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Qualitätsmanagement in Kindertagesstätten als pädagogische Herausforderung

©2000 Diplomarbeit 132 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Die Kindertagesbetreuung in Deutschland für Kinder im Alter von 3 Jahren bis zum Schulbeginn steht mit der Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Kindergartenplatz erneut an einem Schnittpunkt. Die Frage nach qualitativen Aspekten der Betreuung scheint in den Hintergrund gerückt zu sein. Dies kann jedoch nur für die öffentliche Aufmerksamkeit gelten, die sich hauptsächlich mit der Quantität, der Anzahl der Kindergartenplätze und deren Finanzierung, beschäftigt. „Für die Beteiligten, wie Kinder, Eltern, Erzieherinnen und Fachpersonal steht jedoch die Qualität der Betreuung im Vordergrund. Die Vorstellungen der Eltern über die Erziehung ihrer Kinder in den Einrichtungen haben sich in den letzten Jahren präzisiert, ihre Ansprüche an die Arbeit der Kindertagesstätte sind gestiegen und sie fordern bestimmte Qualitätsstandards ein“. Es geht nicht ausschließlich darum, die Betreuung der Kinder zu gewährleisten, sondern vielmehr den gesetzlichen Auftrag der Kindertagesstätten nach § 22 des Kinder- und Jugendhilfegesetzes, die Erziehung und Bildung zu einer eigenverantwortlichen Persönlichkeit, umzusetzen.
Die bisher gültigen Qualitätsstandards der Reformprozesse aus den 70er Jahren und der Wiedervereinigung müssen weiterentwickelt werden, um dem gesellschaftlichen Interesse, der Bildung des Humanvermögens, Rechnung zu tragen. Im 5. Familienbericht der Bundesregierung wird der öffentlichen Kindererziehung ein wichtiger Stellenwert eingeräumt. Veränderte Lebensweisen, die Zunahme unterschiedlicher Familienformen und die Konfrontation mit neuen Technologien und Medien greifen in die Lebenswelt der Kinder und Familien ein. Kindertagesstätten werden in zunehmendem Maße zu Einrichtungen zukunftsweisender Pädagogik. Mit der Vielschichtigkeit der Perspektiven, aus denen Kinderbetreuung gesehen werden kann und mit den Dimensionen, die dabei zu berücksichtigen sind, ist es notwendig, Qualitätsstandards zu formulieren, die sich auch ökonomischen Fragestellungen nähern. Die gegenwärtigen Reformprozesse öffentlicher Verwaltungen, die neue, ungewohnte Terminologie machen auch vor den Kindertagesstätten nicht halt. Eine Auseinandersetzung mit dem Instrumentarium des Qualitätsmanagements ist unumgänglich. Der Einsatz moderner Managementmethoden als Ergänzung zur pädagogischen Arbeit bietet die Chance, diese in den Vordergrund zu stellen. Ziel der Qualitätsdebatte ist es, dafür Sorge zu tragen, daß die unterschiedlichen Interessen und Ansprüche […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 4342
Jauert, Iris: Qualitätsmanagement in Kindertagesstätten als pädagogische Herausforderung /
Iris Jauert - Hamburg: Diplomica GmbH, 2001
Zugl.: Kassel, Universität - Gesamthochschule, Diplom, 2000
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3
I N H A L T S V E R Z E I C H N I S
Seite
1.
EINLEITUNG 5
2.
VERÄNDERUNGEN DER LEBENSSITUATION
9
VON KINDERN UND NEUE ANFORDERUNGEN
AN DIE KINDERTAGESSTÄTTEN
2.1
Familie
heute
9
2.1.1 Rollenveränderungen und Entstehung unterschiedlicher 10
Familienstrukturen
2.1.2 Wertewandel und Wertepluralismus
12
2.2
Zusammenfassung
13
3.
DER
QUALITÄTSBEGRIFF
14
3.1
Der Qualitätsbegriff in der Forschung
16
3.2
Definition von Qualität in der Kindertagesbetreuung
19
3.3
Grundlagen zur Qualitätsentwicklung in der Kinder-
21
tagesbetreuung
3.4
Angebot und Bedarf an Kindergartenplätzen und die
23
Bedingungen für Quantität und Qualität
4.
DIE KINDERTAGESSTÄTTE ALS DIENST-
26
LEISTUNGSUNTERNEHMEN?
4.1
Die Ökonomie des Sozialen und der Pädagogik
30
4.2
Verwaltungsreform ­ Neue Steuerung ­
33
DIN EN ISO 9000 ff und die Kindertagesstätte
4.3
Kosten- und Leistungsrechnung in der Kindertagesstätte ­ 37
Möglichkeiten betriebswirtschaftlicher Instrumente
4.4
Zusammenfassung
41
Kabarettistische Anmerkung: ,,Auch das noch: Der Kunde 43
ist König"

4
Seite
5.
DIE UMSETZUNG EINES QUALITÄTSMANAGE- 45
MENTS IN KINDERTAGESSTÄTTEN
5.1
Zielfindung im europäischen Vergleich
47
5.2
Qualitätskriterien in der Kindertagesstätte
53
5.3
Aufgaben und Entwicklung eines Qualitätsmanagements 58
5.4
Qualitätssicherung und Qualitätskontrolle
63
5.5
Zusammenfassung
66
6.
MÖGLICHKEITEN DER BEURTEILUNG VON
68
QUALITÄT IN KINDERTAGESSTÄTTEN
6.1
Untersuchung zur Meßbarkeit pädagogischer Qualität
69
6.2
Die ECERS ­ Early Childhood Environment Rating
70
Scale ­
Deutsche Fassung KES ­ Kindergarten-Einschätz-Skala
7.
ANSÄTZE EINES QUALITÄTSMANAGEMENTS
72
IN DER PRAKTISCHEN UMSETZUNG AM
BEISPIEL KOMMUNALER KINDERTAGES-
STÄTTEN IM LANDKREIS KASSEL
7.1
Strukturqualität
74
7.2
Prozeßqualität
75
7.3
Einschätzung der pädagogischen Qualität mit Hilfe
77
eines Fragebogens durch Leiterinnen und Erzieherinnen
8.
RESÜMEE
81
LITERATURVERZEICHNIS
83
TABELLENVERZEICHNIS
89
ANLAGENÜBERSICHT
90

