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Entwicklungstendenzen der modernen Unternehmensbewertung

Eine empirische Untersuchung der Unternehmensbewertungspraxis der "Big Five"

©2001 Diplomarbeit 85 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Die Unternehmensbewertung im neuen Jahrtausend ist bestimmt durch Einflüsse der globalen Finanz- und Kapitalmärkte, insbesondere der Einflüsse Nordamerikas, sowie einer fortschreitenden Globalisierung der Wirtschaft. Eine zunehmende Anzahl von Unternehmensfusionen, Börsengängen und die starke Ausrichtung der Unternehmen auf das „Shareholder Value“-Konzept machen die Ermittlung von Unternehmenswerten beispielsweise durch M&A-Berater, Unternehmensberater, Investmentbanken und Wirtschaftsprüfer unerlässlich.
Eine starke anglo-amerikanische Beeinflussung ist ebenfalls in der deutschsprachigen Literatur und Praxis deutlich erkennbar. Unternehmensbewertungsverfahren wie z.B. das deutsche Ertragswertverfahren oder das Substanzwertverfahren verlieren immer mehr an Bedeutung bzw. werden kaum noch angewandt. Der IDW Standard zur Unternehmensbewertung vom 28.06.2000 macht dies explizit durch die Integration der Discounted Cash Flow-Verfahren (DCF-Verfahren) deutlich.
Um diese theoretische Entwicklung auch aus der Sicht der Praxis zu eruieren, ist ein Fragebogen (siehe Anhang) entwickelt worden, der Kernpunkte der Unternehmensbewertung erfasst und erfragen soll, welche Unternehmensbewertungsverfahren in der Praxis angewendet werden. Die empirische Studie soll Aufschluss darüber geben, inwiefern die Neuerungen und Änderungen des IDW Standards bereits in der Praxis (im Fokus liegen die
„Big Five“ - Wirtschaftsprüfungsunternehmen) umgesetzt worden sind und wie dieser aus Praktikersicht gewertet wird.
Die vorliegende Abhandlung wird sich demnach nicht im Kern mit der theoretischen Ausgestaltung der Methoden zur Unternehmensbewertung befassen. Vielmehr werden die Ergebnisse der Studie dargestellt und analysiert.
Gang der Untersuchung:
Auszugsweise wird auf neue Unternehmensbewertungsverfahren eingegangen, wobei die detaillierte theoretische Konzeption dieser Verfahren im Hintergrund bleibt.
Im folgenden Kapiteln soll die Vorgehensweise und Zielsetzung dieser Studie näher erläutert werden (Kapitel 2). Im Anschluss werden die Ergebnisse der Studie vorgestellt. Kapitel 3 befasst sich mit den wesentlichen Anmerkungen der Praktiker, die nicht den IDW Standard betreffen. Eine eingehende Untersuchung und Durchleuchtung des neuen Standards vor dem Hintergrund der Studie geschieht in Kapitel 4. Kernpunkte sind die Neuerungen und Veränderungen gegenüber der HFA-Stellungnahme 1983, insbesondere wird der gestiegene Einfluss der DCF-Methoden […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 4159
Backhaus, Thorsten: Entwicklungstendenzen der modernen Unternehmensbewertung: Eine
empirische Untersuchung der Unternehmensbewertungspraxis der "Big Five" / Thorsten
Backhaus - Hamburg: Diplomica GmbH, 2001
Zugl.: Düsseldorf, Universität, Diplom, 2001
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I
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis...I
Verzeichnis der Abbildungen...III
Verzeichnis der Tabellen...IV
Verzeichnis der Abkürzungen ... V
1
Konzeptionelle und fundamentale Grundlagen ... 1
2
Zielsetzung und Durchführung der Untersuchung ... 3
2.1 Repräsentativität der Studie...4
2.2 Der Einfluß der Funktionenlehre auf die Gestaltung des Fragebogens...4
2.3 Die Durchführung und Vorgehensweise der Erhebung...6
3
Auswertung und Analyse der Fragebögen... 8
3.1 Die Einhaltung des IDW Standards...8
3.2 Statements der Bewertungspraxis: Aspekte und Hinweise ...10
3.2.1 Der Informationsstand für Unternehmensbewertungen:
Die Ad-hoc-Publizität...11
3.2.2 Das
Zirkularitätsproblem...13
3.3 Kritische Betrachtung neuester Verfahren zur
Unternehmensbewertung...13
3.3.1 Die Relevanz des Börsenkurses ...14
3.3.2 Der Einsatz des Realoptionenansatzes in der
Unternehmensbewertung...15
3.3.2.1
Die Bedeutung der Realoption für die
Unternehmensbewertung ...16
3.3.2.2
Eine Kategorisierung der Realoptionen ...17
3.3.2.3
Die Verfahrensweise zur Bewertung von Optionen ...19

