizierter Form – nachgeahmt werden können. In den letzten Jahren hat sich die Marktexklusivität aufgrund von me-too-Produkten auf durchschnittlich acht Jahre verkürzt.

Ein globaler, schneller und intensiver Markteintritt essentiell, um die Profitabilität eines forschendes Pharmaunternehmen zu sichern.[103] Insbesondere Arzneimittel mit jährlichen Umsätzen von $ 500 Mio. – sogenannte Blockbuster - sind deshalb erstrebenswert.

4.3 Die Wettbewerbssituation

Die forschende Arzneimittelindustrie ist ein heterogener Markt, der aus einer Vielzahl von Produkten und Leistungen, Indikationsgebieten sowie Unternehmenstypen besteht. Der ehemalige Innovationswettbewerb hat sich durch das Innovationsloch und die Konkurrenz der Generika-Firmen wie Ratiopharm in einen Verdrängungswettbewerb [104] gewandelt. Dieser ist von me-too-Produkten mit geringen therapeutischen Nutzensteigerungen geprägt. Deshalb und durch die kostensparenden Maßnahmen der Krankenversicherungen geraten die Arzneimittelpreise immer mehr unter Druck. Folglich versuchen pharmazeutische Unternehmen Kompetenzen im Bereich des Product-, Customer- und Brand-Managements aufzubauen,[105] um zusätzlich Wert zu generieren und sich auf diese Weise zu differenzieren.

Die internationalen Pharmakonzerne beherrschen diesen Markt durch die Quantität, Vielfalt und Allokation ihrer Ressourcen. Sie besitzen ein enormes Kapitalvolumen, F&E-Kapazitäten und globale Netzwerke.[106] Das Innovationsdefizit egalisieren sie durch Kooperationen und/oder Akquisitionen mit bzw. von (kleinen) Biotechnologieunternehmen.[107] Diese zeichnen sich wiederum dadurch aus, dass sie durch angewandte, ergebnisorientierte und unkonventionelle Forschungsmethoden wissenschaftliches und technologisches Know-how in Produkte oder zumindest deren Vorstufen umsetzen. Dieser Innovationskraft stehen jedoch mangelnde Ressourcen, insbesondere in der Kapitalstruktur, gegenüber. Durch Kooperation mit den Pharmakonzernen kann ein Interessenausgleich stattfinden.

4.4 Porter’s 4 P

4.4.1 Das Produkt

Die pharmazeutische Industrie erstellt Medikamente, die zur Behandlung von Krankheiten dient. Durch die geringen Kenntnisse über Krankheitsmechanismen dienen diese Arzneimittel meist zur Behandlung der Symptome wie z.B. der Linderung von Schmerzen, nicht jedoch der Bekämpfung der Ursachen.

4.4.2 Der Preis

Die Finanzierung der ethischen Arzneimittel[108] wird generell von Krankenversicherungen und –kassen übernommen. Die hierfür notwendige „Erstattungsfähigkeit“ erlangt das Produkt mit der Zulassung. Allerdings ist das Gesundheitssystem an seiner finanziellen Leistungsfähigkeit angelangt und versucht über integrierte und ganzheitliche Koordination und Steuerung aller Gesundheitsleistungen Kosten einzusparen.

4.4.3 Das Marketing

Im Gegensatz zu den USA[109] beschränkt der deutsche Staat die Werbestrategien der pharmazeutischen Industrie überwiegend auf Fachkreise, d.h. Ärzte und Apotheker. Wissenschaftliche Information ist allgemeinen, klassische Werbung jedoch nur in Fachzeitschriften erlaubt. Da sich die Pharmabranche nicht direkt an den Kunden (Patient) wenden darf, versuchen sie, das Verschreibungsverhalten des Arztes zu beeinflussen. Dafür werden aufwendige Kommunikationsinstrumente wie Kongresse, Fortbildungs- und sonstige Veranstaltungen[110] eingesetzt, die für einen Großteil der Marketingkosten eines Pharmaunternehmens verantwortlich sind. Hier spielt v.a. der gewaltige Apparat an Außendienstmitarbeitern eine große Rolle,[111] dessen Aufgaben u.a. die Motivation, Organisation, Kommunikation und Information der Ärzteschaft und die Aufrechterhaltung des persönlichen Kontakts sind. Der Patient als Verbraucher hingegen darf durch das Heilmittelwerbegesetz nur in sehr begrenztem Rahmen angesprochen werden. Hier unterscheidet sich die pharmazeutische Branche stark von anderen Wirtschaftszweigen.

4.4.4 Die Distribution

Auch im Bereich der Distribution sind die Arzneimittelhersteller über die Vertriebsbindung[112] auf den Absatz über Apotheken festgelegt. Diese beanspruchen durchschnittlich 27,9 % des Medikamentenabgabepreises.[113] Der pharmazeutischen Industrie werden dadurch günstigere und strategisch sinnvollere Distributionswege untersagt. Die Logistik zwischen Hersteller und Apotheke wird aus finanziellen und (zeitlich) organisatorischen Gründen vom Großhandel übernommen. Dieser ist von einigen wenigen Unternehmen geprägt und erfüllt diekomplexe Sortiments-, Lager- und Lieferfunktion in optimaler Weise.

5 Die individualisierte Arzneimitteltherapie

5.1 Medizinisch-wissenschaftlicher Entwicklungsprozess

5.1.1 Medizinische Einführung

Das (gesunde) Leben eines Organismus erfordert das einwandfreie Zusammenspiel aller Komponenten in einem vielschichtigen System.[114] Dieses kann kurz beschrieben werden mit „ Gen macht Protein macht Funktion.[115] Das Genom bildet die Basis des Komplexes und besitzt, verteilt auf rund 100.000 Gene,[116] „alle Bau- und Funktionsanweisungen für ein bestimmtes Individuum.“[117] Die Gene bestimmen, wann, wo, welche Proteine hergestellt werden. Diese haben wiederum viele Funktionen, v.a. auf Zellebene, und steuern alle (lebens-) notwendigen biochemischen Prozesse.

