"Was trennt die Spreu vom Weizen?"
Konzeption und empirischer Test eines inhaltsanalytischen Instruments zur Messung von Vertrauen in öffentliche Kommunikation
					
	
		©2004
		Magisterarbeit
		
			
				156 Seiten
			
		
	
				
				
					
						
					
				
				
				
				
			Zusammenfassung
			
				Inhaltsangabe:Einleitung:	
Zweifelsohne existiert er auch im Journalismus  der sprichwörtliche kleine, aber feine Unterschied. Keine Tageszeitung, Zeitschrift oder Nachrichtensendung gleicht der anderen. Egal ob Tagesschau, Spiegel, TLZ oder FAZ  was über Gesundheitsreform, Elite-Unis, Arbeitslosigkeit usw. berichtet wird, unterscheidet sich formal und inhaltlich mehr oder minder offensichtlich von Medium zu Medium. Die Entscheidung eines Lesers oder Zuschauers für diese oder jene Tageszeitung oder Nachrichtensendung basiert auf genau diesen Unterschieden. Meist greift er auf solche Zeitungen und Sendungen zurück, welche er bereits kennt, die ihm also längst vertraut sind und die im Unterschied zu anderen am ehesten seinen subjektiven Erwartungen gerecht werden. Diese Erwartungen orientieren sich an einer Vielzahl von Kriterien. Während für den Einen in erster Linie die objektive, vielseitige und umfassende Berichterstattung im Vordergrund steht, spielt es für den Anderen eine größere Rolle, immer über den neusten Stand der Dinge informiert zu werden, möglichst detaillierte und wahrheitsgetreue Informationen zu erhalten. Aus der jeweils spezifischen Zusammensetzung all dieser Kriterien ergibt sich beim Rezipienten eine Einschätzung des konkreten Mediums, welche sich unter dem Begriff des Vertrauens fassen lässt.
In diesem Zusammenhang stellen sich folgende Fragen: Basieren diese Unterschiede im Rezipienten-Vertrauen auch auf wahrnehmbaren Unterschieden der Medien selbst, was ihre Inhalte und Gestaltung anbelangt? Anders ausgedrückt: Läßt sich die subjektive Vertrauenseinschätzung der Leserschaft auch im Inhalt einer Zeitung wiederfinden? Womit lassen sich die unterschiedlichen Vertrauenszuschreibungen einzelner Medien sonst plausibler erklären als anhand konkreter Unterschiede in deren Berichterstattung? Schließlich beziehen sich die angenommenen Kriterien, anhand derer der Rezipient sein Vertrauensurteil fällt, vordergründig auf das, was er Tag für Tag liest oder im Fernsehen präsentiert bekommt  sprich den Inhalt selbst. Erst eine Gegenüberstellung der Einschätzungen bestimmter Medien und einer tiefgründigen Auseinandersetzung mit deren Inhalten vermag Antworten auf zumindest einige dieser Fragen zu finden.
Genau dies ist das Thema der vorliegenden Arbeit: das Vertrauen in Journalismus. Damit ist gleichermaßen Vertrauen in öffentliche Kommunikation erfasst. Journalismus stellt der Öffentlichkeit Informationen zur Verfügung, welche damit […]
	Zweifelsohne existiert er auch im Journalismus  der sprichwörtliche kleine, aber feine Unterschied. Keine Tageszeitung, Zeitschrift oder Nachrichtensendung gleicht der anderen. Egal ob Tagesschau, Spiegel, TLZ oder FAZ  was über Gesundheitsreform, Elite-Unis, Arbeitslosigkeit usw. berichtet wird, unterscheidet sich formal und inhaltlich mehr oder minder offensichtlich von Medium zu Medium. Die Entscheidung eines Lesers oder Zuschauers für diese oder jene Tageszeitung oder Nachrichtensendung basiert auf genau diesen Unterschieden. Meist greift er auf solche Zeitungen und Sendungen zurück, welche er bereits kennt, die ihm also längst vertraut sind und die im Unterschied zu anderen am ehesten seinen subjektiven Erwartungen gerecht werden. Diese Erwartungen orientieren sich an einer Vielzahl von Kriterien. Während für den Einen in erster Linie die objektive, vielseitige und umfassende Berichterstattung im Vordergrund steht, spielt es für den Anderen eine größere Rolle, immer über den neusten Stand der Dinge informiert zu werden, möglichst detaillierte und wahrheitsgetreue Informationen zu erhalten. Aus der jeweils spezifischen Zusammensetzung all dieser Kriterien ergibt sich beim Rezipienten eine Einschätzung des konkreten Mediums, welche sich unter dem Begriff des Vertrauens fassen lässt.
In diesem Zusammenhang stellen sich folgende Fragen: Basieren diese Unterschiede im Rezipienten-Vertrauen auch auf wahrnehmbaren Unterschieden der Medien selbst, was ihre Inhalte und Gestaltung anbelangt? Anders ausgedrückt: Läßt sich die subjektive Vertrauenseinschätzung der Leserschaft auch im Inhalt einer Zeitung wiederfinden? Womit lassen sich die unterschiedlichen Vertrauenszuschreibungen einzelner Medien sonst plausibler erklären als anhand konkreter Unterschiede in deren Berichterstattung? Schließlich beziehen sich die angenommenen Kriterien, anhand derer der Rezipient sein Vertrauensurteil fällt, vordergründig auf das, was er Tag für Tag liest oder im Fernsehen präsentiert bekommt  sprich den Inhalt selbst. Erst eine Gegenüberstellung der Einschätzungen bestimmter Medien und einer tiefgründigen Auseinandersetzung mit deren Inhalten vermag Antworten auf zumindest einige dieser Fragen zu finden.
Genau dies ist das Thema der vorliegenden Arbeit: das Vertrauen in Journalismus. Damit ist gleichermaßen Vertrauen in öffentliche Kommunikation erfasst. Journalismus stellt der Öffentlichkeit Informationen zur Verfügung, welche damit […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
ID 4050 
Klietsch, Kathrin: "Was trennt die Spreu vom Weizen?" - Konzeption und empirischer Test 
eines inhaltsanalytischen Instruments zur Messung von Vertrauen in öffentliche 
Kommunikation 
Hamburg: Diplomica GmbH, 2005  
Zugl.: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Magisterarbeit, 2004 
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Diplomica GmbH 
http://www.diplom.de, Hamburg 2005 
Printed in Germany
Autorenprofil 
geboren und aufgewachsen in Hoyerswerda (Sachsen), 1997 Abitur, 
Magister-Studium der Medienwissenschaft, Wirtschaftswissenschaften und Soziologie 
an der 
Friedrich-Schiller- Universität Jena, Studienschwerpunkte Medienwirkungsforschung, 
Journalismus, empirische Sozialforschung 
längere Auslandsaufenthalte in Australien und Kanada, 
journalistische Praktika in verschiedenen Medienunternehmen, u.a. Sächsische Zeitung, 
WDV 
Wirtschaftsdienstverlag und Deutsche Welle 
lebt derzeit in Düsseldorf
II 
Inhaltsverzeichnis 
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis... .......... .IV 
Einführung ...1 
I 
THEORETISCHER TEIL ...4 
1 
Vertrauen in öffentliche Kommunikation ...4 
1.1
Forschungsüberblick ... 4
1.2 
Theorie des Vertrauens in Journalismus aus systemtheoretischer Sicht ... 12
1.3
Zielsetzung der Arbeit ... 18
1.4
Zwischenfazit ... 20
2 
Methodologische Aspekte der Inhaltsanalyse...21 
2.1
Kennzeichen der Methode... 21
2.1.1
Gütekriterien... 24
2.1.2
Methodologische Restriktionen... 27
2.2
Operationalisierbarkeit von Vertrauen ... 29
2.3
Zwischenfazit ... 31
3 
Theoretische Aspekte des methodischen Vorgehens...32 
3.1
Ausgangspunkt: Befragung zum Vertrauen in ... 32
öffentliche Kommunikation... 32
3.2
Grundlagen einer empirischen Validierung von Vertrauen... 36
3.3
Zwischenfazit ... 38
III 
II 
EMPIRISCHER TEIL ...39 
4 
Untersuchungsdesign und methodisches Vorgehen...39 
4.1
Anknüpfung einer Inhaltsanalyse an eine Befragung... 39
4.2
Stichprobe der Befragung... 41
4.3
Stichprobe der Inhaltsanalyse... 43
4.4
Reliabilitätsprüfung für die Inhaltsanalyse... 44
5 
Operationalisierung der Vertrauensdimensionen...46 
5.1
Kategorienfindung... 46
5.2
Exkurs: Vertrauen und Qualität... 48
5.3
Indikatoren für Themenselektivität ... 50
5.4
Indikatoren für Faktenselektivität... 55
5.5
Indikatoren für Richtigkeit von Beschreibungen... 61
5.6
Indikatoren für journalistische Bewertungen ... 67
6 
Ergebnisse ...73 
6.1
Ergebnisse für Themenselektivität ... 75
6.2
Ergebnisse für Faktenselektivität ... 79
6.3
Ergebnisse für Richtigkeit ... 83
6.4
Ergebnisse für Bewertungen... 86
6.5
Ergebnisse für das Gesamtkonstrukt Vertrauen ... 90
6.6
Validierung der Inhaltsanalyse ... 91
7 
Zusammenfassung und Ausblick...97 
Literaturverzeichnis... 103
Anhang...113 
IV 
Abbildungsverzeichnis  
Abb. 1: Schematisches Messmodell ,,Vertrauen in Journalismus"  
 nach Kohring (2003)  
15 
Abb. 2: Zusammenhang zwischen Inhaltsanalyse und Befragung   
35 
Abb. 3: Abstimmung der Stichproben von Befragung und Inhaltsanalyse   
42 
Abb. 4: Häufigkeit der Berichterstattung (pro Kalenderwoche) 
78 
Abb. 5: Relativer Anteil kontroverser Darstellungsweisen bzw. verschiedener  
Blickwinkel (in Prozent) 
82 
Abb. 6: Relativer Fehler- und Verallgemeinerungsanteil (in Prozent) 
85 
Abb. 7: Relativer Anteil an Wertungen und Interpretationen 
 in Kommentaren (in Prozent) 
88 
V 
Tabellenverzeichnis 
Tab. 1:  Glaubwürdigkeitsdimensionen und Kategorienauswahl  
nach Nawratil (1997)  
11 
Tab. 2:  Items pro Vertrauens-Dimension 
33 
Tab. 3:  Berechnungsgrundlage für die Summenindizes und Anova  
73 
Tab. 4:  Index-Werte für die Dimension Themenselektivität  
76 
Tab. 5:  ANOVA für die Dimension Themenselektivität 
76 
Tab. 6:  Index-Werte für die Dimension Faktenselektivität   
79 
Tab. 7:  ANOVA für die Dimension Faktenselektivität 
80 
Tab. 8:  Index-Werte für die Dimension Richtigkeit   
83 
Tab 9:  ANOVA für die Dimension Richtigkeit 
84 
Tab. 10: Index-Werte für die Dimension Bewertungen 
87 
Tab. 11: ANOVA für die Dimension Bewertungen   
87 
Tab. 12: ANOVA für Gesamtvertrauen (3 Dimensionen) 
90 
Tab. 13: Mittelwerte der Befragung für die Vertrauensdimensionen (Key-Items)  92 
Tab. 14: ANOVA der Befragung 
93
VI 
Danksagung 
Mein Dank gilt von ganzem Herzen all jenen Personen, die mich vor und während 
des Schreibens dieser Arbeit so tatkräftig unterstützt haben, die Realisierung der 
Idee für diese Arbeit vorangetrieben und damit diese anfangs scheinbar so schier 
unüberwindlich  große  Hürde  gemeinsam  mit  mir  genommen  haben,  mir  immer 
wieder ihre Zeit zum Diskutieren oder Korrekturlesen geopfert und mir in Zeiten 
hinderlichen  Zweifels  mit  ihrem  scheinbar  stets  unerschöpflichem  Repertoire  an 
überzeugenden Botschaften den Willen und die  Kraft zum Durchhalten  gegeben 
haben. Ohne diese vielen kleinen Rädchen im Uhrwerk der Vollendung wäre das 
Erreichen des großen Ziels - der erfolgreiche Abschluss meines Studiums - defini-
tiv wohl kaum möglich gewesen.  
