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Unternehmensethik

Der Weg zur gesellschaftlichen Verantwortung

©1999 Diplomarbeit 97 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Zum Begin des einundzwangsigsten Jahrhunderts verändern sich die Umfeldbedingungen der Unternehmen durch bereits heute erkennbare Entwicklungen schneller und tiefgreifender als je zuvor. Erstmalig ist der Mensch in der Lage, durch die weitreichenden Mittel und Möglichkeiten, die ihm Technologie und Wissenschaft bieten, seine Umwelt massiv zu beeinflussen. Durch diesen globalen sozioökonmischen, technologischen Umbruch, ist die Gesellschaft in einem immer stärkeren Umfang durch wirtschaftliche Handlungen betroffen. Aktuelle Anlässe, wie Lebensmittelskandale, Umweltkatastrophen, Sicherheitsmängel bei Produkten, Bestechungs- und Betrugsaffären, deren Schaden in die Milliarden gehen, verlangen nach einer ernsthaften Auseinandersetzung mit dem Thema Unternehmensethik.
Diese Diplomarbeit behandelt das Thema Ethik im Unternehmen nicht idealistisch. Es ist auch keineswegs Ziel dieser Arbeit, über philosophische Theorien und Konzepte der Ethik zu referieren. Es wird dafür plädiert, daß Unternehmen Kompatibilitätschancen zwischen sozialer Verantwortung und sinnvollem ökonomischen Handeln suchen und auch nutzen. Der Verfasser vertritt die Meinung, dass es unter spezifisch wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht nur sinnvoll, sondern auch erforderlich ist, dass sich ethische Geschäftspraktiken für ein Unternehmen auszahlen. Es wird somit auch nicht den Fällen ethische Qualität abgesprochen, in denen erwartet werden kann, dass unternehmensethisches Verhalten den positiven Nebeneffekt der Gewinnerzielung mit sich bringt (im »Gutsein« ist Gewinn verborgen...). Nicht nur die Gesellschaft und Ökologie profitieren daher von ethisch agierenden Organisationen, insbesondere sind es die Unternehmen selbst, die sich eine Legetimationsbasis schaffen und zusätzlich, langfristige ökonomische Vorteile aus verantwortlichen Handeln ziehen.
So gesehen dient Unternehmensethik in einem umfassenden Sinne der Zukunftssicherung der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung in einem aufgeklärten und kritischem Umfeld.
Diese Abhandlung ist auf den Praxiszusammenhang ausgerichtet und versucht dementsprechend, den etwas abstrakten Begriff der Ethik mit der alltäglichen wirtschaftlichen Realität zu verknüpfen. Dieses geschieht vor dem Hintergrundszenario der freiheitlichen sozialen Marktwirtschaft. Die Zielsetzung dieser Arbeit liegt in der Beantwortung der folgenden Fragen:
Was ist der Unterschied zwischen Moral und Ethik?
Was sind die wesentlichsten […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 4268
Heisig, Johannes: Unternehmensethik: Der Weg zur gesellschaftlichen Verantwortung /
Johannes Heisig - Hamburg: Diplomica GmbH, 2001
Zugl.: Aachen, Fachhochschule, Diplom, 1999
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Inhaltsverzeichnis
I
INHALTSVERZEICHNIS
Abkürzungsverzeichnis... III
Abbildungsverzeichnis... IV
Tabellenverzeichnis... V
Einleitung ... 1
Zielsetzung ... 3
1 Begriffsbestimmung... 6
1.1 Moral ... 6
1.2 Ethik ... 7
1.2.1 Gesinnungsethik ... 7
1.2.2 Verantwortungsethik ... 8
1.3 Unterscheidung von Moral und Ethik ... 8
2 Konzepte der Unternehmensethik... 10
2.1 Unternehmensethik als Ordnungsethik
nach Homann und Blome-Drees ... 10
2.1.1 Unternehmensethische Entscheidungsfindung... 11
2.1.2 Das Vierfelderschema... 12
2.2 Anleitung zu einem friedensstiftenden Gebrauch der
unternehmerischen Handlungsfreiheit nach Steinmann und Löhr. 13
2.2.1 Dialogethik ... 14
2.2.2 Ansatzpunkte für die Anwendung von Unternehmensethik... 14
2.3 Unternehmensethik als Institutionsethik nach Ulrich und Fluri ... 16
2.3.1 Die Idee der integrativen Unternehmensethik... 17
2.3.2 Die Idee der konsensorientierten Unternehmenspolitik... 18
2.3.3 Die Idee der offenen Unternehmensverfassung... 18
3 Unternehmenskultur... 19
3.1 Hintergründe für die Entwicklung von Unternehmenskultur... 19
3.2 Der Begriff der Unternehmenskultur... 21
3.3 Werte und Unternehmenskultur ... 22
3.4 Konzeptionelle Ansätze der Unternehmenskultur ... 23
3.5 Merkmale von Unternehmenskulturen... 26
3.6 Kulturtypologien ... 27
3.6.1 Die Typologisierung von Deal / Kennedy ... 27
3.6.2 Typologisierung anhand dreier Dimensionen von Heinen... 29
3.6.3 Kulturtypen nach Kets de Vries... 30
3.7 Resümee... 31