Defekte [118] in diesem komplexen System aus Kommunikations- und Aktionsketten können Ursachen von Krankheiten sein.[119] Außerdem können sie die Wirkung von Arzneimitteltherapien beeinflussen.[120]

5.1.2 Ausgangspunkt der individualisierten Medizin

Krankheiten sind heterogen.[121] Das bedeutet, dass die erwähnten Defekte pro Art oder Individuum unterschiedlich sein können - selbst wenn das sichtbare Krankheitsbild oder die Reaktion auf das Arzneimittel gleich erscheinen.

Derzeit führen diese individuellen Unterschiede zu einem durchschnittlichen Arzneimittel-Wirkungsgrad von nur 60-70 %. Bei durchschnittlich ca. 30 % der Patienten wirkt die Therapie nicht oder sogar schädlich.a[122]

Individuelle Arzneimitteltherapien berücksichtigen nun genau diese art- und / oder individualspezifische Variationen und Mutationen.[123] Individualmedizin ist somit nur durch das Verstehen von Krankheits- und Medikamentenwirkungs-Mechanismen auf molekularer Ebene möglich.[124] Jüngere Wissenschaften wie (Funktionale) Genomik a*, Proteomik a* und Pharmaogenomik a*[125] beschäftigen sich mit dieser Thematik. Sie werden durch das international ausgerichtete, staatliche Human Genom Projekt[126] und die Forschungsarbeiten von privaten Unternehmen[127] unterstützt.

5.2 Individualisierte Medizin – eine Begriffsabgrenzung

Individualisierte Arzneimitteltherapie wird insbesondere durch zwei Attribute definiert:[128]

(1) Sie wird durch das Wissens über die Variationen des einzelnen Patienten gezielt eingesetzt.

(2) Sie wird häufig kausal behandeln.a[129]

In jedem Fall ermöglicht sie eine auf den einzelnen Patienten zugeschnittene, optimale Gesundheitsversorgung.a* Für den Einzelnen ist dabei unerheblich, ob dieselbe Therapie auch bei anderen Patienten angewandt wird, solange es für ihn die optimale Intervention darstellt.[130]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 5.1 Kernaspekte der Individualarzneimitteltherapie aus medizinischer Sicht

Das bedeutet, dass die individualisierte Medizin eine molekulare Diagnose eines jeden Patienten a* fordert, um dessen einzigartiges, genetisches Profil zu erhalten. Allerdings muss die Behandlung, trotz Abwendung vom „one-fits-for-all“-Prinzip der traditionellen Blockbuster-Medikamente, nicht ebenso individuell sein. Meist wiederholen sich die unterschiedlichen Variationsmuster der Individuen in der Bevölkerung. Folglich können Subpopulationen gebildet werden, die mit jeweils demselben Therapietyp optimal behandelt werden können.

Wie viele solcher Patientenklassen und damit Therapieansätze pro Krankheit konkret entstehen und wie groß bzw. klein das jeweilige Segment sein wird, hängt primär von der jeweiligen Krankheit oder besser gesagt der Häufigkeit und Vielfalt der jeweiligen Defektkombination ab. So kann es aus medizinischer Sicht im Extremfall neben gruppen- auch patientenspezifische[131] Behandlungen geben.

Durch die vorgeschaltete Diagnose wird des weiteren die Möglichkeit für Präventionsmaßnahmen eine verstärkte Rolle spielen.a*

Die individualisierte Medizin bedingt die Redefinition verschiedener Begriffe:a

- Eine Indikation wird nicht mehr aufgrund ihrer Symptome, sondern nach ihren Mutationen und Ursachen benannt.[132] Dies kann dazu führen, dass eine Krankheit im traditionellen Sinn in mehrere Unterkrankheiten differenziert wird[133] oder bisher aufgrund unterschiedlicher Symptome unterschiedlich benannte Krankheiten wegen dem gleichen Defekts als ein Krankheitstyp gelten.
- Gesundheit ist relativ zu betrachten, da jeder Mensch zumindest die Anlagen für eine Krankheit (Risikoprofil, Prädispositionen) in sich trägt.
- Die Zielgruppe der pharmazeutischen Branche umfasst nicht mehr nur erkrankte Patienten, sondern auch gesunde Menschen. Der potentielle Kundenkreis der pharmazeutischen Branche erweitert sich somit auf weite Bevölkerungsteile.
- Die Krankenkassen wandeln sich zu Gesundheitskassen, da sie sich verstärkt mit der Prophylaxe, anstatt der Behandlung ausgebrochener Krankheiten, beschäftigen.

In dieser Arbeit wird überwiegend auf die individualisierte Arzneimitteltherapie eingegangen. Subjektive Aspekte wie Beratung und andere individuelle Therapieformen wie Psychotherapie und chirurgische Eingriffe sowie sonstige Hilfsmittel werden vernachlässigt. Diese sind derzeit auch nicht das Zentrum der Diskussion um individualisierte Medizin.