5
1. EINLEITUNG
Die Kindertagesbetreuung
1
in Deutschland für Kinder im Alter von 3 Jahren
bis zum Schulbeginn steht mit der Einführung des Rechtsanspruchs auf ei-
nen Kindergartenplatz erneut an einem Schnittpunkt. Die Frage nach quali-
tativen Aspekten der Betreuung scheint in den Hintergrund gerückt zu sein.
Dies kann jedoch nur für die öffentliche Aufmerksamkeit gelten, die sich
hauptsächlich mit der Quantität, der Anzahl der Kindergartenplätze und de-
ren Finanzierung, beschäftigt. ,,Für die Beteiligten, wie Kinder, Eltern, Er-
zieherinnen und Fachpersonal steht jedoch die Qualität der Betreuung im
Vordergrund. Die Vorstellungen der Eltern über die Erziehung ihrer Kinder
in den Einrichtungen haben sich in den letzten Jahren präzisiert, ihre An-
sprüche an die Arbeit der Kindertagesstätte sind gestiegen und sie fordern
bestimmte Qualitätsstandards ein" (Niemeyer-Wagner, S. 53). Es geht nicht
ausschließlich darum, die Betreuung der Kinder zu gewährleisten, sondern
vielmehr den gesetzlichen Auftrag der Kindertagesstätten nach § 22 des
Kinder- und Jugendhilfegesetzes, die Erziehung und Bildung zu einer ei-
genverantwortlichen Persönlichkeit, umzusetzen. Die bisher gültigen Quali-
tätsstandards der Reformprozesse aus den 70er Jahren und der Wiederverei-
nigung müssen weiterentwickelt werden, um dem gesellschaftlichen Interes-
se, der Bildung des Humanvermögens, Rechnung zu tragen. Im 5. Familien-
bericht der Bundesregierung (vgl. Bundesministerium für Familie und Seni-
oren 1994, S. III) wird der öffentlichen Kindererziehung ein wichtiger Stel-
lenwert eingeräumt. Veränderte Lebensweisen, die Zunahme unterschiedli-
cher Familienformen und die Konfrontation mit neuen Technologien und
Medien greifen in die Lebenswelt der Kinder und Familien ein. Kinderta-
gesstätten werden in zunehmendem Maße zu Einrichtungen zukunftswei-
sender Pädagogik. Mit der Vielschichtigkeit der Perspektiven, aus denen
Kinderbetreuung gesehen werden kann und mit den Dimensionen, die dabei
zu berücksichtigen sind, ist es notwendig, Qualitätsstandards zu formulie-
1
In der Arbeit wird Kindertagesstätte, Kindergarten, Kindertageseinrichtung gleichgesetzt
als Einrichtung zu Tagesbetreuung für Kinder von 3 Jahren bis zur Einschulung.

6
ren, die sich auch ökonomischen Fragestellungen nähern. Die gegenwärti-
gen Reformprozesse öffentlicher Verwaltungen, die neue, ungewohnte Ter-
minologie machen auch vor den Kindertagesstätten nicht halt. Eine Ausei-
nandersetzung mit dem Instrumentarium des Qualitätsmanagements ist un-
umgänglich. Der Einsatz moderner Managementmethoden als Ergänzung
zur pädagogischen Arbeit bietet die Chance, diese in den Vordergrund zu
stellen. Ziel der Qualitätsdebatte ist es, dafür Sorge zu tragen, daß die unter-
schiedlichen Interessen und Ansprüche von Kindern, Eltern, Fachkräften
und Trägern in angemessener Weise zum Tragen kommen und die Qualität
der Arbeit weiterentwickelt, gesichert und bewertet wird.
Persönliches Interesse
Im Rahmen meiner fast 30-jährigen Tätigkeit als Erzieherin und nunmehr
12jährigen Funktion als Leiterin einer Kindertagesstätte wurde ich in den
vergangenen Jahren immer häufiger mit Begriffen des Qualitätsmanage-
ments konfrontiert. Die aus der Qualitätsdebatte resultierende Unsicherheit
bei Kolleginnen, die Anforderungen des Trägers der Kindertagesstätte und
die Erwartungen der Elternschaft machen die intensive Auseinandersetzung
mit der Thematik erforderlich. Durch die öffentliche und wissenschaftliche
Diskussion der Qualität in Kindertagesstätten erfährt die Elementarpädago-
gik zur Zeit eine Aufwertung, die meines Erachtens längst überfällig ist.
Die Bereitschaft und das Interesse an einer qualitativen Verbesserung der
pädagogischen Arbeit kann Standards entwickeln, die der pädagogischen
Profession von Erzieherinnen, Beraterinnen und Verwaltungsangestellten
eine fundierte Grundlage gibt, auf der alle gemeinsam arbeiten können. Die
Präzision der Qualität in Kindertagesstätten und deren Bewertbarkeit durch
anwendbare Instrumente könnte in Zukunft für die Erzieherinnen zu ihrem
beruflichen Selbstverständnis und Ansehen der Kindertagesbetreuung in der
Gesellschaft beitragen, indem es ihnen die Möglichkeit der Selbstevaluation
einräumt. Gleichzeitig könnte die Zusammenarbeit zwischen Eltern, Erzie-

7
herinnenteam, Beratenden und Trägern im Interesse der Kinder auf eine
solide Basis gestellt werden.
In meiner beruflichen Tätigkeit habe ich bereits Ansätze zur Umsetzung
eines Qualitätsmanagements mit Kolleginnen der kommunalen Kindertages-
stätten im Landkreis Kassel erprobt. Diese werden kritisch diskutiert und
weiterentwickelt werden.
Struktur der Arbeit
Im ersten Teil dieser Arbeit konzentriere ich mich auf die Lebenssituationen
von Kindern und deren Familien und auf die Bedingungen für die Betreuung
in Kindertagesstätten.
Veränderte Familienstrukturen, wie z.B. Ein-Eltern-Familien, Ein-Kind-
Familien, Wechsel der Lebenspartner und Bezugspersonen haben auch die
Kindheit, das Kindsein verändert. Durch Erwerbstätigkeit beider Elternteile
findet Erziehung für einen Teil des Tages in Institutionen statt. Kindertages-
stätten haben einen wichtigen Anteil an der Sozialisation von Kindern und
müssen familienunterstützende Aufgaben erfüllen. Dies stellt neue Anforde-
rungen an die Kindertagesbetreuung.
Unter Punkt 3 werde ich den Qualitätsbegriff in der Kindertagesbetreuung
erläutern, die Grundlagen und die Bedingungen, die für den Begriff Qualität
stehen. Die Qualität in Kindertagesstätten ist vielschichtig, sie hat unter-
schiedliche Aspekte und Sichtweisen.
In Abschnitt 4 wird insbesondere die Anwendbarkeit betriebswirtschaftli-
cher Instrumente und der Ökonomie in der Kindertagesbetreuung beschrie-
ben. Kindertagesstätten als wirtschaftliche Unternehmen zu betrachten, ohne
die Besonderheit ihres öffentlichen Auftrages aus dem Auge zu verlieren,
dürfte aufgrund des erheblichen Kostendrucks öffentlicher Haushalte an