II
3.3.3 Das EVA-Verfahren als Unternehmensbewertungsmethode ...21
3.3.3.1
Das Grundmodell des EVA-Konzeptes zur
Unternehmensbewertung ...22
3.3.3.2
Kritische Würdigung des EVA-Modell als
Bewertungsinstrument ...25
3.3.4 Die Konzeptionen moderner Vergleichs- und
Multiplikatormethoden...27
3.3.4.1
Die Multiplikatormethoden in der deutschen Praxis ...28
3.3.4.2 Vergleichsverfahren
zur
Unternehmensbewertung...29
3.4 Zwischenergebnis ...32
4
Der neue IDW Standard vor dem Hintergrund der Analyse ... 34
4.1 Die wichtigsten Änderungen und Neuerungen...34
4.1.1 Die Integration der DCF-Verfahren in den Bewertungsstandard...35
4.1.2 Kapitalmarktorientierung und die Problematik der
Risikoberücksichtigung ...38
4.1.3 Die Eignung der vereinfachten Preisfindung zur
Plausibilisierung ...42
4.1.4 Die Bedeutung und Auswirkungen der Unternehmens-
steuerreform 2001 für die Unternehmensbewertung...43
4.2 Kritische Beurteilung des IDW Standards ...46
5
Fazit, Erwartungen, Anregungen und Kritik der Praktiker an
die Hochschulen und Wissenschaft, in Hinsicht auf die
Unternehmensbewertung und deren Weiterentwicklung ... 48
Anhang ...VIII
Literaturverzeichnis...XIV

III
Verzeichnis der Abbildungen
Abbildung 1: Die fünf größten WP-Gesellschaften...3
Abbildung 2: Der Prozeß der Unternehmensbewertung...5
Abbildung 3: Rücklaufhäufigkeit der Arbeitsunterlagen...7
Abbildung 4: Inhalte der Ad-hoc-Meldungen...11
Abbildung 5: Ansätze der Unternehmensbewertung ...15
Abbildung 6: Die Klassifizierung wichtiger Realoptionen...18
Abbildung 7: Zusammenhänge in der Unternehmensbewertung...21
Abbildung 8: Das EVA-Modell ...23
Abbildung 9: Der Zusammenhang zwischen EVA- und DCF-Ansatz ...25
Abbildung 10: Die Ausprägungen der Discounted Cash Flow-Verfahren ...36
Abbildung 11: Methoden zur Berücksichtigung der Unsicherheit ...39
Abbildung 12: Der Zusammenhang zwischen den speziellen Risiken und
dem allgemeinen Unternehmerrisiko... 40

IV
Verzeichnis der Tabellen
Tabelle 1:
Bekanntheitsgrad und Anwendungshäufigkeit von
Bewertungsverfahren...9
Tabelle 2:
Eine Gegenüberstellung der IDW Standards mit den
Ergebnissen der Praxisbefragung ...32