Inhaltsverzeichnis
II
4. Die Zielsetzung und das Umfeld von Unternehmen ... 32
4.1 Die Zielsetzung von Unternehmen ... 32
4.2 Das Unternehmen in seinem Umfeld... 34
4.2.1 Das Unternehmen... 34
4.2.2 Die Veränderung des Umfeldes... 36
4.3 Die Anspruchsgruppen einer Unternehmung ... 37
4.3.1 Das Stakeholder-Konzept ... 39
4.3.2 Das Shareholder-Value Konzept... 40
4.3.3 Shareholder-Value-Konzept versus Stakeholder-Konzept?... 41
4.4 Das Davoser Manifest ... 43
5 Management und Gesetze... 45
5.1 Legalität impliziert nicht zwangsläufig Legitimität ... 45
5.2 Probleme der Verantwortlichkeit ... 46
5.3 Funktionen der Unternehmensethik ... 47
5.4 Federal Sentencing Guidelines ... 49
6 Unternehmensethik als interner Erfolgsfaktor... 50
6.1 Kriterium Motivation... 51
6.2 Kriterium innere Kündigung... 56
7 Der Weg zum guten Ruf ... 58
7.1 Externe Effekte... 58
7.2 Ist Umweltschutz ethisch?... 59
7.3 Unternehmenserfolg durch Umweltschutz... 60
7.3.1 Kosten senken durch Umweltschutz ... 62
7.3.2 Ist Umweltschutz ökonomisch ?... 63
8 Mögliche Ansätze der Integration von Unternehmensethik... 65
8.1 Unternehmensethik als Managementaufgabe... 65
8.2 Ethikleitlinien und Verhaltenskodizes ... 65
8.3 Die Notwendigkeit von Ethikleitlinien und Verhaltenskodizes... 66
8.4 Unternehmensethik als Basis des Corporate Identity... 67
8.4.1 Begriffsbestimmung des Corporate Identity ... 68
8.4.2 Implementierung von Unternehmensethik in die... 70
Corporate
Identity ... 70
9 Risiken bei der Publizierung von Unternehmensethik ... 72
Fazit ... 74
Anhang ... 76
Literaturverzeichnis... VI

Abkürzungsverzeichnis
III
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
A Angebot
Abb.
Abbildung
AG
Aktiengesellschaft
Anm.
Anmerkung
Aufl.
Auflage
B.A.U.M.
Bundesdeutscher Arbeitskreis für Umweltbewußtes Mana-
gement
BMW
Bayerische Motoren Werke
bzw.
beziehungsweise
CI Corporate
Identity
DM
Deutsche
Mark
et al.
et alii
etc.
et
cetera
EU
Europäische
Union
e.V.
eingetragener
Verein
evtl.
eventuell
f. folgende
ff. fortfolgende
geb.
geboren
GmbH
Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Herv.
Hervorhebung
Hrsg.
Herausgeber
i.O.
im
Original
KG
Kommanditgesellschaft
Mio.
Millionen
Mrd.
Milliarden
N Nachfrage
Nr.
Nummer
o.V.
ohne
Verfasser
S. Seite
sog.
sogenannte
Sp.
Spalte
u.a.
unter
anderem
USA
United States of America
v. Chr. vor
Christus
vgl.
vergleiche
z.B.
zum
Beispiel

Abbildungsverzeichnis
IV
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abb. 1: Ablaufschema der Diplomarbeit ... 4
Abb. 2: Der unternehmerische Entscheidungsprozeß ... 11
Abb. 3: Das Schnittmengen-Modell des Verhältnisses zwischen
Ethik und Unternehmenserfolg... 17
Abb. 4: Werteviereck ... 23
Abb. 5: Die Ebenen der Unternehmenskultur... 25
Abb. 6: Typen von Unternehmenskulturen nach Deal / Kennedy... 29
Abb. 7: Elemente des Systemansatzes... 35
Abb. 8: Die Anspruchsgruppen einer Unternehmung ... 38
Abb. 9: Das Davoser Manifest... 44
Abb. 10: Dimensionen der Qualität der Arbeit ... 52
Abb. 11: Zentrale Thesen aus dem BMW - Szenario 2000 ... 55
Abb. 12: Beziehungen zwischen Umweltschutzzielen
und
Unternehmenszielen ... 61
Abb. 13: Schematische Darstellung der Corporate Identity... 69

Tabellenverzeichnis
V
TABELLENVERZEICHNIS
Tabelle 1: Hauptrichtungen der Organisationskulturforschung... 24
Tabelle 2: Inhalte der Ziele von Industrieunternehmen
in drei empirischen Untersuchungen ... 33
Tabelle 3: Anspruchsgruppen (Stakeholders) der Unternehmung
und ihre Interessen ... 39

