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Techno

Jugendkultur der neunziger Jahre

©1996 Diplomarbeit 141 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Gang der Untersuchung:
Thema der vorliegenden Arbeit ist die Jugendkultur Techno. Aufgrund meiner Leidenschaft zur elektronischen Musik habe ich mich entschlossen, dieses Thema für meine Diplomarbeit im Studiengang Medienberatung auszuwählen.
Im einzelnen wird versucht, das Phänomen „Techno“ zu analysieren. Dem Leser wird ein Einblick in die Entwicklungsgeschichte der elektronischen Musik gegeben. Desweiteren wird versucht, anhand einer durchgeführten Untersuchung und Befragung von Technofans die Technoszene und deren Anhänger zu charakterisieren; in diesem Zusammenhang wird im besonderen der Aspekt der Jugendkultur „Techno“ betrachtet.
Die Interviews und Beobachtungen wurden in den Städten Leipzig, Köln und Berlin durchgeführt. Die Entstehung der Clublandschaft besonders im Ostteil der Stadt Berlin findet Beachtung, mit dem besonderen Augenmerk auf die zwei renommiertesten Technoclubs „Tresor“ und „E-Werk“.
Der Versuch, den Stoff der Diplomarbeit auf einer multimedialen Plattform, wie z.B das Internet, zu realisieren, ist unter der Internetadresse http\:www.cs.tu-berlin.de wolfa einsehbar.

Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
INHALT, GEGENSTAND DER ARBEIT1
VORWORT4
CHARAKTERISIERUNG DER DEUTSCHEN TECHNOSZENE7
ZUR VORGESCHICHTE DER UNTERSUCHUNG7
DIE UNTERSUCHUNG7
ZIELE DER VORSTUDIE8
FRAGESTELLUNGEN UND ANNAHMEN8
DER FORSCHUNGS - UND GESPRÄCHSLEITFADEN10
ALLTAGSANFORDERUNGEN IM SPANNUNGSFELD ZUM LEBEN IN DER TECHNOSZENE, GESPRÄCHSLEITFADEN VOM 20.4.1996.10
LEBENSWELTLICHE REALITÄTEN10
STELLENWERT VON DROGENKONSUM11
WIE BEGEGNEN SICH MÄNNER UND FRAUEN IM TECHNOPARTYLEBEN11
TECHNOPARTY UND WOCHENRHYTHMUS DER SZENEZUGEHÖRIGEN11
SZENEKONTAKTE UND ZUGANGSWEISEN12
ERGEBNISSE DER SZENEBEOBACHTUNG JUGENDKULTUR TECHNO13
TECHNOINFRASTRUKTUR IN BERLIN17
TECHNOINFRASTRUKTUR LEIPZIG19
TECHNOINFRASTRUKTUR KÖLN20
TECHNOSZENE BRD ALLGEMEIN21
PARTYLEBEN IM VERGLEICH ZU BERLIN24
ZUM VERHÄLTNIS VON TECHNO-PARTYGEMEINDE UND „TECHNOPARTY-PEER-GROUPS“26
DAS TECHNOPARTYUNTERHALTUNGSKONZEPT: WIRKUNGEN UND INTERPRETATION26
PROFIL DER BESUCHERINNEN VON TECHNOSDISKOTHEKEN UND TECHNO-CLUBS27
DURCHMISCHUNG DES PUBLIKUMS NACH BERUFSGRUPPEN30
ALTERSSTRUKTUR30
GESCHLECHTERVERHÄLTNIS31
EROTIK, SEXUALITÄT, TANZEN, ROLLENWECHSEL31
PARTNERSUCHE UND PARTNERSCHAFTEN - WIE IST DAS SEXUELLE GEFÜGE IN DER TECHNOSZENE?35
ZUSAMMENFASSENDE AUSWERTUNG DER ERGEBNISSE VON SZENEBEOBACHTUNGEN:37
FRAGESTELLUNGEN UND PERSPEKTIVEN37
ANNAHMEN UND […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 0458
Wolf, Alexander: Techno: Jugendkultur der neunziger Jahre / Alexander Wolf - Hamburg:
Diplomarbeiten Agentur, 2000
Zugl.: Berlin, Universität, Diplom, 1996
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Dipl. Kfm. Dipl. Hdl. Björn Bedey, Dipl. Wi.-Ing. Martin Haschke & Guido Meyer GbR
Diplomarbeiten Agentur, http://www.diplom.de, Hamburg 2000
Printed in Germany


1
INHALT,GEGENSTAND DER ARBEIT 5
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ORWORT
5
C
HARAKTERISIERUNG DER DEUTSCHEN
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ECHNOSZENE
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ERGEBNISSE DER SZENEBEOBACHTUNG JUGENDKULTUR TECHNO 15
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38
ZUSAMMENFASSENDE AUSWERTUNG DER ERGEBNISSE VON
SZENEBEOBACHTUNGEN: 40
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KULTURSOZIOLOGISCHE CHARAKTERISIERUNG DER TECHNOSZENE 71
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85
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85
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90
SCHALTZENTRALE DES E-WERK, PHOTO MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG
DER PLANET-GLAMOUR-CREW 92
SCHLUSSWORT - DIE ZUKUNFT VON TECHNO 92
HISTORIE OF TECHNO 95
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109

3
ANHANG: 110
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110
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ERE ASPEKTE UND REALITÄTEN
110
DAS PUBLIKUM
111
O
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P
UBLIKUMS
111
SZENE - ZUGEHÖRIGKEITEN:
111
INNERE ASPEKTE UND REALITÄTEN WÄHREND DES ABLAUFS
DER TECHNOPARTY
112
DIE TECHNO-PARTY: AKTION - INTERAKTION - KOMMUNIKATION
112
CHOREOGRAPHIE, DRAMATRURGIE, ATMOSPHÄREN;
113
SUBJEKTSPEZIFISCHE ERLEBNISQUALITÄTEN
113
PARTYREALITÄTEN, RAUSCH UND EKSTASE
114
DROGEN
114
GELD
114
NACH DER PARTY
114
ANMERKUNGEN:
115
TECHNOSTUDIE INTERVIEWLEITFADEN
115
FRAGEN ZUM LEBEN IN DER TECHNOSZENE 116
1. EINSTIEG
116
2. ERLEBNISSE IN TECHNODISKOTHEKEN UND CLUBS
116
3. D
IE
ROLLE VON TECHNOMUSIK UND DIE GEFÜHLE
116
4. DIE ROLLE DES TANZENS
117
5. DIE TECHNOPARTY
117
6. DIE RAUSCHMITTEL
117
7. GESUNDHEITLICHE BEEINTRÄCHTIGUNGEN, BESCHWERDEN UND
SCHADENSERFAHRUNGEN
118
8. GESUNDHEITLICHE GEFAHREN UND RISIKOWAHRNEHMUNG
118
9. FAMILIENBINDUNGEN UND WERTE
118
10. FREUNDSCHAFT, LIEBE, SEX; ERFAHRUNGEN, WERTE, ZIELE, WEGE.
119
11. DIE BEDEUTUNG VON LUST UND SEXUALITÄT
119
12. SCHULE; AUSBILDUNG
UND
BERUF.
120
13. TECHNOMUSIK; TANZ UND PHANTASIE.
120
14.LEBENSGEFÜHL UND GLÜCK
121
15.UTOPIEN
121
16. TECHNIKFORTSCHRITT UND ANPASSUNG
121
17. TRAUMBERUF
122
18. TECHNOLEBEN UND GESELLSCHAFTLICHE REALITÄT
122
19. WAS FEHLT?
122
GESPRRÄCHSVERLAUF UND INTERVIEWLEITFADEN
122

4
INTERVIEWS 123
E
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124
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125
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P
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:
125
7.) P
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D
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:
125
8.) S
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126
9.) B
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126
10.) S
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126
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126
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127
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B
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129
Z
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134
L
ITERATURVERZEICHNIS UND
Q
UELLEN
135

