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Produktbezogene Erfolgskontrolle bei Banken mit Hilfe der Marktzinsmethode

©2000 Diplomarbeit 57 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Das gesamte Bankensystem sieht sich heute zunehmend einem verschärften Wettbewerbsdruck sowie einer wachsenden Komplexität und Internationalisierung der Märkte gegenüber. In dieser Situation wird ein modernes Controlling, welches eine ertragsorientierte Banksteuerung ermöglicht, unverzichtbar. Die Funktionsfähigkeit des Controlling hängt dabei wesentlich von den verwendeten Kalkulationsverfahren und -instrumenten ab.
Eine zentrale Bedeutung nimmt die Beantwortung der Frage nach der Entstehung und Zurechnung des Periodenergebnisses der Bank ein. Nur wenn ermittelt wird, wo bzw. womit das Ergebnis der Bank erzielt wurde, kann das Controlling weitere Impulse zur Steuerung der Ertragslage der Bank geben.
Das Kalkulationsinstrumentarium muß also in der Lage sein, Auskunft darüber zu geben, welchen Beitrag ein einzelnes Bankprodukt zum Gesamtbankergebnis leistet. Wesentlich ist hierbei, daß eine Grenznutzenbetrachtung stattfindet. Jedem Einzelprodukt muß genau der Ergebnisbeitrag zugerechnet werden können, der für die Bank durch den Abschluß des Geschäftes zusätzlich entsteht.
Eine Möglichkeit der produktbezogenen Erfolgskontrolle bietet die Marktzinsmethode (MZM). Sie wurde Ende der 70er Jahre durch die Beratungsfirma McKinsey & Comp., Inc. im deutschen Bankensektor, zunächst im Rahmen eines Pilotprojekts bei der Westdeutschen Landesbank eingeführt und seitdem in Wissenschaft und Praxis ständig weiterentwickelt, so daß die MZM heute als fest etabliertes, wenn auch nicht ausschließliches Instrument für die Steuerung des Zinsgeschäftes angesehen werden kann.
Gang der Untersuchung:
Ziel dieser Untersuchung ist es, herauszuarbeiten, ob und ggf. wie Banken den Erfolg ihrer Produkte unter Zuhilfenahme der MZM unmittelbar nach Abschluß des einzelnen Geschäfts messen und analysieren können. Zu diesem Zwecke wird in Kapitel 2 zunächst beschrieben, welche Anforderungen eine auf das einzelne Produkt einer Bank bezogene Erfolgskontrolle zu erfüllen hat und wie sich diese Erfolgskontrolle in das Gesamtsystem der internen Bankkalkulation einfügt.
Anschließend ist zu fragen, welche Methode unter Beachtung der formulierten Anforderungen am ehesten für eine adäquate Erfolgszurechnung geeignet ist. Dabei werden in Kapitel 3 zunächst die traditionellen Verfahren sowie im Anschluß daran in Kapitel 4 die MZM betrachtet. Wie als Ergebnis der Kritik an den traditionellen Verfahren zu zeigen sein wird, kann von den zur Verfügung stehenden […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 4038
Kahnert, Matthias: Produktbezogene Erfolgskontrolle bei Banken mit Hilfe der
Marktzinsmethode / Matthias Kahnert - Hamburg: Diplomica GmbH, 2001
Zugl.: Hagen, Universität - Gesamthochschule, Diplom, 2000
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2001
Printed in Germany

II
INHALTSVERZEICHNIS
Abbildungsverzeichnis
IV
Tabellenverzeichnis
IV
Abkürzungsverzeichnis
V
Symbolverzeichnis
VI
1