V
Verzeichnis der Abkürzungen
Abb. Abbildung
Abs. Absatz
AG Aktiengesellschaft
AKU Arbeitskreis
,,Unternehmensbewertung"
APV Adjusted-Present-Value
BB Betriebs-Berater
(Zeitschrift)
ß
unternehmensindividueller bzw. branchenspezifischer
Risikofaktor (Betafaktor)
BFuP
Betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis (Zeitschrift)
BVerfG Bundesverfassungsgericht
BW
0
betriebsnotwendiges
Vermögen
bzw. beziehungsweise
CAPM
Capital Asset Pricing Model
DB
Der Betrieb (Zeitschrift)
DCF
Discounted Cash Flow
d.h. das
heißt
DStR
Deutsches Steuerrecht (Zeitschrift)
DVFA/SG
Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse/Schmalenbach-
Gesellschaft
E Erfolgsgröße
EBIT
Earnings Before Interest and Taxes
EBITDA
Earnings Before Interest, Taxes and Depreciation
EStG Einkommensteuergesetz
EVA
TM
Economic Value Added
f. folgende
ff. fortfolgend
FCF
Free Cash Flow
FN Fußnote
FTE
Flow to Equity
F&E
Forschung & Entwicklung

VI
Gem. bzw. gem.
Gemäß bzw. gemäß
GewSt Gewerbesteuer
GewSt-Satz Gewerbesteuersatz
HFA Hauptfachausschuß
HGB Handelsgesetzbuch
h.M. herrschende
Meinung
Hrsg. Herausgeber
i
risikolose Anlagemöglichkeit bzw. landesüblicher
langfristiger Zinssatz
IAS
International Accounting Standards
IDW
Institut der Wirtschaftsprüfer
kA keine
Angabe
k
s
Kapitalisierungszinsfuß nach WACC-Ansatz
KCV
Kurs Cash Flow-Verhältnis
KGV Kurs-Gewinn-Verhältnis
KSt Körperschaftsteuer
M&A
Mergers & Acquisitions
MVA
Market Value Added
MVA
ex ante
Market Value Added ex ante
MWEK
Marktwert des Eigenkapitals
MWFK
Marktwert des Fremdkapitals
MWGK
Marktwert des Gesamtkapitals
OLG Oberlandesgericht
S. Seite
sog. sogenannter
SUW Strategischer
Unternehmenswert
r
EK
Renditeerwartung der Eigenkapitalgeber bzw. der
Unternehmenseigner
r
FK
Renditeerwartung der Fremdkapitalgeber
r
M
Marktrendite risikobehafteter Anlagen
RO Realoptionen
ROI
Return on Investment
TCF
Total Cash Flow
Tz. Teilziffer

VII
U
0
Gesamtwert des Unternehmens
u.a.
und andere bzw. unter anderem
u.U. unter
Umständen
US-GAAP
United States-Generally Accepted Accounting Principles
USA
United States of America
UW
klassisch ermittelter Unternehmenswert bzw.
Unternehmenswert
UW
B
Unternehmenswert des Bewertungsobjektes
UW
V
Unternehmenswert des Vergleichsobjektes
Vgl. bzw. vgl.
Vergleiche bzw. vergleiche
WACC
Weighted Average Cost of Capital
WiSt
Wirtschaftswissenschaftliches Studium (Zeitschrift)
WISU
Das Wirtschaftsstudium (Zeitschrift)
WP
Wirtschaftsprüfer bzw. Wirtschaftsprüfung
WPg
Die Wirtschaftsprüfung (Zeitschrift)
WpHG Wertpapierhandelsgesetz
X
B
Bezugsgröße des Bewertungsobjektes
X
V
Bezugsgröße des Vergleichsobjektes
Z.B. bzw. z.B.
Zum Beispiel bzw. zum Beispiel
ZfB
Zeitschrift für Betriebswirtschaft (Zeitschrift)
ZfbF
Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung (Zeitschrift)
z.T. zum
Teil

