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Optimierung des Lagerwertes und der Bestellmengen in der Fertigung elektronischer Baugruppen

©1996 Diplomarbeit 98 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Der Verfasser dieser Diplomarbeit ist seit einigen Jahren als Einkäufer in diesem Markt tätig und hat im Laufe seiner Berufserfahrung mehrere Arten und Formen der Lager- und Bestellmengenoptimierung erfahren und angewandt. Hier sollen die Unterschiede der einzelnen Methoden dargestellt werden. Die heutzutage anzutreffenden Praktiken sind derart vielfältig und reichen von der sturen Umsetzung anhand einer vorgegebenen Lagerumschlagshäufigkeit bis hin zur Einkaufsplanung und Steuerung, bei der durch Spekulation über zu erwartende Preisveränderungen am Markt das Betriebsergebnis optimiert werden soll. Dieser sicherlich nicht uninteressante Themenbereich der Spekulation soll hier aber nicht beleuchtet werden, es geht nur um die zahlenmäßig zu erfassenden Ansätze und deren Darstellung. Das ganze wird dann bezogen auf den Markt der elektronischen und passiven Bauelemente, welche zur Fertigung von kompletten Baugruppen benötigt werden. In diesem speziellen Markt findet man eigentlich alles, was bei der theoretischen Betrachtung des Themas der Optimierung stört und somit aufgrund dessen zu einer weiteren Verfeinerung veranlaßt.
Als weitere Einschränkung ist zu nennen, daß es nur um die Optimierungen von Kaufteilen geht, also der Bereich der Lagerhaltung und der Optimierung der kompletten Baugruppen nicht betrachtet wird, daher ist auch der Themenbereich der Rationalisierungen im Bereich der Fertigung ausgenommen, welche i.d.R. sich auf eine Erhöhung der Produktivität stützt. Dieses erfolgt durch Leistungssteigerung entweder beim Faktor Arbeit, also den Mitarbeitern, der Arbeitsabläufe, bzw. der Organisation derselben, oder aber dem eingesetztem Kapital in Form von Produktionsmitteln.
Weitere Einschränkung ist die Tatsache, daß sämtliche Baugruppen als Serienprodukte anzusehen sind, es gibt also glücklicherweise keine Einzelfertigung. Diese Baugruppen besitzen, genau wie jedes Industrieprodukt, einen Lebenszyklus, der von den jeweiligen Endprodukten bestimmt wird.
Ziel ist die Optimierung des Lagerwertes (Minimierung) und einer damit verbundenen hohen Liquidität einerseits, auf der anderen Seite die Minimierung der Bestellvorgänge bei gleichzeitig hoher Lieferbereitschaft. Das Problem liegt in der Konkurrenz einzelner Ziele, die sich gegenseitig beeinflussen. So haben wir auf der einen Seite den Wunsch nach einer großen Bestellmenge aus folgenden Gründen:
-Bessere und niedrigere Einkaufspreise.
-weniger […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 4055
Jung, Bernd Erwin E.: Optimierung des Lagerwertes und der Bestellmengen
in der Fertigung elektronischer Baugruppen
Hamburg: Diplomica GmbH, 2005
Zugl.: Universität Lüneburg, Diplomarbeit, 1996
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2005
Printed in Germany

Optimierung des Lagerwertes und der Bestellmengen in der
Fertigung elektronischer Baugruppen
Gliederung
Seite
1 Einleitung:... 4
1.1 Probleme und Lösungsansätze zum Thema ... 4
2 Grundlagen: ... 6
2.1 Informationen ...6
2.1.1 Definition...6
2.1.2 Abgrenzung zum Wissen ...6
2.1.3 Abgrenzung zur Nachricht...7
2.1.4 wichtige Bestandteile von Informationen...7
2.1.5 Absender, bzw. Ersteller der Informationen ...7
2.1.6 Empfängerkreis für Informationen ...7
2.1.7 Prioritäten ...7
2.1.8 Erfassung der Informationen ...8
2.1.9 Verteilung der Informationen ...8
2.1.10 Zielsetzungen ...8
2.2 Entscheidungen...8
2.2.1 grundsätzlich ...8
2.2.2 Entscheidungstheorie ...8
2.3 Die Endprodukte...11
2.3.1 Stücklisten: ...11
2.4 Die Bedarfsplanung,...14
2.4.1 aus zeitlicher Sicht ...14
2.4.2 Bedarfsplanung mengenmäßig ...14
2.5 Die Kapazitätsplanung, bzw. Überwachung ...14
2.6 Die Lagerhaltung ...14
2.6.1 Arten der Lagerhaltung ...15
2.6.2 Lagerkosten ...15
2.6.3 Die Linearisierung der Verbräuche...16
2.6.4 Das Bestellrhythmussystem ...18
Diplomarbeit Bernd Jung, Stand 22.08.1996 , Seite 1

2.6.5 Das Bestellpunktsystem ... 18
2.7 Der Beschaffungsmarkt... 19
2.7.1 Grundsätzliches ... 19
2.7.2 Die drei Arten der Einkaufsaktivitäten ... 20
2.7.3 Das Spektrum der zu beschaffenden Teile ... 21
2.8 zukünftige Bedarfe ... 34
2.8.1 Der Weg neuer Bauteile ... 34
2.8.2 Hardwareentwickler ... 34
2.9 verwendete Software:... 35
2.9.1 Tabellenkalkulation... 35
2.9.2 hier Excel 5.0 ... 35
3
Operative Optimierungsansätze:...36
3.1 Lagerumschlagshäufigkeit ... 36
3.2 ABC Analyse ... 38
3.2.1 Historie ... 38
3.2.2 Ansatz ... 38
3.2.3 Umsetzung ... 38
3.3 differenzierte ABC Analyse ... 42
3.4 erweiterte ABC Analyse ... 42
3.5 optimale Bestellmenge... 43
3.6 Substitutionen ... 49
3.7 Kosten- und Vergleichsanalysen... 49
3.8 Sortimentsbereinigung ... 50
3.9 Make or Buy Analysen ... 50
3.10 Wertanalyse ... 51
3.10.1 Historie ... 51
3.10.2 Grundgedanke... 52
3.10.3 Systematik der Wertanalyse ... 52
3.10.4 Organisation der Wertanalyse ... 53
3.10.5 Informationsphase ... 54
3.10.6 schöpferische Phase ... 57
3.10.7 Bewertungsphase... 58
3.10.8 Planungsphase... 58
3.10.9 Vorschlagsphase ... 58
3.10.10 Resumee ... 59
3.11 Einkäuferisches Know-how... 59
3.11.1 Auswahl der richtigen Lieferanten ... 59
3.11.2 ,, Trittbrettfahren" ... 59
3.11.3 Rahmenverträge und Absichtserklärungen... 60
3.11.4 Abrufverträge ... 60
Diplomarbeit Bernd Jung, Stand 22.08.1996 , Seite 2