8
Bedeutung gewinnen. Die Qualität der Leistungserfüllung wird zu bewerten
sein, um sie mit den aufgewandten Kosten in Beziehung setzen zu können.
Ein Schwerpunkt der Arbeit beinhaltet im 5. Abschnitt die Zielfindung und
die Qualitätskriterien einer Kindertagesstätte. In diesem Kapitel sollen um-
fassend die Aufgaben und Ziele der Kindergärten beschrieben werden, da es
meines Erachtens bei Fachkräften große Unsicherheiten gibt, diese zu be-
nennen. Weiterhin beinhaltet dieser Abschnitt die theoretischen Grundlagen
zur Umsetzung eines Qualitätsmanagements in Kindertagesstätten. Es soll
kein ,,roter Faden" einer einzelnen Methode aufgezeigt werden, sondern die
Bandbreite des Möglichen und praxisrelevante Vorgehensweisen beleuchtet
werden. Das, was unter dem Begriff Qualitätsmanagement leistbar ist, ist
weitaus umfangreicher, als in dieser Arbeit dargestellt werden kann.
Im 6. Abschnitt dieser Arbeit werden allgemeine Möglichkeiten der Beurtei-
lung und Bewertbarkeit pädagogischer Arbeit beschrieben, auf ein für
Deutschland adaptiertes Verfahren wird jedoch näher eingegangen, da es
zur Zeit von den Fachkräften offensiv diskutiert wird. Der letzte Teil der
Arbeit beschreibt meine persönlichen Erfahrungen zu Ansätzen eines Quali-
tätsmanagements in Kindergärten des Landkreises Kassel und beinhaltet die
Selbsteinschätzung der pädagogischen Qualität mit Hilfe eines von mir ent-
wickelten Fragebogens durch Leiterinnen und Erzieherinnen.

9
2.
Veränderungen der Lebenssituation von Kindern und
neue Anforderungen an die Kindertagesstätte
In diesem Kapitel wird die Situation von Kindern und Familien dargestellt,
die dazu führt, Qualitätsaspekte in der Kindertagesbetreuung in den Mittel-
punkt der Aufmerksamkeit zu rücken.
Neben der Darstellung der veränderten Sozialisationsbedingungen von Fa-
milien wird insbesondere auf die daraus resultierenden Anforderungen an
Kindertagesstätten eingegangen.
2.1 Familie
heute
,,Familie scheint im Kontext des Themas Qualität in der Kindertagesstätte
als ein Mikrosystem innerhalb der Ökologie der menschlichen Entwicklung,
die als dauerhafte Veränderung der Art und Weise, wie die Person die Um-
welt wahrnimmt und sich mit ihr auseinandersetzt verstanden wird" (Ehm-
ke-Pfeiffer, S. 9).
Wie Familie heute gesehen und bewertet wird, hängt von der Perspektive
des Betrachters ab. Die Zusammensetzung einer Familie, ihre Definition als
solche und die in ihr ablaufenden Prozesse können sich in Abhängigkeit
vom Betrachter anders darstellen. Eine Definition von Familie als Lebens-
gemeinschaft von Eltern und Kindern, die Familie vor allem unter dem Ge-
sichtspunkt der verantwortlichen Elternschaft begreift, ist für die Beschrei-
bung der Lebenswirklichkeit heutiger Familien zu eng und unrealistisch.
Familienleben findet heute nicht mehr ausschließlich im gemeinsamen Fa-
milienhaushalt statt. Auch getrennt von der sogenannten Kernfamilie leben-
de Kinder und Großeltern werden als fester Bestandteil der Familie angese-
hen. Die Lebensvorstellungen der Menschen und die Realisierung ihrer Le-
benspläne in Ehe und Familie laufen vielfach auseinander. ,,Indikatoren

10
hierfür sind die steigende Zahl von Alleinerziehenden ­ sie machen gegen-
wärtig ca. 16% der Familien aus -, die wachsende Zahl der Ehescheidungen
­ nahezu jede dritte heute geschlossene Ehe wird voraussichtlich geschieden
­ wobei in ca. 50% der Scheidungsfälle minderjährige Kinder betroffen
sind" (Dt. Nationalkommission, Familienreport 1994, S. 10f.). Das Zusam-
menleben in der Familie ist längst nicht mehr eine Folge gesellschaftlicher
Normvorgaben, sondern eine bewußte, in Abwägung zu anderen Möglich-
keiten der Lebensgestaltung getroffene Entscheidung.
Für die menschliche Gesellschaft insgesamt bleibt die Familie unersetzbar.
Hier werden Leistungen erbracht, die weit über die materielle Daseinsfür-
sorge für die einzelnen Familienmitglieder hinausreichen. Familie in allen
ihren unterschiedlichen Formen ist die entscheidende Bedingung für die
Vermittlung grundlegender kultureller und sozialer Werte und gleichzeitig
Voraussetzung einer auf Zukunft hin orientierten Gesellschaft. Dies bedarf
jedoch Rahmenbedingungen, die ihnen Staat und Gesellschaft auf unter-
schiedlichen Ebenen bieten müssen. Familien haben Anspruch auf eine aus-
reichende Unterstützung bei der Bewältigung ihrer Aufgaben.
2.1.1 Rollenveränderungen und Entstehung unterschiedlicher
Familienstrukturen
Die noch von vielen traditionell erlebte Familie mit Mutter, Vater und min-
destens einem Kind ist zwar noch die vorherrschende, aber bei weitem nicht
mehr die allein gültige Form der privaten Lebensführung in den westlichen
Industriegesellschaften. ,,Tiefgreifende Veränderungen im wirtschaftlichen
und soziokulturellen System der modernen Industriegesellschaft in den letz-
ten Jahrzehnten, wie z.B. Trennung von Arbeitsplatz und Familie, wirken
sich auf die Gestaltung der Beziehung von Eltern und Kind aus" (Hart-
mann/Stoll, S. 81).

11
Seit etwa der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts kommt es aufgrund des
steigenden Bildungsniveaus von Frauen, der damit verbundenen wachsen-
den Erwerbstätigkeit und der Arbeit der Frauenbewegung zu einer Annähe-
rung der Geschlechterrollen. Doch nicht nur Frauen streben nach Gleichbe-
rechtigung und erschließen sich Lebensbereiche außerhalb der traditionellen
Frauen- und Mutterrolle, zu beobachten ist auch eine wachsende Zahl von
Männern, die sich mit der Reduktion ihrer Rolle als Ernährer und Versorger
nicht mehr zufrieden geben und neue Wege der Rollengestaltung suchen.
,,Eine Gleichgewichtsethik im doppelten Sinne erscheint am Horizont:
Harmonie zwischen Mann und Frau""(Prenzel und Strumpel 1990, in:
Hartmann/Stoll, S.82).
Von diesen Zielen ist unsere Gesellschaft jedoch weit entfernt. Die Verein-
barkeit von Familie und Beruf bereitet der erwerbstätigen Mutter nach wie
vor große Schwierigkeiten. Eine Mehrzahl der berufstätigen Mütter, ob al-
leinerziehend oder nicht, gehört zu der am stärksten belasteten Bevölke-
rungsgruppe.
Ein-Kind-Familien nehmen in unserer Gesellschaft stetig zu. Sie scheinen
zur einzig realistischen Möglichkeit geworden zu sein, sowohl den kindli-
chen als auch den eigenen Bedürfnissen nach beruflicher Verwirklichung
gerecht zu werden. Vor allem der Anteil der Ein-Eltern- wie auch der ,,Stief-
familien" steigt beständig. Die spezifischen Strukturmerkmale dieser Fami-
lien wirft eine Fülle von Problemen auf. ,,Für viele dieser Familien wird das
Leben zu einem sozialen, organisatorischen und finanziellen Balanceakt"
(Hürrelmann 1994, in: Hartmann/Stoll, S. 82).
Die Kindertagesstätte wird hier mit familienunterstützenden Maßnahmen
und der Vermittlung von Kontakten der Eltern untereinander zu einem we-
sentlichen Ort der Information und Beratung.