5
Inhalt, Gegenstand der Arbeit
Thema der vorliegenden Arbeit ist die Jugendkultur Techno. Aufgrund meiner Leidenschaft
zur elektronischen Musik habe ich mich entschlossen, dieses Thema für meine Diplomarbeit
im Studiengang Medienberatung auszuwählen.
Im einzelnen wird versucht, das Phänomen ,,Techno" zu analysieren. Dem Leser wird ein
Einblick in die Enwicklungsgeschichte der elektronischen Musik gegeben. Des weiteren wird
versucht, anhand einer durchgeführten Untersuchung und Befragung von Technofans die
Technoszene und deren Anhänger zu charakterisieren; in diesem Zusammenhang wird im be-
sonderen der Aspekt der Jugendkultur ,,Techno" betrachtet.
Die Interviews und Beobachtungen wurden in den Städten Leipzig, Köln und Berlin durchge-
führt.Die Entstehung der Clublandschaft besonders im Ostteil der Stadt Berlin findet Beach-
tung, mit dem besonderen Augenmerk auf die zwei renommiertesten Technoclubs ,,Tresor"
und ,,E-Werk".
Der Versuch, den Stoff der Diplomarbeit auf einer multimedialen Plattform, wie z.B das In-
ternet, zu realisieren, ist unter der Internetadresse http\\:www.cs.tu-berlin.de\ \wolfa\ einseh-
bar.
Diese Arbeit wäre nicht zustande gekommen ohne die wohlwollende Unterstützung kompe-
tenter Personen, die gerne zu Auskünften und jeglicher Art von Hilfe bereit waren, um diese
Arbeit so gut wie möglich werden zu lassen. Dank an Tim Bartelens, Isabelle Kirsch, Dimitri
Hegemann, Helmut Ahrens, Alfred Jones, Helge Birkelbach, Bernd Bücker, Astrid Tetzel und
natürlich meine Eltern, die mich über meine Studienjahre hindurch unterstützten, und alle, die
ich vergessen haben sollte.
Vorwort
Techno ist derzeit wohl die aktuellste und wichtigste Jugendkultur der 90er Jahre.
Sie ist in den neunziger Jahren das, was Punk für die siebziger und Flower Power für die
sechziger Jahre war- ein Massenphänomen, der Inbegriff einer Jugendkultur und eine junge,

6
revolutionäre Bewegung. Nach den Sinnkrisen der Jugendkulturen in der Post-Punk-Ära bietet
Techno erstmalig wieder den jungen Menschen eine Chance auf Identität.
Als Techno Ende der 80-Jahre nach Deutschland überschwappte, wurde es von der Plattenin-
dustrie schnell als kurzlebige Verrücktheit abgetan, ein Trend, der bald wieder durch einen
neuen ersetzt werden würde. Doch Techno überlebte, und seine Anhängerschar wurde immer
größer, vielleicht weil die Musik eben die Merkmale einer typischen Jugendkultur beinhaltete:
Die Unter-25jährigen lieben sie, ältere Jahrgänge können mit ihr wenig anfangen.
Sobald eine musikalische Ausdrucksform für einen Generationskonflikt sorgt, hat sie das
Zeug dazu, zu einer echten Jugendbewegung zu werden, und nicht als schnellebiger Trend zu
verpuffen. Zudem ist Techno, wie seine Vorgänger HipHop und Punk, schlicht, neuartig, ja
geradezu rudimentär. Das überzeugt die heutigen Teens und Twens, und das allein ist schon
Grund genug, Techno weiter zu kultivieren.
Dazu Martin Martinsohn, Geschäftführer des Logic-Dancelabels in Offenbach:
,,Techno ist nur ein Bestandteil der modernen Jugendkultur. Und nicht mal derjenige, der die
Jetztzeit am ehesten repräsentiert. Für mich stehen die Techno-Jünger für die neue Avantgar-
de- also den Teil der Jugend, der am wildesten ist, der am meisten Spaß konsumiert und die
größten Partys feiern will. Dieser Teil der Jugend ist zwar nach wie vor nicht der mit dem
höchsten Prozentsatz- aber sicher der lauteste."[Frontpage 5/89]
Verstreut über den gesamten Erdball gewinnt Techno immer mehr Anhänger, die ihre eigene
Kultur selbst in den letzten Jahren maßgeblich durch ihre eigenen Zeitschriften, Mode, Plat-
tenlabels, Ausstellungen und Clubs formen. Im Gegensatz zu Jugendkulturen zuvor, die in Eu-
ropa populär waren, wie beispielsweise Rock'n Roll, Punk etc., und die geprägt und beein-
flußt wurden von aus Übersee überschwappenden Bewegungen, hat Techno seine Wurzeln in
Europa, geprägt vor allen Dingen durch die Deutsche Gruppe ,,Kraftwerk".
Der geradezu revolutionäre Einfluß der Technomusik auf die Jugend der 90iger ist wohl
gleichzusetzen mit dem Einfluß des Rock' Roll in den 50iger und den der Beatles in den 60er.
Die Maxime der letztjährigen Loveparade ,,Love, Peace, Unity" scheint abgedroschen zu klin-
gen, Fakten bestätigen jedoch den Slogan der sogenannten ,,Raver": Technoveranstaltung sind

7
Orte friedlichen Zusammenkommens, Ausschreitungen und Randale finden nicht statt. Eine
Tatsache, die, beispielsweise bei einem Rockkonzert, nicht häufig anzutreffen ist.
Auch das Anstauen von Aggressionen und deren Abbau durch Gewalt beobachtet man bei al-
len Jugendkulturen. Jugendbewegungen wurden immer mit Aggression und Wut gegen beste-
hende Systeme und Normen assoziiert.
Die Technoszene bildet hier eine Ausnahme, in ihr geschieht diese Rebellion friedlich.
Massenveranstaltungen, wie Beispielsweise die Loveparade, an denen sich bis zu 200.000
Menschen auf engstem Raum tummeln verlaufen, friedlich. Nicht eine einzige Prügelei oder
Ausschreitung war in den letzten Jahren zu verzeichnen.
Nach einer krampfhaften Suche haben Werbefachleute, Zeitschriften, Trendagenturen und so-
gar Modefirmen durch ihre beschäftigten Trendscouts, die angeblichen Vorlieben, Eigen-
schaften und Gewohnheiten der derzeitigen Generation X, der Gruppe der 14 -25 Jährigen,
ausgelotet.
Ergebnis der Studien: Techno ist innovativ, kreativ und avantgardistisch, aber auf eine beson-
dere Art und Weise auch für den ,,Szenefremden" nicht völlig unzugänglich. Auch die Ten-
denz einer Aussteigermentalität der jungen Menschen, wie bei Jugendkulturen zuvor, ist nicht
zu verzeichnen. Im Gegenteil, die Anhänger bewegen sich in üblichen sozialen Strukturen und
sind dadurch einfacher durch Werbung und Medien erreich- und beeinflußbar.
Die Offenheit der Raver bewirkt nicht nur eine gesellschaftliche Akzeptanz ihrer Lebensphi-
losophie in der Gesellschaft, sondern auch, daß die Technokultur vermehrt von dem so-
gennanten Mainstream aufgenommen wird. Im einzelnen bedeutet dies, daß die technokrati-
sche Ästethik ihrer Designer in die Werbung übernommen, Technomode in mittlerweile je-
dem gewöhnlichen Bekleidungsgeschäft zu finden, und sogar das skurrile szenetypische Lay-
out diverser Techno-Zeitschriften von den etablierten Medien kopiert wird.
Techno hat fließend die Entwicklung von einer einst als kurze Modeerscheinung abgetanen
Undergroundbewegung in den sogenannten Overground (Mainstream) vollzogen. Bis zu 2,5
Millionen soll die Anhängerschar schon zählen, Tendenz steigend. Und die durch Marktfor-
scher geschätzte Kaufkraft der Szene von 5 Milliarden Mark pro Jahr für die betreffenden

8
Wirtschaftszweige der Szene wie Technomode, Platten, Clubs etc. veranschaulicht die markt-
wirtschaftliche Stärke dieser Bewegung und verdeutlicht das große Interesse der Industrie an
ihr. [Tempo 2/95]
Die Technoszene ist keineswegs die einzige Jugendszene der heutigen Zeit, aber mit Sicher-
heit ist sie die größte und bedeutendste. Selbst die in der Vergangenheit sich sonst gegenüber
neuen Jugendbewegungen skeptisch verhaltende Presse hat keine Berührungsängste mit der
neuen Kultur. Anschaulich belegt dies eine Überschrift der Süddeutschen Zeitung: ,,Techno,
eine Spaßbewegung wird zum festen Bestandteil des verpönten Mainstreams" [SZ,
29./30.4./1.5. 1995,S. VII].
Etablierter kann keine Jugendkultur sein, sehr zum Ärger einiger Puristen, die diese Entwick-
lung kritisieren und sich nach der Zeit der einstigen Techno-Undergroundbewegung zurück-
sehnen.
Die Förderer und Verfechter der ,,ravenden Gesellschaft" sehen im Gegenteil dazu eine posi-
tive, heimliche Umgestaltung des sozialen Lebens, die beeinflußt durch die Motive und The-
men der Technokultur, einen Einfluß haben, deren Auswirkungen noch nicht abzusehen sind.
Charakterisierung der deutschen Technoszene
Zur Vorgeschichte der Untersuchung
Anlaß zur Durchführung dieser Untersuchung war das eigene Interesse, die Menschen in der
Technoszene zu beobachten und anhand ausgesuchter Fragestellungen eine Charakterisierung
der Szene zu erstellen.
DIE UNTERSUCHUNG
Als verbindene Wertnorm unter Zugehörigen der Technoszene als einer Wochenendparty- und
Freizeitkultur war im vorhinein das Interresse bekannt für:
-
Techno - Musik
-
ekstatisches Tanzen
-
Konsum stimuliernder Rauschsubstanzen