Einleitung
1
Einleitung
"Letzten Endes kann man alle wirtschaftlichen Vorgänge auf drei Worte
reduzieren: Menschen, Produkte und Profite.
Die Menschen stehen an erster Stelle"
(Iacocca 1989, S. 214).
Zum Ende des zwanzigsten Jahrhunderts verändern sich die Umfeld-
bedingungen der Unternehmen durch bereits heute erkennbare Entwick-
lungen schneller und tiefgreifender als je zuvor. Es vollziehen sich globale
und technologische Veränderungen. Beispiele für diese Veränderungen
sind die zunehmende Nutzung und Verknüpfung von Informations- und
Kommunikationstechniken (Internet, Mobilfunk), die Entwicklung immer
leistungsfähigerer Speichermedien (Nanomechanik-Speicher), der substi-
tutärer Einsatz von Rohstoffen (Magnesium statt Stahl), sowie neue Er-
kenntnisse in der Bio- und Medizintechnik (Gentechnologie). Ebenso ver-
schiebt sich die demographische Zusammensetzung der Bevölkerung in
den Industrie- und Entwicklungsländern. Die umfassenden strukturellen
Wandlungsprozesse, verstärkt durch den steigenden internationalen
Wettbewerbsdruck im Zuge der ökonomischen Globalisierung, fördern die
Tendenz zur Informations- und Dienstleistungsgesellschaft. Sie fördern
aber auch moralisch sensible Fragen.
Im Mittelpunkt der Industriegesellschaft standen Hardware und materielle
Bedürfnisse. Die Unternehmen waren vorwiegend tayloristisch strukturiert.
In der Informationsgesellschaft steht an erster Stelle die Erschließung und
Nutzung von Informationen, Wissen, Daten und Bildern. Neben die mate-
rielle Nachfrage treten inzwischen auch geistige und psychische Bedürf-
nisse. Erstmalig rückt der Mensch als wichtigster Erzeuger, Träger, Ver-
mittler und Anwender von Informationen in den Mittelpunkt des Struktur-
wandels. Daher wird in der Informationsgesellschaft der einzelne Mensch
wesentlich stärker als bisher zum wichtigsten Faktor (vgl. Nefiodow 1997,
S. 12 ff.). Erstmalig ist der Mensch aber auch in der Lage, durch die weit-
reichenden Mittel und Möglichkeiten, die ihm Technologie und Wissen-
schaft bieten, seine Umwelt massiv zu beeinflussen.
Durch das Ausmaß dieses globalen sozioökonmischen, technologischen
Umbruches befinden sich Wertvorstellungen im Wandel bzw. verlieren

Einleitung
2
Werte an Bedeutung. So werden z.B. von Mitarbeitern nicht mehr vorran-
gig die Tugenden Disziplin und Pflichterfüllung verlangt, sondern man
erwartet Selbstentfaltung, Emotionen, Antriebserfüllung und Kreativität
(vgl. Höhler 1995, S. 29). Auch im Konsumentenverhalten ist vermehrt der
Wunsch festzustellen, Produkte zu kaufen, bei deren Herstellung grundle-
gende Menschenrechte gewahrt und ökologieverträgliche Produktionspro-
zesse angewendet werden (vgl. Zadek / Lingayah / Forstater 1999, S. 1).
Das sind nur einige Beispiele für die sich vollziehende Umorientierung der
Gesellschaft, dem sogenannten Wertewandel.
Ökonomik versucht wertneutral zu agieren. Dieses erfordert jedoch, daß
die Wirklichkeit des menschlichen Handelns und der Mensch als Subjekt
von Werthaltungen ausgeklammert wird. Dieses geschieht zum Beispiel
dadurch, daß eine Kunstfigur, wie der Homo oeconomicus geschaffen wird
- "jenen rast- und ruhelosen Maximierer des eigenen Nutzens bzw. Ge-
winns" (Homann / Blome-Drees 1992, S. 92). Es handelt sich hierbei um
ein unemotional handelndes Individuum, das sich ausschließlich von den
Gesichtspunkten der Effizienz leiten läßt. Diese abstrakte Er-
scheinungsform, die wenig mit dem »Menschenbild« gemein hat, dient nur
einer ökonomischen Rationalität. Da es in der Realität jedoch um mensch-
liches Handeln und Entscheiden geht und da andere Menschen und die
Umwelt in einem immer stärkeren Umfang von diesem Handeln betroffen
sind, führt dieses zur
Entstehung von ethisch relevanten Fragestellungen.
Sicherlich unterliegt jeder, der unternehmerisch tätig wird, bestimmten
Zwängen, insbesondere Konkurrenz-, Liquiditäts- und Erfolgszwängen.
Diese Zwänge verpflichten zu einem Handeln, das nicht unbedingt immer
zu ethisch vorzugswürdigen Ergebnissen führen muß, aber auch nicht
notwendigerweise zu ethisch inakzeptablen Folgen (vgl. Ulrich / Thiele-
mann 1992, S. 20).
Aktuelle Anlässe, wie Lebensmittelskandale, Umweltkatastrophen, Sicher-
heitsmängel bei Produkten, Bestechungs- und Betrugsaffären, deren
Schaden in die Milliarden gehen, verlangen nach einer ernsthaften Ausei-
nandersetzung mit dem Thema Unternehmensethik.