Einführung: Problemstellung und Gang der Untersuchung
1
2
Anforderungen an eine produktbezogene Erfolgskontrolle
2
2.1
Begriffliche Abgrenzungen
2
2.2
Die Bedeutung der Marge für die Erfolgskontrolle
3
2.3
Das Anforderungsprofil
4
3
Traditionelle Verrechnungszinskonzepte
6
3.1
Die Poolmethode
6
3.2
Die Schichtenbilanzmethode
7
3.3
Kritische Würdigung der traditionellen Konzepte
8
4
Die Marktzinsmethode als Instrument der produktbezogenen
Erfolgskontrolle
9
4.1
Grundzüge der Marktzinsmethode
9
4.1.1 Prämissen und finanzierungstheoretische Grundlagen
9
4.1.2 Die Ermittlung independenter Erfolgskomponenten
13
4.1.2.1 Der Konditionsbeitrag einzelner Geschäfte
13
4.1.2.2 Der Strukturbeitrag als gesamtbankbezogene
Steuerungsgröße
15
4.1.3 Berücksichtigung von Realitäten am Geld- und
Kapitalmarkt
18
4.1.3.1 Der Einfluß schwankender Zinssätze
18
4.1.3.2 Der Einfluß gespaltener Geld- und Kapital-
marktsätze
20
4.1.4 Zwischenergebnis
24

III
4.2
Erweiterte Modelle der Marktzinsmethode
25
4.2.1 Die zeitliche Abbildung des Erfolgsbeitrages im
Barwertkonzept
25
4.2.1.1 Die Ermittlung des Konditionsbeitrags-
Barwertes
26
4.2.1.2 Die periodische Verteilung des Konditions-
beitrags-Barwertes
32
4.2.2 Die Berücksichtigung unsicherer Zahlungsströme im
Barwertkonzept
33
4.2.2.1 Bewertung variabel verzinslicher Produkte
34
4.2.2.2 Erfassung unbekannter Kapitalverläufe
36
4.2.3 Die rentabilitätsmäßige Erfolgsrechnung
37
4.2.3.1 Einbeziehung von Risikokosten
37
4.2.3.2 Einbeziehung von Betriebskosten
38
4.2.3.3 Berechnung des Netto-Konditionsbeitrags-
Barwertes am Beispiel
39
4.3
Die Eignung der Marktzinsmethode für die produktbezogene
Erfolgskontrolle
40
5
Grenzen der Marktzinsmethode
42
6
Schlußbetrachtung
44
Literaturverzeichnis
46

IV
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abbildung 1: Ergebniskomponenten bei Anwendung des Opportunitäts-
prinzips
24
Abbildung 2: Ergebniskomponenten bei Anwendung des Engpaßprinzips
für den Fall des Aktivengpasses
26
Abbildung 3: Ergebniskomponenten bei Anwendung des Gegenpositions-
prinzips
28
TABELLENVERZEICHNIS
Tabelle 1:
Ermittlung von Konditionsbeiträgen im Beispiel
17
Tabelle 2:
Auswirkungen von Zinsänderungen am GKM auf den
Konditionsbeitrag
22
Tabelle 3:
Zinsstruktur am GKM im Beispiel
32
Tabelle 4:
Refinanzierungsplan der zahlungsstrukturkongruenten
Opportunität
33
Tabelle 5:
Konstruktion ein-, zwei- und dreijähriger ZAF
36
Tabelle 6:
Zahlungsreihe des Zinsüberschusses eines variabel ver-
zinslichen Kredits
41
Tabelle 7:
Beispiel für die Berechnung eines Netto-KBB
46

V
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
BAK
Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen
bzw.
beziehungsweise
Comp.
Companion (Gesellschafter)
DBW
Die Betriebswirtschaft
d.h.
das heißt
et al.
et alia
evtl.
eventuell
GE
Geldeinheiten
gem.
gemäß
ggf.
gegebenenfalls
GKM
Geld- und Kapitalmarkt
GuV
Gewinn- und Verlustrechnung
i.d.R.
in der Regel
Inc.
incorporated (amtlich eingetragen)
KBB
Konditionsbeitrags-Barwert
MZM
Marktzinsmethode
ÖBA
Österreichisches Bankarchiv
o.g.
oben genannt
p.a.
per annum
resp.
respektive
ROE
Return on Equity
ROI
Return on Investment
S.