9
Zur Zeit gibt es keine abgeschlossenen Forschungen in der Bundesrepublik, die die spezifischen
Lebensrealitäten, Lebensweisen und Erlebnisqualitäten von Jugendlichen und jungen Erwachse-
nen in ,,Technoszenen" untersucht haben.
Deshalb waren allgemeine wie spezielle Forschungsfragen im Sinne der spezifischen Frage-
stellung dieser Untersuchung zu entwickeln.
Folgende Fragen sind von besonderem Interesse:
-
In welchen sozialen Netzwerken leben Zugehörige der Technoszenen?
-
Welchen lebensstilspezifischen Gewohnheiten gehen Szenezugehörige nach?
-
Aus welchen sozialen Schichten kommen sie?
-
Welchen anderen Jugendkulturen, Unterhaltungsmilieus etc. entstammen sie?
-
Welche Verteilung der Geschlechter (Männer, Frauen) ist in den jeweiligen Szenen der
Untersuchungsstandorte zu beobachten?
-
Welche Rollen nehmen Frauen und Männer im ,,Partysetting" ein?
-
Welche Formen der Durchmischung mit anderen Milieus von Jugendkulturen und Subkul-
turen sind zu beobachten?
Ziele der Vorstudie
Fragestellungen und Annahmen
Ziel dieser Studie ist es, den Mikrokosmos ,,Technoparty" mit seinen Risikostrukturen im Kon-
text der gelebten Feier- und Rauschbedürfnisse unter den Zugehörigen regionaler Techno-
Szenen in der Bundesrepublik exemplarisch zu eruieren.
Zu diesem Zwecke sollten Interviews mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen durchgeführt
werden und durch teilnehmende Beobachtung Lebensrealitäten und spezifische
Erlebnisqualitäten aufgedeckt werden, die mit Techno und Technoparty's zusammenhängen.
Aus dem Interviewmaterial und den Ergebnissen teilnehmender Beobachtung sollten unter
anderem die Fragestellungen präzisiert werden, ob:
-
unter Subgruppen der 16- bis 28-jährigen DiskothekenbesucherInnen, allwochenendlich
Drogen konsumiert werden.
-
herkömmliche Rollenmuster von Männlichkeit und Weiblichkeit emotional zurückgewiesen
werden.

10
Bisherige Schlußfolgerungen
Um mögliche, bisher unerforschte gesundheitliche Risikostrukturen in Technoszenen unter
diesen Annahmen bestätigen, differenzieren oder verneinen zu können, war es notwendig,
Prozeß und Praxis der Rave- und Technoparty-Unterhaltungskultur zu untersuchen.
Das Forschungsinteresse
Im Zentrum des Forschungsinteresses steht eine Untersuchung der Lebensweisen, Lebensstile
und Aktivitäten der Techno-Szenezugehörigen, ihrer Werthaltungen und Lebensanschauungen
und wie sie milieuspezifisch zum Ausdruck kommen.
Der Gegenstand der Untersuchung
Es wird versucht Einblick zu gewinnen in die Lebensweisen und Realitäten von Jugendlichen
und jungen Erwachsenen aus ,,Technoszenen" in Berlin, Leipzig und Köln bzw. im Ruhrgebiet,
sowie ihre milieuspezifischen Erlebnis- und Erfahrungsqualitäten im Kontext ihrer Liebes- und
Rauschbedürfnisse von regionalen Techno-partytanz - und Unterhaltungsszenen darzustellen.
Forschungsansatz und Methoden
Das Bezugssystem dieser Vorstudie zur Techno-Szene in der BRD ist die deutsche Gesellschaft
der beginnenden 90er Jahre. Da es um die Charakteristika einer Partykultur geht, lag die begriff-
liche Einbettung der Fragestellungen in einer kultursoziologischen Gegenwartsuntersuchung
nahe.
Die soziologischen und zeitgeist-philosophischen Termini zur Situation der BRD-Gesellschaft
sind daher besonders an Gehard Schulzes ,,Erlebnisgesellschaft" orientiert. Sein theoretisches
Verfahren der Milieusegmentierung wurde von mir auf die Techno-Szene angewandt und zur
Entwicklung einer ersten umreißenden Ansicht ihrer Strukturen spezifiziert.
Dabei wurde gleichzeitig, sowohl deduktiv wie induktiv vorgegangen, d.h. zum Ausgangspunkt
wurden ausgewählte Gesprächskontakte mit Szene-Zugehörigen durchgeführt, und noch
während dieser ersten ,,Fährtensuche" wurden diese unsystematischen Untersuchungen mit
naheliegenden Ergebnissen anderer Forschergruppen in Beziehung gesetzt. (Verwendete
Literatur siehe Anhang)

11
Der jeweilige Stand meiner Überlegungen zu den Treffen mit Szene-Zugehörigen setzte sich so
von Anfang der Studie an aus einer literaturgestützten Auswertung der jeweils
vorausgegangenen Gespräche, der thematischen Planung des folgenden Treffens und einem
neuen Termin zusammen.
Grundannahmen
Während dieser ersten Wochen wurden bei den Treffen mit den Partybegeisterten die folgenden
Themenkomplexe durchgesprochen und besonders darauf geachtet, daß Männer und Frauen in
gleicher Anzahl beteiligt waren:
In wöchentlichen Treffs mit Szenezugehörigen der Berliner Technoszene (drei Frauen, drei
Männer) wurden thematische Gespräche über das Leben in der Technoszene in Berlin, über die
Erlebnisse und Erfahrungen der einzelnen zur Musik, zum Tanzen, zur Party, zu Partysets und -
settings, zu Rausch- und Ekstaseerleben, zu Liebe, Freundschaft, Sex, zu Drogen, Schule, Beruf
und Familie und zu Zukunftsprojekten und Lebenssinnfragen geführt.
Am Ende dieser Gespräche entstand ein erster Forschungs - und Gesprächsleitfaden.
Aus dem doppelseitigen Vorgehen von thematischen Gesprächen mit Zugehörigen der Techno-
Szene und Literaturstudium wurde ein Gesprächsleitfaden mit ersten Hypothesen formuliert.
Trotz individuell unterschiedlicher Erfahrungen, Meinungen, Einstellungen und Werten zu den
genannten Themenkreisen zeichneten sich erste Konturen für Übereinstimmungen und Diver-
genzen zu den Ausgangshypothesen der Untersuchung ab.
Der Forschungs - und Gesprächsleitfaden
Die zentralen Blickwinkel des Forschungsansatzes mit seinen Grundannahmen wurden im
Gesprächsleitfaden in folgender Weise thematisch gegliedert:
Alltagsanforderungen im Spannungsfeld zum Leben in der Technoszene, Gesprächsleit-
faden vom 20.4.1996.
So nehmen wir an, daß die BesucherInnen der Techno-Szene heftig differierenden
Anforderungen als:
-
Schüler, Studierende bzw. Arbeitende
-
LiebespartnerInnen