1
1 Konzeptionelle und fundamentale Grundlagen
Die Unternehmensbewertung im neuen Jahrtausend ist bestimmt durch Einflüsse
der globalen Finanz- und Kapitalmärkte, insbesondere der Einflüsse
Nordamerikas, sowie einer fortschreitenden Globalisierung der Wirtschaft. Eine
zunehmende Anzahl von Unternehmensfusionen, Börsengängen und die starke
Ausrichtung der Unternehmen auf das ,,Shareholder Value"­Konzept machen die
Ermittlung von Unternehmenswerten beispielsweise durch M&A-Berater,
Unternehmensberater, Investmentbanken und Wirtschaftsprüfer unerläßlich.
Eine starke anglo-amerikanische Beeinflussung ist ebenfalls in der
deutschsprachigen Literatur und Praxis deutlich erkennbar.
Unternehmensbewertungsverfahren wie z.B. das deutsche Ertragswertverfahren
oder das Substanzwertverfahren verlieren immer mehr an Bedeutung bzw. werden
kaum noch angewandt. Der IDW Standard zur Unternehmensbewertung vom
28.06.2000
1
macht dies explizit durch die Integration der Discounted Cash Flow-
Verfahren (DCF-Verfahren) deutlich.
Um diese theoretische Entwicklung auch aus der Sicht der Praxis zu eruieren, ist
ein Fragebogen (siehe Anhang) entwickelt worden, der Kernpunkte der
Unternehmensbewertung erfaßt und erfragen soll, welche
Unternehmensbewertungsverfahren in der Praxis angewendet werden. Die
empirische Studie soll Aufschluß darüber geben, inwiefern die Neuerungen und
Änderungen des IDW Standards bereits in der Praxis (im Fokus liegen die
,,Big Five" ­ Wirtschaftsprüfungsunternehmen) umgesetzt worden sind und wie
dieser aus Praktikersicht gewertet wird.
Die vorliegende Abhandlung wird sich demnach nicht im Kern mit der
theoretischen Ausgestaltung der Methoden zur Unternehmensbewertung
2
befassen. Vielmehr werden die Ergebnisse der Studie dargestellt und analysiert.
1
Vgl. IDW S 1 (2000), S. 826, Tz. 7.
2
Weiterführende Literatur: Ballwieser, W. (1993), Bellinger, B./Vahl, G. (1992), Drukarczyk, J.
(1996),
Helbling, C. (1998), Mandl, G./Rabel, K. (1997), Moxter, A. (1991).

2
Auszugsweise wird auf neue Unternehmensbewertungsverfahren eingegangen,
wobei die detaillierte theoretische Konzeption dieser Verfahren im Hintergrund
bleibt.
Im folgenden Kapiteln soll die Vorgehensweise und Zielsetzung dieser Studie
näher erläutert werden (Kapitel 2). Im Anschluß werden die Ergebnisse der Studie
vorgestellt. Kapitel 3 befaßt sich mit den wesentlichen Anmerkungen der
Praktiker, die nicht den IDW Standard betreffen. Eine eingehende Untersuchung
und Durchleuchtung des neuen Standards vor dem Hintergrund der Studie
geschieht in Kapitel 4. Kernpunkte sind die Neuerungen und Veränderungen
gegenüber der HFA-Stellungnahme 1983
3
, insbesondere wird der gestiegene
Einfluß der DCF-Methoden behandelt.
Die in Kapitel 5 folgenden Erwartungen sowie die Kritik und Anregungen aus
Sicht der Praxis können nur als subjektive Einschätzungen der Ansprechpartner
der Wirtschaftsprüfungsunternehmen wiedergegeben werden. Inwiefern dies die
Meinung der ganzheitlichen Unternehmung widerspiegelt, kann nicht beantwortet
werden.
3
Vgl. IDW (1983), S. 468-480.