3.11.5 Kommissionslager ...60
3.11.6 Bonusvereinbarungen ...61
3.11.7 Liefer- und Zahlungsbedingungen...61
4 strategische Optimierungsansätze: ...61
4.1 Informationsmanagement ...61
4.1.1 Ziele ...61
4.1.2 Vorgehensweise ...63
4.1.3 Einkauf...63
4.1.4 Entwicklung...64
4.2 Wertanalyse ...65
4.3 ständige Analyse und Suche nach Schwachpunkten ...67
5 Schlußbetrachtungen.. ...68
6 Anhang:...69
6.1 Literaturverzeichnis: ...69
6.2 Stichwortverzeichnis...70
7 Versicherung des Verfassers...95
Diplomarbeit Bernd Jung, Stand 22.08.1996 , Seite 3

Diplomarbeit Bernd Jung, Stand 22.08.1996 , Seite 4
1 Einleitung:
1.1 Probleme und Lösungsansätze zum Thema
Der Verfasser dieser Diplomarbeit ist seit einigen Jahren als Einkäufer in diesem
Markt tätig und hat im Laufe seiner Berufserfahrung mehrere Arten und Formen der
Lager- und Bestellmengenoptimierung erfahren und angewandt. Hier sollen die
Unterschiede der einzelnen Methoden dargestellt werden. Die heutzutage
anzutreffenden Praktiken sind derart vielfältig und reichen von der sturen Umsetzung
anhand einer vorgegebenen Lagerumschlagshäufigkeit bis hin zur Einkaufsplanung
und Steuerung, bei der durch Spekulation über zu erwartende Preisveränderungen
am Markt das Betriebsergebnis optimiert werden soll. Dieser sicherlich nicht
uninteressante Themenbereich der Spekulation soll hier aber nicht beleuchtet werden,
es geht nur um die zahlenmäßig zu erfassenden Ansätze und deren Darstellung. Das
ganze wird dann bezogen auf den Markt der elektronischen und passiven
Bauelemente, welche zur Fertigung von kompletten Baugruppen benötigt werden. In
diesem speziellen Markt findet man eigentlich alles, was bei der theoretischen
Betrachtung des Themas der Optimierung stört und somit aufgrund dessen zu einer
weiteren Verfeinerung veranlaßt.
Als weitere Einschränkung ist zu nennen, daß es nur um die Optimierungen von
Kaufteilen geht, also der Bereich der Lagerhaltung und der Optimierung der
kompletten Baugruppen nicht betrachtet wird, daher ist auch der Themenbereich der
Rationalisierungen im Bereich der Fertigung ausgenommen, welche i.d.R. sich auf
eine Erhöhung der Produktivität stützt. Dieses erfolgt durch Leistungssteigerung
entweder beim Faktor Arbeit, also den Mitarbeitern, der Arbeitsabläufe, bzw. der
Organisation derselben, oder aber dem eingesetztem Kapital in Form von
Produktionsmitteln.
Weitere Einschränkung ist die Tatsache, daß sämtliche Baugruppen als
Serienprodukte anzusehen sind, es gibt also glücklicherweise keine Einzelfertigung.
Diese Baugruppen besitzen, genau wie jedes Industrieprodukt, einen Lebenszyklus,
der von den jeweiligen Endprodukten bestimmt wird.
Ziel ist die Optimierung des Lagerwertes (Minimierung) und einer damit verbundenen
hohen Liquidität einerseits, auf der anderen Seite die Minimierung der
Bestellvorgänge bei gleichzeitig hoher Lieferbereitschaft. Das Problem liegt in der
Konkurrenz einzelner Ziele, die sich gegenseitig beeinflussen. So haben wir auf der
einen Seite den Wunsch nach einer großen Bestellmenge aus folgenden Gründen:
· Bessere und niedrigere Einkaufspreise

Diplomarbeit Bernd Jung, Stand 22.08.1996 , Seite 5
· weniger Einkaufsvorgänge
· daduch mehr Zeit für wichtige Aufgaben
· weniger Einlagerungsaufwand
· hohe Lieferbereitschaft, da wenig Fehlteile bei kurzfristig zu erfüllenden Aufträgen
diese behindern
Auf der anderen Seite sprechen dagegen:
· größere Kapitalbindung des Lagers und dadurch auch eine geringere Liquidität
· größerer Platzbedarf im Lager, dadurch höhere Kosten
· Gefahr der Überalterung von Bauteilen
Ein weiterer, wichtiger Faktor bei diesem gesamten Themenbereich ist die Information
und das Management derselben. Was nützt beispielsweise das Wissen des
Einkäufers, der den Einsatz von SMD-Widerstandsnetzwerken ablehnt, weil diese im
Verhältnis zu Einzelwiderständen zu teuer und mit zu langer Lieferzeit behaftet sind,
den entsprechenden Hardwareentwicklern diese Information aber nicht zur
Verfügung steht.
Das Thema Optimierung ist ein stetiges Suchen nach weiterer Verfeinerung; Sinn und
Zweck ist das Suchen und Aufdecken von Schwachpunkten, um dann gezielt, mit
Blick auf die Wirtschaftlichkeit, die Probleme zu beseitigen und dadurch die Effektivität
zu erhöhen.