6 Voraussichtliche ökonomische Auswirkungen der individualisierten Arzneimitteltherapie

In der Individualmedizin scheint weniger die Realisierung der Vision „Eine Therapie für ein Individuum“ aus wissenschaftlich-technologischer Sicht, sondern deren Wirtschaftlichkeit problematisch.[134] Individualisierte Medizin fordert kundenspezifische Medikamente für jeweils eine bestimmte Patientengruppe. Dies führt zu einer Segmentierung des Marktes. Es stellt sich die zentrale Frage, ob dieser Wettbewerbsnachteil durch ein erhöhtes Innovationspotential zusammen mit anderen ökonomischen Vorteilen ausgeglichen oder sogar übertroffen werden kann. Um dies beurteilen zu können, werden in den nächsten Kapiteln die Veränderungen der Marktmechanismen prognostiziert, wobei der exakte zeitliche Horizont nur schwer festzumachen ist.[135] In Zukunft wird das Ziel sein, „eine Schnittstelle zu finden, zwischen dem, was ökonomisch machbar ist und dem, was medizinisch wünschenswert ist.“[136]

6.1 Auswirkungen auf die forschenden Arzneimittelhersteller

6.1.1 Steigende Innovationskraft in Forschung und Entwicklung

„Genomic information ... is expected to have a major impact on virtually every area of drug discovery and may enable the development of new therapeutic approaches that we cannot now envision.“[137] Für die F&E-Prozesse wird erwartet, dass Kosten, Zeiten und Risiken reduziert werden und Innovationspotential geschaffen wird (Tab. 6.1).

Die Arzneimittel-Forschung ändert sich durch das Wissen um molekulare Strukturen und Krankheitsmechanismen.

(1) Die Anzahl der Zielmoleküle erhöht sich von derzeit 500 auf bis zu 10.000 bekannte Wirkorte.[138] Dies ist darauf zurückzuführen, dass in Zukunft mehrere Wirkorte[139] pro „disease pathway“ bekannt sein[140] und bisher unzureichend oder gar nicht behandelbarea[141] bzw. völlig neue Krankheiten erforscht werden.

(2) Der Forschungsansatz wendet sich vom trial-and-error-Prinzip ab und ermöglicht einen neuen rationalen und zielgerichteten Forschungsansatz.a[142] Dieser kann die Qualitäta der Identifizierung und insbesondere der Validierung[143] der Targets und Arzneimittelsubstanzen[144] erheblich steigern und gleichzeitig die Forschungsdauer reduzieren.

(3) Mit auf (pharmako-) genomischen Wissen aufbauenden wissenschaftlichen und technologischen Verfahren können molekulare Prozesse simuliert[145] und „größere Teile der Erprobung und Zulassung aus dem klinischen in den präklinischen Bereich verlager[t]“[146] werden. Die Wirkung und Nebenwirkung der Substanz im Menschen kann also durch nicht-menschliche, automatisierte und massenfähige Analysesysteme wie in-vitro- und in-silico-Modelle oder High-Throughput-Screenings (HTS) relativ valide und zu einem sehr frühen Zeitpunkt[147] vorher gesagt werden. Nur noch diejenigen Substanzen, die in einer frühen Phase ihre Eignung beweisen, durchlaufen die kostenintensiven klinischen Studien am Menschen. Hier wird dem Ziel der pharmazeutischen Industrie, „dass Entwicklungsprojekte nicht scheitern und wenn doch, dann so früh wie möglich“[148] Rechnung getragen.

(4) Bei Kenntnis der molekularen Targetstruktur kann die Wirkstoffkonstruktion mit Hilfe des Computer Aided Drug Designs (CADD) am Computer erfolgen. Dies ist „rational drug design“ im klassischen Sinne.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 6.1 Wichtige Aspekte der individualisierten F&E, Zulassung und Therapie

Die Arzneimittel-Entwicklung verändert sich durch die Einteilung der Testpatienten in responder und non-responder a*[149] durch molekulare Profilinformationen.

(1) Abhängig von der genetischen Krankheitsursache und/oder der Arzneimittelreaktion werden die Personen, die nicht auf das Medikament reagieren (non-responder), aus den klinischen Studien ausgeschlossen, so dass in Zukunft nur noch responder getestet werden und „ homogenere und kleinere Studiengruppen “a*[150] entstehen. Durch vorhergehende Stratifizierung verlieren patientenreiche Phase-III-Versuche zum Nachweis der statistischen Signifikanz an Bedeutung.

(2) Dies bedeutet ein enormes Kostensenkungspotential.a*[151] Je größer der ursprüngliche klinische Test, umso größer die (finanzielle) Einsparung.[152] So zeigt eine Analyse der Unternehmensberatung McKinsey, dass sich unter gewissen Annahmen alleine durch Patientenpreselektion in den Phasen II und III ca. 17 % der gesamten Entwicklungskosten einsparen lassen.[153] Eventuell können die gesamten Entwicklungskosten für ein neues Produkt durch die Anwendung pharmakogenetischer Prinzipien von derzeit $ 500 Mio. auf $ 300 Mio. gesenkt werden.[154]

(3) Außerdem kann eine Verkürzung der Dauer a*[155] der klinischen Phasen erzielt werden, indem klinische Versuche vor dem genetischen Hintergrund des Patienten gezielter gestaltet werden können.[156]

(4) Für die pharmazeutische Industrie ist die Risikominimierung a*[157] eines der wichtigsten strategischen Ziele.[158] Durch die qualitativ-hochwertige Auswahl der Wirkorte und Substanzen und die gezielte Anwendung bei definierten Responder-Gruppen kann das Risiko reduziert werden. Traditionelle Medikamente zeigen wegen Behandlung der Patientengesamtheit Nebenwirkungen, die diese zum Scheitern der Zulassung oder zur Rücknahme des Arzneimittels vom Markt führen.[159] Die Stratifizierung kann dem bei neu entwickelten Medikamenten entgegenwirkena* und bereits gescheiterte Arzneimittel für bestimmte Segmente wiederbeleben.a[160]

Auch auf die Zulassung hat die Stratifizierung, also die gruppenspezifische Therapie, enorme Auswirkungen.

(1) Vorteile

Ihr Potential ist wie erläutert ein risikoärmerer Zulassungsprozess, eine bessere Vermarktung und möglicherweise eine relativ einfache Erweiterung der Zulassung auf andere Patientensubpopulationen in Phase IV-Studien.[161] Ebenso könnte eine beschleunigte Zulassung (accelerated approval) beantragt werden, wie dies heute bei Orphan Drugs[162] der Fall ist. Die Gemeinsamkeit zwischen Orphan Drugs und Individualarzneimitteln ist die Konzentration auf Krankheiten mit einem hohen „unmet medical need“.