Seite
sog.
sogenannte
u.a.
unter anderem
usw.
und so weiter
u.U.
unter Umständen
vgl.
vergleiche
ZAF
Zerobond-Abzinsfaktor
z.B.
zum Beispiel
ZfB
Zeitschrift für Betriebswirtschaft

VI
SYMBOLVERZEICHNIS
BE
Gesamterfolg der Bank in der betrachteten Periode [GE]
C
0
Emissionskurs eines Zerobonds [Dezimalschreibweise]
C
R
Rücknahmekurs eines Zerobonds [Dezimalschreibweise]
c
t
zum Zeitpunkt t fällig werdende Zahlung eines Kundengeschäfts [GE]
i
d
Tagesgeldsatz am GKM; für Aktiva und Passiva gleich hoch [Dezimalschreibweise]
i
t
GKM-Zinssatz einer Laufzeit von t Jahren [Dezimalschreibweise]
KB
t
periodisierter Konditionsbeitrag [GE]
KB
j
A
Konditionsbeitrag p.a. des Aktivprodukts j [GE]
KB
k
P
Konditionsbeitrag p.a. des Passivprodukts k [GE]
KBB
Konditionsbeitrags-Barwert [GE]
opp
j
A
Verzinsung der dem Aktivprodukt j zugeordneten Opportunität [Dezimalschreib-
weise]
opp
k
P
Verzinsung der dem Passivprodukt k zugeordneten Opportunität [Dezimalschreib-
weise]
r
j
A
effektiver Zinssatz des Aktivprodukts j [Dezimalschreibweise]
r
k
P
effektiver Zinssatz des Passivprodukts k [Dezimalschreibweise]
r
TEZ
treasury-konformer Effektivzins des Kundengeschäfts [Dezimalschreibweise]
r
Z B
Rendite eines Zerobonds [Dezimalschreibweise]
SB
Gesamt-Strukturbeitrag p.a. [GE]
SB
j
A
Strukturbeitrag p.a. des Aktivprodukts j [GE]
SB
k
P
Strukturbeitrag p.a. des Passivprodukts k [GE]
t
Zeitpunkt
t
0
Zeitpunkt der produktbezogenen Erfolgskontrolle; unmittelbar nach Abschluß des
Kundengeschäfts
T
Laufzeitende
V
j
A
Volumen des Aktivprodukts j [GE]
V
k
P
Volumen des Passivprodukts k [GE]
x
t
Opportunitätstranche einer Befristung von t Jahren [GE]
ZAF
t
laufzeitspezifischer ZAF

1
1 Einführung: Problemstellung und Gang der Untersuchung
Das gesamte Bankensystem sieht sich heute zunehmend einem verschärften Wettbewerbsdruck so-
wie einer wachsenden Komplexität und Internationalisierung der Märkte gegenüber. In dieser Situa-
tion wird ein modernes Controlling, welches eine ertragsorientierte Banksteuerung ermöglicht, un-
verzichtbar. Die Funktionsfähigkeit des Controlling hängt dabei wesentlich von den verwendeten
Kalkulationsverfahren und ­instrumenten ab.
Eine zentrale Bedeutung nimmt die Beantwortung der Frage nach der Entstehung und Zurechnung
des Periodenergebnisses der Bank ein. Nur wenn ermittelt wird, wo bzw. womit das Ergebnis der
Bank erzielt wurde, kann das Controlling weitere Impulse zur Steuerung der Ertragslage der Bank
geben.
Das Kalkulationsinstrumentarium muß also in der Lage sein, Auskunft darüber zu geben, welchen
Beitrag ein einzelnes Bankprodukt zum Gesamtbankergebnis leistet. Wesentlich ist hierbei, daß
eine Grenznutzenbetrachtung stattfindet. Jedem Einzelprodukt muß genau der Ergebnisbeitrag zu-
gerechnet werden können, der für die Bank durch den Abschluß des Geschäftes zusätzlich entsteht.
1
Eine Möglichkeit der produktbezogenen Erfolgskontrolle bietet die Marktzinsmethode (MZM). Sie
wurde Ende der 70er Jahre durch die Beratungsfirma McKinsey & Comp., Inc. im deutschen Ban-
kensektor, zunächst im Rahmen eines Pilotprojekts bei der Westdeutschen Landesbank eingeführt
2
und seitdem in Wissenschaft und Praxis ständig weiterentwickelt, so daß die MZM heute als fest
etabliertes,
3
wenn auch nicht ausschließliches Instrument für die Steuerung des Zinsgeschäftes an-
gesehen werden kann.