Diplomarbeit Bernd Jung, Stand 22.08.1996 , Seite 6
2 Grundlagen:
2.1 Informationen
2.1.1 Definition
Informationen sind ein Bestandteil von Daten. Im Gegensatz zu Daten, unter denen
man alle verfügbaren Angaben zu einem Gegenstand versteht, stellen Informationen
nur den zweckbezogenen Inhalt von Daten dar. Dr. Zilahi-Szabo beschreibt in seinem
Buch Wirtschaftsinformatik
1
) auf Seite 22 das Thema ganz anschaulich:
,,Zweckbezogen sind Daten immer dann, wenn sie ein relevantes Nichtwissen
beseitigen. Ob ein relevantes Nichtwissen vorliegt, hängt vom Empfängerzustand
ab. Dem Empfänger der Daten fehlt im Zusammenhang mit der Lösung eines
Problems ein bestimmtes Wissen; sind die Daten in der Lage, dieses Nichtwissen
zu beseitigen, dann werden sie zu Informationen".
Solche Informationen werden i.d.R. für betriebliche Entscheidungen benötigt, welche
nicht unerhebliche Auswirkungen auf die finanzielle Stuation eines Unternehmens
haben. Ist eine Information vom Empfänger aufgenommen, so geht sie in seinen
Wissensbestand über. In unserem Zusammenhang sind die Informationen ein immer
wichtiger werdender Faktor, der leider bei den bestehenden PPS Systemen zu wenig
Berücksichtigung findet. Ergänzend zu den obigen Ausführungen des Herrn Dr. Zilahi-
Szabo möchte ich ergänzend hinzufügen: Leider ist meistens dem Empfänger nicht
bewußt, das er relevantes Nichtwissen besitzt, und aus diesem Grunde begibt er sich
auch nicht auf die Suche nach der entsprechenden Information. Hier ist in Zukunft von
der unterstützenden Software mehr Hilfe nötig, stellt dieses bei den anwendenden
Unternehmen doch einen nicht unerheblichen Wettbewerbsvor- bzw. - Nachteil dar. In
den nachfolgen Kapiteln bezüglich des Beschaffungsmarktes wird häufig auf wichtige
Informationen zu diesem Punkt verwiesen, seien es nun Lieferzeiten, Angaben zu
problembehafteten Herstellern oder aber auf Verweisen zu alternativen
Bauelementen.
2.1.2 Abgrenzung zum Wissen
Im Gegensatz zu den Informationen ist das Wissen der vorhandene Bestand, wenn
man es genau nimmt, an gesammelten Informationen. Der Bestand an Wissen kann
bezogen werden auf unterschiedliche Erfassungsbereiche: das globale Wissen ist
das, welches die Menschheit bis heute erforscht, erarbeitet und gesammelt hat, das
1
) Mikl´os G. Zilahi-Szabo, Wirtschaftsinformatik, erschienen im Oldenbourg Verlag 1993, ISBN
Nr.: 3-486-22633

Diplomarbeit Bernd Jung, Stand 22.08.1996 , Seite 7
Wissen eines Unternehmens, oft auch als Know-how bezeichnet ist jenes, welches
dem Unternehmen zugute kommt und schließlich der Wissensstand einer Person,
welcher den persönlichen Wissensstand dokumentiert.
2.1.3 Abgrenzung zur Nachricht
Nachrichten hingegen stellen den Transfer, also das Übermitteln, von Informationen
an den Empfänger dar. Erst durch die Nachricht an den Empfänger erhält dieser die
Möglichkeit, diese Information in seinen Wissensbestand zu übernehmen.
2.1.4 wichtige Bestandteile von Informationen
Ein sehr wichtiger Punkt bei den Informationen sind:
2.1.4.1 deren Entstehungszeitpunkt,
und die
2.1.4.2 Lebensdauer dieser Information.
Folglich können wir daraus auch schliessen, daß Informationen so etwas wie ein
2.1.4.3 Verfalldatum
besitzen, d.h. das diese Informationen nach diesem Datum keine Gültigkeit mehr
besitzen. Oft ist dieser Zeitpunkt aber nicht abrupt (von einem Tag zum nächsten)
anzugeben, sondern es findet ein
2.1.4.4 schleichender Übergang
statt. Auch diese zusätzlichen Informationen zu der Grundinformation ist erforderlich,
würde man sich andererseits doch nach einer gewissen Zeit der Sammlung von
Informationen nur noch in alten, ungültigen Beständen tummeln und als Konsequenz
dieses Hilfsmittel nicht mehr einsetzen.
2.1.5 Absender, bzw. Ersteller der Informationen
Auch diese sehr wichtige Zusatzinformation zur eigentlichen Information ist nötig,
erlaubt sie doch erst ein Korrigieren bzw. Hinterfragen von fehlerhaften, bzw. kaum zu
glaubenden.
2.1.6 Empfängerkreis für Informationen
Um ein Auswuchern der Informationen für alle, und damit eine vorprogrammierte
Nichtnutzung derselben, zu verhindern, ist es nötig, den Empfängerkreis
einzuschränken.
2.1.7 Prioritäten
Ebenfalls sollten die erstellten Informationen mit Prioritäten versehen werden. Die mit
der höchsten Priorität sollten den Empfänger sofort erreichen, andere sollten an den
entsprechenden Orten hinterlegt werden, damit der Empfänger dann über sie stolpert,
wenn er sich mit den entsprechenden Themen befaßt. Als Beispiel sei zu nennen:

Diplomarbeit Bernd Jung, Stand 22.08.1996 , Seite 8
entwicklungsrelevante Informationen des Einkaufes über Widerstände an die
Entwickler, wenn diese sich in der EDV Anlage auf die Suche nach vorhandenen und
auch als Standardbauteil deklarierten Widerständen begeben.
2.1.8 Erfassung der Informationen
Die häufig in größeren Unternehmen anzutreffende Arbeitsweise ist, Informationen
zentral und nur in bestimmten Zeitintervallen zu erfassen. Diese Vorgehensweise
entspricht nicht mehr dem Stand der Technik, es behindert sogar ein einwandfreies
Management derselben. Zielsetzung sollte ein permanentes Erfassen und zur
Verfügung stellen sein; bei dem heutigem Stand der Technik (Vernetzung) eigentlich
kein Problem.
2.1.9 Verteilung der Informationen
Hier kommen wir zum eigentlichen Informationsmanagement, welches festlegt, in
welcher Art und Weise die Verteilung der zur Verfügung gestellten Informationen
erfolgt.
2.1.10 Zielsetzungen
Zielsetzung sollte sein: In dem Moment, in dem ein Mitarbeiter eine (seiner
Einschätzung zufolge) nützliche Information erhält, sollte er die Zielgruppe
(vermeintliche Empfänger) auswählen und diese dann sofort in das EDV System
eingeben, damit sie allen zur Verfügung steht.
2.2 Entscheidungen
2.2.1 grundsätzlich
Entscheidungen bilden die Grundlage der Weiterentwicklung, in unserem Falle der
wirtschaftlichen Weiterentwicklung des Unternehmens. Andererseits besteht auch die
Gefahr, durch nicht getroffene Entscheidungen Unternehmungen in Gefahr zu
bringen. Die Sicherheit der Entscheidungen ist abhängig von dem Wissensstand des
Entscheidenden und den Ihm zur Verfügung stehenden Informationen. Die
unterschiedlichen Arten, unter denen Entscheidungen getroffen werden, bringt uns
direkt zum nächsten Punkt:
2.2.2 Entscheidungstheorie
Die Bertelsmann Lexikothek
2
) hält unter dem Begriff Entscheidungstheorie folgende
Erklärung parat, ich zitiere:
2
) Lexikothek 3.0 auf CD Rom, erschienen im Bertelsmann Verlag, Gütersloh, München, 1995

Diplomarbeit Bernd Jung, Stand 22.08.1996 , Seite 9
,,Entscheidungstheorie, Wirtschaft: ein aus der nationalökonomischen Theorie
des Homo oeconomicus entwickeltes interdisziplinäres Forschungsgebiet, das sich
mit dem Entscheidungsverhalten von Individuen bzw. Gruppen befaßt. Man
unterscheidet innerhalb der E. nach 1. deskriptiver Zwecksetzung: Darstellung des
Ablaufs u. Ergebnisses von Entscheidungsprozessen; 2. normativer
Zwecksetzung: Darstellung möglicher Zielkriterien u. Entscheidungsregeln, die je
nach Informationsstand des Entscheiders differenziert werden in Entscheidungen
unter Sicherheit (der Entscheider kennt für jede Handlungsalternative das
eintretende Ergebnis), Entscheidungen unter Unsicherheit (zu jeder
Handlungsalternative kann eine Wahrscheinlichkeitsverteilung über die
eintretenden Umweltlagen u. den damit verbundenen Ergebnissen formuliert
werden) u. Entscheidungen unter Ungewißheit (dem Entscheider sind lediglich die
für möglich gehaltenen Ergebnisse einer Handlungsalternative bekannt).
Im allgemeinsten Sinne befaßt sich die E. mit logischen (u. empirischen) Analysen
rationalen bzw. als rational unterstellten Verhaltens. Die moderne E. versteht sich
als operationaler Zweig der Wirtschaftswissenschaften, als Instrumentarium zur
Verwirklichung zweckgerichteten menschlichen Handelns. Dazu bietet sie eine
Reihe von Entscheidungsregeln an, mit deren Hilfe sich aus einer Vielzahl von
Verhaltensmöglichkeiten die bei gegebener Zielvorstellung u. unter
Berücksichtigung aller Kosten u. Unsicherheiten bestmögliche ermitteln läßt. Die E.
bezieht sich auf den Standpunkt einer einzelnen Handlungseinheit u. sucht die (für
diese) günstigste Verhaltensweise zur Lösung eines Problems. Sie akzeptiert
unterschiedl. Grundhaltungen der Entscheidungsträger angesichts Ungewißheit u.
hebt zugleich hervor, daß man jeder dieser Entscheidungsregeln den gleichen
Grad an Rationalität zubilligen muß. So entspricht es einer pessimistischen
Einstellung, vom Eintritt des schlechtesten erwarteten Ergebnisses her zu denken
u. die Strategie zu wählen, die als die am wenigsten schlechte gilt (Maximin-
Kriterium). Das Maximax-Kriterium zielt auf die Haltung eines Optimisten, der stets
nur das maximale Resultat ins Auge faßt u. alle anderen (schlechteren) Lösungen
unberücksichtigt läßt. Das Bayes- oder Laplace-Kriterium kennzeichnet die
Haltung des emotional-indifferenten Rechners: Hier wird angenommen, es gebe
eine Gleichverteilung der Wahrscheinlichkeit für alle zu erwägenden Ergebnisse.
Die E. beansprucht nicht, dem Entscheidenden die Risiken abzunehmen, kann
jedoch zur Verminderung nicht optimaler Lösungen beitragen, indem sie
bestimmte unvorteilhafte Wahlmöglichkeiten ausschließt. Sie zwingt den
Entscheidungsträger zudem dazu, sich über seine Zielvorstellungen (Präferenzen)
in jedem konkreten Fall hinreichende Klarheit zu verschaffen. Sie besitzt somit den
Charakter einer Verfahrenslehre, die Anleitungen für rationales, effizientes
Handeln zu geben bemüht ist. Da die E. insbes. auf die formale Richtigkeit des
Denkens im Sinne logischer Geschlossenheit abstellt, wird sie häufig als eine

Diplomarbeit Bernd Jung, Stand 22.08.1996 , Seite 10
Logik der Planung, d. h. als eine entscheidungslogische Konzeption
(Entscheidungslogik), bezeichnet. Dieser müßte eine verhaltenswissenschaftl.
Entscheidungsforschung zumindest zur Seite gestellt oder gar entgegengestellt
werden. Gefordert wird damit eine stärker handlungstheoret. Orientierung der
Sozial- u. Wirtschaftswissenschaften, als sie bislang die E. zu bieten scheint."