1 
Einführung 
Zweifelsohne existiert er auch im Journalismus  der sprichwörtliche kleine, aber feine 
Unterschied.  Keine  Tageszeitung,  Zeitschrift  oder  Nachrichtensendung  gleicht  der 
anderen. Egal ob Tagesschau, Spiegel, TLZ oder FAZ  was über Gesundheitsreform, 
Elite-Unis, Arbeitslosigkeit usw. berichtet wird, unterscheidet sich formal und inhaltlich 
mehr  oder  minder  offensichtlich  von  Medium  zu  Medium.  Die  Entscheidung  eines 
Lesers  oder  Zuschauers  für  diese  oder  jene  Tageszeitung  oder  Nachrichtensendung 
basiert auf genau diesen Unterschieden. Meist greift er auf solche Zeitungen und Sen-
dungen  zurück,  welche  er  bereits  kennt,  die  ihm  also  längst  vertraut  sind  und  die  im 
Unterschied  zu  anderen  am  ehesten  seinen  subjektiven  Erwartungen  gerecht  werden. 
Diese  Erwartungen  orientieren  sich  an  einer  Vielzahl  von  Kriterien.  Während  für  den 
Einen  in  erster  Linie  die  objektive,  vielseitige  und  umfassende  Berichterstattung  im 
Vordergrund steht, spielt es für den Anderen eine größere Rolle, immer ,,über den neus-
ten Stand der Dinge" informiert zu werden, möglichst detaillierte und wahrheitsgetreue 
Informationen  zu  erhalten.  Aus  der  jeweils  spezifischen  Zusammensetzung  all  dieser 
Kriterien  ergibt  sich  beim  Rezipienten  eine  Einschätzung  des  konkreten  Mediums, 
welche sich unter dem Begriff des Vertrauens fassen lässt.  
In diesem Zusammenhang stellen sich folgende Fragen: Basieren diese Unterschiede 
im  Rezipienten-Vertrauen  auch  auf  wahrnehmbaren  Unterschieden  der  Medien  selbst, 
was ihre Inhalte und Gestaltung anbelangt? Anders ausgedrückt: Läßt sich die subjekti-
ve Vertrauenseinschätzung der Leserschaft auch im Inhalt einer Zeitung wiederfinden? 
Womit  lassen  sich  die  unterschiedlichen  Vertrauenszuschreibungen  einzelner  Medien 
sonst plausibler erklären als anhand konkreter Unterschiede in deren Berichterstattung? 
Schließlich beziehen sich die angenommenen Kriterien, anhand derer der Rezipient sein 
Vertrauensurteil fällt, vordergründig auf das, was er Tag für Tag liest oder im Fernsehen 
präsentiert  bekommt    sprich  den  Inhalt  selbst.  Erst  eine  Gegenüberstellung  der  Ein-
schätzungen bestimmter Medien und einer tiefgründigen Auseinandersetzung mit deren 
Inhalten vermag Antworten auf zumindest einige dieser Fragen zu finden.  
Genau  dies  ist  das  Thema  der  vorliegenden  Arbeit:  das  Vertrauen  in  Journalismus. 
Damit ist gleichermaßen Vertrauen in öffentliche Kommunikation erfasst. Journalismus 
stellt  der  Öffentlichkeit  Informationen  zur  Verfügung,  welche  damit  zugleich  zu  Be-
standteilen der öffentlichen Kommunikation werden. Bringt der Rezipient diesen jour-
Einführung 
2 
nalistisch vermittelten Informationen sein Vertrauen entgegen, so vertraut er gleichzei-
tig in öffentliche Kommunikation.  
Ein Hauptinteresse der Wissenschaft liegt bei der empirischen Auseinandersetzung 
mit Vertrauen auf der Frage nach dessen bestmöglicher Messbarkeit. Bisher erfolgte der 
empirische Nachweis primär bei den Vertrauenssubjekten, d. h. den Rezipienten. Über 
getestete  Skalen  lässt  sich  direkt  beim  Rezipienten  erfragen,  inwiefern  seine  Erwar-
tungshaltungen vom Journalismus erfüllt wurden und er die Medienberichterstattung als 
vertrauenswürdig  einschätzt.  Rezipientenaussagen  können  hierbei  auch  miteinander 
verglichen  werden,  genauso  wie  Vertrauensunterschiede  zwischen  einzelnen  Medien 
offengelegt  werden  können.  Die  Befragung  ist  demzufolge  scheinbar  die  geeignetste 
Möglichkeit, subjektive Vertrauenszuschreibungen bzw. Einstellungen zu erfassen. Eine 
Analyse  manifester  Inhalte  in  Form  journalistischer  Zeitungsbeiträge  wurde  bislang 
ausgeblendet. Genau einem solchen Versuch einer inhaltsanalytischen Operationalisie-
rung von Vertrauen in öffentliche Kommunikation bzw. Journalismus widmet sich die 
vorliegende  Arbeit.  Die  theoretische  Basis  bildet  hierfür  der  systemtheoretisch  fokus-
sierte Ansatz von Kohring (2003). Demnach setzt sich Vertrauen aus vier verschiedenen 
Vertrauensdimensionen zusammen, welche wiederum in ihrer Bezeichung jeweils eine 
journalistische  Selektionsleistung  spezifizieren.  Diese  sind  das  Vertrauen  in  Themen- 
und  Faktenselektivität,  in  Richtigkeit  und  explizite  Bewertungen.  Mit  diesem  Ansatz 
wird  die  Komplexität  des  Untersuchungsgegenstandes  bisher  am  erfolgversprechends-
ten  eingefangen.  Außerdem  stellt  er  eine  Operationalisierungsgrundlage  für  die  beab-
sichtigte  Inhaltsanalyse  zur  Verfügung.  Das  als  Beispiel  zu  untersuchende  Thema  ist 
hierbei  die  Berichterstattung  über  Arbeitslosigkeit.  Das  konkret  zur  Anwendung  ge-
kommene Messmodell wurde im Rahmen des DFG-Projektes ,,Vertrauen in Medien" an 
der  Friedrich-Schiller-Universität  Jena  (vgl.  Kohring  2003)  erstmals  empirisch  über 
Befragungen getestet und validiert. 
Die  Spezifik  der  vorliegenden  Arbeit  besteht  in  den  folgenden  zwei  Anliegen:  Zum 
einen  in  der  Suche  nach  inhaltlichen  Vertrauensindikatoren  und  zum  anderen  in  der 
Validierung dieser Indikatoren anhand einer Befragung. Im Zentrum des Erkenntnisinte-
resses der vorliegenden  Arbeit steht demnach die Diskussion der Eignung der  Inhalts-
analyse konkret für den Untersuchungsgegenstand Vertrauen in Journalismus.  
Einführung  
3 
Die Arbeit gliedert sich in insgesamt sieben Kapitel. In den ersten drei Kapiteln werden 
die  theoretischen  Grundlagen  für  die  inhaltsanalytische  Auseinandersetzung  mit  Ver-
trauen  dargelegt.  Dabei  sollen  im  ersten  Kapitel  in  hinreichender  Form  sowohl  die 
Entwicklung  als  auch  die  unter  methodischen  Gesichtspunkten  zentralen  Defizite  der 
bisherigen  Forschung  zum  Medienvertrauen  vorgestellt  werden.  In  Abgrenzung  davon 
werden als Ausgangspunkt der vorliegenden Arbeit der Forschungsansatz zum Vertrau-
en  in  Journalismus  und  dessen  Kernelement,  die  vier  Vertrauensdimensionen,  näher 
beleuchtet.  Daraus  leitet  sich  auch  die  zentrale  Fragestellung  dieser  Arbeit  ab.  Einer 
knappen  Auseinandersetzung  mit  den  methodologischen  Grundlagen  und  Grenzen  der 
Inhaltsanalyse im Kapitel 2 folgt die Darlegung der theoretischen Fundierung der Vor-
gehensweise dieser Arbeit (Kapitel 3). Letztlich gilt es daran zu prüfen, ob es tatsäch-
lich möglich und sinnvoll ist, der inhaltsanalytischen Methode für dieses Thema einen 
größeren Stellenwert in der Diskussion darüber zuzuweisen, als ihr bisher zuteil wurde. 
Im  Anschluss  folgen  die  Darlegungen  des  empirischen  Teils.  Aus  der  Anbindung  an 
eine Befragung auf der Ebene der Operationalisierung von Vertrauensindikatoren ergibt 
sich ein spezifisches Untersuchungsdesign. Da die Befragung auch zur Validierung der 
inhaltsanalytischen Ergebnisse herangezogen werden sollte, ergeben sich gleichermaßen 
Konsequenzen  für  die  Zusammensetzung  der  beiden  Stichproben.  Diese  werden  im 
Kapitel  4  eingehender  vorgestellt.  Besondere  Beachtung  wird  dem  Vorgehen  bei  der 
inhaltsanalytischen  Operationalisierung  der  Zuschreibungskategorie  Vertrauen  ge-
schenkt (5. Kapitel). Es ist anzunehmen, dass sich diese Aufgabe insbesondere für eine 
Analyse  von  (journalistischen)  Inhalten  als  schwierig  darstellt  und  macht  demzufolge 
eine besondere Ausführlichkeit der Darstellungen erforderlich. Im Rahmen des 6. Kapi-
tels folgt dann die Darstellung der Analysestrategie und der Ergebnisse. Im Fazit wird 
die  eingangs  formulierte  Forschungsfrage  wieder  aufgegriffen  und  versucht,  aus  einer 
ersten  Evaluation  der  hier  durchgeführten  Untersuchung  Konsequenzen  für  daran  an-
knüpfende, inhaltsanalytische Forschungsvorhaben zu diesem Thema abzuleiten. 
4 
I 
THEORETISCHER TEIL 
1 
Vertrauen in öffentliche Kommunikation 
Die  nachfolgenden  Ausführungen  dienen  der  Skizzierung  des  bisherigen  Forschungs-
standes  zum  Medienvertrauen  (Kapitel  1.1).  Hierzu  ist  es  notwendig,  sich  neben  der 
kurzen  Vorstellung  der  verschiedenen  Ansätze  auch  die  wissenschaftliche  Diskussion 
um die methodischen Defizite der Vertrauensforschung vor Augen zu führen. Die dar-
aus abgeleiteten Anknüpfungspunkte, auf welchen die systemtheoretisch konzeptionier-
te  Theorie  des  Vertrauens  in  Journalismus  bzw.  öffentliche  Kommunikation  basiert, 
werden im Anschluss daran vorgestellt (Kapitel 1.2). 
1.1 
Forschungsüberblick 
Die  theoretischen  Betrachtungen  wie  auch  die  empirischen  Untersuchungen  zum  Ver-
trauen hatten bis vor kurzem eines gemeinsam: Sie wiesen Vertrauen als Glaubwürdig-
keit aus, welche ursprünglich wiederum ausschließlich als Bestandteil der kommunika-
tionspsychologischen  Persuasionsforschung  thematisiert  wurde  (vgl.  Matthes/Kohring 
2003:  6).  Die  Beurteilung  der  Glaubwürdigkeit  durch  den  Rezipienten
1
  lässt  sich  in 
erster  Linie  anhand  des  Verhaltens  des  Kommunikators,  des  Inhalts  oder  der  Quelle 
bzw. des Kontexts nachweisen. Zentrale Gegenstände des Glaubwürdigkeitsurteils sind 
hierbei  die  wahrgenommenen  Charakteristika  von  Kommunikationsquellen  (vgl.  Hov-
land/Weiss 1951; Hovland/Janis/Kelley 1959).  