(2) Nachteile

Demgegenüber stehen folgende Kosten. Als logische Konsequenz kann das Arzneimittel nur für das spezifische Patientenkollektiv zugelassen werden. In Phase III wurde kein durchschnittliches Nebenwirkungsprofil getestet,[163] so dass die Wirkung bei anderen Personen nicht vorauszusagen und unkalkulierbar wäre.[164] Dementsprechend wird der zusätzliche Nachweis einer objektiven und sicheren Selektion der relevanten Patienten in der Entwicklung und der therapeutischen Anwendung für die Zulassung gefordert werden.a[165]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 6.1 Die ökonomischen Auswirkungen auf Forschung und Entwicklung, gegliedert nach Ursachen

Dies bedingt zusätzliche Kosten,a[166] Zeit und andere Ressourcen. Zusätzlich müssen die klinischen Entwicklungsphasen eigens für jede Subpopulation durchgeführt werdena und die Patientenidentifikation und -rekrutierung könnte sich wegen des exakt definierten Anforderungsprofils schwierig erweisena (vgl. Kap. 6.1.6.2). Es stellt sich die Frage, ob der eventuell absolut sinkende F&E-Aufwanda auch relativ zum Umsatz sinkt oder im Gegenteil sogar ansteigt.a[167]

Bei den patientenspezifischen Therapiearten unterscheiden sich die Abläufe für Arzneimittelentwicklung und -zulassung komplett von den hier geschilderten Prozessen. Durch die Individualität des Medikaments ist keine Zulassung für ein Fertigarzneimittel möglich. Die umfangreichen klinischen Studien verschieben zeitlich nach hinten und fallen in die Vermarktungszeit.[168]

[...]


[1] Die Begriffe „Individualmedizin“, „personalisierte Medizin“ und „individualisierte Medizin“ werden synonym verwandt. Alle drei sind in gleichem Zusammenhang üblich, jedoch ist der letzte am meisten benutzt. Weiter fallen in diesem Zusammenhang die Wörter „maßgeschneiderte Medizin“ und „personalized, customized, individualized medicine/healthcare“.

[2] Vgl. BBC News, 04.01.2000, http://news2.thls.bbc.co.uk/hi/english/health/newsid%5F590000/590581.stm, [Stand: 25.02.2000], S. 1.

[3] Vgl. hierzu Bhandari / Garg / Glassman / et al. (1999a), S. 1.

[4] Weitere Unterscheidungen in z.B. mittelständische Pharmaunternehmen werden außer Acht gelassen.

[5] Drews (1998), S. 240.

[6] Begriffserklärungen finden sich im Glossar. Im weiteren Text wird darauf nicht mehr explizit hingewiesen.

[7] Vgl. Kubitza / Ransome / Eckett (1999), S. 4.

[8] Gibson (1997), S. 32, [im Originaltext mit Hervorhebungen].

[9] Vgl. hierzu die Erläuterungen zum Entdeckungszusammenhang, Atteslander (1995), S. 247.

[10] Die fett umrandeten Komponenten sind Grundlage dieser Arbeit.

[11] Die Innovation des Personal Computers veränderte nicht nur die Elektroindustrie, sondern auch das gesamte Leben der Menschen, vgl. Utterback (1994), S. 90.

[12] Er veränderte den firmenbezogenen in einen industriebezogenen Blickwinkel, vgl. Minderlein (1989), S. 33.

[13] Vgl. zu den verschiedenen Richtungen und Vertretern des SCP-Paradigmas, Oberender (1989), S. 10 ff.

[14] Vgl. Porter (1999b), S. 221.

[15] Vgl. Roxin (1992), S. 17.

[16] Vgl. Porter (1999a), S. 251.

[17] Vgl. Roxin (1992), S. 11.

[18] Die fett umrandeten Komponenten sind Grundlage dieser Arbeit.

[19] Dabei ist die jeweilige Wertkette unternehmensspezifisch und betrifft damit auch unternehmensinterne Aspekte, vgl. Porter (1999b), S. 67 und 76 sowie Altobelli (1995), S. 2709. Hier zeigt sich der Bezug zum introvertierten Blickwinkel des Ressourcenansatzes.

[20] Vgl. Olschowy (1990), S. 84.

[21] Vgl. Porter (1999a), S. 33 f, 214.

[22] Vgl. Porter (1999b), S. 63, 93 f.

[23] Eine Aufzählungen wichtiger Publikationen von z.B. Chatterjee/Wernerfelt, Barney, Conner, Mahoney/Pandian, ist in Bamberger / Wrona (1996), S. 131 zu finden.

[24] Vgl. Bamberger / Wrona (1996), S. 131 f und Bürki (1996), S. 26, 47.

[25] Vgl. hierzu „By a resource is meant anything which could be thought of as a strength or weakness of a given firm.“, Wernerfelt (1984), S. 172.

[26] Bamberger / Wrona (1996), S. 132 und vgl. zu der Vielfalt des Begriffs Bongartz (1997), S. 26 f.

[27] Vgl. Prahalad / Hamel (1990).

[28] Vgl. Barney (1986), S. 1232.

[29] Vgl. Bongartz (1997), S. 24.

[30] Zur Wichtigkeit von Ausstattung und Allokation vgl. Bamberger / Wrona (1996), S. 131.

[31] Vgl. Bongartz (1997), S. 28.

[32] Vgl. zur Übersicht Bamberger / Wrona (1996), S. 140 und zur Erläuterung S. 140 ff.