Diplomarbeit Bernd Jung, Stand 22.08.1996 , Seite 11
2.3 Die Endprodukte
Bei den Endprodukten handelt es sich um komplett bestückte Leiterplatten, welche
Ihrerseits später selbst in die Endgeräte montiert werden. Dieses geschieht in der
Regel beim Endkunden, der die speziell für Ihn entwickelten Baugruppen in Auftrag
gegeben hat. Teilweise wurden auch komplett montierte Endgeräte für den eigenen
Vertriebsweg hergestellt. Bei der Dispositionsplanung für die Materialwirtschaft
dienten als Grundlagen für das Bestellverhalten, bei den eigenen Geräten die
Einschätzung des Vertriebes (Forecast), hingegen bei den Produkten für spezielle
Endkunden nur die tatsächlich vorhandenen Aufträge, evtl. reichte auch eine
Absichtserklärung für bestimmte Mengen der Endprodukte, mit der Vereinbarung bei
Nichteinhaltung bestimmte Schlüsselbauteile (die nur in diesem kundenspezifischen
Gerät vorkamen) zu übernehmen.
Nachfolgend die grafische Darstellung so einer Hierarchie:
2.3.1 Stücklisten:
Sie haben in einem Fertigungsbetrieb eine zentrale Bedeutung, da sie Aufschluß über
Fertigungsprozesse und die Zusammensetzung der einzelnen Produkte geben.
Zusammengehörige Teile, die nur als eine fertige Einheit in einem Endprodukt
zusammen eingebaut werden, faßt man in einer Stückliste zusammen. Vom
Stücklistenaufbau sind die Strukturen teilweise bis zu 5 Ebenen tief, d.h. das
Baugruppenstückliste
Reglerkarte kompl. 25 Volt
Baugruppenstückliste
Reglerkarte universal
Baugruppenstückliste
Reglerkarte Ergänz. 25 Volt
einzelne
Artikelnummern
Baugruppenstückliste
programmiertes Eprom
einzelne
Artikelnummern
einzelne
Artikelnummern
Arbeitsanweisung
über auszuführende
Arbeitsschritte
Fertigungsstufe
1
2
3

Diplomarbeit Bernd Jung, Stand 22.08.1996 , Seite 12
Endprodukt, nennen wir es einmal Reglerkarte 25 Volt, besteht in der ersten
Baugruppenstückliste aus den weiteren Stücklisten Reglerkarte Universal und
Reglerkarte Ergänzung 25 Volt. In diesen Stücklisten befinden sich nun die einzelnen
Bauelemente und unter anderem auch ein fertig programmiertes Eprom, welches
dann selbst unter seiner Artikelnummer wiederum aus einer Stückliste besteht, aus
der dann hervorgeht, welche Artikelnummer das nicht programmierte Eprom besitzt,
und einer Arbeitsanweisung, in der die auszuführenden Arbeitsschritte festgelegt sind.
2.3.1.1 Baugruppenstücklisten:
Die Baugruppenstücklisten stellen immer nur eine Hierarchieebene dar. Im obigen
Beispiel beinhaltet die Baugruppenstückliste der Reglerkarte komplett 25 Volt jeweils
ein Stück der Baugruppenstückliste Reglerkarte Universal und ein Stück der
Baugruppenstückliste Reglerkarte Ergänzung 25 Volt.
Nachfolgend kurz das Beispiel dieser Stückliste:
Baugruppenstückliste zu Artikelnummer: 0012.0
Menge: Mengeneinheit Artikelnummer Artikelbezeichnung 1
1 Stück
025.008 Reglerkarte
Universal
1
Stück
025.013
Reglerkarte Ergänzung 25 Volt
2.3.1.2 Strukturstücklisten:
Strukturstücklisten hingegen stellen nicht nur eine Fertigungsebene dar, sondern
lösen in einer Liste bis zur letzten Ebene auf. Bezogen auf unser obiges Beispiel
würde eine solche Liste dann folgendermaßen aussehen:
Strukturstückliste zu Artikelnummer: 0012.0
Ebene: Menge: Mengeneinheit Artikelnummer Artikelbezeichnung 1
1 1 Stück
025.008 Reglerkarte
Universal
2
1
Stück
202.001
Leiterplatte Reglerkarte
2
12
Stück
405.001
Widerstand 1 kOhm
2
8
Stück
405.012
Widerstand 100 Ohm
2
6
Stück
405.025
Widerstand 100 kOhm
2
1
Stück
405.068
Widerstand 33 kOhm
2
12
Stück
405.092
Widerstand 68 kOhm
2
xx
"
xxx
usw...
1
1
Stück
025.013
Reglerkarte Ergänzung 25 Volt
2
1
Stück
429.008
Eprom, programmiert Regler 25 Volt
3
1
Stück
430.025
Eprom 27128
3
1
Stück
430.025
Programmieranweisung Regler 25 V.
2
1
Stück
431.009
Transistor 2N3055
2
4
Stück
405.001
Widerstand 1 kOhm
2
xx
"
xxx
usw...