12
-
Kinder ihrer Eltern
-
politisch Interessierte bzw. Engagierte
-
Teilnehmende an Techno-Veranstaltungen ausgesetzt sind
-
einer offengehaltenen weiteren Schwerpunktgröße, deren zu schildernder Umfang von den
GesprächspartnerInnen bestimmbar ist.
Lebensweltliche Realitäten
Die politisch-gesellschaftliche Situation sowie die emotionale Ekstase, die als Reiz für
Techno-Veranstaltungen behauptet wird, legt dabei das Stichwort ,,Gewalt" nahe.
Gesellschaftliche Gruppierungen und deren jeweilige Jugendableger, die sich über Gewalt
definieren, sind seit 10 Jahren konstant auf der Negativliste (,,Haßliste") der Deutschen Jugend-
lichen. (Vgl. Shell-Studie) Bei der Überprüfung von Einstellungen der Techno-Szene stellt sich
die Frage nach dem Verhältnis der Jugendlichen zu:
-
rechtsradikaler Gewalt gegen Fremde
-
Straßenkrawallen zwischen rivalisierenden politischen Gruppen, z.B. Autonome und Skins
-
Gewalt zwischen Männern und Frauen
-
Gewalt unter Männern
-
Unterschieden von körperlicher und psychischer Gewalt
-
erlebter privater Gewaltrealität
-
dem staatlichen Gewaltmonopol
-
erhofften gesellschaftlichen Zuständen.
Stellenwert von Drogenkonsum
-
Welche Drogen werden in der Techno-Szene konsumiert ?
-
Welcher Stellenwert kommt dem Gebrauch von Drogen für den Gefühlszustand während
einer Party zu
-
die Beziehungen untereinander
-
das Tanzen
-
den finanziellen Faktor
-
den Alltag außerhalb der Szene
-
die Sexualität
-
Wie wird die Tatsache der Gesetzeswidrigkeit von Substanzen erlebt ?

13
Bedeutung von Kirche und Glauben
57% der in der Shell-Studie repräsentativ befragten Jugendlichen glauben an eine postmortale
Existenz, obwohl noch nicht einmal ein Fünftel intensive kirchliche Bindungen hat.
Ostasiatische Vorstellungen und ein spiritueller Psychomarkt werden hierfür zuständig erklärt.
-
Gibt es Untergruppen mit ostasiatischen Affinitäten ?
-
Wie wird ,,Kirche" bewertet ?
Wie begegnen sich Männer und Frauen im Technopartyleben
-
geschätzte Zahlenverhältnisse
-
Bedeutung von ,,Anmache" im Partyalltag
-
Welche Rolle spielen Beziehungen ?
-
Wie ,,fest" werden diese eingeschätzt ?
Technoparty und Wochenrhythmus der Szenezugehörigen
-
Worüber wird während der Party geredet ?
-
Wie könnte ein repräsentativer Techno-Alltag als Wochenrhythmus aussehen ?
-
Wird der soziale Status zum Gesprächsthema ?
-
Beruf/Studium/Arbeitslosigkeit
-
Geldsorgen, Gründe dafür ?
-
Kleidung als Tarnung realer Armut ?
-
Statusunterschiede der TeilnehmerInnen ?
Die Gespräche mit einzelnen Szene-Zugehörigen, DJs, Komponisten, Partyorganisatoren und
Infoblattherausgebern konnten dank intensiver Mitarbeit einzelner Aktivisten der Partyszene bis
zu einem vorläufigen Abschluß des Literaturstudiums fortgesetzt werden. Aus diesen Erkennt-
nissen ließ sich ein 20seitiger Fragebogen erstellen.
Dieser halbstandardisierte Katalog ließ den Interviewpartnern durchaus den Raum, eigene
Schwerpunkte zu setzen bzw. Fragestellungen nicht zu akzeptieren und auszulassen.
Aus diesem angewendeten Gesprächsleitfaden, der zur Präzisierung der Fragestellungen und zu
einer Charakterisierung von exemplarisch ausgewählten Persönlichkeits-Typen aus der Techno-
szene diente, schloß sich im Forschungsprozeß nach Durchführung erster Intensivinterviews
parallel dazu ein aus Szenbeobachtungen und Kontaktgesprächen entwickelter ,,Beobachtungs-

14
leitfaden" auf Basis von subjektiven Beobachtungsprotokollen und Gesprächsprotokollen an.
Die Erstellung eines ,,Interviewleitfadens" folgte. (Vergleiche Anhang: Dokumentation- Beob-
achtungsleitfaden, Interviewleitfaden, Protokolle von Besuchen in Szenetreffpunkten und Ge-
sprächsprotokolle.)
Während der Szenebobachtungen, die die Blickwinkel bisweilen ausufern ließen, weil immer
wieder ,,Neues" entdeckt wurde, verdichteten sich im Interviewleitfaden wieder einzelne
Aspekte innerhalb des Grundschemas der Ausgangsfragen.
Szenekontakte und Zugangsweisen
Über eine Szenezeitung der Techno-Clubs in Berlin wurden erste Kontaktgespräche mit Zugehö-
rigen der Technoszene, die als ,,Multiplikatoren" oder langjährige Szenezugehörige eingeschätzt
wurden, durchgeführt.
Dazu gehörten Clubbesitzer, Türsteher, Musiker, Promoter, Barkeeper und Stammbesucher in
mehreren Berliner Technodiskotheken und Clubs.
Die angesprochenen Personen waren überwiegend kooperativ und gaben bereitwillig Auskünfte.
Obwohl eine grundsätzliche Anonymität zugesichert wurde, lehnten einige Personen ein
Gespräch ab.Einzelne, für die Fragestellung ,,interessante" Personen, waren wiederum zu fremd,
zu alt oder ,,nicht bekannt in der Szene".
Die Kontaktphase erstreckte sich über die Monate März und April 1996 in Technodiskotheken
und Clubs in Berlin. Die Ergebnisse der Studie für Leipzig und Köln beruhen auf einmaligen
Besuchen des Jahres 1995 und auf Gesprächen mit ,,Konatktpersonen" aus den beiden Städte.
Die informelle überregionale Vernetzung im Innenkreis der regionalen Technoszene erwies sich
hier als Überwindung von Zugangsschwellen in die jeweiligen Technoszenen.
Die Wochenendbesuche in Technodiskotheken wurden dokumentiert und bildeten die erste
Arbeitsgrundlage für das empirische Forschungsmaterial.
Nach den ersten Besuchen und Beobachtungen in verschiedenen Berliner Technodiskotheken
wurden die Arbeitsprotokolle als Grundlage für einen grob entwickelten Beobachtungsleitfaden
genommen, der aber je nach Stand der teilnehmenden Beobachtungsphase ergänzt und präzisiert
wurde.

15
Ergebnisse der Szenebeobachtung Jugendkultur Techno
Als erstes ist festzustellen, daß die 90iger einen ganz anderen Nährboden für die Entwicklung
einer Jugendkultur liefern, als dies in den 50iger, 60iger oder 70iger Jahren der Fall war. Ge-
währleistet wird dies durch die Vielschichtigkeit unserer Gesellschaft. Eine Kategorisierung
der gesellschaftlichen Umstände und Gegebenheiten der neunziger Jahre ist kaum möglich.
Ob Freizeitgesellschaft oder Dienstleistungsgesellschaft, postmodern oder technologisch,
postindustrielle Informations- oder Multimedia Society, Risikogesellschaft oder gar Gesell-
schaft des Neuen Denkens, der Interpretationsvielfalt sind keine Grenzen gesetzt.
Alle Kategorisierungen betrachten nur einen jeweiligen Bereich der heutigen Gesellschaft,
aber erst ein Konglomerat aller Interpretationen scheint eher den Zustand des jetzigen Jahr-
zehnts zu charakterisieren. Die Neunziger, und vor allen Dingen deren Jugend, wollen und
lassen sich nicht in eine Schublade stecken. Die Entwicklung von Techno ist auf viele dieser
Einflüsse zurückzuführen.
Faktoren, wie z. B., daß durch den Rückgang der Erwerbstätigkeit zugunsten der Freizeitge-
staltung die Jugend bestärkt wird, ihre Interessen außerhalb des Berufes oder der Politik zu
suchen, daß der Austausch von Informationen in der nahen Zukunft den von Waren ersetzen
könnte, der spielerische Umgang der heutigen Jugend mit der Werbung etc. sind zutreffende
Apekte, beschreiben aber letztendlich nicht die volle Situation.
In einem Jahrzehnt des schnellen Wandels war es nur eine Frage der Zeit wann eine Jugend-
bewegung sich die vermehrten Möglichkeiten der heutigen Gesellschaft für ihre eigenen Inter-
essen zunutze machen würde.
Techno ist ein Spiegelbild unserer Gesellschaft und deren Entwicklung, die sie in diesem
Jahrhundert genommen hat. Rasanter technischer Fortschritt, Informationsüberschuß, gestie-
gener Lebensstandard und vor allen Dingen keine üblichen, standardisierten Lebensläufe, wa-
ren es, die Techno ermöglichten und wachsen ließen. Nachteilig an dieser Entwicklung ist,
daß feste Werte und soziale Sicherheit an Bedeutung verlieren, ja sogar für die meisten Ju-
gendlichen der heutigen Zeit gar nicht mehr existent sind.
Sozialwissenschaftler und Psychologen diagnostizieren für die Zukunft aufgrund dieser Ten-
denz eine vollständige Orientierungslosigkeit der heutigen Gesellschaft.