Der folgende Forschungsüberblick bezieht sich in erster Linie auf Studien zur Medien-
glaubwürdigkeit. Einhergehend mit der  Zugrundelegung eines konkreten theoretischen 
Ansatzes  für  diese  Arbeit  (vgl.  Kap.1.2)  wird  eine  Klassifikation  der  verschiedenen 
Forschungsrichtungen vorgenommen, welche auch bereits in anderen Arbeiten enthalten 
ist  (vgl.  Matthes  2001; Kohring  2003).  Sie  gliedert  sich  folgendermaßen  auf:  den  Ro-
per-Ansatz  zur  vergleichenden  Medienglaubwürdigkeit  (1),  den  faktoranalytischen 
Ansatz der Glaubwürdigkeitsforschung (2) und den objektivitätsorientierten Ansatz (3).
1 Der sprachlichen Einfachheit halber wird in dieser Arbeit generell nur das grammatikalische Maskuli-
num verwendet. 
Forschungsüberblick 
5 
Ad (1) Der Roper-Ansatz 
Der  erste  hier  vorzustellende  Ansatz  ist  mit  der  so  genannten  Roperfrage
2
in  der  Me-
dienglaubwürdigkeitsforschung bekannt geworden. Dabei wurde direkt und eindimensi-
onal  nach  dem  Ausmaß  der  Glaubwürdigkeit  gefragt,  die  den  einzelnen  Medientypen 
(Fernsehen,  Tageszeitung,  Hörfunk)  zugeschrieben  wird.
Anhand  der  Ergebnisse  zahl-
reicher  Umfragen  (Westley/Severin  1964;  Shaw  1973;  Newhagen/Nass  1989;  Bentele 
1988b)  wurde  angenommen,  dass  ein  Zusammenhang  zwischen  dem  individuellen 
Glaubwürdigkeitsurteil  und  der  Mediennutzung  existiert.  Diese  Annahme  basiert  u.  a. 
darauf,  dass  aufgrund  der  regelmäßig  wiederholten  Anwendung  dieser  Frage  seit  den 
sechziger  Jahren  ein  deutlicher  Glaubwürdigkeitsvorsprung  des  Fernsehens  gegenüber 
den  Printmedien  festgestellt  wurde.  Dieser  schien  in  Deutschland  u.  a.  einherzugehen 
mit der bevorzugten und kontinuierlich ansteigenden Nutzung des Fernsehens, welche 
u.a.  an  der  zunehmenden  Verfügbarkeit  von  Fernsehgeräten  und  der  Einführung  des 
privaten Rundfunks lag (vgl. Kohring 2003: 31 f.). 
Zusätzlich wurden  auch  soziodemographische Faktoren, z. B. Alter und  Geschlecht 
(Westley/Severin  1964)  oder  der  Bildungsgrad  (Greenberg  1966)  als  Erklärung  für 
dieses Ergebnis angeführt. Außer Acht gelassen wird damit aber die eigentliche Klärung 
des  Konstruktes  Glaubwürdigkeit  resp.  Vertrauenswürdigkeit,  womit  die  Aussagekraft 
der Ergebnisse als mäßig und die daraus gezogene Schlüsse für die Nutzung der einzel-
nen  Medientypen  als  vage  einzuschätzen  sind.  In  Deutschland  beispielsweise  wurde 
dieser Eindruck unterstrichen, indem Glaubwürdigkeit im Zusammenspiel mit der Ob-
jektivität  und  der  Wahrheitstreue  untersucht  wurde  (vgl.  Berg/Kiefer  1996).  Die  Ein-
schätzung dieser beiden Aspekte bestätigt zwar ebenfalls den Vorsprung des Fernsehens 
gegenüber  Tageszeitungen, ist aber dahingehend zu deuten, dass die Fragestellung die 
Begriffe  nicht  immer  eindeutig  voneinander  abgrenzt  und  stattdessen  eine  Gleichset-
zung von Glaubwürdigkeit und Wahrheitstreue vorgibt (ebd.: 251). 
Die methodische Kritik an der Roperfrage richtet sich vorrangig auf die eindimensio-
nale  Erfassung  eines  multidimensionalen  Konstruktes.  Die  statistische  Auslese  von 
Zufallsfehlern  die bei der Untersuchung solch komplexer Phänomene wie Glaubwür-
2   ,,If you got conflicting or different reports of the same story from radio, television, the magazines and 
the newspapers, which of the four versions would you be most inclined to believe  the one on radio 
or television or magazines or newspapers?" (Roper 1985: 5) 
Forschungsüberblick 
6 
digkeit nicht zu vermeiden sind  ist damit schwierig (vgl. Schnell/Hill/Esser 1999: 128 
f.). Unberücksichtigt blieben ebenfalls das Mediennutzungsverhalten der Befragten und 
die Forderung nach Themenspezifik der Antworten. Ausgangspunkt für die Beantwor-
tung der Frage war die hypothetische ,,Gleichbehandlung aller Quellen- bzw. Medienty-
pen" (Jäckel 2002: 166), was ebenso kritisiert werden muss. Auf der Suche nach mögli-
chen  Erklärungen  für  derlei  intermediale  Unterschiede  wurde  auch  der  Aspekt  der 
tatsächlichen Verfügbarkeit der einzelnen Medien und der finanzielle Aufwand für die 
Mediennutzung (Höhe der Rundfunkgebühren bzw. eines Zeitungs-Abonnements) nicht 
berücksichtigt. 
Um Unterschiede in der Glaubwürdigkeit nachweislich messen zu können, muss die 
Messung des Konstrukts auf metrischem Skalenniveau erfolgen. Nur auf diesem Wege 
würde das beabsichtigte Ziel der vergleichenden Gegenüberstellung einzelner Medien-
typen  erreicht  werden.  Da  die  Operationalisierung  jedoch  nur  ordinalskaliert  erfolgte, 
liegen  hier  eindeutig  Diskrepanzen  zwischen  der  Messung  und  den  geschlussfolgerten 
Ergebnissen  vor.  Die  in  absoluten  Zahlen  häufigere  Nennung  des  Fernsehens  bei  den 
Befragten  ist  demnach  nicht  gleichbedeutend  mit  dessen  höherer  Glaubwürdigkeit, 
sondern  resultiert  in  erster  Linie  aus  dem  Zwang,  sich  für  einen  Medientypus  bei  der 
Beurteilung von Glaubwürdigkeit entscheiden zu müssen (vgl. Kohring 2003: 40).  
Die methodologische Kritik an der kommunikationswissenschaftlichen Relevanz dieses 
Ansatzes und die Zweifelhaftigkeit der Ergebnisse wird zusätzlich genährt vom fehlen-
den Nachweis der Kriteriums- und Konstruktvalidität und gleichermaßen der fehlenden 
Aussagen  zur  Reliabilität  der  Messung  bzw.  zu  den  hypothetischen  Beziehungen  der 
Variablen zueinander (Matthes 2001: 7 f.).  
Ad (2) Faktoranalytischer Ansatz 
Studien des faktoranalytischen Ansatzes greifen u. a. die Kritik am Roper-Ansatz erneut 
auf  und  versuchen,  Glaubwürdigkeit  mehrdimensional  zu  erfassen.  Das  Hauptaugen-
merk liegt bei diesem Ansatz nunmehr auf der Skalenentwicklung für die Glaubwürdig-
keitsmessung.  Mittels  semantischer  Skalen  und  deren  Auswertung  über  explorative 
Faktorenanalysen wurden einzelne Dimensionen von Glaubwürdigkeit generiert und im 
Anschluss  daran  inter-  bzw.  intramedial  oder  auch  zwischen  verschiedenen  Rezipien-
tengruppen miteinander verglichen (vgl. Kohring 2003: 17). Einige der Studien orientie-
Forschungsüberblick 
7 
ren sich bei der Entwicklung der Skalen zur Glaubwürdigkeitsmessung
3
 primär an Cha-
rakteristiken,  die  vordergründig  personalen  Beschreibungen  dienlich  sind.  Die  Bewer-
tungen,  welche  die  Rezipienten  bzw.  Befragten  hier  vornehmen,  beziehen  sich  auf 
Personen (vgl. Markham 1968), Medientypen (vgl. Jacobson 1969) oder -angebote (vgl. 
Lee  1978).
4
  Systembezogene  Charakteristiken  werden  eher  selten  verwendet,  da  sie 
schwieriger zu operationalisieren sind.  
Die Kritik am faktoranalytischen Ansatz bezieht sich in erster Linie auf das Auswer-
tungsinstrument. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf dem subjektiven Ermessensspiel-
raum  bei  der  Zusammenfassung  der  Faktoren  zu  Dimensionen.  Das  Instrument  der 
Faktorenanalyse  ermöglicht eine immense Vielfalt an Variationen, z.  B. in der  Zuord-
nung zu Faktoren oder der Anzahl verwendeter Variablen. Auch die Art und Anzahl der 
Befragten,  das  Thema  oder  der  Untersuchungskontext  beeinflussen  die  Ergebnisse. 
Derlei Variationen machen eine sorgfältige Dokumentation des Vorgehens erforderlich, 
was bei den hierzu zählenden Studien nur unzureichend getan wurde. Insbesondere für 
die  Entwicklung  einer  Skala  ist  dieser  Punkt  jedoch  entscheidend  in  theoretischer  wie 
auch methodischer Hinsicht (vgl. Kohring 2003: 26).  
Die ermittelte Faktorstruktur des Konstrukts und damit auch die Reliabilität der vor-
genommenen  Messung  ist  jedoch  nicht  nur  abhängig  von  den  eingesetzten  Skalen, 
sondern ebenso von der zum Einsatz gebrachten Faktorenanalyse-Variante
5
 sowie auch 
der  Benennung  der  einzelnen  Faktoren  durch  den  Forscher  (vgl.  Jäckel  2002:  162; 
Kohring 2001: 19). Aussagen zur Operationalisierung, d. h. beispielsweise zur Auswahl 
der  Items  oder  der  Anzahl  der  Faktoren  bei  der  Faktorenanalyse,  lassen  die  Studien 
kaum zu. Damit wird einerseits der Vorwurf von Willkürlichkeit bei der Datenauswer-
tung genährt und andererseits die Möglichkeit einer Replikation bzw. Validierung durch 
weitere Studien verwehrt (Matthes 2001: 16).
Ebenfalls zur Diskussion steht bei diesem 
Ansatz die Güte der Messung. Die verwendeten  semantischen Differenziale vermögen 
3   Die Vorstellung der Vielfalt der verwendeten Skalenpaare faktoranalytischer Studien bleibt an dieser 
Stelle  aus  Platzgründen  ausgeblendet.  Ausführlichere  Darstellungen  dessen  sind  u.  a.  in  Nawratil 
1997: 44-133; Wirth 1999: 49-51 und Kohring 2003: 17-24 nachzulesen. 
4   Weitere  Studien  dieses  Forschungszweiges  sind  die  Untersuchungen  von  Mosier/Ahlgren  (1981), 
Burgoon/Burgoon/Wilkinson (1981), Gaziano/McGrath (1986) und Meyer (1988).  
5   Mittels  konfirmatorischer  Faktorenanalysen  (KFA)  wird  überprüft,  inwiefern  Indikatoren  für  jeden 
Faktor zu messende, latente Konstrukte zu erklären vermögen. Explorative Faktorenanalysen (EFA) 
hingegen  fassen  Variablenausprägungen,  die  überzufällig  oft  auftreten,  zu  neuen  Faktoren  zusam-
men. Während die KFA ein strukturprüfendes Vorgehen ist und eindeutige Festlegungen von Fakto-
ren und Indikatoren des zu messenden theoretischen Konstrukts voraussetzt, bezeichnet die EFA ein 
strukturentdeckendes Verfahren. Es kann nicht zur Falsifizierung postulierter Faktorenstrukturen he-
rangezogen werden. 