12
2.1.2 Wertewandel und Wertepluralismus
In den Wertvorstellungen unserer Gesellschaft hat ein tiefgreifender Wandel
stattgefunden, so daß traditionelle Werte zunehmend an Bedeutung verlie-
ren. Hinsichtlich der Erziehungswerte ist zu beobachten, daß die Werte wie
z.B. Gehorsam, Unterordnung, Pünktlichkeit etc. weniger wichtig geworden
sind. Werte wie Selbständigkeit, freier Wille, Kreativität, Eigenständigkeit
usw. prägen inzwischen Erziehungsziele und Vorstellungen in unserer Ge-
sellschaft. Der Wandel im Bereich der Erziehungsziele bringt eine Verunsi-
cherung mit sich. Die Gleichzeitigkeit der traditionellen wie neuen Erzie-
hungsstile stellt nicht nur für Eltern, sondern auch für Kinder Probleme dar.
Kinder müssen sich heute schon früh mit einer Vielfalt an Werten und Wer-
temilieus auseinandersetzen und erleben sich oft irritiert zwischen ord-
nungs- und freiheitsorientierten Werteerwartungen ihrer Mitwelt (vgl.
Hartmann/Stoll, S. 85). Kinder wachsen heute in einer Welt mit immer grö-
ßerer Vielfalt der Menschen auf, mit denen sie Kontakt haben und von im-
mer größerer Verschiedenheit der Lebensformen, die sie alltäglich erfahren
und kommen früher damit in Berührung. Die Milieus, in denen Kinder frü-
her ihre Kindheit verbrachten, waren geschlossener und abgegrenzter, durch
selektive Kontakte blieb eine gewisse Einheitlichkeit gewahrt. Heute erfah-
ren Kinder eine Ausdifferenzierung in den sozialen Lagen und Lebensstilen,
unterschiedlich stark nach Region und Lebenssituation. Unterschiedliche
Lebenssituationen wie z.B. nichteheliche Schwangerschaften, Scheidungen,
alleinerziehende Mütter und Väter, ja auch zunehmend gleichgeschlechtli-
che Partnerschaften werden zur Normalität. Lebensbedeutungen und Wert-
orientierungen haben in vielen Lebensbereichen eine enorme Vielfalt er-
reicht.
Kinder wachsen in diese plurale Gesellschaft hinein, in der nicht nur die
Vielfalt der Lebensauffassungen und Kulturen zugenommen hat und grund-
sätzlich akzeptiert werden soll, in der nicht nur die Bindungskraft traditio-
neller soziokultureller Milieus geringer wird, sondern die auch ein höheres

13
Maß an Mehrdeutigkeiten bereithält und eine Auseinandersetzung damit
abverlangt. Die plurale Gesellschaft fordert von Kindern mehr als die Fä-
higkeit, mit Mehrdeutigkeiten und ausdifferenzierten Werten umzugehen.
Mit dem inhaltlichen Wandel der Werte geht eine Individualisierung des
Umgangs mit den Wertorientierungen einher. Das Leben in einer pluralen
Gesellschaft bietet Kindern trotz vorhandener Risiken die Chance, neue an-
gemessene Normen zu lernen und Formen der Solidarität zu entwickeln
(vgl. Zehnter Kinder- und Jugendbericht, S. 97ff). Mit den genauen Ausfüh-
rungen kommt der Erziehung in Familien und Kindergärten eine besondere
Bedeutung zu. Für die Kindergärten sollte es eine Herausforderung sein, daß
die Pluralität nicht zur Verunsicherung und Vereinzelung führt, sondern ein
neuer Sinn gefunden wird.
2.2 Zusammenfassung
Durch die im vorangegangenen Kapitel beschriebenen veränderten Lebens-
bedingungen der Kinder müssen in der Kindertagesbetreuung neue Wege
gefunden werden, um den Anforderungen gerecht zu werden. Die Kinderta-
gesstätte muß Angebote und Konzepte entwickeln, um Familien und Kinder
zu unterstützen. Kleine Kinder leben heute unter Bedingungen, in denen
neben Familie und Kindergarten kaum noch öffentliche Räume zugänglich
sind. Der Rückgang der Kinderzahl in den Familien und die schon beschrie-
benen Veränderungen lassen dauerhafte, verläßliche Spielgruppen nicht
mehr zu. Doch gerade die haben für die Sozialisation kleiner Kinder grund-
legende Bedeutung. Eine Anforderung, die im familiären Umfeld nicht mehr
zustande kommt. Durch die Schaffung neuer kindgemäßer Räume, durch
organisierte Spiel- und Lerngruppen, Betreuung im Verwandtenkreis oder
anderen Netzwerken versuchen immer mehr Eltern, die Sozialisationsmän-
gel auszugleichen. Während sich früher Kinder ihre Umwelt weitgehend
durch Eigentätigkeit aneigneten, ist der Alltag der Kinder heute in steigen-
dem Maße vom Konsum bestimmt. Wie bei Erwachsenen ist der Tagesab-

14
lauf häufig vorprogrammiert und von den Zeiten der Eltern geprägt. In einer
Gesellschaft ohne eigene Zeit für Kinder müssen diese ihren Tagesablauf als
zerstückelt und ihre Lebensräume als unzusammenhängend erleben (vgl.
Fthenakis/Textor, S. 34). Um dieses Defizit für die Kinder auszugleichen,
versuchen immer mehr Kindergärten, Konzepte zu entwickeln, wenigstens
für einen Teil des Tages Lebensräume und eine ganzheitliche Wahrneh-
mung der Zusammenhänge zu ermöglichen. Doch können die Einrichtungen
die Nachteile des organisierten und inszenierten Kinderlebens in den mo-
dernen Gesellschaften nicht beseitigen, sondern nur verringern, wenn den
Kindern Raum für selbstgestaltetes und unbeaufsichtigtes Kinderspiel gege-
ben wird, die Kindergärten als Ort der Begegnung geöffnet und in nachbar-
schaftliche Lebenszusammenhänge eingebunden werden. Diesen
Anforderungen gerecht zu werden, prägt auch die Qualität der Kindergärten.
Wobei die Frage offen bleibt, ob die Einrichtungen aufgrund der strukturel-
len Gegebenheiten dazu in der Lage sein werden bzw. sind. Die in den Kin-
dergärten tätigen Fachkräfte sind täglich mit den veränderten Lebenssituati-
onen und den daraus resultierenden Folgen konfrontiert und bemühen sich
seit Jahren, die Arbeit in den Kindertagesstätten sichtbar, transparenter zu
machen und zu benennen. Qualitätsmanagementinstrumente bieten hier eine
große Chance für die pädagogische Arbeit mit Kindern.
3. Der
Qualitätsbegriff
In folgendem Kapitel wird der Qualitätsbegriff in der Kindertagebetreuung
aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Erst in den letzten Jahren (seit
ca. 1996) wird dieser Begriff in der Fachöffentlichkeit in einem erneuten
Reformprozess mit einer bemerkenswerten Offenheit geprüft und als Her-
ausforderung konstruktiv bearbeitet.