16
Das Autoritätetenproblem früherer Jugendkulturen, beispielsweise die Suche einer intensiven
Auseinandersetzung mit den Eltern, ein Verhalten, das besonders die Jugend der 68iger- Be-
wegung auszeichnete, existiert heute nicht mehr. Generationskonflikte sind heutzutage nicht
mehr die Haupttriebfeder einer Jugendbewegung, ebenso dienen politische- oder kirchliche
Vertreter nicht der Orientierung der Jugendlichen. Die Jugend ist auf den ersten Blick kon-
fliktscheu und apolitisch. Durch das Verhalten der 68iger Bewegung, jeden Bereich des All-
tags zu politisieren und letzten Endes doch nichts zu erreichen, bewirkte, daß nachfolgende
Generationen immer weniger Interresse an Politik entwickelten.
Unter Betrachtung dieser Aspekte, erklärt sich die Widersprüchlichkeit der politischen Stand-
ortbestimmung der jetzigen Technobewegung. Diese kann bestenfalls jenseits aller Schubla-
den eingeordnet werden. Politische Slogans, wie ,,Peace on earth", das Motto der Loveparade
1995, zeugen von einer gewissen politischen Einstellung. Jedoch würde die Technobewegung
niemals für etwas kämpfen, als höchstens für ihre Recht zu feiern oder der Bewilligung der
alljährlich in Berlin stattfindenden Loveparade. Gesteht man den Technojüngern das Recht
zum Feiern ein, so hat man sie auf ,,seiner Seite".
In dem friedlichen aber auch teilnahmslosen Verhalten der Raver steckt zu einem großen Teil
Frustration und Desillusionierung über die Machtlosigkeit der breiten Masse gegenüber den
Regierenden und deren Entscheidungen.
,,Man kann selbst nichts bewirken, nur hoffen, daß die da oben endlich keinen mehr nerven
mit ihren Kriegen, sozialen Kürzungen etc." [Interviewpartner, Berlin, Sven, 23]
Nach Baudrillard befinden wir uns in einem ,,Zustand nach der Orgie" [Baudrillard J., Tran-
sparenz des Bösen, Berlin 1992]. Alle großen Utopien, Träume, Ideale und Motive der Mo-
derne sind bereits verwirklicht, eingelöst oder eben an der Realität gescheitert. Eine Suche
nach Auswegen ist nicht mehr nötig, sollte es welche geben, wurden sie schon erprobt und
sind gescheitert.
In einer Welt, in der tagtäglich Schreckensbilder einer Nachrichtensendung nicht mehr von ei-
ner dramatischen Dokumentation oder Horrorvideos auseinandergehalten werden können, die
Realität also verschwimmt, muß die durch die Medien abgestumpfte und abgehärtete Jugend

17
Wege finden, wie sie auf spielerische Art und Weise mit der ,,Wahrheit" umgehen kann.
Furchtbare Nachrichten werden zwar wahrgenommen, aber die einzig daraus resultierende
Handlung eines Großteils der Gesellschaft und natürlich auch der Jugend ist Apathie. Der
Mensch ergibt sich seinem Schicksal.
Durch den Verbrauch an zweifelhaften Ideoligien und Lebensentwürfen liegt es nahe, daß sich
die Menschen immer häufiger eine eigene Identität erschaffen. Doch wer glaubt, es müßte sich
zwangsläufig aus dem Verlust an Orientierung und gesellschaftlichem Konsens eine pessimi-
stisch eingestellte Gesellschaft herausbilden, täuscht sich. Ein vielmehr lustvoll genutzter,
egozentrischer Optimismus macht sich breit. Der offensichtlichste gemeinsame Nenner der
Technoszene beruht eindeutig auf den Maximen, Party's feiern und zu tanzen.
Für viele Anhänger dieser Bewegung ist Techno aber auch eine Chance in einer Welt der
Wirrnis, Identität und Eigenständigkeit zu erlangen.
Viele Phänomene und Eigenheiten der Gesellschaft lieferten den Nährboden für die Techno-
kultur. Ähnlich den Theorien von David Riesmanns Klassiker ,,The lonely crowd", liefert
Gerhard Schulze in seinem Werk ,,Erlebnisgesellschaft" eine soziologische Interpretation über
die Charakteristica der heutigen ,,Erlebnisgesellschaft", in der die Menschen vor allen Dingen
von der Angst getrieben werden, sie könnten etwas verpassen. Und gerade aus der Unter-
schiedlichkeit der Lebensentwürfe kondensieren sich demnach gemeinsame Bedürfnisse.
,,Die zunehmende Verschiedenartigkeit der Menschen ist Indiz für eine grundlegende Ge-
meinsamkeit. Innenorientierte Lebensauffassungen, die das Subjekt selbst ins Zentrum des
Handelns und Denkens stellen, haben außenorientierte Lebensauffassungen verdrängt." [Ger-
hard Schulze, ,,Die Erlebnisgesellschaft", S.35].
Als Folge der Zersplitterung der Gesellschaft an sich treten immer mehr gewisse Szenen in
den Vordergrund, die ein Gemeinschaftsgefühl durch gemeinsame Interessen, gegenseitige
Kommunikation und natürlich die gemeinsamen äußerlichen Merkmale wie z. B. die Kleidung
erzeugen. Die Technojugend ist solch eine Szene.
Die Vervielfachung der möglichen Existenzweisen und die fortschreitende Individualisierung
fördern die freiwillige Einbindung in bestimmten Szenen. Die Jugendlichen wählen heutzuta-

18
ge ihre sozialen Milieus selbst aus, da für sie traditionelle Bindungen wie soziale Schichten
oder das Verhältnis zur Familie nur noch eine untergeordnete Rolle spielen. Katalysatoren für
diese Entwicklung der letzten Jahren sind sicherlich die gestiegene Vielfalt an Möglichkeiten,
sich zu kleiden, seine Freizeit zu gestalten, Freundschaften zu organisieren oder verschiedene
Ansichten und Einstellungen zu kombinieren, und dies in einem Maße, wie es zuvor nicht
möglich war.
Die Szenen sind nicht auf kleine lokal begrenzte Gebiete angewiesen, sondern können auf-
grund der gestiegenen Möglichkeiten der Kommunikation via Internet oder der Publikation
von Zeitschriften (im Technobereich das Magazin ,,Frontpage") ein Gemeinschaftsgefühl und
Zusammenhalt einer Szene für ein ganzes Land schüren.
Was sind nun die tragenden Säulen, die ein Gemeinschaftsgefühl einer Jugendbewegung her-
vorrufen und beeinflussen?
Typisch für Menschen unserer Kultur ist das Projekt des schönen Lebens. Und eben dieses
schöne Leben zelebrieren die Raver bis zum Exzeß. Doch soll an ihren durchtanzten Wochen-
enden nicht die Masse der ,,Normalsterblichen" teilhaben, vielmehr wird versucht, sich in ei-
ner eigenen Szene und Subkultur aufzuhalten. Denn die Vielzahl an Möglichkeiten, sein Le-
ben zu gestalten, läßt außerdem das Verlangen nach abgeschlossenen Kleingruppen wachsen,
innerhalb derer eine Identität durch gemeinsame Erlebnisse, eine Lebensorientierung, gefun-
den werden kann. Nicht umsonst fürchtet der eingefleischte Technofan nichts mehr als die
vollständige Integration von Techno in den Mainstream. Eine Entwicklung, die noch von kei-
ner populären Jugendbewegung hat abgewendet werden können.
,,Wenn im Radio nur noch Techno gespielt wird und jeder diese Musik hört, muß ich mir et-
was anderes suchen" bekennt ein junger Techno-Fan. [Frontpage 11/95, S:25].
Ein sehr aufschlussreiches Bekenntnis und kein Einzelfall! Eindrucksvoll wird in diesen
Statements untermauert, daß die heutige Jugend sich danach sehnt, etwas Besonderes zu sein.
Die Musik an sich ist nicht relevant, sondern vielmehr das vermittelte Lebensgefühl einer
Szene, die eben einer Musikrichtung zugeordnet werden kann.