Diplomarbeit Bernd Jung, Stand 22.08.1996 , Seite 13
Wie wir im obigen Beispiel feststellen kann eine solche Stückliste schnell an
Übersichtlichkeit verlieren, daher wird in der Praxis häufiger auf die
Baugruppenstückliste zurückgegriffen. Als Vorteil der Strukturstückliste ist zu nennen,
daß die Zusammensetzung eines Endproduktes wesentlich transparenter wird, aber
spätestens, wenn 2 identische Baugruppen auf unterschiedlichen Fertigungsebenen
auftauchen dürfte die Transparenz verloren gehen. Die letzte Grundform der
Stücklisten ist:
2.3.1.3 Die Mengenübersichtsstückliste:
Hier werden für die entsprechende Artikelnummer des Endproduktes sämtliche
Stückzahlen bis zur letzten Fertigungsstufe zusammenaddiert, so daß eine Aussage
über die Gesamtmenge aller eingesetzten Teile getätigt werden kann. Es folgt kurz
ein Ausschnitt, bezogen auf unser obiges Beispiel:
Mengenstückliste zu Artikelnummer: 0012.0
Menge: Mengeneinheit Artikelnummer Artikelbezeichnung 1
1 Stück
025.008 Reglerkarte
Universal
1
Stück
025.013
Reglerkarte Ergänzung 25 Volt
1
Stück
429.008
Eprom, programmiert Regler 25 Volt
1
Stück
430.025
Programmieranweisung Regler 25 V.
1 Stück
202.001 Leiterplatte
Reglerkarte
19
Stück
405.001
Widerstand 1 kOhm
8
Stück
405.012
Widerstand 100 Ohm
6
Stück
405.025
Widerstand 100 kOhm
1
Stück
405.068
Widerstand 33 kOhm
12
Stück
405.092
Widerstand 68 kOhm
1 Stück
430.025 Eprom
27128
1 Stück
431.009 Transistor
2N3055
xx
" xxx
usw...
Die Mengenstückliste kann man auch in einer erweiterten Form als
2.3.1.4 Mengenbedarfsliste
bezeichnen. Diese gibt die Möglichkeit, auch die Anzahl der zu fertigenden
Endprodukte vorzugeben, um so eine Gesamtmenge der für diesen Auftrag
benötigten Bauteile zu ermitteln. Eine Abbildung einer solchen Liste sparen wir uns,
der Unterschied zur vorigen liegt nur in den Stückzahlen.
2.3.1.5 Die Dispositionsliste:
Da normalerweise mehrere Aufträge parallel ablaufen, kann man sich leicht
ausrechnen, daß in der heutigen Zeit der PPS Systeme nicht mehr einzelne solcher
Mengenbedarfslisten zur Ermittlung des termingerechten Bedarfs addiert werden,

Diplomarbeit Bernd Jung, Stand 22.08.1996 , Seite 14
sondern das System selbständig die gesamten Bedarfe für die bestehenden Aufträge
ermittelt und diese im zeitlichen Bezug zur Verfügung stellt.
2.4 Die Bedarfsplanung,
2.4.1 aus zeitlicher Sicht
wird, ausgehend vom Auslieferungstermin des Endproduktes unter Berücksichtigung
der Fertigungs- und Lieferzeiten (die Zeiten sind in den Artikel bzw. Stücklisten erfaßt)
der Bestell, bzw. Anlieferungstermin der einzelnen Bauteile ermittelt. Artikel mit einer
überdurchschnittlich langen Lieferzeit bedürfen dabei einer besonderen Behandlung..
Näheres hierzu bei den Optimierungen, siehe ABC Analyse.
2.4.2 Bedarfsplanung mengenmäßig
Die entsprechend zu beschaffenden Mengen werden vom PPS System durch den
sogenannten Dispositionslauf ermittelt. Hierbei werden bei Problemartikeln (werden
extra gekennzeichnet) auch die Daten der Vergangenheit herangezogen und
retrograd auf die Zukunft gespiegelt, um die Bedarfe für die Zukunft
vorauszubestimmen.
Auch muß betrachtet werden, ob die Materialverbräuche saisonalen Einflüssen
unterlegen sind. Hier hilft der Ansatz der Linearisierung nicht in ausreichendem Maße,
der Mangel, bzw. andererseits überhöhte Lagerbestand ist vorprogrammiert.
2.5 Die Kapazitätsplanung, bzw. Überwachung
erfolgt ebenfalls durch das PPS System. Hier werden anhand der in den
Artikelstämmen vorhandenen Vor., bzw. Nachkalkulierten Rüst und Fertigungs- bzw.
Bestückungszeiten der benötigte Zeitaufwand addiert und mit den zur Verfügung
stehenden Kapazitäten abgeglichen.
2.6 Die Lagerhaltung
Die Bertelsmann Lexikothek
3
) hält unter dem Begriff Lagerhaltung folgende
Erklärung parat, ich zitiere:
,,Lagerhaltung, ein Teilgebiet der `
Materialwirtschaft
; die Phase des Güterdurchlaufes
innerhalb einer Unternehmung, die zwischen Beschaffung u. Absatz (in
Handelsbetrieben) bzw. zwischen Beschaffung u. Produktion oder zwischen
Produktion u. Absatz (in Industriebetrieben) liegt. Da in vielen Unternehmen die L. die
Wirtschaftlichkeit der Betriebsführung entscheidend beeinflußt, wird ein optimales
3
) Lexikothek 3.0 auf CD Rom, erschienen im Bertelsmann Verlag, Gütersloh, München, 1995