[33] Vgl. zu der Beziehung zwischen der Wertschöpfungskette und den Ressourcen Bamberger / Wrona (1996), S. 132, 146 und Porter (1999b), S. 69.

[34] Dies sind im Rahmen der strategischen Unternehmensführung die beiden Ansätze zur Erklärung von Wettbewerbsvorteilen, vgl. Bongartz (1997), S. 23.

[35] Vgl. Bongartz (1997), S. 25 und Bamberger / Wrona (1996), S. 147; Konkrete Beispiele auf S. 148.

[36] Die medizinischen Aspekte der Individualmedizin sind bereits in der Literatur behandelt.

[37] Bortz (1984), S. 219, [Hervorhebung nicht im Original].

[38] Bortz (1984), S. 218.

[39] Vgl. zu Experteninterviews Meuser / Nagel (1997), S. 481 ff und zu offenen Befragungskonzepten und deren Merkmalen, Atteslander (1995), S. 160 ff.

[40] Atteslander (1995), S. 161.

[41] Bei offenen Befragungen hat das Interview eher den Charakter eines Gesprächs bei dem das klassische Frage-Antwort-Muster fehlt, vgl. Bortz / Döring (1995), S. 283.

[42] In dieser Arbeit wird der Ansicht von Bortz gefolgt. Dieser unterscheidet die Begriffe strukturiert und standardisiert bzw. nicht-strukturiert und nicht-standardisiert im Gegensatz zu Atteslander nicht, vgl. Atteslander (1995), S. 179 f; Bortz (1984), S. 166.

[43] Bortz / Döring (1995), S. 272.

[44] Atteslander (1995), S. 176.

[45] Dies betrifft die Erhebungs- und in verstärktem Maße die Auswertungsmethoden, die sich erheblich von anderen qualitativen Forschungsmethoden unterscheiden, vgl. hierzu Meuser; Nagel (1997), S. 482 ff.

[46] Vgl. Meuser / Nagel (1997), S. 483; Der Expertenbegriff ist in der Literatur nicht eindeutig definiert.

[47] Meuser; Nagel (1997), S. 483.

[48] Zur Diskussion über die Vereinbarkeit eines wenig strukturierten Interviews mit einem Leitfaden, vgl. Schnell / Hill / Esser (1999), S. 300.

[49] Vgl. Leitfaden für den Interviewer in Anhang 10.2.1.

[50] Vg. Leitfaden für den Experten im Anhang 10.2.2.

[51] Vgl. Schnell / Hill / Esser (1999), S. 278.

[52] Wobei 22 Interviewpartner durch das 1., 4 durch das 2. und 14 durch das 3. Verfahren gewonnen wurden.

[53] Dies erfolgte durch verschiedene Quellen, wie dem Kompendium der BioM AG vom 11.11.1999, der Messebroschüre des „3rd Annual Bavaria/California Technology Forum“, Mitgliedslisten des VFA: http://www.vfa.de/extern/d/mitglieder/index.html, [Stand: 29.03.00], des DIB: http://www.vci.de/dib/index.asp?modus=diedib, [Stand: 29.03.00], der Vereinigung deutscher Biotechnologieunternehmen http://dechema.de/biotech/vbulist.htm, [Stand: 29.03.00]. Zuerst wurden aus finanziellen und zeitlichen Restriktionen die Experten um München fokussiert.

[54] Vgl. Schnell / Hill / Esser (1999), S. 280.

[55] Die Befürchtung, die Experten würden ein Interview von 60 Minuten ablehnen, erwies sich sowohl im Pretest als auch in der Hauptuntersuchung als unbegründet.

[56] Zwei boten einen zu späten Termin an, zwei lehnten aufgrund allgemeinen Zeitmangels ab, zwei meldeten sich nicht zurück und ein Unternehmen lehnte die Zusammenarbeit mit Diplomanden grundsätzlich ab.

[57] Vgl. zur Nonresponse- und Ausschöpfungsquote Schnell / Hill / Esser (1999), S. 286 ff.

[58] Bei sechs Unternehmen wurden jeweils zwei Experten zur Verfügung gestellt.

[59] Hierin sind die vom Forscher abgelehnten Experten nicht enthalten. Ansonsten wäre die Ausschöpfungsquote 84 %.

[60] Eine detaillierte Aufstellung findet sich in Anhang 10.2.3.

[61] In den anderen 15 Fällen handelt es sich um sonstige Positionen. Hiervon stammen 14 aus Unternehmensberatungen, Venture-Capital-Gesellschaften und den „Sonstigen“, die unabhängig der Ebene in der Organisation, sondern abhängig von ihrer aktiven Beteiligung an Projekten der individualisierten Medizin geeignet erschienen.

[62] Vgl. zum Pretest Schnell / Hill / Esser (1999), S. 324 ff, Bortz / Döring (1995), S. 331 f und Atteslander (1995), S. 342 ff.

[63] Siehe für eine genaue Aufstellung Anhang 10.2.3.

[64] Der Befragte wurde über den Sinn der Aufzeichnung aufgeklärt. Alle Experten der Hauptuntersuchung willigten in eine Aufnahme ein. Ablehnungen gegen die Aufnahme war vermutlich nicht zu vermerken, weil die Personen aufgrund ihrer Position und Tätigkeit gewohnt sind, vor anderen zu sprechen, und die Daten in der Untersuchung anonym behandelt werden.

[65] Flick, Uwe (1995), S 187.

[66] Folgende Elemente wurden standardisiert vermittelt: betriebswirtschaftliche Diplomarbeit am Lehrstuhl für Innovationsforschung und Technologiemanagement an der LMU München bei Prof. Dr. Harhoff / Hinweis, daß die Diplomarbeit von Dr. Peter Freier als ehemaliger Assistent des Lehrstuhls und jetziger Geschäftsführer der ImmunoGenec Biotechnologie GmbH betreut wird / Aufbau des Gesprächs in zwei Teile: (1) die individualisierte Medizin, (2) darauf aufbauend die ökonomischen Auswirkungen / Prognosecharakter und dementsprechend Forderung nach visionären Gedanken.