Ziel dieser Untersuchung ist es, herauszuarbeiten, ob und ggf. wie Banken den Erfolg ihrer Produk-
te unter Zuhilfenahme der MZM unmittelbar nach Abschluß des einzelnen Geschäfts messen und
analysieren können.
Zu diesem Zwecke wird in Kapitel 2 zunächst beschrieben, welche Anforderungen eine auf das
einzelne Produkt einer Bank bezogene Erfolgskontrolle zu erfüllen hat und wie sich diese Erfolgs-
kontrolle in das Gesamtsystem der internen Bankkalkulation einfügt.
Anschließend ist zu fragen, welche Methode unter Beachtung der formulierten Anforderungen am
ehesten für eine adäquate Erfolgszurechnung geeignet ist. Dabei werden in Kapitel 3 zunächst die
traditionellen Verfahren sowie im Anschluß daran in Kapitel 4 die MZM betrachtet. Wie als Ergeb-
nis der Kritik an den traditionellen Verfahren zu zeigen sein wird, kann von den zur Verfügung ste-
henden Konzepten und unter Beachtung der herausgearbeiteten Anforderungen allein der MZM im
Hinblick auf eine produktbezogene Erfolgskontrolle bei Banken weitere Aufmerksamkeit geschenkt
1
Vgl. SCHIERENBECK/PAUL (1998), S. 1.
2
Vgl. SCHIERENBECK (1994), S. 1418.
3
Vgl. KODLIN (1992), S. 212.

2
werden. Nach einer Erläuterung der Prämissen und finanzierungstheoretischen Grundlagen schließt
sich in Abschnitt 4.1 eine Darstellung des Grundmodells der MZM an. Diese endet mit einer Einbe-
ziehung schwankender Zinssätze und gespaltener Geld- und Kapitalmarktsätze in das Modell.
Die Trennlinie zwischen Grundmodell und Modellerweiterungen wurde mehr oder weniger willkür-
lich gezogen, da auch die in der Literatur geführte wissenschaftliche Auseinandersetzung mit die-
sem Thema eine einheitliche Terminologie und Abgrenzung verwendeter Begriffe, wie Grundkon-
zept, Margenkonzept, Barwertmodell usw. weitgehend vermissen läßt.
In Abschnitt 4.2 werden verschiedene Prämissen des Grundmodells aufgehoben, um zu analysieren,
inwieweit erweiterte Modelle der MZM bei unsicheren Zahlungsreihen, für Produkte mit unter-
schiedlicher Laufzeit und Tilgungsstruktur sowie unter Einbeziehung des Zinsänderungsrisikos an-
wendbar sind. Insbesondere wird das sog. Barwertkonzept als ein sich vom Grundmodell hinsicht-
lich der zeitlichen Abbildung des Erfolgsbeitrags unterscheidendes Konzept auf seine Zweckmä-
ßigkeit zur produktbezogenen Erfolgskontrolle hin untersucht. Schließlich wird dargestellt, wie
durch Einbeziehung verschiedener Korrekturgrößen die Erfolgskennziffer Netto-
Konditionsbeitrags-Barwert entsteht.
In Abschnitt 4.3 wird der Frage nachgegangen, ob und inwieweit die MZM den unter 2.3 formulier-
ten Anforderungen entspricht.
Kapitel 5 zeigt auf, welche Grenzen der MZM, zum einen in konzeptioneller Hinsicht, zum ande-
ren hinsichtlich ihrer Anwendung in der bankbetrieblichen Praxis, gesetzt sind.
Die Arbeit schließt mit einer kritischen Würdigung der Methode.
2 Anforderungen an eine produktbezogene Erfolgskontrolle
2.1 Begriffliche Abgrenzungen
Der Erfolg eines Bankproduktes ist der konkrete Beitrag dieses Produktes zum Gesamtergebnis der
Bank innerhalb einer betrachteten Periode.