Forschungsüberblick 
8 
meist allgemeine Charakteristika von Kommunikation zu erfassen. Die Spezifika von 
Glaubwürdigkeit  und  damit  deren  Mehrdimensionalität  werden  dagegen  nur  einge-
schränkt aufgezeichnet. (vgl. Matthes 2001: 7). Dies impliziert das Risiko der Konfun-
dierung (vgl. Wirth 1999: 52).
6
 Die Validität der Ergebnisse dürfte damit nur als unzu-
reichend 
gewertet  werden. 
Da 
auch  dieser  Ansatz  keine  funktionale 
Glaubwürdigkeitsdefinition liefert, lässt sich eine Übereinstimmung der subjektiv abge-
leiteten  Skalen  mit  den  erhobenen  Einschätzungen  durch  die  Befragten  nur  schwer 
nachweislich erklären (Kohring 2003: 27).  
Ad (3) Objektivitätsorientierter Ansatz 
Die  Bezeichnung  verweist  bereits  auf  eine  Verknüpfung  des  Konzepts  der  Glaubwür-
digkeit mit dem Konzept der Objektivität. Damit wurde erstmals auf einen bisher aus-
geblendeten  Aspekt  Bezug  genommen:  Journalismustheorie.  Der  Ausgangspunkt  ist 
hierbei die  Forderung, Journalisten könnten und  sollten von sozialer Realität losgelöst 
neutral (objektiv) berichten. Je nach Können und Bereitschaft bemesse sich daran ent-
sprechend ihre Glaubwürdigkeit. Zentrale Studien aus dem deutschen Raum sind hierzu 
die Arbeiten Nawratils (1997) und Benteles (1988b).  
Bentele  berücksichtigt  die  Zentralität  der  Nichtübereinstimmung  von  Realität  und 
Medienrealität und damit zusammenhängend der medienspezifischen Selektionsleistun-
gen  für  die  Glaubwürdigkeits-  bzw.  Vertrauenseinschätzung.  Zentrales  Element  ist 
hierbei  der  Bezug  auf  die  normative  Verpflichtung  des  Journalisten  zur  Objektivität. 
Objektivität  gilt  laut  Bentele  jedoch  nur  als  Forderung  für  informierende,  keineswegs 
für  interpretierende  oder  wertende,  journalistische  Darstellungsformen.  Lediglich  an-
hand der nachprüfbaren Richtigkeit und Vollständigkeit als zentrale Kriterien für Objek-
tivität  gelangen  Rezipienten  demzufolge  theoretisch  zu  ihrem  subjektiven  Glaubwür-
digkeitsurteil  (vgl.  Bentele  1994:  309).  Bentele  definiert  Glaubwürdigkeit  als 
,,Eigenschaft, die Menschen,  Institutionen oder deren kommunikativen Produkten (...) 
von jemandem (Rezipienten) in Bezug auf etwas (Ereignisse, Sachverhalte usw.) zuge-
schrieben wird." (ebd.: 297) 
6
   Dabei  würden  fälschlicherweise allgemein positive Images  und  nicht exakte  Glaubwürdigkeitsattri-
bute extrahiert.  
Forschungsüberblick 
9 
Die Voraussetzungen für hohe Glaubwürdigkeit einer Person oder Institution sind zum 
einen kohärentes kommunikatives Verhalten und das Vertrauen des/der Kommunikati-
onspartner in deren Fähigkeit und Bereitschaft zur adäquaten Beschreibung eines Ereig-
nisses oder Sachverhalts (ebd.).  
Neu  ist  bei  Bentele,  dass  die  Glaubwürdigkeit  von  Medien  erstmals  als  Teilphäno-
men einer Theorie öffentlichen Vertrauens aufgefasst wird (vgl. Bentele 1998b: 305). In 
der  gesamten Medienglaubwürdigkeitsforschung  war  es damit Benteles Arbeit, die  als 
erste journalismus-, glaubwürdigkeit- gesellschafts- und nunmehr auch vertrauenstheo-
retische Aspekte zusammenführte (vgl. Kohring 2003: 47). Überdies berücksichtigte er 
bei der Auswertung die Aussagen zur tatsächlichen Mediennutzung.  
Die Kritik am objektivitätsorientierten Ansatz konzentriert sich in erster Linie eben-
falls auf den Schritt der Operationalisierung (Matthes 2001: 27). Bei Benteles Untersu-
chung  muss  das  theoretische  Konzept  von  Glaubwürdigkeit  aus  den  vier  Bereichen 
Kommunikator,  Medienrealität,  Rezipient  und  Realität  als  relativ  unzulänglich  einge-
schätzt werden (vgl. Bentele 1988a: 421). Bei der Frageformulierung, wie glaubwürdig 
und 
objektiv  die  einzelnen  Medien  beurteilt  werden,  erfolgt  eine  Verknüpfung  zweier 
unterschiedlicher  Attributionsleistungen  in  einer  Frage.  In  theoretischer  Hinsicht  sind 
am  objektivitätsorientierten  Ansatz  die  Klassifizierung  der  Medien  als  rein  passive 
Vermittler  und  die  Messung  von  Objektivität  und  dementsprechend  von  so  genannten 
Verzerrungen (bias) in der Berichterstattung anzumerken. Insbesondere der letztgenann-
te Punkt ist ein Aspekt der Diskussion um die  Bedeutung der inhaltsanalytischen Me-
thode für diese Thematik. Weitere Kritikpunkte sind die unzureichende Thematisierung 
journalistischer  Selektivität,  die  ausstehende  Überprüfung  der  Konstruktvalidität  und 
die mangelnde funktionale Verknüpfung mit dem Medienglaubwürdigkeitskonzept.  
Im Gegensatz dazu knüpft die Arbeit Nawratils (1997) zwar nicht an diese eben vor-
gestellte Arbeit an, stellt aber dennoch einen ebenfalls objektivitätsorientierten Versuch 
einer Annäherung an das Konstrukt Glaubwürdigkeit dar. Dabei nähert sie sich diesem 
Untersuchungsgegenstand  erstmals  mit  der  Methode  der  Inhaltsanalyse.  Ihre  Untersu-
chung basiert auf der Vermutung, dass aus der vergleichenden Betrachtung von Medien-
inhalten  (hier:  Tageszeitungen)  Rückschlüsse  über  die  verschiedenen  Aspekte  und 
Dimensionen  dargestellter  Glaubwürdigkeit  der  Medienakteure  möglich  sind.  Anhand 
der  Untersuchung  von  drei  medial  thematisierten  Skandalen  sollte  gezeigt  werden, 
welche  Rolle  die  Glaubwürdigkeit  der  beteiligten  Akteure  bei  der  Berichterstattung 
Forschungsüberblick 
10 
spielt  (vgl.  Nawratil  1997:  187).
7
Es  wurde  hier  erstmalig  nach  einer  Möglichkeit  ge-
sucht,  anhand  von  inhaltsanalytisch  operationalisierten  Kriterien  für  Glaubwürdigkeit 
einen Zusammenhang mit der Beurteilung der Kommunikationspartner durch die Leser 
der  untersuchten  Zeitungen  herzustellen.  Überdies  griff  die  Arbeit  die  so  genannte 
Zeitungswissenschaftliche  Kommunikationstheorie  auf,  welcher  zufolge  zwischen  den 
Kommunikationspartnern  (und  deren  -rollen)  ein  Vermittlungsprozess  abläuft,  in  dem 
Vermittler  und  Rezipienten  gleichermaßen  Vermittlungsrollen  erfüllen  (vgl.  Wagner 
1978). Geleitet vom Anspruch, objektiv, fair und vollständig zu berichten, leisten Ver-
mittler  somit  einen  Beitrag  zur  Orientierung  der  Rezipienten  und  zu  deren  Glaubwür-
digkeitsurteil  über  die  Ausgangspartner  (vgl.  Nawratil  1997:  187).  Wichtig  ist  hierbei 
die Unterscheidung zwischen journalistischen, d. h. neutralen, und publizistischen (von 
Eigeninteressen geleiteten) Vermittlern (vgl. Wagner 1977). 
Nawratil  operationalisiert  dafür  Glaubwürdigkeit  auf  drei  Ebenen:  den  Ausgangspart-
nern,  den  (personalen  und  sachlichen)  Kommunikations-  bzw.  Bewertungsobjekten 
sowie  den  Charakterisierungen  von  Kommunikationsobjekten  (Kennungsebene)  (vgl. 
Tab. 1). Journalistische Beiträge werden dabei auf das Vorhandensein von Faktoren wie 
Kompetenz,  Vertrauenswürdigkeit,  Dynamik,  soziale  Billigung  und  Sympathie  unter-
sucht. Die Entscheidungskriterien, nach welchen die Zuordnung dieser Faktoren zu den 
Dimensionen erfolgte, werden dabei nicht offen gelegt.  
Da  insbesondere  für  die  Kennungsebene  die  Zuschreibung  von  Eigenschaften  rele-
vant wird, greift Nawratil für ihre Untersuchung hierfür auf eine Sammlung so genann-
ter  Bedeutungshöfe  im  Sinne  umfassender  Polaritätenprofile  einzelner  Einschätzungen 
und  Bewertungen  zurück.
8
  Ähnlich  den  semantischen  Differenzialen  im  faktoranalyti-
schen  Ansatz  ergibt  sich  bei  der  Auswertung  ein  jeweils  spezifisches  Glaubwürdig-
keitsprofil der untersuchten Kommunikationspartner (vgl. Nawratil 1997: 194).  
Hervorzuheben ist an dieser Stelle Folgendes: Der Nachweis der Glaubwürdigkeit von 
Kommunikationspartnern  ließe  sich  dieser  Untersuchung  und  dem  zugrunde  gelegten 
Zeitungswissenschaftlichen Ansatz entsprechend anhand der vermittelten Informationen 
erbringen. Zur Folge hätte eine solche Betrachtungsweise, dass sowohl unabhängig von 
den Vermittlern der Information als auch den Kommunikationsobjekten eine Glaubwür-
7   Für ihre Untersuchung wählte Nawratil die so genannte ,Briefbogen-Affäre' (J. W. Möllemann), die  
,Putzfrauen-Affäre' (G. Krause) und die ,Pfeiffer- bzw. Barschel-Affäre' (vgl. Nawratil 1997: 189). 
8   Diese  insgesamt  80  Bedeutungshöfe  dienen  der  Strukturierung  des  Untersuchungsmaterials  und 
fassen alle im Inhalt vorkommenden Synonyme/sinnverwandte Attribute unter einer Leitkennung (i. 
d. R. semantisch gegensätzliche Adjektivpaare) zusammen.
Forschungsüberblick 
11 
digkeitseinschätzung  ermöglicht  würde    eine  Sichtweise,  die  theoretisch  wie  metho-
disch  weitreichende  Konsequenzen  haben  dürfte.  Die  nähere  Auseinandersetzung  mit 
dieser  Annahme  zeigt  jedoch,  dass  sich  jedoch  auch  für  diese  Untersuchung  einige 
methodische Unzulänglichkeiten nachweisen lassen. 