Zielsetzung
3
Zielsetzung
Diese Abhandlung ist auf den Praxiszusammenhang ausgerichtet und
versucht dementsprechend, den etwas abstrakten Begriff der Ethik mit der
alltäglichen wirtschaftlichen Realität zu verknüpfen. Dieses geschieht vor
dem Hintergrundszenario der freiheitlichen sozialen Marktwirtschaft. Die
Zielsetzung dieser Arbeit liegt in der Beantwortung der folgenden Fragen:
!
Was ist der Unterschied zwischen Moral und Ethik?
!
Was sind die wesentlichsten Konzeptionen von Unternehmensethik im
deutschsprachigen Raum?
!
Wie stellt sich das Konstrukt Unternehmenskultur dar?
!
In welchem Umfeld agiert ein Unternehmen und welche Interessen
muß eine verantwortlich handelnde Organisation bei seiner Zielsetzung
berücksichtigen?
!
Reicht alleinig die gesetzliche Rahmenordnung zur ethischen Steue-
rung unternehmerischen Handelns ?
!
Erfüllt Unternehmensethik nur altruistische Motive?
!
Wie läßt sich Ethik in das Unternehmen integrieren?
!
Welches Risiko liegt in der Publizierung von Unternehmensethik?
Ergänzend läßt sich anmerken, daß diese Diplomarbeit die Ethik nicht im
Fettdruck herausstellt. Sie behandelt das Thema Ethik im Unternehmen
nicht idealistisch. Es ist auch keineswegs Ziel dieser Arbeit, über philoso-
phische Theorien und Konzepte der Ethik zu referieren. Es wird dafür
plädiert, daß Unternehmen Kompatibilitätschancen zwischen sozialer
Verantwortung und sinnvollem ökonomischen Handeln suchen und auch
nutzen. Der Verfasser vertritt die Meinung, daß es unter spezifisch wirt-
schaftlichen Gesichtspunkten nicht nur sinnvoll, sondern auch erforderlich
ist, daß sich ethische Geschäftspraktiken für ein Unternehmen auszahlen.
Es wird somit auch nicht den Fällen ethische Qualität abgesprochen, in
denen erwartet werden kann, daß unternehmensethisches Verhalten den
positiven Nebeneffekt der Gewinnerzielung mit sich bringt (im »Gutsein«
ist Gewinn verborgen...). Dieses widerspricht sicherlich manchen Autoren,
die darin kein ethisches Handeln im eigentlichen Sinn sehen.

Zielsetzung
4
Abb. 1: Ablaufschema der Diplomarbeit
Quelle: eigene Darstellung
Der Aufbau der vorliegenden Diplomarbeit orientiert sich an der Zielset-
zung. Im ersten Kapitel erfolgen die begrifflichen Festlegungen von Moral
und Ethik und der Vergleich der beiden Begriffe zueinander. Das zweite
Kapitel widmet sich der Vorstellung der Unternehmensethikkonzepte von
Karl Homann, Horst Steinmann sowie von Peter Ulrich und ihren Mitauto-
ren. Das dritte Kapitel dient der Klärung des »Phänomens« der Unter-
nehmenskultur. Einen Einblick in das umfassende Zielgefüge und das
komplexe gesellschaftliche Umfeld von Unternehmen gibt das vierte Kapi-
tel. In diesem Segment erfolgt auch die Erklärung und Gegenüberstellung
des Shareholder-Value-Konzeptes und des Stakeholder-Konzeptes. Die
Ausführungen des fünften Kapitels richten den Blick auf die gesetzliche
Rahmenordnung und untersuchen diese anhand von Beispielen auf
Schwachstellen. In diesem Kontext werden Empfehlungen gegeben, in-
wiefern Unternehmensethik als Korrektiv für Defizite fungieren kann. Ob
Unternehmensethik auch positive Wirkungen bei den Mitarbeiter erzielt,
versucht das sechste Kapitel »Unternehmensethik als interner Erfolgsfak-
tor« zu analysieren. Der Schwerpunkt des siebten Kapitels liegt auf der
Unternehmensethik
der Weg zur gesellschaftlichen Verantwortung
1 Begriffsbestimmung
Moral / Ethik
2 Konzepte der Unternehmensethik
nach Homann / Steinmann / Ulrich
3 Unternehmenskultur
Hintergründe / Ansätze / Merkmale
4 Die Zielsetzung und
das Umfeld von Unternehmen
5 Management
und Gesetze
6 Unternehmensethik als
interner Erfolgsfaktor
7 Der Weg zum
guten Ruf
8 Mögliche Ansätze der Integration
von Unternehmensethik
9 Risiken bei der
Publizierung von Unternehmensethik

Zielsetzung
5
Untersuchung, inwiefern Umweltschutz ethisch und ökonomisch zugleich
ist. Die Kapitel sechs und sieben dienen der Klärung, ob Unternehmens-
ethik nur altruistische Motive erfüllt. Das achte Kapitel widmet sich Überle-
gungen zur Einbindung ethischer Reflektion in prozessuale unternehmeri-
sche Abläufe. Vor diesem Hintergrund wird unter anderem der Versuch
unternommen, die Corporate Identity eines Unternehmens in Verbindung
zur Unternehmensethik zu bringen. In welche »Gefahr« sich Unternehmen
begeben, wenn sie Unternehmensethik propagieren, aber nicht danach
leben, beleuchtet das neunte und letzte Kapitel.