Wenn im folgenden Bankprodukte in Rede stehen, wird einer einzelgeschäftsbezogenen Betrach-
tungsweise der Vorzug gegeben. Es werden also stets absatzfähige Einzelprodukte, wie z.B. der
einzelne Kredit auf der Aktivseite oder die einzelne Spareinlage auf der Passivseite, betrachtet. Da
das einzelne Kundengeschäft ein immaterielles Gut darstellt, das durch Einsatz von menschlicher

3
Arbeit und Kapital "produziert" wird, können die Begriffe Produkt und Kundengeschäft synonym
verwendet werden. Geschäfte, welche die Bank am Geld- und Kapitalmarkt (GKM) tätigt, fallen
somit nicht unter den Produktbegriff.
Ebenso wird der Kontrollbegriff eng ausgelegt und ist daher nicht mit Controlling gleichzusetzen.
Gleichwohl bildet die hier behandelte produktbezogene Erfolgskontrolle eine Teilfunktion des
Controlling im Bankbetrieb. Kontrolle wird im Rahmen dieser Arbeit als ex-post-Instrument ver-
standen. Aus Sicht der Bank interessiert bereits unmittelbar nach Geschäftsabschluß, im Zeitpunkt
t
0
, die Frage, welcher Erfolg aus dem soeben getätigten Kundengeschäft resultiert resp. welchen
Erfolg das soeben entstandene Produkt erwirtschaftet ­ mit anderen Worten: über welchen Betrag
unmittelbar nach Abschluß des einzelnen Kundengeschäfts verfügt werden könnte.
Natürlich hat die Ermittlung des Erfolgsbeitrages eine wesentliche Steuerungsqualität. Die Kontrol-
le des Erfolgs eines Produktes ermöglicht es, Ursachen für Abweichungen aufzuklären und auf die-
ser Grundlage zukünftig verbesserte Entscheidungen zu treffen.
2.2 Die Bedeutung der Marge für die Erfolgskontrolle
Eine wichtige Information über den Ergebnisbeitrag eines Bankgeschäfts liefert die Zinsmarge.
4
Im
Aktivgeschäft ist sie definiert als Differenz zwischen dem effektiven Ertragszins und dem kalkula-
torischen Kostenzins, im Passivgeschäft als Differenz zwischen dem kalkulatorischen Ertragszins
und dem effektiven Kostenzins.
5
Die zentrale Bedeutung der Zinsmarge resultiert vor allem daraus, daß sie die wesentliche kalkula-
torische Grundlage für Entscheidungen über die Realisierung bzw. Fortführung von Bankgeschäften
darstellt. Die ermittelte Zinsmarge trifft ­ sofern sie wie oben definiert ist ­ unmittelbar eine Aussa-
ge über den Erfolg des betrachteten Produkts in der jeweiligen Periode.
Damit die Zinsmarge möglichst vollständige Ergebnisinformationen liefert, müssen bei ihrer Kalku-
lation alle Erfolgskomponenten des Bankgeschäfts berücksichtigt werden. Neben dem Zinsergebnis
müssen daher bei der Ermittlung einer aussagekräftigen Marge gleichfalls Risikokosten, Betriebs-
kosten und Provisionserlöse Berücksichtigung finden. Somit ist zwischen einer Brutto- und einer
Nettomarge zu unterscheiden. Die Bruttomarge stellt den Zinsüberschuß eines Produkts dar, die
Nettomarge stellt den Gesamtüberschuß des Produkts nach Abzug weiterer Ergebniskomponenten,
jeweils in Relation zum Geschäftsvolumen, dar.
4
Vgl. SCHIERENBECK/ROLFES (1988), S. 11.
5
Vgl. SCHIERENBECK (1999), S. 43.

4
2.3 Das Anforderungsprofil
Im folgenden sollen sowohl konzeptionelle als auch praktische Anforderungen an eine produktbe-
zogene Erfolgskontrolle formuliert werden, deren Realisierung es ermöglicht, betriebswirtschaftlich
"vernünftige" Ergebnisinformationen zu erhalten
6
und "positive" von nicht kostendeckenden Ge-
schäften zu unterscheiden
7
:
§ grenznutzenorientierte Einzelbewertung eines Geschäfts
Die produktbezogene Erfolgskontrolle muß sich eines Verrechnungszinskonzeptes bedienen,
welches auf Grenzgrößen basiert. Es muß Aussagen darüber liefern können, wie sich das Ge-
samtergebnis einer Bank ändert, wenn ein Geschäft getätigt wurde. Es darf also nicht auf
Durchschnittszinsgrößen zurückgreifen.