Tab. 1: Glaubwürdigkeitsdimensionen und Kategorienauswahl nach Nawratil (1997) 
Dimension von 
Glaubwürdigkeit 
Partner-Ebene 
Objekt-Ebene 
Kennungs-Ebene 
Kompetenz 
Herkunfts-
kompetenz 
Aussagerelevanz 
Expertenstatus 
Kompetenz 
Fähigkeiten 
Realitätsnähe 
Vertrauenswürdig-
keit 
Detailliertheit 
Logische Konsistenz 
Konstanz 
Übereinstimmung 
Aussagesituation 
Rechtschaffenheit 
Reinheit der 
Motive 
Ehrlichkeit 
Fairness 
Verantwortungs-
bewusstsein 
Glaubwürdigkeit 
Vertrauenswürdig-
keit 
Dynamik 
Mimik 
Gestik 
Stimmhöhe 
Aktivität 
Stärke 
Aggressivität 
Soziale Billigung 
Berufung auf andere 
Beziehung zum  
Skandalierten 
Akzeptanz 
Ablehnung 
Integration 
Achtung 
Bejahung 
Sympathie 
Sympathie 
Beliebtheitsgrad 
Attraktivität 
Quelle: eigene Darstellung, in Anlehnung an Nawratil 1997: 206 
Eine  von  Nawratil  selbst  erwähnte,  wichtige  Einschränkung,  ist  die  Tatsache,  dass 
die  so  genannten  ,Bedeutungshöfe'  ,,...offene  Ränder  aufweisen,  oder  sich  an  ihren 
Rändern  gelegentlich  überlappen.  (J)eder  ,Bedeutungshof'"  (ist)  nicht  theoretisch-
allgemein, sondern pragmatisch (...) definiert." (Wagner 1986: 106) Damit können nur 
begrenzt  eindeutige  Codierergebnisse  erreicht  werden.  Überdies  lässt  sich  die  Zuwei-
sung  einzelner  Kennungsaspekte  zu  den  angenommenen  Glaubwürdigkeits-
Dimensionen ohne jegliche theoretische Fundierung nur schwer aufrecht erhalten. Sich 
ergebende Mehrdeutigkeiten der verwendeten Begriffe verdeutlichen das Problem: Die 
beiden  Bedeutungshöfe  ,Vertrauenswürdigkeit'  und  ,Glaubwürdigkeit'  werden  als 
Indikatoren in der Dimension ,Vertrauenswürdigkeit' aufgeführt. Es bleibt jedoch offen, 
Forschungsüberblick 
12 
ob  und  wie  Vertrauenswürdigkeit  direkt  in  manifestem  Inhalt  gemessen  wird,  ob  die 
einzelnen  Dimensionen  in  ihrer  Relevanz  und  Zusammensetzung  für  das  Gesamtkon-
strukt  Glaubwürdigkeit  zu  gewichten  oder  gar  miteinander  zu  verknüpfen  sind.  Diese 
Punkte  sind  u.  a.  für  die  Klärung  der  Messbarkeit  und  damit  der  Konstruktion  einer 
Skala  zur  exakten  Messung  von  Glaubwürdigkeit  von  Vertrauen  entsprechend  zu  be-
rücksichtigen.  
Da Nawratil selbst ihre Ergebnisse im Hinblick auf die Wirkung einer Glaubwürdig-
keitszuschreibung relativiert (Nawratil 1997: 190 f.), bleibt die Frage nach der tatsächli-
chen Eignung der Inhaltsanalyse als adäquate Messmethode für latente Konstrukte und 
Zuschreibungen wie Glaubwürdigkeit hier unbeantwortet. Offen bleibt ebenso die Ein-
schätzung der Validität  der Messung, d. h. inwieweit die Einschätzung  der Glaubwür-
digkeit  der  Kommunikationspartner  durch  die  Rezipienten  tatsächlich  mit  den  hier 
gemessenen Glaubwürdigkeitsprofilen konform ist.  
Gerade diese Punkte verdeutlichen, worin sich die vorliegende inhaltsanalytische Ar-
beit  von  Nawratils  Untersuchung  unterscheidet:  Die  theoretische  Grundlage  bildet 
nunmehr eine explizite Theorie von Vertrauens in Journalismus, bei welcher Glaubwür-
digkeit als Teilaspekt von Vertrauen hergeleitet und operationalisiert wurde (vgl. Kap. 
1.2).  Da  für  diese  Theorie  bereits  ein  empirischer  Nachweis  durch  eine  Befragung  er-
folgte, besteht hierfür auch erstmals ein Validitätsnachweis des Konstruktes Vertrauen. 
Diesen Nachweis nun ebenso für die Methode der Inhaltsanalyse zu erbringen, ist eine 
der Aufgaben der vorliegenden Arbeit (vgl. Kap. 1.3). 
1.2  
Theorie des Vertrauens in Journalismus aus systemtheoretischer Sicht  
Wie aufgezeigt wurde, bestehen sowohl auf theoretischer Ebene als auch auf der Ebene 
der  empirischen  Umsetzung  wesentliche  Mängel  der  kommunikationswissenschaftli-
chen  Auseinandersetzung  mit  dem  Vertrauensbegriff.  Die  Notwendigkeit,  die  beiden 
Begriffe Glaubwürdigkeit und Vertrauen lösgelöst voneiander zu betrachten und gleich-
wohl Vertrauen als mehrdimensionales Konstrukt kenntlich zu machen, führt dazu, nach 
geeigneteren Ansatzpunkten für eine Theorie des Vertrauens in Medien, genauer gesagt 
in Journalismus, zu suchen. Im Zusammenhang mit der Forderung nach einem empiri-
schen Nachweis von Vertrauen erscheint die Systemtheorie dafür erst auf den zweiten 
Theorie des Vertrauens in Journalismus aus systemtheoretischer Sicht   
          13
Blick  geeignet  zu  sein.  Denn  aufgrund  der  Tatsache,  dass  hierbei  auf  der  abstrakten 
System-  und  nicht  der  Akteursebene  argumentiert  wird,  war  dessen  empirische  Nicht-
Nachweisbarkeit bisher der wohl größte Kritikpunkt.  
Dennoch  hat  eine  systemtheoretische  Herangehensweise  an  die  Thematik  durchaus 
Berechtigung.  Ausgehend  von  der  funktionalen  Ausdifferenzierung  der  Gesellschaft, 
gilt es, die spezifischen Funktionen und Leistungen eines Systems
9
  in dem Fall Jour-
nalismus    in  den  Mittelpunkt  der  Betrachtungen  zu  rücken.  Bevor  speziell  auf  die 
Theorie  des  Vertrauens  in  Journalismus  eingegangen  wird,  welche  das  theoretische 
Grundgerüst dieser Arbeit bildet, werden kurz die wesentlichen Begriffe eingeführt, die 
zu dessen Verständnis notwendig sind. 
Als  Leistungssystem  der  Öffentlichkeit  (vgl.  Hug  1997;  Görke  1999)  stellt  Journa-
lismus Abbilder der sozialen Realität bereit, die für sämtliche an einem System Beteilig-
ten gemeinsam wahrnehmbar sind. Der Journalismus wählt spezifische Ereignisse aus, 
welche  für  die  Ausbildung  von  Umwelterwartungen  Relevanz  besitzen  (könnten)  und 
damit mehrsystemzugehörig sind (vgl. Weischenberg 1994: 42; Kohring/Hug 1997: 21). 
Diese  vermittelt  er  der  Öffentlichkeit  als  Themen  für  die  öffentliche  Kommunikation 
(vgl.  Merten  1994:  427).  Die  Funktion  journalistischer  (und  damit  auch  öffentlicher) 
Kommunikation  ist  damit  das  Beobachten  der  wechselseitigen  Abhängigkeits-  bzw. 
Interdependenzverhältnisse der Gesellschaft, denn jedes System erlangt mit seiner ihm 
eigens spezifischen Funktion für die Gesellschaft mehr Autonomie. Im Gegenzug steigt 
jedoch ebenso die Abhängigkeit der Systeme voneinander (vgl. Kohring/Hug 1997: 18 
f.).
10
Journalisten  sammeln  und  verarbeiten  demzufolge  Nachrichten,  von  denen  sie  an-
nehmen,  damit  öffentliches  Interesse  zu  wecken  (vgl.  Dovifat  1976:  38).  Da  die  Aus-
wahl  von  Ereignissen  für  die  öffentliche  Kommunikation  keineswegs  nach  objektiven 
Relevanzkriterien erfolgt, sondern aus subjektiven Selektionsentscheidungen resultiert, 
ist journalistische Gesellschaftsbeschreibung stets mit Risiken verbunden (vgl. Ronne-
9   Systeme  sind  zu  verstehen  als  theoretische  Konstrukte  bzw.  Beobachterinstrumente  (vgl.  Schmidt 
1989: 28) bzw. Sinnzusammenhänge, welche sich durch Selektionsprozesse bilden und von der Um-
welt  abgrenzen  (vgl.  Kiss  1990:  30).  Ihre  Funktion  besteht  darin,  Komplexität  als  ,,Zahl  der  Mög-
lichkeiten, die durch Systembildung ermöglicht werden" (Luhmann 1989: 4) zu erfassen und gleich-
wohl zu reduzieren.  
10   Dafür gibt es drei Gründe: 1. Nur so können sie eigene, auf die Selektivität anderer Systeme bezoge-
ne Erwartungen ausbilden. 2. Sie können so gegebenenfalls kontinuierlich modifiziert werden. 3. Ü-
berdies bewahren sie so ihre Handlungsfähigkeit. Der Begriff der Erwartung findet im Zusammen-
hang mit Vertrauen speziell bei Barber (1983) ausführlich Berücksichtigung. 
Theorie des Vertrauens in Journalismus aus systemtheoretischer Sicht   
          14
berger 1977: 139, Kohring 2001: 82). Indem Journalismus also Themen für öffentliche 
Kommunikation  bereitstellt,  wird  aus  Sicht  der  Öffentlichkeit  Komplexität  reduziert. 
Gleichzeitig  jedoch  werden  diese  Selektionsleistungen  von  der  Öffentlichkeit  als  kon-
tingent und damit riskant wahrgenommen.
11
Ein Lösungsansatz für derlei Risikoprobleme ist Vertrauen (vgl. Luhmann 1989: 16). 
Vertrauen  bezeichnet  ,,die  selektive  Verknüpfung  von  Fremdhandlungen  mit  Eigen-
handlungen  unter  der  Bedingung  einer  rational  nicht  legitimierbaren  Tolerierung  des 
wahrgenommenen  Risikos."  (Kohring  2003:  111).  Vertrauen  stellt  ,,eine  bestimmte 
Relation  zwischen  sozialen  Akteuren  und  nicht  eine  Einschätzung  von  bestimmten 
(erlernbaren)  Eigenschaften  des  Vertrauensobjektes  durch  das  Vertrauenssubjekt"  dar 
(Kohring 2003: 104). Es kann als Handlung (Vertrauenserklärung) oder als Einstellung 
(Vertrauensbereitschaft)  thematisiert  werden  (vgl.  Kohring  2002a:  109).  Sowohl  die 
Erklärung als auch die Bereitschaft zum Vertrauen werden unter dem Begriff der Ver-
trauenswürdigkeit 
als  Gründe  für  Vertrauensbereitschaft  erfasst.  Vertrauen  wird  somit 
am  ehesten  über  die  Aufrechterhaltung  von  Vertrauenswürdigkeit  motiviert  (Hardin 
2002: 30 f.). 
Die Kennzeichen von Vertrauen konzentrieren sich auf folgende Punkte:  Es basiert 
auf unvollständigem Wissen und bedarf einer zeitlichen, sachlichen und sozialen Spezi-
fizierung.  Je  nach  Bezugspunkt  kann  sich  Vertrauen  auf  Personen,  Institutionen  oder 
Gesellschaften  richten  (=sozial)  und/oder  auf  einen  unterschiedlichen  Zeithorizont 
beziehen.  