19
Besonders wichtig für eine ravende Identität ist, sich zu einer vom Rest der Gesellschaft un-
terscheidenden Gruppe zugehörig zu fühlen. Den Anhängern scheint bewußt zu sein, daß eine
einheitliche Jugendbewegung nur geringe Chance hat, sich dauerhaft zu etablieren.
Jedoch sind die Möglichkleiten der Jugend, noch kulturelles Neuland zu betreten, zu provo-
zieren, zu schockieren oder sich von der Kultur der Eltern durch echte Innovationen abzu-
grenzen, angesichts der Vielfältigkeit der heutigen Gesellschaft sehr gering.
Alle vorhergehenden Jugendkulturen führten letzten Endes zu einer Uniformierung deren An-
hänger. Rock'n-Roll-Fans hatten eine Gelfrisur à la Elvis Presley, Punks veränderten ihr Aus-
sehen extrem mit verdreckter Kleidung und bunter Irokesenfrisur etc.. Wichtig ist, daß eine
solche Vereinheitlichung in der Technoszene noch nicht stattgefunden hat- und auch noch
nicht abzusehen ist.
Im Grunde widersprechen die vorgestellten Thesen mit einer einheitlichen Massen-bewegung,
die die Technoszene nun einmal geworden ist. Möglich ist dies, weil die Technoszene einen
großen Raum zur individuellen Selbstinszenierung und Vielfältigkeit bietet.
Strikt normierte Denk- undVerhaltensmuster oder einen vorgeschriebenen Kleidungskodex
gibt es in der Technoszene nicht. Zwar wird versucht, durch die Medien in der Raveszene ei-
nen gewissen Modestil, die sogenannte Rave-wear, zu etablieren, jedoch wird auch ein nicht
,,voll durchgestylter" Partizipant auf einem Rave akzeptiert.
Die vielbeschworene und tatsächlich auch vorhandene Toleranz der Raveszene ermöglicht die
Fusion zwischen radikalem Individualismus und integrativem Gemeinschaftsgefühl.
Technoinfrastruktur in Berlin
Berliner Technodiskotheken wie das ,,E-Werk", ,,Magic Baloon", ,,Tresor", ,,Bunker", ,,Plea-
sure Dom", ,,Linientreu" ect. fassen jeweils 500, knapp unter oder weit über 1000 Personen.
Zusammen mit der inzwischen nicht mehr überschaubaren Zahl alter und neuer Technoclubs,
sogenannter ,,After-Hour-Bars" und ,,Fade-Out-Clubs" (diese Clubs öffnen meist in den frü-
hen Morgenstunden und dienen als eine Art Auffanglager für rastlose Technotänzer) mit Platz
für 100 - 200 Personen, dürften allein in Berlin an einem Wochenende zum engeren Szene-
kreis 3000 regelmäßige BesucherInnen gehören und zwei bis dreimal soviele unregelmäßige
Besucher.

20
Durch die stetig zunehmende Akzeptanz und unaufhörliche Medienpräsenz von Techno ist die
Tendenz steigend.
Die Technoszene in Berlin konstitutierte sich als eigenständiges ,,Partyimperium" vor dem
Hintergrund der nach dem Fall der Berliner Mauer und der Wende einsetzenden wirtschaftli-
chen und sozialen Umbrüche in Teilen der Bevölkerungsstruktur in Ost - und Westberlin. Mit
dem Imagewandel und den wirtschaftlich/politischen Perspektiven, Berlin als Tor zu osteuro-
päischen Märkten und als Metropolenstadt in Europa, änderten sich auch die Blickwinkel der
jüngeren Generation. Berlin wurde als großstädtische Kultur -, Unterhaltungs- und Vergnü-
gungsmetropole Anziehungspunkt für viele Jugendliche und Jungerwachsene aus den neuen
Bundesländern. Berlin blieb aber auch attraktiver touristischer und ausbildungs-technischer
Anziehungspunkt für Jugendliche und Jungerwachsene aus anderen west-europäischen Län-
dern und übt eine geradezu magische Ausstrahlung auf Jugendliche und Jungerwachsene aus
angrenzenden osteuropäischen Ländern aus.
Die Berliner Technopartyszene hat vermutlich neben Frankfurt die strukturell entwickeltste
Infra- und Informationsstruktur der städtischen Technopartyszenen in Deutschland.
Des weiteren greifen durch das Zusammenspiel von Werbung und Promotion für Techno-
musik, Technomode, Technokunst und -kultur, internationale, regionale und überregionale
vernetzte Geschäftsinteressen der Unterhaltungsindustrie (Musikproduktion, Plattenindustrie,
Medienbranchen und Werbeagenturen, Modebranchen der Textilindustrie und Zigarettenindu-
strie) vortrefflich ineinander.
Primär ist aus der einstigen Techno-Jugendsubkultur Berlins der Jahre 1989-1992 eine aus
kommerziellen Geschäftsinteressen kreierte Tanzvergnügungs- und Unterhaltungskultur mit
ausgeklügelten Geschäftskonzepten und Marketingstrategien im Hintergrund geworden.
In den Köpfen der Diskotheken-Besitzer, vieler Partygänger, den Rundfunk- und Fernsehjour-
nalisten, Technomusik- promotern oder den Redakteuren der Szene- Berichterstattung steckt
frischer Unternehmergeist und meist ein Stück nachtrauernder Erinnerung an die ,,frühere
Zeit", als Techno noch keine Massenbewegung war.

21
Das sogenannte ,,Technopartyimperium" erstreckt sich vom zukünftigen und alten Zentrum,
Berlin Mitte rund um das Bebauungsgelände des Potsdamer Platzes in die angrenzenden In-
nenstadtbezirke hinein.
Die populären Technodiskotheken in Berlin liegen also nicht an der Peripherie der Stadt, son-
dern im Stadtzentrum, vornehmlich auf ehemaligem Ostgebiet. Dort wurden mit einfachsten
Mitteln überwiegend stillgelegte Fabrikhallen zu Technodiskotheken und Tanzhallen um-
funktioniert.
Analog dazu sind die ,,locations" der Technoszene in den alten Bundesländern, vorzugsweise
die verlassenen Orte der Industriearbeit (NRW) im Verein mit kommerziellen Orten, in denen
teilweise langjährig etablierte Großraumdiskothekenbetriebe existieren. Diese haben ihr Mu-
sik - und Unterhaltungskonzept zeitweise oder dauerhaft auf ,,Technomusik" umgestellt.
Die Technodiskothekenkette in Berlin läßt sich im Bild der Verhältnisse von Großunterneh-
mer (Großraumdiskotheken), Kleinunternehmer (Technoclubs) und Subunternehmer (After-
Hour Bars und Cafe's) charakterisieren. Untereinander besteht Wettbewerb, doch einer profi-
tiert vom anderen. Die Hauptgeschäftszeit erstreckt sich nach nahtlos aufeinander abge-
stimmten Geschäfts-Öffnungzeiten von Freitag- bis Sonntagabend. Donnerstags und montags
haben zudem kleinere Technoclubs geöffnet.
Technoinfrastruktur Leipzig
Die Technoszene in Leipzig konstituiert sich vor dem Hintergrund des strukturellen Um-
bruchs der wirtschaftlichen und sozialen Lebensbedingungen für Jugendliche und Junger-
wachsene in der Stadt. Mit dem Schließen von Jugendclubs, der Auflösung alter Bindungen
unter Jugendlichen, die sich früher trotz Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Jugendfreizeit-
gruppen an wenigen Orten trafen, setzten sich die Gruppen untereinander nach spezifischen
Freizeitinteressen und Weltanschauungen neu zusammen.
.
Die Jugendlichen der Technoszene bilden im Unterschied zu Berlin zum gegenwärtigen Zeit-
punkt an der Peripherie studentisch geprägter Treffpunkte (Kneipen, Kulturzentren, Kino,
Diskotheken) eigene Gruppenzusammenhänge an ,,technoszenetypischen" Orten, (Abbruch-
häuser, Keller und kleine Hallen in Fakrikgebäuden), die durch viel Eigeninitiative und per-