3
2 Zielsetzung und Durchführung der Untersuchung
Die durchgeführte empirische Untersuchung zur Unternehmensbewertung
konzentriert sich aufgrund des neuen IDW Standards vom 28.06.2000 speziell auf
die Branche der Wirtschaftsprüfer. Im Zuge dessen wurden die international fünf
größten Prüfungsgesellschaften (,,Big Five", siehe Abbildung 1) und als
Verifizierung der Ergebnisse für die mittelständischen Prüfungsgesellschaften ein
mittelständisches Prüfungsunternehmen befragt.
4
Abbildung 1: Die fünf größten WP-Gesellschaften
5
Die Ergebnisse der Studie geben Aufschluß über die Einhaltung des IDW
Standards sowie über Probleme bezüglich neuer anglo-amerikanischer
Bewertungsverfahren in Hinsicht auf die Umsetzbar- und Anwendbarkeit auf
deutsche Unternehmen.
4
Arthur Andersen (AA, Düsseldorf), Ernst & Young (E & Y, Düsseldorf), KPMG Deutsche
Treuhandgesellschaft (KPMG, Düsseldorf), PwC Deutsche Revision (PwC, Düsseldorf),
Warth & Klein (Düsseldorf), WEDIT Deloitte & Touche Tohamatsu (DTT, Düsseldorf).
5
Entnommen von PwC Deutsche Revision, Arbeitsunterlage des Lehrstuhls für
Unternehmensprüfung und -besteuerung, Prof. Dr. Franz, für die Vorlesung
Betriebswirtschaftliches Prüfungswesen WS 2000/2001, zur Erläuterung siehe Fußnote 4.

4
2.1 Repräsentativität der Studie
Im statistischen Sinne kann die Studie als ,,nicht repräsentativ" für die Gesamtheit
der Prüfungsgesellschaften in Deutschland gelten. Die regionale
Verantwortlichkeit der Niederlassung Düsseldorf für den Wirtschaftsraum
Nordrhein-Westfalen und die Struktur der ansässigen Unternehmen
6
lassen keinen
allgemeingültigen Rückschluß auf eine Gesamtheit aller möglichen zu
bewertenden Branchen in Deutschland zu. Ein weiterer Grund ist die interne
Abteilungsstruktur der Wirtschaftsprüfungsgesellschaften
7
. In den meisten Fällen
wurde darauf hingewiesen, daß eine strikte Trennung zwischen den Abteilungen,
die für objektive und subjektive Unternehmensbewertungen und Schieds- bzw.
Vermittlungsgutachten verantwortlich sind, vorherrscht.
2.2 Der Einfluß der Funktionenlehre auf die Gestaltung des
Fragebogens
Im Sinne der Zielsetzung und des Aufbaus des Fragebogens soll der Fokus dieser
Arbeit auf den Bereich der objektiven Unternehmensbewertung
8
(Funktion des
neutralen Gutachters nach IDW-Vorgabe) abzielen.
In der Literatur sind die Begrifflichkeiten bezüglich der Funktionen des Bewerters
unterschiedlich. Das IDW sieht die Aufgaben des Wirtschaftsprüfers
9
als neutralen
Gutachter, Berater oder Schiedsgutachter bzw. Vermittler.
10
Andererseits folgen viele Autoren der ,,Kölner Funktionenlehre"
11
, die eine reine
Form des neutralen Gutachters nicht anerkennt.
6
Als Anmerkung: vorrangig Dienstleistungsunternehmen; High-Tech-Unternehmen,
Automobilindustrie, Banken und Versicherungsunternehmen werden größtenteils von anderen
Niederlassungen, z.B. Frankfurt am Main, bewertet.
7
Im Folgenden nur noch WP-Gesellschaften genannt.
8
Zur Ermittlung objektiver Unternehmenswerte und subjektiver Entscheidungswerte vergleiche
IDW (1998).
9
Vgl. IDW S 1 (2000), S. 827, Tz. 12.
10
Zur Kritik an der Funktionenlehre des IDW: Feldhoff, P. (2000), S. 1238 ff.
11
Zum Begriff der Bewertungsfunktionen: Ballwieser, W./Leuthier, R. (1986a), S. 546-547,
Hayn, M. (2000), S. 1346-1348., Hinz, H./Behringer, S. (2000), S. 22-23, IDW (1998),
Peemöller, V. H. (1993), S. 409-410.