Systemtheoretisch betrachtet bezieht sich Vertrauen nicht mehr wie beim objektivi-
tätsorientierten  Forschungsansatz  auf  Objektivität  bzw.  Wahrheit,  sondern  auf  die  Se-
lektivität  des  Systems  Journalismus.  Es  ist  nunmehr  als  mehrdimensionales  Konstrukt 
zu  verstehen,  welches  den  Begriff  der  Glaubwürdigkeit  mit  dem  Vertrauensbegriff 
verknüpft (vgl. Matthes/Kohring 2003: 10). Mit der journalistischen Bereitstellung von 
Themen für die öffentliche Kommunikation ist auch die Übernahme der Verantwortung 
für deren Behandlung und Darstellung verbunden (vgl. Luhmann 1970). Welche Infor-
mationen  selektiert  werden,  wie  sie  formal  und  inhaltlich  aufbereitet  werden,  ist  ge-
11   Der  Begriff  Kontingenz  bezeichnet  die  grundsätzliche  Ungewissheit,  die  aus  beobachterabhängiger 
Selektivität resultiert. Sie führt zur Herausbildung von Erwartungsstrukturen, um so die Anschlussfä-
higkeit  noch  zukünftiger  Handlungen  aufrecht  zu  erhalten.  Da  sowohl  psychische  als  auch  soziale 
Systeme  durch  Kontingenz  (aufgrund  unzureichender  Informationen)  gekennzeichnet  sind,  verdop-
pelt  sich  Ungewissheit.  Aus  der  Wahrnehmung  dieser  doppelten  Kontingenz  resultiert  Vertrauen 
(vgl. Kohring 2001: 55 f.).  
Theorie des Vertrauens in Journalismus aus systemtheoretischer Sicht   
          15
meinhin  das,  was  letztlich  Medieninhalte  kennzeichnet.  Jeder  Rezipient  beurteilt  nach 
persönlichen  Relevanzstrukturen  (Erwartungen,  Wissen,  Erfahrungen  etc.)  anhand 
dieser  Kennzeichnung  und  Unterschiedlichkeit  der  Medienberichterstattung  die  Ver-
trauenswürdigkeit  eines  Mediums.  Er  selektiert  Nachrichten,  welche  ausschließlich 
durch  die  journalistische  Selektion  (der  Mehrsystemzugehörigkeit  eines  Ereignisses) 
kausal  ermöglicht,  d.  h.  veröffentlicht  wurden  und  erlangt  so  Handlungsfähigkeit.  Mit 
der auf diese Handlung (Selektion) bezogenen Einstellung liegt eine Vertrauensrelation 
mit Bezug auf Journalismus vor (vgl. Kohring 2002a: 109). Daraus wiederum resultie-
ren die so genannten Medienwirkungen. Die Abbildung 1 weist diese als ,,Vertrauen in 
Journalismus"  bezeichneten  hierarchischen  Faktor  zweiter  Ordnung  aus  (vgl.  Kohring 
2003: 172).  
Abb. 1: Schematisches Messmodell ,,Vertrauen in Journalismus" nach Kohring (2003) 
Quelle: Kohring 2003: 172 
Das  Kernelement  dieses  Ansatzes  bilden  bilden  die  so  genannten  Faktoren  erster 
Ordnung,  d.  h.  die  vier  Vertrauensdimensionen  Themenselektivität,  Faktenselektivität, 
Richtigkeit 
und  Bewertungen.  Sie  verweisen  auf  die  spezifische  Funktion  des 
Vertrauensobjekts, im Fall des Journalismus auf journalistische Selektivität. 
Die  Dimension  Themenselektivität  richtet  ihr  Hauptaugenmerk  darauf,  ob  und  in 
welchem  Umfang  (zeitlich  und  formal)  ein  Ereignis  dargestellt  wird.  Diese  Selektion 
bezieht sich folglich auf die journalistische Auswahl von Themen der Berichterstattung. 
Vertrauen in 
Journalismus 
Vertrauen in 
Themen-
selektivität 
Vertrauen in 
Fakten-
selektivität 
Vertrauen in 
Richtigkeit von 
Beschreibungen 
Vertrauen in 
explizite Be-
wertungen 
V
11
, V
12
, ... V
1X
V
21
, V
22
, ... V
2X
V
31
, V
32
, ... V
3X
V
41
, V
42
, ... V
4X
Theorie des Vertrauens in Journalismus aus systemtheoretischer Sicht   
          16
Insbesondere  geht  es  bei  deren  Untersuchung  um  die  Schwerpunkte  der  Berichterstat-
tung, welche Themen die Aufmerksamkeit des Rezipienten auf sich ziehen können und 
entsprechende  Relevanz  für  die  öffentliche  Kommunikation  besitzen.  Das  bislang 
kommunikationswissenschaftlich gebräuchliche Konzept, welches die Thematisierungs-
funktion des Journalismus beinhaltet, ist der Agenda Setting-Ansatz. Hiernach ist Ver-
trauen  in  Themenselektivität  gleichermaßen  Vertrauen  in  den  Agenda  Setting-Prozess 
der Medien (vgl. Kohring 2002a: 106).  
Das  Vertrauen  in  die  journalistische  Faktenselektivität  bezieht  sich  demgegenüber 
auf  speziellere  Themenaspekte  bzw.  die  Art  und  Weise  der  Kontextualisierung  des 
Themas. Hier leitet die Frage, ob ein Ereignis hohe Relevanz besitzt, zu der Frage über, 
w i e  
ein Ereignis dargestellt und beurteilt wird. Dies hilft dem Rezipienten, die einem 
Ereignis  zugeschriebene  Bedeutung  ,,für  die  Ausbildung  oder  Veränderung  eigener 
Umwelterwartungen einzuschätzen" (Kohring 2001: 86). Der bisher in der Kommunika-
tionswissenschaft  verwendete  Begriff  des  Framings
12
  skizziert  diesen  Modus  der  Fak-
tenselektion  gleichermaßen,  weshalb  auch  von  Vertrauen  in  Framing  gesprochen  wird 
(ebd.). Es ist davon auszugehen, dass infolge der Themenselektion auch die dazugehöri-
gen  Fakten  und  so  genannte  Hintergrundinformationen  nach  verschiedenen  Kriterien 
selektiert  bzw.  ,,gerahmt"  werden.  Um  dies  kurz  anhand  eines  Beispiels  zu  erläutern, 
wird  das  gewählte  Untersuchungsthema  der  vorliegenden  Arbeit    Arbeitslosigkeit   
herangezogen.  Für  eine  Einschätzung  der  Faktenselektivität  ist  es  hierbei  also  bei-
spielsweise ein wahrnehmbar großer Unterschied, ob ,,nur" die Präsentation des Hartz-
Berichts  bzw.  die  Kompetenz  des  Hartz-Teams  thematisiert  wird  oder  der  inhaltliche 
Schwerpunkt eher auf die Realisierbarkeit der Vorschläge und damit verbundene Ver-
änderungen bzw. Anforderungen an Arbeitnehmer gelegt wird.  
Die  dritte  Dimension  bildet  das  Vertrauen  in  die  Richtigkeit  der  Berichterstattung. 
Dieses beinhaltet Kohring zufolge die Frage nach der nachprüfbaren Richtigkeit darge-
stellter und selektierter Fakten. Richtig zu selektieren, beurteilt demnach, inwieweit die 
Beschreibungen  und  Bezeichnungen  objektiv  bestimmbar  bzw.  konsentierbar  sind 
(Matthes/Kohring  2003:  11).  Durch  Konsens  zu  einer  Einschätzung  der  Richtigkeit 
dessen zu gelangen, schließt mit ein, dass Richtigkeit eine variable Größe darstellt und 
damit auch selektiv ist. Mit dieser Charakterisierung entspricht Vertrauen in Richtigkeit 
12   Zur  vertiefenden  Auseinandersetzung  mit  dem  Framing-Konzept  sei  an  dieser  Stelle  auf  Entman 
(1993) und Scheufele (1999, 2003) verwiesen. 
Theorie des Vertrauens in Journalismus aus systemtheoretischer Sicht   
          17
dem  Konzept  der  Glaubwürdigkeit  in  der  Medienglaubwürdigkeitsforschung,  da  beide 
Begriffe das gleiche Bezugsobjekt haben  die ,,richtigen" semantischen Bezeichnungen 
getroffener  Unterscheidungen  (vgl.  Kohring  2003:  150).  Damit  ist  hier  auch  die  Be-
zeichnung Vertrauen in  Glaubwürdigkeit möglich. Glaubwürdigkeit ist als zugeschrie-
bene  Eigenschaft  einer  Person  oder  eines  Textes  ein  Teilkonzept  von  Vertrauen  (vgl. 
Bentele 1998: 305).
13
Der vierte Vertrauenstypus ist letztlich das Vertrauen in die journalistischen Bewertun-
gen
.  Gängige  und  allgemein  anerkannte  Norm  journalistischen  Handwerks  ist,  dass 
keine Bewertungen außerhalb von wertenden Darstellungsformen enthalten sein sollten 
(Gebot der Trennung von Nachricht und Meinung). Allein durch den Fakt der Bedeut-
samkeit  der  Selektion  für  das  Vertrauen  erscheint  diese  Norm  in  einem  neuen  Licht. 
Bereits die Selektion eines spezifischen Themas als auch die Selektion diesbezüglicher 
Fakten  und  die  damit  einhergehende  Selektion  von  bestimmten  Beschreibungen 
und/oder  Einschätzungen  stellen  Prozesse  der  Bewertung  dar.  Der  Rezipient  erhält 
durch solche  expliziten Bewertungen in Kommentaren, z. B. in  Form von Handlungs-
anweisungen  bzw.  bewertungen  oder  der  Zuschreibung  von  Verantwortlichkeit,  Hin-
weise darauf, wie er das selektierte Thema, die Fakten und die dafür wiederum selek-
tierten Bezeichnungen von Unterscheidungen einordnen und gegebenenfalls gewichten 
muss (vgl. Kohring 2002b: 97).  
Die zentralen Kennzeichen dieses vierfaktoriellen Vertrauensmodells sind folgende: Die 
Dimensionen bedingen und beeinflussen sich gegenseitig, d. h. sie sind interdependent 
(vgl. Kohring 2001: 87). Mit Ausnahme der Dimension Bewertungen ergibt sich für die 
Relevanz  der  ersten  drei  Dimensionen  eine  hierarchische  Ordnung.  Die  Dimension 
Bewertungen
  beschränkt  sich  dagegen  nur  auf  eine  konkrete  journalistische  Darstel-
lungsform, weswegen die Frage nach der hierarchischen Verortung hierfür obsolet wird. 
Sind  einem  Rezipienten  beispielsweise  die  Themen  eines  konkreten  Mediums  zum 
Thema Arbeitslosigkeit vertraut bzw. besteht diesbezüglich bei ihm in dieser Dimension 
(Themenselektivität)  eine  hohe  Vertrauensbereitschaft,  kann  davon  ausgegangen  wer-
den, dass damit ebenfalls dessen Einschätzung der Faktenselektivität und der Richtigkeit 
13   Bentele (1998) weist Glaubwürdigkeit als intrarelationale Dimension (Imagedimension, z. B. bezüg-
lich einer Tageszeitung), und Vertrauen als interrelationale Dimension von öffentlicher Kommunika-
tion aus (Beziehungsdimension, z. B. zwischen Lesern und einer mehr oder weniger regelmäßig ge-
nutzten Tageszeitung) (S. 305). 
Theorie des Vertrauens in Journalismus aus systemtheoretischer Sicht   
          18
der  Beschreibungen  positiv  ausfällt.  Weiterhin  sind  diese  Vertrauensdimensionen  an 
zeitgleiches Auftreten geknüpft.  