22
sönliches Engagement quasi in Selbstverwaltung gestaltet werden. Die ,,untersuchten" Clubs
waren die ,,Destillery" und das ,,Boing".
Die Standards der Einrichtungen in den Technodiskotheken (in Leipzig sind es drei) orientie-
ren sich an den vorhandenen knappen materiellen Ressourcen, aber die ästhetische Aufma-
chung braucht Vergleiche mit Berliner Techno-Clubs der kleineren Größen nicht zu scheuen.
Die Infrastrukturen für eine kleine ,,Technopartygemeinde" (ca. 300 Personen) mitsamt der
,,Techno-party-peer-groups"(peer-groups = Gruppen mit gleichen Interessen) sind vorhanden.
Die Gruppen kennen sich untereinander, haben intensive private Kontakte und achten aufein-
ander. Großstädtische Anonymität ist nicht erkennbar. Es wird ein eigener Weg im Ensemble
der teils subkulturellen, teils kommerziellen ,,Technopartygemeinden" in der Bundesrepublik
gesucht.
Technoinfrastruktur Köln
Die Kölner Technoszene ist unberührt von wiedervereinigungsbedingten Umbrüchen, wie es
in Berlin und Leipzig der Fall ist. Sie setzt sich zusammen aus Kreisen der gutsituierten Mit-
telschichten im Dienstleitungssektor und zum anderen durch gutverdienende Selbständige
oder Angestellte des unteren und mittleren Managements einschlägiger Mode- und Unterhal-
tungsbranchen der freien Wirtschaft. Begeisterung für ,,Technomusik", ,,Technotanz- und
Partys" scheinen eher einem luxerierenden Unterhaltungs - und Vergnügungsbedürfnis zu ent-
springen, das kaum Merkmale subkultureller Infrastrukturen aufweist. Dementsprechend be-
findet sich der Treffpunkt dieser ,,Technoparty-people" im Stadtzentrum am Neumarkt in ei-
ner absolut moderat durchgestylten Designerdiskothek: ,,Schloß - Neuschwanstein". Während
in Berlin diese Kreise im Schmelztigel des ,,Technopartyimperiums" aufgesaugt werden, sepa-
riert sich diese Szene in Köln von der gewöhnlichen Technopartygemeinde.
Diese umfaßt ca. 500 - 600 Jungerwachsene aus den rheinischen Vororten und aus proleta-
risch geprägten Kreisen der unteren Mittelschicht des gesamten Kölner Einzugsgebietes.
Im ,,Warehouse", eine Diskothek im Kölner Außenstadtbezirk Bikendorf, und in der ,,Sweat-
box" in der Kölner Innenstadt findet sich eine technobegeisterte Partygemeinde aufstiegsori-
entierter Jungerwachsener zusammen.

23
Diese Kölner ,,Partygemeinde" verfügt über technospezifische Infrastrukturen mit Verbindun-
gen in die Musik-, Mode- und Medienbranchen der Stadt.
Und auch das ,,Techno-Partynachtleben" kann sich ebenso wie in Berlin auf voll ausgebildete
Angebotsstrukturen von ,,Techno-Großraumdiskothek", ,,Technotanzclub", ,,After-Hour-Bar"
und ,,Chill-out-club" ausdehnen.
Technoszene BRD allgemein
Unter ,,Techno-party-peer-groups" besteht eine rege Reisetätigkeit in ,,Technodiskotheken"
der angrenzenden Bundesländer und in angrenzende europäische Länder. Die Partyszene gibt
sich auch hier den Anstrich einer eigenen Unterhaltungssubkultur, ist es aber objektiv nicht im
Vergleich zu Leipzig.Auch diese Gruppe würde im Vergleich der ,,Technopartyimperien"
Berlin und Frankfurt im ,,Schmelztigel" verschwinden.
Ähnlich scheinen die Zahlenverhältnisse in Hessen, primär in Frankfurt a.M. und Umgebung
zu liegen. Dort wird im Einzugsgebiet der Technodiskotheken die Zahl der gelegentlichen Be-
sucher auf ca. 10000 geschätzt und der ständigen Besucher auf ca. 3000 Personen. [Mündliche
Mitteilung der Interessenvereinigung Frankfurter Diskothekenbesitzer]
Besonders die Clubs ,,Dorian Gray" und ,,Omen" der Mainmetropole Frankfurt, in denen die
lokalen DJ-Grössen Sven Väth und Mark Spoon die Plattenspieler bedienen, sind die Haupt-
treffpunkte der ansässigen Technoszene.
In Nord-Rhein-Westfalen konzentriert sich die Technoszene auf wenige feste Techno-
diskotheken und auf Einzelveranstaltungen an wechselnden Orten - in stillgelegten Zechen (z.
B. ,,Zeche Karl", Essen ) oder Fabrikhallen, die z.B. als Kulturzentrum und Diskothek genutzt
werden oder, wie in anderen Bundesländern, in leerstehenden Neubauten, geräumten Kaser-
nenanlagen, Flugzeughallen, Schwimmbädern oder attraktiven Orten im Freien.
Die zentralen Technodiskotheken befinden sich in Kernstädten mit hochverdichtetem Um-
land. Es gibt sie inzwischen in allen Bundesländern, teils mit entwickelten Erscheinungsfor-
men szenespezifischer Infrastrukturen (Berlin, Frankfurt, München, Hamburg, Hannover,
Köln, Bochum, Dortmund, Düsseldorf, Stuttgart, Nürnberg, Mannheim, Leipzig, Dresden so-

24
wie Städte vergleichbarer Größe), teils ohne technopartyspezifische Infrastrukturen, wie wir
sie in Berlin und Frankfurt im ,,Techno-Partyimperium"antreffen.
Bleibt noch zu erwähnen, daß die Großraumdiskotheken in bevölkerungsdichten Ballungs-
zentren wie z.B. das Ruhrgebiet in NRW, das Rhein-Main-Gebiet in Hessen, Berlin mit Ber-
lin/Brandenburg (Potsdam) ect. einen erheblichen überregionalen Einzugsbereich haben.
Internationale Technoszenen und Reise - Mobiliät
Der nahtlose Besuch von Diskotheken in zum Teil weiter entfernte ,,Städte" während eines
Wochenendes, Fahrten in andere Bundesländer, insbesondere zum Zwecke des Besuchs von
,,In-Discos", ist typisch für die Mobilität der Szenezugehörigen. Diese Reisetätigkeit scheint
innereuropäisch und international unter Zugehörigen der Technoszene stark verbreitet zu sein.
Eine ausgiebige Betrachtung der Häufung von Unfällen unter Jugendlichen auf der Umge-
hungsstraße um Valencia und der Küstenautobahn No. 7 (Alicante, Valencia, Barcelona) hat
im Sommer 1993 zutage gefördert, daß der Grund für die Unfälle im ,,Technophänomen" lag.
[Jugendwerk der Deutschen Shell]
Wesentlich bedingt durch Schlafentzug und Drogenkonsum (synthetische Rauschsubstanzen
wie Amphetamine und Ecstasy) fuhren die jungen Autofahrer mit überhöhter Geschwindigkeit
auf dem ,,techno-highway" Valencia von einer Technodiskothek zur anderen.
Vergleichbare Einzelberichte über das Phänomen von Rave- und Technomusikbegeisterten
Jugendlichen, Raverkids ect. wurden ebenfalls vom:
- Adviesbureau Drugs in Amsterdam (August de Loor),
- MDTIC, Mersey Drug Training and Information Centre in Liverpool,
- Cobler Center in London (S. Mansfield), gemeldet. [Jugendwerk der Deutschen Shell]
Durch die Verschiedenartigkeit der Regionen in puncto Lebenseinstellung, gegebenen Ört-
lichkeiten zum Feiern etc., entwickeln sich verschiedene Verhaltensstrukturen.
Das Partyleben im ,,Modell Berlin"
Die Grundstruktur der Berliner Technoszene besteht aus ,,Techno-Großraumdiskotheken",
,,Techno-Clubs", ,,After-Hour-Bars" und ,,Fade-out" bzw. ,,Chill-Out-Clubs".
Die Tanzveranstaltungen in Techno-Großraumdiskotheken mit Platz für über 1000 Personen
oder um 500 Personen und TechnoClubs öffnen Freitagabends. Technodiskotheken dieser