5
In dieser wird die Argumentationsfunktion
12
neben der Beraterfunktion
13
und
Vermittlungsfunktion
14
berücksichtigt.
Abbildung 2: Der Prozeß der Unternehmensbewertung
15
Abbildung 2 spiegelt den Prozeß der Unternehmensbewertung im Sinne der
,,Kölner Funktionenlehre" wider.
Am Anfang des Bewertungsprozesses steht die Analyse der
Unternehmenssituation und die Auswahl des Bewertungsverfahrens mit dem der
Entscheidungswert von Käufer bzw. Verkäufer ermittelt werden soll.
Die subjektiven Entscheidungswerte des Käufers bzw. Verkäufers münden im
Verhandlungsprozeß über das Akquisitionsobjekt. Mittels der
Argumentationswerte versucht jeder Beteiligte, seine Position bestmöglichst zu
vertreten und einen für ihn akzeptablen Preis zu vereinbaren.
12
Soll dem Mandanten genügend Spielraum/Transaktionsmöglichkeiten in einer Verhandlung
ermöglichen:
Argumentationswert.
13
Ermittlung eines Grenzpreises, bis zu dem es sich ökonomisch vertreten läßt das Unternehmen
zu kaufen bzw. verkaufen: Entscheidungswert.
14
Ermittlung eines Einigungswertes, neutrales Schiedsgutachten
15
Aus Hinz, H./Behringer, S. (2000), S. 24.
ja
nein
Neutrales
Schiedsgutachten
Bewertungs-
situation
Schiedswert
Argumentationswerte
von Käufer und
Verkäufer
Entscheidungswert
Käufer
Entscheidungswert
Verkäufer
Bewertungs-
verfahren
Zukunftsbezogenheit
Bewertungseinheit
Subjektivität
Verhandlungsprozeß
Preis
Ende
Ende/
Feedback
BEGINN
ENDE
1
ANALYSE
2
BEWERTUNG
3
VERHANDLUNG oder
SCHIEDSVERFAHREN
4
ENTSCHEIDUNG

6
Liegen die Preisvorstellungen derart auseinander, daß eine Einigung über einen
Kaufpreis nicht möglich ist, so besteht die Möglichkeit, über einen Vermittler
bzw. neutralen Gutachter ein Schiedsgutachten einzuholen. Dieses Gutachten
versucht Argumenten beider Parteien gerecht zu werden und soll einen
,,objektiven" Einigungswert vorschlagen. Wird über diesen Einigungswert
ebenfalls keine Übereinkunft getroffen, so sind die Kaufverhandlungen negativ
verlaufen und ein Unternehmenstransfer kommt nicht zustande. Anderenfalls wird
der Schiedswert von Käufer und Verkäufer akzeptiert und die Transaktion
vollzogen. Der Unternehmensbewertungs- bzw. Akquisitionsprozeß ist damit
positiv beendet.
In der Konzeption des Fragebogens wurde der herrschenden Meinung gefolgt,
somit entspricht die Vermittlungs- bzw. Schiedsfunktion der Position des
neutralen Gutachters gemäß IDW Standard.
2.3 Die Durchführung und Vorgehensweise der Erhebung
Zur Vorgehensweise für die Datenerhebung wurde ein Fragenbogen entwickelt,
dessen Struktur so aufgebaut ist, daß zum Anfang allgemeine Sachverhalte aus
Sicht des Unternehmens zur Thematik der Bewertungsverfahren angesprochen
werden, wie z.B. die Anzahl der vollzogenen Unternehmensbewertungen
innerhalb von drei Jahren oder die Verfahrensvielfalt bei der Bewertung. Ab
Frage zehn werden die einzelnen Komponenten der Unternehmensbewertung
hinterfragt, von der Erfolgsgröße über den Kapitalisierungszinssatz und die
Risikoberücksichtigung hin zur Frage der Steuerintegration in die Bewertung. Ein
weiterer Punkt ist die Beurteilung über die Eignung des EVA
TM16
-Verfahrens,
sowie über die Einflüsse der letzten Jahre in die Unternehmensbewertung.
Abschließend wird nach Anregungen, Kritik und auch Erwartungen der Praktiker
an Wissenschaft und Hochschule gefragt.
Der Zeitraum der empirischen Erhebung erstreckte sich vom 21.08.2000 bis zum
25.10.2000. Die Ansprechpartner der sechs involvierten Unternehmen bekamen
die Fragebögen per E-Mail zugesandt.
16
EVA
TM
(Economic Value Added) ist ein eingetragenes Warenzeichen der
Unternehmensberatung
Stern Stewart & Co..