Begriffsbestimmung
6
1 Begriffsbestimmung
Die oft gleichbedeutende Verwendung von Ethik und Moral begründet
Paul Lorenzen, der Gründer der Philosophie- und Wissenschaftstheorie
der Erlanger Schule, folgendermaßen: "Das wir griechisch - römisches
Erbe bewahren, sieht man schon daran, daß statt des lateinischen Wortes
»Moral« oft gleichbedeutend das griechische Wort »Ethik« verwendet
wird. Zwei Wörter für dasselbe sind unökonomisch..." (Lorenzen 1991, in:
Steinmann / Löhr, S. 37). Das folgende Kapitel wird verdeutlichen, daß es
nicht nur »unökonomisch« ist, »Moral« und »Ethik« gleichbedeutend zu
verwenden, sondern daß diese Begriffe nicht gleichbedeutend sind.
1.1 Moral
"Mit dem lateinischen Wort »Moral« läßt sich ein jeweils faktisch geltender
Bestand an Normen beschreiben..." (Steinmann / Löhr 1991, S.6).
"Unter »Moral« versteht man in der Wissenschaft einen Komplex von
Normen, Maximen und Prinzipien, die das Handeln der Akteure leiten oder
leiten sollen" (Homann / Blome-Drees 1992, S.16).
"Moral ist die Gesamtheit der Regeln, nach denen Menschen oder andere
urteilsfähige Wesen ihre Handlungen und möglichen Wollensobjekte auch
außerhalb und unabhängig von Theorie und Reflexion als gut oder böse,
richtig oder falsch bewerten und in eine mehr oder weniger konsistente
Präferenzskala bringen" (Steinvorth 1990, S. 207; Kursiv i.O.).
Moral wird auch bezeichnet als die in einer Gruppe oder Organisation
tatsächlich geltenden und notfalls erzwingbaren Normen. Sie beschreibt,
welche Werte, Normen und Haltungen in einer Gemeinschaft tatsächlich
gelten. Moral ist stets das Ergebnis geschichtlicher Lebens- und Macht-
prozesse (vgl. Berkel / Herzog 1997, S. 43 f.).
Gemein ist all diesen Definitionen, daß Moral ein Gefüge von Normen und
Regeln innerhalb eines Sozialsystems ist. Moral ist somit Bestandteil des
menschlichen Lebens, in all seinen Bereichen, wie z.B. Wissenschaft,
Recht, Wirtschaft, Politik und Kunst. Moral kann somit als eine Orientie-
rungshilfe für »richtiges Handeln« dienen.

Begriffsbestimmung
7
1.2 Ethik
"In der Ethik geht es um das Wohl aller..." (Homann / Blome-Drees 1992,
S. 92).
"Der Begriff Ethik (abgeleitet vom griechischen Wort ethos = Gewohnheit)
bezeichnet die Lehre vom richtigen bzw. guten Handeln. ...Gegenstand
der Ethik ist das Verhalten (Leben) und Handeln des Menschen (nicht der
Tiere, der Natur)... . Themen der Ethik sind Fragen wie die Unterschei-
dung von gut und böse, die Frage nach Ziel und Sinn des Lebens, nach
dem ,,guten" Leben, dem Glück" (Enderle et al. 1993, Sp. 249; Klammern i.
O.).
Die wichtigsten Grundüberlegungen zur Ethik gehen auf den griechischen
Philosophen Aristoteles zurück. Der Schüler Platons (384-322 v. Chr.) gilt
als der größte Gelehrte der Antike. Nach Aristoteles streben die Menschen
nach einem zufriedenstellenden, guten Leben. Die Verbindung von
»Glücklichsein«, »Erfolgreichsein« und »Gesegnetsein«, bezeichnet mit
dem Begriff »Eudaimonia«, gilt als Basis für die Ethik. Menschen sollen
versuchen, in der Gemeinschaft »Eudaimonia« zu erreichen. Aristoteles
sieht die Ethik als Lehre von der praktischen Verfolgung des Glücks und
der sich daraus ergebenden Ansprüche an das Handeln (vgl. Kreikebaum
1996, S. 51 f.; Scholz 1993, S. 57).
Immanuel Kant (1724 - 1804) hat die neuzeitliche Ethik maßgeblich ge-
prägt. Er bildete das Konzept der logisch pragmatischen Vernunft, deren
Basis allein »der gute Wille« ist. Daraus bildete sich sein kategorischer
Imperativ, der auch als Grundformel oder als allgemeine Formel bezeich-
net wird: "Handele nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich
wollen kannst, daß sie ein allgemeines Gesetz werde" (Kant zitiert nach
Ricken 1989, S. 95). Nach Auffassung Kants erhält der Mensch seine
Würde dadurch, daß er nach dem kategorischen Imperativ handelt (vgl.
Kreikebaum 1996, S. 73 f.; Ricken 1989, S. 94 f. ).
Nach Max Weber (1864 - 1920) wird zwischen Gesinnungsethik und Ver-
antwortungsethik differenziert:
1.2.1 Gesinnungsethik
Die Gesinnungsethik befaßt sich mit menschlichen Einstellungen, aus
denen sich entsprechende Handlungen ergeben. Die Gesinnungsethik hält