25
Größe (,,E- Werk", ,,Pleasure Dom", ,,Magic Baloon", ,,Tresor", ,,Bunker" u. a.) sind parallel
sowohl freitags als auch Samstagnacht geöffnet.
Überwiegend Sonntagmittags haben ,,After-Hour-Bars", nachdem die größeren Diskotheken
schließen, geöffnet. Kleinere Technoclubs (,,Elektrokohle", ,,Turbine" u.a.) haben parallel zu
den großen TechnoDiskotheken auf. Einige gehen über in einen ,,Chill-out-Club". Wenige
öffnen nur an einem Tag (z.B."Turbine" als ,,Fade-Out-Club" am Sonntagvormittag bis Sonn-
tagabend). Zumeist dienen diese Clubs als ,,Auffanglager" für Raver, die meist aufgeputscht
von der Musik oder Drogen nicht zur Ruhe kommen können. Die Öffnungszeiten ändern sich
jedoch innerhalb kürzester Zeit in Abhängigkeit von Besitzerwechsel, Umbau etc.
Halblegale Technodiskotheken haben nur Montag vormittags oder stundenweise in der Woche
geöffnet.
Durch dieses ,,Partyimperium", zu dem während der Abfassung dieser Arbeit neue Clubs hin-
zukommen, andere wiederum geschlossen werden, ,,wabert" gewissermaßen die ,,TechnoPar-
tygemeinde" von dem ,,Mega-Ekstase-Erleben" in der TechnoGroßraumdisco über die kleine
,,TechnoParty" im schrillen Club-Ambiente bis in die gemütliche ,,After-Hour-Bar" oder in
den ,,Chill-Out-Club" von Freitagabend bis Sonntagabend.
Nach dem Ausklingen im ,,Fade-Out-Club" treffen sich ,,Technoparty-peers" nicht selten noch
in kleinen Gruppen zum ,,chill-out" im Wohnzimmer oder im Sommer in Schwimmbädern,
Parks und öffentlichen Plätzen.
Jedesmal sind es wenige Personengruppen und Grüppchen, die sich in immer neuen Konstel-
lationen innerhalb eines Wochenendes Freitag, Samstag, Sonntag als nomadisierende ,,Par-
tyfamilien" an wechselnden Orten zu Technopartys zusammenfinden. Manche steigen zwi-
schendurch aus, schlafen ein wenig und steigen dann wieder ein. In Berlin dauert die Wo-
chenendparty, mit einigen kurzen Unterbrechungen, durchschnittlich 48 Stunden.
Einzelne feiern drei Tage durch, ohne Schlaf wohlgemerkt.
,,Technoparty-peer-groups" machen das jahrelang, die Regel ist jedoch, daß sich alle einein-
halb bis zwei Jahre die nächtliche Szene neu mischt. Dauerausgänger halten ihre nächtlichen
Eskapaden zwei Jahre lang durch und schließen dann dieses Lebens-Kapitel ab und widmen
sich anderen Dingen. Ansonsten bilden sich Technoparty-peer-groups durch das regelmäßige,

26
allwochenendliche Zusammenkommen an verschieden Orten im ,,Technopartyimperium" oder
in seiner Miniaturausgabe in den TechnoProvinzen der Republik.
Sie bilden den sogenannten ,,Technoparty-Tribalstamm", dem inneren Bewegungskern der
Technoparty-szenen.
Mit diesem ,,Technoparty-Tribalstamm" sind informell und strukturell assoziierte Beziehun-
gen im Netzwerk kommerzieller und unkonventioneller Geschäftsinteressen zur Aufrechter-
haltung und Expansion des ,,Partyimperiums" fusioniert.
Für viele Zugehörige des ,,Technoparty Tribalstamms", der sich aus Teilen der ,, Technoparty-
peer-groups" rekrutiert, fallen Arbeitszeit und Freizeit phasenweise zusammen. Mit der Ex-
pansion und zunehmenden Popularität von Techno entstehen neue Tätigkeitsfelder und Ar-
beitsplätze.
Partyleben im Vergleich zu Berlin
In Leipzig kommen die Technopartyjugendlichen auf durchschnittlich 16 Stunden Partyver-
gnügen am Wochenende. Danach und zwischendurch trifft man sich privat oder ruht sich aus.
In Köln hingegen wird zwischen 16 - 32 Stunden gefeiert. Die Sperrstunde hat hier ihre Wir-
kung, doch in Köln feiert man, im Gegensatz zu Berlin, im kleineren Rahmen und auch privat.
Das Verhalten der Szene in der Mainmetropole Frankfurt ist der von Köln gleichzusetzen.
Ein Ablauf von exzessiven Partywochenenden unter Jugendlichen und Jungerwachsenen ähn-
lich der Technoszene im ,, Modell Berlin" konnten im kleineren Maßstab auch in Leipzig und
in Köln beobachtet werden.
Jede ,,Haltestation" wird für regelmäßige wie gelegentliche Besucher von Technodiskotheken,
Technoclubs, After-Hour-Bars und Fade-Out-Clubs zum temporär begrenzten ,,Durchlauf-
erhitzer" für Vergnügungs- und Entspannungsbedürftige, die für eine gewisse Zeit vom Nor-
malalltag durch Dauertanz völlig ,,abschalten" und neu ,,auftanken" wollen. Dieses Bedürfnis
ist in der Form weniger stark ausgeprägt unter Technoszene-Zugehörigen aus Leipzig und
Köln im Vergleich zu Berlin.
Prinzipiell kann sich jeder zu einem beliebigen Zeitpunkt in das Partyvergnügen einklinken
und wieder auskoppeln. Die Tendenz geht dahin, an einem Ort zu bleiben, so lange es gefällt.
Um das ,,Partyfeeling" zu erleben, braucht es jedoch in der Regel der Akklimatisierungs- und

27
Eintanzzeit. Diese liegt in der Regel zwischen 2-3 Stunden, dann beginnt durch die Monoto-
nie der TechnoMusik ein tranceartiger Effekt auf den Tänzer einzuwirken.
Die Techno-Party ist im wesentlichen Rausch- und Ekstaseerleben, bestimmt durch Dauertanz
in der Endlosschleife von Technomusik und durch die physisch / psychische Tiefenwirkung
des Ekstase- und Unterhaltungskonzeptes optisch / akustisch erzeugter Reizüberflutung. Be-
obachtet man die Interaktionen in einer Technodisco, so dürfte sich im Prinzip das immerglei-
che Bild bieten. Am Anfang gelten die normalen Regeln. Die Tanzfläche erscheint einer Zir-
kusmanege gleich, in der jedoch die Zuschauer tanzen. Den Part des Zirkusdirektors über-
nimmt der DJ (Diskjockey), er hat das Zepter in der Hand und lenkt die Masse durch sein mu-
sikkalisches Talent, Platten miteinander zu mixen.
Aber nicht nur der DJ alleine hat einen großen Einfluß auf die Tanzenden, auch die unsichtbar
dirigierenden ,,Light-Jockeys", zuständig für das Synchronisieren von Lichtquellen (Stro-
boskop etc.) mit den Schallwellen, die aus den Lautsprechern kommen, manipulieren die Va-
riablen, die die Tänzer in Ekstase versetzen.
Nach einigen Stunden treiben die Energiefelder unter den Tanzenden auf ein dynamisches
Zentrum zu, erzeugen Explosionen (Schreie, ekstatisches Tanzen und Hüpfen) und verteilen
sich wieder in veränderten Bewegungen kleiner Tanzgruppen.
Statt einer einzigen Vorstellung, beispielsweise als Zuschauer bei einem Pop- oder Rockkon-
zert, erleben die Tanzenden eines Raves mehrere Höhepunkte an einem Abend.
Einzelne Technopartyveranstaltungen bringen es, selbst für den Außenstehenden fühlbar, in
Großraumdiskotheken auf eine atmosphärische Dichte unter den musik- und tanzbegeisterten
Partygästen, die an kultisch/mystische Atmosphären gebannter Massen erinnert. Wie in Tran-
ce bewegen sich die Tanzenden oder stehen für einige Sekunden regungslos gebannt da, um
dann wieder in die klangliche Endlosschleife der wummernden Bassdrum einzutauchen.
Als Negativtendenz ist zu beobachten, daß viele beim Tanzen auf sich selbst zurückfallen,
sich geradezu autistisch auf der Tanzfläche bewegen. Zur Erzeugung der ,,Partystimmung"
bedarf es zudem meist massiver äußerer (gigantische Licht-Laser-Showeffekte etc.) und inne-
rer Impulse (Drogen), um die Menge ,,aufzuputschen".

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
1996
ISBN (eBook)
9783832404581
ISBN (Paperback)
9783838604589
Dateigröße
809 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Technische Universität Berlin – Unbekannt
Note
1,0
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Titel: Techno
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