8
Eine isolierte Aussage über den Einzelerfolg eines Produkts kann nur dann getroffen wer-
den, wenn dieser Einzelerfolg in seiner Höhe von anderen Geschäften unabhängig ist und
die Ergebnisinformation lediglich den zusätzlichen (Grenz-) Ertrag angibt. Einen solchen zu-
sätzlichen Erfolg erwirtschaftet ein aktivisches Produkt dann, wenn sein Zinsertrag höher ist
als derjenige der Geldanlage, auf welche zu seinen Gunsten verzichtet wird. Ein passivisches
Produkt erwirtschaftet dann einen zusätzlichen Erfolg, wenn seine Zinskosten niedriger sind,
als die Zinskosten der Geldaufnahme, auf die zu seinen Gunsten verzichtet werden kann. Der
kalkulatorische Zins ist also aus der alternativen, nächstbesten Geldanlage- bzw. Geldauf-
nahmemöglichkeit abzuleiten.
9
§ Erfolgsbewertung mit externen Bewertungsmaßstäben
Für die Erfolgsbewertung kommt ein interner Bewertungsmaßstab ­ etwa eine Kredit- oder
Einlagenalternative, die an einer anderen Stelle der Bank gerade zur Disposition steht - nicht
in Frage, weil der Bank de facto die nächstbeste Kredit- bzw. Einlagenalternative, auf die zu-
gunsten des abzuschließenden Geschäfts verzichtet wird, im Zeitpunkt des Geschäftsab-
schlusses nicht bekannt ist.
Der Bewertungsmaßstab für den Erfolg eines Produktes muß demzufolge außerhalb des eige-
nen Kundengeschäftsbereichs einer Bank, also am GKM, gesucht werden.
10
§ Eindeutigkeit des Grenzerfolges
Der Grenzerfolg des Produktes muß zum Zeitpunkt der Bewertung ­ hier also unmittelbar nach
6
Vgl. HARTMANN-WENDELS et al. (2000), S. 630.
7
Vgl. DROSTE et al. (1983), S. 313.
8
Vgl. BANKEN (1987), S. 23.
9
Vgl. SCHIERENBECK (1999), S. 45.
10
Vgl. SCHIERENBECK (1999), S. 46.

5
Abschluß des Kundengeschäfts ­ eindeutig feststehen. Diese Forderung beinhaltet, daß nur ak-
tuelle Daten, insbesondere in bezug auf die Alternativen am GKM, Verwendung finden.
§ Objektivität der Ergebnisinformation
Der Erfolg eines Produktes darf nicht von den Konditionen anderer Geschäfte abhängig sein.
Die Erfolgskontrolle muß frei von willkürlichen Zurechnungen sein. Ebenso darf es im
Rahmen der produktbezogenen Erfolgskontrolle nicht möglich sein, durch subjektive Ent-
scheidungen im Hinblick auf Erfolgswünsche das Ergebnis zu beeinflussen. Aus der Objektivi-
tät resultiert auch die Akzeptanz des Verfahrens: es muß nachvollziehbar sein.
11
§ Erfolgsquellenabgrenzung
In die Erfolgskontrolle einzelner Produkte dürfen Fristigkeits- und Währungserfolge nicht ein-
gehen, da derartige Erfolge auch bei Nicht ­ Kundengeschäften auftreten. Damit realisieren
sie keinen Grenzerfolg im Vergleich zu anderen Geschäften mit gleichen Fristigkeits- und
Währungsmerkmalen.
§ Realitätsbezug
Die zur produktbezogenen Bewertung herangezogenen Vergleichsalternativen dürfen nicht
nur rein hypothetischen Charakter besitzen. Sie müssen auch tatsächlich durchführbar sein.
12
§ Einheitlicher Regelkreis von Planung und Kontrolle
Die Vorkalkulation und die Erfolgskontrolle müssen auf einheitlichen Entscheidungsgrundla-
gen beruhen.