1.3 
Zielsetzung der Arbeit 
Die  Einschätzung  der  Vertrauensforschung  und  der  markanten  Merkmale  öffentlicher 
Kommunikation  hat  verdeutlicht,  dass  der  beabsichtigte  Zugewinn  der  vorliegenden 
Arbeit  für  das  Thema  und  die  Kommunikationswissenschaft  im  Allgemeinen  in  erster 
Linie empirischer Natur ist. Die Thematik Vertrauen in öffentliche Kommunikation soll 
auf  diesem  Weg  methodisch  neu  abgesteckt  und  das  daraus  Resultierende  kritisch  be-
leuchtet und eingeordnet werden. Zentral ist hierfür sowohl die Auseinandersetzung mit 
der Inhaltsanalyse und deren Restriktionen als auch mit der Frage der Implementierbar-
keit dieser Methode für die Vertrauensthematik. Daraus ergibt sich die folgende, zentra-
le Forschungsfrage dieser Arbeit:  
Ist  die  Operationalisierung  von  Vertrauen  in  öffentliche  Kommunikation  in-
haltsanalytisch  möglich  und  unter  methodologischen  Gesichtspunkten  anderen 
empirischen Forschungsmethoden vorzuziehen?  
Da  die  vorliegende  Arbeit  der  empirischen  Überprüfung  eines  bestehenden,  theoreti-
schen  Konstrukts  dient  und  obendrein  explorativen  Charakter  besitzt,  erscheint  der 
Rückgriff auf ausschließlich eine Forschungsfrage als durchaus gerechtfertigt.  
Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt auf der Operationalisierung der Indikatoren für die 
vier Vertrauensdimensionen (vgl. Kap. 1.3).  Im  Hinblick auf die Ergebnisse wird hier 
die Erörterung wesentlicher methodologischer Aspekte der Vertrauensthematik relevant. 
Nachfolgende Fragen spielen dafür eine wichtige Rolle: Welche Vertrauensindikatoren 
lassen sich für die einzelnen Dimensionen operationalisieren? Können die methodologi-
schen Anforderungen an ein inhaltsanalytisches Kategoriensystem bei Vertrauen konse-
quent eingehalten werden? Worin zeigen sich Grenzen der Operationalisierbarkeit einer 
subjektiven  Zuschreibungsleistung  anhand  als  objektiv  klassifizierter  Textinhalte? 
Welche Schwierigkeit birgt der zu operationalisierende, systemtheoretische Ansatz von 
Vertrauen für die Inhaltsanalyse? 
Zielsetzung der Arbeit 
19
Die  Relevanz  dieser  Untersuchung  wird  nicht  nur  im  Hinblick  auf  den  bisherigen 
allgemeinen  Mangel  der  Auseinandersetzung  mit  Vertrauen  in  der  Kommunikations-
wissenschaft  deutlich.  Sie  zeigt  sich  auch  in  der  Hervorhebung  der  Vorteile  einer  In-
haltsanalyse gegenüber Befragung, Beobachtung und Experiment. Die eigentliche Her-
ausforderung besteht darin, dass einzig auf eine bestehende Befragung zurückgegriffen 
werden kann, die diesen theoretischen Ansatz bereits operationalisiert und dessen Kon-
struktvalidität  geprüft  hat.  Demzufolge  sind  die  zu  findenden  Vertrauensindikatoren 
hieraus  induktiv  herzuleiten,  da  bis  auf  Nawratils  Untersuchung  (1997)  bislang  keine 
inhaltsanalytischen  Studien  zum  Vertrauen  resp.  Glaubwürdigkeit  zur  Verfügung  ste-
hen.  Zum  anderen  geht  es  darum,  zu  zeigen,  inwiefern  eine  Zuschreibungsleistung 
(Wirkung) sich tatsächlich inhaltsanalytisch nachweisen lässt. Folgt man den methodo-
logischen  Grundlagen  einer  Inhaltsanalyse,  dürften  Inferenzen  auf  Wirkungen  als  Be-
standteil  nichtmanifesten  Kontextes  ohne  Weiteres  möglich  und  damit  auch  latenten 
Konstrukten zugänglich sein (vgl. Kap. 2.1). 
Unter Berücksichtigung des Aspektes des methodischen Arbeitsaufwands ist die In-
haltsanalyse  im  Vergleich  zu  den  anderen  empirischen  Forschungsmethoden  als  min-
destens  ebenso  effizient  einzuschätzen.  Sollte  sich  dieses  Verfahren  bei  der  Untersu-
chung von Vertrauen als überhaupt durchführbar und obendrein methodisch reliabel und 
valide  erweisen,  wäre  es  beispielsweise  möglich,  sich  die  Vorteile  der  Inhaltsanalyse 
(Replizierbarkeit,  Unabhängigkeit  von  Erscheinungszeitpunkten  und  orten)  zu  Nutze 
zu machen und so u. a. historisch zurückliegende Dokumente hinsichtlich ihrer Wirkung 
und Vertrauenseinschätzung auszuwerten und zu vergleichen.  
20
1.4 
Zwischenfazit 
Das  erste  Kapitel  dieser  Arbeit  diente  der  Darstellung  begrifflicher  Grundlagen  und 
Zusammenhänge. Um die wissenschaftliche Bearbeitung der Vertrauensthematik nach-
vollziehen zu können, wurde der bisherige Forschungsstand skizziert und methodische 
Kritikpunkte aufgezeigt.  
Vertrauen  konnte  hierbei  als  zentraler  Bestandteil  sozialen  Handelns  herausgestellt 
werden.  Im  Prozess  öffentlicher  Kommunikation  ermöglicht  das  Vertrauen  eine  Viel-
zahl  von  Handlungsoptionen.  Es  kommt  durch  die  Herausbildung  spezifischer  Erwar-
tungshaltungen bezüglich der zu erfüllenden Funktionen des Journalismus zustande. Die 
Nicht-Erfüllung  dieser  Erwartungen  bezüglich  der  Berichterstattung  über  Themen  von 
öffentlichem Interesse wirkt sich i. d. R. auch auf das Vertrauen in den Gegenstand der 
Berichterstattung aus. 
Es ist deutlich geworden, dass sich Vertrauen in öffentliche Kommunikation als äußerst 
komplexes und mit Risiken verbundenes Konstrukt erweist. Wie die Ausführungen zum 
Stand der Vertrauensforschung zeigten, wurde oftmals nicht eindeutig zwischen journa-
listischem Vertrauensobjekt und inhalt unterschieden, was Kritik an der methodischen 
Operationalisierung herbeiführte.  
Das  theoretische  Fundament  dieser  Arbeit  bildet  eine  systemtheoretisch  begründete 
Theorie des Vertrauens in Journalismus, welche sich primär auf soziologische Ansätze 
stützt und mit einer Theorie des Journalismus verknüpft wurde. Die systemtheoretische 
Herangehensweise  lässt  nicht  nur  komplexere  Betrachtungen  und  Erklärungsversuche 
von Konstrukten wie Vertrauen zu. Sie trägt auch entscheidend zur Annäherung an das 
Verständnis von öffentlicher Kommunikation bei. Vertrauen als Erwartung an journalis-
tische Berichterstattung richtet sich dabei auf spezifische Selektionsleistungen. Für die 
Einschätzung der Vertrauenswürdigkeit der formalen und inhaltlichen Darstellung wird 
Vertrauen  in  Journalismus  in  vier  Faktoren  unterschieden:  die  Auswahl  von  Themen 
(Themenselektivität),  die  Auswahl  relevanter  Informationen  zu  selektierten  Themen 
(Faktenselektivität), die Richtigkeit von Beschreibungen (Glaubwürdigkeit) und explizi-
te Bewertungen. 
21
2 
Methodologische Aspekte der Inhaltsanalyse 
Der  Skizzierung  der  systemtheoretisch  fokussierten  Theorie  zum  Journalismus-
Vertrauen folgt nun die genauere Auseinandersetzung mit der Frage nach dessen empi-
rischen  Messbarkeit.  Diese  Arbeit  konzentriert  sich  konkret  auf  die  Inhaltsanalyse. 
Deshalb werden zuerst das Ziel, die Funktionen und Merkmale dieser Methode vorge-
stellt (Kap. 2.1). Die Eignung einer Methode für bestimmte Untersuchungsgegenstände 
wird jedoch weniger anhand dieser Aspekte beurteilt, sondern primär anhand von Güte-
kriterien einer Messung (Kap. 2.1.1). Unmittelbar im Zusammenhang damit resultieren 
meist  aus  der  Methode  selbst  Restriktionen,  welche  als  hinreichende  Erklärungen  für 
Einschränkungen der Güte geltend gemacht werden können (Kap. 2.1.2). Dessen Impli-
kationen  für  den  Untersuchungsgegenstand  Vertrauen  werden  im  Anschluss  daran 
erläutert, in dem eine explizite Übertragung auf die hier beabsichtigte, empirische Um-
setzung erfolgt (Kap. 2.2).  
2.1 
Kennzeichen der Methode 
Die  Gesamtheit  menschlicher  Kommunikationsprozesse  gilt  als  wesentlicher  Gegens-
tandsbereich  der  Sozialwissenschaften  insgesamt  und  ist  im  Speziellen  der  Untersu-
chungsgegenstand einer konkreten, sozialwissenschaftlichen Methode: der Inhaltsanaly-
se.  Ihr  Ausgangspunkt  ist  die  Tatsache,  ,,...dass  der  Mensch  ein  bedeutungs-  bzw. 
sinngenerierender Organismus ist..." (Groeben/Rustemeyer 1995: 523). Er besitzt also 
die  Fähigkeit,  Zeichen  zu  produzieren  und  mit  deren  Hilfe  Kommunikation  zu  verste-
hen.  Diese  Fähigkeiten  beziehen  sich  nicht  ausschließlich  auf  sprachlichen  Textinhalt, 
sondern ebenso auf Filme, Bilder oder Musik. 
Dass  die  Inhaltsanalyse  als  Methode  bezeichnet  wird,  schließt  mit  ein,  dass  deren 
Vorgehensweise  sich  an  bestimmten  Wissenschaftsstandards  messen  lässt.  Das  sind 
zum  einen  Objektivität  bzw.  intersubjektive  Nachvollziehbarkeit  und  zum  anderen 
systematisches, d. h. theoriegeleitetes Vorgehen (vgl. Früh 2001: 37). Beides zielt dar-
auf ab, den Erkenntnisprozess möglichst transparent zu machen. Dies kann nur erreicht 
werden, sofern das Untersuchungsobjekt von verschiedenen Personen wahrnehmbar und 
Kennzeichen der Methode 
22
reproduzierbar ist und bezüglich der Erkenntnisstrategien im Verlauf der Untersuchung 
bewusst keine Variationen vorgenommen werden (ebd.: 120).  
Eine  weitere  Anforderung  an  inhaltsanalytisches  Vorgehen  ist  das  Vermeiden  so  ge-
nannten  ,,Zwischen-den-Zeilen-Lesens"  (vgl.  Atteslander  2000:  210;  Bonfadelli  2002: 
81). Bereits Berelson (1952) griff diesen Aspekt in seiner Definition auf, indem er sagt, 
Inhaltsanalyse  sei  ,,a  research  technique  for  the  objective,  systematic,  and  quantitative 
description of the manifest content of communication" (Berelson 1952: 18). Die Krite-
rien  Objektivität  und  Systematik  bemessen  sich  hierbei  vordergründig  am  Einsatz  des 
untersuchungsspezifisch  zu  entwickelnden  Kategoriensystems,  welches  der  Reduzie-
rung  komplexer  Kommunikationszusammenhänge  auf  Wesentliches  dient  und  das 
Kernelement einer Inhaltsanalyse bildet (vgl. Titscher et al. 1998: 78; Smith 2000: 320). 
Kritische  Einwände  an  der  Definition  Berelsons  beziehen  sich  vordergründig  auf  die 
Ausgrenzung  des  latenten  Inhalts,  da  die  Fähigkeiten  des  Codierers  zur  konsequenten 
Trennung beider Ebenen im Analyseprozess begrenzt sind (vgl. Kap. 2.1.2). Um eben 
jenen Interpretationsspielraum zwischen latenter und manifester Dimension eines Tex-
tes möglichst gering zu halten, werden dem Codiervorgang eindeutige Regeln zugrunde 
gelegt,  welche  die  empirische  Verlässlichkeit  gewährleisten  sollen  (vgl.  Früh  2001: 
106).  