15
Mit diesem Begriff verbunden steht die neu definierte Aufgabe, Kinder-
betreuungseinrichtungen aus dem Blickwinkel eines veränderten Bewußt-
seins zu sehen und damit Bildungs- und Erziehungseinrichtungen zu moder-
nen Dienstleistungsunternehmen zu gestalten (vgl. Schaffer, 10/97, S. 205).
,,Qualität hat viele Facetten, sie ist ein multidimensionales Konstrukt. Not-
wendigerweise läßt sich die Qualität pädagogischer Dienstleistungen nur
bestimmen und entwickeln, wenn unterschiedliche Sichtweisen aufeinander
bezogen werden. Die Auseinandersetzung um die Qualität der Kindertages-
erziehung, sei es um sie zu messen, zu sichern oder zu entwickeln, erfordert
immer eine multiperspektivische Herangehensweise" (Urban, 10/97, S.
202). Für die Fachkräfte ist dies ein wesentlicher Hinweis auf den einzu-
schlagenden Weg. Es reicht nicht länger, aus der Innensicht der Kindergär-
ten zu definieren, was gut und richtig ist. Genauso verkürzt wäre es, die
Wünsche der Eltern oder der Kostenträger zum Maß aller Dinge zu erklären.
Über die Frage der Qualität der Kindererziehung läßt sich wahrscheinlich
kein Konsens herstellen, aber doch ein Dialog und dieser Dialog ist die ab-
solute Voraussetzung jeder Entwicklung in diesem Feld. Wenn sich die
Fachkräfte in den Kindergärten auf diesen Dialog mit Eltern, Kindern, Trä-
ger und Öffentlichkeit einlassen, ihn initiieren und fordern, so reicht es
nicht, sich die Perspektive des Gegenübers zu eigen zu machen. Die eigene
Perspektive, die der fachlichen Praxis muß deutlich herausgestellt werden.
Der Qualitätsbegriff in der Kindertagesbetreuung erzeugt im Benennen und
im Umgang große Unsicherheit. Diese Unsicherheit ist dabei nicht allein auf
den Qualitätsbegriff als solchen beschränkt, sondern umfaßt gleichsam auch
die Fragen der Qualitätsfindung, der Qualitätssicherung und der Qualitäts-
kontrolle, also den insoweit umfassenden Begriff des Qualitätsmangements.
Im Zusammmenhang mit der Erziehung in Kindergärten kommt der Rück-
griff auf diese Begriffe insofern dem unzulässigen Anlegen einer Meßlatte
für die Beurteilung von zwischenmenschlichen Beziehungen gleich. Es wird
die Nähe zu industriellen Herstellungs- und Fertigungsprozessen suggeriert,
bei denen sich Qualität sehr wohl anhand bestimmter, objektiv überprüfba-
rer Merkmale messen läßt. Eine bloße quantitativ untermauerte Qualitätsde-

16
finition kann aber für die komplizierten Zusammenhänge in der Pädagogik
und die filigranen Wirkungsweisen von zwischenmenschlichen Beziehun-
gen keine Gültigkeit haben.
Die vielzitierte Aussage, Qualität lasse sich im Umfeld der Pädagogik nicht
messen, wird hingegen schon seit längerem in vielfacher Art und Weise
durch die Praxis der Kindergärten widerlegt. Bei genauerer Betrachtung
zeigt sich, daß Elemente des Qualitätsmanagements heute schon in vielfa-
cher Weise und an vielen Orten durch die reflektierte, pädagogische und
gemeinwesenbezogene Arbeit von Fachkräften eingesetzt werden. Woran es
primär mangelt, ist die bewußte Anwendung des mit dem Qualitätsmana-
gement verbundenen Instrumentariums (vgl. Schaffer, 10/97, S. 205). Die
bewußte, kritische Auseinandersetzung und Anwendung der Begrifflichkei-
ten können wertvolle Argumentationshilfen hinsichtlich der Sparzwänge
und der Finanzierbarkeit der Kinderbetreuungseinrichtungen sein.
3.1
Der Qualitätsbegriff in der Forschung
Die Veränderbarkeit des Qualitätsbegriff zeigt sich in seinem historischen
Wandel in den letzten Jahrzehnten. In den fünfziger Jahren wurde der Quali-
tätsbegriff sehr stark durch Studien von Boulby, Spitz und Erikson
beeinflußt. An die außerhäusliche Betreuung wurde vor allem die Anforde-
rung gestellt, die Wärme und Pflege der Mutter zu ersetzen. Als Auswir-
kung des Bildungsbooms in den sechziger und siebziger Jahren lag der
Schwerpunkt auf der Förderung der kognitiven Entwicklung. In den letzten
Jahren entwickelte sich ein umfassenderer Qualitätsbegriff, der sich auf das
ganze Kind richtet. Gute Qualität bezieht sich heute neben der kognitiven
Stimulierung auch auf soziale und emotionale Unterstützung, auf Gesund-
heits- und Sicherheitsaspekte, sowie auf Aspekte der Lebensqualität. Quali-
tät ist in Abhängigkeit von den Zielen und Funktionen einer Kinderbetreu-
ungseinrichtung zu sehen. Qualitätskriterien können von unterschiedlichen

17
Erziehungskonzepten und kulturellen Entwicklungen geprägt sein und be-
einflussen die Vorstellungen über Qualität.
-
Die Einrichtung wird als Unternehmen betrachtet, die eine Dienst-
leistung erbringt. Qualitätskriterien beziehen sich auf die Befriedi-
gung der Konsumenteninteressen (Auf die Anwendbarkeit der Ter-
minologie wird in Punkt 4 eingegangen).
-
Den Einrichtungen wird die Funktion zugeschrieben, staatliche Pro-
gramme durchzuführen. Qualität wird an der Effizienz der Verwirk-
lichung gemessen.
-
Müttern wird die Berufstätigkeit garantiert. Qualität mißt sich am
quantitativen Ausbau der Betreuungsplätze.
-
Qualität aus der Erziehungs- und Bildungsperspektive ist dann gege-
ben, wenn die Funktion einer Einrichtung primär in der Förderung
der Gesamtpersönlichkeit des Kindes gesehen wird und die Unter-
stützung der Eltern ein wichtiges Kriterium ist (vgl. Hartmann/Stoll,
S. 14ff).
,,Erziehungsqualität läßt sich im wesentlichen aus drei unterschiedlichen
Perspektiven näher bestimmen:
a.
Qualität als relativistisches Konstrukt: Qualität wird als Ausbalancie-
rung unterschiedlicher Bedürfnisse, Überzeugungen und Wertorien-
tierungen verstanden. Sie ist auf der Basis gesamtgesellschaftlicher
Prozesse zu verstehen und wird als permanter Klärungsprozeß defi-
niert.
b.
Qualität als dynamisches Kontrukt: Qualität wird als bewegliches
Konzept ausgelegt. Neben gesellschaftlichen Veränderungen wird
auch auf Generationsunterschiede hingewiesen. Qualität in diesem
Sinne beinhaltet einen sich kontinuierlich verändernden Prozeß, bei
dem unterschiedliche Interessen in Einklang gebracht werden.
c.
Qualität als mehrdimensionales strukturell-prozessuales Konstrukt:
Die Bestimmung der Qualitätskriterien dient sowohl der externen