[67] Siehe Anhang 10.2.4 und vgl. Flick (1995), S. 192.

[68] Bortz (1984), S. 180.

[69] Vgl. Fußnote 45.

[70] Vgl. Meuser, Nagel (1991), S. 441 ff, die für Experteninterviews ein auf die jeweilige Untersuchung abzuänderndes Modell vorschlagen; Zur qualitativen Forschung allgemein Strauss (1991), S. 32 ff.

[71] Eines von zwei möglichen Auswertungszielen dar, vgl. hierzu Garz / Kraimer (1991a), S. 3 f.

[72] Flick, Uwe (1995), S. 196.

[73] Vgl. hierzu die Ausführungen in Meuser/Nagel (1991), S. 452 ff und Meuser/Nagel (1997), S. 488.

[74] In dieser Arbeit wurde der Hintergrund der Experten in dem Dokumentationsbogen aufgenommen.

[75] Vgl. Flick, Uwe (1995), S. 197.

[76] Gleiche Aussagen wurden in einem Code zusammengefaßt, Bedingungen und Konsequenzen überprüft, Unterkategorien gebildet, Interaktionen zwischen den Akteuren untersucht und Beispiele als solche gekennzeichnet.

[77] Diese Grenze von elf Interviewaussagen erscheint aussagekräftig, weil durch die offenen Fragestellung nur aktive Aussagen erfaßt wurden. Als Basis wurde von der Grundgesamtheit, also 34 Interviewpartnern, ausgegangen und somit tendenziell konservativ vorgegangen. Allerdings wurden nicht alle Fragen an alle Experten gerichtet. Das bedeutet, daß eine nicht mit „a*“ markierte Aussage trotzdem von mindestens 33 % aller hierzu befragten Interviewpartner gemacht wurde.

[78] Hierfür wurde das Einverständnis des Befragten eingeholt.

[79] Objektivität, Reliabilität, interne und externe Validität.

[80] Flick, Uwe (1995), S. 284; vgl. zu dem Kapitel Flick, Uwe (1995), S. 241, 245, 252, 254 ff, 284 f.

[81] Bortz / Döring (1995), S. 310.

[82] Diese Gesichtspunkte wurden in den vorangegangenen Kapiteln genauer erläutert.

[83] Vgl. Strauss (1991), S. 275.

[84] Flick, Uwe (1995), S. 15.

[85] Nicht alle Faktoren haben in jeder Branche bzw. in jedem Unternehmen die gleiche Gewichtung, vgl. Porter (1999b), S. 31.

[86] Vgl. zu diesem Kapitel die Seiten „Pharma innovativ“ von BPI, http://www.bpi.de/internet/index.htm, [Stand: 23.2.2000] und http://www.bpi.de/internet/PharmaDaten/1999.pdf, [Stand: 05.05.2000] sowie VFA, http://www.vfa.de/extern/d/forschung/arzneimittel/index.html, [Stand: 23.2.00].

[87] Vgl. Solc (1980), S. 7

[88] Gehrig (1992), S. 43

[89] Vgl. Wenzel / Baier (1995), S. 787.

[90] Vgl. Boston Consulting Group (1998), S. 53; vgl. auch Solc (1980), S. 90.

[91] Sowohl am Unternehmenswert als auch am Umsatz gemessen.

[92] Vgl. Zeiner (1997), S. 71.

[93] Vgl. Hilleke-Daniel (1988), S. 136.

[94] Vgl. Zeiner (1997), S. 69.

[95] Die Pharmaindustrie ist – gemessen am Anteil der Kosten zum Umsatz - die forschungsintensivste Branche in Deutschland, vgl. Simon (1989), S. 207; 1998 wurden in Deutschland 5,4 Mrd. DM in Forschung investiert. Das sind 15 Mio. DM pro Tag, http://www.vfa.de/extern/d/forschung/arzneimittel/index.html, [Stand: 23.02.2000].

[96] Vgl. hierzu die Aufstellung von Nelson (1999), S. 15.

[97] Vgl. Boston Consulting Group (1998), S. 13.

[98] Vgl. Olschowy (1990), S. 61.

[99] Vgl. Solc (1980), S. 84.

[100] Für die USA ist die FDA, für Europa die EMEA und für Deutschland das BfArM bzw. PEI zuständig.

[101] Hierin sind weder Produktions- noch Opportunitätskosten für eine Kapitalanlage enthalten. Außerdem kann für die Forschung mit einer Zeitspanne von zwei bis zehn Jahren und einem Kapitalbedarf von $ 2 bis 50 Mio. gerechnet werden. Werden alle Faktoren eingeschlossen ist von Kosten i.H.v. ca. $ 500 Mio. auszugehen. Quellen: Bhandari, M. / Garg R. / Glassman, R. / et al. (1999c), S. 5 und Freier (2000), S. 95.

[102] Diese Zeitspanne setzt sich aus einem Patentschutz von 20 Jahren und einem anschließenden fünfjährigen Schutzzertifikat zusammen.

[103] Vgl. Simon (1989), S. V, 92, 178.

[104] Vgl. Zeiner (1997), S. 75.

[105] Vgl. Zeiner (1997), S. 74, 89.

[106] Vgl. zu diesem Abschnitt Dolata (1999), S. 136.

[107] Die staatlichen Forschungsinstitutionen werden hier vernachlässigt.

[108] Das sind rezeptpflichtige und erstattungsfähige Medikamente.

[109] Hier wurden 1998 von der FDA 282 direct-to-consumer-Aktivitäten vermerkt, vgl. CDER (1998), S. 24.

[110] Vgl. Solc (1980), S. 96.