Auch Merten (1995: 59) greift den Aspekt manifester Inhalte in seiner Definition auf 
und  klassifiziert  die  Inhaltsanalyse  als  ,,Methode  zur  Erhebung  sozialer  Wirklichkeit, 
bei  der  von  Merkmalen  eines  manifesten  Textes  auf  Merkmale  eines  nichtmanifesten 
Kontextes  geschlossen  wird."  Das  Grundprinzip  inhaltsanalytischen  Vorgehens  ist 
demzufolge,  Aussagen  über  die  Beziehung  zwischen  Sender,  Stimulus  und  Rezipient 
aus dem Inhalt zu treffen. Als Relikt von Kommunikationsprozessen ist der Inhalt von 
Texten folglich strukturierten Analysen zugänglich, die der Lasswell-Formel
14
 entspre-
chen (vgl. Titscher et al. 1998: 76).  
Als Grundlage der vorliegenden Arbeit dient die Definition Frühs (2001). Inhaltsana-
lyse ist demzufolge ,,eine empirische Methode zur systematischen, intersubjektiv nach-
vollziehbaren  Beschreibung  inhaltlicher  und  formaler  Merkmale  von  Mitteilungen; 
(häufig mit dem Ziel einer darauf gestützten interpretativen Inferenz)." (Früh 2001: 25) 
Diese Definition wird hierfür favorisiert, weil sie einerseits Wert auf die Verknüpfung 
inhaltlicher und formaler Merkmale legt und andererseits ausdrücklich auf die Interpre-
14 ,,Who says what in which channel to whom with what effect?" (Lasswell 1948: 37) 
Kennzeichen der Methode 
23
tierbarkeit  und  mögliche  subjektive  Abweichungen  hinweist.  Insbesondere  Inferenzen 
auf  den  Rezipienten  bzw.  die  Wirkung  bei  ihm  können  zwar  Zweck,  aber  keineswegs 
Bestandteil einer Inhaltsanalyse sein. Dafür wäre es notwendig, Rezeptions- bzw. Pro-
duktionstheorien zu integrieren (vgl. Früh 2001: 185 f.). 
Das  Ziel  der  Inhaltsanalyse  ist  die  Entwicklung  eines  gegenstandsgerechten  Instru-
ments zur Beantwortung einer vorher festgelegten Fragestellung und die ,,...Reduktion 
der  Komplexität  und  Vielfalt  der  Menge  der  vorliegenden  Information..."  (Dahin-
den/Hättenschwiler 2001: 510; Bonfadelli 2002: 79 f.). Daraus lassen sich gleicherma-
ßen  die  Funktionen  der  Inhaltsanalyse  ableiten.  Neben  formaler  Informationsbeschrei-
bung  und  -raffung  wird  der  Methode  auch  eine  generierende  und  prognostizierende 
Funktion zugewiesen. Informationen zu generieren, schließt wiederum an die Möglich-
keit von Rückschlüssen von Indikatoren manifesten Inhalts auf den Kontext oder Rezi-
pienten  an.  Die  Prognosefunktion  wird  z.  B.  bei  Längsschnittuntersuchungen  durch 
Trendaussagen ersichtlich (Merten 1995: 351).
15
Der klare Vorteil der Methode gegenüber Experimenten oder Befragungen ist dessen 
Nicht-Reaktivität, d. h. die Nicht-Beeinflussung des Untersuchungsgegenstands. Damit 
bedarf  das  zu  untersuchende  Material  keiner  Vorstrukturierung  und  kann  jederzeit, 
allerorts und beliebig oft analysiert werden. Im Zusammenhang damit steht zugleich das 
Ziel  der  intersubjektiven  Übereinstimmung,  weshalb  nach  explizierten  Regeln  vorge-
gangen und dieser Prozess exakt dokumentiert wird. 
Computergestützt  durchgeführte  Inhaltsanalysen  (CUI)  können  zwar  diesen  Erhe-
bungs- und Auswertungsaufwand erheblich verringern (vgl. Galliker/Pousaz 2000). Das 
Finden geeigneter Kategorien ist aber hier ebenso ausschließlich manuell möglich und 
unterliegt  damit  subjektiven  Einschätzungen.  Rückschlüsse  auf  den  Kontext  können 
somit auch hier nur begrenzt gezogen werden (vgl. Laatz 1993: 24). 
Da das Raster stets selektiv im Hinblick auf die konkrete Fragestellung  ist, müssen 
bei der Erstellung des Kategoriensystems formale Kriterien berücksichtigt werden (vgl. 
Holsti  1969).  Diese  Kriterien  lauten  Eindeutigkeit,  Trennschärfe,  Vollständigkeit,  Un-
abhängigkeit,  Eindimensionalität  und  theoretische  Ableitung  (vgl.  Atteslander  2000: 
211, Smith 2000: 321).  
15   Früh  (2001)  thematisiert  als  theoretische  Funktionen  der  Inhaltsanalyse  ausschließlich  das  Selekti-
ons-  (Komplexitätsreduktion)  und  Abstraktionsinteresse  (Inferenzen)  des  Forschers.  Das  reine  Be-
schreiben bzw. Klassifizieren hat hingegen bei Früh geringe Bedeutung (ebd.: 52 f.). 
Kennzeichen der Methode 
24
Eindeutige  und  trennscharfe  Kategorieninhalte  erfordern  klar  definierte  Ausprägun-
gen jeder Kategorie. So geht bei der Datenerhebung keinerlei Informationsgehalt verlo-
ren.  Damit  einher  geht  die  Forderung  nach  Unabhängigkeit.  Wäre  das  Vorhandensein 
einer Kategorie an das Vorhandensein einer weiteren geknüpft, würde das auf Verzer-
rungen bei der Auswertung verweisen.  
Die Forderungen nach Vollständigkeit und theoretischer Ableitung dienen der Absi-
cherung  der  vollständigen  Erfassung  der  Forschungsfrage  und  der  Hypothesen  (vgl. 
Früh 2001: 84). Beide Prinzipien beziehen sich darauf, dass auf der Begriffsebene und 
der Ebene des Datenmaterials das zu untersuchende Kommunikationsmerkmal in allen 
interessierenden  Bedeutungsdimensionen  zu  erfassen  ist.  Sie  sind  selektiv  und  nur  in 
Abhängigkeit von der Fragestellung erfüllbar (vgl. Atteslander 2000: 212). 
Da die Kategorien das Kernstück der Inhaltsanalyse bilden, sollten die an die gestell-
ten Anforderungen im Hinblick auf die Güte der Ergebnisse keinesfalls verletzt werden. 
Über diese Kriterien hinausgehend sind die verwendeten Kategorien jedoch u. a. auch 
stets  hinsichtlich  ihres  Abstraktionsgrades  und  dem  beabsichtigten  Inferenzniveau  zu 
beurteilen (vgl. Smith 2000: 321). 
Für die Kommunikationswissenschaft besitzt die Inhaltsanalyse den größten Stellen-
wert  unter  den  sozialwissenschaftlichen  Erhebungsmethoden.  Die  Auseinandersetzung 
damit,  welche  Inhalte  mit  welcher  Referenz  zur  Realität  durch  Zeitungsartikel  oder 
Fernsehbeiträge  vermittelt  werden,  ist  sowohl  der  Wissenschaft  wie  auch  der  Öffent-
lichkeit  dienlich.  Sie  soll  darüber  Aufschluss  geben,  ob  Inhalte  erstens  eine  Wirkung 
erzielen können und wenn ja, welche und zweitens zur Beschreibung und Erklärung der 
Medienrealität beitragen (vgl. McQuail 2001: 305; Bonfadelli 2002: 12 ff.).  
2.1.1  Gütekriterien  
Die Güte jeder sozialwissenschaftlichen Methode bemisst sich in erster Linie an dessen 
Objektivität,  Reliabilität  und  Validität.  Sowohl  Reliabilität  als  auch  Validität  können 
durch konkrete Korrelationskoeffizienten beschrieben werden, die jedoch immer nur für 
eine  konkrete  Bezugsmenge,  hingegen  nicht  für  das  Messinstrument  selbst  Geltung 
besitzen (vgl. Koolwijk 1976: 72). Aufgrund ihrer zentralen Bedeutung für die Messung 
Kennzeichen der Methode 
25
latenter Konstrukte wird an dieser Stelle beispielhaft für alle Kriterien ausschließlich die 
Gültigkeit (Validität) näher erläutert.   
Die  Forderung  nach  Validität  geht  davon  aus,  dass  der  Sozialwissenschaftler 
bestimmen  kann,  in  welchem  Ausmaß  empirische  Indikatoren  ein  gegebenes  theoreti-
sches  Konzept  exakt  widerspiegeln.  Validität  ist  demnach  das  Maß  für  die  Gültigkeit 
einer Messung. Scheuch definiert es als ,,Eigenschaft eines Ergebnisses, auch das wie-
derzugeben,  was  man  bei  der  Interpretation  von  ihm  glaubt,  dass  es  dies  wiedergibt." 
(Scheuch  1973:  134).  Um  das  Bezugsobjekt  der  Validität  eindeutig  zu  kennzeichnen, 
erscheint diese Definition zu vage, denn Glaube allein ist zu wenig, um wissenschaftli-
che Erklärungen zutage zu fördern.  
Nach Kriz (1981: 47) hingegen besteht mit Gültigkeit  
,,...  die  Forderung,  dass  die  gewählten  Operationalisierungen  den  begriffli-
chen Merkmalsbereich hinreichend erschöpfend erfassen, dass die Ergebnisse 
mit  dem  theoretischen  Bezugsrahmen  grundsätzlich  in  Einklang  zu  bringen 
sind, und dass sie als Prognosekriterium für die von der Theorie vorhergesag-
ten (und empirisch feststellbaren) Phänomene dienen können."  
Die  hier  genannten  Anforderungen  spiegeln  deutlich  wieder,  dass  die  oberste  Priorität 
einer Messung generell auf einer hinreichenden Operationalisierung der untersuchungsre-
levanten  Merkmale,  der  Übereinstimmung  mit  dem  theoretischen  Bezugsrahmen  und 
einer  grundsätzlichen Einschätzung der Gültigkeitsbedingungen für die  Messung liegen 
sollte. 
Je  nach  Bezugsobjekt  können  verschiedene  Validitätsarten  überprüft  werden.  Sie 
beziehen sich dabei z. B. auf ein bestimmtes Kriterium, den Untersuchungsinhalt oder 
das zu überprüfende Konstrukt (vgl. Bortz/Döring 1995: 185).  
Bei der Kriteriumsvalidität ist das zu messende Konstrukt anhand externer Kriterien 
überprüfbar. Sie erlaubt Inferenzen sowohl von theoretischer Ebene ausgehend als auch 
der Operationalisierungsebene (vgl. Brewer 2000: 6). Für das Beispiel der Religiösität 
wäre u. a. ein mögliches Außenkriterium die Anzahl und Regelmäßigkeit der Kirchgän-
ge.  Selten,  insbesondere  bei  latenten  Untersuchungsgegenständen  wie  Vertrauen  oder 
Intelligenz,  ist  das  Kriterium  jedoch  bestimmbar  oder  kann  nicht  ohne  eine  weitere 
Messung festgelegt werden. Damit besteht das Risiko, möglicherweise eine Validierung 
mit nicht validen Kriterien vorzunehmen (vgl. Gehring/Weins: 60 f.).  
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2004
- ISBN (eBook)
- 9783832440503
- ISBN (Paperback)
- 9783838640501
- Dateigröße
- 1.1 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Friedrich-Schiller-Universität Jena – Sozial- und Verhaltenswissenschaften
- Note
- 1,0
- Schlagworte
- journalismus medienwirkungsforschung inhaltsanalyse
- Produktsicherheit
- Diplom.de
 
					