Diplomarbeit Bernd Jung, Stand 22.08.1996 , Seite 15
Verhältnis zwischen der durch L. erzielten steten Lieferbereitschaft u. den damit
verbundenen Kosten, Risiken u. der Kapitalbindung herzustellen versucht."
2.6.1 Arten der Lagerhaltung
2.6.1.1 mit festen Lagerplätzen
bei diesem althergebrachtem Lagersystem hat noch das alte, ordentlich sortierte
Denken Vorrang. Jeder Artikel hat seinen eigenen Lagerplatz, der nur bei erheblichen
Problemen organisatorisch verändert wird.
Als Vorteile seien zu nennen.
· schnellerer Zugriff durch das Stammpersonal, da diese die Lagerplätze kennen.
als Nachteile seien zu nennen:
· unflexibel beim umorganisieren
· bei schlecht geschultem Lagerpersonal: überalterte Bestände, da neue Ware oben
auf die alten Bestände aufgefüllt wird und somit das FiFo (First in - First Out)
Prinzip umgangen wird.
2.6.1.2 das fliegende, bzw. chaotische Lager
Dieses Verfahren überläßt die Organisation der Lagerplätze der Willkür des EDV
Systems, bzw. desjenigen, der die angenommenen Waren einlagert. Es wird dort
eingelagert, wo gerade Platz in ausreichendem Maße zur Verfügung steht. Die
Verwaltung der einzelnen Lagerplätze (wir haben jetzt ja mehrere pro Artikel, da es
Überschneidungen mit den neuen Lieferungen und den alten Beständen gibt) überläßt
man dem System.
Als Vorteile seien zu nennen:
· keine überalterten Bestände
· regelmäßige, kleine Inventur, da Fehlmengen sofort bei der Auflösung eines
Lagerplatzes auffallen und nicht erst bei der richtigen am Jahresende, bzw. dann,
wenn man die vermeintlich vorhandenen Bestände dringend für die Fertigung
benötigt
· bessere Nutzung der Lagerkapazitäten, da kein Reserveplatz vorgehalten wird
· bessere Anpassung an Veränderungen
Nachteile dieses Verfahrens:
· ohne EDV läuft überhaupt nichts mehr
2.6.2 Lagerkosten
2.6.2.1 Zinsen auf das gebundene Kapital
Man muß sich immer vor Augen halten, daß das Kapital, welches durch die
vorhandenen Lagerbestände gebunden ist, auch anderweitig angelegt werden könnte,
daher sollte diese Kapitalbindung in den späteren Berechnungen der Bestellmengen
auch mit einem marktüblichen, bzw. dem sogenanntem kalkulatorischem Zinssatz
Berücksichtigung finden.

Diplomarbeit Bernd Jung, Stand 22.08.1996 , Seite 16
2.6.2.2 prozentualer Lagerkostensatz
Dieser prozentuale Satz beinhaltet die Anschaffung und Unterhaltung des Lagers.
Hierzu zählen bei angemietetem Lager die Miete, hingegen bei einem Lager im
eigenen Besitz die Investition, welche über die zugehörige AFA (Absetzung für
Abschreibung) verrechnet wird. Zu den Unterhaltungskosten gehört das Ein- und
Auslagern (Kommissionieren) sowie das Verwalten des Lagers.
2.6.3 Die Linearisierung der Verbräuche
Grundlage für die nachfolgenden Verfahren zur Lagerauffüllung ist die Annahme, daß
die zu entnehmenden Bauteile in einer kontinuierlichen, gleichmäßigen Menge aus
dem Lager entnommen werden. Man kann es auch anders formulieren: die
sporadisch auftretenden Verbräuche werden über einen längeren Zeitraum auf einen
Durchschnittswert geglättet. Erst diese Vereinfachung erlaubt ein Planen über einen
längeren Zeitraum. Schauen wir uns einmal einen Verbrauch eines Artikels laut
nachfolgender Aufstellung an:
in der folgenden Grafik ist bereits der Durchschnittsverbrauch integriert:

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anschließend fehlt noch der 3 Monatsdurchschnittsverbrauch, hier kommt er:
alle 3 Grafiken sind auf der beiliegenden Diskette unter der Bezeichnung linear.xls zu
finden, viel Spaß beim Verändern und Experimentieren.
Der Vollständigkeit halber muß erwähnt werden, daß so wichtige Aspekte wie Trend,
also die zeitliche Veränderung im längerfristigen Bereich ausgespart wurde.

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2.6.4 Das Bestellrhythmussystem
Bei diesem Verfahren wird davon ausgegangen, daß in festen zeitlichen Intervallen
das Lager wieder mit den entnommen Mengen aufgefüllt wird, d.h. eine Anpassung an
sich verändernde Bedarfe erfolgt nur durch eine Veränderung der Mengen, welche
nachgefüllt werden, diese sind so zu bemessen, daß die Mengen für die Zeit bis zur
Wiederauffüllung ausreichen. Hierbei ist ein Reservebestand, der das Risiko einer
Entnahmeveränderung repräsentieren sollte, mit einzukalkulieren. Dieses Verfahren
findet man hauptsächlich in Supermärkten, in denen der wöchentlich auftauchende
Außendienstmitarbeiter die zu betreuenden Blisterwände wieder aufzufüllen hat. In
der Industrie findet man häufiger das folgende System.
2.6.5 Das Bestellpunktsystem
Bei diesem Verfahren erfolgt die Anpassung nicht durch den Faktor Menge, sondern
man bedient sich der Zeit. Es wird also einfach früher oder später bestellt. Hier gibt es
einige Grundlagen, die nachfolgend näher erläutert werden:
2.6.5.1 Der eiserne Bestand
Er ist der Bestand, der bei einem normalen Geschäftsverlauf nicht angetastet werden
sollte, er dient vor allem der Risikovorsorge. Als Beispiele seien zu nennen:
· Störungen bei der Belieferung durch den Zulieferanten
· fängt Veränderungen in den Bedarfsmengen auf
· Notanker bei verlängerten Lieferzeiten
· dito bei unvorhergesehenen Problemen
2.6.5.2 Der Bestellbestand
Es ist die Bestandsmenge, bei der von Seiten der Disposition eine Meldung an den
Einkauf geleitet wird, daß dieser Artikel neu bestellt werden muß. Dabei muß diese
Menge so bemessen sein, daß sie ausreicht, den Verbrauch des Artikels bis zum
Erreichen des Eisernen Bestandes und dem Eintreffen der neu zu bestellenden Ware
abzudecken. Berücksichtigt werden müssen also folgende Faktoren:
· Verbrauch des Artikels
· Ausführungszeit des Einkaufes (Anfragen, Angebote vergleichen, Ausverhandeln,
Auftrag erteilen, evtl. Postlaufzeit)
· Lieferzeit beim Lieferanten
· Versandzeit
· Annahme der Ware
· evtl. Qualitätskontrolle nach dem Wareneingang
· Einlagerung
2.6.5.3 Die Bestellmenge:
Es ist die Menge, welche, unter Berücksichtigung des Verbrauches, nachbestellt wird,
um das Lager wieder aufzufüllen.
2.6.5.4 der Maximalbestand:

Diplomarbeit Bernd Jung, Stand 22.08.1996 , Seite 19
Dies ist der Bestand, der, bei dem Lagersystem mit festen Lagerplätzen, eingelagert
werden kann.
2.6.5.5 die Kapazitätsgrenze
selbstverständlich besitzt ein Lager auch eine gesamte Kapazitätsgrenze, die zu
beachten gilt.
2.6.5.6 grafische Darstellung des Bestellpunktsystems
2.7 Der Beschaffungsmarkt
2.7.1 Grundsätzliches
Dieser Markt ist vor allem geprägt durch Distributoren, die für den eigentlichen
Hersteller die Lagerhaltung und Verteilung der Waren übernehmen. Nur selten gelingt
es, direkt beim Hersteller zu ordern, und wenn, dann hat es kaum preisliche Vorteile.
Der Trend der letzten Jahre ist, daß auch diese verbleibenden Hersteller mit Ihrem
Direktvertrieb diesen nach und nach umstellen auf den indirekten Vertriebsweg. Der
Nachteil dieser Vorgehensweise ist, daß die Distributoren nur die gängigen Artikel des
entsprechenden Herstellers lagermässig führen, sogenannte Exoten- bzw.
nichtgängige Artikel bleiben auf der Strecke; der Distributor in Verbindung mit dem
Hersteller versucht über den Preis und die Lieferzeiten bei sich eine
Produktbereinigung durchzuführen.
Die Bauelemente selbst sind i.d.R. für den Massenmarkt entwickelte Produkte, bei
denen die meisten Kunden kaum einen Einfluß auf die endgültige Form und Funktion
haben, dies gelingt nur den ganz großen Kunden der Branche. Findet ein neu
kreiertes Bauelement eines Herstellers Gefallen und demzufolge auch
entsprechenden Absatz am Markt, hat es dann auch noch einen verlockend hohen
eiserner Bestand
Meldebestand
eiserner Bestand
Maximalbestand

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Preis, ziehen andere Hersteller nach und plötzlich gibt es Zweitlieferanten, welche
versuchen sich über den Preis am Markt zu etablieren. Teilweise werden diese 2nd
sources, sei es nun aus rechtlichen (Patent o.ä.) oder marktpolitischen Erwägungen
der Hersteller verschleiert, so daß ein Durchschnittseinkäufer kaum eine Chance hat
diese Möglichkeiten zu erkennen. Manchmal treibt dieses Verhalten der Hersteller
seltsame Blüten, vielleicht kurz ein Beispiel:
Normalerweise deklariert der Hersteller Texas Instruments seine Operationsverstärker
mit Bezeichnungen wie uA xxx xxx, Hersteller Motorola beginnt seine Nomenklatur
mit MC xxx xx. Um nun aber von dem Kuchen des Hauses Motorola etwas
abzubekommen hatte Texas die glorreiche Idee, ebenfalls einen OP mit derselben
Bezeichnung wie Motorola auf den Markt zu bringen. Seitdem gibt es ein und
dasselbe Teil unter verschiedenen Bezeichnungen, interessanterweise auch zu
unterschiedlichem Preis, von ein und demselben Hersteller.
2.7.2 Die drei Arten der Einkaufsaktivitäten
2.7.2.1 Der Wiederholungsfall
In diesem Fall ist der Beschaffungsmarkt mitsamt seinen möglichen
Alternativlieferanten bestens bekannt. Auch existiert eine preisliche Transparenz
bezüglich der unterschiedlichen Mengen. Daher kann man davon ausgehen, daß
diese Beschaffungsvorgänge in der entsprechenden Einkaufsabteilung relativ wenig
Arbeit verursachen, allerdings ist auch hier durch regelmäßige Stichproben ein ,,am
Ball bleiben" erforderlich, um auf Veränderungen des Marktes entsprechend schnell
reagieren zu können.
2.7.2.2 bei Abweichungen, aber bekanntem Markt
Hier herrscht keine 100%ige Transparenz über den bestehenden Markt und
demzufolge fehlen Informationen, um die anstehenden Probleme, im Sinne des
Unternehmens, zu lösen. Als Gründe für ein solches Manko kommen in u.a. Frage:
veränderte, noch nicht bezogene, bzw. angefragte Mengen, veränderte
Qualitätsanforderungen. Ähnliche Probleme treten bei neuen Lieferanten auf. Diese
Form ist im Einkauf mit wesentlich mehr Aufwand versehen, läßt sich allerdings durch
organisatorische Maßnahmen und die Bereithaltung von Informationsmittel sehr gut
bewältigen.
2.7.2.3 Neue Beschaffungsteile
verursachen die meiste Arbeit, ist doch eine eingehende Recherche des Marktes
erforderlich, um die richtige Entscheidung für den richtigen Lieferanten zu treffen. In
diesem Stadium sollte man keine Mühe scheuen, zumindest dann, wenn noch
Freiraum für Alternativen bestehen, werden doch die Weichen für die Zukunft gestellt.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
1996
ISBN (eBook)
9783832440558
ISBN (Paperback)
9783838640556
DOI
10.3239/9783832440558
Dateigröße
1.4 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Leuphana Universität Lüneburg – Betriebswirtschaft
Erscheinungsdatum
2005 (Januar)
Note
2,7
Schlagworte
einkauf wertanalyse umsetzung optimierungsansaötze spannungsumfeld entwicklungsabteilung
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Titel: Optimierung des Lagerwertes und der Bestellmengen in der Fertigung elektronischer Baugruppen
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