[111] Vgl. zur quantitativen Untersuchung des Außendienstes Friesewinkel (1992), S. 436 ff.

[112] Solc (1980), S. 92.

[113] Vgl. „Komponenten d. Arzneimittelpreises 1998“, http://www.vfa.de/extern/d/fakten/pharma/index.html, [Stand: 15.05.2000].

[114] Vgl. zu diesem Abschnitt, Nelson (1999), S. 100 ff.

[115] Meyer (1997), S. 32 [andere Hervorhebung im Text].

[116] Diese bestehen wiederum aus ca. 3 x 109 Basenpaaren; vgl. hierzu Nicholl (1995), S. 147.

[117] Drews (1998), S. 103.

[118] Diese können angeboren oder erworben sein und werden dementsprechend als Genotype oder Phenotype bezeichnet; Beispiele finden sich in Schell / Kochte-Clemens, Beisel (1994), S. 596.

[119]...müssen aber nicht, vgl. Meyer (1997), S. 32. Umgekehrt haben (fast) alle Erkrankungen mit einem Gendefekt zu tun, vgl. Collins (1999), S. 41.

[120] Hier gibt es zwei Unterscheidungen: 1) Indikationsabhängige Variationen tangieren Moleküle auf dem „disease pathway“, treten also bei biochemischen Folgeprodukte der krankheits-assoziierten Gene auf.( Ein Beispiel ist das Apolipoprotein E (kurz: ApoE4), das mit relativem Risiko der Alzheimerschen Krankheit sowie mit dem Wirkungsgrad einer Tacrine-Behandlung dieser Erkrankung korreliert, vgl. Amann (1999), S. 448.) 2) Indikationsunabhängige Variationen betreffen metabolisierende Enzyme, die generell für die Arzneimittelverwertung verantwortlich sind.( Diese können die Wirkung des Medikaments aktivieren oder blocken und lassen sich deshalb in drei Klassen einteilen: schlechte, extensive und ultra-extensive Metabolizer; Beispiele sind N-Acetyltransferasen (Variationen: NAT1, NAT2) oder P450, ein Mitglied der Isoenzym-Familie, (CYP2D6 als eine von sechs Variationen), vgl. hierzu und zu dem gesamten Abschnitt Amann (1999), S. 448 ff.)

[121] Vgl. Aldridge (2000), S. 13.

[122] Vgl. hierzu U.S. Pharmacopeia (1999), S. 16.

[123] Obwohl: „Über 99 Prozent der Erbinformationen sind bei allen Menschen gleich.“, VFA (1999), S. 17.

[124] Dies ist auch das Ziel der Medizin, vgl. Meyer (1997), S. 31.

[125] Untersuchung der Zusammenhänge von Art, Dosierung, Verträglichkeit und therapeutischer Effizienz des Medikaments auf den individuellen Patienten. Gerade bei einem kleinen therapeutischen Index spielt die exakte Dosierung eine große Rolle, da hier die minimale Dosis für eine therapeutische Wirkung sehr nahe an der Grenze zu toxischen Reaktionen liegt, Interviewpartner 22.

[126] Dieses wurde 1990 unter der Leitung der Human Genome Organization (HUGO) gegründet und hat zur Aufgabe, die Gene des menschlichen Genoms bis zum Jahr 2003 zu identifizieren und lokalisieren, http://www.ornl.gov/TechResources/Human_Genome/hg5yp/, [Stand: 13.04.00].

[127] Zum Beispiel InCyte Pharmaceuticals oder Human Genome Sciences.

[128] Dies bestätigt diese Studie, in der 19 mal von einer „auf den Patienten zugeschnittenen“, also individualisierten, und elf mal von einer „gezielten, kausalen Behandlung“ gesprochen wurde. Von sieben Experten wurden beide Faktoren gemeinsam genannt.

[129] Dafür müssen die Mutationen von Genen, Proteinen und deren biologische Folgeprodukte allerdings nicht nur identifiziert, sondern auch mit der jeweiligen Krankheit in Verbindung gebracht werden. Dies bedeutet, dass der komplette „disease pathway“ bekannt sein muss. Ein erster Ansatz für die Anwendung kausaler Therapien ist bei monogenetischen, d.h. nur auf ein Gen zurückzuführende, Krankheiten zu erkennen. Beispiele sind Adenosindeaminasedifizienz, Mukoviszidose, Glioblastom (Gehirntumor), vgl. Collins (1999), S. 41.

[130] Interviewpartner 1.

[131] Vgl. Fallbeispiel ImmunoGenec und Fallbeispiel co.don® in Anhang 10.4.2 bzw. 10.4.3.

[132] Die heutige Indikation X könnte die Bezeichnung „Indikation X assoziiert mit Gen Y“ erhalten.

[133] Ein Beispiel hierfür ist die Alzheimerschen Krankheit, für die sowohl das Apolipoprotein E (kurz: ApoE4) als auch das ApoE2/3 verantwortlich ist.

[134] So konnten sich elf Experten eine Therapie für ein Individuum vorstellen und acht nicht, wogegen 24 von einer Segmentierung der Patienten in Subpopulationen ausgingen.

[135] Vgl. zu einigen Meilensteinen die Zeitangaben von Walter Gilbert, Harvard Medical School in Kaku (1998), S. 169 f, Wallis / Richmond / Patchett (1998), S. 21 und PricewaterhouseCoopers (1999a), S. 12.

[136] Vgl. Interviewpartner 2; Elf der Experten glauben an eine Therapie für jedes Individuum, wogegen sich acht dagegen aussprechen. Dies zeigt deutlich eine konträre Meinungslage.

[137] Mendoza (1999), S. 15.

[138] Vgl. zu den Zahlenangaben Amann (1999), S. 450, Nelson. (1999), S. 4 und zu der allgemeinen Aussage vier weitere Experten.