Begriffsbestimmung
8
daran fest, daß nur jenes Handeln »gut« sein kann, das aus der »rechten«
Gesinnung heraus, nämlich der Verpflichtung gegenüber Normen und
Geboten erfolgt. Priorität hat die Erfüllung eines absoluten moralischen
Gebotes. Die Kalkulation der Folgen, die daraus entstehen können, ist zu
vernachlässigen. Die Wahrheit zu sagen, ist immer Pflicht, auch wenn
dadurch jemand geschadet wird (vgl. Berkel / Herzog 1997, S. 49; Kreike-
baum 1996, S. 182 f.).
1.2.2 Verantwortungsethik
Demgegenüber steht die Verantwortungsethik (Max Scheler statuierte
auch den Begriff »Erfolgsethik«), die sich vorrangig mit den Wirkungen
von Handlungen befaßt. Verantwortungsethisch handelt, wer in seinem
Handlungsweisen die Folgen mitbedenkt, die sie hervorrufen. Somit be-
trachtet die Verantwortungsethik auch die Konsequenzen, die sich aus
den entsprechenden Handlungen ergeben. Aus der Verantwortungsethik
leitet sich somit die Forderung ab, daß Handlungen zu unterlassen sind,
die für andere schädlich oder abträglich sein können. Die Verantwor-
tungsethik ist somit eher als Basis für das wirtschaftliche und oder politi-
sche Leben heranzuziehen.
Nach Weber sind diese beiden Prinzipien nicht als absolut gegensätzlich
zu verstehen, die sich vollständig ausschließen. Es handelt sich hierbei
vielmehr um Ergänzungen (vgl. Berkel / Herzog 1997, S. 49; Kreikebaum
1996, S. 182 f.).
1.3 Unterscheidung von Moral und Ethik
Horst Steinmann und Albert Löhr differenzieren Moral und Ethik, indem sie
in der Moral einen "Bestand an faktisch herrschenden Normen" (Stein-
mann / Löhr 1992, S. 7) sehen. Demgegenüber steht die Ethik, die als das
"methodisch disziplinierte Nachdenken über diese faktisch herrschenden
Moralen" (Steinmann / Löhr 1992, S. 7) bezeichnet wird.
Steinvorth bezeichnet Ethik als Theorie der Moral, die versucht, Regeln
der Moral zu formulieren, allgemeinverbindliche von nicht allgemein-
verbindlichen Regeln zu unterscheiden und zusätzlich versucht, diese
allgemeinverbindlichen Regeln zu rechtfertigen oder zu begründen. Er
sagt, daß die Ethik der Moral vorausgeht und das es somit keine Ethik

Begriffsbestimmung
9
ohne Moral, wohl aber eine Moral ohne Ethik geben kann (vgl. Steinvorth
1990, S.207).
Daraus leitet sich der nun folgende, sehr anschauliche Vergleich von Mo-
ral und Ethik ab: "Moral im Sinne herrschender Normen, die keiner zu
brechen wagt, kann es auch bei der Mafia geben (keiner verpfeift den
anderen). Ethik dagegen befragt die von allen als selbstverständlich be-
trachtete Moral" (Berkel / Herzog 1997 , S. 43; Klammer i.O.).
Ethik fragt nicht danach, wie die Menschen sich verhalten, sondern wie sie
sich verhalten sollen; sie fragt nicht, ob Handlungen akzeptiert werden,
sondern ob sie richtig sind (vgl. Ricken 1989, S. 15). Somit hat Ethik im
Unterschied zu Moral eine nicht nur beschreibende und tradierende, son-
dern eine aktiv hinterfragende Funktion. Ethik ist somit eine Frage nach
dem »richtigen Handeln« und nicht eine moralische Vorgabe für »richtiges
Handeln«. Ihr primärer Gegenstand ist die Begründung von Werten und
Prinzipien, die das Handeln von Menschen innerhalb eines sozialen Sys-
tems bestimmen sollen. Die Ethik fragt nach dem richtigen Handeln, ein
Handeln, daß gerechtfertigt ist und verantwortet werden kann.
Zusammenfassend: "Ethisches Urteilsvermögen heißt nicht, jederzeit die
richtige Antwort parat zu haben, sondern fortwährend die richtigen Fragen
zu stellen" (Tuleja 1987, S. 20).