18
Evaluation von strukturellen und interaktionellen Dimensionen des
Erziehungsprozesses als auch der Selbstevaluation und Selbstreflek-
tion des pädagogischen Personals" (Fthenakis/Eirich, S. 13).
In der gegenwärtigen Qualitätsforschung zeichnen sich zwei Richtungen ab.
Zum einen wird die Erstellung von Qualitätskriterien aufgrund der Ein-
schätzung von Expertinnen/Experten bzw. aufgrund von Forschungsergeb-
nissen festgelegt, zum anderen wird Qualitätsentwicklung als fortlaufender
Prozess und als gemeinsame Aufgabe für alle an der Kinderbetreuung Betei-
ligten gesehen.
Sowohl die Qualitätsforschung als auch die fachpolitische Qualitätsdiskus-
sion haben sich bisher vorwiegend auf strukturelle Aspekte von Qualität
konzentriert. Vernachlässigt werden hingegen die prozessualen Aspekte.
Zur konkreten Umsetzung der Prozessqualität in Kindergärten gibt es bisher
kaum geeignete ,,Werkzeuge". Diese könnten durch wissenschaftliche Be-
gleitung entwickelt werden (vgl. Goebel, S. 68). Sowohl die strukturellen
als auch die prozessualen Aspekte der Kinderbetreuung sind für die Erzie-
hungsqualität von Bedeutung und müssen in die Konzeptionalisierung eines
Qualitätsmodells einbezogen werden. Das gegenwärtig zu beobachtende
Übergewicht der Strukturqualität und die Vernachlässigung der Prozessqua-
lität sind nicht gerechtfertigt. Anzustreben ist darüber hinaus auch die öko-
logische Einbettung der Qualitätskonzepte. Wenn eine Bildungsreform im
Kindergarten erfolgreich sein soll, muß im Vordergrund eine Analyse der
Interaktionsprozesse stehen. Eine solche Reform ist auf die Stärkung von
Basiskompetenzen zu fokussieren, ein Aspekt, der bisher in der Forschung
zur Qualität kaum berücksichtigt wurde (vgl. Fthenakis/Eirich, S. 14).

19
3.2
Definition von Qualität in der Kindertagesbetreuung
Allgemein läßt sich der Begriff Qualität mit Beschaffenheit, Güte, Wert und
Eigenschaften beschreiben (Duden, S. 678). Er ist neutral und bezeichnet
lediglich eine Summe von Eigenschaften.
Heute wird der Begriff Qualität oft direkt mit der Bedeutung von etwas
besonders gutem gleichgesetzt, das erreicht ist oder werden soll. Bei einer
Beschreibung für Produkte gelingt dies einfacher als für Dienstleistungen.
Da in der Kinderbetreuung verschiedene Personen beteiligt sind, die unter-
schiedliche Erwartungen haben, kann mit diesem Begriff erst eine Hand-
lungsfähigkeit hergestellt werden, wenn Qualität sich auf etwas bezieht, das
vorher ausgehandelt wurde. Über dieses Aushandeln und Vermitteln der
Beteiligten zwischen unterschiedlichen Erwartungen und Interessen bezüg-
lich einer bestimmten Eigenschaft können erst Qualitätsstandards definiert
werden (vgl. Bobzien, S. 39). An der Harvard Business School ist die Auf-
fassung von Qualität in einen umfassenderen Zusammenhang gebracht wor-
den. Es kristallisieren sich fünf unterschiedliche Ansätze heraus. Doch kei-
ner dieser Ansätze kann Anwendung im sozialen Bereich finden, sie können
sich aber im internationalen Qualitätswettbewerb, bei allen marktwirtschaft-
lichen Vorgängen und in betrieblichen Funktionen behaupten.
Für den sozialen Bereich hat sich noch kein eindeutiger Qualitätsbegriff
herausgebildet. Qualität kann hier nicht so isoliert betrachtet werden und
muß vor dem Hintergrund der in diesem Bereich vorherrschenden Werte,
Haltungen und Traditionen diskutiert und definiert werden. ,,Diese Qualität
hat verschiedene Dimensionen und könnte die soziale Arbeit bestimmen:
-
das zugrunde gelegte Menschenbild
-
die Vermittlung von Lebensperspektiven
-
die Zufriedenheit der Betroffenen
-
die Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen
-
die Sozialverträglichkeit der Leistung oder Maßnahme

20
-
die fachliche Qualität der Ausführung
-
der Grad der Zielerreichung (Effektivität)
-
das Verhältnis von Aufwand und Ergebnis (Effizienz)"
(Bobzien, S. 41).
Tabelle 1:
Dimensionen der Qualität sozialer Arbeit
Quelle: Bobzien, S. 41

21
Diese Dimensionen der Qualität sozialer Arbeit lassen sich auf die Qualität
in der Kindertagesbetreuung übertragen. Hier werden jene Merkmale, die
für bestimmte Erziehungs- und Betreuungsumwelten charakteristisch sind,
verstanden und die Zusammenhänge mit der Erziehung aufgezeigt (vgl.
Roßbach 1993, in: Hartmann/Stoll, S. 14). Eine Definition der Qualität der
Kindertagesbetreuung ist vielschichtig und muß entwickelt werden. Wenn
von Qualitätsdimensionen gesprochen wird, soll deutlich gemacht werden,
daß es um Räume des Verstehens, um verschiedene Richtungen der Wahr-
nehmung und des Denkens geht (vgl. Kronberger Kreis, S. 22).
3.3
Grundlagen zur Qualitätsentwicklung in der Kindertagesbetreuung
Seit den Anfängen der Qualitätsdiskussion wird eines immer deutlicher:
wenn öffentliche Erziehung das Ziel hat, den vom Kinder- und Jugendhilfe-
gesetz als primäre Bildungs- und Erziehungsinstanz gestellten Ansprüchen
gerecht zu werden, muß eine Diskussion möglich sein, die Aufschluß über
die vom Gesetzgeber gewünschte Qualität und die damit verbundenen Kos-
ten gibt.
Der im Rahmen des Schwangeren- und Familienhilfegesetzes von Bundes-
tag und Bundesrat 1992 verabschiedete und in § 24 SGB VIII (Sozialge-
setzbuch ­ Achtes Buch) verankerte Rechtsanspruch auf einen Kindergar-
tenplatz ist in Deutschland sowohl aus bildungspolitischen als auch famili-
enpolitischen Erwägungen seit langem engagiert diskutiert und von daher
begrüßt worden. Nach der geltenden Rechtslage ist der Rechtsanspruch für
Kinder ab dem dritten Lebensjahr seit 1. Januar 1996 in Kraft und seit dem
1. Januar 1999 uneingeschränkt von den Trägern der örtlichen/öffentlichen
Jugendhilfe einzulösen (vgl. Niemeyer-Wagner, 3/99, S. 53). Die Bedeu-
tung der Kinderbetreuungseinrichtungen für die Vereinbarkeit von Familie
und Beruf wurde durch diese flankierende Maßnahme deutlich hervorgeho-
ben. Dabei geht es nicht allein um die Versorgung der Kinder berufstätiger