[139] Unter den Begriffen Zielmolekül, Wirkort und Target wird dasselbe verstanden; Beispiele hierfür sind Rezeptoren, Enzyme, Ionenkanäle, Transkriptionsfaktoren, DNA, vgl. Amann (1999), S. 448 und Drews (1998), S. 95.

[140] Vgl. Amann (1999), S. 450.

[141] Hierbei handelt es sich um 20.000, d.h. ca. 2/3 aller bekannten, Krankheiten; vgl. VFA, http://www.vfa.de/extern/d/forschung/arzneimittel/index.html, S. 1, [Stand: 23.02.00].

[142] Vgl. hierzu ImmunoGenec in Fallbeispiel 10.4.2.

[143] Die Validierung stellt die größte Herausforderung der individualisierten Arzneimittelforschung dar; vgl. Miller (1998), S. 2.

[144] Auch Substanz oder Lead genannt.

[145] Vgl. Sander (2000), S. 1977 f; Dieser verweist analog auf die Simulation eines Autounfalls in der Automobilbranche.

[146] Wellmann (1999), S. B-2020.

[147] Vgl. Spear (1999), S. 1.

[148] Interviewpartner 1.

[149] Vgl. die Stratifizierung von ImmunoGenec bei der gruppen-/ tumorspezifischen Therapie (Anhang 10.4.2).

[150] Wellmann (1999), S. B-2020, [Hervorhebung nicht im Original]; vgl. hierzu auch Bhandari / Garg / Glassman / et al. (1999a), S. 4 und das Fallbeispiel Orphan Europe in Anhang 10.4.4.

[151] Die Kosten pro Patient in der klinischen Prüfung hängen stark vom jeweiligen Indikationsgebiet ab, liegen aber bei ca. DM 3.000 bis DM 5.000, Dr. Heinrich (MediGene AG) im Interview.

[152] Vgl. Bhandari / Garg / Glassman / et al. (1999a), S. 5.

[153] Vgl. Bhandari, M. / Garg R. / Glassman, R. / et al. (1999c), S. 7.

[154] Interviewpartner 2.

[155] Die Verzögerung der Produkteinführung durch verlängerte Entwicklungszeiten bringt einen sehr hohen Ergebnisverlust mit sich. Umgekehrt: eine Verkürzung der Entwicklungszeit erhöht das Ergebnis beträchtlich, vgl. allgemein Imwinkelried (1996), S. 96 und in Bezug auf die pharmazeutische Branche Interviewpartner 3.

[156] Interviewpartner 3 und Miller (1998), S. 2.

[157] Gerade in der Individualmedizin, die so nahe mit der Grundlagenforschung verbunden ist, ist der Grad der Unsicherheit besonders hoch, abgeleitet von Kaufer (1980), S. 149.

[158] Interviewpartner 4.

[159] Seit 1960 mußten mehr als 130 Arzneimittel wegen schwerer oder gar tödlicher Nebenwirkungen nach der Markteinführung zurückgezogen werden, Financial Times, 23.2.2000, S. 35.

[160] Vgl. Bhandari / Garg / Glassman / et al. (1999a), S. 2.

[161] Eine Analogie zu der Aussage, daß sich ein Präparat auch auf mehrere Indikationen ausweiten läßt, Drews (1998), S. 189.

[162] Ca. 5.000 der 30.000 bekannten Krankheiten sind seltene Erkrankungen. Das bedeutet, daß weniger als 200.000 Fälle in den USA vorkommen dürfen bzw. 1,5 pro 1000 Patienten. Um deren Therapie für Arzneimittelhersteller rentabel zu gestalten, wurde 1983 in den USA ein Gesetz für Orphan Drugs verabschiedet. Diese Arzneimittel erhalten Hilfe bei der Planung klinischer Protokolle, Abschreibungsmöglichkeiten für die Kosten und mit der Exklusivitätsklausel einen siebenjährigen Marktschutz, der auch für nicht patentierbare Produkte gilt. Nach Japan soll in 2000 auch in Europa eine Verordnung für Orphan Drugs in Kraft treten, die ähnliche Vergünstigungen beinhalten wird. Bis 1997 wurden in den USA 170 solcher Präparate zugelassen. Vgl. hierzu Drews (1998), S. 177, http://www.vfa.de/extern/forschungsprojekte/fofue.html, [Stand: 23.02.2000], http://www.fda.gov/cder/about/history/pages51.htm, [Stand: 21.05.2000], VFA (1998) und http://www.fda.gov/fdac/special/newdrug/orphan.html, [Stand: 21.05.2000].

[163] Als Gefahr ist hier zu sehen, daß bei Fehldiagnose, sei es durch Anwendungs-, Interpretations- oder Konstruktionsfehlern fatale Folgen zu erwarten sind, vgl. Regalado (1999), S. 47.

[164] Interviewpartner 5.

[165] Vgl. Ledley (1999), S. 731.

[166] Wobei die anteiligen Kosten für Technologie-Werkzeuge bei einem pharmazeutischen Unternehmen in Zukunft relativ gering eingeschätzt werden.a

[167] Diese Vermutung wurde nur von Venture-Capital-Firmen und Unternehmensberatungen geäußert.

[168] Vgl. hierzu die patientenspezifischen Therapien von ImmunoGenec und co.don® in den Anhängen 10.4.2 und 10.4.3.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2000
ISBN (eBook)
9783832443979
ISBN (Paperback)
9783838643977
DOI
10.3239/9783832443979
Dateigröße
1.2 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München – Betriebswirtschaftslehre, Innovationsforschung und Technologiemanagement
Erscheinungsdatum
2001 (August)
Note
1,7
Schlagworte
biotechnologie innovation life science management pharma
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Titel: Die ökonomischen Auswirkungen der individualisierten Medizin auf die pharmazeutische Branche
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