Konzepte der Unternehmensethik
10
2 Konzepte der Unternehmensethik
Es gibt für die nähere Beschreibung des Begriffes Unternehmensethik
keine eindeutigen, kurzgefaßten Definitionen, sondern eine Vielzahl von
umfangreichen Erklärungskonzepten. Diese Abhandlung beschränkt sich
hierbei auf die Konzepte von Karl Homann und Mitautor Franz Blome-
Drees, Horst Steinmann und Mitautor Albert Löhr, sowie auf das Konzept
von Peter Ulrich und Mitautor Edgar Fluri. Die Konzepte werden in komp-
rimierter Form wiedergeben.
2.1
Unternehmensethik als Ordnungsethik
nach Homann und Blome-Drees
"Unternehmensethik thematisiert das Verhältnis von Moral und Gewinn in
der Unternehmensführung und befaßt sich mit der Frage, welche moralis-
tischen Normen und Ideale unter den Bedingungen der modernen Wirt-
schaft und Gesellschaft (von den Unternehmen) zur Geltung gebracht
werden können" (Homann / Blome-Drees 1992, S. 117; Klammer i.O.).
Karl Homann und Mitautor Franz Blome-Drees knüpfen an den klassi-
schen ökonomischen Ansatz von Adam Smith (Professor für Logik und
Moralphilosophie 1723 - 1790). Eine leistungsfähige Wirtschaft setzt ein
hohes Maß an Arbeitsteilung und Spezialisierung voraus. Dieses wieder-
um erfordert einen leistungsfähigen Koordinationsmechanismus. Smith
propagiert als Lösung, daß die erforderliche Verläßlichkeit der wechselsei-
tigen Verhaltenserwartungen nicht durch altruistische Motive oder durch
allen Teilnehmern gemeinsame Ziele sichergestellt werden kann, sondern
durch allgemeine Regeln, die die Akteure zu beachten haben. Karl Ho-
mann und Franz Blome-Drees greifen diese Lösung auf und beschreiben
Rahmenordnungen mit allgemein gültigen Regeln, wie z.B. der Straßen-
verkehrsordnung: "Wenn jemand an seiner Ampel »Grün« hat, verläßt er
sich bei Lebensgefahr (!) darauf, daß der Querverkehr »Rot« hat und
anhält..."(Homann / Blome-Drees 1992 , S.22; Klammer i.O.).
Sie vergleichen auch die Grundstruktur der Marktwirtschaft mit Spielregeln
des Sports, wobei durch die Spielregeln die Rahmenordnung bestimmt
wird. Die Rahmenordnung weist in der Praxis jedoch Lücken und Fehler
auf, z.B. dadurch, daß ein Produktionsverfahren in der EU verboten, in
einem Dritte Welt Land jedoch mit der Gesetzgebung konform ist. Diese

Konzepte der Unternehmensethik
11
Lücken in der Rahmenordnung sind für Homann und Blome-Drees der
eigentliche Ansatzpunkt in der Wirtschaft für ethische Überlegungen (vgl.
Homann / Blome-Drees 1992, S. 115 f.): "Hier entsteht ein Bedarf an mo-
ralischer Verantwortungsübernahme durch die Unternehmen, der über das
normale Maß der systemkonformen Gewinnorientierung hinausgeht. Das
ist der zentrale theoretische Begründungszusammenhang für die Notwen-
digkeit einer Unternehmensethik" (Homann / Blome-Drees 1992, S. 116).
2.1.1 Unternehmensethische Entscheidungsfindung
Die folgende Abbildung zeigt ein von K. Homann und F. Blome-Drees
entwickeltes "idealtypisches Ablaufschema eines unternehmensethischen
Entscheidungsprozesses" (Homann / Blome-Drees 1992, S. 157), mit
dessen Hilfe sich Unternehmen moralischen Forderungen stellen können:
Quadrant
III
Frage 2
Frage 3
in der
Rahmenordnung
abgegolten
Frage 1
begründete
Zurückweisung
Quadrant
IV
Quadrant
II
Quadrant
I
nein
ja
ja
nein
Frage 1:
Sind die moralischen
Anforderungen berechtigt ?
Frage 2:
Erfüllt die Rahmenordnung
die moralischen Forderungen ?
Frage 3:
Welche Handlungsmöglichkeiten
hat ein Unternehmen unter
Wettbewerbsbedingungen ?
Abb. 2: Der unternehmerische Entscheidungsprozeß
Quelle: in Anlehnung an Homann / Blome-Drees 1992, S.158