7
Der Rücklauf (siehe Abbildung 3) erfolgte in einem Fall in einem persönlichen
Gespräch und zweimal telefonisch. Dabei wurden explizit der Inhalt des
Erhebungsbogens erläutert und besprochen. Unklarheiten und mögliche
Mißverständnisse in der Formulierung der Fragen und Antwortmöglichkeiten
konnten sofort beseitigt werden. Die letzten drei Arbeitsunterlagen wurden
beantwortet per Post zurückgesandt.
Abbildung 3: Rücklaufhäufigkeit der Arbeitsunterlagen
Unter Berücksichtigung der normalen Geschäftstätigkeit der Kontaktpersonen und
deren zeitlichen Beschränktheit, kann diese Erhebung im allgemeinen als sehr
zufriedenstellend beurteilt werden. Von den sechs ausgehändigten Fragebögen
sind alle mit verwertbaren Informationen zurückgesandt worden, dies entspricht
einer Rücklaufquote von 100 Prozent. Jedoch ist kritisch anzumerken, daß die
Erhebung unplanmäßig lange gedauert hat, dies aber aufgrund der oben
angesprochenen zeitlichen Gründe zu akzeptieren ist.
3
1
2
per Post
vor Ort Termin
Telefonisch

8
3 Auswertung und Analyse der Fragebögen
Die Rücklaufquote und die Qualität der beantworteten Arbeitsunterlagen ist, wie
in Kapitel 2 bereits angesprochen, sehr zufriedenstellend. Verständlicherweise
wurden seitens der Unternehmen zu einigen Fragen keine Angaben gemacht. Dies
hat unterschiedliche Gründe. Zum einen werden die Branchenzugehörigkeit der
bewerteten Unternehmen und deren Daten strengvertraulich behandelt. Sind
Angaben zu diesen Fragen gemacht worden, so bezieht sich das Datenmaterial
vorwiegend auf eine regionale standortbezogene Betrachtung und auf geschätzte
Angaben der Kontaktpersonen. Zum anderen ist eine übergreifende
Gesamtbetrachtung der einzelnen WP-Gesellschaften nicht realisierbar gewesen.
3.1 Die Einhaltung des IDW Standards
Bei der Auswertung der Fragebögen sind keine besonderen Abweichungen von
der praktischen Unternehmensbewertung und der Maßgabe des IDW feststellbar,
so daß grundsätzlich von einer strikten Einhaltung des IDW Standards
ausgegangen werden kann. Einbezogen ist damit auch die Akzeptanz der Funktion
des neutralen Gutachters gemäß IDW (vgl. Kapitel 2.2). Zur Ermittlung von
objektiven und subjektiven Unternehmenswerten sind die Grundsätze und
vorgestellten Bewertungsverfahren des IDW bindend für die Wirtschaftsprüfer.
17
Im Fall der subjektiven Entscheidungswertermittlung (vertragliche bzw.
auftragsgemäße Wertfeststellung) stimmen Theorie und Praxis darin überein, daß
der Mandantenauftrag die Bewertungsmethode bestimmt und die Regelungen des
IDW Standard
unberührt bleiben.
18
Die im Fragebogen gemachten Angaben zu den angewendeten
Bewertungsverfahren zeigen die gegenwärtige Tendenz hin zu den DCF-
Methoden. Eine Abkehr von den substanzbezogenen Verfahren, wie dem
Substanz- oder Liquidationswertverfahren ist sehr deutlich meßbar.
17
Die Verpflichtung leitet sich aus einer faktischen Bindungswirkung der Wirtschaftprüfer aus
dem WP-Handbuch Bd. II (IDW (1998), S. 1) als ergänzende, kommentierende Rolle zu den
Gesetzen und nach Siepe, G./Dörschell, A./Schulte, J. (2000), S. 960 als Berufsauffassung ab.
Gem. IDW PS 201 (2000), S. 712-713, Tz. 29 besteht bei Verstoß gegen die
Prüfungsgrundsätze eine Regreßpflicht, so daß dies auch auf den IDW S 1 übertragbar ist.
18
Vgl. Ballwieser, W./Leuthier, R. (1986a), S. 546 und IDW S 1 (2000), S. 826, Tz. 2.