13
§ Identität von Gesamterfolg und Summe der Einzelgeschäftserfolge
Die Erfolge der einzelnen Produkte müssen summativ den Gesamterfolg ergeben. Diese An-
forderung trägt der Tatsache Rechnung, daß sich das Zinsergebnis einer Bank aus den Ein-
zelgeschäftsergebnissen zusammensetzt.
14
11
Vgl. GAIDA et al. (1996), S. 5.
12
Vgl. HARTMANN-WENDELS et al. (2000), S. 631.
13
Vgl. FLECHSIG/FLESCH (1982), S. 456.
14
Vgl. BANKEN (1987), S. 28.

6
3
Traditionelle Verrechnungszinskonzepte
Im folgenden wird geprüft, ob die sog. traditionelle Verrechnungszinskonzepte den in Abschnitt 2.3
genannten Anforderungen entsprechen und somit evtl. alternativ zur MZM für eine produktbezoge-
ne Erfolgskontrolle infrage kommen.
In Literatur und Praxis ist eine Vielzahl von Verrechnungszinskonzepten entwickelt worden.
15
Prak-
tische Anwendung fanden insbesondere die Pool- und die Schichtenbilanzmethode.
16
Beide Verfahren führen eine sog. Teilzinsspannenrechnung durch, d.h., die Bruttozinsspanne einer
Bank wird in Teilergebnisse zerlegt.
17
Unter einer Zinsspanne wird dabei das Verhältnis von Zinsü-
berschuß zum Geschäftsvolumen ­ zumeist der Bilanzsumme ­ verstanden. Der Zinsüberschuß
kommt als Differenz zwischen Zinserträgen und Zinsaufwendungen zustande, wobei auch noch
laufende Zinsgeschäfte früherer Perioden zu beachten sind.
18
Dazu wird zunächst eine unkompensierte Bilanz, die Zinsertragsbilanz, erstellt, in welcher die Bi-
lanzpositionen nach den durchschnittlichen Zinssätzen geordnet und in Gruppen zusammengefaßt
werden. Indem beide Seiten der Zinsertragsbilanz verknüpft werden, leitet man Finanzierungsbe-
ziehungen zwischen Aktiv- und Passivpositionen ab. In der Art der Verknüpfung unterscheiden sich
Pool- und Schichtenbilanzmethode.
Die traditionellen Konzepte ermitteln mithin Teilzinsspannen als Differenz zwischen dem Zinser-
trag einer Aktivposition und dem durchschnittlichen Zinsaufwand einzelner oder aller Passivpositi-
onen et vice versa.
19
3.1 Die Poolmethode
Die Poolmethode beruht auf der Vorstellung, daß alle Passiva einer Bank in einen Kapital-Pool
fließen, welcher der Refinanzierung sämtlicher Aktivgeschäfte dient. Dabei wird angenommen, daß
jedes einzelne Aktivgeschäft in Höhe des durchschnittlichen Zinssatzes der Passivseite finanziert
werden muß.
20
Die Identität der eingeflossenen Passiva als Sicht-, Spar- Termineinlage usw. geht
dabei verloren.
Umgekehrt wird die gesamte Aktivseite als Anlageportefeuille für das Passivgeschäft definiert. Der
Durchschnittszins der Passivseite ist dann der Kostensatz für Aktivgeschäfte, der Durchschnittszins
der Aktivseite ist der Erlössatz für Passivgeschäfte. Als Differenz zwischen beiden Durchschnitts-
zinssätzen ergibt sich die Bruttozinsspanne der Gesamtbank.
15
Vgl. BANKEN (1987), S. 33.
16
Vgl. FLECHSIG/FLESCH (1982), S. 455.
17
Vgl. BANKEN (1987), S. 36.
18
Vgl. GAIDA et al. (1996), S. 3.
19
Vgl. SCHIERENBECK (1999), S. 57.
20
Vgl. WIMMER (1996), S. 27.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2000
ISBN (eBook)
9783832440381
ISBN (Paperback)
9783838640389
DOI
10.3239/9783832440381
Dateigröße
478 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
FernUniversität Hagen – Wirtschaftswissenschaften
Erscheinungsdatum
2001 (Juni)
Note
2
Schlagworte
controlling marktzinsmethode kalkulation bankprodukte bankcontrolling
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