22
Eltern, denn Tageseinrichtungen für Kinder haben im Wandel der Zeit einen
besonderen Stellenwert bekommen. Im Kinder- und Jugendhilfegesetz
(Achtes Buch, Kinder- und Jugendhilfe, Art. 1 KJHG) und im Hessischen
Kindergartengesetz (HKG) ist deutlich der ganzheitliche Bildungs- und Er-
ziehungsauftrag des Kindergartens beschrieben, der sich auf die Erziehung
des Kindes zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Per-
sönlichkeit bezieht (§ 22 KJHG, § 2 HKG). Die Erfüllung des Rechtsan-
spruchs stellte in den meisten westlichen Bundesländern die öffentlichen
Träger der Jugendhilfe, gegen die sich der Anspruch richtet, vor die Aufga-
be, das Angebot an Kindergartenplätzen zum Teil erheblich zu erweitern.
Doch gerade jetzt, wo die Maxime zu erfüllen ist, die vorhandenen finan-
ziellen und personellen Ressourcen so effektiv wie möglich zur Erfüllung
des Rechtsanspruches in der fachlichen Ausgestaltung des § 22 KJHG ein-
zusetzen, muß es eine überprüfbare, systematische und strukturierte Qualität
der Ausgestaltung geben. Die Fachkräfte in den Einrichtungen sollen mit
den Erziehungsberechtigten zum Wohle der Kinder zusammenarbeiten und
sie in den wesentlichen Angelegenheiten der Einrichtung beteiligen. Diese
gesetzliche Grundlage setzt die geführte Qualitätsdiskussion um und macht
sie verbindlich. Die Erziehungsberechtigten haben präzise Ansprüche an
den Kindergarten und fordern bestimmte Qualitätsstandards ein. Durch die
fachliche Weiterentwicklung können die bereits erarbeiteten Konzepte der
Kindergärten konkretisiert und die Qualität der Dienstleistungen in den Ein-
richtungen verbessert werden.
Dies bedeutet eine Erweiterung der Aufgaben um das Qualitätsmanagement
und eine Verständigung über das Selbstverständnis und die Ziele der Arbeit
in dem Kindergarten sowie die verbindliche Festlegung von Standards für
die verschiedenen Bereiche der Arbeit mit Kindern und deren Eltern. Dieser
Klärungs- und Verständigungsprozeß über die Ziele und die Soll-Standards
ist der entscheidende Schritt der Qualitätsentwicklung und eine besondere
Herausforderung, die pädagogische Arbeit transparent zu machen. In den
gesetzlichen Regelungen wird der Zusammenhang zwischen strukturellen

23
Merkmalen und ihrer Zuordnung zur Qualität der Einrichtung und zu den
Prozeßmerkmalen in der Betreuung und Erziehung der Kinder nicht herge-
stellt. Die in den Gesetzen beschriebenen Regelungen sichern in ihrer Wir-
kung noch kein umfassendes Qualitätskonzept ab, bieten aber eine gute
Grundlage, die es inhaltlich zu füllen gilt, um eine gute Qualität in der Be-
treuung, Bildung und Erziehung in Kindergärten zu entwickeln.
Aufgrund des steigenden Kostendrucks bleibt meines Erachtens abzuwarten,
ob nicht auch für die Kindertagesbetreuung eine Gesetzesvorgabe, wie für
die Leistungsentgelte in der stationären und teilstationären Jugendhilfe
schon gesetzlich verankert (§ 78 b SGB VIII), eine Qualitätsentwicklungs-
vereinbarung abzuschließen sein wird.
3.4
Angebot und Bedarf an Kindergartenplätzen und die Bedingungen
für Quantität und Qualität
Wie bereits unter Punkt 3.2 beschrieben, bringt der Rechtsanspruch auf ei-
nen Kindergartenplatz vielfältige Veränderungen für Eltern, Fachkräfte,
Träger und die Jugendhilfeplanung. Bis zum Inkrafttreten dieses Gesetzes
im Januar 1996, sah die Angebotsstruktur an Plätzen für Kinder sowohl in
Ostdeutschland wie auch in Westdeutschland sehr unterschiedlich aus. Auch
Jahre nach der Wiedervereinigung gibt es in quantitativer Hinsicht große
Unterschiede. Während die neuen Bundesländer noch von der in der ehema-
ligen DDR erreichten Vollversorgung mit Plätzen im Kindergartenbereich
profitieren, standen und stehen die westlichen Bundesländer vor der Aufga-
be einer beträchtlichen Ausweitung und Anpassung an den tatsächlichen
Bedarf. In der Reformierung der 70er Jahre wurde zwar, begünstigt durch
einen starken Geburtenrückgang, eine Verdoppelung der Versorgungsquote
von ca. 33% (1970) auf ca. 68% (1980) erzielt, allerdings ist auffällig, daß
seit dieser Zeit eine quantitativ bedeutsame Weiterentwicklung bis in die
90er Jahre nicht mehr stattgefunden hat. Die quantitative Versorgungssitua-

24
tion war damit weit von einer Bedarfsdeckung entfernt. Nach Schätzungen
einer Expertenkommission des Bundesministers für Frauen und Jugend
(1992) fehlten ca. 600.000 Kindergartenplätze. Zugrunde gelegt wurde bei
Inkrafttreten des Rechtsanspruches eine Versorgungsquote von 95%.
Tabelle 2:
Versorgung mit Kindergarten- und Krippenplätzen
Quelle: Tietze 1998, S. 14