9
Tabelle 1 stellt den Bekanntheitsgrad und die Anwendungshäufigkeit der
anwendbaren Unternehmensbewertungsverfahren dar.
Ertragswert-
verfahren
nach
DCF-Verfahren
Ve
rf
ahr
en
ist/wir
d
IDW Standard
1983
IDW Standard
2000
Equity-Ansatz
Entity-
A
nsa
tz
AP
V-Verfahren
Substanzwertverfahren
Liquidationswertermittlung
Ma
rk
et
Multiple
s
Vergleichsverfahren
Umsatzverfahren
Realoptionenansatz
bekannt 6 6 6 6 6 6 6 6 5 5 kA
angewendet 5 6 5 5 1 0 3 6 4 3 1
rel. Häufigkeit
(in Prozent)
83 100 83 83 17 0 50 100 80 60 kA
Tabelle
1: Bekanntheitsgrad und Anwendungshäufigkeit von
Bewertungsverfahren
Als Ergebnis kann festgehalten werden, daß die Bandbreite der zur Verfügung
stehenden Bewertungsmethoden bekannt ist und eine regelmäßige Anwendung
findet. Vergleicht man die obigen Daten mit der Studie von
Peemöller/Bömelberg/Denkmann
19
, so ist für die Branche der Wirtschaftprüfer
eine deutlich höhere Bedeutung der DCF-Verfahren und der
Multiplikatorverfahren erkennbar. Die damaligen Ergebnisse weisen eine
vierprozentige Anwendungshäufigkeit der DCF- und Vergleichsverfahren bei acht
befragten WP-Gesellschaften auf.
Der verstärkte Einfluß neuer Bewertungsverfahren (Market Multiples,
Vergleichsverfahren), die zur Plausibilisierung der fundamentalanalytisch
ermittelten Unternehmenswerte herangezogen werden, ist ebenfalls deutlich zu
verzeichnen.
Diese Verfahren gehen von Größen, wie z.B. Umsatz, Gewinn, Kunden oder dem
Börsenkurs aus und ermöglichen somit eine vereinfachte Preisfindung.
19
Siehe Peemöller, V. H./Bömelberg, P./Denkmann, A. (1994), S. 742 f.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2001
ISBN (eBook)
9783832441593
ISBN (Paperback)
9783838641591
DOI
10.3239/9783832441593
Dateigröße
1.2 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf – Wirtschaftswissenschaften
Erscheinungsdatum
2001 (Mai)
Note
1,7
Schlagworte
unternehmenssteuerreform standard studie realoptionen
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Titel: Entwicklungstendenzen der modernen Unternehmensbewertung
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