Konzepte der Unternehmensethik
12
Der Entscheidungsprozeß fordert von den Unternehmen die Beantwortung
drei aufeinanderfolgender Fragen:
!
1. Fragestellung: Sind die Anforderungen, die an die Unternehmung
gestellt werden, ethisch begründet, d.h. sind sie so verallgemeinbar
(»Grundsatz der Universalisierbarkeit«), daß diese Forderung von allen
verlangt werden kann? Wenn dieses nicht der Fall ist, dann kann an-
genommen werden, daß sich hinter dieser Forderung lediglich indivi-
duelle oder Gruppeninteressen verbergen.
!
2. Fragestellung: Bei einer berechtigten Forderung müssen die Unter-
nehmen in diesem zweiten Schritt prüfen, ob die Forderung bereits in
der Rahmenordnung erfüllt ist. In diesem Fall können die Unternehmen
darauf vertrauen, daß die moralischen Forderungen über institutionelle
Wege geregelt werden. Die Notwendigkeit besonderer eigener morali-
scher Regelungen besteht hier nicht.
!
3. Fragestellung: Bei lückenhaften Rahmenbedingungen sind die Un-
ternehmen dazu verpflichtet, eigene Möglichkeiten zu finden, um be-
rechtigte moralische Anforderungen zu erfüllen (vgl. Homann / Blome-
Drees 1992, 156 ff.).
2.1.2 Das Vierfelderschema
Aus der Beantwortung der drei Fragestellungen ergibt sich ein Vierfelder-
schema, das sich wie folgt darstellt:
!
I. Quadrant »Der Fall der positiven Kompatibilität«: Hierbei ist die Rea-
lisierung von ökonomischen und ethisch vertretbaren Zielen problem-
los möglich.
!
II. Quadrant »Der moralische Konfliktfall«: Diese Situation ist dadurch
gekennzeichnet, daß das unternehmerische Handeln zwar durchaus
legal ist, aber in der Öffentlichkeit fragwürdig erscheint.
!
III. Quadrant »Der ökonomische Konfliktfall«: In diesem Fall kann das
Unternehmen zwar eine hohe öffentliche Akzeptanz für sein Verhalten
verbuchen, muß aber gleichzeitig hohe ökonomische Verluste hin-
nehmen.

Konzepte der Unternehmensethik
13
!
IV. Quadrant »Der Fall der negativen Kompatibilität«: Diese Möglich-
keit endet mit dem Marktaustritt des Unternehmens. In diesem Fall
geht geringe öffentliche Akzeptanz mit geringen Gewinnen bzw. Ver-
lusten einher (vgl. Homann / Blome-Drees 1992, 158 ff.).
2.2 Anleitung zu einem friedensstiftenden Gebrauch der
unternehmerischen Handlungsfreiheit nach Steinmann und Löhr
"Unternehmensethik stellt sich ... als eine (wissenschaftliche) Lehre von
denjenigen idealen Normen dar, die in der Marktwirtschaft zu einem frie-
densstiftenden Gebrauch der unternehmerischen Handlungsfreiheit anlei-
ten sollen" (Steinmann / Löhr 1992, S. 95; Klammer i.O.).
Vorrangig sehen Horst Steinmann und Mitautor Albert Löhr die Gründe für
unethisches Handeln in Unternehmungen in den folgenden Bereichen:
!
Systemzwängen der Wettbewerbswirtschaft,
!
Organisationsstrukturen und
!
Organisationskulturen.
Die Systemzwänge der Wettbewerbswirtschaft sehen sie darin, daß zur
Schaffung von Wettbewerbsvorteilen oder um das Überleben der Unter-
nehmung zu sichern, möglicherweise moralische Grundsätze vernachläs-
sigt werden. Die Probleme der Organisationsstrukturen begründen sie
damit, daß jede Form der Organisation eine Barriere für ethisches Han-
deln darstellt, da hierbei der Mensch nicht als ganze Person, sondern nur
als Rolleninhaber gesehen wird. Sie relativieren diese Aussage dadurch,
daß sie die Kernprobleme der Organisation auf die hochgradige Arbeitstei-
ligkeit, auf manche Managementtechniken, sowie die klassischen Be-
fehlshierarchie beschränken. Die hochgradige Arbeitsteilung führt dazu,
daß unethische Praktiken zwar erkannt, aber nicht moniert oder geändert
werden, da sie nicht in den Zuständigkeitsbereich des Betreffenden fallen.
Sie kritisieren die ergebnisorientierte Managementtechniken, die durch
vorrangig quantitative Zielvorgaben zu ethisch nicht vertretbaren Mittel
verleiten, um entsprechende Ziele zu erreichen. Die klassische Befehls-
hierarchie führt dazu, daß Untergebene aus Angst vor Sanktionen wider-
spruchslos befohlene Anordnungen ausführen, auch wenn sie diese für
ethisch zweifelhaft halten. "...so verliert sich bei näherem Hinsehen die
Verantwortung des Einzelnen in unüberschaubaren Befehlsketten"
(Steinmann / Löhr 1992, S. 37).

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
1999
ISBN (eBook)
9783832442682
ISBN (Paperback)
9783838642680
DOI
10.3239/9783832442682
Dateigröße
679 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Fachhochschule Aachen – Wirtschaft
Erscheinungsdatum
2001 (Juli)
Note
2,0
Schlagworte
ethik unternehmensethik wirtschaftsethik
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Titel: Unternehmensethik
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