25
Der zur Realisierung dieser Ziele erforderliche Finanzbedarf war immens.
Die Kommission schätzte, daß an Investitionskosten über 21 Milliarden DM
und an jährlichen zusätzlichen Betriebskosten 4 Milliarden DM abzüglich
der Elternbeiträge aufgebracht werden mußten (alle statistischen Angaben:
Tietze, 1998). Angesichts dieser allgemeinen Finanzknappheit und der Tat-
sache, daß ein politischer Wille, entsprechende Ressourcen in den Jugend-
hilfebereich umzulenken, bisher nicht erkennbar ist, ergeben sich ausge-
prägte Zielkonflikte zwischen der durch den individuellen Rechtsanspruch
auf einen Kindergartenplatz nun erzwungenen quantitativen Ausweitung
einerseits und anderen quantitativen und qualitativen Zielen der Jugendhilfe
andererseits. Durch diese quantitative Expansion im Kindergartenbereich
bleibt meines Erachtens zu befürchten, und dies hat sich regionenbezogen
auch bestätigt, daß zumindest teilweise eine Absenkung qualitativer Stan-
dards erkauft wurde. Durch Anhebung der Gruppenstärken bei gleichem
Personalschlüssel ließen sich die Kosten erheblich senken. Einige Träger
haben diesen Weg eingeschlagen. Doch nicht nur Gruppengröße und Perso-
nalschlüssel sind Qualitätsstandards, auch weitere Merkmale werden zur
Disposition gestellt: die Einführung von Kurzausbildungsgängen für Erzie-
herinnen, um Personalbedarf zu decken bzw. Personalkosten einzusparen.
Ein weiteres Beispiel ist die Lockerung von Bau- und Ausstattungsstandards
(vgl. Tietze 1998, S. 13ff).
,,Es gibt in Deutschland kein gesichertes Wissen darüber, wie sich die Ab-
senkung der ohnehin schon niedrigen Qualitätsstandards auf die Situation
von Einrichtungen, vor allem auf die pädagogische Qualität der Entwick-
lung von Kindern auswirkt. Die Abstinenz gegenüber kontrollierten Unter-
suchungen seit der Kindergartenreform von 1970 hat zu nachhaltigen Wis-
senslücken geführt, die die Möglichkeit einer rationalen Diskussion um die
gegebene pädagogische Qualität in den Einrichtungen auch um potentielle
Auswirkungen und Veränderungen von Qualitätsparametern bei den er-
wähnten Rahmenbedingungen stark begrenzen" (a.a.O.).

26
Doch gerade durch den quantitativen Ausbau an Kindergartenplätzen, dem
damit verbundenen Kostendruck, der öffentlichen Diskussion um Spar-
zwänge und den rechtlich eingeräumten Grundlagen der Partizipation von
Kindern und Eltern ist meines Erachtens die Notwendigkeit gegeben, daß
Fachkräfte die Merkmale pädagogischer Qualität deutlich machen. Die in
den Einrichtungen tätigen Mitarbeiterinnen werden gerade aus Gründen der
Finanzknappheit nicht umhinkommen, ihre Leistungen gerade im pädagogi-
schen Bereich zur Erziehung und Bildung zu artikulieren und den damit
verbundenen Kosten gegenüberzustellen. Weitere Chancen bestehen in einer
verbesserten Zielorientierung, der selbstkritischen Reflexion und Transpa-
renz nach außen zu Trägern und KommunalpolitikerInnen etc.. Doch kann
die Kindertagesstätte wie ein wirtschaftliches Unternehmen betrachtet wer-
den?
4
Die Kindertagesstätte als Dienstleistungsunternehmen?
Kindergärten sind, wie der öffentliche Sektor generell, dem Dienstleistungs-
sektor zuzuordnen. Im Gegensatz zur industriellen Produktion, wo es in ers-
ter Linie um die Herstellung materieller und damit zähl- und faßbarer Güter
geht und eine Zuordnung von Kosten und Erlösen verhältnismäßig einfach
zu lösen ist, bereitet das im Dienstleistungssektor Kindergarten erhebliche
Schwierigkeiten (vgl. Herbert, S. 92). Kann ein Kindergarten überhaupt mit
einem Unternehmen verglichen werden? In den Reformbewegungen der
70er Jahre galt das Interesse hauptsächlich den pädagogischen Inhalten einer
Einrichtung, die Finanzierbarkeit der pädagogischen- und anderer Leistun-
gen wurde tabuisiert. In Zeiten knapper Kassen gewinnt nahezu bei allen
kommunalen und freien Trägern von Kindergärten ein straffes Kostenmana-
gement an Bedeutung, gleichzeitig sind jedoch die Anforderungen an die
Qualität der pädagogischen Arbeit gestiegen. Im ,,Unternehmen Kindergar-
ten" geht es nun darum, betriebswirtschaftliche Begriffe und pädagogische
Inhalte zu verbinden. Sorge bereitet vielen Fachkräften bei der Denkweise

27
vom Dienstleistungsunternehmen, daß die Pädagogik in Gefahr ist. Diese
Sorge begründet sich auch in einer Terminologie, die in die pädagogische
Fachsprache noch nicht integriert ist und nicht hineinzupassen scheint. Eine
weitere Sorge hängt mit der aktuellen Situation der Ressourcenknappheit
zusammen. Es wird befürchtet, daß eine Denkweise vom Dienstleistungsun-
ternehmen als Deckmantel benutzt wird, um die finanziellen Mittel noch
stärker einzuschränken. Diese Befürchtung ist nicht unbegründet, sie allein
kann aber die oft emotionalen Reaktionen auf das Stichwort Qualitätsmana-
gement nicht voll erklären, denn um Qualität geht es doch. Mit dem Begriff
Dienstleistungsunternehmen verknüpfen sich Assoziationen, die an Ge-
winnmaximierung, an ein Profit-Unternehmen denken lassen. Kundenorien-
tierung ­ heißt das Anpassung an Kundenwünsche, die nicht gutgeheißen
werden können? Produkt, Produktpläne, Prüfmittel, ISO-Norm- wie soll das
mit einem ganzheitlichen pädagogischen Denken zusammenstimmen (vgl.
Langenmayr, Heft 5/98)? Eine inhaltliche Bedeutung der Begriffe ,,Kunde"
und ,,Produkt" ist auf den ersten Blick nicht klar. Diese Begriffe des Quali-
tätsmanagements gilt es zu präzisieren und in die pädagogische Fachsprache
zu integrieren oder durch andere zu ersetzen. Die Kunden der Kindertages-
stätte sind in erster Linie die Kinder und deren Eltern. Sie unterscheiden
sich vom ,,normalen" Kunden dadurch, daß sie nicht als Auftraggeber voll
für die Kosten der von ihnen bezogenen Leistung aufkommen. Der Begriff
Kunde kann meines Erachtens nicht im Bereich Kindergarten angewandt
werden, er könnte durch NutzerInnen oder eben durch Kinder/Eltern ersetzt
werden. Doch wem nutzt der Kindergarten noch? Als Auftraggeber und
NutzerInnen können auch diejenigen angesehen werden, die einen Großteil
der Kosten übernehmen, die Träger und der Staat über die Fördermittel.
Letztlich ist damit die Gesellschaft Auftraggeber, NutzerIn, Kunde.
Welche Dienstleistungen bietet der Kindergarten jedoch an? Da ist zunächst
einmal der Kindergartenplatz an sich, die Betreuung der Kinder durch päda-
gogisches Personal. Die Garantie der Unterbringungsmöglichkeit vom 3. bis
6. Lebensjahr (Rechtsanspruch) und die gesetzlichen Vorgaben nach KJHG,

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2000
ISBN (eBook)
9783832443429
ISBN (Paperback)
9783838643427
DOI
10.3239/9783832443429
Dateigröße
2.1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Kassel – Sozialwesen
Erscheinungsdatum
2001 (Juli)
Note
1,0
Schlagworte
kosten- leistungsrechnung meßbarkeit qualität methoden qualitätsmanagements pädagogische vergleich qualitätsmanagement
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